||IfB, ETHZRechnergestützte Physik der Werkstoffe
Werkstoffmodellierung - Mikromechanik –Dr. F. Wittel
Rechnergestützte Physik der Werkstoffe @ IFB
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• Definieren was ein Stoffgesetz ist, wozu man sie braucht und einige Bedingungen kennen.
• Verstehen was Längenskalen in Materialien sind und einige typische Beispiele benennen.
• Erklären wie Simulationen auf der atomistischen Skala funktionieren (Grundannahmen)
• Möglichkeiten und Grenzen der Molekulardynamik erkennen
1. Grundlagen von Stoffgesetzen
2. Grössenskalen in Werkstoffen
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Stoffgesetze (Konstitutives Gesetz) = • Verhältnis zweier physikalischer Grössen (meist Tensoren) zueinander, dass
von der betrachteten Substanz abhängt und z.B. die Antwort des Materials (Dehnung) auf eine externe Kraft (Spannung) approximiert.
• Beinhalten die Summe aller Vorgänge (Mechanismen) im Material, die sich mechanisch auswirken.
• Unabhängig von der Form und Grösse eines Körpers aber gilt erst ab der Grösse eines Repräsentativen Volumen Elements (RVE).
• Grundlage der Elastizitäts– respektive Plastizitätstheorie und somit der Verformungsberechnung.
• Meist experimentell ermittelt und mit einfachen Funktionen approximiert.
Aber: Interaktion der Mechanismen führt auf ein komplexes System, dass nur im statistischen Mittel das Stoffgesetz wiedergibt.
Werkstoffsimulation zur numerischen Vorhersage von Materialstrukturen und –eigenschaften!
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Abhängige Variablen für thermo-mechanische Feldprobleme:Variable Symbol #Verschiebung uk(xm,t) 3
Spannung kl(xm,t) 6
Dichte (xm,t) 1
Temperatur (xm,t) 1
Wärmestrom qk(xm,t) 3
Spezifische innere Energie
U*(xm,t) 1
Spezifische Entropie
S*(xm,t) 1
Bilanz GleichungMasse 1
Impuls / Drehimpuls
3
Energie 1
, 0k k
, ( ) 0kl k l lf a *
,kl kl k kU d q r
Liste der Bilanzgleichungen
=16
=5• 6 Gleichungen für das Deformationsgesetz• 1 Gleichung für die spezifische innere Energie• 1 Gleichung für die spezifische Entropie• 3 Beziehungen für den Wärmstrom =11
Für ideales Material gilt somit:( , , , , , , , , ) 0kl k k mf u q U S x t
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Stoffgesetz (Zustandsgleichung): ( , , , ,..., ; , )ij kl ij kl mf T x t Abhängige | unabhängige Variablen
Vereinfachungen: Stoffgesetz ist unabhängig vonVorzeichen der Belastungsänderung (vollständig reversibel).Beanspruchungsart: Zug, Druck, Schub, die auch durch Biegung/
Torsion hervorgerufen werden können.Der Belastungsgeschichte ( Reihenfolge und Häufigkeit der
Belastungen seien egal)Der Belastungsgeschwindigkeit (alle Ableitungen nach der Zeit
verschwinden).Der Zeit und Temperatur (z.B. Alterung) ( ; )ij ij kl mx
Kontinuum Diskontinuum
Homogen Inhomogen
Isotrop Anisotrop
Gleiche Phase:
Gleiche Eigenschaft:
Richtungsunabhängig:
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Ceiiinosssttuu !
Ut tensio sic uis
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Thomas Young 1773-1829
.Spannung
constDehnung
E
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Unabhängige Variablen z.B. Raum und Zeit.Zustandsvariablen sind Variablen, die den Zustand eines Systems als Funktion der
unabhängigen Variablen, unabhängig von ihrer Geschichte ausdrücken. Beispiele sind Verschiebungsvektor u=(u1,u2,u3)= u (x,t) oder der Dehnungstensor e= u (x,t) /dt.
Kinematische Gleichungen werden verwendet um Grössen wie Dehnungen, Dehnungsraten, Rotationen unter Einfluss äusserer oder innerer Zwangsbedingungen zu bestimmen. Bsp.: Gleichung um Dehnungstensor aus Verschiebungsvektor zu bestimmen.
Zustandsgleichung Pfadunabhängige Funktion die den aktuellen Zustand des System als Funktion der Werte der abhängigen Variablen ausdrückt. Bsp: Hook‘schesGesetz verbindet Zustandsvariable 'Dehnung' mit Zustandsgrösse 'Spannung‚.
Evolutionsgleichung Pfadabhängige Funktion, die die Evolution einer Grösse als Funktion der Änderung der Werte der unabhängigen Variablen ausdrückt. Bsp: Newtonsche Bewegungsgleichung für Partikel.
Physikalische Parameter Zustandsvariablen in den Zustandsgleichungen werden über Parameter gewichtet. Bsp: Elastizitätsmodul.
Rand- und Anfangsbedingungen
z.B. kinematische RB, Felder, etc.
Numerische Algorithmen oder analytische Methoden
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Prinzip der Kausalität
Prinzip des Determinismus
Prinzip der Äquipräsenz
Prinzip der materiellen Objektivität
Prinzip der materiellen Symmetrie
Prinzip der lokalen (Wechsel)Wirkung
Prinzip der nachlassenden Erinnerung
Prinzip der thermodynamischen Zulässigkeit
Grundprinzipien zur Aufstellung von Materialgleichungen
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Die Bewegung des Körpers und seine Temperatur sind der ursächlicheGrund für sein Verhalten, alle anderen physikalischen Grössen hängendavon ab:
1 Prinzip der Kausalität:
Die Bewegung u und die Temperatur J der materiellen Punkte xm des Körpers werden als selbstverständlich messbare Grössen in jedem thermomechanischen Vorgang angesehen. Alle anderen Grössen, die nicht aus der Bewegung und der Temperatur abgeleitet werden können, jedoch im 2. Hauptsatz der Thermodynamik auftreten, werden als abhängige konstitutive Variablen bezeichnet.
uk(xm,t)(xm,t)
kl(xm,t)qk(xm,t)
S*(xm,t)
U*(xm,t)
Spannungen,Wärmeflussvektor,Spezifische innere EnergieSpezifische Entropie
VerschiebungTemperatur
Unabhängige konstitutive Variablen Abhängige konstitutive Variablen
Grundprinzipien zur Aufstellung von Materialgleichungen
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2 Prinzip des Determinismus:Alle abhängigen konstitutiven Variablen in einem materiellen
Ausschnitt sind durch die Geschichte der unabhängigen Variablen im Körper bestimmt.
uk(xm,t)(xm,t)
kl(xmh, xm,t)
qk(xmh, xm,t)
S*(xmh, xm,t)
U*(xmh, xm,t)
Spannungen,Wärmeflussvektor,Spezifische innere EnergieSpezifische Entropie
VerschiebungTemperatur
Unabhängige konstitutive Variablen Abhängige konstitutive
Variablen, h für die Geschichte3 Prinzip der Äquipräsenz:
In allen Stoffgesetzen wird zunächst der gleiche Satz unabhängiger konstitutiver Variablen zugelassen.
Grundprinzipien zur Aufstellung von Materialgleichungen
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4 Prinzip der materiellen Objektivität:Die Stoffgesetze ändern sich nicht, wenn sich das Bezugssystem des
lokalen Beobachters durch eine beliebige Starrkörperbewegung unterscheidet, bzw. wenn der Bewegung des materiellen Ausschnitts eine beliebige Starrkörperbewegung überlagert wird.
5 Prinzip der materiellen Symmetrie:Die konstitutiven Gleichungen sind unabhängig in Bezug auf die
Transformationen der materiellen Koordinaten aus der Symmetriegruppe des betrachteten Materials.
6 Prinzip der lokalen Wirkung:Die abhängigen konstitutiven Variablen in einem materiellen Aus-
schnitt werden nur durch die Werte der unabhängigen konstituti-ven Variablen in der näheren Umgebung des Ausschnitts bestimmt. Ist dies ausschliesslich die differentiell nahe Umgebung, so heisst das Material «einfach».
Grundprinzipien zur Aufstellung von Materialgleichungen
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7 Prinzip der nachlassenden Erinnerung:
Die Werte der konstitutiven Variablen in grösserer zeitlicher Entfernung beeinflussen die Momentanwerte der konstitutiven Funktionen nicht wesentlich.
8 Prinzip der (thermodynamischen) Zulässigkeit:
Alle konstitutiven Gleichungen müssen konsistent, d.h. verträglich mit den grundlegenden Aussagen der Kontinuumsmechanik sein, wie:
Massenerhaltung,Erhaltung der Bewegungsstösse,Drehimpulserhaltung,Energieerhaltungssatz (1. Hauptsatz der Thermodynamik)Entropiesatz (2. Hauptsatz der Thermodynamik).
Grundprinzipien zur Aufstellung von Materialgleichungen
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Zug
Druck
Biegung
Schub
Torsion
Ingenieurspannungen
0/ AFF Last senkrecht zum
ProbenquerschnittA0 Querschnittsfläche
senkrecht zur Last
Ingenieurdehnungen
0/ llDl Längenänderungl0 Anfangslänge
Zug
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Unregelmässige, inhomogene, mikrostruk-turierte, komplexe, multi-Phasen Materialien
Materialien unter der Lupe: Mikrostrukturen
Kontinuums-Mikromechanik!
( )
( )
i
el m
Ec
E
Phasenkontrast:
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DiskontinuitätHomogenität
Ingenieuranwendungen
MaterialwissenschaftenAngewandte MechanikBruchmechanik
QuantendynamikMolekulardynamik
PartikelmodelleKontinuumsmodell
DEM
Skalen in Raum und Zeit
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Material reagiert auf Umweltänderungen auf unterschiedlichen Skalen, die miteinander interagieren (Mechanismen).
Multiskalenansätze versuchen den Einfluss feinerer Skalen zu berücksichtigen.
Komplexes Materialverhalten.Das traditionelle wissenschaftliche
Instrumentarium aus Theorie und Experiment stösst rasch an Grenzen.
Beispiel Textilbewehrte BetonschaleSkalen Beispiel:
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Einfache Regeln komplexes Verhalten
Einfache Regeln
Struktur mit Unordnung
Lokale Wechselwirkungen(dynamisch)
Grosse Zahl Elemente
Nichtlinearität
Geschichte
Komplexität auf kleinen Skalen
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AttraktorenPhasen-übergängeEmergenz
Selbst-organisation
Pfadab-hängigkeit
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• Definieren was ein Stoffgesetz ist, wozu man sie braucht und einige Bedingungen kennen.
• Verstehen was Längenskalen in Materialien sind und einige typische Beispiele benennen.
• Erklären wie Simulationen auf der atomistischen Skala funktionieren (Grundannahmen)
• Möglichkeiten und Grenzen der Molekulardynamik erkennen
3. Modellierung und Simulation
4. Simulationen auf atomistischer Skala
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The o
rie
Exp
e ri m
ent
Si m
ulat
i on
Simulation als „dritte Säule“ der Wissenschaft.Erweitert heute fast jedes Wissenschaftsfeld.Wichtiges Werkzeug zum Verständnis komplexer Systeme.
Simulation im Spannungsfeld vonInformatik, angewandter Mathematik,Ingenieur- und Naturwissenschaften.Interdisziplinäres denken und arbeiten notwendig.
Simulationstechniken für Werkstoffe
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phänomenologische,theoretische, konzeptionelle Arbeit.
Anwendung des Programms mit - Rand- und Anfangsbedingungen,- realen Parametern.
ImplementierungModellierung Simulation
• sind Hauptinstrumente der modernen Wissenschaft.• helfen die komplexe Umwelt begreifbar zu machen.• sind immer nur Abstraktionen der Realität reduzierte Komplexität.• werden in einem iterativen Prozess generiert.
Modelle …
kinetisch, statischPfadabhängigkeit
Grundprinzip, Phänomenologisch, EmpirischBeschreibungsart
deterministisch, stochastich/probabilistisch, statistischVorhersage
Kontinuum, PartikelRäumliche Diskretisierung
ein-, zwei-, dreidimensionalRäumliche Dimension
makro-, mikro-, meso-,nanoskopischGrössenskala
ModelltypEigenschaft
Klas
sifiz
ieru
ng
Klassifizierung
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Fall: Struktur-Eigenschaft Beziehung auf molekularer / atomarer Ebene• Molekulare Simulation (Molecular Dynamics (MD))• Molekulares Modellieren (molecular modeling) / Chemische Reaktionen• Atomgenaue Simulation (atomistic simulation) / Quantenmechanik• Monte Carlo Simulation / Statistische Mechanik
Simulationstechniken der Nano-Mikro-Skala
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Experimente erlauben heute kaum Zugriff auf Informationen von molekularer Ebene.
MD erlaubt Einblicke, die experimentell noch nicht möglich sind. Simulationen zeigen ein Abbild der molekularen Struktur und Dynamik.
MD Simulationen können verwendet werden um:• Eigenschaften neuer Materialen vorherzusagen, die noch nicht
synthetisiert sind.• Mechanismen in Materialien auf molekularer Ebene zu untersuchen• zur Validierung gröberer Modelle. MD mächtiges Werkzeug mit unterschiedlichen Verfeinerungsstufen in Bezug
auf Physik und Numerik.Aber:
Zugängliche Simulationsfenster heute ca. 10ns, max. 109 Teilchen, kürzer als viele Vorgänge; 1010 mal kleiner als Laborgrössenskalen.
Molekulardynamik - Möglichkeiten
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Deterministische Methode: Zukünftige Systemzustände können aus aktuellem Zustand vorhergesagt werden.
Lösung der Newtonschen Bewegungsgleichung:Alternativ: Lösung der klassischen Hamilton-Funktion :
Lösung über FDM wie Leap-Frog, Verlet oder PKV.
Kraft auf ein Atom ist konstant während eines Zeitintervals.Beschleunigung über Summe aller Kräfte auf ein Atom.Kräfte werden über Potentialfunktionen berechnet.
Alles hängt von Potentialfunktionen ab!
F ma
2
1
( , ) ( ); ; 2
Ni i
i i i i i ii i i i i
P pH HH p r V r p f r
m r p m
MD – Wie geht das?
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MD: Potentialfunktionen
Interaktion der Atome über Potentialfunktionen Interaktion ohne BindungElektrostatische Van der WaalsKräfte: Kräfte:
Lennard-Jones Energie:
12 612 6
4 2m mr rV
r r r r
12 6
ij ijLJ
i j ij ij
B AV
r r
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Interaktion der Atome über PotentialfunktionenInteraktion über Verbindungsenergie:Dehnung:
Biegung:
Torsion:
V-Stellung von Flächen:
MD: Potentialfunktionen
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Viele in Werkstoffen gültigen Gesetze werden als Differentialgleichungen formuliert.
Herleitung und Lösung von DGLs ist somit häufigste Aufgabe.Bsp. Bewegungsgleichung (DGL 2. Ordnung):
2
2
( )( , )i
i
d r tm F r t
dt
MD: DGLs - Lösungsverfahren
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Einfaches numerisches Verfahren zur Lösungsapproximation von ODE/PDEs (L. Euler).
Effiziente, leicht implementierbare Methode für einfache Gebietsformen.
Grosse Vielzahl unterschiedlicher FDM Varianten.Direkte Approximation aller auftretenden Ableitungsterme
durch Finite Differenzen (kleine Intervalle h).
MD: DGLs – Lösungsverfahren - FDM
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DGL wird an jedem Gitterpunkt approximiert.Differenzen ersetzten Ableitungen. Differenzenausdruck mit Knoten- und Nachbarkontenwerten.
Reguläre, nicht-reguläre oder affine Gitter für komplexe Geometrie.FDM ist Gitterverfahren.
Dirichlet-RB: Werte auf Randkonten werden gesetzt.Neumann-RB: Normalenableitungen der gesuchten Funktion werden gesetzt (Zu-/Abluss).
MD: DGLs – Lösungsverfahren - FDM
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Vielzahl der FDM unterschiedlicher Ordnung ist über Taylor-Reihenentwicklung herleitbar.
( )(0)
0
( )( ) ( ) ( )
!i
i
f xf x f x x x
Entwicklung an der Stelle xi-1 und xi+1:
2 3( )
1
2 3( )
1
( ) ( ) ( ) ( ) ( ) ( ) ... ( ) ( ),2! 3! !
( ) ( ) ( ) ( ) ( ) ( ) ... ( ) ( )2! 3! !
nn
i i i i i i n i
nn
i i i i i i n i
x x xf x f x f x x f x f x f x f x R x
n
x x xf x f x f x x f x f x f x f x R x
n
Bsp. 1: Umstellen und vernachlässigen von Termen höherer Ordnung und Rest Vorwärts und Rückwärtsdifferenzenquotient 1. Ordnung
Bsp. 2: Subtraktion zentraler Differenzenquotient 1. Ordnung
Bsp. 3: Addition zentraler Differenzenquotient 2. Ordnung
MD: DGLs – Lösungsverfahren - FDM
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Güte: (Abweichung der approximierten von der exakten Lösung)1. Rundungsfehler: Folge der Vernachlässigung von Termen höherer
Ordnung sowie des Resttems (Abbruchfehler).2. Diskretisierungsfehler: Folge der Unterteilung der Problemdomäne
durch das Gitter ~ Gitterweite. Diskretisierung = Ersetzen kontinuierlicher Größen durch bekannte Ansatzfunktionen und unbekannte Größen an einzelnen, diskreten Punkten (=Knoten).
3. Stabilität: verstärken sich Fehler während der Berechnung oder nicht.4. Vereinfachte geometrische Repräsentation.
MD: DGLs – Lösungsverfahren - FDM
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Bsp: Einfaches Anfangswertproblem u‘(t)=f(u,t)
Euler Verfahren:Bestimmen der lokalen Tangente am Punkt ti
1( ) mit ( ) ( , )i ii i i i
u udu dut t f u t
dt h dt
1 ( , )i i i iu u h f u t Vorwärts oder explizites Euler Verfahren (Euler-Cauchy-Verfahren)
1 1 1( , )i i i iu u h f u t Rückwärts oder implizites Euler Verfahren (aufwändiger aber stabiler)
MD: DGLs – Lösungsverfahren - FDM
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Wie Euler Verfahren nur höhere Genauigkeit durch zentralen Differenzenquotient (höherer Ordnung)
Berechnen der Geschwindigkeiten des Halb-Zeitschritts (t+dt/2) aus der Beschleunigung des aktuellen Zeitschritts t:
Bestimmen der Positionen beim nächsten Zeitschritt:
t-t/2 t t+t/2 t+t t+3t/2 t+2t
v X
2 ( 2) ( )v t dt v t dt a t dt
t+t t+3t/2 t+2t
( ) ( 2)x t dt x t v t dt dt
Bsp: Einfaches Anfangswertproblem u‘‘(t)=f(u‘,u,t)
Leap‐Frog Verfahren:
v X v X v X
MD: DGLs – Lösungsverfahren - FDM
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Verlet Verfahren:2
2 2
1 1[ ( ) 2 ( ) ( )] ( )d ri r t h r t r t h F ti i i idt h m
21 1 2 /n n n nr r r F h mi i i i
1 1( )/2n n nv r r hi i i
Von ri0 und ri
1 ausgehend werden alle nachfolgenden Positionen berechnet.
Geschwindigkeiten zur Berechnung der kinetischen Energie:
!!! Geschwindigkeiten sind 1 Schritt zurück. Lösung:
Mit tn=nh; ri=ri(tn); Fin=Fi(tn) folgt
1nir
1. Bestimme die Positionen ri0 und ri
1
2. Rechne Kräfte beim Zeitschritt n: Fin, n=1,2,…
3. Rechne Positionen zum Zeitschritt (n+1)
4. Rechne Geschwindigkeiten bei n, inkrementierte danach n und wiederhole 2.
Bsp: Einfaches Anfangswertproblem u‘‘(t)=f(u‘,u,t)
MD: DGLs – Lösungsverfahren - FDM
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Problem: Algorithmus startet nicht von selbst ri0 und ri
1 sind erforderlichIst vi
0 bekannt ri1=ri
0+hvi0+Fi
0h2/2mEs gilt:
1. Bestimme die Positionen und Geschwindigkeiten ri1 und vi
1
2. Rechne Kräfte beim Zeitschritt n: Fin, n=1,2,…
3. Rechne Positionen zum Zeitschritt (n+1)
4. Rechne Geschwindigkeiten bei (n+1), Inkrementierte n und wiederhole 2.
• Positionen und Geschwindigkeiten im selben Schritt berechnet (Kinetische und potentielle Energie des selben Schritts).
• Höhere numerische Stabilität, da Geschwindigkeit nicht mehr als über Differenz zweier fast gleich grosser Zahlen bestimmt wird (Rundungsfehler).
• Mit ordentlichen h gilt beim Verlet Algorithmus Energieerhaltung.
FDM – Verlet Verfahren - Geschwindigkeitsform
1 2
1 1
/ 2
( ) / 2
n n n ni i i i
n n n ni i i i
r r hv F h m
v v h F F m
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Prediktor: Positionen und zeitliche Ableitung bis zu einer Ordnung q bei Zeit t werden zur Vorhersage der gleichen Grössen bei t+1 verwendet.
Kraftberechnung: Kraft wird aus Gradient der potentiellen Energie bei der vorhergesagten Position berechnet. Abweichung der daraus folgenden Beschleunigungen von den vorhergesagten bilden die “Fehlergrösse”.
Korrektor: Die Fehlergrösse wird zur Korrektur der Positionen und ihrer Ableitungen verwendet. Alle
Korrekturen sind proportional zur Fehlergrösseund einem Proportionalitätskoeffizienten (magic number) für maximale Stabilität des Algorithmus.
FDM Predictor-Korrektor Verfahren (PKV):
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Prediktorschritt: explizites Eulerverfahren
Korrektorschritt: impliziter Algorithmus
Gute Genauigkeit. GEAR PKV 5. Ordnung benötigt mehr Rechenaufwand und Speicher als
Verlet aber dafür nur eine Kraftberechnung pro Zeitschritt (Verletbraucht 2).
Wichtige Algorithmen in der Molekulardynamik, Fluiddynamik, zur Berechnung von Partikeltrajektorien, Simulation von Diffusionsprozessen etc..
1 ( , )pi i i iu u h f u t
1 1 1( , )pi i i iu u h f u t
Bsp: Einfaches Anfangswertproblem u‘(t)=f(u,t)
FDM Predictor-Korrektor Verfahren (PKV):
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Satz von Partikel FHG z.B.
Zeitliche Ableitungen:
Prediktor:
Korrektor:
1. Ordnung: 2. Ordnung:
FDM Gear PKV 5. Ordnung
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Gleichungen 1. Ordnung:
Gleichungen 2. Ordnung:
Gear PKV- 5. Ordnung:
FDM Gear PKV 5. Ordnung «magic numbers»
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FDM 2. Ordnung. Werte von f(u,t) werden in ti und ti+1 gemittelt:
Entspricht Entwicklung mit Ableitung bei t1 für die erste Hälfte und der Steigung bei ti+1 für zweite Hälfte.
Akkurates Schema für kleine Zeitschritte jedoch aufwändig. PKV mit explizitem Euler Prediktor und CNV Korrektor.
Runge-Kutta Verfahren
1 1 1( , ) ( , )2i i i i i ihu u f u t f u t
Bsp: Einfaches Anfangswertproblem u‘(t)=f(u,t)
FDM Crank-Nichelson Verfahren (CNV):
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Simulationsverlauf
Anfangskonfiguration setzen.
Anfangsgeschwindigkeiten setzen.
Im thermodynamische Gleichgewicht ist der Wert der kinetischen Energie des Systems bei Temperatur T.
TkNvmE B
N
iiikin )3(
2
1
2
1 3
1
2
Temperatur kann also über normalverteilte Geschwindigkeiten vi mit Mittelwert 0 und Standardabweichung kBT/mi eingestellt werden.
2 Bi
i
k Tv m
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Applet
http://physics.weber.edu/schroeder/software/mdapplet.html
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Problem 1: Verbindungsinteraktion: lokal skaliert O(N)Interaktion ohne Bindung: nichtlokal skaliert O(N2)
Molekulardynamik: Potentialfunktionen
12 6
, , 0
24
ij ij i jNB ij
i j nonbonded i j nonbondedij ij ij
R R q qV
r r r
Lösung:Reduzierung der Rechenzeit über cut-off von VNB mit cut-off Distanz <1/2 L.
Unterschiedlichste Cutt-Off-Schemata im Einsatz.
Beispiel: cut-off bei konstantem Abstand rcut. Vorteil: Einfach, speed-up enormNachteil: Diskontinuität in Energie.
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Problem 2:Potentialfunktionen meisst nur für einen gewissen Temperaturbereich gültig.
Bsp: Si > 30, H2O>100 unterschiedliche vorgeschlagene und stückweise gültige Potentialfunktionen.
Molekulardynamik: Zeitintegration
Zu klein: sehr kleines Zeitfenster
Zu gross: instabil
Übliche Zeitschritte:Translation 10 fsFlexible Moleküle und
feste Verbindungen 2fsFlexible Moleküle und
Verbindungen 1fs =10-15s
Problem 3:Wahl des Zeitschritts:
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Problem 4: Randbedingungen Ziel:• Unendlich grosse Systeme mit einer kleinen Zahl Partikel. • Keine Oberflächen- und Randeffekt.
Molekulardynamik: Randbedingungen
Periodische Randbedingungen:- blaues System wird gerechnet.- umgebende Boxen sind exakte
Kopien mit allen Zustandsgrössen.- wenn ein Atom die Simulationszelle
verlässt, wird es von einem anderen mit exakt den gleichen Eigen-schaften und Zuständen an der gegenüberliegenden Zellseite ersetzt.
- Partikelzahl und Energie wird erhalten.
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Molekulardynamik: Beispiele
Ausbildung von Nanodrähten unter Zugbelastung fürGoldatome. Farben = potentielle Energie in Simulationseinheiten
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Martensitbildung (krz) aus der austenitischen Phase (kfz) für kubische Fe-Ni Nano-Partikel (Halbmodell).
Schnelle Abkühlung. Umwandlung beginnt an Kanten und wächst ins innere mit nadelförmigen Mustern.
Endgültige Struktur ist stark verspannt. ( Härtung)
106Atome (=24nm), 67.5ps.
Molekulardynamik: Beispiele
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Versetzungsdynamik - MetallvorlesungErinnerung: Versetzungen als Träger plastischer Verformungen:
Stufen-versetzung
Schrauben-versetzung
Druck
Zug
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Mikrostruktur Materialeigenschaften?
Klinker – Eigenschaften der Bestandteile
Tricalciumsilikat (Alit), kurz C3S (3 CaO · SiO2) Dicalciumsilikat (Belit), kurz C2S (2 CaO · SiO2) Tricalciumaluminat, kurz C3A (3 CaO · Al2O3) Tetracalciumaluminatferrit, kurz C4AF bzw. C4(A,F) (4 CaO · Al2O3 · Fe2O3) und
C2(A,F).
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Klinker – Eigenschaften der Bestandteile
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ijkl
ijklφ
ijkltorsions φk
φE )3cos1(2
)(
Verbindungsinteraktionen
20)(
2)( rr
krE ij
ij
ijijbonds
ijkijk
ijkijkangles θθ
kθE 2
0 )(2
)(
TorsionVerbindungs-potential
Winkelpotential
ij ijijijvdW r
r
r
rεE
6
0
9
0 32
Elektrostatische Kräfte
ij ij
jiCoulomb r
qqE
04
Klinker – Aktive Bestandteile des Kraftfeldes
Kraftfeld (englisch: force field) eine Parametrisierung der potentiellen Energie
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H. Heinz, T. Lin, R. K. Mishra, Langmuir 2013
Röntgendiffraktion(Gitterstruktur)
Atomladungen
LJ und Verbindungs-parameter
Verifikation von Dichte und Geometrie
Atomtypen
C3S
R. K. Mishra, R. J. Flatt, H. Heinz, J. Phys. Chem. C 2013
Endgültige Kraftfeldparameter
Klinker – Bestimmung der Kraftfeldparameter
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• KompressionsmodulV
PVK
• E-modul:
• Querkontraktionszahlen:xx
yyyx
yy
xxxy ε
εν,ε
εν
Eigenschaft Experimenta Rechnungc
Kompressionsmodul, GPa 104 ± 8 105 ± 3, 102.9b
E-Modul, GPa 135 ± 7 137 ± 3Querkontraktionszahl 0.285 ± 0.01 0.29 ± 0.03
a Moon et al., J. Am. Ceram. Soc., 2012. b Manzano et al., J. Am. Ceram. Soc., 2009 c R. K. Mishra, R. J. Flatt, L. Fernandez-Carrasco, H. Heinz, Dalton Transactions 2014 (In press)
Klinker – Bsp. Eigenschaften von C3S
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• Definieren was ein Stoffgesetz ist, wozu man sie braucht und einige Bedingungen kennen.
• Verstehen was Längenskalen in Materialien sind und einige typische Beispiele benennen.
• Erklären wie Simulationen auf der atomistischen Skala funktionieren (Grundannahmen)
• Möglichkeiten und Grenzen der Molekulardynamik erkennen
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