Vorlesung: Geburtskunde und Geburtshilfe GroßtierSommersemester 2007, 6. Fachsemester
- Physiologie des Puerperiums
2007 AGTK Wehrend
Definition
Puerperium: lat. puerperium, Kindbett, Niederkunft, GeburtZeitraum von der Geburt bis zur Rückbildung der graviditätsbedingten Veränderungen
Lochien: gr. locheia WöchnerinWochenfluss, Uterusinhalt post partum, der aus Blut, Fruchtwasserresten und Wundsekret bestehtist immer bakteriell kontaminiert
abbindend
geruchsneutral
ohne (mit wenig) korpuskulären Bestandteilen
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Puerperium
Anforderungen an das Muttertier
- Laktation
- Brutpflegeverhalten
- Nahrungsumstellung
- „sozialer Stress“ (Umstallung u. a.)
- endokrine Umstellung
- Involution der Geschlechtsorgane
- Anlaufen der Ovarfunktion (nicht bei Tieren mit Laktationsanöstrus)
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Laktation
Laktationskurven zweier Ziegen Laktationskurven zweier Kühe
Laktationskurve einer Sau
Aus: Wendt et al., 1994
Laktationskurve einer Warmblutstute 2007 AGTK Wehrend
Laktation
Laktation bedeutet: - eine zusätzliche Körperleistung - es kommt zu einer Erhöhung des Bedarfs an Energie und
Nährstoffen - Anforderungen an Fütterung und Tränke - Krankheitsanfälligkeit der laktierenden Mamma
Laktationskurve einer Hündin
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Für Störungen prädisponierend wirken
- Mangelversorgung- Fütterungsfehler vor der Geburt (Trockenstehphase)- subklinische Erkrankungen- Rückgang der Nahrungsaufnahme im peripartalen Zeitraum
Aus: Steinwidder und Wurm, 2005
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Brutpflegeverhalten
Burtpflegeverhalten bedeutet: - sozialer Stress - Schutz, Ernährung, Artprägung - Besonderheiten Milchkuh: frühe Trennung von Mutter und
Neonat
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Nahrungsumstellung
- Veränderung der Platzverhältnisse im
Abdomen- Erhöhung der Energiezufuhr- Wiederkäuer: Vorbereitung des Pansens
auf die Veränderung der Rationszusammensetzung
Vorbereitungsfütterung: - Gestaltung der Fütterung gegen Ende der Trockenstehzeit so,
dass sich die Pansenschleimhaut auf die steigenden Konzentrationen von Butter- und Propionsäure adaptieren kann.- Merke: Je höher die Schleimhautoberfläche, desto höher
die Resorption von flüchtigen Fettsäuren
- Vor der Geburt sollten die gleichen Futtermittel wie zu Beginn der Laktation verfüttert werden.
Aus Bostedt, Dedie, 1996
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„Sozialer“ Stress
- Tiere werden um den Geburtszeitraum häufig mehrmals aus
ihren sozialem Gefüge gerissen und in neue Gruppe integriert.
Trockenstehergruppe Abkalbebox Laktierende Gruppe
- Signifikanter Zusammenhang zwischen hierarchischer Stellung und Krankheitshäufigkeit
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Endokrine Umstellung
- Abfall der Progesteronkonzentration vor der Geburt
- abrupter Abfall der Östrogenkonzentration
- relativ hohe Glukokortikoidkonzentrationen
- hohe Prostaglandinkonzentration
Hohe Glukokortikoidkonzentrationen werden mit einer erhöhten Krankheitsanfälligkeit im peripartalen Zeitraum in Verbindung gebraucht.
Beispiel: Gefahr der Reaktivierung latenter Herpesvirusinfektionen
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Involution der Geschlechtsorgane
- Reorganisation des Zervikalkanales- relativ schnell: Schutzfunktion- Zervikalkanal bleibt jedoch noch lange passierbar: Drainage
- Ausstoßung/Resorption der Lochien- exsudatives Puerperium: Rind- resorptives Puerperium: Pferd
- Verkleinerung des Uterus und der Adnexe- wird klinisch zur Einteilung des Puerperiums herangezogen
- Wundheilung- Umfang ist abhängig vom Plazentationstyp
- Elimination von Bakterien aus dem Uterus
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Reorganisation des Zervikalkanales bei der Kuh
Reorganisation des Zervikalkanales bei zehn Kühen2007 AGTK Wehrend
Involution des Uterus bei der Kuh
-in den ersten 2-3 Tagen ist der Uterus gut kontrahiert
- kurze Phase der relativen Atonie- Elimination der Bakterien aus dem
Cavum uteri dauert etwa 6 Wochen.
Positive Einflüsse auf die Involution:- Bewegung- Ernährung- ovarielle, endokrine Aktivität
1. Tag post partum
4. Tag post
partum
8. Tag post
partum
14. Tag post
partum Aus: Grunert, 1993
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Involution des Uterus bei der Kuh
Zaremba, 1990
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Ovarielle Aktivität der Kuh post partum
Initiale post partale Azyklieperiode
Übergangsphase
Zyklische Ovarfunktion
Anlaufen der zyklischen Ovarfunktion post partum ist ein großes Problem in den Milchviehherden.
Pathologische postpartale
Azyklie
- Follikelatresie- Follikelzysten- verkürzte Zyklen- verminderte Gelbkörperfunktion
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Ovarielle Aktivität der Kuh post partum
Initiale postpartale Azyklieperiode
- Hemmung der gonadotropen Hypothalamus-Hypophysen-Funktion
- Reduktion der pulsativen LH-Freisetzung schon während der Gravidität
- Verminderte Ansprechbarkeit der Hypophyse auf GnRH- Stimulation p. p. in Hinblick auf LH-Ausschüttung (nicht FSH)
- Bei Mutterkuhhaltung oft verlängerte Azykliephase, wohl durch saugreizvermittelte Ausschüttung von Opiaten (nicht Prolaktin)
- Keine/geringe Einflüsse der Haltung und Fütterung auf den Laktationsanöstrus
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Ovarielle Aktivität der Kuh post partum
Zyklische Ovarfunktion - setzt ein, bevor Regeneration des Uterus abgeschlossen ist
- uterine Synthese von Prostaglandinen notwendig
- relativ häufig Follikelatresie oder Zystenbildung
- erste Zyklen häufig unauffällig und verkürzt
- Die sichtbare Zyklizität beginnt häufig mit dem Ende der negativen Energiebilanz.
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Puerperium beim Pferd
- Zervix ist schnell wieder formiert, kann jedoch leicht passiert werden - ungleich Kuh
- histologische Involution bis zum 14. Tag post partum abgeschlossen
- Elimination der Bakterien aus dem Cavum uteri innerhalb von 14 Tagen
- rasch einsetzende ovarielle Aktivität (5 – 18 Tage post partum) Fohlenrosse
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Puerperium beim Schaf
- Zervix meist 24 Stunden post partum nicht mehr zu passieren
- Nach 3 bis 4 Wochen hat der Uterus sein ursprüngliches Gewicht und seine prägravide histologische Struktur wieder erreicht.
- nur geringer Lochialfluss, der häufig übersehen wird
- Ende des Lochialflusses spätestens 3 Wochen post partum
- aufgrund saisonalem Anöstrus relativ lange Zeit bis zur nächsten Bedeckung
Hauser, 2000 2007 AGTK Wehrend
Laktationsanöstrus
Definition:- Unterdrückung ovarieller Aktivität während der Laktation
Mechanismus:- Durch den Saugreiz vermittelt kommt es zu einer Hemmung der
LH-Sekretion
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Puerperium beim Schwein
Rückbildung des Uterus
- Involution des Uterus ist nach 21. Tagen makroskopisch und histologisch abgeschlossen
Aus: Vergera, 2003
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Puerperium beim Schwein
Hormonelle Veränderungen- Absetzen- Abfall der Prolaktinkonzentration- Zunahme der GnRH-Impulse- innerhalb von 8 -12 Std. steigt der LH-Spiegel an- Anregung des Follikelwachstums - individuell- Zunahme der Östrogenkonzentration- Absetzen zum Zeitpunkt der Geburt führt häufig zur
Zystenbildung
Eintritt der ersten Rausche nach dem Absetzen- tritt innerhalb von 4 – 8 Tagen nach dem Absetzen auf - Je früher die Rausche eintritt, desto länger dauert sie.- Das gleichzeitige Absetzen führt zur Östrussynchronisation.
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Fragen
- Beschreibe das ungestörte Puerperium beim Rind?
- Beschreibe das ungestörte Puerperium beim Schwein, Pferd und Schaf?
- Was wird unter dem Laktationsanöstrus verstanden?
- Warum kommen Störungen der Ovarfunktion beim Rind im Puerperium so häufig vor und wie lassen sich diese diagnostizieren?
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