Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 1
Referat Energie-Apéros Aargau
Januar 2017
Schweizer Wasserkraft –
Auslaufmodell oder Zukunftsmusik?
Roger Pfammatter, SWV
[Testanlage Windturbine am Nufenenpass; Bild: Swiss Winds]
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 2
SWV = Fach- und Interessenverband der Wasserwirtschaft Gegründet: 1910; Fokus: Wasserkraft und Hochwasserschutz, finanziert v.a. durch
Mitglieder, primär mittlere und grosse Wasserkraftproduzenten (~ 90% CH-Produktion WK)
Kurzporträt SWV (1/2)
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 3
Webseite
www.swv.ch
Fachzeitschrift
«Wasser Energie Luft»
Kurzporträt SWV (2/2)
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 4
Schweizer Wasserkraft –
Auslaufmodell oder Zukunftsmusik?
I. Rolle der Wasserkraft gestern und heute
II. Entwicklung in der Energie- (Strom-) Strategie
III. Herausforderungen der Zukunft
IV. Fazit
Inhalt
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 5
Wasserschloss Schweiz
P = ρ·g·Q·H P [kW], Q [m3/s], H [m]
Schweiz verfügt über viel Wasser und Gefälle = erneuerbare Energiequelle Nutzbare hydromechanische Leistung P ist das direkte Produkt von Nutzwassermenge Q
(m3/s) x Nutzfallhöhe H (m) – CH mit langer Erfahrung in effizienter, zuverlässiger Nutzung
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 6
Wasserkraft seit jeher wichtigster energiepolitischer Trumpf der CH Industrialisierung vor allem mit Wasserkraft (statt Kohle); bis Ende 19. Jh. mechanische
Nutzung, dann innovative Entwicklung von Turbinen, Elektrizität und Übertragung
Wasserkraft: Wichtigster Trumpf
Oberschlägiges Wasserrad zum Antrieb einer Erz-
stampfe in Basel nach Kupferstich aus dem 16. Jh.
Fünfstrahlige Vertikal-Peltonturbine zur Strom-
produktion der FM Gougra in Chippis/VS im 21. Jh.
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 7 Eher rustikale Methoden bei Fundationsarbeiten fürs Stauwehr KW
Laufenburg am Hochrhein im Jahre 1912 (Sammlung KW Laufenburg)
Wasserkraft: Pionierleistungen im 19. und 20. Jahrhundert
Bau des KW Laufenburg am Hochrhein als damals grösstes Flusskraftwerk
der Schweiz, 1914 in Betrieb genommen (Sammlung KW Laufenburg)
Baustelle für den Staudamm des Lago di Lei der Kraftwerke Hinterrhein, ca. im
Jahre 1957 (KHR)
Drehstromanlage zur Stromübertragung über 175 km vom Zementwerk
Lauffen am Neckar bis nach Frankfurt, Zeichnung um das Jahr 1891
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 8
[Graphik: eigene Darstellung SWV; Datenquelle: BFE, 2016)
Wasserkraft: von der Pionierzeit zur Konsolidierung
100 Jahre Aufschwung der Wasserkraftnutzung Rasanter Zubau Wasserkraft v.a. 1950-1970, aufgrund ebenso rasantem Anstieg der
Nachfrage nach Strom; heute bei rund 90% des vorhandenen Ausbaupotenzials
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 9
[Karte: eigene Darstellung SWV, Daten 2016]
Heute liefern wenige grosse Anlagen fast die gesamte Produktion/Leistung 90% Produktion und 94% Leistung stammen von 14% Anlagen (186 Zentralen > 10 MW)
[98% Produktion und 99% Leistung stammen von 30% Anlagen (416 Zentralen > 1 MW)]
Wasserkraft: 90/10-Regel des Kraftwerkparks
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 10
Wasserkraft: Grundpfeiler der Versorgungssicherheit I
Entwicklung Stromverbrauch und Produktionsanteile 1950–2015 Wasserkraft bis ca. 1965 mit 100%, heute immer noch rund 60%-Anteil der CH-
Jahresproduktion (Rest im Wesentlichen: Kernkraft plus andere Thermische, PV/Wind)
[Quelle: Elektrizitätsstatistik 2015, BFE 2016)
WK 60%
PV 1.7%
Wind 0.2%
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 11
Stromversorgung ist mehr als Jahresproduktion – Monatliche Verteilung Monatliche Erzeugung und Verbrauch im Kalenderjahr; typischer Bedarfsüberhang im Winter
(Import) und Überschuss im Sommer (Export); Speicher-KW für Überbrückung im Winter
Wasserkraft: Grundpfeiler der Versorgungssicherheit II
[Quelle: Elektrizitätsstatistik 2015, BFE 2016]
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 12
Stromversorgung ist mehr als Jahresproduktion - Stündliche Verteilung WK liefert: Zu-/Abschaltbare Leistung, Saisonspeicher für Umlagerung vom Sommer in den
Winter, Stunden-/Tagesspeicher für Einlagerung überschüssiger Strom mit PSW
Wasserkraft: Grundpfeiler der Versorgungssicherheit III
1997
2015
Belastungsdiagramme Schweizer Stromnetz im Tages- und Monatsverlauf [Quelle: Elektrizitätsstatistik 1997 und 2015, BFE 1998 und BFE 2016]
Jan
Dez
Jan
Dez
0 Uhr
12 Uhr
24 Uhr
0 Uhr
12 Uhr
24 Uhr
MW MW
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 13
Wasserkraft: Beste Klima- und Umweltbilanz
Beste Gesamtumweltbilanz Bspl.: Kumulierter Energieaufwand pro
kWh für verschiedene Stromerzeugungen
Geringste Treibhausgase Emissionen CO2-eq. pro produzierte kWh
für verschiedene Stromerzeugungen
[Quelle: Studie ESU Services / PSI, BFE 2013) [Quelle: Studie ESU Services / PSI, BFE 2013)
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 14
[Quelle: H.J. Walther, KWO, Referat KOHS-Tagung 2012]
Speicherseen reduzieren Abflussspitzen (und Schäden) um ca. 25% Beispiel : Konkretes Ereignis vom 10.10.2011 mit Rückhalt von 6 Mio. m3 in KWO-Seen;
entspricht einem vermiedenen Anstieg des Seespiegels im Brienzersee von 20 cm
Wasserkraft: Zentrale Beiträge an Hochwasserschutz
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 15
Wasserkraft: Volkswirtschaftliche Bedeutung
Schweizer Wasserkraft hat enorme volkswirtschaftliche Bedeutung Wasserkraft gehört zu ca. 90% Kantonen/Gemeinden, ist Volksvermögen von rund 40 Mrd.
CHF, liefert Wertschöpfung von 2.3 Mrd. pro Jahr, und bietet 5’000 direkte Arbeitsplätze
[Quelle: Bericht «Volkswirtschaftliche Bedeutung EE», BFE 2013;
Infografiken: VSE, 2015]
[Quelle: Infografik VSE, 2015; El.stat 2015, BFE, 2016]
88% in öffentlicher Hand
Kantone: 57%
Gemeinden: 30%
SBB: 1%
Private: 8%
Ausland: 4%
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 16
1. Die Wasserkraft war und ist das Rückgrat der
Stromversorgung und der energiepolitische
Trumpf der Schweiz:
o Einheimisch
o Erneuerbar und klimaschonend (beste Ökobilanz)
o Flexibel und speicherbar (Minuten bis Monate)
o Hocheffizient mit hohen Wirkungsgraden
o Kostengünstig und bewährt/erprobt
o Volkswirtschaftlich bedeutend
o Gesellschaftlich akzeptiert
2. Die Wasserkraft hat alle Voraussetzungen,
um dies auch in Zukunft zu bleiben – die
Weichen sind aber richtig zu stellen
Zwischenfazit I: Wasserkraft ist unser Trumpf
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 17
I. Rolle der Wasserkraft gestern und heute
II. Entwicklung in der Energie- (Strom-) Strategie
III. Herausforderungen der Zukunft
IV. Fazit
Inhalt
Schweizer Wasserkraft –
Auslaufmodell oder Zukunftsmusik?
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 18
Energiestrategie 2050
März 2011: Einstieg in den Ausstieg als Seiltanz …
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 19
Energiestrategie 2050: «Energie» ist mehr als Strom
[Quellen: Gesamtenergiestatistik 2015; BFE 2016; Studie Energiezukunft Schweiz, ETHZ 2011]
2015
25%
Endenergieverbrauch in der Schweiz nach Energieträger 1910 – 2015 ff. Anteil Strom heute bei rund 25% des Energieverbrauchs; dieser Anteil wird aber aufgrund
Wachstum und Ersatz fossiler Energien ansteigen (Prognose ETHZ: bis 2050 auf 38-46%)
2050
38–46%
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 20
Energie- (Strom) Strategie: Zentrale Rolle für Wasserkraft
[Quelle: Wege in die Stromzukunft, VSE 2012]
Energiestrategie 2050: Grosser Bedarf zusätzlicher erneuerbarer Strom Bis 2050: Einsparung durch Effizienzsteigerung 24 TWh/a (~ 1/3 heutiger Verbrauch) und
Ersatz 24 TWh/a; Wasserkraft: Erhalt 36 TWh/a und Zubau 3.2 TWh/a; Massnahmen?
Einsparungen
Verbrauch
Ersatz AKW
mit EE
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 21
Strommarkt: Preiszerfall
Dramatischer Zerfall der Europäischen Strompreise 2008-2016 Energie- und klimapolitische Entwicklungen in Europa sowie die Abschwächung EUR vs.
CHF führen zu Zerfall der Jahresdurchschnittspreise in der Schweiz um -66%
[Quelle: Avenir Suisse auf Basis EPEX Spot, SNB; ergänzt SWV, 2017]
Preise CH, Mittelwert Swissix Base pro MWh:
2008: 74 EUR / 118 CHF
2015: 32 EUR / 35 CHF
2016: 38 EUR / 40 CHF
Preise D, Mittelwert Phelix Base pro MWh:
2016: 29 EUR / 31 CHF
swissix
in CHF
- 66%
Dez
. 16
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 22
Wichtigste Einflussfaktoren auf Europäischen Strompreis und deren Entwicklung am Beispiel Deutschland 2008-2014
[Quelle: C. Huber et al., Axpo Energiewirtschaft, 2015]
Strommarkt: Preiszerfall – die Einflüsse (Bspl. D)
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 23
Power DE Future Frontyear Base Price 2002-2016 in Euro/MWh
[Quelle: Datenbasis EPEX]
Strommarkt: Teil-Marköffnung Schweiz
Wasserkraft muss am verzerrten europäischen Strom-«Markt» bestehen Zyklisches Verhalten des Strompreises nicht neu; seit der Teilliberalisierung des
CH-Strommarktes 2009 muss aber der Grossteil der Wasserkraft am «Markt» bestehen
Gestehungskosten WK CH
3.6 – 10.2 Rp./kWh Ø 6 Rp/kWh
33 – 93 €/MWh Ø 54 €/MWh
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Grosshandelspreis Europa 2002-2016 in Euro/MWh vs. Gestehungskosten Wasserkraft Schweiz
Ab 2009: Teilliberalisierung Gestehungskosten bis 2008
Marktpreise << Gestehungskosten,
d.h. alle CH-Wasserkraftwerke am
Markt schreiben Verluste
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 24
Ausbaupotenzial Grosswasserkraft und Gestehungskosten Potenzial von mindestens 2.6 TWh/a vorhanden; Gestehungskosten neue WK zwischen
7 und 29 Rp./kWh mit Durchschnitt 14 Rp./kWh bei einem Marktpreis von ~ 3-4 Rp./kWh
[Quelle: Studie Grosswasserkraft, BFE 2013, KEV-Förderung 2006-2016 gemäss KEV Cockpit swissgrid, 2016;
EPEX Spotpreise Mittelwert aus Swissix und Phelix, 2016]
Kosten Zubau WK:
14 Rp./kWh
Spotmarktpreise 2016
Base: 3-4 Rp./kWh
KEV-Förderung PV:
35 Rp./kWh
KEV-Förderung Wind:
16 Rp./kWh
Ausbauwünsche BR/Parlament?
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 25
Kosten können zu «Marktbedingungen» nicht mehr gedeckt werden Unter Marktbedingungen resultiert ein Defizit von jährlich 0.6 Mrd. CHF, was zum Verzicht
auf Unterhalt und Erneuerung führt und mittelfristig den Betrieb gefährdet
Bestehende Wasserkraft: Millionenverluste!
Entwicklung Gewinne/Verluste 2011-2015
Speicherkraftwerke Laufwasserkraftwerke
Box-Plots der Gewinne/Verluste grosser Schweizer Wasserkraftwerke auf
Stufe Aktionär (Stichprobe: 135 Anlagen mit 52% der Produktion WK CH);
Medianwerte 2015 mit Verlusten von -1.4 Rp./kWh und -1.9 Rp./kWh
[Quelle: M. Piot, 2016]
-1.4 Rp./kWh
-1.9 Rp./kWh
Erzeugungskosten gesamte Wasserkraftproduktion (links) vs. Markterträge
und resutlierendes Grosshandelsdefizit (rechts) für das Jahr 2015;
Grundlagen: Produktion: 37’190 GWh; Gestehungskosten: ø 6.3 Rp/kWh;
Markterträge: ø 4.7 Rp/kWh [Grafik SWV, 2017; Daten BFE, 2016; Studie zu
Abgaben BSG, 2010; und Studie Wirtschaftlichkeit, M. Piot, 2016]
Kosten vs. Erlöse
Wasserkraft zu Marktbedingungen 2015
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 26
Wenige aber wichtige lindernde Massnahmen für die Wasserkraft Parlament hat Gesetzespaket um wenige aber wichtige Massnahmen z.G. Wasserkraft
ergänzt; mit der Inkraftsetzung per 1.1.2018 würden diese rasch Wirkung entfalten
Energiestrategie 2050: Erstes Massnahmenpaket
• Aufwertung Wasserkraft zum
«Nationalen Interesse» (Art. 12 EnG)
• Investitionsbeiträge bis zu 40% für
Erweiterungen bestehender Kraftwerke
und neue Grosswasserkraftwerke (Art.
24/26 EnG)
• Marktprämie von höchstens 1 Rp./kWh
für ungedeckte Gestehungskosten bei
Grosswasserkraftwerken, auf fünf Jahre
befristet (Art. 30 EnG)
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 27
Zwischenfazit II: Wasserkraft ist kein Selbstläufer
1. Der massiv verzerrte europäische Strommarkt
gefährdet den Substanzerhalt und letztlich den
Betrieb der Schweizer Wasserkraftwerke.
2. Die Versorgungssicherheit ist aber nur mit einer
wettbewerbsfähigen Stromproduktion aus
einheimischer Wasserkraft gewährleistet.
3. Die mit der Energiestrategie 2050 vorgesehenen
Massnahmen zu Gunsten der Wasserkraft sind
notwendig, aber nicht hinreichend. Es braucht:
o Neue Marktmechanismen zur Honorierung der
Vorzüge der Wasserkraft (Ertragsseite)
o Entlastung von Abgaben und Anforderungen
(Kostenseite)
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 28
I. Rolle der Wasserkraft gestern und heute
II. Entwicklung in der Energie- (Strom-) Strategie
III. Herausforderungen der Zukunft
IV. Fazit
Inhalt
Schweizer Wasserkraft –
Auslaufmodell oder Zukunftsmusik?
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 29
Herausforderungen der Zukunft
Instandhaltung
Wirtschaftlichkeit
Klimawandel
Schutzansprüche
Heimfälle
Wasserkraft
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 30 [Sanierung Staumauer Illsee; Bild: Axpo, 2012]
Instandhaltung
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 31
Erhalt bestehende Wasserkraftproduktion ist kein Selbstläufer Instandhaltung der Anlagen mit jährlichen Investitionen von rund 1 Mrd. CHF/a und vielen
technischen Herausforderungen wie bspw. Betonquellung, Hydroabrasion, Verlandung
Herausforderung 1: Instandhaltung bestehender Anlagen
[Stollen der OFIMA, Palagnedra, Quelle: ETHZ / R. Boes] [Stausee Palagnedra nach Entleerung; Bild: zvg]
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 32
1850 Rekonstruktion Bruno Nedela (ETH)
1970 Foto Bruno Nedela (ETH)
2050 Modell Bruno Nedela (ETH)
[Rhonegletscher; Animation: ETHZ]
Klimawandel
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 33
Herausforderung 2: Auswirkungen Klimawandel I
Veränderung Menge und zeitliche Verteilung der Abflüsse Abflussprognosen aus EZG Aletsch bis 2090 (mittleres Szenario): zuerst Erhöhung, dann
Reduktion und Verlagerung in den Frühling > CH-weit: Gewinner und Verlierer
Jahresganglinien Abfluss an der Station Massa-Blatten, Mittleres Szenario
[Quelle: SGHL, 2011, und Alpiq, 2015]
1
2
3
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 34
Beispiel
Corbassière -See Befestigung
50 Mio. m3, 500 MW
Beispiel
Trift-See Neue Talsperre
85 Mio. m3, 500 MW
Ausschnitt aus modellierten Übertiefungen mit potenziellen Seen
[Karte: eigene Darstellung SWV; Quelle: Häberli, / UNIZ, 2012]
Herausforderung 2: Auswirkungen Klimawandel II
Durch Gletscherschwund entstehende Seen als Chance und Risiko In den nächsten Jahrzehnten entstehen gemäss Modellen Hunderte neue Seen im CH-
Alpenraum, rund 40 davon mit ansehnlichen Volumen > 10 Mio. m3 (~ Vol. Gelmersee)
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 35 [Kraftwerk Rupperswil-Auenstein an der Aare; Bild: SWV]
Schutzansprüche
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 36
Herausforderung 3: Steigende Schutzansprüche I
Sehr hohe Standards Gewässerschutz und Fischerei Bspw.: revidiertes GSchG verstärkt seit 1.1.2011 den Gewässerschutz weiter; Sanierungen
Fischgängigkeit, Geschiebehaushalt und Schwall/Sunk bis 2030 für 1 Mrd. CHF
Fischgängigkeit Schwall-Sunk
Geschiebe
Handlungsbedarf Sanierungen Gewässerschutz gemäss Strategischen Planungen der Kantone
[Quelle: Bericht «Renaturierung Schweizer Gewässer», BAFU, 2015]
(Revitalisierung)
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 37
Herausforderung 3: Steigende Schutzansprüche II
Zunehmende Konflikte mit Landschafts-/Biotop-/Heimatschutz Bspw. BLN-Gebiete umfassen rund 21% der CH-Fläche, viele wurden über bestehende
Wasserkraftanlagen gelegt und erschweren Erweiterungen/Neukonzessionierung
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 38
Hydrologie = f (Wasserkraft)
[Staumauer Grande Dixence; Bild: zvg]
Heimfälle
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 39
Herausforderung 4: Heimfälle I
25 TWh
Ablauf Wasserrechtskonzessionen Schweiz Summenkurve heimfallende Jahresproduktion in TWh; in den Jahren
2015 bis 2050 sind rund 70% der Produktion neu zu regeln
Auswirkungen:
- Zusätzliche Verluste aus Restwasservorschriften
- Unsichere Restwertentschädigung der Investitionen
- Überteuerte Heimfallverzichtsentschädigungen
- Frage der Eigentümerschaft, Partnerwerkmodell
- Offene Sicherstellung effizienter Weiterbetrieb
- Forderungen nach Rückbau
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 40
27%
VS 10%
TI
22% GR
10%
AG
Lauf-KW
Speicher-KW
9% BE
Anteile wichtigste Standortkantone der WK-Anlagen an Produktionserwartung
[Karte: eigene Darstellung SWV; Datenquelle: BFE, 2012]
Standortkantone Wasserkraft-Anlagen vs. Standorte Stromunternehmen Knapp 80% der CH-Wasserkraft kommt aus 5 Kantonen; die Unternehmungen und
Investitionen kommen traditionell aber primär aus den Mittellandkantonen und Städten
Herausforderung 4: Heimfälle II
Wichtigste Wasserkraft-
Unternehmen
Alpiq SA
BKW
IWB Alpiq
Axpo EWZ
groupe e SBB
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 41
Wirtschaftlichkeit
[Stauseen Vieux Emosson und Emosson; Bild: Alpiq]
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 42
Entwicklung des Strompreises für Bandenergie für das Jahr 2020 im
Zeitraum 2014 bis 2016 in EUR/MWh [Quelle: EEX am 9. August 2016]
Sinkende Strompreise vs. immer teurere Investitionen Kurz- bis mittelfristig besteht keine Aussicht auf Anstieg der Grosshandelspreise; was
längerfristig passiert ist offen und hängt vor allem von politischen Entscheiden ab
Szenarien für die möglichen Entwicklungen der Strompreise in EUR/MWh bis 2050
[Quelle: Pöyry-Studie zur flexiblen Erzeugung , VSE 2012]
Kurz-/mittelfristig (bis 2020):
Keine Aussicht auf Besserung
Längerfristig (bis 2050):
Tendenziell steigend, v.a. Winter?
Herausforderung 5: Unsichere Wirtschaftlichkeit I
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 43
Immer höhere Abgaben an öffentliche Hand, v.a. Wasserzinse Wasserzinse haben sich in realen Werten verdreifacht; mit 1.6 Rp/kWh ein bedeutender
Kostenfaktor, der erwirtschaftet werden muss > Neuregelung ab 2020 als Chance nutzen
Herausforderung 5: Unsichere Wirtschaftlichkeit II
Jährliche Wasserzinseinnahmen in Millionen Franken nach
Kanton (Datenquelle: BFE, 2015; eigene Darstellung]
Jährliche Wasserzinseinnahmen
der Kantone (und Gemeinden) 2016
total 550 Mio. CHF
Entwicklung des Wasserzinssatzes
seit 1918 bis 2020
in CHF/kW
Entwicklung des maximalen Wasserzinssatzes im Vergleich zum teuerungsbereinigten
Anfangswert [Datenquelle: BFE, 2016 und Piot/Pfammatter, 2017, eigene Darstellung]
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 44
1. Die einheimische Wasserkraft steht vor vielen,
durchaus spannenden Herausforderungen:
o Teure Instandhaltung, komplexe technische Fragen
o Klimawandel als Chance und Risiko
o Steigende Schutzansprüche
o Heimfälle mit vielen Unsicherheiten
o Wirtschaftlichkeit als Schlüssel
2. Die Herausforderungen sind anzunehmen und
auch lösbar, vorausgesetzt es können genügend
Erträge erwirtschaftet werden.
Zwischenfazit III: Viele Herausforderungen
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 45
I. Rolle der Wasserkraft gestern und heute
II. Entwicklung in der Energie- (Strom-) Strategie
III. Herausforderungen der Zukunft
IV. Fazit
Inhalt
Schweizer Wasserkraft –
Auslaufmodell oder Zukunftsmusik?
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 46
Fazit I: Ungleichgewicht
Viele Herausforderungen,
fehlende wirtschaftliche
Anreize, ständig steigende
Anforderungen und Abgaben
Sehr hohe Erwartungen
an die einheimische
Wasserkraft
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 47
Fazit II: Handlungsbedarf für Zukunftsmusik
1. Kurzfristig / Dringlich: Bestehende Wasserkraft
nicht als gegeben hinnehmen, Kosten optimieren,
Erträge für den Substanzerhalt sicherstellen:
o Kostensenkung Betrieb und Instandhaltung (in Arbeit)
o Dringliche Übergangsmassnahmen (Marktprämie)
o Keine neuen Anforderungen ohne Entschädigung
2. Mittelfristig: Abkehr von einer Energiepolitik,
welche die Wasserkraft diskriminiert statt deren
Leistungen honoriert, u.a. durch:
o Neues, ertragsbasiertes Wasserzinsmodell 2020ff.
o Marktmechanismen zur Honorierung Wasserkraft
o Konsequente Klimapolitik (Lenkungsabgaben)
3. Mittel- bis langfristig: Anpassen der Wasserkraft-
anlagen an die künftigen Anforderungen zur
Nutzung Chancen und Reduktion Risiken, u.a.:
o Steigerung Leistung, Robustheit und Flexibilität
o Vergrösserung Speichervolumen (inkl. Multifunktion)
o Weitere Optimierungen Betrieb und Instandhaltung
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 48
Fazit
Besten Dank für die
Aufmerksamkeit !
[Oberaarsee am Grimsel ; Bild: KWO / R. Bösch]
Referat Energie-Apéros Aargau, Januar 2017 49
Kontaktadresse
Roger Pfammatter
Geschäftsführer Schweizerischer
Wasserwirtschaftsverband SWV
SWV
Rütistrasse 3a
5401 Baden
Tel.: 056 222 50 69
Fax: 056 221 10 83
Schweizerischer Wasserwirtschaftsverband SWV Webseite: www.swv.ch
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