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SBWL „Controlling“ an der JKU

Harald Stiegler

Emeritus und Vorstand bis 2005, Institut für Controlling und Consulting, Johannes Kepler Universität Linz

Management Summary In Form dieses Beitrags wird eine persönliche Retrospektive auf die Entstehung der SBWL „Controlling“ an der JKU gegeben. Mithilfe von Original-Informationsblättern werden Meilensteine in der Entwicklung der SBWL „Con-trolling“ aufgezeigt. Der Beitrag schließt mit einer kritischen Betrachtung aktueller Entwicklungen im universitären Forschungsbetrieb.

1. Einleitung Hier wird eine persönliche Retrospektive abgebildet – es handelt sich somit um keine aus mehreren Perspektiven gesehene umfassende Historie. Die Spezielle Betriebswirtschaftslehre (SBWL)1 „Controlling“ wurde vor 25 Jahren an der Johannes Kepler Universität (JKU) eingerichtet; Controlling als Lehrangebot der JKU ist allerdings de facto bereits 35 Jahre alt – und der Vorläufer „Fallstudien-seminar“ wurde erstmals vor 40 Jahren an der damaligen „Lehrkanzel für Rech-nungswesen“ abgehalten.2

Die betriebswirtschaftliche Funktion Controlling entstand nicht per „Ur-knall“, sondern allmählich – und nicht aufgrund eines genialen Einfalls eines Wissenschafters, sondern als Kollektion innovativer und erprobter Lösungsvor-schläge von Praktikern und Theoretikern für jeweils aktuelle betriebswirtschaft-liche Probleme (letztere konnten mit den jeweils herkömmlichen Lösungsalter-nativen nicht beherrscht werden).

1 Zum Zeitpunkt der Einführung der SBWL „Controlling“ an der JKU war noch die

Bezeichnung „Besondere Betriebswirtschaftslehre“ üblich; im Folgenden wird jedoch die aktuell verwendete Bezeichnung SBWL verwendet.

2 Vgl. Hoppichler (1979), S. 6 ff.

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Ein Blick in die jüngere Geschichte3 der Betriebswirtschaftslehre zeigt, dass sich das Fach jeweils am aktuellen Engpass der Wirtschaftspraxis weiterentwi-ckelt.4 Unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg herrschten irreguläre Schwarz- und Graumarktbedingungen; erst 10 Jahre später, 1955, wurde mit der Schilling-Eröffnungsbilanz wieder die Rückkehr zur regulären Sozialen Marktwirtschaft gefunden.

In den folgenden 10 österreichischen Wirtschaftswunderjahren herrschte Mangelwirtschaft, der dominante Engpass, der einer ganzen Epoche Namen und Leitbild gab, war der Beschaffungssektor. Das angesprochene und vielfach mit Überzeugung geäußerte Leitbild der (Pionier-)Unternehmer war: Wir haben Ideen und produzieren, gute Verkäufer bringen unser Angebot „an den Mann“.5 Mitte der 1960er Jahre wurde ein hohes Maß an Marktsättigung erreicht; dies mit modernsten Investitionen, zu denen die Unternehmen gezwungen wurden, da beim Abzug der Besatzungstruppen die bis dort verwendeten Aggregate okkupiert und in die jeweiligen Heimatländer mitgenommen wurden. Dies war der Beginn der Marketing-Epoche, der Engpass verlagerte sich zum Verkauf, das Leitbild musste neu formuliert werden: produziert wird nur, was der Markt verlangt/honoriert.

Wieder ca. 10 Jahre später waren die wesentlichen Marketing-Probleme ge-löst, nach 30 Jahren stetigem Wirtschaftswachstums lernten Unternehmer, dass es auch Krisen geben kann (zwei Erdölkrisen Mitte der 1970er Jahre). Eben diese Krisensituation und der zwingend logisch resultierende Versuch, sie zu beherrschen, war der Beginn der Controlling-Epoche: Die ca. 30 Jahre nicht gelebte strategische Planung wurde zur Existenzsicherung wieder entdeckt, es gab innovative Vorschläge für effizientes Krisenmanagement. für Früherken-nung, für Risikomanagement, etc. Das zugehörige Controlling-Leitbild, die Philosophie, ist kurz mit Ziel- und Ergebnisorientierung auf allen Entschei-dungsebenen der Unternehmung zu beschreiben.

Nach ca. zwei Jahrzehnten der Controlling-Epoche lag ein beachtlicher Stock an strategischen und operativen Controlling-Instrumenten vor. Der nächste Engpass, die nächste Epoche ließ nicht auf sich warten: Finanzierungsfragen

3 Die Geschichte der BWL als Wissenschaft ist 111 Jahre alt; die Habilitationsschrift von E.

Schmalenbach (über Verrechnungspreise) im Jahr 1903 gilt als Beginn der BWL-Zeitrechnung. Jedoch ist die Geschichte der BWL – gemessen am Einsatz betriebswirt-schaftlicher Instrumente – älter als 4.000 Jahre; vgl. Bellinger (1967), S. 13 ff.

4 Vgl. Stiegler (1999), S. 26 f. 5 Das generische Maskulinum war zeitgemäßer Standard, also noch nicht verpönt.

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waren die neue Herausforderung – mit der Begründung einer radikal sinkenden Kapitalproduktivität immer teurerer Investitionen.

Spätestens seit 2008 ist bekannt, dass der Engpass richtig prognostiziert wur-de, die Begründung jedoch zu schwach war: Wohlstandsverwahrlosung, konkret die politisch entschiedene Abkopplung der Finanz- von der Realwirtschaft und fehlende internationale Mindest-Codes für Finanzgeschäfte, ist Hauptursache für die Engpassexistenz.

2. Controlling-Vorläufer Vor ca. 40 Jahren, im WS 1973/74 wurde ein Fallstudienseminar als Pflichtver-anstaltung für Studierende der Betriebswirtschaftslehre des zweiten Studienab-schnitts der SBWL „Rechnungswesen“ eingeführt. Rechnungswesen umfasste substanziell Buchhaltung, Bilanzierung, Kosten- und Leistungsrechnung, Pla-nungsrechnungen wie z.B. Budgetrechnungen, Plankostenrechnungen …

Das Lernziel der Seminarteilnehmer bestand in der selbständigen Lösung ei-nes konkreten und aktuellen Controlling-Problems iwS durch eine Kleingruppe von zwei bis fünf Studierenden. Die Problemstellung erfolgte dabei einvernehm-lich von der jeweiligen Unternehmensleitung – sowohl privater als auch öffent-licher Unternehmungen – und dem Seminarleiter. Auf diese Weise sollten einerseits wissenschaftliche Relevanz und andererseits Praxistauglichkeit gesi-chert werden. (Detailinformationen sind der Literaturquelle in Fußnote 2 und den JKU-Vorlesungsverzeichnissen/Studienführern ab 1973 zu entnehmen).

Vor 35 Jahren, im Dezember 1979 schlug ich der Institutskonferenz des In-stituts für Revisions-, Treuhand- und Rechnungswesen (RTR) vor, Controlling nicht weiterhin als Teil der SBWL Rechnungswesen zu organisieren, sondern als eigene SBWL, welche ab WS 1980/81 angeboten werden sollte. Diese schien wichtig, weil – siehe oben – nach 30 Jahren Wirtschaftswachstums die Wirt-schaftskrisen Mitte der 1970er Jahre mit dem vorhandenen Instrumentarium nicht beherrscht wurden. Schlichte „Wachstumsplanung“ genügte nun nicht mehr, mit dem damals kreierten Schlagwort „Schönwettermanagement“ wurde auf diesen Umstand pointiert hingewiesen.

Die Institutskonferenz stimmte zu, befürwortete das vorgelegte Controlling-Lehrprogramm und den empfohlenen Studiengang6; der Institutsvorstand bean-tragte Lehraufträge und informierte die Sozial- und Wirtschaftswissenschaftli-che (SOWI) Fakultät – diese sah sich als allein zuständiges Entscheidungsgre-

6 Vgl. JKU-Universitätsnachrichten 1979/80, Nr. 4, S. 3, Nr. 5, S. 6, Nr. 6, S. 5.

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mium (gem. §31 UOG), dominierte die Institutsentscheidung und lehnte ab. Entsprechend blieb Controlling eine Teilmenge der SBWL Rechnungswesen und damit ein Torso – u.a. mit der „Begründung“: „Linz braucht kein Control-ling“.7

3. Controlling als Institution „Fachgebiet“ am RTR-Institut Vor 27 Jahren, 1987 plante ich einen einjährigen Hochschul-Lehrgang „Control-ling“ und legte das Programm der Fakultät vor. Nach ausführlicher, kurzweiliger Diskussion ergab sich folgende Entscheidungsbilanz: Kurie und Akademischer Mittelbau billigten den Lehrgang, Studierendenvertreter stimmten nur unter der Bedingung zu, dass das RTR-Institut eine komplette SBWL Controlling zeit-gleich mit einem Lehrgang anbietet.

Letztlich einigten sich die Entscheidungsträger auf die Implementierung der SBWL „Controlling“ mit WS 1989/90. Die Studierendenvertreter erreichten auf diesem Weg ein kompaktes, staatlich finanziertes Lehrangebot – also ohne Teilnahmegebühren, wie bei einem Lehrgang erforderlich. 1988 wurde der erste Controlling-Lehrgang8 durchgeführt; wie ein Zwischenbericht nach 20 Jahren und 20 Lehrgängen ergab, handelte es sich um ein aktuelles und problemadäqua-tes Lehrangebot.9 1989 wurde die SBWL „Controlling“ an der JKU Linz einge-richtet; nachstehendes Informationsblatt (siehe Abbildung 1) wurde vom RTR-Institut aufgelegt.

Abb. 1: Informationsblatt zur erstmaligen Durchführung der speziellen Betriebswirtschaftslehre „Controlling“

7 Diese Argumentation stellt für die JKU eine historisch bemerkenswerte Wiederholung

dar: Anfangs der 1960er-Jahre kam die österreichische Rektorenkonferenz zu dem lapida-ren Schluss „Österreich braucht keine Universität Linz“!

8 Als Absolvent des ersten Controlling-Lehrgangs gründete der IT-Manager Josef Dumhart 1990 den Controlling Club Linz, welcher eng mit der Lehrkanzel zusammenarbeitete – insbesondere im Sektor Controlling-Weiterbildung

9 Vgl. Information der OÖN (Oberösterreichische Nachrichten) vom 05.07.2008, s.n.

Neue Besondere BWL Controlling

Ab dem WS 89/90 besteht erstmals die Möglichkeit in Linz, Controlling als Besondere BWL zu studieren, d.h. Controlling ist ein eigenes Diplomprü-fungsfach im zweiten Studienabschnitt.

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Abb. 1 (fortgesetzt): Informationsblatt zur erstmaligen Durchführung der speziellen Betriebswirtschaftslehre „Controlling“

Das Aufgabengebiet „Controlling“ hat in diesem Jahrzehnt große Aktuali-tät und Bedeutung erlangt – zuerst im anglo-amerikanischen Raum, nunmehr auch in österreichischen Unternehmungen, Controlling-Instrumente werden gleichermaßen in privaten wie in öffentlichen Unter-nehmen eingesetzt.

Controlling-Ziele: Empirische Untersuchungen über das Berufsbild des Controllers haben ergeben, dass für den deutschsprachigen Raum folgende Controlling-Funktionen wesentlich sind:

• betriebliche Planung und Budgetierung • Leistungs- und Kostenrechnung (insb. Plankostenrechnung) • Berichtswesen (als Entscheidungsgrundlage) • interne Revision (internal auditing)

Folgende Lernziele können abgeleitet werden: Der Controlling-Absolvent ist in der Lage,

• strategische und taktische Unternehmenspläne zu erstellen und die-se Pläne in Form von Budgets zu bewerten,

• Bereichs- und Einzelpläne zu koordinieren, • laufende und Ex-post-Kontrollen effizient einzurichten, • Ist- und Plankostenrechnungskonzepte zu realisieren, • Finanz- und Liquiditätsplanung zu gestalten und durchzuführen, • Prognose- und Analyseinstrumente bzw. unternehmensindividuelle

Indikatoren für Frühwarnung einzusetzen, • interne und externe Berichte als Entscheidungsvorbereitung zu er-

stellen, • betriebliche Revisionen durchzuführen.

Studieninhalte: Die Besondere BWL Controlling umfasst sieben zweistün-dige Lehrveranstaltungen, davon 3 Vorlesungen, 2 Übungen und 2 Semina-re. Empfehlenswert ist, die obigen Lehrveranstaltungen in drei Semestern,

beginnend mit dem Wintersemester, zu hören.

Wintersemester:

C 1, Vorlesung: Controlling 1 (Strategische Unternehmenssteuerung), Zielplanung, Analyse und Prognose des betrieblichen Um- und In-Systems, Strategienbewertung, heuristische Planung, Investitionsplanung, Portfoli-

oplanung, Zero-Base-Budgeting…

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C 3, Vorlesung: Controlling 3 (Unternehmungskontrolle und Revision), Kontrollinstrumente für strategische und taktische Planung (begleitende

Kontrolle, Ex-post-Kontrollen), Analyse der Kontrollergebnisse, Frühwar-nung…, Financial auditing (rechnerische Prüfung der Geschäftsfälle),

Operational auditing (Prüfung auf Zweckmäßigkeit im Ziel- und Mittelbe-reich), internal control (Kontrolle der Kontrollen)…

C 4, Übung: Controlling 4 = 1. Übung (strateg. und taktisches Controlling)

Sommersemester:

C 2, Vorlesung: Controlling 2 (taktische Unternehmenssteuerung) Erlös- und Finanzplanung der Unternehmung, Bereichsplanung für Absatz, Produk-tion und Beschaffung, Finanzen, flexible und starre Budgetierung, Plankoor-

dination, Plankostenrechnung …

C 5, Übung: Controlling 5 = 2. Übung (Kontrolle, Revision)

C 6, Seminar: Controlling 6 = 1. Seminar aus Controlling

Wintersemester:

C 7, Seminar: Controlling 7 = 2. Seminar aus Controlling

Voraussetzung für die Aufnahme in die Übungen sind gute Kostenrechnungs-kenntnisse und Grundkenntnisse der Budgetierung. Am Ende jeden Semesters wird im Sekretariat eine Anmeldeliste aufgelegt, die endgültige Aufnahme findet Anfang des folgenden Semesters auf Grundlage einer Einstiegsklausur statt.

Voraussetzung für den Besuch des ersten Seminars ist die erfolgreiche Absol-vierung einer Übung. Voraussetzung für den Besuch des zweiten Seminars ist der Nachweis der erfolgreichen Absolvierung beider Übungen.

Unsere Crew: Univ.-Prof. Ing. Mag. Dr. Harald Stiegler, Zi. 101, Tel 797; Sekretariat: Gertrude Hauser, Zi. 102, Tel. 797; Univ.-Ass. Mag. Gerhard Schütz10, Zi. 103, Tel. 806; Univ.-Ass. Mag. Birgit Feldbauer-Durstmüller,

Zi. 104, Tel. 821.

Wissenschaftliche Mitarbeiter bei Lehrveranstaltungen bzw. Projekten: Mag. DDr. Alfred Friedinger, Mag. Roman Hofmeister, Dipl.-Ing. Dr. Peter Hryzak, Dipl.-Ing. Roland Jabkowsky, Mag. Alois Markschläger, Ing. Mag. Dr. Manfred Mayrhuber, Mag. Dr. Hans Schilcher, Ing. Ludwig Stuiber.

Abb. 1 (fortgesetzt): Informationsblatt zur erstmaligen Durchführung der speziellen Betriebswirtschaftslehre „Controlling“10

10 Gerhard Schütz, zuvor Krankenhaus-Manager und Berater, leistete wesentliche Aufbauar-

beit, dissertierte über „Krankenhaus-Controlling“ – und verstarb 1990 völlig unerwartet.

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1999, nach 10 Controlling-Jahren an der JKU wurde das in Abbildung 2 darge-stellte Resümee gezogen.11

Abb. 2: Informationsblatt nach 10 Jahren SBWL Controlling an der JKU

11 Vgl. Stiegler (1999), S. 26 f.; Information der JKU-Universitätsnachrichten Nr. 4/1999,

S. 16.

Im abgelaufenen Jahrzehnt wuchs die Zahl der Studierenden/Zahl der Stu-dien – ungeplant – auf ca. 17.000/24.000 (Die Differenz erklärt sich durch Mehrfachbelegung seitens der Studierenden). Die Hälfte aller Studierenden der drei JKU-Fakultäten belegte allein die Studienrichtung Betriebswirt-schaft; innerhalb der Betriebswirtschaftsstudien lagen die Häufungszahlen bei Marketing und Controlling.

Zur Forschung: In den abgelaufenen 10 Jahren wurden von der Control-ling-Crew Stiegler, Feldbauer, Mayr mehr als 40 Artikel bzw. Bücher zu folgenden Themen verfasst/herausgegeben:

• Strategische und Taktische Controlling-Instrumente für Klein- und Mittelbetriebe

• Sanierungs- und Krisenmanagement inkl. Fortführung im Konkurs • Früherkennung für Klein- und Mittelbetriebe • Externes Controlling als Beitrag zur Unternehmensführung von

Kleinbetrieben • Personalcontrolling • Erfolgspotentiale für Klein- und Mittelbetriebe • Controlling für Handelsbetriebe, • u.v.m.

Die Konzentration auf Klein- und Mittelbetriebe ist keine zufällige: 98 % aller österreichischen Betriebe gehören dieser Gruppe an. Eine logisch und empirisch gesicherte Selbstverständlichkeit: Controlling ist für kleine und mittlere Unternehmungen ebenso wichtig wie für große. Diese Erkenntnis wird von der Praxis vielfach ignoriert: es gilt die fatale Faustformel „Je kleiner die Unternehmung, desto größer der Fehlbestand an Controlling.“

Zur Lehre: Die Grundstruktur des alljährlich adaptierten Lehrprogramms bleibt weitgehend unverändert: Im Heft 17/1996 der CCA-Nachrichten wurde im Detail das Lehrprogramm dargestellt, weshalb hier auf eine Wiederholung verzichtet wird.

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Abb. 2 (fortgesetzt): Informationsblatt nach 10 Jahren SBWL Controlling an der JKU

Es sei lediglich betont, dass der Gesetzgeber das Grundprogramm von 3 Vorlesungen, 2 Übungen und 2 Seminaren (insgesamt 14 Stunden) nicht verändert hat. Das Controlling-Ergänzungsprogramm umfasst nach wie vor 6 Vorlesungen, die ausschließlich von profilierten Praktikern gehalten werden. (Bekanntlich sind auch in den 3 Grundvorlesungen für jeweils die Hälfte der Lehrveranstaltungstermine bewährte Praktiker eingesetzt.)

Die Zusammenarbeit mit der Praxis erfolgt überdies intensiv im Rahmen von Projektseminaren permanent – eine Auswahl zu Projektthemen gibt Albert Mayr in seinem Kurzbeitrag in diesem Heft. Eine etwas überraschende Erfahrung zur Didaktik unserer Vorlesung mussten wir im Laufe der letzten Jahre machen und in Form geänderter Studienpläne Konsequenzen ziehen: Für jede Lehrveranstaltung wurden LVA-Leiter verpflichtet, eine ausführli-che Unterlage zu erstellen; dies in der Absicht, dem Hörer eine Nach-schlagemöglichkeit und eine Hilfestellung zur Prüfungsvorbereitung zu geben. Unerwartet leerten sich die Hörsäle, da das Gros der Hörer die Arbeitsunterlage als ausreichend für seinen Informationsbedarf ansah und auf die Vorlesung verzichtete.

Die Konsequenz: Künftig werden Vorlesungen ausschließlich mit immanen-tem Prüfungscharakter angeboten, um die Hörer de facto mit Druck in den Hörsaal zu holen und zum Dialog zu veranlassen.

Ein Überblick zum Controlling-Lehrpersonal:

Fachgebiet Controlling am Institut für Revisions-, Treuhand- u. Rechnungs-wesen:

Leiter: Univ.-Prof. Ing. Mag. Dr. Harald Stiegler

Assistenten: Mag. Dr. Birgit Feldbauer-Durstmüller, Mag. Dr. Albert Mayr

Stud.Ass./Sekretariat: Ing. Bernhard Wimmer, Bettina Zwettler

Lektoren: Dr. Ernst Chalupsky, M.B.L., Rechtsanwalt; Mag. DDr. Alfred Friedinger, VA TECH Elin Energieversorgung AG; Ing. Mag. DDr. Willibad Girkinger, Unternehmensberater; Mag. Erika Grof; Mag. Gerhard Heindl, Oberbank Linz; Mag. Emil Lauss, HYPO-Landesbank AG; Mag. Alois Markschläger, Unternehmensberater; Ing. Mag. Dr. Manfred Mayrhuber, Instrat GmbH; Mag. Dr. Gudrun Moser; Mag. Dr. Otto Schimpf, Österr. Filmtheatergesellschaft m.b.H.; Mag. Dr. Werner Seebacher, Unterneh-mensberater; O.Ing. Ludwig Stuiber; Mag. Dr. Tanja Wolf, Sony DADC Austria AG

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Im Zeitraum 1989 bis 99 wurden mehr als 100 Praxisprojekte realisiert; Feld-bauer-Durstmüller/Mayr beschrieben auszugsweise Projektseminare und Dip-lomarbeiten der Lehrkanzel Controlling, die in Zusammenarbeit mit privaten und öffentlichen Unternehmungen entstanden sind.12

Exkurs: Wie erinnerlich ist die Funktion Controlling ursächlich eine Reakti-on auf Krisen; Krisenmanagement (in Ergänzung zum Chancenmanagement) war und ist ein substanzielles Thema im Controlling-Lehrangebot. Dieser Sach-verhalt wird m.E. 1998 die SOWI-Fakultät veranlasst haben, den Controlling-Verantwortlichen als Leiter des konkursreifen JKU-Instituts für Pflege- und Gesundheitssystemforschung (IPG) zur Sanierung einzusetzen. 1998 musste mit einer Sanierungsbilanz abgeschlossen werden, 1999 gelang eine Konsolidie-rungbilanz, nach zwei going-concern-Bilanzen 2000 und 2001 wurde eine stabile „Unternehmung“ an einen Nachfolgevorstand übergeben. Somit wurde u.a. ein Beleg erbracht, dass die Handlungsempfehlungen der Controlling-Lehrveranstaltungen richtig und nützlich waren/sind.

4. Controlling als Abteilung des RTR-Instituts

1999 erfolgte meine Wahl zum Vorstand des RTR-Instituts, im Folgejahr wurde die Institutsorganisation aktualisiert:

• Strukturell wurde dem Umstand Rechnung getragen, die tatsächlichen Ar-beitsbereiche korrekt zu benennen (und damit auch im Außenverkehr besser zu informieren) und gleichzeitig wurden die selbständigen Teilgebiete so-wohl als Abteilungen als auch in Form von Studienfächern der SBWL orga-nisiert.

• Personell ergaben sich zwei Nachfolgeprobleme aus Altersgründen: 1998 wurde Prof. Walter Sertl, 1999 Altrektor Prof. Karl Vodrazka emeritiert.

Das nunmehrige Organigramm sowie die Aufgaben der drei Institute gestalteten sich wie in Abbildung 3 dargestellt.

12 Vgl. Feldbauer-Durstmüller/Mayr (1999), S. 27 f.

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Abb. 3: Informationsblatt zur Neuorganisation des Instituts

für Revisions-, Treuhand- und Rechnungswesen

Der Abteilung „Controlling“ steht Herr Univ.-Prof. Dr. Harald Stiegler vor; er ist gleichzeitig Institutsvorstand.

Controlling wird seit 1979 an der Universität gelehrt; mit 1989/90 wurde Controlling als Besondere BWL und damit als Diplomprüfungsfach imple-mentiert.

Lehrziele sind – in Übereinstimmung mit der Wirtschaftspraxis – die Fähig-keit der Absolventen, Planungs- und Budgetierungsprobleme zu lösen, Früherkennung, Krisenmanagement, Revision zu organisieren, ein effizientes Berichtswesen aufzubauen, u.a.m. Die gelebte Controlling-Philosophie lässt sich kurz als „Ziel- und Ergebnisorientierung auf allen Entscheidungsebe-nen der Unternehmung/Organisation“ darstellen. Das Gesamtproblem wird in zwei Pakete, d.s. strategische und taktische = operative Probleme und Problemlösungen geschnürt; entsprechend sind die Lehrveranstaltungen gegliedert.

Die Forschungstätigkeit bezieht sich vorrangig auf Themen wie Integrierte Unternehmensplanung, Lösung strategischer Unternehmensprobleme, Controlling-Instrumente für Klein- und Mittelbetriebe (97 %! aller Unter-nehmungen zwischen 0 und 49 Dienstnehmer sind Kleinbetriebe), Krisen- und Sanierungsmanagement … Kooperation mit der Wirtschaftspraxis wird seit zwei Jahrzehnten gelebt.

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Abb. 3 (fortgesetzt): Informationsblatt zur Neuorganisation des Instituts

für Revisions-, Treuhand- und Rechnungswesen

Die Vorlesungen des Hauptprogramms werden gemeinsam mit Führungs-kräften gestaltet, das Erzeugungsprogramm ist profilierten Praktikern übertragen – und dies mit guter Erfahrung für beide Teile. In Form von Diplomarbeiten und Projektseminaren wurden (seit 1973/74) mehr als 100 Fallstudien aus Privatwirtschaft und (zum geringeren Teil) öffentlichen Betrieben durchgeführt. Überdies wird seit 1988 ein Jahreslehrgang für Controlling an der Universität angeboten.

Die Abteilung „Unternehmensrechnung & Wirtschaftsprüfung“ wurde mit Herrn Univ.-Prof. Dr. Axel Haller, zuvor Augsburg – als Nachfolger von Univ.-Prof. Dr. Walter Sertl – am 1. April 1999 neu besetzt.

Zentrale Inhalte der Lehre der Abteilung ist die Vermittlung der Normen und Praktiken der Unternehmensrechnung und -berichterstattung sowie deren institutionalisierte Überwachung. Einen weiteren Schwerpunkt stellt die Vermittlung von Instrumenten der Unternehmensanalyse und -bewertung dar.

In allen Bereichen wird großer Wert auf die Betrachtung und Erörterung internationaler Konventionen und Entwicklungen gelegt, die bereits heute die österreichische Wirtschaft signifikant prägen. So werden die Einzel- und Konzernabschlusserstellung sowohl auf Basis des HGB, der International Accounting Standards als auch der US-Generally Accepted Accounting Principles gelehrt und im Rahmen der Abschlussprüfung auch die Internati-onal Auditing Standard des internationalen Verbandes der Accountants betrachtet.

Ein Bestreben hiebei ist es, verstärkt Gastdozenten aus anglophonen Län-dern in die Lehrveranstaltung zu integrieren.

Die internationale Ausrichtung spiegelt sich in der Forschungstätigkeit der Mitglieder der Abteilung auf den oben genannten Lehrgebieten wider, die durch zahlreiche Veröffentlichungen in internationalen Zeitschriften und gemeinsamen Forschungsprojekten mit ausländischen Universitäten zum Ausdruck kommt.

Die Abteilung „Betriebswirtschaftliche Steuerlehre“ wurde mit Univ.-Prof. Dr. Michael Tumpel, zuvor Wien – als Nachfolger von Univ.-Prof. Dr. Karl Vodrazka – am 1. September 2000 neu besetzt.

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Abb. 3 (fortgesetzt): Informationsblatt zur Neuorganisation des Instituts

für Revisions-, Treuhand- und Rechnungswesen

Die Neustrukturierung/Aktualisierung des RTR-Instituts blieb nicht auf Linz beschränkt, Romuald Bertl lud 2002 die vier in Österreich etablierten Institute ein sich nun interessierten Lesern zu präsentieren13; es gab RTR-Institute auch an der Wirtschaftsuniversität Wien bzw. an den Universitäten Graz und Inns-bruck.

13 Vgl. Bertl (2003), S. 88 f.; Stiegler (2003), S. 122 f.; Mandl (2003), S. 160; Lexa (2003),

S. 190 f.

Die Abteilung hat mit dieser Berufung eine inhaltliche Neuausrichtung erfahren: Prüfungswesen als Lehr- und Forschungsprogramm wurde der Abteilung Unternehmensrechnung zugeordnet, nunmehr liegt der Arbeits-schwerpunkt auf dem (stark expandierenden) Kerngebiet der Betriebswirt-schaftlichen Steuerlehre.

Ziel der Abteilung ist, den Studierenden ein Lehrprogramm zu bieten, wel-ches eine solide Grundausbildung im Bereich der Unternehmensbesteuerung gewährleistet. Darüber hinaus werden insbesondere Vertiefungen im Hin-blick auf die steuerlichen Konsequenzen von Mergers & Acquisitions sowie internationalen Unternehmenstätigkeiten angeboten.

Kooperation zwischen Wissenschaft und Praxis ist ein prägendes Merkmal der Abteilung. Diese (erstere) wird in der Lehre durch von Praktikern abge-haltenen Lehrveranstaltungen organisiert; andererseits sollen die Studieren-den durch Praktika in Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzleien frühzeitig mit aktuellen Fragestellungen der Praxis konfrontiert werden, um ihr Studium zielgerichtet auf ihre spätere Tätigkeit gestalten zu können.

Im Rahmen der Forschungstätigkeit widmet sich die Abteilung aktuellen Fragen der Unternehmensbesteuerung, der Steuerwirkungen von Finanzie-rungen und Finanzinstrumenten sowie der Besteuerung auf europäischer und internationaler Ebene.

Mitarbeiter kooperieren hierbei mit Unternehmungen und Beratungskanzlei-en, um so auf aktuelle Berufsprobleme aufmerksam zu werden und Lösungen anbieten zu können.

Forschungsergebnisse werden im Rahmen von Publikationen, Vorträgen, Tagungen, Seminaren u.a. Veranstaltungen auch einem interessierten Fach-publikum aus Wissenschaft und Praxis vermittelt.

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5. Controlling als JKU-Institut

Die Erfahrungen mit der o.a. Neuorganisation zeigten einerseits eine markante Verbesserung gegenüber dem Urzustand, andererseits erwies sich der Instanzen-zug Institutsleitung–Abteilungsleitung als aufwendig und schwerfällig – insb. in der Kommunikation von Abteilung/Institut mit Rektorat und BMWF, aber auch innerhalb des Instituts.

Dem Entwicklungsplan der JKU entsprechend konnte deshalb 2003 mit Rek-tor Rudolf Ardelt eine Verwaltungsvereinfachung bei gleichzeitiger Flexibili-tätssteigerung der drei Abteilungen wie folgt verhandelt werden: Das RTR-Institut wurde einvernehmlich aufgelöst, nachstehende drei schlanke Institute führten ab 01.01.2004 die Arbeit fort: • Betriebswirtschaftliche Steuerlehre (Michael Tumpel) • Controlling & Consulting (Harald Stiegler) • Unternehmensrechnung & Wirtschaftsprüfung (Axel Haller) Das C&C-Informationsblatt zur Neuorganisation kann Abbildung 4 entnommen werden.

Abb. 4: Informationsblatt zur Gründung des Instituts für Controlling und Consulting

Das Institut „Controlling & Consulting“ bringt in seinem Namen zum Ausdruck, dass es sein Aufgabengebiet in Forschung und Lehre gegenüber der Gründerzeit 1989/90 (somit im 15. Existenzjahr der besonderen BWL Controlling) erweitert hat.

In aller Kürze ein aktueller Überblick – pars pro toto – zu Forschung, Lehre und weiteren Aktivitäten des Instituts:

I. FORSCHUNG

In Übereinstimmung mit der Universitätsstrategie JKU soll die bereits bisher gelebte, enge Kooperation mit Partnern aus privater und öffentlicher Wirtschaft, Wirtschaftsprüfung und Unternehmensberatung weiter vertieft werden.

Es sollen daher interdisziplinäre Forschungen zu Controlling und Consul-ting – bereichsübergreifend aus betriebswirtschaftlicher und rechtlicher Sicht – intensiviert werden. (Dies soll sich auch in der Lehre niederschlagen und einen hohen Ausbildungsstand der JKU-Absolventen, resp. C&C-Absolventen gewährleisten.)