Psychische Erkrankungen im Wandel
von Arbeitswelt und Gesellschaft
Professor Dr. med. habil. Andreas WeberFacharzt für Arbeitsmedizin - Sozial / Umweltmedizin
Bereichsleiter Sozialmedizin - Versorgungsberatung
Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes
Bund der Krankenkassen (MDS) e.V.
Lützowstr. 53 - 45141 ESSEN
E-Mail: [email protected]
Gesundheit =
lieben und arbeiten
salutogen pathogen
„Macht Arbeit krank …oder gesund“ ?
Existenz / Soziale Sicherung
Lebenssinn („leben, um zu arbeiten“)
Status / Macht
Erfolg / Selbstbewusstsein
Konsum / Teilhabe
Soziale KontakteZeit- / Tagesstrukturierung
„Gero- Prophylaxe“
arbeitsbedingte
Gesundheitsgefahren /
Erkrankungen [ ~40- 100 Mrd.€ / Jahr ]
Berufskrankheiten [ ~ 15.000 neu/ Jahr ]
Arbeitsunfälle [ ~ 1,4 Mio / Jahr ]
Frühinvalidität [~ 160.000 neu / Jahr ]
(vorzeitiger) Tod
Arbeitslosigkeit [~ 3,5 Mio ]
Arbeit
Sigmund Freud
[1856 - 1939 ]
Arbeit =darf nicht
krankmachen
Helmut Valentin
[ 1919 – 2008 ]
= Tätigkeit zur Produktion von
Waren / Dienstleistungen
(ökonomisch)
Arbeit in der „24 / 7 –Stand-By“ Gesellschaft
Ungleichheit ( sozial + gesundheitlich )
G L
O B
A L
I S
I E
R U
N G
„Totalitärer“ Wettbewerb (ab Kindergarten)
Risikenälter, (chronisch) krank, immobil
defizitär (Bildung-Netzwerke)
Qualifikationsmöglichkeiten
( lebenslanges Lernen )
Arbeitsverdichtung / Leistungsdruck(Zeit / Überstunden / Präsentismus/
„Doping“, Work-Life-Balance)
Flexibilität / Interdisziplinarität(Zeit, Ort, Team- Tele-Projektarbeit)
Instabilität / Diskontinuität
( Arbeitsplatz- /Wohnortwechsel)
Eigenverantwortung / Aufstieg( Verdienst )
Arbeitsplatzunsicherheit
( Zeit- / Leiharbeit, „hire and fire“)
Innovationen /Abwechslung(globales Netzwerken)
Prekarisierung
(working poor- Multijobber)
Chancen
jung, „fit“, sexy, aktiv, mobil,
international (Bildung-Lebensstil)
„Networker“ – „Verkäufer“
... mein Akku ist leer ...
... Ich fühle mich ständig überfordert
... am liebsten alles hinschmeißen
... Ich bin total ausgebrannt
... Ich bin permanent im Stress
Alltagsfloskeln – Gesundheitsstörung
Beeinträchtigung von Leistungs-/ Beschäftigungsfähigkeit
Symptome einer psychischen Erkrankung
„Subjektive Gesundheit – Wellbeing“ - „ 24 /7 Stand-By“ Gesellschaft
68% Dienst nach Vorschrift
20% innere Kündigung
12% engagiert ![ Gallup Studie –Deutschland, n = 1.900 – 2007 ]
Arbeitsbedingungen Gute Arbeit 13% (> 80 P.)
Mittelmäßig 55% (50-80P.)
Schlecht 32% (<50 P.)
Index „Gute Arbeit“, 2008Subjektive Arbeitsbedingungen
Insitut für empirische Sozialökonomie-inifes
N = 6.800
?
Gesundheit (politisch)
Arbeitsfähigkeit
Beschäftigungsfähigkeit
Wettbewerbsfähigkeit
= Wettbewerbsvorteil
EU / BMAS
2000- 2005
?
u.a. Arbeitszeit, Führungsstil, Betriebskultur,Informationen, Aufstiegschancen [ 31 Fragen zu 15 Dimensionen ]
Psychische Erkrankungen -„Epidemie des 21. Jahrhunderts“?
ca. jeder 2. im Laufe des Lebens betroffen
ca. jeder 3. : professionelle Hilfe
Weltweit: ca. 450 Mio. betroffen
2020: Depression- Rangplatz 2 („Burden of diseases“)
2006: ca. 21 Mio Europäer betroffen !
Kosten (EU) : ~ 118 Mrd. Euro / Jahr
Klassifikation : ICD 10 / DSM IV
= multifaktorielle, komplexe Erkrankungen mit u.a.neurobiologischen,
affektiven, kognitiven, motorischen, sozialen Manifestationen
Psychosomatische Erkrankungen („MPD“)
...mit initial stabiler Erwerbsbiografie !
F30-39: Affektive Störungen (F32-34:depressive Störungen)F40-48: Neurotische, Belastungs- und somatoforme StörungenF50-59: Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen StörungenF60-69: Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
Public Health Perspektive – „die Abwärtsspirale“
Psychosomatische Erkrankung
(Depression- Angst- „Minor Disorders“)
Arbeitsunfähigkeit wiederholt - länger
Arbeitslosigkeit Frühberentung
Berufsausstieg
Sozialer AbstiegAlg II- Sozialhilfe
Verschuldung
Altersarmut
Sucht
Suizid
Vorzeitiger Tod
Genetik -Biologie
Lebenslagen-Konflikte
Arbeitswelt - „ Stress“
Risiken/Ressourcen Folgen
„Präsentismus“
verminderte ProduktivitätNW psychotrope Medikation
(„~ 70% Leistung“ -hidden
costs of mental health )
Lebensqualität ▼
Gesundheit ▼
Arbeitsunfälle ▲
„erfasst“ - Arzt„verborgen“-
Selbstauskunft„Burnout“7 faches
AU- Risiko
Kirsi Ahola, 2008
Krankenstand und Psychische Erkrankungen
1997 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
Krankenstand -GKV -Bund - Jahresdurchschnitt in %
4,19 4,22 4,19
4,02
3,61
3,4
AU Tage infolge F-Diagnosen ( auf 100 Vers.Jahre) : + 64% (GKV) !
DAK
AOK
TK
127
137
109 113
146 153
153 162
95
105
3,3 3,3
„Stichtag“
„kumulativ“
124 115
159 159
112117
International: ~ jede 3. Fehlzeit wegen psychosozialer Beschwerden
minor mental health ~ bis zu 90% Stress assoziiert !
126
3,2
126
3,3
110
171180
151
Branchen / Berufe und Psychische Erkrankungen
Überdurchschnittlich viele AU Tage wegen F- Diagnosen
Gesundheitswesen
öffentliche Verwaltungen
Sozialwesen [ DAK/ AOK / TK / BKK - Gesundheitsberichte ]
Bildung- Kultur- Medien
Organisation / Verbände
Versicherungen / Banken
Arbeitslose
„Return-to-work“schwierig – zu spät
case –management ?
Stationäre Fälle (1994-2005):
Psyche: + 36 %andere: + 11 %
(AU-Dauer:~30Tage)AU – Dauer (~ 30 Tage)
Starke, konsistente Assoziationen zwischen
„psychosozialer Arbeitszufriedenheit“ und AU
Internationale Studien
„They`ll never come back“ ...
n = 1.465 Lehrkräfte ( Bayern)
7% ReintegrationsquoteWeber et al.,Gesundheitswesen, 2005
OECD 2009:
< 2% return to work / Jahr
bei long term disability
Frühinvalidität - GRV: Psychische Erkrankungen (F-ICD 10)
0
5
10
15
20
25
30
35
40
1995 1998 2000 2002 2004 2005 2006 2007
%
40%
29%
24%
15%
Frauen
Männer
VDR/ DRV- Statistik - Rentenzugänge
34%Gesamt
Lebensalter
48,2 J.(60,2 J.)
47,4 J.(61,3 J.)
N ~ 160.005N ~ 294.000
Jede dritte Frühberentung wegen Psyche (F-ICD-10)
Morbidität
Rang 1 !
Rentenzahlbeträge [ 2006] :
~ West: 575,- / Ost: 624,- Euro
West > Ost
45% : Migrantinnen
Frühinvalidität und Psychische Erkrankungen (F-ICD 10)
Internationaler Vergleich
34% Frühberentungen (GRV)
wegen Psyche [ 2007]
35% Frühberentungen
wegen Psyche [ 2005]
35% Frühberentungen
wegen Psyche [ 2003]
40% aller EU- Renten-
zahlungen wegen
Psyche [ 2007]
Biologie/ Genetik ?
Soziales Umfeld ?
Rollenverhalten ?
>
„Unterdiagnostik“
Homosexuelle Männer
Sex / Gender Problematik
Prävalenz
Krankenstand (A.U.)
Frühinvalidität
Angestellte /Beamtinnen
International
„Arbeiten bis 67“ ? - Anspruch und Wirklichkeit D
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► Psychisch Kranke mit 48
Jahren in Frührente !
(„was wird aus ihnen…“ ?)
► „Erwerbstätige von morgen“:
psychosoziale Gesundheit ?
Kinder-/Jugendsurvey –RKI- 2007
n~18.000 < 18Jahre , 167 Orte
22% psychische Störungen/ Sucht
(www.kiggs.de)
► 55-64jährige:
psychosoziale Belastungen
im Beruf !
„Intergenerationen“ EffektPsychosozialer beruflicher Stress der Väter =Negativer Einfluß aufseelische Gesundheit von
Kindern /Jugendlichen [ n>19.000]
Stefania Maggi et al.Carleton Univ.-CABMC Public Health2008
?
„SHARE“ – Studie = Survey of
Health, Ageing and Retirement
Siegrist J./Dragano N.2007
Teilhabe
Beschäftigung
(Alters) Armut
Vorzeitiger Tod?
„ U 35“ – Frauen [ Begerow / Weber, BMG, 2008 ]
Psychische Erkrankungen –„Epidemie des 21.Jahrhunderts“?
Ursachenklärung - Hypothesen
1. Reale Zunahme - „epidemisch“
Arbeit und Gesellschaft machen krank !
(„soziogenetisch-politische Perspektive“)
2. „Diagnostik“ Effekte„Modediagnosen“ - „ Alibi“ für Leistungsverweigerer
verbesserte Erkennung / „Enttabuisierung“
„Psychologisierung“ / „Medikalisierung“ (sozialer Probleme)
3. „Markt“ EffekteAnzahl Psychotherapeuten (Ballungsräume)
Konkurrenzdruck - neue Pharmaka
4. (Fehl) Interpretation von StatistikSelektion - Verzerrung - Medien
prospektive Langzeitstudien ?
+++
++
++
Psyche in China !
Primat der Ökonomie („Mc Kinsey-Gesellschaft“)
Jeder Lebensbereich funktioniert nach ökonomischen Prinzipien !
Effizienz ist oberste Maxime !
Gesellschaft als Unternehmen !
Managerverhalten als Rollenideal !
„TINA“Argument (there is no alternative) Globale Ökonomie =“Gott gegeben“
„Entmachtung der Politik durch den Markt“…
Wolfgang Gerke, 2006 [ em. Prof., Lehrstuhl für Bank-/Börsenwesen, Uni Erlangen]
Psychische Erkrankungen –„Epidemie des 21.Jahrhunderts“?
Prof. Dr. Wolfgang Gaebel ,Präsident der DGPPN
Prof. Dr. Wielant Machleidt
MH Hannover
… Aufgrund der Bedeutung psychischer
Erkrankungen für Gesellschaft und
Volkswirtschaft…verstärkte Tätigkeit in
Politikberatung und Gesellschaftsdiagnostik
…keine tatsächliche Zunahme psychischer
Erkrankungen, sondern vermehrte
Inanspruchnahme aufgrund medialer
Berichterstattung…
Carola Brücher – AlbersPräsidentin des BDP
Arbeitswelt hat maßgeblichen Anteil an
psychischer Morbidität / Gesundheit
Psychische Gesundheit am Arbeitsplatzin Deutschland- Grundsatzpapier, 2008
Psychische Erkrankungen – Risikofaktor Arbeitswelt
1. Arbeitswelt – Verhältnisse („Makroebene“)
1.1. Demand / Control- Modell (THEORELL / KARASEK, 1980)
1.2. „Organizational justice model“ (Fairness am Arbeitsplatz)
(procedural : Prozesse – Entscheidungsfindung
interactional: interpersonaler Umgang) (ELOVAINO 2002)
2. Individuum - Erleben / Verhalten („Mikroebene“)
Effort - Reward- Imbalance (ERI) / Gratifikationskrisen
(Verausgabung / Belohnung )(SIEGRIST, 1996)
3. Individuum – Umwelt / Gruppe („Mesoebene“)
Person – Environment – Fit (Misfit)(Wechselwirkungen Anforderungen / Fähigkeiten
Bedürfnisse / Erwartungen )
( FRENCH 1974)
Pathogenese - Modelle
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Kontrollverlust
„gefühlte Werte“
Frustration
Passung
Arbeitsbedingter (chronischer) Stress und (unipolare ) depressive Störungen
► Längsschnitt – prospektiv
► Grosses N – Genderperspektive
► Mehrere Messzeitpunkte
► Erfassung von Confoundern
► Modelle: Demand- Control
(Karasek/ Theorell, 1980)
Effort- Reward – Imbalance
(Siegrist, 1996)
► Stärke : RR/ OR : 1,5 – 3,5
► Studien: Whitehall II, GAZEL, Belstress
Bedarf : Psychische Erkrankungen + spezifische berufliche Stressoren
(Fall – Kontroll – Design )
Arbeitsbedingter Stress: = 2. größtes arbeitsbedingtes Gesundheits-
problem
ca. 41 Mio. Betroffene in der EUEpidemiologie
Psychosoziale Gesundheit – Risikofaktor Arbeitswelt
Geringe soziale Unterstützung (> Männer)
Führungsverhalten / Managementfehler
„Ungerechtigkeit“ im Unternehmen
Prekäre Arbeit / Arbeitsplatzunsicherheit
Interpersonelle Konflikte (Mobbing)
Fehlende Kontrolle / Fremdbestimmung
Arbeitsüberlastung (Zeitdruck - Multitasking)
Lange Arbeitszeiten ( > Frauen) / Monotonie
Schichtarbeit (Frauen: stärker / Männer: Nachtarbeit)
konkurrierende berufliche/private Aufgaben
Länder- und Branchenübergreifend !! - Michie / Williams- 2003 / Härmä et al. - 2006
! !
Psychosoziale Belastungen – „besondere“ arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren
Prekäre Beschäftigung -„Arm trotz Arbeit“- working poor –„Multijobber“
►Ungünstige Arbeitsbedingungen( lange Arbeitszeiten, Schicht/ NachtarbeitGefahrstoffe,körperlich schwer, Zeitdruck,
geringe Handlungsspielräume)
► Leih-/Zeitarbeit
► schlechte Bildung /Qualifikation
► Migrationshintergrund
► schwierige Lebenslagen
(Verschuldung, Partnerschaft)
► schlechte gesundheitliche
Ausgangslage
►(arbeits) medizinische Betreuung ??
(Arbeits) Unfälle ▲Sozialleben ▼
Psychosoziale Gesundheit ▼
Verhaltensassoziierte
Gesundheitsrisiken ▲
Kohäsion – Vulnerabilität – Gesundheitsschutz - Einkommen
Jeff Johnson University of Maryland,Baltimore, SJWEH, 2008
Prekäre Beschäftigung
= Global grösster Stressor
jeder 3. Deutsche arbeitet befristet –
Generation „Casting /Praktikum“ !
Psychosoziale Belastungen – „besondere“ arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren
Systematische Bespitzelung:(ohne Wissen der Beschäftigten)
- Verhalten protokolliert
- Toilettengänge dokumentiert
- Liebesleben ausspioniert
-„Bewertungen“ abgegeben
Der Preis für „billig und rund um die Uhr“ ?
„Kultur des Misstrauens“
„Vertrauen durch Vertrautheit“ ?
Ersetze Stammpersonal durch
Leiharbeiter…
Psychosoziale Belastungen – Risikofaktor Arbeitszeit
lange Arbeitszeiten
soziale Isolation
Sir Michael MarmotMonitor on Psychology, 2007
„pathologische Anwesenheitskultur“Anwesenheit = Leistungsfähigkeit
„Arbeitsnomaden in der Tretmühle“ – „Psycho-Smog“
Arbeitszeit - Überstunden20% > 45 h/ Woche
13% > 51 h/ Woche
♂ 25 % > 50 h / Woche
♀ 11% > 50 h / Woche
> 60h / Woche
Unfälle
Müdigkeit
Psychosomatische
Beschwerden
Sozialleben ↓
Arbeitsinhalte, Betriebsklima, Motivation, Kontrolle, (Zeit)Autonomie, support
Mo
de
rato
ren
Psychosoziale Belastungen - Mobbing - Prävalenzraten
~ 9 % ( Arbeitnehmerschaft )
~ 3 % ( Schule: bis 20% - Gesundheits-/Sozialwesen: bis 30%
( Arbeitsleben -Arbeitnehmer : ~ 11 %)
~ 3,5 % (90er Jahre)
~ 8 % ~ 7 %
Cave : Definition - Diagnostik - kulturelle /gesellschaftliche Rahmenbedingungen
~ 12 %
~ 15% ~ 14% ~ 14%
~ 11% - m.
~ 13% - w.
Psychosoziale Belastungen – Burnout / MPD
„Minor psychiatric disorders“ – Prävalenz Lehrkräfte
65 % (bei DU ) 52% (bei DU)(90er Jahre)
~ 50% Burnout Prävalenz : bis 38% - Frauen >>> Männer
Burnout - Prävalenzraten : ca. 30 %
~ 50% Stress assoziierte Gesundheitsstörungen
Krankentage : durchschnittlich 40 Tage / Jahr
Prävalenz Psyche : 37% ( bei Frühinvalidität 1998- 2000)
~ 40 % „Minor psychiatric disorders“ ( Privatschulen)
Cave :
Definition /
Diagnostik ?
~ 63 % „Minor psychiatric disorders“ ( n = 403- Grund-/ High Schools)
Wenn der Job tötet ...arbeitsbedingter Suizid ?
Weltweit : ~ 900.000 Suizide / Jahr
In D: ~ 11.000 / Jahr
> 90% : psychisch krank
1. „suicide from overwork“
(arbeitsassoziiert – Stress)
2. „on the job suicide“
Wenn der Job tötet ... – „Karoshi“
Tod durch Überarbeitung – versicherte berufsbedingte Erkrankung
seit 1987 – n= ~ 150 Fälle / Jahr
Chronischer Stress
100 Überstunden / Monat
Lange Arbeitszeiten ohne Pause
Hohe Arbeitsmengen
Wenig Unterstützung
Häufige Dienstreisen
Unregelmäßige Arbeitszeiten
Schichtarbeit
Herzinfarkt - Apoplex
Psychosoziale Ressourcen im Beruf
Führungsverhalten Soziale Unterstützung„Soziales Kapital“
● vor allem bei Stress assoziierten
Erkrankungen
● Männer > Frauen
● je unauffälliger umso besser
● subjektive Überzeugung, dass…
● gesundheitsorientiertes Führen
Führungsverhalten – Anspruch und Wirklichkeit
„GLOBE“ – Projekt ( Global Leadership and Organizational Behavior Effectivness)
Führungskulturen in 60 Ländern untersucht :
-Schlußlicht bei Humanorientierung (d.h. Förderung und Belohnung von fairem, großzügigem und
fürsorglichem Verhalten)
-nicht als Defizit wahrgenommen !(d.h. Führungskräfte dürfen wenig empathisch
und sozial inkompetent sein )
Felix C. Brodbeck, LMU München, 2007
„Hochpathologischer Narzissmus“…“ kränken macht krank !“…
„Erstklassige Leute stellen
erstklassige Leute ein –
zweitklassige nur
drittklassige“…
Tobias Nickel
Leiter Recruiting
Handlungsoptionen - strategisch - gesundheitspolitisch
Felder der EU-Gesundheitspolitik
A. Arbeitsweltbezogen (Gesundheitsförderung / Arbeitsschutz)
B. Public Health (Schnittstelle Soziale Sicherung )
C. Krankheits- / Gesundheitsbezogene Dienstleistungen (G-System)
Hausarzt /Facharzt
Psychotherapeut
Leistungserbringer
Arbeitsmedizin( Zukunftspotential ! )
Sozialversicherung GUV- GKV- GRV-
BA - Rehaträger
SettingArbeits-
platz
B
CICF - Orientierung
A Psychosoziale Gesundheit
= interpersonelle Bez. +
individuelles Erleben /
Verhalten +
Verhältnisse/ Kontext
Deutsches „Konvergenzproblem“► Gesundheit = Beschäftigungsfähigkeit
► Gesundheitssystem =
weit weg von Arbeitswelt
PD Dr.Dr. Andreas Hillert
Nervenarzt- Psychotherapeut
Klinik Roseneck, Prien
Psyche + Arbeitswelt -/ Berufsbezug ?
Psychotherapie: symptomorientiert, nicht an
Return to work ausgerichtet
wenig Kenntnisse vom Berufsalltag
psysom Reha !
Arbeitsmedizin: Kompetenzdefizite (psysom)
Engagement Rehabilitation !
Berufsbezogene Rehamodelle
(Web, Job Reha, MBI- Center)
Handlungsoption - Kooperation Fachdisziplinen
„Bei uns in der Psychosomatik
haben diePatienten keinen Beruf,
bei Ihnen in der Arbeitsmedizin
keine Seele“…Prof. Dr. V. Köllner
Psychotherapeut
Blieskastel
20082001
„zu spät“
zu „arbeitsfern“
zu wenig vernetzt
nicht bedarfsgerecht
► Berufsbezogene
Psychotherapie
►„fast track“
► EAP Employee
Assistance Programs(Assessment –Kurzzeit-intervention – Support)
GUV + GKV = GDA + Präventionsziele BG[ 2008 / 2009 ]
Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie – GDA: (2007)
Verringerung von psychischen
Belastungen und Erkrankungen
[ 2008 -2012]
„Sektorenübergreifend“ handeln – Schnittstelle SGB V / VII
Liste „arbeitsbedingter Erkrankungen“ ?
Kooperation
SV-Träger
Handlungsoption Psychosoziale Gesundheit - Inhalte
Koordinierung – Evaluation – Transfer der Erkenntnisse
PräventionGesundheitsförderung
primär: BGF (Verhalten + Verhältnisse –
Zielgruppen- Effektivität )
Sekundär: Vorsorge U- „Stress“ (Standards)
Monitoring - Frühwarnsystem
Versorgung -
Intervention
integrierte Versorgung -„Collaborative Care-
Modelle“ ( unter Beteiligung von Arbeitsmedizin ! )
Hausarzt - / Betriebsarztkompetenz !
Rehabilitation-
Return to work
Berufsbezogene Reha / Psychotherapie (MBO,MBI,Web-Job Reha – neue Modelle)
„BEM“ (§84/2 SGB IX)- Disability Management
Begutachtung Qualität- Standardisierung – Assessment
Wissenschaft Ätiopathogenese –Salutogenese (Resilienz-Recovery)
QM/ Effizienz Reha / Psychotherapie
Psychosoziale Gesundheit = Gesundheits- + Sozialpolitik
Europäisches Jahr 2010
( Kampagne der EU Kommission)
„Bekämpfung von Armut
und sozialer Ausgrenzung“
Vladimir SpidlaEU- Kommissar- Soziales
Europäischer Pakt für Psychische
Gesundheit und Wohlbefinden[ Juni 2008 ]
Psychische Gesundheit ...
...von Jugend / in Bildung
...am Arbeitsplatz
...bei älteren Menschen
Vorbeugung von Depression /
SuizidBekämpfung von Stigma /
sozialer Ausgrenzung
Verteilungs-/Chancengerechtigkeit
soziale Kohäsion - Solidarität
Lebenserwartung < 1.500€ vs. > 4.500,- € / Monat
m: - 10 / w: - 5 Jahre !
● Recht auf ein Leben in Würde und auf
umfassende Teilhabe an der Gesellschaft
● Förderung der sozialen Eingliederung
● Förderung eines stärkeren sozialen
Zusammenhalts (die gesamte Gesellschaft
profitiert von einer Beseitigung der Armut)
● Engagement aller Akteure auf allen
Regierungsebenen
Mit Kooperation wurde Deutschland wieder aufgebaut !
Corporate Social Responsibility (CSR ) ?
„Hemmungslose Konkurrenz führt zu einer maßlosen
Verschwendung von Arbeitskraft und zu einer
Verkrüppelung der sozialen Seite in der Veranlagung
der Individuen“....
[ Aus meinen späten Jahren ]Albert Einstein – 1879 -1955
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