NEUE ZEITUNG 6
nebenberuflich Schlesier“ - eine Idee: Nienburg brauct
ein Museum für die Heimat im Osten. Kurzer Hand
kaufte er das gerade verfügbare historische Traufen-
haus in der Weserstraße und zusammen mit Dieter
Lonchant, seit Jahrzehnten der Geschichte und Kultur
der Vertreibungs- und Siedlungsgebiete der Deutschen
verbunden, ging es an die Arbeit. Nach Gründung des
Trägervereins öffnete im Herbst 1996 das „Ostdeut-
sche Heimatmuseum“ (OHM). Nach 10 Jahren ist die
anfängliche „Heimatstube“ nun zum öffentlich aner-
kannten historischen Museum gewachsen, das zugleich
als Zentrum grenzüberschreitender Kulturarbeit weit-
hin Anerkennung findet. In über drei Geschossen prä-
sentieren sich Hinterpommern, Ostbranden-
burg/Preußen, Ost-West-preußen, Danzig, Schlesien
sowie das Sudetenland mit den Siedlungsgebiete von
Deutschen in Osteuropa, Asien und Übersee.
Trotz beengtem Raum werden vielfältigste Exponate
aus Geschichte und Kultur gezeigt, darunter Volks-
trachten, Uniformen, Dokumente, Bilder, Landkarten,
Porzellane, sowie Glas- und Handwerkskunst. Vorträ-
ge und Kulturveranstaltungen ergänzen das Angebot.
Einmalig in Niedersachsen entsteht dieser Tage
Aus dem Inhalt NZ aktuell S. 2
Promi-Besuch im OHM Der Kommentar S. 3
Bürger müssen Berlins
Schlossfassade retten
Ostprovinzen S. 4
Stolp: „Klein Paris“ an der
Ostsee
Persönlichkeiten S. 5
Otto Braun: Der Inbegriff des
demokratischen Preußen
OHM S. 6
Abt. „Ostpreußen“ wurde neu
gestaltet
Museen und Galerien S. 7
Das Bode-Museum zu Berlin
Siedlungsgebiete S. 8
Die deutsche „Musterkolonie“
Kiautschou in China
Wissenschaft u. Technik S. 9
Seine Technik überwand die
Weiten der Meere: Werner von
Siemens
Termine S. 10
Oktoberfest, Landsmannschaft
Kulinaria S. 11
Entenragout mit Teltower
Rübchen
Denkwürdige Ereignisse S. 12
24. Februar 1848: Das Mani-
fest der kommunistischen
Partei
„ Jeder soll nach seiner
Fasson selig werden“
Friedrich der Große betrachtete sich als
„ersten Diener des Staates“, verant-
wortlich für die Wohlfahrt seiner Un-
tertanen. Das schon von seinem Groß-
vater, dem Großen Kurfürsten, geübte
Prinzip der Toleranz blieb auch unter
ihm Bestandteil der inneren Politik. Er
setzte bedeutende Reformen in der
Rechtspflege durch und gilt als Vorbild
für ein aufgeklärtes Herrschertum.
► „Der König ist überall“ - Gemälde
von Robert Warthmüller aus Landsberg
/ Warthe ( 1754).
Getreu des Auftrags seiner Gründer widmet sich das OHM der
Geschichte und Kultur der preußischen Ostprovinzen des ehemali-
gen Deutschen Reiches und den seinerzeit teils unter preußischem
Einfluß stehenden Siedlungsgebieten in Osteuropa und Übersee.
Der Preußenadler im Kopf unserer Hauspostille zeigt dies an.
Zuweilen kommt Post von Lesern, denen das Museum zu preußisch,
anderen zu wenig preußisch ist. Die Kritiker – es sind nicht einmal eine
Handvoll – pflegen das immer wieder aufgewärmte Feindbild eines
totalitären Staates, finden nicht Kraft zur objektiven Bewertung, die
anderen wünschen sich noch mehr Glanz. Ihnen allen sei angezeigt:
Nach geschichtlichen Tiefen will das OHM mit den ihm zur Verfügung
stehenden Mitteln und Möglichkeiten am Beispiel Preußens dazu bei-
tragen, ein ausgewogeneres nationales Selbstverständnis zu wecken
und damit schmerzlichen Wissens- und Identitätsverlusten zur deut-
schen Geschichte begegnen.
Preußen war mehr als Kasernenhof, Prügelstrafe und Krieg. Neben dem
Großen Kurfürsten stand der christliche Liederdichter Paul Gehardt,
neben Friedrich dem Großen der Denker Moses Mendelssohn, neben
dem Feldmarschall Blücher der Humanist Wilhelm von Humboldt.
Preußen war eben nicht nur Schlacht, sondern auch Philosophie, nicht
nur Gloria, sondern auch Kultur, Unbestechlichkeit, Sparsamkeit,
Pflichterfüllung und Gemeinsinn. Preußen war vor allem Toleranz, was
Kritikbereitschaft nicht ausschließt.
Ob man Preußen verklärt oder aburteilt, ob man es bewundert oder ver-
abscheut, es als Brückenschlag zwischen Tradition und Fortschritt be-
greift oder es aus dem Bewusstsein verdrängt – es behauptet seinen
Platz in der deutschen Wirklichkeit. Diesem Leitbild fühlt sich das
OHM verpflichtet. Und das bleibt auch so.
Museum unter dem Preußenadler
Von Dieter Lonchant
Seite 2 NEUE ZEITUNG 6. Jahrg. 2007 / 23
+ NZ aktuell +++ NZ aktuell +++ NZ aktuell +
+++
Historisches
Museum
Redaktion:
Dieter Lonchant
Korrektur:
Inge Koslowski
Auflage: 700 Expl.
Anschrift:
NEUE ZEITUNG Verdener Landstr. 224
31582 Nienburg-Holtorf
Tel. / Fax:
05021 / 91 15 63
Die in Leserbriefen oder
Kommentaren vertretenen
Auffassungen decken sich
nicht unbedingt mit der
Meinung der Redaktion.
◄ Minister a.D. Rainer Eppelmann (Foto Bildmitte) kam
zur Eröffnung der neuen Ausstellung „Alt-Berlin – Mark
Brandenburg“ und war voll des Lobes für das museale
Angebot des OHM. „Sie leisten mit Ihrem Museum einen
herausragenden Dienst in einer Zeit, in der die Men-
schen in ihrer Oberflächlichkeit ihre Wurzeln vergessen“
befand der Berliner Politiker. Zu den zahlreich erschie-
nenen Gästen beim Eröffnungs-Empfang aus Politik,
Wirtschaft, Verwaltung und Verbänden gehörten (Foto
v.l.n.r.) Ratsherr Georg Hennig, MdL Karsten Heine-
king, Holtorfs Ortsbürgermeister Gerhard Munk, Land-
rat Heinrich Eggers und die stellvertretende CDU-
Stadtverbandsvorsitzende Annelie Tannhauer.
Promi-Besuch im OHM
► OHM-Mitglied Oberstleutnant a.D. Peter Goetze
(Foto hintere Reihe Mitte) hatte in seiner Funktion
als Vorsitzender der Nienburg-Diepholzschen Reser-
visten polnische Offiziere nach Nienburg eingeladen.
Unter Führung des Generals Grzegorz Buzska be-
suchte die Delegation der in Bartoszyce (Bartenstein
/ Ostpreußen) stationierten 20. Brigade das OHM.
Museumsleiter Dieter Lonchant führte durch die
Ausstellungen. Mit großer Offenheit wurden ak-
tuelle Fragen diskutiert, wobei seitens der Polen die
objektive Darstellung der gemeinsamen Geschichte
durch das OHM gewürdigt wurde. Beim mehrstündi-
gen Besuch war Dolmetscherin Johana hilfreich.
6. Jahrg. 2007 / 23 NEUE ZEITUNG Seite 3
.
Es kommentiert
Leo Warner
Schändlich!
Bürger müssen
Berlins Schloß-
Fassade retten. 2015 soll (vielleicht) das Berliner Stadtschloß - im
Innern zum „Humboldt-Forum“ verkümmert, an-
gereichert durch ein „ethnologisches Museum“ mit
außereuropäischer Kunst und Kultur – wieder
erstanden sein. Und das ausgerechnet im symbol-
trächtigen Preußen-Schloß. Das paßt wie die Faust
aufs Auge.
Jahre hat man vertan mit endlosen Wiederaufbau-
debatten und dem Geschwafel „Kulturbeflissener“,
die letztlich aus ideologischen Gründen das Pro-
jekt zu Fall bringen wollten.
Damit eine von der Politik ursprünglich avisierte
moderne Beton-Kreation nicht das Gesicht der
Hauptstadt weiter verschandelt, wie beim Potsda-
mer Platz oder der Stilbruch-Kuppel des Reichsta-
ges, wirbt ein Förderkreis nun Spenden ein für den
Wiederaufbau der historischen Schloßfassade. Die
Bundesregierung stellt dafür keinen Cent.
Während Steuergelder in Millionenhöhe für al-
lerlei Schicki-Micki-Vorhaben hinausgeworfen
werden macht man die Pflege deutscher Geschich-
te zum Stiefkind. Anders ist die „Machbarkeitsstu-
die“ nicht zu verstehen, die ein modernes Schloß-
▲ Das Berliner Stadtschloß 2015 (?) – Computerdarstellung.
Ein Förderkreis will 80 Mio € f ür die Fassade sammeln.
gebäude vorsah, was die historische Substanz des
Stadtkerns Berlins weiter verwischen würde. Dabei
könnten die berühmten Raumschöpfungen Schlü-
ters, Eosanders und Schinkels wie der Rittersaal,
der Elisabeth-Saal und die Paradekammern ohne
weiteres anhand des Bestandes der Stukkaturen
originalgetreu rekonstruiert werden, wie es beim
Katharinenpalast bei St. Petersburg mit dem be-
rühmten Bernsteinzimmer geschah. Schändlich!
▲ Die Große Bildergalerie einst – 70 m lang. Die Gobelins
mit den Taten des Großen Kurfürsten sind erhalten.
Seite 4 NEUE ZEITUNG 6. Jahrg. 2007 /
23
Stolp:
„Klein Paris“
an der Ostsee
Am Nordrand des Baltischen Höhenrückens,
am linken Ufer der Stolpe liegt die Ende
1200 erbaute Stadt Stolp, heute poln. Slupsk,
die wegen ihres Charmes früher mit dem
Beinahmen „Klein Paris“ benannt wurde.
1329 wurden Stadt und das sie umgebende
„Stolper Land“ mit dem Hafen Stolpmünde
von dem Brandenburgischen Markgrafen
Waldemar an den Deutschen Orden
verpfändet. 1705 wurde Stolp Residenzstadt
eines selbständigen pommerschen Herzog-
tums unter Bogislaw X., der seinen Besitz
1522 den Brandenburgern rückübereignete.
Als bedeutende Bauwerke entstanden das
Dominikanerkloster mit der Schloßkirche
(1228), die St. Nikolaikirche mit dem Non-
nenkloster (1311), die St. Marienkirche
(1477), das Herzogschloß (1507) und der
historische Markt mit der „Töpferstadt“.
Nach dem Einmarsch der Roten Armee wur-
de die im 2. Weltkrieg bereits stark zerstörte
historische Altstadt durch Brandschatzung
weiter verwüstet. Inzwischen sind Teile
davon wieder aufgebaut worden.
Die wirtschaftliche Entwicklung Stolps bestimmten
der nahe Hafen, und die gute Anbindung durch die
Hinterpommersche Eisenbahn mit Köslin (ab 1869),
die preußische Ostbahn mit Neustettin (ab 1878) so-
wie die Handelsstraße nach Danzig. Ab 1926 besaß
Stolp einen Flughafen mit täglichen Flugverbindungen
nach Berlin, Stettin, Danzig und Königsberg. Wich-
tige Wirtschaftsfaktoren waren neben der Produktion
von Landmaschinen und Schiffsgeräten die Bernstein-
verarbeitung. Als landwirtschaftliches Erzeugnis hatte
der Markenkäse „Stoper Jungchen“ weite Verbreitung.
▲ Fürstenschloß Stolp mit Wehrturm, erbaut zu Beginn des 14. Jh.
6. Jahrg. 2007 / 23 Neue Zeitung Seite 5
Der Inbegriff des
demokratischen Preußen:
Otto Braun
Dabei war Braun bemüht, konservative und re-
formerische Kräfte gleichsam zu beteiligen. Bei
seinen Mitarbeitern galt er für einen „Mann von
Schrot und Korn“, der die preußischen Ideale
äußerst selbstbewußt verkörperte, so daß er von
Zeitgenossen gern mit Bismarck verglichen
wurde.
Nach der für seine Koalition vernichtend ausge-
fallenen Landtagswahl am 24. April 1932 resig-
nierte er, beurlaubte sich selbst vom Amt des
Ministerpräsidenten und ging 1933 schwer
erkrankt aus Furcht vor einer Verhaftung in die
Schweiz.
1949 kehrte er für kurze Zeit nach Deutschland
zurück, fand bei seinen ehemaligen Genossen
jedoch wenig Zuspruch. So zog er sich erneut in
die Schweiz zurück und verstarb am 15. Dezem-
ber 1955 in Lugano. Hagen Schulze
1913 wurde Otto Braun in den preußischen
Landtag und in den Reichstag gewählt, wo er
gegen eine erdrückende konservative Übermacht
die agrarpolitischen Interessen der SPD vertrat.
Nach der Novemberrevolution 1818 übernahm er
in der neuen sozialdemokratischen Regierung
das Landwirtschaftsministerium und wurde 1920
preußischer Ministerpräsident, ein Amt, das er
mit Unterbrechungen bis 1932 innehatte. Im
Gegensatz zu manchen seiner Genossen vertrat
er die Überzeugung, daß „Preußen der Bürge sei
für den Bestand der deutschen Republik“. In
diesem Sinne führte er zusammen mit dem ihm
verbün-deten katholischen Zentrum und der
liberalen DDP den preußischen Staat. Braun war
überzeugt davon, daß demokratisches Bürger-
tum und Arbeiterschaft gemeinsam zum Wohle
des Gemeinwesens zu wirken hätten.
Am 28. Januar 1872 in einem Hinterhaus in der Königs-
berger Altstadt geboren, stammt Braun aus einem typi-
schen Proletarier-Milieu des ausgehenden 19.
Jahrhunderts. Mit seinen neun Geschwistern wuchs er in
ärmlichen Verhältnissen auf. Der Vater war frühzeitig
verstorben. In ungewöhnlich kurzer Zeit absolvierte er
erfolgreich eine Buchdruckerlehre und trat
sechzehnjährig in die – seinerzeit verbotene –
Sozialdemokratische Partei ein. Zehn Jahres päter war
er Vorsitzender der ostpreußischen Parteiorganisation
und Herausgeber der Königsberger Parteizeitung. 1899
wurde er Leiter der Königsberger Ortskrankenkasse.
Otto Braun, dienstältester Preußischer Minister-
präsident der Weimarer Republik (1920 – 1932).
Seite 6 NEUE ZEITUNG 6. Jahrg. 2007 / 23
Stahlbau Vieregge GmbH & Co. KG Telefon (05021) 97 46-0 Schipse 6 Telefax (05021) 6 26 25 31582 Nienburg [email protected]
Anstelle der bisher bebilderten Holzver-
kleidung der Fensterfront in der Abteilung
Ostpreußen präsentiert das OHM jetzt drei
schmiedeeiserne Butzenglasfenster mit
Aquarellen zu den Themen „Burgen und
Schlösser“, „Die Trakehner – Arbeits-,
Reit- und Armeepferde“ und „Die
Marienburg – Europas größte mittelalter-
liche Burganlage“. Das durch die jeweils
zwölf Butzenglasscheiben einfallende Licht
gibt den Bildern und damit dem ganzen
Raum eine anheimelnde Atmosphäre.
Neu hinzugekommen ist auch eine Vitrine
mit eiszeitlichen Knochenfunden eines
Mammuts. Die zur Zeit des ersten ge-
Abt. Ostpreußen neu gestaltet
sicherten Auftretens des Menschen lebenden bis zu vier
Meter hohen Elefanten lebten in Nordeuropa, Asien und
Amerika. Das OHM zeigt den mächtigen Unterkiefer
und einen meterlangen Stoßzahn des Urtieres, deren
Fundorte im Baltikum gelegen haben.
▲Großes Panorama von Künstlerhand geschaffen: „Blick zum Kurischen Haff“
►Butzenglas-Stall-Fenster: „Das Trakehner Pferd“ - ▼Vitrine: Prähistorische
Knochenfunde aus dem Baltikum: „Unterkiefer und Stoßzahn eines Mammuts“.
6. Jahrg. 2007 / 23 NEUE ZEITUNG Seite 7
Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg ist
es jetzt wiedererstanden, äußerlich in altem Ge-
wand, im Innern jedoch neu gestaltet: das „Bo-
de-Museum“ in Berlin – einst Kaiser-Friedrich-
Museum geheißen.
Wilhelm Bode (*1845 Calvörde / Braunschweig –
† 1929 Berlin), der Namensgeber - 1914 geadelt -
galt im kaiserlichen Berlin wegen seiner prägen-
den Persönlichkeit als der „Bismarck des Muse-
umswesens“. 1872 als Assistent an die Staatlichen
Museen nach Berlin berufen, begann er seine
Laufbahn bei der Skulpturen- und Gemäldesamm-
lung, wo er – alsbald zum Generaldirektor der
Berliner Museen berufen – auch nach seinem
Ausscheiden aus dem aktiven Dienst als kommis-
sarischer Leiter der Gemäldegalerie bis zu seinem
Tod 1929 unermüdlich gestalterisch wirkte. Er
führte die Berliner Museen zu Weltrang, wobei
ihm die ausgeprägte Museumsfreundlichkeit und
das Repräsentationsbedürfnis des aufstrebenden
Kaiserreiches die wirtschaftlichen Möglichkeiten
schuf, bedeutende Kunstwerke und Sammlungen
zu erwerben.
Bode betrieb die Neugründung der Museen für Is-
lamische und für Ostasiatische Kunst und schuf den Plan, die Museen für Völkerkunde und außereuropä-
ische Kunst in die freie Natur des seinerzeitigen Berliner Vororts Dahlem zu verlegen, wo sie noch heute
ihr Domizil haben. Jetzt bestehen Überlegungen, diese Sammlungen im Neubau des Berliner Stadt-
schlosses unterzubringen.
Zu seinen Erwerbungen zählen bedeutende Gemälde hölländischer und flämischer Meister wie von Hugo
van der Goes und Rembrandt, sowie Spitzenwerke italienischer Malerei. Hinzu treten Skulpturen,
Kupferstiche und andere Kunstgewerbeobjekte, insbesondedere Majoliken aus der Toscana.
Das Bode-Museum zu Berlin
▲ Wilhelm von Bode, Generaldirektor der Königlichen
Museen in seiner Sammlung italienischer Majoliken (1905).
► Zu Füßen des überlebens-
großen Bronzegusses des be-
rühmten Trakehner Zucht-
hengstes „Tempelhüter“ vor
dem Deutschen Pferdemuseum
in Verden stellten sich die Teil-
nehmer der diesjährigen OHM-
Exkursion anlaßlich der Son-
derausstellung „275 Jahre Tra-
kehnen“ dem Photographen.
Vorstandsmitglied Teresa Lon-
chant zeichnete verantwortlich
für Planung und Organisation
der gelungene Fahrt. Es wird
um Vorschläge das Ziel der
nächsten Exkursion gebeten.
6. Jahrg. 2007 / 23 NEUE ZEITUNG Seite 8
Die Deutsche Kolonie Kiautschou Wie heute galt auch vor der Wende
vom 19. zum 20. Jahrhundert China
als wichtiger Handelspartner. So
gründete Deutschland durch Inbesitz-
nahme auf der Halbinsel Schantung
eine Handelsniederlassung, die zu-
gleich Stützpunkt für seine internati-
onal operierende Flotte werden sollte.
Neben dem Ziel, wirtschaftliche Vor-
teile und Weltmachtgeltung zu errin-
gen, sollte auch die deutsche Kultur
verbreitet werden. Dazu unterrichte-
ten deutsche Lehrer chinesische Kin-
der.
Zahlreiche Steinbauten europäischer
Architekten, eine moderne Trink- und
Abwasserkanalisation, sowie der Bau
einer Eisenbahn (1904) schufen das
Bild einer deutschgeprägten „Muster-
kolonie“. Der Küstenort Tsingtau mit
seinem im europäischen Baustil
errichteten Hafen- und Villenviertel,
entwickelte sich schnell zur Haupt-
stadt. Die wirtschaftlichen Erträge
der Besitzung blieben zunächst je-
doch hinter den Gewinnerwartungen
zurück. Erst 1911 machte die Kolonie
durch den Zuzug wohlhabender
chinesischer Kaufleute Gewinne, die
im Zuge der chinesischen Revolution
in Kiautschou Schutz suchten. Der
Ausbau des Hafens zu einem der
modernsten außereuropäischen Um-
schlagplätze war die Folge. 1912 leb-
ten 200.000 Chinesen und 4.000
Europäer in der Kolonie.
Zu Beginn des 1. Weltkrieges wurde
die deutsche Schutztruppe auf 4.800
Mann verstärkt. Nach Beginn einer
japanisch-englischen Blockade und
darauf folgenden Kämpfen ging den
Deutschen schließlich die Munition
aus. Sie mußten kapitulieren. Im Ver-
sailler Vertrag (28. 6. 1919) verlor
Deutschland die Kolonie an China.
▲ Tsingtau,1898 - 1914 Hauptstadt und Hafen des deutschen Pachtgebie-
tes Kiautschou, Südküste der Halbinsel Schantung am Gelben Meer.
Die „Musterkolonie“ im fernen Osten
Nachdem die Deutsche Reichsmarine im April 1898 die Bucht
von Kiautschou besetzt hatte, regelte ein Pachtvertrag die
Machtverhältnisse: Kiautschou wurde Deutsche Kolonie, war
aber - anders als die afrikanischen Kolonien: Deutsch-Süd-
westafrika, Deutsch-Ostafrika, Kamerun und Togo - dem
Reichsmarineamt unterstellt. Kiautschou entwickelte sich zur
Vorzeigekolonie, wurde aber im 1. Weltkrieg von den Japa-
nern erobert. Noch heute künden gut erhaltene Bauten, Stras-
sen und Beschilderung von der deutschen Kolonialzeit.
6. Jahrg. 2007 / 23 NEUE ZEITUNG Seite 9
Kein geborener Preuße, aber ein „Wahl-
preuße“, das war Werner von Siemens,
dessen vielseitiges Wirken sich nicht in
einer kurzen Berufsbezeichnung zusam-
menfassen läßt. Er hat die ganze Band-
breite eines kreativen Industriekapitäns in
sich vereint, den Forscher, den Erfinder,
den Fabrikanten und Vertriebsmann, den
wagemutigen Unternehmer und den um
seine Mannschaft besorgten Firmenchef.
Zusammen mit seinem Kompagnon Jo-
hann Georg Halske hat Siemens als ein
Pionier die Entwicklung Preußens und
Deutschlands zum Industriestaat stark be-
einflußt. Als Absolvent der Berliner Ar-
tillerie- und Ingenieurschule hatte er das
Rüstzeug erhalten für die Entwicklung
neuartiger Techniken im elektrischen
Telegrafenwesen, wodurch ab 1849 die
Weiten zu Lande und über die Meere
überwunden wurden. Seine Entdeckung des
dynamoelektrischen Prinzips eröffnete
Wege für elektromotorische Antriebe aller
Art, so 1881 zur Inbetriebnahme der 1.
elektrischen Straßenbahn. Schon früh er-
öffnete er Niederlassungen und Fertigungs-
betriebe auch im Ausland. Als liberaler
Abgeordneter im Preußischen Abgeordne-
tenhaus bemühte er sich um klare Kenn-
zeichnung deutscher Exportware. Vorbild-
lich war sein soziales Engagement. Er
gründete für seine Mitarbeiter eine Pen-
sionskasse, berief Betriebsärzte und schuf
eine nach ihm benannte Wohnsiedlung in
Berlin. 1888 wurde er von Kaiser Friedrich
III. in den erblichen Adelsstand erhoben
und erhielt den Orden „Pour le mérite“.
.
Seine Technik
überwand
die Weiten der
Meere
Meere ► Werner
von Siemens
* 13. Dez. 1816 in
Lenthe/Hannover
† 6. Dez. 1892 in
Berlin
Seite 10 NEUE ZEITUNG 6. Jahrg. 2007 / 23
Einladung zum
Oktoberfes
t Samstag, 6. Okt.
ab 15.00 Uhr
im
Landsmannschaften
POMMERN Do. 06. 09. 15.00 Uhr OHM Pommernnachmittag
Do. 04. 10. 15.00 Uhr OHM Pommernnachmittag
Do. 01. 11. 15.00 Uhr OHM Pommernnachmittag
OST/WESTPREUSSEN–DANZIG
Fr. 14. 09. 15.00 Uhr OHM Jahreshauptversam.
Fr. 19. 10. 15.00 Uhr OHM Schabber- u. Lesestd.
Fr. 16. 11. 15.00 Uhr OHM Schabber- u. Lesestd.
Freundeskreise
BERLIN-BRANDENBURG
Sa. O6. 10. 15.00 Uhr OHM “Oktoberfest”
Mo. 29. 10. 19.00 Uhr OHM „Berlin“- Diavortrag
DIEPENAU (Termine und Tagungsort werden noch
bekannt gegeben)
EYSTRUP (VdV) Gasthaus Weber, Eystrup
Fr. 05. 10. 15.00 Uhr Kaffeenachmuittag
UCHTE (Termin und Tagungsort werden noch
bekannt gegeben)
Zille-Ausstellung
ab 3. 9. wieder geöffnet
6. Jahrg. 2007 / 23 NEUE ZEITUNG Seite 11
.
Tips
vom
Fach:
Chefköchin
Teresa
Lonchant
ProSENIS Service
gem. GmbH
Senioren- und Blindeneinrichtungen
www.prosenis.de
Seniorensitz
Parkhaus
Hannoversche Str. 34-36 31582 Nienburg
Tel: 05021-7088
Fax: 05021-61849 Email: senioreneinrichtung-
nienburg @ prosenis.de
Seniorendomizil
„Im Meerbachbogen“
Im Meerbachbogen 20
31582 Nienburg Tel: 05021-887828
Fax: 05021-887822 Email: senioreneinrichtung-
meerbachbogen @ prosenis.de
Entenragout
mit
Teltower Rübchen
Anwendung:
Die gut gesäuberten Enten vierteln, salzen und pfef-
fern, mit Mehl bestäuben und in einem Bräter mit
reichlich Butter anbraten. Nelken, Gewürzkörner und
Kräuter dazu geben, etwas Wasser angießen und im
mittelheißen Ofen 1 – 1½ Stunden schmoren.
Kurz bevor die Entenstücke gar sind, Kräutersträuß-
chen herausnehmen, die gesäuberten Rübchen im
Ganzen, und die Möhre und die Schalotten in Schei-
ben geschnitten, dazugeben. Weiter schmoren lassen,
bis der Fond fast eingekocht ist und die Rübchen leicht
braun geworden sind.
Entenstücke herausnehmen und warm stellen. Nun
Brühe und Portwein an die Rübchen gießen, die ge-
hackten Sardellenfilets dazugeben und zu Ende
schmoren.
Etwas Flüssigkeit verdampfen lassen, damit die Sauce
recht kurz wird.
Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Entenviertel mit
der Haut nach oben auf die Rübchen setzen und alles
nochmals im Ofen schön heiß werden lassen. Dazu
gibt es Kartoffelklöße.
Zutaten:
2 junge Enten (küchenfertig), Salz, Pfeffer, 1
gehäufter Eßlöffel Mehl, 80 g Butter, 2 Nel-
ken, 4 Gewürzkörner, 1 Kräuterbündchen (Pe-
tersilie, Majoran, Thymian, Beifuß), 600 g
Teltower Rübchen, 1 Möhre, 4 Schalotten, ¼ l
Brühe, ¼ l Portwein, 2 Sardellenfilets.
Seite 12 NEUE ZEITUNG 6. Jahrg. 2007 / 23
24. Februar 1848:
Das Manifest der
kommunistischen
Partei
„Ein Gespenst geht um in Europa – das Ge-
spenst des Kommunismus.“ So beginnt das
Kommunistische Manifest, das Karl Marx und
Friedrich Engels veröffentlichten und in dem
sie die programmatische Theorie des Kommu-
nismus zusammenfassend darstellen.
Sie beschreiben den Gang der Geschichte als An-
einanderreihung von Klassenkämpfen, den Wider-
streit von Unterdrückern gegen Unterdrückte.
Danach stehen sich Bourgeoisie - die Herrschen-
den - als Besitzer der Macht und der gesellschaft-
lichen Produktionsmittel und Proletariat - die ent-
rechtete Klasse der Leibeigenen und späteren
Lohnarbeiter, unversöhnlich gegenüber. Für Marx
und Engels ist der Untergang des Bürgertums zum
Wohle des Proletariats unverzichtbar. Sie rufen
deshalb auf zur Revolution: „Proletarier aller
Länder vereinigt Euch!“ Nur im „Klassenkampf“
sehen sie eine Chance für den Sieg.
Der Sowjetkommunismus unter Lenin und Stalin
hat sich in Rußland dieses Vermächtnisses jahr-
zehntelang bedient. Mit dem Ende des Kaiser-
▲ Im Februar 1848 wurde Karl Marx während seines Auf-
enthalts in Brüssel von der Polizei als Aufrührer verhaftet.
reichs hat der Kommunismus auch in Deutsch-
land zur Zeit der Weimarer Republik deutlich
Gefolgschaft gewonnen. Im Dritten Reich ver-
boten, kamen die Kommunisten nach 1945 in der
Sowjetzone, der späteren „DDR“, über die Partei
SED an die Macht und setzten das marxistische
Herrschaftsmodell in Form der „Diktatur des
Proletariats“ bei Unterdrückung von Recht und
Freiheit des Einzelnen in Kraft. Elemente dieses
Gedankengutes sollen auch heute noch in Teilen
der SED-Nachfolgeorganisationen idealisierend
gepflegt werden.
Top Related