NR. 1 | 3. JANUAR 2012
www.migrosmagazin.ch
DISKRIMINIERUNG | 8
bergewichtige
habens schwer
FORSCHERDEWAAL | 16
VonAffen
undMenschen
GENOSSENSCHAFTEN | 26
Eine Idee
mit Zukunft
BUDGETSCHONEND | 30
Omeletten
einfach und gut
Glck zudritt
Frher kmpfte AnitaWeyermann nur fr sich.
Heute stehen fr die ehemalige Leichtathletin
Tchterchen Lara und Ehemann Roland Salzmann
imMittelpunkt. I 78
Adressnderungen am Postschalter oder dem regionalen Mitgliederdienst melden:
Tel. 058 565 84 01, E-Mail: [email protected]
AusgabeAare,AZA3321Schnbhl-Shoppyland.PsdgDPAG
Ent.bez.A44631
Bild:MarcoZanoni
MGB
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INHALT
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DIESEWOCHE
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MIGROS-MAGAZIN
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NR. 1, 3. JANUAR 2012
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MIGROS-WOCHE
5 | Aktuelles
MENSCHEN
8 | Portrt
bergewichtige leiden oft
unter Diskriminierungen.
Fnf Betroffene erzhlen.
15 | Auf einWort
16 | Interview
Affenforscher Frans deWaal
ber das Tier imMenschen
und den Unterschied
zwischen Mann und Frau.
22 | Kolumne: Der Hausmann
AKTUELL
26 | Genossenschaften
2012 ist das Internationale
Jahr derGenossenschaften.
Dazu startet das Migros-
Magazin eine zwlfteilige
Serie.
SAISONKCHE
30 | Gewickelt nicht gerhrt
Der Nidwaldner Fotograf
Markus Imboden
zaubert aus 18 Zutaten
bezaubernde Omeletten.
50 |Omelettenfestival
Schaumomelette, Crpe
oder Kaiserschmarrn?
So gelingts immer.
SCHAUFENSTER
53 | Figurbewusst
55 | Frisch ab Presse
IHREREGION
57 | Neues aus Ihrer
Genossenschaft
LEBEN
63 | Mix
69 | Auto
Opel Zafira Tourer das
Familienauto wird noch
grsser.
MEINEWELT
78 | AnitaWeyermann
Die ehemalige Spitzen-
athletin istMami geworden.
Den Sport hat sie aber nicht
an den Nagel gehngt.
RUBRIKEN
7 | Forum: Leserbriefe
71 | Rtsel & Spiele
75 | Impressum
DieUnohat das Jahr 2012 zum Jahr derGenossenschaften erklrt.
Und irgendwie ist es logisch:Wo sollte die Idee der Genossenschaft denn
strker verankert sein als in der Eid-Genossenschaft. Genossenschaften
waren in derHistorie oft Gemeinschaften, die sich zumZweck der Urba-
nisierung von unwirtlicher Umgebung bildeten. Sei es in den Bergtlern,
zur Pflege der Alpweiden, sei es inNorddeutschland, zur Erstellung von
Deichen gegen dieMeeresfluten.
Die Eid-Genossenwaren der Idee derGenossenschaft immer
besonders zugetan: Hilfe zur Selbsthilfe ist hierzulande tief verankert.
Deshalb sindMigros undCoop, die zwei grsstenDetailhndler des
Landes, als Genossenschaften organisiert ebensowie der grsste Kreis
der Ersparniskassen, die Raiffeisenbank. Bereits im 18. Jahrhundert waren
in der Schweiz ffentlich-rechtliche Brandkassen
gegrndetworden. Sie schtzten die Immobilien im
Brandfall. 1825 dannwurde die lteste private Ver-
sicherung, die SchweizerischeMobiliar-Assekuranz-
kasse, gegrndet.Die heutigeMobiliar sollte die
beweglicheHabe, sprich dasMobiliar, schtzen, das
von den Brandkassen nicht abgedecktwurde.Die
Versicherungsprmien konnten damals brigens auch
mit Eiern, Schinken oder Gemse bezahlt werden.
DasMigros-Magazinwird das Jahr 2012 dazunutzen, Ihnen, liebe
Leserin, lieber Leser, das ThemaGenossenschaften jedenMonat etwas n-
herzubringen. Ihre Geschichte, ihre Zukunft, dieMenschen, die sie geprgt
haben.Und selbstverstndlich auch die umsatzstrkste Genossenschaft
der Schweiz, dieMigros (Seite 26).
M-Infoline:
Tel. 0848 84 0848* oder Fax 0041 44 277 20 09 (Ausland).
[email protected]; www.migros.ch
Cumulus: Tel. 0848 85 0848* oder +41 44 444 88 44 (Ausland).
[email protected]; www.migros.ch/cumulus
Redaktion Migros-Magazin: Limmatstrasse 152, Postfach 1766, 8031 Zrich,
Tel. 058 577 12 12, Fax 058 577 12 08
[email protected]; www.migrosmagazin.ch;
* Normaltarif
EDITORIAL
Hans Schneeberger, Chefredaktor
Genossenschaft:
Ideemit Zukunft
EDITORIAL
Hans Schneeberger, Chefredaktor
Genossenschaft:
Ideemit Zukunft
Versicherungs-
prmien
wurdenmit
Eiern bezahlt.
26 | AKTUELL
Claude Hauser,
Verwaltungs-
prsident der
Migros, ber die
Vorteile einer
Genossenschaft.
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MIGROS-WOCHE
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Migros-Magazin
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NR. 1, 3. JANUAR 2012
|
Bilder:KarlNewedel/StockFood
regionaare
Gesundes in Rot-Weiss
Rot- undWeisskabis sind in Europa schon seit dem 8. Jahrhundert be-
kannt. Beide Sorten lassen sich sehr vielseitig zubereiten. Die einen ser-
vieren Kabis mit Speckstreifen und Kmmel, die anderenmit Tomaten
und Oliven odermit Ingwer und
Sojasauce. Rotkabis ist beson-
ders reich an Vitamin C;Weiss-
kabis enthlt mehr Mineral-
stoffe als andere Kabisarten
und ist besonders lange haltbar.
Im Khlschrank bleibt er auch
angeschnitten zweiWochen
lang frisch. Rot- undWeisskabis
werden tglich in der Region der
Migros Aare geerntet und direkt
in ihre Supermrkte geliefert.
G
ebleichte Jeans gelten in unserem
Kulturkreis als chic. Doch viele
Menschen in der Trkei bezahlen
unsere modischen Vorlieben mit dem
Leben.Damitdie Jeansgetragenwirken,
werdensie inKleinbetriebenvonArbei-
tern mit Hochdruck sandgestrahlt. Der
mineralische Staub, der dabei aufge-
wirbelt und von ihnen eingeatmetwird,
verursacht die unheilbare, oft tdliche
Lungenkrankheit Silikose, wie die ent-
wicklungspolitische Organisation Er-
klrungvonBernfesthlt.Ebendes-
halb haben wir vor einem Jahr sand-
strahlbehandelte Jeans aus dem Sor-
timent genommen, erklrt Daniela
Suter, Leiterin Nachhaltigkeit MGB.
Wer in der Migros eine Jeans kauft,
kannsiemit ruhigemGewissentragen.
Es bleibt zu hoffen, dass der Boykott
Schulemacht. Text: Jacqueline Jane Can
Gesundheit geht vor
Seit einem Jahr verzichtet dieMigros auf Jeans, die im gefhrlichen
Sandstrahlverfahren gebleichtwerden. Die Erfahrungen sind sehr positiv.
Je abgewetzter
Jeans aussehen,
desto cooler.
Doch das
Herstellungs-
verfahren hat fr
junge trkische
Arbeiter oft
schwere gesund-
heitliche Folgen.
Frisch in DerMigros
Ssse Leidenschaft
Die schrumpelige Passionsfrucht mit ihren kleinen schwarzen
Samen, umhllt von einer geleeartigen, suerlich-sssen Masse, macht
aus jedem Fruchtsalat ein exotisches Feuerwerk. Und zu Saft gepresst
oder langsam ausgelffelt erinnert sie im Geschmack gar ein bisschen
an Sommer, Tropen und Leidenschaft. Ein Lichtblick im grauen Winter.
neWs
Top secret:Was ist Animanca?
Im vergangenen Jahr sorgte die Migros mit der Nanomania und ande-
ren Spielen fr Sammelfieber. 2012 gibts ein einziges grosses Thema
mit dem Titel Animanca.Was sich hinter diesem Namen verbirgt, ist
vorlufig noch geheim. Es geht um Tiere, ummagische Steine und um
die Freude am Entdecken. Animanca findet in den Migros-Filialen, im
Internet, aber auch in der Natur statt. Am 24. Januar gehts los.
Sizilien wurde erst im neunzehnten Jahr-
hundert Teil des italienischen Knigreichs
und konnte damals schon auf eine ber
3000-jhrige Geschichte zurckblicken.
Nebst vielen interessanten Kulturschtzen
erleben wir auf dieser Rundreise das Wahr-
zeichen Siziliens, den 3340 Meter hohen
Vulkan tna, welcher durch seine Erup-
tionen die Landschaft der Insel geprgt hat.
Ihr Reiseprogramm
1. Tag: SchweizGenua Einschiffung.
Fahrt via Gotthard nach Genua. Auf einer ge-
fhrten Panorama-Stadtrundfahrt lernen wir die
Sehenswrdigkeiten von Italiens grsster Ha-
fenstadt kennen. Abends Einschiffung auf ein
modernes Fhrschiff der Grandi Navi Veloci.
2. Tag: Ankunft in PalermoCampofelice
di Roccella.
Am Abend Ankunft in Palermo und Fahrt zu
unserem erstklassigen Fiesta Hotel Athene
Palace in Campofelice di Roccella direkt am
Meer.
3. Tag: Campofelice di Roccella, Ausflug
MonrealePalermo.
Monreale ist vor allem durch seine Kathedrale
bekannt und zusammen mit dem Kloster ein
klassisches Ziel jeder Sizilienreise. Anschlies-
send Fhrung durch das historische Zentrum
der sizilianischen Hauptstadt Palermo. Am sp-
teren Nachmittag Rckfahrt zum Hotel.
4. Tag: Campofelice di RoccellaSegesta
SelinunteAgrigento.
Fahrt in den Westen der Insel, nach Segesta
und Selinunte. Wir bewundern einige der
besterhaltenen Tempelanlagen Siziliens. An-
schliessend fahren wir demMeer entlang nach
Agrigento.
5. Tag: AgrigentoPiazza Armerina
Giardini Naxos.
Besuch und gefhrte Besichtigung im Tal der
Tempel, das einer der bedeutendsten griechi-
schen Komplexe ausserhalb Griechenlands ist.
Spter Fahrt zur Ausgrabungssttte von Piazza
Armerina und gefhrte Besichtigung im ehe-
maligen rmischen Landsitz Villa Romana del
Casale mit seinen prchtigen Bodenmosaiken.
Am Abend Ankunft in Giardini Naxos.
6. Tag: Giardini Naxos, Ausflug
tnaTaormina.
Am Vormittag Panoramafahrt entlang der Flan-
ken des tnas, dem grssten aktiven Vulkan
Europas mit Ausblicken auf die bizarren Lava-
landschaften. Individueller Aufenthalt mit Ge-
legenheit zu einem kurzen Spaziergang. Rck-
fahrt ins Hotel und am spteren Nachmittag
kurze Fahrt nach Taormina. Das Stdtchen liegt
hoch ber dem Meer und bietet ein einzigar-
tiges Panorama auf den tna und die Ksten-
region am Fusse des Vulkans. Individuelle Be-
sichtigungdesStdtchensundein individuelles
Abendessen in Taormina
(nicht inbegriffen).
7. Tag: Giardini Naxos, Ausflug Siracusa.
Fahrt dem Meer entlang nach Siracusa. Beein-
druckende Bauwerke und Ausgrabungen aus
der griechischen und rmischen Antike erwar-
ten uns. Gefhrte Besichtigung.
8. Tag: Giardini Naxos, fakultativer Ausflug
Aeolische Insel Lipari.
Vor der Kste Siziliens liegen die Aeolischen
Inseln. Fahrt zur Hafenstadt Milazzo und Aus-
flug mit dem Boot zur Insel Lipari mit ihrem
gleichnamigen Stdtchen. Inselrundfahrt und
Zeit fr individuelle Besichtigungen.
Sizilianische Perlen Cefal, Agrigento, Taormina und Siracusa
Die Mosaike von Piazza Armerina
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Fakultativ: Ausflug Aeolische Insel Lipari
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11 Tage gem. Programm 1970. 1775.
Reduktion
Reise 13, 1112 100.
Daten 2012
MittwochSamstag
Frhling Herbst
1: 21.03.31.03. 9: 12.09.22.09.
2: 28.03.07.04. 10: 19.09.29.09.
3: 04.04.14.04. 11: 26.09.06.10.
4: 11.04.21.04. 12: 03.10.13.10.
5: 18.04.28.04.
6: 25.04.05.05.
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Palermo, Monreale, Segesta, Selinunte,
Agrigento, Piazza Armerina, Siracusa
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06:15 Wil, 06:30 Burgdorf,
06:40 Winterthur, 06:45 Basel,
07:00 Zrich-Flughafen, 07:20 Aarau,
08:00 Baden-Rtihof, 08:50 Arth-Goldau
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9. Tag: Giardini NaxosEnnaCefal
Palermo Einschiffung.
Heute berqueren wir die Insel und kehren zu
unserem Ausgangsort Palermo zurck. Unter-
wegs machen wir Halt in Enna, einer ehema-
ligen Festungsstadt im Herzen Siziliens, die
sich ihre attraktive Altstadt bewahrt hat. An-
schliessend Weiterfahrt ins romantische Fi-
scherstdtchen Cefal. Freie Zeit, um durch die
engen Gsschen der mittelalterlichen Altstadt
zu schlendern. Abends Einschiffung auf ein
Schiff der Grandi Navi Veloci. bernachtung
an Bord.
10. Tag: Auf See Ankunft in Genua
Alessandria.
Erholsamer Tag auf See. Abends Ankunft in
Genua. Ausschiffung und Fahrt zu unserem
letzten bernachtungsort Alessandria im Pie-
mont.
11. Tag: AlessandriaSchweiz.
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LESERBRIEFE
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FORUM
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MIGROS-MAGAZIN
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NR. 1, 3. JANUAR 2012
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Schreiben Sie uns:Wir freuen uns ber Briefe und E-Mails zu Artikeln im
Migros-Magazin. Je krzer Ihr Brief, desto grsser die Chance, dass er
verffentlicht wird. Zuschriften knnen durch die Redaktion gekrzt werden.
Per Post an Redaktion Migros-Magazin, Leserbriefe, Postfach 1751,
8031 Zrich, oder per E-Mail an [email protected]. Und
vergessen Sie bitte nicht, Ihre Adresse und Ihre Telefonnummer anzugeben.
MM 51: Treue schliesst andere nicht aus, Interviewmit
dem Sozialwissenschafter Holger Lendt ber Treue.
AnderTreue festhalten ist
keinDogma, sondern Liebe
Wir Menschen ticken anders! Unser
Herz kommtmit solchenTheorien nicht
mit. Beziehungen, die auf Dauer glck-
lich sein sollen, brauchen das Einander-
vertrauen-Knnen.DasschliesstVerzei-
hennicht aus,aberorganisiertesFremd-
gehen. IrisMettler-Good, 5032 Aarau Rohr
Soeben komme ich von einem bewe-
gendenGesprchmiteinerKolleginnach
Hause. IhrFreundhat sienachmehrma-
ligem Fremdgehen verlassen. Ihre ganze
Person ist gezeichnet von Schmerz. Zu
Hause dann stosse ich auf das Interview
mit Holger Lendt. Mir stockt das Herz.
Unpassend, einfach unpassend! Wird
hiernichtUnrechtzuRechtundRechtzu
Unrechterklrt?LautLendtsolltemeine
Kollegin ihrenSchmerzhinterfragenund
geben lernen. Das Grundbedrfnis
nach Sicherheit in der Beziehung wird
hinterfragt,umFremdgehenzurechtfer-
tigen. An der Treue festhalten ist aber
keinDogma,sondernLiebe.ChristaBont,
3172Niederwangen
Ich denke, in unserer egoistischen
Konsumwelt wird ein simples Sprich-
wort zu wenig beachtet: Was du nicht
willst, das man dir tu, das fg auch kei-
nemandern zu.Wie vieleMenschen,die
ihrePartnerbetrgen,reagierenusserst
empfindlich, wenn sie nur den gerings-
ten Verdacht haben, dass ihnen das
Gleiche passiert. Christa Grossenbacher,
4302 Augst
Der Sozial-
wissenschafter
Holger Lendt
ist berzeugt,
dass diemeisten
Menschen
fremdgehen.
Der Sozial-
wissenschafter
Holger Lendt
ist berzeugt,
dass diemeisten
Menschen
fremdgehen.
Bild:DavidMaupil
KRACHERWOCHEN
JETZT PROFITIEREN! ANGEBOTE GELTEN VOM 3.1. BIS 9.1.2012, SOLANGE VORRAT
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portrt
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Nr. 1, 3. JaNuar 2012
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migros-magazin
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DerKampfgegen
Pfundeund
schrgeBlicke
DickeMenschen haben es oft doppelt schwer: Einerseitswerden siewegen ihres
usseren diskriminiert, andererseits kmpfen sie oftmit den krperlichen
Folgen ihres bergewichts. Das halten viele nurmit gesundemSelbstvertrauen aus.
D
ie Welt wird dicker. Laut einer in
dermedizinischenFachzeitschrift
LancetverffentlichtenStudie
mit Daten aus 199 Lndern sind inzwi-
schen anderthalb Milliarden Menschen
bergewichtig; 205 Millionen Mnner
(9,8 Prozent) und 297 Millionen Frauen
(13,8 Prozent) gelten gar als fettleibig.
Diemeistenbergewichtigender Indus-
triestaaten leben in den USA (68 Pro-
zent), am wenigsten leben in Japan
(25 Prozent). Und auch etwa 50 Prozent
der Schweizerinnen und Schweizer gel-
ten als zu dick (1992 waren es erst 30
Prozent). Laut einer neuen Studie des
Bundesamts fr Gesundheit leiden vier
Prozent der Bevlkerung an Essstrun-
gen, dazu zhlen auch unkontrollier-
bare Fressattacken. Das ist die eine
Seite.Die andereSeite:DieDickenselbst
fhlen sichmehr undmehrwie Ausst-
zige. Oder wie es die Schweizer Autorin
Susann Sitzler in ihrem Buch Bauch-
gefhle formuliert: Ein Mensch hat
heute in jedem Fall schlank zu sein.
Dicksein ist unerwnscht.Der schlanke
Krper ist gesundheitspolitisches Ziel
und kulturelle Norm zugleich.
Diskriminierung undVorurteile
wegenbergewicht
Der Druck ist so gross, dass viele Men-
schen,vor allemFrauen,selbstdannab-
nehmenwollen,wennsiegarkeinber-
gewichthaben.WerderNormallerdings
allzu offensichtlich nicht entspricht,
wird oft schief angesehen, muss sich
Kommentare anhren, wird gar ange-
spuckt oder bei der Befrderung ber-
gangen. US-Studien zeigen, dass stark
bergewichtige Menschen insbeson-
dere Frauen ihr Leben lang weniger
verdienen und geringere Karrierechan-
cen haben als Normalgewichtige. Das
Vorurteil, Dicke seien faul, undiszipli-
niert und auch ein bisschen doof, hlt
sich hartnckig.
In denUSA gibt es seit einigen Jahren
eine Gegenbewegung, das fat accep-
tance movement oder kurz: fat
pride.bergewichtigealso,die sichder
kulturellen Norm widersetzen, dem
ewigen Ditendruck abschwren und
stolz sind auf ihre Pfunde. Die Gesell-
schaftgegenGewichtsdiskriminierung
in Deutschland kmpft fr eine bessere
Behandlung vonDicken.
In der Schweiz gibt es solcheAnstze
erst zaghaft.DieWebsite rundnaund.ch
geht in diese Richtung. Sie versteht sich
als Plattform fr dicke Menschen, ber
dieKontaktegeknpftwerdenknnen
alle zwei Monate gibt es einen Stamm-
tisch,womansichauchpersnlich trifft.
UmsAbnehmen geht es dabei nicht.
Heinrich von Grnigen (70), Leiter
der Schweizerischen Adipositas-Stif-
tungundselbstbergewichtig, stehtder
Bewegungmit gemischtenGefhlenge-
genber.Grundstzlich ist einhheres
Selbstwertgefhl gut. Das Gefhrliche
an bergewicht sind aber die gesund-
heitlichen Probleme, die grsser wer-
den, je lter man wird. Stark berge-
wichtige Menschen tragen ein erhhtes
Risiko frdiverseKrankheiten.In jun-
gen Jahren merkt man davon noch
nichts. Aber spter bereut man mgli-
cherweise, dassman seinGewicht nicht
rechtzeitig reduziert hat.
Von Grnigen sieht die fat pride-
Bewegung auch als Schutzmechanis-
mus: Es hilft, sich als Teil einer Grup-
pe zu fhlen, die das Problem offensiv
angeht.Das spendet Trost.
abnehmen ist einfach,
das gewicht halten jedoch nicht
VonGrnigenweiss,dassesschwierig ist,
Pfunde loszuwerden. Abnehmen ist
leicht, das Gewicht zu halten, ist das
Problem. Die Rckfallquote liegt bei
85 Prozent, erfolgreicher sind operative
Eingriffe. Das Wichtigste wre, dafr
zu sorgen, dass bergewicht gar nicht
erst entsteht.
Leichter gesagt als getan. Insbeson-
dere, wenn man der These des berge-
wichtsexperten Gary Egger folgt, die er
in Planet Obesity formuliert. Danach
istAdipositaseinKollateralschadender
Moderne.Fettleibigkeit seidienatr-
liche Reaktion des menschlichen Im-
munsystems auf den modernen Life-
style.NureineAbkehrvomMythosdes
permanentenWachstumsknneErleich-
terungbringen.Treffenderkannmanes
kaumsagen,meint auchvonGrnigen.
Texte: Ralf Kaminski
Bilder: GerryNitsch
www.migrosmagazin.ch
In der Schule oder bei der Arbeit, in der Liebe oder
beim Arzt: Wo Fettleibige diskriminiert werden.
|Migros-Magazin
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Nr. 1, 3. JaNuar 2012
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menschen
portrt
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9
Ich hatte eine tolle
Kindheit und auch
nie Probleme mit meinen
Klassenkameraden.Mob-
bing habe ich trotz ber-
gewicht nie erlebt. Das
hat sicher geholfen, ein
gesundes Selbstbewusst-
sein zu entwickeln. Seit
ich mich erinnern kann,
habe ich zu viele Kilos,
aber ich habe mich damit
arrangiert. Klar, wre ich
lieber schlank, aber ich
bin jetzt nun mal so und
habe das akzeptiert. Und
bergewicht istmeinein-
ziges Problem imLeben
was ist das schon?
Auch ich habe schon
Diten ausprobiert, aber
amEnde istdasmit all den
Mittelchen, Drinks und
Kuren doch nur Geldma-
cherei.Damache ichnicht
mit. Wobei ich natrlich
schon darauf achte, was
ich esse. Aber: Ich esse
gern, ich esse falsch, und
ich mache keinen Sport.
Mir fehlt wohl der Lei-
densdruck, um daran et-
was zu ndern. Oft kom-
me ich erst abends richtig
zum Essen, und das setzt
halt an. Genauso wie das
Naschen zwischendurch.
Den einzigen Grund zum
ernsthaften Abnehmen
htte ich, wenn gesund-
heitliche Probleme auf-
trten, aber davon bin ich
bis jetzt verschont.Ob ich
die Disziplin aufbrchte,
weiss ichnicht.Diskrimi-
nierung erlebe ich nicht.
Vielleicht gibtsmalBlicke
im Bus, aber das ist mir
egal. Ich hatte auch nie
Probleme,einenguten Job
zu finden oder einen
Partner. Mein jetziger
Partner ist auch berge-
wichtig. Genauso wie
meine drei besten Freun-
dinnen.WirsinddieGol-
den Girls ein Spitzna-
me, den die Mutter einer
jener Freundinnen uns
malverpassthat.Wir sind
schon zusammen zur
Schule gegangen und un-
ternehmen viel gemein-
sam. ber die Gewichts-
probleme knnen wir nur
lachen, wir habens lustig
und essen gerne. Wenn
wiruns treffen, lautet
dasMotto: Hau rein!
Isabel schilt (40), stellvertretende
Filialleiterin, Bzen AG, 110 Kilogramm
bergewicht
istmein einziges
Problem im
Leben.Was ist
das schon?
Isabel Schilt
sieht keinen
Grund, abzu-
nehmen. Diten
seien reine
Geldmacherei.
10
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menschen
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portrt
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NR. 1, 3. JANUAR 2012
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migros-magazin
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Meine Familie hatte
schon immer mit
demGewicht zukmpfen,
daherwurde auch ich be-
reits frhaufDit gesetzt.
Mit demunkontrollierten
Essen richtig los ging es
jedoch erst, als ich 19war
undnacheinemschweren
Familienkonflikt auszie-
henmusste. Immerwenns
mir schlecht ging, ass ich
das gab mir ein gutes
Gefhl. Zwar nahm ich
sehr stark zu, ich konnte
mich aber nicht bremsen.
Ein Jahr spter wog ich
bereits ber 100 Kilo-
gramm. Natrlich habe
ich immer mal versucht,
Gewicht zu reduzieren,
aber danach regelmssig
wieder zugelegt. Es dau-
erte rund zehn Jahre, bis
der familireKonflikt ver-
daut war und mein Ge-
wicht sich stabilisierte.
Das Frustessen hrte auf,
das Bedrfnis zu essen
jedoch blieb. Ohne rigo-
rose Disziplin ist es un-
glaublich schwierig, von
diesem Suchtverhalten
wegzukommen.
meinWunschgewicht
sind 70Kilo
Ausgesundheitlichenund
sthetischen Grnden
habe ich mich nun fr
eine Magenbypass-Ope-
ration entschieden und
denberschssigenPfun-
den den Kampf angesagt.
Das Magenvolumen wird
dabei stark verkleinert,
mitderFolge,dass ichnur
kleine Mengen zu mir
nehmen kann, weil mir
sonst schlechtwird.Mein
Wunschgewicht von 70
Kilo zu erreichen, ist sehr
ambitioniert, aber mit
ausgewogener Ernhrung
und viel Bewegung hof-
fentlichmglich.
Sowie es jetzt ist, zieht
das Leben in gewisser
Hinsicht an mir vorbei.
Ich halte mich in vielen
Dingen zurck, denn ich
befrchte immer,dassdas
Erste, was die Leute von
mir wahrnehmen, mein
bergewicht ist. Das
wirkt sich auch auf mein
Berufsleben aus. Hin-
sichtlichBeziehungenbin
ich in einer Zwickmhle:
Ich kann niemanden ak-
zeptieren, der mich so
nimmt, wie ich bin, weil
ichmich selbstmit dieser
Figur nicht akzep-
tieren kann. Wenn
ich angemacht werde,
denke ich immer: Jesses,
was findet der anmir?
Ich schtze, ich bin
viel weniger mit Diskri-
minierungenkonfrontiert
als andere, weil ich mich
modisch kleide und style.
Daher hatte ich auch nie
Schwierigkeiten, einen
Job zu finden. Inffentli-
chen Verkehrsmitteln
oder im Kino kriege na-
trlichauch ichdieBlicke
zu spren ich nehme
halt mehr Platz weg als
andere. Und ich fhle
mich dann immer sehr
unwohl. Ab und zu gibts
auch Kommentare, bei-
spielsweisewenn ichaus-
gehe. Oder von Kindern
aufderStrasse:Lck, isch
didick! Ichversuchedas
so gut wie mglich zu
ignorieren und freue
mich auf die bevorste-
hende Operation und die
vielenMglichkeiten, die
sichmir erffnenwerden!
Ich gnne es allen, die
sich mit bergewicht in
ihrer Haut wohlfhlen,
deshalb finde ichauchdie
fatpride-Bewegung in
den USA toll. Ich kenne
dort Frauen, die gehen an
spezielle Partys und zei-
gen stolz ihre Krper-
flle. Das ist prima, aber
ich bin nicht der Typ
dafr.
WoDicke
diskriminiert
werden
Beruf: SBB und VBZ
haben BMI-Grenzen
fr ihre Mitarbeiter.
Die VBZ nehmen
keinenmit einem BMI
ber 30, die SBB
niemandenmit BMI
ber 35. Oft werden
normalgewichtige
Bewerber berge-
wichtigen vorgezogen.
Krankenkassen:
Wer einen BMI leicht
ber 25 hat, hat oft
Mhe, eine Zusatz-
versicherung
abzuschliessen.
Zusatzleistungen fr
Operationen wegen
bergewicht sind
reduziert oder
gestrichen worden.
Airlines: Bei US-
Fluggesellschaften
wie United, Continen-
tal oder Deltamssen
stark bergewichtige
zwei Sitzpltze be-
zahlen. Viele Airlines
lassen dicke Passa-
giere stehen und
buchen sie auf einen
anderen Flug um,
wenn sie nicht in den
Sitz passen und der
Flug ausgebucht ist.
Sitze und Tren:
Beides ist fast berall
zu schmal und zu eng
in Restaurants, im
Kino, in ffentlichen
Verkehrsmitteln,
in Telefonkabinen,
in ffentlichenWCs
und Krankenhusern.
Auch Standardsrge
sind fr stark ber-
gewichtige zu klein.
So berechnen Sie Ihren
Body Mass Index
(BMI): Gewicht (kg)
geteilt durch Grsse im
Quadrat (cm
2
)
Annick Erika Ruedi (36), Marketingleiterin,
Zrich, 155 Kilogramm
Wenn ich angemachtwerde,
denke ich immer: Jesses,was
findet der anmir?
EinstwogAnnick
Erika Ruedi 155 Kilo
(Bild). Dank einer
Operation verlor
sie 44 Kilogramm.
Daniel Hesswurde
wegen seines
bergewichts
nicht befrdert.
Heute ist er
selbstndig und
erfolgreich.
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Migros-Magazin
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Nr. 1, 3. JaNuar 2012
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Menschen
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Angefangen hat es
mit 13 in einemKlas-
senlager,als einerderLei-
ter fand, ich esse zu viel.
Ich landete beim schul-
psychologischen Dienst,
undderverdonnertemich
zu einer vierwchigen
Null-Kalorien-Dit.Man
steckte mich in ein abge-
legenes Zimmer im Kin-
derspital. Zwar verlor ich
20 Kilo, aber der Boden
fr meine bergewichts-
karrierewar gelegt.
Htte man das damals
nichtgetan,htte ichheu-
te dieses Problem nicht,
davon bin ich berzeugt.
Der Jo-Jo-Effekt sorgte
dafr, dass das Gewicht
bald wieder so war wie
vorher. Obwohl ich mich
nurmit 1000Kalorienpro
Tag ernhrte, konnte ich
zusehen, wie ich wieder
zunahm. Das war sehr
frustrierend.
Mit 29 wanderte ich in
die USA aus, dort nahm
ich stetig zu, bis ich 1989
165 Kilogramm wog. Ein
Beinahe-Herzinfarkt trieb
mich dann in einen Fit-
nessclub; das Ganze war
an ein Ditprogramm ge-
koppelt.
1991 kam ich aus den
USA zurck ich wog 95
Kilo. In meinem neuen
Job bei der heutigen
Zurich, musste ich aber
mittags oft mit Kunden
essengehen,hatte abends
Anlsse, vernachlssigte
die Fitness. 1995 erreich-
te ich mein Maximalge-
wicht: 195 Kilo. Mein
Hausarzt fand, ich solle
halt ein bisschen abneh-
men,mehrSportmachen.
bergewicht ist nicht
Disziplinlosigkeit
Mit 195Kilogrammmacht
man keinen Sport mehr.
Aus meiner Sicht ist das
einklaresSuchtverhalten.
Dazu kommt die geneti-
sche Veranlagung mit
mangelnder Diszplin hat
das nichts zu tun.
Zur gleichen Zeit lern-
te ich damals meine Frau
kennen, eine Thailnde-
rin. Die thailndische
Kultur hat ein anderes
Verhltnis zumKrper als
unsere.Davor hatte es nie
viel mit Frauen gegeben,
da warmeine Krperflle
klar einHindernis.
IchwareinerderErsten
in der Schweiz, die eine
Magenbandoperationma-
chen liessen. Inzwischen
habe ich das vierte Band
drin und auch noch einen
Magen-Bypass. Erst mit
diesen Operationen ver-
schwand das ewige Hun-
gergefhl.
1996 wre eigentlich
eine Befrderung in die
Direktion fllig gewesen,
aber mein Chef erklrte,
daraus werde nichts, weil
ich zu dick sei. Alle haben
esgedacht,er hat sichge-
traut, es auszusprechen,
immerhin.Es sehe imGe-
schftsbericht nicht gut
aus. Das hat mich natr-
lich getroffen. Ich suchte
eine neue Stelle und bau-
te vier Jahre spter meine
eigene Firma auf, die Ab-
raxas AG. Diskriminie-
rung im Job habe ich seit-
her nichtmehr erlebt, die
Geschfte gehen gut.
Warum isst der das
jetzt, besagen die Blicke
imRestaurant.Dermss-
te jetzt doch nur ein Sa-
ltli essen und sonst
nichts. Mich rgert der
Vorwurf, wir berge-
wichtigen belasteten das
Gesundheitssystem un-
gebhrlich. So nach dem
Motto:DerDialysepatient
kann ja nichts fr seine
Krankheit, aber der Dicke
ist selber schuld. Das ist
einfach nichtwahr.
Mit meinem Gewicht
bin ich heute zufrieden.
Wassoll ichmichkasteien
und fr den Rest meines
Lebens Dit halten? Ir-
gendwann sterbe ich wie
jeder andere auch. Aber
bis dahinmuss das Leben
doch irgendwie le-
benswert sein.
Daniel Hess (54), Grnder und Geschftsfhrer einer
Versicherungsagentur, Oberembrach ZH, 132 Kilogramm
Mit 195Kilogrammmacht
man keinen Sportmehr
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menschen
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portrt
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Nr. 1, 3. JaNuar 2012
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migros-magazin
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Was in Frauenheftli
steht, ist unbrauchbar
Die meisten extrem bergewichtigen sind genetisch dazu prdisponiert, sagt
Fritz Horber, Arzt und Leiter des Adipositaszentrums inWinterthur.
Das Problem sei nicht der mangelndeWille abzunehmen, sondern das fehlende
Wissen, um gar nicht erst so dick zu werden.
Ich musste mein
ganzes Leben lang
Hnseleien und Sprche
bermichergehen lassen.
Einmal spuckte mich
einer an, mitten auf dem
Pausenplatz. InderOber-
stufe bearbeiteten zwei
Typen sogar Bilder von
mir und hngten sie an
meinem frheren Wohn-
ort Wiesendangen auf.
Sie verwandelten mich
in Hagrid, den riesigen
Wildhter aus Harry
Potter. So nannten sie
mich auch in der Schule
immer.
Manchmalging ichdas
ganze Wochenende ber
Melanie Graf (19), Call Agentin, Seen
In derOberstufe
Typen in Hagrid
Hande Gler
wiegt dank
einer Operation
40Kilogramm
weniger. Siewill
aber nochmehr
Pfunde verlieren.
zurperson
Fritz Horber (58) ist
Facharzt, Mitbegrn-
der der Schweize-
rischen adipositas-
Stiftung und seit 1992
im Kampf gegen das
bergewicht enga-
giert. Er leitet das
adipositaszentrum
in der Klinik Lindberg
inWinterthur. Dort
und in den aussen-
stationen Bern, Visp,
Locarno, St. Moritz
und aarau behandelt
er mit seinem Team
jhrlich rund 7000
Patientenmit ber-
gewicht.
www.lindberg.ch
www.saps.ch
Fritz Horber, bei wie vielen Menschen ist das
bergewicht genetisch bedingt?
Fnf Prozent allerMenschenmit einem
BMIber35habeneinenDefekt in einem
Gen, das kontrolliert, wie viel Energie
verbraucht wird und was fr einen Ap-
petit man hat. Wer diesen Gendefekt
hat,wird unweigerlich bergewichtig.
Alle anderen knnten also abnehmen, wenn
sie sich nur bemhenwrden?
Nein.Da spielen noch andereGene rein.
Mittlerweile haben wir 52 Genvariatio-
nen identifiziert, die zum bergewicht
prdisponieren.
Die meisten Menschen mit starkem berge-
wicht haben also eine solche Genvariation?
So ist es. Wir haben in unserer Klinik
rund 2000 Patienten danach unter-
sucht; sie haben alle mindestens eine,
manchmal sogar zehn oder 20 dieser
Genvariationen. Das Problem ist, dass
diemeistenvon ihrerVeranlagungnichts
wissenunderstmitderZeitmerken,was
mit ihnen passiert.
Das heisst, die Gene sind immermindestens
mitverantwortlich?
Ja, das gilt fr alle bergewichtigenmit
einem BMI ber 30. Und es gibt noch
weitere Prdispositionen:Wirdman als
Kind in der Gebrmutter bermssig
ernhrtodermussmanhungern,kommt
man also mit mehr als 4,5 oder weniger
als 2,8Kilogrammauf dieWelt, hatman
eine um 50 Prozent hhere Chance,
bergewichtig zuwerden.
Aber warum ist es so schwierig, das Zuneh-
men zu bremsen? Man sieht sich ja im Spie-
gel. Und wenn man dann bei 100 Kilogramm
angekommen ist
dann ist es eben schon zu spt. Alle
Studien zeigen, dass Menschen mit
einemBMIber30 langfristig imSchnitt
niemehrals siebenProzentGewichtsre-
duktion schaffen, bestenfalls zehn Pro-
zent. Hat man erst mal ein derartiges
bergewicht, ist es fast unmglich, es
wieder wegzubekommen. Und macht
manzustzlichnochFehlerundversucht
es mit irgendwelchen in der Presse an-
gepriesenenWunderditen, wird es nur
nochschlimmer,dannkommtder Jo-Jo-
Effekt. 99,9 Prozent von dem, was zu
diesemThema indenFrauenheftli steht,
ist unbrauchbar!Demmsstemandrin-
gend Einhalt gebieten.
Das heisst: sich von Anfang an viel bewegen,
richtigessenundzusehen,dassbergewicht
gar nicht erst entsteht?
Richtig. Nur ist das gar nicht so leicht,
wenn man sich nicht mit grossem Auf-
wand selbst informiert. Energiedichte
Nahrung wird weder in Restaurants
noch in Lden gekennzeichnet, Oran-
gensaft zum Beispiel gilt noch immer
als gesund, obwohl er fr jedenberge-
wichtigen eine Katastrophe ist. Das
Wissen fehlt, undman bekommt weder
vomStaatnochvonderSchulenochvon
der Industrie gengendHilfe,damitman
lernt, wie man sich richtig ernhrt. Da
mssteman ansetzen.
Sind 2000Kalorien pro Tag schon zu viel?
Das ist sehr variabel. Es gibt schlechte
Futterverwerter, die essen deutlich we-
niger und nehmen trotzdem zu.Und Sie
drfen nicht vergessen: 50 Kalorien zu
viel pro Tag ergibt 20 Kilo mehr innert
zehn Jahren. Das sind gerade mal vier
Guetsli pro Tag. Nicht alle Dicken sind
also einfach Fressscke. Es sind die ge-
ringenMengen zu viel, die sich ber die
Jahre summieren. Und stellt man seine
Essgewohnheiten um, muss man das
ganze Leben lang durchhalten. Man
muss an der fein duftenden Bratwurst
vorbeigehen fr immer.
Sie waren selbst bergewichtig. Wie haben
Sie das Gewicht unter Kontrolle gekriegt?
Mit einer radikalen Umstellung meiner
Bewegungs- und Essgewohnheiten.
Ausserdemhabe ichbeimir zuHause im
Winter nur 18 Grad. Das verbraucht
mehr Energie.
Fritz Horber
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Migros-Magazin
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Nr. 1, 3. JaNuar 2012
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MensChen
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portrt
Ichwar immer schon
ein Pummelchen.
MeinGewicht stieg in der
Pubertt schleichend: 60
Kilo innert fnf Jahren.
Mit 18wog ich 139Kilobei
einer Krpergrsse von
1,70 Metern. Die sptti-
schenBlickeundverbalen
Beleidigungen auf der
Strasse, die tgliche Dis-
kriminierung setzten mir
seelisch massiv zu. Ich
kapselte mich immer
mehr ab, fhltemich ein-
sam und unverstanden.
Das Essen war eine ver-
meintlicheKompensation
des seelischen Stresses
ein Teufelskreis.
Eines Tages realisierte
ich: So kann es nichtwei-
tergehen.Es folgtenmeh-
rereOperationen amMa-
gen-Darm-Trakt, die nur
bedingt erfolgreich wa-
ren. Ich konnte mein Ge-
wicht lediglich auf 103
Kilogramm reduzieren
und nahm mit der Zeit
sogar wieder zu. Erst die
vierte und letzte Opera-
tion Ende 2010 brachte
den gewnschten Erfolg.
Heute bin ich ber 40
Kilo leichter. Ein unbe-
schreibliches Gefhl! Ich
ermde beim Laufen we-
niger schnell, die Fussge-
lenke schmerzenweniger,
ich habe mehr Energie,
und die Lebensqualitt
hat sich erhht. Nur op-
tisch habe ich mich noch
nicht daran gewhnt.
Wenn ichmich imSpiegel
sehe, denke ich: Bist du
daswirklich?
Das nchste Ziel ist,
meinWunschgewichtvon
65 bis 70 Kilogramm zu
erreichen und auch
das werde ich noch
schaffen.
nicht aus dem Haus. Ich
hatte auch nie einen
grossen Freundeskreis,
weil ich mich immer eher
zurckgezogen habe.
Meine Eltern sind ge-
schieden, ich wuchs bei
meiner Mutter auf. Sie
kochte nie gesundes oder
leichtes Essen. Heute ha-
ben wir ein katastropha-
les Verhltnis.
Ich lebe bei meinem
Vater und seiner neuen
Familie. Dort gibt es viel
Gemse und ausgewoge-
neres Essen. Ich dachte
eigentlich immer,dass ich
mich irgendwann operie-
ren lassen wrde, deshalb
habe ichwohl auchnie ei-
ne Dit gemacht. Aber ich
kenne mich gar nicht an-
ders.Was, wenn ich mich
dnn gar nicht gut finde?
Dasmuss auchohneOpe-
ration gehen.
Mein Hchstgewicht
war 139,8 Kilo. Ich habe
miraber immergeschwo-
ren, dass da nie eine Vier
stehen wird. In letzter
Zeit habe ich abgenom-
men, ohne mich speziell
zu bemhen. 20 Kilo in-
nerhalb von drei Mona-
ten. Vermutlich, weil ich
voreinigenMonatenmei-
nen (jetzt bereits ehema-
ligen) Freund kennen-
lernte.Er istCoiffeur und
schlank, er warmein ers-
terFreund.Ichdachteviel
weniger ans Essen. Er
lernte mich mit meinem
Hchstgewicht kennen,
sprach mich trotzdem an
undsagtenieetwaswegen
meines Gewichts. Ich
hatte am Anfang etwas
Mhe,weil er so dnn ist.
Und kleiner als ich ist er
auch.
Seit ich aus der Schule
bin, ist alles besser ge-
worden. Ich habe mehr
Selbstvertrauenundwr-
de gerne bei einer Anti-
Mobbing-Kampagne
mitmachen.
ZH, 116 Kilogramm
verwandeltenmich zwei
Hande Gler (32), kaufmnnische Angestellte, aus dem Aargau, 78 Kilogramm
Eines Tages realisierte ich:
So kann es nichtweitergehen
Melanie Graf
wurde von klein
auf gehnselt.
Und auf dem
Pausenplatz sogar
angespuckt.
8 Tage Westliches Mittelmeer und Malta
Jeden Samstag 31.03. 17.11.12
Genua-Barcelona-La Goulette-La Valletta-
Messina-Civitaveccia(Rom)-Genua
8 Tage Westliches Mittelmeer & Sizilien
Jeden Sonntag 25.03.-21.10.12
Genua-Neapel-Palermo-La Goulette-
Barcelona-Marseille-Genua
8 Tage Westliches Mittelmeer und Cte
dAzur Jeden Sonntag 15.04.-18.11.12
Livorno-Villefranche (Monte Carlo) -Valencia-
La Goulette-Catania -Neapel-Livorno
8 Tage Westliches Mittelmeer & Balearen
Jeden Freitag 04.05.-02.11.12
Genua-Civitavecchia(Rom)-Salerno-Tunis-
Ibiza-Palma de Mallorca-Marseille-Genua
8 Tage stliches Mittelmeer und Istanbul
Jeden Samstag 24.03.-05.05.12
(mit MSC Magnifica)
Venedig-Bari-Katakolon(Olympia)-Izmir-
Istanbul-Dubrovnik-Venedig
8 Tage stliches Mittelmeer & Griechische
Inseln Jeden Sonntag 08.04.-11.11.12
Venedig-Bari-Katakolon(Olympia)-Santorini-
Mykonos-Pirus-Korfu-Dubrovnik-Venedig
8 Tage Adriatische Kste & Griechenland
Jeden Freitag 11.05.-26.10.12
Venedig-Ancona-Korfu-Santorini-Pirus
(Athen)-Argostoli-Kotor-Venedig
12 Tage Griechenland & Schwarzes Meer
Abfahrten am 09.03. / 20.03. und 31.03.12
Genua-Civitavecchia(Rom)-Pirus(Athen)-Jalta-
Odessa-Istanbul-Messina-Sorrento-Genua
12 Tage Griechenland-Schwarzes Meer
16.09. / 27.09. / 08.10. und 21.10.12
Venedig-Bari-Pirus(Athen)-Jalta-Odessa-
Istanbul-Katakolon-Dubrovnik-Venedig
9 Tage Westliches Mittelmeer / Marokko
& Lissabon
4 Abfahrten zwischen 25.09. -19.10.12
Genua-Malaga-Lissabon-Casablanca-
Barcelona-Genua
15 Tage Fjorde-Nordkap-Spitzbergen
Abfahrt 03.06.12
Kiel-Bergen-Tromso-Magdalenefjord-
Ny Alesund-Longyearbyen-Honningsvag-
Hellesylt/Geiranger-Kopenhagen-Kiel
8 Tage Norwegische Fjorde / Flam & Oslo
Jeden 2. Sonntag 24.06.- 02.09.12
Kiel-Flam-Bergen-Stavanger-Oslo-
Kopenhagen-Kiel
12 Tage Rund um Grossbritannien & Irland
07.08. / 18.08. / 29.08.12* (*=nur 11 Tage)
Hamburg-Helgoland-South Queensferry
(Edinburg) -Invergordon-Stornoway-Kirkwall-
Oban-Dublin-Cork-Amsterdam-Hamburg
8 Tage Hauptstdte des Baltikums
Jeden 2. Sonntag 17.06.-09.09.12
Kiel-Stockholm-Tallinn-St. Petersburg-
Kopenhagen-Kiel
8 Tage Ostsee
Jeden 2.Samstag 05.05.- 01.09.12
Kiel-Kopenhagen-Stockholm-Tallinn-
St. Petersburg-Kiel
9 Tage Nordeuropa und Atlantik
8 Abfahrten zwischen 03.07.-28.08.12
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Aussen 1760 880 440
Aussen m. Balkon 1830 934 467
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Suite mit Balkon 2840 1332 666
Aussen 1790 1052 526
Superior Aussen 2390 1640 820
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Aussen 2310 1546 773
Aussen m. Balkon 2460 1734 867
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Aussen 1790 1052 526
Superior Aussen 2390 1640 820
Minisuite 2610 1852 926
Aussen 2500 2000 1000
Superior Aussen 2880 2412 1206
Aussen m. Balkon 3510 3106 1553
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89 Heimspiele verpasst.
76 Mal die Freunde vertrstet.
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|MIGROS-MAGAZIN
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NR. 1, 3. JANUAR 2012
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MENSCHEN
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AUF EINWORT
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MANNDERWOCHE
GuteAllgemeinbildung
Morgenstund hat Gold imMund diese
Redensart hat sich frPeter Keller (65)
bewahrheitet. Der pensionierte Reisebro-Kauf-
mann ausWatt ZH hat dank seiner breiten
Allgemeinbildung das Finale des gleichnamigen
DRS 1-Morgenquiz gewonnen. Am Stephanstag
konnte Keller sich live im Studio gegen die 13 Bes-
ten, die 2011 je fnf Spielrunden je drei Fragen
berstanden hatten, durchsetzen. Der Gewinn:
Gold und Swisslose imWert von 3000 Franken.
FALLPAUSCHALEN
JederPatientwird
individuell behandelt
Seit 1. Januar 2012 gelten schweizweit die sogenannten Fallpauschalen.
Der Gesundheitskonom Heinz Locher erklrt, was unter diesem neuen
Tarifsystem zu verstehen ist und wie es sich auf die Patientinnen und
Patienten auswirken wird.
Heinz Locher (68)
ist Gesundheits-
konomund
Unternehmens-
berater und seit
2011 Prsident
derAllianz der
Schweizer Kran-
kenversicherer.
Heinz Locher, seit Anfang Jahr werden die
Spitler pro Fall und nicht mehr pro Pflege-
tag bezahlt. War dieser Wechsel ntig, weil
Patienten unntig lange in Pflege gehalten
wurden?
Das war ganz klar ein Nachteil des alten
Systems. Die neue Leistungsfinanzie-
rung soll fr die ganze Schweiz einheit-
lich sein, mehr Transparenz und eine
bessereVergleichbarkeit derLeistungen
ermglichen und somit den Qualitts-
und Leistungswettbewerb unter den
Spitlern intensivieren.
WassinddiesesogenanntenFallpauschalen?
Das Fallpauschalensystem heisst Dia-
gnosis Related Groups (DRG). Alle me-
dizinischen Leistungen werden einer
Gruppe zugeordnet und erhalten einen
Wert. Die Behandlung eines Herzin-
farkts hat beispielsweise einen zirka
dreimal hheren Wert als eine Blind-
darmoperation.DieseWertewurdenbe-
reits festgelegt.UmdieKosteneinerBe-
handlung zu berechnen, werden diese
Werte anschliessend mit einem Basis-
preis multipliziert. Diesen verhandeln
die Spitler und Krankenversicherer
zurzeit untereinander.
Undwenn sie sich nicht einigen knnen?
Falls keinVertragzustandekommt,wer-
den die zustndigen Kantone notfalls
einenprovisorischenTarif festlegen,der
dannrckwirkendper 1. Januar 2012gilt.
Es wird immer einen gltigen Tarif ge-
ben,undder Patientwird nichtmerken,
ob er am 20. Dezember 2011 oder am
9. Januar 2012 behandelt wurde.
Die Anzahl Pflegetage ist festgelegt.Werden
die Patienten nun nachHause geschickt, ob-
wohl sie noch nicht gesund sind?
Nein. Die Fallpauschale basiert auf ei-
nem Durchschnittswert. Jeder Patient
wird individuell behandelt.Falls einPa-
tient trotzdem zu frh entlassen wird
und nach zwei Tagen mit der gleichen
Diagnose wieder hospitalisiert werden
muss,bezahlt diesdasSpital.Damit ris-
kiert das Spital aber seinen guten Ruf.
Waswird sich allgemein ndern?
Rund die Hlfte der Kantone hat bereits
eine Vorluferversion des DRG-Tarif-
systems.Eswird lediglich ein prziserer
Dokumentationsaufwandntig sein,um
die einzelnen Leistungen den Gruppen
zuzuordnen.
Dasheisst frdierztemehrPapierkramund
weniger Zeit fr die Patienten.
Nein, der behandelnde Arzt liefert nur
dieGrunddaten.Frdie eigentlicheDo-
kumentationwurden Leute angestellt.
Die Fallpauschalen sollen helfen, die Kosten
im Gesundheitswesen zu senken. Experten
sagen jedoch,dieSpitalkostenwrdenzuerst
einmal steigen.
Ich gehe davon aus, dass dieKostenent-
wicklung imgesamtenGesundheitssys-
temdurchDRGpositivbeeinflusstwird.
Die Kosten werden weniger steigen als
ohneDRG.Spitlerwerden sich spezia-
lisierenunddadurchwenigerLeistungen
anbieten.Dieswird zubessererQualitt
und niedrigeren Kosten fhren.
Um davon zu profitieren, muss der Patient
aber aktivwerden.
Ja,ermussbei derSpitalauswahlwhle-
rischer werden und nicht einfach in das
nchstgelegene Spital gehen.
Wie weiss denn der Patient, welches das
geeignetste Spital fr ihn ist?
Spitler mssen ihre Statistiken fr die
Patienten offenlegen.Es heisst, dasGe-
sundheitswesen sei die Dunkelkammer
derNation.MitderEinfhrungvonDRG
wird sich das aber langsam ndern.
Interview: Nathalie Bursac
Neuwird in Spitlernmit Fallpauschalen abgerechnet.
Fr die Patienten soll sich jedoch nichts ndern.
Bilder:GettyImages,SRF,ManuelZingg/Ex-Press FRAUDERWOCHE
GuterVorsatz
Vor dem 14. Dezember htten wohl die wenigs-
ten darauf gewettet, dass EvelineWidmer-
Schlumpf (55) denmit Verve gefhrten Angriff der
SVP auf ihren Bundesratssitz berstehen wrde. Seit
dem 1. Januar leitet die BDP-Politikerin nun sogar als
Bundesprsidentin die Sitzungen des Bundesrats.
Sie wolle sich in ihrem Amtsjahr dafr stark-
machen, dass das Kollegiumwieder ver-
mehrt als Team funktioniere. Ein wirklich
guter Vorsatz nicht nur fr 2012!
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Menschen
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intervieW
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Nr. 1, 3. JaNuar 2012
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Migros-Magazin
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Frans deWaal, Ihre Frau Catherine bringt Sie
zum Lachen.Wiemacht sie das?
Meine Frau ist Franzsin mit grossarti-
gemHumor.Wir scherzen beide viel.
Weil Ihre Arbeit so tierisch ernst ist?
Nein, man kann ernsthafte Arbeit
durchaus mit Spass verbinden. Und die
Affen bringen mich immer wieder zum
Lachen. Sie sind sehr albern.
HabenAffen etwa Sinn fr Humor?
Durchaus. Sie lachen mit kurzen Hust-
lauten im gleichen Rhythmus wie wir.
Unddie JungensindandengleichenOr-
ten kitzlig wie Kinder. Also unter den
Armen, amBauch und an den Seiten.
Sie kommen Affen so nahe, dass Sie sie
kitzeln knnen?
Den Jungen schon. lteren aber nicht,
das wre viel zu gefhrlich. Es gibt
immer wieder schreckliche Unflle mit
Affen als Haustieren. In den USA hat
krzlich ein Schimpanse einer Frau das
halbe Gesichtweggebissen.
Waren Sie auch schon in einer heiklen
Situation?
Mit fnfjhrigenSchimpansenkannman
noch spielen,manmuss aber aufpassen.
IndiesemAlter sindsiebereits strkerals
ein Mann. Mir ist noch nie etwas pas-
siert.AbereinStudienkollegewar soun-
vorsichtig, trotzWarnungdasGehege in
Anzug und Krawatte zu betreten.Wenn
ein Affe die Krawatte erwischt, kann er
einen Menschen erwrgen. Jedenfalls
hatte der Kollege keine rmel mehr an
Jacke undHemd, als er wieder rauskam.
Die Krawatte sass aber noch perfekt.
Nach der Lektre Ihres Buches knnte man
denken,Affen seien die besserenMenschen.
Hm, Affen knnen ziemlich rau sein.
Manchmal tten sie sich sogargegensei-
tig, darin sind sie wie Menschen. Dabei
geht es aber nie um Futter, sondern um
Territorialansprche.
Die hnlichkeit ist berhaupt verblffend.
Wo liegen die grssten Unterschiede?
Da ist vor allem die Sprache. Man kann
sie den Affen zwar ein bisschen bei-
bringen; jeder kennt die Experimente
mit Zeichen- und Symbolsprache. Die
Fhigkeiten sind jedoch minimal. Ver-
gleichbarmit denjenigeneines zweijh-
rigenKindes. Ihr sozialesundpsycholo-
gisches Gefge jedoch ist praktisch das
gleichewie unseres.
Beiden ist Empathie angeboren?
Wie allen Sugetieren. Fragen Sie mal
Haustierbesitzer. Gut, ich habe Fische.
Die zeigen keine Empathie. Aber der
Tten liegt
nicht in unserer
Natur
Sozial und psychologisch sindAffen denMenschen
erstaunlich hnlich, sagt der hollndischeVerhaltensbiologe
Frans deWaal. Ein Gesprch ber das Lachen, berMitgefhl
undAlphamnnchen aller Art.
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Migros-Magazin
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NR. 1, 3. JANUAR 2012
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gen gibt es immer einenGrund, der die-
se in den Augen des Tters rechtfertigt:
Man hat ihm den Partner weggenom-
men. Oder das Geld. Meist werden die
Menschenzuerstwtend,dannttensie.
Wut ist strker als Empathie?
Empathie lsst sichnieganzausschalten,
nur unterdrcken. Bemerkenswert ist,
dass selbst Soldaten, denen wir Waffen
in die Hand drcken und die wir aus-
drcklich losschicken, damit sie tten,
Probleme haben. Die Hlfte kommt mit
grossen psychischenProblemen zurck.
Tten liegt nicht einfach in unserer
Natur.
Sie schreiben, 80 Prozent der Soldaten im
ZweitenWeltkrieg htten nicht auf den Geg-
ner, sondern in die Luft geschossen. Welche
Armeewurde untersucht?
DiederAmerikaner.AberdieDeutschen
hatten ebenfalls ziemlich viel Aufwand,
um ihre Soldaten dazu zu bringen, auf
denFeind zu schiessen.Vietnamkriegs-
Veteranen brauchten durchschnittlich
5000 Kugeln, um einen Feind zu tten.
Dawurde also recht viel in die Luft oder
sonstwohin geschossen. Krieg scheint
kein effizientesHandwerk zu sein.
Das waren Gefechte zwischen Mann und
Mann.Heutige Kriege gleichenVideospielen.
Ich habe krzlich eine Studie gesehen,
die besagt, dass sich dadurch wenig
ndert.DieAmerikanerbenutzenunbe-
mannte Drohnen, die Leute bedienen,
die irgendwo in Oklahoma am Bild-
schirm sitzen. Sie wissen zwar, dass sie
ein Haus bombardieren, aber sie sehen
ihre Opfer nicht.Und doch leiden sie an
posttraumatischer Belastungsstrung.
Sie brauchenBetreuung,wieVeteranen.
Tiere mssen Empathie zeigen, wenn sie in
ihrer Gruppe berleben wollen. Der Mensch
aber kann einfach die Gruppewechseln.
Da bin ich nicht so sicher.Wie oft kann
Reiz, Sugetiere zu halten, besteht dar-
in,dass sie aufunsereEmotionenreagie-
ren.Undwir auf ihre.
Menschen betrachten sich als ausserge-
whnlich. Zu Recht?
Fr uns Biologen zhlen Menschen de-
finitiv zum Tierreich. Aber das gilt als
provokant. Eine Kollegin hielt mal in
Frankreich einenVortragber dieHirn-
funktion. Sie sagte, wir htten Gehirne
wie andere Tiere, worauf die Zuhrer
emprt denRaumverliessen.UnserGe-
hirn ist dreimal so gross wie das eines
Schimpansen. Aber es gibt keine ein-
zige Region, die es nicht auch in einem
Schimpansenhirn gbe.Wir sind etwas
smarter undknnen sprechen.Das ist es
aber auch schon.
Ihr Buch Das Prinzip Empathie stimmt
optimistisch. Man bekommt den Eindruck,
wirMenschen seien gar nicht so schlechtwie
unser Ruf.
Davonbin ichberzeugt.Wenn inZrich
einMordgeschieht,berichtenFernsehen
und Zeitungen darber. Gleichzeitig
passieren in Zrich aber viele positive
Dinge. Nur schreibt das niemand. Ja,
Menschen schreien und streiten, aber
die berwiegende Mehrheit der Begeg-
nungen zwischen Menschen ist entwe-
der neutral oder positiv.
Ist alles nur eine Frage derWahrnehmung?
Absolut. Wir richten den Fokus auf das
Schlechte. Und bekommen den Ein-
druck, alles und alle seien schlecht.
Aber wir tten einander. Trotz angeborener
Empathie.
IchhalteTtennicht fr einZeichenvon
mangelnder Empathie. Abgesehen von
zuflligen,alsounbeabsichtigtenTtun-
Der Star unter denVerhaltensbiologen
Der 63-jhrige hollndische Zoologe und Verhaltensforscher Frans de
Waal beschftigt sich seit Jahrzehntenmit dem Sozialverhalten von
Bonobos, Schimpansen und anderen Affenarten, gelegentlich auchmit
dem von Elefanten oder Buntbarschen. Sein Forschungsschwerpunkt
liegt auf der Kultur- und Moralentwicklung in tierischen wie menschli-
chen Gesellschaften. Er hat zahlreiche populrwissenschaftliche Bcher
darber verfasst und war 2007 auf der Time-Liste der einflussreichs-
ten Menschen des Jahres. DeWaal lebt in den USA und ist Professor fr
Primatenverhalten an der Emory University in Atlanta.
Frans deWaal: Das Prinzip Empathie,
Carl Hanser Verlag, Mnchen 2011
Verhaltensforscher
Frans deWaal ist
berzeugt, dass
dieMenschen den
Fokus auf das
Schlechte richten.
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Reisedaten 2012
Saison 1: 25.03.01.04., 15.04.22.04., 22.04.29.04.
Saison 2: 29.04.06.05., 06.05.13.05., 13.05.20.05.
30.09.07.10., 07.10.14.10., 14.10.21.10.
Saison 3: 03.06.10.06., 10.06.17.06., 02.09.09.09.
Saison 4: 24.06.01.07., 01.07.08.07., 08.07.15.07.
Preise pro Person (Saison 1) Fr.
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Nicht inbegriffen Fr.
Auftragspauschale pro Person Fr. 20.
An- und Rckfahrt mit dem Bus nach Genua 215.
(00.05h Basel SBB, 00.05h St. Gallen, 00.15h Bern Schtzen-
matte, 01.15h Zrich Sihlquai, 02.05 h Luzern)
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Reisedaten 2012
Saison 1: 29.04.06.05., 06.05.13.05., 13.05.20.05.
30.09.07.10., 07.10.14.10., 21.10.28.10.
Saison 2: 03.06.10.06., 10.06.17.06., 09.09.16.09.
Saison 3: 24.06.01.07., 01.07.08.07., 08.07.15.07.
Saison 4: 15.07.22.07., 22.07.29.07., 29.07.05.08.
Preise pro Person (Saison 1) Fr.
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Saison 3: 16.06.23.06., 11.08.18.08.
Saison 4: 30.06.07.07., 14.07.21.07., 28.07.04.08.
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4 2-Bett aussen 1990. 1050. 1100. 1160.
6 2-Bett Balkon 2120. 1160. 1200. 1250.
8 2-Bett Balkon 2310. 1230. 1280. 1330.
12 Balkon-Suite 3240. 1800. 1850. 1900.
Zuschlge pro Person Basis Saison 1 (je nach Kategorie)
Saison 4 200. bis 390.
Nicht inbegriffen Fr.
Auftragspauschale pro Person Fr. 20.
Obligat. Trinkgelder (ca. 7 EUR pro Tag)
An- und Rckreise mit Flug nach Hamburg
und Transfer nach Kiel ab 650.
Unsere Leistungen Vieles inbegriffen!
Kreuzfahrt in der gebuchten Kabine
Vollpension an Bord
Kapitnsempfang und Galadinner
Sicherheitsgebhren und Hafentaxen
Freie Teilnahme an vielen Bordveranstaltungen
Freie Bentzung der meisten Bordeinrichtungen
Deutschsprechende Bordreiseleitung
Ihr Kreuzfahrtschiff MSC Poesia****
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Die exklusive Einrichtung des schicken modernen Schiffes
kombinierthervorragendEleganzundInnovationmit traditionellen
Elementen. MSC Poesia bietet seinen Gsten vielfltige
Unterhaltungsmglichkeiten, Freizeitaktivitten und stilvolle
Ruhezonen. Die im italienischen Design eingerichteten Kabinen
runden das harmonische Bild des Schiffes ab.
Norwegische Fjorde
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Mittelmeer-Hit
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man dasmachen? Es gibt Bindungen an
Familie und Freunde. Jeder ist Teil eines
Netzwerks. Das kann man nicht so ein
fach verlassen und sich andernorts neu
aufbauen. Natrlich gibt es Menschen,
die andere ausntzen undweiterziehen.
Aber die haben kein Beziehungsnetz.
Man kann das eigeneNetzwerk nicht einfach
verlassen, ausserman verdient viel Geld.
Wie Bernie Madoff, der seine reichen
Freunde abzockte? In einem Experi
ment gaben kanadische Forscher den
Probanden einer Gruppe 25 Dollar. Da
mit konnten sie sich selber eine Freude
machen. Die Teilnehmer der zweiten
Gruppe bekamen 25 Dollarmit der Auf
lage, sie gemeinsam mit einem Freund
auszugeben.Anschliessendwurdenbei
de Gruppen befragt. Die zweite war
deutlich glcklicher.
Empathisches Verhalten lohnt sich langfris-
tig.Was aber,wenn ich sofort Geld brauche?
Jeder kann seine Empathie kurzfristig
auf ein Minimum reduzieren. Das kann
berlebenswichtig sein. Wir sind viel
leicht gute Freunde, aber auch Konkur
renten, wenn wir zum Beispiel densel
ben Job wollen. Wir knnen nicht pau
senlos auf hchster Stufe einfhlsam
sein, das wrde uns berfordern. Im
Grunde genommen sind wir stndig
damit beschftigt, unser Mitgefhl zu
regulieren.
Ist der Idealzustand die perfekte Balance
zwischen Kooperation undWettbewerb?
Ich sage nicht, dass wir Wettbewerb,
Ehrgeiz oder Gier aus der Gesellschaft
verbannensollten.Dasknnenwirnicht.
Wichtig ist aber derAusgleich.Es rgert
mich, wenn mit der Natur als Vorbild
argumentiertwird,umdamit zubelegen,
es sei gut, dieGesellschaft ganz auf dem
Wettbewerbsgedanken aufzubauen.
Das ist aber ein beliebtes Argument in der
Wirtschaft.
Als Biologe muss ich einwenden: Wer
sagt berhaupt, dass die Natur so
funktioniert? Ironischerweise berufen
sich in den Vereinigten Staaten ausge
rechnet jeneLeute aufdieses angebliche
Naturgesetz, die gar nicht an die Evo
lutionstheorie glauben.
Im Affengehege herrscht nicht das Recht
des Strkeren, sondern soziale Marktwirt-
schaft. Etwa das Futter: Es gibt immer wel-
che, diemglichst viel ergattern, dann teilen.
Ja, sie geben davon an ihre Verwandten
undFreundeab.Diesewiederumfttern
jene, die sie besonders mgen und
nach 20Minuten haben dann alle etwas
bekommen. Bemerkenswert ist, dass
ausgerechnet die Alphamnnchen der
art geners sind.Das ist aber nicht ganz
uneigenntzig,dennnurwerbeliebt ist,
kann auch ein Alphamnnchenwerden.
Die Alphamnnchen in derWirtschaft zeich-
nen sich eher durch Gier aus.
Wie gesagt, ich bin keineswegs gegen
Konkurrenz. Wenn Sie hrter arbeiten
als ich, sollen Sie auch mehr verdienen,
das ist vllig inOrdnung.Aberwenn ich
erfolgreich bin und Sie auf der Strasse
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Affen
bringen
mich zum
Lachen.
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leben, dann habe ich Ihnen gegenber
eine Verantwortung.
Mnner gelten als weniger empathisch als
Frauen. IstdaseinVorteil imGeschftsleben?
Mnner knnen ihr Mitgefhl einfach
besser abschalten als Frauen. Dies, weil
sie fter zum Konkurrenzkampf antre-
tenmssen undwollen.Mnner kn-
nendeshalbmit Konkurrenz auchun-
ter Freunden besser umgehen. Sie ha-
ben mehr Varianten: von hoch empa-
thisch bis hoch kompetitiv.
Sie sagen, die Herausforderung der Zukunft
sei, einen ausgewogenen Mix zwischen der
sozialen Gesellschaft und der konomie zu
finden.
Natrlich will niemand, dass fremde
Kinder sterben oder keine Schulbildung
erhalten. Aber einige Leute wollen die
Freiheit haben zu tun, was immer sie
wollen nach dem Motto: Wenn ich
erfolgreichbinunddunicht, ist dasdein
Problem. In Europa findet man diese
Haltung seltener. Da ist der starke
Wunsch vorhanden, dass der Staat die
Verantwortung fr die Deckung gewis-
ser Grundbedrfnisse tragen sollte. In
Europa gibt es aber auch viele Men-
schen, die das Gefhl haben, dass der
Staat ihnenetwas schuldig istund fr sie
aufzukommen hat. Sie aber htten dem
Staat gegenbergarkeineVerpflichtun-
gen. Eine seltsameHaltung.
Fundamentalisten und Nationalisten zeigen
in der eigenen Gruppe viel Empathie. Gegen-
ber allen anderen aberwenig.
Das ist das Paradoxe an Mitgefhl. Es
gibt die sogenannte Eigengruppenfavo-
risierung.DieMenschheit lebte lange in
berschaubarenEinheiten,dieweit aus-
einanderlagen. Empathie fr jemanden
aufzubringen,der ausserhalb derGrup-
pe steht, ist eine relativ neue Entwick-
lung und die grosse Herausforderung
unserer Zeit. Wir sind gezwungen, mit
vielen Leuten zu kooperieren, die wir
kaum kennen. Darum selektonieren wir
nach Mglichkeit. Selbst auf Facebook
akzeptierenwirnicht jeden.Wir suchen
aus,werunserFreundseindarf.Undnur
dem gebenwir eine Banane ab.
Interview: Ruth Brderlin und
Ralf Kaminski
Bilder: JormaMller,Getty Images (3)
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