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Offizielles Magazin für die Schiedsrichter im Deutschen Fußball-Bund

4/2015Juli/August

Titelthema

Torlinien-Technik:Das erwartet dieUnparteiischen ab diesem Sommer

Gespräch

Chef-Sache:Herbert Fandelanalysiert dieSaison 2014/2015

Porträt

Familie Günther:Vater, Mutterund Sohn sindSchiedsrichter

Lehrwesen

Stellungsspiel:So findet derSchiedsrichterden besten Weg

Premiere im DFB-Pokalfinale:Schiedsrichter Dr. Felix Brych testet beider Platzkontrolle die Torlinien-Technik.

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3S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 4 / 2 0 1 5Dieser Ausgabe ist ein Prospekt der Firma Allzweck-Sportartikel beigeheftet. Wir empfehlen, zur Durchsicht diesen Teil herauszunehmen.

Editorial Inhalt

Liebe Leserinnen und Leser,

das Spieljahr 2014/2015 ist beendet, und dieUnparteiischen in allen Spielklassen unseresLandes waren gerade gegen Ende der Spiel-zeit extrem gefordert. So sorgten vor allemdie Tabellen-Konstellationen in der Bundes-liga und der 2. Bundesliga bis zum Schlussfür Brisanz und Spannung.

Für die beteiligten Klubs hatte nahezu jedesSpiel große Bedeutung. Und auch die Bedeu-tung einer jeden Schiedsrichter-Entschei-dung in den Begegnungen des letzten Spiel-tags war spürbar. Es knisterte.

Fans wie Spieler und Trainer waren nervlichäußerst angespannt, schließlich ging es fürihre Vereine um sehr viel.

Entsprechend groß war der Druck auf unsereSchiedsrichter, die während der Partien dieVerantwortung trugen. Sie mussten nerven-stark und besonnen vorgehen, um nichtunnötig Öl in das „lodernde Feuer“ zu gießen.

In fast allen wichtigen Spielen in der Endphaseder Saison gelang es den Unparteiischen,nicht in den Mittelpunkt der Nachbetrachtun-gen und Analysen zu geraten.

Doch wenn ein Schiedsrichter immer wiederEntscheidungen im Sekundentakt und in derDynamik des Spiels treffen muss, sind Fehlerunvermeidlich.

Ein falscher Pfiff kurz vor dem Ende einerentscheidenden Partie – und schon ver-schwinden die vielen richtigen Entscheidun-gen zuvor sowie eine durchweg positiveSpielführung im Schatten des einen Fehlers.Daher müssen wir weiter intensiv an den Feh-lerquellen arbeiten und Spiele und Entschei-dungen mit den Unparteiischen aufarbeiten.

Wenn man erkennt, warum ein Fehler pas-siert ist und wie man es hätte anders machenkönnen, wird der Fehler zu einer wirklichenChance, sich zu verbessern. Dieses Nachar-beiten der eigenen Stärken und Schwächen,die Analyse und die Aufarbeitung gemachter

Was für eine Saison!

Herbert Fandel, Vorsitzender des DFB-Schiedsrichter-Ausschusses.

Fehler, gehört zu den wichtigsten Aufgabeneines pflichtbewussten und erfolgreichenSchiedsrichters.

So ist es jetzt auch die Aufgabe der Obleuteund Lehrwarte in den Verbänden, denSchiedsrichtern zu helfen, die notwendigen

Themen für eine Leistungs-Entwicklung inden Lehrgängen vor der kommenden Saisonanzusprechen.

***

Eine für die Schiedsrichter schwierige Ent-scheidung, die häufig über Sieg und Nieder-lage entscheidet, wird ab der kommendenSaison im Fußball-Oberhaus Geschichte sein.

So werden die Schiedsrichter künftig nichtmehr in den medialen Fokus geraten, wennes um die Frage geht, ob der Ball die Torlinieüberschritten hat oder nicht. Die Torlinien-Technik wird in der Bundesliga endlich eingeführt. Sie übernimmt dann die volleVerantwortung und wird die Unparteiischenunterstützen.

Die Einführung besagter Technik ist einneuer, bedeutender Schritt im Fußball undfür die Schiedsrichter. Deshalb ist sie auchdas Titelthema der vorliegenden Ausgabeder Schiedsrichter-Zeitung. SRZ-ReporterBernd Peters stellt Ihnen das sogenannte„Hawk-Eye“ vor.

Viel Spaß bei der Lektüre und eine erhol-same Sommerpause wünscht Ihnen

Ihr

Herbert Fandel

TitelthemaTor ist jetzt, wenn „Goal!“ aufleuchtetWie die Torlinien-Technik den Bundesliga-Schiedsrichtern helfen wird 4

Panorama 9

Gespräch„Die schwierigste Saison der vergangenen Jahre“Wie Schiedsrichter-Chef Herbert Fandel die vergangene Spielzeit sieht 12

PartnerschaftNeutralität verbindetWarum DEKRA und DFB-Schiedsrichter so gut zusammenpassen 16

Regel-TestDie Spielzeit 17

AnalyseKommt eine „Schwalbe“ geflogenWann ein Strafstoß berechtigt ist und wann nicht 19

LehrwesenDie Wege des SchiedsrichtersWas im DFB-Lehrbrief Nr. 61 zum Stellungsspiel steht 24

Blick in die Presse 27

PorträtEine Familie mit PfiffWie die Schiedsrichterei Vater, Mutter und Sohn zusammenführt 28

Aus den Verbänden 32

Vorschau 5/2015 34

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Titelthema

Tor ist jetzt, wenn „Goal!“ aufleuchtetDie Torlinien-Technik ist eine Bundesliga-Revolution. Sie verhindertzukünftig „Wembley-“ wie auch „Phantom-Tore“. SRZ-Reporter BerndPeters traf im Berliner Olympiastadion die Experten von DFB, DFL undHersteller „Hawk-Eye“ – und beantwortet die wichtigsten Fragen zurEinführung der neuen Technik.

Innovation in der Bundesliga: Die Anzeige auf der Armbanduhr zeigt dem Schiedsrichter an,dass der Ball die Torlinie überschritten hat.

Berlin, Olympiastadion, die schi-cke „Jesse Owens Lounge“.

Lutz Michael Fröhlich und HellmutKrug, die beiden früheren FIFA-Referees und heutigen Schieds-richter-Funktionäre vom Deut-schen Fußball-Bund und von derDeutschen Fußball Liga, stellenendlich vor, was sie seit Jahrenforderten: die Torlinien-Technik.

Dass sie das in Berlin tun, ist keinZufall. Beim Finale um den DFB-Pokal zwischen Borussia Dort-mund und dem VfL Wolfsburgwird sie erstmals eingesetzt.

Was für einen Quantensprung diekleine Kamera zwischen den Pfosten bietet, zeigt ein Blick aufdas Finale 2014, als SchiedsrichterFlorian Meyer einen augenschein-lichen BVB-Treffer von Mats Hum-mels nicht anerkannte.

Nicht nur Dortmund-Fans wird esfreuen, dass so eine Szene zu-künftig wesentlich unwahrschein-licher wird. Das öffentliche Inte-resse ist riesig: Mehrere DutzendMedienvertreter kommen zur Vor-stellung des Systems in die Haupt-stadt.

Dass das System jetzt kommt, istja auch nicht selbstverständlich:Erst nach jahrelangem Hin undHer haben die 18 Bundesliga-Klubs den Weg dazu freigemacht –bei der Mitgliederversammlungdes Ligaverbandes am 4. Dezem-ber 2014 mit 15 Ja- und drei Nein-Stimmen. Es war bereits die zweite Abstimmung darüber – dererste Anlauf war noch geschei-tert.

Inzwischen handeln die Klubsaber eindeutig im Sinne der Fans.Diesen technischen Fortschritt

finden nämlich laut repräsentati-ver Infratest-Umfrage heute 88Prozent der Fußball-Interessier-ten in Deutschland ,,sehr gut“oder „gut“.

Im Folgenden haben wir die wichtigsten Fragen und Antwor-ten zur kamerabasierten Tor-linien-Technik zusammengestellt:

Wie funktioniert das System?

Die Bilder aller Kameras werdenvon einer Software analysiert, umden Ball innerhalb des Bildes zufinden und Regionen abzuste-cken, in denen definitiv kein Ballist. Die Technik des FlFA-lizenzier-ten Anbieters „Hawk-Eye“ (aufDeutsch: „Auge des Falken“),einem britischen Tochterunter-nehmen von Sony, macht so inNullkommanichts klar, ob der Balldie Torlinie überschritten hatoder nicht. ,,Die FIFA erteilt dieLizenz nur dann, wenn durch dasSystem garantiert ist, dass dasSignal dem Schiedsrichter inweniger als einer Sekundezugeht“, sagt Andreas Nagel,Direktor Spielbetrieb der DFL.

Innerhalb weniger Sekundenerreichen außerdem sogenannte„Replay“-Versionen die Fernseh-und die Stadionregie, damit auchdie Zuschauer via TV und Video-wand im Stadion informiert wer-den. Bei der Wiederholung derSzene wird jeweils die Sequenzherausgefiltert, bei der sich derBall am weitesten im Tor befand.

Das „Auge des Falken“ –„Hawk-Eye“-Mitarbeiter tra-gen es in ihrem Firmen-Logoauf der Brust.

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Im Van neben dem Stadion überwachen sogenannte „Operato-ren“, ob die Technik korrekt funktioniert.

Was gehört zur Technikalles dazu?

Jeweils 14 Kameras werden wäh-rend der Sommerpause an den 18 Bundesliga-Schauplätzeninstalliert: pro Tor jeweils sechs„Messkameras“, die vor allem anDachkonstruktionen oder an Flut-lichthalterungen angebrachtsind. Dazu gibt es eine Hochge-schwindigkeits-Kamera auf Höheder Torauslinie für die „Replay“-Aufnahmen.

Die Verkabelung verläuft zum TV-Compound, wo an Spieltagen einVan mit der kompletten Compu-ter-Technologie parkt. Neun die-ser Vans müssen zur Verfügungstehen, um den Bedarf abzude-cken, wenn am 33. und am 34.Spieltag alle Begegnungen paral-lel stattfinden.

Jedes Fahrzeug ist mit zwei soge-nannten „Operatoren“, also„Hawk-Eye“-Experten, besetzt. Sie können während der 90 Minu-

ten auch direkt vom Vierten Offi-ziellen angesprochen werden. Derist – wie die drei weiteren Mitglie-der des Schiedsrichter-Teams –mit dem Uhrensystem der FirmaAdeunis ausgestattet. Von denUhren stehen pro Stadion jeweilsacht Exemplare zur Verfügung –falls es einmal zu technischenProblemen kommen sollte.

Die „Operatoren“ müssen ihrer-seits in besonderen Ausnahme-Situationen schnell reagieren. Sie vermitteln dem System zumBeispiel, welcher der Spielball ist,wenn sich zufällig ein zweiter Ballauf dem Platz befindet.

Darf der Schiedsrichterdas System überstimmen?

Ja! Das Regelwerk bleibt unange-tastet. Die Entscheidung „Tor“trifft auch künftig am Endeimmer der Schiedsrichter. „DieTorlinien-Technologie wird demSchiedsrichter aber eine Unter-stützung sein, weil sie ihm hilft,

strittige Entscheidungen zu klä-ren und aufzulösen“, erklärt Hell-mut Krug.

Wann schlägt die Technikan?

Sobald der Abstand des Balls zurTorlinie 30 Zentimeter beträgt!Die Software errechnet anhandeines Koordinaten-Systems dieexakte Position des Balls – auch

für den Fall, dass der Ball voneiner Kamera nur unvollständigzu sehen ist. Auch bei schlechterSicht, etwa wegen Nebels, Pyro-technik oder wenn der Ballbeschmutzt ist, funktioniert dasSystem. Voraussetzung aber ist,dass in den Stadien eine durch-gängige Stromversorgung sicher-gestellt ist, um nicht die ent-scheidende Szene durch fehlendeEnergieversorgung zu verpassen.

Praxis-Test

Wenn eine 420 Gramm schwereKugel aus Leder eine weiße Linieüberschreitet, jubeln oder trau-ern zehntausende Fans. Das istdie ganz normale FaszinationFußball-Bundesliga, jedesWochenende. Bald aber rufennicht mehr nur die Fans auf denTribünen „Tor!“, sondern auchnoch eine Maschinen-Stimme imHeadset des Schiedsrichters. Dazu blinkt zusätzlich auf einer kleinen Uhr am Hand-gelenk die Anzeige „Goal!“.

Funktioniert das System? Und hält es, was Hersteller „Hawk-Eye“ verspricht? Die DFB-Schiedsrichter-Zeitung hattevor dem Pokalfinale die Gele-genheit, dies im Berliner Olym-piastadion am „lebendenObjekt“ zu testen. Sprich: Wir konnten eine der Uhrenanlegen und MitarbeiterinAndrea Hughes von „Hawk-

Die Uhr zeigt den Treffer anEye“ ließ einen Ball über die Torli-nie rollen.

Und siehe da, der berüchtigte„Vorführ-Effekt“ trat nicht ein: Die Uhr zeigte wie vorgesehen„Goal“ an, sobald der Ball die Linie in vollem Umfang überschrit-ten hatte.

Zu unserem Test wurde außerdemauch eine Wiederholung („Replay“)aufgenommen, die binnen wenigerSekunden auf die Stadion-Lein-wand projiziert wurde.

„Daran müssen sich die Zuschauerwahrscheinlich erst einmal gewöh-nen“, sagt „Hawk-Eye“-ExperteLaurence Upshon. „Wir gehen aberdavon aus, dass diese neue beson-dere Form der schnellen Wiederho-lung im Stadion schon sehr baldals normal begriffen wird. Sie wirdzu einem Bundesliga-Spiel ganzselbstverständlich dazugehören.“

…blinkt auf der Uhr von SRZ-Reporter Bernd Peters die„Goal!“-Anzeige auf.

Praxis-Test: Während „Hawk-Eye“-Mitarbeiterin Andrea Hughes den Ball über die Linie rollen lässt,...

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Titelthema

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region Aachen ist ebenfallskamerabasiert. GoalControl-4Dverwendet pro Tor ebenfalls sie-ben am Stadiondach angebrachteKameras und funktioniert, lautHersteller, mit jedem Ball undjedem Tor. Genauso wie jetzt„Hawk-Eye“, das aber noch einezusätzliche Übersichts-Kameraeinsetzt.

Wie funktioniert „Hawk-Eye“ bisher in anderen Ländern?

Auf der Insel dauerte es bis zurPremiere gerade einmal bis zur47. Spielminute des ersten Spiel-tags: Bei der Begegnung zwischendem FC Chelsea und Hull Citywehrte Gästekeeper Allan McGre-gor einen Kopfball von BranislavIvanovic ab. Auf der Torlinie,davor oder dahinter? Das „Falken-Auge“ löste den Fall. Da das ,,Goal“-Signal an Schieds-richter Jonathan Moss ausblieb,war klar: Kein Tor! Im Stadion und an den TV-Geräten gab es als Service für die Fans erklä-rende Bilder. Gemecker? Fehlan-zeige.

Gibt es auch Kritik an derneuen Technik?

Neben den Traditionalisten, diesich generell gegen alle Änderun-gen stemmen, befürchtet eineGruppe von Gegnern, dass dieEinführung der Torlinien-Technikdie Büchse der Pandora öffnet.

Worin liegt die Revolution?

Die Tor-Entscheidung war bisherallein dem Schiedsrichter-Teamüberlassen – und sorgte nebenElfmeter-Entscheidungen undFeldverweisen für den meistenZündstoff. Durch die neue Tech-nik wird sie jetzt quasi an eineübergeordnete Instanz delegiert,die alle informiert. „Das istgrößtmögliche Transparenz undnimmt die Kollegen aus derSchusslinie“, sagt Hellmut Krug.

Woher kennen wir die Technik?

Dem deutschen TV-Publikum ist„Hawk-Eye“ vor allem durch Ten-

nis-Übertragungen bekannt, zumEinsatz kam beziehungsweisekommt es darüber hinaus schonbei Olympischen Spielen undbeim Kricket – sowie seit Saison-beginn 2013/2014 im Fußball inder englischen Premier League.

Haben wir den Einsatz von„Hawk-Eye“ nicht auchschon bei der Fußball-Welt-meisterschaft 2014 in Brasilien erlebt?

Nein. Das damalige System funk-tionierte aber sehr ähnlich. Dasdamals lizenzierte System „Goal-Control“ von der GoalControlGmbH aus Würselen in der Städte-

Schon jetzt wird über den „Video-Beweis“ diskutiert.

Und natürlich verändert die Ein-führung der Technik das Fußball-Spiel in der Bundesliga, die sichdamit ein Stück weiter vom Ama-teurfußball entfernt. HellmutKrug betont, dass er solche Sor-gen aufnehmen will: „Wir möch-ten auch Menschen, die dieseBefürchtungen haben, mitneh-men. Fest steht aber: Wir lehnenTechnik bei Entscheidungen, diekomplexer sind als die reine Tor-oder Nicht-Tor-Situation, weiter-hin ab. Man muss jede Technik fürsich beurteilen.“

Wie lief der Premieren-Einsatz der Technik inDeutschland beim DFB-Pokalfinale?

Die Torlinien-Technik war nur eineRandnotiz, denn sie wurde beimWolfsburger 3:1-Sieg noch nichtgebraucht. Bei allen vier Toren im Spiel zappelte der Spielballdeutlich sichtbar im Tornetz. Wer als Zuschauer aber frühgenug im Stadion war, konntebeobachten, dass SchiedsrichterFelix Brych schon während derPlatzbegehung sein Headsetanhatte. So konnte er sich per-sönlich davon überzeugen, dassdie Technik – inklusive der Kom-munikation auf die Kopfhörer derUnparteiischen – einwandfreifunktioniert.

Das Medieninteresse bei der Präsentation der Torlinien-Technik in Berlin ist riesig.

Man muss schon genau hinschauen, um die Kameras unterdem Stadiondach erkennen zu können.

Klarheit für die Fans: Der Beweis für die korrekte Torerzie-lung wird auf der Videowand im Stadion eingespielt.

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Von links: „Hawk-Eye“-Entwickler Laurence Upshon erklärt Lutz Michael Fröhlich und Hellmut Krug die Technik.

In welcher Szene Ihrer aktivenKarriere hätten Sie sich die Torlinien-Technik gewünscht?

Fröhlich: Ich hatte keine solcheSzene – aber das hat nichts mitKönnen zu tun, sondern war puresGlück. Ich hätte genauso wie vieleKollegen auch in eine Situationvon „Tor oder nicht Tor“ kommenkönnen, die unlösbar gewesenwäre.

Krug: Ich erinnere mich an zweiSzenen in diesem Zusammenhang.Ein Spiel in Stuttgart, bei dem ichzufällig richtig lag. Und die Partie1860 München gegen Kaiserslau-tern, in der ich ein reguläres Tornicht gab. Damals lief Otto Rehha-gel sofort zur TV-Kamera undregte sich danach fürchterlich auf. Da hatte ich schon ein sehrschlechtes Gefühl. In so einer Situation empfindet man einfachnur Ohnmacht. Die Szene war fürdas menschliche Auge unlösbar.

Als Durchbruch für die Torlinien-Technik kann das letztjährigePokalfinale gesehen werden. Wiehaben Sie das augenscheinliche

Tor von Mats Hummels im Stadionerlebt?

Fröhlich: Von der Tribüne aus warnicht erkennbar, ob der Ball im Torwar oder nicht. Das wurde erst inder Wiederholung deutlich.

Krug: Ich bin da mal ganz plakativbei Jürgen Klopp, der sofort sagte:„Das konnte ich direkt erkennen,es war Tor!“ Das war natürlichQuatsch. Eine solche Szene in Real-Geschwindigkeit zu erkennen,ist eine „Mission Impossible“.

Tore sind keine „Glückssache“ mehrLutz Michael Fröhlich und Hellmut Krug zählen zu den Befürwortern der neuen Torlinien-Technik. Warum, das erklären die beiden Experten von DFB und DFL im folgenden Interview.

Der Kopf hinter der Technik

Laurence Upshon (36) von„Hawk-Eye“ entwickelte dasdeutsche System. Er ist derperfekte Mann dafür. Der Entwicklungs-Chef wurde inDüsseldorf geboren, studierteInformatik und Informations-Technik in London, wo er auchheute lebt.

„Wir sind sehr stolz darauf, den Zuschlag für die Bundes-liga bekommen zu haben“, sagtder Brite mit deutschen Wur-zeln. „Die Bundesliga gehört zu den besten Ligen der Welt.Das ist Ehre und Verantwor-tung.“

Ein Brite mit deutschen WurzelnUpshon ist unter anderem zu-ständig für die Sicherheit desSystems. Stichwort Hacker. DieBefürchtung, bald könnten sieden Unparteiischen Tore quasivom heimischen Computer ausauf die Uhr schreiben, will erentkräften.

Sein Versprechen an die Fans:„Unser System ist absolutsicher gegen Angriffe vonaußen, das wurde von der FIFAzertifiziert und das können wirgarantieren. Es ist einer derwichtigsten Teile unserer Arbeit,unser System vor Angriffen vonaußen zu schützen."

Entwicklungs-Chef Laurence Upshon hat deutsche Wurzeln.

Einen Blick darauf hätten auchdie „Operatoren“ in den Technik-wagen, die bei jedem Bundes-liga-Spiel künftig vor den Sta-dien stehen.

An dieser Stelle ist Schiedsrichte-rei eine Glücksfrage. Und wenn wirdas verhindern können, müssenwir es tun. Wenn die ÖffentlichkeitFehlentscheidungen von Schieds-richtern nicht akzeptiert – und das tut sie nicht – dann müssenwir sie durch technische Hilfs-mittel ausschließen, wenn dasmöglich ist.

Glauben Sie, dass das Bundesliga-System gegen Angriffe von außensicher ist?

Fröhlich: Es ist genau daraufhinüberprüft worden. Wir vertrauenunserem Partner – denn der hatschon in anderen Sportarten undWettbewerben bewiesen, dass erseine Systeme wirksam schützenkann.

Krug: „Hawk-Eye“ ist von der FIFAzertifiziert worden – und dieSicherheit war dabei ein großesThema. Die Firma muss schon imEigeninteresse das System wirk-sam schützen. Das ist ihr Job.

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Dank der neuen Technik

Umstrittene Tor-Entscheidungengibt es schon, seitdem Fußballgespielt wird. An besondersspektakuläre Fehlentscheidun-gen erinnert man sich nochheute. Vor allem, wenn dieseTore bedeutende nationale undinternationale Spiele entschie-den. Szenen wie die folgendengehören fortan allerdings derVergangenheit an.

27. März 1965: Das erste „Phan-tom-Tor“ der Bundesliga-Geschichte erzielt ReinholdWosab im Spiel Borussia Dort-mund gegen den Karlsruher SC.Sein 4:1 für Dortmund in der 74. Minute ist irregulär, da derBall durch das Außennetz ins Torgelangt. Das Endergebnis dieserBegegnung des 25. Spieltagslautet 5:1. Ein Wiederholungs-spiel gibt es damals nicht.

30. Juli 1966: Englands GeoffHurst erzielt im WM-Finale das„Wembley-Tor“ zum 3:2 gegenDeutschland. Seitdem werdenalle „Tore“, bei denen der Ballnach einem Schuss an die Latte,von dort auf den Boden – ohnedie Linie zu überqueren – und

Solche Tore sind Geschichte

anschließend wieder vom Tor wegspringt, „Wembley-Tore“ genannt.Beim Original entschied dasSchiedsrichter-Team um denSchweizer Gottfried Dienst auf„Tor“. Das Spiel endete mit einem4:2-Sieg der Engländer und dereneinzigem Weltmeistertitel.

21. Oktober 1978: In der 63. Minuteder Begegnung des 12. Spieltagsder 2. Bundesliga Süd zwischenBorussia Neunkirchen und denStuttgarter Kickers (Endstand 4:3)geht ein Schuss von Dieter Kobelbeim Stand von 3:3 am Tor vorbei.Der Ball springt von hinten amNetz so hoch, dass der Eindruckentsteht, er sei im Tor – und derSchiedsrichter entscheidet, auchmit Unterstützung seines Linien-richters, auf „Tor“. Angesichts derFernsehbilder wird das Spiel nichtgewertet und neu angesetzt. DieStuttgarter Kickers gewinnen dasWiederholungsspiel mit 1:0. Es istdas erste Mal, dass eine Tatsa-chen-Entscheidung eines Schieds-richters nicht Bestand hat.

23. April 1994: Das wohl bekann-teste „Phantom-Tor“ gelingt Tho-mas Helmer am 32. Spieltag für den

FC Bayern München gegen den 1. FC Nürnberg. In der 26. Spielmi-nute befördert Helmer in einerundurchsichtigen Situation imStrafraum den Ball Richtung Nürn-berger Tor. Er verfehlt es, und derBall rollt am linken Pfosten vorbeiüber die Torauslinie. LinienrichterJörg Jablonski hingegen signali-siert Schiedsrichter Hans-JoachimOsmers „Tor“. Osmers erkennt den Treffer an, und Bayern Mün-chen gewinnt das Spiel 2:1. ImNachhinein erklärt der DFB das Tor für ungültig und begründetdies mit einem Regelverstoß desSchiedsrichters. Eine Tatsachen-Entscheidung des Schiedsrichterssei zwar grundsätzlich endgültig,nach Auffassung des DFB-Sportge-richts lag eine solche allerdingsgerade nicht vor. Das Spiel wirdneu angesetzt. Bayern Münchengewinnt das Wiederholungsspielmit 5:0.

27. Juni 2010: Im WM-AchtelfinaleDeutschland gegen England landetFrank Lampards Schuss gegen

Manuel Neuer hinter der Linie –kein Tor.

18. Oktober 2013: Was wäreeigentlich mit dem „Phantom-Tor“ von Stefan Kießling im Spielder TSG 1899 Hoffenheim gegenBayer Leverkusen passiert, wennes schon vor zwei Jahren die Tor-linien-Technik gegeben hätte?Schließlich war der Ball im Tor –gelangte damals allerdings durchein Loch im Netz dahin. „Das Torhätte nicht gezählt“, erklärt LutzMichael Fröhlich. „Die Technikhätte es jedenfalls nicht als „Tor“angezeigt – weil der Ball nichtüber die Torlinie gegangen ist.“

17. Mai 2014: Dante klärt MatsHummels’ Tor zum vermeint-lichen 0:1 im Pokalfinale BayernMünchen gegen Borussia Dort-mund augenscheinlich hinterder Linie. Schiedsrichter FlorianMeyer und sein Team allerdingskönnen die Situation nicht richtig erkennen und lassenweiterspielen.

Kein „Wembley-Tor“ ist so legendär wie das Original: Der Engländer Hurst erzielte es im WM-Finale 1966 zur 3:2-Führung gegen Deutschland.

Obwohl der Ball neben dem Pfosten ins Aus trudelte, entschied Hans-Joachim Osmers 1994 auf „Tor“ für den FC Bayern München.

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Panorama Meyer schickt

„Trostpflaster“

DFB-Schiedsrichter Florian Meyerhat einen großen Fan: Noah, F-Jugendlicher des SV Ubbedis-sen 09. Beim Drittliga-Derby zwischen Arminia Bielefeld undPreußen Münster war der kleineKicker seinem Traum ganz nah: Er sollte an der Hand seines Idolsauf den Rasen der Alm einlaufen.

Aber kurz vor dem Spiel kam esanders – ein Kind der „Arminis“,Arminias Kinder- und Familien-Abteilung, lief mit Meyer ein. „Der Tag war für unseren Noahziemlich im Eimer, da halfen auchbestes Wetter, tolle Plätze sowieArminias Sieg gegen Münsternichts mehr.

Durch Angriffe auf Schiedsrichter sei der Fußball in Gefahr, lau-tete die Botschaft der französischen Spitzen-Schiedsrichter.

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Schiedsrichter-Streikin Portugal abgewendet

Die portugiesische Liga „ZonSagres“ ist knapp einem Schieds-richter-Streik entgangen: Wegenausbleibender Zahlungen auseinem Werbevertrag hatten Portugals Spitzen-Schiedsrichtergedroht, an den letzten fünfSpieltagen nicht anzutreten.

Wie die Liga und die Schiedsrich-ter-Vereinigung APAF mitteilten,wurde im Streit über die bislangausgebliebene Zahlung von Prämien eine Einigung für dielaufende und kommende Saisonerzielt. Genaue Angaben überEinzelheiten des Abkommenswurden nicht gemacht. Medien-berichten zufolge forderten die80 Unparteiischen der ersten beiden Ligen jeweils 3.700 Euro.

Er war untröstlich“, berichtetBetreuer Ulrich Albert.

Deshalb nahm man seitens des SV Ubbedissen die Sache in dieHand und Kontakt zum DFB-Schiedsrichter auf, um ihm NoahsNöte zu schildern. Vielleicht würdeder Mann ja zumindest eine Auto-grammkarte schicken...

Zeichen gegen Gewalt in Frankreich

Die Schiedsrichter der dreiersten französischen Fußball-Ligen zeigten Solidarität mitihren Kollegen im Amateurbe-reich: Mit der „Operation T-Shirt“protestierten sie gegen Aggres-sionen und Gewalt, die vor allemihre Amateur-Kollegen immerhäufiger erleiden.

Alle Unparteiischen im Profibe-reich trugen bei ihren Begegnun-gen Trikots mit einer einheit-lichen Aufschrift, die übersetztbedeutet: „Angegriffene Schieds-richter = Fußball in Gefahr“.

Die F-Jugendlichen des SV Ubbedissen freuen sich über diePost von Bundesliga-Schiedsrichter Florian Meyer.

Aber weit gefehlt: Florian Meyerschickte nicht nur eine Karte, son-dern für alle Auflaufkinder, fürNoah sogar mit persönlicher Wid-mung. Und das Beste: Noah bekamauch noch genau das Trikot ge-schenkt, in dem Florian Meyer dasSpiel in Bielefeld geleitet hatte –ein schönes „Trostpflaster“ für den kleinen Fan.

Die Aktion wurde von der Ge-werkschaft der Schiedsrichter im Elite-Fußball (SAFE) initiiert,um auf die zunehmenden

tätlichen Angriffe auf Unpartei-ische unterer Klassen durch Fans, Trainer und Spieler hin-zuweisen.

Sperre nach Beifall

Auch Schiedsrichter freuen sichüber Applaus – wenn er ernstgemeint ist. Doch von einem Lobwar Real Madrids ehemaliger Trai-ner Carlo Ancelotti weit entfernt.Der Trainer wurde wegen abfälli-gen Beifalls für den Schiedsrich-ter vom Disziplinar-Ausschuss desSpanischen Fußball-Verbandes fürzwei Spiele gesperrt.

Schiedsrichter Clos Gómez hattenach dem Ligaspiel der Madrile-

nen gegen den FC Valencia (2:2)im Spielbericht festgehalten,dass Ancelotti ihm nach demAbpfiff in abfälliger und demons-trativer Weise applaudiert habe.Im Kabinengang erwies der Trai-ner dann seinem Schiedsrichter-Assistenten in derselben Weisesein Missfallen.

Zur Strafe musste der Italienerdie letzten beiden Saisonspielebei Espanyol Barcelona undgegen den FC Getafe von der Tribüne aus verfolgen.

Wegen abfälligen Applaudie-rens wurde Carlo Ancelottifür zwei Spiele gesperrt.

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Felix Zwayer bei U 20-WM

Felix Zwayer kommt in diesem Som-mer bei der U 20-Weltmeisterschaftzum Einsatz. Der DFB-Schiedsrichterwurde neben 20 weiteren Unpartei-ischen für das Turnier in Neusee-land nominiert. Für den 34-jährigenBerliner, der seit 2012 als FIFA-Schiedsrichter im Einsatz ist, ist esdas erste FIFA-Turnier. Zwayers Assistenten sind Thorsten Schiffnerund Marco Achmüller. Insgesamtberief der Fußball-Weltverband 21Referees und 42 Assistenten aus 35Ländern für das Turnier in Neusee-land.

Panorama

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Gewalt sorgt für Vereins-Boykott

Nach dem Angriff auf einenSchiedsrichter wurde der Kapi-tän des niederrheinischen Kreisligisten BV Altenessen II im März von der Kreis-Spruch-kammer lebenslang gesperrt. In zweiter Instanz reduzierte die Bezirks-Spruchkammer dieSperre deutlich.

Mitte März hatte die Spruch-kammer des FußballkreisesEssen Nord/West den Spielerlebenslang von deutschenSportplätzen verbannt, weil er

Zweites Pokalfinale für Moiken Wolk: Nachdem die DFB-Schieds-richterin aus Worms bereits 2007 das Pokalendspiel zwischendem 1. FFC Frankfurt und dem FCR 2001 Duisburg geleitet hatte,stand sie in diesem Jahr erneut im Finale. Gemeinsam mit ihrenAssistentinnen Christina Biehl (Siesbach, rechts) und KatrinRafalski (Bad Zwesten) leitete sie das Duell zwischen TurbinePotsdam und dem VfL Wolfsburg. Als Vierte Offizielle kam Karoline Wacker (Marbach am Neckar) zum Einsatz. Rund 19.000Zuschauer sahen im Kölner RheinEnergieStadion einen 3:0-Siegder Wolfsburgerinnen, die sich damit zum zweiten Mal nach 2013 den DFB-Pokalsieg der Frauen sicherten.

FIFA-Schiedsrichter Felix Zwayer darf sich über seine inter-nationale Nominierung freuen.

Schiedsrichter leistet Erste Hilfe

Schiedsrichter Dr. Paul Hadrossekzögerte keinen Moment: Der Zahn-mediziner leistete beim Westfa-lenliga-Spiel zwischen Grün-WeißNottuln und dem SC PreußenMünster II gedankenschnell Erste

Hilfe, als der Preußen-SpielerMarco Gatzke ohnmächtig amBoden liegen blieb.

Der Unparteiische aus Dortmundverhinderte, dass der Ohnmäch-tige seine Zunge verschluckte.„Der Mund ist ja mein Metier. Ichhabe den Kiefer aufgemacht undzugesehen, dass ich schnell die

Zunge raus bekomme. Und diePhysios waren ja auch schnell daund haben das toll gemacht“,sagte Dr. Hadrossek den „Westfä-lischen Nachrichten“.

Dass der Spieler seinem Helferauf die Hand biss, nahm der 31-jährige Dortmunder ebenfallsgelassen: „Das ist ganz normal,

wenn jemand ohnmächtig ist. Ichhabe jetzt immerhin eine kleineMacke als Andenken.“

Marco Gatzke war jedenfalls sehrdankbar für das beherzte Eingrei-fen des Schiedsrichters: „Ich binsehr froh, dass einer da war, derBescheid wusste und schnellgehandelt hat.“

Premiere für Dr. Felix Brych: Für den Schiedsrichter vom SV AmHart München war das Duell zwischen Borussia Dortmund unddem VfL Wolfsburg sein erstes DFB-Pokalfinale. Unterstütztwurde der 39-Jährige von seinen Assistenten Mark Borsch (Mönchengladbach, links) und Stefan Lupp (Zossen), Vierter Offizieller war Robert Hartmann (Wangen). Bei ihrem Einzug insBerliner Olympiastadion wurden die Unparteiischen von Degen-Fechterin Britta Heidemann angeführt, die in diesem Jahr alsPokal-Botschafterin fungierte. Gewinner dieses Pokals war nach90 Minuten bekanntermaßen der VfL Wolfsburg, der sich miteinem 3:1-Sieg durchsetzte.

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Andreas Nagel ist neu im DFB-Schiedsrichter-Ausschuss.

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Die internationalen Spiele der Deutschen im März und April 2015

FIFA-Schiedsrichter unterwegs

Name Wettbewerb Heim Gast Assistenten/Vierte Offizielle/Torrichter

Deniz Aytekin Europa League Dynamo Kiew FC Everton Kleve, Henschel, Bornhorst, Fritz, Hartmann

Deniz Aytekin EM-Qualifikation Montenegro Russland Kleve, Häcker, Bornhorst, Dingert, Hartmann

Felix Brych EM-Qualifikation Niederlande Türkei Borsch, Lupp, Pickel, Dankert, Fritz

Felix Brych Länderspiel Italien England Borsch, Lupp

Felix Brych Champions League Real Madrid Atlético Madrid Borsch, Lupp, Achmüller, Dankert, Fritz

Bastian Dankert Youth League Benfica Lissabon Schachtar Donezk Seidel, Schaal

Riem Hussein Frauen-Länderspiel Schweden Schweiz Rafalski, Biehl

Riem Hussein Frauen-Länderspiel Deutschland Brasilien Rafalski, Biehl, Wolk

Marija Kurtes U 19-Frauen-EM-Qual. England Norwegen Müller-Schmäh

Tobias Stieler U 21-Länderspiel Frankreich Niederlande Henschel, Foltyn

Felix Zwayer EM-Qualifikation Liechtenstein Österreich Schiffner, Achmüller, Foltyn, Stieler, Stegemann

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FIFA kämpft gegen Diskriminierung

Die FIFA verstärkt den Kampfgegen Diskriminierung im Fuß-ball: Mit einem neuen Beobach-tungs-System werden die Qualifi-kationsspiele der Fußball-Welt-meisterschaft 2018 unter dieLupe genommen. Spielbeobach-ter für Anti-Diskriminierung wer-den die Spiele auf entsprechendeVorfälle hin anschauen und Mel-dung erstatten.

Das neue System soll die Arbeitder FIFA-Schiedsrichter und Diszi-plinar-Instanzen im Zuge der

Sie gaben im Londoner Wembley-Stadion den Startschuss fürdas neue Beobachtungs-System: der ehemalige FIFA-Schieds-richter Howard Webb, Heather Rabbatts (FA-Vertreterin),Federico Addiechi (bei der FIFA verantwortlich für das ThemaNachhaltigkeit), Piara Powar („FARE“-Vertreter) und YayaTouré von Manchester City (von links).

Beweissicherung erleichtern undergänzen. Der Einsatz wird vonder FIFA in Zusammenarbeit mitdem „FARE“-Netzwerk („FootballAgainst Racism in Europe“) koor-diniert.

„Das neue Beobachtungs-Systemist eine konkrete Maßnahme, dieein unmissverständliches Signalfür Vielfalt und gegen Diskrimi-nierung aussendet“, sagt FIFA-Präsident Joseph S. Blatter. Dasneue System sei ein wichtigerSchritt im Kampf gegen Diskrimi-nierung und das Ergebnis derEmpfehlungen der FIFA-Arbeits-gruppe gegen Rassismus und Dis-kriminierung.

im Februar einen Unparteiischenmit einem Faustschlag nieder-streckte und anschließend wei-ter auf ihn einschlug.

Da der Spieler das Urteil derKreis-Spruchkammer nichtannahm, musste der Vorfall vor der Bezirks-Spruchkammererneut verhandelt werden. Mit überraschendem Ausgang:Die Sperre wurde auf insge-samt zweieinhalb Jahre ver-kürzt. Eineinhalb Jahre dieserStrafe setzte die Spruch-

DFB-Schiedsrichter-Ausschuss: Nagel ersetzt Rettig

Das DFB-Präsidium hat in seinerSitzung Mitte Mai für den als DFL-Geschäftsführer ausgeschiede-nen Andreas Rettig als Vertreterdes Ligaverbandes AndreasNagel (Frankfurt/Main) in denDFB-Schiedsrichter-Ausschussberufen.

Der 50-Jährige ist bei der Deut-schen Fußball Liga Direktor Spiel-betrieb.

Zu seiner aktiven Zeit als Spielerstand Nagel in den 1980er-Jahrenals Torwart bei Bayer 04 Leverku-sen und Hannover 96 unter Ver-trag.

kammer sogar zur Bewährungaus.

Die Mannschaften der Kreis-liga B hatten bereits nach demersten Urteil ein Zeichen gegenGewalt gesetzt, indem sie abMärz die Spiele gegen den BV Altenessen boykottierten.Weil den Altenessenern bis zumSaisonende an jedem Wochen-ende drei Punkte am grünenTisch gutgeschrieben wurden,war dem Verein der Aufstieg indie A-Liga nicht mehr zu nehmen.

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Gespräch

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„Die schwierigste Saison So spannend wie in diesem Jahr war das Saisonfinale selten. Zwar war dieMeisterschaft früh entschieden, doch forderten insbesondere Auf- undAbstiegskampf die Unparteiischen im Spitzenbereich. Im Gespräch mitden SRZ-Reportern David Bittner und Andreas Arens berichtet Schieds-richter-Chef Herbert Fandel, wie er die vergangene Spielzeit erlebt hat.

Herr Fandel, wie erleichtert warenSie, als der 34. Bundesliga-Spieltagabgepfiffen war und die Schieds-richter die vielen entscheidendenPartien an dem Nachmittag gutüber die Bühne gebracht hatten?

Herbert Fandel: Wenn man übereine ganze Saison drüber schaut,geht der erste Blick immer ansEnde. Und da können wir – bis aufwenige Ausnahmen – insgesamtzufrieden sein. Die Schiedsrichterhaben größtenteils das Saison-finale sehr souverän und unaufge-regt über die Bühne gebracht, trotzhohem Druck und hoher Nerven-belastung

Am 33. Spieltag waren noch zweiSchiedsrichter vor die Kameragetreten, um sich für Fehler zu ent-schuldigen, die ihnen passiertwaren. Wie sehr hat Sie alsSchiedsrichter-Chef diese Situationaus der Ruhe gebracht?

Fandel: So schnell werde ich nichtunruhig – dafür war ich zu langeselbst Schiedsrichter und weiß, wasin diesem Geschäft passieren kann.Und dazu gehören auch Fehler.Wichtig ist, dass unsere Schieds-richter richtig damit umgingen. Die Reaktion in Form von guten Leistungen am letzten Spieltageines so dramatischen Saison-End-spurts in den Bundesligen fand ichklasse – auch wenn dieser positiveEindruck in der Relegation einwenig getrübt wurde.

Inwieweit stimmen Sie der Aus-sage zu, dass der Job für dieUnparteiischen immer schwierigerwird?

Fandel: Ohne Zweifel. Der Job istsogar ungleich schwieriger gewor-den. Die zurückliegende Saisongehörte zum Schwierigsten, wasich in den vergangenen zehn Jah-ren erlebt habe – als Aktiver undauch als Chef der Schiedsrichter.

Woran lässt sich das festmachen?

Fandel: Zum Beispiel an der Tabel-len-Konstellation. Es waren biszuletzt viele Vereine, auch soge-

nannte Traditions-Vereine, die imSchlamassel steckten. Auchdadurch waren unglaublich viele

Emotionen von allen Seiten imSpiel. Die Medien haben dann diesen Ball verständlicherweise

Die zurückliegende Spielzeit forderte nicht nur die Unparteiischen, sondern auch die Schieds-richter-Kommission um Herbert Fandel.

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der vergangenen Jahre“nen. Dies werden wir im Vorfeldzur neuen Spielzeit in Ruhe mitunseren Schiedsrichtern bespre-chen und aufarbeiten.

Mit der Einführung der Torlinien-Technik wird dem Schiedsrichterkünftig immerhin ein wichtiger Teil seiner Verantwortung im Spielabgenommen. Wie froh sind Sieüber die Einführung des „Hawk-Eye“?

Fandel: Jetzt kommt das, was wirschon seit Jahren befürworten. Wir wurden immer wieder starkangegriffen, wenn es Entscheidun-gen gab, die sich im Nachhinein als falsch herausstellten in derFrage Tor ja oder nein? DieserDruck ist jetzt von den Schieds-richtern weg. Jetzt wird die Tech-nik verantwortlich sein.

Sind Sie sicher, dass es mit derEinführung des „Hawk-Eye“ auch in Zukunft beim einzigen techni-schen Hilfsmittel für die Schieds-richter bleibt? Die Verbände in Italien und den Niederlandenhaben zum Beispiel schon Anträge

für den „Video-Schiedsrichter“ beider FIFA eingereicht.

Fandel: Wir müssen beobachtendin der Nähe der Technik bleiben,ohne sie sofort automatisch vor-

behaltlos zu bejahen. Es gilt, sichzu informieren und die Entwick-lung des Fußballs zu sehen unddies abzugleichen mit den Mög-lichkeiten, die uns die Technik bie-tet. Ich bin dafür, genau zu analy-sieren, was Sinn und was keinenSinn im Fußball macht. Das abzu-wägen, ist eine wichtige Aufgabefür die Zukunft. Wir wissen, wasder „Video-Schiedsrichter“ leistenkann und was nicht.

Beim Freistoß-Spray waren dieSchiedsrichter in Deutschland jaanfangs noch ein wenig skeptisch.Das Spray scheint sich aber inzwi-schen bewährt zu haben.

Fandel: Das sehe ich auch so.Wobei man zuletzt feststellenkonnte, wie die Spieler die vomUnparteiischen markierte Linienicht mehr als unüberwindbaransahen. Das Spray bringt sicherfür die Freistoß-Spezialisten einenVorteil und ist insgesamt gut fürden Fußball.

Das Miteinander zwischen Trainernund Vierten Offiziellen scheint –

aufgenommen und das Ganze mitangeheizt.

Gegen Ende der Saison war die Brisanz in der Bundesliga und 2. Bundesliga dann unglaublichhoch, weil es in nahezu jedemSpiel noch um etwas ging.

Fandel: Entsprechend waren un-sere Schiedsrichter gefordert. Dagalt es auch noch genauer zuüberlegen, wie man die Spielebesetzt. Ich habe mich mit meinenKollegen in der Kommission sehrintensiv zu dieser Thematik abge-stimmt.

Inzwischen werden sogar währendFußball-Live-Übertragungen ehe-malige Unparteiische telefonischzugeschaltet, um Schiedsrichter-Entscheidungen zu bewerten. Istdas der Schiedsrichterei schädlichoder möglicherweise sogar nütz-lich?

Fandel: Wenn ehemalige Schieds-richter das machen, sollen sie estun. Das möchte ich nicht kom-mentieren. Insgesamt ist mir aberaufgefallen, dass die Spiele vonden einzelnen Fernsehsenderndeutlich fachkundiger kommen-tiert und begleitet werden. Dies istsicherlich auch ein Ergebnis unse-rer Bemühungen, Journalisten undKommentatoren jährlich zu schu-len. Auch wenn dies für uns sehraufwändig ist, ist es schön zuerkennen, dass sich hier einigeszum Positiven entwickelt hat.

Was sind im Elite-Bereich dieSchwerpunkte bei der Vorberei-tung der Unparteiischen auf dieSaison 2015/2016?

Fandel: Auffällig oft zu beobachtenwar zuletzt das Halten, Ziehen undUmreißen im Strafraum, welchesnicht immer mit dem notwendigenElfmeterpfiff geahndet wurde. In anderen Situationen hätte maneine bessere Lösung der Zusam-menarbeit im Team erreichen kön-

„International haben wir ein starkes und zukunftsfähigesSchiedsrichter-Team.“

Die Einführung des Freistoß-Sprays (im Bild: SchiedsrichterTobias Welz) hat sich auch aus Sicht der Unparteiischeninzwischen bewährt.

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Gespräch

bis auf wenige Ausnahmen – bes-ser geworden zu sein. Würden Siediesen Eindruck bestätigen?

Fandel: Die Schiedsrichter legenlängst nicht alles auf die berühmteGoldwaage, und die Vierten Offi-ziellen tun es auch nicht. Die Trai-ner wiederum haben offensichtlichvielfach akzeptiert, dass es ge-wisse Grenzen gibt. Somit denkeich, dass wir das insgesamt dochrecht gut im Griff haben.

Mit Thorsten Kinhöfer und PeterGagelmann haben in diesem Som-mer zwei altgediente Bundesliga-Schiedsrichter die Altersgrenzeerreicht. Wie sehr werden Sie diebeiden vermissen?

Fandel: Ich vermisse jeden gutenSchiedsrichter, wenn er aufhört. Diebeiden gehörten ja fast zum Inven-tar des Schiedsrichter-Wesens. Estritt ohne Zweifel eine neue Zeitein, wenn ein Peter Gagelmann, einThorsten Kinhöfer, demnächst einFlorian Meyer, ein Michael Weiner,Peter Sippel, Knut Kircher, GünterPerl, Jochen Drees oder WolfgangStark nicht mehr auf dem Platz ste-hen. Es rückt eine neue Schieds-richter-Generation nach.

Für talentierte Nachwuchs-Schiedsrichter sind die Aufstiegs-chancen demnach wohl so gut wieselten zuvor...

Fandel: Wir haben eine große Zahlan Schiedsrichtern in der 3. Liga,der 2. Bundesliga und auch schonin der Bundesliga, deren Entwick-lung sehr interessant ist. Da gibtes viele Talente, die an Potenzial

dazugewonnen haben. Neu in denKreis der Bundesliga-Schiedsrichternehmen wir im Sommer BenjaminBrand auf, der von den Ergebnissenzum zweiten Mal hintereinander der beste Schiedsrichter war.

Welche personellen Veränderun-gen wird es in der 2. Bundesligageben?

Fandel: Christian Bandurski undNorbert Grudzinski hören alsSchiedsrichter in der 2. Bundesligaauf, bleiben aber weiterhin als Assistenten auf der Liste. MarkusWingenbach beendet seine Lauf-bahn. Aus der 3. Liga steigen PatrickAlt, Florian Heft, Robert Schröder,Thorben Siewer und Sören Storks indie 2. Bundesliga auf.

Welche Qualitäten muss einSchiedsrichter heutzutage eigent-lich mitbringen, wenn er es in dieSpitze schaffen will?

Fandel: Die Anforderungen habensich nicht unbedingt nur durch dieEntwicklung des Fußballs verän-dert. Man muss nach wie vor eingewisses Selbstbewusstsein mit-bringen, Führungsfähigkeit und einprofessioneller Umgang mit Kritikgehören dazu. Der Wille, sich zuverbessern, an sich zu arbeitenund offen zu bleiben für notwen-dige Veränderungen. Der Bundes-liga-Schiedsrichter ist ein wichti-ger Teil der Spiel-Nachbetrachtun-gen geworden. Kameras verfolgenihn auf Schritt und Tritt. Der Druck,der auf einem Unparteiischen las-tet, ist enorm. Auf dieses schwie-rige Arbeitsfeld muss er überJahre hinweg vorbereitet werden.

Wie haben sich die DFB-Schieds-richter Ihrer Meinung nach in denvergangenen zwölf Monaten aufinternationalem Parkett geschla-gen?

Fandel: Es hat sich sehr gutweiterentwickelt. Deniz Aytekin ist zu Felix Brych in die Elite-Gruppe aufgerückt, Tobias Welzund Christian Dingert pfeifen nunzusammen mit Manuel Gräfe undFelix Zwayer in der „First Class“.Und wir haben mit Daniel Sieberteinen neuen, jungen Mann hinzu-genommen, der zusammen mitTobias Stieler, Marco Fritz undBastian Dankert und den übrigenGenannten ein starkes undzukunftsfähiges internationalesSchiedsrichter-Team stellt.

Während die aktuelle Ausgabe derSchiedsrichter-Zeitung erscheint,ist das Team Steinhaus bei derFrauen-WM in Kanada im Einsatz.Ist Bibiana Steinhaus nach wie vor die unangefochtene Nummereins unter den weiblichen Unpar-teiischen?

Fandel: Bibiana Steinhaus istnatürlich aus einem speziellenHolz geschnitzt. Sie ist eine starkePersönlichkeit und ohne Zweifeldie beste Schiedsrichterin derWelt. Wir sollten aber auch RiemHussein nennen, die als Schieds-richterin zur neuen Saison in die3. Liga aufsteigt. Zudem wird

Katrin Rafalski künftig als Assis-tentin in der 2. Bundesliga einge-setzt.

Kurz vor Saisonende hat die DEKRAihren Vertrag als Partner derSchiedsrichter bis 2018 verlängert.In welcher Form profitieren dieUnparteiischen in Deutschlandvon dieser Zusammenarbeit?

Fandel: Die Unterstützung, die wirdurch die DEKRA erhalten, istgroß. Das Geld können wir wir-kungsvoll in der Schiedsrichtereieinsetzen, was die Professionali-sierung angeht, aber auch die Förderung des Nachwuchsesbetrifft. Ich will es aber nicht nurauf das Geld alleine reduzieren.Die DEKRA ist uns Schiedsrichternauch ein Stück weit ans Herzgewachsen. Es ist eine Verbindungentstanden. DEKRA und Schieds-richter, das passt wirklich sehr gut zusammen.

Fußballer und Schiedsrichter nut-zen die Sommerpause zur Regene-ration. Wie werden Sie die fußball-freie Zeit verbringen?

Fandel: Mit einem ausgedehntenUrlaub, weil die abgelaufene Sai-son eine der stressigsten undanstrengendsten war, die ich inmeiner Karriere als Schiedsrichteroder Funktionär bisher erlebthabe. Die jetzt notwendige Erho-lungsphase ist sehr wichtig.

„In der Zusammenarbeit hätte man manche Situation besser lösen können.“

Herbert Fandel im Gespräch mit den SRZ-Reportern AndreasArens (links) und David Bittner.

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Partnerschaft

Stefan Kölbl erklärte: „Fairplay istein Anliegen, das uns als unab-hängige Experten-Organisation inunserer täglichen Arbeit antreibt.

Die Werte Neutralität, Sachver-stand und Sicherheit verbindenuns mit den DFB-Schiedsrichtern.Seit vielen Jahren ist unser Spon-

soring-Konzept erfolgreich undhat dabei geholfen, die hohe Mar-ken-Bekanntheit von DEKRA wei-ter auszubauen – nicht nur hier in Deutschland.”

Seit 2003 arbeitet der DFB mitDEKRA zusammen, das Unterneh-men ist dadurch bei 808 Spielenim Jahr präsent. Die Schieds-richter tragen das Logo in derBundesliga, 2. Bundesliga, demDFB-Pokal, der Allianz Frauen-Bundesliga und dem DFB-Pokalfi-nale der Frauen auf dem Ärmel.

Die Partnerschaft geht dabei überdas klassische Sponsoring hinaus.Bei Projekten wie der Aktion„Danke, Schiri!” war DEKRA invol-viert, genauso wie in der Nach-wuchsgewinnung und Nachwuchs-förderung der Unparteiischen.

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Seit 2003 tragen die Bundesliga-Schiedsrichter das „DEKRA“-Logo auf ihrem Ärmel – und daswird auch in Zukunft so sein. Der Deutsche Fußball-Bund und DEKRA haben ihre Partnerschaftvorzeitig um drei Jahre verlängert.

Neutralität verbindet

Der neue Kontrakt wurde in derDFB-Zentrale in Frankfurt am

Main von DFB-Präsident Wolf-gang Niersbach und Stefan Kölbl,dem Vorsitzenden des Vorstandsvon DEKRA e.V. und DEKRA SE,unterzeichnet und hat eine Lauf-zeit bis 30. Juni 2018. Das Enga-gement von DEKRA im Schieds-richter-Bereich wird zudeminhaltlich erweitert: Künftig istdas Unternehmen auch in derJury des Fairplay-Preises des DFBvertreten.

„Dass sich DEKRA seit zwölf Jah-ren in unserem Schiedsrichter-Bereich engagiert, passt inhalt-lich ideal zusammen“, sagte DFB-Präsident Niersbach anlässlichder Vertragsverlängerung. „Mitdiesem verlässlichen Partner ander Seite haben wir in den ver-gangenen Jahren die Strukturenim Schiedsrichter-Bereich mehrund mehr professionalisiert. Wirfreuen uns, dass uns DEKRA aufdiesem Weg auch in Zukunftbegleitet und ihr Engagementgerade beim Thema Fairplay aus-weiten möchte.“

Seit zwölf Jahren tragen die Unparteiischen in der Bundesliga das DEKRA-Logo auf ihren Ärmeln.

Zufrieden mit der jüngsten Vertragsverlängerung: DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock,DEKRA-Vorstand Stefan Kölbl, DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Schiedsrichter-ChefHerbert Fandel.

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Regel-Test Fragen

Situation 1Wegen mehrerer Verletzungspau-sen wurde ein Spiel in der erstenHalbzeit für insgesamt drei Minu-ten unterbrochen. Wann muss derSchiedsrichter die erforderlicheNachspielzeit ankündigen und inwelcher Spielhälfte muss sie nach-gespielt werden?

Situation 2Einen weit in den Torraum geschla-genen Ball kann der zentrale Stür-mer mit dem Kopf nicht mehrerreichen. Er nimmt deshalb dieHand zur Hilfe und schlägt den Ballso ins gegnerische Tor. DerSchiedsrichter erkennt die Regel-widrigkeit sofort, gibt einen indi-rekten Freistoß wegen Unsportlich-keit und verweist den Spieler mitder Roten Karte des Feldes. Handelt der Schiedsrichter richtig?

Situation 3Nachdem der Spielführer desGäste-Teams den Siegtreffer in der88. Minute erzielt hat, läuft er aufden Schiedsrichter zu und umarmtdiesen im Überschwang der Freude.Wie muss der Schiedsrichter rea-gieren?

Situation 4Kurz vor Spielbeginn stellt derSchiedsrichter auf dem Spielfeldbei fünf Spielern einer Mannschafteinen Mangel an ihrer Spielklei-dung fest. Er schickt sie deshalbzur Behebung dieser Mängel vomSpielfeld. Darf er jetzt trotzdemdas Spiel anpfeifen?

Situation 5Wenige Sekunden vor Spielendeentscheidet der Schiedsrichterkurz vor dem Strafraum auf direk-ten Freistoß für die angreifendeMannschaft, die mit einem Tor imRückstand liegt. Die Abwehrspielerverzögern bei der „Mauer“-Bildung

deutlich das Spiel, sodass die Spiel-zeit inzwischen abgelaufen ist. Sollder Schiedsrichter die Freistoß-Ausführung trotzdem noch zu-lassen?

Situation 6Nachdem die Gastmannschaft das1:0 erzielt hat, setzt die Heimmann-schaft das Spiel mit Anstoß fort.Dabei erkennt der ausführendeSpieler, dass der Torwart der geg-nerischen Mannschaft zu weit vordem Tor steht. Er reagiert nach derSpielfreigabe des Schiedsrichtersschnell und schießt den Ball direktüber den verdutzten Torwart vomAnstoßpunkt ins gegnerische Tor.Ist das Tor anzuerkennen?

Situation 7Einen weit geschlagenen Flanken-ball klatscht der Torwart ungehin-dert ab, um ihn sich so vorzulegen.Er führt den Ball dann mit dem Fußbis zur Strafraumgrenze, nimmt ihndort auf und schlägt ihn ab. Wieentscheidet der Schiedsrichter?

Situation 8Bevor der Ball bei einer Strafstoß-Ausführung durch den Schützengespielt wird, läuft ein Abwehrspie-ler in den Strafraum. Der Ball wirdvom Torwart abgewehrt undkommt zum Strafstoß-Schützenzurück. Bevor dieser den Balljedoch aufs Tor schießen kann,wird er von dem Abwehrspieler,der zu früh in den Strafraumgelaufen war, in zentraler Positionfrei vor dem Tor festgehalten. Erkann dadurch den Ball nicht errei-chen. Wie entscheidet der Schieds-richter?

Situation 9Wie lange kann der Schiedsrichterein Spiel, zum Beispiel wegenschlechter Witterungsverhältnisse,unterbrechen?

Kann der Schiedsrichter eine einmal angezeigte Nachspielzeitnachträglich verlängern? Dies ist die Frage in Situation 14.

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Die Spielzeit

Situation 10In einem Spiel ohne neutrale Assis-tenten wird der Schiedsrichter inStrafraumhöhe von einem Ballgetroffen, geht daraufhin zu Bodenund verliert den Blick zum Spielab-lauf. Kurz darauf landet der Ball imTor. Kann das Tor anerkannt wer-den?

Situation 11Der Assistent signalisiert mit derFahne eine strafbare Abseitsposi-tion. Bevor der Schiedsrichter dasFahnenzeichen erkennt, schlägt imfolgenden Zweikampf der Verteidi-ger dem abseitsstehenden Spielerdie Hand ins Gesicht. Deshalbunterbricht der Schiedsrichter dasSpiel und sieht nun erst das Fah-nenzeichen des Assistenten. Ent-scheidung?

Situation 12Ein bereits verwarnter Spieler kri-tisiert in unsportlicher Weise denSchiedsrichter aus dem Mittelkreis,während der Ball an der Seitenliniegespielt wird. Der Schiedsrichterunterbricht das Spiel und verweistden Spieler mit „Gelb/Rot“ vomPlatz. Beim Verlassen des Spiel-felds schlägt der Spieler dann

auch noch vor Erreichen der Sei-tenlinie einen Gegenspieler. Entscheidung?

Situation 13Weil der Abwehrspieler keineAnspielstation findet, spielt er denBall beim Freistoß von außerhalbdes Strafraums zum Torwartzurück. Er übersieht aber, dass die-ser zu weit vor seinem Tor stehtund den Ball nicht erreichen kann.Dieser rollt direkt ins Tor. Entschei-dung?

Situation 14Ist die kurz vor Spielende ange-zeigte Nachspielzeit immer einzu-halten? Oder kann sie verlängertoder verkürzt werden?

Situation 15Wenige Minuten nach der Halbzeit-pause muss der Schiedsrichter dasSpiel wegen eines verwarnungs-würdigen Fouls unterbrechen.Dabei bemerkt er, dass der gefoulteSpieler seit Beginn der zweitenHalbzeit als neu eingewechselterSpieler für einen anderen Spielermitwirkt – allerdings ohne Kennt-nis und Zustimmung des Schieds-richters. Wie hat er zu entscheiden?

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Im aktuellen Regel-Test von Lutz Wagner gehtes unter anderem darum, wann der Schieds-richter ein Spiel abpfeift.

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Regel-Test Antworten

Situation 1Die Nachspielzeit ist unmittelbarvor Ende der jeweiligen Spielhälfteanzukündigen beziehungsweiseanzuzeigen und muss in der jewei-ligen Spielhälfte nachgespielt wer-den.

Situation 2Nein. Zum einen hätte es einendirekten Freistoß wegen strafbarenHandspiels geben müssen und zumanderen ist nur eine Verwarnungauszusprechen. Anders als im Falleiner Torverhinderung durch einstrafbares Handspiel ist die nichtregelgerechte Torerzielung mittelsstrafbaren Handspiels nur mit„Gelb“ zu bestrafen.

Situation 3Der Schiedsrichter hat keine Ver-anlassung einzuschreiten, da essich hier ganz offensichtlich nichtum eine Unsportlichkeit handelt.Wird jedoch ein Schiedsrichter ausVerärgerung angefasst, so ist hiernach der Schwere des Vergehenszumindest eine Verwarnung erfor-derlich. In schweren Fällen, wennder Schiedsrichter gestoßen wird,ist ein Feldverweis auszusprechen.Wird der Schiedsrichter geschla-gen, ist das Spiel abzubrechen.

Situation 4Nein. Bei Spielbeginn müssen vonjeder Mannschaft mindestens sie-ben Spieler, davon ein Torwart,spielbereit auf dem Spielfeld sein.Der Anpfiff wäre möglich gewesen,wenn es maximal vier Feldspielergewesen wären, die einen Mangelzu beheben hätten, beziehungs-weise wenn es sich um einenAnstoß nach einem Torerfolggehandelt hätte.

Situation 5Ja. Das Verhalten der Abwehrspie-ler dient ganz offensichtlich dazu,

Zeit zu schinden, um so den knap-pen Vorsprung über die Zeit zu ret-ten.

Situation 6Ja. Der Treffer zählt, da aus einemAnstoß ein Tor direkt erzielt wer-den kann.

Situation 7Indirekter Freistoß. Das Abklat-schen des Balls, um ihn sich vorzu-legen, wird vom Schiedsrichter alsBallkontrolle gewertet.

Situation 8Erneuter Strafstoß und Feldver-weis, da es sich hier um die Verhin-derung einer glasklaren Torchancehandelt. Die Wirkung des Strafsto-ßes ist abzuwarten, somit zähltdas schwerere Vergehen.

Situation 9Die Dauer der Unterbrechung soll30 Minuten nicht überschreiten.Ist jedoch abzusehen, dass dasSpiel wenige Minuten nach dieserZeit fortgesetzt werden kann, sollder Schiedsrichter großzügig ver-fahren.

Situation 10Nein. Da der Schiedsrichter nichterkennen konnte, ob das Torregelgerecht erzielt wurde, kannes nicht anerkannt werden. Das Spiel wird – sobald derSchiedsrichter wieder dazu in der Lage ist – mit Schiedsrichter-Ball fortgesetzt. Bei Spielen mitneutralen Assistenten ist dieAnerkennung möglich, sofern das Tor unmittelbar – das heißtmit Abschluss dieses Angriffs –erzielt wird und der neutraleAssistent die korrekte Erzielungüberwachen kann.

Situation 11 Indirekter Freistoß wegenAbseits, Feldverweis. Bei zweiVergehen von Spielern unter-schiedlicher Mannschaften zähltimmer das zeitlich erste Verge-hen.

Situation 12Indirekter Freistoß wegen derUnsportlichkeit dort, wo sich derSpieler bei seiner unsportlichenKritik befand. Das Schlagen musszusätzlich im Spielbericht gemel-det werden.

Situation 13Eckstoß. Nach dem Grundsatz, dassaus einem Vorteil nicht direkt einNachteil entstehen kann, darf hiernicht auf Tor entschieden werden.

Situation 14Eine einmal angekündigte Nach-spielzeit kann zum Beispiel aufGrund von Verletzungsunterbre-chungen in dieser Zeit erneut ver-längert werden. Sie darf aber nie-mals verkürzt werden oder entfal-len.

Situation 15Indirekter Freistoß gegen dengefoulten aber nicht ordnungsge-mäß angemeldeten Spieler, da dasunsportliche Betreten und Mitwir-ken des Spielers das zeitlich ersteVergehen darstellt. Beide Spielerwerden verwarnt, einmal wegendes Foulspiels, zum anderenwegen der Unsportlichkeit.

18 S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 4 / 2 0 1 5

Wann ein Spiel vorbei ist, entscheidet allein der Schiedsrichter.

Die SpielzeitSo werden die auf Seite 17 beschriebenen Situa-tionen richtig gelöst.

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Analyse

Kommt eine „Schwalbe“ geflogenGleich zu Beginn ihrer Analyse von Spielszenen befassen sich Lutz Michael Fröhlich und Lutz Lüttigmit einem Täuschungsversuch, wie er in dieser Dreistigkeit zum Glück in unseren Profiligen nur nochselten vorkommt. Umso ärgerlicher, wenn der Schiedsrichter darauf hereinfällt.

Als im Spiel der 2. Bundesligazwischen dem FSV Frankfurt

und dem SV Sandhausen (26. Spieltag) der FrankfurterVincenzo Grifo mit dem Ball amFuß von rechts in den Sandhause-ner Strafraum läuft, folgt ihmsein Gegenspieler Andrew Woo-ten. Er versucht, Grifo auf derrechten Seite zu umlaufen, alsder Frankfurter plötzlich mit demrechten Bein nach hinten abhebtund zu Boden stürzt (Foto 1a).

Dass beide Spieler in diesemMoment etwa einen halben Metervoneinander entfernt sind, machtdiese Falleinlage ohne jeglichenKontakt zu einem Gegenspielerzu einem perfiden Täuschungs-versuch, der leider erfolgreichist. Das Foto 1b zeigt diese Szeneaus der Sicht der Hintertor-Ka-mera und macht – trotz des etwasstörenden Pfahls – auch denAbstand zwischen den Spielerndeutlich.

Das Schiedsrichter-Team erkenntdiese „Schwalbe“, die mit einem

indirekten Freistoß und einer Gelben Karte hätte bestraft wer-den müssen, leider nicht. Nebendem Unparteiischen selbst könnte

Der Flug des Frankfurters aus einer anderen Sicht.

Foto 1a

Foto 1b

in diesem Bereich grundsätzlich der Assistent 2 dem Schiedsrich-ter helfen. Doch hier schaut ervon hinten auf den Abwehrspielerund hat daher das Problem, dieDistanz zwischen den beidenSpielern richtig einzuschätzen.Der Unparteiische hingegen hateher die notwendige Seitenein-sicht und trifft dennoch die fal-sche Entscheidung: Strafstoß fürden FSV Frankfurt, der in der 80. Minute zum 1:1-Endstand ver-wandelt wird.

Dass der Schiedsrichter demangeblichen „Foulspieler“ Wootenkeine Gelbe Karte zeigt – wederfür das „Foul“ in aussichtsreicherPosition noch für das Berührendes Unparteiischen bei seinemheftigen Protest – macht seinunglückliches Verhalten in dieserSituation noch deutlicher. Wennein Unparteiischer eine solchschwerwiegende Strafe wie einen

Strafstoß verhängt, dann muss erdavon eindeutig überzeugt sein.Und dies auch dokumentieren,indem er gerade in unmittelbarerFolge dieser Entscheidung konse-quent handelt.

Im TV-Interview erklärte derFrankfurter Grifo nach dem Spiel:„Ich spüre den Kontakt, und dannlasse ich mich natürlich fallen,das ist ja klar. Wir haben den Elfmeter rausgeholt, der Schirihat gepfiffen.“

Ob eine solch öffentliche Aussagedes Spielers nicht als Geständnisgewertet werden kann und damitzu sportrechtlichen Konsequen-zen führen müsste, ist für unsSchiedsrichter zweitrangig. Wirsind vielmehr aufgefordert, in der Vorbereitung auf das Spiel(Absprache mit den Assistenten)und während des Spiels selbst(Laufarbeit, Stellungsspiel,

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Das rechte Bein angezogen, segelt der Frankfurter Grifo durch den Strafraum.

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Analyse

höchste Konzentration bei Straf-raumszenen, Klarheit in Gestikund Mimik) alles zu tun, um sol-che eklatanten Fehlurteile zuvermeiden.

***

Eine „Schwalbe“ im Fußball – unddarin ist man sich weitgehendeinig – ist der völlig freie „Flug“eines Spielers ohne Gegner-Be-rührung. Zwischen dieser Klar-heit und einem ebenso klarenFoulspiel, dessen Ahndung durchden Schiedsrichter selbst vomTäter akzeptiert wird, liegt einbreiter Korridor, die „Grauzone“,in der sich allerdings die meisten

umstrittenen Strafraumszenenabspielen.

Wir schauen auf das Spiel VfLWolfsburg gegen den SC Frei-burg (25. Spieltag).

Maximilian Arnold (Wolfsburg)und der Freiburger Felix Klausliefern sich im Wolfsburger Strafraum ein Laufduell um einen zur Seite weggepralltenBall. Klar, dass es dabei zur Kör-per-Berührung kommt. WährendArnold versucht, mit dem linkenBein den Ball zu spielen, ver-stärkt Klaus den Zweikampf,indem er seine Hüfte fast wie ein Lambada-Tänzer schwungvoll

Ein kräftiger Hüftschwung des Freiburgers Klaus,… …der anschließend spektakulär zu Fall kommt.

Torwart Langerak trifft Robert Lewandowski mit beiden Händen am Kopf…

Foto 2a Foto 2b

Foto 3a Foto 3b

…und springt den Bayern-Spieler „über den Haufen“.

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gegen Arnold einsetzt (Foto 2a).Der Wolfsburger kommt aus demGleichgewicht und stürzt. Soweit, so normal.

Der Rest der Szene gehört dannin die Rubrik „Man kann es ja mal versuchen“. Der Freiburgerwill nun dem Schiedsrichter vermitteln, dass er geradegefoult worden wäre. Deshalbsinkt er nach rechts zu Bodenund hebt dabei den rechten Arm hoch – eine sattsam be-kannte Gestik, die ein Foul sig-nalisieren soll (Foto 2b). Unddass er dann, kaum zu Bodengegangen, sich schon zumUnparteiischen wendet, um zu

ermitteln, ob der dieses „brutaleFoul“ auch erkannt hat, gehörtebenfalls zur Inszenierung, ver-rät aber oft die Absicht des Spie-lers.

Schiedsrichter Tobias Stielerjedenfalls blieb in dieser Situa-tion ganz ruhig und entschiedeinfach auf „weiterspielen“, eine Maßnahme, die in der „Grauzone“ häufig sinnvoll ist.

***

Eine weitaus kniffligere Straf-raumszene gab es beim Pokal-Halbfinalspiel Bayern München –Borussia Dortmund zu sehen.

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Dortmunds Innenverteidigerschätzen eine Flanke von JérômeBoateng aus dem linken Halbfeldoffensichtlich falsch ein. Oder sieglauben, dass ihr Torwart sichschon darum kümmern wird.Robert Lewandowski hat eineandere Idee. Der Bayern-Stürmerwill natürlich ein Tor erzielen undspringt deshalb schulmäßig undgerade zum Kopfball hoch.

Der Dortmunder Torwart MitchLangerak hat Sekundenbruchteilevorher gemerkt, dass seineAbwehrspieler Lewandowskiallein gelassen haben. Jetzt ver-sucht er, die Gefahr doch noch zubereinigen. Dazu kommt Lange-rak mit hoher Dynamik aus sei-nem Tor und versucht, mit einemAlles-oder-nichts-Sprung seineFäuste an den Ball zu bringen,bevor Lewandowski köpfen kann.

Der Torwart orientiert sich dabeizum Ball, touchiert ihn wohl auchein wenig mit der rechten Hand,letztendlich trifft er Lewandowskimit beiden Händen am Kopfbeziehungsweise im Gesicht(Foto 3a) und rammt ihn danachmit seinem „nachfolgenden“ Kör-per zu Boden (Foto 3b).

Der Vorgang ist sicher nicht ein-fach zu beurteilen, weil Lange-raks Aktion eigentlich dem Ballgilt. Dennoch wäre hier ein Straf-stoßpfiff angebracht gewesen.Denn die Verhaltensweise desTorwarts ähnelt der eines Feld-spielers, der versucht, mit einerGrätsche an den Ball zu kommen,ihn auch ein klein wenig berührt,mit dem Rest seines Körpers aberseinen Gegenspieler „abräumt“.Dann ist der Pfiff auch unver-meidlich.

Dass der Bayern-Stürmer, wiesich später herausstellte, bei die-ser Attacke ziemlich schwer ver-letzt wurde, darf für die Entschei-dung des Schiedsrichters keineRolle spielen. Er kann nur den rei-nen Vorgang aus seiner Sichtbeurteilen. Schlecht ist in diesemFall, dass der Unparteiische auseiner zentralen Position auf dieSzene schaut und so keine klareErfassung zum Ablauf und zur

Wirkung dieses Vorgangs erhält.Wie schon oft betont, ist eine Sei-teneinsicht gerade in solcheSprungduelle im Strafraum fürdie Entscheidungsfindung sehrförderlich.

***

Bleiben wir noch beim Pokal-Halbfinale Bayern Münchengegen Borussia Dortmund, wech-seln aber das Thema: Handspiel.

Nach einem Lattentreffer fliegtder Ball in die rechte Hälfte desDortmunder Strafraums. Bayern-Angreifer Thomas Müller versucht,die springende Kugel an MarcelSchmelzer vorbei Richtung Tor zubugsieren. Der Dortmunderbewegt sich mit dem rechtenBein Richtung Ball und nimmt, alser merkt, dass er ihn so nichterreichen wird, den Arm zu Hilfe.

Eine Situation, die jeder, derschon mal ernsthaft Fußballgespielt hat, nachvollziehenkann: Ich verschätze mich undmuss nun dummerweise versu-chen, mit einer Regelwidrigkeitden eigenen Fehler „gutzuma-chen“. Schmelzer spreizt also denrechten Arm vom Körper ab undhält so den Ball auf (Foto 4a).Das ist ein strafbares Handspiel,keine Frage. Strafstoß und „Gelb“wären die notwendigen Entschei-dungen gewesen.

Der Schiedsrichter lässt das Spielallerdings laufen. Denn er befin-det sich in einer Zwickmühle.Sicher ahnt er, abgeleitet vom fürihn erkennbaren Bewegungsab-lauf Schmelzers und der Reaktiondes Bayern-Spielers, der spontanaufhört zu spielen und „Hand“reklamiert, dass hier ein Verge-hen vorliegen könnte. Aber ausgerechnet Thomas Müller verdeckt ihm die Sicht im ent-scheidenden Moment, sodass erkeine eigene Wahrnehmung desVorgangs hat, sozusagen keinen„Beweis“.

Den hätten ihm durch eine ent-sprechende Mitteilung über dasHeadset nur seine Assistentenliefern können – von der Seite

Dem Schiedsrichter (leider links außerhalb des Bildes) ver-deckt Thomas Müller den Blick auf den Ball.

Mit dem rechten Arm stoppt Marcel Schmelzer den Ball.

Die Flanke von Max Kruse (links in der Lupe) wird mit demausgestreckten Arm gestoppt.

Foto 4a

Foto 4b

Foto 5

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Analyse

(Assistent 1) oder von der Mittedes Spielfelds (Vierter Offizieller).Beide waren dazu in diesemMoment nicht in der Lage. Ent-weder war ihnen ebenfalls dieSicht versperrt, oder die Situa-tion schien ihnen nicht eindeutiggenug.

Und so liegt letztlich im Falschen(den Strafstoß übersehen zuhaben) doch auch noch das Richti-ge: Ein Schiedsrichter kann nichtspfeifen, was nicht von seinem Teamdeutlich wahrgenommen wordenist. Auch wenn manche Indiziennoch so sehr dafür sprechen, siesind kein Beweis. Die Möglichkeit,dass der Ball von SchmelzersHüfte abprallte und Müller mit sei-ner Reklamation nur einen Straf-stoß „herausholen“ wollte, ist janicht von der Hand zu weisen.

***

Schaut man auf die Fotos 5 und 6,so sind allerhand Ähnlichkeiten zuentdecken. Beide Male wird derBall von links gespielt, beide Malefliegt er gegen den ausgestrecktenArm, beide Male muss der Schieds-richter einen Strafstoß wegenabsichtlichen Handspiels verhän-gen. Allerdings gibt es einen gra-vierenden Unterschied, nämlich inBezug auf die Persönliche Strafe.

Im Pokal-Viertelfinalspiel ArminiaBielefeld gegen Borussia Mön-chengladbach wird der Ball vomGladbacher Max Kruse zur Mittegespielt und von einem Bielefelderregelwidrig abgelenkt. Da es sichhier um eine Flanke handelt, isteine Gelbe Karte nicht nötig.

Anders im zweiten Fall (aus FC Ingolstadt gegen Karlsruher SC,25. Spieltag), als Enrico Valentini(KSC) den Ball mit dem Arm ab-wehrt. Da es sich hierbei umeinen Schuss auf das Tor handelt,gilt diese Abwehr per absichtli-chem Handspiel zugleich alsunsportlich – und muss mit „Gelb“betraft werden.

***

In einer weiteren Handspiel-Szene,diesmal aus dem Spiel Werder Bre-men gegen den 1. FSV Mainz 05

(27. Spieltag), geht es auch um diePersönliche Strafe.

Ein aus der Bremer Hälfte weitnach vorn geschlagener Ball wirdvom Bremer Zlatko Junuzovic mitdem Kopf Richtung Strafraum-grenze verlängert. Dort versuchtder Mainzer Niko Bungert, denBall mit dem Kopf zu erreichen,um ihn zu seinem Torwart zuspielen. Das misslingt ihm, undunter Druck gesetzt von Werder-Angreifer Franco di Santo, tou-chiert er den Ball mit der Handdes ausgestreckten linken Armsund lenkt ihn so Richtung eigenesTor (Foto 7a).

Was auf dem Standfoto als leichterkennbar erscheint, ist in Wirk-lichkeit nur eine ganz kurzeBewegung, die in der normalenSpiel-Geschwindigkeit kaumwahrzunehmen ist. Das giltsowohl für den Schiedsrichter,der wegen des Konter-Charaktersdieses Angriffs einen gehörigenAbstand zum Ball hat, als auchfür seinen Assistenten, der ausvollem Lauf und rund 35 MeternEntfernung nur für einen Sekun-denbruchteil die Chance hat, dasVergehen zu erkennen. Dennochist festzuhalten, dass es sich hierum ein absichtliches Handspielhandelt, bei dem ein Pfiff desSchiedsrichters natürlich notwen-dig ist.

Ein wenig kompliziert wird es beider Festlegung einer möglichenPersönlichen Strafe. Das Regel-werk fordert die Verwarnung desSpielers, wenn „durch ein ab-sichtliches Handspiel verhindertwird, dass der Gegner in Ballbe-sitz gelangt“ (Regel 12). Sagt derSchiedsrichter im hier geschil-derten Fall „Nein“, so kann er nurden direkten Freistoß verhängen,aber kein „Gelb“ geben. Sagt eraber „Ja“ zum möglichen Ballbe-sitz des Angreifers, muss er so-gar „Rot“ zeigen, denn dann han-delt es sich zugleich um die Ver-eitelung einer klaren Torchance.

Wobei sich der Schwierigkeits-grad in dieser speziellen Situa-tion noch erhöht: Einerseits hatteder Bremer Angreifer Franco di

Gleich fliegt der Torschuss gegen den erhobenen Arm von EnricoValentini.

Schwierig zu erkennen: Niko Bungert spielt den Ball mit derHand.

Hätte Franco di Santo aus dieser Position eine eindeutige Tor-chance?

Foto 6

Foto 7a

Foto 7b

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Santo den Ball nicht unter Kon-trolle (Foto 7b), und der MainzerTorwart war nicht sehr weit ent-fernt. Andererseits sprechen diezentrale Position und die Dyna-mik, mit der di Santo zum Balldrängte, eher für den Ballbesitz.

Ein Grenzfall, der vom Schieds-richter allerdings nicht entschie-den werden musste, denn erhatte das absichtliche Handspiel,das all‘ diese Überlegungen aus-gelöst hat, nicht erkannt. DasSpiel lief weiter.

***

Beim Stand von 0:0 laufen dieletzten Sekunden der regulärenSpielzeit im Pokal-ViertelfinaleBayer Leverkusen gegen BayernMünchen. Nach einem Einwurfspringt der Münchner ThiagoAlcântara in der Nähe desSchiedsrichter-Assistenten mithoher Dynamik und hoch erhobe-nem Bein Richtung Ball. Er berück-sichtigt dabei nicht, dass seinGegenspieler Stefan Kießling inunmittelbarer Nähe steht, trifftdiesen mit offener Sohle unterdem Hals an der Brust (Foto 8a).Thiago nimmt mit dieser Spiel-weise eine Verletzung des Geg-ners in Kauf, ein klarer Fall:„Rot“.

Der Schiedsrichter hat allerdingsbereits auf dem Weg zum „Tatort“die Gelbe Karte in der Hand. Erbehält sie dort auch, während ernoch Aufregungen und Diskussio-nen schlichten muss (Foto 8b).

Foto 8a

Brutal und sinnlos: Der Bielefelder Felix Burmeister fliegt aufseinen Gegner zu…

Foto 9a

Der gelbe Schuh von Thiago (rechts am Bildrand) markiert dieHöhe seines Sprungs gegen Stefan Kießling.

Mit dieser sofortigen, für alleerkennbaren Festlegung ver-schenkt er die Möglichkeit, sichvor der endgültigen Entschei-dung über die Persönliche Strafeeinen Moment Zeit zu nehmen.Und vielleicht auch mit dem Assistenten kurz zu sprechen,wie er die Sache einschätzt.

„Sicherheit geht vor Schnellig-keit“ – auch eine ältere Schieds-richter-Weisheit, die von ihrerGültigkeit nichts eingebüßt hat.

***

Noch besser ist natürlich:„Sicherheit und Schnelligkeit“.

Diese Variante demonstrierteSchiedsrichter Harm Osmers imSpiel der 3. Liga zwischen Dyna-mo Dresden und Arminia Biele-feld (32. Spieltag).

Nach einer Kopfballverlängerungkommt es vor dem DresdnerStrafraum zu einem Zweikampfzwischen dem Dresdner NiklasKreuzer und Felix Burmeister.Dabei geht Kreuzer mit dem Kopf zum Ball, während der Bielefelder mit einer Kung-Fuähnlichen Einlage auf ihnzuspringt (Foto 9a). Burmeistertrifft den Dresdner im Brustbe-reich (Foto 9b). Auch hier wirdmit einer brutalen Spielweiseeine Verletzung des Gegners inKauf genommen.

Der Schiedsrichter zog sofort dieRote Karte – sicher und schnell.

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…und für diesen Tritt anschließend vom Platz.

Foto 9b

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Foto 8b

„Rudel“-Beruhigung – mit der Gelben Karte in der Hand.

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Lehrwesen

Die Fußball-Weltmeisterschaftin Brasilien liegt inzwischen

rund ein Jahr zurück – und den-noch gibt es Bilder, die wir nochheute vor unseren Augen prä-sent haben: Da ist zum Beispieldas Eröffnungsspiel zwischenBrasilien und Kroatien, in demSchiedsrichter Yuichi Nishimurafür einen kurzen Moment zumwohl einsamsten Menschen derErde wurde.

Der japanische Referee hatte zuUnrecht auf Strafstoß für dasTeam des WM-Ausrichters ent-schieden. Gleichsam wie ein Ein-zelkämpfer an der Front rannteder Unparteiische in Richtung

der Torauslinie, um erst an derBande hinter dem Tor zum Haltenzu kommen und dort den Protes-ten der kroatischen Spieler aus-gesetzt zu sein. Ihm konnte indiesem Moment kein Assistentund kein Vierter Offizieller hel-fen. Auch die Gelbe Karte gegenden kroatischen NationalspielerDejan Lovren konnte seine Ent-scheidung nicht rechtfertigen.

Aber es war nicht nur der falschePfiff, der von den Fachleutennach dem Spiel kritisiert wurde:Ebenso seine Körpersprache,sein Laufweg und sein Stellungs-spiel waren in dieser Situationein Fiasko. Selbst der Laie

Eine Szene aus dem WM-Eröffnungsspiel, an die man sich heute noch erinnert: Schiedsrichter Yuichi Nishimura auf Abwegen.

Um einen Zweikampf auf dem Platz richtig zu bewerten, muss der Schiedsrichter ihn aus demoptimalen Blickwinkel beobachten. Aber nur, wer das Stellungsspiel auf dem Platz beherrscht,ist zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Günther Thielking stellt die Inhalte des aktuellen DFB-Lehrbriefs Nr. 61 vor, der sich mit dieser Thematik befasst.

Die Wege des Schiedsrichters

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erkannte, dass hier etwas falschgelaufen sein musste: Dort, wosich der japanische Unpartei-ische in dem Moment befand, alser „Gelb“ zeigte, gehörte er ein-fach nicht hin.

Und es gab bei der WM nochmehr Auffälligkeiten, was dieLaufwege und das Stellungsspielder Unparteiischen betraf: Sobefand sich Referee MiloradMazic aus Serbien im SpielArgentinien gegen den Iran häu-fig zu nah an den Spielern undbehinderte damit den Spielfluss.Ravshan Irmatov aus Usbekistanprallte im Spiel USA gegenDeutschland mit dem Spieler

Jermaine Jones zusammen. Und beim Spiel Brasilien gegendie Niederlande konnten wederSchiedsrichter Djamel Haimoudiaus Algerien noch sein Assistentdem schnellen Arjen Robben fol-gen, sodass es einen Strafstoßfür die „Oranjes“ gab, obwohl das Foul eindeutig außerhalb des Strafraums begangen wurde. Hier hätte zumindest der Helferan der Linie mit einem besserenStellungsspiel den Ort des Verge-hens erkennen müssen.

Die Verfasser der DFB-Lehrbriefehatten diese Spielszenen vorAugen, als sie das Thema deraktuellen Ausgabe formulierten:

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„Laufwege und Stellungsspiel:Der Schiedsrichter als Einzel-kämpfer?“

Sie blätterten dazu in der Fuß-ball-Historie und fanden heraus,dass es überhaupt erst seit 1874einen Schiedsrichter gibt. Damalswar dieser ein hoch respektierterMann, den man für sein Fußball-wissen und seine Handlungs-Schnelligkeit bewunderte. DessenEntscheidung man respektierte,gleichwohl von welcher Positioner sie traf.

Heutzutage dagegen muss derSchiedsrichter – unabhängig von der Spielklasse – seine Ent-scheidungen gegenüber denSpielern und Funktionären immerhäufiger rechtfertigen. Je größerdie Entfernung ist, aus der ereine Entscheidung trifft, umsogrößer sind die Diskussionen aufdem Platz. Gerade die Unpartei-ischen in den unteren Spielklas-sen werden dann zu Einzelkämp-fern, die sich mit den Emotionender Spieler, Funktionäre undZuschauer auseinandersetzenmüssen.

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sich die Positionen zu erlaufen,um Abseits-Stellungen zu bewer-ten. Auch muss er schon mal

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Seitliche Einsicht und Nähe zum Spielgeschehen – das sind die idealen Voraussetzungen, umeinen Zweikampf korrekt zu bewerten.

einen langen Sprint in RichtungEckfahne einlegen, um zu erken-nen, ob der Ball die Torlinie über-schritten hat. Und schließlich istes für ihn selbstverständlich, dasser die „Mauer“ bei einem Freistoßauf die korrekte Distanz bringt.Seine Laufwege und sein Stel-lungsspiel sind beinahe schonautomatisiert.

Ist der Unparteiische im neutralenTeam unterwegs, so wird er sichgrundsätzlich auf der „flexiblenDiagonalen“ bewegen. Nur so hater das Spiel stets zwischen sichund dem Assistenten auf dergegenüberliegenden Seite undzugleich einen seitlichen Einblickin die Zweikämpfe.

Verlagert sich das Spiel aber hinin den Bereich des Assistenten, sowird der Schiedsrichter einrückenmüssen, um in kritischen Situatio-nen näher am Geschehen zu sein.Hierbei kann es sinnvoll sein, seit-lich oder rückwärts zu laufen, umdie Blickrichtung zum Spielablaufstets beizubehalten.

In jedem Fall muss der Schieds-richter das Mittelfeld zügig über-

Woche für Woche gehört es zuden grundsätzlichen Aufgabendes Kreisliga-Schiedsrichters,

Das richtige Stellungsspiel ist auch für den Assistenten wichtig: Er muss sich stets auf Höhedes vorletzten Verteidigers bewegen.

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Fünf Fragen an Sascha Stegemann

Die praktischen Fragen zumaktuellen Lehrbrief-Themabeantwortet dieses MalBundesliga-SchiedsrichterSascha Stegemann.

Herr Stegemann, ganz ehrlich:Haben Sie schon mal so richtigunglücklich im Weg gestanden?

Sascha Stegemann: Ja, ineinem Spiel habe ich sogar maleinen Assist bekommen. Ichwurde in Strafraumnähe voneinem Verteidiger angeschos-sen – den „Rebound“ nahm einAngreifer auf und schoss denBall anschließend in den Win-kel. In solchen Fällen gilt esnatürlich, kühlen Kopf zubewahren und spätestens imAnschluss an das Spiel selbst-kritische Ursachenforschungzu betreiben. Häufig kann manaus solchen Vorfällen etwas fürdie Zukunft mitnehmen – auchwenn das jederzeit perfekteStellungsspiel eine Wunschvor-stellung bleibt.

Wie sieht denn der perfekteBlick auf eine Situation aus?Gibt es so etwas überhaupt?

Stegemann: Pauschal kann mandas sicher so nicht sagen – einseitlicher Einblick in eine Situa-

tion aus einer Entfernung vonetwa zehn bis 15 Metern zumGeschehen ist aber ein guterRichtwert. Wer weiter weg steht,läuft Gefahr, Impulse und Wirkun-gen gar nicht oder falsch wahrzu-nehmen. Aber auch bei zu großerNähe kann man Tempo und Inten-sität eines Angriffs meist nichtrichtig einschätzen und bewer-ten.

Warum ist ein gutes Stellungs-spiel so zentral für eine erfolg-reiche Spielleitung?

Stegemann: Insbesondere fürjunge Schiedsrichter, die wederauf große Erfahrungswerte nochauf einen entsprechendenBekanntheitsgrad in ihren Spiel-klassen zurückgreifen können, istes aus meiner Sicht sehr wichtig,stets nah am Geschehen zu sein.Zum einen hilft die Nähe, Spielsi-tuationen richtig zu erfassen undletztlich korrekt zu bewerten,zum anderen lassen sich bei

„Die richtige Entfernung finden“

Lehrwesen

einer gewissen Präsenz diegetroffenen Entscheidungen bes-ser an den Mann bringen. Dasführt zu einer höheren Akzep-tanz.

Gibt es Mannschaften in derBundesliga, bei denen Sie anderslaufen müssen als bei anderen?

Stegemann: Ja, die gibt es. Geradebei Mannschaften, die offensivenBallbesitz-Fußball spielen, gibt esBesonderheiten. Der Gegnerspielt dann nämlich meistens mitkompakten und tief stehendenDefensivreihen. Dann gibt es fürden Schiedsrichter derart wenigRäume, dass man Gefahr läuft,Passwege zuzustellen, Spieler zu behindern oder selbst vom

Sascha Stegemann (30) leitet seit einem Jahr Spieleder Bundesliga.

brücken und aus dem unmittelba-ren Bereich vor den Toren fern-bleiben. Ansonsten besteht dieGefahr, in den Aktionsradius derSpieler oder in die Schussbahndes Balls zu gelangen.

Ein besonderes Augenmerk rich-tet der aktuelle Lehrbrief auf dasStellungsspiel bei Standard-Situa-tionen. Sehr detailliert gehen dieVerfasser auf die Positionen beimStrafstoß, Eckstoß, Abstoß undbei Freistößen ein und verweisendabei auf die Grafiken im offiziel-len DFB-Regelheft. Dabei machensie deutlich, dass der Ausbilder

bei der Lehrarbeit konkrete Skiz-zen an der Tafel erläutern sollte.

„Bilder sagen mehr als Worte“, solautet der Tenor in der methodi-schen Arbeit an dem Thema. Unddeshalb runden Videoszenen mitpositiven wie negativen Beispie-len zum Thema Stellungsspiel dieLehreinheit ab.

Währenddessen erfahren dieSchiedsrichter dann unter ande-rem auch, wie Yuichi Nishimuraes beim WM-Eröffnungsspiel imvergangenen Jahr hätte bessermachen können.

Ball getroffen zu werden. Ge-rade in solchen Spielen ist es besonders wichtig, hinter demGeschehen zu bleiben, entspre-chend „mitzuverschieben“ undbei plötzlichen Tempoverschär-fungen in den Strafraum hineinauf dem Sprung zu sein, umzügig nachzurücken. SolcheDinge sind Bestandteil derSpielvorbereitung, um auf dem Platz möglichst nicht überrascht zu werden.

Dem aufmerksamen Beobach-ter ist es vielleicht nicht ent-gangen, dass Sie in den vergan-genen Jahren, in denen es fürSie ziemlich steil bergauf ging,Ihr Laufen etwas umgestellthaben. Wie sah diese Entwick-lung aus?

Stegemann: Ja, das stimmt. Inmeinem ersten Zweitliga-Spielvor knapp dreieinhalb Jahrenbin ich noch 12,5 Kilometergelaufen. Ich war quasi immerin Bewegung und immer da, woder Ball war. Allerdings habe icheinsehen müssen, dass ein sol-ches Laufspiel nicht wirklichzielführend ist, weil es biswei-len wirr und hektisch wirkt. Inder Folgezeit habe ich daherversucht, kontrollierter zu lau-fen und mich auf die wirklichwichtigen Wege zu beschrän-ken. Manchmal ist etwas weni-ger dann eben doch mehr.

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Mit Grafiken wie dieser wird im DFB-Regelheft die Position desUnparteiischen bei Standard-Situationen veranschaulicht.

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Blick in die Presse

Sven Nordmann berichtet für dieGießener Allgemeine über einenFall, von dem man glaubt, dass ernur in der Regelfragen-Theorievorkommt.

„Wann war der Ball platt?“, fragtder Laubacher Eric Schneider.„Das ist doch die entscheidendeFrage.“ Diese Frage führte vierVertreter der SG Laubach/Rup-pertsburg/Wetterfeld und zweiSpieler des SSV Langenaubachvor das Regional-Sportgericht inHerborn.

Diese Frage sorgt für Kopfschüt-teln auf der einen und Schmun-zeln auf der anderen Seite. Dennerlebt haben alle Beteiligten soetwas noch nie. „Ich pfeife seit 19 Jahren und habe über 2.500Spiele als Schiedsrichter geleitet –so etwas hatte ich noch nie“,gesteht Bernd Henge, der sagt:„Ich hatte diese Regelfrageimmer nur belächelt.“ Er standals Referee auf dem Platz. Waswar passiert?

Bei einem Gruppenliga-Spiel imMärz dieses Jahres zwischen Lau-bach/Ruppertsburg/Wetterfeldund Langenaubach steht es nach81 Minuten 1:2. Die heimische SGist Tabellenletzter und kämpft umjeden Punkt. Nach einem Freistoßder SG kommt es in der Mitte zumPressschlag zwischen dem Lauba-cher Julian Vogeltanz und einemLangenaubacher.

Wenn der Ball platzt

„Es war ein unglaublicher Press-schlag, den ich so noch nie gese-hen habe“, meinte SchiedsrichterHenge.

Der Ball erleidet in dieser Szeneeinen Schaden, wie hoch, daskann hinterher keiner der Betei-ligten sagen. „Es waren ja Bruch-teile von Sekunden“, meint der41-jährige Henge. Der Ball springtzum Laubacher Eric Schneider,der mit seinem Schuss ins linkeuntere Eck des Tores trifft.

In dieser Szene gehen die Mei-nungen dann auseinander. Vor-weg: Das Ausgleichstor wirdnicht gegeben. Der 24-jährigeSchneider sagt: „Mein Schuss istals runder Ball ins Tor gegangen.Natürlich hatte er an Luft verlo-ren. Als ich geschossen habe, hater sich aber ganz normal ange-fühlt. Der Ball wäre ja nicht biszum Tor gekommen, wenn er völ-lig kaputt gewesen wäre.“

Pikant: Marco Wiemken, 27-jähri-ger SG-Spieler, stand am langenPfosten: „Ich sah, wie der Ball inslange Eck trudelte.“ Er grätschtein den Ball, berührte ihn abererst hinter der Linie, vermutlichhat er endgültig dafür gesorgt,dass der Ball unbespielbarwurde.

Laut Laubacher Aussagen habeder Schiedsrichter gepfiffen undzur Mittellinie gezeigt. Erst dieProteste der Langenaubacherhätten ihn durch das Betrachtendes platten Balls zum Umden-ken gebracht.

Henge schildert ausseiner Sicht: „Während

des Pressschlags hörte jeder einZischen des Balls. Dann brüllteder Torhüter: ‚Der Ball ist platt.’Es ging alles so schnell, deshalbhabe ich erst nicht reagiert. Aberfür mich war danach klar: DerBall war schon während desSpiels platt. Deshalb gab esSchiedsrichter-Ball.“ Zum Pfiff,den es aus Laubacher Sichtgegeben hat, sagt Henge: „Ichpfeife nie, wenn ein Tor fällt.Warum sollte ich es dieses Malgetan haben?“

Das Regelwerk besagt, dass einSchiedsrichter grundsätzlich beieinem Tor nicht pfeifen muss,insofern hat Henge recht. Aus-nahme: „Ein Pfiff muss erfolgen,wenn es sich um eine zweifelhafteEntscheidung handelt“, schildertKreis-Lehrwart Martin Reitz.

Um eine solche handelte es sichin dieser Situation nach dem Ver-nunftsdenken schon. Aber: Selbstwenn der Schiedsrichter gepfif-fen hätte, solange kein Anstoßerfolgt ist, kann er das Tor jeder-zeit zurücknehmen. Die Frage, ob er pfiff oder nicht, ist somitletztlich zweitrangig.

Die entscheidende Frage bleibt:Wann war der Ball nicht mehrbespielbar? War es ein regulärerTreffer? Bernd Henge wählte diesichere Variante und verwehrtedem Tor die Gültigkeit.

In Herborn verteidigte er das vordem Sportgericht.

Die SG Laubach/Ruppertsburg/Wetterfeld hatte Einspruch ein-gelegt. Dieser wurde zurück-gewiesen. Die Begründung vonHorst-Günther Konle, Vorsitzen-der des Regional-Sportgerichts:„Wichtig ist bei solchen Verhand-lungen in erster Linie die Aus-sage des Schiedsrichters. Es giltdie Vermutung der Richtigkeit –das muss widerlegt werden.“

Da die Laubacher keine hand-festen Beweise hatten, schluss-folgerte Konle: „Der Ball wardefekt, bevor er die Torlinieüberquerte. Der Schiedsrichterkonnte bloß nicht schnell genugpfeifen.“ Als „neutrale Zeugen“verwies der Mann mit der Pfeifevor Gericht unter anderem aufdie Väter seiner Assistenten, Florian Fischer und Jan Drescher.

In Laubach schüttelt man darü-ber den Kopf. Schneider, derSchütze des nicht gegebenenTores, sagt: „Der Schiedsrichterhätte vor Gericht Größe bewei-sen können. Das hat er nichtgemacht. Er hat es vor Gericht so dargestellt, als ob für ihn natürlich alles klar gewesenwäre.“

Die SG muss als Verlierer desRechtsstreits nun die Kosten von rund 500 Euro übernehmen.

Sie hat nicht nur das Duell vorGericht verloren. Auch das

Spiel gegen Langenau-bach ging verloren.Mit 2:3, durch einGegentor in der92. Minute.

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Martina Günther sitzt amWohnzimmer-Tisch und lacht:

„Es ist ein großartiges Gefühl, mit den eigenen beiden Männernloszufahren.“ Mit den „eigenenbeiden Männern“ meint Martinaihren Ehemann Jens und SohnMel. Beide sind, genau wie Marti-na, Fußball-Schiedsrichter. Nichtzu vergessen Tochter Jenny, diezwar als einziges Familienmit-glied nicht als Unparteiischeaktiv ist, aber seit vielen Jahrenselbst Fußball spielt.

Auf dem Tisch in Bad Münder amDeister, einer wunderschönenStadt im Weserbergland inNiedersachsen, blättern Martina,Jens, Jenny und Mel Günther beieiner guten Tasse Kaffeevergnügt in Alben mit Fotos undBerichten. Dabei erinnern sie sichan manch heiteres Erlebnis. Inden Artikeln dreht sich alles umdas runde Leder, und dabei vorallem um die Schiedsrichterei.Denn drei der vier Mitglieder der„Günther-Familie“ sind alsUnparteiische und Assistentenunterwegs – und in der Kreisligaauch als gemeinsames Team.

Schiedsrichter ist dann VaterJens, 43-jähriger Polizist, derbereits im Alter von 14 Jahreneinen Schiedsrichter-Anwärter-Lehrgang absolvierte. EhefrauMartina und Sohn Mel assistierenihm regelmäßig an der Linie: „Ein Headset brauchen wir dabeinicht – wir verstehen uns blind.“

Die Stadion- und Platzsprecher inden Spielen im Landkreis Hameln-Pyrmont kennen die eingespielteFamilie bereits. So wird die

Schiedsrichter-Familie häufig nur so angekündigt: „Die heutige Partie wird geleitet – von derFamilie Günther.“

Jens Günther war es auch, derseine Frau und seinen Sohn fürdie Tätigkeit als Schiedsrichterbegeistert hat.

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Porträt

Eine Familie mit PfiffWenn es ein Schiedsrichter-Gen gibt, dann liegt es bestimmt auch in der Familie Günther ausBad Münder am Deister (Niedersachsen). Neben Vater Jens und Mutter Martina ist auch SohnMel als Unparteiischer im Einsatz. SRZ-Reporter Marco Haase hat die Familie besucht, inderen Alltag sich so einiges um den Fußball dreht.

Eine fußballverrückte Familie: Mel, Jens, Martina und Jenny Günther (von vorne) aus Nieder-sachsen.

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„Ich bin total stolz,wenn wir gemeinsamunterwegs sind.“

(Martina Günther)

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Das sei nicht besonders schwergewesen, erinnert sich MartinaGünther (49) an die Zeit vor mehr als 20 Jahren zurück, nochbevor sie und Jens geheiratethaben. Denn auch Martina istdem Fußballsport schon früh ver-bunden: „Meine drei älterenBrüder haben damals auchFußball gespielt, ich war als Kindimmer dabei. Und später habe ich selbst begonnen, in einerFrauen-Mannschaft zu spielen.“

Sohn Mel (16), Fachoberschüler im Bereich Wirtschaft, machteseinen Schiedsrichter-Scheinvor rund drei Jahren bei einemSchüler-Lehrgang an der Sport-schule des NiedersächsischenFußballverbandes in Barsing-hausen. Nur Tochter Jenny (18),die eine Ausbildung zur Erzie-herin absolviert, gibt zu: „DasSpielen macht mir mehr Spaß“,sagt die begeisterte Fußball-spielerin und Anhängerin vonSchalke 04. Aber natürlich findetauch sie es „klasse“, wenn Mutter, Vater und Bruder als Team unterwegs sind.

Das aktive Spielen in der Lan-desliga, als Torwart, standanfangs auch bei Vater Jens noch im Mittelpunkt, der beruf-lich viel herumgekommen ist. Als er nach seiner Bundeswehr-Zeit bei der Marine in Kiel seinePolizei-Ausbildung im nieder-sächsischen Oldenburg absol-vierte, motivierte ihn dortLehrwart Harald Theile, auch einPolizist und ehemaliger Unpar-teiischer auf Verbandsebene,wieder intensiver in die Schieds-richterei einzusteigen. Und auch als Unparteiischer schafftees Jens Günther bis zur Landes-liga.

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Das private Fotoalbum verrät den sportlichen Lebenslauf der Günthers.

Als Folge dessen musste er sichein größeres, mehrsitziges Autoanschaffen. Denn als Schieds-richter in Bezirks- und Landesligahatte Jens nicht nur seine beidenAssistenten an Bord, sondernhäufig auch noch die KinderJenny und Mel, als sie noch klei-ner waren. Zudem Frau Martina,wenn sie nicht selbst sportlichunterwegs war.

Auch nach dem beruflich beding-ten Umzug nach Bad Münder standfür Jens der Fußballsport im Mit-telpunkt: Kreisliga-Referee imLandkreis Schaumburg, Trainerder Frauen-Mannschaft des SV Hastenbeck in der Landesliga,Altliga-Spieler – und auch DFB-Stützpunkt-Trainer in Hameln.

Stress? „Nein, alles wunderbar zuvereinbaren.“

Martina stimmt zu: „Das passt beiuns, weil wir viel gemeinsammachen.“ Auch sie, die ebenfalls

als Trainerin aktiv ist, wurdebereits in Oldenburg zur Schieds-richterin – sogar zu einer ziem-lich guten. Als Unparteiische lei-tete sie damals Begegnungen aufHerren-Bezirksebene und war alsAssistentin auf Frauenebene bisin den DFB-Bereich aktiv.

So fuhr Martina auch im Teamder ehemaligen FIFA-Schieds-richterin Monika Fornacon(Stöckse/Niedersachsen) mit. Als Trainerin der Jugend-Spiel-gemeinschaft „Deister-Süntel-United“ war sie zudem Coach

von Sohn Mel und Tochter Jenny –und Assistenz-Trainerin ihresMannes Jens. Außerdem Beob-achterin, auch bei Herrenspie-len. Mehr Fußballfamilie gehtnicht.

Jens und Martina Günther sindüberzeugt davon, dass diese breite Erfahrung auch bei Spiel-leitungen hilft: „Jeder Schieds-richter sollte auch selbst Fußballgespielt haben. Man kann dadurchviele Situationen vorher erahnenund sich auch besser in die Situa-tion der Akteure versetzen“, sagtMartina, die „sehr gern“ mit Men-schen zu tun hat. Das passt zuihrem Beruf als Busfahrerin: „Amliebsten fahre ich die Schüler“,lacht sie – auch da müsse siemanchmal Trainerin und Schieds-richterin in einer Person sein.

Ein Blick ins DFBnet liefert den Beweis: Wenn die Günthersals Unparteiische im Einsatz sind, dann meistens gemein-sam.

„Wenn wir gemeinsam als Team losfah-ren, wird das immer ein Familienausflug.Meistens mit ,Dritter Halbzeit‘ nach demSpiel – zum Beispiel einem guten Abend-brotessen auf der Rückfahrt.“

(Jens Günther)

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Jens Günther empfiehlt auf deranderen Seite auch den Trainernund Spielern, Erfahrungen alsUnparteiischer zu sammeln: „Es wäre schon ideal, wenn jederCoach und jeder Akteur einenSchiedsrichter-Schein gemachtund zudem einige Partien ge-pfiffen hätte. Ich bin überzeugt,dass wir dann weniger Stress auf den Sportplätzen hätten –ganz einfach, weil das Verständ-nis da ist.“

Der Familienvater verbindetseinen Beruf als Polizeibeamterebenfalls mit dem Fußball. Seit langem ist er im Nieder-sächsischen Fußballverband im Bereich der Gewaltpräven-tion und Integration tätig, vorallem in Zusammenarbeit mitSchulen.

Er leitet eine Fußball-AG an derGeschwister-Scholl-Schule inSeelze. Das Motto: „Gewalt-prävention durch Sport“ – durchden Fußball. Die Teilnehmer sindzwischen 14 und 23 Jahre alt,kommen aus Syrien, aus derUkraine, Somalia, dem Iran undvielen anderen Ländern, oft alsFlüchtlinge. Manche sind schon

polizeilich aufgefallen, auchdurch Gewalt.

Jens Günther bringt den jungenMenschen die Fußballregeln bei –und gleichzeitig noch mehr: Enga-gement, Zuverlässigkeit, respekt-vollen Umgang miteinander. Auchdie Schiedsrichter-Prüfung kön-nen sie mit seiner Hilfe ablegen.

Die Integrationsmaßnahme hatErfolg: Der Deutsche Fußball-Bund hat das Projekt derGeschwister-Scholl-Schule vorwenigen Wochen mit dem DFB-und Mercedes-Benz Integra-tionspreis ausgezeichnet. JensGünther war bei der Preisverlei-hung in Frankfurt am Main mitdabei. „Die wunderbare Sprache

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Porträt

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Als Vertreter der Geschwister-Scholl-Schule nahm Jens Günther (Dritter von links) in die-sem Jahr den DFB- und Mercedes-Benz Integrationspreis entgegen.

Schon als die Kinder klein waren, berichtete die lokale Zeitung über das Schiedsrichter-Ehepaar.

des Fußballs ist überall zu ver-stehen“, sagt er.

Die Bilder der Preisverleihungkommen natürlich auch in dasFamilienalbum, um das sich dieFamilie Günther an diesem Vor-mittag versammelt hat und vonihrer Leidenschaft erzählt, vomFußball und insbesondere vonder Schiedsrichterei.

Sogar eigene T-Shirts hat sichdie Familie bedrucken lassen, mit denen sie auch zu ihren Spielen fährt – darauf thema-tisch passende Mottos: „Chaos-bändiger“ oder „Sei fair zum 23. Mann!“.

Und dann berichten Jens, Mar-tina und Mel noch von einemganz besonderen Spiel, das sieals Familien-Trio geleitet haben.Ein Spitzenspiel in der Kreisliga.Sogar mit Beobachtung.

Und wie hieß der Beobachter mit Nachnamen? „Natürlich Gün-ther“, schallt es wie aus einemMund. Weder verwandt, noch verschwägert – es war einfach einschöner Zufall. Und am Ende istBeobachter Günther so überzeugtvon der familiären Spielleitung,dass er sogar einen Punkt mehrgeben möchte als es derBeobachtungsbogen vorsieht.

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EROBERT BÄLLEIM MITTELFELD.UND HERZENIM STURM.Anna-Maria, Spielerin beim FC Viktoria 1889 Berlin.Eine von 1,1 Millionen Spielerinnen, die täglich beweisen, wie ernst es ihnen mit diesem Spiel ist.Mehr über Anna-Maria und den Amateurfußball in Deutschland auf kampagne.dfb.de

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Aus den Verbänden

Premieren-Lehrgang für Beach-Soccer-Schiedsrichter

Erstmals trafen sich in Bar-singhausen die Beach-Soccer-Schiedsrichter des Nieder-sächsischen Fußballverbandes.Unter den 21 Teilnehmern, die die beiden Verbands-Lehrwarte Matthias Kopf undTino Wenkel begrüßen konnten,waren mit Omar Amarkhel und Adrian Höhns auch zweiGäste vom Hamburger Fußball-Verband.

Bremen

Niedersachsen

Trauer um Volker Jung

Der Fußball-und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) undder Kreis Paderborn trauern umden ehemaligen Schiedsrichter-Lehrwart Volker Jung, der imAlter von 46 Jahren verstorbenist.

Schon in seiner frühen Jugendübernahm Volker Jung ehren-amtliche Aufgaben in seinemHeimatverein SV Herbram und inder Schiedsrichter-Vereinigung

Für die SHFV-Schiedsrichter Jesper Rieckmann, Matz-Lennart Simon undSebastian Chilcott (von links) war das Flair der Großstadt Berlin eine beson-dere Erfahrung.

Schiedsrichter-Austausch wirdfortgesetzt

Nur wenige Schiedsrichter schaf-fen es, über ihre Landesgrenzenhinaus Pflichtspiele zu leiten.Wer es dennoch einmal versu-chen möchte, muss kreativ sein.Einige Unparteiische aus Schles-wig-Holstein und Berlin habensich beim internationalenJugendturnier in Dänemark ken-nengelernt und beschlossen,dass sie dies durch einen Aus-tausch realisieren wollen. In denjeweiligen Schiedsrichter-Aus-schüssen sind sie damit offeneTüren eingelaufen. „Für dieAkteure ist das eine super Erfah-rung“, erklärt der Vorsitzendedes SHFV-Schiedsrichter-Aus-schusses, Holger Wohlers, der

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dem sofort zustimmte. „Diefreundschaftliche Beziehung bei-der Verbände hat diese Aktionbegünstigt“, so Wohlers weiter.

Schleswig-Holstein

Treffen der „Ehren-Schiedsrichter“

Die „Ehren-Schiedsrichter“ desKreises Bremen-Stadt treffensich einmal jährlich in den Räum-lichkeiten des Bremer Fußball-Verbandes (BFV) im Weser-Stadion zu einem gemütlichen Beisammensein. Organisiert wird diese Zusammenkunft vonBeginn an und inzwischen zum

Paderborn. Er fungierte im Sport-verein lange Jahre als Geschäfts-führer und übernahm diese Auf-gabe auch im StadtsportverbandLichtenau.

In seiner aktiven Zeit als Schieds-richter, die mit 17 Jahren begann,leitete er bis zu seinem Aus-scheiden im Jahr 2005 Spiele biszur Oberliga Westfalen und warals DFB-Schiedsrichter-Assistentfünf Spielzeiten hintereinanderin der 2. Bundesliga tätig. AlsLehrwart war er von 1995 bis2005 für die Schiedsrichter-Aus-bildung im Kreis Paderborn ver-antwortlich und gehörte damit

elften Mal von Heinz Rosenbachin Zusammenarbeit mit demSchiedsrichter-Ausschuss desgrößten BFV-Kreises.

Eingeladen werden auch immerwieder ehemalige Unparteiische,die heute nicht mehr in Bremenwohnen. Besondere Gäste diesesAbends waren Bremens Bundes-liga-Schiedsrichter Peter Gagel-mann sowie Christine Frai, dieviele Jahre auf höchster Ebeneamtierte und heute für die UEFAals Beobachterin im Einsatz ist.

Westfalen

Die Aktiven haben berichtet, dasssich die Spielweisen, aber auchdie Anordnungen von den Verbän-den in den Bundesländern unter-

scheiden. Sei es der Sportgrußoder der Umgang mit Trainer-Verweisen. Positiv war auch dieRückmeldung der betroffenenVereine. Es werde in Schleswig-Holstein nicht anders gepfiffen,stellte ein Trainer aus der Berlin-Liga fest, was für eine einheitli-che Regelauslegung spricht.In Zukunft wollen insbesondereder Kreisfußballverband Rends-burg-Eckernförde, aus dem diedrei SHFV-Schiedsrichter stam-men, den Austausch mit dem BFVfortführen. „Geplant ist eineKooperation, bei dem unsere jun-gen Talente einbezogen werdensollen“, sagt der RendsburgerVorsitzende Hans-Werner Kars-tens. „Es ist eine tolle Gelegen-heit, neue Eindrücke zu gewinnenund sich weiterzuentwickeln.“

Dajinder Daniel Pabla

So kam es in gemütlicher Rundezu intensiven Gesprächen unterdem Motto „Weißt Du noch?“,„Kennst Du den noch?“ oder „Wasmacht eigentlich?“. Natürlichwerden an solch einem Abendauch aktuelle Themen diskutiert.Insofern ist ein festes Programmfür das Treffen eigentlich über-flüssig. Dennoch konnte Kreis-Lehrwart Michael Schwiering miteinigen lustigen Videoszenen ausder Schiedsrichterei ein bisschenzur allgemeinen Erheiterung bei-tragen.

Ältester Teilnehmer der Rundewar erneut Fred Hohnhorst ausMelchiorshausen, der bereits vonAnfang an dabei und inzwischen95 Jahre alt ist.

Nach einhelliger Meinung war eswieder ein gelungener Abend,auf den sich schon jetzt alle imnächsten Jahr wieder freuen.

Michael Schwiering

auch dem Kreis-Schiedsrichter-Ausschuss an.

Er sah seine ehrenamtlicheArbeit als Grundlage für seinepolitische Arbeit an. Den politi-schen Kreis Paderborn vertrat erab 2012 als Direktkandidat imnordrhein-westfälischen Landtagin Düsseldorf. Der SportkreisPaderborn hat neben einem her-ausragenden Vertreter des öst-lichen Westfalen im NRW-Landtagauch einen guten Freund undverlässlichen Partner verloren.

Erich Drotleff

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Mittelrhein

Friedel Keller gestorben

Der Hessische Fußball-Verband(HFV) und die Schiedsrichter-Vereinigung Dieburg trauern umden langjährigen Kreis-Schieds-richter-Obmann Friedrich „Friedel“ Keller, der im Alter von70 Jahren verstorben ist.

Mit Friedel Keller hat dieSchiedsrichter-Vereinigung Dieburg einen unermüdlichenFunktionär, geschätzten Ratge-ber und ein großes Vorbild ver-loren. Durch seine Tätigkeit alsKreis-Schiedsrichter-Obmannüber mehr als zwei Jahrzehnteprägte er die Schiedsrichter-Vereinigung Dieburg wie keinanderer.

Großartige Unterstützung

„Mach mit! Werde Schiri!“ konntenin den vergangenen Monaten diePendler im Fußball-Kreis Aachenin einigen Omnibussen lesen. DasBusunternehmen Taeter unter-stützte die Schiedsrichter-Werbe-aktion des Fußball-VerbandesMittelrhein (FVM) und des KreisesAachen und fuhr im AachenerNordkreis kostenlos Werbung fürdie Kampagne.

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Hessen

Auch Alemannia Aachen rührtekräftig die Werbetrommel für dieSchiedsrichter: In der Rückrundeder zu Ende gegangenen Saisonlief bei den Heimspielen vor derjeweiligen Begegnung und in derHalbzeitpause das FVM-Video aufder Videowand im Stadion.

Mit der Werbeaktion möchte derFußball-Verband Mittelrhein begeis-tern, Schiedsrichter zu werdenund aktiven Unparteiischen dieverdiente Anerkennung geben.Spiele leiten, Verantwortung über-nehmen, Entscheidungen treffen.Das alles, so der Verband, machedie Faszination Schiedsrichter aus.Vor allem: Teil des Fußballspielsund der Fußballfamilie zu sein. EinBlick auf die Internetseite derKampagne lohnt sich:

www.schiri-werden.de

Ellen Bertke

Während seiner Amtszeit wur-den nachhaltige Entscheidungengetroffen, die zu einer positivenEntwicklung des Schiedsrichter-Wesens und des Fußballsportsim Allgemeinen auch über dieGrenzen des Fußball-Kreises Dieburg hinweg beigetragenhaben. Er erwies der Schieds-richter-Vereinigung seine wert-vollen Dienste, solange es seineGesundheit zuließ.

Bereits im Jahr 1960 legte Friedel Keller seine Schiedsrich-ter-Prüfung erfolgreich ab.Danach war er 50 Jahre alsUnparteiischer und Beobachterbis in die höchsten hessischenSpielklassen aktiv.

Florian Tesch

Auch wenn Beach-Soccer im Brei-tensport bereits seit einigen Jah-ren gespielt wird, befindet sichdiese Trendsportart noch imAnfangsstadium des organisier-ten Sports. Mittlerweile werdenoffizielle Meisterschaften undverschiedene Turniere unter demDach der Fußballverbände ausge-tragen. Der Schiedsrichter-Aus-schuss des NiedersächsischenFußballverbandes hat sich des-halb zum Ziel gesetzt, qualifizierteUnparteiische für Beach-Soccerauszubilden und diese nach demVorbild von Futsal in den Verbandzu integrieren.

Dank der Unterstützung von DFB-Referent Stefan Weber konnteviel Fachwissen in Theorie undPraxis vermittelt werden. MitSven Schlickmann und Nils-RenéVoigt verfügt der Verband bereitsüber zwei ausgebildete Beach-

Soccer-Schiedsrichter, die beidediesen Lehrgang inhaltlichgestalteten. Unter den Teilneh-mern konnten sowohl ausgebildeteBeach-Soccer-Schiedsrichter als auch Unparteiische begrüßtwerden, die bisher ausschließlichauf dem Platz amtieren, sichkünftig aber auch dem Beach-Soccer widmen möchten. Derkünftige Schwerpunkt der Arbeitdes Verbands-Schiedsrichter-Aus-schusses liegt zunächst darin,grundsätzliche Strukturen undQualifizierungs-Richtlinien für dieReferees zu schaffen.

Interessante informelle Gesprä-che und eine intensive Evaluationdes Lehrgangs unterstrichen dasgroße Interesse der Teilnehmer,die mit großen Erwartungen indie Zukunft blicken.

Tino Wenkel

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SpielplanImpressum

Vorschau 5/2015

Weil die Pfeife das wohl wichtigste Handwerkszeug desSchiedsrichters ist, widmet sich der aktuelle DFB-LehrbriefNr. 62 dem Thema „Der Pfiff als erstes Kommunikations-mittel“. Darin erfahren die Schiedsrichter, dass die Pfeifelängst nicht nur dazu dient, das Spiel zu unterbrechen.Günther Thielking erklärt den Inhalt der Lehreinheit.

Vorbereitung auf die Saison 2015/2016: Auch in diesem Sommer absolvieren die Spitzen-Schiedsrichter des DFB ein mehrtägiges Trainingslager am Chiemsee. Dort steht nicht nur dieLeistungsprüfung auf dem Plan, sondern es wird auch an einer einheitlichen Regelauslegunggearbeitet. David Bittner berichtet über die Inhalte des Lehrgangs.

Christoph Schröder ist Amateur-Schiedsrichter und Journalist zugleich. In seinem Buch „ICH PFEIFE!“ erzählt er aus seinem Alltag als Unparteiischer an der Basis: von merkwürdi-gen Ritualen, absurden Regeln, Sportplätzen mit Schieflage und von der Schönheit des Fuß-ballspiels. Tobias Altehenger stellt den Autor und sein Buch vor.

Titelthema

Trainingslageram Chiemsee

Die Ausgabe erscheint am 15. August 2015.

Porträt

Geschichten ausder Kreisliga

bequem per E-Mail:[email protected]

ABO

Lehrwesen

Kommunikationmit der Pfeife

Herausgeber:Deutscher Fußball-Bund, Otto-Fleck-Schneise 6, 60528 Frankfurt/Main,Telefon 0 69/6788-0,www.dfb.de

Verantwortlich für den Inhalt:Ralf Köttker

Koordination:David Bittner, Thomas Dohren

Mitarbeiter dieser Ausgabe:Tobias Altehenger, Andreas Arens, Lutz Michael Fröhlich, Florian Götte, Marco Haase, David Hennig, Martin Moers,Bernd Peters, Gu nther Thielking,Lutz Wagner

Lektorat:Klaus Koltzenburg

Konzeptionelle Beratung:Lutz Lüttig

Bildnachweis:David Bittner, Christian Deppe, Amac Garbe, getty images, Marco Haase,imago, Marijan Murat

Gestaltung, Satz und Druck:AWD Druck + Verlag GmbH,Otto-Brenner-Straße 7, 52477 Alsdorf,Telefon 0 24 04/2 2071, Fax 0 24 04/8 18 22, E-Mail: [email protected]

Anzeigenverwaltung: AWD Druck + Verlag GmbH, Manfred Kuper

Erscheinungsweise:Zweimonatlich. Jahresabonnementspreis 15,– Euro. Lieferung ins Ausland oder per Streifband aufAnfrage. Abonnements-Kündigungen sind sechsWochen vor Ablauf des berechneten Zeitraumsdem Abonnements-Vertrieb bekannt zu geben.

Zuschriften, soweit sie die Redaktion betreffen,sind an den Deutschen Fußball-Bund,Otto-Fleck-Schneise 6, 60528 Frankfurt/Main,[email protected], zu richten.

Vertrieb:AWD Druck + Verlag GmbH, Otto-Brenner-Straße 7, 52477 Alsdorf,Telefon 0 24 04/2 2071, Fax 0 24 04/8 18 22, E-Mail: [email protected]

Nachdruck oder anderweitige Verwendung derTexte und Bilder – auch auszugsweise und inelektronischen Systemen – nur mit schriftlicherGenehmigung und Urhebervermerk.

Die DFB-Schiedsrichter-Zeitung wird auf PEFC-zertifiziertem Papier gedruckt.

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Leistung, die Respekt verdient.Kein Fairplay ohne Schiedsrichter. Es ist ein harter Job – was der Schiedsrichter auch macht, er kann es keinem recht machen. Und doch bringen über 70.000 Frauen und

Männer Woche für Woche Fairplay ins Spiel – mit Neutralität, Sachverstand und viel

Leidenschaft. Genau wie DEKRA: Seit knapp 90 Jahren sorgen wir dafür, dass auch

abseits des Rasens alles im grünen Bereich ist.Jetzt informieren: www.dekra.de

Sieht alles. Kennt 120 Seiten Regeln auswendig.

Trifft 200 Entscheidungen pro Spiel.

Läuft 12 Kilo-meter pro Spiel.

Liebt Fußball zu 100 %.

Hat 60.000 Kritiker.

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