INTEGRATION VONFLÜCHTLINGEN IN DEN DEUTSCHENARBEITSMARKT Eine Studie des Instituts für Beschäftigung und Employability IBE und der Hays AG
MANAGEMENTSUMMARY
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um die nach Deutschland geflüchteten Menschen in unseren Arbeitsmarkt zu integrieren? Wie schätzen Unternehmen die Situation ein? Ein aktuelles Stimmungsbild zu diesen Fragen zeichnet die vorliegende Umfrage, die Hays in Zusammenarbeit mit dem IBE, Institut für Beschäftigung und Employability, im Februar 2016 unter Entscheidern aus 354 Unternehmen durchgeführt hat.
• Die parteipolitischen kontroversen Debatten über den Umgang mit Flüchtlingen bestimmen die öffentliche Diskussion. Anders die Sicht der Unternehmen: In der Umfrage sieht eine Zweidrittelmehrheit die Flüchtlinge als Chance und nicht als Risiko für den deutschen Arbeitsmarkt.
• Folglich ist es auch nur für jedes fünfte Unternehmen nicht vorstellbar, Flüchtlinge in seine Organisation zu integrieren. Großunternehmen mit über 1.000 Mitarbeitern sowie Industrie und öffentlicher Bereich sehen hier noch mehr Möglichkeiten als der Dienstleistungssektor.
• Einsatzgebiete für Flüchtlinge werden aktuell vornehmlich im Bereich von Hilfs- und Unterstützungstätigkeiten, im handwerklichen oder technischen Bereich gesehen. Diejenigen Unternehmen, die schon Erfahrung beim Einsatz von Flüchtlingen haben, setzen diese hauptsächlich für Unterstützungstätigkeiten ein.
• Die Rekrutierung von Flüchtlingen verläuft auf mehreren Ebenen. Parallel zu staatlichen Stellen wie der Agentur für Arbeit existieren private oder kirchliche Initiativen sowie erste Webportale. Für Unternehmen ist die Agentur für Arbeit die erste Anlaufstelle – diese muss aber entsprechend organisatorisch und personell ausgestattet werden.
• Damit die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt gelingt, erwarten die Unternehmen von staatlicher Seite ein Bündel an Maßnahmen: An erster Stelle mit 90 Prozent steht der Wunsch nach öffentlich geförderten Angeboten zur sprachlichen Weiterbildung. Ausreichende Sprachkenntnisse sind ein Muss; ohne sie kann Inte- gration nicht gelingen. Zudem sollten fachliche Weiterbildungen öffentlich gefördert werden. Darüber hinaus erwarten die Unternehmen vereinfachte Regularien für Flücht- linge zur Aufnahme einer Arbeitstätigkeit sowie eine Aufklärung der Unternehmen über rechtliche Grundlagen.
• Neben den sprachlichen Hürden sehen die Unternehmen die größten Stolpersteine bei den kulturellen Unterschieden, den rechtlichen Barrieren und der Unsicherheit bezüglich der Dauer der Verfügbarkeit.
• Die befragten Unternehmen befürchten bei ihren Beschäftigten, dass sie in den Flüchtlingen Konkurrenten speziell für den niedrig-qualifizierten Bereich (72 %) sehen. Zudem befürchten sie eine Veränderung der Unternehmenskultur (51 %) und die Infragestellung der Geschlechtergleichheit (49 %). Hier zeigt sich deutlich: Für eine gelungene Integration sind nicht nur Sprachkenntnisse notwendig, sondern der passende Umgang mit Kultur und Werten. Sie müssen vermittelt werden, damit aus Flüchtlingen Mitbürger werden.
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An der Umfrage beteiligten sich insge- samt 354 Teilnehmer. Sie fand im Februar 2016 in Form einer Online-Befragung statt.
Die Struktur der Befragten
ZUSAMMENFASSUNGUMFRAGE-ERGEBNISSE
Basis n = 354
BRANCHE
57 %Dienstleistungsbereich
24 %Industriesektor
19 %Ö entlicher Sektor
POSITION
39 %Unternehmensleitung
29 %Führungskraft HR-Bereich
17 %Führungskraft Fachabteilung
15 %Ohne Führungsverantwortung
UNTERNEHMENSGRÖSSE
70 %1 bis 999 Mitarbeiter
16 %1.000 bis 4.999 Mitarbeiter
14 %Mehr als 5.000 Mitarbeiter
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Die Mehrheit der befragten Unternehmen sendet ein positives Signal: Knapp 60 Prozent können sich vorstellen, Flüchtlinge zu beschäftigen, 20 Prozent tun es bereits, darunter vor allem Großunternehmen.
Sehen Sie Möglichkeiten, Flüchtlinge in Ihr Unternehmen/Ihre Organisation zu integrieren?
ZUSAMMENFASSUNG UMFRAGE-ERGEBNISSE
22 %Ich sehe keine Möglichkeiten,Flüchtlinge zu integrieren
19 %Wir beschäftigen bereits Flüchtlinge
59 %Ich könnte mir für die Zukunft vorstellen,Flüchtlinge zu beschäftigen
Basis n = 354 4
Trotz aller Schwierigkeiten werden Flücht-linge eher als Chance für den deutschen Arbeitsmarkt gesehen. Die Teilnehmer der Onlineumfrage konnten sich zwischen 0 (Risiko) und 100 Punkten (Chance) entscheiden. Der Mittelwert be-trägt 57 Punkte, der Median sogar 64 Punk-te. Je höher die Bereitschaft, Flüchtlinge zu beschäftigen, desto höher auch der Wert.
Unterschiede zeigen sich zwischen großen und kleinen Unternehmen (Mittelwert 62 vs. 55 Punkte) und den einzelnen Branchen. Der öffentliche Sektor sieht mit 66 Punkten stärker die Chancen als der Dienstleistungs-bereich mit 54 Punkten.
Bedeutet die große Zahl der Flüchtlinge für den deutschen Arbeitsmarkt eher eine Chance oder ein Risiko?
7 %5 %
7 % 6 % 7 %
14 % 14 %
21 %
10 %8 %
0 %
10 %
20 %
30 %
40 %
50 %
< 10 11 – 20 21 – 30 31 – 40 41 – 50 51 – 60 61 – 70 71 – 80 81 – 90 91 – 100
Risiko Chance
ZUSAMMENFASSUNG UMFRAGE-ERGEBNISSE
Basis n = 354 5
In welchen Bereichen könnten Sie sich vorstellen, Flüchtlinge zu beschäftigen?
Schwerpunktmäßig werden als Einsatzbe-reiche für Flüchtlinge angelernte Tätigkei-ten, der handwerkliche oder technische Bereich gesehen.
Unternehmen, die bereits Flüchtlinge ein-setzen, setzen diese etwa zur Hälfte für Hilfs- und Unterstützungstätigkeiten, zu einem Viertel im handwerklichen Bereich und in geringerem Umfang auch für tech-nische sowie einfache administrative Tätig-keiten ein.
In Anbetracht der wissensintensiven Tätig-keiten, die in Deutschland vorherrschen, stellt sich hier tatsächlich die Frage, ob die Integration der Flüchtlinge in den Arbeits-markt gelingen kann.
Basis n = 209
Hilfs- und Unterstützungstätigkeiten
Handwerkliche Tätigkeiten
Einfache administrative Tätigkeiten
Technische Tätigkeiten
Anspruchsvolle administrative Tätigkeiten
Fach- und Führungspositionen
0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %
65 %
50 %
42 %
23 %
21 %
46 %
ZUSAMMENFASSUNG UMFRAGE-ERGEBNISSE
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In welchen Beschäftigungsformen könnten Sie sich vorstellen, Flüchtlinge in Ihr Unternehmen zu integrieren?
Praktika und befristete Festanstellungen werden als die häufigsten Möglichkeiten genannt, Flüchtlinge zu beschäftigen. Nur etwa ein Drittel der Unternehmen kann sich auch unbefristete Festanstellungen vorstellen.
Diese Verteilung entspricht auch der Reali-tät in den Unternehmen, die bereits Flücht-linge einsetzen: Am häufigsten werden Flüchtlinge dort über Praktika eingesetzt, gefolgt von befristeten Anstellungen und geringfügigen Beschäftigungsformen.
Eine unbefristete Festanstellung haben dagegen bisher nur eine Minderheit von zehn Prozent der Flüchtlinge.
Basis n = 209
0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %
79 %
Praktikum
Befristete Festanstellung
Geringfügige Beschäftigung
Unbefristete Festanstellung
Ausbildung
70 %
45 %
35 %
15 %
ZUSAMMENFASSUNG UMFRAGE-ERGEBNISSE
7
„Die hohe Bereitschaft der Unternehmen, Flüchtlinge bei sich aufzunehmen, und auch ihre bislang positiven Erfahrungen sind wichtige Signale. Gleichzeitig zeigen die Auswertungen, dass die Betriebe eine klare Vorstellung von den Herausforderungen haben, die auf sie zukommen.“
Prof. Dr. Jutta Rump, Leiterin des Instituts für Beschäftigung und Employability
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Wie könnten Sie sich vorstellen, Flüchtlinge zu rekrutieren?
Viele Wege führen zum Job: Für zukünftige Rekrutierungen kommen durchaus ver-schiedene Institutionen in Frage.
Die Agentur für Arbeit wird aber als zentraler Ansprechpartner gesehen. Um diese Aufgabe zusätzlich schultern zu können, ist eine organisatorisch und personelle Anpassung der Ausstattung der Behörde notwendig.
Auch bei den Unternehmen, die bereits Flüchtlinge einsetzen, steht die Agentur für Arbeit an erster Stelle, doch auch private Initiativen und Flüchtlingseinrich- tungen spielen eine wichtige Rolle.
Basis n = 209
Über die Agentur für Arbeit
Über das Jobcenter
Über private Initiativen
Über Flüchtlingseinrichtungen
Über kirchliche Institutionen
Über Webportale
65 %
50 %
42 %
46 %
23 %
21 %
0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %
ZUSAMMENFASSUNG UMFRAGE-ERGEBNISSE
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Welche Voraussetzungen halten Sie in Bezug auf die staatlichen/gesetzlichen Rahmenbedingungen für relevant für eine gelungene Integration von Flüchtlingen?
Die befragten Unternehmen sehen den Staat in der Pflicht: Vor allem sprachliche und fachliche Weiterbildung sollen öffent-lich gefördert und Betriebe stärker unter-stützt werden. Hinzu kommt der Wunsch nach mehr Transparenz und Entbürokratisierung.
Ö�entlich gefordertes Angebot berufs-begleitender sprachlicher Weiterbildung
Vereinfachung der Aufnahme einer Arbeitstätigkeit
Ö�entlich gefordertes Angebot berufs-begleitender fachlicher Weiterbildung
Transparenz bezüglich derAnerkennung von Kompetenzen
Aufklärung über rechtliche Grundlagen
90 %
60 %
59 %
57 %
57 %
0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %
ZUSAMMENFASSUNG UMFRAGE-ERGEBNISSE
Basis n = 354 10
Welches sind aus Ihrer Sicht die größten Stolpersteine bei der Integration von Flüchtlingen in Unternehmen?
Es gibt nicht einen Stolperstein, sondern eine Fülle unterschiedlicher Gründe:
1. Sprache und Kultur sind zentrale persön- liche Hürden bei der Integration.
2. Aber auch rechtliche Beschränkungen, Unsicherheiten und mangelnde Transpa- renz bei den rechtlichen Voraussetzungen sowie der formalen Anerkennung von Abschlüssen behindern und verzögern den Weg in den Job.
Sprachliche Barrieren
Kulturelle Barrieren
Unsicherheit bzgl. der Dauer der Verfügbarkeit(z. B. bei laufenden Asylverfahren)
Beschäftigungseinschränkungen aus rechtlicher Sicht
Problematik der Anerkennung von Schul-/Studien- und Berufsabschlüssen
Fehlende Zeugnisse und Nachweisevon Qualifikationen
Mangelnde Transparenz bzgl. der rechtlichen Voraussetzungen
87 %
60 %
54 %
46 %
44 %
40 %
37 %
0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %
ZUSAMMENFASSUNG UMFRAGE-ERGEBNISSE
Basis n = 354 11
Was glauben Sie, welche Befürchtungen/Ängste treten bei Beschäftigten imZusammenhang mit der verstärkten Integration von Flüchtlingen auf?
Konkurrenz und Werteverständnis: Die zentralen Befürchtungen und Ängste drehen sich um Arbeitsplätze für Gering-qualifizierte sowie Kultur- und Wertefragen.
Konkurrenz um Arbeitsplätze im geringqualifizierten Bereich
Veränderung der vorhandenen Führungskultur
Infragestellung der Gleichstellung der Geschlechter
Verringerung des Lohn-/Gehaltsniveaus
Konkurrenz um Arbeitsplätze immittleren Qualifikationssegment
72 %
51 %
49 %
30 %
20 %
0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %
ZUSAMMENFASSUNG UMFRAGE-ERGEBNISSE
Basis n = 354 12
Was sind für Sie die Hauptgründe, keine Flüchtlinge zu beschäftigen?
Für Unternehmen, die sich nicht vorstellen können, Flüchtlinge zukünftig einzusetzen, sind mangelnde Sprachkenntnisse der Haupthinderungsgrund. Aber auch fehlende Fachkompetenz und kulturelle Faktoren sind zentrale Einfluss- faktoren.
Basis n = 77
Sprachliche Barrieren
Mangelnde Fachkompetenz
Kulturelle Barrieren(z. B. unterschiedliche Weltanschauungen)
Mangelnde Berufserfahrung
Kein Nachweis über Berufsabschlüsse
0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %
81 %
60 %
36 %
25 %
22 %
ZUSAMMENFASSUNG UMFRAGE-ERGEBNISSE
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AUTOREN UNDIMPRESSUM
Silke Eilers, IBEKathrin Möckel, HaysProf. Dr. Jutta Rump, IBEFrank Schabel, Hays
Eine ausführliche Darstellung der Umfrageergebnisse mit zusätzlichen Charts findet sich in dem im Sommer 2016 im Springer-Verlag erscheinenden Herausgeberband von Jutta Rump und Silke Eilers „Auf dem Weg zur Arbeit 4.0. Innovationen in HR“.
Autoren
Herausgeber: Institut für Beschäftigung und Employability IBE Ernst-Boehe-Str. 4 67059 Ludwigshafen am Rhein
Hays AG Willy-Brandt-Platz 1-3 68161 Mannheim
Gestaltung: HaysDruck: Kraft Druck GmbH, EttlingenAuflage: 2.000Fotos: Hays
Impressum
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HaysWilly-Brandt-Platz 1–368161 MannheimT: +49 621 1788 0F: +49 621 1788 [email protected]
Unsere Niederlassungenfinden Sie unterwww.hays.de/standorte
© Hays plc, 2016. HAYS, die H-Symbole für das Unternehmen und die jeweilige Branche, RecruitingExperts Worldwide, das Logo Hays Recruiting Experts Worldwide und Powering the World of Worksind eingetragene Markenzeichen der Hays plc. Die H-Symbole für das Unternehmen und die jeweiligeBranche sind Originaldesigns, die in vielen Ländern geschützt sind. Alle Rechte vorbehalten.Dieses Werk darf ohne die schriftliche Genehmigung des Eigentümers weder ganz noch in Teilenwiedergegeben oder übertragen werden, weder durch Fotokopie noch durch Speicherung aufelektronischen oder anderen Medien. Unzulässige Handlungen hinsichtlich des Werkes können zuzivil- und/oder strafrechtlicher Verfolgung führen.
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