Gender, Care und Gender, Care und Gerechtigkeit. Gerechtigkeit.
Gretchenfrage moderner GesellschaftenGretchenfrage moderner Gesellschaften
Christa SchnablChrista Schnabl
Institut für SozialethikInstitut für Sozialethik
Universität WienUniversität Wien
ÜbersichtÜbersicht
1.1. DiagnoseDiagnoseStrukturproblem moderner GesellschaftenStrukturproblem moderner Gesellschaften
2.2. EthikEthikEthische Hintergründe und NeuansätzeEthische Hintergründe und Neuansätze
3.3. Politik Politik Politische und soziale KonsequenzenPolitische und soziale Konsequenzen
1. Diagnose1. Diagnose
„„Caring“Caring“(Versteckte) Gretchenfrage(Versteckte) Gretchenfrage
Pflege: Sommer 2004Pflege: Sommer 2004 – Sommer 2006 – Sommer 2006 Kinder statt PartysKinder statt Partys Pflegeskandal in Wien, Frankreich: Menschen in Pflegeskandal in Wien, Frankreich: Menschen in
Pflegeheimen sterben aufgrund schlechter Versorgung in Pflegeheimen sterben aufgrund schlechter Versorgung in der Sommerhitzeder Sommerhitze
Wahlkampf 2006: Pflege, (Sonder)arbeitsform und Wahlkampf 2006: Pflege, (Sonder)arbeitsform und MigrationMigration
Dauerbrenner: Geburten und DemographieDauerbrenner: Geburten und Demographie Weniger Kinder, weniger RenteWeniger Kinder, weniger Rente Migration und ZuwanderungMigration und Zuwanderung Schirrmacher: MinimumSchirrmacher: Minimum
Bedeutung von Familien für die GesellschaftBedeutung von Familien für die Gesellschaft Familien: etwas UrtümlichesFamilien: etwas Urtümliches Ökonomie des Teilens, AltruismusschuleÖkonomie des Teilens, Altruismusschule
Was dahinter steckt …Was dahinter steckt …
1.1. Werteverfall?Werteverfall? Moralisierung (und Individualisierung)Moralisierung (und Individualisierung)
2.2. Verweigerung der Frauen - Verweigerung der Frauen - Geschlechterkampf?Geschlechterkampf?
FrauenFrauen sind „schuld“, zurück zu den klassischen sind „schuld“, zurück zu den klassischen GeschlechterkonzeptenGeschlechterkonzepten
Bestimmte gesellschaftliche Gruppe = Sündenbock Bestimmte gesellschaftliche Gruppe = Sündenbock Privatisierung des Problems Privatisierung des Problems
3.3. Strukturproblem moderner GesellschaftenStrukturproblem moderner Gesellschaften Bauprinzipien der modernen Gesellschaft überdenken und Bauprinzipien der modernen Gesellschaft überdenken und
revidierenrevidieren Zusammenhang von Strukturen und WertenZusammenhang von Strukturen und Werten Strukturprobleme, die bes. im Privaten wirksam werden Strukturprobleme, die bes. im Privaten wirksam werden
Care- bzw. Fürsorgearbeit - Care- bzw. Fürsorgearbeit - gesellschaftliche Leerstelle moderner gesellschaftliche Leerstelle moderner
GesellschaftenGesellschaften FürsorgearbeitFürsorgearbeit
Versorgung, Betreuung und Pflege von Kindern, Kranken Versorgung, Betreuung und Pflege von Kindern, Kranken und alten Menschen: Pflege und Sorge für das Leben und alten Menschen: Pflege und Sorge für das Leben
Wer vollzieht Sorgearbeit - unter welchen Wer vollzieht Sorgearbeit - unter welchen Bedingungen?Bedingungen?
Fürsorgearbeit: Sonderform von „Arbeit“Fürsorgearbeit: Sonderform von „Arbeit“ Vielfach privatVielfach privat Überwiegend in weiblicher VerantwortungÜberwiegend in weiblicher Verantwortung Mit KörperbezugMit Körperbezug Geringe soziale AnerkennungGeringe soziale Anerkennung Nicht oder schlecht bezahltNicht oder schlecht bezahlt
(Private) Fürsorge(Private) Fürsorge
GeschlechterproblemGeschlechterproblem Gratisleistung von bestimmten Menschen (zu 90% von Gratisleistung von bestimmten Menschen (zu 90% von
Frauen) an Kindern, kranken, behinderten oder alten Frauen) an Kindern, kranken, behinderten oder alten MenschenMenschen
Bedarf Bedarf Gesellschaftlicher VersorgungsbedarfGesellschaftlicher Versorgungsbedarf Versorgtsein als Voraussetzung und WertVersorgtsein als Voraussetzung und Wert
Bewertung und soziale AnerkennungBewertung und soziale Anerkennung Ausbeutung (Ignoranz)Ausbeutung (Ignoranz) heroischer Liebesdienst (Idealisierung)heroischer Liebesdienst (Idealisierung)
Androzentrismus Androzentrismus moderner Gesellschaftenmoderner Gesellschaften
Individualisierungsparadigma der Individualisierungsparadigma der ModerneModerne Ursprünglich: Programm für MännerUrsprünglich: Programm für Männer Dominantes Menschenbild: niemand braucht Dominantes Menschenbild: niemand braucht
Versorgung, niemand muss andere versorgenVersorgung, niemand muss andere versorgen Fürsorgefreie Gesellschaft? Fürsorgefreie Gesellschaft? Gesellschaft ohne Kinder, Alter, Krankheit? Gesellschaft ohne Kinder, Alter, Krankheit? Korreliert mit einer bestimmten Korreliert mit einer bestimmten
GeschlechterordnungGeschlechterordnung
Moderne GeschlechterordnungModerne Geschlechterordnung Arbeits- und Aufgabenteilung entlang der Geschlechtergrenze Arbeits- und Aufgabenteilung entlang der Geschlechtergrenze
Geschlecht als soziales Geschlecht als soziales Ordnungsprinzip Ordnungsprinzip
Außenseite: GeschlechterordnungAußenseite: Geschlechterordnung Arbeit – FamilieArbeit – Familie Einkommen – AuskommenEinkommen – Auskommen Ökonom. Sicherheit – emotionale GrundlageÖkonom. Sicherheit – emotionale Grundlage Außerhäusliche Erwerbsarbeit - FürsorgearbeitAußerhäusliche Erwerbsarbeit - Fürsorgearbeit
Innenseite: GeschlechterrolleInnenseite: Geschlechterrolle Beziehungen versus SachbezugBeziehungen versus Sachbezug Dasein für andere versus EffizienzDasein für andere versus Effizienz
GeschlechterordnungGeschlechterordnung
Ernährer – Hausfrauen – Konstellation Ernährer – Hausfrauen – Konstellation Entweder–oder–LogikEntweder–oder–Logik
Teilung der Welten, Verantwortlichkeiten Teilung der Welten, Verantwortlichkeiten und Fähigkeitenund Fähigkeiten Männerdominierte Berufswelt – Frauendominierte Männerdominierte Berufswelt – Frauendominierte
FamilienweltFamilienwelt Rückseite: Habliertes Leben (Beck-Gernsheim)Rückseite: Habliertes Leben (Beck-Gernsheim)
Asymmetrie beider WeltenAsymmetrie beider Welten Wer bestimmt die Logik? (Zeit, Rhythmus, Abläufe, Wer bestimmt die Logik? (Zeit, Rhythmus, Abläufe,
Rücksichten)Rücksichten) „„Strukturelle Rücksichtslosigkeit“ (Franz-Xaver Kaufmann)Strukturelle Rücksichtslosigkeit“ (Franz-Xaver Kaufmann)
Modernisierte VersionModernisierte Version Krise des Ernährer-Hausfrauen-ModellsKrise des Ernährer-Hausfrauen-Modells Modernisierung der (Haus-)FrauenseiteModernisierung der (Haus-)Frauenseite
Teilzeiterwerbsarbeit für Frauen/MütterTeilzeiterwerbsarbeit für Frauen/Mütter Modernisierung: 1+1 ½ Modernisierung: 1+1 ½ Doppelschicht und DauerlaufDoppelschicht und Dauerlauf
Männlicher Lebenslauf: Arbeit und Familie addieren Männlicher Lebenslauf: Arbeit und Familie addieren sich positiv auf sich positiv auf erwerbsarbeitsvermittelt erwerbsarbeitsvermittelt familiengetragenfamiliengetragen
Weiblicher Lebenslauf: Brechungen-Weiblicher Lebenslauf: Brechungen-PrekarisierungenPrekarisierungen Fürsorgeverantwortung bricht ErwerbsarbeitFürsorgeverantwortung bricht Erwerbsarbeit Erwerbsarbeit „stört“ Fürsorge Erwerbsarbeit „stört“ Fürsorge
Was ist das Problem? Was ist das Problem?
„„Was für die einen – die Männer – ein privates Was für die einen – die Männer – ein privates Unterstützungssystem zur Teilhabe am Unterstützungssystem zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist, ist für die anderen – gesellschaftlichen Leben ist, ist für die anderen – die Frauen – ein privates Aufgabenfeld, das der die Frauen – ein privates Aufgabenfeld, das der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erhebliche Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erhebliche Grenzen und Barrieren setzt.“ (Rosemarie von Grenzen und Barrieren setzt.“ (Rosemarie von Schweitzer)Schweitzer)
Krise der Familie = Krise der Verteilung von und Krise der Familie = Krise der Verteilung von und Mangel an Anerkennung für FürsorgearbeitMangel an Anerkennung für Fürsorgearbeit
Verschärfung durch Veränderung der Frauenseite Verschärfung durch Veränderung der Frauenseite der modernen Gesellschaftsordnungder modernen Gesellschaftsordnung
Fürsorgearbeitslücke moderner Gesellschaften Fürsorgearbeitslücke moderner Gesellschaften
MännerseiteMännerseite Größere VerhaltenskontinuitätGrößere Verhaltenskontinuität
Erwerbstätigkeit der Frau: steigert das zeitliche Engagement Erwerbstätigkeit der Frau: steigert das zeitliche Engagement in der Familie um ca. 1h/Woche (auf 10 Stunden)in der Familie um ca. 1h/Woche (auf 10 Stunden)
Widerspricht der Meinung, dass man sich bei voller Widerspricht der Meinung, dass man sich bei voller Erwerbstätigkeit der Frau die Arbeit selbstverständlich teilen Erwerbstätigkeit der Frau die Arbeit selbstverständlich teilen werdewerde
StudierendeStudierende Vaterschaft: kein Hindernis für ErwerbsarbeitVaterschaft: kein Hindernis für Erwerbsarbeit Was Väter mit ihren Kindern tunWas Väter mit ihren Kindern tun
Ulrich Beck:Ulrich Beck: verbale Aufgeschlossenheit bei weitgehender verbale Aufgeschlossenheit bei weitgehender
VerhaltensstarreVerhaltensstarre „„Freuden und Pflichten der Vaterschaft können dosiert als Freuden und Pflichten der Vaterschaft können dosiert als
Freizeitvergnügen genossen werden“ Freizeitvergnügen genossen werden“
Globalisierung und Weitergabe Globalisierung und Weitergabe nach „unten“nach „unten“
Globalisierung verstärkt Zwänge für CaringGlobalisierung verstärkt Zwänge für Caring Arbeitsmarkt: Effizienz und VerfügbarkeitArbeitsmarkt: Effizienz und Verfügbarkeit Sozialstaatsdiskussion: Abbau staatlicher DiensteSozialstaatsdiskussion: Abbau staatlicher Dienste
Globalisierung der Versorgung durch internationale Globalisierung der Versorgung durch internationale Fürsorgeketten und FürsorgetransfersFürsorgeketten und Fürsorgetransfers Fürsorgearbeitslücken in der ersten Welt – Import aus Fürsorgearbeitslücken in der ersten Welt – Import aus
Osteuropa, Asien, LA (Motor für Migration)Osteuropa, Asien, LA (Motor für Migration) Beruflicher Aufstieg von Frauen in der nördlichen HemisphäreBeruflicher Aufstieg von Frauen in der nördlichen Hemisphäre Migrationsstrom von Ost nach West und von Süd nach Nord Migrationsstrom von Ost nach West und von Süd nach Nord Folge: Polarisierung zwischen Erwerbsarbeitsbranchen, auch Folge: Polarisierung zwischen Erwerbsarbeitsbranchen, auch
innerhalb der Geschlechter (Bildung, Bezahlung, Sicherheit)innerhalb der Geschlechter (Bildung, Bezahlung, Sicherheit)
Weitergabe nach „unten“: Ausdruck Weitergabe nach „unten“: Ausdruck sozialer Geringschätzungsozialer Geringschätzung Markt wie Systeme sozialer Sicherheit: Markt wie Systeme sozialer Sicherheit:
bestrafen die, die Fürsorge leistenbestrafen die, die Fürsorge leisten CaringCaring
Gerechtigkeitsproblem (Verteilungsschieflage)Gerechtigkeitsproblem (Verteilungsschieflage) AnerkennungsproblemAnerkennungsproblem
Ungerechtigkeiten Ungerechtigkeiten
Partizipation und Inklusion: Einschränkung Partizipation und Inklusion: Einschränkung gesellschaftlicher Zugehörigkeit gesellschaftlicher Zugehörigkeit in der Regel erwerbsarbeitsvermittelt in der Regel erwerbsarbeitsvermittelt
Abhängigkeit: einseitigAbhängigkeit: einseitig strukturelle Abhängigkeit von Fürsorgenden strukturelle Abhängigkeit von Fürsorgenden
(ökonomisch, sozial)(ökonomisch, sozial)
Freiheitsverwirklichung: Maßstäbe für Freiheitsverwirklichung: Maßstäbe für Lebensgestaltung sind geschlechtlich Lebensgestaltung sind geschlechtlich kodiertkodiert Männer: Individualisierung Männer: Individualisierung Frauen: FamiliarisierungFrauen: Familiarisierung
… … Ungerechtigkeiten (2)Ungerechtigkeiten (2) Strukturelle Diskriminierung… von Strukturelle Diskriminierung… von
Frauen/Personen, die private Fürsorge tragen Frauen/Personen, die private Fürsorge tragen wegen wegen
Sozialisierung des KindernutzensSozialisierung des Kindernutzens Individualisierung der KinderlastenIndividualisierung der Kinderlasten Akut: EinkommensausfallAkut: Einkommensausfall Langfristig: Lebenserwerbseinkommen geringer und Langfristig: Lebenserwerbseinkommen geringer und
Aufstiegsmöglichkeiten minimiertAufstiegsmöglichkeiten minimiert Sozialversicherung: PensionsabhängigkeitSozialversicherung: Pensionsabhängigkeit
Modernisierung für Frauen: zwiespältigModernisierung für Frauen: zwiespältig Potenzierung der Anforderungen für Frauen durch Potenzierung der Anforderungen für Frauen durch
Kontinuität der Hauptverantwortung für FürsorgeKontinuität der Hauptverantwortung für Fürsorge Entscheidungsdruck für Frauen steigt Entscheidungsdruck für Frauen steigt
Fazit: Verschärfung der Ungerechtigkeiten durch Fazit: Verschärfung der Ungerechtigkeiten durch modernisierte Version der Geschlechterordnungmodernisierte Version der Geschlechterordnung
Beispiel: ZeitbudgetBeispiel: Zeitbudget Jan Künzler: Jan Künzler: „ „Alle Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Alle Studien kommen zu dem Ergebnis, dass
Hausarbeit in den Kernbereichen nach wie vor Hausarbeit in den Kernbereichen nach wie vor überwiegend von den Frauen verrichtet wird. Das überwiegend von den Frauen verrichtet wird. Das gilt auch für neuere Untersuchungen, und es gilt gilt auch für neuere Untersuchungen, und es gilt auch für die Familien, in denen die Frau auch für die Familien, in denen die Frau erwerbstätig ist – und selbst dann, wenn sie erwerbstätig ist – und selbst dann, wenn sie vollzeiterwerbstätig ist, selbst in Dual-Career-vollzeiterwerbstätig ist, selbst in Dual-Career-Familien und selbst in Stichproben von Familien Familien und selbst in Stichproben von Familien mit einer Arbeitsteilung, die nach Einschätzung mit einer Arbeitsteilung, die nach Einschätzung der Familien selbst egalitär ist.“der Familien selbst egalitär ist.“
… … Zeit (2)Zeit (2)
Zeitstudien: Verteilung von bezahlter und Zeitstudien: Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit 30:70unbezahlter Arbeit 30:70
Gesamtbelastung der Frauen steigt, wenn Gesamtbelastung der Frauen steigt, wenn sie erwerbstätig ist. Gesamtbelastung der sie erwerbstätig ist. Gesamtbelastung der Männer mit erwerbstätiger Ehefrau sinkt Männer mit erwerbstätiger Ehefrau sinkt eher.eher.
Bei Vollzeiterwerbstätigkeit der Frau steigt Bei Vollzeiterwerbstätigkeit der Frau steigt Hausarbeitszeit der Männer nicht merklich. Hausarbeitszeit der Männer nicht merklich.
Resümee: Leerstelle Resümee: Leerstelle „Fürsorgearbeit“„Fürsorgearbeit“
Geringe soziale und gesellschaftliche Geringe soziale und gesellschaftliche Anerkennung von Fürsorgenden Anerkennung von Fürsorgenden
Strukturelles Defizit bei der VerteilungStrukturelles Defizit bei der Verteilung Protest (implizit): GeburtenrückgangProtest (implizit): Geburtenrückgang
als Ausdruck der gesellschaftlichen Ausbeutung von als Ausdruck der gesellschaftlichen Ausbeutung von Menschen mit FürsorgepflichtenMenschen mit Fürsorgepflichten
Bauplan der Moderne ist einseitig: es wird eine Bauplan der Moderne ist einseitig: es wird eine Gesellschaft ohne Fürsorgebedarf vorgestelltGesellschaft ohne Fürsorgebedarf vorgestellt
Abfederung: Weitergabe an Gruppen mit Abfederung: Weitergabe an Gruppen mit geringem sozialen Statusgeringem sozialen Status
Privat-strukturelle ZusammenhängePrivat-strukturelle Zusammenhänge
Privatheit als Ort struktureller WidersprüchePrivatheit als Ort struktureller Widersprüche
„„Wer verzichtet auf ökonomische Selbständigkeit und Wer verzichtet auf ökonomische Selbständigkeit und Sicherheit, also auf das, was in unserer Gesellschaft die Sicherheit, also auf das, was in unserer Gesellschaft die selbstverständliche Voraussetzung der Lebensführung ist. selbstverständliche Voraussetzung der Lebensführung ist. Denn wer mitzieht [gemeint ist der Partner, der sich nach Denn wer mitzieht [gemeint ist der Partner, der sich nach den Anforderungen des anderen richtet], muss (meist) den Anforderungen des anderen richtet], muss (meist) erhebliche berufliche Nachteile in Kauf nehmen, wenn erhebliche berufliche Nachteile in Kauf nehmen, wenn siesie nicht überhaupt aus ihrer beruflichen Bahn hinausgeworfen nicht überhaupt aus ihrer beruflichen Bahn hinausgeworfen wird. Entsprechend steigt der Konfliktpegel. Ehe, Familie, wird. Entsprechend steigt der Konfliktpegel. Ehe, Familie, Partnerschaft werden zum Ort, wo die ins persönliche Partnerschaft werden zum Ort, wo die ins persönliche gewendeten Widersprüche einer durchmodernisierten gewendeten Widersprüche einer durchmodernisierten Marktgesellschaft auch nicht mehr kompensiert werden Marktgesellschaft auch nicht mehr kompensiert werden können.“ (Ulrich Beck) können.“ (Ulrich Beck)
FürsorgearbeitslückeFürsorgearbeitslücke
kein persönliches sondern ein kein persönliches sondern ein gesellschaftliches Problem, das sich v.a. gesellschaftliches Problem, das sich v.a. als Widerspruch auf der persönlichen als Widerspruch auf der persönlichen Ebene zeigtEbene zeigt
Gesellschaftlicher und politischer Gesellschaftlicher und politischer HandlungsbedarfHandlungsbedarf
Anspruch der Geschlechtergerechtigkeit Anspruch der Geschlechtergerechtigkeit verändert Arbeit und Familie, verändert Arbeit und Familie, gesellschaftliche Ordnung insgesamtgesellschaftliche Ordnung insgesamt
… … Fürsorgearbeitslücke (2)Fürsorgearbeitslücke (2)
Moderne Gesellschaften haben ein Moderne Gesellschaften haben ein OrdnungsproblemOrdnungsproblem Früher: Früher:
Entweder Arbeit Entweder Arbeit oderoder Kinder (Alternative für Kinder (Alternative für Frauen)Frauen)
Heute Anspruch: Heute Anspruch: Erwerbsarbeit Erwerbsarbeit undund Kinder (Vereinbarkeit) Kinder (Vereinbarkeit)
EthikEthik
Ethische Hintergründe und Ethische Hintergründe und NeuansätzeNeuansätze
1. Fürsorge in der (klass.) Ethik1. Fürsorge in der (klass.) Ethik
1.1. Vor-moderne Ethik Vor-moderne Ethik Verpflichtungsgrad positiver Tugenden hochVerpflichtungsgrad positiver Tugenden hoch
2.2. Moderne Ethik: Moderne Ethik: GerechtigkeitsethikGerechtigkeitsethik
Gerechtigkeit versus gutes LebenGerechtigkeit versus gutes Leben Gerechtigkeitsethisch substituiert: SolidaritätGerechtigkeitsethisch substituiert: Solidarität Individualethisch privatisiert:Individualethisch privatisiert: freigestellt, surplus, freigestellt, surplus,
supererogatorischsupererogatorisch Ethosethisch feminisiert/familiarisiert: weibliches Ethosethisch feminisiert/familiarisiert: weibliches
Ethos, weiblicher Sozialcharakter und HelfenEthos, weiblicher Sozialcharakter und Helfen
2. Ethik der Fürsorge2. Ethik der Fürsorge
„„Geschätzt werden Frauen oft wegen ihres fürsorglichen und Geschätzt werden Frauen oft wegen ihres fürsorglichen und mitfühlenden Wesens. Manche Feministinnen, die zutiefst um die mitfühlenden Wesens. Manche Feministinnen, die zutiefst um die Würde und Handlungsfähigkeit der Frauen besorgt sind, haben Würde und Handlungsfähigkeit der Frauen besorgt sind, haben den Wert der Rolle der Frau als Fürsorgerin in Frage gestellt und den Wert der Rolle der Frau als Fürsorgerin in Frage gestellt und gemeint, diese Rolle sei ein durch die Unterordnung der Frau gemeint, diese Rolle sei ein durch die Unterordnung der Frau erzeugtes Kunstprodukt. Andere Feministinnen haben erzeugtes Kunstprodukt. Andere Feministinnen haben demgegenüber geltend gemacht, die weibliche Fähigkeit zu demgegenüber geltend gemacht, die weibliche Fähigkeit zu Liebe und Fürsorge für andere mache den Kern der Moralität Liebe und Fürsorge für andere mache den Kern der Moralität aus, und alle sollten dem nacheifern. Während es sicher verfehlt aus, und alle sollten dem nacheifern. Während es sicher verfehlt ist, die Verfassung der Frauen in ungerechten Verhältnissen zu ist, die Verfassung der Frauen in ungerechten Verhältnissen zu betrachten und daraus unmittelbar zu folgern, so sollte und betrachten und daraus unmittelbar zu folgern, so sollte und müssten sie sich verhalten, gehören die Gefühle der müssten sie sich verhalten, gehören die Gefühle der Fürsorglichkeit und der Sympathie, wenn man sie gebührend Fürsorglichkeit und der Sympathie, wenn man sie gebührend unter die Lupe genommen hat, wirklich zum innersten Wesen unter die Lupe genommen hat, wirklich zum innersten Wesen des ethischen Lebens. Keine Gesellschaft kann es sich leisten, des ethischen Lebens. Keine Gesellschaft kann es sich leisten, diese Gefühle nicht zu kultivieren.“ (M. Nussbaum)diese Gefühle nicht zu kultivieren.“ (M. Nussbaum)
Feministische Ethik und Feministische Ethik und FürsorgeFürsorge
EntdeckungszusammenhangEntdeckungszusammenhang Moralpsychologie, weibliches Ethos Moralpsychologie, weibliches Ethos
(Gilligan)(Gilligan) Moralphilosophische DiskussionMoralphilosophische Diskussion
Phase der ZurückweisungPhase der Zurückweisung Produktive Auseinandersetzung mit FS. Produktive Auseinandersetzung mit FS.
Potenzial für die Ethik. Korrektur Potenzial für die Ethik. Korrektur klassischer Ethikansätze klassischer Ethikansätze
Die Entdeckung der FürsorgeDie Entdeckung der Fürsorge
Carol Gilligan: Die andere StimmeCarol Gilligan: Die andere Stimme Moralpsychologie, Kohlberg`sches StufenmodellMoralpsychologie, Kohlberg`sches Stufenmodell Geschlechtsspezifische Unterschiede im moralischen Geschlechtsspezifische Unterschiede im moralischen
Urteilen zwischen Männer und FrauenUrteilen zwischen Männer und Frauen Androzentrismus der MoralpsychologieAndrozentrismus der Moralpsychologie Heinz-DilemmaHeinz-Dilemma
Gerechtigkeit versus FürsorgeGerechtigkeit versus Fürsorge Rationales Vernunfturteil – Einbeziehung von Gefühlen Rationales Vernunfturteil – Einbeziehung von Gefühlen
(Empathie, Wohlwollen, Mitleid)(Empathie, Wohlwollen, Mitleid) Autonomes Subjekt – Subjekt in BeziehungAutonomes Subjekt – Subjekt in Beziehung Abstrakte, allgemeine Urteile – Konkrete Situation Abstrakte, allgemeine Urteile – Konkrete Situation
Umstritten: Geschlechtsspezifische GebundenheitUmstritten: Geschlechtsspezifische Gebundenheit Weiblicher Lebenszusammenhang: Entdeckung einer Weiblicher Lebenszusammenhang: Entdeckung einer
wichtigen Moralkategorie wichtigen Moralkategorie
„„Das Moralurteil der Frauen entwickelt sich von Das Moralurteil der Frauen entwickelt sich von der anfänglichen Sorge um die Selbsterhaltung zu der anfänglichen Sorge um die Selbsterhaltung zu dem Wunsch, Gutes zu tun, und schließlich zu dem Wunsch, Gutes zu tun, und schließlich zu einem reflektierten Verständnis von Zuwendung einem reflektierten Verständnis von Zuwendung und gegenseitiger Rücksichtnahme (care) als und gegenseitiger Rücksichtnahme (care) als dem tragfähigsten Grundprinzip für die Lösung dem tragfähigsten Grundprinzip für die Lösung menschlicher Beziehungsprobleme.“ (Gilligan)menschlicher Beziehungsprobleme.“ (Gilligan)
Ethik des Sorgens: Ethik des Sorgens: Nel NoddingsNel Noddings
Sorgebeziehung als ethische GrundbeziehungSorgebeziehung als ethische Grundbeziehung „„Meine erste und nie endende Verpflichtung ist es, dem anderen als Meine erste und nie endende Verpflichtung ist es, dem anderen als
Sorgender-Teil zu begegnen.“ Universalismus der FürsorgeSorgender-Teil zu begegnen.“ Universalismus der Fürsorge „„Die Realität des anderen wahrzunehmen, zu fühlen, was er fühlt, und Die Realität des anderen wahrzunehmen, zu fühlen, was er fühlt, und
zwar so ähnlich wie möglich, das ist der wesentliche Teil des Sorgens.“zwar so ähnlich wie möglich, das ist der wesentliche Teil des Sorgens.“ „„Das Sorgen für sich selbst kann nur aus einem Sorgen für andere Das Sorgen für sich selbst kann nur aus einem Sorgen für andere
hervorgehen.“ hervorgehen.“ Andere wachsen sehen, Wohlergehen anderer in den Mittelpunkt Andere wachsen sehen, Wohlergehen anderer in den Mittelpunkt
stellenstellen Echtheit der Sorgebeziehung (aus Zuneigung) als moralisches Echtheit der Sorgebeziehung (aus Zuneigung) als moralisches
Kriterium (Zurückweisung von Abwägungsprozessen, Regeln)Kriterium (Zurückweisung von Abwägungsprozessen, Regeln) Kritik: Grenzen der Sorge? Kritik: Grenzen der Sorge?
Kriterien für Angemessenheit der Sorge fehlenKriterien für Angemessenheit der Sorge fehlen es gibt keine moralischen Gründe für die Grenzziehung in es gibt keine moralischen Gründe für die Grenzziehung in
Sorgebeziehungen (Abbruch)Sorgebeziehungen (Abbruch) Gefahr: Weibliche Selbstaufopferung?Gefahr: Weibliche Selbstaufopferung? Gegensatz zwischen Gerechtigkeit und FürsorgeGegensatz zwischen Gerechtigkeit und Fürsorge
Fürsorge verpflichtet alle:Fürsorge verpflichtet alle:Herta Nagl-DocekalHerta Nagl-Docekal
Fürsorge:Fürsorge: positive allgemeine Pflicht nicht nur der Frauen, gegen positive allgemeine Pflicht nicht nur der Frauen, gegen
Feminisierung, allgemeiner VerpflichtungscharakterFeminisierung, allgemeiner Verpflichtungscharakter Begründung: positive Pflichten bei KantBegründung: positive Pflichten bei Kant
gegenseitige allgemeine Hilfe (Auskunft geben, wenn gegenseitige allgemeine Hilfe (Auskunft geben, wenn jemand nach dem Weg fragt …) jemand nach dem Weg fragt …)
Spontane wechselseitige Hilfeleistungen im AlltagSpontane wechselseitige Hilfeleistungen im Alltag Richtet sich an selbständige Menschen, FS = wechselseitigRichtet sich an selbständige Menschen, FS = wechselseitig
Ernstfall: Radikale Abhängigkeit Ernstfall: Radikale Abhängigkeit nichtautonomievollzugsfähiger Menschen?nichtautonomievollzugsfähiger Menschen?
Potentielle Konfliktträchtigkeit entspanntPotentielle Konfliktträchtigkeit entspannt Vereinbarkeit von Autonomie und FS unterstelltVereinbarkeit von Autonomie und FS unterstellt Verallgemeinerung der Verpflichtung. Preis: VerharmlosungVerallgemeinerung der Verpflichtung. Preis: Verharmlosung
Fürsorge ergänzt Gerechtigkeit: Fürsorge ergänzt Gerechtigkeit: Axel HonnethAxel Honneth
FS (Hilfsbereitschaft, Nächstenliebe, FS (Hilfsbereitschaft, Nächstenliebe, Wohltätigkeit)Wohltätigkeit) Leerstelle in der modernen Ethik der GleichbehandlungLeerstelle in der modernen Ethik der Gleichbehandlung Asymmetrische Verpflichtung, reagiert auf Besonderheit Asymmetrische Verpflichtung, reagiert auf Besonderheit
jedes Menschen, nicht reziproke Zuwendung, kann jedes Menschen, nicht reziproke Zuwendung, kann Autonomie einschränkenAutonomie einschränken
FS und Gerechtigkeit: schließen FS und Gerechtigkeit: schließen einander aus. einander aus.
Honneth-ZitatHonneth-Zitat „… „… eine Verpflichtung zur Fürsorge und Wohltätigkeit kann eine Verpflichtung zur Fürsorge und Wohltätigkeit kann
überhaupt nur dort bestehen, wo sich eine Person in einem überhaupt nur dort bestehen, wo sich eine Person in einem Zustand so extremer Bedürftigkeit oder Not befindet, dass Zustand so extremer Bedürftigkeit oder Not befindet, dass der moralische Grundsatz der Gleichbehandlung auf sie der moralische Grundsatz der Gleichbehandlung auf sie nicht mehr … anzuwenden ist: so verdienen menschlichen nicht mehr … anzuwenden ist: so verdienen menschlichen Wesen, die zur Teilnahme an praktischen Diskursen Wesen, die zur Teilnahme an praktischen Diskursen physisch oder psychisch nicht in der Lage sind, zumindest physisch oder psychisch nicht in der Lage sind, zumindest die aufopfernde Fürsorge derjenigen, die ihnen durch die aufopfernde Fürsorge derjenigen, die ihnen durch emotionale Bindung nahestehen. Aber umgekehrt wird in emotionale Bindung nahestehen. Aber umgekehrt wird in dem Augenblick, in dem die andere Person als ein dem Augenblick, in dem die andere Person als ein gleichberechtigtes Wesen unter allen anderen dadurch gleichberechtigtes Wesen unter allen anderen dadurch anerkannt wird, dass sie in praktische Diskurse einbezogen anerkannt wird, dass sie in praktische Diskurse einbezogen ist, die einseitige Beziehung der Fürsorge ein Ende nehmen ist, die einseitige Beziehung der Fürsorge ein Ende nehmen müssen; gegenüber Subjekten, die ihre Überzeugung und müssen; gegenüber Subjekten, die ihre Überzeugung und Sichtweisen öffentlich zu artikulieren vermögen, verbietet Sichtweisen öffentlich zu artikulieren vermögen, verbietet sich eine Einstellung der Wohltätigkeit.“sich eine Einstellung der Wohltätigkeit.“
Wechselseitiger Ausschluss von Autonomie Wechselseitiger Ausschluss von Autonomie und Fürsorgebedarfund Fürsorgebedarf
Scharfe Grenze: Diskursfähigkeit Scharfe Grenze: Diskursfähigkeit Ist jemand sprach- und selbstbestimmungsfähig, dann Ist jemand sprach- und selbstbestimmungsfähig, dann
verbietet sich die fürsorgliche Handlungverbietet sich die fürsorgliche Handlung Praktisch nicht handhabbarPraktisch nicht handhabbar
Zumutbarkeit eingeschränktZumutbarkeit eingeschränkt Fürsorgepflicht ist eingeschränkt auf Menschen, die Fürsorgepflicht ist eingeschränkt auf Menschen, die
emotional, affektiv dem Bedürftigen nahe stehenemotional, affektiv dem Bedürftigen nahe stehen Ist dies auch gerecht? Maßstab der Gerechtigkeit zählt in Ist dies auch gerecht? Maßstab der Gerechtigkeit zählt in
diesem Bereich nichtdiesem Bereich nicht
Abhängigkeit und Fürsorge:Abhängigkeit und Fürsorge:Eva Feder KittayEva Feder Kittay
Ethische Ethische undund politische Perspektive politische Perspektive Abhängigkeit und Fürsorgehandeln als Reaktion auf Abhängigkeit und Fürsorgehandeln als Reaktion auf
das Faktum menschlicher Abhängigkeit (dependency): das Faktum menschlicher Abhängigkeit (dependency): Radikal: Existenzielle Abhängigkeit bestimmter Personen Radikal: Existenzielle Abhängigkeit bestimmter Personen Liberal: allgemeine Abhängigkeit aller von anderen Liberal: allgemeine Abhängigkeit aller von anderen
dependency-worker: dependency-worker: Sorge um die eigenen Bedürfnisse und um die andererSorge um die eigenen Bedürfnisse und um die anderer Situation sekundärer AbhängigkeitSituation sekundärer Abhängigkeit Verletzbarkeit von Abhängigen und dep-workernVerletzbarkeit von Abhängigen und dep-workern
Ethik/Politik: muss Abhängigkeit (Verletzbarkeit) als Ethik/Politik: muss Abhängigkeit (Verletzbarkeit) als Faktum berücksichtigenFaktum berücksichtigen Folgen für Gleichheits- und AutonomieverständnisFolgen für Gleichheits- und Autonomieverständnis Bedeutung asymmetrischer Beziehungen Bedeutung asymmetrischer Beziehungen Verletzbarkeit als Begründung für moralische VerpflichtungVerletzbarkeit als Begründung für moralische Verpflichtung
FürsorgeverständnisFürsorgeverständnis Ineinander von Autonomie und Heteronomie Ineinander von Autonomie und Heteronomie Erfüllende und einengende Anteile, keine IdealisierungErfüllende und einengende Anteile, keine Idealisierung
Soziale KonsequenzSoziale Konsequenz Vorstellung von Sozialität: Subjekte des Vertrags (sozialer Vorstellung von Sozialität: Subjekte des Vertrags (sozialer
Bezug nachträglich) versus Sozialität auf der Basis der Bezug nachträglich) versus Sozialität auf der Basis der Anerkennung von Abhängigkeit und BindungAnerkennung von Abhängigkeit und Bindung
Dreierkonstellation: Versorgte – Versorgende – Versorgung Dreierkonstellation: Versorgte – Versorgende – Versorgung der Versorgenden. Kreislauf der helfenden Unterstützungder Versorgenden. Kreislauf der helfenden Unterstützung
Soziale Gemeinschaft: Wohlergehen der CaregiverSoziale Gemeinschaft: Wohlergehen der Caregiver Ansatzpunkt für die Begründung von politischen Maßnahmen Ansatzpunkt für die Begründung von politischen Maßnahmen
für die Abhängigen, für die Fürsorgenden für die Abhängigen, für die Fürsorgenden Entprivatisierung der Fürsorgethematik Entprivatisierung der Fürsorgethematik
PolitischePolitischeZukunftsperspektivenZukunftsperspektiven
Drei WegeDrei Wege
UNDP-Bericht 1999: Das unsichtbare Herz – UNDP-Bericht 1999: Das unsichtbare Herz – Fürsorge in einer globalisierten WirtschaftFürsorge in einer globalisierten Wirtschaft
„„Studien über Globalisierung und ihre Auswirkungen auf die Studien über Globalisierung und ihre Auswirkungen auf die Menschen konzentrieren sich vor allem auf Einkommen, Menschen konzentrieren sich vor allem auf Einkommen, Beschäftigung, Bildung und andere Lebenschancen. Weniger Beschäftigung, Bildung und andere Lebenschancen. Weniger sichtbar und oft unbeachtet bleiben die Auswirkungen auf sichtbar und oft unbeachtet bleiben die Auswirkungen auf den Bereich der Fürsorge: die Aufgabe, für Angehörige, den Bereich der Fürsorge: die Aufgabe, für Angehörige, Kinder, kranke und alte Menschen, aber auch – was nicht Kinder, kranke und alte Menschen, aber auch – was nicht vergessen werden sollte – für alle diejenigen von uns zu vergessen werden sollte – für alle diejenigen von uns zu sorgen, die von den Anforderungen des täglichen Lebens sorgen, die von den Anforderungen des täglichen Lebens erschöpft sind. Um sich entwickeln zu können, brauchen erschöpft sind. Um sich entwickeln zu können, brauchen Menschen nicht nur steigendes Einkommen, Bildung, Menschen nicht nur steigendes Einkommen, Bildung, Gesundheit, Mitspracherecht und eine gesunde Umwelt, Gesundheit, Mitspracherecht und eine gesunde Umwelt, sondern auch Fürsorge, deren Wesenskern Aufbau und Pflege sondern auch Fürsorge, deren Wesenskern Aufbau und Pflege menschlicher Beziehungen ist. Fürsorge, die gelegentlich als menschlicher Beziehungen ist. Fürsorge, die gelegentlich als soziale Reproduktion bezeichnet wird, ist auch ein soziale Reproduktion bezeichnet wird, ist auch ein wesentlicher Faktor für ökonomische Nachhaltigkeit.“ wesentlicher Faktor für ökonomische Nachhaltigkeit.“
VoraussetzungenVoraussetzungen
unhintergehbare Abhängigkeit und unhintergehbare Abhängigkeit und Verletzbarkeit thematisierenVerletzbarkeit thematisieren
ethischethisch politischpolitisch
Care/Fürsorge als gesellschaftliches Care/Fürsorge als gesellschaftliches Handlungsfeld begreifenHandlungsfeld begreifen
Entprivatisierung: Fürsorge als Gegenstandsbereich Entprivatisierung: Fürsorge als Gegenstandsbereich von Gerechtigkeit begreifenvon Gerechtigkeit begreifen
Fürsorgearbeit unter Gerechtigkeitsanspruch stellen: Fürsorgearbeit unter Gerechtigkeitsanspruch stellen: Gerechte VersorgungGerechte Versorgung
EntwicklungsperspektivenEntwicklungsperspektiven
Geteilte Erwerbsarbeit und Fürsorgearbeit Geteilte Erwerbsarbeit und Fürsorgearbeit für alle für alle Maßstab Frauenleben heuteMaßstab Frauenleben heute Anspruch: beides integrieren Anspruch: beides integrieren
Doppelverdiener-DoppelcarerDoppelverdiener-Doppelcarer Veränderung von Erwerbsarbeit und von FürsorgearbeitVeränderung von Erwerbsarbeit und von Fürsorgearbeit Wechselseitige Verstärkung von Umverteilung und Wechselseitige Verstärkung von Umverteilung und
AnerkennungAnerkennung Hürde: Wie diese Logik in Gang bringen??Hürde: Wie diese Logik in Gang bringen?? Politischer Wille und strukturelle UnterstützungPolitischer Wille und strukturelle Unterstützung
MaßnahmenpaketMaßnahmenpaket
Maßstab: FrauenlebenMaßstab: Frauenleben
Nancy Fraser: Nancy Fraser: Die gegenwärtigen Lebensmuster von Frauen Die gegenwärtigen Lebensmuster von Frauen
zum Standard für alle machen. zum Standard für alle machen. Männer dazu bringen, in einem stärkeren Maße Männer dazu bringen, in einem stärkeren Maße
so zu werden, wie die Frauen heute sindso zu werden, wie die Frauen heute sind Frauen integrieren beides (Arbeit und Frauen integrieren beides (Arbeit und
Betreuung/Familie); unter StressBetreuung/Familie); unter Stress Strukturelle Unterstützung, damit es mit Strukturelle Unterstützung, damit es mit
weniger Stress und Schwierigkeiten gehtweniger Stress und Schwierigkeiten geht
Ziel: Sowohl als auch Ziel: Sowohl als auch
Familien- und Arbeitsleben Familien- und Arbeitsleben zusammenschauenzusammenschauen Nicht entweder-oder sondern Sowohl-als auchNicht entweder-oder sondern Sowohl-als auch Arbeit und Familie: Zueinander statt Arbeit und Familie: Zueinander statt
KonkurrenzKonkurrenz Umdenken bei Männern, bei Institutionen Umdenken bei Männern, bei Institutionen
und bei Frauenund bei Frauen Kein Frauenproblem! Kein Frauenproblem!
Männer und Frauen im gebärfähigen Alter sind Männer und Frauen im gebärfähigen Alter sind für Arbeitgeber ein „Risiko“für Arbeitgeber ein „Risiko“
FamilienpolitikFamilienpolitik Leitbild Leitbild
Vom Ernährer-Hausfrauen-Modell zum Doppelverdiener–Vom Ernährer-Hausfrauen-Modell zum Doppelverdiener–Doppelernährer-Modell. Doppelernährer-Modell.
Vereinbarkeit und nicht den Ausstieg unterstützenVereinbarkeit und nicht den Ausstieg unterstützen MaßnahmenMaßnahmen
Zeitrechte (Beispiel Schweden)Zeitrechte (Beispiel Schweden) Finanzielle Unterstützung Fürsorgender (nicht Erwerbstätiger, Finanzielle Unterstützung Fürsorgender (nicht Erwerbstätiger,
die Fürsorge delegieren, vgl. Steuerabsetzbeträge)die Fürsorge delegieren, vgl. Steuerabsetzbeträge) Fürsorgearbeit und Rente: Fürsorgearbeit und Rente:
Rentenrelevanz, rentenbegründendRentenrelevanz, rentenbegründend Eigener PfeilerEigener Pfeiler Umwandlung in Erwerbsarbeitszeiten = KompensationslogikUmwandlung in Erwerbsarbeitszeiten = Kompensationslogik
Väterförderung: Fürsorgearbeit für Väter aufwertenVäterförderung: Fürsorgearbeit für Väter aufwerten Gute, bedürfnisgerechte außerhäusliche BetreuungGute, bedürfnisgerechte außerhäusliche Betreuung
Stichwort ÖffnungszeitenStichwort Öffnungszeiten Betreuung der 1-3 jährigen (in Schweden: 74%)Betreuung der 1-3 jährigen (in Schweden: 74%)
ArbeitspolitikArbeitspolitik
LeitbildLeitbild Vom privat gestützten Arbeitnehmer zum/zur Vom privat gestützten Arbeitnehmer zum/zur
ArbeitnehmerIn mit FürsorgeverpflichtungenArbeitnehmerIn mit Fürsorgeverpflichtungen Gretchenfrage: Fürsorge = Behinderung oder Gretchenfrage: Fürsorge = Behinderung oder
QualifikationQualifikation
MaßnahmenMaßnahmen ZeitflexibilitätZeitflexibilität Teilzeitvarianten für alle (nicht nur für Frauen)Teilzeitvarianten für alle (nicht nur für Frauen) Abbau der Schlechterstellung von TZAbbau der Schlechterstellung von TZ Außerhäusliche Betreuung als betriebliche und als Außerhäusliche Betreuung als betriebliche und als
öffentliche Aufgabeöffentliche Aufgabe
Demographie und ErwerbsarbeitDemographie und Erwerbsarbeit
Früher: neg. Zusammenhang zwischen weiblicher Früher: neg. Zusammenhang zwischen weiblicher Erwerbsarbeit und FertilitätErwerbsarbeit und Fertilität Italien, SpanienItalien, Spanien
Heute: positiver Zusammenhang von weiblicher Heute: positiver Zusammenhang von weiblicher Erwerbsarbeit und FertilitätErwerbsarbeit und Fertilität Skandinavien, Frankreich Skandinavien, Frankreich Voraussetzung: Fürsorgeunterstützung durch öffentliche Voraussetzung: Fürsorgeunterstützung durch öffentliche
HandHand
Fürsorge für alle integrierenFürsorge für alle integrieren
„„Fürsorge muss in unser langes Leben neu eingebaut Fürsorge muss in unser langes Leben neu eingebaut werden. (…) Wer seine volle Rente beziehen will, sollte werden. (…) Wer seine volle Rente beziehen will, sollte künftig nicht nur 40 Jahre Erwerbsarbeit aufweisen, sondern künftig nicht nur 40 Jahre Erwerbsarbeit aufweisen, sondern auch fünf Jahre sozialer Dienstleistungen. Das kann die Zeit auch fünf Jahre sozialer Dienstleistungen. Das kann die Zeit der Kinderbetreuung sein. Aber nicht nur (…). Entscheidend der Kinderbetreuung sein. Aber nicht nur (…). Entscheidend ist, die Sondersituation der Frauen abzuschaffen, die heute ist, die Sondersituation der Frauen abzuschaffen, die heute allein durch die Kinderbetreuung benachteiligt sind. (…) allein durch die Kinderbetreuung benachteiligt sind. (…) Solange wir Fürsorge als weiblich und freiwillig definieren, Solange wir Fürsorge als weiblich und freiwillig definieren, stecken wir in der Falle. Männer müssen die gleichen stecken wir in der Falle. Männer müssen die gleichen Leistungen erbringen wie Frauen. Also müssen wir nun die Leistungen erbringen wie Frauen. Also müssen wir nun die Männer zwingen, fürsorglich zu sein. Solange wir die Männer zwingen, fürsorglich zu sein. Solange wir die Männerrolle nicht umdefinieren, werden wir das Dilemma Männerrolle nicht umdefinieren, werden wir das Dilemma nicht lösen.“ (Hans Bertram)nicht lösen.“ (Hans Bertram)
Politik International: drei Politik International: drei Traditionen Traditionen
Kontinentaleuropäische korporatistischeKontinentaleuropäische korporatistische ErwerbsarbeitErwerbsarbeit Fürsorge: FamilieFürsorge: Familie
Angloamerikanische liberaleAngloamerikanische liberale FreiheitFreiheit Fürsorge: Individuelle Verantwortung Fürsorge: Individuelle Verantwortung
Sozialdemokratische (Skandinavien)Sozialdemokratische (Skandinavien) Individuelle soziale SicherungIndividuelle soziale Sicherung Dichte sozialstaatliche UnterstützungDichte sozialstaatliche Unterstützung Fürsorge: Mischform privat und öffentlichFürsorge: Mischform privat und öffentlich
Erster Weg: UmverteilungErster Weg: Umverteilung
Universale Erwerbsarbeit – Öffentliche Fürsorge Universale Erwerbsarbeit – Öffentliche Fürsorge Emanzipation von der „weiblichen“ Seite des Lebens: Emanzipation von der „weiblichen“ Seite des Lebens:
Ursprünglich männliche Seite (Ernährer) wird generalisiertUrsprünglich männliche Seite (Ernährer) wird generalisiert Fürsorgearbeit: kein positiv konnotierter Lebensbereich, Fürsorgearbeit: kein positiv konnotierter Lebensbereich,
Auslagern auf den Staat/MarktAuslagern auf den Staat/Markt Anerkennung als ErwerbsarbeitAnerkennung als Erwerbsarbeit
Kritik:Kritik: Vollzeiterwerbsarbeit für alle – eine realistische Option?Vollzeiterwerbsarbeit für alle – eine realistische Option? Männerleben als Maßstab (androzentr.)Männerleben als Maßstab (androzentr.) Vermutlich keine Umverteilung von Fürsorge zwischen den Vermutlich keine Umverteilung von Fürsorge zwischen den
GeschlechternGeschlechtern Weibliche Codierung der Fürsorge wird nicht abgebautWeibliche Codierung der Fürsorge wird nicht abgebaut
Weitergabe von Fürsorge nach untenWeitergabe von Fürsorge nach unten schlechtere Bezahlung dieses Erwerbsarbeitssektorsschlechtere Bezahlung dieses Erwerbsarbeitssektors
Zweiter Weg: AnerkennungZweiter Weg: Anerkennung
„„Lohn für Fürsorgearbeit“ Lohn für Fürsorgearbeit“ Gleichstellung der Fürsorgearbeit mit ErwerbsarbeitGleichstellung der Fürsorgearbeit mit Erwerbsarbeit Aufwertung durch Bezahlung privater Fürsorgearbeit Aufwertung durch Bezahlung privater Fürsorgearbeit Affirmative Anerkennung der DifferenzAffirmative Anerkennung der Differenz
Springender Punkt Springender Punkt Höhe der Bezahlung Höhe der Bezahlung Abbau öffentlicher Verantwortung für BetreuungAbbau öffentlicher Verantwortung für Betreuung Ausstieg aus der Erwerbsarbeit als Bedingung?Ausstieg aus der Erwerbsarbeit als Bedingung?
ProblemeProbleme Etablierung von zwei verschiedenen, nicht gleichwertigen Etablierung von zwei verschiedenen, nicht gleichwertigen
Wegen (Institutionalisierung der weiblichen Differenz)Wegen (Institutionalisierung der weiblichen Differenz) Vereinbarkeit nicht gelöstVereinbarkeit nicht gelöst Transformativer Umverteilungseffekt (zwischen den Transformativer Umverteilungseffekt (zwischen den
Geschlechtern geringGeschlechtern gering
LiteraturhinweiseLiteraturhinweise Christa Schnabl, Gerecht sorgen. Grundlagen einer Christa Schnabl, Gerecht sorgen. Grundlagen einer
sozialethischen Theorie der Fürsorge, Freiburg 2005sozialethischen Theorie der Fürsorge, Freiburg 2005 Christa Schnabl, Fürsorgearbeit in modernen Christa Schnabl, Fürsorgearbeit in modernen
Gesellschaften. Eine sozialethische Reflexion, in: Die Zwei-Gesellschaften. Eine sozialethische Reflexion, in: Die Zwei-Verdiener-Familie. Von der Familienförderung zur Verdiener-Familie. Von der Familienförderung zur Kinderförderung? Hrsg. v. Bernhard Emunds u.a., Münster Kinderförderung? Hrsg. v. Bernhard Emunds u.a., Münster 2003, 52-86.2003, 52-86.
Conradi Elisabeth, Take care. Grundlagen einer Ethik der Conradi Elisabeth, Take care. Grundlagen einer Ethik der Achtsamkeit, Frankfurt 2001.Achtsamkeit, Frankfurt 2001.
Kittay Eva Feder, Love´s Labor. Essays on Women, Equality Kittay Eva Feder, Love´s Labor. Essays on Women, Equality and Dependency, New York 1999.and Dependency, New York 1999.
Dies., Behinderung, gleiche Würde und Fürsorge, in: Dies., Behinderung, gleiche Würde und Fürsorge, in: Concilium 39 (2/2003), 226-237.Concilium 39 (2/2003), 226-237.
Appelt Erna, Familiarismus. Eine verdeckte Struktur im Appelt Erna, Familiarismus. Eine verdeckte Struktur im Gesellschaftsvertrag, in: Da geheime Glossar der Gesellschaftsvertrag, in: Da geheime Glossar der Politikwissenschaft, hrsg. v. Eva Kreisky, Birgit Sauer, Politikwissenschaft, hrsg. v. Eva Kreisky, Birgit Sauer, Frankfurt 1997, 114-136.Frankfurt 1997, 114-136.
Top Related