ERASMUS VON ROTTERDAM LOB DER TORHEIT
DIE EUROPE DES HUMANISMUS UND DER RENAISSANCE
I. ZEIT DER UTOPIEN
1 Rezitation I. - Die Torheit zerstreut durch ihre bloße Anwesenheit die Sorgen ihrer
Zuhörer. (1)
Musik: ANONYM Folias (imperfectas) (Harfe)
Es ist mir nicht unbekannt, wie schlecht man gewöhnlich von mir spricht. Jedermann spottet der
Torheit, sogar die Toren selbst. Und doch, ihr Sterblichen, bin ich es, ich allein – denn wer sonst
sollte es vermögen –, die Götter und Menschen in Heiterkeit versetzt.
Ihr habt itzt den Beweis vor Augen. Kaum trete ich in eurer zahlreichen Versammlung auf, glättet
sich eure Stirn, euer Gesicht überzieht eine muntere Freude und euer fröhliches Lächeln winkt mir
unendlichen Beifall zu. Gleichwie die Fluren beim Einzug des Frühlings verwandelt sich euer Blick
in meiner Gegenwart!
Warum ich heute in diesem ungewöhnlichen Ornate erscheine, das sollt ihr bald erfahren, wenn es
euch nicht zuwider ist, mir günstiges Gehör zu vergönnen; aber nicht wie den Predigern in den
Tempeln, sondern wie den Marktschreiern, Hanswürsten und Possenreißern sollt ihr mir zuhören –
oder so wie einst unser Midas mit Eselsohren dem Pan sein Ohr lieh. Ihr werdet also eine Lobrede
von mir vernehmen, aber auf keinen Herkules und keinen Solon, sondern mein eigenes Lob will ich
preisen, das Lob der Torheit.
Ich verachte jene überklugen Leute, die den, der sich selbst lobt, für einen der unverschämtesten
und größten Narren halten. Dünke es ihnen immer so narrenhaft als es ihnen beliebt. Denn was ist
schicklicher, als daß die Torheit auf sich selbst eine Lobrede hält?
2 HENRY DU BAILLY La Folia: Yo soy la locura
(Aufnahme: Montserrat Figueras & Andrew Lawrence-King)
Yo soy la locura
Yo soy la locura
la que sola infundo
plazer y dulçura
y contento al mundo.
Sirven a mi nombre
todos mucho o poco
y pero no ay hombre
que piense ser loco.
Ich bin die Torheit,
Ich bin die Torheit,
die ich der Welt
Freude und Zartheit
und Frohsinn schenke.
In meinem Namen handeln
alle, mehr oder weniger,
und indes gibt es niemanden,
der glaubt, töricht zu sein.
1458 Konstantinopel wird Hauptstadt des osmanischen Reichs (1458). Mehmed II., der
Eroberer besetzt Athen (1458) und bringt ganz Serbien mit Ausnahme Belgrads unter
seine Herrschaft (1459).
3 Rezitation: Brief von Erasmus: Der Krieg gegen die Türken. (E1)
Musik: Taksim (Santur)
Unseren Schwächen verdanken sie ihre Siege. Ein Blick in die Vergangenheit erweist dies klar und
deutlich: unsere Zwistigkeiten, unser Ehrgeiz und unsere Arglist untereinander haben uns immer in
das allerschlimmste Unglück gestürzt. Sobald die unwissende Menge nur das Wort „Türken“
vernimmt, entflammt in den Herzen sogleich die helle Wut, es drängt sie zu Gemetzel, zu
Beschimpfungen, das gemeine Volk bespeit die Türken als Hundesöhne und Feinde der
Christenheit und bedenkt nicht, dass auch die Türken zuförderst Menschen sind und darüber hinaus
halbe Christen. Die Menge fragt nicht danach, ob der Krieg mit Fug und Recht geführt wird. Wir
dürfen aber darob nicht vergessen, dass jeder Krieg, gegen welches Volk auch immer, mit
unermesslichem Leid einhergeht. Ein solch trauriges Schauspiel liefern in der Tat alle Kriege, die
wir Christen seit schon so langer Zeit erbarmungslos gegen andere Christen führen. Wir lassen uns
vom Machthunger treiben, wir hecheln nach Reichtum, mit einem Wort, wir bekämpfen die Türken
nach Türkenart.
4 ANONYM Osmanischer Kriegsmarsch
5 Rezitation III. - Wie die Torheit dazu kommt, ihr eigenes Lob zu verkünden. (2)
Musik: DIEGO ORTIZ Passamezzo antico
Die Menschen verehren mich alle so eifrig, sie empfinden alle so gern meinen wohltätigen Einfluss,
und doch ist in all den Jahrhunderten nicht ein Einziger aufgetreten, welcher der Torheit eine
Lobrede gehalten hätte. Ist es Undankbarkeit? Ist es Trägheit? Ich weiß es nicht. Tatsache ist, daß
ich nun gezwungen bin, meine eigene Lobrede zu halten. So werdet ihr hier aus dem Stehgreif eine
zwar nicht kunstvolle aber daher umso wahrhaftigere Rede vernehmen, denn ich sage, was mir
gerade in den Mund kommt.
1469 Desiderius Erasmus wird geboren. Er ist der illegitime Sohn eines Priesters und einer
Arzttochter.
6 JOSQUIN DES PRÈS Saltarello: Une musque de Buscgaya (instr.)
7 Rezitation VII. - Die Herkunft der Torheit. (3)
Musik: ANONYM Folias de la costa (Harfe)
Wisset, daß ich weder die Tochter des Chaos, noch des Saturn, des Iapetus oder irgendeines dieser
veralteten, verstaubten Gottheiten bin. Plutus, der Herr des Reichtums, ist mein Vater, der wahre
Schöpfer der Götter und der Menschen, möge dies auch Hesiod, Homer und auch Jupiter missfallen,
der „Vater der Götter und Menschen“ ist. Plutos,der jetzt wie einst alles Heilige und Unheilige
durcheinanderwirft; Plutos, der nach seinem Willen alle Angelegenheiten der Menschen im
Allgemeinen wie im Besonderen lenkt; Plutos, ohne dessen Beistand die ganze Schar der
poetischen Gottheiten oder, noch kühner gesagt, die auserlesenen Götter erster Ordnung selbst nicht
sein würden.
Von solch einem Vater rühme ich mich abzustammen. Ich bin aber nicht, wie die griesgrämige
finstere Pallas dem Haupt des Jupiters, so dem meines Vaters entsprungen, sondern mich gebar die
Jugend, die schönste, heiterste und angenehmste aller Nymphen. Auch habe ich mein Dasein nicht
der kalten Vollziehung ehelicher Pflichten zu verdanken. Mein Ursprung war süßer, denn ich ward
empfangen in freier Liebe und bin eine Tochter des Genusses.
1488 Erasmus legt sein Priestergelübde im Chorherrenstift der Augustiner in Steyn (bei
Gouda) ab.
8 GUILLAUME DUFAY Audi, benigne Conditor
Audi, benigne Conditor
Audi, benigne Conditor,
Nostras preces ut audias,
in hoc sacro jejunio
Fusas quadragenario.
Scrutator alme cordium,
Infirma tu scis virium:
Ad te reversis exhibe
Remissionis gratiam.
Multum quidem peccavimus,
Sed parce confitentibus:
Ad nominis laudem tui,
Confer medelam languidis.
Concede nostrum conteri
Corpus per abstinentiam,
Culpae ut relinquant pabulum
Jejuna corda criminum.
Praesta beata Trinitas,
Concede simplex Unitas:
Ut fructuosa sint tuis
Jejuniorum Muncra.
Höre, guter Schöpfer
Höre, guter Schöpfer,
höre unsere Gebete,
vierzig Tage gesprochen
in diesem heiligen Fasten.
Du durchleuchtest die Herzen,
weißt um unsere Schwäche,
gewähre Verzeihung dem,
der sich an dich wendet.
Viel sündigen wir,
doch vergib uns unsere Beichte;
die Kranken heile
zu Ehren deines Namens.
Gewähre unseren Körpern
Läuterung durch Enthaltsamkeit,
damit ohne Schuld gehalten
das Sünderherz faste.
Heilige Dreifaltigkeit, gib uns,
einfache Einheit, gewähre,
dass uns die Früchte des Fastens
ertragreich seien.
9 Rezitation XI. - Wie sie zur Fortpflanzung des Menschengeschlechts beiträgt. (4)
Musik: ANONYM Folias antiguas: Rodrigo Martinez
Zunächst einmal, was kann wohl angenehmer, was kann kostbarer sein als das Leben selbst? Aber,
wem hat man seinen Anfang zu danken? Wem anders als mir? Oder pflanzt sich das Geschlecht der
Menschen durch den Spieß der mächtigen Göttertochter Pallas, pflanzt es sich durch den Schild des
Wolkensammlers Jupiter fort?
Sagt mir, bringt denn der Kopf, das Gesicht, die Brust, die Hand, das Ohr, welche alle für
anständige Teile des Körpers gehalten werden – bringen diese Körperteile Götter und Menschen
hervor? Ich meine nicht. Vielmehr dieser so drollige, so lächerliche Teil, den man nicht einmal
ohne Lachen nennen kann, ist das Fortpflanzungsorgan des menschlichen Geschlechts. Dieser ist
die geweihte Quelle, aus welcher alles Leben schöpft.
10 JUAN DEL ENZINA Cucú, cucú, cucucú! (Salamanca 1496)
Cucú, cucú, cucucú!
¡Cucú, cucú, cucucú!
Guarda no lo seas tú.
Compadre, debes saber
que la más buena mujer
rabia siempre por hoder.
Harta bien la tuya tú.
Compadre, has de guardar
para nunca encordunar;
si tu mujer sale a mear
sal junto con ella tú.
Kuckuck, kuckuck
Kuckuck, Kuckuck, Kuckuck,
Sieh dich vor, dass du’s nicht bist!
Gevatter, du musst wissen,
dass die beste Frau ihre Seele
verkaufen würde für einen Kuss.
Mach die deine nur schön satt!
Gevatter, sieh dich vor,
damit du nie gehörnt wirst:
Wenn dein Weib zum Pinkeln geht,
weiche keinen Zoll von ihr!
11 Adagium 145: Dem Mutigen hilft das Glück. (E2)
Musik: JOSQUIN DES PRÈS Fortuna desperata
Cicero schreibt im zweiten Buch seiner Gespräche in Tusculum: „Denn was den Mutigen hilft, ist
nicht nur das Glück, wie das alte Sprichwort meint, sondern auch der Verstand.“ Er zitiert einen
Spruch des Ennius. Weitere Zitate finden sich in der Äneis des Vergil und darüber hinaus an vielen
anderen Stellen.
Wir wollen noch Titus Livius zitieren. Im 4. Buch seiner Römischen Geschichte, wo er sich dem
Krieg gegen Makedonien widmet, schreibt er: „Sie sagten, dass das Glück den Tapferen helfen
würde.“ Das Sprichwort ermahnt uns, die sich uns bietende glückliche Gelegenheit beherzt zu
ergreifen. Tatsächlich ist es in den meisten Fällen den Tapferen zu verdanken, dass die Ereignisse
eine glückliche Wendung nehmen. Denn das Glück meint es in gewisser Weise besser mit solchen
Menschen, ist aber denen feind, die nichts wagen und sich ständig ängstlich in ihr Schneckenhaus
zurückziehen.
1492 Mit der Eroberung von Granada endet der Krieg gegen die Mauren.
12 CARLO VERARDI Viva el gran Re Don Fernando
Viva el gran rey don Fernando
Viva el gran rey don Fernando
con la reina Isabel
¡Viva España, y Castilla
llena de gloria triunfando!
La ciudad mahometana,
potentísima Granada,
de la falsa fe pagana
está salva y liberada.
Por virtud y mano armada
de Fernando e Isabel.
¡Viva España…
Gran amparo y gran empresa,
gran consejo y gran virtud,
gran honor y santa Iglesia
de ignorantes gran salud,
gran provincia en servitud
a Fernando y a Isabel.
¡Viva España…
Nuestra fe que sientan todos
cuánto les está obligada,
pues no contentos los moros
de Asia y África ocupadas
a la Europa ultrajada
mandaban hombres y naves.
¡Viva España…
Ya es todo fiesta y canto
al Señor las gracias dando,
tal triunfo celebrando
todos alto van gritando:
Viva el gran rey don Fernando
con la reina Isabel.
¡Viva España, y Castilla
llena de gloria triunfando!
Hoch lebe König Ferdinand
Hoch lebe König Ferdinand
und Königin Isabella.
Hoch lebe Spanien und Kastilien
voller Ruhm und siegreich!
Die mohammedanische Stadt,
das hochmächtige Granada,
ward erlöst und befreit
vom falschen Heidenglauben
durch die Tugend und die Waffen
von Ferdinand und Isabella.
Hoch lebe Spanien …
Großes Aufgebot und Unterfangen,
großer Rat und große Tugend,
große Ehre und heilige Kirche,
den Unwissenden großes Heil,
großes Gebiet in Oberhoheit
für Ferdinand und Isabella.
Hoch lebe Spanien …
Unser Glaube wird von allen gefühlt,
während er jenen aufgezwungen ist.
Denn die unzufriedenen Mauren
aus dem besetzten Asien und Afrika
strebten mit vollem Segel
ins verwahrloste Europa.
Hoch lebe Spanien …
Fest und Gesang ist nun überall,
der Herr dankt es ihnen,
und daher rufen alle
gemeinsam mit lauter Stimme:
Hoch lebe König Ferdinand
und Königin Isabella.
Hoch lebe Spanien und Kastilien
voller Ruhm und siegreich!
1492 Ausweisung des Judens aus Spanien (1492), Portugal (1497) und Florenz (1498).
13 Rezitation: Erasmus von Rotterdam und die Juden. (E3)
Musik: SEPHARDISCH, ANONYM Las Estrellas de los cielos (instr.)
In Italien sind die Juden zahlreich vertreten, in Spanien findet man kaum einen Christen! Die Juden
dürfen aber nicht mehr Verfolgung erleiden, als sie verdienen. Mit welcher Notwendigkeit hat man
so viel darein gesetzt, den Haβ gegen die Juden erneut anzufachen? Gibt es denn unter uns einen,
der diese Rasse nicht schon genügend verabscheut? Wenn Christ sein bedeutet, die Juden zu
verachten, so sind wir doch alle vorbildliche Christen. Hat man jemals gesehen, dass Schwert und
Feuer, Tod und Plünderung aus den Besiegten gute Christen machen? Es dünkt mir weniger
schlimm, sich offen als Jude oder Türke zu bekennen, als heuchelnd vorzugeben ein Christ zu sein.
Ein wahrer Türke ist mir lieber als ein falscher Christ.
14 SEPHARDISCH, ANONYM El pan de la aflicción
Este es el pan de la aflicción
Este es el pan de la aflicción
que comieron nuestros padres en tierra de Ayifto (Egipto).
Todo el que tiene hambre venga y coma,
y todo el que tiene de menester venga y pascue.
Este año aquí,
a el año el vinien en tierra de Yisraél,
Este año aquí siervos,
a el año el vinien en tierra de Yisraél.
Dies ist das Kummerbrot
Dies ist das Kummerbrot,
das unsere Väter in Ägypten aßen.
Mögen alle Hungrigen kommen und essen.
Mögen alle Bedürftigen kommen und Ostern feiern.
Dies Jahr sind wir die Erlösten Israels.
Nächstes Jahr ist es das ganze Volk Israels.
Dies Jahr sind wir Sklaven, nächstes Jahr freie Menschen.
15 Rezitation XII. - Wie sie für das Lebensglück sorgt. (5)
Musik: ANONYM Folias de la costa (Harfe)
Aber ich will mir das nicht einmal hoch anrechnen, daß ich die Urheberin des Lebens bin. Ich will
euch auch dartun, daβ alles, was das Leben Angenehmes hat, von meiner Mildtätigkeit herrührt.
Was wäre das Leben ohne die Wollust? Wäre es anders noch Leben zu nennen? Wer mag auftreten
und mich Lügen strafen, wenn ich behaupte, daß jede Stufe des menschlichen Lebens traurig,
armselig, freudlos, abgeschmackt und beschwerlich ist, wenn man ihm die Wollust, die Würze der
Torheit, entzieht?
Das könnte jene nie genug gepriesene vortreffliche Sentenz des Sophokles am besten erweisen: „In
der Torheit ist das Leben am angenehmsten.“
1495/99 Aufenthalt in Paris, wo er Griechisch lernt und zahlreiche Humanisten trifft.
16 CLAUDE SERMISY Benedic anima mea
Benedic anima mea
Benedic anima mea Domino:
et omnia quae intra me sunt
nomini sancto eius.
Benedic anima mea Domino,
et noli oblivisci omnes retributiones eius:
Qui propitiatur omnibus iniquitatibus tuis,
qui sanat omnes infirmitates tuas.
Preise den Herrn
Preise den Herrn, meine Seele:
Möge ich aus ganzem Herzen preisen
Seinen heiligen Namen
Preise den Herrn, meine Seele,
vergiss nicht all Seine Güte.
Er vergab all deine Untaten,
erlöste dich von deiner Unvollkommenheit.
1499 Erasmus reist nach England, wo er Thomas Morus begegnet.
17 Rezitation: Brief des Erasmus von Rotterdam an seinen teuren Freund Thomas
Morus. (E4)
Musik: ANONYM Romanesca (Greensleeves)
Auf meiner letzten Reise von Italien nach England suchte ich mich, um die Zeit, die ich auf dem
Pferde zubringen muβte, nicht so ganz unnütz zu verreiten, entweder mit unsern gemeinschaftlichen
Studien bisweilen zu unterhalten oder ich vergnügte mich an dem Andenken meiner lieben und
gelehrten Freunde, die ich hatte verlassen müssen. Unter diesen, liebster Morus, beschäftigten Sie
mich am meisten. Doch schreiben muβte ich auch notwendig etwas. Zu etwas Ernsthaftem glaubte
ich aber nicht genug Zeit zu haben; ich fiel also auf den Gedanken, der Torheit eine Lobrede zu
schreiben. Was für ein Geist hat Ihnen das eingegeben? Werden Sie fragen. Hören Sie nur. Erstlich
gab mir Ihr Geschlechtsname Morus dazu Anlaβ, welcher dem Wort Moria so nahe kommt, als Sie
selbst, nach aller Übereinstimmung davon entfernt sind. Dann dachte ich, diese Scherzrede könnte
Ihnen etwa einiges Vergnügen machen. Nehmen Sie also diese kleine Lobrede als ein
freundschaftliches Andenken nicht nur mit Wohlgefallen auf, sondern nehmen Sie sich ihrer auch
als Verteidiger an; sie ist ihnen zugeeignet und gehört also nicht mehr mir, sondern Ihnen.
18 ANONYME (Henry VIII mss.) Consort XXI
1500 Geburt Karls von Habsburg, des zukünftigen Kaisers Karl V.
1508 Aufenthalt in Italien. Erasmus promoviert an der Universität von Turin zum Doktor
der Theologie.
19 JOSQUIN DES PRÈS In te Domine speravi
In te Domine speravi
In te Domine speravi
per trovar pietà in eterno.
Ma in un tristo e oscuro inferno
fui e frustra laboravi.
In te, Domine, speravi.
Rotto e al vento ogni sperança
vegio il ciel voltarmi in pianto.
Suspir lacrime me avansa
del mio triste sperar tanto.
Fui ferito, se non quanto
tribulando ad te clamavi:
In te, Domine Speravi.
Auf dich, Herr, hoffte ich
Auf dich, Herr, hoffte ich,
um Gnade in aller Ewigkeit zu finden.
Doch durch eine trübe, dunkle Hölle
ging und mühte mich vergeblich.
Auf dich, Herr, hoffte ich.
Dahinverweht ist jegliche Hoffnung.
Weinend blicke ich in den Himmel.
Seufzer und Tränen eilen mir voraus
vor lauter traurigem Warten.
Ich bin verletzt, wie sehr, weiß ich nicht,
voll des Grübelns rief ich nach dir:
Auf dich, Herr, hoffte ich.
20 Rezitation XXIII. - Sie inspiriert die kriegerischen Heldentaten. (6)
Musik: JOSQUIN DES PRÈS Scaramella va alla guerra (instr.)
Ich will itzt nichts davon erwähnen, daβ keine groβe Tat ohne meinen Antrieb unternommen wird,
daβ es keine Kunst gibt, die nicht von meiner Erfindung herrührt. Betrachtet nur den Krieg, ist er
nicht aller ruhmwürdigen Taten Gelegenheit und Ursprung? Was ist aber törichter, als – aus was
weiβ ich für Ursachen – einen Streit anzufangen, von dem beide Parteien immer mehr Schaden als
Nutzen ziehen! Denn auf diejenigen, so darin umkommen, wird nicht gesehen.
Wenn einmal auf beiden Seiten die Armeen in Schlachtordnung stehen, und nun die Trompeten
erschallen und den Angriff verkünden, was nützen dann jene weisen Männer, die durch lauter Pläne
erschöpft vor Kaltblütigkeit kaum noch atmen können? Starker und ausgefreβner Kerle bedarf es
dann, die mehr Tollkühnheit als Verstand besitzen. Aber auf Vorsicht und Klugheit, möchte man
mir einwenden, kommt ja im Kriege erstaunlich viel an. Bei einem General räume ich das ein: aber
das eigentliche Soldatische ist kein Werk der Philosophie. Die Hauptsache wird immer durch
Müβiggänger, Kuppler, Straβenräuber, Mörder, Bauernkerle, Dummköpfe, Bankerotirer und
dergleichen liederliches Gesindel ausgeführt, keineswegs aber von jenen philosophischen
Lichtputzern und Nachtphilosophen.
21 MATEU FLETXA La Guerra: Todos los buenos soldados
Todos los buenos soldados
Todos los buenos soldados
que asentaren a esta guerra
no quieran nada en la tierra,
si quieren ir descansados.
Si salieren con victoria,
la paga que les darán
será que siempre ternán
en el cielo eterna gloria.
All die guten Soldaten
All die guten Soldaten,
die marschieren in diesen Krieg,
dürfen nichts lieben auf Erden,
wenn sie unbesorgt scheiden sollen.
Wenn sie einen Sieg erringen,
wird der Sold, der ihnen gewährt wird,
die ewige Herrlichkeit sein,
die der Himmel bereithält für sie.
22 Adagium 3001: Süß scheint der Krieg den Unerfahrenen. (E5)
Musik: Fanfaren & Trommeln
Hier nun ein besonders schönes und in der Literatur häufig verwendetes Sprichwort: „Süß scheint
der Krieg den Unerfahrenen.“
Wenn unter den menschlichen Dingen eines ist, das nur mit Zögern unternommen werden sollte,
und das mit allen Mitteln geflohen, abgewendet und abgelehnt werden muβ, so ist dies gewiss der
Krieg; nichts ist gottloser, verhängnisvoller, in umfassenderem Maß zerstörerisch, beharrlicher,
schrecklicher und dem Menschen unwürdiger – um nicht gar vom Christen zu sprechen.
Man stelle sich nur die Kohorten von Barbaren vor, die schon allein durch ihr Antlitz und den
Klang ihrer Stimme beiderseits Schrecken einflößen, die geharnischten Truppen in
Schlachtordnung, das entsetzliche Rasseln und Splittern der Waffen, das feindliche Grollen der
unübersehbaren Menge, ihre feindlich blitzenden Augen, der rauhe Ruf der Hörner, der
schauerliche Ton der Trompeten, das Dröhnen der Donnerbüchsen – so laut wie der richtige
Donner, nur viel schadenbringender – den unsinnigen Lärm, den wütenden Aufprall, die monströse
Schlachterei, das grausame Schicksal derer die sterben und derer die töten, Leichenteile, die
blutgetränkten Ebenen, die rotgefärbten Flüsse. Hingestürzt liegen der Bruder über dem Bruder, ein
Familienmitglied über dem anderen, der Freund über dem Freund und in der Entfesselung des
allgemeinen Wahnsinns sticht er sein Schwert in die Eingeweide eines andern, der ihm nie, nicht
einmal in Worten, Unrecht getan.- Kurz, diese Tragödie bringt so viele Übel mit sich, daß es dem
menschlichen Herzen widerstrebt, sie sich vorzustellen.
Von ihm kommt die Verachtung der Frömmigkeit, die Gleichgültigkeit gegenüber den Gesetzen,
die Bereitschaft jegliches Verbrechen zu begehen; aus dieser Quelle strömt eine ungeheure Flut von
Dieben, Räubern, Gotteslästerern und Mördern. Das Schlimmste aber ist, daß die heillose Seuche
sich nicht auf ihre eigenen Grenzen beschränkt. Ist sie einmal in irgendeiner Ecke geboren, dringt
sie wie durch Ansteckung in die Nachbarregionen und reißt sogar, durch Handel, Familienbande
oder politische Beziehungen begünstigt, entfernte Regionen in die allgemeine Unordnung und das
Gewitter der Elemente. Mehr noch, der Krieg erzeugt Krieg: aus einem Scheinkrieg entsteht ein
offener, aus einem winzigen der gewaltigste.
1509 Zweiter Aufenthalt in England. Erasmus schreibt Das Lob der Torheit und widmet das
Buch Thomas Morus, der gerade mit der Abfassung seines Werks Utopia beschäftigt
ist. Heinrich VIII. besteigt den Thron von England.
23 Rezitation: THOMAS MORUS Utopia: Über die Gerechtigkeit und den
gesellschaftlichen Wohlstand. (L1)
Musik: JOHN LLOYD Puzzle-Canon I
Überhaupt, mein lieber Morus, – um dir ganz unumwunden meine wahre Gesinnung zu entüllen –
dünkt mich, daβ, wo aller Besitz Privatbesitz ist, wo alles am Maßstab des Geldes gemessen wird,
da kann es wohl kaum je geschehen, daβ der Staat gerecht und gedeihlich verwaltet wird, wofern du
nicht meinst, das sei die gerechte Verwaltung, daβ das Kostbarste in die Hände der Schlechtesten
kommt, oder unter glücklicher Regierung befinde man sich dort, wo alle Habe unter einige wenige
verteilt wird, die auch nicht einmal besonders behaglich leben, während alle Übrigen ganz
unleugbar elend daran sind.
Wenn ich daher bei mir selbst die höchst weisen und edelmenschlichen Einrichtungen der Utopier
betrachte, wo so wenig Gesetze bestehen und die Staatseinrichtungen doch so trefflich verwaltet
werden, dass die Tugend ihren Lohn empfängt, und bei gemeinschaftlichem Besitz doch alle alles
in Überfluss haben, und dann mit diesen ihren Sitten und Gebräuchen so und so viel Völker
vergleiche, die immer neue Gesetze verordnen und wie doch kein einziges von ihnen wohlgeordnet
und gedeihlich bestellt ist, dann kann ich nicht anders als die Weisheit und Menschlichkeit auf der
einen Seite zu loben und die Unvernunft und Barbarei auf der anderen Seite zu verachten.
24 HEINRICH ISAAC Fortuna desperata: Nasci, pati, mori
Fortuna desperata: nasci, pati, mori
Fortuna desperata,
nasci, pati, mori
iniqua e maledeta
che de tal donna eletta
la fama ay de negata.
Tollkühnes Schicksal: du wirst geboren, erduldest und stirbst
Tollkühnes Schicksal,
du wirst geboren, erduldest und stirbst,
unbillig und verleumdet,
hast du so einer edlen Frau
den Ruhm versagt.
ERSTE TEILE (50-60 minutes)
II. ZEIT DER KONFRONTATIONEN
25 Rezitation XXVIII. - Die Torheit ist die Mutter der Künste. (7)
Musik: ANONYM (Mss. Venedig) Paduana del Re
Wie wimmelt es nicht unter den Sterblichen von Torheit! Sieht man nicht Toren unter Toren? Diese
Narrheit erzeugte Städte, durch sie bestehen Regierungen, Obrigkeiten, Religion, Ratschlüsse und
Richterstühle; und das menschliche Leben selbst – was ist es anderes als ein Spiel der Narrheit?
Wenn jemand unter euch den Sterblichen vom Monde herab zusehen könnte, wie so alles
ineinander rennt, so würde er meinen, einen Schwarm von Mücken oder Fliegen zu sehen, die
miteinander zanken und Krieg führen, einander nachstellen und plündern, Mutwillen treiben,
geboren werden, dahinsinken und sterben.
Es geht fast über alle Vorstellung, was für Unruhe und Lärm dieses kleine Geschöpfchen zu erregen
vermag, dessen Erdendasein doch nur von so kurzer Dauer ist.
1513 Niccolò Machiavelli veröffentlicht Il Principe.
26 Rezitation: NICCOLÒ MACHIAVELLI: Der Fürst. (L2)
Musik: CARLO GESUALDO: Gallarda di Venosa
Es muß der Fürst sich dergestalt fürchten machen, daß, wenn er die Liebe auch nicht gewinnt, er
den Haß doch vermeide (da es sehr wohl zusammen bestehn kann, gefürchtet, und nicht gehaßt zu
werden, welches er immer erreichen wird, so lange er sich des Eigentums seiner Untertanen und
Bürger und ihrer Frauen enthält): und wenn er dennoch genötigt wäre, gegen das Leben eines
derselben zu verfahren, darf er’s nicht tun ohne hinreichende Rechtfertigung und in die Augen
springende Gründe. Aber vor allem muß er sich fremden Besitzes enthalten, weil die Menschen
eher den Tod des Vaters, als den Verlust des Erbguts verschmerzen.
1517 Die Osmanen dringen nach Syrien, Palästina und Ägypten vor.
27 ANONYM (Mss. Dimitrie Cantenir 214) Makām Räst "Murass'a"
28 Rezitation XXXII. - Vom Zusammenhang zwischen Torheit und Unwissenheit. (8)
Musik: ANONYM My Lady Carey’s Dompe (Harfe)
O ihr unsterblichen Götter, soll ich hier reden oder schweigen? – Doch warum sollte ich schweigen,
da es mehr als wahr ist? Denn ich will itzt zeigen, daβ niemand in den Hafen der Glückseligkeit
einlaufen könne, der nicht die Torheit zur Führerin wählt.
Aber es ist mir, als hörte ich, wie laut die Philosophen dawider schreien. Ist es nicht ein Elend,
sagen sie, so von Torheit besessen zu sein, auf solche Abwege zu geraten, sich so betrügen zu
lassen, so dumm zu sein! Ei, ist denn Mensch sein etwas anderes?
Nichts aber ist elend, was beständig bleibt wie es von Natur aus ist. Man müβte sonst den
Menschen deswegen beklagen und beweinen, daβ er nicht fliegen kann wie die Vögel, daβ er nicht
wie anderes Vieh auf allen Vieren trapple oder mit Hörnern bewaffnet ist wie die Stiere. Mit
gleichem Recht müβte man auch das schönste Pferd unglücklich nennen, weil es keine Grammatik
gelernt und kein Gebäck zu speisen bekommt, und einen Stier für höchst elend halten, weil er nicht
zum Fechten taugt. So wenig unglücklich das Pferd ist, daβ es keine Grammatik versteht, eben so
wenig ist es mein Tor, der Mensch, weil das einmal so in seiner Natur liegt.
1517 Luther nagelt seine 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg.
29 Rezitation: Brief von Martin Luther an Erasmus (28. März 1519). (L3)
Musik: ANONYM Psalm: A solis ortus cardine (Orgel)
Ich bin doch ein Narr, dass ich dich, einen so bedeutenden Mann ohne Umstände und
Ehrbezeugungen anspreche, ein Unbekannter einen Unbekannten, als verbinde uns eine lange
Bekanntschaft. Doch deine Großmut wird meiner Vertraulichkeit und meiner Unerfahrenheit
vergeben, wenn ich, der ich unter Sophisten groß geworden bin, nicht gelernt habe, wie man einen
so gelehrten Mann zu grüßen hat. Verhielte es sich anders, mit wie vielen Briefen hätte ich dich
schon früher ermüdet und ich hätte nicht geruht, bis du ununterbrochen zu mir in meinem Zimmer
gesprochen hättest! Darum, mein Erasmus, liebenswerter Mann, bitte ich dich, wenn es dir möglich
ist, in mir einen kleinen Bruder in Christo zu erkennen, der dir mit Eifer und Liebe gewogen ist,
selber aber wegen seiner Unwissenheit nichts anderes verdient, als in einem Winkel vergraben und
allen, sogar dem Himmel und der Sonne verborgen zu sein. Das habe ich mir immer sehnlich
gewünscht und bin mir dabei meines Rüstzeugs bewusst. Ich weiß nicht, welches Geschick die
Dinge lange Zeit in eine andere Richtung gelenkt hat, so dass ich vor Scham vergehen muβ, daβ
meine Bedeutungslosigkeit und unglückliche Unwissenheit vor den Gelehrten ausgebreitet und
verhandelt wird.
30 HEINRICH ISAAC O Welt, ich muss dich lassen
O Welt, ich muss dich lassen
O Welt, ich muss dich lassen,
ich fahr dahin mein Straßen
ins ewig Vaterland.
Mein Geist will ich aufgeben,
darzu mein Leib und Leben
setzen gnädig in Gottes Hand.
Mein Zeit ist nun vollendet,
der Tod das Leben schändet,
sterben ist mein Gewinn:
Kein Bleiben ist auf Erden,
das Ewig muss mir werden,
mit Fried und Freud ich fahr dahin.
1525 Schlacht bei Pavia. Erasmus reist erneut nach Paris.
31 JACQUES MODERNE Pavane “La Bataille”
1521/29 Erasmus lebt in Basel, wo er den gröβten Teil seines Werks veröffentlicht.
32 JOSQUIN DES PRÈS Tu pauperum refugium
Tu pauperum refugium
Tu pauperum refugium,
tu languorum remedium,
spes exsulum,
fortitudo laborantium,
via errantium, veritas et vita.
Et nunc redemptor Domine,
ad te solum confugio;
te verum Deum adoro, i
n te spero, in te confido,
salus mea, Jesu Christe.
Adjuva me, ne unquam
obdormiat in morte anima mea.
Du bist die Zuflucht der Armen
Du bist die Zuflucht der Armen,
die Linderung der Sorgen,
die Hoffnung der Heimatlosen,
die Stärkung der Arbeitenden,
der Weg der Verirrten, die Wahrheit und das Leben.
Und nun, Herr und Erlöser,
suche ich bei dir allein Zuflucht;
Dich wahren Gott bete ich an,
in Dich setze ich meine Hoffnung,
auf Dich vertraue ich,
mein Heil, Jesus Christus.
Steh mir bei, dass meine Seele
nicht in den Schlaf des Todes versinkt.
33 Rezitation: Brief von Erasmus an Martin Luther (30. Mai 1519). (E6)
Musik: ANONYM In Nomine à 5
Herzlichen Gruβ in Christus, geliebtester Bruder.
Dein Brief war mir sehr willkommen, er verriet Schärfe des Geistes und ein christliches Herz. Mit
Worten könnte ich gar nicht sagen, welchen Sturm Deine Bücher hier (in Loewen) hervorgerufen
haben. Noch immer läβt sich der vollkommen falsche Verdacht nicht beseitigen, daβ man meint,
Deine Schriften seien mit meiner Hilfe geschrieben, ich sei der Bannerträger dieser Partei, wie sie
sagen. Ich habe bezeugt, daβ du mir völlig unbekannt bist, ich deine Bücher noch nie gelesen habe;
insofern billige und miβbillige ich nichts.
Soweit wie möglich halte ich mich neutral, um desto mehr dem Wiederaufblühen der Wissenschaft
nützlich zu sein. Meines Erachtens kommt man mit bescheidenem Anstand weiter als mit Stürmen
und Drängen. Es empfiehlt sich mehr, laut gegen die aufzutreten, die die päpstliche Autorität
miβbrauchen, als gegen die Päpste selbst, und glaube, so muβ man es auch bei den Königen
machen.
Auch sollte man die Schulen nicht verachten, sondern sie zu vernünftigeren Studien zurückrufen.
Giftige Streitereien gewisser Leute sollte man eher verachten als widerlegen. Und immer muβ man
sich davor hüten, anmaßend oder parteiisch zu reden oder zu handeln, so, glaube ich, ist es dem
Geiste Christi angenehm. Inzwischen muβ man sich ein Herz bewahren, das durch Zorn oder Hass
oder Ruhm nicht verdorben werden kann, denn mitten im Streben nach Frömmigkeit drohen
Fußangeln.
34 Rezitation LV. - Die Torheit der Könige. (9)
Musik: ANONYM La Spagna
Ich habe schon längst Lust gehabt, von Regenten und Hofleuten, die mich mit wahrer Aufrichtigkeit
verehren, wie auch billigermaβen von den Edelleuten etwas frei und offenherzig zu reden. Hätten
diese Herren und Leute nur ein Quäntchen gesunde Vernunft, was wäre trauriger und hassenswerter
als ihr Leben? Denn wer bei sich überlegt, was für eine schwere Last der auf seinen Schultern hat,
welcher einen guten Fürsten vorstellen will, dem wird es gewiβ unmöglich sein, sich eine
Vorstellung davon zu machen, wie man sich durch Meineid und Mord einen Weg zum Throne
bahnen könne. Noch schwieriger wird es, wenn man alle Pflichten erwägt, die damit verbunden
sind, und bedenkt, daβ derjenige, welcher das Ruder der Regierung übernimmt, ein öffentliches und
kein Privatgeschäft verwaltet, so daβ er also einzig und allein auf den allgemeinen Vorteil sehen
muss. Von den Gesetzen, die er gegeben und gehalten wissen will, darf er keinen Finger breit
abweichen; er selbst muβ durch sein Beispiel und seine Vorsicht über die Rechtschaffenheit seiner
Beamten und Richterstühle wachen; auf ihn allein sind aller Augen gerichtet und wenn er ein guter
Fürst ist, kann er als ein heilbringendes Gestirn dem menschlichen Geschlecht zur Wohlfahrt
gereichen. Wenn, sage ich, ein Fürst all dieses und noch weit mehr Dinge bei sich überlegte – und
das würde er können, wenn er kein Narr wäre – so würde er, sollte ich meinen, weder ruhig schlafen
noch vergnügt essen können.
35 Rezitation: Brief von Erasmus an den französischen König Franz I. (16. Juni 1526).
(E7)
Musik: ANONYM Musique de Joie: Pavane 14
Je schwerer das vorhergehende Unglück uns bedrückte, o Franz, christlichster König, um so mehr
freuen wir uns heute des wiedergewonnenen Friedens. Denn meine Seele litt doppelt. Was das
öffentliche Leben betraf, schmerzte es sie, zwei der größten Monarchen der Christenheit
miteinander im Streit zu sehen, mit all dem Leid, das dadurch für den ganzen Erdkreis entstanden
ist, so als hätte der Mond mit der Sonne im Streit gelegen, eine Gefahr für alle Sterblichen. Was
mich selbst betraf, ängstigte ich mich um den König, der mir seine Gewogenheit vielfach bezeugt
hat und dessen tugendhafte Seele das Geschick nicht mit Gleichem vergolten hat. So wie mein
Schmerz nicht bloβ einfacher Art war, so empfinde ich nun auch doppelte Freude darüber, dass
Frankreich, mit göttlicher Hilfe, seinen König wiedergewonnen und der Erdkreis zum Frieden
gefunden hat. Nur der allmächtige Gott vermag die unvernünftigen menschlichen Taten zu einem
glücklichen Ende zu führen. Wenn Einheit die christlichen Monarchen lenkt, werden die Türken
weniger wagen; sie, die nur durch eure Zwistigkeiten erstarkt sind, werden dann in ihre Schranken
zurückverwiesen.
1529 Niederlage der Osmanen vor Wien.
36 OSMANISCHER KLAGELIED Hisar Ağir Semai (instr.)
37 Rezitation LVII-LIX. - Die Torheit der Bischöfe, Kardinäle und Kirchenfürsten. (10)
Musik: ANONYM Folias antiguas (instr.)
Schon seit langer Zeit eifern dieser Lebensart der Fürsten die Päpste Kardinäle und Bischöfe
wacker nach, ja sie übertreffen sie beinahe darin. Sie weiden und pflegen sich, und die Sorgfalt für
ihre Schafe überlassen sie dem Herren Christus selbst. Haben sie aber Geld einzunehmen, dann
betragen sie sich recht bischöflich und haben Augen an allen Orten und Enden.
Die Päpste behaupten die heilige Würde, Christi Statthalter zu sein. Wollten sie nun ihr Leben ganz
nach dem seinigen einrichten, seiner Lehre gemäβ leben, ihr Kreuz auf sich nehmen und ihm in
Armut, Mühseligkeit und Verachtung dieses Lebens nachfolgen; bedächten sie daβ der Name Papst
Vater bedeutet und überlegten sie, wie viel die Anrede „Seine Heiligkeit“ sagen will – könnten sie
sich dann etwas Erbärmlicheres in der Welt denken, als Papst zu sein? Wie viele Vorteile würden
diese Leute verlieren, wenn sie einmal die Weisheit anwandeln sollte? Um wie viele Reichtümer,
um wie viel Ehre, um wie viel Land, um wie viele Siege, um wie viele Ämter, um wie viele
Vorrechte, um wie viele Zölle, um wie viele Ablaβeinnahmen, um wie viele Pferde, um wie viele
Maulesel, um wie viele Trabanten, um wie viele Lustbarkeiten würde sie das bringen!
Wenn auch vom Erbteil Petri im Evangelium steht: „Wir haben alles verlassen und sind dir
nachgefolgt“, so verstehen sie doch unter dem Erbteil Petri Land und Städte, Zölle, Gebühren und
Herrschaft. Dafür streiten sie, von dem Eifer Christi entflammt, mit Feuer und Schwert, daβ oft
Christenblut die Menge dabei vergossen wird. Könnte aber wohl die Kirche schädlichere Feinde
haben als solche gottlosen Päpste, die durch ihr Stillschweigen Christus in Vergessenheit geraten
lassen, zu ihren gewinnsüchtigen Gesetzen seinen Namen brauchen, durch ihre verdrehten
Auslegungen seine Lehre verunstalten und durch ihr fluchwürdiges Leben ihn noch einmal
ermorden?
Etwas so Ungerechtes, daβ die ärgsten Räuber und Mörder am besten zu seiner Ausführung taugen,
so setzen die Päpste dennoch alle ihre übrigen Pflichten auf die Seite und dürsten nach dem Krieg.
Man sieht sogar an schon abgelebten Greisen noch so viel jugendliches Feuer, wenn Krieg die
Losung ist, daβ sie zu diesem Behuf keine Kosten scheuen, von keiner Arbeit ermüdet und durch
nichts davon abgeschreckt werden, sollten sie auch Gesetze, Religion, Frieden, ja die ganze
Menschheit dadurch zu Grunde richten.
38 Brief von Martin Luther an Erasmus (15. April 1524). (L4)
Musique: HANS LEO HASSLER Psalm: Christ ist erstanden (Orgel)
Gnade und Friede von unserem Herrn Jesus Christus. Ich habe nun lang genug stille gesessen, mein
lieber Herr Erasme, und ob ich wohl gewartet habe, bis ihr als der Gröβere und Ältere zuerst dem
Stillschweigen ein Ende machtet, so dränget mich doch endlich nach langem vergeblichen Warten
die Liebe, den Anfang im Schreiben zu machen. Aufs erste habe ich nichts dawider einzuwenden,
daβ ihr euch fremde gegen uns anstellt, damit euer Handel gegen meine Feinde, die Papisten, euch
unbeschädigt bleibe. Wenn ich Mittler sein könnte, so wünschte ich, dass jene aufhörten euch so
hitzig anzufallen und lieβen euer Alter mit Frieden im Herrn entschlafen. Das sei von mir, bester
Herr Erasme, gesagt zum Zeugnis meiner Aufrichtigkeit gegen euch, als der der herzlich wünscht,
daβ der Herr euch einen Sinn wolle geben, der eures Namens würdig wäre, und wenn er damit
verzieht, so bitte ich euch unterdessen, daβ, wenn ihr anders nichts tun könnt, ihr nur einen
Zuschauer unserer Tragödie abgebet, keineswegs aber mit unsern Widersachern euch vereiniget; am
allerwenigsten mich in Schriften angreift, wie denn auch ich wider euch nichts herausgeben will. Es
ist genug gebissen, wir müssen nun zusehen, daβ wir uns nicht untereinander aufzehren. Das wäre
ein ebenso erbärmliches Schauspiel, je gewisser es ist, daβ kein Teil von beiden der Gottseligkeit
von Herzen feind ist. Haltet meine kindische Einfalt zu gut und gehabt euch wohl in dem Herrn.
1529 Ganz Basel tritt zur Reformation über. Erasmus verlegt seinen Wohnsitz nach
Freiburg im Breisgau.
39 CLAUDE GOUDIMEL Psaume 35: Deba contre mes debateurs
Deba contre mes debateurs
Deba contre mes debateurs,
Comba, Seigneur, mes combateurs,
empoigne moy bouclier et lance,
et pour me secourir t’avance.
Charge les, et marche au devant,
garde les d’aller plus avant.
Di à mon ame, Ame, je suis
celuy qui garentir te puis.
De honte soyent tous esperdus,
soyent reversez et confondus
tous ceux qui pourchassent ma vie
et de m’outrager ont envie.
Soyent comme la poudre qui est
du vent jettée où il luy plaist:
L’Ange du Seigneur tout-puissant
par tout les aille pourchassant.
Tous chemins soyent glissants pour eux:
par chemins noir set tenebreux
l’Ange de Dieu de place en place
tousjours les poursuivre et les chasse.
D’autant qu’à tort ils m’ont dressé
leur engin dedans un fossé:
leur engin, di-je, ils ont à tort
appresté pour me mettre à mort.
Tritt an gegen meine Gegner
Tritt an gegen meine Gegner,
bekämpfe jene, Herr, die mich bekämpfen,
greife für mich zu Buckler und Speer
und eile mir zu Hilfe.
Greife sie an, vorwärts,
halte ihren Vormarsch auf.
Sag zu meiner Seele: Seele, ich bin
der, der dich beschützen kann.
Vor Scham sollen alle verschwinden,
aufgestellt und verwirrt werden
sollen jene, die mein Leben wollen
und mich zu erniedrigen suchen.
Wie der Staub sollen sie sein,
den der Wind hinbläst, wo er will,
der Engel des allmächtigen Herrn
wird sie überall hin verfolgen.
Alle Wege sollen für sie glatt sein,
auf Wegen wird, schwarz und düster,
Gottes Engel sie ständig verfolgen
und von Ort zu Ort jagen.
So viel Leid haben sie mir zugefügt,
dass ihre Gerätschaft in einen Graben fällt,
ihre Gerätschaft, so sage ich, haben sie
übel hergerichtet, um mich zu töten.
1525/30 40 Rezitation: Erasmus von Rotterdam an Luther: Über den freien Willen. (E8)
Musik: CHRISTOPER TYE In Nomine à 5 My Death
Ich will vorausschicken, daβ ich niemals auf die Worte Luthers geschworen habe. Damit also
niemand diesen Kampf so auslegt, wie er bei aufeinandergehetzten Gladiatoren zu sein pflegt, will
ich mich mit einem einzigen seiner Lehrsätze kritisch befassen. Zunächst kann nicht geleugnet
werden, daβ es in der heiligen Schrift sehr viele Stellen gibt, welche ganz klar den freien Willen des
Menschen festzustellen scheinen,und es wiederum in derselben Heiligen Schrift einige Stellen gibt,
welche ihn gänzlich hinwegzunehmen scheinen. Weiters fassen wir an dieser Stelle den freien
Willen als eine Kraft des menschlichen Wollens auf, durch die sich der Mensch dem zuwenden,
was zum ewigen Heil führt, oder sich davon abkehren könnte. Wenn dem Menschen die
Unterscheidung von Gut und Böse und der Wille Gottes verborgen gewesen wäre, hätte es ihm
nicht angerechnet werden können, wenn er eine verkehrte Wahl getroffen hätte. Wenn der Wille
nicht frei gewesen wäre, hätte die Sünde nicht angerechnet werden können, weil sie aufhört, Sünde
zu sein, wenn sie nicht freiwillig geschieht, auβer wenn Irrtum oder eine Bindung des Willens aus
einer Sünde entstanden ist.
Diejenigen übrigens, die leugnen, daβ es überhaupt einen freien Willen gebe, sondern behaupten,
alles geschehe aus absoluter Notwendigkeit, bekennen, daβ Gott in allen nicht nur die guten Werke
wirke, sondern auch die bösen, woraus zu folgen scheint, daβ, wie der Mensch in keiner Weise der
Urheber guter Werke genannt werden kann, er auch in keiner Weise Urheber der bösen genannt
werden kann. Diese Meinung scheint ganz offen Gott Grausamkeit und Ungerechtigkeit
zuzuschreiben – eine Rede, die in frommen Ohren heftigen Abscheu erregt (denn er wäre nicht
Gott, wenn ein Fehler oder etwas Unvollkommenes auf ihn zuträfe).
41 HEINRICH ISAAC Christ ist erstanden
Christ ist erstanden
Christ ist erstanden
von der Marter alle.
Des solln wir alle froh sein,
Christ will unser Trost sein.
Kyrie eleison.
Wär er nicht erstanden,
so wär die Welt vergangen.
Seit dass er erstanden ist,
so loben wir den Herren Christ.
Kyrie eleison.
Alleluja.
Des solln wir alle froh sein,
Christ will unser Trost sein.
Kyrie eleison.
42 Rezitation: Martin Luther an Erasmus: Vom unfreien Willen. (L5)
Musik: Psalm: Christ lag in Todes (Veröffentlicht von MARTIN LUTHER)
Daβ ich recht spät, ehrwürdiger Erasmus, auf Deine Untersuchung über den freien Willen antworte,
geschieht gegen alle Erwartungen und auch gegen meine Gewohnheit.
Lieber Erasmus, Du hast versprochen, dem nachzugeben, der Dich eines Besseren belehre. Ich gebe
zu, Du bist bedeutend und mit vielen und zwar den edelsten Gaben von Gott ausgezeichnet, mit
Geist, Gelehrsamkeit, einer geradezu wundersamen Beredsamkeit, um von den anderen zu
schweigen. Ich aber habe und bin nichts, auβer, daβ ich mich beinahe rühmen darf, ein Christ zu
sein.
Indessen, wenn du diese Streitfrage nicht anders behandeln kannst, als du sie in dieser Diatribe
behandelt hast, so wünschte ich Dir von ganzer Seele, daβ Du, zufrieden mit der Dir gewordenen
Gabe, die Wissenschaften und die Sprache, wie du es bisher mit gröβtem Erfolg und Ruhm getan
hast, pflegtest, befördertest und weiter führtest. Mit diesem Bemühen hast Du auch mir viel zu
Dienst getan, so daβ ich bekenne, Dir viel zu verdanken. - In dieser Hinsicht verehre ich Dich und
bewundere Dich aufrichtigen Herzens. – Daβ Du aber dieser unserer Streitfrage gewachsen
gewesen wärest, hat Gott noch nicht gewollt und Dir noch nicht gegeben, was ich Dich bitte, nicht
aus Anmaβung gesagt anzusehen. Ich bete vielmehr, daβ der Herr Dich recht bald mir in dieser
Sache überlegen mache, wie Du mir in allem anderen überlegen bist.
1535 Heinrich VIII. sagt sich von Rom los und lässt Thomas Morus hinrichten.
43 ANONYM ELISABETHANISCH Desperada
12 Juillet 1536 Erasmus stirbt in Basel.
44 Rezitation: STEFAN ZWEIG Tod des Erasmus von Rotterdam. (L6)
Tätig bis zum letzten Augenblick, entflüchtet er durch das heilige Labyrinth der Arbeit einer Welt,
die er nicht anerkennt und versteht, einer Welt, die ihn nicht mehr anerkennen und verstehen will.
Endlich tritt der groβe Friedensbringer an sein Bett. Und nun er nahe ist, der Tod, den Erasmus ein
Leben lang so über alle Maβen gefürchtet, nun blickt der Müdegewordene ihm still und fast
dankbar entgegen. Noch bleibt sein Geist hell bis zum Abschied, noch vergleicht er die Freunde, die
sein Lager umstehen, Froben und Amerbach, mit den Freunden Hiobs, und unterhält sich mit ihnen
im geschmeidigsten und geistreichsten Latein. Aber dann, in letzter Minute, da ihm die Atemnot
schon die Kehle würgt, geschieht ein Sonderbares: er, der groβe humanistische Gelehrte, der sein
ganzes Leben lang nur Latein geredet und gesprochen, vergiβt plötzlich die gewohnte und ihm
selbstverständliche Sprache. Und in der Urangst der Kreatur stammeln die erstarrenden Lippen
plötzlich das kindgelernte heimatliche „lieve God“, das erste Wort und das letzte seines Lebens
finden sich im gleichen niederdeutschen Laut. Und dann noch ein Atemzug, und er hat, was er für
die ganze Menschheit zutiefst ersehnte: den Frieden.
45 BENEDICTUS APPENZELLER Planctus Erasmi: Plangite Pierides
Plangite Pierides
Plangite Pierides
dulcique helicone relicto
plangite doctiloqui
funera acerba viri
artes cui dederat
cunctas ter magnus Apollo
contentus vestro
delicuisse choro
flete decus vestrum
neglectaque carmina cessent
et iaceat pullo
musica mesta solo
belgica patroni
deploret funus Erasmi
plangite castalii
vos quoque fata viri.
Cantus firmus
Cecidit corona capitis nostris.
Trauert Pieriden
Trauert Pieriden,
nun fern des lieblichen Helikon,
betrauert den bitteren Tod
des wortgewandten Mannes,
dem der allmächtige Apoll
dreifach alle Künste verlieh.
Mit Eifer und Rührung
beweinet im Chor eure Zierde.
Lasst verstummen die sorglosen Lieder.
In Trauer hülle sich die Erde
und eure Musik mit ihr.
Belgien betrauere
den Tod seines Schutzpatrons Erasmus.
Trauert auch ihr um das Geschick
des kastalischen Mannes.
Cantus firmus
Es fiel die Krone von unseren Häuptern.
46 Rezitation LXVIII. - Abschied vom Leser. (11)
Musik: ANONYM Folias portuguesas (Harfe)
Nun merke ich, bald hätte ich mich vergessen, bald hätte ich die Grenzen überschritten. Dünkt es
euch, daβ ich zu mutwillig gewesen oder zu viel geplaudert habe, so bedenkt, daβ es die Torheit,
daβ es ein Weib getan. Und erinnert euch jenes alten griechischen Sprichworts: „Auch ein Tor sagt
bisweilen etwas Kluges“. Ihr müβtet denn meinen, daβ dies nur die Männer angehe und nicht die
Weiber. Ich sehe, ihr wartet nun auf den Schluβ. Aber seid ihr nicht gewaltige Toren, daβ ihr
glaubt, ich erinnerte mich nach einem solchen Redefluss noch, was ich gesagt habe! Es wird euch
das alte Sprichwort bekannt sein: „Mit dem, der ein gutes Gedächtnis hat, ist nicht gut trinken“.
Gebt acht, ich will euch itzt noch ein neues lehren: „Wer gut merkt, zu dem ist nicht gut reden“.
Nun aber lebt wohl, klatscht in die Hände, schmauset und zecht und seid lustig und guter Dinge, ihr
allseits hochzuverehrenden und wertgeschätzten Diener der Torheit!
47 ANONYM Quand je vois du vin clairet / Buvons bien
Quand je bois du vin clairet
Quand je bois du vin clairet,
Amis, tout tourne,
Aussi désormais
je bois Anjou ou Arbois.
Chantons et bouvons,
à ce flacon faisons la guerre,
chantons et buvons,
mes amis, buvons donc.
Le bon vin nous a vendu gais, chantons,
oublions nos peines, chantons.
En mangeant d’un gras jambon,
à ce flacon faisons la guerre.
Buvons bien, là buvons donc
à ce flacon faisons la guerre.
En mangeant d’un gras jambon
à ce flacon faisons la guerre.
Buvons bien, mes amis, trinquons,
buvons, vidons nos verres.
En mangeant d’un gras jambon
à ce flacon faisons la guerre.
Wenn ich hellen Rotwein trinke
Wenn ich hellen Rotwein trinke,
Freunde, dreht sich bei mir alles.
Aber so ergeht’s mir auch,
wenn ich Anjou trinke oder Arbois.
Lasst uns singen und trinken,
dieser Flasche den Garaus machen,
lasst uns singen und trinken,
meine Freunde, trinken wir aus.
Der gute Wein macht uns froh, lasst uns singen,
unsre Sorgen vergessen und singen.
Während wir essen vom fetten Schinken,
lasst uns dieser Flasche den Garaus machen.
Trinkt wohl, meine Freunde, lasst uns trinken
und dieser Flasche den Garaus machen.
Während wir essen vom fetten Schinken,
lasst uns dieser Flasche den Garaus machen.
Trinkt aus, meine Freunde, stoßen wir an,
lasst uns trinken, die Gläser leeren.
Während wir essen vom fetten Schinken.
lasst uns dieser Flasche den Garaus machen.
48 Rezitation: STEFAN ZWEIG Das Vermächtnis des Erasmus. (L7)
Musik: GIOVANNI MARIA TRABACI Durezze e ligature
Es wird der Ruhm des im irdischen Raum besiegten Erasmus bleiben, dem Humanitätsgedanken
literarisch den Weg in die Welt gewiesen zu haben, diesem einfachsten und zugleich ewigen
Gedanken, daβ es höchste Aufgabe der Menschheit sei, immer humaner, immer geistiger, immer
verstehender zu werden.
In diesem Vermächtnis wirkt schöpferisch eine groβe Verheiβung. Denn nur was den Geist über
den eigenen Lebensraum ins Allmenschliche weist, schenkt dem einzelnen Kraft über seine Kraft.
Nur an den überpersönlichen und kaum erfüllbaren Forderungen fühlen Menschen und Völker ihr
wahres und heiliges Maβ.
ZWEITE TEILE (50-60 minutes)
Konzeption des Programms: Jordi Savall
Programm-Idee: Jordi Savall & Montserrat Figueras
Textauswahl: Sergi Grau & Manuel Forcano
Auswahl der Musikstücke: Jordi Savall
Mit der Unterstützung des Departament de Cultura der Generalitat de Catalunya, des Institut Ramon
Llull und des Fondations Edmond de Rothschild.
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