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Business-Trainer und Coach (V.I.E.L.®), Dipl.-Ing. Medienbetriebstechnik (FH), Europäischer Energiemanager (IHK) Telefon +49 171. 192 19 20 · [email protected] · Bahrenfelder Steindamm 57 · 22761 Hamburg
Energie-‐Audit – und dann? Auftakt-‐Workshop des Netzwerkes „Energie-‐Effizienz und Nachhaltigkeit am Theater (ENaT)“ bei der BTT 2016 von Lars Wilcken, Annett Baumast und Walter Spruck Beitrag aus der Zeitschrift „Bühnentechnische Rundschau“ Nr. 4-‐2016 Der Theaterverlag – Friedrich Berlin GmbH, September 2016 Im Rahmen der 53. Bühnentechnischen Tagung wurde eine Netzwerk-‐Plattform rund um die Themenfelder Energie-‐Effizienz und Nachhaltigkeit ins Leben gerufen. Rund 15 engagierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Theatern und Fachfirmen trafen sich im Tagungszentrum der Niedersächsischen Staatstheater Hannover GmbH zu einem Auftakt-‐Workshop. Für die BTR fassen die Initiatoren des Workshops, Annett Baumast, Walter Spruck und Lars Wilcken, die Inhalte und Diskussionen anhand der Flipcharts zusammen. Kontakte knüpfen, Informationen zu Energie-‐Effizienz-‐Maßnahmen am Theater erhalten, Erfahrungen austauschen und über Anstöße und Herangehensweisen für die Umsetzung von Maßnahmen mehr erfahren – mit diesen Erwartungen kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Workshop. Bereits in der Vorstellungsrunde wurde deutlich, dass in vielen Theatern zwei Fragestellungen bei der Umsetzung von Energie-‐Effizienzmaßnahmen dominieren:
• Welche Maßnahmen sind sinnvolle Investitionen in die Zukunft und stabilisieren durch Einspar-‐Effekte die Fixkosten des Betriebes?
• Wie gewinne ich bei den Mitarbeitenden Akzeptanz für das Thema „Energie-‐Effizienz“?
• Wie motiviere ich die Mitarbeitenden, bei der Umsetzung der Maßnahmen aktiv mitzuwirken und sogar eigene Ideen in den Prozess einzubringen?
Hanno Hüppe, Technischer Direktor des Niedersächsischen Staatstheaters Hannover und Gastgeber des Workshops, berichtete zusammen mit seinem Kollegen Ulf Bosold, Betriebsinspektor des Niedersächsischen Staatstheaters Hannover, von Energie-‐Effizienz-‐Maßnahmen, die im Rahmen eines Energie-‐Einspar-‐Contracting an dem Opernhaus, dem Schauspielhaus, dem Ballhof sowie weiteren Proben-‐ und Produktions-‐Gebäuden in Hannover seit 2008 identifiziert, geplant und umgesetzt wurden. Durch das Know-‐How der Ingenieure des Contractors wurden zunächst diverse Maßnahmen im Bereich der Klimatechnik, der Wärmeversorgung und der Beleuchtung identifiziert und realisiert. Viele Mitarbeitende haben durch die Zusammenarbeit mit den Ingenieuren im
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Laufe des Prozesses eigene Ideen und Maßnahmen entwickelt – immerhin sind die Mitarbeitenden die Experten vor Ort und wissen am Besten, wo Optimierungen sinnvoll und möglich sind. Unterstützt wurde dieser Prozess durch den Umstand, dass im Tarifvertrag des Niedersächsischen Staatstheaters Hannover eine leistungsorientierte Bezahlung festgelegt ist. Hierdurch ist in einigen Abteilungen ein sportlicher Ehrgeiz entstanden, die Planungen der Contracting-‐Ingenieure zu unterstützen, weiter zu entwickeln und zusätzliche eigene Projekte zu realisieren. Die Bestandsaufnahme der Anlagen und Verbraucher durch den Contractor konnte das Niedersächsische Staatstheater Hannover für den Bericht des gesetzlich vorgeschriebenen Energie-‐Audits als Basis nutzen, so dass die Durchführung des Energie-‐Audits und die erforderliche Bericht-‐Erstellung in kurzer Zeit möglich waren. Da unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Workshops Unsicherheit darüber bestand, wann ein Theater audit-‐pflichtig ist, erläuterte Lars Wilcken die Audit-‐Kriterien aus dem Merkblatt des Bundesamts für Wirtschaft und Ausführkontrolle (BAFA) (Flipchart 1). Ziel eines Audits ist es, in einem Betrieb eine Bestandsaufnahme aller energetischen Verbraucher zu erstellen (Strom, Gas, Öl, Fernwärme, Benzin, Diesel etc.) und mit der Unterstützung eines externen Auditors energetische Maßnahmen zu entwickeln, mit deren Planung und Umsetzung im Betrieb ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP) angestoßen werden kann (Flipchart 2). Ein KVP wird üblicherweise durch einen Management-‐Kreislauf beschrieben, bei dem nacheinander die Phasen „Planen – Durchführen – Kontrollieren – Bewerten & im Betrieb verankern“ durchlaufen werden (englisch: „Plan – Do – Check – Act“, PDCA-‐Kreislauf). Wird der Management-‐Kreis mehrfach durchlaufen, so kann er als Spirale dargestellt werden, die symbolisiert, dass mit jedem Durchlauf der Prozess weiter optimiert und das Projekt, z.B. die Energie-‐Effizienz, verbessert wird.
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Der Einstieg in einen Energie-‐Effizienz-‐Management-‐Kreislauf durch die Verpflichtung, ein Energie-‐Audit durchzuführen, wurde von den meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Workshops als Chance verstanden, sich endlich mit dem Thema Energie-‐Effizienz zu beschäftigen. Denn nur wenige Häuser verfügen über entsprechende Personal-‐Ressourcen und engagierte Mitarbeitende wie in Hannover, so dass eine freiwillige Bestandsaufnahme im Betrieb nur selten vorgenommen wird. Damit bildet das Audit ein sogenanntes regulatives push-‐Instrument, mit dem Betriebe auf einen Mindest-‐Standard bei der Energie-‐Effizienz „hochgedrückt“ werden sollen. Gesetzliche Regelungen sind häufig push-‐Instrumente. Darüber hinaus können freiwillige Leistungen, die über Mindest-‐Standards hinaus gehen (Best-‐Practice-‐Beispiele), Betriebe weiter „hochziehen“ (pull) (Flipchart 3). Da sich im Laufe der Zeit die Mindest-‐Standards an den Best-‐Practice-‐Beispielen orientieren und angehoben werden, kommt mittelfristig kein Betrieb darum herum, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Eine aktuelle Umfrage des Bühnenvereins beschreibt, dass die Stimmung an deutschen Theatern, sich mit dem Energie-‐Audit zu beschäftigen, Mitte 2016 deutlich positiver bewertet wird als noch Ende 2015. Viele Theater, die bereits ein Audit durchgeführt haben, berichten von positiven Effekten für ihren Betrieb.
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Bei einigen Theatern, die denkmalgeschützte Gebäude unterhalten, kann eine besondere Auslegung der Audit-‐Kriterien dazu führen, dass das push-‐Instrument versagt: denkmalgeschützte Gebäude können im Rahmen eines Energie-‐Audits bei der Bestandsaufnahme und Maßnahmenentwicklung ausgenommen werden und mit ihnen auch sämtliche im Gebäude befindlichen Räume, Anlagen und Verbraucher, solange der Energie-‐Verbrauch im denkmalgeschütztem Gebäude getrennt erfasst wird. Und doch besteht auch in denkmalgeschützten Gebäuden die Möglichkeit, wirtschaftlich sinnvolle und erfolgreiche Energie-‐Effizienz-‐Maßnahmen umzusetzen, wie die Beispiele von Hanno Hüppe und Ulf Bosold aus dem Niedersächsischen Staatstheater Hannover zeigen oder das Engagement von Lars Wilcken an der Hamburger Laeiszhalle (siehe BTR 2/2011 und Sonderband 2012). Was aber muss passieren, damit die Durchführung eines Energie-‐Audits als Chance zum Einstieg in einen Energie-‐Effizienz-‐KVP verstanden wird, mit dem die Fixkosten des Betriebes stabilisiert oder sogar gesenkt werden können? Folgende Aspekte trugen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammen:
• Ein klarer Benefit für die Geschäftsführung sollte im Fokus stehen, z.B. Geld sparen • Die Mitarbeitenden benötigen einen Handlungsspielraum, um engagiert tätig werden
zu können • Es wird im Betrieb jemand benötigt, der sich für Energie-‐Effizienz verantwortlich fühlt
und die interessierten Mitarbeitenden motivieren kann • Durch interne und externe Kommunikation müssen die Erfolge bei der Umsetzung
von Energie-‐Effizienz-‐Maßnahmen transparent gemacht werden, um für weitere Schritte zu motivieren
Folgende Punkte, die das Engagement eines Theaters fördern können, wurden von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gesammelt: -‐ Leistungsorientierte Bezahlung der Mitarbeitenden -‐ Schulungs-‐ und Fortbildungsangebote für die Mitarbeitenden zum Thema Energie-‐Effizienz -‐ Ein Netzwerk ins Leben rufen mit Experten/innen zu den Rechtsgrundlagen, einem Überblick über die Förderprogramme und Erfahrungs-‐ sowie Informations-‐Austausch -‐ Eine DTHG-‐Gruppe Haus-‐ & Betriebstechnik -‐ Innerhalb des vorhandenen DTHG-‐Netzwerkes die vorhandenen Kompetenzen im Bereich -‐ -‐ Energie-‐Effizienz stärker hervorheben. -‐ Einen Energy-‐Saving-‐Award für Theater ins Leben rufen Zuletzt diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, welche Form und Organisation für ein Netzwerk angemessen wäre (Flipchart 4).
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Das Netzwerk „Energie-‐Effizienz und Nachhaltigkeit am Theater (ENaT)“ wird am 18. November 2016 zu einem zweiten Workshop einladen. Interessierte Betriebe und Mitarbeitende aus den Theatern melden sich bitte bei: Annett Baumast, Nachhaltigkeitsbeauftragte des DTHG, [email protected] Annett Baumast Nachhaltigkeitsexpertin, Ökonomin und Kulturmanagerin, Gründerin und Geschäftsführerin von baumast. kultur & nachhaltigkeit, Beauftragte für Nachhaltigkeit der DTHG Seit über 20 Jahren setzt sie sich in unterschiedlichen Positionen mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander, seit 2011 selbständig in Projekten mit verschiedenen Kultureinrichtungen im deutschsprachigen Raum. Sie unterstützt Theater und andere Kulturbetriebe bei strategischen und operativen Entscheidungen und Maßnahmen zum Thema Nachhaltigkeit und initiiert, berät und begleitet entsprechende Projekte. Als Dozentin und Autorin bietet sie maßgeschneiderte Seminare und Workshops rund um das Thema Nachhaltigkeit in Kultureinrichtungen für ein breit gefächertes Publikum an. Weitere Informationen: www.kultur-‐und-‐nachhaltigkeit.ch
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Walter Spruck Leiter des "Instituts für Nachhaltigkeit in Kultur und Tourismus" mit Sitz in Florstadt, nahe Frankfurt/M. In das Thema "Nachhaltigkeit" bringt er langjährige Erfahrungen aus den Bereichen Qualitätsmanagement, Prozessoptimierung und Kundenzufriedenheit ein. Durch Nachhaltigkeitsprojekte in den Feldern soziokulturelle Zentren, Kinos, Theater und Events, hat er einen intensiven Einblick in differenzierte Anforderungen und Probleme verschiedener kultureller Sektoren gewonnen. Schwerpunkte seiner Arbeit sind: 1. Einbindung von Publikum und Mitarbeitern in Projekte sowie die Kommunikation von Nachhaltigkeitsprojekten der Häuser in die Öffentlichkeit 2. Integration der Digitalisierung im Kulturbereich im Bereich Energietechnik aber auch in kreativen Bereichen und medialer Verwertung. Weitere Informationen unter: www. kultur-‐und-‐nachhaltigkeit.de Lars Wilcken Business-‐Trainer und Coach, Diplom-‐Ingenieur für Medienbetriebstechnik, Europäischer Energiemanager und Überzeugungstäter im Betrieblichen Umweltschutz, durchführender Berater für ÖKOPROFIT® in Hamburg Als langjährige Führungskraft bei Kampnagel und an der Laeiszhalle in Hamburg hat er Veranstaltungs-‐ und Gebäudetechnik saniert, neu geplant und durch ökologische und energie-‐effiziente Maßnahmen die Betriebskosten drastisch gesenkt. Als Energiemanager und Business-‐Trainer bietet er Seminare und Beratungen zur Umsetzung von energie-‐effizienten Maßnahmen, zum Betrieblichen Umweltschutz in Unternehmen, zur Konzeption von Green Meetings und nachhaltigen Veranstaltungen sowie zur Entwicklung von nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen an. Darüber hinaus unterstützt er als Coach mit seinen langjährigen Erfahrungen in der Team-‐ und Projektleitung Unternehmer und Führungskräfte bei der zielgerichteten Führung von Projekten, Teams und Mitarbeitern und bei Veränderungsprozessen. Mehr Informationen unter: www.larswilcken.de www.iuct.de
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