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    250 Jahre Regimentsgedenktag 18. Juni 1757 Schlacht bei Kolin

  • DEUTSCHMEISTER JOURNAL

    Seite 2 September 2007

    Editorial Freunde, Kameraden, Deutschmeister! Nun ist das „Deutschmeisterregiment“ Geschichte! In einer feierlichen Zeremonie anlässlich der Angelobung der Jungmänner der Garnison Wien am 15. Juni 2007 im geschichtsträchtigen Schloss Laudon wurde durch den Herrn Militärkommandanten von Wien, Herrn Bgdr Mag. Franz Reißner, die Auflösung des Regiments mit 30. Juni 2007 der Öffentlichkeit mitgeteilt. In einem wurde aber auch durch den Herrn Militärkom-mandanten verfügt, dass die für Wien und die öster-reichische Militärgeschichte so bedeutende Tradition der „Hoch- u. Deutschmeister“ künftig durch das Militär-kommando Wien und das Milizbataillon Wien 1 wahrge-nommen wird. Daraus ergibt sich nun auch für den Deutschmeisterbund die Verpflichtung wie bisher, vielleicht mit noch mehr Einsatz, in Zusammenarbeit mit dem Milizbataillon die Pflege der Deutschmeistertradition weiterzuführen. Mit Hauptmann Michael Blaha, seit Jahren im Vorstand des Deutschmeisterbundes, hat das Bataillon ja einen Kommandanten, der selbst mit Leib und Seele Deutsch-meister und zutiefst in die Pflege der Deutschmeister-tradition eingebunden ist. Die für 21. September im Ehrenhof Schloss Schönbrunn vorgesehene Feier anlässlich 250 Jahre Regimentsge-denktag (1757 Schlacht bei Kolin) musste leider aus organisatorischen Gründen entfallen und wird nun im Rahmen der Beendigung der Kaderübung des Miliz

    bataillons Wien 1 am gleichen Tag in der Maria There-sien Kaserne veranstaltet. Ich darf die Gelegenheit wahrnehmen um an dieser Stelle unserem neunen Sponsor, der Firma STRABAG, und ihren Mitgestaltern für die Förderung der militärischen Traditionspflege zu danken. An dieser Stelle möchte ich auch unserem Schriftführer MinR Mag. Martin Senekowitsch zur Beförderung zum Oberst gratulieren. Je länger man diese schöne Welt bewandert, umso mehr Freunde kann man sich schaffen, vielleicht? Ich darf da-her diese Gelegenheit wahrnehmen um mich für die zahl-reichen Glückwünsche zu meinem (noch nicht runden!) Geburtstag herzlich zu bedanken. In den 21 Jahren seines Bestandes hat der Deutsch-meisterbund umfassende Arbeit mit Erfolg geleistet. Möge auch in der neuen Organisation des Öster-reichischen Bundesheeres die Arbeit der „DEUTSCH-MEISTER“ von Erfolg gekrönt sein. Wir bleiben unserem Wahlspruch treu:

    Deutschmeister ist und bleibt man!

    Bgdr i.R. Josef Herzog

    Deutschmeisterbund

    Vorstand: Telefon & Fax: +43 (0)1 - 876 17 89 Gegründet: 1986, Abk. DMB, ZVR-Zl. 951500038 Web: www.dmb.or.at Adresse: A-1130 Wien, Lainzer Straße 34 E-Mail: [email protected]

    Präsident: Josef Herzog, Bgdr i.R. Vizepräsident: Hans-Georg Boehm, Ehrenoffizier Schriftführer: MinR Mag. Martin Senekowitsch, ObstdhmfD Kassier: Michael Blaha, Hptm

    Referent Organisation/Öffentlichkeitsarbeit:Heinrich Schmidinger, GenMjr i.R. Referent militärisches Musikwesen: KapM Friedrich Lentner Referent Ehrenzeichen: Mag. Peter Steiner, ObstltdhmfD Referent Mitgliedsvereine Inland: Kurt Ramler, Obst i.R. Referent Administration/Öffentlichkeitsarbeit: Eva Schmidinger, FOI Referent Mitgliedsvereine Ausland: Alfred Mühlhauser, Mjr i.Tr. Verbindungsoffizier zum JgR Wien: Andreas Fink, Hptm Referent geistliche Beratung: Pfarrer Dipl. theol. Michael Dederichs, Fam. O.T.

    Kontrolle: Johann Kadlec, Hptm i. Tr. Schiedsgericht: Martin Wiegand, Obst i.Tr. Ing. Rainer Totzauer, Olt i. Tr. Elmar Rosenauer, Obst Peter Scherbaum, Hptm

    Impressum: Medieninhaber, Herausgeber, Verleger: Deutschmeisterbund Für den Inhalt verantwortlich: Josef Herzog, Bgdr i.R. Gestaltung: Michael Blaha, Hptm Herstellung: BMLV / HDruck 0000/07 Anschrift (alle Genannten): 1130 Wien, Lainzer Straße 34

  • DEUTSCHMEISTER JOURNAL

    September 2007 Seite 3

    Traditionstag 2007

    Der „Wettergott“ meinte es gut mit uns. Ein angenehmer, lauer Sommerabend ermöglichte ein Fest der Sonder-klasse. In Verbindung mit der Angelobung der RekrutInnen der Garnison Wien in der wunderschönen Parkanlage des Schlosses Laudon feierte auch der Deutschmeisterbund am Freitag, 15.Juni 2007, abends seinen Traditionstag 2007.

    Bild 1: Unsere Regimentskapelle IR4 beim Platzkonzert …

    Die auch bei der Angelobung mitwirkenden Vereine des DMB – nämlich die Regimentskapelle IR 4 unter ihrem Obmann Josef Maitz und Kapellmeister Friedrich Lentner, das Deutschmeister Schützenkorps unter dem Kdo von SchMjr Alfred Mühlhauser sowie den Deutsch-meistern 1809 aus Perchtoldsdorf unter dem Kdo von Hptm i.Tr. Ing. Herbert Bauer – gaben der Veranstaltung in diesem Ambiente die farblich unbedingt erforderliche bunte Umrahmung.

    Bild 2: … im Wechsel mit der Gardemusik vor dem Schloss Laudon

    Bereits vor dem Festakt der Angelobung unterhielt die Regimentskapelle IR4 das zahlreich erschienene Publi-kum mit toller Musikauswahl. Sie erntete damit nicht nur großen Beifall, sondern legte auch den Nährboden für einen weiteren gelungenen Abend.

    Bild 3: Meldung an den MilKdt zum Auftakt der Angelobung

    Nach der Angelobung, der rund 1.000 Zuschauer bei-wohnten und bei der vor allem auch die exakten Gewehr-griffe der Ehrenformation und das Spiel der Gardemusik hervorstachen, ging es dann über zum gemütlichen Teil des Abends.

    Bild 4: Ende des offiziellen Festaktes mit dem großen Zapfenstreich

    Doch bevor es ganz gemütlich wurde, gab es noch einen kleinen, aber besonderen Festakt. Umringt von den Ehrengästen übergab der Militärkommandant von Wien, Bgdr Mag. Franz Reißner, vor dem Schloss Laudon die Fahne des JgR Wien, welches gemäß neuer Heeresorga-nisation mit 30. Juni 2007 aufgelöst wurde, symbolisch an den Präsidenten des DMB, Bgdr i.R. Josef Herzog.

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    Seite 4 September 2007

    Dieser gab die Fahne vor den aufgestellten DM Vereinen weiter an den designierten Kdt des JgB Wien 1, Hptm dMiliz Michael Blaha. Wie der Herr MilKdt in seiner

    Bild 5: Übergabe der Fahne durch Bgdr Herzog an Hptm Blaha

    kurzen Ansprache auch betonte, wird dieses JgB mit der Unterstützung des Militärkommandos die Tradition der Hoch- und Deutschmeister weiterführen und voraussicht-lich – nach einer noch erforderlichen erlassmäßigen Regelung – auch den Namen „JgB Wien 1, Hoch- und Deutschmeister“ führen. Unter Hinweis auf den Traditionstag der Deutschmeister bedankte sich der Präsident des DMB, Bgdr i.R. Josef Herzog, beim

    MilKdt, Bgdr Mag. Franz Reißner, für diesen Festakt und ersuchte diesen auch weiterhin um seine Unterstützung bei den Bemühungen um eine lebendige Traditionspflege.

    Bild 6: Abschließendes Gruppenfoto mit (v.l.n.r.) Hptm Mühlegger, Bgdr i.R. Herzog, Bgdr. Mag. Reißner, GenMjr i.R. Schmidinger, Hptm Blaha und SchMjr Mühlhauser

    Unser Traditionstag 2007 fand erst nach einigen Stunden in netter Runde bei guten, kameradschaftlichen Ge-sprächen seinen Ausklang.

    Text: GenMjr i.R. Heinrich Schmidinger Fotos: MilKdoW und Eva Schmidinger

    Seit fast 30 Jahren ist die Hiessberger GesmbH führend in Planung, Projektierung und Montagen von hoch-modernen Heizungs-, Lüftungs-, Klima- und Sanitär-anlagenfür Wohnhausanlagen, Einkaufszentren, Büro-gebäude und Industriebauten. Es werden praxisbezogene und technisch ausgereifte Lösungen für die Kunden entwickelt. Hiessberger GesmbH 1120 Wien, Breitenfurter Straße 13 Tel. 01 815 07 71-0, Fax 01 815 07 71-33 [email protected], www.hiessberger.at

    Deutschmeisterbund Termine 2007 21. September 2007 250 Jahre Schlacht bei Kolin und Regimentsgedenktag

    40 Jahre Deutschmeistertradition im Bundesheer Festveranstaltung mit dem Miliz Jägerbataillon Wien 1

    in der Maria Theresien Kaserne 03. November 2007 Totengedenken beim Deutschmeisterdenkmal Jänner 2008 Neujahrsempfang 2008 im Arsenal

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    September 2007 Seite 5

    Unsere Vereine berichten: 30 Jahre Historische Deutschorden-Compagnie zu Mergentheim 1760 e. V. Blenden wir ein wenig in die Geschichte der ehemaligen Residenzstadt zurück, um den Sinn, der der Historischen Deutschorden-Compagnie (HDOC) zu Grunde liegt, zu verdeutlichen.

    Bild 7: Wappen der Historischen Deutschorden-Compagnie

    Die Stadt Mergentheim kann auf eine über 500-jährige Schützentradition zurückblicken, die mit der Befestigung der Stadt am Anfang des 14. Jahrhunderts begann und bis 1809 dauerte. In früheren Jahrhunderten war der Wachdienst an den Toren und auf den Mauern von Mergentheim Bürger-pflicht. Die Stadt war in vier Verteidigungsviertel einge-teilt, deren jeweils ein Viertelmeister vorstand. Davon mussten auf die insgesamt 21 Türme und vier Haupttore, die die Stadt zu besetzen hatte, 23 Mann ausrücken. Das Schloss selbst wurde von der Ordenscompagnie allein verteidigt, und wenn zur Bewachung der Stadt dann und wann zusätzlich Ordenstruppen bereitgestellt wurden, geschah dies aus „höchster landesväterlicher Huld“. Nach der Gründung des Regiments „Teutschmeister“ 1695/96 in Mergentheim, das dem jeweiligen Mergentheimer Hochmeister des Deutschen Ordens unterstand, befand sich ständig eine Compagnie als Schlosswache in Mer-gentheim. In den Instruktionen ist zu lesen, dass die tägliche Wach-parade aus „48 Mann, 5 Unterofficier, 4 Gefreyten, 1 Dambor und 38 Gemeine, 1 Corporal und 6 Mann von den Dragonern“ bestehen soll. Weiter war befohlen, dass der Stadthauptmann nach dem Öffnen der Stadttore die Mannschaft auf dem Marktplatz antreten lassen musste und sie zum Wachdienst und Ablösung abmarschieren ließ. Diese Wachmannschaft trug die weiß-blaue „Deutschmeister“ Uniform so, wie sie heute von der Historischen Deutschorden-Compagnie in Bad Mergent-heim getragen wird.

    Als besonderes Ereignis aus dieser Zeit ist der Einzug des Hochmeisters „Maximilian Franz“ im November 1796 bekannt. Viele Compagnien aus Mergentheim und den angrenzenden Deutschordensämtern waren dabei ver-treten. Der letzte Auftritt von uniformierten Einheiten war zum Einzug des neu gewählten Hochmeisters Erz-herzog Anton Victor von Österreich in seine Residenz-stadt Mergentheim 1804. Mit dem Ende der Ordenszeit 1809 in Mergentheim endete auch die Deutschmeisterzeit. Heute, über 300 Jahre nach der Gründung dieser bekannten und volks-tümlichen Truppe in der k. (u) k. Armee, mit ihrem melodischen Regimentsmarsch, der weltbekannt wurde, bemüht man sich in Bad Mergentheim um die Pflege einer Tradition, die längst zur Geschichte geworden ist.

    Bild 8: Das Deutschorden Schloss in Bad Mergentheim

    Der heutige Zweck des Vereines, der Historischen Deutschorden-Compagnie (HDOC), der 1977 gegründet wurde, ist die Darstellung der Deutschordensgeschichte, insbesondere die Geschichte in der weiß-blauen Uniform in Wort, Bild und Schrift sowie jede damit verbundene Tätigkeit. Die Tradition der Historischen Deutschorden-Compagnie ist zugleich Tradition der fürstlichen Residenz Mergent-heim, die jährlich, mit vielen uniformierten Gästen aus Europa am St. Georgstag lebendig wird. Seit 1992 ist die Compagnie Mitglied im Deutschmeisterbund (DMB) Wien. Auftritte in Bonn, München, Salzburg, Stuttgart, New York, Meran und Wien sowie bei den europäischen Nachbarn zählen zu den besonderen Ereignissen der Traditionsvereinigung.

    Text und Fotos: Dr. h.c. Hans-Georg Böhm Ehrenoffizier der HDOC und Vizepräsident im DMB

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    Seite 6 September 2007

    311 Jahre Deutschmeister – eine Zeitgeschichte! Mit einem Vertrag zwischen Kaiser Leopold von Öster-reich (Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation) und seinem Schwager, dem Kurfürsten Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, Hochmeister des Deutschen Ordens, stellt der Orden ein Regiment zu Fuß dem Kaiserhaus zur Verfügung. Mit 21.1.1696 ernennt der Kaiser den Hochmeister des Ordens zum 1. Regiments-obristen und Regimentsinhaber. Und das bleiben die Hochmeister des Deutschen Ordens bis 1918 unter Erz-herzog Eugen von Österreich.

    Bild 9: Deutschmeisteruniform 1696

    Und nun besteht das Regiment unter der Bezeichnung „Pfalz-Neuburg Teutschmeister“! In Donauwörth aufge-stellt, auf dem Schiffsweg verlegt in den Kriegsschau-platz am Balkan, erhält das Regiment 1697 in den Türkenkriegen unter Prinz Eugen, bei Zenta die Feuer-taufe. Aus den „Teutschmeistern“ wird das k(u)k Infan-terieregiment „Hoch- und Deutschmeister Nr. 4“. Machen wir Sprünge durch die Jahrhunderte: Am 18. Juni 1757 in der Schlacht bei Kolin ist der aufopferungs-volle Einsatz des Regiments wesentlich mitentscheidend für den siegreichen Ausgang der Schlacht für die Kaiser-lichen. Dazu ein eigener Beitrag in dieser Ausgabe. Der 18. Juni ist von 1757 bis 1914 und wieder ab 1967 Regimentsgedenktag. Ein weiteres Relief am Deutsch-meisterdenkmal und die Gloriette im Schloss Schönbrunn erinnern an dieses denkwürdige geschichtliche Ereignis. Das Regiment ist auf zahlreichen Kriegschauplätzen ein-gesetzt. Etwas über ein Jahrhundert nach Kolin kommt es 1866 zur Tragödie von Königgrätz. Das Regiment ver-liert 426 Mann an Toten, Verwundeten und Gefangenen. Und wieder knapp 50 Jahre später – der 1. Weltkrieg. Am 18. Juni 1915 in den Kämpfen bei Sokol erleidet das Regiment schreckliche Verluste. Dieser Tag wird dem

    Regiment von 1915 bis 1938 als Regimentsgedenktag zugewiesen. Das Regiment gibt es auch im Bundesheer der 1. Republik mit der Bezeichnung „Infanterieregiment Nr. 4 Hoch- und Deutschmeister. Mit Ende der Besatzungszeit durch die Alliierten wurde 1956 aus Verbänden der ehemaligen B-Gendarmerie mit der Aufstellung des Österreichischen Bundesheeres begonnen: Am 2. Mai 1956 in Wien mit dem Feldjäger Bataillon 5 (FJgB 5) in der Fasangartenkaserne (heute Maria Theresien Kaserne), mit 15. Oktober wurden die ersten Jungmänner einberufen. 1963 wurde das FJgB 5 in das „Jägerbataillon 4“ umbenannt. Wir wollen hier bereits einen Hinweis auf die frühere Nummer des Wiener Hausregiments der „Hoch- u. Deutschmeister“ Nr. 4 erkennen. Am 27. Juni 1964 überreicht der Bürgermeister von Wien, Franz Jonas (später Bundespräsident) auf dem Rathausplatz die von der Stadt Wien gestiftete Fahne. Diese Fahne befindet sich nun in der Verwahrung des Milizbataillons Wien 1 als Träger der Deutschmeister-tradition.

    Bild 10: Deutschmeisteruniform 1809

    Anlässlich der erstmaligen Feier des Österreichischen Nationalfeiertages mit 26. Oktober 1966 wurde mit Tagesbefehl des BMfLV, Dr. Georg Prader, die Auf-nahme der Pflege der Tradition der „Alten Armee“ und des Bundesheeres der 1. Republik im Allgemeinen an-geordnet. Dem Jägerbataillon 4 wurde das Infanterie-regiment Nr. 4 der österreichisch-ungarischen Armee und des Bundesheeres der 1. Republik zur besonderen Über-lieferungspflege zugewiesen. Als Traditionstag wird der 18. Juni 1757 (Schlacht bei Kolin) und als Traditions-marsch der Deutschmeisterregimentsmarsch von W.A. Jurek bestimmt. Am 17. Juni 1967 wird erstmalig der Traditionstag beim Deutschmeisterdenkmal gefeiert. Mit 25. Jänner 1974 wird das Baon nach Zuordnung der UN – Heimataufgaben in das „Jägerbataillon 4 (UN)“ umbenannt.

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    September 2007 Seite 7

    Im Zuge der Neuorganisation des BH im Konzept der Raumverteidigung wird aus dem JgB 4 (UN), dem Landwehrregiment 101 und der Verwaltungsstelle Wien das Landwehrstammregiment 21 „Hoch- u. Deutsch-meister“ mit Oberst Karl Gabriel als Kommandant. Die UN Aufgaben bleiben bis 1986 beim Regiment. Die LWSR sind Rahmenverbände. In der Durchführung ihrer Aufgaben in der Raumverteidigung werden ihnen Reservebataillone (MobB) zugewiesen, die durch das LWSR zu beüben und für den Einsatz in der jeweiligen Zone vorzubereiten sind. Dem LWSR sind die JgB 4 (mob), JgB 5 (mob) und das JgB 6 (mob) zugewiesen.

    Bild 11: Truppenkörperabzeichen des LWSR21

    Im Zuge der BH Reform 2010 wird das JgR Wien mit 30. Juni 2007 aufgelöst und aus dem JgB 4 (mob) das Miliz Bataillon Wien 1. Aus dem LWSR 21 wurde das LWR 2 und aus diesem das Jägerregiment Wien bis zur Auf-lösung mit 30. Juni 2007. Im Zuge der Reform 2010 werden auch die MobBaone aufgelöst. Aus dem Jägerbataillon 4 (mob) wird das Milizbataillon Wien 1. Meine Beziehungen zu den „Deutschmeistern“: Mit Jänner 1962 wurde ich nach vierjähriger Zugehörigkeit zur IKSCH (Infanteriekampfschule) zum Feldjäger Baon 5 (Kurs für Körperausbildung – dem Vorläufer der HSNS (heute HSZ – Heeressportzentrum) dienstzugeteilt und später dorthin versetzt. Wir wissen schon, aus dem FgB 5 wurde das JgB 4 unter Kommandant Mjr Karl Kohaut. Während meiner Zugehörigkeit zur HSNS war ich von 1980 bis 82 Kdt des JgB5 (mob). Und dann wurde ich „Deutschmeister“: Mit 1. Juli 1982 zum Kommandanten des LWSR 21 „Hoch- u. Deutsch-meister“ bestellt. Neben den umfassenden Aufgaben der Ausbildung, Einsatzvorbereitungen in der zugewiesenen Raumsicherung (Schlüssel) Zone war die Öffentlichkeits-arbeit mein besonderes Anliegen. Und ich fand die ge-eigneten und willigen Mitarbeiter für diese interessante und dankbare Aufgabe.

    Kontaktaufnahme zum Namensgeber des Regiments, dem Deutschen Orden, und zu den bestehenden Deutsch-meistervereinen waren die ersten und erfolgreichen Schritte. Mit Zustimmung des Ordens wurde über Antrag das Truppenkörperabzeichen mit dem Hochmeisterkreuz auf rot-weiß-rotem Bindenschild und blauem Grund genehmigt. Damit waren die „DEUTSCHMEISTER“ auch nach außen klar erkennbar

    Bild 12: Übergabe der Fahne des Regiments an den Hr. MilKdten von Wien, Divr Karl Majcen. Obst dG Peter Schlauf wird für die Zeit seiner Truppenverwendung Kdt des Regiments (Foto: HBF)

    Von besonderer Bedeutung für die Öffentlichkeitsarbeit war die am 21. Juni 1982 noch durch meinen Vorgänger Obst Gabriel, mit der Wiener Handelskammer (heute WKW) abgeschlossene Partnerschaft, über die auch die entsprechenden Mittel und Beziehungen für diese Arbeit gegeben waren. 1986 war der entscheidende Schritt in der Öffentlichkeitsarbeit. Unter Einbindung der bestehenden Deutschmeistervereine wurde der „Deutschmeisterbund“ gegründet. Und dieser Bund besteht und wird auch weiter bestehen. Am 30. Juni 1990 war es dann soweit: Nach 8 Jahren Kommandantenzeit im „Deutschmeisterregiment“ und damit der längsten Führungszeit eines „Deutschmeister – Kommandanten“ im letzten Jahrhundert, begann der „wohlverdiente Ruhestand“. So wie bei meiner Be-grüßungsansprache bei der Übernahme des Kommandos konnte ich erst recht am Ende meiner aktiven Dienstzeit mit voller Überzeugung behaupten: „Deutschmeister ist und bleibt man“!

    Text und Fotos: Bgdr i.R. Josef Herzog

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    Seite 8 September 2007

    Vom Jägerbataillon 4 (mob) „HuDM“ zum Milizbataillon Wien 1 „HuDM“ Der Initiative des damaligen Kommandanten Jäger-bataillon 4 (mob), Major Karl-Michael Hruza ist es zu danken, dass der Deutsche Orden am 26. April 1991 in einer feierlichen Zeremonie auf dem Wiener Stephans-platz die geistiliche Patronanz über dieses Bataillon über-nahm.

    Bild 13: Die angetretenen Formationen und die Ehrengäste vor dem Seitentor des Wiener Stephansdomes

    Beim Festgottesdienst in der Deutschordenskirche unter-streicht der Militärbischof von Österreich, SE Dr. Alfred Kostelecky, selbst ein Deutschmeister aus tiefster Über-zeugung und Träger des Großen Ehrenzeichens des Deutschmeisterbundes, die Nothilfepflicht des Öster-reichischen Bundesheeres.

    Bild 14: Abschreiten der Front BM Dr. Fasslabend, Divr Semlitsch, der Hoch-meister des Deutschen Ordens, Abt Dr. Wieland, der BaonsKdt Mjr Hruza

    „Wenn ein anderer bedroht ist, muss man aus der Not-hilfepflicht heraus dem Bedrohten beistehen!“. In

    weiterer Folge führt Bischof Kostelecky aus: „Die geist-liche Patronanz solle helfen, die Nothilfepflicht des Österreichischen Bundesheeres am Beispiel des Deut-schen Ordens richtig zu verstehen. Der Deutsche Orden habe dieses geistige Wertverstehen von Anfang an ge-lehrt, indem er den Armen hilft, die Kranken pflegt und den Bedrohten zu Hilfe kommt.“ Im Rahmen einer großen militärischen Feier unterzeich-neten der Hochmeister des Deutschen Ordens, SE Abt, Dr. Arnold Wieland, O.T. und der Bataillonskommandant Mjr Hruza in Anwesenheit des Herrn BM f LV, Dr. Werner Fasslabend, die Patronanzurkunde. Ein großes Aufgebot an Ehrengästen aus allen Kreisen der Bevölke-rung, dem Klerus, der Politik, Gesellschaft und Kultur wohnte der Feier bei. Abordnungen der Familiaren des Deutschen Ordens, ein Ehrenzug der Garde, eine Ehrenkompanie des JgB 4 (mob), Abordnungen des Regiments, der Militärkom-mandant von Wien, Divisionär Karl Semlitsch und eine große Anzahl von Offizieren des Bundesheeres.

    Bild 15: Austausch der Partnerschaftsgeschenke nach Unterzeichnung der Urkunde durch Abt Dr. Wieland Hochmeister O.T.und Mjr Hruza

    Und nun der Weg zum Milizbataillon Wien 1 „Hoch- u. Deutschmeister“: Wie schon in einem anderen Beitrag ausgeführt, wurde im Zuge der Heeresgliederung 2010 aus dem JgB 4 (mob) das Milizbataillon Wien 1. Da es der unmittelbare Nachfolgeverband des JgB 4 ist, müsste zwingend auch die Partnerschaft (geistliche Patronanz) des Deutschen Ordens auch auf das MBW1 übergehen. Und mit der Bestellung des Hauptmann Michael Blaha zum Kommandanten dieses Bataillons ist auch die rich-tige Person am rechten Platz.

  • DEUTSCHMEISTER JOURNAL

    September 2007 Seite 9

    Zur Person Hauptmann Michael Blaha: Geboren am 21. August 1969 (im Sternbild Löwe – also alle Voraussetzungen für eine Führungspersönlichkeit) rückt er zum Präsenzdienst in Wien ein und kommt zur Einjährig Freiwilligen Ausbildung (EF) nach St. Michael in die Steiermark. Er wird Zugs- und Kompaniekomman-dant beim Jägerbataillon 4 (mob), „Hoch- u. Deutsch-meister“. Später ist er in der Stabsfunktion des S3 tätig. Und mit März 2007 wird Hptm Blaha zum Komman-danten des Miliz Jägerbataillons Wien 1, „Hoch- und Deutschmeister“, bestellt.

    Bild 16: Hptm Michael Blaha

    Doch sein militärisches Engagement geht über seine Milizfunktion hinaus: Mitwirkung des eigenen Unter-nehmens in der Softwareentwicklung im Projekt FIS „Phönix“, Kassier im Heeresportverein Wien und mittlerweile 10 Jahre Kassier im Deutschmeisterbund. Seine berufliche Situation: Gründung und Geschäfts-führung der IKTopia Informations- und Kommunika-tionstechnologie GmbH mit Schwerpunkt Planung, Kon-zeption und Betrieb von IKT Systemen, Datenanalyse und -auswertung. Zusätzlich ist er seit vielen Jahren als Lektor im Erwachsenenbildungs- und Fachhochschul-sektor tätig. Militärisch steht er mit seinem Bataillon nach seiner Be-stellung zum Kommandanten auch gleich vor den ersten Herausforderungen. Das Jägerbataillon Wien 1 übt im September mit allen seinen Kaderübungspflichtigen das erste Mal seit 2003 auf dem Truppenübungsplatz Seetaler Alpe. Abgesehen von der Formierungstätigkeit stehen das Scharfschießen mit allen Waffen des Bataillons und Ausbildung in Gefechtsdienstthemen mit Schwergewicht Schutz am Programm.

    Das Bataillon hat im Juli bereits erfolgreich die Vorbe-reitungskaderübung hinter sich gebracht und ist für die anstehende Übung bestens gewappnet. Die aktuelle Situ-ation der Miliz verlangt dem gesamten Stab und allen eingeteilten Kommandanten noch mehr Eigenengage-ment und Selbständigkeit ab. Allen Milizkadersoldaten sei an dieser Stelle für ihre Mitarbeit Dank ausgespro-chen. Das Jägerbataillon Wien 1 versteht sich unter der Füh-rung von Hptm Blaha nach der Auflösung des Jägerre-gimentes Wien als der Verband, dem die Weiterführung der Tradition und des Namens „Hoch- und Deutsch-meister“ obliegt. Ein entsprechender Antrag bezüglich des Namenszusatzes ist bereits gestellt und das Bataillon wird auch das Wappen des Jägerregimentes als Ver-bandsabzeichen weiterführen.

    Bild 17: Das Wappen des JgB4(mob) und des JgRW und zukünftig des JgBW1

    Hptm Blaha ist durch seinen Werdegang im Jägerbatail-lon 4 (mob) und im Deutschmeisterbund das ideale Bin-deglied zwischen aktivem Bundesheer, dem Milizwesen und der Traditionspflege. Seine persönlichen Interessen sind Golf und Mathematik. Und da er noch keine Familie hat, bleibt neben seinen umfangreichen beruflichen und sonstigen Aktivitäten noch immer genug Zeit, um seinem militärischen „Hobby“ zu frönen. Hoffentlich noch recht lange! Der Deutschmeisterbund schätzt sich glücklich, so einen Mitarbeiter in seinen Reihen zu haben. In ihm hat unser Motto „Deutschmeister ist und bleibt man“ vollste Be-rechtigung gefunden! Wenn wir solche Mitarbeiter in unseren Reihen haben, braucht uns um die Weiterführung der Deutschmeistertradition wirklich nicht bange sein!

    Text: Bgdr i.R. Josef Herzog Fotos: Heeresbild- und Filmstelle

    und Eva Schmidinger

  • DEUTSCHMEISTER JOURNAL

    Seite 10 September 2007

    DIE SCHLACHT VON KOLIN am 18. Juni 1757 In dieser Schlacht von Kolin am 18. Juni des Jahres 1757 standen in Böhmen ein österreichisches Heer (mit dem Deutschmeisterregiment) unter der Führung von Feld-marschall Leopold Graf Daun den preußischen Truppen – angeführt vom Preußenkönig Friedrich II. selbst – west-lich von Kolin gegenüber. Im Mai 1757 hatten preußische Truppen drei öster-reichische Armeekorps in Prag eingeschlossen und be-lagert. Feldmarschall Daun erhielt den Auftrag mit dem vierten Korps eine Entsatzschlacht durchzuführen, um die Belagerung von Prag zu sprengen. Von Mähren aus war dieses vierte österreichische Korps, wo auch das Deutschmeisterregiment eingeteilt war, nach Westen - Richtung Prag marschiert.

    Bild 18: Die Schlacht bei Kolin – festgehalten am Deutschmeisterdenkmal

    Dies hatte auch der Preußenkönig Friedrich II. erfahren – und war deshalb mit einigen preußischen Verbänden dem vierten österreichischen Korps entgegenmarschiert, wo-bei andere Teile des preußischen Heeres die Stadt Prag weiter belagerten. Westlich von Kolin waren dann diese beiden Heere aufeinander getroffen. Die Österreicher hatten einen Höhenzug westlich von Kolin besetzt, wäh-rend die Preußen im Tal an der Straße am 18. Juni 1757 ihre Angriffsstellungen eingenommen hatten. Zwei Stunden standen sich die beiden Heere gegenüber und am Nachmittag entschlossen sich die Preußen zum Angriff. Das Deutschmeisterregiment war beim rechten Schlacht-flügel des österreichischen Heeres im Raum bei der Krechorhöhe disloziert. Obristwachtmeister Graf Soro war als Kommandant von zwei Deutschmeister-Grena-dierkompanien zum Schutz einer österreichischen Artille-riestellung bei einem Eichenbuschgehölz im Bereich der Krechorhöhe eingesetzt.

    Dort im Raum bei der Krechorhöhe erfolgte dann am Nachmittag des 18. Juni 1757 der preußische Hauptan-griff und bei diesen Kampfhandlungen waren viele Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten des Deutsch-meisterregiments gefallen. Die preußischen Truppen hatten bereits die Kammlinie der Krechorhöhe besetzt und es gab dort einen hartnäckigen Nahkampf. Zu diesem Zeitpunkt wurde Obristwachtmeister Soro am Verwundetenverbandsplatz wegen einer Verletzung be-handelt, als er von dieser bedrohlichen Lage des Deutschmeisterregiments an der Krechorhöhe erfuhr. Obristwachtmeister Soro eilte zur Krechorhöhe, ordnete dort die schon schwankende Kampflinie des Deutsch-meisterregiments, führte Munitionsausgleiche durch und hatte danach einen Gegenangriff (eigentlich Gegenstoß) auf die preußischen Trappen an der Kammlinie der Krechorhöhe durchgeführt. Dieser Gegenangriff des Deutschmeisterregiments unter Führung von Obristwachtmeister Johann Graf Soro war erfolgreich, der preußische Angriff wurde gestoppt und danach wurden diese preußischen Truppen von den Deutschmeister-Soldaten (auch durch Bajonettangriffe) von der Kammlinie der Krechorhöhe zurückgedrängt. Durch diesen Einsatz hat das Deutschmeisterregiment unter Obristwachtmeister (nach heutigen Begriffen Major) in diesem Schlachtabschnitt die Vorraussetzungen geschaffen für einen wirkungsvollen und entscheidenden österreichischen Reiterangriff. Durch diesen öster-reichischen Reiterangriff wurde der linke Schlachtflügel des preußischen Heeres von der Krechorhöhe zur Straße hinuntergedrängt und in weiterer Folge mussten sich die preußischen Truppen zurückziehen und als Verlierer das Schlachtfeld räumen.

    Bild 19: Graf Soro

  • DEUTSCHMEISTER JOURNAL

    September 2007 Seite 11

    Während der Kämpfe in der Schlacht von Kolin war der Regimentskommandant des Deutschmeisterregiments – Oberst Karl Mohr gefallen und eine Kanonenkugel hatte dem Obristwachtmeister Johann Graf Soro den rechten Unterschenkel weggerissen, aber er überlebte. Am 24. August 1758 wurde er zum Oberstleutnant befördert und am 4. Dezember 1758 wurde Oberstleutnant Johann Graf Soro für sein mutiges, hartnäckiges und schlachtentschei-dendes Verhalten bei den Kämpfen in der Schlacht von Kolin mit einer Tapferkeitsauszeichnung – mit dem Militär Maria Theresien Kreuz – ausgezeichnet. Dieses Ordenskreuz wurde seitdem als Tapferkeitsaus-zeichnung an Offiziere für besondere hervorragende, wichtige und mutige Waffentat beim Kampf gegen Feinde oder für bedeutende, tapfere, kluge und schlacht-entscheidende Führungsleistung bei der Bekämpfung von Feinden, welche von Offizieren selbständig und siegreich durchgeführt wurden, verliehen. Den Militär Maria Theresien Orden gab es im Lauf der Zeit als Ritterkreuz, Kommandeurkreuz und Großkreuz. Derzeit findet übrigens im Kunsthistorischen Museum eine Sonderausstellung „250 Jahre Militär-Maria There-sien-Orden“ veranstaltet von der Österreichischen Gesell-schaft für Ordenskunde und der Österreichischen Gesell-schaft für Heereskunde statt. Auch eine Sondermarke wurde anlässlich des Jubiläums aufgelegt.

    Bild 20: Das Maria Theresien Ritterkreuz

    Die Folgen des österreichischen Sieges in der Schlacht von Kolin waren: - Sicherung und Fortbestand der habsburgisch-österreichischen Monarchie - Aufhebung der preußischen Belagerung von Prag. - Regimentsgedenktag der „Deutschmeister“! - Der siegreiche Ausgang der Schlacht von Kolin war der Anlass zur Stiftung der höchsten Tapferkeitsaus-zeichnung der Monarchie durch Kaiserin Maria Theresia – den „Militär Maria Theresien Orden“!

    Text: Obstlt Udo Wunsch

  • DEUTSCHMEISTER JOURNAL

    Seite 12 September 2007