SeeMe und der Socio-Technical Walkthrough
Methoden zur Dokumentation und Analyse von Innovationsflüssen in Unternehmen
Michael Prilla, [email protected]
• Geschäftsprozessebene oft zu abstrakt: Innovationsflüsse enthalten formale und informale Aspekte
• Innovationsflüsse verlaufen individuell und nicht schematisch
• Innovationsflüsse finden in Netzwerken statt und sind abhängig von verschiedenen Akteuren (z.B. Manager, Techniker, Vertriebsmitarbeiter, Kunde, …)
• Innovationsflüsse finden in sozio-technischen Systemen statt
• Die Sichtbarkeit einer Idee kann entscheidenden Einfluss auf das Gelingen eines Innovationsflusses haben
Charakteristika von Innovationsflüssen
www.innovationsarbeit.de 226.05.2009
Innovationsflüsse in unternehmen müssen organisatorisch und technisch unterstützt werden, um die Verbreitung und Umsetzung von Ideen zu fördern.
• Wie können Innovationsflüsse erfasst und analysiert werden?
• Wie können Verbesserungen umgesetzt und verstetigt werden?
Ausgangslage
www.innovationsarbeit.de 326.05.2009
• Modellierungsnotation für gelebte Prozesse und informale Aspekte• Vagheit
• Unvollständigkeit
• Unsicherheit
• SeeMe: Sozio-technische semistrukturierte Modellierungsmethode
• Partizipatives Vorgehen mit allen Akteuren• Zuverlässigkeit der Prozesse
• Commitment zu Vereinbarungen und Prozessen
• STWT: Socio-technical Walkthrough
• Perspektiven bei der Modellierung integrieren• Individuelle Erfassung von Perspektiven auf Innovationsflüsse
• Verschränkung in eine gemeinsame Sicht
• Diskussion und Verbesserungspotentiale
SeeMe und der STWT zur Modellierung von Innovationsflüssen
www.innovationsarbeit.de 426.05.2009
• Erfassung von Innovationsflüssen
• Aktivitäten bei der Umsetzung von Ideen
• Im organisationalen Kontext / Umfeld
• Diskussion und Perspektivenintegration
• Kombination technischer und organisatorischer Aspekte
• Strukturen: Rollen / Personen (wer macht was?)
• Objekte / Entitäten (wer benötigt / nutzt was wann?)
• Relationen (wer sieht was / wer hat wann Zugriff?)
• Analyse
• Verbesserungspotential: Abläufe, Sichtbarkeit, technische Unterstützung
• Hemmnisse / Barrieren
Dokumentation und Analyse von Innovationsflüssen
www.innovationsarbeit.de 526.05.2009
SeeMe:Sozio-technische Prozessmodellierung
Ziele der Prozessmodellierung:Kommunikationsunterstützung vs. …
Steuerung
Kommunikation
Ziele der Prozessmodellierung:Kommunikationsunterstützung vs. Steuerung
Steuerung
Kommunikation
Ziel: Software-Entwickler und Manager legen ihre impliziten
Modelle offen und tauschen sie aus
Prozessdiagramme als Kommunikationsunterstützung
• Integration technischer und organisatorischer Strukturen
• Integration formaler und informaler Aspekte
• Umgang mit Unvollständigkeit und Unsicherheit
• Offen für Formalisierung und auchfür Vereinfachung
Basis Elemente der Modellierungsnotation(SeeMe – semi-structured, socio-technical modelling Method)
Aktivität
Entität
Rolle
Verhalten, das zu Veränderungen führt
Ressourcen und Objekte, die die Aktivitäten
unterstützen
verändert
Hauptsächlich Rechte und Pflichten von
Personen, Teams und Organisationseinheiten
soziale Aspekte
ausführen
Wird
genutzt
Weitere Informationen: SeeMe in a Nutshell
niedrige Einstiegshürde – viele Erweiterungsmöglichkeiten
Festlegung vs. Entscheidungsspielraum
Bestellung
kontrollieren
x
Bestellung
vorbereiten
Wert> 5Tsd
bestellenx
Bestellung
vorbereiten
Bestellung
kontrollierenx
bestellen
x
Angestellter
Freie Reihenfolge vs. Sequenzierung
Spezielle Konzepte: Einbettung und Unvollständigkeit
Dokumentenmanagement
strukturierenerheben
aktualisieren
Datenbank
Die Andeutung von Unvollständigkeit erlaubt die
Einbeziehung von impliziten Wissen
“A Modelling Method
for the Development
of Groupware
Applications as Socio-
Technical Systems.”
Behaviour and
Information Technology.
2004
Integration verschiedener Perspektive
Beispiel: Innovationsfluss
• Unvollständigkeit kann beibehalten werden; alle wissen was gemeint ist und keine Programmierung beabsichtigt
• Unvollständigkeit wird
• später im Lauf der Anforderungskonstruktion / Prototyping beseitigt
• später nach einer ersten Erprobung beseitigt
• durch Entscheidungen im jeweiligen Fall unterschiedlich aufgelöst
Möglicher Umgang mit Unvollständigkeit
STWT:Socio-Technical Walkthrough
Idee: Der Socio-Technical Walkthrough
Prozessdiagramme
mittels einer semi-
strukturierten
Modellierungs-
notation
=>
Einigung auf
Prozesse und
geeignete IT-
Anwendung
Systematische
Moderierung beteili-
gungsorientierter
Workshops,
Fokussierung auf
Arbeitsprozesse
+
Kernelemente bei der schrittweisen Prozessplanung
Work-
shopsModerator &
Modellierer
Grafisches
Modellieren mit
SeeMe
Socio-Technical
Walkthrough (STWT)
STWT – Ablauf
Aufgabe des ModeratorsVorbereiten der
Workshops
Work-
shop 1
Work-
shop 2
Work-
shop n
Entwicklung,
Analyse und
Diskussion des
Arbeitsprozesses
anhand graphischer
Darstellungen
Schritt für Schritt
Vorbereitete
Fragen stellen,
auf Besonder-
heiten eingehen
Probleme,
Kommentare
Dokumente
sammeln
Bezug zum
Prozessmodell
herstellen
Visualisierung
der
Erläuterungen,
Modellierung
Ergebnisse: graphische Beschreibungen + Anmerkungen, Audio-Aufnahmen, Fotos, Arbeitsdokumente Ideen zur Optimierung der Arbeitsaufgaben
Modell-zeichner
STWT – Setting
IMTM Moderationslabor
Institut für Arbeitswissenschaft, Ruhr-Universität Bochum
Integration von Material
Integration von Perspektiven
www.innovationsarbeit.de 2326.05.2009
Projektpartner Entscheider
• Teilnehmer• Prüfen und Verbessern der Prozessdokumentation
• Ergänzung von Dokumenten
• Erste organisatorische Veränderungen
• Moderator• Transkription der Audio-Aufnahme
• Analyse der gesammelten Arbeitsdokumente
• Ästhetische Überarbeitung der Diagramme
• Review mit weiterem „Experten“
Wesentliche Aktivitäten zwischen den Workshops
Ästhetisierung
Während der Gruppendiskussionendie richtige Leitfrage (Story Telling Method)
Eine zentrale Ausgangsfrage muss immer wieder wiederholt werden:
Denken Sie an einen Fall, den Sie gerade bearbeiteten!
Passt der zu dem hier dargestellten Arbeitsablauf?
Gibt es Ereignisse, die an dieser Stelle
noch berücksichtigt werden müssen?
Welche Informationen benötigen Sie für den
hier dargestellten Arbeitsschritt?
Wie könnte die neue IT den hier gezeigten
Arbeitsschritt verbessern?
Welcher Output wird in diesem Arbeitsschritt erzeugt? Wer greift dann
darauf zu und benötigt es für den nächsten Arbeitsschritt?
Diskussion driftet häufiger ab
• Wie weiß man, was für den behandelten Fall noch wichtig ist?
• Wie orientiert man die Teilnehmer zurück auf die Aufgabe des
Workshops?
Muster der Interaktion:
• Nach zusätzlichen Aspekten, Besonderheiten und auffälligen Ereignissen
fragen
• Immer am Diagramm zeigen bzw. fragen, wo man mit der Diskussion
steht
• Auffordern, Ergänzungen und Veränderungen am Diagramm
vorzunehmen.
Kontinuierliches Fokussieren
Man
• bringt Modellausdrucke in die nächsten Meetings mit
• zeigt die Ausdrucke anderen Kollegen, um sie zu besprechen
• fragt Kollegen, ob sie erkennen, was da gezeigt wird
• geht nach vorn während des Workshops, um auf bestimmte Elemente zu zeigen und diese zu kommentieren
• diskutiert über notwendige Änderungen des Ist-Zustandes
• ergreift unmittelbar nach dem Workshop Veränderungsmaßnahmen
• Es kommt zu konfliktären Diskussionen
Erkennen, dass die Diagramme verstanden werden
• Befragte konstruieren ihre ‚verschiedenen‘ Realitäten gemeinsam
• Reflektion im Kreis der Beteiligten
• Rückmeldung erfolgt unmittelbar (durch Visualisierung)
• „Was nicht sein kann – aber dennoch ist“ wird aufgedeckt
• Ausdrucksmittel: natürl. Sprache + Modellierung inkl. mögliche Darstellung vager Sachverhalte (Spezifikum von SeeMe)
• Mehrere Perspektiven in einem Frage-Antwort-Diskurs
• Dokumentation durch Modellierung und Transkription als nachträgliche Ergänzung
Vorteile von SeeMe und STWT
www.innovationsarbeit.de 2926.05.2009
• Dokumentation von IST-Innovationsflüssen
• Individuelle Sicht
• Gemeinsame Sicht
• Diskussion
• Analyse und Interventionsplanung
• Probleme und Ansatzmöglichkeiten
• Mögliche organisatorische und IT-Unterstützung
• Gestaltung SOLL-Ablauf
• Diskussion und Bearbeitung problematischer Aspekte
• Integration organisatorischer und IT-Unterstützung
STWT für Innovationsflüsse und deren Unterstützung
www.innovationsarbeit.de 3026.05.2009
Im Praxisteil nach der Pause
• IMTM-Homepagehttp://www.imtm-iaw.rub.de
• SeeMe-Material
• SeeMe auf einen Blick
http://www.imtm-iaw.rub.de/imperia/md/content/seeme/seemeposter.pdf
• SeeMe in a Nutshell
http://www.imtm-iaw.rub.de/imperia/md/content/seeme/seeme_in_a_nutshell.pdf
• Der SeeMe-Editor
http://www.imtm-iaw.rub.de/imperia/md/content/seeme/release/seeme_installer_5.2_03.exe
Informationen zur Methode
www.innovationsarbeit.de 3126.05.2009
• Herrmann, T.: Systems Design with the Socio-Technical Walkthrough (2009). In: Whitworth, B. & de Moor, A. (eds.) Handbook of Research on Socio-Technical Design and Social Networking Systems. Information Science Reference.
• Carell, A. and Ritterskamp, C. (2006): Analyse und Gestaltung von Innovationsflüssen bei IT-Dienstleistungen. Carell, A., Herrmann, T. and Kleinbeck, U. (eds.) Innovation an der Schnittstelle zwischen technischer Dienstleistung und Kunden. Teil 1: Konzeptionelle Grundlagen, Physika-Verlag.
• Prilla, M., & Jahnke, I. (2009): The Socio-Technical Walkthrough for participatory service process design. In: Böhmann, T., Burr, W., Herrmann, T. & Krcmar, H. (eds.) Implementing International Services (geplantes Erscheinungsdatum 20.08.2009).
Informationen zur Methode
www.innovationsarbeit.de 3226.05.2009
Der STWT in der Praxis:Ein Innovationsfluss aus vier verschiedenen Perspektiven
In einem mittelständischen Unternehmen werden für Kunden IT-Systeme und unterstützende Dienstleistungen entwickelt. Das Unternehmen entwickelt dabei hauptsächlich auf Anfrage von Kunden. Aufgrund der Marktlage nimmt jedoch der Druck, neue Ideen an Kunden heranzutragen, zu.
• Beteiligte Personen
• Rolle 1: Ideengeber Herr Hatts
• Rolle 2: Geschäftsleitung Herr Forsch
• Rolle 3: Vertriebsmitarbeiter Herr Windig
• Rolle 4: Externer Experte Herr Schlau
Ausgangslage – Innovationsflüsse in Unternehmen
www.innovationsarbeit.de 3426.05.2009
• Teilen Sie sich in Gruppen auf, die jeweils eine der Rollen aus dem Szenario übernehmen.
• Lesen Sie im Handout die Story der von Ihnen vertretenen Person nach (5-10 min).
• Bringen Sie die Perspektive der von Ihnen vertretenen Rolle in die Modellierung ein.
STWT - Praxisbeispiel
www.innovationsarbeit.de 3526.05.2009
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