8/12/2019 Der Blick Des Hermes in Seinem Homerischen Hymnos
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OSYN
. A loumai
CUasicat Siudtes
Mnemosyne 66 (2013) 105-112 bril l .com/mnem
Misce l lanea
Der Blick des Herm es in seinem hom erischen Hymno s
Im hom erischen Hermes-Hymnos {LMerc. hegehen sich Herm es und Apollon—
von Zeus zur Versöhnung aufgefordert—n ach Pylos, wo die gestohlen en Rinder(402) und die Häute de r geschlachteten Tiere (403) zum Vorschein komm en. Apol-lon bestaunt die Kraft des Hermes (406-7) und stellt seine Kraft auf die Prohe.Darauf folgen die Verse:
TOTE Sr] xpaTÙ ç A pyEiçovn jç
41 5
A>)ToGç 8' ÉpixuSéoç uièv
^EÎa ¡íáX é7ipiíüvEV e)0)ßoXov, wç é eX aÙTOç,xai xpaTEpóv 7:Ep iàvra Xotßtüv 8' En' àpicTTEpà XEipàç
7tXrjxTpcü enEiprjTiCE xaxà jiéXoç- (414-9)^*
Text und Interpre tation dieses Passus, vor allem der Verse 414-6, sind sehr um strit-ten. Die Wendung Ttöp àfxoipuatTcov wird meistens als Beschreibung des feurigenBhcks verstanden und auf Hermes bezogen. Mangels eines Objekts neben demInfinitiv bpcp\ y]>ai m uss jedoch eine Lücke von m indestens einem Vers nach V. 415
angenom m en werden, in dem dieses Objekt gen annt w erden sollte. Da es vomV. 418 an um die Leier geht die Herm es bisher unter seinen verborgen gehalten hat(V. 153,242,388) und e rst je tzt he rvo m im m t, liegt es im Rahm en dieser Interpreta-tion nahe , das Musikinstrument als Objekt des Verbs éyxpínjjoti anzusehen.^'
Die Interpretation der Verse 409 13 ist umstritten . Ich gehe hie r we der auf sie n och auf dieeinschlägige Doxographie ein. Es genügt, was feststeht: Dass es sich um eine Probe derkörperlichen 'Kondition' des Hermes handelt.2' Die Textfassung der aus dem kMerc. zitierten Verse entspricht durchgehend, w enn nicht
anders vermerkt, der 1912 Ausgabe A liens.3* So Raderm acher (1931,147-8 ad 414), der jedoch annim m t, dass Hermes die Leier im aus
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Einen ganz anderen Weg schlagen diejenigen Interp reten ein, die fiir V. 415 einKonjektur 7rGp a[iapú(7(7ov) vorschlagen und dieses 'flackernde Feuer' zum Objek
von eyxpuijiat erheben . Was aber den Inhalt und Bezug von TrOp anapúao-ov anbelangt, scheiden sich die Geister.
Man hat einerseits dafür plädiert, TrOp als den feurigen Blick des Hermes zu nemen, den dieser zu verhehlen trachtef* Dagegen lässt sich aber einwenden , dassbei dem Ausdruck Ttöp anapúatrov gerade der notwendige Hinweis auf die Perso(des Hermes) fehlt, der in der konkurrenten Auffassung, die die Wendung eben-falls auf Hermes' Blick bezieht, durch das ihm zugeordnete Partizip àfiapùo-awvgegeben ist TrOp à tocpuacrov ( flackerndes Feuer*) weist hingegen nicht eindeuti
daraufhin , dass es sich dabei um das Hermes' Auge entströmende Feuer ha nd eltMan hat andererseits versucht, diesem Problem dadurch aus dem Wege zu
gehen, dass man 7tûp ajxapucTCTOV auf das glimmende Feuer bezog, das Hermes nacseinem Mahl zurückgelassen hat (140-1). Der Grund für dieses Verbergen-Wolledes Feuers sei Hermes' Bestreben, jedes Zeichen Apollon vorzuenthalten, dasbeweisen könnte, dass er, Hermes, in seiner Göttlichkeit irre geworden ist^ ' Das ieine sehr voraussetzungsreiche Interpretation, zumal auch Hermes' 'Irrewerdenin seiner göttlichen Iden tität anlässlich des Rindermahls, als er von Hunger gepeinigt die Kühe schlachtet, sich aber nicht traut, den Braten zu genießen,^* eineHypothese ist
Lassen wir uns deshalb eher durch den Text sagen, ob ein Hinwies auf die nocglimm ende Glut des Feuerplatzes an dieser Stelle angebracht i st Zuerst die inhaltliche Seite: Es hätte wenig Sinn, Hermes weitere Indizien des Mahls verbergen zlassen, da sein großer Bruder um das Schlachten der Rinder schon weiß (evorjueßoEiac, 403; SeipoTo yjffoci, 405).^' Dass er sie auch als Essen zubereitet, jedoch nicgekostet hat, ist Hermes' 'Privatsache', es geht Apollon nichts an und verschläg
Lücke nach V. 415 und der Leier als Objekt von èyxpuijjai vgl. auch GemoU 1886,240 ad 4Allen und Sikes 1904,179 ad 415 (später [21936] jedoch anders, vgl. u nten n. 5) und H umb
1951.133 n. 3-•*> So Ludwich 1908,128 ad 409 ff., Cassola 1975,536 ad 415. Zanetto 1996,276 n. 74 und nlich Pace 2004,102 n. 37. Vgl. auch M anuwald 2002,159-60 n. 33.
5' Strauss Clay 1989,137. Ähnlich schon Allen, Halliday und Sikes ^936,332 ad 415. die an dHäute, das Fett und das Fleisch der Kühe als zu verbergende Gegenstände denken.^' So Strauss Clay 1989,137: If the evidence of the cowhides attested to Hermes' hithert
unsuspected strength, then the traces of the fire point to an event whose revelation woulprove an acute embarrassment to the young god, for they attest to H ermes' earlier uncer
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nichts an einer Stelle, an der es einzig und allein um Hermes' körperlicbe Kraft
gebt. Darüber hinaus scheint die Szene der Erprobung der Kraft des Hermes durch
einen Hinweis auf Apollons Reaktion abgescblossen: aùxàp ATTOAXCOV / 9aú(/aaEvà.Qçiy] ja<i (413-4), wobei 6aúnaaev mit Saunaívco (407) korreliert. Mit TOTE 5r) scbeint
etwas Neues zu beginnen, was sieb als eine Bestätigung des intellektuellen-
musiscben Könnens des Hermes erweisen wird. Auf das Leierspiel reagiert Apol-
lon mit einem Gelächter und süßer Entzückung: yÉXaaae 8è <i>oißoc A
YT)9rjc7aç, èpa-ri) 8È Sià (ppévaç y\ko ' iwr) / 9£a7:Eaiy)ç èvoTrijç, xai \L\V
fÎpEi / Gunw àxouaÇovra (420-3). So steigert sich die Reaktion des Apollon von
Bewunderung bis zu Hingerissenbeit. Die beiden Szenen: 'Probe der physischen
Kraft des Hermes—Staunen Apollons' (409-14) ~ 'Bekundung der inneren Kraft
des Hermes—Begeisterung Apollons' (414-23) sind symmetriscb angelegt*' Es ist
deshalb wenig ansprecbend, den Versen 414-6 einen anapborischen Bezug zu
geben und sie dadurcb Versen 409-14 als Nacbtrag anzuhängen, wo sie docb
keine erkennbare inhaltliche und strukturelle Funkt ion baben,i< statt sie—vkde es
nabeliegt—mit einem kataphorischen Bezug der Szene des Hervorholens un d
Spielens der Leier (418-20) zuzuordnen.
So fällt der Hinweis auf den Feuerplatz weg und wir finden uns zum ersten
Lösungsvorschlag zurück, mit nOp anapúacruv auf Hermes' Blick bezogen und einer
Lakuna nach 415. Da die gesamte Partie proleptisch auf das Nachfolgende ausge-
richtet ist, muss das Musikinstrument in dem verlorenen Vers erwähnt worden
sein (mehr als ein einziger muss es nicht gewesen sein). Die Leier wäre dann
das Objekt von bpcç\i^a\., was um so plausibler erscheint, als die Präposition èv
auf ein Verbergen un d Verbüllen eines Gegenstandes in (év) etwas anderem
(hier den Windeln) zu verweisen scbeint Ich schlage exempli gratia folgende
Ergänzung vor:
TOTE 8r) xpaTÙç ApyeKpovrvjçXÛ pov U7toßX iiSr)v ÈCTXÉiljaTO TrOp ànapU CT trwv, 415
<r\v S e x ^ X u v ÈpaTTj v i mè naoxóXj ) EÎ^e 8óXoi <Ti v> '
è y x p u i j i o i n e | / a u ç - ( 4 1 4 - 6 )
ä' Das Attribut xpoTUç ist das Bindeglied zwischen den beiden Szenen: Hermes hat sich als
physisch stark erwiesen, jetzt wird er seine intellektuelle 'Stärke' an den Tag legen.
DaTs spricht auch gegen Richardsons Annahme (2010,205 ad 416), xûpov als Objekt von
eyi púij)» zu nehmen: (...) Hermes covers the area where the cattle are with withy branches .
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Mit einem Verweis auf die Leier in der Lücke nach 415 können wir auch in V. 418o hne d eren expUzite Erwähnung auskommen.*2> Zwar bietet h ier d ie Hand schrift
M: Xaßwv 5 ' in apiorepà XùpY)v, das Wort Xupïjv ist an d ieser Stelle immetrisch undwird in den meisten Ausgaben zu Recht durch x P Ç abgelöst, was einen stehen-d en Ausdruck ( in àpiorepà x tpóc) ergibt.'^* Das Partizip Xaßcov ist nötig,* *' um dasMo ment d es Hervorholens auszudrücken. Es steh t also zu eyxpú^Jai im Gegensatz.Da es angenommen wurde, dass bpcçii^ax ein expli-zites Objekt hat, erregt ekeinen Anstoß, dass es neben Xaßci)v nich t mehr v o rko m m t Die Parallehtät vonèyxputljai und Xaßwv geben auch dem zweiten Partizip ein eindeutiges Objekt.
Wie kann jedo ch d er scheinbare Wid erspruch erklärt werd en, der sich aus die-
ser Interpretatio n ergibt, d ass Hermes d ie Leier zuerst zu verbergen sucht (416),unm ittelbar d anach aber hervo mim mt (418)?^^' In w elchem Zusamm enhang stehtd amit der feurige Blick des Hermes sowie d as Niederschlagen seiner Augen? Umdiese Fragen beantwo rten zu können, muss ich ein wenig weiter ausholen und d reiPassagen d es Hymnos untersuchen, bei d enen der Blick d es Hermes eine vorder-gründige Rolle spielt.
Herm es' Geschwindigkeit bei d er Verfertigung d er Leier wird durch ein Do ppel-gleichnis veranschaulicht:
ü)C Ô' Ô7tOT' wjcù voï]}ia Stà o ré pvo io nzçr\iT(^
àvépoç ôv TE Ö a^itval i -KK<rxçb><pCiQ\ ^ é p i p a i ,
Í) OTE StvT]ecüCT[v àiC ocSaX^uv «(xapuyat , 4 5
û ç Ä | i ' ëTToç TE xai Epyov E^ii^SeTO xuSipç 'Ep^tijç. (43-6)
Die Schnelligkeit der Tat wird einmal mit dem Gedanken (vórjua) verglichen, derfür einen tiefsinnenden Mann charakteristisch ist, einmal mit dem Funkeln derAugen (à7t' ô p9aXnwv afxctpuyai). Dieses letztere Bild basiert auf der lichtemissioni
'2 ' Richtig bem erkt von Al len und Sikes (1904,180 ad 418) .
'3* Vgl. in unserem H ymno s V. 153 und 499 . V. 499 le hnt s ich an d i e Verse 418 {¿TT' àptcrrepà
XEipoç) und 421 (Y^Öiii^ctc) an, so dass die Subjekte umgekehrt werden: V. 499 freut sich
Hermes und n immt Apol lon d ie Le ie r in d ie Hände , V . 418 hä l t Hermes das Inst rument
u nd V. 421 is t Apo l lo n e rf reut Diese Entsprechung s icher t d ie Konjektur in àpioTEpà x tp^Ç
in V. 418.** Es g eh t also ni ch t an XúpTjv S' in àp iorepà x^tpóc zu em end ie ren , wie es z. B. von Ma t th i ae
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stischen Lehre des Sehens.' ' Da beide Gleichnisse eng aneinander gebunden sind,könnten sie inhaldich als eine Einheit angesehen werden: Die Gedanken (vórjjxa,
\íépníVM) imd der Einfallsreichtum (9anivai) des Mannes spiegeln sich in seinembelebten Blick wider. Ist es doch bei den Griechen der dem Auge entström endeFeuerstrahl, der verschiedene seelische Dispositionen und Inhalte als Material auf-nimm t und trans po rtiert' ' ' ' Darüber hinaus könnte statt àvépoç Hermes eingesetztwerden, denn es ist er, dessen Tätigkeit veranschaulicht wird.'^' Der klug strah-lende Blick des Hermes ist jedoch hier nur implizit angedeute t
Später wird aber auf den b esonderen Blick des Herm es explizit hingewiesen. AlsApollon nach den gestohlenen Rindern fahndet und seinen kleinen Bruder zur
Rede stellt, leugnet dieser alles ab:
ó<ppúc7i ^OTTáCEOTCEv èpto|/Evoç hiQa x a i ëvQa,
\iáxp ônooupiÇwv, cíXiov TÔV H09OV axoúuv. 278-80)
Durch a^apiiaauv (se. «(zapuyác, interner Ace.) wird ein intratextueUer Bezug aufV . 45 hergeste llt So drücken die unausgesetzt (7ruxvóv) funkelnden {à\i npwaoùv)
Blicke des Herm es seine Fähigkeit, sich zu verstellen, aus.'»' Aber der verschmitzte
Hermes weiß, dass gerade seine Blicke ihn verraten können.^»' Deshalb versuchter, durch ein Zucken der Augenbrauen (ócppúai pmxáCecTXEv) und ein Hin- undHerblicken (ópúnevoc ëv9a xai ëv9a) sich Apollons prüfendem Blick zu entziehen.Darüber hinaus tauscht er G leichgültigkeit gegenüber den V orhaltungen seinesBruders vor, indem er laut vor sich hin pfeift {\iaxp àTtotTupiÇwv).^ Aber Apollondurchschaut ihn und belächelt á7roíXev YEXOTOC, 281) seine Tücken.
'^ ' Richtig erk arm t vo n Rad erm ac he r (1931,70 ad 43) un d Rich ards on (2010,160 ad 45). V gl.
Em p . fr. 84.1-11 D.-K., Sapph. fr. 16.18 V., Pi. fr. 123.2-3 und A.R. 3.1018-9. Zur Geschichte der
lichtem issionis üsch en Lehre in D ichtun g un d P hilosophie vgl. Rakoczy 1996, vor allem 20-37.
' V gLMugler i960,61-2.
'8> Richtig wird die Einheit der beide n Bilder und ihre Be ziehbarke it auf He rm es hervorge-
hoben bei Strauss Clay (1989,107) im Anschluss an Schmid und Stählin 1929, 273 n. 1 und
Treu 1955, 62 bzw. 252. Auch Ludwich (1908, 85 ad 45) würdigt diese Einheit, aber seine
Konjektur (xai TOTE) ist unnötig. V gl. auch Pace 2004,102.
'ä> Richtig Pace 2004,102-3 (im V ergleich mit de m B hck des Eros in Ap ollonios ' Arg. 3).
^ V g l. Zane t to 1996 ,272 n . 54 , der auch auf e inen mö ghche n Z usam me nhan g des A dverbs
7ruxvóv mit intelligenten Gedanken hinweist Vgl. auch Sapiivai (auf piépipai bezogen)
in V . 44.
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Eine ähnlich e Szene spielt sich vor Zeus ab: He rm es versuc ht vneder, den D iebstahl in Abrede zu stellen, hält die Leier unter seinen Windeln verborgen {xai TO
o-napYocvov eîxev èTt ¿Xevfl ouS' ànépa^Xe, 388), blickt zu gleich au ge nz w ink em d ause in en V ate r: iîç c a r è7riW.(Çwv Ku>Xi vioç ApyeicóvTYic {387). Hier w ird als o n ic hsein Bhck verborgen, sond em das M usikinstrume nt un d da mit der wahre Sachverhalt Mit seinem Augenzwinkern (¿7ri>XiÇwv) hingegen versucht Hermes, Zeus insein Geheimnis einzuweihen und zu seinem Komplizen zu machen.22> Aber Zeusentdeckt— ähnl ich wie Apol lon—das hstenre iche T rachten des Hermes und s te llihn mit einem schallenden Gelächter (fxéy' é^eyéXaaffev, 389) bloß.
Diese drei Passagen, bei denen Hermes' Mienen- (vor allem Augen)spiel eine
wichtige Rolle zukommt, werden synthetisch mitzitiert an der vierten Stelle(414-6), von der wir ausgegangen sind und zu der wir jetz t zurückk ehren.
Die Wendu ng TcOp à^apucracov 415) bezieh t sich eindeu tig aufV. 45 [an ôçÔotX^wd^iapuyaí) und 278 (à7rô ßXecpopwv «napÙCTiTWv) zurück. Das innere Objekt 7rûperklärt sich vollends durch die oben erwähnte lichtemissionistische Lehre deSehens.23* Der feurige Blick bekundet auch hier, wie V. 278, Hermes' SchlauheiWorin diese hier besteht , werden yñr gleich sehen. Auch hier versucht Hermesähn lich wie V. 279, seinen Blick dur ch das Niederschlagen der Augen zu verbe rgen
(Xwpov UTToßXyjSTjv éoxéil'aT O, 415 ~ ópwfxevoc ëv9a xai hi^a, 270,)?^^ Darüber h inahä lt er— w enn uns ere Erg änzung nac h V. 415 inhaltlich zutrifft—die Leier unt eden Windeln, ganz wie vor Zeus (V. 388).
W a ru m vá er aber das Instrument verbergen (eyxpúv|jai }xe[xaœç), wenn er egleich hervomimmt? Damit kehren wir zu unserer ursprünglichen Frage zurückDas Manövrieren des Hermes wird von Zeus und Apollon immer durchschau(sind sie doch Götter), seine Schlauheit darf allerdings nicht unterschätzt werdenDas Verbergen-Wollen gehört hier zum Trick. Eigentlich ist Hermes darauf ausdass die Leier entde ck t wird, de nn n ur so hofft er, eine vollkom me ne V ersöhn un
das 'Auipfelfen' als Zeichen der Geringschätzung Apollons Behauptungen gegenüber. Daist auch möghch, aber die vorgetauschte Gleichgültigkeit eignet besser dem 'SchauspieleHermes.221 Richtig Richardson 2010,202 ad 387.
^* Deshalb ist die Konjektur TTÚKV aufgrund des Verses 278 (zuerst von M artinu s [160
2.10.36] vorgesch lagen) unn ötig . Strauss C lay (1989,137 n. 133) berü cksic htigt die Auffassun
der Griechen vom S ehen nicht , w enn sie me int: ( . . . ) Herm es' eyes ma y twinkle or flash, bu
they do not literally produce fire . Vgl. Hes. Th. 827 (in B ezug auf den Bück des T yphoeu sw o es um die feurig-boshafte Blicke des U nge heu ers geht. H erm es ist boshaft (selbstv erstän
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zu erzielen und eine würdige Gegengabe (die delphische Mantik) in Empfang zunehmen.25) Man kann sich sein ostentatives (fiEnacóc) Verbergen-Wollen der Leier
ganz übertrieben, wie das Agieren einer Zeichentrickfilmsfigur vorstellen. Damitverfolgt Hermes ein dem scheinbaren entgegengesetztes Ziel: Er will ApoUons Auf-merksamkeit auf das versteckte Objekt hinlenken. Das Aufblitzen seines Auges TTÛp à|/o puaCTcov, 415) deutet gerade auf diesen hstigen Einfall hin, ganz ähnlich wiebei der Verfertigung der Leier (45) und bei seinen schauen Ausreden {278).^^^Wenn er sich zu verstellen, seinen hstigen Blick und das Instrum ent, ähnlich wie V.278-9, zu verbergen scheint, so ist das selbst Verstellung: In der Wirklichkeit provo-ziert er dadurch die Neugier Apollons. Das antithetische V erhältnis von Blick und
Gebärde in V. 387-8 wird hier also spielerisch aufgehoben. Vor Zeus ist es der osten-tative Bhck (é7riM.iÇwv, 387), der den Gott zum Mitspielen einlädt, die heimlicheGebärde, die die Leier verborgen hält. Vor Apollon hat es Hermes mit seinemostentativ verborgenen Blick und Instrumen t darauf abgesehen, von seinem gro-ßen Bruder entdeckt und bloßgestellt zu werden.
Die darauf folgenden Ereignisse werden bewunderungsvmrdig knapp undgedrängt aus auktorialer Perspektive dargestellt (416-9). Der Dichter greift vor undpräsentiert zuerst das Resultat {ènpY)ï)vev, 417) des Hervorholens der Leier, das erstmit Xaßuv (418) beschrieben wird: Dadurch (5é expUcativumy dass Hermes dasInstrument in die Hände nim mt (Xaßcov), beschwichtigt er [inprpw^) den aufge-brachten Apollon. Dass dieser auf Hermes' Köder hereinfallt und infolge seinesostentativen Augen- und Gebärdenspiels mit Bitten imd Drohungen, oder nur miteinem auffordernden Blick, in seinen kleinen Bruder dringt, versteh t sich vonselbst und v*ard in der Erzählung ausgespart. Es ist aber nur der Anschein, dassApollon Hermes durchschaut, denn alles geschieht nach Hermes' Absicht Deshalbist auch Apollons Lachen beim Anhören des Leierklangs (yéXaaaE, 420) keinZeichen der Überlegenheit, wie bei den beiden anderen Parallelstellen, wo Apollon
und Zeus aufsein heimtückisches Augenspiel mit einem Gelächter reagiert haben(V. 281 [Apollon] und 389 [Zeus]),^^) sondern das der freudigen Entzückung( S i c , 421; distinktiv am Versanfang in Enjam bement).
25) 2u seinem Ziel und der Strategie, dies zu erlangen , vgl. meinen vor Erscheinung stehen-den Beitrag Zwei verkappte ittreden im homerischen Hymnos.
28> Zu Unrecht interpretiert Baumeister (i860, 232 ad 414-20) das Geblinzel (er liest 7ri)xv')des Hermes als Ausdruck von inßtiantis audacia, d ie gesenkten Augen als Verbergen des os
confusum. Der besondere Blick des Hermes ist Ausdruck seiner Schlauheit (es komm t hierauf das intensive [nOp] Gefunkel, nicht auf das rege [ÄUJCV'] Geblinzel der Augen an, vgl.
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Dieses Moment is t viel leicht Hermes glänzendster Triumph im gesamten
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Received: M arch 2ou; acce pted: M arch 2011
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