2014
Hochschule München
03.02.2014
Auslandssemester in Rotterdam
Erasmus
Die Teilnahme am Erasmusprogramm hat den Vorteil, dass jeder Student eine finanzielle Förderung
bekommt. In meinem Fall waren das für 5 Monate 800 €. Ein weiterer Vorteil war, dass ich von den
Verantwortlichen der Hochschule unterstützt wurde. Neben den vielen Vorteilen, gab es auch
Nachteile, z.B. dass ich viel Bürokratischen „Papierkram“ zu erledigen hatte. Ich musste mehrfach
Bewerbungen schreiben und diverse Formulare vor, während und auch nach meinem
Auslandssemester bearbeiten.
Vorbereitung
Wie bereits oben beschrieben, musste ich in der Bewerbungsphase für mein Auslandssemester sehr
viel Zeit in Lebensläufe und Bewerbungsschreiben in Deutsch und auch in Englisch investieren. Ein
weiterer zeitaufwendiger Prozess war die Auswahl meiner Top 3 Studienorte. Mein Tipp für jeden
Nachfolger ist, sich auch wenn es sehr viel Energie und Zeit kostet, sich mit den Ländern, Städten und
Hochschulen und deren Programmen intensiv auseinander zu setzten. Selbst wenn bei der Vergabe
der Studienplätze nicht der gewünschte Studienort ausgewählt wurde, ist das am Anfang sehr
ärgerlich, aber hier kann ich nur sagen: eigentlich ist es total egal welche Stadt ausgewählt wurde,
das Auslandssemester wird ein absoluter Wahnsinn.
Holland
Niederlande oder auch Holland genannt ist ein bisschen größer als die Hälfte von Bayern und liegt
teilweise unter dem Meeresspiegel. Das Wasser spielt dort eine große Rolle, es gibt viele Flüsse, Seen
und auch die Hälfte der Landesgrenze liegt am Meer. Die Klischees von Holland werden in meinen
Augen alle erfüllt, neben den beeindruckenden Windmühlen, farbenfrohen Tulpenfeldern, Kanälen
in den alten Städten, endlose flache Wiesen und Felder mit weidenden Schafen, Pferden oder Kühen
leben in Holland. Als eines der am dichtesten besiedelten Flächenstaaten der Welt hat Holland
einiges zu bieten. Es leben pro km² ca. 400 meist freundliche und hilfsbereite Holländer.
Einer der Hauptgründe warum ich mich für Holland entschieden habe ist, dass die Holländer neben
meist sehr gutem Englisch auch Deutsch und Französisch sprechen. Ein weiterer Grund war, dass die Lebenshaltungskosten nicht viel höher sind als die der Deutschen. Das Vorurteil, dass es in Holland
viel regnet kann ich nicht bestätigen.
Rotterdam
Rotterdam ist immer eine Reise wert, auch für ein Auslandssemester eine in meinen Augen geeignete
Stadt. Die Metropole jugendlicher Lebenslust lockt mit Kunst und Kultur, mit vielen Geschäften auch
die sich um die älteste Shoppingmall Europas gruppieren und mit tollen Cafés, Restaurants und Bars.
Kaum eine Stadt in Europa fühlt sich so jung an, so hat das „Manhattan an der Maas“ oder auch
„Venedig des Nordens“ der Hauptstadt von Holland den Kampf angesagt. Rotterdam ist noch nicht
die Nummer eins in den Niederlanden, touristisch als auch von der Anzahl der Menschen ist Amsterdam besser im Rennen. Das kann sich aber bald ändern.
Im zweiten Weltkrieg wurde die Stadt fast total zerstört, so findet man in der übersichtlichen Stadt
(nur eine Stunde um die Stadt zu Fuß zu durchqueren) kaum alte Häuser. Weltberühmte Architekten
und Künstler haben der Stadt eine atemberaubende Skyline geschenkt. Das Rotterdam hat ca.
610.000 Einwohner, welche aus allen Regionen der Welt kommen.
Fortbewegungsmittel
Rotterdam Besucher brauchen kein eigenes Fahrzeug. Vor Ort gibt es ein gut ausgebautes Netz
öffentlicher Verkehrsmittel, U-Bahn, Trambahn, Busse und auch Wassertaxis. Die 1,5 Stundenkarte
kostet 3,5€ daher ist mein Vorschlag, sich für eine einmalige Gebühr von 7,5 Euro eine aufladbare OV-Chip Karte zu kaufen. Dann ist der öffentliche Transport nicht nur in Rotterdam sondern auch in
fast allen anderen Holländischen Städten ein bisschen günstiger als in München. Für Ausflüge in die
Umgebung aber ist ein Auto von Nutzen, obwohl alle Sehenswürdigkeiten mit öffentlichen
Verkehrsmitteln leicht zu erreichen sind. Zu beachten ist, dass der Kauf einer Bahnkarte am
Automaten entweder nur mit Master oder Maestrokarten oder mit Münzgeld bezahlt werden kann.
Ein Fahrzeug gehört auf jeden Fall auf einen sicheren Parkplatz (einigen Austauschstudenten wurden
die Kennzeichen geklaut), auch wenn dieser mit Kosten verbunden ist. Falsch parken oder zu
schnelles Fahren kostet mindestens 90€.
Schnell habe ich festgestellt, dass das sich Klischee der Fahrradfahrenden Holländer mehr als nur
bestätigt hat. Das Fahrrad wird für jede Kurzstrecke (in Holland bis zu 45 Min.) jederzeit genutzt.
Mein Tipp: Möglichst schnell ein eigenes gebrauchtes Radl kaufen. Wichtig ist mindestens ein besser
zwei Schlösser zu verwenden, denn sonst kann man sein Fahrrad eine Nacht später auf dem
Schwarzmarkt wiederfinden. Räder werden gerne geklaut. Es gibt diverse Möglichkeiten sich in Holland ein Radl zu kaufen, wie bereits genannt auf dem Schwarzmarkt für ca. 10-20€, auf den
diversen Flohmärkten 35-80€, in Second- Hand 45-120€ oder Radl Geschäften 70-250€. Es besteht
aber auch die Möglichkeit auf der FB Homepage des Erasmus International House Kontakt mit
abreisenden Studenten aufzunehmen und deren Fahrrad zu übernehmen.
Hochschule
So nun komme ich zu einem der wichtigsten Themen in diesem Bericht. Die Hogeschool in Rotterdam
bietet mehrere Programme für Austauschstudenten an. Auch hier ist mein Tipp, lieber ein bisschen
mehr Zeit in die Auswahl der Kurse verwenden als sich dann im Nachhinein zu ärgern. Auf der
Homepage der Hochschule sind die Kurse sehr gut beschrieben. Ich habe mich für den Kurs IBAC International Business and Career entschieden. In diesem Kurs hatte ich in zwei Blöcken a sieben
Wochen an drei Tagen die Woche Vorlesung in folgenden Pflichtfächern: Internationales Business
Project, Cross-Cultural Management and International Negotiations, Research und Innovation. Des
Weiteren konnte ich mich für folgende Wahlfächer anmelden: International Logistics and Legal
Aspects, Art and Philosophy, European Business, International Law, The Bottom Line und
International Field Trip nach London. Anfangs war ich total begeistert, als ich gehört habe, dass wir
an nur drei Tagen Vorlesungen hatten, leider musste ich feststellen, dass die beiden „freien“ Tage mit
der Arbeit an den Projekten benötigt wurden. Das Unterrichtssystem in Holland ist im Gegensatz zu
dem in Deutschland viel praktischer und nicht so Theorie lastig. Es wird neben der Theorie sehr viel
praktisches Wissen vermittelt, welches sich die Studenten meistens selbst durch selbstständigen research, Gruppenarbeit oder Berichten weitererarbeitet werden muss. Das Verhältnis zwischen
Lehrern und Schülern ist nahezu Freundschaftlich. Bei der Be- und Erarbeitung der Projekte werden
den Gruppen Coaches zur Verfügung gestellt. Der Unterricht und auch die Coach Meetings verlaufen
im Vergleich zu den deutschen Unis und FH´s sehr chaotisch und verplant ab.
Anfangs ist das Arbeiten in den Gruppen sehr schwierig und gewöhnungsbedürftig. Sprachbarrieren,
und unterschiedliche Motivation der Studenten zählen zu den Anfangsschwierigkeiten. Die
Unterrichtssprache war Englisch. Während des Semesters musste ich viel mehr Zeit und Energie in
die Uni-Projekte investieren. Hatte aber zum Ende des Semesters nicht den Lernstress für die
Prüfungen wie in München. Um ein Fach erfolgreich abschließen zu können benötigt man
mindestens 5,5 von 10 Notenpunkten. Positiv ist, dass jeder Student die Möglichkeit hat nach einem „Nichtbestehen“ die Prüfung zu widerholen.
Am IBAC Programm waren von insgesamt 40 Studenten 9 unterschiedliche Nationen vertreten. 50%
der Gruppe waren Holländer welche auch als Buddies die Austauschstudenten betreut haben.
Die moderne Hochschule besitzt neben einer Bibliothek , eine sehr teure Cafeteria, sehr viele PCs und
Arbeitsräume.
Unterkunft
Als Übergangslösung oder für Besucher kann ich das Hostel Stayokay sehr weiterempfehlen. Für den
Aufenthalt wurden mir von der Hochschule mehrere Studentenwohnungsmöglichkeiten angeboten.
Ich würde aber jedem empfehlen das Erasmus International House als Wohnung zu nehmen. Es hat im Vergleich zu den anderen Zimmern kostenlose Waschmaschinen im Haus, eine Dachterrasse, eine
abgetrennte Küche und riesige Zimmer zur Verfügung. Eine Wohneinheit besteht neben dem eigenen
Zimmer aus Küche, WC, Dusche welche man sich mit einem oder zwei gleichgeschlechtlichen
Studenten teilt. Die Zimmer sind riesig und sind mit Schreibtisch, Bett, Schrank, Nachtkästchen und
einem Stuhl spärlich aber ausreichend möbliert.
Essen und Trinken
Zu den Spezialitäten in Holland zählen Lakritz, Stropwaffeln und Kapsalon (Dönerart) des Weiteren
kann man auf den wöchentlichen Märkten diverse Gerichte probieren.
Im Vergleich zu Deutschland sind die Lebensmittel insbesondere das Fleisch, Obst und Gemüse sehr
teuer. Auch hier mein Tipp: Zwei Mal in der Woche findet in der Innenstadt ein riesiger Markt (ca.
400 Stände) statt auf dem man alle erdenklichen Waren sehr kostengünstig erwerben kann. Tagsüber wird von den einheimischen Studenten und Dozenten nur Leitungswasser getrunken.
Neben den Märkten kann man auch in den vielen Supermärkten in der Umgebung seine Einkäufe
erledigen. Die Größten Supermärkte sind Albert Hein (vergleichbar mit Edeka), Plus oder BAS
(vergleichbar mit Lidl).
Freizeit
Das Rotterdamer Nachtleben bietet für die vielen jungen Menschen, insbesondere Studenten viele
Möglichkeiten. Jeden Tag in der Woche hat man die Möglichkeit in eine Bar oder einen Club zu
gehen. Ich empfehle auch das Angebot der Studentenorganisationen zu nutzen (es waren die besten
Partys). Das Fitnessstudio an der Hochschule bietet zu Semesterbeginn sehr gute Angebote an. Aber auch die
der nahe gelegene Park mit See lädt zum Spazieren oder Joggen ein. Ich kann es nicht empfehlen
skaten zu gehen, da ein Großteil der Straßen mit Kopfsteinpflaster gepflastert ist.
Bei der Registrierung in Rotterdam bekommt man von der Stadt einen Willkommenspass geschenkt.
Dieser enthält Vergünstigungen für die wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Ich kann auch empfehlen
den Rotterdam Pass (bei Vorlage des Studentenausweises 12,5€) zu kaufen.
Reisen
Folgende Städte kann ich für Tagesreisen sehr empfehlen: Delft, Amsterdam, Utrecht, Maastricht,
Eindhoven, Den Haag.
Meine persönliche Erfahrung in Rotterdam:
Zu Beginn meines Auslandaufenthaltes hatte ich oft Heimweh, war mit der unterschiedlichen
Unterrichtsmethode und den Gruppenarbeiten oft überfordert. Aber im Nachhinein möchte ich diese
Erfahrung nicht missen. Ich hab in diesem einen Semester in Rotterdam mehr „nützlichen“ gelernt
wie in den 2 vorherigen Jahren an der FH in München. Das Arbeiten in den Projektgruppen, was zu
Beginn total chaotisch und nervenaufreibend war hat mir immer mehr Freude bereitet. Das
Erarbeiten von Lösungen, mit einem interkulturellen Team, für reelle Unternehmen war eine tolle
Erfahrung.
Mein Englisch ist durch das Auslandssemester sehr viel besser geworden. Ich habe viele neue Freunde in den unterschiedlichsten Regionen der Welt gefunden. Aber auch im beruflichen Bereich
werde ich von dem Auslandssemester profitieren.
Ich kann jedem empfehlen ein Auslandssemester in Rotterdam oder auch in jeder anderen Stadt zu
machen.
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