Weniger wird mehr
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ATLAS DERGLOBALISIERUNG
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Weniger wird mehr
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Impressum
Infografik: Adolf BuitenhuisRedaktion: Barbara Bauer, Dorothee dAprile, Sabine Jainski, Niels Kadritzke, Steffen Liebig, Petra Thorbrietz bersetzung: Niels Kadritzke, Steffen LiebigKorrektur: Stefan MahlkeMitarbeit: Mathias Halbauer, Simone Hieber, Peter Rabe, Johanna Sittel
Umschlag, Gestaltung und Herstellung: Adolf Buitenhuis
Druck: mller druck, Ahrensfelde
Die deutsche Ausgabe von Le Monde diplomatique geht auf eine Initiative der taz-Genossenschaft im Jahr 1994 zurck. Mehr ber die Genossenschaft erfahren Sie unter: www.taz.de/genossenschaft
2014 Le Monde diplomatique/taz Verlags- und Vertriebs GmbH, BerlinAlle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Aufnahme in Online-Diensten und Internet und Vervielfltigung auf Datentrgern wie CD-ROM, DVD usw. drfen nur nach vorheriger schriftlicher Zustimmung des Verlages erfolgen.
Printed in Germany
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ie anhaltende globale Wirtschafts- und Finanzkrisebte Grund genug, die allgemeine Wachstums -euphorie in Skepsis umschlagen zu lassen. Doch
auch und gerade in Krisenzeiten gilt die Steigerung des Wirt -schafts wachstums offenbar als Patentrezept fr die unter -schiedlichsten gesellschaftlichen Probleme. Von Arbeits -losigkeit und Armut ber die Verschuldung von Staaten und Privathaushalten bis hin zum Wandel der Geschlechter-verhltnisse und der Entwicklung neuer Technologien: OhneWachstum lassen sich angeblich auf keinem dieser FelderFortschritte erzielen. In der Wachstumsfrage herrscht eineerstaunlich groe, parteien- und lnderbergreifende Einig -keit. In Deutschland haben das die Slogans zur Europa wahl imMai 2014 in aller Deutlichkeit gezeigt. Whrend die CDU mitWachstum braucht Weitblick. Und einen stabilen Euro warb,pldierte die SPD fr Ein Europa des Wachstums. Nicht desStillstands. Ohne Wachstum herrscht Stillstand eineHorrorvision, die nicht nur die Sozialdemokratie umtreibt.
Doch ist die ungebrochene Fixierung breiter Mehrheitenauf Wachstum durchaus verstndlich. Immerhin scheinenwesentliche Einrichtungen unserer Gesellschaft, etwa derWohlfahrtsstaat mit seinen sozialen Sicherungssystemen, nurunter der Voraussetzung einer wachsenden Wirtschaft zufunktionieren. Staatliche (Sozial-)Politik hngt am Tropf desWachstums, fr das auch ein Groteil der Bevlkerung seitlangem ein wohlverstandenes Eigeninteresse entwickelt hat.Schlielich wissen wir alle, dass sich die Institutionen undLebensweisen in modernen Wettbewerbsgesellschaften nurdynamisch, durch permanente Bewegung, stabilisierenlassen: Wer stehen bleibt, fllt zurck. Und damit alles sobleibt, wie es ist, oder zumindest nicht deutlich schlechterwird, ist eben Wachstum erforderlich.
Sptestens die desastrsen Folgen der Krise in Griechen -land, dessen Wirtschaftsleistung seit 2009 um mehr als einViertel geschrumpft ist, haben der Welt vorgefhrt, was esheit, wenn die negative Utopie einer Wachstumsgesellschaft,die nicht mehr wchst, Wirklichkeit wird. Wo alles aufWachstum ausgelegt ist, sprich: im Kapitalismus mit seinenVerwertungs- und Profitabilittszwngen, fhrt ein rck -lufiges oder ganz ausbleibendes Wachstum unausweichlichzu konomischen Krisen und sozialen Konflikten.
Einerseits. Doch andererseits wird zunehmend offen -sichtlich: Ein bloes Weiter so auf dem Weg des Wachstumskann es nicht mehr lange geben. Die gesellschaftliche undpolitische Fixierung auf immer neue Zuwachsraten blockiertmitunter die Erkenntnis, dass 2 Prozent BIP-Wachstum imJahr 2014 eben nicht gleichbedeutend sind mit 2 ProzentWachstum vor einigen Jahrzehnten, als das globale BIP-Volumen noch einen Bruchteil des heutigen ausmachte. In
absoluten Gren betrachtet, bestehen gewaltige Unter -schiede zwischen den gleichen prozentualen Steigerungsratenvon heute und frher. Nur wenn wir uns diese Entwicklungvergegenwrtigen, knnen wir ermessen, welch ungeheureMengen an Energie es kostet, wie viele Ressourcen verbrauchtund wie viel Arbeit verrichtet werden muss, um den globalenWachstumsmotor immer weiter in Gang zu halten.
Nicht nur die schwindenden Reserven fossiler Rohstoffeund die Umweltschdlichkeit des herkmmlichen Wirt -schaftens, sondern auch die im Mittel seit Jahrzehntenrcklufigen Wachstumsraten der entwickelten konomienselbst lassen das Ende des Wachstums nher rcken. Hinzukommt, dass es die globalen Ungleichheiten nur nochverschrft hat, aber davon hat sich das Wachstumsregimenoch nie irritieren lassen.
Dieser Problematik begegnet die Postwachstums -bewegung mit dem Grundgedanken: Auf einem begrenztenPlaneten kann es kein unbegrenztes Wachstum geben. Die Frage laute also nicht, ob wir uns vom Wachstum verab -schieden wollen, sondern, wie dieser Abschied vonstatten -gehen soll: geplant oder erzwungen, by design oder bydesaster. Was heute dringlicher denn je ansteht, ist folglichein grundlegender Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft im Sinne einer Entkopplung der gesellschaftlichen Wohlfahrtund des sozialen Fortschritts von den Zwngen der Kapital -akkumulation, damit ein selbstbestimmter und demokra -tischer Verzicht auf Wachstum stattfinden kann.
Doch das Gute Leben jenseits des Wachstums und dieGesellschaftsform, die ein solches Leben ermglicht, mssenerst noch gefunden werden. Die Voraussetzungen fr einederart umfassende gesellschaftliche Transformation mgenzurzeit nicht besonders gnstig erscheinen. Und doch zeigenviele grere und kleinere, lokale und lnderbergreifendeInitiativen, dass sich etwas bewegt. Und diesen Elan wirdnicht zuletzt die Vierte Internationale Degrowth-Konferenzfr kologische Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeitbeflgeln.
Mit dem vorliegenden Auszug aus dem nchsten, imFrhsommer 2015 erscheinenden Atlas der Globalisierung.Weniger wird mehr mchten Le Monde diplomatique und das Jenaer Kolleg Postwachstumsgesellschaften einen Beitragzu dieser gesellschaftlichen Bewegung leisten. Prsentiertwerden Schlsselthemen der aktuellen wachstumskritischenDebatte, von der Analyse des Bestehenden ber dieDarstellung wichtiger Einzelaspekte bis hin zum Ausblick auf das Mgliche. Die ausgewhlten Artikel geben einenEinblick in die Bandbreite der Diskussion und liefern einenVorgeschmack auf die deutlich umfangreichere Endfassungdes neuen Atlas der Globalisierung.
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Postwachstum
Vorwort
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1950 196010
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1970 1980 1990 2000 2010
* Einkommensverteilung: 0 = volkommen gleich, 100 = maximal ungleich. Angaben fr Deutschland: bis 1990 alte Bundeslnder.
Gini-Koeffizient*
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Bruttoinlandsprodukt (BIP)Pro Kopf, in internationalen Dollar, 1990
SPANIEN
DEUTSCHLAND
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ie europische Nachkriegsgeschichte ist eineGeschichte des Wachstums: Jahrzehnte der mehr oderweniger kontinuierlich zunehmenden wirtschaft -
lichen Wertschpfung bedeuteten fr die Menschen in Europazugleich auch die Erfahrung eines nie dagewesenen, von Jahrzu Jahr steigenden Wohlstands. Dieser Wohlstand des langenNachkriegsbooms war nicht zuletzt deshalb gesellschafts - historisch einmalig, weil breite Mehrheiten in den Genusseiner ungeahnten Verbesserung ihrer Lebensverhltnissekamen. Die ra der europischen Wachstumsgesellschaftbedeutete fr viele der vielen Millionen Menschen, deren All -tag durch die Abhngigkeiten und Unwgbarkeiten der Lohn -arbeiterexistenz geprgt war, einen Quantensprung in ihrerLebensqualitt und den kollektivbiografischen Abschied vonder Proletaritt: Lngerfristige Einkommens sicherheit,akzeptable Wohnverhltnisse, erweiterte Bildungschancenund umfassende Gesundheitsversorgung lieen aus ArbeiternBrger werden und ermglichten auch den proletarischenMilieus eine zwar immer noch ungleiche Teilhabe amwachsenden Sozialprodukt, die aber mehr als nur basaleBedrfnisse zufriedenstellte.
Dass es so kam und dem so war, ist mageblich derExistenz nationaler Wohlfahrtsstaaten in Europa geschuldet.Denn eine florierende Marktwirtschaft allein gewhrleistetnoch keinen breiten gesellschaftlichen Genuss der Frchte
des Wachstums. Die Umverteilung der Wachstumsgewinneauf viele oder jedenfalls deutlich mehr Kpfe namentlich aufdie von Leuten, deren Arbeit die wirtschaftliche Wachstums-maschine berhaupt erst befeuert und in Gang hlt bedarfder Intervention eines marktexternen Akteurs: des Staats.
Die europischen Nationalstaaten haben sich im 20. Jahr hundert und in anderer politischer Verfasst heit auch im staatssozialistischen Osten zu Wohlfahrtsstaatenentwickelt, zu Staaten also, die sich das Wohl ergehentendenziell der Gesamtbevlkerung zur ffent lichen Aufgabemachen. Durch Arbeitsschutz und Tarifrecht, Sozial -versicherungen und soziale Infrastrukturen, Ausbildungs -frderung und Familienpolitik und vieles andere mehr hat derWohlfahrtsstaat dazu beigetragen, dass die Lebenschancen inder Wachstumsgesellschaft gleichmiger verteilt wurden.Nicht dass wohlfahrtsstaatliche Eingriffe und Einrichtungennur den Schlechtestgestellten oder gar allen Leutengleichermaen zugutegekommen wren: Gerade amdeutschen Beispiel lsst sich ablesen, wie auch die Arbeit -geber seite vom Sozialstaat profitiert (in Form etwa desffentlichen Bildungswesens), wie viele seiner Programmegerade den Mittelschichten ntzen (zum Beispiel bei derEigenheimfrderung), wie geschlechterungerecht seineLeistungen verteilt sind (man denke nur an die Altersrenten)und wie konsequent er sich gegen etwaige Ansprche nicht -
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Ein Rckblick auf den Wachstumsstaat Nach dem Zweiten Weltkrieg begann in Europa die ra des Wohlstands
Drei Lnder, fnf Wohlfahrtsindikatoren
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in das Sozialsystem in meinem Land.kein Vertrauen kaum Vertrauen
viel Vertrauen sehr viel Vertrauen
Ich habe
SPANIEN
DEUTSCHLAND
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200819991990in Prozent der BevlkerungVertrauen in das Sozialsystem
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1991
2000
2012*
Leistungsfelderin Prozent der Sozialaufwendungen
DEUTSCHLAND Krankheit und Invaliditt
Renten und Waisenrenten
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Wohnen und Lebenshilfe*Schtzung
201020001990198019701960
82,279,477,075,472,069,8
201020001990198019701960
80,578,275,372,970,669,1
201020001990198019701960
81,679,777,775,974,873,1
Lebenserwartungbei der Geburt
1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010
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1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 20109,0 9,3 9,6 10,1 10,5 11,0 11,7 12,1 12,7 13,1 13,4
9,6 10,0 10,5 10,9 11,4 11,8 12,0 12,0 12,1 12,1 12,2
4,7 4,8 5,0 5,3 5,7 6,2 6,7 7,4 8,1 9,0 9,4
der volljhrigen BevlkerungUnterrichtsjahre
Angaben fr Deutschland: bis einschlielich 1985 alte Bundeslnder.
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Sozialleistungenin Prozent des BIPs
deutscher Staatsbrgerinnen (mit abgesenkten Mindestleis-tungen fr Asylbewerber) abzuschlieen wei. Und dennoch in Meinungsumfragen erweist sich der Wohlfahrtsstaatimmer wieder als eine uerst beliebte Einrichtung.
Aus gutem Grund, denn der europische Wohlfahrtsstaatist im Grunde seines Herzens ein Wachstumsstaat undebendies ist auch die lebensweltliche Erfahrung mehrererGenerationen europischer Wohlfahrtsstaatsbrgerinnengewesen. Der Wohlfahrtsstaat bersetzt wirtschaftlichesWachstum in gesellschaftliches Wohlergehen und ist damitzum Bezugspunkt unterschiedlichster Interessen geworden,denen an seiner Aufrechterhaltung gelegen ist, von weit -sichtigen Unternehmern ber den durchschnittlichenMittelschichtshaushalt bis hin zu den Beziehern vonSozialhilfeleistungen. Wer daher die mehr oder wenigersegens reichen Effekte des Wohlfahrtsstaats erhalten mchte,der muss zumindest auf den ersten Blick zugleich auch an der Fortfhrung des ihn speisenden (und zugleich von ihm mit ermglichten) Wachstumsregimes interessiert sein.Wo Wohlfahrt auf Wachstum beruht, da bilden sich wieselbstverstndlich breite gesellschaftliche Koalitionen zumErhalt dieses Funktionszusammenhangs.
Eine Gesellschaft, die sich von Wachstumszwngenemanzipieren wollte, msste daher auch ihre politischenStrukturen grundstzlich infrage stellen. Dies freilich nicht
im Sinne der hinlnglich bekannten neoliberalen Staats kritik,die radikale soziale Entsicherung gern als individuellenAutonomiegewinn verkauft und damit gerade diejenigenGruppen zu treffen sucht, die wohlfahrtsstaatlicheUntersttzung am ntigsten haben. Nein, von wohlfahrts-staatlichen Privilegierungen Abschied nehmen mssten die marktkonomisch Bessergestellten die vermgens -besitzenden, steuerabschreibenden, Hchstrentenbeziehenden Milieus. Eine Postwachstumsgesellschaft wreeine Gesellschaft der radikalen materiellen Umverteilung, und zwar nicht nur intern, sondern mehr noch nach auen,im globalen Mastab: nmlich zugunsten all derjenigenMenschen auf der Welt, die jahrzehntelang das wirtschaftlicheWachstum und den Wachstumswohlfahrtsstaat dereuropischen Wohlstandsgesellschaften berhaupt erstmglich gemacht haben.
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Postwachstum
Bcher &c. Andreas Fischer-Lescano, Kolja Mller, Der Kampf um globale soziale Rechte. Zart wre
das Grbste, Berlin (Wagenbach; Lizenzausgabe Bundeszentrale fr politische Bildung) 2012. Stephan Lessenich, Theorien des Sozialstaats zur Einfhrung, Hamburg (Junius) 2012. Werner Rtz, Horst Ldtke, Sozialstaat oder: Globale Soziale Rechte?, Hamburg (VSA) 2009.
Stephan Lessenich
Der gefhlte Sozialstaat Sozialleistungen in Deutschland
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zerkleinertes Gestein aus Steinbrchen
EU, 2011, in ProzentGewinnung und Verwendung von Sand, Kies und Natursteinin mm (logarithmische Skala)
Sand und Kies aus Kiesgruben
recyceltes Bau-, Abbruch- und Aushubmaterial
aus dem Meer oder aus Seen gebaggerte Zuschlagstoffe
gemahlene Hochofenschlacken, Flugasche
Wohngebude
Gewerbegebude
ffentliche Gebude
Infrastruktur (Brcken, Hfen usw.), Stabilisierung von Offshoreanlagen
Straen, Landebahnen, Eisenbahnen, Wasserwege
Fertigbeton
Fertigbetonteile
SichtbetonSchttgut (Sand und Kies)
Schienenschotter
Schutt und Blockschutt
Asphaltprodukte
GEW
INNU
NG
HAUP
TBOD
ENAR
TEN
KIES
SAND UND KIES
SCHLUFF
3 000 Mio. Tonnen
VERA
RBEI
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ENDP
RODU
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quivalentdurchmesser
Gesamtproduktion von Sand, Kies und Naturstein in der EU (2011):
Die vier Hauptbodenarten Ton, Schluff, Sand und Kies werden nach Korngre eingeteilt. Die chemische Zusammensetzung spielt keine Rolle. Sand hat eine Korngre zwischen 0,063 mm und 2 mm, Kies zwischen 2 mm und 63 mm.Als sogenannte Zuschlagstoffe sind Sand und Kies wichtige Rohstoffe fr die Herstellung von Beton.
Mastab Sandkrner 10:1
as ist der meistgebrauchte Rohstoff der Erde? DieAntwort mag berraschen und ist doch nahe -liegend: Sand und Kies. Diese Zuschlagstoffe, wie
sie in der Baubranche genannt werden, haben in punctoRessourcenverbrauch inzwischen sogar das Wasser berholt.Die Menschen denken ber Sand nicht viel nach, es sei denn,sie planen gerade ihre nchsten Ferien am Meer. Und doch istdieser Rohstoff so dominant und allgegenwrtig wie keinanderer. Sand wird nicht nur zur Herstellung von Glaswaren,Fensterscheiben und natrlich Beton verwendet, er stecktauch in Zahnpasta und Kreditkarten, in Mobiltelefonen,Computern und anderen Gerten, die unsere hypervernetztenGesellschaften am Laufen halten.
Sand wird auf unterschiedliche Weise gewonnen, je nachVerwendungszweck und abhngig von den Bedingungen amFundort. Erstaunlich hnlich sind allerdings die Probleme,die der Sandabbau in den entwickelten und den unterent -wickelten Lndern gleichermaen verursacht. Abgesehen von den wenigen Einheimischen, die vom Sandabbauunmittelbar profitieren, leistet die rtliche Bevlkerung anvielen Sttten der Sandgewinnung Widerstand. In Lndernohne funktionierende Presse- und Meinungsfreiheit wird dielokale Opposition jedoch hufig unterdrckt, und dieRegierungen lassen sich von mchtigen Eliten Lokalpoliti-kern oder internationalen Grokonzernen einschchternund herumkommandieren.
Wie stark die Globalisierung das Leben der Menschen ver -ndert hat, sehen wir nicht nur an der Kleidung, beim Essenund bei der Sprache. Die globale Vereinheitlichung zeigt sichauch in den rasant wachsenden Stdten, in denen sich dieWolkenkratzer und Glasfassaden immer mehr ausbreiten,sowie im Ausbau der Infrastruktur, die die Bevlkerungerwartet. So entstehen berall ohne groe Rcksicht auf die geografischen und geologischen Bedingungen Straen,Flughfen, Brcken, Hfen, Park pltze und Golfpltze.
Seit jeher gilt Sand schon die Rmer haben ausgebranntem Kalk, Wasser, Bruchstein und Sand Betonhergestellt, um damit Fundamente, Wasserleitungen undHafenmauern zu bauen als Symbol fr unendliche Mengen(wie Sand am Meer). Doch nicht alle Sande sind wirtschaft -lich nutzbar. Die Krnchen des Wstensands sind zu rund undzu glatt zum Bauen, und der von Meerwasser bersplte Sandmuss erst aufwendig aufbereitet und vollstndig entsalztwerden. Da aber der Sand aus Flussbetten und Kiesgrubenallmhlich zur Neige geht, deckt die boomende Bauwirtschaftihren Bedarf auch zunehmend mit Meeressand.
Inzwischen ist also ausgerechnet der Sand vielerorts zueinem knappen Gut geworden. Und seine Gewinnung isthufig umstritten, weil sie soziale und kologische Problemeverursacht. Ein Beispiel: An den Ksten Marokkos wird vielDnensand gewonnen, der in erster Linie fr staatliche Bau-und Entwicklungsprojekte gebraucht wird. Diese ungezgelte
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Sand, ein knappes GutDie Nachfrage aus der Bau-, Mineral- und Frackingindustrie erschpft die globalen Vorkommen und fhrt zu irreparablen Umweltschden
Ohne Sand keine Straen, Huser und Bros
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01995 2000 2005 2010
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SINGAPUR
INDONESIEN
MALAYSIASingapur ist ein Inselstaat mit einer schnell wachsenden Bevlkerung. Der Raum ist knapp. Seit den 1960er Jahren wird darum durch Aufschttung im angrenzenden Meer Land hinzugewonnen. Seit 1973 wurde die Landflche mit 130 Quadratkilometern um mehr als 20 Prozent vergrert.
Singapur ist mit Abstand der weltweit grte Importeur von Sand: ber 517 Millionen Tonnen seit 1989. Der wichtigste Lieferant ist das benachbarte Indonesien. Die Grafik zeigt den groen Unterschied zwischen den offiziellen Handelsstatistiken der beiden Lnder: ein deutlicher Hinweis auf illegalen Sandhandel.
Landflche
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Sandin Mio. Tonnen
Import aus IndonesienExport nach Singapur
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3 000in Mio. TonnenGewinnung
zerkleinertes GesteinSand und Kies
USA
1903 In Cincinatti, Ohio, wird das Ingalls Building gebaut, der erste Wolkenkratzer aus Stahlbeton.
Sandgewinnung ist jedoch eine ernste Gefahr fr diemarokkanische Mittelmeerkste, weil sie den Meeresspiegelansteigen lsst. Manchen Prognosen zufolge wird schon im Jahr 2050 rund die Hlfte aller Sandstrnde im Nordostendes Landes bersplt sein.
In der Umgebung der zehn Kilometer vom Meer entferntliegenden Stadt Tetuan werden bis dahin angesichts deskonomischen Entwicklungstempos und des vollstndigenVerzichts auf den Schutz von Dnen- und Strandflchen bereits mehr als 95 Prozent der Kstendnen zerstrt sein. In der gesamten marokkanischen Kstenregion wird derDnensand unkontrolliert fr den Bau privater Strandvillengenutzt, aber auch kommerziell abgebaut und verkauft. Diedurch den Tourismus angetriebene konomischeEntwicklung beschleunigt diesen Prozess: An den Kstenverzehnfacht sich die Bevlkerung im Sommer allein durchden Zustrom von Urlaubern. An vielen Stellen ist dieDnenlandschaft, die als Speicher und Nachfllreservoir frdie Sandstrnde unentbehrlich ist und diese zugleich wie einPuffer vor Strmen schtzt, bereits unwiederbringlichzerstrt.
Trotz massiver Proteste geht nicht nur in Marokko diercksichtslose Sandgewinnung ungebremst weiter. In anderenRegionen der Welt hat der vom Bauboom angeheizteSandabbau dazu gefhrt, dass Flussufer erodieren undGrundwasserspiegel sinken, womit die Wasserversorgungbedroht ist. Hinzu kommt, dass die Biodiversitt leidet, dassErnten ausfallen und die Fischfangquoten zurckgehen. Undwenn in vormals ruhigen Gegenden der Schwerverkehrzunimmt, weil Lkws massenhaft Sand ber kleine Straentransportieren, gehen Brcken, Abzugskanle, Dorfstraenund ltere Gebude kaputt.
In vielen Lndern ist aufgrund der groen Nachfrage eineSandmafia entstanden. Und die illegale Sandgewinnung hatauch schon Spannungen zwischen Nachbarlndern ausgelst.So arrondiert zum Beispiel Singapur seine Kstenzonemithilfe von Sandmengen, die illegal in benachbarten Staatenabgebaut wurden.
Sand dient auch als Ausgangsstoff fr die Gewinnungstrategischer Mineralien, die fr unser modernes Lebenunentbehrlich sind. Derivate solcher Mineralstoffe werden zurHerstellung etlicher Produkte sowie in bestimmtentechnischen Fertigungsprozessen gebraucht. Zum Beispielgehren Mineralsande fr viele Lnder zu den strategischenNaturreserven. In manchen Fllen wird der Sand nach derExtraktion der begehrten Mineralstoffe wieder an denAbbauort zurckgebracht anders als der Bausand, dervollstndig aufgebraucht wird. Aber auch bei Mineralsandenhat schon der Abbau langfristige Folgewirkungen. Sie treffennicht nur die lokale Fauna und Flora, sondern fhren auch zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels.
Zu den bekanntesten Abbausttten gehrt StradbrokeIsland im Nordosten Australiens. Die zweitgrte Sandinselder Welt (die grte ist die nahe gelegene Fraser Island, die
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Postwachstum
Das 20. Jahrhundert: Bauen mit Stahlbeton
Landgewinnung in Singapur
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Ostsee
Nordsee
KoldingOdense
Nyborg
Roskilde MalmTrelleborg
Rnne
Greifswald
Ribnitz-DamgartenStralsund
Rostock
WismarLbeck
Hamburg
Eckernfrde
Kiel
Flensburg
Cuxhaven
BremerhavenWilhelmshavenNorden
Kopenhagen
FYN
ALS
R
TASINGELANGELAND
LOLLAND FALSTER
MN
SJLLAND
BORNHOLM
USEDOM WOLLIN
RGENFEHMARN
DEUTSCHLAND POLEN
DNEMARK
NIEDERLANDE
SCHWEDENDoggerbank
Borkum-Riffgrund
stliche Deutsche Bucht
Fehmarnbelt
Kadetrinne
Westliche Rnnebank
Adlergrund
Pommersche Bucht
Oderbank
Sylter Auenriff
ausschlieliche Wirtschaftszone (AWZ, 200 Seemeilen)
Kstenmeer (12 Seemeilen)
fr Sand- und Kiesgewinnung genehmigt
FFH-Gebiete*
*europische Schutzgebiete nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie
Adlergrund: Sandbnke, RiffeFehmarnbelt: Schweinswale, Sandbnke, RiffeKadetrinne: RiffeOderbank: Schweinswale, Sandbnke
Borkum-Riffgrund: Sandbnke, Riffestliche Deutsche Bucht: Seetaucherarten, Rastvgel
Doggerbank: Sandbnke
Sylter Auenriff: Schweinswale, Sandbnke, RiffePommersche Bucht: Seetaucherarten, Rastvgel
1995
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in Mio. TonnenNachfrage nach Sand und Kies
DEUTSCHLAND
zum Naturwelterbe gehrt) liegt nur 40 Kilometer vonBrisbane entfernt und ist ein beliebtes Touristenziel.Stradbroke Island ist groenteils Naturschutzgebiet undbesteht zur Hlfte aus Feuchtgebieten, die eigentlich durchdie Ramsar-Konvention geschtzt sind. Hier liegen aber auchdie beiden grten Sandabbaugebiete der Welt, ausgebeutetvon Sibelco, einem belgischen Multi fr mineralischeRohstoffe, der im Jahr 2000 seine Ttigkeit in Australien undNeuseeland aufgenommen hat.
Aus dem Sand von Stradbroke Island werden vor allem dieMineralien Rutil, Zirkon und Ilmenit (Titaneisen), aber auchSilika (Siliziumdioxid) gewonnen. Die Minen reichen bis ineinhundert Meter Tiefe und damit weit unter denGrundwasserspiegel, graben also den angrenzenden
Feuchtgebieten buchstblich das Wasser ab. Die Insel -bewohner beklagen, dass die Regierung von Queensland dieUmweltschutzbestimmungen nie durchgesetzt hat. DieProteste der indigenen Bevlkerung haben in der Gegend einelange Tradition, doch der Druck der Industrie ist strker.
Des Weiteren ist Sand fr das Fracking unerlsslich. Beidieser umstrittenen Methode der Erdgasfrderung wird einChemikaliencocktail unter hohem Druck in tiefer liegendeGesteinsschichten gepresst, zusammen mit gigantischenMengen von Sand und Wasserdampf. Dabei hat der Sand dieFunktion, die entstehenden Risse und Fugen auszufllen,damit die Gesteinsformation nicht zusammenbricht. Durchdie Sandkrner entstehen Abzugskanle, ber die das Gas indie Bohrlcher geleitet wird, durch die es dann abgesaugtwerden kann. Nur auf diese Weise lassen sich diese unkon -ventionellen Erdgasvorkommen kommerziell erschlieen.Der dafr eingesetzte Sand muss ganz bestimmte Eigen -schaften haben (Quarzgehalt, Form der Sandkrner), ber dieder Sand von Fluss- und Meeresufern allerdings nicht verfgt.
Fracking ist bekanntlich sehr unpopulr: Es kann lokaleErdbeben auslsen, das Grundwasser mit Chemikalienkontaminieren und damit die Lebensgrundlage der lnd -lichen Bevlkerung gefhrden, aber auch soziale Konflikteauslsen. hnliche kologische und soziale Probleme drohenin den Gegenden, wo der Fracking-Sand abgebaut wird. Etwawenn fruchtbare Bodenschichten abgetragen oder Sandstein -hgel zerstrt werden, die als natrlicher Filter fr dasGrundwasser dienen oder Wasseradern fhren.
Wo das kologische Gleichgewicht zerstrt wird, ist dieArtenvielfalt gefhrdet und langfristig sogar die lokaleNahrungsmittelversorgung. Der beim Fracking freigesetzteQuarz staub erhht das Lungenkrebsrisiko. Zudem mssen dieAnwohner mit einem Wertverlust ihrer Huser und Grund -stcke rechnen, sie mssen die grelle nchtliche Beleuchtungund die Lrmbelstigung durch Lastwagen und Gterzgeertragen und darauf gefasst sein, dass ihre Huser durch
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Die Sandgewinnung in der deutschen Nord- und Ostsee findet berwiegend in geschtzten Gebiete statt
Rcklufiger Bedarf auf hohem Niveau
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RHE IN
DSSELDORF
DORMAGEN
LEVERKUSEN
keine Nutzungkeine Nutzung
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Angeln
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Angeln
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Wassersport
Wassersport
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Naturschutz
NaturschutzNaturschutz, Wassersport
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Wassersport
2 km
Explosionen erschttert werden. Und sobald sie gegen all dasprotestieren, mssen sie sich sagen lassen, dass dieForderungen der Industrie Vorrang haben, weil damit Jobsgeschaffen und die nationale Energieversorgung gesichertwrden. Kein Wunder, dass die Fracking-Branche trotz dergeschilderten Risiken und Nebenwirkungen kontinuierlicheZuwchse verzeichnet. Interessanterweise gehrt der obenerwhnten Sibelco Group auch die Unimin Corporation an,eines der Grounternehmen, die in den USA Fracking-Sandabbauen.
Sand entsteht als Resultat natrlicher Prozesse von einigenHunderten oder sogar Millionen Jahren Dauer. Folglich ist erkein erneuerbarer Rohstoff, jedenfalls nicht nach mensch -lichen Zeitdimensionen. Da sowohl fr die Bauindustrie alsauch fr die Mineraliengewinnung und fr das Frackinggigantische Sandmengen gebraucht werden, finden dieAbbau manahmen rund um die Uhr und ganzjhrig statt. So verschwinden Sanddnen oder Sandsteinhgel, die berdie Jahrtausende entstanden sind, innerhalb von wenigenJahrzehnten.
Sand ist ein hegemonialer Rohstoff, zu dem esgegenwrtig praktisch keine Alternativen gibt. Auch fehlen die Anreize zur Entwicklung solcher Alternativen, weilkonomisch nutzbarer Sand nach heutigen Marktpreisenstark unterbewertet ist. Die wichtigsten Kostenfaktoren beider Sandgewinnung betreffen die Maschinen fr den Abbau,den Transport, die Lhne sowie Lizenzgebhren undPachtzahlungen fr das genutzte Gelnde (zumindest im Falllegaler Gewinnung). Der Sand selbst kostet dagegen nichts er ist ein high volume low value-Rohstoff (groe Menge geringer Wert). Wenn er knapp wird, holt man ihn sich ebenwoanders. Das Problem wird lediglich geografischverschoben. So luft es berall ob in den USA, Australienoder Indien hnlich ab, wenn die lokalen Behrden vonPolitikern und Interessenvertretern derart eingeschchtertwerden, dass sie am Ende den unbegrenzten Sandabbauzulassen alles im Interesse von Wirtschaftswachstum,nationaler Sicherheit, Fortschritt oder Arbeitsbeschaffung,versteht sich.
Dabei tritt oft auch eine Art Umwelt-Rassismus zutage,wenn etwa unterdrckte und enteignete Gruppen oderindigene Gemeinschaften hinnehmen mssen, dass dieSandproduzenten ihre Lebensgrundlage vernichten, ihreLebensqualitt schdigen und ihr kosystem zerstren,whrend sie selbst Gewinne machen und irgendwann wiederverschwinden, um in einer anderen Gegend mehr und neuenSand abzubauen.
Hier ist allerdings anzumerken, dass nicht alle Sandartenfr alle Nutzungsformen geeignet sind. Denn Sand musshufig strenge Kriterien erfllen und dann wird dasVerhltnis von Angebot und Nachfrage in der Regel sehrvolatil. Insgesamt ist davon auszugehen, dass der Sandbedarfaus den drei Bereichen Bau, Mineralindustrie und Fracking in den nchsten Jahrzehnten stabil bleiben wird. Deshalbwerden derzeit auch vielerorts neue Sandquellen offshore,also auf dem Meeresboden erschlossen. Diese Abbaumethodeist extrem teuer, aber technisch mglich, ihre Auswirkungenauf die Umwelt sind dagegen vllig unerforscht.
Nehmen wir das Beispiel Dubai. Hier sind die Vorkommenan Meeressand erschpft, das Emirat importiert seinen Bau -
sand derzeit aus Australien. Dabei hat der malose Abbau vonMeeressand das maritime kosystem stark geschdigt. Dasbeeintrchtigt die Lebensgrundlage der Fischer, weil der Sandam Meeresboden zugleich Substrat und Nhrboden fr dieMikororganismen ist, von denen sich die greren Fischeernhren.
Fr Sand gilt wie fr alle natrlichen Rohstoffe , dasswir seinen Wert fr den Erhalt des gesamten kosystems inBetracht ziehen mssen. Denn Sand erfllt Funktionen, dienicht ohne weiteres zu ersetzen sind, zum Beispiel fr dieNahrungsmittelsicherheit in Regionen, wo er als Pufferzwischen den Landmassen und den Ozeanen dient und soagrarische Anbaugebiete vor Sturmfluten schtzt undangesichts des Klimawandels auch vor einem Ansteigen desMeeresspiegels. In vielen Regionen wirkt der Sand als Filterfr Wasseradern, die fr den Erhalt der Artenvielfalt sounentbehrlich sind wie fr die Nahrungsketten in derozeanischen und terrestrischen Biosphre.
Immerhin gibt es schon vereinzelt Alternativen zum Sandals Zuschlagstoff bei der Betonherstellung: etwa Schlacken,die bei der Stahlproduktion anfallen, Flugasche, Steinbruch-staub oder aufbereiteter Bauschutt. Zudem laufenForschungen ber Bautechniken, die ganz ohne Betonauskommen. Alternativen gibt es auch fr den Sand, der beimFracking zum Einsatz kommt, wie zum Beispiel Keramik -perlen oder Bauxitpulver. Dass diese Stoffe heute noch nichtverwendet werden, liegt allein daran, dass Sand praktischumsonst zu haben ist.
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Postwachstum
Bcher &c. Sand Die neue Umweltzeitbombe. Der Kampf um eine unterschtzte Ressource,
Regie: Denis Delestrac, Frankreich 2013. Michael Welland, Sand: A Journey Through Science and the Imagination, Oxford
(Oxford University Press) 2009. Gasland, Regie: Josh Fox, USA 2010 (Dokumentarfilm ber Fracking).
Nutzung nach dem Abbau: In den meisten Baggerseen wird geangelt
Kiran Pereira
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2009 2010 2011 2012
Nach dem Beitritt zur Eurozone kann Griechenland seine Staatsschuldenquote nicht so deutlich reduzieren, wie es die Maastricht-Vertrge vorsehen. Seit 2005 stieg die Quote an: von 100 auf 112,9Prozent des BIPs.
20002009
Die neue Regierung Papandreou korrigiert das geschtzte Haushaltsdefizit fr 2009 von 6,7 auf 12,8Prozent des BIPs. Diese Zahl muss spter auf 15,6Prozent heraufgesetzt werden, womit die Staatsschuldenquote Ende 2009 fast die 130-Prozent-Grenze erreicht. Ab Dezember stufen Ratingagenturen die Bewertung griechischer Anleihen radikal zurck, und die Zinsen fr griechische Staatsanleihen steigen dramatisch. Oktober 2009
Trotz eines Sparprogramms, das Gehaltskrzungen fr Staatsbedienstete und erhhte Mehrwert-steuern vorsieht, und trotz eines Rettungsprogramms der EU in Hhe von 30Milliarden Euro
kann Griechenland die im Mai fllig werdenden Staatsanleihen nicht mehr bedienen. Papandreou muss den Staat fr insolvent erklren. Die Troika aus EU, EZB und IWF schnrt ein zweites Rettungs-
paket mit Krediten von 110Milliarden Euro. Dafr muss der griechische Staat 30Milliarden Euro einsparen: durch weitere Gehalts- und Pensionskrzungen, Stellenstreichungen im ffentlichen
Sektor, neue Steuererhhungen und eine Anhebung des Renteneintrittsalters.Mai 2010
Durch die Sparmanahmen verschrft sich die Krise weiter. Sinkende Steuereinnahmen vergrern das Staatsdefizit, auf das die Troika mit einem dritten Rettungsprogramm in Hhe von 109Milliarden Euro reagiert. Die neuen Kredite (mit niedrigerem Zinssatz und lngeren Laufzeiten) werden erstmals ber den neu geschaffenen Stabilisierungsmechanismus EFSF abgewickelt. Als Gegenleistung muss Athen zustzliche Sparmanahmen akzeptieren.
Juli 2011
Papandreou bersteht ein Vertrauensvotum im Parlament nur, indem er die Bildung eines Technokratenkabinetts unter dem ehemaligen EZB-Vizeprsidenten Papadimos ankndigt. Die neue Regierung wird erstmals von den beiden Systemparteien Pasok und ND gemeinsam getragen.
November 2011
Das Kreditpaket der Troika wird auf 130Milliarden Euro aufgestockt, dafr muss die Regierung Papadimos mit einem vierten Sparprogramm bezahlen. Es enthlt neben harten Einschnitten im Gesundheits- und Sozialwesen (nun auch beim Arbeitslosengeld) weitere Gehalts- und Renten-krzungen und erstmals auch radikale Lohneinbuen fr den privaten Sektor (stark reduzierte Mindestlhne). Die Gesamtverschuldung steigt weiter an und erreicht die 150-Prozent-Marke, auch aufgrund der sich vertiefenden Rezession. Der endgltige Staatsbankrott ist nur durch einen Schuldenschnitt abzuwenden. Der freiwillige Forderungsverzicht der privaten Glubiger reduziert die griechische Staatsschuld um 107Milliarden Euro.
Februar 2012
or der gegenwrtigen Krise erlebte Griechenlandzwischen 1995 und 2008 eine Phase krftigen Wirt -schafts wachstums. Mit jhrlichen Wachstums raten
von 3,7 Prozent, boomenden Finanz-, Dienstleistungs- undImmobilienmrkten sowie einer florierenden Tourismus- und Schifffahrtsindustrie gehrte das Land zu dendynamischeren Volkswirtschaften Europas. Es handelte sichallerdings um ein grtenteils finanzgetriebenes Wachstum.Gem den damaligen Leitlinien der EZB gab es aufgrundniedriger Zinsen groe Zuflsse an Geld, das die Unter -nehmen fr Investitionen im Importsektor oder in denBilliglohnlndern des Balkans nutzten, statt die lokaleProduktion zu frdern. Umgekehrt erhielt die Regierung Geldaus Krediten und EU-Transferleistungen, um die Infra strukturauszubauen und damit auslndische Investitionen anzu -locken oder Groprojekte wie die Olympischen Sommerspiele2004 zu finanzieren, die zur wachsenden ffentlichenVerschuldung beitrugen. Whrend dieses griechischenWirtschaftswunders blieb das Problem chronisch knapperStaatseinnahmen jedoch bestehen und wurde durchSteuervergnstigungen fr Unternehmen sowie ein lchrigesSteuererhebungssystem sogar noch verschrft.
Nachdem die US-Finanzkrise im Herbst 2008 ihren Hhe -punkt erreicht hatte, wurden bald auch die Eurozone undGriechenland in einen Abwrtsstrudel gerissen entgegenallen Versicherungen, dass die griechische Wirtschaft stabilsei, da griechische Banken nur wenig faule Wertpapierehielten. Als dann die neue Regierung 2009 das Haushalts -defizit von 6 auf 12,7 Prozent des BIPs korrigieren musste,schossen die Refinanzierungszinsen fr Staatsanleihen in die Hhe und lagen schlielich 8 Prozentpunkte ber den
deutschen. Die Herabstufungen der Ratingagenturenmachten es Griechenland zunehmend unmglich, sich an deninternationalen Finanzmrkten Geld zu leihen. Eine vomMinisterprsidenten angekndigte Volksabstimmung bereuropische Finanzhilfen und die Euro-Mitgliedschaft wurdeauf Druck der EU und verschiedener griechischer Parteienabgesagt. Anschlieend vereinbarten die griechischeRegierung und Vertreter der Troika aus EU-Kommission, EZBund IWF zwischen 2010 und 2014 mehrere Rettungspakete der Preis dafr war eine drastische Sparpolitik und eineinnere Abwertung.
Es folgte eine Schocktherapie: Lhne, Gehlter und Rentenwurden innerhalb von drei Jahren um 20 Prozent und mehrgesenkt, Tarifvertrge teilweise aufgelst, ffentlicheDienstleistungen abgebaut, Stellen gekrzt, der Kndigungs-schutz gelockert und frei werdende Stellen nicht wiederbesetzt. Auerdem wurden Kommunen zusammengelegt,Universittsbereiche und weiterfhrende Schulengeschlossen, Krankenhuser verkleinert und die Gesundheits-versorgung reduziert, wodurch viele Beschftigte arbeitslosoder in den vorgezogenen Ruhestand gezwungen wurden.Stadtwerke, Hfen, Schienennetze, Flughfen und verbliebeneffentliche Unternehmen wurden zur Privatisierungfreigegeben. Der Mindestlohn wurde um 22 Prozent gesenkt,fr unter 25-Jhrige sogar um 32 Prozent.
Von 2009 bis 2013 schrumpfte das BIP um mehr als 25 Pro -zent. Der Binnenkonsum nahm dramatisch ab, zehntausendekleine und mittlere Unternehmen gingen insolvent. Im Januar2013 kletterte die Arbeitslosenquote auf 27,1 Prozent, dieJugendarbeitslosigkeit sogar auf 59,1 Prozent. Die Kosten frHeizl stiegen um mehr als 35 Prozent, was zur vermehrten
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Der Fall Griechenland Wenn Wachstumgesellschaften nicht mehr wachsen und die Sparpolitik die Probleme nur verschlimmert
Die Etappen des Niedergangs
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2008
7,722,12013
27,358,3
2008
7,510,62013
5,37,9
2008
6,413,32013
27,326,8
2008
6,721,32013
12,240,0
2008
8,520,22013
16,537,72008
11,324,52013
26,155,5
GRIECHENLAND
DEUTSCHLAND
IRLAND
ITALIEN
PORTUGAL
SPANIEN
Jugendarbeitslosigkeit(1524 Jahre)
Gesamtarbeitslosigkeit
2009 2010 2011 2012 2013-10
-8
-6
-4
-2
0
2
4
6
8
10in Prozent zum Vorjahr/Vorjahrsquartal (Griechenland)Bruttoinlandsprodukt (BIP)
GRIECHENLAND
DEUTSCHLANDIRLANDITALIENPORTUGALSPANIEN
38,3 54,0 45,8 58,5
46,5 51,9 47,7 50,6
35,1 46,2 37,8 44,8
39,6 49,8 43,7 48,7
34,5 48,2 35,9 42,9
45,2 48,3 44,7 44,7
GRIECHENLAND
ITALIEN
SPANIEN
PORTUGAL
IRLAND
DEUTSCHLAND
Staatseinnahmen und Staatsausgabenin Prozent des BIPs
2009
EinnahmenEU-Mitgliedstaat
berschreitung des im EU-Stabilittspakt festgelegten Haushaltsdefizits (3 Prozent).
Ausgaben
2013
2013 2014
Der ND-Vorsitzende Samaras bildet eine neue Regierung unter Beteiligung der Pasok und der Dimar (die im Juli 2013 die Koalition verlsst). Obwohl Samaras bis 2011 alle Spar-programme der Troika bekmpft hat, bringt er im November ein fnftes Sparprogramm durchs Parlament, das neue Einsparungen von 13,5Milliarden Euro vorsieht.
Juni 2012
Um die Freigabe weiterer Tranchen des Rettungsprogramms durch die Troika zu erreichen, muss die Regierung Samaras ein sechstes Sparprogramm verabschieden. Es enthlt zustzlich zu weiteren Stellenstreichungen im ffentlichen Dienst eine neue Grundbesitzsteuer.
April 2013
Die Regierung Samaras verkndet einen berschuss im Primrhaushalt (ohne Schulden-dienst) und feiert die Rckkehr auf die Finanzmrkte, nachdem sie fnfjhrige Staatsanleihen zu einem Zinssatz von unter 5Prozent absetzen konnte. Dieser Erfolg steht fr die berzeugung der Anleger, dass Griechenland innerhalb der nchsten fnf Jahre keinen Staatsbankrott zu befrchten hat. Er lsst allerdings die Gesamtverschuldung des Landes weiter ansteigen, die Ende 2014 bei 177Prozent des BIPs liegen wird. Die Realwirtschaft zeigt noch keine Anzeichen der Erholung.
April 2014
Nutzung von Holz als Brennstoff und damit zu schwerenLuftverschmutzungen fhrte. Zwischen 2009 und 2011 stiegdie Obdachlosigkeit um 25 Prozent, die Selbstmord rate umtraurige 75 Prozent. Trotz Massenprotesten und General-streiks wurden weitere Sparmanahmen beschlossen.Besonders besorgniserregend ist nicht zuletzt das Erstarkender neonazistischen Partei Goldene Morgenrte, die sich bei den Parlamentswahlen im Juni 2012 von zuvor vernach -lssigbaren 0,3 Prozent auf fast 7 Prozent verbessern konnte.
Die gegenwrtige Krise in Griechenland lsst sich somitauf drei miteinander verwobene Ursachen zurckfhren:erstens die globale Krisenanflligkeit des finanzgetriebenenKapitalismus und die US-Finanzkrise 2008; zweitens dieeuropischen Entscheidungstrger, die Griechenland zu einer restriktiven Sparpolitik zwingen und keine Whrungs -abwertungen im Euroraum zulassen; und drittens diehausgemachten Probleme, nmlich zu geringe Staatsein -nahmen, die Steuerhinterziehung vieler Selbststndiger undUnternehmer sowie der Maritim- und Finanzwirtschaft undein verbreiteter Klientelismus, der selektive Vorteilsnahmeermglichte und erheblichen volkswirtschaftlichen Schadenanrichtete.
Reformen sollen Griechenland aus der Krise manvrieren,doch das Spardiktat der Troika hat nur zu noch mehrArbeitslosigkeit, sozialer Verwundbarkeit und einemmassiven Abbau ffentlicher Leistungen gefhrt, kurz: zueiner Verstetigung von Rezession und Krise. Eine Rckkehrzum alten Wachstumsmodell erscheint unwahrscheinlich,und so stellt sich die Frage, wie moderne Gesellschaften auchohne hohes Wirtschaftswachstum stabilisiert werden knnen.Der Fall Griechenland zeigt jedenfalls eindrcklich, welchekatastrophalen Folgen es hat, wenn unter den gegebenenkapitalistischen Bedingungen Wachstum langfristigausbleibt.
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Postwachstum
Bcher &c. www.nachdenkseiten.de (Beitrge von Niels Kadritzke) Stephan Kaufmann,Schummel-Griechen machen unseren Euro kaputt: Beliebte
Irrtmer in der Schuldenkrise, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Reihe Luxemburg Argumente, Nr. 2, Berlin, Mrz 2012, www.rosalux.de/publication/38265.
Klaus Busch, Christoph Hermann, Karl Hinrichs, Thorsten Schulten, Eurokrise,Austerittspolitik und das Europische Sozialmodell: Wie die Krisenpolitik in Sdeuropa die soziale Dimension der EU bedroht, in: Politikanalyse, Friedrich-Ebert-Stiftung, November 2012, http://library.fes.de/pdf-files/id/ipa/09444.pdf.
Maria Markantonatou
Das grte Defizit
Sdeuropas verlorene Generation
Die groe Depression
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-1501996 2000 2005 2010 2013
-100
-50
0
50
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250
300weltweit, in Mrd. US-DollarAuenhandelsbilanz
DEUTSCHLANDGRIECHENLANDIRLANDITALIENPORTUGALSPANIEN
100
100
100
114
107
98
2000 2012
Produktivitt
Tariflhne
Effektivlhne
DEUTSCHLAND
ntgegen dem krisenhaften Trend in Europa gilt Deutsch -land als wirtschaftliches Erfolgsmodell Nehmt euchan uns ein Beispiel, scheinen die Bundesregierungen
jeglicher Couleur den anderen zuzurufen. Doch bei denAngesprochenen hlt sich die Begeisterung oft in Grenzen.Warum?
Deutschland ist die grte Volkswirtschaft Europas, undseine wirtschaftliche Entwicklung ist wichtig fr die ganzeWhrungsunion: Ist sie gut, kommt dies auch anderenLndern zugute. Gibt es aber Probleme, werden diese leichtauch zu Problemen der Nachbarn. Rund 40 Prozent seinesAuenhandels wickelt Deutschland mit den Lndern derEurozone ab. Deshalb ist die gemeinsame Whrung auch sowichtig fr die deutsche Wirtschaft: Wenn diese 40 Prozentvon Whrungsschwankungen befreit sind, gibt das Planungs -sicherheit und mindert fr die Exportunternehmen das Risikovon Verlusten durch die Abwertung anderer Whrungen.
Dass die deutsche Wirtschaft am Export hngt, ist nichtsNeues. Deutsche Industrieprodukte wie Autos und Maschinensind seit langem weltweit wegen ihrer Qualitt gefragt. Dieshat viel mit dem dualen deutschen Berufsbildungssystem zutun, mit dem Selbstbewusstsein qualifizierter Beschftigterund mit den Mitbestimmungsmglichkeiten ihrer Interessen -vertretungen. Neu ist etwas anderes: Kurz nach Einfhrungdes Euro hat die Politik den deutschen Arbeitsmarktumgekrempelt. Die im Zuge von Agenda 2010 und Hartz-Gesetzen eingefhrten Arbeitsmarktreformen ffneten die Schleusen fr einen Boom von Leiharbeit und Minijobs,Arbeitssuchende wurden gezwungen, Jobs auch zu sehrschlechten Bedingungen anzunehmen. Seit den 1990er Jahrengehen die Mitgliederzahlen von Arbeitgeberverbnden undGewerkschaften zurck das dadurch geschwchte Tarif -vertragssystem verlor an Einfluss auf die Entwicklung der
tatschlichen Einkommen. Es entstand ein groerNiedriglohnsektor, der die durchschnittlichen Lhne nachunten zog. Gleichzeitig wurden die hohen Einkommen undGewinne durch Steuerreformen erheblich entlastet.
So geschah etwas Ungewhnliches in Deutschland, undzwar nur dort: Bis kurz vor Ausbruch der weltweiten Finanz -krise sanken die durchschnittlichen Erwerbseinkommen,obwohl die Wirtschaft wuchs, whrend sie im restlichenEuropa stiegen, wie es in Wachstumsphasen blich ist. InFrankreich zum Beispiel sind die Reallhne etwa im selbenTempo gestiegen wie die Arbeitsproduktivitt, so dass dieVerteilung zwischen Lhnen und Gewinnen gleich blieb.Spiegelbildlich dazu boomten in Deutschland die Gewinne.
Dies hatte zwei fr die Europische Whrungsunionverhngnisvolle Folgen. Erstens wurde der Binnenmarkt dergrten Volkswirtschaft fast in die Stagnation getrieben, sodass er kaum noch zustzliche Exporte aus anderen Euro -lndern aufnahm whrend die deutschen Exporte in dieseLnder weiter krftig zulegten. Die daraus erwachsendenwirtschaftlichen Ungleichgewichte sind Sprengstoff fr eineWhrungsunion, deren Konstrukteure keine Ausgleichsme-chanismen, kein gemeinsames Steuer system, keinegemeinsame Wirtschaftspolitik, keine gegenseitige Unter -sttzung und auch keine Sozialunion wollen. Zweitens abergab es fr die rapide wachsenden Gewinne auf demschwchelnden deutschen Binnenmarkt kaum lukrativeAnlagemglichkeiten. Stattdessen flossen ungeheureSummen in den boomenden US-Immobilienmarkt, aber auchin die mit Schulden aufgepumpten Immo bilien blasen derEurolnder Irland und Spanien. So gab die Deregulierung desdeutschen Arbeitsmarkts nicht nur im In-, sondern auch imAusland Wachstumsmodellen Auftrieb, die aus ganz unter -schiedlichen Grnden nicht zukunftsfhig waren.
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Deutschland der eingebildete Gesunde Der Exportweltmeister protiert von Lohndumping und Sozialabbau
Die berschsse der Deutschen und die Defizite der anderen Mehr Leistung, weniger Lohn
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-6,22,875,0
-1,88,4
-1,113,4
-22,920,8
-4,15,6
-3,26,4
-6,710,7
-7,0-25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 25
DEUTSCHLAND
ESTLAND
FRANKREICH
GRIECHENLAND
IRLAND
ITALIEN
PORTUGAL
SPANIEN
Nominallhne*in Prozent
20012009, 2001 = 100 Prozent
20102013, 2010 = 100 Prozent
*deflationiert um den nationalen HVPI (harmonisierter Verbraucherpreisindex)
01995 2000 2005 2010 2012
10
20
30
40
0
10
20
30
40
50
60
70
80
71,1
28,9
63,2
36,867,3
32,7
in Prozent des BIPsBruttogewinnquote und Bruttolohnquote
Bruttolohnquote
Bruttogewinnquote
DEUTSCHLAND
-101990 1995 2000 2005 2010 2013
0
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100in Mrd. EuroAuenhandelsbilanz von Deutschland ( ) mit den Lndern der Europischen Whrungsunion ( )
1. Januar 1999:Euroeinfhrung
42,3
67,0100,3
75,6
53,3
71,0
56,2
42,4
47,3
88,4
USA
CHINA
NIEDERLANDE
DEUTSCHLAND
POLEN
STERREICH
ITALIEN
SCHWEIZ
FRANKREICH
GROSSBRITANNIEN
BELGIEN
2013, in Mrd. EuroExporte
Die weltweite Finanzkrise brachte diese fragwrdigeSymbiose zum Einsturz. Seitdem nutzen die deutschenRegierungen ihre Macht in Europa, um vor allem densdeuropischen Staaten die eigenen Rezepte aufzuzwingen.Massive Krzungen der Staatsausgaben, die Deregulierungder Arbeitsmrkte und die Schwchung des ffentlichenSektors nach deutschem Vorbild werden als Medizin verab -reicht, die die Patienten jedoch nur noch krnker macht. Auch wenn die Wirtschaft jetzt teilweise wieder wchst dieMillionen arbeitsloser und in Armut getriebener Menschenbleiben als Flurschden dieser Politik zurck. Groen Teilender jungen Generation in den am strksten von der Krisebetroffenen Lndern wird die Zukunft verdstert. Und mit der Verschleuderung von staatlichem Eigentum sowie derPrivatisierung ffentlicher Dienstleistungen vor allem imBildungs- und Gesundheitsbereich berauben die Regierungenden Staat der Mittel, die fr neue gesellschaftlicheEntwicklungschancen dringend bentigt werden.
Eine Gesundung der Eurozone erfordert radikaleKurskorrekturen bei allen Hauptbeteiligten. Neue sozial -kologische Entwicklungsmodelle werden nicht nur inSdeuropa gebraucht, sondern auch in Deutschland.
Der deutsche Arbeitsmarkt muss neu reguliert werden, um die soziale Ungleichheit zurckzudrngen. Die Politik muss die Wirtschaft sowohl zwingen als auch anregen, zum Motor der Energie- und Ressourcenwende zu werden.
Die deutsche Gesellschaft braucht groe ffentlicheInvestitionen vor allem im kommunalen Bereich, und siebraucht einen Boom sozialer Dienstleistungen von Kinder -tagessttten bis zur Altenpflege. Das ist unabdingbar, nichtzuletzt fr die Gleichstellung der Geschlechter und dieBewltigung des demografischen Wandels, aber es geht nichtohne groe Steuerreformen, mit denen vor allem Kapital -einkommen und Vermgen gesellschaftlich nutzbar gemachtwerden. Dies kme auch Deutschlands Partnerlndern zugute wie ihnen zuvor durch verfehlte Reformen inDeutschland geschadet wurde.
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Postwachstum
Bcher &c. Thomas Fricke, Wie viel Bank braucht der Mensch?, Frankfurt am Main (Westend) 2013. Steffen Lehndorff (Hg.), Spaltende Integration. Der Triumph gescheiterter Ideen
in Europa revisited. Zehn Lnderstudien, Hamburg (VSA) 2014. Thomas Sauer und Peter Wahl (Hg.), Welche Zukunft hat die EU? Eine Kontroverse,
Hamburg (VSA) 2013.
Steffen Lehndorff
Einkommensentwicklung vor und in der Krise
Zwischen Euroeinfhrung und Eurokrise Exporte in alle Welt
Gewinne auf Kosten der Lhne
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1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 20300
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Raumwrmebedarf
pro Kopf in kWh/JahrWohnflchepro m2 Wohnflche in kWh/Jahr
pro Kopf in m2
Raumwrmebedarf pro KopfRaumwrmebedarf pro m2 WohnflcheWohnflche pro Kopf
DEUTSCHLAND
anche hoffen, ein grnes Wachstum knneunseren materiellen Wohlstand immer weitermehren und zugleich helfen, wichtige Nachhaltig-
keitsziele zu erreichen und die kosysteme zu schtzen durch eine Effizienzrevolution. Die Idee: Wenn unsereKraftwerke, Autos, Fernseher und Smartphones viel energie -effizienter laufen, darf das Volkseinkommen durchaus nochweiter wachsen; der Naturverbrauch wrde dann vom BIP-Wachstum entkoppelt und in absoluten Zahlen wie auch inder Gesamtbilanz zurckgehen. Doch diese Hoffnung beruhtauf einem Irrtum: Effizienzsteigerungen bedeuten eben nichtautomatisch Einsparungen. Tatschlich fhren sie zuRebound-Effekten, die Produktion und Konsum erhhen.
Jede Effizienzsteigerung lst Wachstumsimpulse aus,sagen die konomen. Folglich hat die enorm gestiegeneArbeitsproduktivitt vom Ochsenpflug zur Hightech-Land-wirtschaft in der Entwicklung der kapitalistischen Industrie -gesellschaften nicht zu mehr Freizeit gefhrt, sondern vorallem zu einem Wachstum der Wirtschaft und damit zu neuenJobs und Bedarfen. Dieser Zusammenhang gilt genauso frdie Verbesserung der Energieeffizienz. In den USA und sechs
EU-Staaten wurde die Energieeffizienz zwischen 1970 und 1991um rund 30 Prozent gesteigert und im gleichen Zeitraumwuchs der Energieverbrauch um 20 Prozent.
Zunchst gibt es finanzielle Rebound-Effekte: EffizientereTechnologien sparen hufig Geld ein, das man an andererStelle fr Konsum oder Investitionen ausgeben kann. Wenneine Autofahrerin von einem konventionellen Pkw mit einemSpritverbrauch von sechs Liter pro 100 Kilometer auf ein Drei-Liter-Auto umsteigt, zahlt sie frs Benzin nur noch die Hlfte.Sie kann fr das gleiche Geld nun doppelt so weit fahren.Genauso knnen Unternehmer durch Effizienzersparnissekostenneutral mehr produzieren, ja, oft mssen sie dies sogartun, um sich am Markt behaupten zu knnen. In beiden Fllenhat die Verbesserung der Energieeffizienz keine Einsparungvon Energie zur Folge: Selbst wenn das Geld in wenigenergieintensive Dienstleistungen investiert wird, etwa inFriseurbesuche oder Volkshochschulkurse, werden immernoch gewisse Rebound-Effekte eintreten. Denn in modernenGesellschaften, die auf Massenproduktion und -konsumbasieren, werden dann die Friseure oder Lehrerinnen mehrkonsumieren.
Zweitens gibt es materielle Rebound-Effekte, da schon dieHerstellung effizienterer Gerte und Maschinen einen Teil des Einsparpotenzials auffrisst. Um die tatschliche Energie -bilanz eines Elektroautos zu erstellen, reicht es nicht aus,lediglich auf dessen Verbrauch zu schauen. Auch der Energie -aufwand fr den Aufbau neuer Produktionssttten undStromtankstellen wird das Einsparpotenzial jedes einzelnenE-Autos reduzieren. Derzeit entfallen durchschnittlich20 Prozent des Energieverbrauchs eines Autos auf die Pro duk -tion und 80 Prozent auf die Nutzung. Werden mehr Queck -silber oder Leichtbauteile aus Aluminium in hoch effizientenFahrzeugen eingesetzt, wird der produktions bedingteEnergie verbrauch steigen.
Drittens gibt es psychologische Rebound-Effekte:Effizientere Produkte verndern nmlich nicht nur ihretechnischen, sondern auch ihre symbolischen Eigenschaften.Eine Erhebung in Japan hat gezeigt, dass Autofahrer, die sicheinen ihrer Meinung nach kologischen Pkw zugelegt hatten(zum Beispiel ein Hybridauto), ein Jahr nach dessen Kauf gut1,6-mal mehr Kilometer damit gefahren sind als zuvor mitihrem herkmmlichen Auto. Andere Studien legen nahe, dasssich manche Verbraucher nach dem Konsum ethischerProdukte berechtigt fhlen, an anderer Stelle unethisch zukonsumieren.
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Umweltfreundlich mehr verbrauchenWer ein Hybridauto hat, fhrt mit gutem Gewissen mehr. Das nennt man den Rebound-Effekt
Wrmebedarf
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Gesamtkraftstoffverbrauch
Kraftstoffverbrauch pro Fahrzeug
zugelassene Fahrzeuge
Kilometer pro Fahrzeug
Kilometer pro Liter Kraftstoff
Index1960 = 100 Prozent
01930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000
500
1 000
1 500
0
10
20
30
GROSSBRITANNIEN
Lichtmenge
MengeKosten
in Billionen (1012) LumenstundenKosten fr elektrische Beleuchtungin Pfund (2000) pro Mio. Lumenstunden
501980 1985 1990 1995 2000 2005
75
100
125
150
175
200
2251980 = 100Index
Bruttoinlandsprodukt (BIP)RohstoffausbeutungBevlkerungMaterialintensitt*
* Menge an Rohstoffen und Land, die zur Herstellung einer Ware gebraucht werden; je effizienter die Produktion, desto niedriger der Wert.
Schlielich lsen Energieeffizienzsteigerungen in dergesamten Wirtschaft Wachstumsschbe aus. Die Summe allerRebound-Effekte eines solchen Wachstumsschubs bemisstsich nach dem Verhltnis von Energienachfrage und Output;mit anderen Worten, es hngt davon ab, wie energie- undmaterialintensiv die zustzlich hergestellten Gter undDienstleistungen sind. Der Summe all dieser Rebound-Effektewird langfristig das legen etliche Analysen nahe mindestens 30 bis 50 Prozent des Einsparpotenzials vonEffizienzmanahmen aufzehren. Technologie- undInnovationsoffensiven werden also allein nicht ausreichen,um in den Industrielndern bis 2050 die Treibhausgasemissio-nen um 80 bis 90 Prozent zu verringern. Das Konzept desgrnen Wachstums greift zu kurz.
Deswegen sind aber die technischen und politischenManahmen zur Steigerung der Energie- und Ressourceneffi-zienz nicht alle schlecht. Im Gegenteil. Natrlich muss esdarum gehen, Energie und Materialien mglichst sparsameinzusetzen. Es gibt keinen Grund, statt einer konsequentenDmmung von Husern und Wohnungen die Wrmeweiterhin aus dem Fenster zu pusten. Aber Rebound-Effektezeigen, als unerwnschte Nebenwirkungen der Effizienzre-volution, die Wachstumsgrenzen des Systems auf. Erst wenndie Wirtschaft aufhrt zu wachsen, knnen Effizienzstrate-gien einen uneingeschrnkt konstruktiven Beitrag zurNachhaltigkeit leisten.
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Postwachstum
Bcher &c. Jesse Jenkins, Ted Nordhaus, Michael Shellenberger, Energy Emergence. Rebound & Backfire
as Emergent Phenomena, Oakland (Breakthrough Institute) 2011. Reinhard Madlener, Blake Alcott, Herausforderungen fr eine technisch-konomische
Entkoppelung von Naturverbrauch und Wirtschaftswachstum unter besondererBercksichtigung der Systematisierung von Rebound-Effekten und Problemverschiebungen,Berlin 2011.
Tilman Santarius, Der Rebound-Effekt. ber die unerwnschten Folgen der erwnschtenEnergieeffizienz, Wuppertal 2012. Download: www.santarius.de/967.
Tilman Santarius
Kraftstoffverbrauch
Der Preis des Lichts
Wachstum macht Effizienzgewinne zunichte
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02005 2015 2025 2035
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Modell 1: business as usual Modell 2: ausbleibendes Wachstum
2005 = 100 ProzentIndex
2005 = 100 ProzentIndex
ostwachstum. Degrowth. Dcroissance. Das sind dieSchlag worte einer wachsenden europischen Bewegungvon Aktivisten und Wissenschaftlerinnen, die das
vorherrschende Entwicklungsmodell des kontinuierlichenkapitalistischen Wachstums kritisiert. Gesucht werdenAlternativen welche unterschiedlichen Anstze werdendiskutiert?
Die Kritik am Wirtschaftswachstum ist fast so alt wie dasPhnomen selbst. Eine neue Dimension bekam sie durch dieWahrnehmung der Endlichkeit der Ressourcen auf diesemPlaneten. Der erste Bericht im Auftrag des Club of Rome von1972 fhrte zu einer breiten gesellschaftlichen Diskussionber Die Grenzen des Wachstums, die bis heute nichtabgerissen ist. Der wichtigste neue Impuls im 21. Jahrhundertkam von der Dcroissance- oder Degrowth-Bewegung, die sichin den vergangenen zehn Jahren von Frankreich ber Spanienund Italien in den angelschsischen Raum ausgebreitet hat.Auch in Deutschland wurde sie aufgegriffen. Die Forderungnach Dcroissance, was so viel heit wie Ent-Wachstum oderWachstumsrcknahme, richtet sich nicht nur gegen dieUnendlichkeitsvorstellungen der neoklassischen Wachstums -konomie. Sie kritisiert auch ko-keynesianischeBestrebungen, die krisengeschttelten konomien durcheinen Green New Deal wieder auf Wachstumskurs zu bringen.
Kritik an grnem WachstumIm deutschsprachigen Raum entwickelte sich unter demStichwort Postwachstum ein vielgestaltiges Feld vonPositionen zur sozialkologischen Transformation.
Gemeinsam ist ihnen, dass sie alle den Technikoptimismusder 1990er Jahre kritisieren die Vorstellung, dass durch kotechnologien grne Produktion und grner Konsumvom Umweltverbrauch entkoppelt und begrenzt werdenknnte. kologische Gerechtigkeit, so der Schluss, mssedaher ein Ende des Wachstums im globalen Norden bedeuten.
Die zweite wesentliche Gemeinsamkeit liegt in demVersuch, konkrete Utopien als Alternativen zum Wachstums-diktat zu entwerfen und diese mit widerstndigen Praktikenzu verbinden. Inspiriert von so unterschiedlichen Quellen wiekologischer konomie, Kritik an Entwicklungspolitik undDiskussionen zum Guten Leben, beschftigen sich dieunterschiedlichen Anstze mit der Frage, wie die sozial- kologische Transformation in den hochindustrialisiertenLndern aussehen knnte.
Dabei geht es ausdrcklich um die hochindustrialisiertenLnder des globalen Nordens, auch wenn soziale Bewegungenaus dem Sden wichtige Bndnispartner sind (Diskussionenzu Buen Vivir und Graswurzel-Umweltbewegung der Armen).Rohstoff-, Ressourcen- und Landschaftsverbrauch sowieAbfallaufkommen und Emissionen der reichen Lnder sollenauf ein Niveau gesenkt werden, das langfristig nachhaltig istund den Lndern des Sdens gleichberechtigte Entwicklungs-mglichkeiten lsst.
Einfach und pauschal eine Schrumpfung des BIPs zuverordnen, wrde konomische Krisen auslsen einenrasanten Anstieg der Arbeitslosigkeit, Schulden, Armut undeinen generellen Rckgang der Lebensqualitt. Beim Post -wachstum geht es deshalb um mehr: um eine grundstzliche
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Gutes Leben statt Wachstum Degrowth, Klimagerechtigkeit, Subsistenz eine Einfhrung in die Begriffe und Anstze der Postwachstumsbewegung
Drei Modelle fr Kanada
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Modell 3: Degrowth
2005 = 100 ProzentIndex
StaatsverschuldungArbeitslosigkeitArmutTreibhausgasemissionenBIP pro Kopf
Der konom Peter Victor berechnete mgliche Entwicklungswege fr die kanadische Wirtschaft. Das Business-as-Usual-Modell prognostiziert einen Anstieg des CO2-Ausstoes und der Armut. Wegen knapper Ressourcen ist es eher unwahrscheinlich, verdeutlicht aber die negative Entwicklung, falls die Politik nicht steuernd eingreift. Demgegenber erlaubt das zweite Modell einen Ausblick auf die desastrsen Folgen, falls unter gegebenen Bedingungen kein (starkes) Wachstum generiert werden kann: fast alle brigen Parameter schieen in die Hhe. Im Degrowth-Modell wird wirtschaftliches Wachstum zugunsten von Gutem Leben und sozialer Gerechtigkeit zurckgenommen, umweltschdliche Emissionen und Verschuldung erreichen ein Minimum.
2010
500
0
1 000
1 500
2 000
2 500
3 000
3 500
4 000
2020 2030 2040 2050
Prognose 1 ( ) ist ein Business-as-usual-Modell und basiert auf Angaben der Internationalen Energieagentur (IAE). Die zweite Prognose ( ) stammt vom britischen Tyndall Centre for Climate Change Research und bildet ein Modell mit Emissionsrechten fr Treibhausgase ab. Das Ziel ist eine kritische Schwelle von 550 ppm CO2 in der Atmo-sphre nicht zu berschreiten. Beide Modelle sind mit der Annahme berechnet, dass die soziale Ungleichheit unverndert bleibt.
in Mrd. britischen Pfund, kumulativBruttoinlandsprodukt (BIP)
Umgestaltung der Gesellschaft. Es geht es um konkreteVernderungsprozesse in konomie und Gesellschaft, diesich an Bedrfnissen, dem Guten Leben und kologischerNachhaltigkeit orientieren und die im Ergebnis zu einerStabilisierung oder Verringerung des BIPs fhren. Dazu gibtes drei Positionen, die sich teilweise berlappen: A-growth: Einige Wachstumskritikerinnen argumentieren,dass es vollkommen unbedeutend sei, ob das BIP als Ergebnisder notwendigen sozialkologischen Vernderungen weiterwachse, stagniere oder schrumpfe. Um die kulturelle undpolitische Ablehnung jeglicher Orientierung am BIP zubetonen, sprechen sie in Anlehnung an A-theismus vonA-growth (Latouche). Steady State: Andere betonen, dass sich BIP-Wachstum undRessourcenverbrauch nie ganz entkoppeln lieen, und ziehendaraus den Schluss, dass die konomien des Nordens nichtweiter wachsen drften, sondern stabilisiert werden mssten,wenn kologische Ziele eingehalten werden sollen. DieWirtschaft msse vom Wachstum unabhngig werden.
Degrowth: Eine dritte Position geht davon aus, dass imglobalen Norden ein zeitlich begrenzter Rckgang derWirtschaftsproduktion als bergang zu einem niedrigeren,global gerechten und kologisch nachhaltigen Zustandnotwendig ist.
Da das Wirtschaftswachstum die Schlsselrolle inkapitalistischen Gesellschaften spielt, geht es in allenVarianten um die Frage, wie die bestehenden konomischenund gesellschaftlichen Institutionen davon unabhngigwerden knnen. Besonders einflussreich sind die Arbeiten desfranzsischen konomen und Philosophen Serge Latouche.Er charakterisiert den Wachstumsglauben als eine Religion,von der es sich durch die Dekolonialisierung derVorstellungswelt zu befreien gelte. Im englischsprachigenRaum sind vor allem die Arbeiten von Tim Jackson sehreinflussreich, der erste makrokonomische berlegungen zueiner Wirtschaftspolitik jenseits des Wachstums angestellthat und darber hinaus die Unmglichkeit grnenWachstums und ein neues Verstndnis von Wohlergehendiskutiert. Einige Leitgedanken finden sich zudem in derkologischen, globalisierungskritischen und feministischenDiskussion. Hieraus leiten sich Forderungen ab wieDeglobalisierung von Produktion und Lebensweise, radikaleArbeitszeitverkrzung sowie eine gerechte Verteilungproduktiver Arbeit und reproduktiver Sorgearbeit, auch zwischen Mnnern und Frauen, auerdem Grund -einkommen, Maximaleinkommen und gemeingterbasierteWirtschaftsdemokratie.
Wachstumskritik in Deutschland ein umkmpftes TerrainIm deutschsprachigen Raum wurde Wachstumskritikbesonders im Kontext der Weltwirtschaftskrise ab 2007 laut.Neben einem zunehmenden Forschungsinteresse anUniversitten lassen sich dabei fnf Anstze mit unterschied -licher gesellschaftspolitischer Storichtung unterscheiden: 1. konservative, 2. sozialreformerische, 3. suffizienz -orientierte, 4. kapitalismuskritische und 5. feministischeAnstze. Auch wenn sie nur teilweise Verbindungen zurDcroissance haben, werden sie hier kurz dargestellt, da siedie aktuellen wachstumskritischen Diskussionen prgen.
Charakteristisch fr die Diskussion in Deutschland isterstens der starke Einfluss einer neoliberalen undkonservativen Richtung der Wachstumskritik, die vor allem
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Postwachstum
Zwei Prognosen fr Grobritannien
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von dem CDU-Berater und Vordenker der neoliberalenRentenreform, Meinhard Miegel, propagiert wird. In Bchern,Artikeln, Interviews und im Rahmen des von ihm gegrndetenThinktanks Denkwerk Zukunft argumentiert er, wir allehtten ber unsere Verhltnisse gelebt und mssten daherden Grtel enger schnallen. Die Schrumpfung der Wirtschaftwird als unvermeidliches Schicksal moderner Industrie -gesellschaften gesehen, was Miegel zum einen kologisch,zum anderen auch mit Wachstumsgrenzen begrndet, diedurch den demografischen Wandel, bersttigte Mrkte undeinen berbordenden Sozialstaat entstanden sind.Konservative Wachstumskritik pldiert dafr, den Sozialstaatdurch freiwilliges Engagement, eine Kultur der Almosen undvornehmlich weibliche Familienarbeit zu ersetzen.Wachstumskritik wird auf diesem Wege zum Rechtfertigungs-instrument und Hebel von Sozialabbau, Privatisierung, einemRollback der Geschlechterverhltnisse und Sparzwang.
Ein zweiter, den Umweltverbnden nahestehender Ansatzist die sozialreformerische und liberale Wachstumskritik, die vor allem die konominnen Angelika Zahrnt und
Irmi Seidl stark gemacht haben. Er geht davon aus, dass diepolitische Fixierung auf das Wirtschaftswachstum kologischund moralisch falsch sei. Als wesentliche Triebkrfte frWirtschaftswachstum werden wachstumsabhngigegesellschaftliche und konomische Institutionen sowiepolitische Parteien ausgemacht. Die konominnen fordernein Ende dieser Wachstumspolitik, eine Reduzierung desEnergie- und Ressourcenverbrauchs entsprechend denNachhaltigkeitszielen und das macht den Kern ihresAnsatzes aus den Umbau bislang noch wachstums -abhngiger und -treibender Bereiche, Institutionen undStrukturen. Ob das Ergebnis weiteres Wirtschaftswachstumoder eine Abnahme von Produktion und Konsum ist, bleibt offen. Wachstumskritik ist hier strukturkonservativgedacht: Es geht nicht um eine grundlegende Transformation,die umfassend gesellschaftliche Probleme in den Blicknimmt, sondern darum, Institutionen wie Alterssicherungs-systeme, Gesundheitsversorgung, Bildung, Arbeit, Steuern,Finanzmrkte und Staatsfinanzen umzubauen sofern sie vom Wachstum abhngig sind.
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Konservativ SozialreformerischDiagnose Wachstum kommt an natrliche und soziale Grenzen,
weil Brger und Staat ber ihre Verhltnisse lebenAuf BIP-Wachstum fixierte Politik fhrt in die kologische Krise
Wachstumstreiber Konsum, Sozialstaatsausgaben, Verschuldung, Gier, Dekadenz Alle wachstumsabhngigen Wirtschaftsbereiche, Institutionen und Strukturen
Notwendige Schritte Wertewandel und Verzicht, Entlastung der Sozialsysteme Loslsung der bestehenden Institutionen (soziale Sicherungs -systeme etc.) vom Wachstum, nachhaltiger Liberalismus
Instrumente Abbau des Sozialstaates, mehr Eigenverantwortung, Spenden statt Umverteilen, Strkung von Familie und patriarchaler Arbeitsteilung
kosteuer, Suffizienzpolitik, solidarische Brgerversicherung,nachhaltiger Konsum, Entwicklung alternativer Wohlstands -indikatoren
Ziel Unvermeidliche Schrumpfung A-growth, Befreiung vom Wachstumsdogma
Akteure des Wandels Konsumenten und Politikerinnen Politiker und Zivilgesellschaft
Initiatorinnen Meinhard Miegel, Kurt Biedenkopf, Denkwerk Zukunft Angelika Zahrnt, Irmi Seidl, Umweltverbnde, Teile der EKD
Zum Weiterlesen Meinhard Miegel, Exit: Wohlstand ohne Wachstum,Berlin (List) 2010
www.denkwerkzukunft.de
Irmi Seidl, Angelika Zahrnt, Postwachstumsgesellschaft,Marburg (Metropolis) 2010
Uwe Scheidewind, Angelika Zahrnt, Damit gutes Leben einfacher wird, Mnchen (oekom) 2013
www.postwachstum.de
Postwachstum: Denkschulen und ihre Kpfe
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Da Wachstumskritik hier als nachhaltiger Liberalismusgedacht wird, sind kologische Steuern (zum Beispiel auf den umweltschdlichen Ressourcenverbrauch) ein wichtiges Vernderungsinstrument. Aufbauend auf diesemAnsatz haben Angelika Zahrnt und der Prsident desWuppertal Instituts fr Klima, Umwelt, Energie, UweSchneidewind, Vorschlge fr eine solche Suffizienzpolitikgemacht, die weniger verbrauchende Lebensstile erleichternsoll.
Sowohl die konservative Wachstumskritik la Miegel als auch die sozialreformerischen Anstze von Seidl Zahrntzielen nicht auf einen bewusst herbeigefhrten Rckgang der Wirtschaftsaktivitt mit dem Ziel des Guten Lebens ab.Whrend die erste Position Schrumpfung als unvermeidlichesSchicksal sieht, weicht die zweite der Frage aus, ob eineEntkopplung mglich ist.
Globale Gerechtigkeit und SubsistenzZwei weitere Strmungen sehen dies anders: Sie halten einegrundlegende Abkehr vom Wachstum fr unumgnglich und
erstrebenswert, wenn kologische Ziele ernst genommenwerden und globale Klimagerechtigkeit kein Luftschlossbleiben soll. Der Oldenburger konom Niko Paech hat einkonkretes Modell einer Postwachstumskonomie vorgelegt:Ausgehend von dem Postulat, alle sieben MilliardenMenschen der Erde htten das gleiche Anrecht aufUmweltraum (das heit beispielsweise 2,7 Tonnen CO2-Aussto pro Person und Jahr), macht Paech zwei Wachstums-treiber aus: auf der individuellen Ebene Konsumentinnen, dieberproportional viel Umweltraum in Anspruch nehmen (frWohnen, Essen, Autofahren, technische Gerte et cetera), aufder konomischen Ebene die Fremdversorgung undArbeitsteilung in globalisierten Mrkten, die ber langeWertschpfungsketten Wachstum erzwingen, oft nochverstrkt durch Zinsen. Darauf aufbauend sttzt sich PaechsPostwachstumskonomie auf zwei Grundpfeiler: eineindividuelle Strategie der Suffizienz, kombiniert mit einemradikalen Rckgang der Fremdversorgung zugunstenregionaler und lokaler konomien, Selbstversorgung undEigenproduktion. Die wichtigsten Akteure des Wandels sind
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Postwachstum
Suffizienzorientiert Kapitalismuskritisch FeministischJegliches Wachstum vernutzt Ressourcen:Entkopplung von Verbrauch und BIP ist unmglich,berkonsum im Norden geht zulasten des globalen Sdens
Kapitalistisches Wachstum verursacht multiple Krisen, imperiale Lebensweise (Brand) im Norden geht zulasten des globalen Sdens(Klimaschuld)
Wachstumskonomie fhrt zu Ausbeutung und Verelendung der Subsistenz (Hausarbeit, globaler Sden, Natur) und gefhrdet die Reproduktion
Konsum, Fixierung auf Fremdversorgung, Zins Das kapitalistische System, seine Eigentums- und Herrschaftsverhltnisse, Privatisierungen
Die kapitalistische Akkumulation, die Trennungzwischen Produktion und unbezahlter, entwerteter,zumeist weiblicher Reproduktion
Suffizienz und Konsumverzicht, wenigerFremdversorgung, mehr lokalisierte (Selbst-)Versorgung
Commons, solidarische konomie, Klima gerechtigkeit, mehr demokratische Elemente in Wirtschaft und Staat
Entkommerzialisierung, Verteidigung der Allmende,Aufbau nichthierarchischer, lokaler Strukturen
Ausbau von Subsistenz- und Regionalwirtschaft,Umverteilung der Arbeitszeit, Geld- und Bodenreform
Modellprojekte, Wirtschaftsdemokratie und Investitionslenkung, Arbeitszeitverkrzung,Grund- und Maximaleinkommen, staatlicheRegulierungen
Wiederaneignung der Allmende, Frderung vonkleinbuerlicher Landwirtschaft, lokaler konomieund nichtmonetrer Subsistenz
Degrowth Degrowth Degrowth, gendergerecht
Prosumentinnen, alternative Wirtschaftsprojekte wie Transition Towns, Gemeinschaftsgrten etc.
Soziale Bewegungen, Klimacamps, Gewerkschaften, Projekte alternativen Wirtschaftens
Soziale Bewegungen gegen Privatisierung und frCommons, kleinbuerliche Subsistenzbetriebe
Niko Paech, V, Netzwerk Wachstumswende Attac, Social Innovation, Initiative kosozialismus
Bielefelder Schule
Niko Paech, Befreiung vom berfluss,Mnchen (oekom) 2012
www.postwachstumsoekonomie.org
Werner Rtz u. a., Ausgewachsen,Hamburg (VSA) 2010
Matthias Schmelzer, Alexis Passadakis,Postwachstum, Hamburg (VSA) 2010
www.postwachstum.net www.social-innovation.org www.oekosozialismus.net
Veronika Bennholdt-Thomsen u. a., Das Subsistenzhandbuch, Wien (Promedia) 1999
Veronika Bennholdt-Thomsen, Geld oder Leben,Mnchen (oekom) 2010
Netzwerk Vorsorgendes Wirtschaften, Wege Vorsorgenden Wirtschaftens, Marburg(Metropolis) 2012
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KREI
S
REGI
ON
LAND
PRODUKTE
VERTRIEB
DIENSTLEISTUNGEN
PADERBORN
1 250 km2300 000 Einwohner
Grundnahrungsmittel fr den lokalen VerbrauchAgrarprodukte fr den ExportWohnungsbauErneuerbare Energie: KleinanlagenEnergieeffizienz, Wohnungssanierung
Frische NahrungsmittelArtikel des tglichen Bedarfs
SchulenHausarztHausinstandhaltungRestaurantsHotelsAbfallrecycling
NORDRHEIN-WESTFALEN
34 000 km217,5 Mio. Einwohner
BaustoffeVerarbeitete LebensmittelMbelWerkzeugeErneuerbare Energie (Wind, Wasser, Sonne)
LebensmittelKleidungAutosHaushaltsgerteSaatgut
UniversittenKrankenhuserffentliches GesundheitswesenSicherheitSparkassenBusseTheater, KinoWasserversorgung
DEUTSCHLAND
357 000 km281 Mio. Einwohner
Kleidung, TextilienKleingerte und BauteileElektronische GerteStahll, Gas, Kohleffentliches BauwesenFahrrder
Massengter, z. B. GetreideIndustriemaschinen
VersicherungenEisenbahnMedienTelekommunikationBankenStromversorgung
10
350 387
35
11
276
2,75
4 000
15
280
0,11
0
-1
290
3,44
415
5
>100
121
8,59,5
283
2,90
2 600
11,7
Artensterben
Klimawandel
Belastungsgrenze des Planeten
Aktueller Wert
Vorin
dust
rielle
r Wer
t
Stickstoffkreislauf
Phosphorkreislauf
Verlust der Ozonschicht
bersuerung der Meere
Swasserverbrauch
Flchenverbrauch
Atmosphrische Aerosole
Verschmutzung durch Chemikalien
Kohlenstoffdioxidkonzentration in der Atmosphre, in ppm (Teile pro Million)
Anzahl der ausgestorbenen Arten, pro Million und Jahr
Der Atmosphre entzogene Stickstoffmenge, in Mio. Tonnen pro Jahr
Phosphorzufluss in die Meere, in Mio. Tonnen pro Jahr
Ozonkonzentration, in DB (Dobson-Einheit)
Mittlerer Sttigungsgrad von Aragonit an der Meeresoberflche, in Prozent
Swasserverbrauch der Weltbevlkerung, in km3 pro Jahr
Landwirtschaftliche Flchennutzung, in Prozent der Gesamtflche
Noch nicht quantifiziert
z. B. durch langlebige organische Schadstoffe, Schwermetalle oder Atommll,noch nicht quantifiziert
dabei Prosumentinnen, also Personen, die nicht nur wenigerkonsumieren, sondern auch gemeinsam zum Beispiel inReparaturwerksttten die Lebensdauer vorhandener Produkteverlngern, Formen von Eigenproduktion entwickeln (UrbanGardening) und so Lokalisierung und Entkommerzialisierungpraktisch vorantreiben.
Ein vierter Ansatz betont die umfassenden gesellschaft -lichen Vernderungen, die eine sozialkologischeTransformation beinhaltet. Als Ursachen der multiplen Krisen werden kapitalistischer Wachstumszwang und diezunehmende Vermarktung und Privatisierung vonLebensbereichen gesehen. Daher streben sie ein Zurck -
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Produktion und Distribution im Raum: Small is beautiful
Die globalen Indikatoren zeigen: So kann es nicht weitergehen
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KONTINENT
WELT
DIE WELT
149 Mio. km27,16 Mrd. Einwohner
MikrochipsArzneimittelGroflugzeuge
EUROPA
10,2 Mio. km2740 Mio. Einwohner
FahrzeugeElektronische SystemeKleinflugzeugeSchiffe
l, Gas
LuftfahrtSchifffahrt
Der Entwurf der New Economic Foundation (NEF) verdeutlicht, in welchem Mae Gter regional produziert werden knnen. Obwohl viele Vertreterinnen einer Postwachstumskonomie noch strker lokalisieren mchten, ist der Unterschied zur heute vorherrschenden globalisierten Produktionsweise eindrcklich.
6731
76
22
79
18
6434
46
35
3846
40
44
74
24
4949
Was meinen Sie, muss die Wirtschaft immer weiter wachsen?
ja
Ost
West
Haupt-/Volksschule
Mittlere Reife
Abitur
Ost
West
nein
wei nicht/keine Antwort
Glauben Sie, dass ein Verzicht auf Karriere und Konsum Ihr persnliches Glck eher steigern oder eher mindern wrde?
DEUTSCHLAND
eher mindern
eher steigern
wei nicht/keine Antwort
drngen von Marktmechanismen, die Vergesellschaftungzentraler Wirtschaftsbereiche und den Abbau vonMachtverhltnissen an. Betont wird in Abgrenzung zu denvorher genannten Positionen, dass die soziale und diekologische Frage nicht gegeneinander ausgespielt werdendrfen. Wichtige Bausteine einer solidarischen Postwachs-
tumskonomie sind Gemeingter und Commoning, dieStrkung von Projekten der solidarischen konomie, eineradikale Arbeitszeitverkrzung sowie Grund- und Maximal -einkommen. Zentrale Akteure sind soziale Bewegungen undMenschen, die sich in Alternativprojekten engagieren. Mitetwas anderer Storichtung setzen Diskussionen umkosozialismus auf die berwindung von Kapitalismus undIndustriegesellschaft durch planwirtschaftliche Schrumpfungund die Verstaatlichung der Produktionsmittel.
Der fnfte Ansatz ist die feministische konomie,insbesondere die Subsistenzperspektive. Sie wurde zwar nichtexplizit als Beitrag zur Postwachstumsdiskussion konzipiert,ist aber eine wichtige Inspirationsquelle. Die sozialen undkologischen Krisen erklren ihre Vertreter aus derpatriarchalen, kapitalistischen Ausbeutung von (weiblicher)Reproduktionsarbeit, der Natur und den (postkolonialen)konomien des globalen Sdens. Vor allem die langeTradition der Kritik am BIP hat deutlich gemacht, wieumfassend das Wachstumsparadigma nichtmarktfrmigeArbeit (zum Beispiel Kindererziehung, Pflege) entwertet. ImGegensatz dazu zielen feministische Perspektiven darauf ab,diese Ttigkeiten, die zugleich die Basis fr die Gesellschaftund das Leben berhaupt darstellen, in den Mittelpunkt zurcken. Zentrale Prinzipien sind dabei Vorsorge, Kooperationund Orientierung am fr das Gute Leben Notwendigen.
Widerstreitende VisionenInternational wurde die Postwachstumsbewegung stark durchdie drei groen Degrowth-Konferenzen 2008 in Paris, 2010 inBarcelona und 2012 in Venedig vorangebracht, auf denenAktivistinnen und Wissenschaftler an der Entwicklunggemeinsamer Positionen gearbeitet haben. Dass dieserkontinuierliche Arbeitsprozess mit der Vierten Internatio -nalen Degrowth-Konferenz fr kologische Nachhaltigkeitund soziale Gerechtigkeit im September 2014 nach Leipzigkommt, veranschaulicht, dass die Postwachstumsdebatteauch im deutschsprachigen Raum angekommen ist. Dennochbleibt Wachstumskritik ein umkmpftes Terrain mit sich teilsstark widersprechenden Visionen; auch wenn wachstums -kritische Perspektiven von vielen Gruppierungen derdeutschen Umweltbewegung aufgegriffen wurden, ist kaumzu erkennen, welche gesellschaftlichen Akteure eine sogrundstzliche Vernderung herbeifhren knnen. Trotzdembilden die dabei entstehenden Praktiken, zusammen mitetablierten Gruppen wie den Transition-Towns, Projekten dersolidarischen konomie und Klimaaktivistinnen einewichtige Grundlage fr die Entstehung einer Postwachstums-bewegung. Es bleibt zu hoffen, dass die Postwachstums -perspektiven strker als bisher an aktuellen Konflikten wieden Flchtlingskmpfen, Klimaprotesten, Kmpfen um dasRecht auf Stadt oder den Widerstand gegen die neoliberaleTransformation der Europischen Union anknpfen.
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Postwachstum
Bcher &c. Barbara Muraca, Gut leben. Eine Gesellschaft jenseits des Wachstums, Berlin (Wagenbach) 2014. Frank Adler, Ulrich Schachtschneider, Green New Deal, Suffizienz oder kosozialismus?
Konzepte fr gesellschaftliche Wege aus der kokrise, Mnchen (Oekom) 2010. Tim Jackson, Wohlstand ohne Wachstum. Leben und Wirtschaften in einer endlichen Welt,
Mnchen (Oekom) 2013.
Matthias Schmelzer
Macht Verzicht glcklich?
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3
4
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ie oft haben Sie heute schon technische Gerte undInfrastrukturen genutzt? Wohl unzhlige Male.Technik bestimmt unseren Alltag, zum Guten und
zum Schlechten. Und jetzt stellen Sie sich vor, sie wre weg:Eine Welt ohne Laubpuster? Fantastisch. Eine Welt ohneTintenstrahldrucker mit eingebautem Verschleidatum?Durchaus denkbar. Eine Welt ohne Waschmaschine?Schwierig. Eine Welt ohne Internet? Lieber nicht. OhneKanalisation? Ohne befestigte Straen? Ohne Strom? Nein,nein, nein.
Vordenkerinnen fr eine Postwachstumsgesellschafthaben sich seit Jahrzehnten mit der Frage der notwendigenTechnik beschftigt, viele Grundgedanken stammen aus demKampf gegen zerstrerische Grotechnologien wie Atomkraftoder berdimensionierte Staudmme. Doch das bedeutetnicht, dass Wachstumskritiker technikfeindlich sind. Siearbeiten an einer ganz anderen Technik. Das Konzept derkonvivialen (lebensfreundlichen) Technik, das auf Ivan Illich zurckgeht, bercksichtigt nicht nur wie diegrne Technik die Ressourcenintensitt von Technologien,sondern auch ihre sozialen Auswirkungen. Aktuell lassen sich drei gesellschaftliche Entwicklungen beobachten, in denen mit konvivialer Technik experimentiert wird: das Open Design, die Wieder- und Weiterverwertung sowieder gemeinschaftliche Eigenbau.
Ein Beispiel fr den ersten Bereich ist der LifeTrac, einTraktor, der eher wie ein Steckbaukasten fr Kinder aussieht:ein rechteckiger Metallkfig bildet die Grundkonstruktion,
die Fortbewegung erfolgt auf Ketten mit hydraulischemAntrieb, modular knnen als Werkzeuge Schaufel, Pflug undso weiter eingesetzt werden. Er gehrt zum Global VillageConstruction Set, einem Baukastensystem fr 50 Maschinen,die man braucht, um eine kleine Zivilisation aufzubauen,wie es auf der Homepage des Projekts heit. Der Bauplan undmultimediale Bauanleitungen fr diesen Traktor sind OpenSource, das heit ffentlich einsehbar und nachzubauen.Diese Idee der Quelloffenheit ist bei der Programmierung von Software entstanden und wird seit einigen Jahren alsOpen Design auf den Bereich physischer Gter ausgedehnt.Peer-to-Peer-Produktion nennt sich diese Produktionsweise,die ihre Vertreterinnen als Keimform fr eine Neuordnung der bestehenden Wirtschafts- und Gesellschaftsformbetrachten. Patente gibt es nicht mehr, das Prinzip heitKooperation statt Konkurrenz. Daraus ergeben sich zahlreicheMerkmale des Open-Source-Traktors (die man auch auf anderequelloffene Gerte bertragen kann): Er ist modularaufgebaut, damit Menschen an anderen Orten leichterZusatzteile entwickeln knnen. Er ist einfach zu bauen und zu reparieren, denn sonst wird er nicht nachgebaut. SeineGre kann verndert und damit an lokale Verhltnisseangepasst werden. Das Material soll mglichst lokal erzeugtoder wiederverwertet sein.
Damit rckt zweitens eine Utopie in greifbare Nhe:Knftig knnten Menschen die Gegenstnde des tglichenGebrauchs in gemeinsam genutzten und verwalteten offenenWerksttten vor Ort selbst herstellen und reparieren. Noch
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Die bessere Technik fr morgen Mit Wiederverwertung, Open Design und gemeinschaftlichem Eigenbau lassen sich zukunftsfhige Produkte entwickeln
Lifetrac, ein Traktor zum Selbstbauen
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Beziehungsfhigkeit AutonomieGerechtigkeit Gesundheit Ressourcenintensitt:
frdert und erfordert Konkurrenztrennt Menschenist kapital-, nicht bedarfsorientiertwird top down entwickelt und gebautsetzt starke (z. B. staatliche) Hierarchien fr die Nutzung voraus
frdert und erfordert Kooperation verbindet Menschen bietet direkte Nutzer-Entwickler-Kommunikationwird innerhalb einer Netzwerk-struktur entwickelt und gebaut lsst sich innerhalb einer flachen Hierarchie betreiben
bietet eine verallgemeinerbareNtzungsmglichkeitist geschlechtergerechtist einfach zu lernensetzt nur frei zugngliches Wissen zur Herstellung oder Nutzung vorauslsst freie Wissensverbreitung zuist gnstig
ist effizientverbraucht nachwachsende Materialiennutzt lokale Rohstoffeist recyclebarnutzt rtliche Gegebenheitenbentigt erneuerbare Energie
erhht die Bodenfruchtbarkeitverbessert die Wasserqualittfrdert die Reinheit der Lufthilft, kosysteme zu erhalten und zu erschaffenhat eine erwiesenermaen unschdliche Fu