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Symposium: Eine Zukunft für die historische Verkehrslandschaft Gotthard in Altdorf 2013 Zusammenfassung der Referate und Kurzlebensläufe Referenten Themenblock: Einführung Moderation: Kilian T. Elsasser Kilian T. Elsasser: Begrüssung Projektleitung ICOMOS Suisse Industriekultur Der Gotthard ist Dreh- und Angelpunkt der schweizerischen Identität, der diese auf einzigartige Weise charakterisiert. Der Mut zukunftsträchtige Lösungen zu suchen und zu realisieren, dem Ausland erstklassige Dienstleitungen anzubieten und sich bei Bedarf auch störrisch zurückzuziehen sind am Gotthard immer wieder exemplarisch durchexerziert worden. Die gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur und deren Betrieb ermöglichen das Hindernis Gotthard möglich schnell und sicher zu durchqueren. Mit dem Eisenbahnbasistunnel und einer eventuellen zweiten Autobahnröhre wird diese Bedeutung noch grösser. Die Eröffnung des Gotthardbasistunnel Ende 2016, dem längsten Tunnel der Welt, stärkt aber auch die Bedeutung der Verkehrslandschaft Gotthard zwischen Biasca und Erstfeld, sowie Ilanz und Brig. Es ist eine grosse Chance sich neu zu orientieren. Denn wo kann eine Region einen Weltrekord in eine jahrhundertelange Kontinuität des alpenquerenden Verkehrs in Beziehung setzen. Obwohl Auslöser der Diskussion, die Zukunft der Gotthard-Bergstrecke ist, beschränkt sich das Symposium nicht auf die einmalige Eisenbahnlinie. Die Eröffnung des Basistunnels ist Anlass Handlungsmassnahmen für die Verkehrslandschaft zu empfehlen. Vier Aspekte mit Bezug zum Verkehrslandschaft fallen besonders auf und machen diese einzigartig:

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Symposium: Eine Zukunft für die historische Verkehrslandschaft Gotthard in

Altdorf 2013

Zusammenfassung der Referate und Kurzlebensläufe Referenten

Themenblock: Einführung

Moderation: Kilian T. Elsasser

Kilian T. Elsasser: Begrüssung Projektleitung ICOMOS Suisse Industriekultur

Der Gotthard ist Dreh- und Angelpunkt der schweizerischen Identität, der diese auf einzigartige

Weise charakterisiert. Der Mut zukunftsträchtige Lösungen zu suchen und zu realisieren, dem

Ausland erstklassige Dienstleitungen anzubieten und sich bei Bedarf auch störrisch

zurückzuziehen sind am Gotthard immer wieder exemplarisch durchexerziert worden.

Die gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur und deren Betrieb ermöglichen das Hindernis Gotthard

möglich schnell und sicher zu durchqueren. Mit dem Eisenbahnbasistunnel und einer eventuellen

zweiten Autobahnröhre wird diese Bedeutung noch grösser. Die Eröffnung des

Gotthardbasistunnel Ende 2016, dem längsten Tunnel der Welt, stärkt aber auch die Bedeutung

der Verkehrslandschaft Gotthard zwischen Biasca und Erstfeld, sowie Ilanz und Brig. Es ist eine

grosse Chance sich neu zu orientieren. Denn wo kann eine Region einen Weltrekord in eine

jahrhundertelange Kontinuität des alpenquerenden Verkehrs in Beziehung setzen. Obwohl

Auslöser der Diskussion, die Zukunft der Gotthard-Bergstrecke ist, beschränkt sich das

Symposium nicht auf die einmalige Eisenbahnlinie. Die Eröffnung des Basistunnels ist Anlass

Handlungsmassnahmen für die Verkehrslandschaft zu empfehlen. Vier Aspekte mit Bezug zum

Verkehrslandschaft fallen besonders auf und machen diese einzigartig:

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Arbeitsgruppe Industriekultur

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1. Die Gotthardregion ist verkehrstechnisch hervorragend erschlossen. Eisenbahnlinien, eine

Autobahn, Kantonsstrassen durchqueren die Region in alle Richtungen. Auf der Nord-Südachse

ermöglichen mehrere Schnellzugshalte und Autobahnausfahrten, die Region ausserordentlich

schnell zu erreichen. Die West-Ostachse verbindet wichtige Tourismusregionen der Alpen mit

Bahn und Strassen.

2. Wegen der unwirtlichen landschaftlichen Begebenheiten schufen die Menschen

ausserordentliche Bauten, die in ihrer Qualität und Erhaltungsgrad seinesgleichen suchen. Zu

nennen sind beispielswiese die Biaschina mit seiner imposanten Autobahnbrücke, die

Piottinoschlucht mit der Strada urana, der 1882 längste Eisenbahntunnel der Welt, die

Tremolastrasse mit dem Gotthardhospiz, die Scheitellinie der Dampfbahn Furka Bergstrecke mit

Gletsch, die Passstrassen Furka, Oberalp, Nufenen. die Schöllenenschlucht mit der Teufelsbrücke

und die Kehrtunnels um Wassen um nur einige der Attraktionen zu nennen.

3. Die Gotthardregion steht in engem Bezug zur nationalen Identität der Schweiz. Im

Mittelalter ermöglichte der damals noch kleine Transitverkehr über den Gotthard den Talschaften

um den Vierwaldstättersee eine besondere Rolle im Kaiserreich zu spielen. Mit der Gotthardbahn

wurde die Schweiz zum europäischen Transitdienstleister Europas. Im Zweiten Weltkrieg war die

militärische gesicherte Eisenbahnlinie ein wichtiges Faustpfand nicht angegriffen zu werden. Die

NEAT war ein Verhandlungstrumpf im Landverkehrsabkommen mit der EU.

4. Eine weitere Besonderheiten und Teil des Mythos Gotthard sind das Quellgebiet der vier

Flüsse Rhein, Rhone, Tessin und im weiteren Sinn der Inn, die Wetterscheide und das

Aufeinandertreffen der vier Sprachregionen Italienisch, Deutsch, Romanisch und im weiteren Sinn

Französisch.

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Kilian T. Elsasser (1956) schloss 1991 den M.A. in Public History an der Northeastern University,

Boston USA ab. Er arbeitete von 1992 bis 2004 als Leiter Ausstellungen, Mitglieder der

Geschäftsleitung und Konservator Schienenverkehr im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern und

gründete 2004 die Museumsfabrik. Er erarbeitete für verschiedene Kantone Museumskonzepte

(Bundesbriefmuseum Schwyz, Museum Altes Zeughaus Solothurn, Zusammenlegung

Naturmuseum und Historisches Museum Luzern). Seit 2012 ist er Geschäftsführer der BLS-

Stiftung. Er war 2008 verantwortlich für das Fachsekretariat der Machbarkeitsstudie Kulturwege

Gotthard als UNESCO Weltkulturerbe. Er ist unter anderem Autor und Herausgeber von:

Wanderweg Gottardo – Zu Fuss entlang der Gotthardbahn. Baden, 2007; Der direkte Weg in den

Süden – Die Geschichte der Gotthardbahn. Zürich 2007; Umbau des Hospizes auf dem

Gotthardpass durch Miller&Maranta. Zürich 2012. Er publiziert regelmässig zu Themen der

Geschichte der Eisenbahn, Museologie und Denkmalpflege.

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Eduard Müller, Präsident ICOMOS Suisse: Begrüssung

Als Denkmalpfleger des Kantons Uri und als Präsident von ICOMOS Suisse bin ich mir bewusst,

welch bedeutendes Erbe wir mit dem Gotthard in unserem Land besitzen, das es zu erforschen, zu

erhalten und zu schützen gilt. Nicht alle in diesem Saal dürften wissen, was sich hinter dem Namen

ICOMOS verbirgt. ICOMOS bedeutet International Council on Monuments and Sites, ICOMOS ist

also der internationale Rat aller am Denkmal tätigen Fachleute. Diese Institution ist 1965 in

Warschau gegründet worden, ihr gehören zahlreiche Sektionen aus Ländern auf allen Kontinenten

an. Die Dachorganisation ICOMOS international hat ihren Sitz in Paris. ICOMOS vereint

Architekten, Kunsthistorikerinnen, Archäologen, Restauratorinnen, Ingenieure und andere

Fachleute, die sich mit der Erforschung und dem Erhalt von Denkmälern, Ensembles und

historischen Stätten befassen und sich für deren Schutz und Konservierung einsetzen. ICOMOS

unterhält enge Beziehungen zu verwandten Vereinigungen und Institutionen, insbesondere zur

UNESCO. ICOMOS ist die beratende Fachkommission für die Begutachtung von Kulturgütern für

die Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO.

Der Gotthard und seine Verkehrswege sind eine gemeinsame Verpflichtung aller Partner; der

Kantone Uri und Tessin, der SBB, des Bundesamts für Strassen ASTRA und des Bundesamts für

Kultur BAK. Wir erhoffen uns von dieser Veranstaltung eine ansatzweise Klärung der Frage, ob

die Verkehrswege am Gotthard mit all ihren kulturhistorischen, ingenieurtechnischen, verkehrs-

und verteidigungsgeschichtlichen Elementen nicht eine so hohe nationale und internationale

Bedeutung haben, dass sie ins Welterbe der UNESCO aufgenommen werden könnten. Und

betrachtet werden soll auch, welches touristische Potential diesem Kulturgut innewohnt und wie

dieses unter Wahrung der Denkmalwerte genutzt werde könnte.

Kilian Elsasser, der diese Veranstaltung als Leiter der ICOMOS-Arbeitsgruppe Industriekultur mit

riesigem Elan und grossem Geschick vorbereitet hat, sei an dieser Stelle ganz herzlich gedankt.

Mein Dank geht aber auch an alle Mitglieder der Arbeitsgruppe, die Mitglieder des

Patronatskomitees, die Referentinnen und Referenten und an alle Sponsoren und unterstützenden

Institutionen, ohne die dieses Symposium nicht möglich gewesen wäre. Und schliesslich danke ich

Ihnen allen, meine Damen und Herren, dass Sie zu dieser Veranstaltung nach Altdorf gekommen

sind. Die hohe Fachkompetenz und die Interdisziplinarität der Teilnehmenden werden Garant für

den Erfolg dieses Symposiums sein und – da bin ich mir sicher – zu spannenden Debatten führen.

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Eduard Müller, 1953 in Zürich geboren, studierte Kunstgeschichte und deutsche Literatur an der

Universität Zürich und der der Freien Universität Berlin. Er ist seit 1987 Denkmalpfleger des

Kantons Uri und seit 2008 Präsident von ICOMOS Suisse (International Council on Monuments

and Sites). Zudem ist er Experte der Eidg. Natur- und Heimatschutzkommission ENHK.

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Arbeitsgruppe Industriekultur

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Chancen und Herausforderungen für die Region Verkehrslandschaft Gotthard

Dr. Heidi Z’graggen, Landesstatthalter Uri: Begrüssung

Heidi Z'graggen (1966) studierte nach dem Lehrerinnendiplom und mehrjähriger

Unterrichtstätigkeit im Kanton Uri Politikwissenschaft (Nebenfach Betriebswirtschaftslehre und

Geschichte) an den Universitäten Bern und Genf. Nach dem Lizentiat arbeitete sie an der

Universität Bern als wissenschaftliche Mitarbeiterin und verfasste die Dissertation zum Thema

Professionalisierung von Parlamenten im internationalen Vergleich. 2004 erfolgte die Wahl in den

Regierungsrat des Kantons Uri. Sie steht seitdem der Justizdirektion vor. 2012 wurde sie zudem

als Frau Landesstatthalter gewählt. Heidi Z‘graggen ist Präsidentin der Konferenz der

Kantonalen Aufsichtsbehörden im Zivilstandswesen, Vorstandsmitglied der Schweizerischen

Vereinigung für Landesplanung (VLP), Präsidentin der Zentralschweizer Vereinigung für

Raumplanung (ZVR), Vorstandsmitglied der CH Stiftung und Mitglied des Präsidiums der CVP

Schweiz.

Urban Camenzind, Präsident Programm San Gottardo 2020: Begrüssung

Urban Camenzind führte bis 2012 sein eigenes Haustechnikplanungsbüro, die Firma Camenzind

Haustechnik GmbH in Bürglen. Nach mehreren Jahren als Mitglied oder Präsident in diversen

Kommissionen, war er von 2000 bis 2006 im Gemeinderat Bürglen, davon vier Jahre als

Gemeindepräsident tätig. Ab 2007 konnte er seine politische und berufliche Erfahrung im Landrat

des Kantons Uri einbringen. Von 2009 bis 2012 war er Mitglied des Landratsbüros, zuletzt als

Landratsvizepräsident. Seit dem 1. Juni 2012 gehört er dem Regierungsrat des Kantons Uri an

und leitet die Volkswirtschaftsdirektion.

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Arbeitsgruppe Industriekultur

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Themenblock: Geschichte

Moderation: Ueli Habegger

Dr. Jon Mathieu: Gotthardverkehrswege – Nukleus der Eidgenossenschaft im

Spätmittelalter?

Wie man weiss, hat der Gotthard in der Schweiz eine erstrangige Bedeutung. „Er wird verbunden

mit der Entstehungsgeschichte der Eidgenossenschaft und ist fest im kollektiven Gedächtnis

verankert“, heisst es im neuen Historischen Lexikon der Schweiz. „Als Ort, an dem verschiedene

Kultur- und Sprachräume der Schweiz aufeinander stossen, konzentrieren sich im Gotthard

zahlreiche Symbole, die sich im Lauf der Zeit und vor allem im 19. und 20. Jahrhundert zu einem

Mythos verdichteten: Dach Europas, Durchgangsstrasse für die Völker Europas, Symbol für die

Unabhängigkeit, aber auch für die Einheit und die Identität der Schweiz.“ Der Lexikonartikel hält

sich allerdings nicht an diesen überlieferten und weitherum populären Kanon, sondern relativiert

die Bedeutung des Gotthard für die ältere Geschichte, indem er auf den aktuellen Forschungsstand

verweist, der sich in diesem Punkt klar von früheren Ansichten unterscheidet. – Meine Aufgabe ist

es, an dieser Stelle ebenfalls die heutige Lehrmeinung zu vertreten. Daher kann ich die Titelfrage

des Vortrags von vornherein verneinen: Nein, die Gotthardverkehrswege waren im Spätmittelalter

nicht der Nukleus der Eidgenossenschaft. Der Verkehr hatte nicht das erforderliche Ausmass, und

die frühe Eidgenossenschaft besass gar keinen Nukleus, sondern muss eher von einer

Netzwerkstruktur her begriffen werden. Gleichwohl hatte der Gotthard natürlich auch in der

Vormoderne, also vor dem Ausbau der Fahrstrasse, seine Bedeutung. Es lohnt sich, diese näher

anzuschauen.

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Jon Mathieu hat in Bern Geschichte und Ethnologie studiert. Dissertation zur Wirtschafts- und

Sozialgeschichte des Unterengadins 1650-1800. Habilitation zur inneralpinen Agrargeschichte

1500-1800. Forschungsprojekte, Lehraufträge und Gastprofessuren an Universitäten in der

Schweiz und in anderen Ländern. Gründungsdirektor des Istituto di Storia delle Alpi an der

Università della Svizzera italiana (2000-5). Professor am Historischen Seminar der Universität

Luzern (seit 2006). Gegenwärtig: Fellow am Rachel Carson Center der Ludwig-Maximilians-

Universität München. Letzte Buchpublikation: Die Dritte Dimension. Eine vergleichende

Geschichte der Berge in der Neuzeit, Basel 2011 (2. Auflage 2012).

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Dr. Judith Schueler: Materialising identity – The co-construction of the Gotthard Railways

and Swiss national identity

Hinsichtlich der Gotthardbahn gibt es grob gesagt zwei Lesarten. Die eine rühmt die materiellen

Aspekte dieser 1882 in Betrieb genommenen Bergbahnstrecke, die andere betont die

identitätsstiftende Funktion, die das Gotthardmassiv seit Jahrhunderten bei der Herausbildung

des schweizerischen Staates hatte. Gleichwohl verhüllt die Wirkkraft beider Lesarten den Umfang,

in dem sie miteinander verwoben sind. Der Bau der Gotthardbahn trug nämlich in starkem Maße

zur Mythologisierung des Gotthardgebietes bei. Außerdem entwickelten sich kollektive

Erfahrungen und Schilderungen, welche die Bahn in das Bild von der Gotthardregion als Wiege

der Schweiz und als Herz der Eidgenossenschaft zu integrieren versuchten.

Weitaus mehr, als heute oft angenommen wird, spielte die Materialität der Gotthardbahn einen

vitalen Part im Bestreben zur Artikulierung eines nationalen Selbstverständnisses der Schweiz.

Damit verdient es die Gotthardbahn, viel mehr zu sein als nur ein Kapitel in der langen Geschichte

der Gotthardregion bei der Entstehung einer Schweizer Eigenheit. Die helvetische Identität

materialisierte sich sozusagen in der Gotthardbahn – wenngleich mehr als ein halbes Jahrhundert

ins Land ging, ehe diese Auffassung überzeugend präsentiert werden konnte.

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Judith Schueler arbeitet an der Technischen Universität Delft (NL) und ist seit 2009

geschäftsführende Direktorin des unabhängigen internationalen Forschungsprogramms Next

Generation Infrastructures. Davor leitete sie ein Projekt über die zukünftige Rolle der Niederlande

innerhalb internationaler Infrastrukturnetze. Ferner war die Wissenschaftlerin als Scholar-in-

Residence für das Forschungsinstitut des Deutschen Museums in München und als Gastdozentin

an der Zürcher ETH tätig. Im Rahmen ihrer Promotion an der Technischen Universität

Eindhoven (NL) hatte sie den Zusammenhang zwischen der Schweizer Nationalidentität und dem

Bau der Gotthardbahn untersucht.

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Dr. Georg Kreis: Ein neuer Weg für eine alte Passage. Zur Geschichte der NEAT (Neue

Eisenbahn-Alpentransversale)

Die Geschichte der NEAT hat zwar stattgefunden, aber es gibt sie noch nicht. Sie hat als

Realprozess der Vergangenheit, als diplomatiegeschichtlicher, politikgeschichtlicher und bereits

weitgehend auch als baugeschichtlicher Vorgang stattgefunden. Aber sie ist noch nicht zu einer

Geschichte im Sinne eines etablierten Narrativs und eines in unseren Köpfen lebenden

Geschichtsbildes gediehen, das der neuen Alpentransversale eine verdichtende Deutung gibt und

sich mit der großen Gotthard-Geschichte verbindet. Der Beitrag spürt die Elemente eines solchen

Narrativs auf: Identifiziert die Startphase, die Phase der Variantenstreitigkeiten, die Würdigung

der Grössenordnungen, die nationale und international Dimension.

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Georg Kreis (1943), Professor für Neuere Geschichte an der Universität Basel bis 2010, Leiter des

interdisziplinären Europainstituts an der Universität Basel. Neben vielen anderen Fragen hat er

sich immer wieder mit der Geschichte der Alpentransversalen beschäftigt: Gotthard kontra

Splügen. Zur Geschichte der Ostalpen-Bahnprojekte. In: Schweizer Monatshefte 61, März 1981. S.

197-211. - De la concurrence à la coopération: la France et le chemin-de-fer du Simplon avant

1914. In: Aspects des rapports entre la France et la Suisse de 1843 à 1939. Neuchâtel/Metz 1982. S.

37-49. – Der Gotthard als Erinnerungsort. In : Schweizerische Erinnerungsorte. Aus dem Speicher

der Swissness. Zürich NZZ-Libro März 2010.

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Themenblock: Denkmalpflege, Raumplanung, Betrieb

Moderation: Georg Kreis

Überraschungsgast: Emil Steinberger

Geboren wurde ich l933 in Luzern. Im ersten Beruf war ich Postbeamter. Mit 27 begann ich eine

fünfjährige Ausbildung zum Grafiker an der Schule für Gestaltung in Luzern. l967 gründete ich

zusammen mit meiner ersten Frau, Maya, das Luzerner Kleintheater. Dann erhielt ich das

Angebot ein Kino zu führen und baute gleich noch ein Atelier-Kino für Studio-Filme. Seit meinem

20. Lebensjahr stand ich als Hobby-Kabarettist auf der Bühne. Zunächst in Ensembles, später

dann solo mit „Emil und die 40 Räuber“, „Emil's Neid-Club“ und „Onkel Emil's Hütte“. Mit den

Programmen „Geschichten, die das Leben schrieb“ und „E wie Emil“ gelang mir l970 der

Durchbruch in der Schweiz und später auch in Deutschland und Österreich. Ab l983 spielte ich

meine Programme in der Französischen Schweiz auch auf Französisch. l977 war ich neun Monate

lang als EMIL mit dem Schweizer National-Circus KNIE unterwegs. l978 spielte ich eine der

Hauptrollen im Film „Die Schweizermacher“ und danach noch in ein paar weiteren Filmen.

l980 war ich Geburtshelfer beim Circus Roncalli in Köln. Und l987 stoppte ich meine Karriere als

EMIL. Anschliessend kreierte ich eine ganze Menge Werbespots, z.B. für „Melitta“. l993 verliess

ich die Schweiz und siedelte mich als Mister Nobody in New York an. l999 heiratete ich in New

York meine zweite Frau, Niccel, und kehrte mit ihr in die Schweiz zurück. Im Jahr 2000

gründeten wir die Edition E, um unsere Bücher und DVDs im eigenen Verlag herauszugeben.

Nach 12 intensiven Jahren vereinbarten wir Ende 2012 eine Kooperation mit dem Knapp Verlag

aus Olten, die uns wieder mehr Freiheiten für kreative Projekte ermöglicht. Seit l999 stehe ich

wieder auf der Bühne, aber diesmal mit meinem Programm „Drei Engel!“ (bisheriger Titel: „Eine

kabarettistische Lesung“), mit dem ich in der Schweiz, in Deutschland und Österreich gastiere. Im

März 2013 wird dieses Programm zum 800. Mal aufgeführt. Im November/Dezember 2006 fand im

„Haus der Kunst St. Josef“ in Solothurn die Ausstellung „Wochenblätter“ statt, bei der meine

Frau Niccel und ich unsere gemeinsam gestalteten Blätter zeigten sowie weitere Werke.

Bis heute wurden unsere „Wochenblätter“ und andere Werke regelmäßig an verschiedenen Orten

in der Schweiz, Österreich und Deutschland ausgestellt. 2008 durfte ich mehrere TV- und Radio-

Werbespots für das Schweizer Erfrischungsgetränk Rivella schreiben und diese gleich selber

spielen und sprechen. Mit diesen Spots hat man Rivella auch in Deutschland bekannt gemacht.

Ebenfalls im Jahr 2008 wurde ich von meiner Heimatstadt Luzern zum Ehrenbürger ernannt,

worüber ich mich sehr freute. Auch 2010 gab es ein ganz besonderes Ereignis. Ich wurde Großvater

des kleinen Sebastian. Opa Emil, das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen.

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Rolf Höhmann: Die Verkehrslandschaft Gotthard im internationalen Vergleich

Im Vergleichsgutachten wurde vom externen Gutachter überprüft, ob die Gotthardbahn und die

Verkehrswege des Gotthards den Anforderungen entsprechen, die zur Zeit an die Aufnahme in die

Liste des Welterbes gestellt werden. Die seitens der UNESCO entwickelten Anforderungskataloge

müssen dazu im Einzelnen detailliert diskutiert werden.

Grundlage hierfür sind, den „Operational Guidelines“ folgend, die Feststellung des

außergewöhnlichen universellen Wertes und die Kriterien, die dafür erfüllt werden müssen, die

Authentizität und die Integrität des beantragten Gutes.

Für mögliche Welterbe aus dem Bereich der Eisenbahnen erfolgten seit 1997 Vorarbeiten in Form

von Tagungen und ersten Vorschlägen, die bisher zu vier Aufnahmen in die Liste geführt haben:

Semmeringbahn 1998, Indian Mountain Railways ab 1999 (mit späteren Erweiterungen), Victoria

Station in Bombay 2004 und Albula/Bernina 2008. Auf den Tentativlisten einzelner Staaten waren

acht weitere Vorschläge zu finden, darunter drei englische Objekte und die französische

Gebirgslinie Cerdagne. Die englischen Anträge werden derzeit nicht weiter verfolgt, auch über

Cerdagne sind keine weiteren Fortschritte bekannt.

Eine Betrachtung und Vergleich anderer Gebirgsbahnen in Europa und in der Welt ergibt, dass die

Gotthardbahn neben der Semmeringbahn eine herausragende Stellung besitzt. Zur

aufgenommenen Albula/Berninabahn besteht insofern keine Konkurrenz, da es sich um zwei

historisch, technisch und von der Nutzung her unterschiedliche Bahnsysteme handelt, die

zusammen gesehen aber die große Bedeutung des Schweizer Bahnbaus und der Bahntechnik

dokumentieren.

Als weiterer besonderer Wert muss herausgestellt werden, dass neben der Bahnlinie verschiedene

Verkehrswege aus mehreren Jahrhunderten in Teilen oder vollständig erhalten sind, wie

Saumpfade, Kunststrasse, Kantonalstrasse und die Autobahn.

Daraus ergibt sich, auch im Vergleich zu allen bereits aufgenommenen und geplanten Eisenbahn-

Welterbestätten, eine bisher einzigartige Verkehrs-Kulturlandschaft, in der in historischen und

topographischen Schichtungen nicht nur die Eisenbahngeschichte, sondern auch die

Verkehrsgeschichte der Überquerung der Alpen dokumentiert ist.

Unter dem Begriff Industrielle Kulturlandschaften werden derzeit bestehende und neu zu

beantragende Objekte im Welterbe untersucht und diskutiert, um im Anschluss an die UNESCO-

Diskussion um die sich entwickelnden Stadtlandschaften entsprechende Definitionen und

Einordnungen erarbeiten zu können. Auch hier könnte dem Gotthard eine besondere Stellung

zukommen, handelt es sich doch um eine Region mit einer seit 150 Jahren technisch hoch

entwickelten und damit gewissermaßen industrialisierten Alpenüberquerung, für die es nur wenige

Vergleichsbeispiele gibt. Der Vortrag wird auf diese neuen Überlegungen eingehen und erste

Vergleiche beschreiben.

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Arbeitsgruppe Industriekultur

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Rolf Höhmann (1950)

Diplom Architektur und Städtebau TU Darmstadt 1979

Forschungsprojekt an der TU Darmstadt über Industriebauten

Seit 1990 freies Büro für Industriearchäologie zur Untersuchung, Dokumentation und Bewertung

von Technischen Denkmalen

Entwicklung von Nutzungskonzepten, Schadensuntersuchungen, Instandsetzungen, Beratung

zum denkmalgerechten Umgang mit Technischen Denkmalen in Zusammenarbeit mit planinghaus

architekten, Darmstadt

Mitarbeit an 10 Welterbe- und Tentativlistenanträgen im Bereich der Industrie und Technik, u.a.

für die Völklinger Hütte, die Schwebefähren der Welt, dem Erweiterungsantrag Zollverein –

Industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet und der internen Evaluation des Welterbeantrags

Montanregion Erzgebirge.

Mitgliedschaften bei: The International Committee für the Conservation of the Industrial Heritage

– TICCIH/ Internationaler Rat für Denkmalpflege – ICOMOS; Sprecher der Arbeitsgruppe/

Industriedenkmalpflege und Monitor für das Welterbe Zollverein/ Verband Deutscher Museums-

und Touristikbahnen - VDMT

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Dr. Oliver Martin: Der Gotthard als Welterbestätte – Chancen, Möglichkeiten und

Voraussetzungen

Die Kantone Uri und Tessin, das BAK und die SBB sowie weitere interessierte Kreise diskutieren

seit geraumer Zeit eine mögliche Kandidatur des Gotthards für die Liste des Welterbes. Die

betriebliche und technische Zukunft der Gotthard-Bergstrecke der SBB wird in Bälde feststehen

und 2017 soll im Rahmen der Kulturbotschaft 2016-19 die neue Schweizer Liste Indicative

verabschiedet werden, womit auch die Frage nach einer Gotthard-Kandidatur abschliessend

geklärt sein wird. Die Welterbekonvention ist das erfolgreichste multilaterale Projekt der

UNESCO. 190 Staaten verpflichten sich zur gemeinsamen Verantwortung für den Schutz und das

Management von herausragenden Stätten des Kultur- und Naturerbes der Welt. Welterbe ist nicht

ein Label, sondern ein Schutzmechanismus. Gleichzeitig ist eine zunehmende Politisierung des

Systems Welterbe zu beobachten, die letztendlich zu einer Schwächung von Sinn und Zielen der

Konvention führen könnte. Worin kann in diesem Kontext ein Interesse der Schweiz an einer

Welterbestätte Gotthard bestehen? Was sind die Voraussetzungen für eine Aufnahme auf die

Welterbeliste und können sie mit anderen Entwicklungszielen der Region in Einklang gebracht

werden? Wie stehen die Chancen für eine erfolgreiche Kandidatur und wie könnte das Szenario

Welterbe Gotthard aussehen?

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Oliver Martin, geboren 1970 in Bern, Architekturstudium an der ETH Zürich und der Universität

La Sapienza in Rom. 2002 Promotion an der ETH Zürich zum Thema des italienischen

Neorealismus in der Architektur. 1998 - 2001 Aufenthalt in Rom, Mitglied des Istituto Svizzero di

Roma. Tätigkeit als Architekt in Bordeaux, Bern und Rom. Seit 2002 in der Sektion

Heimatschutz und Denkmalpflege des Bundesamtes für Kultur, seit 2007 als Leiter des Dienstes

Grundlagen und Internationales verantwortlich für die Schweizer Kandidaturen für das UNESCO-

Welterbe. Ab 2012 Leiter der Sektion. Nationaler Korrespondent der Schweiz für das European

Heritage Net des Europarates, Mitglied der Schweizer Delegation im Welterbekomitee der

UNESCO, Vertreter der Schweiz in ICCROM.

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Christian Sumi: Der Gotthard - eine Infrastrukturlandschaft

Die Briefmarkenserie „Landschaft und Technik“ 1949 von Karl Bickel markiert einen

Paradigmenwechsel in der Wahrnehmung der Schweizer Landschaft. Der Bau der Infrastrukturen

wird die treibende Kraft beim Umbau des Landes und Sinnbild der modernen Schweiz.

Das Fusionsprojekt Amsteg – Disentis - Biasca von La Nicca über den Lukmanier 1870 oder die

Idee eines Alpenkanales Genua - Basel über den Splügen 1907 illustrieren den Alpenraum als ein

Denkraum für technische Innovation und als ein europäisches Projekt.

Neben der gebauten Landschaft interessiert deshalb auch das technische Wissen, die „Kultur des

technischen Denkens“ der Ingenieure, Geologen, Maschinenbauer usw. Die Unterschutzstellung

der Gotthardlandschaft bedeutet auch die Sicherung und Würdigung dieses Wissens und dessen

permanente Weiterentwicklung bis heute, zum Beispiel der lange Weg von der Winkelvermessung

des 19. Jahrhunderts bis hin zur Vermessung mit Satelliten im 21. Jahrhundert. Ein spannendes

Beispiel ist auch das Konzept von hybriden Lokomotiven im Flachland mit Dampfbetrieb,

zwischen Amsteg und Giornico verstärkt durch zugeschaltete Elektromotoren in den Laufachsen.

Grundlage der Ausführungen bildet das Nationalfondsprojekt „Landscape–Myths–Technology:

Infrastructures of the Gotthard region and their implications on changes of landscapes since 1850“

der Accademia di Architettura Mendrisio AAM und der ETH Zürich 2013.

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Christian Sumi, dipl. arch ETH BSA SIA: Professor für Entwurf an der Accademia di architettura

in Mendrisio AAM. Lehrtätigkeit u.a. an der Harvard University, EPFL Lausanne und der

University of Strathclyde in Glasgow. Teilhaber des Büros burkhalter sumi architekten in Zürich.

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Arbeitsgruppe Industriekultur

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Markus Geyer: Inventar und Betrieb Gotthard Bergstrecke

Die SBB stehen stets im Spannungsfeld zwischen betriebswirtschaftlichem Handeln und der

Sorgfaltspflicht gegenüber der historischen Substanz. Die Gotthard Bergstrecke symbolisiert diese

Spannungen wie keine andere Bahnstrecke der Schweiz. Ihre ursprüngliche Funktion einer

effizienten Nord-Süd Verbindung hat sie bis heute erhalten. Um die Strecke den immer wieder

ändernden Begebenheiten anzupassen, wurden praktisch alle Elemente verändert. Anhand eines

Streckeninventars, das von der SBB-Fachstelle für Denkmalschutzfragen erstellt wird, werden

diese Änderungen von Hoch- und Kunstbauten, technischen Anlagen und Kraftwerkbauten

dokumentiert. Die SBB bleiben auch nach Eröffnung des Gotthard-Basistunnels auf der

Bergstrecke präsent, wenn auch nicht mehr im aktuellen Umfang. Deshalb werden die Anlagen ein

weiteres Mal Anpassungen erfahren.

____

Markus Geyer (1955) ist seit 2010 Leiter Projekte und seit 2003 Mitglied der Geschäftsleitung

Infrastruktur der SBB AG. In der Funktion als Leiter Projekte ist er für die Projektierung,

Realisierung und Optimierung der bahnrelevanten Infrastrukturprojekte der SBB verantwortlich.

Zwischen 2005 und 2009 war Markus Geyer Leiter Grossprojekte und zwischen 2003 bis 2005 als

Leiter des Geschäftsbereichs Verkauf und Netzdesign tätig. 1997 wechselte er innerhalb SBB in die

Division Infrastruktur, wo er bis 2002 für Finanzen, Controlling, Planung und Strategie zuständig

war. Zuvor war Markus Geyer in der SBB in verschiedenen Führungsfunktionen tätig.

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Arbeitsgruppe Industriekultur

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Hans Peter Kistler: Inventar und Erhaltung der historischen Verkehrsinfrastruktur – auch

eine Aufgabe des Bundes

Das Bundesinventar der historischen Verkehrswege der Schweiz, als jüngstes Inventar zum Natur-

und Heimatschutz, wurde 2010 durch den Bundesrat in Kraft gesetzt. Ich zeige kurz den

historischen, baulichen und emotionalen Wert historischer Wege auf - Ansporn für ihre langfristige

Erhaltung. Aufgrund der Entwicklung und Entstehungsgeschichte des IVS und den engen

gesetzlichen Vorgaben grenzen wir die Ziele und Tätigkeiten des Bundes ein. Darüber hinaus

öffnen wir aber auch den Blick auf die weiteren Möglichkeiten sowohl der öffentlichen Hand als

auch – und dies im besonderen Sinne - privater Trägerschaften zur langfristigen Erhaltung dieses

nationalen Kulturgutes.

____

Hans Peter Kistler, lic.phil. nat/ Geograph, Studium und Abschluss an der Universität Bern.

Weiterbildung an der Fachschule für Unternehmensführung in Bern.

1987 - 2001 Tätigkeit als Raumplaner in der Privatwirtschaft.

Seit 2001 Verantwortlicher für das Dossier Schutz der historischen Verkehrswege im Bereich

Langsamverkehr des Bundesamtes für Strassen ASTRA.

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Arbeitsgruppe Industriekultur

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Dr. Ueli Habegger: Spurensicherung der Verkehrslandschaft am Gotthard

Bildzeugnisse belegen seit der frühen Neuzeit den Gotthardhandel und den Verkehr über den

Gotthardpass. Das Reusstal wie die Leventina hinterliessen in den Säumern, Soldaten und

Reisenden häufig Bilder des Schreckens. Der Ausbau der Verkehrsverbindungen am Gotthard

hinterliess bereits im späten Mittelalter Spuren in der Landschaft selbst (so durch Kunstbauten

wie befestigten Wegen, Brücken, Galerien und Tunnels), mittelbar auch im Bau von Susten – und

im kirchlichen Leben. Die kulturwissenschaftliche Forschung hat in den letzten Jahren gezeigt,

wie sich der Fernhandel von Ost nach West, von St.Petersburg nach Paris, im Hoch- und

Spätmittelalter an der Errichtung von St. Nikolaus-Kirchen darstellen lässt und heute noch zeigt,

wie sich die entsprechende Verkehrslandschaft entwickelt hat. Ähnliche Erkenntnisse lassen sich

auch in der Verkehrslandschaft Gotthard machen, in deren Norden wie Süden. Die

Spurensicherung ist aber ungemein schwieriger, da im Zuge der katholischen Gegenreformation im

ausgehenden 16. und beginnenden 17. Jh. sowie nach dem Ersten Vatikanum der Kirchenbau in

den römisch-katholischen Stammlanden der Eidgenossenschaft intensiviert wurde und einige

St.Nikolaus-Kirchen Neubauten weichen mussten. Spuren des Schutzpatrons der Handelsleute

und Schiffer lassen sich aber heute längs historischer Passstrassen und Übergänge in Reliquien,

Altären, Paramenten, Glocken und Kirchenfahnen entdecken.

____

Ueli Habegger (1945), Architekturhistoriker, war nach seiner Tätigkeit als Schulplaner,

Projektleiter Kulturraumbau und Kulturbeauftragter, von 2000 bis Ende 2007 Leiter des Ressorts

Denkmalpflege in der Stadtverwaltung Luzern. Er ist heute denkmalpflegerisch freiberuflich tätig

und unterrichtet als Dozent Praktische Denkmalpflege im Ausbildungsgang MAS Denkmalpflege

und Umnutzen an der Berner Architektur-Hochschule in Burgdorf BE.

Im Bereich der Bildenden Kunst war Ueli Habegger in den 60er-Jahren als freier Kurator tätig,

betreute von 1991 bis 2005 die städtische Kunstsammlung und Museen, gestaltete im selben

Zeitraum auch die Ausstellungen in der städtischen Galerie in der Kornschütte im alten Rathaus

am Kornmarkt in Luzern.

Seit 2008 ist Ueli Habegger als Gutachter in der Denkmalpflege und im schweizerischen

Kunsthandel tätig.

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Arbeitsgruppe Industriekultur

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Filippo Lombardi, Presidenza del Consiglio degli Stati: Begrüssung

Chancen und Herausforderungen für die Region Verkehrslandschaft Gotthard

____

Filippo Lombardi (1956). Scuole elementari a Locarno, ginnasio e liceo ad Ascona, maturità

federale di tipo B nel 1975. Studi di diritto ed economia politica all’Università di Friborgo,

sottoassistente di diritto canonico dal 1979 al 1981. Giornalista RP, Amministratore delegato di

TeleTicino e Radio 3iii. Hockey Club Ambrì Piotta SA, Quinto (Presidente).

Weitere Informationen:

http://flombardi.ch/biografia/

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Arbeitsgruppe Industriekultur

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Themenblock: Touristischer Mehrwert

Moderation: Eduard Müller

Giovanni Danielli: Vision Verkehrslandschaft Gotthard

In der Vision Verkehrslandschaft 2030 steht eine touristische Region da, die weltweit bekannt ist,

als Destination, als Natur- und grandiose Kulturlandschaft, erlebbar durch Schiene und Strasse.

Andermatt stellt das eigentliche Kleinzentrum des Gebietes dar, mit touristischen Infrastrukturen

einer mittelgrossen Destination. Sein Einfluss strahlt sternförmig in die benachbarten Talschaften

hinein, die von der Stärke der zentralen Destination profitieren. Die landschaftlichen Schönheiten

dienen der Verkehrslandschaft Gotthard als Leckerbissen für die Touristen, welche das Kulturerbe

Gotthardbergstrecke und Umgebungslandschaft sowie weitere Verkehrsinfrastrukturen benützen.1

Die Scenic Railways in der Zentralschweiz werden deutlich stärker gefördert und vermarktet.

Leuchtendes bereits realisiertes Beispiel ist hier die Grossglockner Hochalpenstrasse in Österreich,

welche trotz Strassengebühr eine beachtliche Besucherzahl aufweist. Was ist zu tun? Die

Schaffung eines zentralen Tourismusschwerpunktes im Herzen des Gotthardgebiets ist ein Muss!

Die zentrale Lage mit der raschen Erreichbarkeit von Sehenswürdigkeiten (zwischen Luzern,

Zürich und Tessin (Bellinzona, Lugano, Locarno, Monte San Giorgio) und zwischen St. Moritz und

Zermatt) muss dabei stärker vermarktet werden. Neben einem der grandiosesten Naturerbe der

Alpen (Jungfrau-Aletsch bis Grimsel) in unmittelbarer Nähe enthält das Gebiet mit dem Parc

Adula (GR/TI) einen der grössten Nationalpärke der Alpen. Zudem liegt auch das UNESCO

Kulturerbe Bellinzona in der Nähe des Gotthards.

Es gilt somit, in Zukunft vermehrt über die Destination hinaus zu denken, denn die Touristen

werden mobiler. Es zeichnet sich aktuell ein stärkeres Wachstum der Touristenströme in grösseren

Städten des Mittellandes (Zürich) ab, da Touristen dort „Hauptquartier“ beziehen können und

rasch verschiedenste Ausflugsziele anpeilen können, ohne ihr Quartier wechseln zu müssen. Die

zentrale Gotthardregion kann von solchem Verhalten im Schnittpunkt des Schweizer Alpenraumes

nur profitieren. Wo in den Alpen kann man auch den öffentlichen Verkehr im Sinne einer

Freizeitverkehrsstrategie besser fördern als vom Ausgangspunkt Andermatt aus.

Wichtig ist auch das Erkennen, das mit an die Verkehrslandschaft gebundenen und erreichbaren

Angeboten intensiver und extensiver Tourismus in Gleichgewicht gebracht werden sollen. Das

Beispiel Oberengadin als Intensivtourismusgebiet mit seiner naturnahen Landschaft in alle

Himmelsrichtungen kann als Vorbild dienen. Und im Appenzellerland, insbesondere im

Alpsteingebiet, kann man in den Sommermonaten kennen lernen, wie guter bescheidener

1 Andere Bahnen im Sinne von Scenic Railways (MGB, Glacier Express), Passstrassen im Sinne von Scenic Roads, Bergbahnen und Fuss- und Wanderwege kennenlernen.

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Arbeitsgruppe Industriekultur

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naturnaher Tourismus auf ein beachtliches Niveau gebracht werden kann, und dies selbst ohne die

Schaffung eines regionalen Naturparks.

Voraussetzung zur Realisierung ist eine weitere noch verstärkte Zusammenarbeit der betroffenen

Kantone und auch des Bundes. Das Gebiet ist als Einheit zu verstehen und jede ihrer Teilregionen

kann ihre besonderen Stärken einbringen oder aus den oft vermeintlichen Schwächen Stärken

erarbeiten. Der Erfolg der wirtschaftlichen Entwicklung in der Verkehrslandschaft Gotthard ist

damit stark von der Eigeninitiative und der Initiative der Akteure im Gebiet abhängig.

____

Giovanni Danielli ist Professor in Tourismus und Mobilität mit Schwerpunkten Raum- und

Verkehrsplanung, Natur und Gesellschaft sowie Ökotourismus an der Hochschule für Wirtschaft

Luzern. Im Weiteren hat er Lehraufträge in nachhaltiger Raumentwicklung und Mobilität an der

Universität Bern (CAS nachhaltige Entwicklung) und an der Zürcher Hochschule für angewandte

Wissenschaften (Studiengang Verkehrssysteme). Danielli hat Geografie und Volkswirtschaft

studiert und eine reiche Berufserfahrung in den Bereichen Tourismus, Raumplanung, öffentlicher

Verkehr und Umwelt.

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Arbeitsgruppe Industriekultur

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Markus Capirone: Langsamverkehr Angebote und Potentiale

Die Gotthard-Region verfügt bereits heute über ein dichtes und attraktives Routennetz für den

Langsamverkehr LV (Wandern, Velofahren, Mountainbiken). Trotzdem begrüsst SchweizMobil

eine Stärkung der regionalen Koordination in diesem Gebiet zwischen den relevanten LV-

Partnern. Diese Koordination ist insbesondere deshalb wichtig, weil es nicht nur um die

Ausscheidung von LV-Routen geht, sondern auch um deren Verknüpfung mit Angeboten aus den

Bereichen öffentlicher Verkehr, Beherbergung und Mietfahrzeuge.

Zentraler Erfolgsfaktor einer solchen regionalen Koordinationstätigkeit ist jedoch ihre Einbindung

in die landesweite Koordination von SchweizMobil, die im Auftrag von Bund und Kantonen in den

letzten sieben Jahren erfolgreich etabliert wurde. Sie stellt sicher, dass regionale LV-Angebote gut

in den schweizweiten Kontext eingebunden sind und ihre Qualität nachhaltig gewährleistet

werden kann.

Ist diese Voraussetzung erfüllt, kann SchweizMobil in Kooperation mit Schweiz Tourismus sowie

vielen weiteren Kommunikationspartnern aus den Bereichen Tourismus, Freizeit und Mobilität die

regionalen LV-Angebote auf nationaler und internationaler Ebene optimal kommunizieren.

Beispiele für diese umfassende Kommunikation sind die Webseiten von SchweizMobil

(www.schweizmobil.ch) und Schweiz Tourismus (www.myswitzerland.com) sowie die kostenlose

App SchweizMobil für iPhone-, iPad- und Android-Geräte.

____

Markus Capirone ist in der Projektleitung von SchweizMobil tätig.

1978–1990 Kunstmaler

1990–1993 Aufbau Solothurner Radwanderwege

1993–1998 Aufbau Veloland Schweiz

1998–2002 Expo.02, Umsetzung Projekt Human Powered Mobility (inkl. Aufbau slowUp)

2000–2008 Aufbau SchweizMobil

Veloreisender aus Passion seit 1977, über 80'000 km auf Veloreisen in Europa.

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Arbeitsgruppe Industriekultur

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Fernando Lehner: Glacier Express: Potential für die Gotthard Region

Der Glacier Express als Gemeinschaftsprodukt der Matterhorn Gotthard Bahn und der

Rhätischen Bahn stellt eine der bekanntesten Marken im Schweizerischen Tourismusangebot dar

und zählt weltweit zu den renommiertesten Tourismuszügen. Der Glacier Express ist Synonym für

eine Reise von hohem Erlebniswert und ausgeprägter Dienstleistungsqualität durch die Schweizer

Alpen. Er verbindet die drei weltbekannten touristischen Sommer- und Winterstationen St.

Moritz, Davos und Zermatt, d.h. das Hochtal des Engadins bzw. das Landwassertal mit dem

berühmtesten Berg der Welt, dem Matterhorn.

Der Glacier Express gehört gemäss Schweiz Tourismus zu den Top 5 Produkten der Schweiz im

Ausland und CNN hat im Juni 2011 den Glacier Express zu den Top 10 Luxury Trains der Welt

gewählt. Die Gäste aus europäischen Ländern wie Deutschland, England oder Frankreich sind eine

wichtige Zielgruppe des Glacier Express. Die Übernachtungen dieser Kundengruppe brachen

selbst in den etablierten Tourismusdestinationen in den vergangenen Jahren um insgesamt mehr

als 20 Prozent ein. Beim Glacier Express konnte der Rückgang mit Zunahme von Gästen aus der

Schweiz und aus Asien beinahe kompensiert werden. In Zukunft werden die neuen Märkte wie

Brasilien, Russland, Indien, China und Südostasien, die heute noch eine untergeordnete Rolle

spielen, zunehmend wichtiger werden.

Die Positionierung des Glacier Express muss sich an den zentralen Megatrends des internationalen

Tourismus ausrichten. Die Gotthardregion liegt im Zentrum der klassischen Glacier Express

Strecke St. Moritz/Davos – Zermatt. Die Frage steht im Raum: Gelingt es der Gotthard Region

und dem Glacier Express dieses grosse Potential zu nutzen?

____

Fernando Lehner, 1981 – 1985, Studium Maschinenbau, Fachhochschule Luzern, 2009 – 2011

Berufsbegleitetes Studienprogramm Malik MZSG Master of Management, malikacademy

management, St. Gallen.

Dez. 2002 – Aug. 2011 Matterhorn Gotthard Bahn, Bereichsleiter Rollmaterial und Traktion und

Leiter Einkauf, Mitglied der Geschäftsleitung, Ab 01. Sept. 2012 Direktor der Matterhorn

Gotthard Bahn und der BVZ-Holding. Vor Übertritt zur MGBahn Leiter der Abteilung

Instandhaltung und Engineering Services, Organic Fine Chemicals der Lonza AG.

Aktuelle Mandate für die Matterhorn Gotthard Bahn/ BVZ Holding, Arbeitgebervertreter im

Stiftungsrat der Pensionskasse der MGBahn, Verwaltungsrat RAILplus AG, Verwaltungsrat STS

AG, Verwaltungsrat Gornergrat Experience AG, Vorstandsmitglied VOEV (Verband öffentlicher

Verkehr der Schweiz), Vorstandsmitglied Zermatt Tourismus

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Arbeitsgruppe Industriekultur

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Werner Nuber: Vermarktungspotenzial am Gotthard aus Sicht der SBB

Mit der Inbetriebnahme des weltweit längsten Eisenbahntunnels Ende 2016 und des Ceneritunnels

2020 erlebt der Mythos Gotthard eine Renaissance. Der Gotthard Basistunnel als Zeichen

schweizerischer Innovation und Zuverlässigkeit erhöht die Attraktivität der Region, zusammen

mit den bestehenden und neuen Freizeit-, Sport- und kulturellen Angeboten und der einzigartigen

Eisenbahnstrecke aus dem Jahre 1882 mit seinen Kehrtunnels und Pionierbauten. „Unten durch“,

„oben drüber“, die SBB plant und betreibt die faszinierenden Eisenbahnstrecken im Herzen der

Schweiz und Europas als Einheit, aus einer Hand. Und sie setzt auf die Gotthardregion und auf

das wachsende Kundeninteresse. Neben den Nord-Süd-Verbindungen für Durchreisende und

Pendler erstellt sie spezifische Freizeitangebote in enger Zusammenarbeit mit den regionalen

Partnern. Und sie unterstützt die nationale und internationale Vermarktung, zum Beispiel auf der

eigens eingerichteten Internetseite www.sbb.ch/gotthard oder im Rahmen der Inbetriebnahme der

Gotthard Basistunnels.

____

Werner Nuber (1950) studierte Neuere Allgemeine Geschichte, Schweizer Geschichte und Deutsche

Literatur an der Universität Bern. Anschliessend erfolgte die Ausbildung zum PR-Berater am

SAWI Biel. Werner Nuber ist seit 1985 in der Kommunikation tätig. Von 1994 bis 2000 leitete er

die Corporate Communications der Swisscom, von 2000 bis 2010 die Unternehmens-

kommunikation SBB. Seit 3 Jahren ist er Leiter Senior Advisors von SBB Consulting. Werner

Nuber verfügt über eine langjährige Erfahrung als Dozent und Prüfungsexperte an Schweizer

Hochschulen, und er ist Präsident zweier Stiftungsräte, von SBB Historic und des Museums für

Kommunikation in Bern.

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Arbeitsgruppe Industriekultur

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Projektpräsentationen

Moderation: Eduard Müller

Marc Tischhauser: Einführung Programm San Gottardo 2020

Das Programm San Gottardo (PSG 2020) ist ein Gemeinschaftsprojekt der Kantone Uri, Tessin,

Wallis und Graubünden und dient als ein politisches Instrument zur Regionalentwicklung des

Gotthardraumes. Mit dem NRP- Umsetzungsprogramm San Gottardo 2012-2015 (UP PSG 2012-

2015) haben die vier Kantone beim Staatssekretariat für Wirtschaft SECO ein gemeinsames,

Kantonsgrenzen überschreitendes Vierjahresprogramm eingereicht. Mit dieser gemeinsamen

Strategie unterstreichen die vier Kantone ihren Willen, gemeinsam das Gebiet um den Gotthard zu

einem zusammenhängenden Lebens- und Wirtschaftsraum zu entwickeln. Der übergreifende

Charakter macht dieses Umsetzungsprogramm zu einem Modellfall im Rahmen der Neuen

Regionalpolitik des Bundes (NRP).

____

Marc Tischhauser (1978) studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Zürich. Von 2005

bis 2010 nahm er bei Lenzerheide Tourismus verschiedene Funktionen ein. Als Produktmanager

und später als Leiter Produktmanagement war er verantwortlich für den Aufbau, die Entwicklung

und die Vermarktung der touristischen Produkte. 2009 war er aktiv an der Planung und der

Gründung der Lenzerheide Marketing und Support AG (LMS) beteiligt – LMS vereint Lenzerheide

Tourismus sowie das Marketing der Bergbahnen in einer Organisation. Während einem Jahr war

Marc Tischhauser der Geschäftsführer der LMS ad intermim und war für deren weiteren Aufbau

verantwortlich. 2011 übernahm er die Projektleitung des Progetto San Gottardo und schuf die

Voraussetzungen für das jetzige Programm San Gottardo 2020 (PSG 2020). Als Projektleiter trägt

er die operative Gesamtverantwortung für die Realisierung und Weiterentwicklung von PSG 2020.

Ruth Nydegger: Touristische Inwertsetzung der Verkehrslandschaft Gotthard:

Handlungsempfehlungen der Alptransit – Studie des Kantons Tessin

Im Oktober 2012 hat der Kanton den Bericht „Wirtschaftliche Auswirkungen der Inbetriebnahme

von Alp Transit: Chancen und Risiken“ veröffentlicht. Er gibt konkrete Handlungsempfehlungen

in den Bereichen wirtschaftliche Entwicklung, Transportwesen und Raumplanung, welche in

einem nachfolgenden Workshop vertieft und priorisiert wurden.

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Arbeitsgruppe Industriekultur

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Alp Transit birgt für das Tessin ein beträchtliches Wachstum – und Entwicklungspotential, das

aber nicht automatisch realisiert wird und unbedingt proaktiv genutzt werden muss.

Hauptnutzniesser werden dabei der Dienstleistungssektor sein – und insbesondere der Tourismus

sowie die schon jetzt wirtschaftlich gut entwickelten Zentren (Bellinzona, Lugano, Locarno,

Mendrisio), aber es wird keine Verlierer geben.

Die Täler können in dieser Beziehung ein wichtiges Entlastungsventil zu den überfüllten Zentren

darstellen, wenn sie entsprechende touristische Strategien umsetzen.

In Bezug insbesondere auf die Leventina wird die Existenz der Berglinie nicht in Frage gestellt

und die Feinerschliessung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist ebenfalls eine selbstverständliche

Voraussetzung.

Die Verlagerung des Verkehrs auf den Basistunnel macht Trassen frei für neue historisch-

touristische Nutzungen. Empfohlene Massnahmen zur Neuqualifizierung der historischen

Bergstrecke: Fahrten mit historischem Rollmaterial, begeh – und befahrbares

“Eisenbahnmuseum” im Territorium, Unesco-Kandidatur.

Die Berglinie hat in Zukunft eine wichtige Funktion als touristischer Feeder wahrzunehmen.

Dabei muss aber das vorhandene Potential an landschaftlichen, historisch-kulturellen und

kulinarischen Attraktionen im Gotthardraum mit interessanten Produkten in Wert gesetzt und

richtig vermarktet werden.

Dazu braucht es starke Partner: Tourismusorganisationen und Regionalentwickler, die SBB

(www.sbb.ch/gotthard), und nicht zuletzt das Programma San Gottardo 2020, über das die

Projekte „Coccodrillo“ und „Bahnerlebniswelt Gotthard“ des Club San Gottardo bzw. von SBB

Historic in Zusammenarbeit mit dem Verkehrshaus Luzern durch den Kanton Tessin gemeinsam

mit den Kantonen Uri, Wallis und Graubünden unterstützt und koordiniert werden. Es handelt

sich um Projekte von höchster Qualität, welche nicht einfach ein statisches Museum vorsehen,

sondern eine lebendige interaktive Verkehrslandschaft.

Damit hat die Region Gottardo das Potenzial, um einen funktionalen Raum entstehen zu lassen,

wobei nicht nur die Nord-Süd-Achse, sondern auch die West-Ost-Achse miteinbezogen werden soll.

Es gilt die beiden Einzelprojekte zu einem koordinierten Produkt zu vereinen, das ihre

Besonderheiten sicherstellt, zusammenführt und sich mit anderen Produkten optimal vernetzt.

Entsprechende Machbarkeitsstudien und Abklärungen sind im Gange.

Für den Kanton Tessin handelt es sich um ein prioritär zu verwirklichendes Leuchtturm - Projekt

im Zusammenhang mit der Inbetriebsetzung des Gotthardbasistunnels, von dem er sich wichtige

wirtschaftliche Impulse insbesondere für die Region rund um Biasca und die Leventina verspricht.

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Ruth Nydegger ist seit November 2011 wirtschaftliche Beraterin der Direktion der

Wirtschaftsabteilung des Finanz- und Wirtschaftsdepartements des Kantons Tessin. Sie befasst

sich insbesondere mit strategischen Projekten rund um den Gotthardraum und ist in

verschiedenen Arbeitsgruppen zum Thema Regionalentwicklung und Mobilität tätig.

Sie ist zudem Delegierte des Kantons Tessin im Leitenden Ausschuss des Programma San

Gottardo 2020.

Vor ihrem Eintritt in die kantonale Verwaltung war sie in verschiedenen Funktionen in der

Privatwirtschaft tätig.

Frau Nydegger hat an der Universität Bern Jura studiert und an der Tessiner Fachhochschule

SUPSI einen Executive Master of Business Administration erworben. Seit ihrem Studium

interessiert sich für interdisziplinäre Fragestellungen und hat in ihrer Diplomarbeit die

Wechselwirkung von Wirtschafts- und Rechtsentwicklung im Zusammenhang mit dem

Eisenbahnbau in der Schweiz untersucht.

Sie ist seit 28 Jahren in Raum Bellinzona wohnhaft und Mutter von zwei erwachsenen Töchtern.

Walter Hofstetter, Marco Morisoli, Silvana Minoretti: Projekt Bahnerlebniswelt Gotthard

Die Gotthard-Bergstrecke der Eisenbahn zwischen Erstfeld und Biasca ist ein historisches

technisches Meisterwerk. Zusätzliche Attraktivität gewinnt die Bergstrecke dank der Einbettung

in eine imposante schöne Landschaft. Ab Eröffnung des Gotthard-Basistunnels werden auf der

Gotthard-Bergstrecke Kapazitäten frei.

SBB Historic und der Club del San Gottardo Mendrisio haben in einem Letter of Intent

vereinbart, ein Projekt mit dem Ziel zu führen, auf der Gotthard Bergstrecke ein Angebot mit

historischen Zügen zu gestalten und an den Endpunkten in Erstfeld und Biasca im Rahmen einer

Bahnerlebniswelt Gotthard die Bahngeschichte des Gotthards zu zeigen und den Besucher erleben

zu lassen. In Zusammenarbeit mit Anbietern von anderen Attraktionen soll das Angebot

bereichert und noch attraktiver gemacht werden.

In einem Businessplan wurden die Ideen vertieft und deren Machbarkeit geprüft. Aufgrund der

Erkenntnisse aus dem Businessplan soll das Angebot im Rahmen eines professionell geführten

Projektes nun konkretisiert und kontinuierlich eingeführt werden.

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Walter Hofstetter ist seit 1. August 2011 Geschäftsleiter der Stiftung Historisches Erbe der SBB

(SBB Historic). Der dipl. Verwaltungswirtschafter trat bereits 1973 in den Dienst der SBB und

war seit 1987 in verschiedenen Kaderfunktionen im Personalwesen tätig. Von 2000 bis 2002 war er

als Personalchef Mitglied der SBB Geschäftsleitung und verantwortlich für sämtliche Belange des

Personal-Managements. Walter Hofstetter leitete von 2002 bis 2010 den Bereich Zugführung

Personenverkehr der SBB mit rund 2500 Mitarbeitenden und war verantwortlich für die Planung,

die Disposition und den Fahrdiensteinsatz des Lokpersonals.

Walter Hofstetter ist verheiratet, Vater von drei Kindern und lebt in Luzern. In seiner Freizeit

engagiert er sich stark für die Pfadibewegung, so war er von 1991 – 1997 Präsident der

Pfadibewegung Schweiz und von 1999 – 2005 im Weltkomitee der World Organisation of Scout

Movement. Heute ist er noch Treasurer der Europäischen Pfadfinderstiftung.

____

Marco Morisoli (1969), Avvocato, Pilota di Linea, Senior First Officer, Airbus A 330/340, Swiss

International Airlines, Kloten

2001-2002 Pilota di Linea Airbus A 319/320/321, Swissair, Kloten

2002-2004 Giurista presso la Sezione Delitti finanziari, Ministero Pubblico, Lugano

2005-2007 Avvocato Head Compliance Office Regione Ticino, Credit Suisse, Lugano

Dal 2007 Pilota di Linea, Senior First Officer, Airbus A 330/340, Swiss International Airlines,

Kloten

Dal 2010 Vicepresidente e Project Manager, Associazione, Club del San Gottardo, Mendrisio

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Silvana Minoretti (1963), 2011-2013 CFO Associazione, Club del San Gottardo, Mendrisio

1987-93 PriceWaterhouse, Lugano

1994-98 Gruppo ZEPTER, Lugano - Montecarlo (CFO)

Dal 1999 Häfliger Zürcher & Partners SA, Lugano (Analist AZEK/ CIIA® )

Dal 2008 Cassa Pensioni di Lugano, Lugano (Fin. Specialist )

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Hans Amacker: Seit fünf Jahren Welterbe: Wo steht die Rhätische Bahn heute?

Am 7. Juli 2008 wurden die Albula- und Berninastrecke der Rhätischen Bahn (RhB) weltweit als

dritte Eisenbahn in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Dieses Ereignis hat nicht nur bei

der RhB, sondern auch im ganzen Kanton Graubünden wie auch im benachbarten Italien grosse

Freude ausgelöst. Die Auszeichnung UNESCO Welterbe bedeutet einerseits Ehre, andrerseits aber

auch Verpflichtung. Bei der Aufnahme in die Welterbeliste war man sich einig, dass das

Zusammenspiel von einmaliger Gebirgsbahn, wunderschöner Natur und vielfältiger Kultur das

Welterbe «RhB in der Landschaft Albula/Bernina» auszeichnet. Diese Schönheiten und

Besonderheiten erhalten und erlebbar machen, war und ist nach wie vor Absicht sämtlicher in die

UNESCO-Kandidatur involvierter Leistungsträger.

Ist es gelungen, die internationale Ausstrahlung des UNESCO Welterbe-Labels für die Vernetzung

der Regionen und die Zusammenarbeit unter den verschiedenen touristischen Leistungsträgern zu

nutzen? Haben sich der Umgang mit dem Welterbe und dessen Nutzung seit der Aufnahme in die

Welterbeliste verändert? Hat das UNESCO Welterbe die Identität und das Bewusstsein für die

eigenen Werte in den Regionen gestärkt? Welches sind die Folgen für die Gemeinden und Private

im Perimeter? Konnten die Gäste Graubündens für die einmaligen Werte dieses Welterbegutes

begeistert werden?

Fünf Jahre nach der Aufnahme in die Welterbeliste ist es möglich und durchaus auch angebracht,

ein Fazit ziehen und auf Erreichtes, Verpasstes und noch Anzustrebendes einzugehen.

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Hans Amacker, seit 2011 Direktor Rhätische Bahn (RhB).

1977-1981 Studium und Diplom als Bauingenieur an der ETH Zürich,

Vertiefungsrichtungen Planung und Verkehr sowie Grund- und Strassenbau.

1993 Ashridge Management College, Ashridge, England

General Management Course (in englischer Sprache),

Abschlussarbeit über Investitionsprozesse in der Informatik.

1992-2002 Adjunkt bzw. Vizedirektor beim Regionalverkehr Bern-Solothurn (RBS), 2002 -

2011Direktor Regionalverkehr Bern-Solothurn (RBS) und Busbetrieb Solothurn und Umgebung

(BSU).

Verwaltungsrat/Vorstandsmitglied bei: Verein Welterbe RhB (Präsident), RAILplus AG

(Verwaltungsrat), Railaway AG (Verwaltungsrat), Swiss Travel Centre STC AG (Verwaltungsrat),

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Hanspeter Schneider: Kulturwege Schweiz: Neue Wertschöpfung auf dem historischen

Wegnetz

Die historische Verkehrslandschaft am Gotthard ist mit ihren Brücken, Pflästerungen, Galerien,

Susten und Bildstöcken einzigartig. Das Projekt Kulturwege Schweiz rückt dieses

Alleistellungsmerkmal der Region San Gottardo in den Mittelpunkt und fördert damit die

nachhaltige Entwicklung der Natur- und Kulturlandschaft. Basierend auf den Grundlagen des

Inventars historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS) verwandeln Kulturwege kulturhistorisches

Wissen in Emotionen und bereichern das Wandern in der Natur mit Geschichte, Tradition,

Authentizität und Swissness. Das Projekt Kulturwege Schweiz verbindet Schutz- mit

Nutzungszielen, was regionale Wertschöpfung und neue Erlebnisse gleichermassen begünstigt.

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Hanspeter Schneider, Lic.phil nat., Geograph

1984-2003 Geschäftsleiter des Inventars historischer Verkehrswege der Schweiz IVS. Ab 2004

Geschäftsführer von ViaStoria – Zentrum für Verkehrsgeschichte.

Mandate: Stiftungsrat der Stiftung Umwelteinsatz Schweiz SUS, Stiftungsrat der Stiftung

SchweizMobil, Mitglied des Rates der Berggebiete der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für

Berggebiete SAB.

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ICOMOS Suisse

Arbeitsgruppe Industriekultur

c/o Museumsfabrik, Mythenstrasse 7, CH-6003 Luzern

Themenblock: Handlungsmassnahmen und Empfehlungen

Moderation: Kilian T. Elsasser

Dr. Hans-Peter Wessels. Regierungsrat Basel-Stadt: Wirtschaftsmotor Gotthard: Heute und

morgen

Unbestritten zählt der Gotthard zu den wichtigsten Alpenübergängen Europas. Allein in der

Schweiz leben in seinem Einzugsgebiet 3,5 Millionen Menschen, die Hälfte der gesamten

Bevölkerung. Legenden und Mythen unterstreichen seine historische Bedeutung. Die

wirtschaftliche Bedeutung des Gotthards darzulegen, ist um einiges komplexer. Wer profitiert von

dieser Verkehrsachse? Wer trägt die Lasten? Die Entwicklung zeigt, dass besonders die direkt

betroffenen Regionen, das Urner Reusstal und die Leventina, zunehmend die Hauptlast tragen

während andere Grossregionen Europas - in Abhängigkeit vom jeweiligen Verkehrsträger - von

kürzeren Fahrzeiten und kostengünstigeren Transporten über immer längere Distanzen

profitieren. Umso mehr sollten sich die Hauptprofiteure dazu verpflichtet sehen, für einen

wirtschaftlichen Ausgleich in der Gotthardregion zu sorgen: Sei dies durch die Schaffung von

neuen Arbeitsplätzen und Tourismusattraktionen oder durch eine bessere Erschliessung der

Gebiete beidseits der Magistrale.

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Hans-Peter Wessels (1974), wuchs als Sohn eines Südafrikaners und einer Schweizerin in Montreal,

Kanada, und in St. Gallen auf. Als Zwölfjähriger wurde er in der Schweiz eingebürgert. Wessels

studierte an der ETH Zürich und schloss mit einem Doktorat in Biochemie am Biozentrum der

Universität Basel ab. Seit 25 Jahren wohnt Wessels in Basel, seit zehn Jahren im Neubadquartier.

Wessels ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Wessels berufliche Karriere begann als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektleiter in der

Privatwirtschaft und an der ETH Zürich. 1998 bis 2000 leitete er als Direktor ad interim das

nationale Hochleistungsrechenzentrum in Manno (TI). Danach hatte er die Geschäftsführung des

Pharmazentrums Basel-Zürich an der Uni Basel inne, von 2006 bis zu seiner Wahl in den

Regierungsrat war er Wirtschaftsförderer der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft.

Politisch ist Wessels seit 30 Jahren in der Sozialdemokratischen Partei (SP) zuhause. Dem Grossen

Rat gehörte er insgesamt 11 Jahre an, bevor er im Februar 2009 in den Regierungsrat des Kantons

Basel-Stadt gewählt wurde. Seither ist Wessels Vorsteher des Bau- und Verkehrsdepartements.

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Arbeitsgruppe Industriekultur

c/o Museumsfabrik, Mythenstrasse 7, CH-6003 Luzern

Kilian T. Elsasser: Inputreferat Handlungsempfehlungen (folgt)

Themenbereiche:

Touristische Inwertsetzung

Betrieb Gotthardbergstrecke

UNESCO Welterbe

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Kilian T. Elsasser (Lebenslauf siehe oben)

Podiumsgespräch:

Leitung: Adrian Schmid

Adrian Schmid (1956) wirkt heute als Geschäftsleiter des Schweizer Heimatschutzes sowie als

Stiftungsrat des Initiative & Referendum Institute (IRI Europe) in Marburg (D). In den

vergangen 30 Jahren war er auf Geschäftsleitungsebene für verschiedene NGO’s wie den Schweizer

Mieterverband oder den Verkehrs-Club der Schweiz tätig. Der Initiant verschiedener kommunaler

und eidgenössischer Volksbegehen veröffentlichte dazu Beiträge und wirkt als Referent in Europa

und Übersee.

Der langjährige Vizepräsident der Grünen Partei Schweiz war von 1983 bis 2000 Mitglied des

Parlaments der Stadt Luzern und 1998 dessen Präsident.

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Heidi Z'graggen (1966) studierte nach dem Lehrerinnendiplom und mehrjähriger

Unterrichtstätigkeit im Kanton Uri Politikwissenschaft (Nebenfach Betriebswirtschaftslehre und

Geschichte) an den Universitäten Bern und Genf. Nach dem Lizentiat arbeitete sie an der

Universität Bern als wissenschaftliche Mitarbeiterin und verfasste die Dissertation zum Thema

Professionalierung von Parlamenten im internationalen Vergleich. 2004 erfolgte die Wahl in den

Regierungsrat des Kantons Uri. Sie steht seitdem der Justizdirektion vor. 2012 wurde sie zudem

als Frau Landesstatthalter gewählt. Heidi Z‘graggen ist sie Präsidentin der Konferenz der

Kantonalen Aufsichtsbehörden im Zivilstandswesen, Vorstandsmitglied der Schweizerischen

Vereinigung für Landesplanung (VLP), Präsidentin der Zentralschweizer Vereinigung für

Raumplanung (ZVR), Vorstandsmitglied der CH Stiftung und Mitglied des Präsidiums der CVP

Schweiz.

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Arbeitsgruppe Industriekultur

c/o Museumsfabrik, Mythenstrasse 7, CH-6003 Luzern

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Georg Carlen (67) ist in Zug aufgewachsen und besuchte die Universitäten in Zürich und Freiburg

CH, wo er sein Studium mit dem Doktorat in Kunstgeschichte, Allgemeiner und

Schweizergeschichte abschloss. Hauptberuflich war er über 35 Jahre lang in der Denkmalpflege

tätig, zunächst als Sekretär der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege in Bern, dann als

Kantonaler Denkmalpfleger in Solothurn (1979-1992) und Luzern (1992-2010). Seither nimmt er

freiberuflich Expertenmandate und Lehraufträge in Kunstgeschichte und Denkmalpflege war. Er

war Vorstandsmitglied des Schweizer Heimatschutzes SH und der Gesellschaft für schweizerische

Kunstgeschichte GSK sowie Mitglied und Vizepräsident der Eidgenössischen Kommission für

Denkmalpflege. Im Rahmen von ICOMOS arbeitete er massgeblich in den Arbeitsgruppen

'Tourismus und Denkmalpflege' sowie 'Historische Hotels' mit.

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Markus Geyer (1955) ist seit 2010 Leiter Projekte und seit 2003 Mitglied der Geschäftsleitung

Infrastruktur der SBB AG. In der Funktion als Leiter Projekte ist er für die Projektierung,

Realisierung und Optimierung der bahnrelevanten Infrastrukturprojekte der SBB verantwortlich.

Zwischen 2005 und 2009 war Markus Geyer Leiter Grossprojekte und zwischen 2003 bis 2005 als

Leiter des Geschäftsbereichs Verkauf und Netzdesign tätig. 1997 wechselte er innerhalb SBB in die

Division Infrastruktur, wo er bis 2002 für Finanzen, Controlling, Planung und Strategie zuständig

war. Zuvor war Markus Geyer in der SBB in verschiedenen Führungsfunktionen tätig.

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Martin Bütikofer, dipl. Wirtschaftsingenieur. Seit 2011 Direktor Verkehrshaus der Schweiz (VHS),

Luzern. Zuvor: Leiter Amt für öffentlicher Verkehr im Kt. Zug, Direktor der

Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SGV), Luzern, Direktor SBB Regionalverkehr,

Bern. Dozent und Beirat der Hochschule Luzern, UITP, Honorary Vice-President, Brüssel,

Verwaltungsrat in verschiedenen Transport-unternehmungen des öffentlichen und touristischen

Verkehrs

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Omar Gisler, 1976 in Altdorf geboren, studierte in Basel Geschichte und Italienische

Literaturwissenschaften. Nach dem Studienabschluss (lic. phil.) zog er ins Tessin, wo er zehn Jahre

lang als Korrespondent für die SDA und NZZ tätig war. Seit Ende 2010 ist er für die kantonale

Tourismusorganisation Ticino Turismo tätig, wo er als Kommunikationsverantwortlicher amtiert.

Daneben verfasste er zahlreiche Bücher, darunter mehrere Reiseführer über das Tessin.

Schlusswort und Dank

Kilian T. Elsasser