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ZIELMÄRKTE FRANKREICH UND MAROKKO Vergleichende Analyse und Beurteilung von Frankreich und Marokko als Zielländer für den Export von Dienstleistungen im Bereich erneuerbarer Energien EXPEED | Arbeitspapier Nr. 2 Jan-Christoph Neuhann

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ZIELMÄRKTE FRANKREICH UND MAROKKO

Vergleichende Analyse und Beurteilung von Frankreich und Marokko als Zielländer für den Export von Dienstleistungen im Bereich erneuerbarer Energien

EXPEED | Arbeitspapier Nr. 2

Jan-Christoph Neuhann

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Impressum Herausgeber: Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) Potsdamer Straße 105 D-10785 Berlin Tel. +49 – 30 – 884 594-0 Fax +49 – 30 – 882 54 39 E-mail: [email protected] www.ioew.de

Diese Ziellandstudie wurde von Jan-Christoph Neuhann als Diplomarbeit unter dem Titel „Export-potentiale von Dienstleistungen im Bereich der Erneuerbaren Energien in vergleichender Betrach-tung für Frankreich und Marokko.“ an der Universität Oldenburg im Jahr 2007 eingereicht. Sie ent-stand im Rahmen des Projekts:

EXPEED – Exportpotenziale von Dienstleistungen im Bereich Erneuerbare Energien (www.expeed.de)

Projektpartner

Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung GmbH (gemeinnützig) Dr. Bernd Hirschl (Gesamtprojektleiter), Dr. Julika Weiß (Projektkoordinatorin), Dr. Wilfried Konrad www.ioew.de

Universität Rostock Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Institut für Marketing und Dienstleistungsforschung, Prof. Dr. Martin Benkenstein, Madlen Thom www.wiwi.uni-rostock.de/bwl/marketing

Regenerative Energien - Netzwerk für Export und Technologie Ulrike Krüger, Nadine Bethge, Gabi Rüger

Deutsche Energie-Agentur GmbH Dr. Konrad Bauer, Dorit Rößler

Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Förderschwerpunkt „Ex-portfähigkeit und Internationalisierung von Dienstleistungen“, Projektträger DLR.

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Vorwort Erneuerbare Energien (EE) haben sich aufgrund ihres Beitrags zu einer zukunftsfähigen Energie-erzeugung national und international zu Märkten mit einer hohen Wachstumsdynamik entwickelt. Dabei spielen eine Reihe von Dienstleistungen entlang der Wertschöpfungskette eine zentrale Rol-le, z.B. Planung, Projektierung und Finanzierung von Anlagen, Betriebsführung sowie Aus- und Weiterbildung. Das Projekt EXPEED (Exportpotenziale von Dienstleistungen im Bereich erneuer-bare Energien) befasste sich in den letzten Jahren intensiv mit diesen Dienstleistungen und ihrer Internationalisierung. Die Ergebnisse des Projekts zeigen, dass Dienstleistungen im Bereich er-neuerbare Energien einen nicht vernachlässigbaren Anteil an der Wertschöpfung haben und ein signifikantes Exportpotenzial aufweisen. In Bezug auf den Export wird häufig davon ausgegangen, dass die Dienstleistungen den Herstellern ins Ausland folgen, wenn sie als technologiebegleitende Services angeboten werden. Dies ist durchaus häufig der Fall, aber erneuerbare Energieanlagen weisen darüber hinaus eine besondere Eigenschaft auf, die sie von vielen anderen Gütern und Technologiebereichen unterscheidet: Bevor eine Anlage errichtet werden kann, sind bereits viele Dienstleistungen nötig, wie beispielsweise Standorterkundungen und Potenzialermittlungen, oder die oben erwähnten Planung, Projektierung und Finanzierung. Neben diesen anlagenbezogenen spielen weitere Dienstleistungen eine wichtige Rolle, wie zum Beispiel Bildung und Forschung, aber auch solche zur Errichtung von Produktionsanlagen oder produktionsbegleitende Services. Viele dieser Dienstleistungen haben ein eigenständiges Exportpotenzial, das von einigen Unter-nehmen bereits in Ansätzen erschlossen wird, jedoch noch höher ausfallen könnte. Trotz der durchaus relevanten ökonomische Bedeutung von Dienstleistungen – allgemein sowie bezogen auf den Export – kommen diese im Rahmen der wissenschaftlichen und politischen Debatte bisher kaum vor und es existieren praktisch keine Unterstützungsangebote, die die spezifischen Anforde-rungen der Dienstleister bei ihrem Gang ins Ausland adressieren.

Im Rahmen des Projekts EXPEED wurden fünf Länderfallstudien durchgeführt, die im Unterschied zu den bisher verfügbaren Länderinformationen die Exportpotenziale von Dienstleistungen und Dienstleistern besonders in den Blick nehmen. Ziel dieser Länderfallstudien war die Untersuchung der – nach EE-Sparten und Dienstleistungsarten differenzierten – Potenziale im jeweiligen Ziel-markt für Dienstleistungsunternehmen aus Deutschland. Die Auswahl der Länder erfolgte auf der Basis von Ergebnissen einer Breitenerhebung unter EE-Dienstleistern sowie einer literaturbasier-ten Analyse der Marktattraktivität und zentraler Rahmenbedingungen zahlreicher potentieller Ziel-länder. Aus den Ländern mit hoher Marktattraktivität wurden schließlich fünf ausgewählt, die sich bezüglich zentraler Marktbarrieren (abgeschätzt über die Faktoren allgemeines Länderrisiko, Ent-wicklungsstand sowie räumliche und kulturelle Distanz) möglichst stark unterscheiden: China, Frankreich, Marokko, Tschechien und die Türkei.

Die Ziellandstudien richten sich insbesondere an die Dienstleister in den verschiedenen Bereichen der erneuerbaren Energien, die auf internationalen Märkten tätig sind oder es werden wollen. Ihnen sollen die Studien eine Hilfestellung bieten bei der Auswahl geeigneter Zielländer sowie bei der Frage nach geeigneten Internationalisierungsstrategien für diese Märkte. Darüber hinaus stellen die Zielmarktanalysen als Fallbeispiele Beiträge zur Dienstleistungsforschung dar. Erstellt wurden die Studien maßgeblich von Studierenden im Rahmen von Abschlussarbeiten bzw. Praktika am In-stitut für ökologische Wirtschaftsforschung. Die Verantwortung für den Inhalt liegt daher bei den Autorinnen und Autoren. Für die Veröffentlichung wurden sie in einem einheitlichen Layout gestal-tet und teilweise leicht redaktionell bearbeitet.

Bernd Hirschl, Julika Weiß

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung......................................... ....................................................................11

2 Wirtschaftsektor EE ................................ ............................................................11

2.1 Globale Energiesituation ...................................................................................................................12 2.2 Export im Bereich der EE..................................................................................................................13

3 Dienstleistungen im Bereich der EE................. .................................................16

3.1 Begriffsabgrenzung Dienstleistungen ...............................................................................................17 3.2 Typologisierungsansatz für internationale Dienstleistungen im Bereich der EE...............................18 3.3 Dienstleistungskategorien EE ...........................................................................................................19

4 Ländermarktbewertung und Ziellandauswahl ........... .......................................21

4.1 Bewertung der Ländermärkte............................................................................................................21 4.2 Ziel und Vorgehen bei den Länderfallstudien....................................................................................24

5 Länderfallstudie 1: Frankreich ..................... ......................................................24

5.1 Allgemeine Länderinformationen ......................................................................................................24 5.2 Bilaterale Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich .......................................................26 5.3 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und allgemeine Länderrisiken ...............................................28

5.3.1 Politische Risiken...............................................................................................................29 5.3.2 Rechtliche Rahmenbedingungen.......................................................................................29 5.3.3 Investitionsklima in Frankreich...........................................................................................30

5.4 Der französische Dienstleistungssektor ............................................................................................32 5.4.1 Protektionistische Handelshemmnisse im Dienstleistungssektor......................................34 5.4.1.1 Tarifäre Handelshemmnisse..............................................................................................34 5.4.1.2 Nicht-tarifäre Handelshemmnisse......................................................................................35

5.5 Der französische Energiesektor ........................................................................................................37 5.5.1 Energiepolitik in Frankreich................................................................................................38 5.5.2 5.5.2 Der französische Energiemarkt ................................................................................39

5.6 5.6 Erneuerbare Energien in Frankreich ...........................................................................................40 5.6.1 5.6.1 Politische Zielsetzungen für Erneuerbare Energien in Frankreich ...........................40 5.6.2 Politische Rahmenbedingungen für EE in Frankreich .......................................................41 5.6.2.1 EE-Förderung.....................................................................................................................41 5.6.2.2 Genehmigungsverfahren ...................................................................................................42 5.6.3 Der Markt für EE in Frankreich ..........................................................................................43 5.6.3.1 Solarenergie.......................................................................................................................43 5.6.3.2 Windenergie .......................................................................................................................45 5.6.3.3 Geothermie ........................................................................................................................49 5.6.3.4 Biomasse ...........................................................................................................................51 5.6.3.5 Wasserkraft ........................................................................................................................53

5.7 Beurteilung der Datengrundlage und Fazit .......................................................................................54

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6 Länderfallstudie 2: Marokko ........................ ...................................................... 56

6.1 Allgemeine Länderinformationen ......................................................................................................56 6.2 Bilaterale Beziehungen zwischen Deutschland und Marokko ..........................................................58 6.3 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und allgemeine Länderrisiken...............................................61

6.3.1 Politische Risiken...............................................................................................................64 6.3.2 Rechtliche Risiken .............................................................................................................66 6.3.3 Wirtschaftliche Risiken.......................................................................................................67 6.3.4 Investitionsklima in Marokko..............................................................................................68

6.4 Der marokkanische Dienstleistungssektor........................................................................................70 6.4.1 Protektionistische Handelshemmnisse..............................................................................70 6.4.1.1 Tarifäre Handelshemmnisse..............................................................................................70 6.4.1.2 Nicht-tarifäre Handelshemmnisse .....................................................................................71

6.5 Der marokkanische Energiesektor....................................................................................................71 6.5.1 Die Energiesituation in Marokko........................................................................................71 6.5.2 Die Struktur des Energiemarktes.......................................................................................72

6.6 Erneuerbare Energien in Marokko....................................................................................................74 6.6.1 Politische Rahmenbedingungen für EE in Marokko ..........................................................75 6.6.1.1 Förderprogramm der EU im marokkanischen Energiesektor ............................................76 6.6.1.2 Förderung von EE..............................................................................................................77 6.6.2 Der Markt für EE in Marokko .............................................................................................77 6.6.2.1 Solarenergie ......................................................................................................................77 6.6.2.2 Windenergie.......................................................................................................................81 6.6.2.3 Geothermie ........................................................................................................................83 6.6.2.4 Biomasse ...........................................................................................................................84 6.6.2.5 Wasserkraft........................................................................................................................84

6.7 Beurteilung der Datengrundlage und Fazit .......................................................................................84

7 Komparative Analyse: Exportpotentiale von EE-Dienst leistungen ................ 87

8 Schlussbemerkungen................................. ........................................................ 90

9 Literaturverzeichnis............................... ............................................................. 92

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Abbildungsverzeichnis Abb. 2.1: Weltweite Entwicklung des Primärenergieverbrauchs von 1973 bis 2030

(Prognose, in MTRÖE) .................................................................................................13 Abb. 2.2: Derzeitiges und zukünftiges Exportvolumen nach EE-Branchen .................................15 Abb. 3.1: Typologisierungsansatz für Dienstleistungen im Bereich der EE.................................18 Abb. 5.1: Karte Frankreich ...........................................................................................................25 Abb. 5.2: Hauptlieferländer Frankreichs 2006, Anteile in % ........................................................27 Abb. 5.3: BIP-Entstehung 2006 (in Prozent) ................................................................................33 Abb. 5.4: Entwicklung der Importe kommerzieller Dienstleistungen 2000-2006..........................33 Abb. 5.5: Energiemix in Frankreich 1973 und 2004 im Vergleich ................................................37 Abb. 5.6: Gesamte netzgebundene Photovoltaik in Frankreich (in kW) ......................................43 Abb. 5.7: Jährliche Sonneneinstrahlung Frankreich (in kWh/m²).................................................44 Abb. 5.8: Installierte Windenergieleistung 1991-2007 (in MW, * Stand 07/2007)........................46 Abb. 5.9: Installierte Windkraftleistung in Frankreich nach Regionen, Ende 2006 (in MW) ........46 Abb. 5.10: Marktanteile der Windkraftanlagenhersteller Frankreich Ende 2005 ...........................47 Abb. 5.11: Windenergiepotential Frankreich (Windgeschwindigkeiten in m/s) ..............................48 Abb. 5.12: Geothermie-Potential Frankreich..................................................................................50 Abb. 5.13: Anzahl der geothermischen Wärmepumpen 2002-2006 ..............................................51 Abb. 5.14: Die erneuerbaren Energien im Wärmemarkt – Anteile Frankreich 2001......................52 Abb. 6.1: Geographische Karte Marokko .....................................................................................57 Abb. 6.2: Europäische Dienstleistungseinfuhr Marokko 2005 .....................................................59 Abb. 6.3: Hauptlieferländer Marokko (2006, Anteil in%) ..............................................................60 Abb. 6.4: Veränderung des BIP in Marokko (real, in %; *Schätzung / ** Prognose) ...................62 Abb. 6.5: Entstehung des BIP Marokko 2005 (in %)....................................................................63 Abb. 6.6: Stromverbrauch nach Energieträgern Marokko 2005 (in %) ........................................72 Abb. 6.7: Struktur des marokkanischen Strommarktes................................................................73 Abb. 6.8: Struktur nach der Liberalisierung des Strommarktes ...................................................74 Abb. 6.9: Quelle: eigene Darstellung nach ONE 2007, dena 2005..............................................78 Abb. 6.10: Beschriftung unterhalb der Grafik Sonneneinstrahlung Marokko (in KWh/m²).............79 Abb. 6.11: Dienstleistungsmanagement des ONE.........................................................................80 Abb. 6.12: Windatlas Marokko (in m/s) ..........................................................................................81 Abb. 6.13: Entwicklungsperspektiven der installierten Windenergieleistung (in MW) ...................82

Tabellenverzeichnis Tab. 3.1: Dienstleistungskategorien.............................................................................................20 Tab. 4.1: Allgemeine Faktoren der Ländermarktbewertung in der EE-Branche..........................22 Tab. 4.2: EE-spezifische Faktoren der Ländermarktbewertung ..................................................23 Tab. 5.1: Wirtschaftsindikatoren Deutschlands und Frankreichs im Vergleich............................26 Tab. 5.2: Investitionsklima in Frankreich 2005 und 2006 ............................................................30 Tab. 5.3: Unternehmensneugründung in Frankreich ...................................................................31 Tab. 5.4: Französischer Arbeitsmarkt ..........................................................................................31 Tab. 5.5: Erwerb von Eigentum in Frankreich..............................................................................31

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Tab. 5.6: Investorenschutz in Frankreich.....................................................................................32 Tab. 5.7: „Grenzüberschreitender Handel“ mit Frankreich ..........................................................32 Tab. 5.8: Besteuerung von Dienstleistungen in Frankreich.........................................................34 Tab. 5.9: Frankreichs Stromerzeugung 2006 ..............................................................................40 Tab. 5.10: Ziele des mehrjährigen Investitionsplanes von 2006 (PPI) in MW...............................41 Tab. 5.11: Frankreichs Markt für Erneuerbare Energien ...............................................................43 Tab. 5.12: Komplexität der Genehmigungsverfahren für netzgebundene Photovoltaik in

Frankreich und Deutschland.........................................................................................45 Tab. 6.1: Korruptionsbereitschaft Marokko nach Transparency International.............................65 Tab. 6.2: Einfluss von Korruption auf das politische und wirtschaftliche Leben in Marokko .......65 Tab. 6.3: Investitionsklima in Marokko 2005 und 2006 ...............................................................68 Tab. 6.4: Unternehmensneugründung in Marokko ......................................................................68 Tab. 6.5: Marokkanischer Arbeitsmarkt .......................................................................................69 Tab. 6.6: Erwerb von Eigentum in Marokko.................................................................................69 Tab. 6.7: Investorenschutz in Marokko........................................................................................69 Tab. 6.8: „Grenzüberschreitender Handel“ Marokkos .................................................................70 Tab. 6.9: EE-Stromproduktion in Marokko 2005..........................................................................75 Tab. 6.10: EE-Potentiale Stromproduktion Marokko .....................................................................75 Tab. 6.11: Windparks in Marokko (Stand: August 2007) ...............................................................83 Tab. 7.1: Informationssituation Frankreich Marokko im Vergleich...............................................87 Tab. 7.2: Rahmenbedingungen und technische Potentiale der EE-Sparten in Frankreich

und Marokko im Vergleich ............................................................................................88 Tab. 7.3: rechtliche und politische Rahmenbedingungen in Frankreich und Marokko im

Vergleich.......................................................................................................................89 Tab. 7.4: Vergleich der ökonomischen Rahmenbedingungen in Frankreich und Marokko.........89 Tab. 7.5: Bewertung der Exportpotentiale von EE-DL in Frankreich und Marokko.....................90

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Abkürzungsverzeichnis

ADI Ausländische Direktinvestitionen ADEME agence de l'environnement et de la maîtrise de l'énergie (frz. Energie-

agentur) AFD Agence France Développement AHK Außenhandelskammer ANAH Agence Nationale d’amélioration de l’habitat ARD Acces au Réseau de Distribution (frz. Substruktur der EDF, betreibt

Verteilernetze) BCG Boston Consulting Group BEE Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft BIP Bruttoinlandsprodukt BMU Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit BMZ Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung BRGM Bureau de Recherches geologiques et minières CDM Clean Development Mechanism CDER Centre des energies renouvelables (Marokko) CIA Central Intelligence Agency CLER Comité de Liaison des Energies Renouvelables CRE Commission de Regulation de l’Electricité (frz. Netzregulierungsbehörde) dena deutsche Energieagentur GmbH DGEMP Direction Générale de l’Energie et des Matières Premières DIDEME Direction de la Demande et des marchés énergétiques DH Dirham (marrok. Währung, vgl. MAD) DI Droits d’importation (frz. Zölle) DL Dienstleistung DNN distributeurs non-nationalisés (frz. nicht-staatl. Stromverteilungsunter-

nehmen) EDF Electricité de France EE Erneuerbare Energien EEG Erneuerbare Energien Gesetz EG Europäische Gemeinschaft EGV Europäischer Gründungsvertrag EnBW Energie Baden-Württemberg AG ESTIF European Solar Thermal Industry Federation EU-15 Gründungsmitglieder der Europäischen Union EU Europäische Union Eurostat Statistisches Amt der Europäischen Gemeinschaften FEE France Energie Eolienne (frz. Dachverband Windenergie) FODEP Fonds de Dépollution Industrielle (mar. Umweltfonds) GATS General Agreement on Trade and Services GATT General Agreement on Tariffs and Trade GRD gestionnaire de réseau de distribution (frz. Stromverteilungsunterneh-

men) GTZ Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit GW Gigawatt

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GWh Gigawattstunden IEA International Energy Agency IFC International Finance Corporation IGA International Geothermal Association IHK Industrie- und Handelskammer INSEE Institut National des Statistiques et des Etudes Economiques IWF Internationaler Währungsfonds JO Journal Officiel (frz. etwa Amtsblatt, öffentliche Mitteilungen) KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau KMU kleine und mittelständische Unternehmen KW Kilowatt KWh Kilowattstunden KWK Kraft-Wärme-Kopplung MAD marokkanischer Dirham (Währung) MW Megawatt MWh Megawattstunden MWSt Mehrwertsteuer MTRÖE Megatonnen Rohöleinheiten ODC Office des Changes (Marokko) OECD Organisation for Economic Co-operation and Development OIC Organisation of the Islamic Conference ONE Office Nationale de l’Electricité (Marokko) PCF Prototype Carbon Fund PERG Programme d’Electrification Rurale Généralisé PPA Power Purchase Agreement PPI Programmation Pluriannuelle d’Investissement (frz. mehrjähriges Investi-

onsprogramm) PV Photovoltaik PVÜ Pariser Verbandsübereinkunft RTE Réseau de Transport d’Electricité (frz. Stromnetz) SER Syndicat des Energies Renouvelables SHS Solar House Systems SMIC Salaire minimum interproffessionnelle de croissance (frz. Mindestlohn) TGAP taxe générale sur les activités polluantes (equiv. Ökosteuer Frankreich) TVA taxe sur la valeur ajoutée (frz. MWSt.) TRÖE Tonnen Rohöleinheiten TW Terrawatt TWh Terrawattstunden UMA Union du Maghreb Arabe UNO United Nations Organisation UVP Umweltverträglichkeitsprüfung VDEW Verband der Elektrizitätswirtschaft WEA Windenergieanlage, auch WKA: Windkraftanlage WTO World Trade Organisation WWF Weltwährungsfonds, vgl IWF WZO Weltzollorganisation ZDE Zone de développement de l’éolien (frz. etwa Windenergie-

Entwicklungszone)

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1 Einleitung Die Nutzung erneuerbarer Energien (EE) wird mittel- bis langfristig weltweit zu bedeutenden Märk-ten wachsen. Die EE bieten nicht nur die Option für eine nachhaltige Energieversorgung der Zu-kunft, sondern auch für zunehmende Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Deutschland.

Der Markterfolg vieler EE-Produkte bzw. EE-Anlagen ist eng mit einem hohen Dienstleistungsanteil verbunden, dieser betrifft wesentlich produktbezogene, aber auch einen zunehmenden Markt für wissensintensive Dienstleistungen. Während die Bedeutung des Exports von Dienstleistungen ge-genüber dem Stellenwert des Anlagen- und Komponentenexports bisher vergleichsweise gering ausfällt, steigen durch den globalen Wachstumstrend im EE-Bereich auch die Chancen für Export-erfolge von Dienstleistungen. Bei rückläufigem Export von Anlagen und Komponenten, welcher in Zukunft dann eintreten kann, wenn die Zielländer Anlagen zunehmend selbst produzieren bzw. der physische Export an seine (logistischen) Grenzen stößt, kann vor allem der nationale Know-how-Vorsprung dazu beitragen, dass der Export von Dienstleistungen eine entscheidende Rolle bei den internationalen Aktivitäten von EE-Unternehmen darstellt. In den meisten Segmenten der EE sind Auslandsmärkte stark wachsende Zukunftsmärkte und stellen somit ein großes Exportpotenzial für innovative neue Produkte und Dienstleistungen dar - insbesondere für Vorreiterländer wie Deutsch-land.

Dienstleistungen spielen in vielen Wirtschaftsbereichen bereits seit einigen Jahren eine immer we-sentlichere Rolle. Um eine Einordnung der spezifischen Entwicklungen im Bereich der EE zu er-möglichen, wird in der Arbeit zunächst der Begriff Dienstleistung erläutert um dann eine kurze Ty-pologisierung von internationalen Dienstleistungen und Energiedienstleistungen vorzunehmen. An-schließend werden die Bedeutung von Dienstleistungen, die Exportentwicklung und das Dienstleis-tungsspektrum der verschiedenen EE-Sparten (Photovoltaik, Windenergie, Wasserkraft und Bio-masse) dargestellt. Ihren Schwerpunkt setzt diese Arbeit schließlich anhand verschiedener makro- und mikroökonomischer Betrachtungen auf die ausführliche Potentialanalyse für EE in den Län-dern Frankreich und Marokko. Unterstützend werden Daten durch gezielte telefonische und schrift-liche Befragungen (Experteninterviews) erhoben. Aus einer dann allgemeinen Potentialanalyse für EE-Unternehmen wird daraufhin das Potential für den Export von EE-Dienstleistungen auf diesen Märkten abgeleitet und verglichen.

2 Wirtschaftsektor EE Der Bereich der EE ist in Deutschland seit vielen Jahren eine wachsende Branche. Die Umsätze dieser Branche erreichten im Jahr 2006 mit 21,6 Mrd. Euro einen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von 19% (BMU 2007). Die größten Umsätze stammen dabei aus der Biomassebranche, gefolgt von den Bereichen Solarenergie und Windenergie. Die Umsätze stammen zu gut der Hälfte (11,3 Mrd. Euro) aus den Investitionen bei der Errichtung der Anlagen, jedoch stiegen in den letzten Jah-ren insbesondere die wirtschaftliche Bedeutung des Anlagenbetriebs, dessen Erlöse mit 10,3 Mrd. Euro um fast ein Drittel über den Vorjahrserlösen lagen.

Investitionen in Neuanlagen wurden vor allem in den Bereichen Photovoltaik (4,0 Mrd. Euro), Windenergie (2,9 Mrd. Euro) und Biomasse (2,9 Mrd. Euro) getätigt. Die Investitionen in Neuanla-gen der Solarthermie (900 Mio. Euro), Geothermie (580 Mio. Euro) und Wasserkraft (70 Mio. Euro) lagen deutlich niedriger (BMU 2007).

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Bezüglich der Umsätze in Verbindung mit dem Anlagenbetrieb sind die Anteile deutlich anders ver-teilt: die Größte Bedeutung hat hier der Bereich Biomasse (51%), es folgen Windenergie (27%), Wasserkraft (12%) und Photovoltaik (10%). Geothermie (< 0,1%) liegt wiederum an letzter Stelle (BMU 2007).

Die Energieerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern stieg in den letzten Jahren ebenfalls er-heblich, sowohl absolut als auch anteilig und erreichte im Jahr 2006 mit 189,6 TWh einen Anteil von 5,3% am Primärenergieverbrauch in Deutschland (BMU 2007).

Besonders groß ist die Bedeutung der EE für die Stromerzeugung mit einem Anteil von 11,8% (2006) des Bruttostromverbrauchs (2005: 10,4%). Die Stromerzeugung erfolgt vor allem durch Windenergie (42%), Wasserkraft (30%) und die Verstromung von Biomasse (25%). Sehr geringe Anteile liefern bisher die Photovoltaik (3%) und vor allem die Geothermie (< 0,01%) (BMU 2007).

Im Wärmemarkt trug die Wärmebereitstellung aus EE im Jahr 2006 mit einem Anteil von 5,9% zum Energieverbrauch bei (2005: 5,3%). Für diesen Markt ist insbesondere die Energieerzeugung aus Biomasse (v. a. Holz) von Bedeutung (94%). Solar- und Geothermie sind mit 4% bzw. 2% im Ver-gleich eher unbedeutend.

Die Exporte von Anlagen aus dem Bereich der EE tragen zunehmend zur positiven Gesamtbilanz des deutschen Güter- und Dienstleistungsexports bei. Mit einem Exporten in Höhe von insgesamt 786 Milliarden Euro im Jahr 2005 ist Deutschland weltweit die Volkswirtschaft mit dem höchsten Exportvolumen (Statistisches Bundesamt 2006c).

2.1 Globale Energiesituation

Es gilt als sicher, dass der weltweite Energiebedarf auch in Zukunft steigen wird. Die in Abb. 2.1 gezeigte Entwicklung des Primärenergieverbrauches von 1971 bis 2003 verdeutlicht genau dieses Szenario. Dabei ist Erdöl (35,3%) der wichtigste Energieträger weltweit, gefolgt von Steinkohle und Braunkohle (zusammen 24,1%) sowie Erdgas (20,9%). Mit knapp 13% tragen die EE zur weltwei-ten Energieversorgung bei (IEA 2006). Für den zukünftigen Energieverbrauch wird Erdgas als Pri-märenergieträger eine immer wichtigere Rolle spielen, aber auch Erdöl ist besonders für den Transportsektor kaum substituierbar, da Alternativen wie zum Beispiel biogene Kraftstoffe nicht ausreichend zur Verfügung stehen.

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Ein weiterer Faktor, der die Energieversorgung beeinflusst, ist die regionale Verteilung und Intensi-tät des Energieverbrauchs weltweit. Es kann generell festgehalten werden, dass die größten Verbraucher in Nordamerika (23,4%), Asien mit Ozeanien (29%) und Westeuropa (17%) zu finden sind. Die größten Erdöl- und Gasreserven befinden sich aber im Nahen und Mittleren Osten, in der Region um das Kaspische Meer sowie in Russland. Daraus ergibt sich eine Situation, die beson-ders für die Türkei als Brückenkopf zwischen den Energie produzierenden Regionen des Nahen Ostens und Kaspischen Meers sowie den Energiekonsumenten in Westeuropa von geopolitischer Bedeutung ist.

2.2 Export im Bereich der EE

Die EE-Technologien haben sich in Deutschland in den letzten Jahren zu einem sehr wichtigen In-dustriezweig mit enormen Wachstumsraten entwickelt. Im internationalen Vergleich zählen EE-Technologien aus Deutschland zur Weltspitze. Dennoch war der Exportanteil der Branche im Jahr 2004 mit etwa 20% noch vergleichsweise gering, wobei das Exportgeschäft im Bereich EE jedoch stetig an Bedeutung gewinnt (DENA 2005). Eine Umfrage der Deutschen Energie-Agentur unter 109 Unternehmen aus der EE-Branche (Hersteller und Projektentwickler) aus dem Jahr 2005 bes-tätigte die zunehmende Bedeutung des Exports: Den Ergebnissen zufolge stufte eine große Mehr-heit von 88% der befragten Unternehmen das Export- und Auslandsgeschäft als „sehr wichtig“ (58%) oder als „wichtig“ (30%) ein. Bei den Ergebnissen ist allerdings zu berücksichtigen, dass hauptsächlich exportorientierte Unternehmen an der Befragung teilnahmen (Deutscher Bundestag 2005b).

Eine Unternehmensbefragung im Auftrag des Bundesverbands Erneuerbare Energien (BEE) ergab für das Jahr 2005 im Bereich von EE-Anlagen bereits eine Exportquote von 50%, wobei gleichzei-tig eine weitere Steigerung auf 70% für das Jahr 2012 prognostiziert wurde. Diese Anteile entspre-

Abb. 2.1: Weltweite Entwicklung des Primärenergieve rbrauchs von 1973 bis 2030 (Prognose, in MTRÖE) Quelle: IEA (2004)

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chen einem Umsatz durch Export von 4,6 Mrd. Euro im Jahr 2005 und 17 Mrd. Euro im Jahr 2012 (BEE 2006a). Begründet wird der steigende Exportanteil unter anderem dadurch, dass durch die große Inlandsnachfrage in Deutschland technologische Innovationen und eine deutliche Kostenre-duktion realisiert werden konnten, wodurch Vorteile gegenüber konkurrierenden Unternehmen in Auslandsmärkten erreicht werden. Deutschland konnte sich dementsprechend im Bereich der Er-neuerbaren-Energien-Technologien in einigen Bereichen bereits den Status eines Leadmarktes si-chern. In Bezug auf die inländische Nachfrage spielen dabei die gesetzlichen Rahmenbedingungen und Fördermaßnahmen eine wesentliche Rolle.

Im Sommer 2002 wurde vom deutschen Bundestag die „Exportinitiative Erneuerbare Energien“ ins Leben gerufen (Deutscher Bundestag 2005a). Das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) arbeitet seitdem mit der Deutschen Energie-Argentur (dena) zusammen an diesem Pro-jekt mit dem Ziel, neue Absatz-, Bezugs-, Kooperations- und Investitionsmöglichkeiten zu erschlie-ßen (BMWA 2005).

Die Förderung des Exports im Bereich EE wird in Deutschland durch die Exportinitiative mittels verschiedener Angebote umgesetzt. Hierzu zählen das so genannte Außenhandelsgeschäftsreise-programm, welches das Ziel verfolgt, deutschen Unternehmen eine Präsentationsplattform im Aus-land zu bieten und eine Kontaktaufnahme mit ausländischen Firmen zu vereinfachen. Weiterhin werden das Auslandsmesseprogramm zur Präsentation deutscher Unternehmen im Ausland und das Internetportal B2B als virtueller Marktplatz angeboten, auf dem inländische und ausländische Firmen Anzeigen erstellen können. Diese Angebote werden von zahlreichen Unternehmen wahr-genommen und in den meisten Fällen als positiv bewertet. Akteure bei der Förderung im Rahmen der Exportinitiative sind das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWI), das Aus-wärtige Amt, die Außenhandelskammern und Botschaften und die Bundesagentur für Außenwirt-schaft (bfai). Für die Zukunft wird außerdem eine engere Zusammenarbeit mit der Deutschen Ge-sellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung angestrebt, insbesondere mit der Zielsetzung den Export in Schwellen- und Entwicklungsländer wie Marokko voranzubringen (Deutscher Bundestag 2005a).

Ob und inwiefern auch dienstleistende Unternehmen, zu denen unter anderem Projektierer, Finan-zierer, der Großhandel aber auch handwerkliche Betriebe zählen, von diesen Angeboten profitie-ren, ist ungewiss.

Die Exportbedeutung der verschiedenen Bereiche der EE ist derzeit recht unterschiedlich ausge-prägt. Abb. 2.2 zeigt die jeweiligen Exportumsätze in der Wind- und Wasserkraft, der Solarenergie, Biomasse und Geothermie im Jahr 2005 und entsprechende Prognosen für das Jahr 2012.

Laut dena sind die Wasser- und Windenergie derzeit starke Exportbranchen, während die Bioener-gie und Solarthermie eher exportschwach sind. Wie die Prognose des BEE zeigt ist davon auszu-gehen, dass sich diese Verhältnisse in den nächsten Jahren verändern. Die größten Umsatzsteige-rungen durch Export von EE-Anlagen sind hier sowohl in den Bereichen Windkraft, als auch Bio- und Solarenergie zu erwarten (vgl. Abb. 2.2).

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Im Bereich Windenergie wurde in den Jahren 2003 und 2004 ein Rückgang der Neuinstallationen von Anlagen auf dem deutschen Inlandsmarkt beobachtet. Durch eine Erhöhung der Exportaktivitä-ten durch die Anlagenhersteller und Zulieferung konnten die negativen Auswirkungen auf den In-landsmarkt jedoch begrenzt werden, so dass der Gesamtumsatz der Windenergiebranche im Jahr 2004 bei 4,6 Mrd. € lag (2003: 4,8 Mrd. €). Die Exportquote betrug im Jahr 2004 etwa 60%, wobei weiter Steigerungsmöglichkeiten prognostiziert werden, da die weltweite jährliche Zubaurate mit 30% einen anhaltenden Bedarf an Technologie und Wissen signalisiert. Als Zielländer sind in ers-ter Linie die EU-(15) Länder zu nennen, angeführt von Spanien, gefolgt von Frankreich, Italien, Großbritannien und Portugal. Außerhalb Europas sind viele Unternehmen in den USA, Brasilien, China und Japan aktiv (Deutscher Bundestag 2005a).

Im Bereich der photovoltaischen Stromerzeugung wird sowohl in Deutschland als auch global be-trachtet ein weiterer Zuwachs der jährlichen Installationen prognostiziert – insbesondere der Anteil netzgekoppelter Systeme soll hier an Bedeutung gewinnen. Die gegenwärtigen Exportanteile un-terscheiden sich zwischen den Produktionsstufen, wie Siliziumherstellung, Solarzellenproduktion und Systemkomponentenherstellung. In allen Bereichen konnten sich jedoch deutsche Unterneh-men etablieren, so dass der Exportanteil der gesamten Branche derzeit bei etwa 20 -30% liegt. Die wichtigsten Zielländer stellen wiederum die EU-(15) Länder dar, insbesondere Spanien, aber auch außereuropäische Länder wie die USA und China gewinnen als Auslandsmärkte an Bedeutung (Deutscher Bundestag 2005a).

Im Bereich der Solarthermie erhöhte sich im Jahr 2003 die weltweit installierte thermische Leistung auf Basis verglaster Solarkollektoren um 14,7% auf insgesamt ca. 59 GW (85,2 Mio. m2). Dies ist hauptsächlich auf den erheblichen Ausbau der Nutzung von solarthermischen Anlagen in China und auch in den EU-(15) Ländern – in erster Linie in Spanien – zurückzuführen. Der gegenwärtige Exportanteil wird mir 10-20% von Verbandseite noch als relativ gering eingeschätzt (BEE 2007). Allerdings unterscheidet er sich stark nach Produktionsschritten. Beispielsweise gilt der deutsche

Abb. 2.2: Derzeitiges und zukünftiges Exportvolumen nach EE-Branchen Quelle: eigene Darstellung, Daten: BEE (2006)

Geothermie

Bioenergie

Solar

Wasser

Wind

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Markt im Bereich der Speicher- und Regeltechnik als führend, während die Nachfrage südlicher Länder, die sich auf einfache und preiswertere Thermosiphon-Systeme zur Brauchwassererwär-mung konzentriert, mit deutschen Produkten nicht abgedeckt werden kann. Als Zielländer sind die EU (15) Länder, angeführt durch Spanien, und außereuropäische Staaten wie die USA, China und Japan zu nennen (Deutscher Bundestag 2005a).

Die Nutzung der Bioenergie erstreckt sich auf zahlreiche Anwendungsgebiete wie die Kraftstoffer-zeugung, die Wärmebereitstellung und die Stromerzeugung. Dementsprechend gilt die Bioenergie als die weltweit wichtigste EE-Quelle. Gleichzeitig werden biogene Brennstoffe derzeit traditionell meist in nicht nachhaltiger Weise z.B. zum Kochen und Heizen eingesetzt. Die derzeitige Export-quote im Bereich der Bioenergie wird als gering eingeschätzt. Von Seiten der Verbände werden je-doch zukünftige Exportanteile zwischen 25 und 70% prognostiziert, wobei die große Spannweite auf die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten zurückzuführen ist. Wichtigste Zielländer sind die eu-ropäischen Länder Polen, Frankreich, Italien und Spanien; außerhalb Europas Japan und die USA (Deutscher Bundestag 2005a).

Der Markt für Anlagen zur Stromerzeugung durch Wasserkraft gilt innerhalb der OECD Länder derzeit als gesättigt. Dementsprechend blieb der Anteil der Wasserkraft an der gesamten Stromer-zeugung innerhalb der letzten 15 Jahre nahezu konstant. Im Bereich neuer Technologien, wie etwa zur Nutzung der Wellen- und Meeresströmungsenergie, könnten sich jedoch neue Märkte mit wie-der zunehmender Nachfrage entwickeln. Die gegenwärtige Exportquote von Anlagen zur Nutzung der Wasserkraft liegt bei über 80%, wobei sich deutsche Unternehmen aufgrund der langjährigen Erfahrung mit der Errichtung und dem Betrieb von Wasserkraftanlagen in Auslandsmärkten auf dem Weltmarkt eine gute Position erarbeitet haben. Zielländer sind neben Spanien, Frankreich, Ita-lien und Schweden auch die USA und Kanada (Deutscher Bundestag 2005a).

Die Nutzung der Geothermie zur Stromerzeugung belief sich im Jahr 2004 weltweit auf ca. 56,8 TWh Strom, was einem Anteil von 0,3% an der weltweiten Stromerzeugung entspricht. Für diese Branche wird ein erhebliches Ausbaupotenzial sowohl in der Bundesrepublik als auch weltweit prognostiziert. Daten zu Exportanteilen liegen in diesem Bereich nicht vor, allerdings wird das Ex-portpotenzial von vielen Unternehmen als sehr hoch eingeschätzt (Deutscher Bundestag 2005a).

Als Konkurrenten für Deutschland sind für die einzelnen Technologiebereiche in erster Linie fol-gende Länder zu sehen: Japan im Bereich Photovoltaik, China im Bereich Solarthermie, Dänemark und Spanien im Bereich Windenergie sowie die skandinavischen Länder und Österreich im Bereich Bioenergie (Deutscher Bundestag 2005a).

3 Dienstleistungen im Bereich der EE Bevor direkt auf die Typologisierung von Dienstleistungen eingegangen wird ist eine grundsätzliche Abgrenzung des Dienstleistungsbegriffes notwendig. Dabei werden im folgenden Abschnitt ver-schiedene Möglichkeiten der Begriffsabgrenzung kurz aufgezeigt sowie die für eine Typologisie-rung notwendigen Grundlagen in Form der wesentlichen Merkmale von Dienstleistungen geschaf-fen.

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3.1 Begriffsabgrenzung Dienstleistungen

Der Dienstleistungssektor wird als tertiärer Sektor des Wirtschaftslebens in nationalen sowie inter-nationalen Klassifikationen und Statistiken in Abgrenzung zum Primär- und Sekundärsektor jeweils insgesamt ausgewiesen. Darüber hinaus existieren auf unterschiedlicher Ebene (national, EU-Ebene, international) und bei verschiedenen Institutionen (z.B. Statistisches Bundesamt, EUROS-TAT, WTO) Dienstleistungstypologien, die den Gesamtsektor „Dienstleistungen“ in weitere Unter-kategorien unterteilen. Es soll dadurch in den meisten Fällen eine differenziertere statistische Er-fassung der wirtschaftlichen Entwicklung in den jeweiligen Einzelbereichen ermöglicht werden. Teilweise findet die Typologisierung einzelner Dienstleistungen aber auch zum Zwecke der Verein-heitlichung (internationaler) Sprachregelungen etwa in Bezug auf internationale Handelsabkommen oder -verträge statt. Die statistischen Aufgliederungen des Dienstleistungsbereiches finden dabei klassischerweise auf Basis von Unternehmenstypen statt. Es werden also nicht die wirtschaftliche Entwicklung in Bezug auf einzelne Dienstleistungen erhoben, sondern die ökonomischen Daten einzelner Unternehmen, die jeweils entsprechend ihrer Haupttätigkeit einem Wirtschafts- bzw. Dienstleistungszweig zugeordnet werden.

In der betriebswirtschaftlichen Literatur zum Dienstleistungsmanagement werden unterschiedliche Definitionsansätze zum Dienstleistungsbegriff vorgenommen. Diese Ansätze lassen sich in drei grundsätzliche Gruppen einteilen:

Die erste Gruppe der enumerativen Definitionen ist durch die Aufzählung von Beispielen gekenn-zeichnet (Langeard 1981). Dabei werden in der Regel Bereiche oder Branchen aufgezeigt, die in den Dienstleistungssektor einzuordnen sind, zum Beispiel Beherbergung, Bewirtung, Energiever-sorgung, Forschung, Geld- und Kreditwesen, Rechts- und Wirtschaftsberatung, Reinigung, Trans-port usw. Die Verwendung von enumerativen Aufzählungen ist in der Praxis für einfache Anwen-dungen durchaus zweckmäßig. Für komplexere Fragestellungen ist diese Kategorisierung jedoch durchaus problematisch zu sehen, da die Liste der Dienstleistungen durch neue Leistungen einer-seits stetig wächst, andererseits ist eine eindeutige Zuordnung oftmals nicht möglich (Kleinalten-kamp 2001).

Eine zweite Möglichkeit der Abgrenzung des Dienstleistungsbegriffes erfolgt über eine Negativdefi-nition zu Sachgütern. Auch dieses Vorgehen ist nicht unproblematisch, da die Grenze zwischen Sachleistungen und Dienstleistungen nicht trennscharf verläuft. Dabei ist zu beachten, dass sich das Dienstleistungsspektrum sehr breit darstellt. Beispielsweise kann eine Partnervermittlung als reine Dienstleistung angesehen werden. Dagegen ist der Anteil der Dienstleistung an der Gesamt-leistung im Fall der Anprobe beim Fabrikkauf von Kleidungsstücken vergleichsweise gering (Bruhn 2003).

Die dritte Gruppe der Definitionsansätze beschäftigt sich mit der Abgrenzung von Dienstleistungen anhand der konstitutiven Merkmale. Dazu zählen die Immaterialität von Dienstleistungen sowie die Notwendigkeit der Einbeziehung eines externen Faktors (Meffert/ Bruhn 2000). Dienstleistungen weisen das Merkmal der Immaterialität auf, auch wenn die Vorleistung bzw. das Ergebnis einen materiellen Charakter besitzt. Entscheidend sind dabei die Leistungspotenziale, die zur Erstellung der Leistung vorhanden sein müssen, die im Vorfeld jedoch nicht wahrnehmbar sind. Zweitens ist die Integration eines externen Faktors in den Prozess der Dienstleistungserstellung notwendig. Dies kann die direkte Einbeziehung des Konsumenten der Dienstleistung betreffen oder ein Objekt, das dem Konsumenten der Dienstleistung gehört. Der externe Faktor bleibt in der Regel vor, wäh-rend und nach dem Prozess der Leistungserstellung in der Verfügungsgewalt des Abnehmers der Dienstleistung, wobei im Zuge der Leistungserstellung auf den externen Faktor eingewirkt wird.

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Weitere Definitionsansätze für Dienstleistungen setzen sich mit den einzelnen Phasen der Dienst-leistungserstellung auseinander, die auf Basis der konstitutiven Merkmale erfolgen. Im Einzelnen werden dabei tätigkeitsorientierte, prozessorientierte, ergebnisorientierte und potenzialorientierte Definitionen genannt (Meffert/ Bruhn 2000).

3.2 Typologisierungsansatz für internationale Dienstleistungen im Bereich der EE

Zur Typologisierung von internationalen EE-Dienstleistungen erscheint es sinnvoll, die Dimension „Ort der Dienstleistungserstellung“ mit den Ausprägungen „diskret“ und „kontinuierlich“ in Verbin-dung zu setzen. Diskrete Dienstleistungen beschreiben Tätigkeiten, die einen festen Anfangs- und Endzeitpunkt aufweisen, wie zum Beispiel einmalige Studien und Untersuchungen im Vorfeld der Anlagenerrichtung, Anlagenaufbau, Ertragsprognosen. Kontinuierliche Dienstleistungen werden

fortlaufend erbracht, beispielsweise regelmäßige Wartungen auf Basis eines langfristigen Service-vertrages.

Zum zweiten ist es gerade vor dem Hintergrund der Internationalisierung wesentlich, wo die Dienst-leistung erbracht werden muss. Zu unterscheiden ist hier zwischen der Bearbeitung direkt vor Ort und der Bearbeitung von einem anderen Ort aus. Bei der „Bearbeitung vor Ort“ handelt es sich um einen ortsgebundenen externen Faktor, der in der Regel physisch vorhanden ist. Die Dienstleis-tung muss in diesem Fall direkt vor Ort erbracht werden. So ist die technische Reparatur einer An-lage oder der Austausch von Ersatzteilen nur am Anlagenstandort durchführbar. Können die

Abb. 3.1: Typologisierungsansatz für Dienstleistung en im Bereich der EE Quelle: eigene Darstellung

Vorstudien zu Umweltauswir-

kungen

Baugrunduntersuchung

Anlagenaufbau

Verlegen der Kabeltrassen

Reparaturen

Anlagendemontage

Vor-Ort-Wartungen (Öl-

wechsel, Rotorblatt-,

Turmwartung…)

Fortlaufende Studien zu

Umweltauswirkungen

Aus- und Weiterbildung

Sicherheitstraining

Auftragsforschung

Ertragsprognosen

Netztrassenplanung

Regelmäßige Fernwartung

Netz-Fernüberwachung

Übertragung von Messdaten

Kaufm. Betriebsführung

physisch/ortsgebunden

(Bearbeitung vor Ort)

virtualisierbar/mobil

(Bearbeitung von einem anderen Ort

aus)

kontinuierlich diskret

Ausprägung der Dienstleistungserstellung

Ort der Dienstleistungserstellung

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Dienstleistungen hingegen unabhängig vom Standort des externen Faktors erbracht werden, so ist der externe Faktor mobil bzw. kann virtualisiert werden. Beispiele dafür sind Aus- und Weiterbil-dungen, Auftragsforschung, Ertragsprognosen oder Fernwartungen.

Dieser Typologisierungsansatz ist in Abb. 3.1 dargestellt. Zusätzlich sind in der Abbildung weitere Beispiele für die Dienstleistungstypen eingeordnet.

Wie Abb. 3.1 zu entnehmen ist, ergeben sich vier grundsätzliche Dienstleistungstypen

Typ 1: Diskrete und ortsgebundene Dienstleistung

Dieser Typ beschreibt eine Dienstleistung, die direkt vor Ort am Standort des externen Faktors er-bracht wird und einen fest vereinbarten Bearbeitungsanfang und -ende aufweist. Dies sind bei-spielsweise Vor-Studien wie die Umweltauswirkungen einer Anlage, Baugrunduntersuchungen oder der Aufbau einer Anlage.

Typ 2: Diskrete und virtualisierbare Dienstleistung

Dieser Dienstleistungstyp ist ebenfalls durch einen fest vereinbarten Bearbeitungsanfang und -ende gekennzeichnet. Jedoch kann die Dienstleistung mobil und unabhängig vom Standort einer Anlage bzw. eines Projektes erbracht werden. Dies trifft beispielsweise auf Auftragsforschungen oder Ertragsprognosen zu.

Typ 3: Kontinuierliche und ortsgebundene Dienstleistung

Charakteristisch für diesen Dienstleistungstypen ist eine dauerhafte, fortlaufende Leistung, die vor Ort am Standort des externen Faktors erbracht wird. Dies ist zum Beispiel bei langfristigen War-tungsverträgen der Fall. Im Unterschied zum Dienstleistungstypen 1 ist hier durch die Kontinuität der angebotenen Leistung davon auszugehen, dass kapital- und personalintensivere Markteintritts-strategien notwendig sind.

Typ 4: Kontinuierliche und visualisierbare Dienstleistung

Dieser Typ vereint Dienstleistungen, die fortlaufend erbracht werden und nicht direkt am Standort einer Anlage erbracht werden. Dies können Fernwartungs- und Fernüberwachungsleistungen sein oder Aufgaben der kaufmännischen Betriebsführung.

3.3 Dienstleistungskategorien EE

Für eine erste Kategorisierung von Dienstleistungen im Bereich der EE wurden jeweils zusammen-gehörige Dienstleistungen in übergeordneten Dienstleistungskategorien zusammengefasst und mit bestehenden Kategorisierungen z.B. bei der Exportinitiative Erneuerbare Energien der Deutschen Energie-Agentur verglichen und abgestimmt.

Insgesamt wurden für den Bereich der EE die in Tab. 3.1 dargestellten Dienstleistungen und Dienstleistungskategorien identifiziert.

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Tab. 3.1: Dienstleistungskategorien

Hauptkategorien Dienstleistungsbeispiele Bildung Aus- und Weiterbildung

Mitarbeiterschulung

Forschung und Entwicklung Materialforschung Komponentenentwicklung Marktstudien

Machbarkeitsstudien

Standortgutachten energietechnische Gutachten (Ertragsprognosen) Bodengutachten Umweltauswirkungen (UVP)

Projektplanung Überwachung der Planungsphasen bis zur Bau-reife eines Vorhabens

Projektierung Überwachung der Durchführungsphasen bis zur schlüsselfertigen Übergabe

Projektfinanzierung Aushandlung von Abnahmeverträgen Fondsmanagement Management von Betreibergesellschaften

Projektversicherung Anlagenversicherung

Beratungstätigkeiten Wirtschaftsprüfung Steuerberatung Rechtsberatung

Bauausführung technische Gesamtkonstruktion Anlagenaufbau

Netzanbindung Netzanbindung der Anlage und Installation Installation von Übergabestationen

Netzservice, -wartung Vor-Ort-Service Fernwartung, -überwachung

technische Betriebsführung Vor-Ort-Wartung / Reparatur Anlagenreinigung

kaufmännische Betriebsführung Abrechnung der Stromeinspeisung administrative Tätigkeiten

Handel Anlagen Komponenten

Transport/ Logistik Spezialtransport sonstige Schwertransporte

Vertrieb Anlagen Komponenten / Teilen

Zertifizierungen, Messungen Ertragskontrolle

Öffentlichkeitsarbeit Pressemitteilungen Informationen vor Ort (Besucher, Bevölkerung)

Anlagen-Demontage Abbau und Abfuhr der Anlage Wiederherstellung des natürlichen Zustandes

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4 Ländermarktbewertung und Ziellandauswahl

4.1 Bewertung der Ländermärkte

Die Bewertung von Ländermärkten wird in der Literatur in erster Linie vor dem Hintergrund von Chancen- und/oder Risiko-Betrachtungen mittels SWOT-Analyse (Strength, Weaknesses, Oppor-tunities, Threats) diskutiert. Nach Backhaus (1998) stellt jedoch das Begriffspaar Marktattraktivität und Marktbarrieren, im Gegensatz zu Chancen und Risiken, einen umfassenderen Ansatz zur Be-wertung von Ländermärkten dar und wurde deswegen als Analyseinstrument für die folgenden Länderfallstudien ausgewählt.

Die Attraktivität von Ländermärkten wird bestimmt durch deren ökonomische Ertragschancen. Die-se werden meist durch Kombination verschiedener Merkmale, d.h. multidimensional gemessen. Neben unmittelbar ertragsrelevanten Merkmalen spielt auch eine Reihe von mittelbaren Erfolgs-größen eine Rolle.

Marktbarrieren sind die Gesamtheit aller Bedingungen, deren Erfüllung zum Eintritt in einen Län-dermarkt und zur bedarfsgerechten Marktbearbeitung notwendig ist. Einerseits kann man in struk-turelle (natürliche) und strategische (von anderen Marktparteien bewusst aufgebaute) Marktbarrie-ren unterscheiden sowie andererseits in ökonomische (z.B. hohe Einstiegsinvestitionen), protektio-nistische (tarifäre/ nicht tarifäre Handelshemmnisse) oder verhaltensbedingte (z.B. das Kunden-verhalten) Markteintrittsbarrieren. Eine besonders relevante Gruppe von Markteintrittsbarrieren bil-den die so genannten Länderrisiken. Sie resultieren aus der gesamtwirtschaftlichen, politischen und soziokulturellen Situation eines Landes oder treten im wirtschaftlichen Verkehr zwischen Hei-matland und Ausland auf und wirken auf alle Unternehmen gleichermaßen bzw. haben keinen kon-kreten Projektbezug. Je nach Art und Ausmaß können Länderrisiken wie K.O.-Barrieren oder kom-pensatorische Barrieren wirken.

Im Hinblick auf den oben dargestellten Sachverhalt soll im Folgenden vereinfachend davon ausge-gangen werden, dass – aus Sicht des Unternehmens – Faktoren der Marktattraktivität positiv be-wertete Umweltfaktoren und Marktbarrieren negativ bewertete Umweltfaktoren darstellen.

Eine Betrachtung verschiedener Ansätze zur Unterteilung unternehmensexterner Einflussfaktoren bzw. Rahmenbedingungen sowie ihre Übertragung auf den Bereich der EE führte zu einer in Tab. 4.1 und

Tab. 4.2 dargestellten Übersicht von Faktoren der Ländermarktbewertung. Je nach Ausprägung der Faktoren handelt es sich um Faktoren der Marktattraktivität oder Marktbarrieren im Wirt-schaftssektor der EE.

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Tab. 4.1: Allgemeine Faktoren der Ländermarktbewert ung in der EE-Branche

Allgemeine Umweltfaktoren / externe Rahmenbedingungen der Unternehmen

1. Informationssituation 2. Umweltsituation

Stromversorgung Energiesituation

räumliche Distanz zwischen Heimat- und Zielmarkt (geographische Lage)

3. rechtliche, politische Situation 4. ökonomische Situation Protektionistischer Markteintrittsbarrieren [durch: – tarifäre Handelshemmnisse (Zölle, Steuern,

Dumping-Vorschriften, Preiskontrollen) – nicht tarifäre Handelshemmnisse (generelle

Ein- und Ausfuhrverbote, Kontingentierun-gen, local-content-Vorschriften, divergierende technische Vorschriften] oder

– Abbau protektionistischer Markteintrittsbarrie-ren (z.B. durch EU-DL-Richtlinie; GATT, GATS), = Liberalisierung des Energiemarktes

Politische Absichtserklärung bzw. politischer Wille rechtliches Risiko (unterschiedliche Rechtsnor-men, Schwierigkeiten bei Rechtsverfolgung und Rechtsdurchsetzung) Substitutionsrisiko (das Gastland sieht sich veranlasst bisherige Importe durch lokale Pro-duktion zu ersetzen) Transferrisiko (das Land ist nicht mehr in der Lage oder gewillt seine Zahlungsverpflichtungen nachzukommen) politische Stabilität

Marktvolumen und Marktstruktur des aktu-ellen Energiemarktes (Anteil der EE am Gesamtmarkt der Energie) Infrastruktur / Entwicklungsstand ( Netzan-schlüsse, Verkehr, Kommunikation) Wechselkurse (Währungsrisiko durch Wechselkursschwankungen Investitionssicherheit/ -rendite erzielbare Preise (Energiepreise) Zahlungsrisiko (Insolvenz ausländischer Partner)

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Tab. 4.2: EE-spezifische Faktoren der Ländermarktbe wertung

EE-spezifische Umweltfaktoren / externe Rahmenbedingungen der Unternehmen

1. Informationssituation 2. Umweltsituation

Daten zu EE-Ressourcen (z.B. Windatlanten etc.)

klimatische, geographische Standortbedingungen (Eignung für jeweilige EE-Sparte unter den Gesichtspunkten derzeitiger Technologiestand und Wirtschaftlichkeit)

3. rechtliche, politische Situation

4. ökonomische Situation

Wachstum des EE-Auslandsmarktes

a. Beschaf-fungsmarkt

b. Absatzmarkt

Nachfragesituation Wettbewerbssituation

Förderprogramme/ -maßnahmen im Ausland, Heimatland oder durch internationale Institutionen im Rahmen der Internatio-nalisierung (EE-Förderung, keine Förderung konventi-oneller Energieträger, Elektrifizierungsprogramme im ländlichen Raum) EE-Gesetze, Richtlinien bzw. politische Absichtser-klärungen, die Einspeise-mengen und Einspeisever-gütung regeln Transparenz und Dauer der Genehmigungsverfah-ren für EE-Projekte

Preise und Qualität der Produktionsfak-toren vor Ort (z.B. Arbeits-kraft) verlässliche und erfahrene Part-ner vor Ort

Nachfragevolumen und Nachfrage-struktur im jeweili-gen EE-Markt (Anzahl, Größe, Be-darf/Energiebedarf und Kaufkraft potenzieller Kun-den in den jeweili-gen Ländern) Wie ist die Ent-wicklung wichtiger Kunden bezüglich der Internationali-sierung Markttransparenz aus Kundensicht

Anzahl und Wettbe-werbsstärke der Kon-kurrenten (Wettbe-werbsintensität auf dem Auslandsmarkt) Wettbewerberverhalten (strategische Barrie-ren, z.B. Switching-costs für Nachfrager bei Anbieterwechsel)

Da sowohl Frankreich als auch Marokko von staatlichen Energieversorgungsstrukturen dominiert sind, eignen sich beide Länder für eine komparative Analyse von Marktattraktivität und Markteintrittsbarrieren. Die EE-Märkte in Frankreich und Marokko sollen als „Modellmärkte“ für EE-Potentiale in der westlichen und in der arabischen Welt fungieren und die verschiedenen Voraus-setzungen für Investitionen bzw. konkret für die Dienstleistungserbringung bei divergierenden so-zio-ökonomischen Hintergründen herausstellen. Des Weiteren zeigen die Länderfallstudien Frank-reich und Marokko beispielhaft die verschiedenen Verwendungsperspektiven der EE, sei es wie in Frankreich netzgebunden und vorwiegend aus klimaschutzpolitischer Motivation mit dem Ziel einer CO2-neutralen Energieversorgung, oder wie in Marokko vor allem dezentral und netzungebunden aus entwicklungspolitischen Überlegungen und vorwiegend zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete.

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4.2 Ziel und Vorgehen bei den Länderfallstudien

Ziel der beiden Länderfallstudien Frankreich und Marokko ist die Beurteilung der Potentiale des je-weils untersuchten Landes als Zielmarkt für EE-Dienstleistungsunternehmen aus Deutschland. Diese Beurteilung erfolgt anhand der in Tab. 4.1 und Tab. 4.2 dargestellten Kriterien zur Marktatt-raktivität und den Marktbarrieren.

Grundlegend wird in der vorliegenden Arbeit von einer positiven Korrelation zwischen Dienstleis-tungsimporten und Anlagen- bzw. Komponentenimporten ausgegangen, da EE-Dienstleistungen häufig produktbegleitender Art sind oder der Anlagen- und Komponentenexport als wegbereitend für den Dienstleistungsexport gesehen werden kann. Dementsprechend wird in den Länderfallstu-dien das Exportpotential von EE-Dienstleistungen ausgehend von vorhandenem Datenmaterial zu Exportpotentialen von EE-Technologien und den Märkten der verschiedenen EE-Sparten in den jeweiligen Zielländern eruiert. Weitergehend wird von einer (schwach) positiven Korrelation zwi-schen Dienstleistungsimport und Pro-Kopf-BIP sowie einer ähnlichen Korrelation zwischen Anla-gen- bzw. Komponentenimport und Pro-Kopf-BIP ausgegangen, da die Nutzung von EE einen ge-wissen Wohlstand voraussetzt. Folglich beginnt jede Ziellandstudie zunächst mit einer Darstellung der allgemeinen Situation des Landes sowie des Energiesystems als Ausgangsbasis. Anschlie-ßend werden die allgemeinen Exportbedingungen für deutsche Dienstleistungsunternehmen in das Zielland beschrieben, um grundsätzliche Hemmnisse und Restriktionen, aber auch Erfolgsbedin-gungen und Anknüpfungspunkte zu identifizieren. Im Hauptteil der Untersuchung werden die jewei-ligen EE-Märkte sowie die EE-Bedingungen im Detail herausgearbeitet. Bezüglich der Fördermög-lichkeiten werden sowohl nationale Maßnahmen (z. B. Einspeisevergütungen, Programme zur de-zentralen Elektrifizierung) als auch internationale Maßnahmen, bspw. der (deutschen) Entwick-lungszusammenarbeit oder bilaterale Abkommen, berücksichtigt. Die Struktur der Länderfallstudien unterscheidet sich aufgrund der unterschiedlichen makro- und mikroökonomischen Investitionsbe-dingungen graduell.

5 Länderfallstudie 1: Frankreich

5.1 Allgemeine Länderinformationen

Frankreich1 ist eine demokratische, zentralistische und semipräsidiale Republik. Seit Juni 2007 wird das Land von einer demokratisch-konservativen Regierung unter Staatspräsident Nicolas Sar-kozy und Premierminister François Fillon regiert. Frankreich ist Mitglied der EU und wird im zweiten Halbjahr 2008 für ein halbes Jahr deren Ratspräsidentschaft übernehmen.

1 amtlich République française, dt. Französische Republik; Kurzform franz.: La France

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In Europa grenzt Frankreich an Luxemburg, Deutschland, Schweiz, Italien, das Fürstentum Mona-co, Spanien, Andorra, an den Atlantischen Ozean mit dem Ärmelkanal und an das Mittelmeer. Ne-ben dem Territorium in Europa gehören zu Frankreich die französischen Überseegebiete Franzö-sisch-Guyana, Guadeloupe, Martinique und La Réunion. Ferner beansprucht Frankreich einen Teil der Antarktis. Frankreich hat mit einer Fläche von 551.700 m2 und einer Bevölkerung von 60,2 Mio Einwohnern eine im Vergleich zu Deutschland niedrige Bevölkerungsdichte, ist aber der flächen-mäßig größte Staat Europas.

Die mit Abstand wichtigste und größte Stadt in Frankreich ist die Hauptstadt Paris mit rund 12 Milli-onen Einwohnern in der Agglomeration Île de France. Die Großräume um Marseille, Lille und Lyon haben ebenfalls mehr als eine Million Einwohner.

Frankreich liegt fast vollständig in der gemäßigten Klimazone, der Südosten unterliegt bereits dem Mittelmeerklima. Während dort milde, regenreiche Winter und heiße, trockene Sommer herrschen, ist das Klima im weitaus größten Teil von Frankreich abhängig von Lage und Relief. Die Sonnen-scheindauer ist der Klimazone entsprechend im Mittelmeerraum am höchsten. Die wenigsten Son-nenstunden bezieht ein breiter Streifen von der Bretagne bis zu den nördlichen Vogesen.

Abb. 5.1: Karte Frankreich Quelle: CIA World Factbook, https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/fr.html

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5.2 Bilaterale Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich

Frankreich ist Deutschlands engster und wichtigster Partner in Europa. Mit keinem anderen Land gibt es eine so regelmäßige und intensive Abstimmung auf allen Gebieten. Europapolitik sowie die gemeinsame Haltung zu Fragen der internationalen Sicherheit stehen im Vordergrund der Zusam-menarbeit.

Tab. 5.1: Wirtschaftsindikatoren Deutschlands und F rankreichs im Vergleich Quelle: AHK Frankreich (2007)

2006 Deutschland Frankreich

Ausfuhr (in % des BIP) 38,9 21,4

Handelssaldo (CIF/FOB, Mrd. €) +164 -40,5

Handelsbeziehungen mit der EU (15) Importanteil (in %) / Exportanteil (in %)

47,8 / 53,1 56,7 / 60,2

Außenhandelsanteil der 10 neuen EU-Länder Importanteil (in %) Exportanteil (in %)

9,8 / 9,3 3,7 / 4,5

Saldo des deutschfranzösischen Warenaustausches (in Mrd. €) (Negatives Vorzeichen: franz. Defizit (CIF/FOB)(Quelle: franz. Zoll)

-13,3

Die wirtschaftliche Verflechtung zwischen Frankreich und Deutschland ist besonders eng. Dies zeigt sich vor allem im bilateralen Handel. Frankreich ist der wichtigste Handelspartner Deutsch-lands und Deutschland der wichtigste Handelspartner Frankreichs - seit vielen Jahren und jeweils mit deutlichem Abstand und sowohl im Export als auch im Import. 2006 lieferte Frankreich über 14% seiner Waren nach Deutschland - auf Rang 2 folgte Spanien mit 10%. Der deutsche Importan-teil betrug sogar über 16% (vgl. Abb. 5.2) - hier folgte mit 9% Belgien (bfai 2007_F1). Nach wie vor entwickelt sich zudem der Außenhandel äußerst dynamisch. Angesichts der Prognosen für die Wirtschaftsentwicklung der Jahre 2007 und 2008 wird dies auch in der nahen Zukunft so bleiben. Allein 2006 expandierten die deutschen Lieferungen um 9%. Frankreich profitierte vom deutschen Konjunkturfrühling und steigerte seine Exporte nach Deutschland um 18% (bfai 2007_F1, Auswär-tiges Amt 2007).

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Traditionell hat Frankreich eine negative Außenhandelsbilanz, allerdings gab es in den letzten Jah-ren eine noch deutlichere Entwicklung in diese Richtung, die sich vor allem mit sinkenden Umsät-zen der Automobilindustrie erklären lässt.

Im Vergleich zu anderen europäischen und internationalen Beziehungen ist die Intensität der Re-gierungszusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich ohne Parallelen. Alle Bundesmi-nisterien arbeiten direkt mit ihren französischen Partnerressorts zusammen und setzen in eigener Verantwortung die Ziele und Projekte um, die sie sich in gemeinsamen Arbeitsprogrammen aufge-geben haben.

Halbjährlich treten beide Kabinette in Form gemeinsamer Ministerräte zusammen und erörtern die gesamte Bandbreite an sachpolitischen Themen. Schwerpunktthemen des letzten deutsch-französischen Ministerrats am 12. Oktober 2006 in Paris waren wirtschaftspolitische Abstimmung im Vorfeld der deutschen EU-Präsidentschaft insbesondere zur Energiepolitik, bilaterale industrie-politische Fragen wie die Zukunft von Airbus/EADS und Integration von Ausländern und Chancen-gleichheit für Jugendliche mit Migrationshintergrund (7. Deutsch-Französischer Ministerrat 2006).

Die Zusammenarbeit auf Ebene der Bundesregierung, des Bundestags und des Bundesrats wird ergänzt durch Abstimmung und gemeinsame Vorhaben auf Länderebene. Wichtige Themen dabei sind Maßnahmen zur Verbesserung der Sprachkenntnisse und des Wissens über die Kultur des Anderen sowie die Verstärkung der Mobilität und die Vernetzung von Unternehmen, Universitäten und Forschungseinrichtungen.

Zwischen Deutschland und Frankreich ist seit den 1950er Jahren und besonders seit Abschluss des Elysée-Vertrages (22. Januar 1963) das wohl dichteste Netz gesellschaftlicher Beziehungen zwischen zwei Ländern entstanden. Von zentraler Bedeutung sind hierfür der Jugendaustausch,

Abb. 5.2: Hauptlieferländer Frankreichs 2006, Antei le in % Quelle: bfai (2007_F1)

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der durch das Deutsch-Französische Jugendwerk koordiniert wird (jährlich bis zu 200.000 Teil-nehmer in ca. 7.000 Programmen – seit 1963 über 7 Millionen), die Städte- und Regionalpartner-schaften (insgesamt 2.200) sowie die Schulpartnerschaften (etwa 4.300). (Auswärtiges Amt 2007)

5.3 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und allgemeine Länderrisiken

Traditionell ist in Frankreich die Wirtschaftspolitik von vergleichsweise starken staatlichen Eingrif-fen gelenkt. Hier spielt der historische Einfluss des Merkantilismus2 – im Speziellen des Colbertis-mus3 – im Land eine Rolle. Frankreich ist eine gelenkte Volkswirtschaft, die in den letzten Jahren zunehmend dereguliert und privatisiert wurde, was auch auf die staatliche Energieversorgung zu-trifft. Diese weist jedoch noch erhebliche staatliche Strukturen auf, was sich vor allem in den büro-kratischen Prozeduren zur Stromeinspeisung widerspiegelt. Ein staatlicher Mindestlohn, der SMIC, sichert den Angestellten einen Stundenlohn von derzeit 8,27 € (INSEE 2007).

Moderne Verkehrswege zu Lande, zu Wasser und in der Luft sorgen für ungehinderte Warenflüsse innerhalb Frankreichs und für eine optimale Anbindung an die europäischen Nachbarn. Das Auto-bahnnetz verbindet alle wichtigen Städte und Regionen Frankreichs und bietet direkten Anschluss an die Autobahnnetze der Nachbarländer. Französische Autobahnen sind kostenpflichtig (Péage). Über das gut ausgebaute Flughafennetz sind alle wichtigen Städte direkt, und zwar teilweise auch von deutschen Großstädten aus, zu erreichen. Auf der Schiene garantieren die modernen Hochge-schwindigkeitszüge (TGV) und der konsequent betriebene Streckenausbau problemlose und schnelle Verbindungen zu den Wirtschaftszentren Frankreichs und den europäischen Nachbarn. Die gut ausgebauten Seehäfen an der Atlantik- und Mittelmeerküste bieten ausgezeichnete Zu-gangsmöglichkeiten zu internationalen Schifffahrtsrouten.

Wirtschaftliche Risiken sind vorwiegend makroökonomischer Natur und stehen oftmals in direktem Zusammenhang mit politischen Risiken. Sie resultieren insbesondere aus der Struktur der betref-fenden Volkswirtschaft und den vorhandenen Wechselwirkungen zur internationalen Wirtschaft. Wirtschaftliche Risiken haben ihre Auswirkungen vor allem in Wechselkurs- und Transferrisiken, die zur Behinderung im internationalen Zahlungs- und Kapitalverkehr führen können. Als Mitglied der EU und der Euro-Zone sind solche Risiken allgemeiner Natur bei Exportaktivitäten zwischen Deutschland und Frankreich nicht vorhanden.

Frankreich ist im Länderrating des weltweit agierenden Kreditversicherers Coface (Coface 2007) wieder in die höchste Bewertungsstufe A1 aufgenommen worden. Hauptgründe für die Heraufstu-fung sind eine insgesamt positive Wirtschaftsprognose für 2007 mit einer sich abzeichnenden Ver-besserung der Finanzsituation französischer Unternehmen.

2 Der Merkantilismus (lat. mercator - Kaufmann) war das vorherrschende Wirtschaftssystem im Zeitalter des Absolutis-mus (16. –18. Jahrhundert). Er löste die mittelalterliche Zunft- und Stadtwirtschaft ab und ist verbunden mit der Her-ausbildung homogener Volkswirtschaften. (vgl. Gömmel 1998)

3 Der französische Merkantilismus wird manchmal Colbertismus genannt. Unter Finanzminister Jean-Baptiste Colbert

(1661 bis 1683) kontrollierte die französische Regierung die Wirtschaft in sehr hohem Maße, um die Einnahmen zu erhöhen. So wurden bspw. protektionistische Verordnungen wurden in Kraft gesetzt, um Importe zu begrenzen und Exporte zu fördern. (vgl. Gömmel 1998)

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5.3.1 Politische Risiken

Frankreich ist Gründungsmitglied der EU und eine politisch stabile semipräsidiale zentralistisch or-ganisierte demokratische Republik. Der hohe Stimmenanteil für die rechtspopulistische Partei Front National unter Jean-Marie Le Pen bei den Präsidentschaftswahlen 2002 hat sich bei den diesjähri-gen Präsidentschaftswahlen nicht wiederholt, allerdings sorgten im November 2006 gewalttätige Ausschreitungen in den Vorstädten der französischen Großstädte für Aufruhr, welche unter ande-rem auf die misslungene Integration der arabisch-stämmigen Franzosen zurückzuführen ist. Der neugewählte Präsident und damalige Innenminister Nicolas Sarkozy hat sich für sein hartes Durchgreifen in innenpolitischen Auseinandersetzungen einen Namen gemacht und zur Bewälti-gung der Integrationsbemühungen in seinem Kabinett ein neues Ministerium für Integration, Immig-ration und Nationale Identität unter Brice Horteux geschaffen. Es ist davon auszugehen, dass ge-walttätige Ausschreitungen von Jugendlichen zukünftig unternehmerische Aktivitäten in Frankreich nicht beeinträchtigen.

Auch die französische Streikkultur, welche das öffentliche Leben in Frankreich bereits mehrfach lahm legte, wird mit Inkrafttreten eines neuen Gesetzes zur Minimalversorgung beim öffentlichen Nahverkehr und bei der Eisenbahn im Streikfall in Zukunft weniger Einfluss auf unternehmerische Aktivitäten haben (Lantier 2007).

5.3.2 Rechtliche Rahmenbedingungen

Es besteht grundsätzlich Investitionsfreiheit, jedoch erfordern einige ausländische Direktinvestitio-nen infolge der Auslandsinvestitionsverordnung Nr. 2003-196 vom 7.3.2003 (in 2005 modifiziert) sowie deren Durchführungsanordnung eine Meldung (déclaration administrative) bei der zuständi-gen Finanzbehörde. Meldefrei sind die meisten Formen von Auslandsinvestitionen (Gründung und Erweiterung eines Unternehmens, Immobilienerwerb), sofern ihr Wert 1,5 Mio. € nicht übersteigt (bfai 2007_F4).

Jede Firmengründung muss im „Bulletin Officiel des Annonces Civiles et Commerciales (B.O.D.A.C.C.)4“ angekündigt werden. Spätestens 2 Monate nach Aufnahme der Geschäftstätigkeit muss die Firma im Handelsregister eingetragen sein. Daraufhin erhält die Firma eine Nummer des Institutes für Statistik (I.N.S.E.E.5) und eine Handelsregisternummer. Bis zu diesem Zeitpunkt hat die Gesellschaft noch keine Rechtspersönlichkeit. Für Tätigkeiten vor diesem Zeitpunkt haften die Gründer bzw. alle im Namen der Gesellschaft handelnden Personen mit ihrem gesamten Vermö-gen (bfai 2007_F4).

Verschiedene Auffassungen über Rechte und Pflichten der Vertragsparteien sowie über die Ausle-gung eines Vertrages können entstehen, insbesondere wenn der Vertrag nicht in der Heimatspra-che der Parteien verfasst ist. Darüber hinaus können Sprachprobleme bestehen, die die Kommuni-kation zwischen den Parteien beeinträchtigt. So lassen sich beispielsweise bestimmte Rechtsbeg-riffe nicht immer exakt übersetzen, so dass es deshalb zu Missverständnissen kommen kann. Der-artige Risiken können insbesondere durch ausführliche und klare vertragliche Regelungen, die möglichst alle im Geschäftsverkehr üblicherweise auftretenden Probleme bei der Durchführung und

4 etwa: Amtliche Bekanntmachungen

5 Institut National de la Statistique et des Etudes

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Abwicklung eines internationalen Kaufvertrages detailliert festschreiben, minimiert werden. In dem Vertrag kann ein international anerkanntes Schiedsgericht (z.B. ICC6-Schiedsgericht) oder ein na-tionales Gericht mit der Beilegung und Entscheidung von Streitigkeiten berufen werden. Die Par-teien können ihrem Vertrag ferner international anerkannte Bestimmungen und Gesetze zugrunde legen (z.B. die internationalen Lieferbedingungen INCOTERMS7, die ICC-Bedingungen für Akkre-ditive, ICC-Garantierichtlinien oder das UN-Kaufrecht).

5.3.3 Investitionsklima in Frankreich

Jedes zweite deutsche Unternehmen ist in Frankreich aktiv. Für Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern spielt Frankreich als Standort eine noch stärkere Bedeutung: 77 Prozent der größeren Unternehmen haben eine Vertretung in Frankreich. Fast 40 Prozent der in Frankreich tätigen deut-schen Unternehmen haben durch Neugründungen im Nachbarland Fuß gefasst. 44 Prozent der Unternehmen haben ihr Frankreich Engagement auf die Basis von Partnerschaften mit lokalen Un-ternehmen gestellt, Unternehmensübernahmen spielten in 11 Prozent der Fälle eine Rolle (IFA 2006). Die deutschen Unternehmen sehen im Nachbarland vor allem einen großen Absatzmarkt und einen wichtigen und wachsenden Wirtschaftsraum. Nicht nur für das Marktpotenzial auch für weitere Standortfaktoren wie gut ausgebildete Arbeitskräfte, Produktivität und Infrastruktur erhält Frankreich Bestnoten. So schätzen 71 Prozent der deutschen Unternehmen mit mehr als 500 Mit-arbeitern die Produktivität der französischen Arbeitskraft in ihrer Branche als gut und sehr gut ein.

Die Weltbank veröffentlicht ein jährliches Ranking zum Investitionsklima und den Rahmenbedin-gungen für Investitionen in verschiedenen Volkswirtschaften weltweit. Daraus geht im Vergleich zu 2005 vor allem eine deutliche Verbesserung für den grenzüberschreitenden Handel hervor, aber auch das allgemeine Investitionsklima hat sich deutlich verbessert (vgl. Tab. 5.2).

Tab. 5.2: Investitionsklima in Frankreich 2005 und 2006 Quelle: Worldbank (2007)F

Indikator Rang 2005

Rang 2006

Veränderung

Allgemeines Investitionsklima 35 47 +12

Unternehmensneugründung 12 12 0

Flexibilität des Arbeitsmarktes 134 135 +1

Erwerb von Eigentum 160 158 -2

Investorenschutz 60 58 -2

Steuern 91 92 +1

Grenzüberschreitender Handel 26 81 +55

Die verschiedenen Faktoren zur Einschätzung des allgemeinen Investitionsklimas werden in fol-genden Tabellen detailliert dar- und einem Durchschnitt aller OECD-Länder gegenübergestellt. Die Herausforderungen bei der Neugründung eines Unternehmens in Frankreich stellt folgende Tabelle dar:

6 international Chamber of Commerce

7 International Commercial Terms

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Tab. 5.3: Unternehmensneugründung in Frankreich Quelle: Worldbank (2007F)

Messgröße Frankreich Ø OECD

Verwaltungsprozeduren (Anzahl) 7 6.2

Zeit (Tage) 8 16.6

Kosten (% des Pro-Kopf-Einkommens) 1.1 5.3

Die Tab. 5.3 verdeutlicht, dass die Zeit und die Kosten für eine Unternehmensneugründung, die laut IFA (2006) 40% der deutschen Unternehmen als Einstieg in den französischen Markt wählen, deutlich unter dem OECD-Durchschnitt liegen. Die bürokratischen Barrieren sind etwas höher als im OECD-Schnitt. Auch bezüglich Einstellung und Kündigung von Arbeitnehmern nimmt die Welt-bank eine Bewertung mit Indizes von 0 bis 100 vor, wobei ein höherer Index mit schwereren Be-dingungen gleichzusetzen ist. (Tab. 5.4). Der Index zur allgemeinen Flexibilität des Arbeitsmarktes fasst die drei Indizes Festanstellung, Wochenarbeitszeit und Kündigungsschutz zusammen.

Tab. 5.4: Französischer Arbeitsmarkt Quelle: Worldbank (2007F)

Messgröße Frankreich Ø OECD

Festanstellung neuer Arbeitnehmer 67 27.0

Wochenarbeitszeit 60 45.2

Kündigungsschutz 40 27.4

Allgemeine Flexibilität des Arbeitsmarktes 56 33.3

Lohnnebenkosten (% vom Bruttogehalt) 47.4 21.4

Betreffend den französischen Arbeitsmarkt verdeutlicht die Auflistung der Weltbank, dass Frank-reich einen sehr starren und regulierten Arbeitsmarkt hat. Themen wie Wochenarbeitszeit (gesetz-lich festgelegte 35-Stunden-Woche) und Kündigungsschutz sind für ausländische Investoren ent-scheidende Barrieren für einen Markteintritt. Auch die im OECD-Durchschnitt vergleichsweise ho-hen Lohnnebenkosten in Frankreich können für eine aktive Präsenz auf dem Markt eine Barriere darstellen.

Der Erwerb von Eigentum ist in Frankreich vergleichsweise schwierig und vor allem langwierig wie folgende Tab. 5.5 zeigt:Tab. 5.5: Erwerb von Eigentum in Frankreich Quelle: Worldbank (2007F)

Messgröße Frankreich Ø OECD

Anzahl der Verwaltungsprozeduren 9 4.7

Zeit (Tage) 183 31.8

Kosten (% des Vermögenswertes) 6.8 4.3

Grundlegend für das Investitionsklima ist des Weiteren die rechtliche Absicherung der Investoren. Hier hat die Weltbank verschiedene Messgrößen wie Transparenz der Transaktionen, Haftbarkeit der Geschäftsführer bei Vertragsgeschäften, Möglichkeit von Rechtsverfahren wegen Missmana-gement und schließlich das Ausmaß des Investorenschutzes. Die Indizes variieren zwischen 0 und 10, je höher die Einstufung, desto höher wird die jeweilige Messgröße eingeschätzt.

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Tab. 5.6: Investorenschutz in Frankreich Quelle: Worldbank (2007F)

Messgröße Frankreich Ø OECD

Transparenz von Transaktionen 10 6.3

Haftbarkeit 1 5.0

Rechtsverfahren 5 6.6

Investorenschutz 5.3 6.0

Hier fallen vor allem die von der Weltbank attestierte volle Transparenz von Transaktionen sowie die geringe Haftbarkeit von Geschäftsführern ins Gewicht, so dass der Investorenschutz in Frank-reich leicht unter dem OECD-Durchschnitt liegt.Die steuerlichen Rahmenbedingungen sind in Frankreich deutlich schlechter als in anderen OECD-Ländern, so hat ein französisches KMU eine Gesamtsteuerlast von 68,2% auf den Gewinn, während der OECD-Durchschnitt lediglich bei 47,8% liegt.

Als letzter Punkt für das Investitionsklima nimmt die Weltbank eine Bewertung der Importprozedu-ren vor (Tab. 5.7).

Tab. 5.7: „Grenzüberschreitender Handel“ mit Frankr eich Quelle: Worldbank (2007F)

Messgröße Frankreich Ø OECD

Anzahl der Dokumente für den Import 5 5.9

Zeit für den Import (Tage) 15 12.2

Kosten des Imports (US$ pro Container) 886 883

Aus Tab. 5.7 wird ersichtlich, dass Frankreich bei den Importprozeduren in etwa dem OECD-Durchschnitt entspricht und der grenzüberschreitende Handel mit Frankreich demnach ähnliche

Rahmenbedingungen bietet wie bei anderen Ländern.Der französische Dienstleistungssektor

Der Dienstleistungssektor ist in Frankreich hinsichtlich Umsatz und Arbeitsplätzen von "primärer" Bedeutung, heute arbeiten ca. 72 % der Erwerbstätigen im Dienstleistungsbereich. Von den zum Stichtag 31.9.06 insgesamt vorhanden 15,6 Mio. Arbeitsplätzen der Privatwirtschaft (ohne den Landwirtschaftssektor) fanden sich 10,5 Mio. im Dienstleistungsbereich (bfai 2006_F).

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Im Laufe der zwölf Monate vor diesem Stichtag hat damit die Zahl der Beschäftigten im Dienstleis-tungsbereich um 1,5% wachsen können. Vom gesamten BIP Frankreichs entfielen im Jahr 2006 55,3% auf kommerzielle Dienstleistungen.

Betrachtet man die verschiedenen Dienstleistungen hinsichtlich ihrer Wertschöpfung am Bruttoin-landsprodukt, so sind Dienstleistungen für Unternehmen (17,6% Anteil an allen privatwirtschaftli-chen Dienstleistungen), Immobilientransaktionen (12,8%) und der Handel (10,3%) die bedeutends-ten Bereiche. EE-Dienstleistungen sind im Allgemeinen dem Bereich der Dienstleistungen an Un-ternehmen zuzurechnen, können aber auch in die Bereiche Dienstleistungen an Private oder Fi-nanzdienstleistungen fallen. Die Importe kommerzieller Dienstleistungen haben in den letzten Jah-ren eine positive Entwicklung genommen wie folgende Abb. 5.4 zeigt.

Abb. 5.3: BIP-Entstehung 2006 (in Prozent) Quelle: bfai 2006_F

Abb. 5.4: Entwicklung der Importe kommerzieller Die nstleistungen 2000-2006 Quelle: bfai (2006_F)

Sonstige (21,8%)

Land -, Forstwirtschaft und Fischerei (2,3%)

Dienstleistungen (55,3%)

Transport (4,0%)

Finanzen (5,3%)

Private (5,3%)

Unternehmen (17,6%)

Handel (10,3%) Immobilien

(12,8%)

Bauwirtschaft (6,3%)

Industrie (14,3%)

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Vor allem KMU spielen eine wichtige Rolle in der französischen Dienstleistungswirtschaft, aber ihre Möglichkeiten, über die nationalen Grenzen hinweg zu wachsen, sind strukturell begrenzt. In Er-mangelung der notwendigen Ressourcen fällt es ihnen schwerer als ihren größeren Konkurrenten, international zu agieren. Große Teile der EE-Dienstleister in Frankreich sind handwerkliche Betrie-be, welche häufig auf einen festen Kundenstamm zurückgreifen. Dies erschwert grenzüberschrei-tenden Tätigkeiten deutscher Dienstleister-KMU.

5.4.1 Protektionistische Handelshemmnisse im Dienstleistungssektor

5.4.1.1 Tarifäre Handelshemmnisse

Die französische Mehrwertsteuer (TVA) macht über 50% des französischen Steueraufkommens aus (bfai 2007_F4). Unternehmen führen diese lediglich in Höhe eines bestimmten Umsatzpro-zentsatzes an den Fiskus ab, wobei die von diesen beim Einkauf oder im Rahmen von Investitio-nen entrichtete Mehrwertsteuer auf den entsprechenden Betrag angerechnet wird. Übersteigt die bei Beschaffungskäufen bezahlte Mehrwertsteuer den auf Umsatzbasis geschuldeten Mehr-wertsteuerbetrag, wird das entsprechende Steuerguthaben auf Antrag ausbezahlt. Seit 1993 wird in allen Mitgliedsstaaten der EU Mehrwertsteuer erhoben. Dabei fließt diese dem Fiskus des Lan-des zu, in dem die Güter konsumiert werden. Die Mehrwertsteuersätze werden von den Regierun-gen der Einzelstaaten festgelegt und variieren daher von Land zu Land. Von der Mehrwertsteuer befreit sind in erster Linie Bank-, Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, Dienstleistungen im Rahmen des Bildungswesens sowie bestimmte Arten von Mieteinkünften. Auf Warenexporte wird grundsätzlich keine Mehrwertsteuer erhoben.

Tab. 5.8: Besteuerung von Dienstleistungen in Frank reich Quelle: eigene Darstellung nach www.investinfrance.org

Art der Dienstleistung Kunde in Frankreich Kunden aus einem anderen Land

Dienstleistungen allgemeiner Art Französische Mwst. Französische Mwst. Immaterielle Dienstleistungen 8 Französische Mwst. In Frankreich steuerbefreit9 Materiell lokalisierbare Dienstleis-tungen 10 Französische Mwst. Französische Mwst.

Der normale Mehrwertsteuersatz liegt bei 19,6%. In vielen Fällen gelten jedoch ermäßigte Sätze. So sind Nahrungsmittel, bestimmte landwirtschaftliche Erzeugnisse, Pharmazeutika, Bücher, Leis-tungen des Hotel- und Gaststättengewerbes, öffentliche Verkehrsmittel, Zeitungen und Zeitschrif-ten, bestimmte Unterhaltungsangebote, etc. nur mit einem Mehrwertsteuersatz von 5,5% belegt, bestimmte Medikamente sogar nur mit einem Satz von 2,1%.

8 Beratungs-, Telekommunikations-, Werbe-, Datenverarbeitungs-, Finanz- und Arbeitsvermittlungsdienstleistungen etc.

9 Mit Ausnahme von nicht mehrwertsteuerpflichtigen, in einem EU-Staat ansässigen natürlichen Personen. In diesem Fall ist in Frankreich Mehrwertsteuer zu zahlen.

10 Autovermietungsdienstleistungen, bestimmte Transportleistungen, Baudienstleistungen, bestimmte Arbeits- und Bera-tungsleistungen im Zusammenhang mit beweglichen Gütern, Dienstleistungen in den Bereichen Kultur, Sport, Unter-haltung, Kunst, Wissenschaft und Bildung, Unterbringungs- und Cateringdienstleistungen.

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Innerhalb der Europäischen Union herrscht freier Warenverkehr. Ein Unternehmen ist in Frankreich mehrwertsteuerpflichtig, wenn es dort eine Betriebsstätte hat oder im Rahmen seiner Geschäftstä-tigkeit der französischen Mehrwertsteuer unterliegt. Dabei kann es sich um gewerbliche Tätigkeit von Frankreich aus oder die Erbringung von Dienstleistungen in Frankreich handeln, sowohl in unmittelbarem als auch in nur mittelbarem Zusammenhang mit dem Hauptgeschäftszweck. Aus-ländische Dienstleister stellen ihren Kunden Mehrwertsteuer in Höhe der für ihre Dienstleistungen in Frankreich geltenden Sätze in Rechnung.

5.4.1.2 Nicht-tarifäre Handelshemmnisse

Bezüglich der Erbringung von Dienstleistungen in Frankreich müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Nach IHK Saarland (2007) sind es im Einzelnen:

1. Anmeldung der Arbeitnehmer bei der Inspection du travail11.

2. Nachweis darüber, dass die Mitarbeiter, die in Frankreich tätig sind, in der Bundesrepublik Deutschland krankenversichert sind

3. Mitführung von folgenden Unterlagen/Formalien bei der Ausführung von Bauarbeiten:

- gültiger Personalausweis

- Handelsregisterauszug

- Nachweis einer Betriebshaftpflichtversicherung gültig für Frankreich und

- die entsprechenden Auftragspapiere.

4. Gemäß dem Code Civil12 haftet der Konstrukteur/Hersteller eines Bauwerkes 10 Jahre lang für Gewährleistungen. Hierfür muss er nachweislich eine Versicherung abschließen. In Frankreich ist es Pflicht, eine sogenannte Gewährleistungshaftpflichtversicherung abzu-schließen. Französische Versicherer übernehmen aber kein Risiko für deutsche Bauunter-nehmen. Der einzige Versicherer in Deutschland, der diese Risiken übernimmt, ist die Ver-einigte Haftpflichtversicherung (VHV). Dies kann ausländische Unternehmen davon abhal-ten, in Frankreich zu investieren.

Die Ausübung von Beratungsdiensten im Ingenieurbereich und die Anfertigung technischer Studien ist in Frankreich grundsätzlich frei und unterliegt keinerlei rechtlichen und administrativen Be-schränkungen. Darüber hinaus haben die Verbände eine staatlich anerkannte Fort- und Ausbil-dungsstätte OPQIBI (Organisme Professionel de Qualification de l'Ingénierie: infrastructure, bâti-ment, industrie) geschaffen, um die beratenden Ingenieure institutionell zu verankern. Alle dortigen Bildungsmaßnahmen schließen mit einem Qualitäts-Zertifikat ab. Wird ein Ingenieur in Frankreich gewerblich tätig, unterliegt den einschlägigen rechtlichen Rahmenbedingungen des Landes, insbe-sondere:

– den versicherungsrechtlichen Bestimmungen für die Bauwirtschaft,

– dem Ausschreibungsrecht für öffentliche Aufträge,

– dem Baurecht, einschließlich der baurechtlichen Normen und Standards und der Preisindizes für das Bauwesen,

11 Etwa: Arbeitskontrollbehörde

12 Zivilgesetzbuch in Frankreich

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– eventuelle arbeits- sowie steuerrechtliche Vorgaben und

– gegebenenfalls den gesetzlichen Rahmen für die Zusammenarbeit mit Zulieferern und Subun-ternehmern (bfai 2007_F4).

Allgemein ist der Dienstleistungssektor von den fortbestehenden Schranken im europäischen Bin-nenmarkt sehr viel stärker und härter betroffen als der Warenhandel. Weil Dienstleistungen kom-plex und immateriell sind und auf dem Know-how und der Qualifikation des Dienstleisters basieren, ist die Erbringung von Dienstleistungen häufig sehr viel komplexeren Vorschriften unterworfen, die die gesamte Tätigkeit betreffen. Hinzu kommt, dass, während bestimmte Dienstleistungen im Fernabsatz erbracht werden können, für viele andere nach wie vor die ständige oder vorüberge-hende Anwesenheit des Dienstleisters in dem Mitgliedstaaten erforderlich ist, in dem die Leistung erbracht wird. Während im Warenhandel lediglich die Ware als solche exportiert wird, müssen bei der Erbringung von Dienstleistungen häufig der Dienstleister selbst, seine Mitarbeiter, seine Anla-gen und sein Material die nationalen Grenzen überqueren.

Hindernisse für die Niederlassung eines Dienstleisters in einem anderen Mitgliedstaat können sich z. B. aus Genehmigungspflichten, bestimmten Anforderungen an die berufliche Qualifikation oder Einschränkungen hinsichtlich der Rechtsform eines Dienstleisters oder der Zusammenarbeit ver-schiedener Berufsgruppen ergeben. Dem Vertrieb der Dienstleistungen über nationale Grenzen hinweg stehen eine Vielzahl von Hindernissen entgegen, u. a. die Vorschrift, dass der Dienstleister in dem Mitgliedstaat, in dem er seine Leistungen erbringt eine Niederlassung oder einen Wohnsitz haben muss; dies macht es dem Dienstleister unmöglich, die Leistungen von seinem Herkunftsort aus zu erbringen. Hinzu kommen Genehmigungs-, Eintragungs- oder Meldepflichten sowie Anfor-derungen an die berufliche Qualifikation und Bedingungen für die Ausübung der jeweiligen Tätig-keit. Die Probleme, die direkt oder indirekt mit dem grenzüberschreitenden Verkauf von Dienstleis-tungen verknüpft sind, gehen auf Unterschiede beim Vertragsrecht, bei Preisfestsetzungen oder -empfehlungen für bestimmte Dienstleistungen, bei Verpflichtungen hinsichtlich Zahlung und Erstat-tung der Mehrwertsteuer, die in den Mitgliedstaaten unterschiedlichen Sätzen, Klassifikationen und Verfahren unterworfen sind.

Die Europäische Dienstleistungsrichtlinie (EK 2007) hat den Abbau dieser bürokratischen Hinder-nisse und zwischenstaatlichen Hemmnisse sowie die Förderung des grenzüberschreitenden Han-dels mit Dienstleistungen zum Ziel. Sie sieht weitere Erleichterungen für niedergelassene Dienstleister vor (unter anderem Schaffung einheitlicher Ansprechpartner, elektronische Verfah-rensabwicklung u. a. m.). Ihre konkrete Rechtsgrundlage war das Ziel, "die Aufnahme und Aus-übung selbständiger Tätigkeiten zu erleichtern" (Art. 47 EGV) sowie die Anwendbarkeit dieser Be-stimmung auf den Bereich der grenzüberschreitenden Dienstleistungserbringung (Art. 55 EGV). Nach langwierigen Verhandlungen und Protesten vor allem von Globalisierungskritikern und Ge-werkschaftern wurde die Richtlinie am 27. Dezember 2006 im EU-Amtsblatt veröffentlicht und be-darf als EG-Richtlinie der Umsetzung in jeweiliges nationales Recht durch die einzelnen Mitglied-staaten. Diese haben bis zum 28. Dezember 2009 hierfür Zeit (EK 2007). Bis dahin muss praktisch der gesamte Gesetzes- und Verordnungsbestand in den Mitgliedstaaten - soweit das Rechtsgebiet oder die betreffende Branche nicht generell von der Richtlinie oder Art. 16 ausgenommen ist - dar-aufhin überprüft werden, ob er im Einklang mit Art. 16 der Richtlinie ist und die Aufrechterhaltung der jeweiligen Rechtsvorschriften muss im Einzelnen begründet werden. Das Versäumnis dieser Frist in Bezug auf einzelne Regelungen oder deren Begründung könnte dazu führen, dass diese nach dem 28. Dezember 2009 auf ausländische Dienstleister nicht länger angewendet werden können.

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5.5 Der französische Energiesektor

Frankreich ist arm an Energieressourcen verglichen mit mehreren europäischen Ländern mit eige-nem Rohstoffvorkommen.

Seit Ende der 1970er Jahre ist die französische Kohleproduktion von jährlich über 40 Millionen Tonnen auf weniger als 3 Millionen Tonnen im Jahre 2003 zurückgegangen. Mit der Schließung des letzten Schachts im lothringischen Creutzwald wurde im April 2004 die Förderung sogar ganz eingestellt.

Die Erdgaslagerstätte in Lacq lieferte bis Ende der 1970er Jahre zwischen 6 und 7 Millionen TRÖE13 Gas pro Jahr und trug mithin bis zu 15 % zur nationalen Erzeugung von Primärenergie bei; allerdings ist dieser Prozentsatz derzeit auf 2 % gesunken (bfai 2004F).

Die Erdölförderung überstieg kaum 3 Millionen TRÖE pro Jahr je nach Interesse der Betreiber, in die Prospektion und Förderung von Erdöl in Frankreich zu investieren, und liegt heute bei unter 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr, was etwas mehr als 1 % des Primärenergieverbrauchs darstellt.

Um die Sicherheit seiner Energieversorgung zu gewährleisten, hat Frankreich bei seiner Energie-politik der Entwicklung von Kernenergie und erneuerbaren Energieträgern Vorrang eingeräumt. Mit 275 MTRÖE im Jahre 2004 (IEA 2007) ist Frankreich weltweit der siebtgrößte Energieverbraucher hinter Deutschland und Japan. Unter den OECD-Ländern belegt es mit 4,4 verbrauchten TRÖE pro

Einwohner den 18. Platz.

13 TRÖE = Tonnen Rohöleinheiten

Abb. 5.5: Energiemix in Frankreich 1973 und 2004 im Vergleich Quelle DGEMP (2007)

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Bis in die letzten Jahre haben das Wirtschaftswachstum Frankreichs, eine dynamische Demogra-phie, die Entwicklung des Personenkraft- und Straßengüterverkehrs, die Entwicklung des Strom-verbrauchs der Haushalte und der Bedarf der energieintensiven Industrien (Eisen- und Stahlindust-rie, Chemie, Papierherstellung, Zementwerke,…) zu einem kräftigen Anstieg des Energie-verbrauchs geführt. Dieser weiter steigende Energieverbrauch eröffnet weitere Potentiale für die EE-Sparten und die damit verbundenen Dienstleistungen.

5.5.1 Energiepolitik in Frankreich

Zentraler Meilenstein der französischen Energiepolitik war die Verabschiedung des Gesetzes zur Modernisierung und Entwicklung des Elektrizitätssektors vom 10.02.2000 (Loi no 2008-108 du 10 février 2000 relative à la modernisation et au développement du service public de l'électricité), mit dem Frankreich die EU-Richtlinie Nr. 96/92/EG zum Elektrizitätsbinnenmarkt mit einjähriger Ver-spätung in nationales Recht umsetzte. Durch das neue Gesetz wurde der lange abgeschottete französische Elektrizitätsmarkt einem begrenzten Wettbewerb geöffnet und damit das Quasi-Monopol der staatlichen EDF aufgehoben. Die Kernpunkte der Liberalisierungsbestrebungen im französischen Elektrizitätssektor lassen sich wie folgt zusammenfassen:

– Produktionserlaubnis und Netzzugang für autorisierte, von der EDF unabhängige Stromerzeu-ger (sog. "Third Party Access");

– Wahlmöglichkeit des Stromlieferanten für gewerbliche Kunden mit einem bestimmten Mindest-stromverbrauch,

– Loslösung des Leitungsnetzes von der EDF (vollzogen im Juni 2000 durch die Gründung des Netzbetreibers "Réseau de Transport d'Electricité" (RTE), der formaljuristisch zwar Bestandteil der EDF bleibt, aus Transparenzgründen jedoch getrennte Bilanzen vorlegen muss);

– Gründung einer unabhängigen Regulierungsbehörde "Commission de Regulation de l'Electrici-té" (CRE) im Juni 2000, die den fairen Zugang zum französischen Stromnetz sichern und einen Missbrauch von Marktmacht durch die EDF verhindern soll.

Dem neuen Elektrizitätsgesetz liegt folgende Zielsetzung zugrunde: die Modernisierung des natio-nalen Netzes durch eine „kontrollierte“ Einführung von Wettbewerbselementen, die Verbesserung des "Service Public“ und der Energiepolitik, sowie die Bereitstellung von adäquaten Instrumenten für den Markt. Artikel 6 des Elektrizitätsgesetzes fordert die Erstellung und Veröffentlichung dreier Dokumente: alle zwei Jahre einen Bericht über die langfristige Planung der Investitionen im Elektri-zitätsbereich, eine ministerielle Entscheidung über die längerfristige Energieplanung und ein so genanntes Orientierungsgesetz für die Energieversorgung bis Ende 2002. Dieses Energie-Orientierungsgesetz wurde am 23.06.2005 verabschiedet. Die langfristige Planung wird weiterhin als Grundvoraussetzung für die Erfüllung der Versorgungsaufgaben erachtet. Daher operieren die Energieversorgungsunternehmen unter einem mit der französischen Regierung jeweils für einen Zeitraum von vier Jahren ausgehandelten "Planvertrag", der sich auf die Tarif- und Preispolitik, die Erzeugungsmethoden, internationale Vereinbarungen und andere wichtige Geschäftstätigkeiten bezieht.

Seit Februar 2003 können Gewerbekunden mit einem Jahresverbrauch von über 7 GWh ihren Stromlieferanten frei wählen. Das Gesetz schafft auch Spielraum für Erneuerbare Energien durch die Verpflichtung der EDF und anderer Verteiler, die Einspeisung von Strom aus Erneuerbaren Energien ins Netz zuzulassen und zu vergüten. Mit der Ergänzung des Modernisierungsgesetzes vom Februar 2000, wurde im Januar 2003 die EU-Gasmarktrichtlinie in nationales Recht umge-setzt. Folgende Kunden sind für den Wettbewerb zugelassen:

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– Stromproduzenten, die mit Gas Strom erzeugen (auch KWK), ohne jährliche Beschränkung

– Endverbraucher – außer Privatkunden –, deren Jahresverbrauch 25 Mio. m3 nicht unterschrei-tet, wie in der EU-Richtlinie vorgesehen, bis ein neues Dekret des Conseil d’Etat erlassen wird.

– Die nicht verstaatlichten Versorger zur Belieferung ihrer wählbaren Kunden nach oben genann-ten Kriterien.

Seit 1. Juli 2004 ist auch der Gasmarkt vollständig liberalisiert. Die Energiebesteuerung trägt den unterschiedlich hohen Emissionen des Energieverbrauchs bereits jetzt insofern teilweise Rech-nung, als der Steuersatz für verbleites Benzin besonders hoch ist. Erdgas wird dagegen nur bei in-dustrieller Verwendung und auch dann nur vergleichsweise gering besteuert. Der Steuersatz liegt 40% unter dem EU-Durchschnitt. 1999 wurde der Mehrwertsteuersatz auf Strom und Gas auf 5,5% reduziert (DGEMP 2001). Die Regierung plante zum 01. Januar 2001 eine zweite Stufe der Um-weltsteuer, eine "taxe générale sur les activités polluantes" (TGAP), einzuführen. Der Verfassungs-rat erklärte das Gesetz jedoch für verfassungswidrig. Er beanstandete, dass die Steuer – die er-klärtermaßen die CO2-Emission senken sollte – auch auf den – überwiegend mit Kern- und Was-serkraft erzeugten – Strom erhoben werden sollte. Seither ist kein weiterer Versuch zur Einführung einer Umweltsteuer unternommen worden. Seit dem 1. Juli 2006 gibt es in Frankreich ein System handelbarer Zertifikate im Endenergiebereich, die so genannten „weißen Zertifikate“ (Décret no 2006-600 du 23 mai 2006 relatif aux obligations d’économies d’énergie dans le cadre du dispositif des certificats d’économies d’énergie). Damit wurde im Bereich der Energieeffizienz ein neues und weitgreifendes Instrument geschaffen, das innerhalb Europas relativ neu ist und alle juristischen Personen zu Energieeffizienzmaßnahmen verpflichtet, die über 400 Mio. kWh Energie an End-verbraucher liefern (DGEMP 2007). Unter bestimmten Bedingungen kann auch die Nutzung Er-neuerbare Energien zur Anrechnung von Zertifikaten führen. So kann eine Gemeinde beispielswei-se durch den Ausbau von Wärmenetzen, die mehrheitlich von Erneuerbaren Energiequellen ge-speist werden, die Ausgaben um 10 bis 15% absenken. Die Maßnahmen, die zur Ausstellung von Zertifikaten führen, sind im Journal Officiel14 (JO) vom 7. Juli 2006 veröffentlicht (Arrêté du 19 juin 2006 définissant les opérations standardisées des économies d´énergie).

5.5.2 5.5.2 Der französische Energiemarkt

Französische Schlüsselindustrien, besonders die Energiewirtschaft, waren traditionell unter staatli-cher Kontrolle. Der heutige Marktführer, die Électricité de France (EDF) ist die vormals staatliche französische Elektrizitätsgesellschaft und seit November 2004 eine Aktiengesellschaft.

Bis zum Beginn der Liberalisierung des Europäischen Energiemarktes verfügte EDF in Frankreich über ein Quasimonopol im Bereich des Stromhandels, nicht jedoch über ein solches in der Stro-merzeugung. Die Zusammensetzung nach Energieträgern der französischen Stromerzeugung wird in folgender Tab. 5.9 dargestellt.

14 etwa „Amtsblatt“, „amtliche Bekanntmachungen“

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Tab. 5.9: Frankreichs Stromerzeugung 2006 Quelle RTE (2007)

Primärenergieträger TWh

Veränderung gegenüber Vorjahr

(in %)

Anteil an der Stromerzeugung

(in %) Kernenergie 428,7 -0,3 78,1 Fossile Brennstoffe 54,0 -9,6 9,8 Wasserkraft 60,9 +8,4 11,1 Erneuerbare Ener-gien 5,5 +27,7 1,0

Windkraft 2,2 +126,0 0,4 Insgesamt 549,1 -0,2 100,0

EDF ist der wertvollste Stromkonzern Europas: Der Börsenwert beträgt 75 Milliarden Euro (2006). EDF betreibt derzeit 58 Kernkraftwerke an 20 Standorten in Frankreich. Hiervon verfügen 34 Reak-toren über eine Nennleistung von über 900 MW, 20 Reaktoren sind für 1.300 MW ausgelegt. Die verbleibenden vier Kraftwerke erzeugen jeweils 1.450 MW. Die Gesamtkapazität aller Kraftwerke der EDF beträgt zurzeit 125.447 MW (EDF 2007).

In Deutschland hält die EDF 45,01 % am baden-württembergischen Energieversorger EnBW. Sie ist also auch mit dem Yellowstrom eng verbunden.

Laut IEA (2007) stammen insgesamt knapp 80 Prozent der Elektrizität in Frankreich aus Atom-kraftwerken (Deutschland: ca. 30%). Damit hat Frankreich einen der höchsten Prozentsätze an Atomstromproduktion der Welt.

Die französische Elektrizitätsindustrie ist vor allem Wartungs- und Dienstleistungsorientiert (US Commercial Services 2007). Potentiale für (ausländische) Investoren liegen vor allem in voraus-schauender Wartung, im Besonderen in den Bereichen der Diagnostik, Monitoring, Software und Kontrollinstrumenten. Die EDF agiert nicht nur als Vertragspartner, sondern auch als Projektmana-ger, so dass größere Einzelaufträge zu erwarten sind.

5.6 5.6 Erneuerbare Energien in Frankreich

5.6.1 5.6.1 Politische Zielsetzungen für Erneuerbare Energien in Frankreich

Mit Jean-Louis Borloo ist seit dem Regierungswechsel im Juni 2007 erstmals als Nummer Zwei der Regierung ein Minister für Ökologie, nachhaltige Entwicklung und Raumordnung im Range eines hervorgehobenen Staatsministers. Der Umweltschutz genießt in Frankreich seit 2005 Verfassungs-rang. Das Land hat das Kyoto-Protokoll ratifiziert und setzt sich für die im Rahmen der EU festge-legte Reduzierung der Emissionen ein. Die Chancen der Nutzung von erneuerbaren Energien für die Umwelt und für die Schaffung von Arbeitsplätzen, auch in der Landwirtschaft, werden inzwi-schen parteiübergreifend erkannt.

Die französische Energiepolitik setzt angesichts eines zu erwartenden starken Anstiegs des welt-weiten Stromverbrauchs bis 2020 weiterhin auf nukleare, zunehmend aber auch auf Erneuerbare Energien. Nach dem Kyoto-Protokoll soll Frankreich seinen Treibhausgas-Ausstoß um 8% gegen-über 1990 verringern. Der Großteil für die Reduktion liegt bei der Industrie, die für 34% der Emissi-onen verantwortlich ist. Die Regierung hat im Zuge des Klimaschutzplans vom Sommer 2004 aller-

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dings lediglich freiwillige Vereinbarungen mit der Industrie abgeschlossen. Wesentliche Emissions-reduktionen werden im Verkehrssektor von der verstärkten Einführung von Biokraftstoffen erwartet.

Tab. 5.10: Ziele des mehrjährigen Investitionsplane s von 2006 (PPI) in MW Quelle: PPI (2006)

Energieträger Ziel bis 2010 Ziele bis 2015

Wind 13500 17000

Photovoltaik 160 500

Geothermie 90 20

Biomasse 1000 2000

Biogas 100 250

Wasser 500 2000

Das Mehrjährige Investitionsprogramm (Programme Pluriannuel d´Investissements, PPI) ist dazu gedacht, die Energieversorgungssicherheit zu gewährleisten. Für alle Formen der Energiegewin-nung werden in dem Programm Ziele vor einem mehrjährigen Zeithorizont formuliert. Der aktuelle PPI wurde in einem Bericht am 13. Juli 2006 dem Parlament vorgelegt. Die Verordnung wurde am 09. Juli 2006 im Journal Officiel veröffentlicht, dort sind die Ziele für die Jahre 2005 bis 2015 fest-geschrieben (Arrêté du 7 juillet 2006 relatif à la programmation pluriannuelle des investissements de production d’électricité). Das Gesetz zur Orientierung der Energiepolitik hat das Ziel eines Er-neuerbaren Energien-Anteils von 21% am Stromverbrauch bis zum Jahr 2015 erneut bekräftigt und soll bereits im Jahr 2013 erreicht werden (PPI 2007). Insgesamt sieht der Plan den Ausbau von zusätzlichen 13.500 MW Windenergie bis 2010 und 17.000 bis 2015 vor. Der Biomasse wird im PPI nach der Windkraft das größte Entwicklungspotenzial zugeschrieben. Das Ausbauziel bis 2016 beträgt für Biomasse zusätzliche 6 TWh. Die Wasserkraft soll, trotz vergangener rückläufiger Zah-len, wenigstens auf dem Niveau gehalten werden. Hier wird ausdrücklich auf ein Potenzial von wei-teren 7 TWh hingewiesen, die es zu entwickeln gäbe. Das Ziel von 500 MW installierten Photovol-taik-Anlagen bis 2015 soll vor allem über die gesetzlich festgelegten Einspeisetarife erreicht wer-den. Trotz dieser Zielvorgabe wird die Photovoltaik im Energiemix bis 2015 nur eine untergeordne-te Rolle spielen (PPI 2007).

Die Ziele für den Ausbau von Biokraftstoffen wurden bis 2015 formuliert und sind wie folgt: Bis 2007 soll es einen Anteil von 5,75% Biokraftstoffen, bis 2010 von 7% und bis 2015 von 10% ge-ben.

5.6.2 Politische Rahmenbedingungen für EE in Frankreich

5.6.2.1 EE-Förderung

Die Förderlandschaft Frankreichs ist im Fall der Erneuerbaren Energien reichlich unübersichtlich und sehr bürokratisch; verschiedene Fördersysteme folgten kurz aufeinander oder bestehen ne-beneinander. Im Wesentlichen basieren die Anreizsysteme auf drei Elementen: den neuen Ein-speisevergütungen (Arrêtés du 10.07.2006), Steuervergünstigungen („crédit d’impôt“) und Projekt-zuschüssen durch ADEME. Letztere sind allerdings abhängig von den Budget-Vorgaben und sind in den Regionen zum Teil unterschiedlich hoch. Impulse kommen immer wieder von verschiedenen Berichten der Nationalversammlung zu Stand und Perspektiven der Erneuerbaren Energien. Diese fordern stets eine stärkere Unterstützung für die Erneuerbaren Energien. Zentral war beispielswei-se im Jahr 2000 der „Rapport Cochet“ (Cochet 2000), benannt nach dem damaligen Umweltminis-

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ter Yves Cochet, der für großes Aufsehen gesorgt und Hoffnungen geweckt hatte. Im Oktober 2003 ist ein nach dem sozialistischen Abgeordneten Jean Besson benannte Bericht erschienen (Besson 2003). Er fasst die Nationale Energiedebatte zusammen und fordert erneut eine stärkere Unter-stützung der Erneuerbaren Energien, insbesondere der Windenergie. Nur mit ihr sind die gemäß einer EU-Richtlinie bis 2010 erforderlichen 21% erneuerbaren Anteils an der Stromerzeugung zu erreichen. Auch die Gemeinden in einigen Gegenden setzen sich für einen verstärkten Ausbau der Erneuerbaren Energien ein. Mit dem Elektrizitätsgesetz (Art. 10) wurden EDF und einige Stadtwer-ke verpflichtet, Strom (aus Anlagen bis 12 MW) von unabhängigen Erzeugern abzunehmen und zu vergüten, sofern die Produzenten bestimmte Bedingungen erfüllen. Diese wurden in einem Dekret vom 10. Mai 2001 konkretisiert (Décret no 2001-410 du 10 mai 2001 relatif aux conditions d'achat de l'électricité produite par des producteurs bénéficiant de l'obligation d'achat). Es enthält Bestim-mungen zur Ausgestaltung der mit EDF abzuschließenden Power Purchase Agreements (PPA). Mit dem neuen Energieorientierungsgesetz vom 23. Juni 2005 fiel jedoch die Grenze von 12 MW. Details zu Einspeisebedingungen, Pflichten der unabhängigen Erzeuger, Messung und Vergütung wurden in separaten Verordnungen geregelt. Je nach Anlagenart wurden Kapazitätsgrenzen fest-gelegt und können (müssen aber nicht) den Marktgegebenheiten angepasst werden.

Höhe und Modalitäten der Einspeisevergütungen und der Lieferverpflichtungen sind vertraglich zwischen EDF und im einzelnen (keine Standardverträge!) mit den Lieferanten geregelt; die auf diese Weise abgeschlossenen Verträge haben eine Laufzeit von 15 Jahren. Festtarife für neue Projekte der Windenergie, der Kleinwasserkraft, der KWK und der Müllverbrennung wurden vom Industrieministerium schließlich Mitte Juni 2001 festgeschrieben. Zudem wurden für die Photovol-taik Vergütungen festgelegt. Mit den Verordnungen wurde der institutionelle Rahmen an die in Deutschland und Spanien praktizierten Einspeisesysteme angeglichen. Seit Juli 2006 gibt es neue Einspeisetarife, die eine günstige Fortschreibung und teilweise Verbesserung der bisherigen Ver-gütungen bedeuten.

5.6.2.2 Genehmigungsverfahren

Trotz der zentralistischen Struktur Frankreichs spielt im Bereich der Erneuerbaren Energien die lo-kale Ebene eine wichtige Rolle beim Genehmigungsverfahren für die Errichtung von Stromerzeu-gungskapazitäten aus Erneuerbaren Energien.

Zum Bau einer Stromerzeugungsanlage mit einer Leistung von über 4,5 MW ist eine Genehmigung durch den Energieminister erforderlich (Art. 7 des Gesetzes vom 10.2.2000). Bei der Prüfung der Genehmigung wird auf die Einhaltung der „Programmation Pluriannuelle des Investissements“ (mehrjährige Investitionsplanung) geachtet. Sollten die darin festgelegten Ziele durch die Anträge nicht eingehalten werden können, schreibt der Energieminister über die Regulierungsbehörde CRE neue Projekte aus. Das Gesetz vom 10. Februar 2000 verpflichtet in Art. 10 sowohl den damals noch staatlichen Stromanbieter (EDF) als auch die nichtstaatlichen Versorger (DNN – distributeurs non-nationalisés), den durch die Nutzung erneuerbarer Energien gewonnenen Strom zu den gel-tenden Einspeisevergütungen abzukaufen. Innerhalb von zwei Jahren muss die Inbetriebnahme er-folgen. Gemäß Art. 23 des Gesetzes vom 20. Februar 2000 hat der Betreiber grundsätzlich einen Anspruch auf Anschluss an das öffentliche Stromnetz. Dazu schließt er mit dem örtlichen Netz-betreiber GRD (Gestionnaire de réseau de distribution) einen Netzanschlussvertrag (Contrat de raccordement au réseau) ab, wobei er entweder seine gesamte Stromproduktion oder den Teil der Stromproduktion, der seinen Eigenbedarf übersteigt, verkaufen kann. Die Kapazität der anzu-schließenden Anlage entscheidet darüber, an welches Netz sie angebunden werden muss. Nur Anlagen mit einer Leistung von 10 MW bzw. darüber müssen an das Übertragungsnetz ange-schlossen werden, das von der Netzbetreibergesellschaft RTE (Résau de Transport d’Electricité) betrieben wird. Die restlichen Anlagen fallen in den Zuständigkeitsbereich der ARD (Accès au

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Réseau de Distribution), eine Substruktur der EDF, die die meisten Verteilernetze betreibt (DGEMP 2007, EDF 2007).

5.6.3 Der Markt für EE in Frankreich

Die Produktion von Strom aus EE ist im Jahr 2006 um 9,2% auf 62,0 TWh gestiegen, was sich quantitativ zum einen auf die dominierende Wasserkraft (+8%, Anteil 91%), aber auch auf die Ver-dopplung der Produktion von Strom aus Windenergie (+123%) zurückführen lässt. Die anderen EE-Sparten spielten auch 2006 für die Stromproduktion eine eher unwichtige Rolle in Frankreich (DGEMP 2007, bfai 2007_F3,F4). Im Bereich der Wärmeenergie aus EE dominiert vor allem der Energieträger „feste Biomasse“. Im Folgenden wird auf die einzelnen EE-Sparten näher eingegan-gen, folgende Tab. 5.11 liefert eine Übersicht über die 2005 und 2006 neu installierten EE-Anlagen sowie das jeweilige Marktwachstum.

Tab. 5.11: Frankreichs Markt für Erneuerbare Energi en Quelle ADEME (2006)

Segment 2005 neu installiert

2006 neu installiert

2006/05 Marktwachstum

Windkraft (in MW) 366 843 +130% Thermische Solarenergie (in m²) 121500 280000 +131% Photovoltaik (in MW) 7 12 +71% Holzheizungen & -öfen (in Einheiten) 408855 570000 +40%

5.6.3.1 Solarenergie

Der Markt der Solarenergie unterteilt sich in zwei verschiedene Bereiche: die Photovoltaik und die Solarthermie.

Der französische Photovoltaik-Markt (Nummer fünf in Europa) ist insofern besonders als dass er im Ursprung hauptsächlich dezentrale, also nicht an das Stromnetz angeschlossene Anlagen umfasst,

Abb. 5.6: Gesamte netzgebundene Photovoltaik in Fra nkreich (in kW) Quelle: ESTIF (2006)

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welche vor allem in den französischen Überseegebieten installiert sind und dort zur dezentralen ländlichen Elektrifizierung beitragen. Im Jahr 2006 ist der französische PV-Markt um 81% gewach-sen, für 2007 wird ein weiteres Wachstum von 25% vorausgesagt (ESTIF 2006, bfai 2007).

Lange Zeit galt diese Technologie ausschließlich für die französischen Überseegebiete als taug-lich. Mit den 2005 eingeführten und 2006 noch einmal verbesserten Bedingungen für eine steuerli-che Förderung für die privaten Haushalte hat sich dies geändert. Darüber hinaus ist im Juli 2006 der offizielle Tarif für die Einspeisung von Sonnenstrom von 150 Euro/MWh auf 550 Euro/MWh ge-stiegen, wenn die Anlage fester Bestandteil eines Wohngebäudes ist. Der Interessenverband der Akteure der Sonnenergie (Enerplan) rechnet bis zum Jahr 2010 mit einer Ausweitung der installier-ten Kapazität auf 160 MW. Das wären für 2007 bis 2010 pro Jahr durchschnittlich 29 MW p.a. - al-so etwa das Vierfache des Marktvolumens des Jahres 2005 (Enerplan 2006a). Als reifer gilt hinge-gen der Markt für die solare Heißwasserbereitung. Zahlreiche Neubauprojekte - auch größerer Wohnsiedlungen - sehen diese Methode der Brauchwassererwärmung vor. So ist zu erklären, dass in diesem Segment die Nachfrage 2006 um rund 130% zulegte. 35.000 Anlagen für Einfamilien-häuser wurden installiert, was von der Fläche etwa die Hälfte des Marktvolumens ausmachte (Enerplan 2006a). Ein Drittel der Kollektorenfläche entfiel 2006 auf Anlagen, die gleichzeitig Brauchwasser und Heizungswärme liefern, der Rest auf Brauchwasseranlagen für Wohnanlagen. Frankreich gilt mittlerweile nach Deutschland als der zweitgrößte europäische Markt für solare Wassererwärmung.

900-1200

1200-1350

1350-1550

1550-1700

Abb. 5.7: Jährliche Sonneneinstrahlung Frankreich ( in kWh/m²) Quelle: eigene schematisierte Darstellung nach PVGIS, http://re.jrc.ec.europa.eu/pvgis/

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Einspeisevergütung

Der Stromabnahmevertrag mit dem öffentlichen Stromversorger (in 95% aller Fälle EDF) wird über eine Dauer von 20 Jahren zu den gesetzlich vorgeschriebenen Tarifen geschlossen. Der anwend-bare Tarif bestimmt sich nach dem Zeitpunkt des Eingangs des vollständigen Antrags bei dem je-weiligen Stromversorger. Das Tarifsystem der Stromeinspeisung für aus Solarenergie gewonnene Energie ist durch die Ministerialverordnung vom 10. Juli 2006 geändert worden. Der Anlagen-betreiber kann nach der neuen Regelung zumindest auf dem französischen Festland von einem fast verdoppelten Ankaufpreis profitieren. Die Vergütung für Solarstrom beträgt 30 Cent/kWh bzw. 40 Cent/kWh in französischen Überseegebieten. Bei Gebäudeintegration erhöht sie sich auf 25 Cent/kWh bzw. 15 Cent/kWh in Überseegebieten. Einspeisungen über 1.500 Volllaststunden (1.800 für Überseegebiete) jährlich werden mit weiteren Zuschlägen von bis zu 5 Cent vergütet (Enerplan 2006b, DGEMP 2007). Im Energie-Orientierungs-Gesetz vom 13. Juli 2005 wurde der so genannte „Plan Südseite“ (face-sud) beschlossen. Der Plan sieht die Bereitstellung von Mitteln für die Installation von jährlich 200.000 solarthermischen Warmwasserbereitern und 50.000 Photovol-taik-Anlagen bis 2010 vor.

Im Vergleich zu Deutschland gestaltet sich das Genehmigungsverfahren für netzgebundene Solar-anlagen in Frankreich deutlich langwieriger, wie Tab. 5.12 illustriert, der Genehmigungsprozess wird als eher komplex empfunden.

Tab. 5.12: Komplexität der Genehmigungsverfahren fü r netzgebundene Photovoltaik in Frankreich und Deutschland Quelle: eigene Darstellung nach ADEME 2007

Land Bewertung der allgemeinen admi-nistrativen Perfor-mance

Anzahl der erforder-lichen Genehmi-gungen

durchschnittliche Dauer der Genehmigungsver-fahren in Monaten

Frankreich ++ 4 Genehmigungen bei 4 Behörden

4-12 (kleine Projekte) 12-24 (Großprojekte)

Deutschland +++ 4 Genehmigungen bei 2 Behörden

<2 (kleine Projekte) 8-12 (Großprojekte)

Laut U.S. International Trade Commission (2005) beliefen sich die Importe von Dienstleistungen der französischen Solarbranche im Jahre 2004 auf ca. 1 Mio USD.

5.6.3.2 Windenergie

Am 1. Juni 2007 verfügte Frankreich insgesamt über eine installierte Windenergieleistung von 2.000 MW. Auch wenn Frankreich damit nur auf Platz sieben in Europa liegt – hinter Deutschland, Spanien, Dänemark, Italien, Großbritannien und Portugal – so ist die Zahl von 2.000 MW doch be-achtlich, denn so hat sich die installierte Leistung zum zweiten Mal in Folge innerhalb eines Jahres verdoppelt (SER 2007). Abb. 5.8 illustriert die Entwicklung der installierten Windenergieleistung 1991-2006.

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Aufgrund der starken regionalen Mechanismen zur Genehmigung von Windparks variiert die instal-lierte Windenergieleistung in Frankreich sehr stark nach Region, wie folgende Grafik illustriert:

Abb. 5.8: Installierte Windenergieleistung 1991-200 7 (in MW, * Stand 07/2007) Quelle: DGEMP (2007)

0

0 2526 - 75

76 - 125126 - 225

> 225

Abb. 5.9: Installierte Windkraftleistung in Frankre ich nach Regionen, Ende 2006 (in MW) Quelle: eigene Darstellung nach www.suivi-eolien.fr

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Deutsche Firmen dominieren den französischen Mark für Windkraftanlagen. Einziger französischer Hersteller von Windkraftanlagen ist Vergnet, der 2005 einen Marktanteil von 7% an den installier-ten 366 MW erreichte. Drei Viertel des Marktes teilen sich vier ausländische Unternehmen, darun-ter drei deutsche. Repower mit 29% und Nordex mit 24% waren vor GE Wind und Enercon die bei-den dominierenden Unternehmen (vgl. Abb. 5.10).

Alle Unternehmen konnten 2006 ihre installierten Kapazitäten beträchtlich aufstocken und gehen davon aus, 2007 erneut zuzulegen. So konnte Repower beispielsweise 2006 69 Turbinen liefern und will 2007 85 installieren. Insgesamt war der Hamburger Branchenprimus im Februar 2007 am Bau von 132 Anlagen beteiligt. Nordex war nach eigenen Angaben 2006 für die Lieferung von mehr als 270 MW verantwortlich und will diesen Rekord 2007 deutlich übertreffen. Die Dominanz deutscher Firmen auf dem französischen Windkraftanlagenmarkt lässt ein großes Potential vor al-lem für deutsche produktbegleitende Dienstleistungen vermuten.

Laut Brigitte Arquilliere, Leiterin des Frankreich-Vertriebs des dänischen Weltmarktführers Vestas, gibt es allen Grund zu der Annahme, dass sich der französische Windenergiemarkt in den kom-menden Jahren noch erweitern wird, auch wenn das offizielle Ziel der französischen Regierung mit 13.500 MW Gesamtleistung bis 2010 eher unrealistisch erscheint: „Die herrschende Meinung unter Politikern wie auch Akteuren in der Branche ist, dass Frankreich 2013 durchaus die 10.000 MW er-reichen kann, wovon 1000-3000 MW auf den Offshorebereich entfallen werden.“

Die französische Regierung hat jüngst zwei Initiativen gestartet, die der Windenergie einen zusätz-lichen Schub verschaffen sollen. Zum einen sollen für den Strom aus Windparks feste Einkaufs-preise gelten. Für Onshore-Anlagen wurde der Preis auf 8,2 Cent/kWh für die ersten 10 Jahre fest-gelegt, während der nächsten 5 Jahre sollen zwischen 2,8 Cent/kWh und 8,2 Cent/kWh gezahlt

Abb. 5.10: Marktanteile der Windkraftanlagenherstel ler Frankreich Ende 2005 (Gesamt 757 MW) Quelle: DGEMP (2006)

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werden – je nach Windbedingungen und der daraus resultierenden Stunden im Jahr, in denen ein Windpark tatsächlich Energie produziert. Für Offshore-Anlagen beträgt der Preis für die ersten 10 Jahre 13 Cent/kWh und in den folgenden 5 Jahren zwischen 3 Cent/kWh und 13 Cent/kWh – auch hier abhängig von der Zahl der jährlichen Betriebsstunden. Beide Modelle beinhalten ab 2008 eine jährliche Inflationszulage von 2% (Arquilliere 2007).

Die Gegenden Frankreichs mit dem besten Potential für Windenergie sind schon genutzt, sodass der Wettbewerb um die verbleibenden Gegenden mit lohnenden Windgeschwindigkeiten sehr in-tensiv wird. Laut Arquilliere wird es wenig Interessenten für Projekte am anderen Ende der Leis-tungsskala geben, was das Regierungsziel von 13.500 MW installierter Leistung bis 2010 unwahr-scheinlich macht. Das geographische Windpotential in Frankreich stellt folgender Kartenausschnitt dar:

Genehmigungsverfahren für Windkraftanlagen

Das Gesetz vom Januar 2003 (loi n° 2003-8 vom 3.01. 2003), das die Umsetzung der EU-Gasmarktrichtlinie zum Ziel hatte, erhöhte auch die Rechtssicherheit im Bereich der Windkraftanla-gen. Im Art. 59 ist festgelegt, dass Anlagen mit einer Leistung über 2,5 MW eine Umweltverträg-lichkeitsprüfung (étude d’impact, Art. L. 122-I code de l’environnement) voraussetzen – durch das Rahmengesetz der Energiepolitik vom 13. Juli 2005 ist diese allerdings nicht mehr obligatorisch bei der Überschreitung der Leistungsgrenze von 2,5 MW sondern bei einer Höhe des Mastes von über 50 Metern. Windkraftanlagen ab einer Höhe von 12 Metern brauchen eine Baugenehmigung. Anla-gen mit mehr als 2,5 MW installierter Leistung unterliegen einer öffentlichen Anhörung (enquête

< 3,5

3,5-4,54,5-5,5

5,5-6,5

> 6,5

Abb. 5.11: Windenergiepotential Frankreich (Windges chwindig-keiten in m/s) Quelle: EWEA (2007)

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publique, Art. 123-I code de l’environnement). Zudem wurde eine Mindestabstandsregelung für die Definition von Windparkgrößen eingeführt. Darüber hinaus sieht das Gesetz vor, dass die Betreiber von Windkraftanlagen für die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands des Standortes ver-antwortlich sind und dafür im Laufe des Betriebs finanzielle Garantien bilden müssen, deren Anfor-derungen per Dekret noch genauer festgelegt werden. Schließlich wird es den Regionen frei ge-stellt, ein „schéma régional éolien“15 aufzustellen, um einen harmonischen Windkraftausbau in der Region zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang wird die Einführung einer komplett neuen po-litischen Maßnahme, den so genannten Windenergie-Entwicklungszonen (ZDE16), die Erreichung der Ziele stark beeinflussen. Seit dem 14. Juli 2007 dürfen nur noch Windparks in speziellen ZDE-Zonen zu den festgelegten Einspeisevergütungen produzieren. Diese Zonen werden von den je-weiligen lokalen Behörden festgelegt und müssen dann vom regionalen Präfekten abgenommen werden, der seine Entscheidung von Faktoren wie dem Potential des Gebiets, den Bedingungen für den Anschluss von Windenergieanlagen an das Übertragungsnetz und dem Schutz der Land-schaft und Umwelt abhängig macht.

Die Genehmigungsverfahren für die Windenergiebranche können vor allem für ausländische Un-ternehmen eine entscheidende Barriere darstellen, so fand eine Studie der Boston Consulting Group (BCG 2004) im Auftrag des Syndicat des Energies Renouvelables insgesamt 27 erforderli-che behördliche Genehmigungen für die Errichtung einer WEA.

5.6.3.3 Geothermie

Seit 1998 konzentriert sich die Entwicklung der Geothermie in Frankreich auf die Bereiche geo-thermische Fernwärmesysteme und geothermische Wärmepu mpen. Mit 29 von in ganz Frankreich 34 installierten geothermischen Fernwärmesystemen, ist die Region Ile de France die Region, in der die Nutzung von Geothermie am weitesten fortgeschritten ist. Insgesamt sind 170 000 Haus-halte an geothermische Fernwärmesysteme angeschlossen. Das Erdwärme-Potential der Region von 100 000 TRÖE/Jahr reicht aus, um 300.000 Einwohner zu versorgen (IGA 2007). Das geogra-phische Geothermie-Potential illustriert Abb. 5.12:

15 etwa: Raumplanung für Windenergiegebiete

16 Zone de développement de l’éolien

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Um die Wärmenetze weiter auszubauen, verfolgen ADEME und die Region seit 2000 eine Strate-gie der Erweiterung, die sich als Ziel gesetzt hat, 20.000 bis 30.000 zusätzliche Wohnungen mit Erdwärme zu versorgen. Neben der Erweiterung des bestehenden Netzes sollen neue Projekte re-alisiert werden. Ein realistisches aber durchaus ambitioniertes Ziel ist die Konstruktion fünf neuer geothermischer Netze in der Region Ile de France bis 2020, um weitere 100.000 Wohnungen mit Erdwärme zu versorgen.

In der EE-Stromproduktion spielt die Geothermie mit einer einzigen Anlage in Bouillante (Guade-loupe) nur eine marginale Rolle (0,023TWh), deckt dort aber mit 11MW Leistung inzwischen 10% des Elektrizitätsbedarfs. In Zukunft wird – außer in den französischen Überseegebieten – die Pro-duktion von Strom mit Geothermie auch weiter nur eine marginale Rolle spielen.

Im Bereich des Wärmemarktes gibt es höhere Ambitionen für die Geothermie, da bis 2010 der An-teil der EE-Wärmeenergie auf 50% steigen soll (ADEME-BRGM 2007). Aktuell tragen über eine Million installierter geothermische Wärmepumpen 468,8 TJ/Jahr zur gesamten Wärmeenergie bei (IGA 2007).

Vor allem im Bereich der Neubau-Einfamilienhäuser erfreuen sich die geothermischen Wärme-pumpen immer größerer Beliebtheit, im Jahr 2006 war Frankreich hinter Schweden der zweitgrößte europäische Markt für Wärmepumpen.

Pariser Bassin

sicheres geothermisches Potential

vermut etes geothermisches Potential

Abb. 5.12: Geothermie-Potential Frankreich Quelle: eigene schematisierte Darstellung nach www.geothermie-perspectives.fr

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Derzeit gibt es verschiedene Förderprogramme für die Nutzung geothermischer Ressourcen: Die “Agence nationale d'amélioration de l'habitat” (ANAH) unterstützt die Installation einer Wärmepum-pe von Privatwohnungen, die älter als 15 Jahre alt sind (ANAH 2007). Die Unterstützung ist unter anderem von der Wohnlage abhängig (Ile de France oder Provinz). Als Verpächter kann man bis zu 20% der anfallenden Arbeitskosten erstattet bekommen. Für die Installation sowohl in Einzel-häusern als auch in größeren Wohneinheiten, sofern sie älter als zwei Jahre sind, werden Steuer-ermäßigungen von 50% der Ausgaben für die Installation einer Wärmepumpe gewährt. Sie werden im Zeitraum vom 01. Januar 2006 bis zum 31. Dezember 2009 gezahlt (ANAH 2007). Zu den

Steuerermäßigungen wird für die Lieferung und Installation ein geringerer Mehrwertsteuersatz von 5,5% berechnet. Diese Ermäßigung ist zunächst gültig bis zum 31. Dezember 2010. Auch die Ein-führung eines Systems so genannter weißer, handelbarer Zertifikate im Energieeffizienzbereich er-öffnet die Möglichkeit, Maßnahmen im Bereich der Geothermie anrechnen zu lassen. Die Einspei-severgütung für Strom aus Geothermie beträgt derzeit 12 Cent/kWh bzw. 10 Cent/kWh für franzö-sische Überseegebiete. Sie wird um einen Effizienz-Zuschlag von bis zu 3 Cent/kWh erhöht und für 15 Jahre gewährt (ANAH 2007).

5.6.3.4 Biomasse

Die Biomasse nimmt in Frankreich den ersten Rang unter den erneuerbaren Energieträgern ein, 2/3 der Gesamtenergieleistung entfallen dabei auf feste Biomasse (v.a. Holz). Abb. 5.14 zeigt die Anteile verschiedener erneuerbarer Energien am französischen Wärmemarkt auf. Die französische Biomasse-Branche beschäftigt 20 000 Menschen und ist in Europa führend, bei Biokraftstoffen steht Frankreich auf dem zweiten Rang in Europa. (DGEMP 2007)

Abb. 5.13: Anzahl der geothermischen Wärmepumpen 20 02-2006 Quelle : eigene Darstellung nach AFPAC 2007, www.geothermie-perspectives.fr

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Feste Biomasse

Die Wärmeproduktion aus fester Biomasse erfolgt nach INSEE 2001 zu 87% im Privatbereich und zu 13% in der Industrie. 60% der zwischen 1982 und 1991 gebauten Einfamilienhäuser sind mit Holzheizungen ausgestattet, meistens in Kombination mit elektrischer Heizung. Seither hält sich die Produktion von Wärmeenergie aus fester Biomasse konstant zwischen 9 und 10 MTRÖE pro Jahr (DGEMP 2007).

Feste Biomasse nimmt im französischen EE-Wärmemarkt mit 78% eine entscheidende Rolle ein, ähnlich der Wasserkraft in der EE-Stromproduktion.

Um dieses Niveau zu halten, haben die öffentlichen Einrichtungen unter Ägide der ADEME 1994 ein Programm zur Regionalentwicklung der Nutzung fester Biomasse ins Leben gerufen, welches 2000 im sogenannten “Plan bois-énergie 2000-2006” (DGEMP-DIDEME 2006) auf ganz Frank-reich und die Überseegebiete ausgeweitet wurde und eine installierte Gesamtleistung von 1.000 MW vorsieht.

Zwischen 2000 und 2005 wurden 1.423 Heizungen installiert mit einer Gesamtleistung von 892 MW, darunter 381 industrielle Heizsysteme (ADEME-BRGM 2007).

Biogas

Biogas spielt bisher noch keine große Rolle in Frankreich, es wird allerdings von einem Potenzial von 600-700 MTRÖE/Jahr ausgegangen. Seit 2001 existiert auch für Biogas eine Einspeisevergü-tung – nochmals unterteilt nach Methanisierung und Abfallverwertung – sowie zusätzlich ein Zu-schlag für energetische Effizienz. Frankreich bietet ein großes Potential für die Energiegewinnung aus Biogas. Das Land ist mit rund 28 Mio. Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche der größte Agrar-produzent innerhalb der EU. Das Interesse der französischen Landwirte an der Wertschöpfung aus der Produktion von Biogas ist groß, der Markt für Biogasanlagen jedoch noch erstaunlich klein. Während in Deutschland bereits weit über 3.000 Anlagen in Betrieb sind, gibt es in Frankreich le-

Abb. 5.14: Die erneuerbaren Energien im Wärmemarkt – Anteile Frankreich 2001 Quelle: ADEME-BRGM (2002)

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diglich rund 250 Anlagen, davon sind weniger als zehn im landwirtschaftlichen Bereich (DGEMP 2007).

Die Einspeisetarife für Biogas sind abhängig von der Nennleistung. Die Vergütung für Strom aus Biogas beträgt 15 Jahre lang zwischen 7,5 Cent und 9 Cent je kWh (Überseegebiete: 8,6 Cent bis 10,3 Cent). Seit Inkrafttreten der Einspeisetarife hat sich der Markt in Bewegung gesetzt, Vorreiter ist das grenznahe Elsaß, wo derzeit sechs Anlagen geplant werden. Für Frankreich insgesamt rechnet man bis zum Jahresende mit 15 und bis 2010 mit 150 neuen Anlagen. Das mittelfristige Potential sehen Experten bei etwa 2.000 Biogas-Anlagen (Forseo 2007).

Biokraftstoffe

Um die Entwicklung der Biokraftstoffe in Frankreich zu fördern, wurden verschiedene Steuerver-günstigungen eingeführt. Zwischen 1993 und 1996 wurden in Frankreich mehrere Biokraftstoffan-lagen installiert und wurde damit führend in Europa. Eine im November 2001 von der EU-Kommission ausgearbeitete Richtlinie umfasst die Nutzung von 2% Biokraftstoffen (an Stelle fossi-ler Kraftstoffe) bis 2005 und von 5,75% im Jahr 2010. Die französische Regierung hat dieses Ziel erhöht und will nun schon 2008 eine Nutzung von 5,75% an Biokraftstoffen erreichen. 2010 soll der Anteil dann 7% und 2015 10% betragen (DGEMP 2007). Die Menge der verschiedenen Biokraft-stoffe, die eine Steuerermäßigung erhalten, wird alljährlich in Verhandlungen zwischen dem Fi-nanzministerium und dem Landwirtschaftsministerium neu festgelegt. Dabei setzt sich das Land-wirtschaftsministerium für eine möglichst umfangreiche Ermäßigung ein, während das Finanzminis-terium die Steuerausfälle für den Staat möglichst gering halten will und auf möglichst geringe Er-mäßigungen drängt. Die Steuerermäßigung an sich wurde bereits 1991 beschlossen. Die staatli-chen finanziellen Hilfen sind dabei abhängig vom Typ des Biokraftstoffes sowie seiner Umweltleis-tung. Der steigende Biokraftstoffanteil am Gesamtverbrauch soll teils durch Biodiesel und teils durch Ethanol gedeckt werden (Energie Plus 2004). Im Energierahmengesetz vom 13. Juli ist der Plan „Terre Énergie“ beschlossen worden. Er sieht den Einsatz von mindestens 10 MTRÖE bis 2010 durch den Einsatz von Biomasse für die Produktion von Wärme und Biokraftstoffen vor. Da-durch soll die Importbilanz von Erdöl zugunsten heimischer Energieträger verbessert werden.

5.6.3.5 Wasserkraft

Wasserkraft ist – nach der Kernenergie – mit 25 GW (22% der installierten und an das Stromnetz angeschlossenen Gesamtleistung) und einer durchschnittlichen Kapazität von 70 Wh pro Jahr die zweitwichtigste Stromquelle in Frankreich. Vor allem zur Sicherung der kontinuierlichen Energie-versorgung und flexiblen Kapazitätsanpassung spielt die Wasserkraft eine maßgebliche Rolle in der französischen Energieversorgung. Perspektivisch bieten vor allem kleinere Wasserkraftanlagen (mit einer Leistung kleiner als 8 MW und augenblicklich 1.700 Mini-Wasserkraftwerken mit einer jährlichen Leistung von ca. 7,5 TWh) ein großes Wachstumspotential (DGEMP 2007). Dieses wur-de vor allem durch diverse Regelungen zur erleichterten Einspeisung von Strom in das Netz und attraktiven Einspeisevergütungen weiter forciert. Die Einspeisungen von Strom aus Wasserkraft werden derzeit mit ca. 6,1 Cent/kWh (Leistung < 5 kWh) und 5,49 Cent/kWh für größere Anlagen bis 12 MW vergütet. Hinzu kommt eine Winterprämie von bis zu 1,52 Cent/kWh, abhängig von der Regelmäßigkeit des Betriebs. (DGEMP-DIDEME 2006)

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5.7 Beurteilung der Datengrundlage und Fazit

Im Folgenden werden zunächst die in der vorangegangenen Länderfallstudie verwandten Daten beurteilt, um dann eine fundierte Einschätzung der Exportpotentiale von Dienstleistungen im Be-reich der Erneuerbaren Energien auf dem französischen Markt vornehmen zu können.

Allgemein gibt es sowohl von öffentlicher Hand als auch von den verschiedenen Forschungsinstitu-ten und dem Dachverband der französischen EE-Unternehmen (Syndicat des Energies Renouve-lables) sowie der zahlreichen Verbände und Vereinigungen ein breites Spektrum an Daten zu den unterschiedlichen EE-Branchen. Auch wenn die französische Energiepolitik prinzipiell neben Kern-energie auf Erneuerbare Energie setzt, ist hierbei dennoch die Dominanz der Kernenergie und so-mit des ehemals staatlichen Versorgers EDF (der bis heute Betreiber aller französischen Atom-kraftwerke ist) erkennbar. Die dem französischen Wirtschaftsministerium unterstellte DGMEP (Di-rection Generale de l’Energie et des Matières Premieres) bietet zwar für sämtliche EE-Sparten In-formationen, jedoch sind die Daten teilweise überholt und wurden nicht mehr aktualisiert. Dahinge-gen bietet die für den Bereich Nachhaltige Entwicklung geschaffene Umweltagentur ADEME (Agence de l'environnement et de la maîtrise de l'énergie), welche sowohl als politischer als auch als kommerzieller Akteur auftritt, viele aktuellere Daten größeren Umfangs. ADEME ist der Haupt-akteur für Forschung, Entwicklung und Öffentlichkeitsarbeit im Bereich der EE. Die wichtigsten Ak-tivitätsfelder umfassen Entwicklung und Förderung der EE, Abfallentsorgung und Recycling, Lärm-schutz, Entwicklung und Förderung von „sauberen Technologien“ sowie Bodenschutz. Im Jahr 2006 hatte ADEME ein Budget von 309 Mio. €, wovon 232 Mio. € ihre Verwendung im Rahmen verschiedener Förderprogramme fanden. Da das Budget der ADEME wiederum von der französi-schen „volonté politique“ abhängt, ist hier von einer deutlichen Färbung durch die Grundlinien fran-zösischer Energiepolitik auszugehen.

Konkrete technische Potentialscheinschätzungen gibt es für die EE-Sparten Windenergie (Windat-las, vgl. 5.6.2.2), Solarenergie (vgl. 5.6.2.1) und Geothermie (vgl. 5.6.2.3). Diese Informationen werden teils von öffentlicher, teils von nicht-öffentlicher Seite zur Verfügung gestellt und gelten gemeinhin als zuverlässig.

Es gibt in Frankreich zahlreiche Verbände und Vereinigungen in der EE-Branche, welche zumeist vor allem regional oder auch nur lokal aktiv sind. Die bekanntesten sind hier das SER (Syndicat des Energies Renouvelables), das CLER (Comité de liaison des énergies renouvelables), Enerplan für die PV-Branche und FEE (France Energie Eolienne) für die Windbranche.

Bisher existieren in Frankreich nur wenige auf den Bereich regenerativer Energieerzeugung spe-zialisierte Fachzeitschriften, welche aktuelle Brancheninformationen zur Verfügung stellen. Das Angebot an Messen und Konferenzen zu Erneuerbaren Energien ist in Frankreich zurzeit noch sehr viel geringer als in Deutschland. Der mittlerweile gestiegene Stellenwert der Erneuerbaren Energien kommt allerdings durch Veranstaltungen wie der seit 2002 jährlich stattfindenden "Global Windpower Conference" zum Ausdruck.

Für die Einschätzung der Exportpotentiale von Dienstleistungen im Bereich der Erneuerbaren Energien auf dem französischen Markt wird im Folgenden eine Analyse auf Grundlage der voran-gegangenen Länderfallstudie vorgenommen.

Auf makroökonomischer Ebene sind für die Erbringung von Dienstleistungen in Frankreich allge-mein keine relevanten Markteintrittsbarrieren auszumachen. Der freie Warenverkehr innerhalb der EU und die weitergehende Vereinfachung von grenzüberschreitender Dienstleistungserbringung durch die EU-Dienstleistungsrichtlinie begünstigen diesen Zustand erheblich. Die wirtschaftliche

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Lage Frankreichs ist ausgesprochen gut und das Investitions- und Konsumklima erlebt seit Amts-antritt der neuen Regierung Sarkozy, welche strukturelle Reformen schnell auf den Weg gebracht hat und deren ambitionierte Reformvorhaben eine breite Unterstützung in der Bevölkerung und der Wirtschaft finden, eine deutlich positive Entwicklung. Die geringe geographische Distanz, aber auch die große kulturelle Nähe von Deutschland und Frankreich auf politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene fördert Investitionen im jeweiligen Nachbarland. Historisch gesehen sind Frankreich und Deutschland die wichtigsten Handelspartner in der Europäischen Union. Si-cher werden in Frankreich aus kulturellen Überlegungen inländische Investoren bevorzugt, jedoch gibt es einen großen Vertrauensvorsprung für Produkte „Made in Germany“ und das deutsche Know-how vor allem im technologischen Bereich; hier wird die deutsche Zuverlässigkeit und Quali-tät geschätzt.

Obschon die Kernenergie in absehbarer Zukunft weiterhin entscheidende Grundlage französischer Energieversorgung und die Unterstützung dieser Energieform politischer Wille bleiben, werden die Erneuerbaren Energien in Frankreich seit Einführung der neuen gesetzlich geregelten Einspeise-vergütungen im Jahr 2006 von staatlicher Seite als Beitrag zu einer nachhaltigen, klimaschützen-den Energieversorgung des Landes prononciert. Die Zielvorgabe der EU, bis 2010 21% der Stro-merzeugung aus erneuerbaren Energien zu gewährleisten, ist ein weiterer Grundstein für die Ent-wicklung des EE-Sektors in Frankreich. Das nach wie vor starke Wirtschaftswachstum Frankreichs geht einher mit einer parallel steigenden Energienachfrage, welche in Zukunft auch die Nachfrage nach erneuerbaren Energien ankurbeln wird. Die Anbindung erneuerbarer Energiequellen an das französische Stromnetz ist gewährleistet, da auch nach der Privatisierung des vormals staatlichen Energieversorgers EDF noch quasi-monopolistische Versorgungsstrukturen bestehen und eine Netzanbindung Erneuerbarer Energieträger gesetzlich verpflichtend ist.

Im Vorjahresvergleich haben vor allem die EE-Sparten Wind- und Solarenergie ein überdurch-schnittliches Wachstum zu verzeichnen und es wird auch für das Jahr 2007 von zwei- bis dreistelli-gen Wachstumsraten ausgegangen.

Auf mikroökonomischer Ebene, also EE-Sparten-spezifisch, spielen vor allem die recht aufwendi-gen Genehmigungsverfahren eine große Rolle. Hier dürften ausländische Dienstleister schnell an kulturelle, sprachliche und administrative Grenzen stoßen. Die große Dynamik aller EE-Sparten lässt dennoch auf erhöhte Nachfrage für EE-Dienstleistungen schließen. Die bereits in Frankreich tätigen deutschen Projektentwickler haben unterschiedliche Markteintrittsstrategien gewählt. Die Gründung eigener Niederlassungen (z.B. Ostwind oder P&T) ist genauso gängig wie die Beteili-gung an (Plambeck) oder Zusammenarbeit mit (Harpen/RWE) französischen Projektentwicklungs-unternehmen. Sofern im Lande eine eigene Niederlassung gegründet wurde, lässt sich über diese auch die spätere Wartung und Pflege der Anlagen organisieren. Darüber hinaus könnte die Bildung lokaler Serviceeinheiten den Vorteil bieten, durch die Schaffung von Arbeitsplätzen die Akzeptanz im örtlichen Umfeld zu erhöhen. Wenn nicht gleich ein französischer Kooperationspartner gewon-nen werden kann, ist unbedingt die Beschäftigung von orts- und branchenkundigem französischen Personal zu empfehlen. Zum einen sind die französischen Verwaltungsprozeduren, z.B. bei der Genehmigung von Windfarmen, oft sehr langwierig und schwer zu übersehen, zum anderen müs-sen die Sensibilitäten von Bevölkerung, Administration und Natur- und Landschaftsschützern bei der Planung einbezogen werden. Bei den Anlagenbauern besitzen zurzeit noch die großen Herstel-ler aus dem Ausland die beste Marktposition, wohingegen die Windparkprojektierung durch ein-heimische Firmen dominiert wird. In der Projektentwicklung und im Betrieb von Windparkanlagen hat sich die Anzahl der in Frankreich tätigen Akteure zuletzt erheblich erhöht.

Die Erbringung eher handwerklich orientierter EE-Dienstleistungen (vgl. Kap. 3.3 Dienstleistungs-kategorien EE) durch deutsche Dienstleister wird eine eher geringe Rolle spielen, kann aber in

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grenznahen Gebieten (Saarland, Baden-Württemberg) von Relevanz sein. Im Allgemeinen ist eher von Potential für produktbegleitende Dienstleistungen auszugehen, welche entweder durch lokale Partner (bei diskreten und ortsgebundenen Dienstleistungen, vgl. Kap 3.2) oder nach erfolgtem Markteintritt und Niederlassungsgründung direkt durch den Anlagenhersteller/ Dienstleister er-bracht werden. Vor allem in der französischen Windenergiebranche ist ein bereits stark bearbeite-ter Markt für Dienstleistungen zu beobachten (Projektingenieure etc.). Im Bereich der Wärmege-winnung aus Erneuerbaren Energien gibt es ambitionierte Projekte im Bereich der Geothermie vor allem für den Großraum Paris. Hier ist das Potential für ausländische Dienstleister strukturbedingt gering, da dienstleistende Unternehmen in diesem Bereich (Heizungsbauer, Sanitär, ...) zumeist einen lokalen oder regionalen Kundenstamm aufweisen und die Kundenbindung/ Loyalität der Kunden hoch ist. Auch im Bereich der Wasserkraft werden ausländische Dienstleister allgemein in absehbarer Zeit keine Rolle spielen, da diese Art der Energieerzeugung aufgrund strenger gesetz-licher Rahmen für Sicherheitsstandards bis heute noch von öffentlichen Trägern dominiert ist. Die Solarenergie betreffend ist in Frankreich vor allem der Bereich der Nutzung Erneuerbarer Energien zur Wärmegewinnung (zum Beispiel solare Wassererwärmung) bedeutend. Ausländische Dienstleister werden strukturbedingt ähnlich wie bei der Wärmegewinnung aus Geothermie eher geringe Exportchancen haben. Im Solarenergiebereich ist für deutsche Dienstleister eher Potential bei Großanlagen, welche netzgebunden zur Stromerzeugung installiert werden. Diesen wird in Frankreich wiederum ein eher geringes Entwicklungspotential zugesprochen, da auch die politi-sche Förderung eher auf dezentrale solare Energieversorgungssysteme setzt (Förderung für Son-nenstrom für fest zum Wohngebäude gehörende Anlagen). Für die Sparte der Biomasse ist für Dienstleister vor allem im Biogas-Bereich von erheblichen Potentialen auszugehen. Deutsche Fir-men werden bei der Entwicklung des französischen Biogas-Marktes eine nicht unbedeutende Rolle spielen, da es in Frankreich bislang nur wenige Spezialisten gibt die über das notwendige Know-how verfügen. Einige deutsche Unternehmen nutzen diese Chance und positionieren sich früh in diesem Markt, wie zum Beispiel Biogas Nord mit der Gründung einer Tochterfirma. Auch andere Unternehmen sind bereits auf dem Markt präsent (agriComp, PlanET) oder planen für dieses Jahr ihren Markteintritt wie die Envitec Biogas AG.

Zusammenfassend konzentrieren sich Exportpotentiale für Dienstleistungen im Bereich der Erneu-erbaren Energien auf dem französischen Markt vor allem in der Windenergiebranche und auf dem Biogas-Markt. Für grenznahe Unternehmen können zudem Potentiale für eher handwerklich orien-tierte Dienstleistungen in der EE-Wärmegewinnung (Solar, Geothermie, feste Biomasse) eine Rolle spielen, sofern die administrativen Hürden und Genehmigungsverfahren für diese KMUs keine strukturellen Hindernisse darstellen.

6 Länderfallstudie 2: Marokko

6.1 Allgemeine Länderinformationen

Das Königreich Marokko17 liegt im Nordwesten Afrikas und ist durch die Straße von Gibraltar vom europäischen Kontinent getrennt. Als westlichstes der drei Maghrebländer (neben Marokko sind

17 arabisch: ا������ al-Mamlaka al-Maghribiya ا����

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dies Tunesien und Algerien) grenzt es im Norden an das Mittelmeer, im Westen an den Atlanti-schen Ozean und im Osten an Algerien. Marokkos Südgrenze ist wegen des Westsaharakonfliktes

bis zum Abhalten eines Referendums über die zukünftige Zugehörigkeit der Westsahara internati-onal umstritten.

Gemäß der Verfassung von 1992, zuletzt geändert 1996, ist Marokko eine konstitutionelle Monar-chie, deren derzeitiges Staatsoberhaupt seit dem 24. Juli 1999 König Mohammed VI. ist. Er ist nicht nur weltliches, sondern auch geistliches Oberhaupt der marokkanischen Bevölkerung und Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Der König ernennt sowohl den Ministerpräsidenten, der in der Regel von der stärksten politischen Partei des Parlamentes vorgeschlagen wird, als auch das ge-samte Kabinett. Außerdem verfügt er über das Recht, jederzeit das Parlament auflösen zu können und den Ausnahmezustand zu verhängen. Im Vergleich zu europäischen Monarchen hat der ma-rokkanische König weitergehende Kompetenzen, wobei jedoch in der Praxis der Ministerpräsident die politischen Tagesgeschäfte führt.

Derzeitiger Ministerpräsident ist seit dem 7. November 2002 der parteilose Driss Jettou. Marokko verfügt seit der Verfassungsreform von 1996 über ein parlamentarisches Zweikammernsystem aus Nationalversammlung und Senat. Die Nationalversammlung besteht aus 325 alle fünf Jahre direkt

Abb. 6.1: Geographische Karte Marokko Quelle: CIA World Factbook: Morocco, https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/mo.html

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gewählten Mitgliedern; 30 Sitze sind für Frauen reserviert. Die vom Parlament verabschiedeten Gesetze bedürfen der Zustimmung des Monarchen. Dieser kann auch Gesetze zur Volksabstim-mung vorlegen.

Der Dirham (DH) ist die marokkanische Währung, 1 Euro entspricht im Jahresdurchschnitt (2006) in etwa 11 DH. Die Amtssprache in Marokko ist Arabisch, weite Teile der Bevölkerung sprechen jedoch auch Französisch, Englisch setzt sich in der Geschäftswelt ebenfalls immer weiter durch.

Marokko zeigt in seiner Oberflächenform ein wechselvolles Bild. Im Wesentlichen lassen sich fol-gende natürliche Einheiten unterscheiden: die Küstenregionen im Norden und Westen; die atlanti-sche Region mit der Marokkanischen Meseta; die montane Region mit dem Hohen und Mittleren Atlas und dem Rifgebirge; schließlich die transmontane Region mit den Plateaus im nordöstlichen Grenzgebiet, dem Antiatlas und den Beckenlandschaften im Randbereich der Sahara.

Das Klima Marokkos zeigt einen Übergang vom mediterran beeinflussten Nordwesten des Landes zum saharisch-kontinentalen Südosten und Süden. Das Atlasgebirge bildet mit seinem Haupt-kamm die Klimascheide. Der nordwestliche Landesteil hat trockenheiße Sommer mit einer mittle-ren Augusttemperatur von 23 °C und mittleren Temper aturmaxima zwischen 26 °C (Casablanca) und 29 °C (Tanger). Die Winter sind mild (Januarmit tel 12 °C) und regenreich, wobei die Nieder-schlagsmengen nach Süden hin geringer werden (Tanger 900 mm, Agadir 200 mm Jahresnieder-schlag). Landeinwärts nimmt der mildernde Einfluss des Meeres rasch ab, so dass in der zentralen Meseta und im Atlasgebirge ausgeprägtes Kontinentalklima herrscht: In Marrakesch (Augustmittel 29 °C) können im Sommer 45 °C erreicht werden, währ end im Winter die Temperaturen um den Gefrierpunkt liegen können; an Niederschlag fallen kaum 250 mm. Dagegen bringen Steigungsre-gen an der Westabdachung der Gebirge zum Teil mehr als 1.000 mm Niederschlag pro Jahr, der über 1.000 m Meereshöhe in den Wintermonaten gewöhnlich als Schnee fällt. In den südlich des Atlas gelegenen Sahara-Randgebieten herrscht extrem trockenheißes Wüstenklima.

Die Infrastruktur Marokkos hat sich im Laufe seiner Geschichte sehr gut entwickelt, was sich be-sonders auf den Nordwesten des Landes ausgewirkt hat. Trotz Maßnahmen zur Modernisierung der Infrastruktur und kompletten Vernetzung der Wirtschaftsregion sind im südlichen und östlichen Teil des Atlasgebirges Verkehrswege bisher noch wenig ausgebaut, insgesamt ist landesweit circa die Hälfte aller Straßen asphaltiert. Der Schienenverkehr ist einer der wichtigen Faktoren für Ma-rokkos Wirtschaft. Er bildet sich mit Abzweigen aus Strecken zwischen Oujda, Casablanca, Fes und Marrakesch und soll noch weiter ausgebaut werden. Seit Jahrzehnten ist Marokkos Seever-kehr von größter Bedeutung, denn die Wirtschaft ist stark auf die Fischerei und den Seehandel ausgelegt, was den Seeverkehr unerlässlich macht. Im Bereich des Flugverkehrs wurden in den letzten Jahren viele moderne Flughäfen gebaut, die vor allem der Tourismusbranche den benötig-ten Aufschwung geben.

6.2 Bilaterale Beziehungen zwischen Deutschland und Marokko

Die marokkanische Handelsbilanz weist ein strukturbedingtes Defizit auf, da die Ausfuhr lediglich 50% der Einfuhr abdeckt. Die Ausfuhr ist wenig diversifiziert (Textil und Bekleidung 35%, Nah-rungsmittel und Tabak 20%, Phosphate 17%). In den Bereichen Elektrotechnik und Maschinenbau ist allerdings eine Zunahme der Ausfuhrtätigkeit festzustellen. Bei der Einfuhr stehen Ausrüstungs- und Konsumgüter (42%), Brenn- und Schmierstoffe (19%) sowie Nahrungsmittel und Tabak (8,5%) an erster Stelle (CIA 2007).

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Die Europäische Union ist der wichtigste Handelspartner Marokkos. Aus der EU werden haupt-sächlich Maschinenbauprodukte und Ausrüstungsgüter (31%), Textil und Bekleidung (21%), Transportgerät (9%), chemische Produkte (8%) und landwirtschaftliche Erzeugnisse (10%) nach Marokko ausgeführt. Die EU führt an marokkanischen Produkten hauptsächlich Textil und Beklei-dung (41%), landwirtschaftliche Produkte (20%) und Maschinenbauprodukte (10%) ein.

Die europäische Dienstleistungseinfuhr setzt sich zusammen aus Verkehrsdienstleistungen (28%), Dienstleistungen im Fremdenverkehrsbereich (53%) und aus Geschäfts- und Kommunikations-dienstleistungen (19%) (bfai 2007_M).

Der regionale Handel mit den anderen Ländern des Maghreb und des südlichen Mittelmeerraums ist mit einem Anteil von 1 bzw. 5% am Gesamthandel sehr gering. Dieser schwache regionale Aus-tausch ist der fehlenden Harmonisierung der Regelungsrahmen dieser Länder, einer nicht ausrei-chenden Nutzung der Komplementaritäten der Volkswirtschaften, der Anwendung von unterschied-lichen Ursprungsregeln sowie den nicht ausgereiften regionalen Freihandelsabkommen geschul-det.

Durch ein kontinuierliches Wachstum der Einfuhr und eine anhaltende Zunahme der Ausfuhr, ins-besondere durch die Umsetzung politischer Maßnahmen und Reformen, die Ausdehnung der Aus-fuhrmöglichkeiten (Freihandelsabkommen) und eine angemessene Währungspolitik dürfte sich mit-telfristig die unausgeglichene Handelsbilanz bezogen auf das BIP stabilisieren.

In diesem Zusammenhang dürfte der seit 2001 verbuchte Leistungsbilanzüberschuss leicht zu-rückgehen und die Leistungsbilanz dürfte sich mittelfristig ausgleichen. Die außenwirtschaftliche Position wird daher nach wie vor solide sein. Das Netto- Auslandsguthaben belief sich Ende De-zember 2005 auf über 150 Mrd. DH (ca. 13,6 Mrd. €), wodurch die Einfuhr von Waren und Nicht-faktordienstleistungen fast 10 Monate lang abgedeckt werden kann. Die ausländischen Direktin-

Abb. 6.2: Europäische Dienstleistungseinfuhr Marokk o 2005 Quelle: bfai (2007_M)

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vestitionen (ADI) beliefen sich 2003 auf 3,6 Mrd. € gegenüber 1,7 Mrd. im Jahr 2002. Sie stammen vor allem aus der EU. Die ADI aus den USA entsprechen 2%. Dank der Verbesserung des Leis-tungsbilanzsaldos und dank der hohen ADI konnte Marokko seine Außenschuld erheblich reduzie-ren (von 65% des BIP im Jahr 1999 auf 35% im Jahr 2005).

Der deutsche Anteil am marokkanischen Außenhandel beträgt 4,6%. Die deutschen Exporte nach Marokko sind im Vergleich zum Vorjahr um 8,7% zurückgegangen. Die Hauptlieferländer Marokkos sind sehr viel diversifizierter als beispielsweise die Frankreichs, wie Abb. 6.3 illustriert.

Neben Frankreich, Spanien und Japan ist Deutschland viertgrößter bilateraler Geber Marokkos. Die Bundesrepublik hat dem Land bei den Regierungsverhandlungen, die 2006 in Rabat stattfan-den, für die Jahre 2006 und 2007 insgesamt rund 103,7 Millionen Euro zugesagt. Die Regierungen von Marokko und Deutschland haben folgende Schwerpunkte der Zusammenarbeit vereinbart: – Nutzung und Management von Wasserressourcen – Umwelt- und Naturschutz, inklusive erneuerbare Energien – Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung.

Marokko ist Schwerpunktpartnerland der deutschen Entwicklungszusammenarbeit und ein wichti-ges Partnerland der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), deren Priorität in der finanziellen Zu-sammenarbeit mit diesem Land seit einiger Zeit auf dem Umweltsektor liegt. Die KfW refinanzierte im Rahmen der finanziellen Zusammenarbeit bereits Kredite in Höhe von 24 Mio. Euro des marok-kanischen industriellen Umweltfonds (FODEP). Durch dieses Engagement gewinnt Deutschland eine wichtige Stellung im Umweltsektor Marokkos, wovon auch deutsche Lieferanten und Dienstleister profitieren können.

Abb. 6.3: Hauptlieferländer Marokko (2006, Anteil i n%) Quelle: bfai (2007_M)

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Die jährliche Umweltfachmesse "EnviroMaroc" soll deutschen Firmen und Ingenieurbüros die Mög-lichkeit geben, eigenes Know-How und ausgereifte Technologien in Marokko zu präsentieren und den marokkanischen Markt für sich zu erschließen. Die Nachfrage nach deutschem Know-How ist sowohl von privater als auch von staatlicher Seite groß. Deshalb wird die "EnviroMaroc" seit 2004 auch vom marokkanischen Umweltministerium unterstützt. Die "EnviroMaroc" wird vom Bundesmi-nisterium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert und gemeinsam von der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und der Deutschen Indust-rie- und Handelskammer in Marokko (AHK Marokko) durchgeführt. Vorrangige Ziele der Fachmes-se sind der Technologietransfer sowie die gezielte Unterstützung von Kooperationen zwischen deutschen Unternehmen der Umwelttechnik und marokkanischen Firmen und Behörden (GTZ 2007, AHK Marokko 2007).

6.3 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und allgemeine Länderrisiken

In den letzten fünf Jahren hatte Marokko eine gute Wirtschaftsleistung zu verzeichnen, es hat be-wiesen, dass es internen und externen Erschütterungen Stand halten und seine makroökonomi-sche Stabilität bewahren kann. Die mittelfristigen makroökonomischen Perspektiven und der Aus-gabenrahmen, die die Grundlage der Strategie der marokkanischen Behörden bilden, reihen sich in die fortgesetzten Strukturreformen und makroökonomischer Maßnahmen ein, die ergriffen wurden, um die Inflationsrate niedrig zu halten und sowohl das binnenwirtschaftliche als auch das außen-wirtschaftliche Gleichgewicht zu bewahren (AHK Marokko 2007a).

Wachstum

Die für den Zeitraum 2006-2008 vorausgesagte durchschnittliche Wachstumsrate liegt bei 5%. Diese Quote ist Ausdruck einer Konsolidierung des mittleren Wachstumsniveaus der letzten fünf Jahre und zeigt zugleich die Schwierigkeit der laufenden Reformen, trotz positiver Bilanz bei der nationalen Sparquote eine echte Investitionsdynamik auszulösen. Das Wachstum dürfte im We-sentlichen auf der Inlandsnachfrage beruhen sowie in einem gewissen Maße auf der Ausfuhr, je nachdem, wie weit Marokko in der Lage ist, seine komparativen Vorteile im zunehmend internatio-nalen Wettbewerb zu nutzen. Das makroökonomische Szenario der marokkanischen Behörden geht allerdings davon aus, dass durch die Weiterverfolgung der Strukturreformen zur Förderung der privaten Investitionstätigkeit und der Produktivität die Basis für eine gewisse Zunahme der In-vestitionen im nicht landwirtschaftlichen Sektor geschaffen werden dürfte. Mögliche Wachstums-sektoren sind Bauwesen/öffentliche Arbeiten, Bergbau, Energie, Agrar- und Ernährungswirtschaft, Tourismus sowie sich entwickelnde wachstumsstarke Sektoren Telekommunikation und Elektronik. Die Industrie dürfte sich nach einem leichten Einbruch in Folge der Schwierigkeiten des Textilsek-tors wieder erholen. Das Wirtschaftswachstum wird allerdings nach wie vor von den Schwankun-gen der landwirtschaftlichen Produktion abhängen. Diese dürfte nach dem schlechten Ertragsjahr 2005 im Jahr 2006 eine sehr günstige Entwicklung zu verzeichnen haben. Insgesamt wird die Wachstumsrate der Wirtschaft im gesamten betrachteten Zeitraum – auch angesichts des anhal-tenden Zustroms von Neueinsteigern auf dem Arbeitsmarkt – nicht ausreichen, um die Arbeitslo-senquote merklich zu senken. Immerhin aber hat die Wachstumsrate der letzten fünf Jahre dazu beigetragen, die Arbeitslosigkeit in den Städten von 22% im Jahr 1999 auf 18,3% im Jahr 2005 und die Gesamtarbeitslosigkeit von 13,9% im Jahr 1999 auf 10,8% im Jahr 2005 zu senken (Auswärti-ges Amt 2007b).

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Das angestrebte Wachstumsziel sollte es ermöglichen, die Armut weiter abzubauen, deren Niveau

von 19% im Jahr 1999 auf 14,2% im Jahr 2004 gesunken ist, teilweise dank einer besseren Leis-tung des Agrarsektors (AHK Marokko 2007b).

Neben der positiven Entwicklung des marokkanischen BIP (vgl. Abb. 6.4) stand in 2006 mit 2,6% eine vergleichsweise hohe Inflationsrate (2005: 1,0%), Prognosen für 2007 und 2008 sehen aber wieder eine Verlangsamung der Preisentwicklung.

Zur Entstehung des marokkanischen BIP tragen Dienstleistungen mit 56,9% maßgeblich bei. Klas-sische Industriezweige wie die verarbeitende Industrie machen heute nur noch 17,5% des BIP aus, wie Abb. 6.5 illustriert.

Abb. 6.4: Veränderung des BIP in Marokko (real, in %; *Schätzung / ** Prognose) Erläuterungen zur Abb. falls notwendig (z.B. Quellen usw.), ggf. löschen. Quelle: AHK Marokko (2007)

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Öffentliche Finanzen

Der Haushaltsrahmen Marokkos ist trotz externer und interner Erschütterungen tragfähig geblie-ben. In den letzten fünf Jahren lag das Defizit allerdings im Durchschnitt bei über 5%. Die mittelfris-tige Konsolidierung des Haushalts, sowohl auf der Ausgaben- als auch auf der Einnahmenseite, hängt von den laufenden Strukturreformen ab. Im Übrigen werden die Sondereinnahmen aus den seit 2001 vorgenommenen Privatisierungen, die eine Eindämmung der externen Verschuldung er-möglicht haben, in den kommenden Jahren zurückgehen. Durch die Umsetzung der neuen Refor-men wird eine Tendenzumkehr bei der derzeit rückläufigen externen Verschuldungsquote vermie-den (bfai 2007_M1).

Die Haushaltskonsolidierung bleibt daher eine wichtige Herausforderung für die nächsten Jahre. Als Ziel wurde festgelegt, durch Reformen im Ausgaben- und Einnahmenbereich eine allmähliche Verringerung der Höhe des Defizits zwischen 2006 und 2008 zu erreichen und im Jahr 2009 das Defizit auf 3% zu begrenzen. Im Ausgabenbereich dürfte die im Jahr 2004 mit Unterstützung der Europäischen Kommission, der Weltbank und der Afrikanischen Entwicklungsbank eingeleitete Verwaltungs- und Haushaltsreform dazu beitragen, die Lohn- und Gehaltssumme zu stabilisieren. Daher dürften mittelfristig die staatlichen Gesamtausgaben bezogen auf das BIP sinken, der Anteil der öffentlichen Investitionen gleich bleiben und der Anteil der Lohn- und Gehaltssumme zurück-gehen (von 13% des BIP im Jahr 2005 auf 11,5% im Jahr 2008) (AHK Marokko 2007a).

Abb. 6.5: Entstehung des BIP Marokko 2005 (in %) Quelle: bfai (2007_M)

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6.3.1 Politische Risiken

Die Position König Mohammed VI. ist unbestritten, und Marokko kann durchaus als politisch stabi-les Land bezeichnet werden. Handlungsbedarf besteht aber – will man fundamentalistischen Strö-mungen den Nährboden entziehen - vor allem im Bereich sozialer Wohnungsbau, Infrastruktur und der Bewältigung der Arbeitslosigkeit. Angestrebt wird auch eine verstärkte Zusammenarbeit inner-halb des Maghrebraums. Öffneten sich die Grenzen zu Algerien für den LKW-Verkehr wäre dies ein wichtiger Impuls für die lokale Wirtschaft.

Seit einigen Jahren verfolgt Marokko gezielt einen aktiven Modernisierungs- und Demokratisie-rungsprozess. Vor allem im Bereich der demokratischen Reformen und der Achtung der Men-schenrechte wurden unstrittige Fortschritte erzielt. Zu nennen sind hier die Verabschiedung des neuen Familienrechts, das Gesetz über die politischen Parteien, das Antifoltergesetz, die Stärkung der lokalen Demokratie, die begonnene, jedoch noch sehr langsame und schwierige Reform der Justiz und des Strafvollzugs sowie die Ausarbeitung eines neuen Wahlrechts. Aufgrund der Emp-fehlungen der Versöhnungskommission Instance Equité et Réconciliation (IER), die eingerichtet wurde, um den von Opfern der willkürlichen Verhaftungen und des „Verschwindenlassens“ erlitte-nen Schaden wiedergutzumachen, wurden mehrere neue Vorhaben eingeleitet, unter anderem im Bereich der Verfassungsreform.

Die Politik der derzeitigen Regierung ist durch die Suche nach einem Konsens geprägt, der den laufenden Reformen breite Unterstützung sichert. Dadurch erfolgt die Umsetzung der Reformen zuweilen langsamer als geplant. Um den Erfolg und die Dauerhaftigkeit dieser Reformen zu si-chern, muss sich Marokko die notwendigen Mittel für ihre Umsetzung an die Hand geben.

Es wurde ein Beratendes Gremium für Menschenrechte (Conseil Consultatif des Droits de l’Homme) eingesetzt, das höchst wahrscheinlich verstärkt wird, damit es seine verantwortliche Rol-le bei der Koordinierung der Umsetzung der Empfehlungen des IER wahrnehmen kann. Die Inter-ministerielle Kommission für Grundfreiheiten und Menschenrechte (Commission Interministérielle chargée des libertés et des droits de l’homme), in der der Premierminister den Vorsitz führt, hat die Entscheidung der Regierung angekündigt, einige der Vorbehalte zur von Marokko unterzeichneten internationalen Menschenrechtskonventionen zurückzuziehen. (Auswärtiges Amt 2007a).

Trotz dieser Fortschritte gibt es in Marokko in den Bereichen Demokratisierung, Verankerung der Menschenrechte, Regierungsführung und Rechtsstaatlichkeit nach wie vor einige Defizite, die sich auch auf Aktivitäten ausländischer Unternehmen auswirken können. Korruption ist trotz entspre-chender Erklärungen der Regierung und ihrer Entschlossenheit, diesem Missstand einen Riegel vorzuschieben, nach wie vor ein großes Problem. Entsprechende Reformen sind zwar im Gang oder in Vorbereitung, doch angesichts der Ausmaße des Problems gehen sie noch nicht weit ge-nug (Transparency International 2007). Im internationalen Vergleich gehört Marokko zu den Län-dern, in denen Korruption am alltäglichsten ist, wie Tab. 6.1 zeigt:

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Tab. 6.1: Korruptionsbereitschaft Marokko nach Tran sparency International Prozentualer Anteil der Bevölkerung, die angibt in den letzten 12 Monaten Schmiergelder gezahlt zu haben Quelle: eigene Darstellung nach Transparency International Global Corruption Barometer (2006)

> 40%

Albanien, Kamerun, Gabon, Marokko

16-40%

Bolivien, Kongo, Tschechische Republik, Dominikanische Republik, Griechenland, Indonesien, Kenia, Mexiko, Moldavien, Nigeria, Paraguay, Peru, Philippinien, Rumänien, Senega, Ukraine, Venezuela

6-15%

Argentinien, Bulgarien, Chile, Kolumbien, Kroatien, Hong Kong, Indien, Kosovo, Luxem-burg, Mazedonien, Pakistan, Panama, Russland, Serbien, Thailand

< 5% Österreich, Kanada, Dänemark, Fiji, Finnland, Frankreich , Deutschland , Island, Israel, Japan, Malaysia, Niederlande, Norwegen, Polen, Portugal, Singapur, Südafrika, Südko-rea, Spanien, Schweden, Schweiz, Taiwan, Türkei, UK, USA

Der Einfluss von Korruption auf wirtschaftliche Aktivitäten ist in Marokko sehr hoch. Was dahinge-gen den Einfluss von Korruption in der Politik betrifft, so fällt dieser in Marokko im Vergleich zu Deutschland und Frankreich geringer aus, wie Tab. 6.2 darstellt.

Tab. 6.2: Einfluss von Korruption auf das politisch e und wirtschaftliche Leben in Marok-ko Bewertung von 1-4 (1= überhaupt nicht, 4 = sehr stark) Quelle: Transparency International Global Corruption Barometer (2006)

Politik Wirtschaft

Marokko 3.1 2.9

Frankreich 3.3 2.3

Deutschland 3.3 2.0

In der Außenpolitik nimmt Marokko in den internationalen und regionalen Initiativen, vor allem aber bei der Partnerschaft Europa-Mittelmeer, eine aktive Rolle wahr. Ferner gehört Marokko mit Tune-sien, Ägypten und Jordanien zu den Unterzeichnern des Vertrags von Agadir, durch den eine Frei-handelszone unter den südlichen Mittelmeerländern, die ein Assoziierungsabkommen mit der Eu-ropäischen Union unterzeichnet haben, eingerichtet werden soll. Marokko hat außerdem ein Frei-handelsabkommen mit der Türkei und mit den Vereinigten Staaten unterzeichnet (Auswärtiges Amt 2007a).

Marokko gehört zu den ersten Unterzeichnerstaaten der Union des arabischen Maghreb (Union du Maghreb Arabe - UMA). Das Land gehört aber nicht zur Afrikanischen Union. Die Teilnahme Ma-rokkos an den Arbeiten der UMA wurde durch die Lage in der Westsahara beeinflusst. Der neue Plan zur Regelung dieses Konflikts, der im Mai 2001 von den Vereinten Nationen vorgeschlagen wurde, wurde noch nicht von allen Parteien gebilligt. Die Lösung des Westsahara-Konflikts ist von entscheidender Bedeutung für die Stabilität und die regionale Entwicklung im Mittelmeerraum. Ma-rokko ist seit Ende des französischen Protektorats im Jahr 1956 Mitglied der Organisation der Ver-einten Nationen (UNO), seit 1958 Mitglied der Arabischen Liga, Mitglied der Organisation der Isla-mischen Konferenz (OIC), Mitglied der Union des Arabischen Maghreb (UMA) und Gründungsmit-glied des so genannten Dialogue 5+5 (Gipfeltreffen der Staaten des westlichen Mittelmeerraums, d. h. Portugal, Spanien, Frankreich, Italien, Malta, Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen, Maureta-nien). Im Wirtschaftsbereich ist Marokko Mitglied des Weltwährungsfonds (WWF), der Weltbank, Gründungsmitglied der Welthandelsorganisation (WTO), der Weltzollorganisation (WZO), der

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Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) und der Berner Union zum Schutz literarischer und künstlerischer Werke.

6.3.2 Rechtliche Risiken

Die Gewaltenteilung in Marokko ist wegen des dualen Herrschaftssystems defizitär. Dem König sind die formal exekutiven und legislativen Institutionen des modernen Staatssektors untergeord-net. Die Beteiligung des Parlaments am politischen Entscheidungsprozess ist deswegen reduziert. Die Justiz ist institutionell ausdifferenziert; sie ist nicht unabhängig und weist aufgrund mangelnder Ausstattung mit IuK-Technologien, fehlender bzw. unzulänglicher Ausbildung des Personals sowie korrupten Strukturen erhebliche funktionale Mängel auf.

Auch wenn die Justiz eine moderne Organisationsstruktur hat, ist der Conseil Superieur de la Ma-gistrature von durch den König eingesetzten Richtern dominiert, welche ebenfalls das Verfas-sungsgericht dominieren und über die Verfassungsmäßigkeit von Gesetzen und Verordnungen entscheiden. Auch das Oberste Gericht ist auf diese Weise dem Königshaus gleichgeschaltet (Ber-telsmann 2006). Politische und bürokratische Korruption wird von marokkanischen Staatsbürgern als verbreitet und hoch eingestuft. Die bürgerlichen Freiheitsrechte werden partiell und temporär verletzt. Die Aufarbeitung der Menschenrechtsverletzungen unter König Hassan in den 70er und 80er Jahren wurde eingeleitet; einige im Exil lebende Oppositionelle sind nach dem Amtsantritt König Mohammeds VI. mit dessen Billigung zurückgekehrt. Die Zulassung einer marokkanischen Sektion von Amnesty International (April 2001) bekräftigt den Willen des Königs zu Verbesserun-gen im Menschenrechtsbereich (Bertelsmann 2003).

Private Eigentumsrechte und der Erwerb von Eigentum sind im marokkanischen Recht ausführlich kodifiziert und geschützt. Dennoch werden Privatpersonen und Unternehmer häufig mit Korruption und mangelnder Unabhängigkeit von Verwaltungen konfrontiert. Die 1983 im IWF-Abkommen zu-gesagte Privatisierung (Privatisierungsgesetz vom Dezember 1989) hat zwar bereits zahlreiche Staatsfirmen erfasst, erfolgt aber je nach politischem Widerstand schubweise. Größte Privatisie-rungsaktion war 2000/2001 die Teilprivatisierung der Maroc Telecom. Die Marktkonzentration ist im Nicht-Erdölstaat Marokko nur beschränkt (Bertelsmann 2003).

Im Königreich Marokko unterliegt der gewerbliche Rechtschutz seit dem 18.12.2004 nicht mehr der alten, noch aus den Jahren 1916 bzw. 1936 herrührenden Rechtslage, die für Tanger - bedingt durch seine historische Sonderrolle - ein anderes Regime vorsah als für das restliche marokkani-sche Staatsgebiet, sondern dem Gesetz Nr. 17-97, das im Bulletin Officiel Nr. 5222 vom 17.06.2004 auf Anordnung des Dekrets Nr. 2.00.368 veröffentlicht wurde. Die beiden unterschiedli-chen Register- und Aufsichtsbehörden waren bereits am 15.02.2000 fusioniert worden. Der sachli-che Anwendungsbereich des Gesetzes ist weit. Er vereint Patente, Marken, Halbleitertopogra-phien, Muster und Modelle sowie Herkunftsbezeichnungen, und zwar nicht nur auf dem Gebiet der industriellen Fertigung, sondern auch in den Bereichen Landwirtschaft, Bodenschätze und Hand-werk. Auf seinen Schutz berufen können sich Angehörige von Staaten, die der Pariser Verbands-übereinkunft angehören (PVÜ) - deren Stockholmer Fassung das Königreich Marokko bereits zum 06.08.1971 ratifiziert hatte - oder Angehörige solcher Staaten, die auf Grund anderweitiger Ab-kommen auf dem Gebiet des geistigen Eigentums marokkanischen Staatsangehörigen ein gleiches Schutzniveau einräumen. Letztere müssen allerdings einen gewöhnlichen Aufenthalt oder effekti-ven Verwaltungssitz im Königreich nachweisen - eine Vorgabe, von der die Angehörigen der PVÜ-Signatarstaaten befreit sind. Gleichwohl bedürfen auch diese in Ermangelung einer Präsenz vor Ort eines lokalen Vertreters, der den Behörden als Ansprechpartner dient und die Belange des Schutzrechtsinhabers wahrzunehmen hat.

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6.3.3 Wirtschaftliche Risiken

Der Internationale Währungsfonds bescheinigt Marokko Fortschritte bei der Liberalisierung und Di-versifizierung der Wirtschaft. Die Abhängigkeit vom Agrarsektor ist gesunken, die Privatinvestitio-nen steigen und die Inflation scheint unter Kontrolle. Aber mit einem jährlichen Pro-Kopf-Einkommen von lediglich 1.870 US-Dollar (Auswärtiges Amt 2007) und hoher Arbeitslosigkeit ist die Armutsbekämpfung eine der größten Herausforderungen für die marokkanische Regierung. Laut Einschätzung des Internationalen Währungsfonds müsste die Wirtschaft um sechs Prozent jährlich wachsen, um die Armut wirksam zu bekämpfen.

Eine Abwertung des Dirhams steht augenblicklich nicht zur Debatte und die Regierung lässt keinen Zweifel, dass man eine Politik der „harten“ Währung verfolgt. Dies wohl auch, da eine Abwertung die nicht lokal substituierbaren Importe weiter verteuern würden und die lokale Industrie mangels „industrieller Masse“ nur bedingt zu spürbaren Exportsteigerungen beitragen wird können. Weiter sprechen eine positive Leistungsbilanz und ein Steigen der Devisenreserven um fast 2 Mrd. € auf nunmehr ca. 18 Mrd. € dagegen.

Marokko als Schwellenland ist unter der Regierung Jettou sichtlich bemüht, die Armut durch ein beständiges Wirtschaftswachstum und Schaffung von Arbeitsplätzen zu bekämpfen. Ein erklärtes Ziel ist die Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit durch in- und ausländische Investiti-onen. Vor allem im Bereich Infrastruktur werden günstige Rahmenbedingungen gesetzt. Die Öff-nung der Wirtschaft schreitet durch das Freihandelsabkommen mit der EU (dem weitaus wichtigs-ten Wirtschaftspartner) voran. Dieses sieht den graduellen Zollabbau für Waren und Investitionsgü-ter bis zum Jahr 2012 vor. Aber auch mit den USA sowie den Ländern der Arabischen Liga wurden Freihandelsabkommen geschlossen. Wenn auch in einigen Punkten noch Übergangsbestimmun-gen greifen, so wird die marokkanische Industrie am Heimmarkt einem gesteigerten Wettbewerbs-druck ausgesetzt.

Marokko unternimmt seit einigen Jahren ehrgeizige strukturelle Reformen in verschiedenen Berei-chen. 1996 wurde ein Gesetz über die Aktiengesellschaften verkündet, 1997 wurde ein Handels-gesetzbuch und 1998 ein Gesetz über die Schaffung von Handelsgerichten verabschiedet und im Oktober 2002 wurden ein neuer Zollkodex und ein neuer Versicherungskodex erlassen. Ein neues Arbeitsgesetzbuch trat im Juni 2004 in Kraft. Außerdem wurden damit zusammenhängende Rechtsvorschriften erlassen, insbesondere das Gesetz über freie Preisgestaltung und Wettbewerb. Im Juni 2002 wurde eine Charta der KMU angenommen. Im Bereich Landwirtschaft wurde im De-zember 2003 eine Liberalisierungsvereinbarung geschlossen. Derzeit wird mit Unterstützung der Europäischen Kommission eine ehrgeizige Verwaltungs- und Haushaltsreform durchgeführt. Weite-re wichtige Reformen betreffen die Liberalisierung des Handels, die Sanierung des Finanzsektors und der staatlichen Unternehmen, den Verkehr, die Krankenversicherung, den Arbeitsmarkt und das Umfeld des privaten Sektors. Marokko hat außerdem 2004 gleichzeitig mit den anderen Mit-telmeerpartnern die Europa-Mittelmeer-Charta für unternehmerische Initiative unterzeichnet. Ma-rokko hat die politische Entscheidung getroffen, sein Programm der Strukturreformen im Kontext der zunehmenden Öffnung seiner Wirtschaft weiterzuführen.

Durch die Durchführung des Assoziierungsabkommens und eines Aktionsplans sowie die Vorha-ben in der Region (Agadir, Vorhaben zur Stromversorgung für den Maghreb und langfristig die Er-richtung eines maghrebinischen Markts für Erdgas) wird die Notwendigkeit einer Modernisierung des Verkehrs- und des Energiesektors noch verstärkt, da diese Sektoren für das Wirtschaftswachs-tum und die Wettbewerbsfähigkeit von großer Bedeutung sind.

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6.3.4 Investitionsklima in Marokko

Deutschland ist drittwichtigster Investor in Marokko. Investitionen jeder Art (Grundstückskauf, Fir-mengründung, Kapitalbeteiligungen, Bautätigkeit, Immobilienkauf, etc.) von in Marokko ansässigen wie auch nicht ansässigen Ausländern bedürfen keiner Genehmigung durch das Office des Chan-ges. Auf administrativer Ebene (lokale Behörden) kommt es häufig noch zu Problemen. Firmen können auch vollständig von Ausländern erworben werden. Bei Verkauf oder Liquidation der Inves-titionen in Marokko ist ein formeller Transferantrag über eine lokale Bank an das Office des Chan-ges zu richten. Anlagegüter im Rahmen von Investitionsprojekten von über 500 Mio. DH (ca. 45,5 Mio. €) können von Zoll und Mehrwertsteuer befreit werden.

Tab. 6.3: Investitionsklima in Marokko 2005 und 200 6 Quelle: Weltbank (2007)

Indikator Rang 2005 Rang 2006 Veränderung Allgemeines Investitionsklima 115 117 +2

Unternehmensneugründung 47 63 +16

Flexibilität des Arbeitsmarktes 156 158 +2

Erwerb von Eigentum 45 53 +8

Investorenschutz 118 114 -4

Steuern 128 125 -3

Grenzüberschreitender Handel 77 70 -7

Das jährliche Ranking zum Investitionsklima und den Rahmenbedingungen für Investitionen in Ma-rokko gibt eine gute Übersicht über verschiedene Messgrößen, die bei unternehmerischen Aktivitä-ten eine Rolle spielen. Daraus geht im Vergleich zu 2005 vor allem eine deutliche Verbesserung für den grenzüberschreitenden Handel hervor (vgl. Tab. 6.3).

Die verschiedenen Faktoren zur Einschätzung des allgemeinen Investitionsklimas werden in fol-genden Tabellen detailliert dar- und einem Durchschnitt aller OECD-Länder gegenübergestellt. Die Herausforderungen bei der Neugründung eines Unternehmens in Marokko stellt Tab. 6.4 dar:

Tab. 6.4: Unternehmensneugründung in Marokko Quelle: Weltbank (2007)

Messgröße Marokko Ø OECD Verwaltungsprozeduren (Anzahl) 6 6.2

Zeit (Tage) 12 16.6

Kosten (% des Pro-Kopf-Einkommens) 12.7 5.3

Während die Verwaltungsprozeduren für eine Unternehmensneugründung in Marokko ca. dem OECD-Durchschnitt entsprechen und die Zeit sogar unter dem OECD-Durchschnitt liegt, sind die Kosten für eine Unternehmensneugründung – sicherlich auch aufgrund der korrupten Strukturen – in Marokko erheblich höher.

Auch bezüglich Einstellung und Kündigung von Arbeitnehmern nimmt die Weltbank eine Bewer-tung mit Indizes von 0 bis 100 vor, wobei ein höherer Index mit schwereren Bedingungen gleichzu-setzen ist (Tab. 6.5). Der Index zur allgemeinen Flexibilität des Arbeitsmarktes fasst die drei Indi-zes Festanstellung, Wochenarbeitszeit und Kündigungsschutz zusammen.

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Tab. 6.5: Marokkanischer Arbeitsmarkt Quelle: Weltbank (2007)

Messgröße Marokko Ø OECD Festanstellung neuer Arbeitnehmer 100 27.0

Wochenarbeitszeit 40 45.2

Kündigungsschutz 50 27.4

Allgemeine Flexibilität des Arbeitsmarktes 63 33.3

Lohnnebenkosten (% vom Bruttogehalt) 17.7 21.4

Was den marokkanischen Arbeitsmarkt betrifft, zeigt die Auflistung der Weltbank, dass Marokkos Arbeitsmarkt durch zwei Kriterien dominiert wird: die extremen Schwierigkeiten bei der Findung qualifizierter Arbeitskräfte auf der einen Seite, die geringen Lohnnebenkosten (und natürlich dazu die geringen Löhne) auf der anderen Seite.

Der Erwerb von Eigentum ist in Marokko im Vergleich zum OECD-Durchschnitt nicht besonders aufwendig und kostenintensiv, lediglich etwas zeitaufwendiger, wie folgende Tab. 6.6 zeigt:

Tab. 6.6: Erwerb von Eigentum in Marokko Quelle: Weltbank (2007)

Messgröße Marokko Ø OECD Anzahl der Verwaltungsprozeduren 4 4.7

Zeit (Tage) 46 31.8

Kosten (% des Vermögenswertes) 4.4 4.3

Grundlegend für das Investitionsklima ist des Weiteren die rechtliche Absicherung der Investoren. Hier hat die Weltbank verschiedene Messgrößen wie Transparenz der Transaktionen, Haftbarkeit der Geschäftsführer bei Vertragsgeschäften, Möglichkeit von Rechtsverfahren wegen Missmana-gement und schließlich das Ausmaß des Investorenschutzes. Die Indizes variieren zwischen 0 und 10, je höher die Einstufung, desto höher wird die jeweilige Messgröße eingeschätzt.

Tab. 6.7: Investorenschutz in Marokko Quelle: Weltbank (2007)

Messgröße Marokko Ø OECD Transparenz von Transaktionen 6 6.3

Haftbarkeit 6 5.0

Durchführung von Rechtsverfahren 1 6.6

Investorenschutz 4.3 6.0

Hier fallen vor allem die von der Weltbank attestierte geringen rechtlichen Einflussmöglichkeiten der Shareholder ins Gewicht, so dass der Investorenschutz in Marokko leicht unter dem OECD-Durchschnitt liegt.Die steuerlichen Rahmenbedingungen sind in Marokko wenig schlechter als in den OECD-Ländern, so hat ein marokkanisches KMU eine Gesamtsteuerlast von 52,7% auf den Gewinn, während der OECD-Durchschnitt lediglich bei 47,8% liegt.

Als letzter Punkt für das Investitionsklima nimmt die Weltbank eine Bewertung der Importprozedu-ren vor (Tab. 6.8).

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Tab. 6.8: „Grenzüberschreitender Handel“ Marokkos Quelle: Weltbank (2007)

Messgröße Marokko Ø OECD Anzahl der Dokumente für den Import 11 5.9

Zeit für den Import (Tage) 30 12.2

Kosten des Imports (US$ pro er Container) 1,500 883

Es ist ersichtlich, dass hier die große Schwäche Marokkos liegt: Importprodzeduren sind in jegli-cher Hinsicht deutlich aufwendiger als in den OECD-Ländern. Die Verwaltungsprozeduren, die Zeit und schließlich die Kosten stellen erhebliche Markteintrittsbarrieren dar.

6.4 Der marokkanische Dienstleistungssektor

Dienstleistungen machen 56,9% des marokkanischen BIP aus (52 Mrd. US$ 2006) und 36% der marokkanischen Beschäftigten sind im Dienstleistungssektor tätig (National Model of the UN, De-legation of Freie Universität Berlin, 2007). Der Dienstleistungssektor hat sich zu einer tragfähigen Stütze des marokkanischen Wirtschaftswachstums entwickelt. Die steigenden verfügbaren Ein-kommen geben dem Handel Auftrieb, die Wertschöpfung während des 1. Halbjahres 2006 liegt um 9% über der des Vorjahres. Eine Abschwächung dieser Entwicklung wird für den weiteren Verlauf des Jahres nicht erwartet und der Handel rechnet auch 2007 mit einer Fortsetzung des guten Kon-junkturklimas, wenn auch die Wachstumsrate mit ca. 5% etwas geringer ausfallen könnte als 2006. Bei Transport und Kommunikation wird für 2006 ein Wachstum von 7% erwartet, begründet vor al-lem durch die Expansion des Telekommunikationssektors. Die Prognosen für 2007 liegen auf glei-cher Höhe, insbesondere die Eröffnung des Hafens Tanger Med soll neuen Auftrieb geben (bfai 2007). In Marokko gibt es derzeit ca. 350 Unternehmen beratender Ingenieure. Die Mehrheit ist in Rabat (41%) und in Casablanca (26%) ansässig; ihre Tätigkeiten umfassen hauptsächlich den Bau- (50%) und Infrastrukturbereich (32%) sowie das Erstellen allgemeiner Studien zu den unter-schiedlichsten Themen. Mehr als die Hälfte dieser Firmen besteht seit mehr als 10 Jahren, knapp ein Drittel seit mehr als 15 Jahren. Von diesen 350 Unternehmen sind maximal 50 auf Umweltfra-gen spezialisiert. Ihre Tätigkeiten beschränken sich hauptsächlich auf das Erstellen von Umwelt-analysen und technischen Audits; Vorschläge zur strategischen Entwicklung und Umsetzung die-ser Pläne werden mangels technischen Wissens selten angeboten und folglich verstärkt aus dem Ausland nachgefragt (EDIC 2006).

6.4.1 Protektionistische Handelshemmnisse

6.4.1.1 Tarifäre Handelshemmnisse

Die marokkanische Mehrwertsteuer beläuft sich auf einen regulären Satz von 20%, allerdings gibt es für gewisse Produkte auch einen reduzierten Mehrwertsteuersatz. So gilt für Benzin und andere Brennstoffe ein Satz von 7%, der reduzierte Satz von 10% betrifft vor allem die Gastronomie. Strom sowie solare Warmwasserproduktion sind mit einem Mehrwertsteuersatz von 14% belegt (Loi de Finances 2007). Bei Investitionen kann Zoll- und Abgabenfreiheit für die importierten Anla-gegüter beantragt werden. Außer dem Zoll (DI = Droit d’Importation) wird die Mehrwertsteuer sowie eine parafiskale Steuer von 0,25% erhoben. Die Erbringung von Dienstleistungen durch deutsche

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Unternehmen wird in Marokko gemäß dem deutsch-marokkanischen Steuerabkommen vom 7. Juni 1972 mit 10% besteuert (Kharbouch 2007).

6.4.1.2 Nicht-tarifäre Handelshemmnisse

Die Umsetzung des Assoziierungsabkommens mit der EU schreitet wie geplant voran, der Abbau der Zölle entspricht dem Zeitplan, bis 2012 alle Zölle abzubauen. Außerdem wird 2006 voraussicht-lich die (diagonale) paneuropäische Kumulation hinsichtlich der Ursprungsregeln auf Marokko aus-gedehnt. Marokko kann dadurch die Gewinne, die es aus der Freihandelszone Europa-Mittelmeer zieht, deutlich ausbauen. Sie kommen aber erst dann wirklich zum Tragen, wenn Marokko die Freihandelsvereinbarungen mit seinen Partnerländern im Mittelmeerraum zum Abschluss gebracht hat. Der König hat vor kurzem den Agadir-Vertrag über eine zusätzliche Freihandelszone zwischen Marokko, Tunesien, Jordanien und Ägypten ratifiziert. Außerdem haben Marokko, Algerien und Tunesien einer Verbesserung der bilateralen Beziehungen sowie der wirtschaftlichen Integration der Länder des Maghreb zugestimmt. Im November 2005 fand in Algier eine Konferenz zur Erleich-terung der Handelsbeziehungen statt, auf der vereinbart wurde, Arbeitsgruppen einzurichten und Folgetreffen zu veranstalten. Die Öffnung der Grenze zwischen Marokko und Algerien würde einen Fortschritt für den Handel und den Wohlstand in der Region mit sich bringen. Es wurden neue An-strengungen unternommen, um die Union des Arabischen Maghreb (UMA) neu zu beleben, zu der auch Libyen und Mauretanien gehören. Darüber hinaus wurden 2006 Verhandlungen über eine weitergehende Liberalisierung des Handels mit Agrarerzeugnissen und Dienstleistungen in der Freihandelszone Europa-Mittelmeer aufgenommen.

6.5 Der marokkanische Energiesektor

6.5.1 Die Energiesituation in Marokko

Marokko ist aufgrund seines Mangels an eigenen fossilen Ressourcen zu 96% von Energieimpor-ten abhängig, das Land selbst produziert ca. 200 Barrels Erdöl pro Tag. Der Energiesektor befindet sich seit zehn Jahren in einer Umstrukturierungsphase, langfristig sollen die Strommärkte der Maghreb-Länder Tunesien, Marokko und Algerien in das europäische Stromnetz integriert werden. Der marokkanische Energiebedarf beträgt ca. 15.000 GWh und wächst jährlich zwischen 5 – 8%, nach Vorhersagen des Programms zur ländlichen Elektrifizierung (PERG: Programme d’Electrification Rurale Généralisé) werden bis Ende dieses Jahrzehnts nahezu 100% aller Haus-halte Zugang zu Elektrizität haben. Der Energiesektor trägt zum BIP mit 8% bei. Der Energie-verbrauch wird sich in Marokko gemäß Schätzungen bis 2010 verdoppeln (CDM Länderprofil Ma-rokko 2006, dena 2005).

Die Erdgasreserven werden auf ca. 2,83 Mrd. m3 geschätzt, wobei die wichtigste Erdgasquelle die Maghreb-Europa-Pipeline ist, die die Erdgasfelder Algeriens mit Spanien verbindet und über ma-rokkanischen Boden verläuft. Bei einer aktuellen Kapazität von 8,5 Mrd. m3 Erdgas ermöglicht die-se Pipeline die Eingliederung des Erdgases in den marokkanischen Energiemix.

Den Stromverbrauch Marokkos im Jahre 2005 illustriert Abb. 6.6, in ländlichen Gebieten beruht die Energieversorgung jedoch maßgeblich auf fossilen Brennstoffen (Holz).

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6.5.2 Die Struktur des Energiemarktes

Der staatliche Elektrizitätsversorger Office Nationale de l’Electricité (ONE) hat ein Monopol zur Stromversorgung in Marokko. Das ONE wurde 1963 als staatliches, finanziell unabhängiges Un-ternehmen gegründet und ist direkt dem Energie- und Bergbauministerium unterstellt. Neben Pro-duktion, Transport, Verwaltung und Ausbau der Stromnetze soll es die Versorgungssicherheit des Landes gewährleisten und unter anderem durch den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien ei-ne komplette Elektrifizierung der ländlichen Gebiete erreichen (ONE 2007, dena 2005).

Nur noch ein Drittel des in Marokko verbrauchten Stroms, also etwa 19.500 GWh, wurde 2005 di-rekt von ONE produziert, 49% und damit 1.360 MW entfallen auf das private Kohlekraftwerk Jorf Lasfar, 14% auf das 2005 in Betrieb genommene private Gaskraftwerk Tahaddart und 4% auf di-rekte Stromimporte über die Kabelverbindung mit Spanien. Bereits privatisiert worden ist auch ein Teil des Verteilernetzes (ONE 2007). Von insgesamt elf Stadtwerken (Régies), für die Strom- und Wasserversorgung zuständig sind, wurden vier im Rahmen von Betriebskonzessionen an die fran-zösischen Unternehmen Suez (Casablanca) und Veolia Environnement (Rabat, Tanger, Tétouan) übertragen.

Die Politik von ONE zielt auf die Unterstützung und Finanzierung von Energiesparprogrammen, auf den Stromaustausch mit sicheren Produzenten und Abnehmern (Spanien, Algerien) und auf die Er-teilung von Konzessionen zur Stromproduktion.

Abb. 6.6: Stromverbrauch nach Energieträgern Marokk o 2005 (in %) Quelle: ONE (2007)

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Das ONE hat ein umfassendes Investitionsprogramm ins Leben gerufen (Investitionen in Höhe von 11,32 Mrd. DH, ca. 1 Mrd. €, zwischen 1999 und 2004), welches die Realisierung großer Projekte wie das Kraftwerk von Tahaddart (2,4 Mrd. DH, ca. 218 Mio. €), die Verdopplung der Netzverbin-dungen zu Spanien (1,34 Mrd. DH, ca. 122 Mio. €), oder den Ausbau des marokkanischen Strom-netzes (1,13 Mrd. DH, ca. 103 Mio. €). Zwischen 2004 und 2007 hat das ONE weitere 18,2 Milliar-den DH (ca. 1,65 Mrd. €) investiert, zum Beispiel für den Bau des Solarthermie-Kraftwerkes in Beni Mathar sowie der Windparks in Tanger und Essaouira. (Euromed Innovation and Technology Pro-gramme Medibtikar 2006).

Auf regionaler Ebene unterstützen in den 16 Provinzen die Régies Autonomes de Distribution das ONE bei der Verteilung des Stroms.

Die Erhöhung der Konkurrenzfähigkeit soll durch eine schrittweise Liberalisierung des Energie- und Strommarktes erreicht werden. Wie in folgender Abb. 6.8 dargestellt, soll der Strommarkt in ein reglementiertes und ein offenes Segment gespalten werden. Des Weiteren kommt es beim ONE zu einer Trennung der Unternehmensbereiche Transport, Produktion und Lieferung/Versorgung, wel-che dann als unabhängige Unternehmen fungieren sollen. Der Endverbraucher, der netzgebunden Strom bezieht, soll seinen Stromlieferanten dann frei wählen können.

Abb. 6.7: Struktur des marokkanischen Strommarktes Quelle: eigene Darstellung nach ONE (2007)

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6.6 Erneuerbare Energien in Marokko

Die Erneuerbaren Energien machen in Marokko einen Anteil von ca. 10% der gesamten Strompro-duktion aus.

Die Ressourcen sind in allen EE-Sparten sehr zahlreich vorhanden, im Windenergiebereich wird von einem Potential von sechs Gigawatt installierter Leistung ausgegangen, im solarthermischen Markt von einer Million Quadratmetern, und im Biomasse-Bereich gibt es vor allem aufgrund des großen Waldvorkommens (9 Mio. ha) und der nach wie vor landwirtschaftlich dominierten Industrie große Wachstumspotentiale (Antipolis 2007). Geothermie spielt in Marokko bisher keine Rolle, und bisher sind nur geringe Leistungen an Kleinwasserkraft installiert (vgl. Tab. 6.9: EE-Stromproduktion in Marokko 2005Tab. 6.9).

Abb. 6.8: Struktur nach der Liberalisierung des Str ommarktes Quelle: eigene Darstellung nach ONE (2007)

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Tab. 6.9: EE-Stromproduktion in Marokko 2005 Quelle: CDER (2006)

Stromproduktion EE-Sparte Installierte Leistung

in GWh/Jahr Prozent Windenergie 64 MW 250 86,73

Solarthermie 6 MW 11 3,82

Photovoltaik 45.000 m² 25,7 8,92

Biomasse 3000 m³ 0,26 0,09

Kleinwasserkraft 150 kW 1,3 0,45

Die GTZ hat eine umfassende Studie zu den realisierbaren Potentialen der verschiedenen EE-Sparten in Marokko gemacht. Daraus ergibt sich folgendes Bild:

Tab. 6.10: EE-Potentiale Stromproduktion Marokko Quelle: GTZ (2007)

in TWh/Jahr Realisierbare Potentiale bis 2010

Realisierbare Potentiale bis 2012

Realisierbare Potentiale bis 2020

Technisches Potential

Theoretisches Potential

Windenergie 1,9 3,4 9,9 4.896 7.936

Photovoltaik 0,057 0,129 3,3 13.000 37.450

Solarthermie 0,076 0,119 0,708 27 106

Wasserkraft (Kleinkraftwerke)

0,00364 0,00546 0,0087 0,058 65

Biogas 1,7 3,8 10,0 12,6 100,9

Feste Biomasse 0 1,50 12,9 12,9 144,9

Biokraftstoffe 0,13 0,26 1,05 1,05 7,2

Total Primär-energie

3,9 9,5 39,1 32,0 86,5

Total Strompro-duktion

2,6 5,7 22,7 32,0 86,2

Es wird ersichtlich, dass bis 2020 ein EE-Anteil an der Stromproduktion von 22,7% realisierbar ist, das technische Potential damit aber noch nicht ausgeschöpft ist.

6.6.1 Politische Rahmenbedingungen für EE in Marokko

Die marokkanischen Regierungen haben sich schon seit jeher, vor allem aber seit den Ölkrisen der 70er und 80er Jahre sehr für Erneuerbare Energien interessiert, welche heute den Grundprinzipien der marokkanischen Energiepolitik gerecht werden. Die energiepolitischen Richtlinien zur Förde-rung Erneuerbarer Energien in Marokko nach dem „Nationalen Strategieplan für die Entwicklung Erneuerbarer Energien“ aus dem Jahre 2001 sind vom Parlament im Juni 2007 revidiert worden. Dem marokkanischen Bauministerium ist eine Umweltabteilung unterstellt. Auch wenn Umweltbe-lange bisher keine Priorität auf der politischen Agenda der Regierung hatten, sind verschiedene Absichtserklärungen zur Nutzung erneuerbarer Energien, vor allem der großen Potentiale im Wind- und Solarbereich auch hinsichtlich einer Anbindung und möglichen Versorgung Europas getroffen worden. Im Rahmen des Clean Development Mechanism will Marokko, das das Kyoto-Protokoll ra-tifiziert hat, EE-Projekte durchführen (Bertelsmann 2006). Marokko ist unter den Marghrebstaaten

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inzwischen das Land, in dem die Erschließung von EE zur Stromerzeugung am weitesten fortge-schritten ist. Als erstes arabisches Land verabschiedete Marokko im Juli 2007 ein Gesetz zur För-derung von EE, welches sich am deutschen Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) orientiert. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung soll, einhergehend mit einer vollständigen Elektrifizierung der ländlichen Gebiete (aktueller Elektrifizierungsgrad: 81%), bis 2012 von 2 auf 20% erhöht werden, er liegt aktuell bei 8,3%. Mit der verstärkten Förderung von EE beabsichtigt die Regierung das Erreichen einer geringeren Importabhängigkeit im Bereich der Energie, die Schaffung von Arbeitsplätzen sowie die Senkung der CO2-Emissionen des Landes. Dank der her-vorragenden Windverhältnisse in den Küstenregionen und der hohen Sonneneinstrahlung baut Ma-rokko vor allem auf Wind- und Solarenergie. Langfristig will das Land Strom nach Europa exportie-ren (bfai 2007_M2, CDER 2005).

EE haben in Marokko bisher insbesondere in Programmen zur sozioökonomischen Entwicklung des Landes eine entscheidende Rolle gespielt. So wurden Programme zur dezentralen ländlichen Elektrifizierung (seit dem Jahr 2000 „PERG: Programme pour l’Electrification Rurale globale“), zur Hochspannungsstromversorgung (vor allem durch Windparks), aber auch zur Energieeffizienz um-gesetzt. Im April 2007 wurden 22.833 marokkanische Dörfer mit dezentralen EE-Systemen mit Elektrizität versorgt, 2.672 davon mit Photovoltaik (ONE 2007, Antipolis 2007).

Angesichts eines ständig wachsenden Energiebedarfs (im Stromsektor zuletzt etwa 5 bis 8% p.a.) und der außerordentlich hohen Abhängigkeit von importierten fossilen Brennstoffen besteht in Ma-rokko ein großer Handlungsdruck zur Förderung einer effizienten Energienutzung und zum Ausbau der erneuerbaren Energien. Die Bedeutung des CDM als Mittel zur Mobilisierung zusätzlicher Fi-nanzmittel als zentrale Voraussetzung für die Verwirklichung nationaler Klimaschutzaktivitäten wird bereits in der ersten National Communication von Marokko hervorgehoben (Marokko 2001). Die marokkanische Regierung hat auch danach betont, dass sie sich vom CDM einen wichtigen Bei-trag zur Erfüllung der nationalen Umweltstrategie und auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwick-lung erhofft. Marokko will daher insbesondere jenen Bereichen im Rahmen des CDM Priorität ein-räumen, die die sozioökonomische Situation und die Umweltsituation verbessern (MDP Maroc 2004).

Marokko bietet ausländischen Unternehmen mit der geplanten Förderung von EE neue Investiti-ons- und Kooperationsmöglichkeiten. Bereits im Frühjahr 2006 haben etwa 50 interessierte Firmen aus Deutschland an einer Konferenz in Rabat teilgenommen (AHK Marokko 2007a). In der Folge unterstützen deutsche Unternehmen und Forschungsinstitute Marokko beim Ausbau Erneuerbarer Energien mit dem notwendigen technologischen Know-how.

6.6.1.1 Förderprogramm der EU im marokkanischen Energiesektor

Die EU als wichtiger Handelspartner Marokkos unterhält verschiedene (entwicklungspolitische) Förderprogramme in Marokko. Ein wichtiges Förderprogramm befasst sich mit dem marokkani-schen Energiesektor und besteht aus vier Hauptkomponenten mit Maßnahmen in den Bereichen Erdgas, Energieeffizienz und EE, Qualität der Produkte und Energiebedarfsprognosen. Das Pro-gramm ergänzt die von der marokkanischen Regierung unternommenen Anstrengungen im Rah-men der Reformen des Energiesektors.

Die finanzielle Unterstützung im Umfang von 40 Mio. € bis 2008 dürfte die marokkanischen Institu-tionen mit den notwendigen Verwaltungskapazitäten ausstatten. Zudem konzentriert sich im Be-reich Energieeffizienz und erneuerbare Energien die technische Hilfe auf die drei Hauptbereiche In-formation und Sensibilisierung, technische Unterstützung (zum Beispiel Energieaudits, Demonstra-tionsprojekte, Studie über die Bewirtschaftung des Strombedarfs, Studie über die potenzielle Integ-ration erneuerbarer Energien im Bausektor sowie in der Stromerzeugung) und Ausbildung. Im

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Rahmen des EU-Förderprogramms bieten sich daher für europäische und somit deutsche Unter-nehmen Potentiale für Dienstleistungen aus dem Bildungsbereich (EC 2005).

6.6.1.2 Förderung von EE

Nach der Ratifizierung des Kyoto-Protokolls im Januar 2002 erschließen sich neue Finanzierungs-quellen für die Projekte zur Förderung von EE in Marokko. Das Projekt Windpark Tanger wurde be-reits für eine mögliche Förderung durch den Prototype Carbon Fund (PCF) der Weltbank identifi-ziert. Allgemein bieten sich marokkanische EE-Projekte für eine Förderung im Rahmen des CDM an.

Eine gesetzlich verbindliche Einspeisevergütung gibt es in Marokko nicht, allerdings begrüßen und unterstützen sowohl Regierung als auch Entwicklungsorganisationen wie die GTZ Investitionen in EE. Das ONE garantiert Produzenten von Strom aus Erneuerbaren Energien nur geringe finanziel-le Anreize mit Einspeisetarifen von 6 bis 8 centimes DH/kWh (etwa 0,5 bis 0,7€ct/kWh), jedoch nur bis zu einer Höhe von 10 MW installierter Leistung (ONE 2007, GTZ 2007, bfai 2007).

6.6.2 Der Markt für EE in Marokko

Abgesehen von einigen kleineren Unternehmen, die PV-Module herstellen, wird der Großteil der EE-Lösungen vor allem aus Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und USA importiert. Techno-logielieferanten sind normalerweise teil eines Bieterkonsortiums, welches auf internationale Aus-schreibungen des ONE reagiert. Deutsche Technologie ist vor allem von den politischen Entschei-dungsträgern sehr hoch angesehen (AHK 2007).

Das ONE bleibt bisher der einzige Abnehmer von EE-Anlagen in Marokko, auch wenn Unterneh-men, die am internationalen Bieterverfahren des ONE teilnehmen, weitere potentielle Abnehmer sind. Auch EE-Beratungsdienstleistungen haben mit dem ONE und dem CDER nur zwei potentielle Abnehmer-Strukturen, da diese beiden Institutionen die alleinige Zuständigkeit für Machbarkeits-studien haben. Große industrielle Stromverbraucher, welche autarke Energieversorgungsstruktu-ren von bis zu 10 MW aufbauen, sind weitere potentielle Abnehmer (U.S. Commercial Service 2006).

6.6.2.1 Solarenergie

Trotz hervorragender solarer Einstrahlungsbedingungen (bei einer täglichen Sonneneinstrahlung von 4,7 bis 5,7 kWh/m2 und zwischen 2.800 und 3.000 Sonnenstunden jährlich) steht die Nutzung von Solarenergie zur netzgebundenen Stromerzeugung in Marokko noch am Anfang ihrer Entwick-lung (CDER 2005, dena 2005).

Neben den augenblicklich installierten 45.000 m2 PV-Anlagen wird vor allem die bis Ende 2007 vo-ranschreitende ländliche Elektrifizierung weiteren 30.000 Haushalten Strom aus Solarenergie lie-fern. Die verstärkte Förderung der Nutzung solarer Wasserwärmer sowohl in ländlichen als auch städtischen Gegenden (z.B. durch den verminderten Mehrwertsteuersatz von 14%) wird zu einer jährlichen Installation von weiteren 20.000 m2 Solarkollektoren führen (GTZ 2007, EDIC 2006).

Ein wichtiges Programm im Bereich der Solarenergie ist die „Photovoltaic Market Transformation Initiative“ (PVMTI), ein 1998 von der Global Environment Facility (GEF) und der International Fi-nance Corporation (IFC) aufgelegtes Vorhaben zur Entwicklung der nationalen Märkte für PV-Systeme in Indien, Kenia und Marokko. Das Programm sieht für Marokko ein Investitionsvolumen von 5 Mio. US-$ vor. Ein Teil dieser Mittel wurde bereits an zwei Unternehmen vergeben: Das ers-te Unternehem ist das marokkanische Finanzunternehmen Salafin SA, dem im Juni 2002 insge-

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samt 1 Mio. US-$ für ein Kreditprogramm zur Förderung von Solaranlagen zur Verfügung gestellt wurde. Die Solaranlagen werden von Afrisol SA geliefert, installiert und gewartet. Das zweite Vor-haben ist ein Mikrofinanzprojekt der Association Al Amana, für das die IFC 0,72 Mio. US-$ in Form von Garantien und Darlehen zur Verfügung stellt (IFC 2007, Association Al Amana 2007). Im Rah-men dieses Projekts sollen Kleinkredite zum Kauf von Solaranlagen in der Region Taroudant an-geboten werden. Die Lieferung der Solaranlagen übernimmt das marokkanische PV-Unternehmen Noor Web (Noor Web 2007).

150.000 Haushalte in 60.000 Dörfern (etwa 7% der ländlichen Haushalte) wurden für den Einsatz von PV-Systemen (Solar Haus System-SHS) identifiziert. Nach den Angaben von ONE waren En-de 2004 ca. 19.000 Haushalte mit SHS ausgestattet. Allein 2004 kamen 8.322 SHS-Haushalte hin-zu. Die Verträge zwischen ONE und Privatunternehmen der PV-Branche basieren auf einem Fee-for-Service-Ansatz. Demnach hat sich ONE komplett aus der technischen Durchführung zurückge-zogen, die somit von den Unternehmen übernommen wird. Die Planung und die Auswahl der Standorte unterstehen jedoch dem ONE. Je nach Leistung der SHS-Systeme beteiligt sich ONE mit einer Subvention von 4.320 bis 17.760 DH (395 bis 1623 €). Der Restbetrag wird von dem Haushalt in Raten über 10 Jahre an das PV-Unternehmen zurückgezahlt. Während dieses Zeit-raumes ist ONE Eigentümer dieser Anlagen und das PV-Unternehmen ist zuständig für Installation und Wartung. Bis 2008 sollen insgesamt 100.000 SHS installiert sein (dena 2005).

Zur Förderung der solaren Brauchwassererwärmung hat das CDER das Programm PROMASOL (Programme de développement du marché Marocain Solaire) initiiert, welches in enger Zusam-menarbeit mit mehreren Partnern durch Finanzierungshilfen, technische Unterstützung und Ausbil-

Abb. 6.9: Quelle: eigene Darstellung nach ONE 2007, dena 2005 Quelle: eigene Darstellung nach ONE (2007), dena (2005)

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dung, Sensibilisierung der Bevölkerung, Erstellung von technischen Normen, Zertifizierung der Produkte, Ertragsgarantien und direkte Subventionen für einheimische Produzenten den Ausbau der solaren Brauchwassererwärmung auf 60 000m2/jährlich fördern soll (CDER 2005).

Den eigentlichen Durchbruch für den Bau eines Solarkraftwerks in Marokko hat erst die Erdgas-Pipeline Maghreb-Europa ermöglicht, die Algerien mit Spanien verbindet. Sie verläuft in Nord-Marokko und ermöglichte nun den Bau eines Thermosolar-Erdgas-Kombikraftwerkes in Ain Beni Mathar, das an diese Pipeline angebunden wurde (Fichtner 2007, dena 2005).

Photovoltaik wird in Marokko fast ausschließlich zur dezentralen Stromversorgung eingesetzt. In Marokko sind etwa 25 Unternehmen tätig, die Photovoltaik Produkte vertreiben. Die Einsatzberei-che für PV sind Pumpanlagen, Telekommunikationsanlagen und vor allem die dezentrale Elektrifi-zierung der ländlichen Wohngebiete. Anfang 2004 waren insgesamt 7,41 MW installiert. Schätzun-gen zufolge sind es momentan etwa 9 MW.

Einer der größten Dienstleister im Bereich der PV-Konzessionierung ist Tenesol, ein Konsortium der TOTAL Energie, TOTAL und EDF. Tenesol ist ein Systemanbieter der PV-Anlagen produziert und auch Dienstleistungen wie Wartung/ Instandhaltung, Finanzierung, Fernüberwachung oder Ausbildung übernimmt. Die marokkanische Filiale Temasol leitet augenblicklich in Kooperation mit dem ONE das weltgrößte Programm zur Konzessionierung von Solarenergie und versorgt aktuell knapp 60.000 Kunden, welche auf Temasol als exklusiven Dienstleister für Wartung/ Instandhal-tung, Finanzierung, Fernüberwachung oder Ausbildung zurückgreifen. Dieses Projekt von insge-samt 13 Millionen Euro wird zu rund 56 Prozent (7,2 Mio. €) von der ONE mit Unterstützung der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) finanziert. Die französische Agentur für Entwick-

4.62 - 4.66

4.66 - 5.015.01 - 5.17

5.17 - 5.39

5.39 - 5.85

Abb. 6.10: Beschriftung unterhalb der Grafik Sonnen einstrahlung Marokko (in KWh/m²) Quelle: eigene Darstellung nach PVGIS, http://re.jrc.cec.eu.int/pvgis/countries/afr/4-gs13.png

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lung (AFD) übernimmt wiederum die Finanzierung der technische Unterstützung aus Mitteln des Französischen Fonds für weltweite Umweltfragen. Die verbleibenden Kosten werden von dem Konsortium der TOTAL Energie, TOTAL, EDF und den Nutzern gedeckt. Folgende Abb. 6.11 stellt

das Dienstleistungsmanagement des ONE für Dienstleistungsunternehmen in der Solarbranche beispielhaft dar:

Allgemein ist der Import von Dienstleistungen in der Solarbranche bisher noch zu vernachlässigen (Unites States International Trade Comission 2005), bis heute ist Temasol der einzige große aus-ländische Dienstleister, der Konzessionen von der ONE erworben hat.

Abb. 6.11: Dienstleistungsmanagement des ONE Quelle: eigene Darstellung nach Temasol (2007), ONE (2007)

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6.6.2.2 Windenergie

Im nördlichen Marokko (Region um Tanger/ Tetouan) erreichen Windgeschwindigkeiten durch-schnittlich 8 bis 11m/s. In den Regionen Essaouira, Tarfaya und Taza werden Windgeschwindig-keiten von 7 bis 8,5m/s erreicht. Das Windenergiepotential in Marokko wird auf 6 GW geschätzt (Taya et al 2002) und wurde 2006 erstmals von dem CDER im Windatlas (vgl. Abb. 6.12) für Ma-rokko mit Informationen zu 50 Standorten präzisiert.

Im südlichen Marokko kann von einem Windertrag zwischen 3.000 und 4.000 Stunden/Jahr poten-tiell Strom von über 1.000 TWh/Jahr produziert werden, was 40% des Stromverbrauchs der EU entspräche. Strom aus Windkraft könnte hier für Kosten zwischen 2-4 €cent/kWh produziert wer-den (Knies, Bennouna 2002).

Aktuell befinden zwei Windparks mit einer Gesamtleistung von 200 MW im Bau (60 MW in Essa-ouira und 140 MW in Tanger), beide Projekte werden Ende 2007 fertig gestellt sein. Bis 2012 sol-len zwei weitere Windparks mit einer Gesamtleistung von 120 MW (60 MW in Taza und 60 MW in Tarfaya) gebaut werden, was zu einer Gesamtleistung von 500 MW an installierter Windenergie in Marokko führen würde. Eine aktuelle Studie des CDER (CDER 2007) hat weiterhin sechs potentiel-le Standorte mit einer Gesamtleistung von 200 MW und einer Produktionskapazität von bis zu 660 GWh/Jahr identifiziert. Das Projekt in Tarfaya ist international ausgeschrieben, während alle ande-ren Projekte allein von dem ONE durchgeführt wurden. Die von der Regierung vorgesehenen Ent-wicklungsperspektiven für Windenergie bis 2012 illustriert Abb. 6.13.

< 3

3-4

4-5

5-6

> 6

k.A.

Abb. 6.12: Windatlas Marokko (in m/s) Quelle: eigene Darstellung nach CDER (o.J.)

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Bis 2012 sollen in Marokko bis zu 1.250 MW Windenergieleistung installiert sein, die Regierung plant einen Anteil der Windenergie an der Gesamtstromproduktion von 10%. Die nächsten in Ma-rokko geplanten Windparks werden im Auftrag von ONE errichtet, allerdings ist seit 1994 auch die Konzessionierung zur Errichtung der Windenergie möglich. Das Gesetz n°2-94-503 vom 23. Sep-tember 1994 erlaubt es dem ONE, nach internationaler Ausschreibung Verträge mit Konzessionä-ren abzuschließen, welche Windparks mit einer Leistung von über 10 MW betreiben. Diese müs-sen den produzierten Strom exklusiv an das ONE liefern. Nach Angaben von ONE werden bis En-de 2008 in Marokko 400 MW Windkraft installiert sein. Eine Übersicht der in marokkanischen Windparks (Stand August 2007) bietet folgende Tab. 6.11

Abb. 6.13: Entwicklungsperspektiven der installiert en Windenergieleistung (in MW) Quelle: PNDEREE (2007)

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Tab. 6.11: Windparks in Marokko (Stand: August 2007 ) Quelle: eigene Darstellung nach dena (2005), aktualisiert nach ONE (2007)

Windpark Installierte Leistung

[MW] Betreiber Status

A. Torrès 50,4 CED in Betrieb seit 08/2000

Modellprojekt 3,5 ONE in Betrieb seit 12/2000

Lafarge 10 MW Lafarge Maroc

in Betrieb seit 05/2005

Essaouira 60 ONE Betrieb voraussichtlich Ende

2007

Tanger 140 ONE Betrieb voraussichtlich Ende

2007

Taza 60 ONE in Planung

Tarfaya 60 ONE in Planung

Laayonne k.A. k.A. in Planung

Dakhla k.A. k.A. in Planung

Der Zementhersteller Lafarge Maroc hat am 20.05.2005 einen eigenen 10 MW-Windpark in Betrieb genommen. Dieser besteht aus zwölf WKA mit einer Leistung von je 850 kW. Das Kraftwerk, das den ONE-Regelungen entsprechend unter der 10 MW-Grenze für Eigenerzeuger liegt, wird 50% des Strombedarfs der Zementfabrik decken. Während eventueller betriebsbedingter Unterbrechun-gen des Produktionsbetriebes würde der Stromüberschuss von ONE abgekauft werden. Dieser Windpark wurde am 23.09.2005 als erstes marokkanisch-französisches Clean-Development-Mechanism-Projekt im Rahmen des Emissionshandels offiziell registriert (MDP Maroc 2007).

Die dezentrale elektrische Nutzung der Windkraft wird von ONE im Rahmen des PERG gefördert. An zwei Standorten in der Provinz Essaouira wurden Hybrid Inselnetze installiert. In Sidi Kaouiki sind es 2 Windkraftanlagen mit einer Leistung von je 25 kW und einem Dieselgenerator von 30 kW. In Moulay Bouzerktoun ist es eine Windkraftanlage mit 15 kW und ein Dieselgenerator von 15 kW. In diesem Rahmen sind 9 weitere Dörfer für den Einsatz von dezentraler Windkraft vorgesehen. Schätzungen des CDER zufolge soll es in Marokko etwa 300 netzunabhängige Windkraftanlagen geben (CDER 2007).

Der United States International Trade Commission (2005) zufolge importierte Marokko im Jahr 2004 Dienstleistungen im Windenergiebereich in Höhe von einer Mio. US-$. Marokkanischer Ex-port von Windenergie-DL war 2004 nicht zu verzeichnen. Marokkanische Unternehmen sind bis da-to nicht an Windenergieproduktion oder Dienstleistungen im Windenergiebereich beteiligt. Das französische Unternehmen La Compagnie du Vent ist bisher der maßgebliche ausländische Ak-teur, das Lafarge-Projekt wurde von der norwegischen Firma DNV validiert, die Marokko von ihrer spanischen Niederlassung aus bedient (United States International Trade Commission 2005).

6.6.2.3 Geothermie

Die geothermischen Ressourcen im Nordosten Marokkos und in Teilen der Sahara sind bisher kaum genutzt, nach Angaben der International Geothermal Association (IGA) aber relativ gering, sodass sie höchstens dezentral zu Heizzwecken benutzt werden könnten (Rimi, A. 2000). Von Po-tentialen für Dienstleistungen in diesem Bereich ist dementsprechend in absehbarer Zeit nicht aus-zugehen.

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6.6.2.4 Biomasse

Fast ein Drittel des gesamten Energiebedarfs von Marokko wird durch Biomasse gedeckt, in der Stromproduktion spielt die Biomasse aber nur eine marginale Rolle. Das meiste davon entfällt auf die traditionelle Nutzung von Biomasse in Form von Brennholz oder Holzkohle für Heiz- und Koch-zwecke. Marokko verfügt über Waldgebiete von ca. 5 Mio. ha Fläche. Der hohe Verbrauch an Holz für energetische Zwecke (ca. 11 Mio. t pro Jahr) kann allerdings nicht nachhaltig gedeckt werden und trägt mit dazu bei, dass über 30.000 ha Wald pro Jahr verloren gehen (CDER 2004). Die ma-rokkanische Regierung fördert deshalb die Einführung effizienter Technologien zur Nutzung von Brennholz sowie die Substitution durch andere Energieträger. Hieraus können sich aufgrund des Technologievorsprungs insbesondere Potentiale für deutsche Dienstleistungsunternehmen erge-ben.

Biogasnutzung

Täglich fallen in Marokko rund 8.000 t an Haushaltsabfällen und ca. 1,1 Mio. m3 Abwasser an, die für die Erzeugung von Deponie- bzw. Klärgas verwendet werden könnten. Das Gleiche gilt für tieri-sche und pflanzliche Abfälle aus der Landwirtschaft. Mit der Unterstützung der GTZ wurden in der Vergangenheit angepasste Biogasanlagen entwickelt. Das CDER schätzt die Anzahl der momen-tan in Marokko installierten Biogasanlagen auf 300.

6.6.2.5 Wasserkraft

Das zur Stromproduktion technisch nutzbare Wasserkraftpotential Marokkos wird auf 2,5 GW ge-schätzt, wovon bisher nur ca. 37% erschlossen sind. Aufgrund von starken Variationen in der Nie-derschlagsmenge schwankt der Beitrag von Wasserkraft an der nationalen Stromproduktion zwi-schen 5% und 20% (GTZ 2007).

Aktuell beträgt die installierte Wasserkraftleistung in Marokko 1.727 MW. Besonders im Bereich der Kleinwasserkraft verfügt Marokko über ein hohes Potential, es wurden bereits über 200 potentielle Standorte für Kleinwasserkraftwerke, welche ganze Dörfer mit Strom versorgen sollen, identifiziert (Amal 2007). Da Entwicklungsschwerpunkte bisher in anderen EE-Sparten liegen, ist hier zwar von einem großen technischen Potential, aber nur langfristig von eventuellem ökonomischen Potential für EE-Dienstleister auszugehen.

6.7 Beurteilung der Datengrundlage und Fazit

Wie schon in Kapitel 5 wird auch für die Einschätzung der Exportpotentiale von EE-Dienstleistungen auf dem marokkanischen Markt im Folgenden zunächst die Datengrundlage der Länderfallstudie beurteilt.

Marokko ist ein Schwerpunktland der deutschen Entwicklungszusammenarbeit und die GTZ hat Entwicklungsschwerpunkte vor allem im Umwelt- und Ressourcenschutz gesetzt, sodass von deut-scher Seite bereits ausführliche Informationen zur marokkanischen EE-Branche existieren. Zudem orientiert sich das marokkanische EEG maßgeblich an dem deutschen EEG.

Allgemein gibt es in Marokko von öffentlicher Hand, vor allem vom staatlichen Energieversorger ONE, aber auch vom CDER (Centre de Promotion des Energies Renouvelables) ein breites Spekt-rum an Informationen und Daten zu den unterschiedlichen EE-Sparten. Konkrete technische Po-tentialscheinschätzungen gibt es für die EE-Sparten Windenergie (Windatlas, vgl. 6.5.2.4) und So-larenergie (Sonneneinstrahlung, vgl. 6.5.2.3), die Geothermie ist in Marokko bisher wenig erforscht.

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Der Windatlas für Marokko wurde vom CDER veröffentlicht, illustriert zwar einerseits die geogra-phisch und klimatisch potentialträchtigsten Regionen, weist andererseits aber noch einige Lücken auf.

Die langfristig geplanten Energielieferungen aus Erneuerbaren Energien von Marokko nach Europa und die damit verbundenen internationalen Forschungsbemühungen begünstigen die Informations-situation bezüglich der EE-Potentiale in Marokko. Häufig sind Publikationen und Gesetzestexte zu Erneuerbaren Energien in Marokko nicht frei zugänglich, jedoch ist von marokkanischer Seite aus eine hohe Auskunftsbereitschaft bezüglich des Wirtschaftzweiges der EE festzustellen.

Das Angebot an Messen und Konferenzen zu Erneuerbaren Energien ist in Marokko erst in der Entstehung. Die von der deutschen AHK initiierte Umweltfachmesse EnviroMaroc ist jedoch eine wichtige Referenz für die Branchenakteure.

Auf makroökonomischer Ebene sind für die Erbringung von Dienstleistungen durch ausländische Unternehmen in Marokko verschiedene Faktoren potentiell hindernd bzw. stellen relevante Markteintrittsbarrieren dar. Gemeinhin gilt Marokko als politisch stabiles Land, jedoch gibt es auf-grund des dualen Herrschaftssystems einerseits noch immer erheblich Defizite in der Umsetzung eines demokratischen Gesellschaftssystems, andererseits finden fundamentalistische Strukturen weiterhin Nährboden.

Obschon Marokkos Wirtschaft in den vergangenen Jahren eine durchweg positive Entwicklung ge-nommen hat, weist das Wirtschaftssystem noch immer korrupte Strukturen auf, welche Investitio-nen ausländischer Unternehmen erheblich beeinflussen und das Investitionsklima nachhaltig schä-digen können. Die hieraus folgende Unberechenbarkeit, welche sowohl wirtschaftliche als auch rechtliche Risiken birgt, stellt eine entscheidende Markteintrittsbarriere für ausländische Investoren dar.

Das Einsehen in die Vorteile einer Öffnung der Wirtschaft wächst in Marokko seit einigen Jahren; auch die wachstumsfördernde Wirkung wirtschaftlicher Integration wird inzwischen erkannt. Insbe-sondere das Assoziierungsabkommen mit der EU, aber auch der Einfluss der WTO sind treibende Kräfte. Das Assoziierungsabkommen sieht unter anderem den Zollabbau zwischen der EU und den Partnerländern zunächst bei Industriegütern (bis 2012), in einem zweiten Schritt bei Agrargütern und im Dienstleistungsbereich sowie schließlich den allgemeinen Abbau der nichttarifären Han-delshemmnisse vor; so sollen die Handelsbedingungen generell erleichtert, neue Möglichkeiten für Investitionen erschlossen und der Rechtsrahmen an den der EU angeglichen werden. Die geplante Schaffung einer Freihandelszone bis zum Jahr 2010 mit allen Ländern des südlichen Mittelmeer-raums bietet für Unternehmen eine interessante Perspektive. Die Besteuerung der Dienstleis-tungserbringung durch ausländische Unternehmen in Marokko (vgl. 6.4.1) stellt als tarifäres Han-delshemmnis einen nicht unerheblichen Wettbewerbsnachteil gegenüber etwa heimischen Dienstleistern dar. Der geographischen und kulturellen Distanz zwischen Marokko und Deutsch-land wird zwar durch bilaterale Abkommen und vor allem die erhebliche Entwicklungshilfe Deutsch-lands begegnet, dennoch haben insbesondere KMU Respekt vor unternehmerischen Aktivitäten in einem anderen Kulturkreis. In Marokko sind deutsche Unternehmen im Umweltbereich und somit auch bei den EE technologieführend; kulturell und historisch haben aber vor allem Spanien und Frankreich eine größere Relevanz auf dem marokkanischen Markt. Durch die direkte Anbindung Marokkos an das spanische Stromnetz besteht hier im Energiebereich eine sowohl wirtschaftliche als auch politische Bindung, die spanische Unternehmen begünstigt.

Eine große Chance für ausländische Investoren auf dem marokkanischen Energiemarkt bietet sich einerseits durch die große Importabhängigkeit, andererseits durch den signifikanten Anstieg der marokkanischen Energienachfrage, welcher durch die schnell voranschreitende ländliche Elektrifi-

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zierung verstärkt wird. Die ländliche Elektrifizierung bietet für die EE besonders interessante Ent-wicklungsperspektiven, da große geographische und klimatische Potentiale (vor allem Wind- und Solarenergie, vgl. 6.6.2.1 und 6.6.2.2) und die gewollt dezentrale Energieversorgung durch Erneu-erbare Energieträger schnelle und einfache Lösungen darstellen. Die zeitgleich stattfindende Libe-ralisierung der bisher durch das ONE staatlich gewährleisteten Energieversorgung bietet weitere Perspektiven, so wurden bereits erste Betriebskonzessionen für die Stromverteilung an französi-sche bzw. spanische Dienstleister (vgl. 6.5.2, S. 22) übertragen.

Nicht nur entwicklungspolitische Maßnahmen der deutschen GTZ und KfW sowie der Weltbank und die prinzipielle Möglichkeit, EE-Projekte mittels des CDM im Rahmen des Kyoto-Protokolls zu finanzieren, begünstigen das positive Klima für Erneuerbare Energien in Marokko; das eigene Ziel Marokkos, bis 2020 den Anteil der Erneuerbaren Energien auf 20% zu erhöhen unterstreicht den ehrgeizigen marokkanischen Anspruch in dieser Branche eine Vorreiterrolle für Nordafrika einzu-nehmen. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit begünstigt indirekt Investitionen deutscher Unternehmen und somit deutsche Dienstleister. Deutsche Technologie ist besonders bei politi-schen Entscheidungsträgern sehr hoch angesehen.

EE-Spartenspezifisch werden aufgrund klimatischer und geographischer Bedingungen vor allem große technische Potentiale für die Solar- und Windenergie gesehen. Hier geht die Einschätzung der Entwicklungspotentiale soweit, dass europäische Staaten langfristig realisierbare Perspektiven für den Import marokkanischen EE-Stroms zur Deckung des eigenen Energiebedarfs sehen. So-bald es zu konkreteren Entwicklungen in diesem Bereich, wie etwa Machbarkeitsstudien, Projektie-rung und ähnlichem kommt, werden Dienstleistungen ausländischer Unternehmen mit entspre-chendem Know-how erhebliche Potentiale auf dem marokkanischen Markt haben. Auch nach Um-setzung dieser ambitionierten Projekte bieten sich für ausländische/ deutsche Dienstleister weitere Potentiale (Wartung, Monitoring, Fernüberwachung, etc.). Kurzfristig wird aber vor allem die EE-Sparten Wind und Biogas ökonomisches Potential zugesprochen, mittelfristig werden laut GTZ auch die EE-Sparten Biomasse und PV/ Solathermie eine Rolle spielen. Zudem werden die ländli-che Elektrifizierung durch dezentrale Energieversorgungssysteme und der damit ansteigende Energiebedarf als treibender Faktor für die Entwicklung des marokkanischen EE-Marktes gesehen.

Photovoltaik wird in Marokko bisher fast ausschließlich zur dezentralen Energieversorgung einge-setzt. Das ONE ist für die Vergabe von Konzessionen zuständig und schließt mit ausländischen Dienstleistern langfristige Verträge ab. Diese müssen dann die Wartung und Instandhaltung der dezentral eingesetzten PV-Module für einen Zeitraum von 10 Jahren gewährleisten. Ein französi-scher Dienstleister nimmt bisher eine marktdominierende Position ein, allerdings ist mittelfristig mit neuen Ausschreibungen des ONE und somit guten Chancen für andere ausländische Dienstleister zu rechnen. Solarthermie-Kraftwerke wie in Ain Beni Mathar, bei dem das deutsche Ingenieurbüro Fichtner bereits maßgeblich an der Projektierung und Umsetzung beteiligt war und PV-Großanlagen werden langfristig erhebliche ökonomische Potentiale auch für deutsche Dienstleister bieten.

Die ambitionierten Planungen Marokkos zur Entwicklung der Windenergiebranche und bereits akti-ve ausländische Unternehmen und Dienstleister aus der Branche lassen auf erhebliches Potential für deutsche Dienstleister für diese EE-Sparte schließen. Hier wird die gesamte Bandbreite der EE-Dienstleistungen eine Rolle spielen.

Lediglich die EE-Sparte Geothermie hat mittel- bis langfristig keine expliziten Entwicklungspotentia-le, da sie bisher weder in der Entwicklungspolitik noch in der marokkanischen Energiepolitik eine große Rolle spielt.

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Zusammenfassend sind wie dargestellt die EE-Sparten Solar- und Windenergie am potentialträch-tigsten und bergen aufgrund sowohl politischer als auch ökonomischer Perspektiven die größten Chancen für ausländische Dienstleister. Für deutsche Unternehmen werden aufgrund der geogra-phischen und kulturellen Distanz vor allem Exportpotentiale bei Großanlagen gesehen (z.B. Be-triebsführung, Fernüberwachung, Wartung...).

7 Komparative Analyse: Exportpotentiale von EE-Dienstleistungen Grundlage der vergleichenden Ländermarktbewertung für Frankreich und Marokko sind die in Kapi-tel 4.1 eingeführten allgemeinen und EE-spezifischen Faktoren (vgl. Tab. 4.1 und Tab. 4.2). Die Bewertung erfolgt jeweils mit Daten aus den vorangegangenen Länderfallstudien und den in Kapi-teln 5.7 (Frankreich) und 6.7 (Marokko) vorgenommenen Zwischenfazits zur Einschätzung der Ex-portpotentiale von Dienstleistungen in diese beiden Länder. Die Bewertungsskala deckt zunächst eine dezidierte Bewertung18 zu situationsbezogenen Faktoren von schlecht bis sehr gut ab (Infor-mationssituation, Geographische Lage/ Umweltsituation, Rechtliche und politische Situation und ökonomische Situation); für die abschließende Bewertung19 der Exportpotentiale von EE-Dienstleistungen in den betrachteten Märkten unterscheidet sie von kein Potential bis hohes Poten-tial. In folgenden Tabellen werden die Erkenntnisse aus beiden Länderfallstudien bewertet und einander gegenübergestellt.

Tab. 7.1: Informationssituation Frankreich Marokko im Vergleich Quelle: eigene Darstellung

Frankreich Marokko Allgemein ++ -

Solar + o

Wind ++ +

Geothermie o -

Biomasse + -

EE-spezifisch

Wasserkraft o --

Allgemein können die Stromversorgung und die Energiesituation Frankreichs aufgrund der staatli-chen Versorgungsstrukturen sowie die geringe Importabhängigkeit, welche maßgeblich durch den großen Kernenergieanteil im französischen Energiemix begründet ist, als sehr gut bewertet wer-den. EE-Spezifisch gibt es aufgrund des großen Anteils an bereits auf dem französischen Markt

18 Bewertungsskala 1

-- - o + ++ schlecht eher schlecht

zufriedenstellend

gut sehr gut

19 Bewertungsskala 2

-- - o + ++ Kein Potential Hohes Potential

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vertretenen deutschen Unternehmen verlässliche Daten vor allem zur Windenergie. Für den Solar- und Biomassemarkt gibt es gute Informationen, welche aber aufgrund der bisher geringeren Durchdringung durch deutsche Unternehmen noch ausbaufähig sind. Die Informationssituation für Geothermie und Wasserkraft ist zufrieden stellend.

Für den marokkanischen Markt bietet sich ein anderes Bild: die hohe Importabhängigkeit von 96% und die noch nicht vollständige Elektrifizierung ländlicher Gebiete führt zu einer eher schlechten Beurteilung. Daten zur Windenergie sind in zufrieden stellendem Maße, aber noch ausbaufähig; die Informationslage für die Sonneneinstrahlung kann durch die Erfassung durch internationale Verbände als gut bewertet werden. Daten zu Wasserkraft und Biomasse sind unzureichend; die Geothermie ist in Marokko bisher gänzlich unerforscht, weswegen sie in der weiteren Beurteilung der Ländermärkte nicht weiter berücksichtigt wird.

Tab. 7.2: Rahmenbedingungen und technische Potentia le der EE-Sparten in Frankreich und Marokko im Vergleich Quelle: eigene Darstellung

Frankreich Marokko

Allgemein ++ -

Solar o ++

Wind ++ ++

Geothermie -- k.A.

Biomasse ++ o

EE-spezifisch

Wasserkraft o o

Bei der Beurteilung der Rahmenbedingungen für Frankreich spielt vor allem die geographische Nähe zu Deutschland eine Rolle. Als Nachbarland Deutschlands und der damit einhergehenden politischen, ökonomischen und kulturellen Nähe bietet Frankreich hier sehr gute Chancen für deut-sche Unternehmen. Unter den Gesichtspunkten des derzeitigen Technologiestands und der Wirt-schaftlichkeit bieten vor allem die EE-Sparten Wind und Biomasse sehr gute Bedingungen. Dahin-gegen sind die Bedingungen für Solarenergie aus geographischen und klimatischen Bedingungen als schlecht zu bewerten, was aber durch den hohen technologischen Entwicklungsstand ausgegli-chen wird und zu einer zufrieden stellenden Beurteilung führt. Die Bedingungen für Wasserkraft sind wegen der vielen Flüsse und langen Küsten Frankreichs als gut einzustufen, diese EE-Sparte ist bisher jedoch von öffentlichen Betreibern dominiert. Für die Geothermie gibt es vor allem im Pa-riser Bassin Potentiale, der derzeitige Technologiestand ist aber noch nicht weit genug entwickelt, um in absehbarer Zeit eine wirtschaftliche Nutzung der Geothermie in Frankreich erlangen zu kön-nen.

Für die Beurteilung Marokkos ist zum einen die große räumliche und kulturelle Distanz zwischen Heimat- und Zielmarkt für deutsche Unternehmen von Belang, zum anderen hat das Land aber für die EE-Sparten Windenergie und Solarenergie ausgezeichnete klimatische und geographische Standortbedingungen, welche sehr gute Entwicklungspotentiale auch hinsichtlich einer eventuellen Versorgung des europäischen Marktes mit marokkanischem EE-Strom bieten. Die Bedingungen für Wasserkraft und Biomasse können als zufrieden stellend eingestuft werden, zeichnen sich jedoch nicht durch besondere Entwicklungspotentiale aus.

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Tab. 7.3: rechtliche und politische Rahmenbedingung en in Frankreich und Marokko im Vergleich Quelle: eigene Darstellung

Frankreich Marokko

Allgemein + -

Solar o ++

Wind o +

Geothermie o k.A.

Biomasse o k.A.

EE-spezifisch

Wasserkraft -- k.A.

Was die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen in Frankreich betrifft, so ist prinzipiell von guten Bedingungen auszugehen, da Frankreich Mitglied der EU ist und somit Teil des EU-Binnemarktes. EE-Spezifisch kann durchweg von zufrieden stellenden Bedingungen ausgegangen werden, Frankreich ist jedoch vor allem durch EU-Vorgaben an die Entwicklung erneuerbarer Energieträger gebunden. Lediglich die Wasserkraft hat aufgrund ihrer strengen Genehmigungsver-fahren und der dominierenden öffentlichen Betreiber schlechte Entwicklungsbedingungen für aus-ländische Unternehmen.

Aufgrund der allgemein defizitären Rechts- und teilweise korrupten Gesellschaftsstrukturen und den damit einhergehenden Risiken kann Marokko nur eher schlecht beurteilt werden. Das Assozi-ierungsabkommen mit der EU, die geplante Schaffung einer Freihandelszone bis 2010 sowie der erklärte politische Wille zur Annäherung an den Westen versprechen mittel- bis langfristig eine Verbesserung. Das Interesse europäischer Staaten an einer Versorgung durch marokkanischen EE-Strom spiegelt sich vor allem in Akzenten in der Entwicklungspolitik wider, was die besonders potentialträchtigen EE-Sparten Solarenergie und Windenergie in ihrer Beurteilung maßgeblich po-sitiv beeinflusst. Des Weiteren wird die ländliche Elektrifizierung in Marokko vor allem durch erneu-erbare Energieträger, hauptsächlich bisher durch Solarmodule vorangetrieben. Langfristige Liefer-verträge mit dem staatlichen Energieversorger ONE bieten hier für Dienstleister ausgezeichnete Bedingungen. Die Windenergie wird netzgebunden zur Minderung der Importabhängigkeit Marok-kos eingesetzt und hat dementsprechend gute Entwicklungsperspektiven. Explizite politische Ab-sichtserklärungen und rechtliche Bestimmung zu den EE-Sparten Wasserkraft und Biomasse gibt es in Marokko nicht, es ist aber (entwicklungs-)politisch von einer Benachteiligung gegenüber So-lar- und Windenergie auszugehen.

Tab. 7.4: Vergleich der ökonomischen Rahmenbedingun gen in Frankreich und Marokko Quelle: eigene Darstellung

Frankreich Marokko

Allgemein + o

Solar o ++

Wind ++ ++

Geothermie -- k.A.

Biomasse + o

EE-spezifisch

Wasserkraft -- o

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Die ökonomischen Rahmenbedingungen in Frankreich bezüglich Marktvolumen und Marktstruktur des aktuellen EE-Marktes wird aufgrund der zwar aktuell geringen, aber durch die EU-Vorgaben bis 2012 vorgeschriebenen EE-Anteil von 21% als positiv bewertet. EE-spezifisch erscheinen vor allem die Sparten Wind und Biomasse als besonders potentialträchtig. Die erneuerbaren Energien befinden sich dahingegen in Marokko noch im Anfangsstadium, für Marktvolumen und Gesamtan-teil der EE am marokkanischen Energiemarkt bestehen aber ebenfalls gute Entwicklungsperspekti-ven. Währungsrisiko und mangelnde Investitionssicherheit führen zu einer insgesamt nur zufrieden stellenden Beurteilung. Wiederum bieten vor allem Wind- und Solarenergiebranche die besten Be-dingungen für Beschaffungs- und Absatzmarkt.

Folgende Tab. 7.5 fast die Ergebnisse der Ländermarktbewertung zusammen. Allgemein bieten sowohl Frankreich als auch Marokko gute Exportpotentiale für deutsche EE-Dienstleistungsunternehmen; in Frankreich vor allem, wie bereits in Kapitel 5.7 dargestellt, für die EE-Sparten Wind und Biomasse und in Marokko vor allem für die Sparten Solar- und Windenergie sowie Biogas (vgl. Kap. 6.7).

Tab. 7.5: Bewertung der Exportpotentiale von EE-DL in Frankreich und Marokko Quelle: eigene Darstellung

Frankreich Marokko Allgemein + +

Solar o ++

Wind ++ ++

Geothermie -- k.A.

Biomasse + + (Biogas)

EE-spezifisch

Wasserkraft -- -

8 Schlussbemerkungen Die großen Entwicklungsmöglichkeiten für bestimmte EE-Sparten auf den betrachteten Märkten Frankreich und Marokko lässt aufgrund der Prämisse einer positiven Korrelation zwischen Export-potentialen für den EE-Anlagen- und Komponentenexport und EE-Dienstleistungsexport auf gro-ßes Potential für EE-Dienstleistungen auf diesen Märkten schließen. Die besonders potentialträch-tigen EE-Sparten wurden in den Kapiteln 5.7 (Frankreich) und 6.7 (Marokko) dargestellt. Die dezi-dierte Beurteilung der verschiedenen in Kapitel 4.1 einführten Faktoren zur Ländermarktbewertung unterstreichen analytisch die verschiedenen Entwicklungsperspektiven.

Aufgrund sowohl makroökonomischer wie mikroökonomischer Rahmenbedingungen ergibt sich hier für die betrachteten Länder ein teils divergierendes, in vielen Bereichen trotz maßgeblicher Di-vergenz der Rahmenbedingungen ein homogenes Bild für Exportpotentiale von EE-Dienstleistungen. Dies führt zu der Vermutung, dass die Exportpotentiale von EE-Dienstleistungen unabhängig sind von divergierender Anwendung der jeweiligen Energieträger in einer Versor-gungsstruktur, wie etwa die netzgebundene Energieversorgung und Substitution „konventioneller“ Energieträger auf dem französischen Markt oder die Förderung einer dezentralen Energieversor-gung als entwicklungspolitisches Instrumentarium zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete in struk-turschwachen Ländern wie Marokko.

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Die vorangegangenen Länderfallstudien haben eine umfassende Einschätzung und Beurteilung der verschiedenen Rahmenbedingungen für EE im Allgemeinen, und der Rahmenbedingungen für den Export von EE-Dienstleistungen im Besonderen, ermöglicht.

Sowohl der marokkanische Markt als auch der französische Markt bieten für deutsche EE-Dienstleister gute Exportpotentiale. Dies ist wie in Kapitel 7 dargestellt einerseits auf politischen Willen und politische Rahmenbedingungen, andererseits aber auch auf die technologische Ent-wicklung oder Erforschung der jeweiligen Sparte zurückzuführen.

Zwar erscheinen die Potentiale für den marokkanischen Markt unerheblich geringer als die für den französischen Markt, die starke entwicklungspolitische Förderung Erneuerbarer Energien in Ma-rokko sowie die geplante Versorgung europäischer Länder durch marokkanischen EE-Strom lässt aber die Vermutung zu, dass Marokko vor allem mittel- bis langfristig ein deutlich höheres Potential für EE-Dienstleistungen hat, da der französische Markt aufgrund der geographischen Nähe einiger großer europäischer Akteure schneller gesättigt sein wird.

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Bennouna, Abdelaziz (CDER Centre de développement des Energies Renouvelables, Marokko): Befragung zur Einspeisung von

Energie aus Erneuerbaren Energien in Marokko, per E-Mail (Antwort vom 20.07.2007)

Boumama, Amal (ONE Office Nationale de l’Electricité): Befragung zu EE in Marokko, telefonisch am 06.08.2007

El-Khawad, Mohamed (GTZ Büro Marokko Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit): Befragung zu Erneuerbaren Energien in

Marokko und entwicklungspolitischen Maßnahmen, per E-Mail und telefonisch am 24.07.2007

Freyer, Helge (bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft): “Rechtsnews” Frankreich und Marokko, telefonisch am 07.08.2007

Garnier, Fabien (Tenesol): Befragung zu Dienstleistungsverträgen für den marokkanischen PV-Markt, per E-Mail.

Jouet, Francoise (SER Syndicat des Energies Renouvelables, Frankreich): telefonische Kurzbefragung der Pressesprecherin Mme

Jouet zum aktuellen Entwicklungsstand der Windenergie in Frankreich.

Kharbouch, Moustapha (Direction Générale des Impôts, Marokko): Befragung der marokkanischen Steuerbehörde per E-Mail zur

Besteuerung von Dienstleistungen ausländischer Unternehmen in Marokko

Klaiber, Dr. Sven (bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft): Befragung zu rechtlichen Rahmenbedingungen in Marokko, per E-Mail und

telefonisch am 07.08.2007.

Kussel, Barbara (bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft): Befragung zum Investitionsklima in Marokko, telefonisch am 03.08.2007.

Lang, Thomas (Forseo GmbH): Befragung zum Biogasmarkt in Frankreich, telefonisch am 31.07.2007

Mouline, Saïd (AMISOLE Association Marocaine des Industries Solaires et Eoliennes): Befragung zu EE in Marokko, telefonisch am

24.07.2007, Dokumente per E-Mail.

Nguyen, Quang-Hai (Fichtner GmbH): Projekte der Fichtner GmbH in Marokko, per E-Mail am 20.07.2007

Wedel. Iris (Sterr-Kölln & Partner GbR Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater; Freiburg): französische Tarifdekrete Wind-

strom, Solarstrom, Biogas und Geothermie, per E-Mail am 04.07.2007

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