Wunden, Dekubitus, Lymphödem
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Wunden, Dekubitus, Lymphödem
Dr. med. Michael Thewißen
Physiologisches Institut II
Universitätsklinikum
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Wunden in der Palliativmedizin:
- Dekubitus- Ulcus cruris- Diabetische Gangrän- Sekundärheilung- Nekrosen- Strahlenschäden- Hauttumoren (Spinaliom, Melanom)- Exulzerierende Metastasen (Mamma-Ca...)
Pathophysiologie:
- unzureichende Vaskularisation- Gewebehypoxie- Störung der Hämostase- Störung der Lymphdrainage- Superinfektion- Geruchsbildung durch flüchtige bakterielle Stoffwechselprodukte
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aus: K. Protz, Aspekte der Wundversorgung in der Palliativbetreuung
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aus: J. Forster, Wundversorgung in der Palliativmedizin
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nach Krathen, Orengo et al. 2003; zitiert in U. Weitz, 2009
Häufigkeit von Hautmetastasen in Abhängigkeit vom Primärtumor
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nach U. Weitz, 2009
Lokalisation der Hautmetastasen in Abhängigkeit vom Primärtumor
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Zum Auftreten von Wunden bei Palliativpatienten tragen bei:- schlechter Allgemein- und Ernährungszustand- eingeschränkte oder aufgehobene Mobilität- Hautödem- oberflächliche Tumoren- Dekubitus
Palliative Wundbehandlung soll:- Schmerzen lindern- Mobilität so lange wie möglich erhalten- Geruch und Exsudation kontrollieren- Hilflosigkeit und Ekel vermeiden- Isolation verhindern
8Lokale Behandlung von Wundschmerz:
- Morphinhydrochlorid-Gel 0,1 %- Viskose Morphinhydrochlorid-Lösung 0,2 % / 2 %- Lokalanästhetika in Salbenform (Emla-Creme; Einwirkzeit von 45min abwarten)- Kühlung
Wundschmerzen bei Verbandswechsel:
- bei starken Schmerzen evtl. vorbereitende Medikation (Fentanyl nasal, buccal odersublingual)
- vorsichtige Entfernung des Verbands- wenig Wundmanipulation- schonende Wundreinigung- lokale Schmerzmittel- nicht klebende Verbandsmaterialien verwenden:• Calciumalginate (Algisite M, SeaSorb Soft, Curasorb, Kaltostat, Melgisorb,
Nobaalgin, Sorbalgon, Sorbsan, Suprasorb A, Tegagen, Trionic, Urgosorb)• Gele (z. B. Cutimed Sorbact Gel; bei trockenen Wunden)• Schaumstoffe (z.B. Tielle, Tielle plus borderless, Allevyn Non Adhesive, Biatain,
Biatain Ibu)• Fettgaze, Gazen, Wunddistanzgitter (z.B. Mepitel, Physiotulle, Urgotül, Adaptic)
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9Tegagen Algisite M
- steriles Alginat, gewonnen aus Braunalgen, mit Chlorophyll, Calcium, Zink und Mangan versetzt- fördert Gewebeneubildung und Wundreinigung- bildet bei Kontakt mit Blut und Wundexsudat ein stabiles, nichtklebendes Gel- absorbiert Wundsekrete und wirkt hämostatisch
Sorbalgon
Suprasorb A Trionic Kaltostat
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aus: J. Forster, Wundversorgung in der Palliativmedizin
Wundfüllung mit Alginat
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Allevyn Non-Adhesive (Smith & Nephew)nicht-haftender steriler Schaumverband aus Polyurethanschaum für nässende Wunden, polsternd, Verbandliegezeit bis zu 7 Tagen.
Aufbau:- Nichthaftende Wundkontaktschicht- Zentrale hydrozelluläre Schicht mit hoher Absorptionsfähigkeit- Wasserdichte äußere Folienschicht
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Mepitel (Mölnlycke)
Kann je nach Zustand der Wunde bis zu 14 Tage lang auf der Haut verbleiben. Die poröse Struktur ermöglicht dem Exsudat, in einen darüber liegenden Verband zu gelangen. Dank der Safetac-Schicht haftet der äußere Verband nicht an der Wunde, so dass ein atraumatischer Verbandwechsel gewährleistet ist. Die Safetac -Schicht versiegelt die Wundränder und verhindert so, dass Exsudat ausläuft und eine Mazeration der wundumgebenden Haut verursacht.
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Wundblutungen werden begünstigt durch:
- herabgesetzte Gerinnung bei Kachexie- falsche Verbandswechsel-Technik- traumatische Wundreinigung
Lokale Kontrolle von Sickerblutungen:- Blutungsstillende Auflagen aus Zellulose / Gelatine (Tabotamp, Gelita-Tampon)- Wundtampon mit 1:10 verdünnter Suprareninlösung oder Privin tränken- Wundtampon mit Tranexamsäure-Lösung tränken (lokale Antifibrinolyse)- Kühlung des Verbands oder der Wunde- Druckverband (?)- nicht klebende Verbandsmaterialien:• Calciumalginate (Algisite M, SeaSorb Soft, Curasorb, Kaltostat, Melgisorb,
Nobaalgin, Sorbalgon, Sorbsan, Suprasorb A, Tegagen, Trionic, Urgosorb)• Gele (z. B. Cutimed Sorbact Gel; bei trockenen Wunden)• Schaumstoffe (z.B. Tielle, Tielle plus borderless, Allevyn Non Adhesive, Biatain,
Biatain Ibu)• Fettgaze, Gazen, Wunddistanzgitter (z.B. Mepitel, Physiotulle, Urgotül, Adaptic)
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Starke Wundblutung:
- Druckverband- dunkle Bettwäsche und Handtücher- in der Nähe bleiben !- evtl. Sedierung mit Tavor 1,0 Expidet (buccal / sublingual) oder
5mg Dormicum - Injektionslösung nasal
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Stark nässende Wunden:
- Stark saugfähige Wundauflagen (z.B. Zetuvit Plus)- Wundrandschutz und Hautschutz (z.B. Cavilon-Creme, Zinkpaste, Pantothensalbe)- Umgebende Haut einige cm über die Wunde hinaus mit Hydrokolloiden versorgen
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Geruchskontrolle:
- Chlorophyll (Stozzon) 3 x 1 Dragee tgl.- Zimmer gut lüften- häufiges Wechseln von Bettwäsche, Kleidung und Unterlagen- Duftlampen / ätherische Öle / Räucherkerzen (cave: unangenehmer Geruchsmix)- häufiger Verbandswechsel- Kräuterkissen auf den Verband legen- Chlorophyll-Lösung auf Gaze träufeln- Metronidazol 1%ige Lösung auftragen- Metronidazol 250-400mg 3 x tgl. oral oder 500mg 3 x tgl. i. v. für mindestens 5 Tage- 0,1 - 0,2%ige Lavasept-Lösung auftragen- Abdichten der Wunde mit Zinkpaste
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Geruchskontrolle:
- Aktivkohlehaltige Verbandsstoffe (z. B. Actisorb, Carbonet®, CarboFlex®,Askina® Carbosorb). Die Aktivkohleschicht liegt in einem wasserdampf-durchlässigenPolster; die Aktivkohle bleibt dadurch trocken.
- Silberhaltige Verbandsstoffe (z. B. Aquacel® Ag, Contreet® H, Textus bioactiv®).Saugfähige Hydrokolloidverbände mit ionischem Silber; töten auch resistente Keimeab.
- Aktivkohle- und Silberhaltige Verbandsstoffe (Actisorb® silver)
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Dekubitus – Einteilung
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aus: J. Anders et al., Dekubitalgeschwüre – Pathophysiologie und Primärprävention. Deutsches Ärzteblatt 107, 28. Mai 2010
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www.dekubitus.de
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aus: J. Forster, Wundversorgung in der Palliativmedizin
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Lokale Behandlung von Wundentzündungen:
- Octenisept
- Lavasept
- Iruxol N Salbe- Hydrogele (z.B. Askina Gel)- Metronidazol Gel
Askina Gel löst nekrotisches Gewebe. Zur Fixierung der Hydrogel-Wundauflage ist ein Folienverband geeignet.
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Ursachen des Lymphödems:
- postoperativ (Lymphknotenexstirpation)- Radiatio- Infektionen- Tumorrezidiv mit Kompression von Lymphgefäßen- Neck dissection (Kopflymphödem)- Organerkrankungen
Komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE)
- Manuelle Lymphdrainage (pumpend, schiebend, streichend)- Hautpflege- Kompressionsbandage- Bewegungstherapie / Krankengymnastik
Quelle: DGP Sektion Pflege
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Kopflymphödem:
- häufig bei malignen Erkrankungen des MKG / HNO Bereichs- extreme Entstellung möglich- weicher lymphologischer Kompressionsverband (LKV) aus Trikotschlauch und
Schaumstoff ohne Bedeckung des Halses- auch wichtig: sorgfältige Hautpflege
aus: U. Herpertz, Ödeme und Lymphdrainage:Diagnose und Therapie von Ödemkrankheiten
aus: O. Gültig, Lymphologischer Kompressionsverband bei Kopf-, Brust- und Genitallymphödem unter ambulanten Bedingungen