Wolfgang Streeck, Martin Höpner (Hg.) Alle Macht dem Markt? · PDF fileInhalt...

download Wolfgang Streeck, Martin Höpner (Hg.) Alle Macht dem Markt? · PDF fileInhalt Vorbemerkung 7 Einleitung: Alle Macht dem Markt? Wolfgang Streeck und Martin Höpner 11 Krise in der

If you can't read please download the document

Transcript of Wolfgang Streeck, Martin Höpner (Hg.) Alle Macht dem Markt? · PDF fileInhalt...

  • Wolfgang Streeck, Martin Hpner (Hg.)

    Alle Macht dem Markt?Fallstudien zur Abwicklung der Deutschland AG

    Campus VerlagFrankfurt/New York

  • Schriften des Max-Planck-Instituts fr Gesellschaftsforschung Kln, Band 47

    Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek

    Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet ber http://dnb.ddb.de abrufbar.

    ISBN 3-593-37265-7

    Das Werk einschlielich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschtzt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulssig. Das gilt insbesondere fr Vervielfltigungen, bersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.Copyright 2003 Campus Verlag GmbH, Frankfurt/MainDTP: Thomas Pott; Max-Planck-Institut fr Gesellschaftsforschung, KlnDruck und Bindung: KM-Druck, Gro-UmstadtGedruckt auf surefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier.Printed in Germany

  • Inhalt

    Vorbemerkung 7

    Einleitung: Alle Macht dem Markt?Wolfgang Streeck und Martin Hpner 11

    Krise in der Deutschland AG: Der Fall AEGDirk Ipsen und Jens Pfitzinger 60

    Wer beherrschte die Gemeinwirtschaft?Unternehmenskontrolle in politischen UnternehmenAnke Hassel 93

    Deutschland AG a.D.: Deutsche Bank, Allianz und dasVerflechtungszentrum des deutschen KapitalismusJrgen Beyer 118

    Entsteht ein Markt fr Unternehmenskontrolle?Der Fall MannesmannMartin Hpner und Gregory Jackson 147

    Auf dem Weg zur Aktionrsorientierung:Shareholder Value bei HoechstStefan Eckert 169

    Viele Wege nach Rom? BASF, Bayer und HoechstSigurt Vitols 197

  • Der Einfluss des Kapitalmarkts und seine Grenzen:Die Chemie- und PharmaindustrieSteffen Becker 222

    Kapitalmarktorientierung und Mitbestimmung: Veba und SiemensRainer Zugehr 249

    Corporate Governance im Mehrebenensystem:Konfliktkonstellationen im InvestitionswettbewerbBritta Rehder 272

    Die Autorinnen und Autoren 288

  • Vorbemerkung

    Der vorliegende Band ist aus einer Reihe von Forschungsprojekten hervor-gegangen, die seit 1999 am Klner Max-Planck-Institut fr Gesellschafts-forschung (MPIfG) stattgefunden haben. Anfang und Mittelpunkt war eineUntersuchung ber den Einfluss der wirtschaftlichen Internationalisierungauf das deutsche System der industriellen Beziehungen, die von WolfgangStreeck und Anke Hassel geleitet und als Graduiertenkolleg mit den vierDoktoranden Martin Hpner, Antje Kurdelbusch, Britta Rehder und RainerZugehr durchgefhrt wurde. Themen der 2001 und 2002 abgeschlossenenDoktorarbeiten waren die Shareholder-Value-Orientierung (Hpner), dieEntgeltsysteme (Kurdelbusch), Standortsicherungsvereinbarungen (Rehder)und das Investitionsverhalten (Zugehr) deutscher Grounternehmen in denneunziger Jahren. Die Stipendien der Doktoranden und weitere Frde-rungsmittel wurden von der Hans-Bckler-Stiftung zur Verfgung gestellt.

    Eng angelehnt an die Thematik des Doktorandenkollegs war ein im Jahr2000 begonnenes, von der DFG untersttztes Forschungsprojekt, fr dasJrgen Beyer und Anke Hassel verantwortlich waren und das sich mit derVerteilung der von deutschen Grounternehmen erwirtschafteten Wert-schpfung auf Arbeitnehmer, Aktionre, Kreditgeber, Staat und Unterneh-men befasste. Zahlreiche Berhrungspunkte gab es auch mit der gleichzeitigvon Gregory Jackson am Institut geschriebenen Doktorarbeit ber die lang-fristige Entwicklung der Corporate-Governance-Regime in Deutschland undJapan im 19. und 20. Jahrhundert, die im Herbst 2001 an der Columbia Uni-versity in New York eingereicht und verteidigt wurde.

    Empirisch sttzte sich das Internationalisierungsprojekt zunchst auf eineDatenbank ber die hundert grten deutschen Unternehmen in den Jahren1986 und 1996. Die in ihr enthaltenen Informationen stammten zum Teilaus ffentlich oder kommerziell zugnglichen Quellen. Weitere Daten wur-den mit Hilfe schriftlicher Befragungen der Vorstnde und Betriebsrte so-wie durch halbstrukturierte persnliche Interviews mit Schlsselpersonen in

  • 8 Vorbemerkung

    ausgewhlten Unternehmen erhoben. Vor allem die Interviews ermglichteneinen Einblick in die Besonderheiten einzelner Flle und legten es nah, ge-wonnene Erkenntnisse ber allgemeine Trends durch vertiefende Fallstudienzu differenzieren und zu spezifizieren.

    Gegenstand des Forschungsprogramms des MPIfG sind die Auswirkun-gen der Internationalisierung von Mrkten und politischen Entscheidungs-prozessen auf die institutionellen Ordnungen des nach dem Zweiten Welt-krieg entstandenen demokratischen Nationalstaats. Zu diesen Ordnungengehren nicht zuletzt die jeweiligen nationalen Systeme der Arbeitsbezie-hungen, die nicht nur die Bedingungen von Beschftigung und die Organi-sation des Beschftigungsverhltnisses regeln, sondern auch deren Regelungselbst. Eine der Fragen, denen die Untersuchungen am MPIfG nachgingen,war die nach der Intensitt des einseitigen oder wechselseitigen Abhngig-keitsverhltnisses zwischen den Arbeitsbeziehungen einer konomie bezie-hungsweise ihrer Unternehmen einerseits und ihren Kapitalbeziehungen an-dererseits. Konkret ging es dabei darum, wie der in den neunziger Jahren zubeobachtende bergang auch deutscher Grounternehmen zu einer Strategieder Erhhung des Shareholder Value, der eng mit verschiedenen Dimen-sionen der Internationalisierung verknpft ist, das Verhltnis der Unterneh-men zu ihren Belegschaften und zu deren Interessenvertretern, also den ge-whlten Betriebsrten und Aufsichtsratsmitgliedern der Arbeitnehmer sowieden Gewerkschaften, beeinflusst hat. Da die empirischen Untersuchungen(zunchst) auf die grten Unternehmen beschrnkt waren, gerieten somitneben den Arbeitsbeziehungen auch die Institutionen der Corporate Go-vernance in das Blickfeld, die bestimmen, in welcher Weise Eigentmerund Kapitalgeber, aber auch andere Interessenten Einfluss auf die Leitungvon Kapitalgesellschaften ausben knnen.

    Der Weg von der Untersuchung des Verhltnisses zwischen den Arbeits-und Kapitalbeziehungen einer nationalen konomie zu den aktuellen Dis-kussionen ber unterschiedliche, national institutionalisierte Spielarten, oderModelle, des kapitalistischen Wirtschaftssystems ist nicht weit. Diesewiederum sind heute zu einem guten Teil Diskussionen ber Ursachen undFormen institutionellen Wandels. Je enger verkoppelt man sich die instituti-onellen Sphren eines nationalen Kapitalismusmodells vorstellt, desto mehrmuss man erwarten, dass Wandel in einer Sphre Wandel in allen anderenSphren zur Folge hat. Das wiederum macht es unwahrscheinlich, dass all-tgliche Anpassungen an vernderte Bedingungen zu mehr fhren knnenals zu oberflchlichem, das bestehende System reproduzierendem, pfadab-hngigem Wandel. Zu den Fragen, die dies aufwirft, gehrt, ob in einem

  • Vorbemerkung 9

    Land wie Deutschland die Spielregeln des Kapitalmarkts und der Unterneh-menskontrolle tatschlich auf Dauer marktgetriebener und liberaler oderauch angloamerikanischer werden knnen, ohne dass Vernderungendurch den nationalen Systemzusammenhang zurckgeholt werden. Wenn ja,muss eine vom Weltmarkt durchgesetzte dauerhafte Amerikanisierungder Kapitalbeziehungen dann nicht auch eine entsprechende Vernderung derArbeitsbeziehungen bewirken, wenn nicht sofort, so doch spter? In anderenWorten, wie viel Komplementaritt zwischen den verschiedenen Institutio-nen einer nationalen politischen konomie verlangen die unterschiedli-chen Logiken der Politik einerseits und der konomie andererseits? Wel-che Gestaltungsspielrume bleiben fr nationale Politik in Sektoren, die di-rekt und indirekt von Internationalisierung betroffen sind?

    Die Ergebnisse der empirischen Untersuchungen am MPIfG ber denWandel der deutschen industriellen Beziehungen seit den neunziger Jahren,die auch dem vorliegenden Buch zugrunde liegen, widersprechen der funk-tionalistischen Vorstellung, dass nationale Konfigurationen wirtschaftlicherInstitutionen so stark aufeinander bezogen und damit so stabil und selbstre-produktiv sind, dass in ihnen, zum Guten oder zum Bsen, ohne fundamen-tale, von auen kommende Schocks allenfalls triviale Vernderungen mg-lich sind. Vor allem warnen sie davor, das Ausma der Kopplung zwischenden verschiedenen institutionellen Sphren einer konomie zu hoch anzu-setzen. Nicht zuletzt das vorliegende Buch prsentiert berzeugende Evi-denz dafr, dass die Kapitalbeziehungen deutscher Unternehmen und dasdeutsche System der Unternehmenskontrolle sich in den letzten anderthalbJahrzehnten so grundlegend verndert haben, dass zu Recht von einem Endeder Periode des national organisierten deutschen Kapitalismus und einernachhaltigen Konvergenz auf das angloamerikanische Modell der Unterneh-mensfhrung gesprochen werden kann.

    Gleichzeitig aber kann, wie das Buch und andere, aus demselben For-schungszusammenhang hervorgegangene Studien belegen, von einer ent-sprechenden Transformation der Arbeitsbeziehungen, trotz ebenfalls tiefgehender Vernderungen derselben, keine Rede sein. Statt von mechani-scher Kopplung scheint das Verhltnis zwischen Kapital- und Arbeitsbezie-hungen eher von politisch gestalteter Hybridisierung geprgt zu sein, bei derursprnglich heterogene Institutionen mit unterschiedlicher Funktionsweisesich so aneinander anpassen, dass sie miteinander funktionieren knnen.Auch Hybridisierung bedeutet Wandel, und auch dieser Wandel kann bereine bloe Reproduktion des Bekannten hinausgehen und zu etwas Neuemfhren. Zumindest in Teilen hat das deutsche System der industriellen Be-

  • 10 Vorbemerkung

    ziehungen auf die neuen Bedingungen internationalisierter Kapitalmrkte,wenn nicht mit einem Systembruch, aber doch mit einem Pfadwechsel rea-giert einem Pfadwechsel insofern, als es immer weniger die Politik undimmer mehr die wirtschaftlichen Verhltnisse des einzelnen Unternehmenssind, von denen heute abhngt, wie die nach wie vor bestehenden Instituti