Wintersemester 2011/12 Ludwig von Auer - Uni …€¢ Eli Heckscher (1879-1952) und Bertil Ohlin...

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Außenwirtschaft Vorlesungsskript Wintersemester 2011/12 Ludwig von Auer

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AußenwirtschaftVorlesungsskript

Wintersemester 2011/12

Ludwig von Auer

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung 11.1 Geschichte des Welthandels . . . . . . . . . . . . . . . . 41.2 Bedeutung des Außenhandels . . . . . . . . . . . . . . . 81.3 Anreize für Außenhandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161.4 Handelsbarrieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

1

2

1.5 Einige Links zum Thema „Internationaler Handel“ . . . 18

3

I Theorie des Außenhandels 0

2 Wohlfahrtspotenziale des Welthandels 12.1 Merkantilismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22.2 Ikonen der modernen Außenhandelstheorie . . . . . . . . 42.3 Vereinfachende Annahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . 142.4 Autarkiegleichgewicht eines Landes . . . . . . . . . . . . 15

2.4.1 Transformationskurve des Landes . . . . . . . . . 152.4.2 Isowohlfahrtslinien . . . . . . . . . . . . . . . . . 212.4.3 Autarkiegleichgewicht . . . . . . . . . . . . . . . 26

2.5 Außenhandelsanreize für ein kleines Land . . . . . . . . . 322.5.1 Tauschanreize und Arbitrage . . . . . . . . . . . . 332.5.2 Nationale Budgetrestriktion . . . . . . . . . . . . 422.5.3 ZusätzlicheWohlfahrtsgewinne durch Produktions-

umstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 522.6 Terms of Trade eines kleinen Landes . . . . . . . . . . . 55

4

3 Grundmodell des Außenhandels 13.1 Ursachen für unterschiedliche Autarkiepreisverhältnisse . 33.2 Grundprinzip der analytischen Herangehensweise . . . . 83.3 Handelsgleichgewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123.4 Terms of Trade großer Länder . . . . . . . . . . . . . . . 213.5 Relatives Angebot und relative Nachfrage . . . . . . . . . 23

3.5.1 Nationale relative Angebots- und Nachfragekurven 253.5.2 Relative Weltangebots- und -nachfragekurve . . . 303.5.3 Veränderungen in Angebot und Nachfrage . . . . 39

3.6 Handel zwischen Ländern unterschiedlicherEntwicklungsstufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 413.6.1 Handelsanreize . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 413.6.2 Wettbewerbsfähigkeit von Entwicklungsländern . 43

3.7 Komparativer Vorteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 443.8 Wirtschaftswachstum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

5

3.8.1 Dynamische Handelsgewinne . . . . . . . . . . . . 483.8.2 Neues Handelsgleichgewicht . . . . . . . . . . . . 493.8.3 Wohlfahrtswirkungen für das wachsende Land . . 543.8.4 Wohlfahrtswirkungen für den Handelspartner . . 59

3.9 Entwicklungshilfe und andere internationaleTransferzahlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 613.9.1 Wohlfahrtswirkungen für das Empfängerland . . . 623.9.2 Terms-of-Trade-Effekt . . . . . . . . . . . . . . . 643.9.3 Weitere Beispiele für internationale

Transferzahlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

6

4 Ricardo Modell 14.1 Autarkiegleichgewicht einer Ricardo-Ökonomie . . . . . . 5

4.1.1 Produktionsfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . 64.1.2 Transformationskurve . . . . . . . . . . . . . . . . 84.1.3 Autarkiegleichgewicht . . . . . . . . . . . . . . . 15

4.2 Absoluter und komparativer Vorteil . . . . . . . . . . . . 174.3 Handelsgleichgewicht zweier Ricardo-Ökonomien . . . . . 234.4 Wohlfahrtswirkungen des Außenhandels . . . . . . . . . . 274.5 Kostenvorteile trotz absoluter Produktivitätsnachteile . . 30

4.5.1 Vergleich der Nominallöhne . . . . . . . . . . . . 314.5.2 Vergleich der Produktionskosten . . . . . . . . . . 33

4.6 Ein weiteres Zahlenbeispiel . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

7

5 Modell spezifischer Produktionsfaktoren 15.1 Transformationskurve bei spezifischen Produktionsfaktoren 4

5.1.1 Produktionsfunktion und Grenzprodukt der Arbeit 55.1.2 Herleitung der Transformationskurve . . . . . . . 125.1.3 Opportunitätskosten . . . . . . . . . . . . . . . . 14

5.2 Autarkiegleichgewichte und Handelsgleichgewicht . . . . 165.2.1 Autarkiegleichgewicht im Inland . . . . . . . . . . 165.2.2 Produktionsseite des Auslands . . . . . . . . . . . 185.2.3 Autarkiegleichgewicht im Ausland . . . . . . . . . 215.2.4 Handelsgleichgewicht . . . . . . . . . . . . . . . . 23

5.3 Wohlfahrts- und Umverteilungswirkungen . . . . . . . . 255.3.1 Nominale und reale Faktorentlohnung des mobilen

Faktors . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275.3.2 Wohlfahrt der Einkommensempfänger . . . . . . . 325.3.3 Bestimmung des gleichgewichtigen Nominallohns . 35

8

5.3.4 Wohlfahrtswirkungen auf die Bodenbesitzer . . . 445.3.5 Wohlfahrtswirkungen auf die Maschinenbesitzer . 475.3.6 Wohlfahrtswirkungen auf die Arbeiter . . . . . . . 495.3.7 Wohlfahrtswirkungen im Ausland . . . . . . . . . 50

9

6 Außenhandel und Größenvorteile 16.1 Interne Größenvorteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

6.1.1 Steigende sektorale Grenzkosten trotz interner Grö-ßenvorteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

6.1.2 Konsummenge versus Angebotsvielfalt . . . . . . 166.1.3 Wohlfahrtswirkungen des Außenhandels . . . . . 216.1.4 Isowohlfahrtslinien und der Trade Off zwischenMen-

ge und Vielfalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276.1.5 Intra- und interindustrieller Außenhandel . . . . . 326.1.6 Empirische Aspekte des intraindustriellen Handels 396.1.7 Politische Implikationen . . . . . . . . . . . . . . 426.1.8 Dumping . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

6.2 Externe Größenvorteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 496.2.1 Spezialisierte Zulieferer . . . . . . . . . . . . . . . 516.2.2 Wissensdiffusion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52

10

6.2.3 Arbeitsmarktpooling . . . . . . . . . . . . . . . . 536.2.4 Netzwerkeffekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 556.2.5 Sektorale Angebotskurve . . . . . . . . . . . . . . 566.2.6 Wohlfahrtswirkungen des Außenhandels . . . . . 57

11

II Außenhandelspolitik 0

7 Grundlegende Analyseinstrumente 17.1 Instrumente der Außenhandelspolitik . . . . . . . . . . . 27.2 Partielle Gleichgewichtsanalyse . . . . . . . . . . . . . . 4

7.2.1 Freihandelsgleichgewicht zweier großer Länder . . 57.2.2 Freihandelsgleichgewicht eines großen und eines klei-

nen Landes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127.3 Kosten-Nutzen-Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

7.3.1 Produzentenrente . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157.3.2 Konsumentenrente . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

7.4 Wohlfahrtseffekte des Freihandels . . . . . . . . . . . . . 23

12

8 Grundlagen der Zolltheorie 18.1 Importzölle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

8.1.1 Erhebungsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58.1.2 Politische Rechtfertigungen für Zölle . . . . . . . 78.1.3 Allgemeine Zollwirkung . . . . . . . . . . . . . . . 13

8.2 Importzoll eines kleinen Landes . . . . . . . . . . . . . . 148.2.1 Partielles Gleichgewicht . . . . . . . . . . . . . . 148.2.2 Wohlfahrtsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

8.3 Importzoll eines großen Landes . . . . . . . . . . . . . . 228.3.1 Partielles Marktgleichgewicht . . . . . . . . . . . 228.3.2 Wohlfahrtsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . 298.3.3 Wohlfahrtseffekte in Drittländern . . . . . . . . . 38

13

Kapitel 1

Einleitung

Außenwirtschaft 1—2

• Warum löst die Globalisierung so viel Besorgnis und Widerstandaus?

• Warum setzt sich die Welthandelsorganisation WTO für den Frei-handel ein?

• Warum verkündeten die G20-Staaten, dass sie auch in Zeiten derFinanzkrise an Freihandel festhalten wollen?

• Welche Umverteilungswirkungen würden sich aus einer Rückkehrin die wirtschaftliche Autarkie ergeben?

Außenwirtschaft 1—3

• Werden die ärmsten Länder Afrikas jemals in der Lage sein, aufden Weltmärkten wettbewerbsfähige Produkte anzubieten?

• Stellt es für die Industrienationen ein Problem dar, wenn Chinajährlich ein Wirtschaftswachstum von 10 Prozent erzielt?

• Ist es im Interesse der EU-Mitgliedsstaaten, dass in der EU denAgrarproduzenten Exportsubventionen gewährt werden? Warumkämpfen einige afrikanische Staaten gegen diese Subvention an?

Außenwirtschaft 1—4

1.1 Geschichte des Welthandels

• Der Globalisierungsprozess ist zumeist Folge technischer und poli-tischer Veränderungen, kann aber auch selbst technische und poli-tische Entwicklungen beeinflussen.

• Erste Globalisierungswelle (1870-1914)

— Dampfschiffe und Eisenbahnen ersetzten Segelboote und Kut-schen.

— Das Telegrafieren ersetzte das Versenden von Briefen.

— Die liberale Einwanderungspolitik ließ umfangreiche Migrati-onsbewegungen zu.

Außenwirtschaft 1—5

• Zweite Globalisierungswelle (1945-1980)

— Die Transportkosten verringerten sich kontinuierlich.

— Viele Regierungen verfolgten eine international kooperativerePolitikausrichtung.

— Die Handelsliberalisierung der Industrieländer benachteiligtedie Entwicklungsländer. Agrarprodukten dieser Länder, wel-che mit den Agrarprodukten der Industrieländer konkurrier-ten, wurde der Marktzugang erschwert.

— In den Industriestaaten bildeten sich industrielle Kernregionenheraus.

— DieMigration von Arbeitskräften wurde erheblich eingeschränkt.

Außenwirtschaft 1—6

• Gegenwärtige Globalisierungswelle (seit 1980)

— Unter den Entwicklungsländern gab es zwei Gruppen: DieProblemfälle (z.B. Kambodscha, Birma und viele afrikanischeStaaten) und die Erfolgsgeschichten (z.B. China, Indonesien,Malaysia, Thailand).

— Die zweite Gruppe liberalisierte ihre eigene Handelspolitik underhielt besseren Zugang zu den Märkten der Industriestaaten.

— Finanzkapital wurde international wesentlich mobiler.

— Internationales Outsourcing nahm deutlich zu. Dabei wurdenzunehmend auch höherwertige Tätigkeiten ins Ausland verla-gert.

Außenwirtschaft 1—7

— Multinationale Unternehmen und damit deren Direktinvesti-tionen und internationale Technologietransfers gewannen anBedeutung.

— Heutzutage führen die Menschen ein hochgradig internationalvernetztes Leben.

Außenwirtschaft 1—8

1.2 Bedeutung des Außenhandels

• Es folgen einige empirische Schlaglichter der Weltwirtschaft.• Es geht dabei um die Bedeutung des Außenhandels, um die welt-weiten Handelsströme und um die nationalen Export- und Import-strukturen.

Außenwirtschaft 1—9

Saldo: 153,3

Importe: 806,2

Exporte: 959,5

0

200

400

600

800

1.000

1.200

2005 2006 2007 2008 2009 2010*

Abbildung 1.1: Deutsche Exporte und Importe im Zeitverlauf, in Milli-arden € (Quelle: Destatis).

Außenwirtschaft 1—10

020406080

100120140160

Exporte

Importe

Abbildung 1.2: Absolute Export- und Importwerte nach Ländergruppen,in Milliarden $, 2010 (Quelle: OECD).

Außenwirtschaft 1—11

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

Exporte

Importe

Abbildung 1.3: Exporte und Importe jeweils ausgedrückt als Anteil amBruttoinlandsprodukt, in Prozent, 2010 (Quelle: OECD).

Außenwirtschaft 1—12

• Die sogenannte Gravitätstheorie erklärt die bilateralen Handelsvo-lumen durch die Größe und die Entfernung der Handelspartner.

• Demnach ist das Handelsvolumen (gemessen in Geld) eines Landesmit einem anderem Land umso größer,

— je stärker die Wirtschaftskraft (Bruttoinlandsprodukt) und

— je geringer die Entfernung

der beiden beteiligten Länder.

Außenwirtschaft 1—13

Abbildung 1.4: Handelsverflechtungen verschiedener Erdteile, 2009(Quelle: International Trade Statistics der WTO, 2010)

Außenwirtschaft 1—14

Nahrungsmittel und lebende

Tiere6%

Getränke u. Tabak

1% Rohstoffe4%

Mineral. Brennstoffe,

Schmiermittel usw.11%

Öle, Fette u. Wachse

0%

Chemische Erzeugnisse

13%

Bearbeitete Waren

13%

Maschinenbau-u. elektrotechn. Erzeugnisse u.

Fahrzeuge34%

Verschiedene Fertigwaren

11%

Waren u. verkehrs-vorgänge

7%

Abbildung 1.5: Importstruktur deutscher Güter, 2010 (Quelle: Destatis).

Außenwirtschaft 1—15

Nahrungsmittel und lebende

Tiere4%

Getränke u. Tabak

1%

Rohstoffe2%

Mineral. Brennstoffe,

Schmiermittel usw.2%

Öle, Fette u. Wachse

0%

Chemische Erzeugnisse

16%

Bearbeitete Waren

13%

Maschinenbau-u. elektrotechn. Erzeugnisse u.

Fahrzeuge47%

Verschiedene Fertigwaren

10%

Waren u. verkehrs-vorgänge

5%

Abbildung 1.6: Exportstruktur deutscher Güter, 2010 (Quelle: Destatis).

Außenwirtschaft 1—16

1.3 Anreize für Außenhandel

• Inländische Haushalte möchten Güter konsumieren, welche im eige-nen Land nicht im hinreichenden Maße hergestellt werden können.

• Das Gleiche gilt für inländische Unternehmen, die ausländische Gü-ter in der eigenen Produktion einsetzen möchten.

• Länder können versuchen, unterschiedliche Stärken und Schwächenzum gegenseitigen Vorteil auszunutzen.

• Gilt dies sogar dann, wenn das eine Land dem anderen Land inallen Sektoren produktionstechnisch überlegen ist?

• Handelsanreize können sich auch aus steigenden Skalenerträgen er-geben. Dies wird erst an späterer Stelle betrachtet.

Außenwirtschaft 1—17

1.4 Handelsbarrieren

• In der realen Welt existieren vielfältige Handelsbarrieren (z.B. Im-portquoten, Importzölle).

• Die meisten stellen einen Schutz für diejenigen Industrien dar, wel-che starkem Importdruck ausgesetzt sind.

• Haben diese Maßnahmen Erfolg?• Welche Nebenwirkungen ergeben sich?• Diese Fragen werden in den Kapiteln 7 bis 8 behandelt?

Außenwirtschaft 1—18

1.5 Einige Links zum Thema„Internationaler Handel“

• http://unstats.un.org/unsd(Internationale Statistiken und andere Information)

• http://www.wto.org(Internationale Handelstatistiken und andere Informationen)

• http://www.bls.gov/data/home.htm(Internationale Daten zu Stundenlöhnen und anderen ökonomi-schen Kennzahlen)

• http://mkaccdb.eu.int/mkaccdb2/indexPubli.htm(Daten zu Handelsbarrieren aus Sicht der EU)

Außenwirtschaft 1—19

• http://www.ustr.gov/(Daten zu Handelsbarrieren aus Sicht der USA)

• http://www.infoexport.gc.ca/ie-en/MarketReportsAndServices.jsp(Kanadische Sicht der anderen Länder)

• http://www.mfat.govt.nz/Trade-and-Economic-Relations/index.php(Neuseelands Ansichten zum Außenhandel)

• http://www.citizen.org/trade/index.cfm(Ansichten einiger Globalisierungskritiker).

Teil I

Theorie des Außenhandels

Kapitel 2

Wohlfahrtspotenziale desWelthandels

Außenwirtschaft 2—2

2.1 Merkantilismus

• Der Merkantilismus ist keine Denkschule. Der Begriff bezeichnet einBündel von Ansichten, welche das ökonomische Denken zwischenden Jahren 1500 und 1750 geprägt haben.

• Der Reichtum einer Volkswirtschaft wurde am Bestand der Edel-metalle gemessen.

• Dieser Reichtum wurde auch als Versicherung gegen Finanzproble-me während eines Krieges gesehen.

• Frage: Was würde man heute als den Reichtum einer Volkswirt-schaft erachten?

Antwort:

Außenwirtschaft 2—3

• Merkantilisten erachteten wirtschaftliche Tätigkeit als ein Nullsum-menspiel.

• Zentrales Ziel des Wirtschaftens war eine positive Leistungsbilanz(Gesamtwert der Exporte übersteigt den Gesamtwert der Impor-te), damit es zum erwünschten Zufluss von Edelmetallen kommenkonnte.

• Zu den damaligen Zeiten wurden Import- und Exportrechte an ein-zelne Handelsgesellschaften vergeben (z.B. Hudson Bay Companyund Dutch East India Trading Company).

Außenwirtschaft 2—4

2.2 Ikonen der modernenAußenhandelstheorie

• David Hume (1711-1776) und Adam Smith (1723-1790) stellten diemerkantilistischen Positionen auf den Prüfstand.

• In seinenPolitical Discourses (1752) argumentierte Hume, dass einepositive Leistungsbilanz zu Preis- und Lohnerhöhungen führt, dieeigenen Waren damit verteuert und eine erhöhte Nachfrage nachimportierten Waren auslöst. Dies wiederum verschlechtert die Leis-tungsbilanz.

Außenwirtschaft 2—5

David Hume Adam Smith(1711-1776) (1723-1790)

Außenwirtschaft 2—6

• In seinem berühmten Buch The Wealth of Nations (1776) erachtetSmith den Reichtum einer Volkswirtschaft als ihre produktive Ka-pazität. Das Prinzip der vorteilhaften Arbeitsteilung übertrug erauf die Ebene von Nationen. Wenn die handelnden Nationen ihre„absoluten Vorteile“ ausnutzen, ist dies zum Wohle aller Beteilig-ten. Internationaler Handel ist also kein Nullsummenspiel.

• Aufbauend auf den Erkenntnissen von Hume und Smith wurdenvon späteren Ökonomen ausgefeiltere Theorien entwickelt. DieseTheorien und ihre politischen Implikationen werden Gegenstanddieses Kurses sein.

Außenwirtschaft 2—7

• David Ricardo (1772-1823) schrieb das Werk The Principles of Po-litical Economy and Taxation (1817). In diesem Buch erläuterte er,dass sogar Länder ohne jeglichen „absoluten Vorteil“ vom inter-nationalen Handel profitieren können (Prinzip des „komparativenVorteils“). In der Tradition der Arbeitswertlehre stehend konzen-trierte sich Ricardo in seinem Denken auf die Angebotsseite (Pro-duktionsseite) der Volkswirtschaften. Diese unterschieden sich hin-sichtlich ihrer Arbeitsproduktivitäten. Letztere hängen unter ande-rem vom technischen Wissen und den jeweiligen Fertigkeiten sowievon der Ausstattung mit anderen Ressourcen ab.

Außenwirtschaft 2—8

• John Stuart Mill (1806-1873) ist der Autor von Principles of Poli-tical Economy (1848). Er erkannte, dass die Preise auf dem Welt-markt auch von der Nachfrageseite der beteiligten Länder mitbe-stimmt werden (Theorie der reziproken Nachfrage). Dadurch konn-te man dieWeltmarktpreise erklären und nicht nur, wie bei Ricardo,mögliche Preisspannen angeben.

Außenwirtschaft 2—9

David Ricardo John Stuart Mill(1772-1823) (1806-1873)

Außenwirtschaft 2—10

• Eli Heckscher (1879-1952) und Bertil Ohlin (1899-1979) entwickel-ten das Heckscher-Ohlin Modell. Es basiert auf Heckscher’s (1919)Aufsatz The Effect of Foreign Trade on the Distribution of Income(veröffentlicht in Schwedisch in Ekonomisk Tidskrift) und wurde inOhlins (1933) Buch Interregional and International Trade weiter-entwickelt. In ihrem Ansatz wird die zentrale Bedeutung der Res-sourcenausstattung der Länder herausgearbeitet. Ferner zeigen sie,dass internationaler Handel im Land Umverteilungseffekte auslöst.

Außenwirtschaft 2—11

Eli Heckscher Bertil Ohlin(1879-1952) (1899-1979)

Außenwirtschaft 2—12

• Paul A. Samuelson (geboren 1915) trug maßgeblich zum Verständ-nis und zur Weiterentwicklung des Heckscher-Ohlin Modells beiund entwickelte das Modell spezifischer Produktionsfaktoren. Die-ses wurde davon unabhängig auch von Ronald W. Jones entwickelt.

• Paul R. Krugman (geboren 1953) untersuchte den Einfluss vonTransportkosten und unvollständigen Wettbewerb auf den interna-tionalen Handel. Dieses Forschungsgebiet wird als “New EconomicGeography” bezeichnet.

Außenwirtschaft 2—13

Paul A. Samuelson Paul R. Krugman

(1915- ) (1953- )

Außenwirtschaft 2—14

2.3 Vereinfachende Annahmen

• In den theoretischen Handelsmodellen werden zahlreiche vereinfa-chende Annahmen getroffen.

• Es wird von einer einheitlichen Währung ausgegangen.• Es bestehen keine internationalen Kreditbeziehungen. Für jedesLand gilt deshalb: Innerhalb einer Periode entspricht der Wert derproduzierten Güter dem Wert der konsumierten Güter.

• Güter können ohne Transportkosten von einem Land in ein anderesLand transferiert werden.

• Produktionsfaktoren sind international nicht mobil (z.B. keine Mi-gration).

Außenwirtschaft 2—15

2.4 Autarkiegleichgewicht eines Landes

• Die Ökonomie produziert und konsumiert zwei Güter:Nahrung und Kleidung.

2.4.1 Transformationskurve des Landes

• QN = produzierte NahrungsmengeQK = produzierte Kleidungsmenge

• Die in der Ökonomie vorhandenen Produktionsfaktoren sind be-grenzt.

Außenwirtschaft 2—16

• Die maximal möglichen QN -QK-Kombinationen werden durch dieTransformationskurve T beschrieben (Abbildung 2.1).

• Diese Kurve gibt für jedes QN das dann noch maximal produzier-bare QK an (z.B. Q1

N erlaubt Q1K).

• Die Ausweitung von QN erfordert eine Senkung von QK. DieseSenkung wird als die Opportunitätskosten der Nahrungsproduktion(ausgedrückt in Kleidungseinheiten) bezeichnet.

Außenwirtschaft 2—17

NQ

KQ

T

1Q

1NQ

1KQ

Abbildung 2.1: Transformationskurve

Außenwirtschaft 2—18

• In Abbildung 2.2 (und auch Abbildung 2.1) steigt die notwendigeAbsenkung mit jeder zusätzlichenQN -Einheit (vergleiche die Punk-te Q1, Q2 und Q3). Begrenzte Ressourcen (z.B. Land) sind dafüreine wichtige Ursache.

• Das bedeutet: Die Opportunitätskosten der Nahrungsmittelproduk-tion (ausgedrückt in Kleidungseinheiten) steigen.

• Grafisch entsprechen diese Opportunitätskosten der jeweiligen Stei-gung der Transformationskurve. Je größer QN , umso größer wirddiese Steigung (betragsmäßig).

• Auch die Opportunitätskosten der Kleidungsproduktion (ausge-drückt in Nahrungseinheiten) steigen.

Außenwirtschaft 2—19

NQ

KQ

T 1Q

1NQ

1KQ

2NQ 3

NQ

2KQ3KQ

2Q3Q

Abbildung 2.2: Steigende Opportunitätskosten.

Außenwirtschaft 2—20

• Punkte unterhalb der Transformationskurve können sich ergeben,wenn Produktionsfaktoren technisch nicht effizient oder gar nichteingesetzt werden.

• Im Folgenden wird aber von einem technisch effizienten Einsatz derProduktionsfaktoren ausgegangen.

• Technische Anmerkung: Die Transformationskurve eines Landes istnormalerweise konkav. Erst bei stark ansteigenden Skalenerträgenergibt sich eine konvexe Transformationskurve.

• Begriffliche Anmerkung: Die Begriffe „Land“ und „Ökonomie“ wer-den synonym verwendet.

Außenwirtschaft 2—21

2.4.2 Isowohlfahrtslinien

• DN = konsumierte NahrungsmengeDK = konsumierte Kleidungsmenge

• Die Indifferenzkurven eines Konsumenten geben jene DN -DK-Kombinationen an, welche dem Konsumenten jeweils den gleichenNutzen liefern.

• Es wird vereinfachend angenommen, dass alle Konsumenten iden-tisch sind. Die Indifferenzkurven eines einzelnen Konsumenten (Iso-nutzenkurven) repräsentieren deshalb zugleich die Isowohlfahrtsli-nien der Ökonomie.

Außenwirtschaft 2—22

• Abbildung 2.3 zeigt drei Isowohlfahrtslinien: W 1, W 2 undW 3. Fürdie Wohlfahrtsniveaus gilt dabei: W 1 < W 2 < W 3.

• Isowohlfahrtslinien schneiden sich nicht.• Jede DN -DK-Kombination liegt auf genau einer Isowohlfahrtslinie.

Außenwirtschaft 2—23

ND

KD1W

2W

1D

3W

2D3D

1KD2KD3KD

3ND2

ND1ND

Abbildung 2.3: Isowohlfahrtslinien.

Außenwirtschaft 2—24

• Ausgangspunkt sei Punkt D1. Stattet man die Ökonomie mit einerzusätzlichen Menge Nahrung aus, so kann man ihr eine bestimmteKleidungsmenge entziehen, und sie bleibt dennoch auf dem altenWohlfahrtsniveau (Punkt D2).

• Dieser zulässige Entzug wird als Grenzrate der Substitution vonKleidung durch Nahrung bezeichnet.

• Ausgangspunkt sei nun Punkt D2. Stattet man die Ökonomie er-neut mit jener zusätzlichen Nahrungsmenge aus, so kann man ihr,soll sie auf dem alten Wohlfahrtsniveau bleiben, erneut eine be-stimmte Kleidungsmenge entziehen (Punkt D3). Diese entzogeneMenge muss aber kleiner sein als im ersten Schritt.

Außenwirtschaft 2—25

• Das bedeutet: Die Grenzrate der Substitution von Kleidung durchNahrung ist abnehmend.

• Grafisch entspricht die Grenzrate der Substitution dem Negativ-wert der jeweiligen Steigung der Isowohlfahrtslinie. Je größer DN ,umso kleiner ist die Steigung (betragsmäßig).

• Auch die Grenzrate der Substitution von Nahrung durch Kleidungist abnehmend.

Außenwirtschaft 2—26

2.4.3 Autarkiegleichgewicht

• Abbildung 2.4 zeigt die Transformationskurve T gemeinsam miteinigen Isowohlfahrtslinien.

• Eine autarke Ökonomie kann immer nur diejenigen Nahrungsmen-gen und Kleidungsmengen konsumieren, die sie selbst produzierthat:

DN = QN

DK = QK

• Das konsumierte Güterbündel D = (DN ,DK) muss folglich mitdem produzierten Güterbündel Q = (QN , QK) übereinstimmen.

• Deshalb stellen nur die Punkte auf oder innerhalb der Transforma-tionskurve realisierbare Konsumbündel dar.

Außenwirtschaft 2—27

• Frage: Im Punkt Q0 könnte aus Produktionssicht der Nahrungs-output um eine Einheit erhöht werden und im Gegenzug der Klei-dungsoutput um eine drittel Einheit reduziert werden. Wäre diesaus Konsumentensicht vorteilhaft?

Antwort:

• Frage: Im Punkt Q00 könnte aus Produktionssicht der Nahrungs-output um eine Einheit gesenkt werden und im Gegenzug der Klei-dungsoutput um eine Einheit erhöht werden. Wäre dies aus Kon-sumentensicht vorteilhaft?

Antwort:

Außenwirtschaft 2—28

NN DQ ,

KK DQ , 1W

1Q 1D=T

''Q

'Q

2W

0W

3W

Abbildung 2.4: Die Wirkung von Marktkräften.

Außenwirtschaft 2—29

• Das höchste erreichbare Wohlfahrtsniveau ist bei KonsumbündelD1 = (D1

N , D1K). Folglich markiert Punkt D

1 = Q1 das Autarkie-gleichgewicht (siehe auch Abbildung 2.5).

• Es ist ein Gleichgewicht, denn es besteht kein Anreiz von diesemPunkt abzuweichen.

• In diesem Punkt gilt:

D1 = Q1

Steigung der Transformationskurve = Steigung der Isowohlfahrtslinie

Opportunitätskosten der Nahrung = Grenzrate der Substitution

• Im Punkt D1 der Abbildungen 2.4 und 2.5 beträgt die Steigung derTransformationskurve und der Isowohlfahrtslinie −(1/2).

• Es ergibt sich in der Ökonomie also die Tauschrelation: eine halbeEinheit Kleidung für eine Einheit Nahrung.

Außenwirtschaft 2—30

NN DQ ,

KK DQ ,1W

1Q 1D=

1ND,1

NQ

1KD,1

KQ

Steigung: ( ) 21−=− AKN PP

T

Abbildung 2.5: Autarkiegleichgewicht.

Außenwirtschaft 2—31

• Jeder Tausch wird mit Hilfe von Geld abgewickelt.• PN = Preis einer Nahrungseinheit

PK = Preis einer Kleidungseinheit

• Das Preisverhältnis beträgt im Autarkiegleichgewicht:

(PN/PK)A = 1/2

Dabei steht „A“ für Autarkie.

• Das bedeutet: Für eine Einheit Nahrung erhält man im Tausch einehalbe Einheit Kleidung.

• Nur das Preisverhältnis ist wichtig, nicht die absolute Höhe derPreise.

Außenwirtschaft 2—32

2.5 Außenhandelsanreize fürein kleines Land

• Ein kleines Land ist als eine Ökonomie definiert, die keinen Einflussauf die Preisverhältnisse auf dem Weltmarkt ausübt (z.B. Luxem-burg).

• Entscheidet sich ein kleines Land, den Autarkiestatus aufzugebenund am Welthandel teilzunehmen, dann werden die Preisverhält-nisse auf dem Weltmarkt dadurch nicht berührt.

Außenwirtschaft 2—33

2.5.1 Tauschanreize und Arbitrage

• Das bislang betrachtete Land wird als Inland bezeichnet, der Restder Welt als Ausland.

• Auf den Variablen des Auslands erscheint das Symbol „∼“, alsobeispielsweise Q̃N .

• Es sei unterstellt, dass die Produktion im Inland bereits stattge-funden hat, bevor das Inland sich entscheidet, am Welthandel teil-zunehmen.

• Es geht hier also um die Frage, welche kurzfristige Anpassung anden Weltmarkt für das Inland möglich wäre und ob dies für daskleine Land von Vorteil ist.

Außenwirtschaft 2—34

• Exemplarisch sei der folgende Fall betrachtet:

1

2=

µPN

PK

¶A

<P̃N

P̃K

= 1

• Frage: Wie könnte ein Inländer (oder Ausländer) sehr reich wer-den, wenn auch nach der Handelsöffnung diese Preisverhältnisse imIn- und Ausland weiterbestehen würden?

Antwort:

Außenwirtschaft 2—35

• Frage: Welche längerfristigen Konsequenzen ergeben sich für dasinländische und ausländische Preisverhältnis?

Anwort:

Außenwirtschaft 2—36

• Abbildung 2.6 wiederholt Abbildung 2.4. Das Autarkiegleichge-wicht ist durch Q1 und D1 bezeichnet. Das gleichgewichtige Au-tarkiepreisverhältnis beträgtµ

PN

PK

¶A

=1

2

• Nach der Aufnahme von Außenhandel ergibt sich

PN

PK=

P̃N

P̃K

= 1

wobei davon ausgegangen wurde, dass die Handelsöffnung erfolgte,erst nachdem das Inland das Güterbündel Q1 produziert hat.

Außenwirtschaft 2—37

NN DQ ,

KK DQ ,1W

T

1Q 1D=

1ND,1

NQ

1KD,1

KQ

Steigung: ( ) 21−=− AKN PP

2D

Steigung: ( ) 1~~ −=− KN PP

2ND

2KD

2WR

Abbildung 2.6: Teilnahme am Welthandel.

Außenwirtschaft 2—38

• Da das Inland klein ist, könnte es auf dem Weltmarkt (also imAusland) jede beliebige Nahrungsmenge im Verhältnis von Eins zuEins gegen Kleidung tauschen (P̃N/P̃K = 1).

• Frage: Welcher Wohlfahrtseffekt ergibt sich für das Inland, wennes auf dem Weltmarkt eine kleine Menge Nahrung gegen Kleidungtauscht (also Nahrung exportiert und Kleidung importiert)?

Antwort:

• Frage:Welche Tauschmenge würde die größte Wohlfahrt im Inlandgenerieren?

Antwort:

Außenwirtschaft 2—39

• Frage: Könnte auch im Fall vonµPN

PK

¶A

>P̃N

P̃K

durch die Aufnahme von Handel ein Wohlfahrtsgewinn erzielt wer-den?

Antwort:

Außenwirtschaft 2—40

NN DQ ,

KK DQ , 1W

1Q 1D=

Steigung: ( ) 21−=− AKN PP

2D

Steigung: ( )KN PP ~~−

2W

Abbildung 2.7: Wohlfahrtseffekt bei alternativer Preiskonstellation.

Außenwirtschaft 2—41

• Frage: Könnte auch im Fall vonµPN

PK

¶A

=P̃N

P̃K

ein Wohlfahrtsgewinn erzielt werden?

Antwort:

Resultat:Die Aufnahme von Tauschbeziehungen ist für ein kleines Land,dessen Autarkiepreisverhältnis vom Weltmarktpreisverhältnis abweicht,immer von Vorteil.

Außenwirtschaft 2—42

2.5.2 Nationale Budgetrestriktion• Der monetäreWert eines produzierten GüterbündelsQ = (QN , QK)beträgt

VQ = PNQN + PKQK

und der monetäre Wert eines konsumierten Güterbündels D =(DN , DK) beträgt

VD = PNDN + PKDK

• In Autarkie sind die Konsummöglichkeiten dadurch beschränkt,dass

DN = QN und DK = QK

gelten muss. Das bedeutet automatisch, dass

VD = VQ (2.1)

Außenwirtschaft 2—43

• Wenn das Land am Welthandel teilnimmt, ist es zulässig, dass

DN 6= QN und DK 6= QK

• Internationale Kreditbeziehungen wurden aber ausgeschlossen.• Der monetäre Wert der Importe muss im Gleichgewicht also mitdem monetären Wert der Exporte übereinstimmen:

P̃K (DK −QK) = P̃N (QN −DN) (2.2)

• Ausmultiplizieren führt zuP̃KDK − P̃KQK = P̃NQN − P̃NDN

und umstellen liefert

P̃NDN + P̃KDK = P̃NQN + P̃KQK (2.3)

Außenwirtschaft 2—44

• Wenn das Land am Welthandel teilnimmt, betragen die Werte derProduktion und des Konsums

VQ = P̃NQN + P̃KQK (2.4)

VD = P̃NDN + P̃KDK (2.5)

• Gleichung (2.3) ist also äquivalent mit der Gleichung

VD = VQ

was Restriktion (2.1) entspricht.

Außenwirtschaft 2—45

• Gleichung (2.2) — und damit auch Gleichung (2.1) — kann als dienationale Budgetrestriktion des Inlands interpretiert werden.

• Die nationale Budgetrestriktion markiert alle Konsumbündel, wel-che das Inland sich leisten kann, wenn es die Gütermengen QN undQK produziert hat.

• Deshalb kann die nationale Budgetrestriktion (2.2) für gegebenesOutputbündel Q = (QN , QK) als die “Grenze der Konsummöglich-keiten” aufgefasst werden.

• Die Gerade R der Abbildung 2.6 kann auch algebraisch definiertwerden. Sie ist identisch mit der nationalen Budgetrestriktion (2.2)bzw. (2.1). Dies wird nun gezeigt.

Außenwirtschaft 2—46

• Die nationale Budgetrestriktion (2.2) ist identisch mit Gleichung(2.3) und folglich auch mit

P̃NDN + P̃KDK = VQ ,

wobei VQ der Wert des inländischen Outputbündels Q ist, wenn aufdem inländischen Markt die Preise P̃N und P̃K gelten.

• Umstellen liefertP̃KDK = VQ − P̃NDN

und folglichDK =

VQ

P̃K

− P̃N

P̃K

DN (2.6)

• Bei gegebenem Q und gegebenen Weltmarktpreisen P̃N und P̃K, istauch VQ festgelegt. Das bedeutet, VQ, P̃N und P̃K haben gegebeneWerte. Gleichung (2.6) zeigt für jede konsumierte Nahrungsmen-ge DN die Kleidungsmenge DK an, welche sich das Inland leistenkönnte.

Außenwirtschaft 2—47

• Gleichung (2.6), also

DK =VQ

P̃K

− P̃N

P̃K

DN ,

könnte als eine alternative Formulierung der nationalen Budgetre-striktion betrachtet werden.

• Diese Gleichung liefertfür DN = 0 : DK =

VQP̃K

für DN = 1 : DK =VQP̃K

− P̃N

P̃K

für DN = 2 : DK =VQP̃K

− P̃N

P̃K

· 2

• Dies zeigt, dass Gleichung (2.6) die folgende Beziehung definiert:Falls DN um eine Einheit steigt, fällt DK um P̃N/P̃K Einheiten.

Außenwirtschaft 2—48

• Das bedeutet, der Konsum einer zusätzlichen Einheit Nahrung er-fordert eine Verringerung des Kleidungskonsums um P̃N/P̃K Ein-heiten.

• Gleichung (2.6) definiert eine lineare Beziehung zwischen den Va-riablen DN und DK . Grafisch wird dies durch eine Gerade wieder-gegeben. Jede Einheit, die man sich nach rechts bewegt, bedeutetein Absinken entlang der Gerade um (P̃N/P̃K) Einheiten.

• Formal kann die Steigung der Gerade direkt aus Gleichung (2.6)ermittelt werden: dDK

dDN= − P̃N

P̃K

• Es wurde gezeigt, dass die nationale Budgetrestriktion (2.1) undGleichung (2.6) äquivalent sind, und dass Gleichung (2.6) eine Ge-rade mit Steigung −(P̃N/P̃K) definiert. Dies ist auch die Steigungder Gerade R in Abbildung 2.6.

Außenwirtschaft 2—49

• Um abschließend zu beweisen, dass die nationale Budgetrestriktion(2.1) die gerade Linie R der Abbildung 2.6 ist, muss noch gezeigtwerden, dass die durch Gleichung (2.6) definierte Gerade durch denPunkt Q1 der Abbildung 2.6 verläuft.

• Es muss also gezeigt werden, dass sich für DN = QN der DK-WertDK = QK ergibt.

• Zu diesem Zweck wird in (2.6) DN durch QN ersetzt. Man erhält

DK =VQ

P̃K

− P̃N

P̃K

QN

Multiplikation mit P̃K ergibt

P̃KDK = VQ − P̃NQN

[aus (2.4)] = P̃KQK

Außenwirtschaft 2—50

• Dividiert man beide Seiten durch P̃K, erhält man

DK = QK

• Dieses Ergebnis zeigt, dass an der Stelle DN = QN die Geradedurch DK = QK verläuft.

• Grafisch bedeutet dies, dass die nationale Budgetrestriktion (2.6)tatsächlich die Gerade R der Abbildung 2.6 ist.

Resultat: Die nationale Budgetrestriktion eines Landes verläuft durchdas produzierte Güterbündel Q. Die Steigung der nationalen Budgetre-striktion ist durch das Weltmarktpreisverhältnis festgelegt (Preis des Gu-tes auf der horizontalen Achse durch den Preis des Gutes auf der verti-kalen Achse).

Außenwirtschaft 2—51

• Frage: Hätte das Land bei unveränderten Weltmarktpreisen einenhöheren Output QN und/oder QK , dann würde sich der Produkti-onswert VQ erhöhen. Wie würde dann die nationale Budgetrestrik-tion aussehen?

Antwort:

• Frage: Wäre dies für das Land vorteilhaft?Antwort:

Außenwirtschaft 2—52

2.5.3 Zusätzliche Wohlfahrtsgewinnedurch Produktionsumstellung

• Langfristig kann das kleine Land nicht nur internationalen Tauschdurchführen, es kann auch seine Produktion dem Weltmarkt an-passen.

• Die technisch produzierbaren Güterbündel sind durch die Trans-formationskurve der Abbildung 2.8 definiert (eine Kopie der Abbil-dung 2.6).

• Frage: Könnte das Land durch die Umstellung auf ein anderesGüterbündel als Q1 eine höhere Wohlfahrt erreichen?

Antwort:

Außenwirtschaft 2—53

NN DQ ,

KK DQ ,1W

T

1Q 1D=

Steigung: ( ) 21−=− AKN PP

2D

Steigung: ( ) 1~~ −=− KN PP

2WR

3D

3W

3Q

Abbildung 2.8: Vollständige Integration in den Weltmarkt.

Außenwirtschaft 2—54

Resultat: Das kleine Land erzielt durch die vollständige Integration inden Weltmarkt einen Wohlfahrtsgewinn, der durch die Differenz (W 3 −W 1) angegeben ist. Dieser Wohlfahrtsgewinn lässt sich in den

· Gewinn aus Tausch (W 2 −W 1) und den

· zusätzlichen Gewinn aus der Produktionsumstellungplus Tausch (W 3 −W 2)

zerlegen.

• Frage: Welche Wohlfahrtswirkung ergäbe sich für ein kleines be-reits in den Weltmarkt integriertes Land, wenn sich dieses Landder „Globalisierung entzieht“ (Rückkehr in die Autarkie)?

Antwort:

Außenwirtschaft 2—55

2.6 Terms of Trade eines kleinen Landes

• Im Handelsgleichgewicht gilt für das In- und Ausland das Welt-marktpreisverhältnis (P̃N/P̃K).

• Bei diesem Preisverhältnis exportiert das Inland Nahrung und esimportiert Kleidung.

• Die Terms of Trade eines Landes sind definiert als der Quotient:Preis des ExportgutesPreis des Importgutes

• Frage: Wie viel importierte Einheiten Kleidung erhält das Inlandfür jede exportierte Einheit Nahrung?

Antwort:

Außenwirtschaft 2—56

Literaturhinweise zu Kapitel 2

• Feenstra, Taylor (2008), International Trade, 1. Auflage [hier nichtgeeignet]

• Krugman, Obstfeld (2009), International Economics, 8. Auflage[hier nicht geeignet]

• Van den Berg (2004), International Economics, 1. Auflage [Teiledes Kapitels 3]

• Caves, Frankel, Jones (2007), World Trade and Payments, 10. Auf-lage [Teile des Kapitels 2]