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WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018 ARBEITSGEMEINSCHAFT LANDSCHAFTSÖKOLOGIE

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Fledermauskartierung 2018

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Fledermauskartierung 2018

erstellt im Auftrag e-wyn 4. Beteiligungs GmbH & Co. KG

Werner-von-Siemens-Str. 6 – 25337 Elmshorn

Projektleitung: Biologe Holger Henschel

Bearbeitung: Dipl.-Ing. Ivo Niermann

Techn. Bearbeitung: Frauke Bühring Michael Schirmacher Lara Wichmann

Februar 2019

ARBEITSGEMEINSCHAFT LANDSCHAFTSÖKOLOGIE

Gerberstraße 4 - 30169 HANNOVER Telefon: 0511 / 1210836-0 Telefax: 0511 / 12108379

e-Mail: [email protected] Internet:www.aland-nord.de

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ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie I

INHALT Seite

1 Einleitung ................................................................................................................. 1

1.1 Zielsetzung der Untersuchung ........................................................................ 1

1.2 Untersuchungsgebiet ...................................................................................... 1

2 Allgemeiner Kenntnisstand: WEA und Fledermäuse ......................................... 3

2.1 Bau- und anlagebedingte Beeinträchtigungen ............................................... 3

2.2 Betriebsbedingte Beeinträchtigungen ............................................................. 3

2.3 Ableitung der eingriffssensiblen Arten ............................................................ 5

3 Erfassungsmethoden ............................................................................................. 8

3.1 Detektorbegehungen ...................................................................................... 9

3.2 Stationäre Erfassungseinheiten .................................................................... 10

3.3 Dauererfassung ............................................................................................ 11

4 Bestandsergebnisse und Diskussion ................................................................ 13

4.1 Detektorbegehungen .................................................................................... 13

4.2 Stationäre Erfassungseinheiten .................................................................... 15

4.3 Dauererfassung ............................................................................................ 18

4.4 Artenbezogene Darstellung .......................................................................... 19

5 Bewertungsmethodik und -ergebnisse .............................................................. 30

5.1 Artenschutzrechtliche Bewertung ................................................................. 30

5.2 Bewertung der Aktivitätsdichte der Erfassungseinheiten ............................. 33

5.3 Bewertung der Phänologie aus der Dauererfassung ................................... 37

6 Voraussichtliche Konflikte .................................................................................. 38

6.1 Bau- und anlagebedingte Auswirkungen ...................................................... 38

6.2 Betriebsbedingte Auswirkungen ................................................................... 38

7 Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung der betriebsbedingten Auswirkungen ...................................................................... 40

8 Literatur ................................................................................................................. 42

TABELLEN

Tab. 1: Potenzielle Konflikte von Fledermäusen mit WEA im Offenland in Niedersachsen (+++ hohes, ++ mittleres, + vorhandenes Konfliktpotenzial, - vermutlich keine Konflikte zu erwarten, nach BRINKMANN 2004, verändert und ergänzt) ........................................................................................................... 7

Tab. 2: Übersicht über die Untersuchungstermine (im Jahr 2018) ............................. 9

Tab. 3: registrierte Rufsequenzen während der Detektorbegehungen .................... 14

Tab. 4: Registrierte Rufsequenzen am östlichen Standort ....................................... 15

Tab. 5: Registrierte Rufsequenzen am mittleren Standort ....................................... 16

Tab. 6: Registrierte Rufsequenzen am westlichen Standort .................................... 17

Tab. 7: Summe aller registrierten Rufsequenzen an den Dauererfassungseinheiten ............................................................................ 19

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ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie II

Tab. 8: Schutzstatus und Gefährdung der im Planungsgebiet nachgewiesenen Fledermausarten(-gruppen) ............................................. 31

Tab. 9: Wertstufen und Schwellenwerte für die Bewertung der Ergebnisse aus den bodengebundenen Erfassungseinheiten ..................... 34

Tab. 10: Bewertungsergebnis der ermittelten Aktivität am östlichen Standort ......................................................................................................... 34

Tab. 11: Bewertungsergebnis der ermittelten Aktivität am mittleren Standort ......................................................................................................... 35

Tab. 12: Bewertungsergebnis der ermittelten Aktivität am westlichen Standort ......................................................................................................... 36

ABBILDUNGEN

Abb. 1: Lage des Untersuchungsgebietes; im Osten liegt Hollenstedt, im Süden verläuft die BAB A1. Die geplante Vorrangfläche ist schraffiert dargestellt, der 500 m Radius ist grün gestrichelt und die drei beprobten Standorte sind durch orangene Dreiecke gekennzeichnet (Kartenquelle: OpenStreetMap WMS) ................................................................................... 2

Abb. 2: Anteil der bundesweit unter WEA gefundenen und gemeldeten Fledermäuse (DÜRR 2017, n= 3455) ......................................... 4

Abb. 3: Transektstrecke (graue Linien) und Lage der geplanten WEA sowie der Dauererfassung (blaues Quadrat) innerhalb des UG. ................................................................................................................ 11

Abb. 4: Umgebauter Fledermauskasten mit der Erfassungseinheit. Das Mikrofon wurde durch eine seitliche Öffnung nach außen geführt. ............................................................................................... 12

Abb. 5: Aktivitätsverlauf aller registrierten Fledermausrufsequenzen am Dauererfassungsgerät ............................................................................ 18

Abb. 6: Summe der Kontakte der Zwergfledermaus im Jahresverlauf (Daten der Dauerbeobachtung) .................................................................... 20

Abb. 7: Nachweise der Zwergfledermaus während der Transektbegehungen (die Nachweise mit schwarzem Punkt zeigen Rufsequenzen mit Soziallauten) ....................................................... 21

Abb. 8: Summe der Kontakte der Rauhautfledermaus im Jahresverlauf (Daten der Dauerbeobachtung) ............................................. 22

Abb. 9: Nachweise der Rauhautfledermaus (braune Punkte) und der Mückenfledermaus (grüne Punkte) während der Transektbegehungen .................................................................................... 23

Abb. 10: Summe der Kontakte des Abendseglers im Jahresverlauf (Daten der Dauerbeobachtung) .................................................................... 24

Abb. 11: Nachweise des Abendseglers während der Transektbegehungen .................................................................................... 25

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ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie III

Abb. 12: Nachweise des Kleinabendseglers (dunkelgrüne Punkte) sowie der Nyctaloide (hellgrüne Punkte) während der Transektbegehungen .................................................................................... 26

Abb. 13: Nachweise der Breitflügelfledermaus während der Transektbegehungen .................................................................................... 28

ANLAGE

Karte 1: Übersicht über sämtliche Fledermausnachweise während der Detektorbe-

gehungen

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1 Einleitung

1.1 Zielsetzung der Untersuchung

Der Landkreis Harburg plant in seinem neuen Regionalen Raumordnungsprogramm

(RROP 2025) u.a. die Ausweisung der Vorrangfläche Windenergienutzung HO 8.

Diese Fläche liegt auf der Grenze zwischen den Gemeindegebieten Hollenstedt und

Regesbostel (beide Mitgliedsgemeinden in der Samtgemeinde Hollenstedt).

Die Fa. e-wyn, 4. Beteiligungs GmbH und Co. KG (25337 Elmshorn) plant auf den

Flächen die Errichtung mehrerer Windenergieanlagen. In der vorliegenden Untersu-

chung wurden zwei Standorte innerhalb und ein weiterer Standort außerhalb der

Vorrangfläche (in der zwischenzeitlich geplanten Fläche HO 9) untersucht.

Nach derzeitigem Planungsstand ist die Errichtung von Windenergieanlagen (WEA)

der Fa. Nordex (Typ N131/3600) mit einer Nabenhöhe von 84m und einer maximalen

Leistung von 3,6 MW vorgesehen.

Die Zielsetzung der vorliegenden Untersuchung ist die Erfassung und Bewertung der

Fledermausvorkommen im Hinblick auf die Eingriffsbewertung zur Windenergie-

anlagenplanung. Zu prüfen waren die potenziellen Beeinträchtigungswirkungen der

geplanten Anlage auf die Fledermäuse, die den rotordurchstrichenen Raum als resi-

dente oder ziehende Individuen nutzten. Dabei lag der Schwerpunkt auf der Erfas-

sung des für Windenergieplanungen relevanten Artenspektrums und der Suche nach

Jagdgebieten und Flugrouten. Auch eine Suche nach Fledermausquartieren wurde

durchgeführt.

Nach einer allgemeinen Übersicht über den Kenntnisstand zum Konflikt WEA und

Fledermäuse (in Kapitel 2) werden die eingesetzten Erfassungsmethoden (im Kapitel

3) dargestellt. Die Ergebnisse der Untersuchung sind in Kapitel 4 präsentiert, bewer-

tet (Kapitel 5) und schließlich einer Konfliktanalyse (Kapitel 6) unterzogen. Abschlie-

ßend werden Hinweise zum weiteren Vorgehen gegeben (siehe Kapitel 7).

1.2 Untersuchungsgebiet

Die Vorrangfläche Windenergienutzung HO 8 liegt in der Samtgemeinde Hollenstedt

ca. 1,5 km östlich vom Ortsrand Hollenstedts entfernt. Im Norden begrenzt die K 15

das Untersuchungsgebiet. Im Westen grenzt ein Kiefernforst an. Darin liegen Wo-

chenendhäuser auf großzügig bemessenen Grundstücken. Südlich reicht das Unter-

suchungsgebiet über den Heidenauer Weg hinweg. Die Vorrangfläche hat eine Flä-

chengröße von ca. 8,6 ha. Das Untersuchungsgebiet (UG) im Radius von 500m um

die Vorrangfläche hat eine Flächengröße von ca. 174 ha. Der geplante Windpark

liegt auf einer Höhe von ca. 35 m üNN.

Das Untersuchungsgebiet ist durch sandige bzw. anmoorige Böden gekennzeichnet.

Zu finden ist ein Nebeneinander ackerbaulich intensiv genutzter Flächen (Mais, Ge-

treide, Kartoffeln), Intensivgrünland (teils als Schaf- bzw. Pferdeweide genutzt),

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Weihnachtsbaumplantagen und Kiefernforsten. Die zum Teil unbefestigten Feldwege

und Straßen sind abschnittweise mit Birken oder Eichen gesäumt. Im Nordwesten

des Untersuchungsgebietes liegt ein größeres Abbaugewässer.

Abb. 1: Lage des Untersuchungsgebietes; im Osten liegt Hollenstedt, im Sü-

den verläuft die BAB A1. Die geplante Vorrangfläche ist schraffiert

dargestellt, der 500 m Radius ist grün gestrichelt und die drei be-

probten Standorte sind durch orangene Dreiecke gekennzeichnet

(Kartenquelle: OpenStreetMap WMS)

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2 Allgemeiner Kenntnisstand: WEA und Fledermäuse

Dem möglichen Einfluss von Windenergieanlagen (WEA) auf die Fledermausfauna

wurde bis vor ca. 15 Jahren wenig Beachtung geschenkt (BACH et al. 1999, RAH-

MEL et al. 1999, VERBOOM & LIMPENS 2001). Dies hat sich jedoch gerade in den

letzten Jahren – aufgrund der zunehmenden Aufmerksamkeit dem Artenschutzrecht

gegenüber – stark gewandelt. Nachfolgend wird ein Überblick über die potenziellen

Beeinträchtigungen von Fledermäusen gegeben, die durch Windenergieanlagen

(WEA) verursacht werden können. Unterschieden werden dabei bau- und anlagebe-

dingte sowie betriebsbedingte Beeinträchtigungen.

2.1 Bau- und anlagebedingte Beeinträchtigungen

Direkter Verlust von Quartieren und Teillebensräumen

Die Errichtung von Windenergieanlagen kann den direkten Verlust von Quartieren,

z.B. durch Entfernen von Bäumen etc., durch den Bau der Anlagen selbst oder den

Bau der notwendigen Infrastruktur u.a. durch Rodungen von Waldstücken, Feldge-

hölzen oder Hecken, zur Folge haben. So kann der Ausbau der Zufahrtswege von

Graswegen zu geschotterten Wegen theoretisch eine Reduktion der Insektenfauna

nach sich ziehen, was auch zu einer Reduktion der Fledermausaktivität führen kann.

Betroffen sind von dieser Wirkung jedoch allenfalls Arten mit kleinen, individuellen

Jagdgebieten.

2.2 Betriebsbedingte Beeinträchtigungen

Indirekter Verlust von Teillebensräumen

Vom indirekten Verlust von Teillebensräumen durch Windenergieanlagen sind im

Offenland Arten betroffen, die i.d.R. im offenen Luftraum jagen. Zu nennen sind Ar-

ten, die weniger strukturgebunden entlang von Hecken jagen, wie die Breitflügel- und

Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus), bis hin zu Arten wie Kleinabendsegler

(Nyctalus leisleri) und Abendsegler (Nyctalus noctula), die regelmäßig im freien Luft-

raum in Höhen bis zu 150 m oder mehr über Wiesen, Weiden, Feldern und Wäldern

jagen (KRONWITTER 1988, RUSS et al. 2003). Inwiefern diese Tiere, die bestimmte

Jagdgebiete immer wieder benutzen, von Windenergieanlagen „verdrängt“ oder „ver-

scheucht“ werden, ist ungewiss. Ein solcher Effekt kann nicht ausgeschlossen wer-

den, doch liegen hierzu praktisch keine belastbaren Daten vor.

Auch ein Barriereeffekt, der zu Verlusten oder Verlagerungen von Flugkorridoren

führt, kann nicht ausgeschlossen werden. Die Informationslage hierzu ist allerdings

bislang ebenfalls völlig ungenügend. Auf dieser Grundlage ist zurzeit ebenfalls keine

Prognose dieser Beeinträchtigung möglich.

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Kollisionen von Fledermäusen mit Rotoren

Im Gegensatz zum indirekten Lebensraumverlust stellt der direkte Individuenverlust

durch die Kollision mit drehenden Rotorblättern eine potenzielle Beeinträchtigung

dar, die mittlerweile allgemein bekannt und vielfach belegt ist. Eine Reihe von Arbei-

ten aus dem In- und Ausland der letzten Jahre belegt, dass Fledermäuse in zum Teil

nennenswerten Zahlen an Windenergieanlagen verunglücken (z.B. JOHNSON 2004,

BEHR & V. HELVERSEN 2005, NIERMANN et al. 2011a).

Für Deutschland liegen bislang Nachweise von insgesamt 17 Arten vor, die als

Schlagopfer auftreten (DÜRR 2017). Die Zahl der bis Dezember 2017 unter den An-

lagen in Deutschland gezählten (und gemeldeten) Fledermausindividuen liegt bei

3.455 (DÜRR 2017). Doch werden manche Arten deutlich häufiger geschlagen als

andere (siehe Abb. 2). So macht der Abendsegler ca. 33 % aller gefundenen Indivi-

duen aus. Es schließt sich die Rauhautfledermaus mit knapp 29 % der gefundenen

Opfer an, gefolgt von der Zwergfledermaus mit knapp 20% der Individuen. Die Grup-

pe der am stärksten betroffenen drei Arten macht einen Anteil von etwas über 80 %

der Kollisionsopfer aus. Rechnet man die beiden Arten, die in der Rangfolge folgen –

den Kleinabendsegler und die Zweifarbfledermaus – hinzu, ergeben diese fünf Arten

einen Anteil von fast 90 % aller bislang unter Windenergieanlagen gefundenen

Schlagopfer (siehe Abb. 2).

Abb. 2: Anteil der bundesweit unter WEA gefundenen und gemeldeten Fle-

dermäuse (DÜRR 2017, n= 3455)

Die genauen Gründe und Umstände, die den Tod der Tiere verursachen bzw. be-

günstigen, liegen teilweise noch im Dunkeln. Die Diskussion zur Klärung dieser Fra-

gen wird seit Jahren intensiv geführt (siehe z.B. DÜRR & BACH 2004, BACH &

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ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 5

RAHMEL 2004, KUNZ et al. 2007, CRYAN 2008, CRYAN & BARCLAY 2009). Fol-

gende Aspekte haben sich bislang herauskristallisiert:

Grundsätzlich besteht an unterschiedlichen Anlagentypen das Risiko des

Fledermausschlags (DÜRR & BACH 2004).

Besonders viele Kollisionen ereignen sich zur Zugzeit im August und September

(z.B. JOHNSON et al. 2003, TRAPP et al. 2002, DÜRR & BACH 2004).

Möglicherweise kennen die ziehenden Tiere die Gebiete, die sie passieren,

weniger gut, wodurch das Schlagrisiko ansteigen könnte.

Kollisionen betreffen jedoch nicht nur durchfliegende sondern auch jagende Tiere

(AHLÉN 2002, ARNETT 2005).

Aufsammlungen in Nord- und Mitteldeutschland haben bislang vornehmlich

Kadaver der im freien Luftraum jagenden und über große Strecken ziehenden

Arten (z.B. Großer Abendsegler, Breitflügelfledermaus, Kleinabendsegler,

Zweifarbfledermaus, aber auch Rauhautfledermaus und Zwergfledermaus)

erbracht (DÜRR & BACH 2004, TRAPP et al. 2002, NIERMANN et al. 2011a).

Nicht alle Standorte bergen die gleiche Gefahr des Fledermausschlags, die

Gründe für diese Unterschiede liegen jedoch noch im Dunkeln (NIERMANN et al.

2011b).

Bislang galt die Einschätzung, dass vor allem wald- und gehölznahe Standorte zu

einem erhöhten Schlagrisiko führen (z.B. NLT 2014), doch konnte eine neuere

Untersuchung zu diesem Thema nur einen geringen Einfluss dieser Strukturen

auf das Kollisionsrisiko an WEA feststellen (NIERMANN et al. 2011b).

Eine ältere Untersuchung legt nahe, dass hohe Anlagen tendenziell ein höheres

Schlagrisiko für Fledermäuse aufweisen als niedrigere Anlagen (BARCLAY et al.

2007), doch zeigt eine andere Studie aus Deutschland, dass hohe Anlagen hier

eher den entgegengesetzten Einfluss haben, d.h. tendenziell geringere

Kollisionsraten zeigen (bei gleichem Rotordurchmesser) (NIERMANN et al.

2011b).

2.3 Ableitung der eingriffssensiblen Arten

Aus den Informationen der letzten beiden Abschnitte ist es – in Verbindung mit In-

formationen zur Ökologie der Arten – möglich, die Arten zu benennen, die von Wind-

energieanlagen grundsätzlich besonders betroffen sein können. Das sind:

ziehende Arten wie die Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii), der

Abendsegler (Nyctalus noctula) und der Kleinabendsegler (Nyctalus leisleri),

hoch- und schnellfliegende Arten wie der Abendsegler und der Kleinabendsegler,

die Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus) sowie teilweise die

Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus)

Arten, die nicht in eine der zuvor genannten Gruppen passen, aber regelmäßig

und in größerer Anzahl an den Anlagen verunglücken, wie die Zwergfledermaus

(Pipistrellus pipistrellus) (DÜRR 2011, NIERMANN et al. 2011a). Auch die

Mückenfledermaus ist regional dieser Gruppe zuzuordnen (WEE 2016: 216).

Zusammen stellen die fünf genannten Arten (Abendsegler, Rauhautfledermaus,

Zwergfledermaus, Kleinabendsegler und Zweifarbfledermaus) knapp 90% der bislang

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gefundenen Schlagopfer in Deutschland dar (DÜRR 2017). Die Gattung Myotis, zu

der die Wasserfledermaus (bundesweit erst 7 Individuen als Schlagopfer nachgewie-

sen), das Mausohr (2 Individuen), die Bartfledermäuse (M. brandtii und M. mystaci-

nus) (4 Individuen) und die Teichfledermaus (3 Individuen) zählen, machen ca. 0,5 %

der bislang gefundenen Schlagopfer aus. Gleiches gilt für die Gattung Plecotus, auch

sie konnte bislang nur selten unter Windenergieanlagen gefunden werden (insge-

samt 14 Individuen, also ebenfalls weniger als 0,5 % der bislang registrierten

Schlagopfer)(siehe Abb. 2; DÜRR 2017). Die Einschätzung bezüglich des sehr ge-

ringen Schlagrisikos von Tieren der Gattung Myotis und Plecotus wird auch durch

das Bundesforschungsvorhaben zum Kollisionsrisiko von Fledermäusen an Wind-

energieanlagen gestützt (NIERMANN et al. 2011a).

Tab. 1 stellt für eine Reihe niedersächsischer Arten das Maß der potenziell zu erwar-

tenden Konflikte mit Windenergieanlagen zusammen. In der Tabelle werden die bau-

und anlagebedingten sowie betriebsbedingten Auswirkungen einer räumlichen Situa-

tion fachlich eingeschätzt, die mit den Annahmen dessen, was im Untersuchungsge-

biet passieren wird, vergleichbar ist. Das heißt:

alle geplanten Anlagenstandorte befinden sich im Offenland,

diese stehen vereinzelt in der Nähe von Gehölzen, und

im Zuge der Errichtung (Erschließung) der Anlagen müssen voraussichtlich keine

Gehölzbestände gerodet werden.

Die Arten, die eine hohe Empfindlichkeit für diese Auswirkungen zeigen, sind grau

unterlegt und werden nachfolgend als eingriffssensible Arten bezeichnet. Der Wind-

energieerlass des Landes Niedersachsen mit dem dazugehörigen Leitfaden führen

die o.g. eingriffssensiblen Arten als WEA-empfindliche Fledermausarten auf (NIE-

DERSÄCHSISCHES MINISTERIUM FÜR UMWELT, ENERGIE UND KLIMA-

SCHUTZ 2016).

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ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 7

Tab. 1: Potenzielle Konflikte von Fledermäusen mit WEA im Offenland in

Niedersachsen (+++ hohes, ++ mittleres, + vorhandenes Konfliktpo-

tenzial, - vermutlich keine Konflikte zu erwarten, nach BRINKMANN

2004, verändert und ergänzt)

Art Bau- & Anlagebeding-

te Auswirkungen im

Offenland

Betriebsbedingte Aus-

wirkungen

Verlust

von Quar-

tieren

Verlust

von

Jagd-

gebieten

Individuen-

verluste

durch

Transfer-

flüge

Individu-

enverluste

durch

Jagdflüge

Wasserfledermaus (Myotis daubentonii) - - - -

Teichfledermaus (Myotis dasycneme) - - - -

Brandtfledermaus (Myotis brandtii) - + - +

Bartfledermaus (Myotis mystacinus) - + - +

Fransenfledermaus (Myotis nattereri) - + - -

Bechsteinfledermaus (M. bechsteinii) - - - -

Mausohr (Myotis myotis) - + + -

Abendsegler (Nyctalus noctula) - +++ +++ ++

Kleinabendsegler (Nyctalus leisleri) - +++ +++ ++

Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrel-

lus) - ++ +++ +++

Mückenfledermaus (P. pygmaeus) - ++ ++ ++

Rauhautfledermaus (P. nathusii) - ++ +++ +++

Zweifarbfledermaus (Vespertilio muri-

nus) - ++ ++ ++

Breitflügelfledermaus (Eptesicus seroti-

nus) - ++ ++ ++

Braunes Langohr (Plecotus auritus) - + - +

Graues Langohr (Plecotus austriacus) - + - +

Mopsfledermaus (Barbastella barbastel-

lus)

- + + +

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ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 8

3 Erfassungsmethoden

Die Erfassungsmethode richtet sich nach den Vorgaben des „Windenergieerlasses“

und des dazugehörigen Leitfadens zur Umsetzung des Artenschutzes (NIEDER-

SÄCHSISCHES MINISTERIUM FÜR UMWELT, ENERGIE UND KLIMASCHUTZ

2016). Diese Empfehlungen sehen die Untersuchung einer Fläche vor, die durch

einen Puffer von mindestens 500 m um die äußeren Anlagen gebildet wird. Bezüglich

der Untersuchungsintensität wird vorgeschrieben, den Frühjahrsaspekt (Mitte April

bis Ende Mai) an drei Terminen zu untersuchen und die lokale Population mit min-

destens fünf Begehungen zwischen Anfang Juni bis Mitte August zu erfassen. Für

die Erfassung des Herbstzuges sollten von Mitte August bis Ende September fünf

Begehungen sowie eine in der ersten Oktoberhälfte durchgeführt werden (ebd.). Die-

se Vorgabe wurde hier umgesetzt.

Bezüglich der anzuwendenden Methoden wird die Kombination verschiedener Detek-

torerfassungen empfohlen (NIEDERSÄCHSISCHES MINISTERIUM FÜR UM-

WELT, ENERGIE UND KLIMASCHUTZ 2016: 222). Eingesetzt werden sollen:

mobile Detektorerfassungen im Untersuchungsgebiet an allen Untersuchungs-

terminen zur Ermittlung der räumlich-funktionalen Beziehungen;

stationäre Detektoren an den geplanten Windenergiestandorten an allen Unter-

suchungsterminen zur vergleichenden Erfassung der Aktivität, sowie die

Dauererfassung, die während der gesamten Fledermaussaison die Aktivität der

Fledermäuse akustisch aufzeichnet.

Diese Empfehlungen wurden in der durchgeführten Untersuchung im Betrieb umge-

setzt. Zur Untersuchung der Fledermausfauna wurden 14 Termine zwischen Mitte

April und Mitte Oktober 2018 durchgeführt. Eine Übersicht über die Witterungsbedin-

gungen gibt Tab. 2.

Der Sommer 2018 war außergewöhnlich warm, sonnig und niederschlagsarm. Laut

Wikipedia1 begann die „Dauerwärme und Trockenheit“ im April, durch eine sog. „blo-

ckierende Omegalage“, eine „sehr langzeitstabile, heiße Hochdruckwetterlage“, die

sich anschließend durch „sehr stabile Hoch- und Tiefdruckgebiete“ auf der nördlichen

Hemisphäre fast durchgehend bis in den Oktober hinein halten konnte. Das Erfas-

sungsjahr 2018 ist daher nicht mit anderen, durchschnittlichen Jahren vergleichbar,

sondern „extrem trocken“ und „klimatologisch einzigartig“ (ebd.).

1 https://de.wikipedia.org/wiki/Dürre_und_Hitze_in_Europa_2018

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ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 9

Tab. 2: Übersicht über die Untersuchungstermine (im Jahr 2018)

Termin Datum Witterungsbedingungen, Temp. bei Sonnenuntergang (SU)

1 19./20.04. 22°C bei Sonnenuntergang (SU), sternenklar, windstille bis leichter Zug, niederschlagsfrei

2 18./19.05. 11°C bei SU, dicht bewölkt, schwache bis mäßige Brise, niederschlags-frei

3 31.05./01.06. 24°C bei SU, bis 30 Min nach SU leichter Niederschlag, windstill, nie-derschlagsfrei

4 10./11.06. 18°C bei SU, wechselnd bewölkt, schwache Brise, niederschlagsfrei

5 17./18.06. 16,5°C bei SU, wechselnd bewölkt, windstill, von 0:45 bis 1:30 Nieder-schlag

6 28./29.06. 21°C bei SU, geringe Bewölkung, windstill, niederschlagsfrei

7 28./29.07. 16°C bei SU, dicht bewölkt, windstill, niederschlagsfrei

8 04./05.08. 25°C bei SU, sternenklar, windstill, niederschlagsfrei

9 19./20.08. 22°C bei SU, abends sternenklar, morgens dichte Bewölkung, schwa-che Brise, niederschlagsfrei

10 27./28.08. 18°C bei SU, wechselnd bewölkt, abends windig, morgens windstill, niederschlagsfrei

11 08./09.09. 16°C bei SU, geringe Bewölkung, windstill bis leichter Zug, nieder-schlagsfrei

12 18./19.09. 16°C bei SU, sternenklar, windstill, niederschlagsfrei

13 05./06.10. 16°C bei SU, sternenklar, windstill, niederschlagsfrei

14 15./16.10. 15°C bei SU, sternenklar, windstill, niederschlagsfrei

3.1 Detektorbegehungen

Für die mobile Detektorerfassung kam ein Fledermausdetektor des Typs Batlogger M

(der Fa. Elekon AG, Luzern CH) zum Einsatz. Dieser Detektor zeichnet Fledermaus-

rufe im gesamten relevanten Frequenzfenster (10-150 kHz) in Echtzeit und mit hoher

Auflösung (Samplingrate von 312,5 kHz, 16 Bit) auf. Das Mikrofon dieses Detektors

ist omnidirektional, d.h. mit einem kugelförmigen Empfindlichkeitsbereich. Neben den

Rufen werden die Standortdaten (GPS) und die Temperatur auf die Speicherkarte

geschrieben, sodass eine genaue räumliche Zuordnung der aufgenommenen Rufse-

quenzen möglich ist.

Entsprechend der Vorgaben (NIEDERSÄCHSISCHES MINISTERIUM FÜR UM-

WELT, ENERGIE UND KLIMASCHUTZ 2016: 222) wurden zwei Durchgänge je Un-

tersuchungsnacht durchgeführt.

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ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 10

Die akustische Artbestimmung erfolgte nach den arttypischen Ultraschall-

Ortungsrufen der Fledermäuse (z.B. AHLÉN 1990a, b; LIMPENS & ROSCHEN

1994). Dabei wurde jede einzelne Datei, die im Gelände aufgezeichnet wurde, ma-

nuell durchgesehen. In einigen Fällen konnten die Tiere mit dem Detektor nur bis zur

Gattung bestimmt werden (z.B. den Plecotus-Arten oder den beiden Bartfledermäu-

sen). Die Bestimmung der Laute wurde durch die visuelle Beobachtung der Tiere

unterstützt. Während noch Restlicht vorhanden war, wurde bei Bedarf ein Fernglas,

nach Einbruch der Dunkelheit ein leistungsstarker Handscheinwerfer eingesetzt.

Das Untersuchungsgebiet wurde systematisch auf allen befestigten Wegen während

der Nacht abgelaufen bzw. teilweise auch mit dem Fahrrad abgefahren (siehe Abb.

3). Dabei wurde darauf geachtet, dass alle Teilstrecken bei den verschiedenen Be-

gehungsterminen abends, nachts und in den Morgenstunden aufgesucht wurden. Die

mobile Detektorerfassung bietet den Vorteil, qualitativ gute Aussagen über die Ver-

teilung verschiedener Fledermausarten in größeren Gebieten zu erhalten. Schwer-

punkt der vorliegenden Erfassung war es, das für die Eingriffsbewertung von WEA

relevante Artenspektrum, Flugstraßen, Jagdgebiete und ggf. auch Quartiere zu ermit-

teln.

3.2 Stationäre Erfassungseinheiten

Neben der Methode der Detektorbegehungen wurde eine weitere eingesetzt: die

gezielte akustische Untersuchung der geplanten Standorte mit automatischen Erfas-

sungseinheiten (teilweise auch als Horchkisten bezeichnet). Zum Einsatz kam dabei

ein Anabat-Express-Gerät (der Fa. Titley Scientific, Lancashire, UK). Dabei wurden

die Erfassungseinheiten in diesem Projekt an den jeweils geplanten Standort depo-

niert.

Die Einheiten wurden jeweils abends gesetzt und morgens wieder eingeholt. Die

Geräte zeichnen (als Teilerdetektoren) die Ultraschalllaute im gesamten relevanten

Frequenzfenster auf. Eine sichere Artbestimmung anhand der aufgezeichneten Laute

ist bei den planungsrelevanten Arten in den meisten Fällen möglich. In den übrigen

Fällen (z.B. weil nur wenige Pulse erfasst werden konnten) wurden die relevanten

Rufe zu Rufgruppen zusammengefasst.

Page 16: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 11

Abb. 3: Transektstrecke (graue Linien) und Lage der geplanten WEA sowie

der Dauererfassung (blaues Quadrat) innerhalb des UG.

Diese stationären Erfassungseinheiten haben den Vorteil, dass eine kontinuierliche

„Überwachung“ eines Punktes ein objektives Bild der tatsächlichen Fledermaus-

aktivität ermöglicht. Auf diese Weise lassen sich Hinweise auf die Verteilung der Ak-

tivität während einer Nacht oder über verschiedene Termine ableiten. Da es sich

zudem um baugleiche Geräte handelt (mit gleichen Empfindlichkeitseinstellungen),

lassen die Ergebnisse auch einen Vergleich der Aktivitätsdichte zwischen den

Standorten zu. Um zu vermeiden, dass geräteabhängige Faktoren die Untersuchung

beeinflussen, wurden die Geräte von Termin zu Termin neu gemischt.

3.3 Dauererfassung

Um über den Aspekt einer Stichprobenerfassung hinaus kontinuierlich Daten zu er-

heben, wurde ein Detektor des Typs Anabat-Express (der Fa. Titley Scientific, Lan-

cashire, UK) eingesetzt. Diese Logger schreiben die Informationen über die Ultra-

Page 17: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 12

schalllaute des gesamten relevanten Ultraschallfensters sekundengenau auf eine

Speicherkarte. Diese Technik wurde eingesetzt, um im Untersuchungsgebiet eine

kontinuierliche Beobachtung der Fledermausaktivität zu gewinnen. Dabei stand nicht

die spezifische Aktivitätshöhe an den untersuchten Standorten im Vordergrund, son-

dern die Erfassung des jahreszeitlichen Aktivitätsverlaufs. Ein solcher Untersu-

chungsansatz mit Daueraufzeichnungseinrichtungen hat entgegen einer stichproben-

artigen Begehung mit Detektoren den Vorteil, dass über das Kontinuum der Datener-

hebung zufällige Ereignisse in der Datenreihe als solche erkannt und entsprechend

als zufällig bewertet werden können.

Die Daueraufzeichnung lief – entsprechend der Vorgaben – während der gesamten

Untersuchungszeit (vom Anfang April bis Mitte November). Die Lage des Gerätes im

Gebiet ist in Abb. 3 dargestellt. Die Dauererfassungseinheit wurde zum Schutz vor

Witterungseinflüssen in einem umgebauten Fledermauskasten am nördlichen Rand

eines kleinen Gehölzbestandes in ca. 4 m Höhe an einer Kiefer (Pos. 53,361215°/

9,679263°) befestigt (siehe Abb. 4).

Abb. 4: Umgebauter Fledermauskasten mit der Erfassungseinheit. Das Mik-

rofon wurde durch eine seitliche Öffnung nach außen geführt.

Page 18: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 13

4 Bestandsergebnisse und Diskussion

Im Verlauf der Untersuchung konnten im Untersuchungsgebiet mindestens elf Fle-

dermausarten festgestellt werden2:

Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)

Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii)

Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus)

Abendsegler (Nyctalus noctula)

Kleinabendsegler (Nyctalus leislerii)

Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus)

Bartfledermaus (Myotis mystacinus und/oder M. brandtii)

Wasserfledermaus (Myotis daubentonii)

Großes Mausohr (Myotis myotis)

Fransenfledermaus (Myotis nattereri)

Langohrfledermaus (Plecotus auritus und/oder Plecotus austriacus)

Alle Nachweise wurden mittels Detektor erbracht. Aufgrund der eingesetzten Detek-

tormethodik kann jedoch nicht in jedem Fall bis auf die Art bestimmt werden. Bei zwei

Artenpaaren kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich hinter den Detektornach-

weisen jeweils zwei Arten verbergen. So können die Nachweise des Artenpaares der

Bartfledermaus (Myotis mystacinus, M. brandtii) und die der Langohrfledermaus

(Plecotus auritus bzw. Pl. austriacus) mit dieser Methode nicht bzw. nicht sicher von-

einander unterschieden werden. Da beide Artengruppen jedoch nicht zu den WEA-

empfindliche Fledermausarten zählen, ist ihre Unterscheidung für die Eingriffsbeurtei-

lung nicht entscheidend. Das gleiche gilt für die Artengruppe der Gattung Myotis.

Zudem waren einigen Rufsequenzen der Abendsegler (Nyctalus spec.) so kurz, dass

auch sie nicht weiter differenziert werden konnten.

4.1 Detektorbegehungen

Im Verlauf der Untersuchung wurden mit Hilfe des mobilen Detektors in der Summe

2.233 Fledermauskontakte registriert. Mit mehr als 78 % der Kontakte war die Zwerg-

fledermaus (Pipistrellus pipistrellus) die am häufigsten registrierte Art. Es folgt mit

knapp 200 Kontakten die Breitflügelfledermaus (ca. 8,8%). An dritter Stelle folgt – mit

164 Registrierungen – der Abendsegler. An vierter Stelle liegen die Kontakte mit der

Rauhautfledermaus, gefolgt von den Kontakten mit den Langohrfledermäusen (ca.

1%). Die übrigen Arten, zu denen als eingriffssensible Arten der Kleinabendsegler

und die Mückenfledermaus zählen, wurden nur selten registriert (<0,5%) (siehe Tab.

3).

2 Hinsichtlich der Systematik und der (deutschen) Namensgebung folgt der vorliegende Bericht DIETZ et al.

(2007).

Page 19: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 14

In der Regel können nicht alle registrierten Rufsequenzen einer Art zugeordnet wer-

den. In diesen Fällen stehen z.B. zu wenige Rufe zur Verfügung oder die Qualität der

Aufnahmen ist zu schlecht, um eine sichere Bestimmung vorzunehmen. Die Zuord-

nung der Rufe erfolgt dann zu Artengruppen oder Rufgruppen. In der vorliegenden

Untersuchung wurden diese unsicheren Aufnahmen der Gattung Myotis (19 Kontak-

te) und der Gattung Plecotus (22 Kontakte) zugeordnet.

Tab. 3: registrierte Rufsequenzen während der Detektorbegehungen

Arten(-gruppen) Anzahl der Kontakte

Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) 1743

Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) 197

Abendsegler (Nyctalus noctula) 164

Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) 44

unbest. Langohrfledermaus (Plecotus spec.) 22

unbest. Myotis-Art (Myotis spec.) 19

Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) 10

Wasserfledermaus (Myotis daubentonii) 15

Kleinabendsegler (Nyctalus leisleri) 9

unbest. „Nyctaloid“, tiefrufende Arten (Nyctalus, Eptesicus, Vespertilio) 6

unbest. Bartfledermaus (Myotis mystacinus/M. brandtii) 2

Fransenfledermaus (Myotis nattereri) 1

Großes Mausohr (Myotis myotis) 1

Anders als bei avifaunistischen Untersuchungen sind die Beobachtungszahlen bei

Bestandsaufnahmen von Fledermäusen allerdings nicht als absolute Zahlen zu ver-

stehen. Dazu fließen bei den Fledermäusen zu viele methodische Restriktionen ein,

z.B. in Bezug auf die Registrierbarkeit der verschiedenen Arten in Abhängigkeit von

der genutzten Ruffrequenz. So werden aus physikalischen Gründen die Rufe im

niedrigen Frequenzbereich weiter getragen als solche im hohen Frequenzbereich.

Die Daten beschreiben also vielmehr “Beobachtungshäufigkeiten”, die Anzahl der

Fledermausbeobachtungen ist daher als relatives Maß zu verstehen.

In Karte 1 (Anlage) sind sämtliche im Rahmen der Detektorbegehungen erbrachten

Fledermausnachweise dargestellt.

Page 20: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 15

4.2 Stationäre Erfassungseinheiten

Während der akustischen Überwachung der geplanten Standorte (vierzehn Unter-

suchungsnächte) wurden etwas mehr als 1.800 Dateien mit Fledermaus-

Rufsequenzen registriert. Die nachfolgenden Tabellen geben Auskunft über die Er-

gebnisse der stationären Erfassungseinheiten mit der Anzahl der registrierten Datei-

en je Art(-engruppe). Die Lage der beprobten Standorte ist Abb. 3 zu entnehmen.

Tab. 4: Registrierte Rufsequenzen am östlichen Standort

Term

ine

Datu

m

Bre

itfl

üg

el-

fled

erm

au

s

Un

best.

Myo

tis-A

rt

Kle

inab

en

d-

seg

ler

Gro

ßer

Ab

en

dseg

ler

Un

best.

Ab

en

dseg

ler

Nycta

loid

Rau

hau

t-

fled

erm

au

s

Zw

erg

-

fled

erm

au

s

1 19./20.04. 2 2 - 2 - 1 10 108

2 18./19.05. - - - 1 - - 1 3

3 31.05./01.06. 24 - 3 9 4 7 - 39

4 10./11.06. - - - 3 - - 1 40

5 17./18.06. - - - 1 - - - 27

6 28./29.06. 7 1 - - - - - 22

7 28./29.07. 3 4 - - - - - 50

8 04./05.08. 2 2 - 2 - 1 1 54

9 19./20.08. 2 2 - 44 - 1 6 94

10 27./28.08. - 4 - 2 - 1 6 74

11 08./09.09. 1 3 - 7 - - 5 63

12 18./19.09. 1 6 - 11 - 2 8 79

13 05./06.10. - - - 2 - - 5 14

14 15./16.10. - 1 - - - - 3 25

Summe 42 25 3 84 4 13 49 909

Page 21: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 16

Tab. 5: Registrierte Rufsequenzen am mittleren Standort

Term

ine

Datu

m

Bre

itfl

üg

el-

fled

erm

au

s

Un

best.

Myo

tis-A

rt

Kle

inab

en

d-

seg

ler

Gro

ßer

Ab

en

dseg

ler

Un

best.

Ab

en

dseg

ler

Nycta

loid

Rau

hau

t-

fled

erm

au

s

Zw

erg

-

fled

erm

au

s

1 19./20.04. 1 1 - 1 - - 2 3

2 18./19.05. - - 4 - - - 7

3 31.05./01.06

. 9 2 - 5 - 2 1 14

4 10./11.06. - - - - - - - -

5 17./18.06. - 1 - 1 - 2 - 39

6 28./29.06. 2 - - 1 - 1 - 10

7 28./29.07. 2 1 - 2 - 1 - 30

8 04./05.08. - 1 - - - 3 2 21

9 19./20.08. 2 3 - 15 - 2 6 9

10 27./28.08. - - - 6 - - 2 8

11 08./09.09. 1 3 - 16 - - 5 19

12 18./19.09. 17 4 - 26 - 1 7 12

13 05./06.10. - - - - - - - -

14 15./16.10. 1 2 - 2 - - 15 20

Summe 35 17 - 79 - 12 40 192

Page 22: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 17

Tab. 6: Registrierte Rufsequenzen am westlichen Standort

Term

ine

Datu

m

Bre

itfl

üg

el-

fled

erm

au

s

Un

best.

Myo

tis-A

rt

Kle

inab

en

d-

seg

ler

Gro

ßer

Ab

en

dseg

ler

Un

best.

Ab

en

dseg

ler

Nycta

loid

Rau

hau

t-

fled

erm

au

s

Zw

erg

-

fled

erm

au

s

1 19./20.04. - - - 3 - - 13 7

2 18./19.05. - - - 2 - - 1 -

3 31.05./01.06. - 1 - 7 - 3 2 17

4 10./11.06. - - - - - - - 12

5 17./18.06. - 1 - - - - 1 4

6 28./29.06. - - - 3 1 1 3 11

7 28./29.07. 1 1 - 7 - 2 4 36

8 04./05.08. - 2 - 1 - 1 - 45

9 19./20.08. 1 9 - 5 - - 11 4

10 27./28.08. - - - 2 2 1 3 9

11 08./09.09. - - - 6 - - 5 13

12 18./19.09. - - - 7 - - 7 22

13 05./06.10. - 2 - - - - 13 4

14 15./16.10. - 1 - 3 - 1 3 5

Summe 2 17 - 46 3 9 66 189

Die Aktivitätsdichte variiert von Termin zu Termin. Dieser Befund ist ausgesprochen

typisch für die Erfassung der Fledermausaktivität im Gelände (z.B. HAYES 1997). Zu

erklären ist dies mit dem kleinräumig und zeitlich wechselnden Nahrungsangebot in

der Landschaft, das die Fledermäuse für sich zu nutzen wissen. Auffällig ist der östli-

che Standort. Hier wurden ca. doppelt so viele Fledermausrufsequenzen aufgezeich-

net wie an den beiden anderen Standorten zusammen. Es ist erkennbar, dass dies in

erster Linie auf die Aktivität der Zwergfledermaus zurückzuführen ist. Verantwortlich

für diese vergleichsweise hohe Aktivität ist die Nähe zu den Gehölzen.

Page 23: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 18

4.3 Dauererfassung

Die Dauererfassungseinheit hat durchgängig aufgezeichnet, d.h. es gab keine Tech-

nikausfälle zu beklagen. In der Summe wurden mehr als 95.000 Dateien gespeichert.

Von diesen enthielten lediglich 3.846 Dateien Fledermausrufe. Die jahreszeitliche

Verteilung der aufgezeichneten Dateien mit Rufsequenzen ist der folgenden Abb. 5

zu entnehmen.

Der in Abb. 5 dargestellte Aktivitätsverlauf ist untypisch. In der Regel hat man im

Frühjahr durchaus höhere Aktivitäten zu verzeichnen, diese werden aber meist durch

noch höhere Aktivitäten im Spätsommer übertroffen. Diese späten Höhepunkte konn-

ten hier nicht aufgezeichnet werden, vermutlich handelt es sich um ein Standortspe-

zifikum.

Abb. 5: Aktivitätsverlauf aller registrierten Fledermausrufsequenzen am Dau-

ererfassungsgerät

An den Dauererfassungseinheiten dominierten die Rufe der Zwergfledermaus deut-

lich alle anderen Arten und Artengruppen (siehe Tab. 7). Knapp 68 % der aufge-

zeichneten Aktivität geht auf die Zwergfledermaus zurück. Hierbei spielt die Lage der

Dauererfassungseinheiten eine wichtige Rolle. Da diese an einem Baum an einem

„Waldrand“ befestigt war, erklärt sich der hohe Anteil der Aktivität dieser Art. Der

Große Abendsegler ist für ca. 11 % der Aktivität verantwortlich. Die Breitflügelfleder-

maus folgt an dritter Stelle mit ca. 7 % der Aktivität. Die Rufe der Rauhautfledermaus

machen knapp 3% der Aktivität aus. Die am seltensten registrierte Art war die Mü-

ckenfledermaus mit lediglich 3 Rufsequenzen. Die Rufe der Myotis-Arten wurden

nicht weiter differenziert, da sie als nicht WEA-empfindlich gelten. Der überwiegende

Anteil dieser Rufe ist den Bartfledermäusen zuzuordnen.

Page 24: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 19

Tab. 7: Summe aller registrierten Rufsequenzen an den Dauererfassungs-

einheiten

Arten Summe der aufgezeichne-

ten Dateien

Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) 2.614

Abendsegler (Nyctalus noctula) 435

Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) 273

unbestimmte Myotis-Art (Myotis spec.) 248

tiefrufende Arten (Nyctalus, Eptesicus und

Vespertilio spec.) 158

Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) 108

unbestimmter Abendsegler (Nyctalus spec.) 8

Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) 3

4.4 Artenbezogene Darstellung

In diesem Abschnitt erfolgt die artbezogene Darstellung und Diskussion der Ergeb-

nisse. Sie konzentriert sich auf die WEA-empfindlichen Fledermausarten mit mehre-

ren Nachweisen im UG.

Die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) ist die mit Abstand am häufigsten

registrierte Art im Untersuchungsgebiet. Dies geht aus den Daten der Detektorbege-

hungen, der automatischen Erfassungseinheit und der Dauererfassung hervor. Sie

konnte im Rahmen der Detektorbegehungen an allen 14 Untersuchungsnächten

nachgewiesen werden. Die Zusammenstellung der Phänologie der Zwergfledermaus

aus der Dauererfassung zeigt, dass ihre höchsten Aktivitätszahlen im Frühjahr regis-

triert wurden (siehe Abb. 6). Wie bereits angedeutet ist dieser Aktivitätsverlauf unty-

pisch, da die weiteren Aktivitätshöhepunkte im Spätsommer (nach dem Flüggewer-

den der Jungtiere) hier nicht beobachtet werden konnte. Dies kann auch mit dem

außergewöhnlich warmen und trockenen Sommer in Verbindung gebracht werden.

Die Zwergfledermaus kommt im gesamten Untersuchungsgebiet vor (siehe Abb. 7).

Die räumliche Verteilung der Nachweispunkte lässt erkennen, dass sich die Zwerg-

fledermaus vor allem entlang der Gehölzränder aufhält. Schwerpunkte der Nachwei-

se liegen entlang des westlich gelegenen Waldrandes sowie im Bereich der Kreu-

zung des Hollinder und Heidenauer Wegs. Hier konnte beobachtet werden, wie

Page 25: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 20

Zwergfledermäuse auf dem dort vorhandenen Gartenteich Wasser aufnehmen. Die-

ser Punkt hatte vermutlich vor allem im Sommer 2018 eine Bedeutung für die Tiere.

Abb. 6: Summe der Kontakte der Zwergfledermaus im Jahresverlauf (Daten

der Dauerbeobachtung)

Die Zwergfledermaus zählt zu den „Hausfledermäusen“ weil sie ihre Quartiere vor-

rangig an Gebäuden bezieht. Dort nimmt die Art eine Vielzahl von Quartiermöglich-

keiten wahr. In der Regel handelt es sich um Spaltenquartiere, die sich im Zusam-

menhang mit Verkleidungen, Zwischendächern oder Materialübergängen ergeben.

Auch die Wochenstubenquartiere, also die Quartiere, die von den Weibchen zur ge-

meinsamen Aufzucht der Jungen verwendet werden, folgen diesem Prinzip.

Es wurde ein Quartier, vermutlich eine Wochenstube, der Zwergfledermaus gefun-

den. Diese liegt im Heidbecksweg am straßenseitigen Giebel einer Scheune. Dort

haben die Tiere an verschiedenen Stellen hinter einer Holzverschalung Quartier be-

zogen. Das Quartier wurde am 01.06. (morgens) gefunden und beim nächsten Ter-

min (Abend des 10.06.) ausgezählt. Während morgens geschätzte 10-15 Tiere un-

terwegs waren ergab die abendliche Auszählung nur 5 Tiere. Demnach dürfte die

Kolonie in der Zwischenzeit umgezogen sein. Am Abend des 10.07. fand der Vogel-

kundler am gleichen Gebäude eine Zwergfledermaus hängend. Es ist davon auszu-

gehen, dass noch weitere Quartiere der Zwergfledermaus existieren. Die Wochen-

endbebauung bietet dafür gute Bedingungen und erschwert aufgrund der Grund-

stücksgrößen gleichzeitig die Möglichkeit, die Quartiere per Detektor zu finden. Die

aufgezeichneten Sozialrufe der Zwergfledermaus (siehe Abb. 7) geben (sofern sie

aggregiert nachgewiesen wurden) gleichzeitig Hinweise auf möglicherweise vorhan-

dene Einzelquartiere (von Männchen).

Page 26: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 21

Abb. 7: Nachweise der Zwergfledermaus während der Transektbegehungen

(die Nachweise mit schwarzem Punkt zeigen Rufsequenzen mit Sozi-

allauten)

Flugstraßen in das Untersuchungsgebiet konnten nicht festgestellt werden. Es ist

jedoch zu vermuten, dass die Tiere die Waldränder und Forstwege nutzen um zu

ihren individuellen Jagdgebieten zu kommen.

Die Zwergfledermaus gehört zu den drei Arten, die bundesweit am häufigsten an

WEA verunglücken. Bislang scheint die Art an norddeutschen WEA jedoch seltener

geschlagen zu werden (NIERMANN et al. 2011a), als dies in Süddeutschland der

Fall ist (BRINKMANN et al. 2006). Dies gilt insbesondere im direkten Vergleich mit

der anderen Art der Gattung Pipistrellus, der Rauhautfledermaus; sie wird in Nord-

deutschland wesentlich häufiger geschlagen als in Süddeutschland.

Die Rauhautfedermaus (Pipistrellus nathusii) – eine mit der Zwergfledermaus eng

verwandte Art – wurde ebenfalls angetroffen. Sie konnte – wenn der mobile und sta-

tionäre Detektor zusammen betrachtet wird – an allen Untersuchungsterminen nach-

gewiesen werden. Quantitativ betrachtet zeigen sich bei der Rauhautfledermaus vor

Page 27: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 22

allem im Frühjahr und dann erneut im Herbst mit höheren Aktivitäten (siehe Abb. 8).

Die höchsten akustischen Aktivitäten wurden an der Dauerbeobachtungsstelle am

08.04.2018 aufgezeichnet. An der Dauererfassungseinheit wurde sie im Herbst nur

mit geringen Aktivitäten, dafür aber über einen längeren Zeitraum angetroffen. An

den stationären Einheiten (siehe Kap. 4.2) zeigen sich auch im Herbst vergleichswei-

se hohe Aktivitäten.

Abb. 8: Summe der Kontakte der Rauhautfledermaus im Jahresverlauf (Daten

der Dauerbeobachtung)

Insgesamt wurden während der Detektorbegehungen 44 Nachweispunkte der Art

erbracht (siehe Abb. 9). Ähnlich wie bei der Zwergfledermaus konzentrieren sich

auch hier die Nachweise an Stellen, an denen Gehölze vorhanden sind. Eine gewis-

se Häufung der Nachweise konnte im nördlichen Teil des UG – an dem Stillgewässer

– festgestellt werden.

Die Rauhautfledermaus gehört zu den ziehenden Arten. Ein Großteil der Population

legt daher zwischen den Sommerlebensräumen und den Winterquartieren größere

Strecken zurück. Die Rauhautfledermaus gehört dabei zu den Langstreckenziehern,

die einen regelmäßigen Herbstzug vom Nordosten nach Südwesten durchführen

(HUTTERER et al. 2005). Die größte bislang festgestellte Entfernung zwischen

Sommer- und Winterlebensraum lag bei über 1.900 km Luftlinie (ebd.). Bekannt ist,

dass die Paarungen der Art auch auf dem Zug der Tiere stattfinden. Die balzenden

Männchen entlang der Zugwege zeigen mit ihren Balzrufen vorbeifliegenden ortsun-

kundigen Tieren Quartiere (DIETZ et al. 2007). Der Umstand, dass die Rauhautfle-

dermaus im Hochsommer selten nachgewiesen wurde, lässt darauf schließen, dass

das Gebiet von ziehenden Tieren der Art genutzt wird (siehe Abb. 8).

Balzquartiere oder andere Quartiere der Art konnten im Untersuchungsgebiet nicht

gefunden werden. Während der Detektorbegehungen konnte auch keine balzende

Rauhautfledermaus festgestellt werden.

Die Rauhautfledermaus zählt mit mehr als 28 % aller bislang unter deutschen Wind-

energieanlagen gefundenen Schlagopfern zu der am zweithäufigsten geschlagenen

Fledermausart (siehe Abb. 2).

Page 28: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 23

Abb. 9: Nachweise der Rauhautfledermaus (braune Punkte) und der Mücken-

fledermaus (grüne Punkte) während der Transektbegehungen

Die Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) wurde selten registriert. Mit dem

mobilen Detektor wurden 10 Dateien aufgenommen, an der Dauererfassungsanlage

gelang die Aufzeichnung weiterer drei Ereignisse. Diese Nachweise gelangen über

das Jahr hinweg und zeigen keine ausgeprägte zeitliche Verdichtung. Auch die Mü-

ckenfledermaus wird vereinzelt als Kollisionsopfer unter Windenergieanlagen ange-

troffen, daher wird die Art als WEA-empfindliche Fledermausart geführt.

Der Abendsegler (Nyctalus noctula) wurde im Rahmen der Geländeuntersuchung

an allen 14 Terminen festgestellt (sofern die stationären Erfassungseinheiten und die

Detektorrundgänge zusammen betrachtet werden). Eindeutige Rufe der Art wurden

nur in 164 Fällen registriert. Hinzu kommen noch wenige Rufsequenzen, die lediglich

bis zur Gattung Nyctalus bzw. bis zur Gruppe der Nyctaloiden bestimmt werden

konnten. Hierbei handelt es sich oft um Einzelrufe, die nicht sicher zugeordnet wer-

den können. Im mobilen Detektor wurden die höchsten Aktivitäten des Abendseglers

während der Termine im Juni festgestellt. Anhand der Daten der Dauerbeobachtung

Page 29: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 24

lässt sich eine weitere Phase erhöhter Aktivität vom Spätsommer bis in den Herbst

hinein ableiten (siehe Abb. 10).

Abb. 10: Summe der Kontakte des Abendseglers im Jahresverlauf (Daten der

Dauerbeobachtung)

Räumlich verteilt sich die Aktivität des Abendseglers im Untersuchungsgebiet auf drei

Bereiche. Zum einen der Waldrand im westlichen Teil des Untersuchungsgebietes.

Hier fliegen die Abendsegler abends vom Südwesten kommend Richtung NNO. Wei-

ter nördlich wurden die Tiere auch regelmäßig über dem Heidbecksweg gesichtet.

Dies hat vermutlich mit der Nähe zu dem See zu tun, der sehr wahrscheinlich nicht

nur zum Trinken aufgesucht wurde, sondern auch zeitweise als Jagdgebiet attraktiv

war. Auch der dritte räumliche Schwerpunkt, die Wegegabelung von Hollinder Weg

und Heidenauer Weg hat mit der Attraktivität als Jagdgebiet zu tun. Am Heidenauer

Weg stehen in diesem Bereich alte Eichen, die vermutlich ebenso wie die Schafwei-

de zu einem vermehrten Aufkommen an relativ großen Insekten beitragen.

Der Abendsegler jagt vorrangig im offenen Luftraum, seine Flughöhe beträgt dabei

oft 10 bis 50 m, Flughöhen von mehreren hundert Metern sind jedoch auch beschrie-

ben (DIETZ et al. 2007). Der Abendsegler jagt im schnellen Flug (bis über 50 km/h,

DIETZ et al. 2007) vor allem nach „Zweiflüglern, Wanzen, Köcherfliegen, Käfern und

Schmetterlingen. Bei Massenauftreten werden gerne Mai- und Mistkäfer gejagt“

(ebd.).

Der Abendsegler wird zu den „Baumfledermäusen“ gezählt, weil der überwiegende

Teil der Quartiere in Bäumen bezogen wird. Die Art zeigt im Sommer eine Bindung

an Spechthöhlen. Auch Fledermauskästen werden angenommen. Abendseglerquar-

tiere konnten im Untersuchungsgebiet nicht festgestellt werden. Auch die gezielte

Suche nach Balzquartieren erbrachte keine Hinweise auf entsprechende Quartiere.

Im Gelände ergaben sich Hinweise darauf, dass die Quartiere der Abendsegler süd-

westlich des UG liegen.

Der Abendsegler gehört – wie die Rauhautfledermaus – zu den ziehenden Arten, d.h.

er legt zwischen seinen Sommer- und den Winterlebensräumen zum Teil beträchtli-

che Entfernungen zurück. Allgemein gesprochen befinden sich die Wochenstuben-

Page 30: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 25

gebiete des Abendseglers in Nord- und Mitteleuropa und die Überwinterungsgebiete

in Mittel- und Südeuropa (HUTTERER et al. 2005). Der deutliche Anstieg der Aktivität

des Abendseglers in weiten Teilen Niedersachsens am Ende des Sommers wird auf

die Zugaktivität der Art von den Wochenstubengebieten in die Überwinterungsgebie-

te zurückgeführt. Diese Zugaktivität überlagert gewissermaßen die regionale und

lokale Aktivität des Abendseglers. Denn auch für Niedersachsen sind sowohl Wo-

chenstuben als auch Winterquartiere bekannt.

Abb. 11: Nachweise des Abendseglers während der Transektbegehungen

Die Art ist – aufgrund ihrer Anpassung an den Flug im freien Luftraum – eine der

durch den Fledermausschlag an WEA besonders gefährdeten Arten. Knapp 32%

aller bislang unter deutschen WEA gefundenen Schlagopfer waren Abendsegler

(siehe Abb. 2).

Der Kleinabendsegler (Nyctalus leisleri) wurde mehrfach nachgewiesen. Im Ver-

hältnis zum Großen Abendsegler konnte er allerdings deutlich seltener festgestellt

werden. Insgesamt wurden nur 9 Rufe aus dem mobilen Detektor dem Kleinabend-

segler zugeordnet. Eingeräumt werden muss, dass die Unterscheidung zwischen

Page 31: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 26

dem Großen Abendsegler und dem Kleinabendsegler im Detektor nicht immer ein-

fach zu treffen ist. Dies trifft vor allem auf jene Rufsequenzen zu, die in einem relativ

breiten Überlappungsbereich zwischen 23 und 25 KHz liegen. Werden allerdings

weitere Parameter hinzugezogen, gelingt die Bestimmung häufiger.

Der Kleinabendsegler ist eine typische Waldfledermaus, die vor allem in Laubwäldern

verbreitet ist. Nach DIETZ et al. (2007) werden in Mitteleuropa vor allem Buchen-

mischwälder besiedelt. Außerdem sei „eine deutliche Bevorzugung von Wäldern mit

hohem Altholzbestand zu erkennen“ (ebd.). Die Quartiere des Kleinabendseglers

liegen in der Regel im Wald. Bevorzugt werden „Spechthöhlen, Fäulnishöhlen, über-

wucherte Spalten“ sowie „Ausfaulungen in Zwieseln und Astlöcher“ (ebd.).

Als Jagdgebiete werden die Wälder und ihre Waldränder bevorzugt. Jedoch jagen

die Tiere auch im Offenland. Dort kollidiert die Art auch an Windenergieanlagen. Die

Art steht – mit ca. 5% aller Opfer – an vierter Stelle der bundesweiten Liste der unter

Windenergieanlagen gefundenen Kollisionsopfer (siehe Abb. 2).

Abb. 12: Nachweise des Kleinabendseglers (dunkelgrüne Punkte) sowie der

Nyctaloide (hellgrüne Punkte) während der Transektbegehungen

Page 32: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 27

Die Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) wurde mit dem mobilen Detektor

ca. 197mal registriert. Auch die Aktivität der Breitflügelfledermaus konzentriert sich –

ähnlich wie die des Abendseglers – auf drei Bereiche im Untersuchungsgebiet: den

Bereich der Weggabelung von Heidenauer und Hollinder Weg, sowie dem Heid-

becksweg. An der Gabelung führt – ähnlich wie beim Großen Abendsegler die Kom-

bination aus alten Eichen und der Schafweide vermutlich zu einem vermehrten Auf-

kommen von Fluginsekten. An mehreren Abenden waren hier fünf Breitflügelfleder-

mäuse gleichzeitig zu sehen. Zudem konnte im Verlauf des Jahres mehrfach beo-

bachtet werden, wie der Gartenteich auf dem Eckgrundstück von den Breitflügelfle-

dermäusen gezielt zum Trinken angeflogen wurde. Auch der Heidbecksweg wird zur

Jagd genutzt, dies liegt vermutlich an seiner vergleichsweise geschützten Lage und

der Strukturvielfalt in der Umgebung.

Die Breitflügelfledermaus jagt vorzugsweise in der Umgebung von locker stehenden

Bäumen, wie man sie aus geschützten Dorflagen oder größeren Parks kennt. In die-

sen Bereichen kann sie ihrer Beute nachstellen (z.B. Käfer und andere Insekten wie

z.B. Zweiflügler, Nachtfalter, Schlupfwespen) und ist gleichzeitig vor Wind geschützt.

Die Breitflügelfledermaus wird zu den „Hausfledermäusen“ gezählt, weil sie ihre

Quartiere überwiegend an und in Gebäuden bezieht. Genutzt werden Spaltenquartie-

re hinter Fassadenverkleidungen, Zwischendächern oder Dachrinnen. Die Wochen-

stubenquartiere befinden sich vor allem in Spalten im Innern von ungenutzten Dach-

stühlen (DIETZ at al. 2007).

Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung konnte kein Quartier der Breitflügelfle-

dermaus gefunden werden, obwohl solche Quartiere im oder in unmittelbarer Nähe

zum UG angenommen werden können. Die Wochenendhausbebauung bietet sicher

Möglichkeiten, Quartier zu beziehen, doch kann dies mit dem Detektor aufgrund der

Grundstückszuschnitte nur schlecht festgestellt werden.

Die Breitflügelfledermaus – eine typische Fledermaus der norddeutschen Tiefebene

– gehört zu den Arten, die an WEA verunglücken, sie steht in der Liste der Arten, die

bundesweit unter WEA gefunden wurden, an siebter Stelle. Entsprechend ihres Ver-

breitungsschwerpunktes in Deutschland wird die Art an norddeutschen WEA häufiger

geschlagen als an Anlagen im Süden Deutschlands.

Page 33: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 28

Abb. 13: Nachweise der Breitflügelfledermaus während der Transektbegehun-

gen

Neben den oben aufgeführten Arten konnten weitere Fledermäuse nachgewiesen

werden, die allerdings nicht zu den Arten zählen, die sensibel auf den Bau und den

Betrieb von Windenergieanlagen reagieren. Sie zeigen in der Summe ein Verhalten,

das nur in Ausnahmefällen zur Kollision mit Windenergieanlagen führt. So sind alle

Arten der Gattung Myotis oder der Gattung Plecotus durch ein ausgesprochen nied-

riges Schlagrisiko gekennzeichnet. In der bundesweiten Schlagopferkartei nehmen

alle Individuen der Gattung Myotis weniger als 1 % aller an WEA festgestellten

Schlagopfer ein. Bei der Gattung Plecotus ist dies mit weniger als 0,5% noch deutli-

cher (siehe Abb. 2).

Die Wasserfledermaus (Myotis daubentonii) wurde mit 15 Rufsequenzen festge-

stellt. Diese Kontakte wurden alle am See bzw. im Umfeld des Sees am nördlichen

Rand des Untersuchungsgebietes registriert. Die Rufsequenzen im Umfeld stammen

vermutlich von an- und abfliegenden Wasserfledermäusen.

Page 34: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 29

Die Große und Kleine Bartfledermaus (Myotis brandtii bzw. M. mystacinus) lassen

sich im Detektor nicht unterscheiden. Sie werden daher stets als Artengruppe erfasst.

Sie wurden im Untersuchungsgebiet nur vereinzelt festgestellt. Aufgrund der Ökolo-

gie und der Verbreitung der Arten kann angenommen werden, dass beide im UG

vorkommen können.

Das Große Mausohr (Myotis myotis) wurde ebenfalls sehr selten nachgewiesen.

Und auch für die Fransenfledermaus (Myotis nattereri) gelang nur die Aufzeichnung

einer einzigen sicher zu bestimmenden Rufsequenz. Vor allem letztere dürfte im Ge-

biet aber sicher häufiger sein, als es dieser eine Kontakt nahelegt.

Ähnlich wie bei den beiden Bartfledermäusen lassen sich die beiden Langohrfle-

dermäuse (Plecotus auritus und Pl. austriacus) nach verbreiteter Ansicht nicht sicher

unterscheiden. Auch diese Gruppe wurde während der Detektorbegehungen ange-

troffen, insgesamt wurden 22 Dateien aufgezeichnet. In diesem Fall muss – aufgrund

des heutigen Kenntnisstandes zur Verbreitung der beiden Arten – davon ausgegan-

gen werden, dass es sich bei den aufgezeichneten Rufen sehr wahrscheinlich nur

solche des Braunen Langohrs (Plecotus auritus) handelt.

Page 35: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 30

5 Bewertungsmethodik und -ergebnisse

5.1 Artenschutzrechtliche Bewertung

Alle heimischen Fledermäuse genießen einen hohen rechtlichen Schutz, eine Kon-

sequenz aus den zum Teil massiven Bestandseinbrüchen in den vergangenen Jahr-

zehnten (ROER 1977, ROER 1983/84) sowie ihrer aktuell nach wie vor festzustellen-

den Gefährdung (MEINIG et al. 2009). Zudem spiegelt der Schutzstatus die Ver-

pflichtungen wider, welche die Bundesrepublik Deutschland im Rahmen von interna-

tionalen Artenschutzabkommen auch zum Schutz der Fledermäuse eingegangen ist.

Tab. 8 stellt den aktuellen Schutzstatus und die Gefährdung der im Untersuchungs-

gebiet nachgewiesenen Arten dar.

Für die Bewertung der Ergebnisse im Hinblick auf die Anwendung der Eingriffsrege-

lung gibt es keinen Anhaltspunkt, dass potenzielle Jagdgebietsverluste erheblich zu

Buche schlagen. Die Datenlage für die Ableitung eines solchen Zusammenhangs

(zum Beispiel durch betriebsbedingte Meidung von WEA durch großräumig aktive

Fledermausarten) ist ausgesprochen dünn (siehe Kap. 2.2). Wenn vorrangig Lebens-

raumverluste von Arten mit kleinen Lebensraumansprüchen festzustellen wären (wie

zum Beispiel beim Bau von WEA im Wald), würde hier ein andere Beurteilung erfol-

gen müssen.

Die Bewertung der vorliegenden Ergebnisse erfolgt daher ausschließlich im Hinblick

auf die Frage nach dem voraussichtlichen Eintritt von Verbotstatbeständen (nach §44

BNatSchG) und speziell auf die Frage nach der potenziellen Verletzung oder Tötung

von Individuen (§ 44, Abs. 1, Nr. 1 BNatSchG).

Alle einheimischen Fledermausarten zählen zu den besonders und streng geschütz-

ten Arten. Dieser Schutz manifestiert sich v.a. in den Regelungen zum besonderen

Artenschutz. Demnach ist es (nach § 44 Abs. 1, Nr. 1 BNatSchG) verboten,

1. „wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu

fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der

Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören,

2. wild lebende Tiere der streng geschützten Arten (...) während der

Fortpflanzungs-, Aufzucht-, (...) Überwinterungs- und Wanderungszeiten

erheblich zu stören; eine erhebliche Störung liegt vor, wenn sich durch die

Störung der Erhaltungszustand der lokalen Population einer Art

verschlechtert

3. Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders

geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu

zerstören“

Page 36: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 31

Tab. 8: Schutzstatus und Gefährdung der im Planungsgebiet nachgewiese-nen Fledermausarten(-gruppen)

Art Schutzstatus Gefährdung

Welt/ Europa

EU D Welt/EU D NDS

Wasserfledermaus (Myotis daubentonii)

Bo (R)

Be: II FFH: IV §/§§ lc/lc * 3

Brandtfledermaus (Myotis brandtii)

Bo (R)

Be: II FFH: IV §/§§ lc/lc V 2

Bartfledermaus (Myotis mystacinus)

Bo (R)

Be: II FFH: IV §/§§ lc/lc V 2

Großes Mausohr (Myotis myotis)

Bo (R)

Be: II FFH: IV §/§§ lc/lc V 2

Fransenfledermaus (Myotis nattereri)

Bo (R)

Be: II FFH: IV §/§§ lc/lc * 2

Abendsegler (Nyctalus noctula)

Bo (R)

Be: II FFH: IV §/§§ lc/lc V 2

Kleinabendsegler

(Nyctalus leislerii)

Bo (R)

Be: II FFH: IV §/§§ lc/lc D 1

Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)

Bo (R)

Be: II FFH: IV §/§§ lc/lc * 3

Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus)

Bo (R)

Be: II FFH: IV §/§§ lc/lc D k.A.

Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii)

Bo (R)

Be: II FFH: IV §/§§ lc/lc * 2

Breitflügelfledermaus

(Eptesicus serotinus)

Bo (R)

Be: II FFH: IV §/§§ lc/lc G 2

Braunes Langohr (Plecotus auritus)

Bo (R)

Be: II FFH: IV §/§§ lc/lc V 2

Graues Langohr (Plecotus austriacus)

Bo (R)

Be: II FFH: IV §/§§ lc/lc 2 2

Schutzstatus Welt/Europa:

Bo (R): Bonner Konvention, Regionalabkommen Be: Berner Konvention II: Anhang II EU:

FFH: Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU II: Anhang II

IV: Anhang IV

Schutzstatus D:

§ besonders geschützte Art (gemäß § 10 Abs. 2 Nr.10aa BNatSchG)

§§ streng geschützte

Art (gemäß § 10 Abs. 2 Nr.11

BNatSchG)

Gefährdung Welt (HUTSON et al. 2008)/ EU (IUCN 2007):

lc „least concern“, nicht gefährdet nt “near threatend“, Vorwarnstufe

vu „vulnerable“, gefähr-

det

Gefährdung D (MEINIG et al. 2009) und NDS (HECKENROTH 1993):

1 vom Aussterben bedroht 2 stark gefährdet 3 gefährdet G Gefährdung unbekannten Ausmaßes R extrem gefährdet V Vorwarnliste D Daten unzureichend * ungefährdet

Page 37: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 32

Neben diesen als Zugriffsverbote charakterisierten Gruppen von Verboten gibt es

noch weitere, sogenannte Besitz- und Vermarktungsverbote, die jedoch bei der Pla-

nung von WEA keine Rolle spielen. Die Zulassung einer Ausnahme bei unvermeid-

barem Eintreten von Verbotstatbeständen sind in § 45 BNatSchG geregelt. Eine

Ausnahme darf jedoch nur zugelassen werden, wenn zumutbare Alternativen nicht

gegeben sind und sich der Erhaltungszustand der Population einer Art nicht ver-

schlechtert und soweit andere Regelungen nicht weitergehende Anforderungen ent-

halten (§45 Abs. 7 BNatSchG).

Das Tötungs- und Verletzungsverbot ist Individuen bezogen. Dies hat das Bundes-

verwaltungsgericht (BVerwG) als höchstes Verwaltungsgericht wiederholt festgestellt

(z.B. Urt. v. 14.07.2011 – 9 A 12.10). Doch fallen unvermeidbare betriebsbedingte

Tötungen als Verwirklichung sozialadäquater Risiken in der Regel nicht unter das

Verbot (BT-Drucksache 16/5100, LANA 2009). Im Rahmen eines Verfahrens zum

Fernstraßenbau urteilte das BVerwG, dass das Kollisionsrisiko erst dann tatbe-

standsmäßig ist, wenn es sich um ein signifikant erhöhtes Kollisionsrisiko handelt.

Zwei Aspekte sind daher im Zusammenhang mit der Prognose über die Eintrittswahr-

scheinlichkeit der Verbote zunächst zu klären.

„Unvermeidbare betriebsbedingte Tötungen“ bedeutet, „dass im Rahmen der Ein-

griffszulassung das Tötungsrisiko artgerecht durch geeignete Vermeidungsmaß-

nahmen reduziert wurde“ (LANA 2009). Auch das BVerwG betont: „Dabei sind Maß-

nahmen, mittels derer solche Kollisionen vermieden oder dieses Risiko zumindest

minimiert werden soll (...) einzubeziehen“ (BVerwG Urt. v. 9.7.2008- 9 A 14.07, Rn.

91). Damit wird auf den Grundsatz der Vermeidung hingewiesen, der sich an ver-

schiedenen Stellen im BNatSchG, v.a. bei der Eingriffsregelung, widerspiegelt. Im

Falle der Windenergieanlagen dürfte das bedeuten, dass vermeidbare betriebsbe-

dingte Tötungen vermieden werden müssen.

Parallel dazu besteht noch die Frage nach der Operationalisierung des Begriffs der

„signifikanten Erhöhung des Kollisionsrisikos“. Nicht gemeint ist hier eine signifikante

Erhöhung des Kollisionsrisikos der gesamten lokalen Population, wie dies durch das

OVG Münster (OVG NRW, Urt. v. 30.07.2009 – 8 A 2357/08 Rn. 149) und das VG

Minden (VG Minden, Urt. v. 10.03.2010 – 11 K 53/09, Rn. 76) vertreten wurde. Dies

wird aus einem jüngeren Urteil des BVerwG deutlich (Urt. v. 14.07.2011 – 9 A 12.10).

Auch das VG Halle (Urt. v. 24.03.2011 - 4 A 46/10) urteilt, dass eine Analyse der

Gefährdung des Bestandes bzw. des Erhaltungszustands einer lokalen Population im

Rahmen einer Bewertung im Hinblick auf mögliche Folgen durch den Betrieb von

WEA nicht erforderlich ist.

Das VGH Kassel geht in einem Urteil davon aus, dass eine signifikante Erhöhung

des Lebensrisikos voraussetzt, dass die Kollision mit einer gewissen Wahrscheinlich-

keit eintritt (VGH Kassel, Urt. v. 16.07.2008 – 11 C 1975/07.T). Hierbei würde es

nicht ausreichen, dass „im Eingriffsbereich überhaupt Tiere der fraglichen Art ange-

troffen werden oder einzelne Exemplare zu Tode kommen“ (LAND BADEN-

WÜRTTEMBERG 2012: 38), nötig sei vielmehr die „signifikante Erhöhung des Tö-

tungsrisikos“. Diese Position spiegelt sich in einer Vielzahl von Publikationen zum

Thema wider (z.B. ALBRECHT & GRÜNFELDER 2011, LAND BADEN-

Page 38: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 33

WÜRTTEMBERG 2012, GATZ 2009: 121). Auch ein jüngeres Urteil des VG Hanno-

ver nennt als Eintrittsvoraussetzung des Verbotes, dass die Anlagen „im Bereich

bedeutender Jagdhabitate oder Flugrouten stehen“; auch die Tatsache, dass „Fle-

dermäuse im Bereich des Vorhabens anzutreffen sind, (...) [reiche] nicht aus“ (VG

Hannover, Urt. V. 22. 11. 2012 – 12 A 2305/11). An diesem Beispiel zeigt sich er-

neut, dass die unterschiedlichen Rechtsauffassungen noch nicht harmonisiert sind,

daher verbleiben bis auf weiteres Rechtsunsicherheiten.

Im Hinblick auf eine rechtssichere Genehmigung kann daher im Zusammenhang mit

den Fledermäusen nur empfohlen werden, eine weitgehende Vermeidung von po-

tenziellen Kollisionsopfern anzustreben, und dies unabhängig von der konkreten

Auslegung der relevanten einzelnen unbestimmten Rechtsbegriffe („signifikanten

Erhöhung des Kollisionsrisikos“, „bedeutende Jagd- und Flugrouten“ etc.).

5.2 Bewertung der Aktivitätsdichte der Erfassungseinheiten

Für die zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse der automatischen Erfas-

sungseinheiten (und im Hinblick auf ihre nachfolgende Bewertung) wurde ein Aktivi-

tätsindex errechnet. Hierzu wurde die Anzahl der aufgezeichneten Fledermausruf-

sequenzen (Dateien) summiert und durch die Länge der Nacht geteilt. Dabei gingen

nur die Rufe der Arten in die Berechnung ein, die in Bezug auf Windenergieanlagen

als empfindlich gelten (siehe Tab. 1). Nicht berücksichtigt wurden daher die Kontakte

mit der Gattung Myotis und Plecotus.

Dieser Index wird nachfolgend ins Verhältnis zu Erfahrungswerten von Begegnungs-

häufigkeiten mit Fledermäusen in norddeutschen Landschaften gesetzt. Nach diesen

Erfahrungswerten werden die Wertstufen und die dazugehörigen Schwellenwerte

gesetzt (siehe nachfolgende Tab. 9). Auch hierfür gibt es in Niedersachsen kein fest-

gelegtes Standardverfahren; vielmehr stellen die Schwellenwerte Setzungen dar, die

sich an der Klassifizierung von ALBRECHT et al. (2008) orientieren und auch von

anderen Kollegen verwendet werden.

Page 39: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 34

Tab. 9: Wertstufen und Schwellenwerte für die Bewertung der Ergebnisse

aus den bodengebundenen Erfassungseinheiten

Kontakte mit eingriffs-sensiblen Fledermaus-arten

Anzahl der Rufsequenzen / Stunde (Aktivitätsindex)

Wertstufe

öfter als alle 10 Minuten > 6 Hohe Bedeutung

alle 20 bis 10 Minuten 3 - 6 Mittlere Bedeutung

seltener als alle 20 Minuten < 3 Geringe Bedeutung

Die Darstellung der Anwendung dieser Bewertungsregel auf die erhobenen Daten

erfolgt in den nächsten Tabellen.

Tab. 10: Bewertungsergebnis der ermittelten Aktivität am östlichen Standort

Termine Datum

Anzahl der

Rufsequen-

zen

Länge

Nacht Index Wertstufe

1 19./20.04. 123 9,72 12,7 hohe Bedeutung

2 18./19.05. 5 7,95 0,6 geringe Bedeutung

3 31.05./01.06. 86 7,38 11,6 hohe Bedeutung

4 10./11.06. 44 7,08 6,2 hohe Bedeutung

5 17./18.06. 28 7,00 4,0 mittlere Bedeutung

6 28./29.06. 29 7,03 4,1 mittlere Bedeutung

7 28./29.07. 53 8,10 6,5 hohe Bedeutung

8 04./05.08. 60 8,57 7,0 hohe Bedeutung

9 19./20.08. 147 9,50 15,5 hohe Bedeutung

10 27./28.08. 83 9,97 8,3 hohe Bedeutung

11 08./09.09. 79 10,78 7,3 hohe Bedeutung

12 18./19.09. 101 11,47 8,8 hohe Bedeutung

13 05./06.10. 21 12,67 1,7 geringe Bedeutung

14 15./16.10. 28 13,35 2,1 geringe Bedeutung

Page 40: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 35

Tab. 11: Bewertungsergebnis der ermittelten Aktivität am mittleren Standort

Termine Datum

Anzahl der

Rufsequen-

zen

Länge

Nacht Index Wertstufe

1 19./20.04. 7 9,72 0,7 geringe Bedeutung

2 18./19.05. 11 7,95 1,4 geringe Bedeutung

3 31.05./01.06. 31 7,38 4,2 mittlere Bedeutung

4 10./11.06. 0 7,08 0,0 geringe Bedeutung

5 17./18.06. 42 7,00 6,0 mittlere Bedeutung

6 28./29.06. 14 7,03 2,0 geringe Bedeutung

7 28./29.07. 35 8,10 4,3 mittlere Bedeutung

8 04./05.08. 26 8,57 3,0 mittlere Bedeutung

9 19./20.08. 34 9,50 3,6 mittlere Bedeutung

10 27./28.08. 16 9,97 1,6 geringe Bedeutung

11 08./09.09. 44 10,78 4,1 mittlere Bedeutung

12 18./19.09. 63 11,47 5,5 mittlere Bedeutung

13 05./06.10. 0 12,67 0,0 geringe Bedeutung

14 15./16.10. 38 13,35 2,8 geringe Bedeutung

Page 41: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 36

Tab. 12: Bewertungsergebnis der ermittelten Aktivität am westlichen Standort

Termine Datum

Anzahl der

Rufsequen-

zen

Länge

Nacht Index Wertstufe

1 19./20.04. 23 9,72 2,4 geringe Bedeutung

2 18./19.05. 3 7,95 0,4 geringe Bedeutung

3 31.05./01.06. 29 7,38 3,9 mittlere Bedeutung

4 10./11.06. 12 7,08 1,7 geringe Bedeutung

5 17./18.06. 5 7,00 0,7 geringe Bedeutung

6 28./29.06. 19 7,03 2,7 geringe Bedeutung

7 28./29.07. 50 8,10 6,2 hohe Bedeutung

8 04./05.08. 47 8,57 5,5 mittlere Bedeutung

9 19./20.08. 21 9,50 2,2 geringe Bedeutung

10 27./28.08. 17 9,97 1,7 geringe Bedeutung

11 08./09.09. 24 10,78 2,2 geringe Bedeutung

12 18./19.09. 36 11,47 3,1 mittlere Bedeutung

13 05./06.10. 17 12,67 1,3 geringe Bedeutung

14 15./16.10. 12 13,35 0,9 geringe Bedeutung

Den Tabellen 10 bis 12 lässt sich entnehmen, dass der östliche Standort – durch die

Nähe zu den Gehölzen – der Standort mit der höchsten Fledermausaktivität ist. Die

beiden anderen beprobten Standorte weisen deutlich geringere Aktivitäten auf. An

diesen Standorten werden nur an einem einzigen Termin (28./29.07.) hohe Aktivitä-

ten erreicht. Die Aktivität an den letzten zwei Terminen war an allen drei Standorten

von geringer Bedeutung.

Auf der Grundlage dieser Ergebnisse kann daher nicht ausgeschlossen werden,

dass Fledermäuse an den geplanten WEA verunglücken, vor allem an der östlichen

Anlage. Der wesentliche Teil der festgestellten Aktivität ist auf die Zwergfledermaus

zurückzuführen. Daneben fällt die Präsenz der Rauhautfledermaus, des Abendseg-

lers sowie der Breitflügelfledermaus auf. Die Aktivität des Kleinabendseglers und der

Mückenfledermaus spielen in der vorliegenden Untersuchung dagegen lediglich eine

Page 42: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 37

untergeordnete Rolle. Auch die seltene Präsenz der schwer nachweisbaren Zwei-

farbfledermaus kann nicht ausgeschlossen werden (Nyctaloide).

5.3 Bewertung der Phänologie aus der Dauererfassung

Eine Bewertung der Befunde aus der Dauererfassung findet nur indirekt statt. Diese

Daten werden – wie eingangs beschrieben – in erster Linie zu Ermittlung des jahres-

zeitlichen Auftretens, der Phänologie herangezogen.

Page 43: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 38

6 Voraussichtliche Konflikte

6.1 Bau- und anlagebedingte Auswirkungen

Zu den potenziellen bau- und anlagebedingten Wirkungen von WEA auf Fledermäu-

se gehören einerseits der Verlust und die Veränderung von Jagdgebieten und ande-

rerseits die Zerstörung von Quartieren.

Im vorliegenden Fall sind die künftigen Standorte der geplanten WEA im Offenland

bekannt, doch können die geplante Zuwegungen und die wahrscheinlich notwendi-

gen Gehölzfällungen nicht abgeschätzt werden. Im Rahmen der Untersuchung wur-

den keine Quartiere in Gehölzen gefunden. Es ist daher wahrscheinlich, dass im

Rahmen der Erschließung des Standortes ggf. notwendigen Gehölzfällungen (z.B. für

Kurvenentschärfungen und Überschwenkbereiche) keine Quartierbäume betroffen

sein werden, doch sollte dies bei der Vorlage der entsprechend detaillierten Planung

fachgerecht überprüft werden.

6.2 Betriebsbedingte Auswirkungen

Zu den betriebsbedingten Wirkungen von WEA auf Fledermäuse werden mehrere

Faktoren gezählt. Unter anderem werden Licht-, Wärme-, Ultraschall- und Infraschall-

emissionen, visuelle Störungen und daraus resultierende Verdrängungs-, Barriere-

und Anlockeffekte diskutiert (z.B. BACH 2001, BACH & RAHMEL 2004). Der Kennt-

nisstand zu diesen speziellen betriebsbedingten Auswirkungen ist allerdings zurzeit

noch sehr begrenzt.

Anders als beim vorgenannten Punkt kann zur Beurteilung des Kollisionsrisikos von

Fledermäusen mit Windenergieanlagen mittlerweile auf eine ganze Reihe von Unter-

suchungen aus dem In- und Ausland zurückgegriffen werden. Diese Arbeiten bele-

gen, dass eine Reihe von Fledermausarten regelmäßig an Windenergieanlagen ver-

unglückt. In Deutschland werden die Kollisionsopferzahlen und die betroffenen Arten

zentral erfasst. Diese Datenquelle ist – zumindest im Hinblick auf die Benennung der

betroffenen Arten – eine gute Datenbasis (siehe Abb. 2).

Von den planungssensiblen, d.h. schlagträchtigen Arten, kommen im Untersu-

chungsgebiet vor allem die Zwergfledermaus, die Rauhautfledermaus, der Große

Abendsegler, die Breitflügelfledermaus sowie der Kleinabendsegler vor. Die Mücken-

fledermaus tritt dagegen nur sehr selten auf. Die Zwergfledermaus, die Rauhautfle-

dermaus und der Abendsegler treten während der gesamten Saison auf. Der Klein-

abendsegler sowie die Breitflügelfledermaus traten dagegen nicht an allen Terminen

auf. Die Mückenfledermaus wurde nur vereinzelt registriert.

Page 44: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 39

Kollisionen von Fledermäusen mit den geplanten und dann in Betrieb genommenen

Anlagen können derzeit nicht ausgeschlossen werden. Aufgrund der Daten ist v.a. am

östlichen Standort mit Kollisionsopfern zu rechnen. Gefährdet sind nach derzeitigem

Erkenntnisstand vor allem Individuen der Zwergfledermaus und der Rauhautfledermaus.

Kollisionen mit dem Großen Abendsegler sowie der Breitflügelfledermaus und dem Klein-

abendsegler können derzeit nicht ausgeschlossen werden. Eine Kollision mit der

Mückenfledermaus wird als unwahrscheinlich eingestuft.

Ob hierbei regelmäßig die Schwelle der „signifikanten Erhöhung des Tötungsrisikos“

überschritten wird, kann nicht mit Sicherheit prognostiziert werden. Aus den am Boden

gewonnenen Daten auf die mögliche Fledermausaktivitäten im rotordurchstrichenen

Raum der geplanten Anlagen zu schließen, birgt Prognoseunsicherheiten. Hinzu kommt

der Umstand, dass das Untersuchungsjahr aufgrund des langanhaltenden, extrem

warmen und trockenen Wetters möglicherweise nicht im erforderlichen Umfang

repräsentativ war. Im Hinblick auf die oben aufgeführte, vorsichtige Auslegung des

Verbotstatbestandes nach §44 BNatSchG wird daher die Umsetzung von Vermeidungs-

maßnahmen empfohlen.

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WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 40

7 Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung der be-

triebsbedingten Auswirkungen

In der Praxis werden mehrere Wege zur Reduktion der voraussichtlichen Fleder-

mauskollisionen beschritten. Lange diente vor allem die Einhaltung von Abständen

zu viel genutzten Lebensräumen als Vermeidungsmaßnahme. Auch die aktuellen

Empfehlungen des NLT (2014) nennen zum Beispiel Abstände von 200 m zu Wald-

flächen, Hecken und Feldgehölzen und 500 m zu wichtigen Jagdgebieten. Diese

allgemeinen Abstände wurden aus Gründen der Vorsorge formuliert. Es ist davon

auszugehen, dass die Mehrzahl der Jagdflüge der enger an Strukturen gebundenen

Arten (Breitflügel-, Zwerg- und Rauhautfledermaus) im Regelfall und bei Wind deut-

lich enger an Strukturen gebunden ist.

Bei den im NLT-Papier genannten Kriterien handelt es sich um Setzungen, nicht um

konkret begründete Abstandswerte. So wird davon ausgegangen, dass entlang von

Waldrändern, Hecken und in der Nähe von Fledermausquartieren eine – im Vergleich

zum Offenland – deutlich erhöhte Begegnungs- und damit auch Kollisionswahr-

scheinlichkeit von Fledermäusen gegeben ist.

Inzwischen hat sich jedoch gezeigt, dass das angestrebte Ziel, nämlich die Reduktion

von Kollisionsopferzahlen, durch diese Maßnahmen alleine nicht im erforderlichen

Umfang erreichen werden kann (NIERMANN et al. 2011b). Dennoch sollte versucht

werden, den Abstand der Anlagen zu diesen häufig beflogenen Lebensraumstruktu-

ren (Hecken, Baumreihen, Gehölzgruppen) zu maximieren.

Neben der Einhaltung von Abständen ist es daher nötig, zu prüfen, ob die geplante

Anlage zeitweise abgeschaltet werden muss, um das Kollisionsrisiko während des

Betriebes zu senken. Dazu sollte ein akustisches Monitoring in Gondelhöhe durchge-

führt werden, mit dem die konkrete Kollisionsgefahr an der Anlage ermittelt wird und

gleichzeitig Grunddaten für eine etwaige Abschaltung erhoben werden (Aktivitätsni-

veau und -verteilung im Hinblick auf die Windgeschwindigkeit sowie die Nacht- und

Jahreszeit).

Konkret werden folgende Minderungsmaßnahmen vorgeschlagen:

1. Der geplante östliche WEA-Standort sollte – sofern er sich planungsrechtlich

realisieren lässt – von den bestehenden Gehölzen abgerückt werden, um den

Abstand zur geplanten Anlage deutlich zu erhöhen. Mit dieser Maßnahme

sollte es gelingen, einen Teil des Kollisionsrisikos v.a. für die Zwerg- und

Rauhautfledermaus zu reduzieren.

2. Das Risiko der Kollision von Fledermäusen kann für die geplante östliche

Anlage im Zeitraum von Anfang April bis Ende Oktober und für den mittleren

und westlichen Standort von Anfang Mai bis Ende Oktober nicht

ausgeschlossen werden. Für dieses Zeitfenster ist daher unter den oben

genannten Bedingungen eine zeitlich befristet Abschaltung der WEA aus

Gründen des Artenschutzes und der Umweltvorsorge erforderlich). Mithilfe

einer pauschalen Abschaltung der WEA nach Inbetriebnahme muss daher

sichergestellt werden, dass der Betrieb ohne signifikant erhöhtes

Page 46: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 41

Tötungsrisiko gewährleistet wird. Dazu sind nach dem Vorsorgeprinzip bis

zur anlagenspezifischen Ermittlung des Risikos Abschaltungen erforderlich.

Unter dieser Vorgabe sollten die Anlagen abgeschaltet werden, wenn alle

folgenden Bedingungen erfüllt sind:

Windgeschwindigkeiten von unter 6 m/s. Wichtig ist, dass die Rotoren

unterhalb dieses Schwellenwertes tatsächlich stehen und nicht

trudeln oder nachlaufen. Die Geschwindigkeit der Rotoren an den

Flügelspitzen darf also nur noch minimal sein, z. B. maximal 10 km/h

betragen.

Temperaturen in der Nacht von über 10 Grad Celsius.

Niederschlagsfreie/-arme Nächte (siehe WEE 2016).

3. Das begleitende akustische Monitoring in Gondelhöhe sollte zwei Untersu-

chungsjahre umfassen und bereits im ersten Betriebsjahr beginnen. Hinsicht-

lich der Methodik wird empfohlen die Vorgaben von BRINKMANN et al.

(2011) umzusetzen. Nur dieses Verfahren und die Beachtung aller erforder-

lichen Rahmenbedingungen (z.B. Kalibrierung der Detektoren) können der-

zeit sicherstellen, dass aus rein akustischen Aufzeichnungen auf die Anzahl

der verunglückten Individuen hochgerechnet werden kann. Die Untersuchung

sollte bei allen drei Standorten mindestens den Zeitraum vom 01.04. bis zum

31.10. umfassen. Nach Beendigung des ersten Betriebs- und Unter-

suchungsjahres sollte geprüft werden, ob ein signifikant erhöhtes Kollisions-

risiko vorliegt und ob damit ein fledermausfreundlicher Betrieb in den Anlagen

implementiert werden muss. Mit einem Abschaltalgorithmus nach BRINK-

MANN et al. (2011) kann die Anzahl der kollidierten Tiere auf ein von der Ge-

nehmigungsbehörde festzusetzendes Maß wirksam reduziert werden.

In der Regel kann anhand der Ergebnisse des Gondelmonitorings belegt werden,

dass die Anlage auch bei geringerer Windgeschwindigkeit (oder in einem größeren

Zeitfenster) ohne signifikant erhöhtes Tötungsrisiko betrieben werden kann. In die-

sem Fall können die Abschaltzeiten entsprechend reduziert werden. Dies kann be-

reits am Ende des ersten Untersuchungsjahres geschehen. Hierzu müssen die Er-

gebnisse des Monitorings (Aktivität der Fledermäuse in Gondelhöhe) mit den Wetter-

daten (insbesondere der Windgeschwindigkeit) verknüpft werden.

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WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

ALAND – Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie 42

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Page 50: WINDPARK REGESBOSTEL

WINDPARK REGESBOSTEL Fledermauskartierung 2018

Anlage

Karten

Karte 1: Übersicht über sämtliche Fledermausnachweise während der Detek-

torbegehungen

Page 51: WINDPARK REGESBOSTEL

500m

500m

Quelle: Auszug aus den Geobasisdaten des Landesamtes für Geoinformationund Landesvermessung Niedersachsen, © 2018G:

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9

Fledermausnachweise (mobiler Detektor)Fledermausarten

Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus)unbest. Bartfledermaus (Myotis mystacinus / brandtii)Wasserfledermaus (Myotis daubentonii)Großes Mausohr (Myotis myotis)Fransenfledermaus (Myotis nattereri)unbest. Myotis-Art (Myotis spec.)Nyctaloid (Nyctalus spec., Eptesicus spec, V. murinus)Kleinabendsegler (Nyctalus leisleri)Großer Abendsegler (Nyctalus noctula)Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii)Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)Zwergfledermaus- Soziallaut (Pipistrellus pipistrellus)Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus)unbest. Langohr (Plecotus spec.)

0 100 200 300 400 50050Meter

Name wiss. Name GF NDS GF D FFHBreitflügelfledermaus Eptesicus serotinus 2 G IVFransenfledermaus Myotis nattereri 2 - IVGroßer Abendsegler Nyctalus noctula 2 V IVGroßes Mausohr Myotis myotis 2 V II,IVKleinabendsegler Nyctalus leisleri 1 D IVMückenfledermaus Pipistrellus pygmaeus k.A. D IVRauhautfledermaus Pipistrellus nathusii 2 - IVWasserfledermaus Myotis daubentonii 3 - IVZwergfledermaus Pipistrellus pipistrellus 3 - IV

Windernergieanlagen (WEA)geplante WEA

01/2019 I. NiermannL. Wichmann

Windpark RegesbostelKarte 1: Übersicht über sämtliche Fledermausnachweise während der Detektorbegehungen

1:5.000

Auftraggeber: Auftragnehmer:

e-wyn4. Beteiligungs GmbH und Co. KG

Werner-von-Siemens-Str. 625337 Elmshorn

Datum BearbeitetGezeichnetMaßstab

Arbeitsgemeinschaft Landschaftsökologie

Gerberstr. 430169 HannoverTel.: 0511 / 12 10 83 6-0Fax: 0511 / 12 10 83 79e-Mail: [email protected]: www.aland-nord.de

Fledermauskartierung 2018

500m - PufferVorrangfläche Windenergienutzung HO 8

Untersuchungsgebiete

500m