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WIE DER VATER · Sticker G4 Challenge 90 Euro Dachleiter hinten 55 Euro Sportsitze König 400 Euro...
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REPORTAGE MENSCH UND MASCHINE
an Treffen des Deutschen Land Rover Clubs (DLRC) von Frankreich bis nach Belgien teilgenommen. Auch von Urlauben in Dänemark erzählt er voller Begeisterung. Mit großer Leidenschaft haben seine Jungs und er dort im wahrsten Sinne gestrandete Pkw aus dem Sand befreit und mit ihrem Briten die Dünen erklommen. Lebhaft sind die Erin
hall wurde der Sohnemann nämlich tatsächlich nur wenige Stunden, nachdem er das Licht der Welt erblickt hatte, stilecht abgeholt – mit einem verschlammten Disovery I. Für den Papa kein großes Ding: Er lebt seit jeher das Thema und die Marke Land Rover, hat mit Felix und dessen jüngerem Bruder Tim schon früh in seinem Range Rover Classic
Als begeisterten Offroader seit 23 Jahren, so beschreibt sich Felix Kreutschmann. Das ist insofern irritierend, als er selbst erst 23 Lenze zählt. Leicht also könnte man seine Rechnung als Spinnerei abtun – doch nur so lange, bis sein Vater Stefan von seiner Geburt im Jahre 1997 erzählt. Aus dem Kreißsaal im Krankenhaus in Bad Friedrichs
Vom Kreißsaal in den Land Rover – und da nie wieder raus. Das ist die Lebensgeschichte von Felix Kreutschmann in Kurzform. Anders als vielen anderen hat es ihm aber nie ein Defender angetan, sondern seit frühester Jugend die Modelle Discovery und Range Rover.
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sportler Matthias Jeschke einen Höhenrekord aufstellte, war mit einem von Stefan konstruierten Käfig ausgestattet. Schon einige Jahre davor hatte Stefan zudem Uwe Morawietz kennengelernt, Besitzer der damaligen Land RoverWerkstatt „Memo Fahrzeuge“ in Lauffen am Neckar und mehrmaliger Sieger der süddeutschen Gelände
beruflich Offroadern widmete: Mit seinem eigenen Unternehmen, genannt „Welding Experts“, baute er Fahrgastzellen, Überrollkäfige und riesige Tanks. RallyeFahrer der BerlinBreslau, MünchenMarrakesch und sogar der ParisDakar vertrauten in den NullerJahren auf seine Arbeit. Auch der Toyota Land Cruiser, mit dem seinerzeit der Extrem
nerungen an die Familienausflüge. Sie lassen die Augen von Felix und Tim leuchten. Schnell wird klar, dass die Brüder keine Chance hatten, vom väterlichen Spaß an britischen Geländewagen „verschont“ zu bleiben.
GLORREICHE JAHRE Zumal sich ihr Vater zu jener Zeit nicht nur privat, sondern auch
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Doch Felix und sein Bruder machen keinen Hehl daraus, wieso nicht gleich ein Offroader aus dem Vereinigten Königreich auf der Liste stand: „Die sind einfach sauteuer, wenn du sie gescheit
herrichten willst.“ Erst spät in seiner Ausbildung als Elektroniker für Betriebstechnik konnte sich Felix diesen Wunsch erfüllen. Ein Land Rover Discovery I sollte es sein. Das Auto, von dem
er mehr oder weniger seit seiner Geburt schwärmt. Im November letzten Jahres entdeckte er im Netz schließlich den perfekten Kandidaten: Baujahr 1990, mit drei Türen, Fünfgang
Handschaltung und 3,5LiterV8. Lächerliche 54 000 Kilometer hatte das Schweizer Auto zu dieser Zeit auf der Uhr, war noch immer im Erstbesitz eines Flughafenbetreibers. Der hatte den
Disco als Vorfeldfahrzeug genutzt und daher in ein knalliges Orange gehüllt – Felix: „Die perfekte Basis, ein G4ChallengeProjekt ins Leben zu rufen!“ Die Land Rover der mittlerweile eingestellten Veranstaltungsreihe waren schließlich allesamt in der Signalfarbe „Tangier Orange“ lackiert und sind somit bis heute eingefleischten Fans ein Begriff.Erstbesitz, wenige Kilometer und dann auch noch aus der Hand eines Flughafenbetreibers – das klingt zuerst verdächtig nach einem top gewarteten Behördenfahrzeug. Ganz so rosig stellte sich die Sache für Felix dann
wagenmeisterschaft (SDGM). Mit ihm verbindet ihn seither eine tiefe Freundschaft – und in den Hallen, wo früher nur die beiden an ihren Offroadern schraubten, sind heute auch Stefans Söhne fast täglich nach Feierabend anzutreffen.
ALLER ANFANG …Mit einem Suzuki SJ 410 und später einem Mitsubishi Pajero V20 machte Felix seine ersten eigenen Meter abseits befestigter Straßen, sein Bruder Tim und seine Freundin Madeleine fahren aktuell ebenfalls Suzuki – zwei Vitara der ersten Generation.
Morbide Schatzkiste: Die alten Classic auf dem Hof vor der Werkstatt dienen als Teilespender.
REPORTAGE MENSCH UND MASCHINE
Frühe Prägung: Schon als kleiner Bub hat Felix nur in britischen Geländewagen Platz genommen.
„Nach dem Kauf konnte ich im Disco auf dem Asphalt stehen.“
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aber doch nicht dar: Unter dem RiffelblechAusbau hinter Fahrer und Beifahrersitz gammelte es so gewaltig, dass man nach der mühsamen Entfernung der hartnäckigen Verklebung im Auto auf dem Asphalt stehen konnte. Felix und sein Bruder also schweißten einen neuen Kofferraumboden in den Disco und entfernten sämtlichen weiteren Rost an der betagten Karosserie. Dann überholten sie die Achsen, die Zündung, die Kupplung, ersetzten sämtliche Lagergummis, montierten eine neue Wasserpumpe, eine neue Ansaugbrücke vom 3,9LiterV8 und wechselten
schließlich alle Flüssigkeiten. Sie rüsteten die Druckluftbremse um, mit der der Disco in der Schweiz auf eine legale Anhängelast von sechs Tonnen gekommen war, und investierten in neue Bremsscheiben und Bremssättel. Am Ende schließlich versiegelten sie den Unterboden und tauschten die alten Land RoverEmbleme aus.
10 ZENTIMETER ON TOPNach der tiefgreifenden Generalüberholung stand der Disco technisch endlich wieder gut da. Für die passende Optik und eine entsprechende Geländetauglich
Erkennbar: Das Range Rover-Interieur soll schon bald vor Luxus strotzen. Erster Eindruck: Mit Kühlermaske wird aus Felix‘ zweitem Projekt schon fast wieder ein Auto.
Name Felix Kreutschmann
Baujahr 1997
Wohnort Neckarsulm
Beruf Elektroniker für Betriebstechnik
Aktueller Fuhrpark Land Rover Discovery I Range Rover Classic LSEi
Erstes Auto VW Polo 86C Coupé mit 55 PS
Traumauto Range Rover Classic im Werkszustand
Lieblings-Reiseland Norwegen
Größte Herausforderung am Discovery Lackierung in Originalfarbe Erbstück der besonderen Art: Papas Landy-Outfit aus den 90ern trägt heute der Sohnemann.
Schrauber-Steckbrief
keit fehlte laut dem perfektionistisch veranlagten Felix aber noch viel. Die originalen „MiniGummis“ vom Format 205/70 R16 sollten OffroadPneus von Cooper weichen, in 285/75 R16. Die Reifen und die Felgen waren schnell besorgt, machten aber einige Anpassungen nötig: So schnitten die Brüder die Kotflügel zurecht, kürzten die Stoßstangen, verpassten den Achsen je Seite 30 Millimeter starke Distanzschei
Rust in Peace? Nicht dieser LSEi. Schon bald geht es dem Lochfraß an den Kragen
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ben und setzten 75MillimeterRadhausverbreiterungen auf die Karosse. Die größeren
Räder kombinierte Felix schließlich mit einem 2ZollHöherle
gungsfahrwerk aus dem Hause Terrafirma und tauschte die Längslenker, die Spur und die Schubstangen durch verstärkte Teile aus.
NEVER ENDING STORYZehn Zentimeter kommt der Land Rover mit all diesen Umbauten höher – ein Höhengewinn, der ihm gut zu Gesicht steht. Mit dem relativ kurzen Radstand von genau 100 Zoll (2540 mm) fährt der Wagen potent durchs Gelände, Bö
schungs und Rampenwinkel dürften Traumwerte aufweisen. Für wirklich anspruchsvolle Passagen hat Felix zudem in eine Hinterachssperre mit verstärktem Differenzial aus dem Hause Schwarz investiert, den Unterboden großflächig mit Schutzplatten versehen und einen Schnorchel montiert. Ins LustundLauneKapitel gehören dann die Lightbar samt HellaScheinwerfer und der FlowmasterSportauspuff mit SidepipeAusgang. „Jeden Tag seit November habe ich am Disco geschraubt. Jeden Tag seit dem Kauf“, erzählt Felix. Was für andere eine Vollkatastro
phe wäre, ist für ihn aber eine Erfolgsstory. Er liebt seinen Land Rover – und er liebt das Schrauben. Seine TodoListe ist entsprechend auch jetzt noch lang: Den hängenden, provisorisch mit Reißzwecken befestigten Dachhimmel will er neu beziehen und die Scheibendichtungen erneuern. Kurz vor Redaktionsschluss hat er zudem die mühsam erarbeitete G4ChallengeOptik ad acta gelegt und den Disco im Originalfarbton, einem DunkelblauMetallic, lackiert.Und dann hat er ja auch noch ein zweites Projekt in seiner Gemeinschaftshalle stehen: einen
Kluger Kopf in Schieflage: Bei all der
Arbeit muss man auch mal entspannen
Ab ins Beet: Nach den Umbauten hat der Disco immer Bodenhaftung satt.
Kurzer Radstand, große Bodenfreiheit, knappe Überhänge: Die Proportionen passen!
REPORTAGE MENSCH UND MASCHINE
Umbauten und Zubehör
Land Rover Discovery ILängslenker, Spur- und Schubstangen verstärkt 235 Euro
Fahrwerk Terrafirma (2 Zoll) 330 Euro
Cooper Discoverer STT Pro in 285/75 R16 700 Euro
Stahlfelgen 8x16 250 Euro
Spurverbreiterungen (30 mm je Seite) 160 Euro
Radhausverbreiterungen 220 Euro
Sperre mit verstärktem Differenzial (Schwarz) 1600 Euro
Luftkompressor ARB 250 Euro
Schutz für Unterboden, Differenziale und Tank 250 Euro
Ansaugschnorchel 95 Euro
Ansaugbrücke (vom 3,9-Liter-V8) 200 Euro
Sportauspuff mit Sidepipe, Flowmaster Serie 40 50 Euro
Lightbar + Fernscheinwerfer Hella Comet 450 205 Euro
Fernscheinwerfer (Range Rover P38) 300 Euro
Sticker G4 Challenge 90 Euro
Dachleiter hinten 55 Euro
Sportsitze König 400 Euro
Lenkrad + Nabe Momo 140 Euro
Lenkungsdämpfer Bilstein 80 Euro
Bremsscheiben und Bremssättel 320 Euro
und vieles mehr …
Kosten gesamt: 7390 Euro
Gut geschützt: Der komplette Unterboden ist verkleidet.
Solide Arbeit: neue Längslenker und 2-Zoll-Fahrwerk.
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1993er Range Rover Classic, die Langversion LSEi. Der ist – sorry Felix! – in einem bemitleidenswerten Zustand. Felix aber ist verliebt. Er sieht den Wagen durch die rosarote Brille. Die vielen durchgerosteten Karosserieteile? „Lassen sich alle easy tauschen.“ Die dicken Kabelstränge für die vielen LuxusFeatures wie elektrisch verstellbare Sitze und die beheizbare Windschutzscheibe (natürlich mit Sprung)? „Wird sicher ein Gefrickel, aber geht schon.“ Die aufwendige Luftfederung? „Ersetze ich vielleicht durch konventionelle Federn und Dämpfer.“ Alles also
halb so wild, für Felix zählen ohnehin die inneren Werte: Der 4,2LiterV8 zum Beispiel, der seine 202 PS über eine ViergangAutomatik an die Räder leitet. Und natürlich der auf gut 2,7 Meter verlängerte Radstand der Luxusvariante, durch den er wie auf Wolke sieben durch den Kraichgau cruisen will.Eines nicht gar so weit entfernten Tages wird das sicher auch geschehen. Bis dahin aber wird Felix wohl weiter das tun, was ihm am meisten Freude bereitet: schrauben. Jeden Tag. ■
T | Max Pauer
F | Max Pauer, Fam. Kreutschmann, Land Rover
Verfeinertes Cockpit: Momo-Lenkrad und CB-Funk gehören zum guten Ton.
Eingeschworene Gemeinschaft: Familienfreund Uwe Morawietz, Papa Stefan, Tim und Felix samt Freundin Madeleine.
Hintergrund: Land Rover G4 Challenge
Als Nachfolge für die legendäre Camel Trophy richtete Land Rover 2003 die erste G4 Challenge aus.
Um sich für den internationalen Wettbewerb zu qualifizieren, mussten sich die Teilnehmer zunächst
durch nationale Events kämpfen und im Finale in Großbritannien punkten. Die einzelnen Etappen
umfassten neben dem Fahren im Gelände auch sportliche Aktivitäten wie Mountainbike und Kajak
fahren, Klettern und Geländeläufe. Die eigentliche G4 Challenge führte die Teilnehmer dann durch
die USA, Südafrika und Australien. Als Hauptpreis für den Gewinner winkte ein neuer Range Rover.
Eigentlich. Denn der Sieger, der belgische Kampfpilot Rudi Thoelen, lehnte dankend ab – und nahm
stattdessen zwei Defender mit nach Hause.
2006 folgte die zweite und bis dato letzte G4 Challenge, die in Thailand, Laos, Brasilien und Bolivien
ausgetragen wurde. Die für 2009 angedachte dritte Ausgabe des Wettbewerbs musste Land Rover
dann aufgrund der Finanzkrise absagen. Seither wurde die Veranstaltung nie wiederbelebt.
Unter Land Rover-Fans bleiben die G4 Challenges dennoch vor allen Dingen wegen der zu entspre-
chenden Expeditionsfahrzeugen aufgerüsteten Defender, Discovery, Freelander und Range Rover
unvergessen. Was sie alle gemeinsam hatten: ihr leuchtendes „Tangier Orange“.