Wertstoff Holz Verfügbarkeit und Trends · Abteilung Forstökonomie und Forsteinrichtung 0 2 4 6 8...

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Abteilung Forstökonomie und Forsteinrichtung Prof. Dr. Bernhard Möhring Abteilung Forstökonomie und Forsteinrichtung Büsgenweg 3, D-37077 Göttingen Wertstoff Holz – Verfügbarkeit und Trends Impulsreferat 29.10.2015 in Magdeburg

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Abteilung Forstökonomie und Forsteinrichtung

Prof. Dr. Bernhard MöhringAbteilung Forstökonomie

und ForsteinrichtungBüsgenweg 3, D-37077 Göttingen

Wertstoff Holz –Verfügbarkeit

und Trends

Impulsreferat 29.10.2015 in Magdeburg

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Abteilung Forstökonomie und Forsteinrichtung 2

Fakten zu Wald, Forstwirtschaft und Holznutzung

• Bundesweite Entwicklungen und Trends (im Spiegel der Ergebnisse der BWI 3, Holzeinschlagsstatistik und anderer Quellen)

• Forstliche Betriebsergebnisse (Betriebsvergleich Westfalen Lippe)

Fazit/Schluss/Folgerungen

Gliederung

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Der Wald in Deutschland ist Quelle des Rohholzes

Ergebnis der Bundeswaldinventur 2012:

• rd. 11,4 Mio. ha Wald

• d.h. rd. 1/3 der Fläche der

Bundesrepublik Deutschland ist mit

Wald bedeckt

• erscheint unermesslich

Wald ist ein knappes Gut

• alle 80 Mio. Bürger auf 11,4 Mio. ha

Wald verteilt ergibt 7,2 Bürger je ha

• alle 37 m wäre eine Person zu

sehen!

Quelle: BWI3, 2014

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In Deutschland – mehr Wald und immer mehr Laubholz!

Der Wald hat in der Fläche leicht zugenommen (um rd. 50.000 ha, 0,4%).

Er ist laubholzreicher/naturnäher und damit auch vorratsreicher (um 7%

angestiegen) geworden.

Quelle: BWI3, 2014

Laubbäume

45%

Nadelbäume

55%

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Bäume und Wälder sind Spiegelbild langfristiger Entwicklungen

Quelle: BWI3, 2014

Spiegeln die Entwicklung vieler Jahrzehnte wieder (bspw. Nachkriegsaufforstungen)

Nadelholz dominiert mittelalte Bestände (41-60: 67%) - Laubholz junge und alte (1-20: 58%

141-160: 68%)

mittl. Alter Laubholz: 75,4 Jahre; Nadelholz: 67,7 Jahre – i.M. um 4,7 Jahre zugenommen

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Wald – überwiegend in privater Hand!

Wald in Deutschland gehört überwiegend Privaten - rd. 2 Mio. Bürgern,

mit im Schnitt 2,4 ha durchschnittl. Besitzgröße.

Quelle: BWI3, 2014

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Der Holzzuwachs ist die Basis der Holznutzung

Zuwachs (m³/ha/Jahr)Quelle: BWI3

Nadelholz hat einen um rd. 50% höheren Zuwachs als Laubholz – dabei ist zu

bedenken, dass Laubholz c.p. auf besseren Standorten stockt als Nadelholz

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Holznutzung der letzten 10 Jahre – und ungenutzte Potentiale

Ungenutzte Potentiale sind im Laubholz besonders groß – Fichte hat eine

Sondersituation (insbes. bedingt durch Kalamitäten)

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Holzeinschlag in Deutschland – stetig zunehmend (aber nicht sicher erfasst)

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Mio. m³

Deutscher Rohholzeinschlag

nach unterschiedlichen Datenquellen

Thünen-Verwendungs-abschätzung

Amtliche Einschlags-statistik

Inventurstudie 2008

Thünen-Holzflussmodell

Holzrohstoffbilanz Mantau (Inlands-verwendung) u. Außenhandel (StBA)

Einschlagssteigerung 1999-2010 nach Thünen-Verwendungsabschätzung:

+44%

Quelle: TI ; Oehmichen et al. 2011; Mantau 2012; Weimar 2011

Aus Vortrag Seintsch, B. 2015: Nutzen und Kosten von Naturschutz im Wald

BWI3: Theoretische Nutzung 75,7 Mio. Fm – jede Bundesbürger ca. 0,9 m²

BWI3

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Holz – vielfältige Verwendungen (zwischen Furnier und Brennholz)

Inländische

Rohholzverwendung 2012

• Stützt sich zu 75% auf Nadelholz

(bei nur 55% der Fläche)

• Industrielle stoffliche

Verwendung ist zu über 90% von

Nadelholz abhängig

• Nadelholz ist Basis der

Kaskadennutzung

• Laubholz wird zu 75%

unmittelbar energetisch

verwendet

Quelle: Dr. Seintsch, TI-WF 2015

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Nachhaltige Holznutzung

jährliche Nutzung: Fichtenring ca. 8 fm/ha, Laubholzring ca. 6 fm/ha, Kiefernring ca. 4 fm/ha

(durch Kalamitäten beeinflusst)

Holzeinschlage Privatwaldbetriebsvergleich Westfalen-Lippe fm/ha

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Efm

/ha

Fichtenring Laubholzring Kiefernring alle Betriebe

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Nachhaltiger Erfolg

Nachhaltiger wirtschaftlicher Erfolg ist möglich (rd. 100 EUR/ha/Jahr)!

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€/h

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Fichtenring Laubholzring Kiefernring alle Betriebe

Reinerträge Privatwaldbetriebsvergleich Westfalen-Lippe €/ha

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Reale Wertrelationen

30 Jahre Realwertverluste - seit 2003 positiver Trend!

Privatwaldbetriebsvergleich Westfalen-Lippe Aus dem Erlös eines Festmeters finanzierbare produktive Arbeitsstunden h/ha

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fm

Fichtenring Laubholzring Kiefernring alle Betriebe

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Efm

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Einschlag je Holzartengruppe und ha

(Mittel der Jahre 2009-2013)

Eiche Buche Fichte Kiefer

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fm

Nettoholzerlös je Holzartengruppe und Efm

(Mittel der Jahre 2009-2013)

Eiche Buche Fichte Kiefer

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€/h

a

Deckungsbeitragje Holzartengruppe und ha

(Mittel der Jahre 2009-2013)

Eiche Buche Fichte Kiefer

Leistungsfähigkeit der verschiedenen Baumarten

Die Fichte ist das ökonomische Rückgrat der Forstbetriebe (hoher Einschlag verbunden mit

hohen Nettoholzerlösen) – Eiche erfüllt Wertholzerwartung, Buche i.d.R. nicht!

Baumartenvergleich Privatwaldbetriebsvergleich Westfalen-Lippe

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Öffentliche Mittel als Indikator für den politisch-gesellschaftlichen Einsatz

– > die Gesellschaft tut auffallend wenig für den (privaten) Wald in Deutschland!

(weniger als 5% des betrieblichen Aufwandes bzw. 3% der Lawi-Förderung)

Ergebnisse Testbetriebsnetzes Forst (Privatwald, >200ha), FWJ 2013

Geringe Förderung der (privaten) Forstwirtschaft in Deutschland

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6,0

7,0

2000 2005 2010

Mio. ha

Entwicklung der deutschen Schutzgebietsfläche für den

Biodiversitäts- und Landschaftsschutz (Ministerial Conference on the Protection of Forests in Europe:

MCPFE-Indicator 4.9: "Protected forests")

MCPFE Class 1.1: Biodiversitätsschutzgebiete ohne menschliche Beeinflussung

MCPFE Class 1.2: Biodiversitätsschutzgebiete mit minimaler menschlicher Beeinflussung

MCPFE Class 1.3: Biodiversitätsschutzgebiete mit aktivem Management

MCPFE Class 2: Gebiete des Landschaftsschutzes

Flächenzuwachs2000-2010:

+142%

+51%

+27%

Schutzgebiete – Flächen nehmen zu und Beschränkungen werden stärker!

Quelle: Forest Europe 2011

Aus Vortrag Seintsch, B. 2015: Nutzen und Kosten von Naturschutz im Wald

Problem: Schutzgebiete erfassen häufig größere produktive Nadelholzbereiche (bspw.

Nationalparke) – ist das naturschutzfachlich effektiv?

In Zukunft werden u.U. nicht mehr sämtliche Ansprüche in bisherigem Umfang erfüllbar sein!

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• Wirklichkeiten der Holznutzung und Ökonomie im Wald sind anders als Viele vermuten.

• Wald und Holz sind knappe Güter – rational und verantwortungsvoll damit umgehen.

• Wälder und Bäume sind langlebige Objekte – aktueller Zustand und Nutzungsmöglichkeiten sind Ergebnis der Entwicklungen der Vergangenheit (kein Raum für politische Experimente).

• Holzversorgung ist kurz- und mittelfristig auf aktuellem Niveau gesichert (historisch höchste Holzvorräte, Nachkriegsaufforstungen im Nutzungsalter) -perspektivisch wirken sich Überalterung, Flächenstilllegung, Laubholzmehrung etc. darauf negativ aus.

• Nadelholz spielt Schlüsselrolle bei stofflicher Holzverwendung, ist Basis der Kaskadennutzung und ökonomisches Rückgrat der Forstbetriebe – ungenutzte Potential besonders groß beim Laubholz.

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Fazit/Schluss/Folgerungen

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• Nach 30 Jahren realer Wertverluste hat im letzten Jahrzehnt Wert des Holzes wieder real zugenommen – nachhaltiger wirtschaftlicher Erfolg ist möglich.

• Forstwirtschaft wird – anders als die Landwirtschaft – kaum durch öffentliche Mittel gefördert; es gibt praktisch keinen Vertragsnaturschutz und kaum Ausgleich für gesellschaftliche Belastungen.

• Herausforderungen: Douglasie als Ersatz für Fichte/Kiefer etablieren, Bestände durch Pflege sichern und F+E auf höherwertige Laubholzverwendung fokussieren.

• Forstl. Meinungsführerschaft nicht „Naturschwärmern“ überlassen (Leitbild: stillgelegter Wald und Totholz), Waldnaturschutz konkurriert mit anderen Nutzungen und muss wirksam und effizient gestaltet werden.

• Gesellschaftlichen Nutzen der nachhaltigen Forstwirtschaft und positive Perspektiven der Holznutzung kommunizieren und systematisch ausbauen!

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Fazit/Schluss/Folgerungen

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Nachhaltige

Forstwirtschaft ist

nicht das Problem –

sondern die Lösung!

Vielen Dank!