Werner Heiduczek "Die seltsamen Abenteuer des Parzival"

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DIE SELTSAMEN ABENTEUER DES

PARZIVALNach Wolfram voN EschENbach NEu Erzählt voN

WErNEr hEiduczEk

mit illustratioNEN voN doriNa tEssmaNN

vorWort clEmENs mEyEr

romaN

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DIE SELTSAMEN ABENTEUER DES

PARZIVALNach Wolfram voN EschENbach NEu Erzählt voN

WErNEr hEiduczEk

mit illustratioNEN voN doriNa tEssmaNN

vorWort clEmENs mEyEr

romaN

Leipzig

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»Die seltsamen Abenteuer des Parzival« Nach Wolfram von Eschenbach neu erzählt von Werner Heiduzcek, mit farbigen Illustrationen von Wolfgang Würfel, erschien erstmals 1974 im Verlag Neues Leben Berlin

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

Alle Rechte der deutschen Ausgabe: © 2014 Jonas Plöttner Verlag Ug, leiPzig

1. AuflageISBN 978-3-95537-1494E-Book: 978-3-95537-159-3Umschlagreihengestaltung: Maike Hohmeier, HamburgUmschlag: Jonas Plöttner, unter Verwendung einer Illustrationen von Dorina Tessmann Gesamtillustration: Dorina Tessmann Berlin Satz: Jonas Plöttner Gesetzt in der Adobe Garamond Pro Druck: In der EU

www.ploettner-verlag.de

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zUm aUtor:Werner Heiduczek, geboren 1926 in Hindenburg/Schlesien, lebt in Leipzig. Neben Romanen und Erzählungen entstanden eine Vielzahl von Kinderbüchern und Arbeiten für Bühne und Funk. Bekannt wurde er besonders durch seine Romane »Ab-schied von den Engeln«, »Tod am Meer« und »Die Schatten meiner Toten«. Im Plöttner Verlag sind die Essaybände »Jeder ist sich selbst der Fernste«, »Vom Glanz und Elend des Schrei-bens« und sein Theaterstück »Das andere Gesicht« erschienen.

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zUm BUch:Aus früheren Zeiten ist uns die Nachricht von jenem wun-dersamen Gral geblieben, den einige als kostbaren Stein ge-kannt haben wollen, andere hingegen als Schale oder Kelch. Wie auch immer beschrieben und wo aufbewahrt, in Britan-nien oder Mesopotamien, ihm war die Kraft eigen, dem Glück zu geben und Vollendung, der ihm nahe war. So lebte er als Sehnsucht in den Menschen fort. Und ein jeder nahm ihn, wie er ihn verstand. In Burgen und Dörfern erzählte man die seltsamen Abenteuer von Parzival, jenem tumben Toren, der auszog, Gralsritter zu werden, und der durch Schuld gehen musste und Irrtum, eh er den Gral fand.

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ERSTES BUCH

GAHMURET BEFREIT BELAKANE, ERHÄLT SIE ZUR FRAU

UND VERLÄSST SIE HEIMLICH

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Aus frühen Zeiten ist uns die Nachricht von jenem wun-dersamen Gral geblieben, den einige als kostbaren Stein

gekannt haben wollen, andere hingegen als Schale oder Kelch. Wie auch immer beschrieben und wo aufbewahrt, in Britannien oder Mesopotamien, ihm war die Kraft eigen, dem Glück zu geben und Vollendung, der ihm nahe war. So lebte er als Sehn-sucht in den Menschen fort. Und ein jeder nahm ihn, wie er ihn verstand.

In Burgen und Dörfern erzählte man sich die seltsamen Aben-teuer von Parzival, jenem tumben Toren, der auszog, Gralsritter zu werden, und der durch Schuld gehen musste und Irrtum, eh er den Gral fand.

Erfindung ist Wahrheit geworden und Wahrheit Erfindung. Und niemand heute weiß zu trennen, was Leben und Phantasie in Jahrhunderten zusammengefügt haben. So will ich sein Leben erzählen, wie es mir glaubhaft erscheint.

Der Vater Parzivals war Gahmuret, der zweitgeborene Sohn des Königs von Anjou. Er war von liebenswertem Aussehen, hei-terem Gemüt und besaß ungewöhnliche Kraft. So war es nicht verwunderlich, dass ihn die Mädchen des Nachts ebenso in ihre Bauernkaten ließen wie die Burgfräulein in ihre Kammern. Und keine verließ er, ohne ihr bis zum frühen Morgen in ausreichen-dem Maße Genuss zu geben und das Versprechen wiederzukom-men, dass er für gewöhnlich nicht hielt. Nur Anflise, die Frau

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des Königs von Frankreich, verstand es, Gahmuret länger bei sich zu halten als jede andere. Sie war erfahren im Liebesspiel, reich an Einfällen und machte dem jungen Mann üppige Ge-schenke, denn er war immerzu in Geldnot. So lebte er, solange es ging.

Eines Morgens holte ihn ein Freund aus dem Bett einer Gast-wirtsfrau, deren Mann zum Markt gezogen war, und meldete ihm, dass sein Vater gestorben sei. Man hätte ihn tot im Bett gefunden, in das er nachts zwar angezecht, aber doch sonst ge-sund, gestiegen sei. Der Tod sei eine Laune Gottes oder Mord. Herausbekommen werde man weder das eine noch das andere. Die Trauer Galoes‘, des älteren Bruders Gahmurets, lasse jedoch manche Vermutung zu. Sie sei von einer außergewöhnlichen Rührigkeit und Lautheit, und er gestatte niemandem, außer ei-nigen wenigen Vertrauten, dem Toten nahe zu kommen.

So konnte man denken, was man wollte. Fest stand, der Alte war tot und Galoes der Erbe des Reiches. Denn so besagte es das Gesetz: Land und Herrschaft fallen dem ältesten Sohn zu.

Gahmuret blieb nichts als sein Mannesmut und seine Schön-heit. Dazu sechzehn Knappen, die ihm Treue bewahrten.

Nicht lange, da ließ Galoes die Fürsten des Landes in die Hauptstadt kommen, um sich ihrer Treue zu versichern. Kei-ner blieb dem Ruf des neuen Königs fern, da ein jeder um sein Lehen bangte. Es wurde ein glänzendes Hoffest begangen, mit Tanz und Gesängen und ritterlichem Spiel. Und Gahmuret hatte seine Freude daran.

Freunde rieten ihm, sich im Turnierring weniger frech zu zeigen, Zurückhaltung, sagten sie, täte ihm jetzt besser als vor-

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schnell gewagter Ruhm. Was sein Bruder Galoes im Sinne habe, wisse niemand, die Frauen aber erwiesen ihm nur ihre Gunst, solange er noch lebe.

Gahmuret schlug allen Rat der Freunde in den Wind. Der Sieg im Kampf und im Spiel galt ihm mehr als erwägende Ver-nunft. Keiner hielt seinem Lanzenritt an diesem Tage stand, und überall hörte man seinen Namen nennen, bei Rittern und bei Frauen, bei Knaben und bei Mägden.

Da ihm mit Rat nicht zu helfen war, ließen seine Freunde das Gerücht austragen, der König wolle Gahmuret, so habe man ge-hört, außer Landes schicken oder gar verstoßen, denn er fürchte den Einfluss seines Bruders.

Was Klugheit am Tage gepflanzt, ließ der Wein nachts reifen. Bei ausgelassenem Gelage fanden Arme und Reiche den Mut, Galoes zu bitten, Gahmuret brüderliche Treue zu bewahren und ihn nicht aus Anjou zu vertreiben.

Der König war klug genug, sich nicht vorzeitig Feinde zu schaffen. „Er ist ein Anjou“, sagte er. „Ich lasse keinen Zweifel daran, dass dieselbe Mutter uns trug. Mag er mein Gefolgsmann sein, so er will. Er hat wenig, ich genug. Ich werde ihm geben, was immer er braucht.“

Gahmuret erwiderte: „Herr und mein Bruder, wäre ich Euer Gefolgsmann, so hätte ich meine Annehmlichkeiten. Aber ich bitte Euch, bedenkt und ratet mir, denn Ihr seid ehrbar und weise. Ich besitze nichts als einen Harnisch, und ich habe darin noch nichts getan, womit ich das Lob verdient hätte, Euch zu dienen. Ich will in fremde Länder reiten, und wenn das Glück mir zur Seite steht, werde ich finden, was einem Ritter ziemt.“

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Einfältig bist du nicht, dachte Galoes, doch ist’s mir recht. Gott gebe dir einen guten Weg, mir erspart er manches Ungemach.

Laut aber sagt er: „Es zerschneidet mir das Herz, dich fortge-hen zu sehen. Mein Vater hat uns beiden Reichtum genug hin-terlassen. Nimm soviel davon, wie du für gut befindest. Deine Freigebigkeit soll überall gepriesen werden wie deine Tapferkeit und unser Haus Anjou. Wärst du ein fahrender Sänger, der frohe Kunde aus dem fernsten Abendland bringt oder fernher von Os-ten, ich könnte dich nicht lieber haben.“

„Herr“, antwortete Gahmuret, „mich zu loben gebietet Euch ritterliche Zucht. Nun gewährt mir auch Eure Hilfe.“

Der König gab ihm fünf Pferde, die besten aus dem Land, Ge-fäße, gefüllt mit Gold und Edelsteinen, dazu Knappen, die ihm zu Dienste waren.

Gahmuret ritt fort.Niemals werde ich in eines Herren Dienste treten, sagte er bei

sich, es sei denn, er zeigte sich als der Mächtigste auf dieser Erde.Ein solcher Mann, hörte er, herrsche in Bagdad. Ihm seien zwei

Drittel des Erdreiches untertan oder noch mehr. Sein Name sei Baruch, der Gesegnete.

So machte sich Gahmuret auf den Weg nach Bagdad. Er kam gerade recht, dem Baruch seine Dienste anzutragen, denn dieser lag in heftiger Fehde mit den Brüdern Pompejus und Impomi-don, denen er Ninive geraubt hatte. Der Kalif versprach dem Christen reichen Sold, würde er die beiden Heere aus Kairo be-siegen.

Gahmuret schonte sein Leben nicht, denn was er von Galoes an Schätzen mitgenommen hatte, war bei seiner Art zu leben schnell

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aufgebraucht. Manche Frau auf dem Weg von Anjou nach Bag-dad trug kostbaren Schmuck aus seiner Hand, und nicht wenige Spielleute gab es, die seine Freigebigkeit priesen. So fragte er nicht nach Unrecht und Recht, sondern stach erst Pompejus vom Pferd und bezwang dann auch Ipomidon. Beide gelobten dem Baruch Sicherheit, und der hielt, was er versprochen hatte. Er schenkte Gahmuret Gold und Edelsteine, dass dieser die Schätze zu einem Burgwall hätte aufschütten können, und machte ihn zum Herr-scher über einen Teil seines Reiches.

Gahmuret wusste wohl, dass es ihm trotz seines Sieges hier und seines Reichtums wenig Lob einbringen würde, erführe man, dass er als Bruder des Königs von Anjou sich für Sold verdingt hatte. Er tauschte den Panther, den er als Wappen trug, gegen zwei Anker, in denen er das Zeichen seiner Hoffnung auf ein glänzendes Leben sah. Sein Reitzeug und sein seidenes Gewand leuchteten grün wie ein Smaragd und waren über und über von Gold durchwirkt.

Anjou war fern und Gahmuret vergaß es.Aber weder Reichtum und Pracht noch der Liebreiz der Frauen

im weiten Reiche des Baruch vermochten seinem ruhelosen Her-zen Ruhe zu geben. Es trieb ihn weiter. Und bald schon kannte man seinen Anker in Persien und in Marokko, in Haleb und Da-maskus. Niemand wagte mehr, im Turnier mir ihm zu streiten.

Schließlich gelangt5e er nach Zaßamank, einem Land westlich von Marokko. Der Sturm hatte die Segel seines Schiffes zerfetzt, die Masten zerbrochen, und nur mit Mühe war es den Seeleuten gelungen, das arg ramponierte Schiff in den dortigen Hafen ein-zubringen.

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Vor den Mauern der Stadt lauerte ein gewaltiges Heer, und Gah-murets Leute fürchteten, den Tod durch das Wasser nur einge-tauscht zu haben gegen den Tod durch eine Übermacht von Lanzen und Schwertern.

Gahmuret schickte Boten aus, zu erfahren, wem der Krieg gelte und wie sonst die Zeichen stünden, denn auslaufen konn-ten sie nicht und mussten aus der Sache machen, was zu machen war. Ihm wurde gemeldet, die Feindschaft richte sich gegen die Königin des Landes, Belakane. Sie hätte, so wurde gesagt, einen Ritter umbringen lassen, der ihr in Liebe ergeben war, und seine Freunde und Verwandten aus Schottland seien gewillt, Eisen-hart, so heiße der Unglückselige, zu rächen.

Geredet wird viel, dachte Gahmuret, der Gewalttätige sucht manchen Vorwand, Gier mit dem Mantel des Rechts zu kleiden.

Wenn auch viele seiner Leute es lieber gesehen hätten, ihr Herr wäre mit den Belagerern ins Einvernehmen gekommen, so schickte dieser zu Belakane und ließ ihr ausrichten, er wäre bereit, in ihre Dienste zu treten, böte sie ihm einen genehmen Gegendienst.

Belakane versprach ihm alles Gold und alle Kostbarkeiten, die sie besaß. Außerdem, so ließ sie als Antwort sagen, könne er sich in der Stadt wohlergehen lassen, solange er nur wolle.

Gahmuret lockte weder das eine noch das andere. Er war reich genug, und in der Stadt, schien ihm, war nichts als Langeweile. Die Leute von Zaßamank hatten alle eine Hautfarbe schwarz wie die Nacht. Jedoch die Frau dauerte ihn. Sie war einfältig und in den Gepflogenheiten der Welt unerfahren, sonst hätte sie wissen müssen, was er begehrte, und die Schlauheit eines Weibes

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besser genutzt. Aber nicht zuletzt war es ihre Naivität, die ihn reizte, zumal er noch keiner dunkelhäutigen Frau gedient hatte, und die Rede ging, diese hätten eine Art, Minne zu geben, dass Blumen durchs Eis brechen.

Er konnte der Versuchung nicht widerstehen und zog mit all seinen Leuten in die Stadt, sorgsam darauf bedacht zu zeigen, dass es allein sein Wille war, Verfolgten zu helfen, der ihn in dieses elende Nest kommen ließ. Zehn Lasttiere schleppten seinen Reichtum, ihnen voraus liefen Dienstleute, Köche und Küchenjungen. Hinter den Lasttieren ritten zwanzig Knappen und hinter diesen wiederum zwölf Edelknaben, deren schöns-ter Gahmurets Schild trug. Mit kostbaren Tüchern geschmückt folgten acht Pferde, ein neuntes hatte Gahmurets Festsattel um-geschnallt. Posaunenbläser, Flötenspieler und Fiedler vollende-ten die Pracht des Zuges, dazu ein Trommler, der das Tamburin schlug und es geschickt über sich warf. AM Schluss ritt Gahmu-ret und neben ihm der Schiffsmann.

In den engen Gassen drängten sich neugierige Frauen und Männer, Kinder und Greise, um die Ankommenden zu bestau-nen und sie als ihre Retter willkommen zu heißen, befanden sie sich doch in einer bejammernswerten Lage, vom Hunger abge-zehrt, von Krankheit und Wunden geplagt. Alles hatte sich in die Stadt geflüchtet, und diese war zu klein geworden für Le-bende und Tote. AN den Häuserwänden hingen zerbrochene und durchstoßene Schilde. Die Verwundeten litten unter Hitze und Durst, und obwohl man sie an die offenen Fenster gelegt hatte, fanden sie wenig Erfrischung. Auf viele von ihnen wartete der Tod, denn es fehlten Ärzte.

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Der Burggraf bat Gahmuret in sein Haus. Er möge es als sein Eigentum ansehen, sagte er, und hieß sein Weib den Gast küssen. Gahmuret hatte in seinem Leben andere Genüsse kennengelernt, aber er nahm den Kuss der knochigen Alten hin wie den Gestank im Haus, das vollgestopft war mit Verwundeten. Was es an ma-gerer Kost gab, ließ der Wirt zusammentragen und Gahmuret reichen: hartes Brot, trockenen Käse und sauren Wein. Er selbst eilte zur Königin.

„Herrin“, rief er, kaum dass er vom Pferd gesprungen war, „ich verdiene fürwahr reichen Botenlohn, unsre Not weicht der Freude. Die Götter haben uns diesen Ritter geschickt. Sie wollen, dass wir gerettet werden.“

„Nun sag mir schon, wer dieser Mann ist“, erwiderte die Kö-nigin.

„Ich sah ihn vor Kairo kämpfen, als Mann des Baruch schlug er zwei Heere in die Flucht. Und irr ich nicht, ist er ein Ritter aus Anjou, in Turnieren und in Kriegen unbesiegt.“

„Dann spute dich und hol ihn zu mir. AM heutigen Tag herrscht Kampfesruhe. Er kann ohne Gefahr zur Burg reiten.“

So sprach die Königin.Doch noch war der Burggraf nicht zur Tür hinaus, eilte sie ihm

hinterher und hieß ihn bleiben.„Er ist von anderer Hautfarbe als wir“, sagte sie, „und uns viel-

leicht nicht zugetan. Es mag besser sein, ich gehe zu ihm. In sol-chem Elend steht mir das Bitten eher ab als Stolz.“

Sei der Fremde auch von hellem Aussehen, so mache er trotz-dem nicht den Eindruck herrschsüchtiger Gesinnung, versetzte der Burggraf. Sie, die Königin, möge den Ritter nur als Herrin

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und als Weib empfangen, Mann ist Mann, ob von schwarzer oder weißer Hautfarbe.

Bangen Herzens ließ Belakane ihn hinuntereilen.Mögen die Götter uns den Ritter wohlgesinnt machen, dachte

sie, traute aber der Güte der Mächtigen nicht und hieß ihre Frauen die schönsten Kleider anlegen und zeigte auch sich in ih-rem ganzen Liebreiz.

Als sie Gahmuret auf den Saal zukommen sah, ging sie ihm be-fangen und freudig entgegen. Gahmuret bat, sie küssen zu dürfen, und Belakane neigte sich ihm zu. Sie spürte ihr Blut heiß in den Wangen. Noch nie hatte sie ihr Herz einem Manne so schnell auf-getan wie diesem Fremden. Sie nahm ihn bei der Hand, führte ihn zu einem der weiten Fenster, wo eine Samtdecke über weiche Kissen gebreitet war, und bat ihn, sich neben sie zu setzen. Vor sich sahen sie das Meer und darüber den blauen Himmel, und sie hörten den Lärm aus dem Feldlager der Feinde. Aber Gahmuret hatte keinen Blick für das eine und kein Ohr für das andere. Er schaute auf Belakane und dachte, wenn es noch etwas Helleres gibt als den Tag, gleicht es doch nicht dieser Frau. Und ist sie gleich von schwarzer Hautfarbe, so ist sie doch schön wie eine tauige Rose.

„Herr“, sprach Belakane, „ich habe von Eurer Tapferkeit gehört wie von Eurer Großmut. Verzeiht, wenn ich Euch meinen Kum-mer klage.“

„Frau“, antwortete Gahmuret, „wer immer Euch etwas tut oder getan hat, dem stelle ich mich entgegen. Aber erlaubt, dass ich frage, warum man Euch bekriegt.“

„Da Ihr es begehrt, sage ich es Euch. Mir diente ein Mann, er war von schwarzer Hautfarbe wie ich, kühn und im Leben erfah-

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ren. In seiner Treue und Ritterlichkeit war er der Erste im Lande. Ich war als Weib nicht gut beraten, dass ich mich ihm versagte. Meine Schamhaftigkeit brachte ihm und mir nur Leid. Seine Freunde glauben, ich hätte ihn erschlagen lassen, dabei war er mir lieb wie kein anderer. Die Götter sind meine Zeugen. Doch, Herr, ich will nicht vor Euch verbergen, was meine Schuld ist, und mögt Ihr mir darum fluchen, ich müsste es ohne Zorn er-tragen. Mein Stolz und meine Eitelkeit verführten mich, Eisen-hart zu immer neuen Abenteuern zu treiben. Er tat alles, was ich wünschte, und legte zuletzt seine Eisenkleidung ab und gab sein Zelt fort. Dort drüben, im Lager unserer Feinde, seht Ihr es stehen. Sie haben es mir zur Drohung aufgestellt. Ich wollte seine Liebe auf die Probe stellen, so, glaubte ich, brächte ich ihm und mir Ruhm. Am Ende stand der Tod und das, was Ihr an Elend hier seht. Nur mit Schwert und Lanze bewaffnet, stellte sich Eisenhart seinen Gegnern zum Kampf, tollkühn, als sei ihm sein Leben leid. Im Wald von Aßagog starb er. Ich war nie eines Mannes Weib, der Lohn für meine Keuschheit ist Jammer.“

Unter Tränen schickte sie scheue Blicke zu Gahmuret, und ihre Augen sagten ihrem Herzen, dass er wohl anzuschauen wäre.

Wenngleich sie eine Heidin ist, dachte Gahmuret, mehr Liebreiz kann eine Frau nicht haben. Ihre Tränen und ihre Auf-richtigkeit sind ihre Taufe.

Sie blickten einander an, und in beiden wuchs ein stummes Begehren.

Die Königin ließ Wein ausschenken. Wäre es nicht unziemlich gewesen, sie hätte es gern unterlassen, denn der Wein, das wusste sie, ließ die Ritter die Frauen vergessen.

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Die Männer tranken, was ihnen nur immer in goldenen Bechern gereicht wurde. Und mancher von ihnen dachte, der Trunk vor dem Kampf ist mir gewisser als nach ihm. So hörte man sie schlürfen und lachen und von ihren Abenteuern prahlen. Der Krieg war weit, das Leben nah. Gahmuret aber saß schweigend neben Belakane, er trank nur wenig. Und da er merkte, wie un-gern sie das Treiben ihrer Leute sah, stand er bald auf und sagte: „Frau, ich werde Euch lästig, verzeiht. Ich könnte immerzu ne-ben Euch sitzen. Was Ihr an Kummer habt, es ist mein Kummer, und was an Leid, es ist meins. Gebietet über mich.“

„Herr“, antwortete Belakane, „ich vertraue Euch.“Den Rest des Tages nutzte Gahmuret dazu, das Kampfge-

lände zu besichtigen. Der Burggraf begleitete ihn zu den Toren, an denen bisher am heftigsten gefochten worden war. Tag und Nacht standen sie offen, stark bewacht und immer bereit für einen Ausfall der Städter. Hatten die Schotten auf ihre Fahnen die durchbohrte Gestalt Eisenharts gestickt, so Belakanes Leute die ihrer Königin, schwarz auf weißem Samt, zwei Finger zum Schwur erhoben, zum Zeichen ihrer Unschuld, so sah man ihr Bild auf dem Schlachtfeld und auf den Türmen hoch über der Stadt.

„Herr“, sagte der Burggraf, „König Kailoet führt das Heer der Schotten, und das Glück wollte es, dass wir seinen Neffen in die Hand bekamen. Er dient uns nun als Geisel und muss für alles büßen, was der König uns antut. Das mag ein Vorteil sein, den wir aber jeden Tag mit dem Tod vieler Ritter bezahlen, denn keiner von uns vermochte bisher den Schotten Heut5eger zu überwinden. Jeden Morgen reitet er frech vor das Tor gegenüber

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dem Saal, beschimpft uns und verlangt, dass man ihm jeman-den zum Kampfe schicke. Er ist sich seiner Kraft bewusst und zeigt sich gern den Frauen. Sie bewundern ihn, auch unsere. Er weiß darum. So tötet er einen nach dem anderen, als wäre es ein Spiel.“

Gahmuret hörte aufmerksam zu, sagte aber nichts. Der Abend kam, und sie kehrten zurück ins Haus, wo des Burggrafen Frau das Lager für Gahmuret gerichtet hatte. Aber er lag die ganze Nacht schlaflos, denn in seinem Herzen waren Traurigkeit und Glück. Er wünschte den Tag herbei und den Kampf, und kaum, dass der Morgen graute, stand er auf, ließ sich Harnisch brin-gen, Schwert und Speer und ritt zu jenem Tor das ihm der Burg-graf tags zuvor bezeichnet hatte.

Belakane sah ihn von ihrem Fenster aus, und ihr schien, Gah-muret gliche den Göttern.

Heuteger war wie allmorgendlich gekommen, um die Ritter Belakanes zu verspotten und sie zum Kampf herauszulocken. Er brauchte an diesem Tage nicht lange zu warten. Aber der da auf ihn zu geritten kam, weckte sein Erstaunen und seine Neugier. Das Pferd trug über dem Panzer ein grünes Samt Tuch, und aus grünen Achmard waren auch Wams und Waffenrock des Un-bekannten gewirkt. Sein Schild leuchtete von rotem Gold, und die Riemen waren mit Borte geziert und kostbaren Edelsteinen.

Der ist niemals ein Mohr, dachte Heuteger, schon eher ein Franzose. Wie kommt er nach Zaßamank?

Aber hier sollte geschlagen werden und nicht gedacht, so musste er sich sputen, denn Gahmurets Pferd rannte schon gegen ihn an, so heftig, dass Heutegers Speer zerbrach und er

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selbst weit über den Sattel hinaus ins Gras geworfen wurde. Un-bestritten, ein solches Lager verdross ihn, und er sprang zornig auf, wurde jedoch von Gahmuret niedergeritten, wieder und wieder. Das war nicht gerade ritterlich, aber immerhin zweck-mäßig, denn Heuteger gebärdete sich wie ein tollwütiger Bra-cke. Mal auf dem Boden liegend, dann wieder auf den Füßen stehend, schlug er mit dem Schwert gewaltig um sich und hörte nicht eher auf, bis dass ihm Gahmuret einen Speer durch den Arm stieß. Wohl oder übel musste Heuteger um Gnade bitten, wollte er nicht das Leben verlieren.

„Fürwahr“, sagte er, „so ein Mann ist mir noch nicht begeg-net. Wer bist du?“

„Ich bin Gahmuret Anschewein.“Heuteger gelobte Sicherheit, und Gahmuret schickte ihn in

die Burg zu Belakane, wo alle Frauen ihn priesen ob seiner Stärke und seiner Milde dem geschlagenen Feind gegenüber. Doch nicht lange konnten sie sich dieses Sieges freuen, schon sahen sie von ihren Fenstern aus Gaschier, den Herzog der Nor-mandie, auf Gahmuret zureiten, und sie fürchteten für diesen, hatte doch der Kampf mit Heuteger ihn manche Kraft abver-langt. Gahmuret jedoch rannte mit solcher Gewalt gegen Ga-schier an, dass dieser samt seinem Pferd zu Boden stürzte, und wie Heuteger musste er Sicherheit geloben.

„Reitet zu Eurem Heer zurück“, sagte Gahmuret. „Gebietet, man möge uns mit weiterem Streit verschonen. Dann kommt zu mir in die Stadt.“

Und also tat Gaschier. Als jedoch Kailet sah, dass die Schot-ten Frieden machten, geriet er in heftigen Zorn. „Was fürchtet

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Ihr Euch vor diesem Sarazenen“, rief er, schlug seinem Pferd die Sporen in die Seite und stürmte auf Gahmuret zu, dass die Schellen an seiner Rüstung weithin erklangen.

Da geschah, was die Männer in Erstaunen versetzte und die Frauen in Furcht. Gahmuret, die Blume an Mannesschönheit, wie Belakane ihn heimlich bei sich nannte, an Kraft den Göt-tern nah, Gahmuret riss, da Kailet ihm auf Schritte nahe war, sein Pferd herum und floh, die Schmähungen des Spaniers nicht achtend, vor ihm her. Alles, Belakane zweifelte nicht daran, war verloren. Sie wandte sich vom Fenster ab und weinte. Und nie-mand hat je erfahren, ob sie es tat, weil sie ihr Land verloren sah oder Gahmuret, den, das gestand sie sich in diesem Augenblick, sie mehr liebte als jemals Eisenhart.

Belakane konnte nicht um Gahmurets Verzweiflung wissen, der an dem Schlangenkopf auf dem Schild und dem Strauß auf dem Helm des Ritters seinen Vetter erkannt hatte. Eher hätte er Glück und Leben hingegeben, als gegen seiner Muhme Sohn den Speer zu erheben. Er fluchte dem Schicksal und wollte zu-rück auf sein Schiff. Avoi Belakane, avoi Zaßamank, die Sonne schmilzt den Schnee, die Zeit die Liebe.

Da aber jagte Gaschier mit seinem Pferd heran, griff Kailet in die Zügel und rief: „Was tut Ihr mir diese Schande an, Herr. Ich habe dem Ritter Sicherheit geschworen und ihm mein Wort gegeben, Euch aufzufordern, den Krieg zu beenden. Es ist Gah-muret, Euer Vetter.“

„Der Teufel ist es“, schrie Kailet, „ein Anjou trägt einen Panther als Wappen.“

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Jedoch unsicher gemacht, verhielt er, wollte aber nicht glauben, sondern sehen, und Gahmuret nahm den Helm ab. Da tat auch er es, ritt auf seinen Vetter zu, und beide küssten sich.

„Weiß Gott“, sagte Kailet, „lasse dir in Zukunft einen anderen Spaß einfallen, es hätte ein böses Ende haben können, so oder so.“

In der Stadt herrschte große Freude, und alles Volk jubelte Gahmuret zu. Belakane kam ihm entgegengeritten, ergriff den Zaum seines Pferdes und löste mit eigener Hand das schützende Kettentuch vor Gahmurets Mund. Niemand, so wünschte sie, solle ihr das Glück nehmen, für den Geliebten zu sorgen, und alle in der Stadt sollten ihn sehen, glaubte sie doch, ein jeder müsse ihn lieben, wie sie ihn liebte. So führte sie ihn durch alle Gassen, und wenn Gahmuret ihr entgegenhielt, es würde ihm zu viel Ehre gegeben, fasste sie seine Hand und erwiderte: „Mein Freund, ich wünschte, Zaßamank wäre reicher und ich schöner, alles wollte ich dir geben.“ Und zu seinen Knappen gewandt, die ihm unentwegt folgten, sagte sie: „Was seid ihr bloß für schreck-lich treue Leute. Er geht euch nicht verloren, nehmt sein Pferd und kümmert euch nicht weiter.“

Auf der Burg streifte Belakane ihm den Panzer ab, wusch Gah-muret und ließ für ihn ein weiches Bett bereiten mit einer Decke aus Zobel.

Als sie ihm ihre Liebe schenkte, gab es keine Zeugen mehr.Am nächsten Morgen fanden sie alle doppelt schön. Sie trat

mit Gahmuret vor die Fürsten ihres Landes und sprach: „Mein

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Leben und Zaßamank sind diesem Ritter untertan, so es ihm die Feinde lassen.“ Dann umarmte und küsste sie ihn und tat auch ein gleiches mit Kailet.

„Weiß Gott, Herr Kailet“, sagte Gahmuret lachend, „ich könt5e dir Toledo nehmen und dazu dein Land und beides dem König von Gaskonien geben, deinem Feind. Wer zwang dich, hierher zu fahren?“

„Mein Vetter Schiltung bat mich, der war Friedbrand ver-pflichtet und dieser wiederum dem Eisenhart. So hat alles seinen Lauf“, versetzte Kailet, „Erfolg und Missgeschick. Doch du, wie ich seh, machst immer noch dein Glück auf die gleiche Weise wie in Anjou, ich meine mit den Frauen.“

„Ein jeder macht es, wie er’s kann“, sagte Gahmuret, „und un-ter uns gesagt, gibt mir die Liebe eines schönen Weibes zum Genuss noch Macht und Reichtum, hab ich dagegen nichts ein-zuwenden.“

„Hätte der Teufel einen solchen Sieg errungen wie du, die Frauen würden selbst ihn für Zucker essen.“

Gahmuret ließ die Gefangenen frei, gab jedem Fürsten aufs neue sein Land zum Lehen, und ein jeglicher war zufrieden.

Das Land war verwüstet, doch Gahmuret besaß so viel Reich-tum, als trügen die Bäume Gold, und er gab davon seinen Leu-ten und Freunden.

Die Hochzeit mit Belakane währte eine Woche, dann reisten die Ritter in ihre Länder zurück. Das weite Feld, auf dem die Zelte gestanden hatten, lag leer. Nur das Königszelt war noch aufgeschlagen.

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Die Tage vergingen und die Wochen, und noch war Gahmurets Liebe zu Belakane stärker als seine wieder erwachende Sehn-sucht nach Ländern und Meeren und kühnen Abenteuern. Aber seine Einsamkeit wuchs und sein Schmerz darüber. Jedes Zim-mer in der Burg schien ihm leer wie das Feld mit dem verlas-sen dastehenden Zelt, das abzureißen er sich nicht entschließen konnte, war es ihm doch Hoffnung und Spiel seiner Wünsche. Der Regen des Winters kam und die Sonne des Frühjahrs, und Gahmuret glaubte sterben zu müssen, würde er noch länger in Zaßamank bleiben. Er ließ einen Schiffsmann aus Sevilla heim-lich zu sich kommen und bot ihm reiche Belohnung, wenn er ihn aus Zaßamank fortführte.

„Meine Schiffe sind schnell“, sagte der Spanier, „keiner von den Schwarzen hier vermag uns einzuholen. Seid ohne Sorgen.“

Daraufhin ließ Gahmuret das Zelt an Bord schaffen, und zu Belakane, die ihn fragte, was das zu bedeuten habe, sagte er, für kurze Zeit nach Aßagog, einem der Fürstentümer Zaßamanks, reisen zu wollen. Zugleich aber brachten einige Vertraute sein Gold aufs Schiff.

Nachts verließ Gahmuret die Stadt.Zu dieser Zeit trug Belakane in ihrem Leib ein zwölf Wochen

altes Kind.Am Morgen fand sie in ihrem Beutel einen Brief Gahmurets.„Frau“, schrieb er, „meine Liebe verbeugt sich vor Deiner. Ich

bin abgereist wie ein Dieb und erkaufe meine Ritterschaft mit Deinem Jammer. Aber Du bist anderen Glaubens als ich, und vielleicht könnte ich zurückkommen, wenn Du Dich taufen lie-ßest, denn mein Verlangen nach Dir ist groß.“

Page 28: Werner Heiduczek "Die seltsamen Abenteuer des Parzival"

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Belakane wusste, dass er log, und sie war stumm vor Leid. Wie die Taube den dürren Ast sucht in ihrem Schmerz über den Geliebten, so floh sie alle Geselligkeit.

Als die Zeit heran war, gebar Belakane einen Sohn. Er war von zweierlei Hautfarbe, schwarz und weiß wie die Elster, und Belakane küsste ihn immerzu auf seine weißen Flecken. Sie hieß den Knaben Feirefiß Anschewein.