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Anne Lange Wegweiser EcoDesign: Wie sinnvoll sind Öko-Labels? d.lab I I brief studies 1

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Auseinandersetzung mit aktuell existierenden Eco-Labels und deren Relevanz für die Produktgestaltung.

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Anne Lange

Wegweiser EcoDesign:Wie sinnvoll sind Öko-Labels?

d.lab I I brief studies 1

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Inhalt

Intro: Nachhaltige Produktkultur? 4

Was sind EcoLabels? 16

Was Öko-Labels aktuell tun… 18

Wie Nachhaltigkeit aktuell aufgefasst wird 30

Was Öko-Labels nicht können... 34

Abbildungsverzeichnis 38

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Intro

Jörg Petruschat

Nachhaltige Produktkultur?

Das Engagement für eine nachhaltige Produkt-

kultur hat mit vielen Schwierigkeiten zu rechnen.

Ich möchte hier drei davon kurz andeuten:

1. ein statischer Ökologiebegriff, 2. ein diffuses

Verständnis von Nachhaltigkeit und 3. ein

Designmodell, das ausgerichtet ist auf die Zu-

friedenstellung bestehender Erwartungen.

Zuerst: Was ist ein statischer Ökologiebegriff und

warum behindert er das Engagement für eine nach-

haltige Produktkultur?

Ökologie wird von vielen verstanden als ein

Gleichgewichtszustand in der Natur. Demgegenüber

tritt der Mensch auf als ein Ausbeuter der

natürlichen Ressourcen und als ein Störer dieses

Gleichgewichtes. Ökologisches und nachhaltiges

Verhalten heisst demnach ein Verhalten, das so

wenig wie möglich in das natürliche Gleichgewicht

eingreift oder die Eingriffe in das Gleichgewicht

möglichst mit Kompensationsleistungen aufwiegt.

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Das ist eine edle Vorstellung, aber angesichts

der Dynamik in der gesellschaftlichen Entwicklung

von Technologie und Wirtschaft ist diese Vor-

stellung wenig pragmatisch. Denn fortwährend

werden durch menschliche Eingriffe in die ›Natur‹

deren Gleichgewichte durcheinandergebracht.

Die alte Figur der Anpassung menschlicher Akteure

an die natürliche Umgebung hat sich umgekehrt:

menschliches Handeln erzeugt Anpassungen von

Pflanzen, Tieren, Wetter.

Aber es kommt noch etwas hinzu: Reichholf, ein

Gewässerökologe, kann der Idee, Natur befinde sich

in statischen Gleichgewichten, wenig abgewinnen.1

Wenn er Uferrandzonen beobachtet, dann stellt

er fest, dass die Populationen dort in schwankenden

Gleichgewichten vorkommen, die sich mit hoher

Dynamik entwickeln und verändern. Wie sollte auch

sonst eine Evolution stattfinden, wenn nicht durch

die Störung und den Ausgleich von Gleichgewichten?

Wer über Ökologie und Nachhaltigkeit debattiert,

sollte zur Kenntnis nehmen, dass es nicht nur

1 Josef H. Reichholf: „Stabile Ungleichgewichte. Die Ökologie der Zukunft“, edition unseld 5, ISBN 978-3-518-26005-0

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eine Entwicklungsdynamik in der Gesellschaft gibt,

der gegenüber ›die Menschheit‹ oder gar der

Einzelne derzeit wenig Macht zu haben scheint,

sondern auch, dass es eine Entwicklungsdynamik

in der Natur gibt, die von Ungleichgewichten

bestimmt wird. Womöglich eröffnen sich mit dem

Verstehen von ›Natur‹ als einem Prozess, der

Gleichgewichte und Symmetrien sowohl sucht als

auch aufbricht, neue Denkhorizonte und Hand-

lungsstrategien für das Verhältnis zu den natürlichen

Voraussetzungen menschlicher Existenz. Die

Vorstellung jedenfalls, es gäbe ›in der Natur da

draussen‹ unabhängig von der menschlichen

Art ideale Gleichgewichte, die bewahrt werden

müssen, scheint mir nur eine Verdrängung der

tagtäglichen Schuld zu sein, die natürlichen

Ressourcen maßlos auszubeuten.

Ein Naturbegriff, der nicht das menschliche Inter-

agieren in und mit den natürlichen Voraussetzungen

seiner Existenz einkalkuliert, ist romantisch und

wie jede Romantik auch gefährlich. Statt von

der Unveränderlichkeit der Natur zu träumen, soll-

ten Designer das Verhalten zu den natürlichen

Ressourcen menschlicher Existenz als eine offene

Geschichte betrachten, in der seit Urzeiten

beide Seiten (sofern man sie überhaupt gegen-

einander isolieren kann) dynamisch aufeinander

reagieren.

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Zweitens ist beim kollektiven Engagement für eine

nachhaltige Produktkultur Aufmerksamkeit

gegenüber all dem geboten, was welcher Akteur

meint, wenn er von Nachhaltigkeit spricht.

Wer Nachhaltigkeit vor dem Hintergrund einer

statischen Ökologie betrachtet wird sie

anders definieren als jemand, der die Dynamik

in der Kultur und Gesellschaft mit einer Dy-

namik in der Natur korreliert. Wer Nachhaltigkeit

mit Arbeitsplätzen und Wachstum verbindet

und damit Perspektiven gegenwärtiger Wirtschafts-

logik nur in die Zukunft verlängert, wird anders

an die Produktkultur herangehen als Akteure, die

Nachhaltigkeit im Sinne der Ressourcenneu-

tralität verstehen. Wachstum ist selbst mit einem

anspruchsvollen MIPS Faktor 10 nicht ohne

Ressourcenausbeutung zu haben. Ich kann nicht

erkennen, dass diese unterschiedlichen

Perspektiven kongruent zueinander sind. Der

Gedanke einer Win-Win-Win-Situation zwischen

einer konservativ gefassten Ökologie, einer

sozial verträglichen Kultur und einer boomenden

Wohlstandswirtschaft ist charmant, aber ist er

auch unter dem Kriterium von je unterschiedlich

begriffener Nachhaltigkeit durchzuhalten?

Sucht man in diesen unterschiedlichen Auffassungen

zur Nachhaltigkeit nach einem gemeinsamen Nenner,

so kann ich an den Begriffen der Nachhaltigkeit,

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wie sie bisher diskutiert werden, erkennen, dass

sie – wie am Ökologiebegriff bereits angedeutet – auf

Stabilität und Stabilisierung ausgerichtet sind.

Thematisiert wird vor allem die Dauerhaftigkeit

bestehender Institutionen im Stoffwechsel

mit dem, was wir noch Natur nennen können, aber

eigentlich nur noch als eine Ressource be-

trachten, vor deren endgültiger Verknappung

existentielle Ängste wachsen. Um es klar zu

sagen: Die Definition von Natur als Ressource, die

wiederhergestellt werden muss, um weitere

Entnahmen zu garantieren, ist schon der ideolo-

gische Reflex einer historisch bestimmten,

nämlich ausbeuterischen Praxis und ihrer Institut-

ionalisierung. Die Frage ist: Wie stehen die

Akteure zu den Institutionalisierungen dieser Aus-

beutung und den damit in Anschlag gebrachten

Maßstäben?

Nachhaltigkeit ist weder ein abstrakter noch

ein transitorischer Wertbegriff. Nachhaltigkeit ist

immer historisch, und das heisst wirtschaftlich

und kulturell konkret – in Betrieb gehaltener Ver-

wertungskreislauf von Ressourcen in einem

alltäglich praktizierten Verhalten. So oder so.

Insofern sollte – wie auch beim Ökologiebegriff –

Nachhaltigkeit nicht als eine auf Stabilisierung

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zielende Strategie gedacht und konzeptionell

entfaltet werden, sondern als eine Strategie der

Veränderung von Verhaltensmustern und in Technik

übergegangener Naturprozesse.

Der heute zweifellos katastrophale Gesamtzustand

wird nicht durch einen revolutionären Hand-

streich seine katastrophische Tendenz verlieren.

Das ist weder technisch machbar, weil die

Komplexität der Gefüge bei Umstürzen kaum

kalkulierbare Risiken aufruft, noch werden

Umstürze kulturell anerkannt und protegiert werden,

da die Katastrophe gerade in der nachhaltigen

Verwurzelung von Verhaltensstereotypen in Habitus-

formen und psychischen Dispositionen besteht.

Konzepte der Nachhaltigkeit sollten kulturelle Ge-

wohnheiten und Verhaltensmuster als gewordene

und damit auch als überwindbare verstehen und

analysieren, weil damit die Veränderungen

von wirtschaftlichen und kulturellen Mustern denk-

bar und konzeptioniert werden können. Die

Idee allerdings, Nachhaltigkeit könne technisch,

organisatorisch oder kulturell vorab geplant

und konstruiert und den Wirtschafts- und Kultur-

subjekten oktroyiert werden, übersieht die

Potenziale der Verweigerung wie auch die Möglich-

keiten, die Spontaneität in der gesellschaftlichen

Entwicklungsdynamik als eine Herausforderung für

bewusste und gewollte gesellschaftliche Ver-

änderung anzunehmen.

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Drittens ist die Vielfalt der Arten, in denen

Design professionell betrieben wird, nicht gut auf

die eben angesprochene Veränderung gesell-

schaftlicher Verhaltensweisen konditioniert. Das

mag merkwürdig klingen in einer Gesellschaft,

in der es selten um etwas anderes geht, als durch

die Entwicklung von Bedürfnissen das wirt-

schaftliche Wachstum zu verewigen. Tatsächlich

aber können Designer von ihrem analytischen

und prognostischen Instrumentarium her zwar sehr

gut für bestehende Bedürfnisse und deren Aus-

reizung arbeiten, sie eben entwickeln, aber für eine

kontinuierliche Veränderung von Verhaltens-

mustern, die im Verschleiß und Wachstum verankert

sind und davon weg führen sollen, fehlen die

kulturwirksamen pragmatischen Konzepte. Haben

Designer etwas gelernt aus den größtenteils

gescheiterten Versuchen, den Konsumenten erst

einen guten Geschmack anzuerziehen, damit

sie als Verbraucher gut geformter Dinge die deutsche

Wirtschaft in Gang bringen? Ich wünsche mir,

dass Designer fragen: Wie müssen Produkte gestaltet

sein, damit sie Gewohnheiten nicht nur bestätigen,

sondern verändern? Für Designer, die nachhaltig

wirken wollen, genügt es nicht, die Kunden zum Kauf

nachhaltig produzierter Erzeugnisse zu verführen,

weil damit die passive, bloß verbrauchende

und verschleissende Haltung gegenüber den Ressour-

cen nur bestätigt wird.

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Nachhaltigkeit beruht darauf, dass der Umgang mit

Ressourcen im alltäglichen Handeln bewusst ist und

das wiederum erfordert vom Konsumenten die

Produktionsbedingungen der Dinge anzuerkennen.

Der einfachste Weg dazu besteht darin, die Nutzer in

die Herstellung und Fertigstellung der Dinge einzu-

beziehen, sie zu Finalisten und Initiatoren von

Gestaltungsprozessen zu machen. Die Veränderung

von Gewohnheiten ist, wenn es nicht bloß

Abrichtung sein soll, ein aktiver Prozess, der von

den Nutzern selbst geleistet und innerviert werden

muss. Das erfordert von den Designentwürfen,

dass sie nicht als Endlösungen für Interaktions-

muster präsentiert werden, in die hinein Nutzer

sich zu fügen haben, sondern als offene und

flexible Strukturen, die einer produktiven Aneignung

angeboten und vorgeschlagen werden. Die

Nutzer müssen als Akteure in den Gestaltungs-

prozessen anerkannt werden - nicht, indem

sie die Formen der Dinge selbst bestimmen, wie

es oft in Mixturen von DIY und Open Design

missverstanden wird, wohl aber, indem die Formen

der Dinge ihnen unterschiedlichste Betätigungs-,

Verwendungsweisen und Verhaltensmuster

ermöglichen. Die Form der Dinge ist eine Voraus-

setzung für das Verhalten, nicht dessen Vor-

schrift. Nicht die radikale oder egozentrische

Neusetzung, sondern die Entwicklung von Produkten

über mehrere Generationen hinweg ist nachhaltig.

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Nachhaltig ist, wenn in den Produkten Er-

fahrungen kumulieren können über die Einbettung

technischer Wirkprinzipe in kulturelle, öko-

nomische und ökologische Zusammenhänge. Analog

zur Idee einer Cradle-to-Cradle-Wirtschaft,

bei der jedes Produkt so konzipiert wird, dass seine

materiellen Ressourcen zur Wiege neuer Produkte

werden können, sollten Designer eine Product-

to-Product-Kultur entwickeln, bei der die Exitenz-

berechtigung eines neuen Produktes aus einer

kritischen Bilanz der Umweltverträglichkeit und

kulturellen Wirksamkeit seiner Vorgänger ab-

geleitet wird: Alles, was bereits an Produkten

existiert, sollten Designer nicht einfach nur

verwerfen, sondern einer kritischen Analyse und

Aufbauarbeit unterziehen: Welche der tech-

nischen Prinzipe sind es wert erhalten und kulturell

neu formuliert zu werden? Welche der technischen

Arrangements müssen aus ökologischen und

kulturellen Erwägungen heraus aufgegeben werden?

Welche Technik genügt den kulturellen Erwartungen

und ökologischen Anforderungen nicht mehr

und muss von den Ingenieuren vom Wirkprinzip

her neu ausgearbeitet werden?

Ein solch designspezifischer Blickwinkel versetzt

die Welt der Produkte in einen Zustand von

›permanent beta‹. Darin erscheinen die gegen-

wärtigen Produktkulturen bloß als Prototypen zu-

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künftiger Produktkulturen. Für Designer

sollten Gebrauchswerte und Gebrauchsweisen nie

etwas endgültiges sein, selbst wenn sie mit

jedem ihrer Entwurf für eine kurze Zeitspanne der

Meinung sind, eine ideale Form dafür ge-

funden zu haben. Design heisst, in den Produkt-

kulturen gesellschaftliche und ökonomische

Veranstaltungen zu erkennen, in denen Gebrauchs-

werte und Gebrauchsweisen permanent auf

ihre kulturelle und ökologische Eignung hin erprobt

und individuell ausdifferenziert werden.

Designer entwickeln und revolutionieren kulturelle

Praktiken in kleinen Schritten, sie senken nicht

nur - wie heute noch viele glauben - Technik bloß

effektvoll in bestehende Gewohnheiten, Er-

wartungs- und Verhaltensmuster ein. Sie können

mit ihren Vorschlägen zum Gebrauch von

Ressourcen in der Gestalt der Dinge die Genuss-

und Erlebnisweisen im praktischen Handeln

modifizieren. Und sie können die Überarbeitung

und Neuentwicklung technischer Prinzipe

initiieren, indem sie kulturelle und ökologische

Standpunkte in den Institutionen der Wirtschaft

und ihrer technischen Abteilungen geltend machen.

Produktkulturen sind schon lange keine Veran-

staltungen mehr, in denen ein Stil formal

übergreifend ist.

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Produktkulturen sind hybride Reservoirs an kul-

turell so oder so gezähmter, mehr oder weniger ver-

träglich gestalteter Technik und die Designer

sind jene Akteure, die diese Reservoire von Berufs

wegen auf ihre Tragfähigkeit für zukünftige Ge-

brauchsweisen evaluieren und dekonstruieren, sowie

die darin vorliegenden Erlebnispotentiale auf-

schließen, formal entwickeln und verfeinern, so

dass die Erde etwas mehr geschont und die Kultur

dennoch reicher, weil differenzierter wird.

Schonung und Schönheit kommen – zumindest in

meiner persönlichen Etymologie – aus einer Wurzel.

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Michael Eberlein

Was sind EcoLabels?

Labels sind produktbezogene Kennzeichen, die

bestimmte Qualitäten von Produkten kommunizieren

sollen. Es werden zum Beispiel gesundheitliche,

soziale oder ökologische Aspekte durch sie ausge-

zeichnet.

Am Markt kann sich das Produkt so von vergleichba-

ren Produkten abgrenzen und die Kaufentscheidung

auf sich ziehen. Der Konsument erhält ein transpa-

renteres Bild von dem Produkt hinsichtlich seiner

Eigenschaften und seines Lebenszyklus.

Es gibt verschiedene Arten von Labels die für den

Verbraucher oft schwer zu durchschauen sind. Sie

spielen aber bei der Beurteilung der Seriösität eines

Labels eine wichtige Rolle und können in Prüfzei-

chen, Gütezeichen, Eigenmarken, Testlabels, und

Umweltzeichen eingeteilt werden.

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Quellen und weitere Informationen auf folgenden Seiten:

www.label-online.de

www.ecosmes.net

Die EcoLabels, auch Umweltzeichen genannt, kenn-

zeichnen die umweltbezogenen Eigenschaften von

Produkten. Einige Labels zeichnen einzelne Qualitä-

ten, die die Umwelt positiv beeinflussen aus, andere

betrachten den ganzen Lebenszyklus eines Produktes

– von der energieeffizienten und ressourcenscho-

nenden Herstellung, über den Verbrauch bei der

Nutzung, bis hin zur umweltgerechten Entsorgung.

Als Ziel haben sie das Angebot und die Nachfrage

ökologischer Produkte zu fördern.

Nicht nur zertifizierte EcoLabels können ökologische

Aspekte von Produkten kennzeichnen und kommuni-

zieren. Es gibt eine Vielzahl von Eigenmarken die

von Unternehmen selbst deklariert werden und die

besonderen Umwelteigenschaften ihrer Produkte

auszeichnen. Deren Glaubwürdigkeit ist jedoch be-

grenzt, da sie oft nicht von externen, unabhängigen

Dritten überprüft werden.

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1 Zitat von http://www.carbonfund.org/about

Was Öko-Labels aktuell tun…

Folgende Aspekte eines Produktes können mit den

heute existierenden Labels gekennzeichnet werden.

Am naheliegendsten sind ökologische Kriterien,

die dem Fachgebiet der Umwelttechnik zuzuordnen

sind. Darunter fallen beispielsweise Kriterien

zum Klimaschutz, wie der Vermeidung von CO2-Emissionen.

Das Unternehmen carbonfund.org bietet Firmen

die Möglichlichkeit, sich über CO2-Emissionen

zu informieren, den Lebenszyklus eines zu labelnden

Produktes analysieren zu lassen und zum Ausgleich

für die Emissionen des Produktes Geld in beispiels-

weise Wiederaufforstungsprojekte zu investieren.

„Carbonfund.org is leading the fight against

global warming, making it easy and affordable for

any individual, business or organization to reduce

& offset their climate impact and hasten the transi-

tion to a clean energy future.“1

Das Label lässt also deutlich werden, dass das

Unternehmen bemüht ist, sich dem Thema

zu widmen und einen Ausgleich für die „unver-

meidbaren“ Emissionen zu schaffen.

Abb. 1 Logo der Carbonfree Certification von Carbonfund.org

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1 Artikel aus der Publikation „eco@work“, Ausgabe April 2012 des Oeko-Institus e.V.

Die Publikation, auf die sich der Artikel stützt, ist zu finden unter:www.oeko.de/102/wis-sen1

Eine Publikation des Oeko-Instituts e.V.

äußert sich wie folgt zum Thema CO2-Labels:

„Klimalabel taugen nicht als Wegweiser für

den Klimaschutz (..). Unternehmen hilft der Klima-

fußabdruck von Produkten aber, CO2-Einspar-

potentiale in Produktionsketten zu erkennen. (..)

Statt CO2-Label setzt Dr. Grießhammer lieber

auf bereits bestehende Alternativen: ‚Wir verfügen

heute schon über Umweltkennzeichen, die

sowohl die CO2-Bilanz als auch andere umwelt-

relevante Aspekte berücksichtigen.‘ Mit dem

Umweltzeichen Blauer Engel gibt es bereits ein

Kennzeichen, dessen Vergabe an die Einhaltung

von strengen Umwelt- als auch Klimaschutzauflagen

gekoppelt ist.“1

Damit deckt er umwelttechnische Kriterien in den

Bereichen Ressourcen- und Materialverbrauch,

Klimaschutz, Schutz der menschlichen Gesundheit und Gewässerbelastung ab.

Abb. 2 Der Blaue Engel kann für die Kategorien „schützt Umwelt und Gesundheit“, „schützt das Klima“, „schützt das Wasser“ und „schützt die Ressourcen“ vergeben werden.

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1 http://www.blauer-engel.de/

2 http://de.wikipedia.org/wiki/Blauer_Engel

„Der Blaue Engel ist das erste und bekannteste

Umweltzeichen der Welt. Seit 1978 setzt er

Maßstäbe für umweltfreundliche Produkte und

Dienstleistungen, die von einer unabhängigen

Jury nach definierten Kriterien beschlossen werden.

Mit dem Blauen Engel werden Unternehmen für

ihr Engagement im Umweltschutz belohnt. Der Blaue

Engel ist ein ökologischer Leuchtturm, der Ver-

brauchern den Weg zum ökologisch besseren Produkt

weist und umweltbewußten Konsum fördert.“1

„Der Blaue Engel ist jedoch kein Unbedenklichkeits-

zeichen: Die so gekennzeichneten Produkte stellen in

ihrer jeweiligen Produktgruppe das „geringste Übel“

in puncto Umweltbelastung dar, nach dem Motto:

so wenig wie möglich, so viel wie nötig. Der

Verbraucher muss hierzu besonders den Untertitel

beachten, der bspw. lautet „Der Blaue Engel,

weil emissionsarm“, „Der Blaue Engel, weil Mehr-

weg“, „Der Blaue Engel, weil aus 100 % Altpapier“

usw. (..) Umwelteigenschaften, die nicht in

den Vergabekriterien genannt sind, werden nicht

geprüft. (..) Es werden nur Produkte mit

gleichem Nutzungszweck verglichen(..). Fahr-

räder sind zwar umweltfreundlicher als Autos, er-

halten deshalb aber keinen Blauen Engel, weil

sie geringere Nutzungsmöglichkeiten bei Geschwin-

digkeit und Ladung haben.“2

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1 http://www.globalecolabel-ling.net/about/

2 http://www.eu-ecolabel.de/home.html

3 http://www.greenseal.org/Home.aspx

Der Blaue Engel gehört zum „Global Ecolabelling

Network (GEN)“, einem einen Interessenverband von

26 Umweltzeichen-Organisationen weltweit.

Zum Global Ecolabelling Network gehört auch

das Europäische Umweltzeichen. „Es wird an Produk-

te und Dienstleistungen vergeben, die bezogen

auf die gesamte Lebensdauer geringere Umweltaus-

wirkungen haben als der Marktdurchschnitt ohne

dass dabei die Sicherheit der Produkte beeinträchtigt

oder die Eignung für den vorgesehenen Gebrauch

verringert wird.“ 2

Auf dem US-Amerikanischen Markt ist das GreenSeal

(ebenfalls Mitglied im GEN) ein bekanntes Öko-

Label. „We develop life cycle-based sustainability

standards for products, services and companies

and offer third-party certification for those that

meet the criteria in the standard. Green Seal has

been actively identifying and promoting sustainabili-

ty in the marketplace, and helping organizations be

greener in a real and effective way since 1989.“3

Abb. 3 + 4 „Das Global Ecolabelling Network ist ein Zusammenschluss nationaler (..) Umweltzeichenorganisationen aus al-ler Welt. (..) Es dient als Plattform zum Informations- und Erfahrungsaustausch, unterstützt neu gegründete Umweltzei-chen-Organisationen beim Aufbau der Strukturen sowie der Organisation und Qualitätssicherung der Prozesse.“1

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1 http://www.fsc-deutschland.de/

Dieses Label beschäftigt sich mit der Umwelt-verträglichkeit der Materialien und des Produk-tionsverlaufs, sowie der gesundheitlichen Un-bedenklichkeit von Produkten für den Menschen.

Dabei wird der Lebenszyklus eines Produktes

nach wissenschaftlichen Kriterien untersucht.

Ein weiteres sehr bekanntes Öko-Label sowohl

auf dem Europäischen, als auch auf dem Ameri-

kanischen Markt ist das FSC-Label.

„Die Förderung einer umweltfreundlichen, sozial-

förderlichen und ökonomisch tragfähigen Be-

wirtschaftung von Wäldern - das ist die Mission des

Forest Stewardship Council (FSC). Weltweit.“1

Dazu wurden global gültige Prinzipien aufgestellt,

die um nationale Indikatoren ergänzt werden.

Beispiele dafür sind:

– Langfristige Besitzansprüche und Nutzungs-

rechte an Land- und Forstressourcen sollen klar defi-

niert, dokumentiert und rechtlich verankert sein.

– Die Waldbewirtschaftung soll das soziale und ökonomische Wohlergehen der im Wald Be-

schäftigten und der lokalen Bevölkerung langfristig

erhalten oder vergrößern.

Abb.5 FSC-Label

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1 http://www.fsc-deutschland.de/index.php?option=com_content&view=article&id=136&Itemid=1

2 http://de.wikipedia.org/wiki/Ökoeffektivität

– Gewährleistung von Biodiversität, Schutzfunk-tionen des Waldes und Landschaftsschutz

„Verbraucher, die FSC-gelabelte Produkte kaufen,

leisten einen aktiven Beitrag zu nachhaltigen Bewirt-

schaftung der Wälder rund um den Globus.“1

Einen sehr umfangreichen Blick auf ein Produkt

richtet das Cradle to Cradle-Label, dem eine

andere Auffassung von Ökologie zugrunde liegt,

nämlich der dass Prinzip der Ökoeffektivität.

„Das Prinzip für einen ökoeffektiven Lösungsansatz

lautet: Abfall ist Nahrung („waste equals food“).

Bei vielen natürlichen Prozessen wird sowohl Energie

als auch Material verschwendet. Pflanzen und

Tiere produzieren große Mengen „Abfall“. Sie sind

nicht ökoeffizient. Aber sie sind trotzdem öko-

effektiv, weil sie Teil eines nachhaltigen Systems

sind, das jedes Stück Abfall wiederverwendet,

zum Beispiel als Dünger.“2

„Ökoeffizienz:

– Bremsbeläge so entwickeln, dass sie weniger

Partikel abgeben, aber dennoch insgesamt tausende

von Tonnen an Schadstoffen auf den Straßen lassen.

Abb.6 C2C-Certified Label

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1 http://de.wikipedia.org/wiki/Ökoeffektivität

2 Ausführliche Informationen zum Cradle-to-cradle Ansatz sind hier zu finden: http://www.mbdc.com/default.aspx

– Den Anteil von recyceltem Material in Polymer-

produkten erhöhen, ohne auf die Qualitätsminderung

des recycelten Materials zu achten (Downcycling).

Ökoeffektivität:

– Energiequellen nutzen, die direkt von der

Sonne stammen (erneuerbare Energie).

– Bremsbeläge aus einem Material herstellen, das

unbedenklich in biologische Kreisläufe zurück-

geführt werden kann (biologische Abbaubarkeit).

– Kunststoffprodukte gezielt so entwickeln, dass sie

demontiert und recycelt werden können.

– Das Gesamtprodukt auf biologische oder tech-

nische Kreisläufe abstimmen (Kreislaufwirtschaft).“1

„With Cradle to Cradle®, as in nature, there is

no such thing as waste, no having to do without, no

limitations. Using biological and technological

nutrient cycles, the right materials are brought to

the right place at the right time.“ 2

Das Label ist, genau wie die vorher genannten Labels

in erster Linie materialbezogen. Es bezieht sich

auf den gesamten Produktlebenszyklus und berück-

sichtigt außerdem die Rückführbarkeit der ver-

wendeten Materialien in technische oder natürliche

Kreisläufe.

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1 http://www.mbdc.com/images/V2_criteria_matrix-C2CPII_03-20-2012%20Sheet1.pdf

2 http://www.nachhaltigkeits-rat.de/index.php?id=5396

Das Label wird als Basic, Silver, Gold und Platinum-

Label vergeben. Die Übersicht der Kriterien

werden sehr detailliert im Internet veröffentlicht.1

Damit gibt sich das Label deutlich transparenter

als andere.

“Diese (die bestehenden Labels) bilden jedoch

jeweils nur Teilaspekte der Nachhaltigkeit ab: In

den meisten Kennzeichen werden ökologische

Aspekte dargestellt, seltener dagegen soziale As-

pekte; Nutzen-, Qualitäts- und Kostenaspekte

werden nur in wenigen Fällen berücksichtigt.”2

Ein Label, dass sich auf ökonomische Kriterien

in Bezug auf den Gebrauch von Produkten speziali-

siert hat, ist „Stiftung Warentest“. Dieses

Label kann ein Unternehmen jedoch nicht bean-

tragen oder erwerben. Die Stiftung Warentest

ist ein unabhängiges Institut, dass Produkte durch

Testkäufe erwirbt und auf seine Gebrauchstaug-lichkeit untersucht. Die Hersteller werden über die

Testergebnisse informiert und können sie im Fall

eines guten Ergebnisses für Werbezwecke nutzen.

„Die STIFTUNG WARENTEST führt Produkttests durch.

Die Tests zielen darauf ab, die Öffentlichkeit über

objektive Merkmale des Nutz- und Gebrauchswertes

sowie der Umweltverträglichkeit von Produkten und

Dienstleistungen zu informieren. Damit soll eine

Abb.7 Stiftung Warentest-Label

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1 http://www.label-online.de/label-datenbank?label=461

2 http://www.test.de/unterneh-men/ueberuns/

3 http://www.label-online.de/label-datenbank?label=390

Markttransparenz hergestellt werden. Gebrauchs-

wert und Tauglichkeit haben in der Regel Vorrang vor

ökologischen Gesichtspunkten.“1

„Für jeden Test werden spezielle Bewertungs-

kriterien entwickelt und dementsprechend wird ein

Prüfprogramm festgelegt. Die Kriterien beziehen

sich auf die Bereiche: Sicherheit, Handhabung, technische Eigenschaften, Gebrauchswert, Preis-Leistungs-Verhältnis und Umweltverträglichkeit (z. B. Schadstoffe, Verpackung u. a.).“2

Das Label Öko-Test beschäftigt sich in erster

Linie mit der gesundheitlichen Unbedenklichkeit von Produkten. Ökologische Aspekte sind nicht so

relevant, wie der Titel vermuten lässt.

„ÖKO-TEST führt Produkttests durch. Die Kennzeich-

nung ist kein Gütesiegel im eigentlichen Sinne.

Die Testurteile bieten Verbrauchern Informationen

über Gebrauchstauglichkeit, Gesundheitsverträglich-

keit, Stromverbrauch, Garantie und andere

Eigenschaften der Produkte und Dienstleistungen.

Im Vordergrund der Untersuchungen steht die

Frage der gesundheitlichen Risiken. Daneben spielen

Gebrauchstauglichkeit und Funktionalität der

Produkte eine wichtige Rolle. Ökologische Gesichts-

punkte werden z. T. untersucht, allerdings nicht

vorrangig.“3

Abb.8 Öko-Test-Label

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1 http://www.fairtrade-deutsch-land.de/ueber-fairtrade/was-ist-fairtrade/

Ein anderes Label, das sich mit ökonomischen Ge-

sichtspunkten, allerdings auf der Ebene des globalen

Handels beschäftigt, ist das Fair-Trade Siegel.

„Als Fairer Handel (englisch Fair Trade) wird

ein kontrollierter Handel bezeichnet, bei dem den

Erzeugern für die gehandelten Produkte min-

destens ein von Fair Trade-Organisationen festge-

legter Mindestpreis, welcher über dem jeweiligen

Weltmarktpreis angesetzt ist, bezahlt wird.

Damit soll den Produzenten ein höheres und verläss-

licheres Einkommen als im herkömmlichen

Handel ermöglicht werden. Dazu wird außerdem

versucht, langfristige „partnerschaftliche“

Beziehungen zwischen Händlern und Erzeugern

aufzubauen. In der Produktion sollen außer-

dem internationale sowie von den Organisationen

vorgeschriebene Umwelt- und Sozialstandards

eingehalten werden.“1

Die Fairhandelsbewegung konzentriert sich

hauptsächlich auf Waren, die aus Entwicklungs-

ländern in Industrieländer exportiert werden.

Fairer Handel umfasst landwirtschaftliche Er-

zeugnisse ebenso wie Produkte des traditionellen

Handwerks und der Industrie (..).“1

Abb.9 Fair-Trade-Label

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Wie Nachhaltigkeit aktuell aufgefasst wird

Der von der Bundesregierung 2001 berufene Rat für

Nachhaltige Entwicklung hat die Aufgabe konkrete

Handlungsfelder für eine nachhaltige Entwicklung in

Deutschland zu benennen.

Die nachfolgenden Zitate zeigen, wie Nachhaltigkeit

momentan auf nationaler Ebene wahrgenommen

und gedacht wird. Deutlich wird, dass Nachhaltigkeit

keinesfalls nur aus umwelttechnischer Sicht be-

trachtet wird, sondern, dass die Entwicklung neuer

gesellschaftlicher Werte und Regeln ein wichtiger

Gedanke ist.

“Was ist Nachhaltigkeit? Nachhaltige Entwicklung

heißt, Umweltgesichtspunkte gleichberechtigt

mit sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu

berücksichtigen.”1

“Bisher denken wir bei ‚Konsum‘ ausschließlich

an ‚Verbrauch‘. Und Verbraucherpolitik belohnt Ver-

brauch. Dieses Verständnis greift viel zu kurz.

Eine Wirtschaftsweise und eine Konsumkultur, die

natürliche Ressourcen vernutzt und sie nach

Gebrauch nicht in den Naturkreislauf zurückgibt,

sind ebenso wenig zukunftsfähig wie un-

gerechte Arbeitsbedingungen und unfairer Waren-

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austausch im Handel. Konsum wird dann zukunfts-

fähig, wenn Einwegdenken durchbrochen wird.

Natürliche Ressourcen müssen im Kreislauf geführt

werden.”1

“Im Datenmeer der heutigen Informations-

gesellschaft ist es für die Kommunikation ent-

scheidend, durch qualitativ herausragende,

beson ders gut verständliche Informationen verläss-

liche Orientierungshilfen für die Nachhaltigkeit

von Produkten zu geben – mit dem Ziel, dass Men-

schen nachhaltig produzierte Güter leichter

identifizieren und nachfragen können. Die aktuelle

Vielzahl von Nachhaltigkeits Labeln für Produkte

wird dem nicht immer gerecht.”1

“Wir müssen Aufbrüche zu neuen Vorstellungen

von Wohlstand verstär ken und auch Aspekte

jenseits des allein ökonomisch definierten Wohl-

stands berücksichtigen. Den Wohlstand machen

neben einer positiven Entwicklung des Brutto-

inlandsprodukts (BIP) auch Faktoren wie unbe zahlte

Tätigkeiten aus, wie Hausarbeit und Gemeinschafts-

arbeit, ehren amtliches Engagement und Hilfe im

sozialen Zusammenhalt. Allein die Möglichkeit,

sie ausüben zu können, ist Zeichen von (Zeit )Wohl-

stand und Tätigsein. Gesellschaftliche Teilhabe

und Zugang zu Bildung, Gesundheit sowie eine in-

takte Umwelt, familiäre Bindungen, persön liches

1 Alle Zitate auf dieser Dop-pelseite aus: http://www.nachhaltigkeitsrat.de/uploads/media/Broschuere_Konsum_und_Nachhaltigkeit_texte_Nr_31_Ma-erz_2010_01.pdf

Page 32: Wegweiser EcoDesign

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1 http://www.nachhaltig-keitsrat.de/uploads/media/Broschuere_Konsum_und_Nach-haltigkeit_texte_Nr_31_Mae-rz_2010_01.pdf

2 http://www.idz.de/de/si-tes/1681.html

Glück und Lebensqualität sind weitere wichtige

Indikatoren für Wohlstand.”1

“Mehr als durch ihren Konsum bilden Menschen

Identität durch ihr Ver halten, Werte, Spiel-

regeln im Umgang miteinander und mit der Natur.

Solange existenzielle Sorgen plagen, bestimmt

das Thema Versorgung das Denken. In der Wohl-

standsgesellschaft indes ist Konsum Ausdruck

der Wertorientierung und des Lebensstils eines

Menschen. Konsum kann konstruktiv sein und

Werte schaffen oder destruktiven Charakter haben

und Ausdruck von Konsumzwängen sein. Dim-

ensionen des guten Lebens und nachhaltigen Wirt-

schaftens müssen in der Öffentlichkeit, in der

Politik und in der Wissenschaft diskutiert werden.”1

„Das Internationale Design Zentrum Berlin e.V.

(IDZ) ist ein Interessenverband von Designern,

Unternehmen und Entscheidungsträgern aus Kultur

und Politik.“2 Die Verantwortung von Gestaltern

im Bereich der Ökologie sieht der Verband wie im

nachfolgenden Zitat aufgeführt: “Angesichts

einer immer intensiver geführten Debatte über

Klima- und Umweltveränderungen wird auch

im Designbereich verstärkt darüber nachgedacht,

welche Einflüsse und Auswirkungen das Design

von Produkten auf Lebenswelt und Umwelt hat.

Page 33: Wegweiser EcoDesign

33

1 http://www.idz.de/de/si-tes/1681.html

Dem Nutzen von Produkten stehen Umweltbeein-

trächtigungen gegenüber, die im gesamten Le-

benszyklus eines Produktes aus den vielfältigen

Herstellung-, Nutzungs-, Recycling- und Entsorgungs-

prozessen entstehen. (..) Das Produktdesign spielt

in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle,

weil der mit der Produktion und Konsumtion eines

Produkts einhergehende Energieverbrauch bis

zu 90% bereits im Entwurf des Designers festgelegt

wird. Dementsprechend vermag nachhaltiges

Design u.a. die Energieeffizienz zu optimieren, den

Schadstoffausstoß und die Abfallproduktion zu

minimieren, die natürlichen Ressourcen zu schonen,

die soziale Praxis zu schulen und so entscheidend

zum Erfolg nachhaltiger Entwicklung beizutragen.”1

Page 34: Wegweiser EcoDesign

34

Was Öko-Labels nicht können...

Der Designer tritt bei der Wahl von Materialien in die

Rolle des Auswählenden, der je nach seiner Rolle

im Entwurfsprojekt ein entsprechendes Mitsprache-

recht bei Materialentscheidungen hat.

Diese Entscheidungen können beim Kunden recht

gut mit den bestehenden Labels abgebildet werden

und dazu dienen, ein Bewusstsein für eine ökolo-

gischere Auswahl von Produkten bilden. Außerdem

dienen Labels, die umwelttechnische Eigenschaften

bewerten dem Gestalter als Hilfestellung bei der

Auswahl der Materialien und Produktsverfahren.

Seine Aufgabe ist es dann, diese Lösungen in

ein Produkt und damit die Anwenderkultur zu im-

plementieren.

Es stellt sich die Frage, ob es ökologischer ist,

einen Becher aus einem Kunststoff zu entwickeln,

der zu 100% kompostierbar ist (und damit theo-

retisch in den Wald geworfen werden könnte) oder

ob ein Becher aus purem Gold, den sein Besitzer

hütet und pflegt und sein Leben lang besitzt nicht

vielleicht besser wäre.

Nicht, dass die Frage einfach zu beantworten

wäre, aber der Designer sieht sich mit Abwägungen

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1 Die Kriterien des Bundespreis EcoDesign im Internet: http://www.bundespreis-ecodesign.de/downloads/160/eco_Mat-rix_A3.pdf

dieser Art konfrontiert, wenn er ein ökologisches

Produkt gestalten möchte. Wenn man bedenkt,

dass jedes Produkt ein bestimmtes Verhalten beim

Nutzer provoziert, hat der Gestalter beim Entwurf

ökologischer Produkte einen entscheidenden Anteil.

Derartige Aspekte der Nutzung des Produktes und

der Verhaltensänderung beim Konsumenten werden

bei aktuellen Labels kaum in Betracht gezogen.

Sie können jedoch bei Wettbewerben, die eine

subjektivere Bewertung der Produkte zulassen eine

Rolle spielen.

Der Bundespreis EcoDesign, der in diesem Jahr

das erste Mal ausgelobt wird, hat Kriterien für öko-

logische Produkte zusammengetragen und in

einer Kriterienmatrix1 zur Bewertung der Produkte

zusammen gefasst. Ein kleiner Teil der Kriterien

bildet Designspezifische Kompetenzen ab, wie

zum Beispiel:

_ Innovationsgrad und Originalität des Entwurfs

_ Ausrichtung an den Bedürfnissen der potentiellen

Nutzer/ innen, nicht an aktuellen Modetrends

_ ästhetische Qualität des Entwurfs

_ Wertigkeit, Langlebigkeit

_ funktions- und materialgerechte Gestaltung

_ symbolischer Gehalt, Zeichen funktion des Designs

_ ressourcenschonendes Design (z. B. durch

Leichtbau, Miniaturisierung, usw.)

Page 36: Wegweiser EcoDesign

36

Warum bilden die Labels keine Designqualität ab?

Ich vermute, dass die Anforderungen an ein öko-

logisches Produkt einen so hohen Komplexitätsgrad

haben und so stark situationsabhängig sind, dass

ihnen kaum mit einem Label mit starren/messbaren

Kriterien entsprochen werden kann.

Gerade was Produkte betrifft, die ein bestimmtes

Verhalten auslösen sollen, sind Erfolge nur

schwer messbar und damit auch nicht unter ob-

jektiven Gesichtspunkten zu bewerten. Ein Label,

wie der Blaue Engel, der in der jeweiligen Pro-

duktgruppe unter einem bestimmten Aspekt das

beste Produkt auszeichnet, ist für solche Aufgaben

bei weitem nicht komplex genug angelegt.

Der Gestalter hat somit eine wichtige Aufgabe – näm-

lich die Aspekte, die nicht als Labels auf die Produkt-

verpackung aufgebracht werden können, durch die

Gestaltung des Produkts zu kommunizieren.

Page 37: Wegweiser EcoDesign
Page 38: Wegweiser EcoDesign

38

Abbildungsverzeichnis

Abb.1: Logo der Carbonfree Certification

http://c276521.r21.cf1.rackcdn.com/wp-content/

uploads/2011/08/CF-Certified-Product.jpg,

22. Mai 2012 17:07

Abb.2: Logovarianten des „Blauen Engel“

http://www.blauer-engel.de/_medien/was_steckt_

dahinter/verlaessliches-Zeichen.jpg,

19. Mai 2012 18:21

Abb.3: Infografik zum Global Ecalabelling Network

http://www.blauer-engel.de/_medien/was_steckt_

dahinter/internationales2.jpg,

19. Mai 2012 18:24

Abb.4: Green Seal Certified Logo

http://t3.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcRSjcvwL

xMCaSr97V93FY9J4lLZPDz0l10X27ql1zI8Qi9zQ6i7Rg,

22. Mai 2012 17:21

Abb.5: FSC-Label

http://t0.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcQ

k1JBWRjpuqV4W2Y3Hal0i-CiP0xkJwxjaTH0Zi-

zI5ZGPoOcOP3g,

22. Mai 2012 17:24

Page 39: Wegweiser EcoDesign

39

Abb.6: C2C-Certified Label

http://media.treehugger.com/assets/ima-

ges/2011/10/c2c-label.jpg,

22. Mai 2012 17:29

Abb.7: Stiftung Warentest-Label

http://www.test.de/filestore/3-test-breit-schwimm-

hilfen-gross.jpg?path=/44/01/0b7de98c-5640-4947-

9b6d-d3a3f5bed28d-weblarge.jpg&key=D2289DF5125

2CB619CEBF0B5056FB43BCF288B77,

21. Mai 2012 20:54

Abb.8: Öko-Test Label

http://media.oekotest.de/img/anz/label.jpg,

22. Mai 2012 17:47

Abb.9: Fair Trade Label

http://www.fairtrade-deutschland.de/fileadmin/

images/globals/transfair_logo.png,

19. Mai 2012 21:28

Alle nicht explizit aufgeführten Abbildungen sind

Fotografien von Anne Lange.

Page 40: Wegweiser EcoDesign

ImpressumAnne Lange

Semesterarbeit 6.Semester Produktgestaltung

Sommersemester 2012

Betreuung: Prof. Dr. Jörg Petruschat