Weg von der Schablonenarbeit - · PDF fileAUSBILDUNG · AUSBILDUNG · AUSBILDUNG...

download Weg von der Schablonenarbeit - · PDF fileAUSBILDUNG · AUSBILDUNG · AUSBILDUNG · AUSBILDUNG · AUSBILDUNG · AUSBILDUNG klein&groß 12/2005 Beruf 37 Zeichnung 1: Schema einer Kinderzeichnung

If you can't read please download the document

Transcript of Weg von der Schablonenarbeit - · PDF fileAUSBILDUNG · AUSBILDUNG · AUSBILDUNG...

  • Foto: zefa

    Weg von der Schablonenarbeit hin zum freien Gestalten

    AU

    SB

    ILD

    UN

    G

    AU

    SB

    ILD

    UN

    G

    AU

    SB

    ILD

    UN

    G

    AU

    SB

    ILD

    UN

    G

    AU

    SB

    ILD

    UN

    G

    AU

    SB

    ILD

    UN

    GBeruf klein&gro 12 /200534

    Zhlt man die Stunden, die Kinder mitZeichnen, Malen, Modellieren undWerken im Kindergarten verbringen,kommt eine Menge Zeit zusammen.Diese kostbaren Stunden sollten injedem Fall zu einer Bereicherung frdie Kinder werden. Im Zusammen-hang mit der grundlegenden Aufgabeder sthetischen Erziehung in derFrhpdagogik drngen sich folgendeFragen auf:

    Was empfiehlt die neue Ausbildungsordnung hier speziell in Nordrhein-Westfalen den jungen Auszubildenden?Welche Rolle spielt dabei die Arbeit mit Schablonen?Hilft handlungsorientiertes, projektorientiertes Denken, alteDenkschablonen zu beseitigen?

    Margarete Rettkowski-Felten

    Blickt man auf die Begriffe, mit denensthetisches Gestalten beschriebenwird, so wird der sinnvolle Einsatzzweifelhaft: Basteln, Werkeln oderWerken treffen nicht den gesamtenKomplex des sthetischen Erlebens.

    In den Empfehlungen zur Ausbil-dungsordnung findet sich ein ganzanderer Begriff. Eine neue Fach-schpfung stellt das projektorientierteZusammenspiel von den bisher einzelnwirkenden Fchern Musik, Spiel undKunsterziehung in den Vordergrund.Dort heit es: Studierende qualifi-zieren sich fr bergreifende oder spezielle Aufgaben koordinierender,gestaltender, anleitender oderpdagogischer Art.

    Die Formulierung weist auf eine komplexe, fundierte Aufgabe hierspeziell auch der Kunsterziehung

    hin. Weg vom isolierten Fcherdenkenhin zu einer umfassenden Verbindungverschiedener sthetischer Elementeim Spielen, Musizieren und Gestalten.

    Der Begriff Gestalten muss in diesemZusammenhang nher betrachtet werden. Es kann nicht gemeint sein,dass zuknftig die sthetische Erzie-hung den alten Denkweisen folgt. Esreicht nicht mehr, in mhsamer Fabrik-arbeit 24 oder mehr gleiche Maikfer-schablonentiere von den Kleinen undsogar Kleinsten zum Muttertag miteinem Liedchen abzuverlangen oderjeweils acht Kuckucksschablonen fr die Tonleiter im Musikunterrichtbasteln zu lassen.Hier werden nur alte Verfahren pas-send gemacht und Scheinprojektezusammengewrfelt. Dieses Vorgehenkann keine Lsung im Sinne der neuenEmpfehlungen sein.

    Weg von der Schablonenarbeit hin zum freien Gestalten

    klein&gro_12/05_RZ.qxd 01.11.2005 16:15 Uhr Seite 34

  • AU

    SB

    ILDU

    NG

    AU

    SB

    ILDU

    NG

    AU

    SB

    ILDU

    NG

    AU

    SB

    ILDU

    NG

    AU

    SB

    ILDU

    NG

    AU

    SB

    ILDU

    NG

    35klein&gro 12 /2005 Beruf

    und dem Gestaltungsvorgang wenigBeachtung gewidmet: Hauptsache, es kommt etwas Schnes heraus, wiees dazu kam, ist nicht so wichtig.Bei diesem Ansatz werden viele Mg-lichkeiten des Lernens vertan undnicht sinnvoll gefrdert. Das Produktdes Kindes offenbart im Gestaltungs-prozess Denkoperationen, gefhls-mige Auseinandersetzungen, Lernvorgnge und Lernstrategien,Lsungsstrategien, Handlungskompe-tenzen und nicht zuletzt das Erlebenkreativer Prozesse.

    Erst durch das aufmerksame Beobach-ten des kindlichen Schaffensprozesseserhlt die Erziehungskraft Einblicke in die tiefsten Vorgnge beim denken-den Kind. Genau an dieser Stelle kannsie durch geeignete Angebote undMaterialien gezielt frdern, den Prozess hilfreich begleiten, Impulsegeben, loben und aufmuntern.

    Die Begriffe anleitender und pda-gogischer Art werden hier besondersangesprochen. In der sthetischenErziehung ist ein Anleiten nach pda-gogischen Grundregeln erforderlich,welche lauten: Was kann das Kind,welche Entwicklungen macht es durch,wie ist das Umfeld, welche Methodenund welche Materialien sind geeignet,um einen Lernzuwachs in jeder Hin-sicht zu erreichen?

    sthetische Erziehung heit also, ein Kind verstndnisvoll und helfendanleiten, sodass es ein Werk nach seinen eigenen Ideen erstellen kann.Ein Blick mitten in einen beliebigenGestaltungsprozess hinein, zeigt dieunterschiedlichsten Denkoperationenwie in einem inneren Dialog. Hier spielen wichtige Ablaufschritte einebedeutende Rolle:

    Material wahrnehmen. Eine Idee entwickeln.Passendes Werkzeug finden. Schrittweise das Werk vollenden.

    Der innere Dialog knnte sich beispiels-weise bei dem Material Holz wie folgt gestalten:Das Material ist aber hart und rau, es ist gar nicht biegsam, ich kann esnicht kneten wie Ton, ich kann es nichtmit den Fingern eindrcken und for-men, es ist rau und splittert, es piekstund kratzt, wie kann ich es bearbeiten,mit den Hnden geht es nicht, viel-leicht mit dem Messer, so kann ich esnicht vollenden, ich muss Rat holen,ich muss sgen ben, bevor es klappt,jetzt habe ich falsch gesgt, das Holzrutscht aus, ich muss es anders machen,jetzt klappt es, ich habe Glck, ich bin froh ber meine ersten Versuche, ich werde es schaffen, meine Idee istverwirklicht.

    berdenkt man die neuen Empfeh-lungen in gestaltender, anleitender und pdagogischer Art, dann wirdden Schablonen hoffentlich bald einEnde gesetzt.Fr die sthetische Erziehung und denKunstunterricht ergeben sich folgendeberlegungen:

    Was heit Gestalten?Das Wort leitet sich im deutschenSprachgebrauch von Gestalt ab. EinemMaterial Gestalt geben beschreibt denProzess des Gestaltens in der stheti-schen Erziehung. Materialien formen und zwar nach eigenen Vorstellungen ist oberstes Gebot der Kunsterziehung.Zugleich wird deutlich, dass es sich um einen fortschreitenden Prozess des Gestaltens handelt, der sich beim Tun entwickelt.

    Das Erleben der individuellen Arbeit,die sich von den Arbeiten der Kinderrechts und links am Tisch unterscheidet,hilft den Kindern, ihre Fhigkeiten fr sich und in der Gemeinschaft zuentwickeln. Gestalten bedeutet also,einem Material eine persnliche Form geben.

    Welche Konsequenzen hat das Gestal-ten fr die sthetische Erziehung?Die sthetische Erziehung ist ein Vorgang, der beim Sinnesreiz anfngt,die Reize individuell deutet und ineinem zweiten Prozess in geeigneteMaterialien bersetzt. So formt sich ein eigenstndiges Werk,das nicht verfliegt wie ein Musikstckoder der Duft eines Apfels, sondern alsanfassbares Produkt dem Kind gegen-bersteht. Das Produkt dieser geisti-gen und krperlichen Anstrengung istsichtbar, fhlbar und die Gestaltunglsst Rckschlsse auf geistige Akti-vitten zu.

    Bilder, Plastiken sind jederzeit gegen-wrtig, immer prsentierbar. Das kannVorteile aber auch Nachteile bringen.Unter Umstnden wird die Aufmerk-samkeit sehr stark auf dieses vorzeig-bare Gestaltungsergebnis gerichtet

    Foto: Claudia Gro

    klein&gro_12/05_RZ.qxd 01.11.2005 16:15 Uhr Seite 35

  • AU

    SB

    ILD

    UN

    G

    AU

    SB

    ILD

    UN

    G

    AU

    SB

    ILD

    UN

    G

    AU

    SB

    ILD

    UN

    G

    AU

    SB

    ILD

    UN

    G

    AU

    SB

    ILD

    UN

    GBeruf klein&gro 12 /200536

    In diesem Selbstgesprch entwickeltdas Kind sein Werk. Es wechseln sichdabei Handlungsphasen mit Reflexi-onsphasen ab. Je schwieriger die Tech-nik, umso mehr Denkpausen brauchtdas Kind. Der Weg zum eigenen Werk ist nichtnur schn oder angenehm. Es wech-seln sich Erfolgs- und Misserfolgser-lebnisse ab und bei vielen Materialienist bei den Vorschulkindern sehr vielFrustrationstoleranz und Durchhalte-vermgen gefordert.

    Hier wird auch deutlich, dass nicht nur fachliche Kompetenzen gefrdertwerden, sondern allgemeine Fhig-keiten und Verhaltensweisen, die das Kind im spteren Leben dringendbentigt: Handeln, Denken, ber-denken, Planen, Korrigieren.

    Am Anfang ist auch hufig zu hren:Ich habe keine Idee! Dann solltenkleine Geschichten erzhlt oderBilderbcher kurz gezeigt werden.Auch Spaziergnge oder ganz spezielle Exkursionen knnen zur Anschauung dienen.Ich kann keinen Hund zeichnen!Zeichne mir bitte einen! DiesemWunsch sollte mit Vorsicht entsprochenwerden. Besser ist es, Bildmaterialienber Hunde zu besorgen oder eineHundeexkursion zu unternehmen, bei der die Kinder Hunde beobachtenund sich ihre Gestalt einprgen knnen.

    Wichtig bei dem methodischen Vorgehen ist, den Prozess des Wahr-nehmens und Gestaltens anzuregen, Entwicklungen zu beobachten und Hilfestellung zu leisten.Gerade das Wie betrifft die pda-gogische Arbeit. In ihm sind die ber-legungen enthalten, Kinder nicht nurzu beschftigen, sondern Erlebnisse,Erfahrungen, Kenntnisse gewinnen zu lassen.

    Was bringen Schablonen und was nicht?Mit der Schablone wird eine einheit-liche, vorgefertigte Form fr alle Kinder vorgegeben. Sie werden mitfremden Produkten bedient. EigeneVorstellungen werden kaum berck-sichtigt. Der kindliche Ausdruck wirdmit einer scheinbar besseren und an-geblich perfekteren Schablone unter-drckt, eigene Versuche als unge-schickt abgetan.

    Gelobt wird, wenn die Schablone sauber ausgeschnitten oder abge-zeichnet ist. Das frdert die Feinmoto-rik und hat bei manchen Vorgngenseine Berechtigung, wie zum Beispielbei vier gleichen Rdern an einem aus Pappe erstellten Automodell.

    Schablonen sind dann sinnvoll, wennes um technische Genauigkeit, Finger-fertigkeit und um Kinder mit Behin-derungen geht. Dann ist der Einsatzpdagogisch legitim und hilfreich.Geht es jedoch um Kreativitt und das Lernen in Gestaltungsprozessen,dann verhindern, unterdrcken undzerstren Schablonen jeder Art, eigen-stndig zu denken und zu handeln.Wichtige Lernprozesse finden nichtstatt, die das Kind als Individuum imLeben braucht, um seinen eigenenLebensweg zu gehen. Sein Erfindungsreichtum, der Mut zum eigenen Ausdruck und seine Flexi-bilitt mit Lebenssituationen umzu-gehen, werden gehemmt. Die Sinnes-und Wahrnehmungsschulung bleibtzurck, eine Konsu