Was bei Demenz zu beachten ist: differenzialdiagnostische ... · McKeith et al. 2005, Dementia with...

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Dr. med. Stephan Goppel Leitender Arzt, Fachbereich Alterspsychiatrie Pfäfers, 18.6.2015 Fachsymposium «Vom Umgang mit Patienten, die unter ersten Hinweisen auf eine demenzielle Erkrankung leiden» Was bei Demenz zu beachten ist: differenzialdiagnostische Überlegungen

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Dr. med. Stephan Goppel

Leitender Arzt, Fachbereich Alterspsychiatrie

Pfäfers, 18.6.2015

Fachsymposium

«Vom Umgang mit Patienten, die unter ersten Hinweisen auf eine

demenzielle Erkrankung leiden»

Was bei Demenz zu beachten ist:

differenzialdiagnostische Überlegungen

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Die Versorgung von Menschen mit

psychischen Problemen im Kanton St. Gallen

Kennzahlen für das Jahr 2014

stationäre Behandlung

2069 Eintritte (1761 Eintritte 2011)

223 Betten

Aufenthaltsdauer Psychiatrische Klinik Wil: 39.8 Tage (47 Tage 2011)

ambulante und tagesklinische Behandlungsplätze

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Ablauf 1. Alte Menschen in unserer Gesellschaft

Veränderung der Altersstruktur

Häufigkeit von kognitiven Störungen und Demenzsyndromen

Wie verändert sich die Hirnleistung im Alter?

Das Zufriedenheitsparadoxon bei Hochbetagten

2. Demenz/Demenzsyndrom

Demenz: verschiedene Definitionen – neue Diagnosesysteme

Diagnostisches Vorgehen in zwei Schritten:

1. Liegt ein Demenzsyndrom vor?

2. Diagnose der Demenzätiologie

Differenzialdiagnosen

3. Praktisches Vorgehen in einer Gedächtnissprechstunde

3 Abklärung kognitiver Störungen im Alter bei V.a. Demenz | Symposium 18.6.2015 | S. Goppel

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«geschenkte Lebensjahre», falls in

Autonomie und mit hoher Lebensqualität

gelebt

Der Anteil der alten Menschen nimmt zu.

Der Altersquotient steigt. Der Anteil der Menschen mit Demenz nimmt zu.

Die Bevölkerungsstruktur ändert sich

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ZIEL 1 Die Bevölkerung hat ein besseres

Wissen über Demenzerkrankungen.

Sie weiss um die vielfältigen Lebensrealitäten

der Betroffenen. Vorurteile und

Hemmschwellen sind abgebaut.

ZIEL 6 Die Qualität ist in der Versorgung von

demenzkranken Menschen entlang des

Krankheitsverlaufs sichergestellt.

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Hirnleistung (Kognition) beim normalen/gesunden

Altern

Alter in Jahren Li und Kollegen, Psychological Science, 15, 155–163, 2004

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kristallisierte Intelligenz:

explizit: Faktenwissen

implizit: Verhaltensweisen, Velofahren,

Vokabelwissen

fluide Intelligenz:

logisches, induktives, deduktives Denken

Probleme lösen

im Alter:

Zunahme des Wissens

Abnahme von Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit

Abnahme der Kapazität des Arbeitsgedächtnisses

Keine Beeinträchtigung sprachlicher Funktionen

Achtung: hohe interindividuelle Unterschiede

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Definitionen von Kognition

„Kognition: Oberbegriff für die höheren geistigen Funktionen, insbesondere Denken, Wahrnehmung, Erkennen und Verstand“ (Tewes & Wildgrube 1994, S. 183)

„Kognition: Überbegriff für alle Prozesse, die mit dem Erkennen einer Situation

zusammenhängen: Wahrnehmung, Erkennen, Beurteilen, Bewerten, Verstehen, Erwarten

(Bertelsmann Lexikon der Psychologie 1995, S.225) „Kognition beschreibt diejenigen Fähigkeiten des Menschen, die es ihm

ermöglichen sich in der Welt zu orientieren und sich an seine Umwelt anzupassen.

(Lexikon der Pädagogik zweiter Band 1986, S.456 ff)

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Was beinhaltet Kognition?

Aufmerksamkeit Erinnerung Lernen

Merkfähigkeit Argumentation

Planen Orientierung Wahrnehmungsfähigkeit

Abstraktionsvermögen Erkenntnisfähigkeit

Urteilsfähigkeit Rationalität Schlussfolgerung

Urteilsfähigkeit Argumentation Glaube

Wille Introspektion

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Wie geht es den alten Menschen?

– Das Zufriedenheitsparadox

gut

nach-

lassend

trotz nachlassender Selbstständigkeit und nachlassenden

Körperfunktionen fühlen sich ältere Menschen wohl

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Ablauf 1. Alte Menschen in unserer Gesellschaft

Veränderung der Altersstruktur

Häufigkeit von kognitiven Störungen und Demenzsyndromen

Wie verändert sich die Hirnleistung im Alter?

Das Zufriedenheitsparadoxon bei Hochbetagten

2. Demenz/Demenzsyndrom

Demenz: verschiedene Definitionen – neue Diagnosesysteme

Diagnostisches Vorgehen in zwei Schritten:

1. Liegt ein Demenzsyndrom vor? – 2. Diagnose der

Demenzätiologie

Differenzialdiagnosen

3. Praktisches Vorgehen in einer Gedächtnissprechstunde

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«Eine Demenz ist eine schwere erworbene Störung des

Gedächtnisses und weiterer Hirnfunktionen (z.B. Sprache,

Urteilen, Planen) infolge einer Hirnerkrankung.»

Demenz ist streng genommen keine Krankheit, sondern ein

Oberbegriff bzw. ein Syndrom.

Es gibt mehrere Dutzend verschiedene Ursachen bzw.

Demenzerkrankungen für eine Demenz.

Die Alzheimerkrankheit bzw. Alzheimerdemenz ist die häufigste

Demenzerkrankung.

Demenz: Definitionen und Diagnosesysteme

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Demenzsyndrom: Definition

Beschwerden seit mindestens sechs Monaten

Folge einer meist fortschreitenden Hirnerkrankung

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[McKhann et al., 1984]

National Institute of Neurological Disorders and Stroke“ & „Alzheimer‘s Disease and Related Disorders Association

Wahrscheinliche AD

(probable AD)

• Nachweis einer Demenz (Klinik + Neuropsychologie)

• Mindestens zwei kognitive Domänen betroffen

• Progredienz der kognitiven Defizite (einschliesslich mnestischer Defizite)

• Keine Bewusstseinsstörungen

• Beginn zwischen 40. und 90. Lebensjahr, meist nach 65. Lebensjahr

• Ausschluss einer anderen ursächlichen Hirn- oder Systemerkrankung

Mögliche AD

(possible AD)

• Bei Demenz mit untypischer Symptomatik bezüglich Beginn, Verlauf oder Ausfallsprofil, falls andere

neurologische, psychiatrische oder internistische Demenz verursachende Erkrankungen

ausgeschlossen werden können.

• Bei Vorhandensein einer zweiten Demenz verursachenden System- oder Hirnerkrankung, falls diese

nicht als wesentliche Ursache der Demenz angesehen wird.

• Bei Vorhandensein eines einzelnen progredienten schwerwiegenden kognitiven Defizits ohne

erkennbare Ursache (in Forschungsstudien)

Definitive AD • Histopathologisch gesicherte AD (Autopsie oder Biopsie)

• Klinische Kriterien einer wahrscheinlichen (probable) AD sind erfüllt.

Ausschlusskriterien • Plötzlicher (apoplektischer) Beginn

• Fokale neurologische Zeichen in frühen Krankheitsstadien

• Epileptische Anfälle oder Gangstörungen zu Beginn / im frühen Stadium der Erkrankung

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Diagnosekriterien (Konsensus-Kriterien)

nach NINCDS-ADRDA

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2011: neue

Diagnoserichtlinien für

• Demenzsyndrom

• Alzheimerdemenz

Wichtig:

• Längsverlaufsspektrum – AD

als Kontinuum-

Erkrankung, zu Beginn

klinisch inapparent

• Stellenwert von Biomarkern

und Bildgebung steigt

• Forschung – tägl. Gebrauch

• kogn. Domänen über die

Gedächtnisstörung hinaus

Diagnosekriterien der NIH 2011

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2011: neue

Diagnoserichtlinien für

Demenzsyndrom

Alzheimerdemenz

Wichtig:

Längsverlaufsspektrum –

AD als Kontinuum-

Erkrankung, zu Beginn

klinisch inapparent

Stellenwert von

Biomarkern und

Bildgebung steigt

Forschung – tägl.

Gebrauch

Diagnosekriterien der NIH 2011

nach Jack et al., Lancet Neurol 2010;9:119-28

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Mild Neurocognitive Disorder (MCI)

Major Neurocognitive Disorder (Dementia)

mild Kognition: -1 SD bis -2

Kompensation möglich

unabhängig

major Kognition: >-2 SD

Kompensation nicht möglich

abhängig

neu

• Der Begriff «Demenz» wird abgelöst

• Ausweitung auf nicht-Alzheimerbedingte

Demenzen

DSM-5

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DSM-5 Sechs gleichrangige kognitive Bereiche nach DMS-5

1. Komplexe Aufmerksamkeit

Vigilanz, selektive A., geteilte A., Verarbeitungsgeschwindigkeit

2. Exekutive Funktionen

Planen, Entscheiden, Arbeitsgedächtnis, Fehlerkontrolle, mentale Flexibilität etc.

3. Lernen und Gedächtnis

Immediatgedächtnis, Kurz-/Langzeitgedächtnis (inkl. freier

Abruf, Abruf mit Hinweisreizen, Wiedererkennen)

4. Sprache

Expressive Sprache [inkl. Benennen, Fluenz, Syntax],

rezeptive Sprache

5. Visuokonstruktive-perzeptuelle Fähigkeit

Zeichnen, visuelle Perzeption

6. Soziale Kognition

Emotionen erkennen, "theory of mind", Verhaltenskontrolle

neu!

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Diagnostischer Prozess Patient mit (subjektiven) kognitiven Störungen

Leitfragen Themen und Differenzialdiagnosen

1. Schritt:

Diagnose des

Demenzsyndroms

Liegt ein

Demenz-

syndrom vor?

Fremdanamnese von hoher Bedeutung

Screeningtests:

MSST, Uhrentest, MoCA-Test

Beurteilung der Alltagskompetenz

Schweregradeinteilung

Abgrenzung zur Depression und zum Delir

2. Schritt:

Diagnose der

Demenzätiologie

Welche

Krankheit liegt

dem Demenz-

syndrom

zugrunde?

z.B. Alzheimerkrankheit, vaskuläre Demenz,

gemischte Demenz

z.B. Frontotemporale Demenz, Lewy-

Körperchen-Demenz, Chorea Huntington

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Demenzsyndrom nach ICD-10:

– fortschreitende und anhaltende

Verschlechterung der kognitiven

Funktionen

– seit mindestens einem halben Jahr

– Einschränkung der

Alltagsfertigkeiten (ADL und IADL)

– keine Bewusstseinsstörung

1. Schritt: Liegt ein Demenzsyndrom vor?

Anamnese – insbesondere

Fremdanamnese – von

besonderem Stellenwert

Erfassen der

Alltagsfähigkeiten

Erfassen der Leitsymptome

der verschiedenen

Demenzerkrankungen, und

von

wichtigen

Differenzialdiagnosen (v.a.

psychiatrische

Erkrankungen)

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Screening der kognitiven Funktionen

Empfohlene Tests:

– Mini-Mental-Status-Test (MMST)

– Demenzdetektion (DemTect)

– Test zur Früherkennung von Demenzen

mit Depressionsabgrenzung (TFDD)

S3-Leitlinie «Demenzen», 2009, www.awmf.de

– Uhrentest

«Bed-side» Tests zur Beurteilung der

kognitiven Funktionen

Hinweise

- Schätzverfahren, keine psycho-

metrisch fundierten Testinstrumente

- kann von verschiedenen Berufs-

gruppen durchgeführt werden

- schnell, kostengünstig

- bei der Durchführung:

- Ruhe, kein Zeitdruck,

- angemessene Aufklärung

(«Gedächtnistest mit manchmal

etwas unsinnig erscheinenden

Fragen»)

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erhältlich im Internet

Screening, aber auch Einsatz

zur Verlaufsbeurteilung

zur Schweregradbeurteilung

für nicht-Alzheimer-Demenzen

weniger gut geeignet

Folstein, M.F., Folstein, S.E. & McHugh, P.R. (1975). „Mini-

Mental State“ –A Practical Method for Grading the Cognitive

State of Patients for the Clinician. Journal of Psychiatric

Research, 12,189-198.

Mini-Mental-State MMST

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Uhrentest

verschiedene Versionen

Shulman 1993

prüft die

visuokonstruktiven Fähigkeiten

Problemlösefähigkeiten

geringe Korrelation zum

MMST – prüft andere

kognitive Domänen

ergänzt MMST gut

Uhrentest / clock drawing test

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Montreal Cognitive

Assessment

MoCA-Test

www.mocatest.org

kostenlos

einseitig

geeignet für Frühstadien von

kognitiven Störungen und für

Menschen mit hohem

Bildungsniveau

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Demenzsyndrom:

Schweregradeinteilung

Hofmann W.: Leitliniengerechte Diagnose des Demenzsyndroms,

2012, Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, 45:341-351

Schweregradeinteilung einer

Demenz:

anhand Alltagsfähigkeit

MMST hierbei (nur) ein

Hilfskriterium

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Differenzialdiagnose Depression

versus Demenz

Hinweis für Depression Hinweis für Demenz

Beschwerden: subjektives Klagen stärker als objektive

kognitive Defizite (eher klagsam, aggravierend)

objektive Defizite stärker als das

Klagen darüber (eher

bagatellisierend)

Neuropsychologische Testung:

- Bedenke: Es gibt kein depressionstypisches Profil

- häufig Strg. der Exekutivfunktionen und des deklarativen

Gedächtnisses (Gedächtnis: primäres Speicherdefizit)

- visuokonstruktive Fähigkeiten eher erhalten

Neuropsychologische Testung

Gedächtnis: primäres

Abrufdefizit

Lebensverlaufsanamnese mit Hinweisen auf affektive

Störung

Orientierung eher erhalten

alltagspraktische Fähigkeiten eher erhalten

Orientierung eher gestört

Zu beachten:

Beide – die Depression und die Demenz – führen zu kognitiven Defiziten

Beide – Depression und Demenz – kommen oft gemeinsam vor

Unterscheidung Depression – Demenz nicht immer klar möglich

Literatur: u.a. Hatzinger M. Schw Arch Neurol Psychatr 2011; 162(5):179-89.

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2. Schritt: Welche

Demenzätiologie liegt vor?

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primäre Demenzerkrankungen «sekundäre Demenzen»

sekundäre

Demenzsyndrome

Hofmann W:

Leitlieniengerechte

Diagnose der

Demenzätiologie; Z

Gerontol Geriat 2012 ·

45:761–773

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Ein Demenzsyndrom wurde festgestellt – Welche Erkrankung liegt vor?

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Alzheimererkrankung und vaskuläre Demenz – die beiden häufigsten Erkrankungen, die

einem Demenzsyndrom zugrunde liegen

Alzheimererkrankung vaskuläre Demenz Abklärung kognitiver Störungen im Alter bei V.a. Demenz | Symposium 18.6.2015 | S. Goppel 28

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Diagnosekriterien:

– Eingangskriterium: Demenzsyndrom (episodisches

Gedächtnis zu Beginn wenig beeinträchtigt)

– Kernsymptome (mind. zwei)

Fluktuation der Aufmerksamkeit und Wachheit

Parkinsonismus

Visuelle szenische Halluzinationen

– «Unterstützende Merkmale»

REM-Schlafverhaltensstörung

Neuroleptikaüberempfindlichkeit

verminderte Dopaminwiederaufnahme in den

Basalganglien (PET, SPECT)

Lewykörperchendemenz

McKeith et al. 2005, Dementia with Lewy bodies

Lewykörperchen

intrazellulär

in kortikalen Neuronen

(beim M. Parkinson in

der substantia nigra)

1912 beschrieben,

inzw.

immunhistochemisch

definiert: Alpha-

Synuclein

60er Jahre erstmals beschrieben, Diagnosekonsensus 1996/2005

neu als Diagnose im DSM-5

distinkte Entität - Überlappung mit anderen neurodeg. Demenzen?

Alzheimerdemenz Lewykörperchend.

MMST 20/30 MMST 20/30

Orientierung: 5/10 Orientierung: 8/10

Kurzzeitgedächtnis

0/3

Kurzzeitgedächtnis:

2/3

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subjektive kognitive Beschwerden

primäre

Demenzerkrankungen Beispiel: Alzheimerkrankheit,

vaskuläre Demenz,

frontotemporale Demenz

normale

kognitive

Funktionen

mild cognitive

impairment /

MCI

demenzielles

Syndrom leicht – mittel -

schwer

kognitive

Störungen leicht – mittel - schwer

und

qualitative Beschreibung der kognitiven Funktionen

Domänen: komplexe Aufmerksamkeit, exekutive Funktionen, Lernen u.

Gedächtnis, Sprache, visuokonstruktive-perzeptuelle Fähigkeit, soziale Kognition

nicht-degenerative

Ursachen für die

kognitiven Störungen Beispiel: Depression,

schizophrenieforme

Erkrankung, somatische

Erkrankung, Nebenwirkung von

Medikamenten

subjektiv

objektiv

syndromale Beurteilung

ätiologische Beurteilung

Definitionen:

mild cognitive

impairment/MCI: die

internationalen

Diagnosekriterien

werden erfüllt

demenzielles

Syndrom:

fortschreitende und

anhaltende

Verschlechterung der

kognitiven Funktionen

seit mindestens einem

halben Jahr;

Einschränkung der

Alltagstätigkeiten (ADL);

primäre

Demenzerkrankung als

Ursache wahrscheinlich

kognitive Störung:

Verschlechterungen der

kognitiven Funktionen,

aber die Kriterien für ein

demenzielles Syndrom

werden nicht erfüllt, z.B.

Dauer der Störung unter

sechs Monaten;

kognitive Störungen bei

Depression oder

Korsakowsyndrom

Zusammenfassung: Der diagnostische Prozess

Leitfragen:

Liegt ein

Demenz-

syndrom

vor?

Welches?

Welche

Krankheit

liegt dem

Demenz-

syndrom

zugrunde?

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Beispiel:

leichtes demenzielles Syndrom

(MMST 20/30, UT 7/7, CDR 1)

V.a. Alzheimererkrankung

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Ablauf 1. Alte Menschen in unserer Gesellschaft

Veränderung der Altersstruktur

Häufigkeit von kognitiven Störungen und Demenzsyndromen

Wie verändert sich die Hirnleistung im Alter?

Das Zufriedenheitsparadoxon bei Hochbetagten

2. Demenz/Demenzsyndrom

Demenz: verschiedene Definitionen – neue Diagnosesysteme

Diagnostisches Vorgehen in zwei Schritten:

1. Liegt ein Demenzsyndrom vor? – 2. Diagnose der

Demenzätiologie

Differenzialdiagnosen

3. Praktisches Vorgehen in einer Gedächtnissprechstunde

34 Abklärung kognitiver Störungen im Alter bei V.a. Demenz | Symposium 18.6.2015 | S. Goppel

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Umfassende, interdisziplinäre Abklärung von kognitiven

Störungen bei Menschen in der zweiten Lebenshälfte

Erkennen von demenziellen Erkrankungen, deren Vorstadien und

Differenzialdiagnosen

in einem frühen Krankheitsstadium

Gedächtnissprechstunde/Memory Clinic

Definition

Abklärung kognitiver Störungen im Alter bei V.a. Demenz | Symposium 18.6.2015 | S. Goppel 35

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Diagnostische Klarheit für alle Betroffenen (Patient, Angehörige,

Fachpersonen, evtl. Behörden) herstellen

Erkrankten Menschen – und ihren Angehörigen – die Möglichkeit geben,

selbstbestimmt über wichtige persönliche Themen zu entscheiden

(z.B. Wohnsituation, Betreuungsumstände bei Zunahme der Demenz)

alle anderen Ursachen für eine Verschlechterung der kognitiven

Funktionen – insbesondere die reversiblen Demenzformen –

untersuchen und behandeln, z.B. eine Depression

individuelle Beratung der Patienten, seiner Angehörigen und der übrigen

Fachpersonen (z.B. Hausärzte und Pflegekräfte)

Ziele einer Gedächtnissprechstunde

Abklärung kognitiver Störungen im Alter bei V.a. Demenz | Symposium 18.6.2015 | S. Goppel 36

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Gedächtnissprechstunde/Memory Clinic

Abklärungsmöglichkeiten

Abklärung für ambulante Patienten

• erstmalige Abklärung – „grosse Abklärung“

• mit Fremdanamnese und neuropsychologischer Testung

• mit Befundbesprechung mit Angehörigen und Patient

• Verlaufsuntersuchung – „klein“ oder „gross“

Abklärung für stationäre und teilstationäre Patienten

• neuropsychologische Testung und Diagnosekonferenz mit dem

Stationsarztteam

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Gedächtnissprechstunde / Memory Clinic

Diagnostischer Prozess 1

Schwerpunkte bei der ärztlichen Anamnese und

Untersuchung

• psychiatrische Längsverlaufsanamnese

• psychiatrischer Querschnittsbefund

• somatische Begleiterkrankungen und –medikation;

internistischer Befund (--> Risikofaktoren für vaskuläre

Demenz?)

• neurologische Symptomatik mit Fokus auf

extrapyramidalmotorische Störungen,

Motoneuronerkrankungen, entzündlichen ZNS-Erkrankungen

• Hinweise für die seltenen neurodegenerativen Demenzen?

• Fahrtauglichkeit (Anamnese, Untersuchung)

Fremd-

anamnese

hat einen

besonderen

Stellenwert!

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Gedächtnissprechstunde / Memory Clinic

Diagnostischer Prozess 2

Diagnostik

als Standard:

• neuropsychologische Testung

• Kontrolle der demenzspezifischen Laborwerte

• strukturelle Bildgebung des Gehirns, in der Regel MRT

weitere Zusatzdiagnostik nach individueller

Entscheidung (z.B. weitere Laborwerte, neurologisches

Konsil, funktionelle Bildgebung) Abklärung kognitiver Störungen im Alter bei V.a. Demenz | Symposium 18.6.2015 | S. Goppel 39

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Anamnestische Angaben Es werden Daten zu folgenden Themen

gesammelt:

kognitive Defizite

Angaben zur Entwicklung, Verlauf

(seit wann?, sprunghaft/langsam?,

fluktuierend? )

Angaben zu Einschränkungen bei den

Alltagstätigkeiten (ggfls. mit den

Skalen NOSGER, CDR und

IQCODE)

psychiatrische Vorgeschichte

Angaben zum Lebenszeitverlauf im Hinblick

auf psychiatrische Erkrankungen

allgemein-körperliche

Begleiterkrankungen (Risikofaktoren für

vaskuläre Demenz?)

neurologische Begleiterkrankungen

(extrapyramidalmotorische Störungen,

Motoneuronerkrankungen, entzündliche

ZNS-Erkrankungen?)

Medikation

(insbesondere Medikamente mit möglichen

Nebenwirkungen für die kognitiven

Funktionen)

Familienanamnese für psychiatrische

Erkrankungen

Fahrtauglichkeit

(wird ein Fahrzeug gefahren; wenn ja:

Verhalten im Strassenverkehr, Unfälle,

Beinahe-unfälle, fühlt sich der Beifahrer

sicher oder nicht?)

Angaben zu Sozialem und

Biographischem:

Wohnform, Unterstützung im Alltag,

Alltagstätigkeiten, alleine oder mit

anderen lebend?

Schulbesuch, Ausbildung,

Berufstätigkeit

Untersuchungen / Querschnittsbefunde allgemeinkörperlicher Befund

neurologischer Befund

psychopathologischer Befund

geriatrisches Assessment

Laborparameter Blutbild, Elektrolyte (Na, K, Ca),

Nüchtern-Blutzucker, Blutsenkung oder

CRP, GOT, Gamma-GT, Kreatinin,

Harnstoff

Vitamin B12, Folsäure, TSH

Strukturelle Bildgebung des Gehirns Computertomographie oder

Kernspintomographie des Gehirns.

Die MRT hat von beiden Verfahren die

höhere Aussagekraft und ist vorzuziehen.

Ziele der Bildgebung sind

(1.) behandelbare Ursachen von

Demenzsyndromen aufdecken, z.B.

Subduralhämatom, Tumor, Fehlbildung,

Normaldruckhydrozephalus

(2.) ätiologische Unterscheidung unter den

primären Demenzerkrankungen

Neuropsychologische Testung

Basisuntersuchung

für die Abklärung in

der Memory Clinic

der KPD-SN

Folgende Untersuchungen

stellen die Basis für die

diagnostische Beurteilung

dar.

Die Fremdanamnese

(Befragung von Angehörigen

und Pflegekräften) und die

Sammlung aller medizinischen

Informationen haben einen

besonderen Stellenwert.

Alle verfügbaren

Informationsquellen werden

dazu genutzt.

Quelle: „S3-

Leitlinie

Demenzen“ der

DGPPN und

„Konsensus zur

Diagnostik und

Betreuung von

Demenzkranken

in der Schweiz“

der

Expertengruppe

der Schweiz; teils

adaptiert

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Erweiterte

Untersuchungen

für die Abklärung

in der Memory

Clinic der KPD-SN Im Falle klinisch unklarer

Situationen oder bei

spezifischen

Verdachtsdiagnosen

sollen gezielte

weitergehende

Zusatzuntersuchungen

durchgeführt werden.

Beispiele sind:

Quelle: „S3-

Leitlinie

Demenzen“ der

DGPPN und

„Konsensus zur

Diagnostik und

Betreuung von

Demenzkranken

in der Schweiz“

der

Expertengruppe

der Schweiz; teils

adaptiert

Funktionelle Bildgebung des Gehirns FDG-PET (Messungen des Glukosemetabolismus) und

HMPAO-SPECT (Messung der Perfusion) können

Hinweise zur ätiologischen Zuordnung liefern.

FP-CIT-SPECT (Darstellung des Dopamintransporters)

liefert Information für die Differenzialdiagnose einer

Lewy-Körperchen-Demenz versus eine Nicht-Lewy-

Körperchen-Demenz.

Labordiagnostik Differenzial-Blutbild, BGA, Phosphat, HBA1c,

Homocystein, fT3, fT4, , Kortisol, Parathormon,

Coeruloplasmin, Vitamin B6, Borrelien-Serologie, Pb,

Hg, Cu, Lues-Serologie, HIV-Serologie,

Drogenscreening, Urinteststreifen

SD-Antikörper und andere immunologische Parameter,

die auf eine Autoimmunerkrankung hindeuten, z.B.

antinukleäre Antikörper, Rheumafaktoren, ANCA,

Antiphospholipid-AK, Anti-ZNS-AK (Hu, Yo, Ri u.a.)

Schwermetalle und Spurenelemente (z.B. Kupfer, Blei,

Quecksilber)

Laborparameter, die der Erfassung vaskulärer

Risikoparameter dienen

Liquor: Ausschluss infektiöse oder autoimmunologische

ZNS-Erkrankung

Bestimmung des Demenzprofils

Genetische Analysen: Eine isolierte Bestimmung des

Apolipoprotein-E-Genotyps als genetischer Risikofaktor

wird aufgrund mangelnder diagnostischer Trennschärfe

und prädiktiver Wertigkeit im Rahmen der Diagnostik

nicht empfohlen.

Genetische Analyse für Chorea Huntington, CADASIL

Elektrophysiologische Diagnostik EKG

EEG in speziellen Fällen (z.B.

Verdacht auf Epilepsie,

metabolische Enzephalopathie,

Creutzfeld-Jakob-Erkrankung)

Weitere Diagnostik Röntgen Thorax

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Gedächtnissprechstunde / Memory Clinic

Ablauf Erstabklärung

9 bis 9.10 Uhr Begrüssung, Kennenlernen, Ablaufplanung

Patient, Angehöriger, Psychologin, Arzt

9.10 bis 10 Uhr Ärztliche Anamnese u. Unters. Patient

und Arzt Fremdanamnese

Angehöriger und Psychologin

10 bis 12 Uhr Neuropsychologische Testung

Patient und Psychologin

nachmittags

45 Min. Diagnosekonferenz

Psychologin und Arzt

45 Min. Befundbesprechung

Patient, Angehöriger, Arzt und Psychologin

1. Tag: Untersuchung, Befunderhebung und Diagnosekonferenz

2. Tag – eine Woche später: Ergebnisbesprechung

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Minimalkriterien zur Definition einer Memory Clinic

1. Die Memory Clinic ist ein Kompetenzzentrum für die Diagnostik, Behandlung

und Beratung bei Demenzerkrankungen und verwandten Störungen. Die Memory

Clinic führt pro Jahr mindestens 100 ambulante Demenzabklärungen durch.

2. Die Diagnostik in der Memory Clinic erfolgt multimethodal und multimodal.

3. Die vier akademischen Kerndisziplinen sind Geriatrie, Neurologie,

Neuropsychologie und Alterspsychiatrie. Die (Neuro)Psychologie muss vorhanden

sein. Die Diagnosestellung erfolgt in einer interdisziplinären Diagnosekonferenz.

4. Die Arbeit der Memory Clinic richtet sich nach anerkannten nationalen und

internationalen Empfehlungen/Guidelines/Leitlinien.

5. Die Memory Clinic betreibt Öffentlichkeitsarbeit und vernetzt sich mit anderen

Diensten und Fachstellen.

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Gedächtnissprechstunde der KPD-SN/Memory Clinic

Was sind die Prinzipien bei unseren Angeboten?

Diagnostik: ärztliche und psychologische Untersuchung

Psychoedukation: Aufklärung/Informationsvermittlung

Einbezug der „indirekt Betroffenen“ (Angehörige, Vertrauenspersonen)

Einbezug der „Professionellen“ und der Vor- und Nachbehandler

(Hausarzt, Pflegekräfte)

Behandlung:

z.B. Validationstherapie, Bewegung/Physiotherapie, basale Stimulation

Unterstützung/Beratung bezüglich der Wohn- und Betreuungsform

medikamentöse Behandlung

Vernetzung, Weiterbildung, Öffentlichkeitsarbeit

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Gedächtnissprechstunde / Memory Clinic

Ergebnis

Folgende diagnostische Fragen sind geklärt:

1. Liegt eine Störung der Hirnleistung vor?

Liegt ein Demenzsyndrom vor?

Welcher Ausprägungsgrad? Wo genau liegen die Defizite?

2. Liegen (somatische oder psychiatrische)

Ursachen/Differenzialdiagnosen vor?

3. bei einer neurodegenerativen Demenz:

Welche Krankheit liegt dem Demenzsyndrom zugrunde?

Behandlungsvorschläge

- medikamentös (Cholinesterasehemmer, Memantine, etc.)

- Fahrtauglichkeit, Wohnen/Betreuung, Patientenverfügung,

Informationsvermittlung, Angehörigenberatung

- Verlaufskontrollen, Therapieevaluation

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Ablauf 1. Alte Menschen in unserer Gesellschaft

Veränderung der Altersstruktur

Häufigkeit von kognitiven Störungen und Demenzsyndromen

Wie verändert sich die Hirnleistung im Alter?

Das Zufriedenheitsparadoxon bei Hochbetagten

2. Demenz/Demenzsyndrom

Demenz: verschiedene Definitionen – neue Diagnosesysteme

Diagnostisches Vorgehen in zwei Schritten:

1. Liegt ein Demenzsyndrom vor? – 2. Diagnose der

Demenzätiologie

Differenzialdiagnosen

3. Praktisches Vorgehen in einer Gedächtnissprechstunde

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