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Das importierte Risiko Das Wasserrisiko der Schweiz im Zeitalter der Globalisierung

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Das importierte RisikoDas Wasserrisiko der Schweiz im Zeitalter der Globalisierung

• DAS IMPORTIERTE RISIKO – DAS WASSERRISIKO DER SCHWEIZ IM ZEITALTER DER GLOBALISIERUNG WWF.CH

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Herausgeber WWF SchweizStand August 2016Hauptautor Monika Tobler (WWF Schweiz)Co-Autoren Katalina Engel

Andrea KraljevicMitwirkende Autoren Rune Leithe Oliver Männicke (WWF International) KatharinaSerafimova(WWFSchweiz) Philipp Wagnitz (WWF Deutschland)Grafik/Layout m3GmbH

Die Autoren danken folgenden Personen für ihre Beiträge und ihren Rat: StuartOrr,AlexisMorgan(WWFInternational),SimoneHueber,ChristophMeili,ValeriePassardi,ChristianSom,SimoneStammbach,JenniferZimmermann(WWFSchweiz),SandraBrühlmann, HannaCapeder(DEZA)

DervorliegendeBerichtwurdedurchdiefinanzielleUnterstützungderDirektionfürEntwicklungundZusammenarbeit(DEZA)ermöglicht.DiehierinausgedrücktenAnsichten,MeinungenundInterpretationenent­sprechendenjenigenderAutoren.SiedeckensichnichtunbedingtmitdenoffiziellenoderinoffiziellenAnsichtenundStandpunktenderDEZA.

Das Material und die Schlussfolgerungen in der vorliegenden Publi­kationhabeninformativenCharakter,unddieAutorengebenkeineGarantiefürdieKorrektheitundVollständigkeitdesInhalts.JeglicheHaftungfürdieIntegrität,VertraulichkeitoderAktualitätdervorliegen­denVeröffentlichungoderfürSchäden,diedurchdieVerwendung derinihrenthaltenenInformationenentstehen,istausdrücklichausge­schlossen.InkeinemFallhaftendiePartnerfürfinanzielleSchädenoderFolgeschädenimZusammenhangmitdervorliegendenPublikation.

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DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 3

Vorwort

VorwortWasser findet sich in der Schweiz mit mehr als 1500Seen,FlüssenundGewässernimÜberfluss.UnserLandgiltalsWasserschlossEuropas.TrotzdieserTatsacheistdieSchweiznichtgefeitvorWasserproblemen,nichtnurinZukunftaufgrunddesKlimawandels,sondernschonheute. Warum? Als Teil einer globalisierten Weltwirt­schaft bezieht die Schweiz rund 50 Millionen TonnenGüter im Wert von 250 Milliarden Franken aus demAusland.Viele dieserGüter stammen aus «wassergestressten»Gebieten, die immermehrmitWassermangeloderWasserverschmutzungkämpfen.Ausdiesernichtnach­haltigenNutzungvonWasserressourcenergebensicherheblicheRisikenfürMenschundNatur:DasfragileGleichgewichtvonWasserkreisläufengerätdurcheinanderundSüsswasser-ÖkosystemewerdeninihrerFunktionalitätzunehmendbeeinträchtigt.

DieKonsequenzen vonWasserrisikenwirken sichnichtnur im fernenAuslandaus.ZahlreicheSchweizerWirtschaftssektorenhängendirektoderindirektfürdieHerstel­lungihrerProduktevonWasserimAuslandab,wasfolgenaufihreFirmenperformancehat.Beispiel:DieSchweizimportiertjedesJahr126’000TonnenReisimWertvon90MillionenFranken.EinTeildavonstammtausIndien,einLandbetroffenvonStaunässedurchgrosseBewässerungsanlagen,vomAbsinkendesGrundwasserspiegelsodervonVersalzungderBöden.Dazukommt,dassIndienWassereinzugsgebietemitPakistan,BangladeschundNepalteiltunddamiteingrossesKonfliktpotenzialbesteht.Zusätzli­cheUnsicherheitenbringtderKlimawandel,indessenFolgesichNiederschlagsmusterundTemperaturenverändern.FürSchweizerFirmenkanndiesbedeuten,dassPreiseinZukunftvolatilerwerdenodergardieVerfügbarkeitvonRessourcennicht immergewährleistetist.WiedieSchweizbeiLandwirtschaftsprodukten,Textilien,Gold,Erd­ölundweiterenRohstoffendurchWasserrisikenbetroffenist,zeigtdieserBerichtauf.

SowohlausökonomischenalsauchökologischenGründenhatdieSchweizeininhären­tesInteresse,sichihrerWasserrisikenbewusstzuseinunddieseinGrenzenzuhalten.DabeisindFirmen,Investoren,dieRegierung,aberauchKonsumentinnenundKonsu­mentengefordert.EsgibtzahlreicheWege,dasWasserrisikozusenken,zumBeispielmit optimiertemWassermanagement, verbesserter Wassereffizienz und reduzierterWasserverschmutzung.DerWater-Stewardship-AnsatzerweitertdieseMöglichkeitenum zentrale Aspekte, indem er insbesondere die strategische Zusammenarbeit derverschiedenenbetroffenenAkteure inWassereinzugsgebieten fördert.Es lohnt sich.DernachhaltigeUmgangmitnatürlichenRessourcenisteineChancefürMenschundNatur,erfordertaberkonsequentesHandeln.

ThomasVellacott,CEOWWFSchweiz

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Vorwort

4 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

Vorwort 3

Executive Summary 5

1 Globale Herausforderungen im Bereich Wasser

8

2 Die Wasserrisiken für die Schweiz 10

3 Methodologie 14

4 Rohstoffe – «Schwarz und Gold» 18

5 Chemikalien 33

6 Landwirtschaft 46

7 Textilien und Bekleidung 64

8 Detailhandel 72

9 Finanzdienstleistungen 75

10 Water Stewardship – vom Risiko zur Chance

81

11 Ihr Beitrag 86

Anhang 94

Referenzen 95

Inhalt

Länderbeispiele

Rohöl aus Nigeria 23

Goldabbau in Peru 26

Chemische Industrie in China 39

Reisproduktion in Indien 51

Rinder- und Sojaölkuchen-Produktion in Brasilien

57

Textilien und Bekleidung aus Bangladesch 68

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ExecutiveSummary

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Executive SummaryIm Vergleich zu anderen Ländern befindet sich die Schweiz in einer vorteilhaftenWassersituation: Sie verfügt über ausreichendWasser von guter Qualität und eineRegierung,dieverantwortlichdamitumgeht.Wirtschaftlich ist sie jedoch inhohemMassevonimportiertemWasserabhängig.DieMehrheitderImportgüterstammtausGegendenmitWassermangel, sinkenderWasserqualität, schwacher Regierungsfüh­rungsowieregulatorischenHerausforderungen,schlechterInfrastruktur,gefährdetenBevölkerungsgruppenoderanfälligenÖkosystemen.DieSchweizträgtdaherindirektzumAbsinkenderGrundwasserspiegeloderzurVerschmutzungdesWassersindiesenLändernbei.UmgekehrtbeeinflussendieWasserproblemeindiesenLänderndieWirt­schaftderSchweiz.

Wasserrisiken können physischer oder regulatorischer Art oder reputationsbezogensein.SiekönnenverbundenseinmitdenBedingungenaneinemspezifischenOrt(Ein­zugsgebiet),dienurdurchgemeinsamesHandelnbeeinflussbarsind.OdersiesindmitderTätigkeit einesUnternehmensverknüpftundunterliegendamit seinemdirektenEinfluss. Unternehmen müssen ein Verständnis für ihre Wasserrisiken entwickelnundeinenachhaltigeVerringerungdieserRisikenanstreben,umihren langfristigengeschäftlichenErfolgzusichern.DazubrauchtesdieZusammenarbeitvonWirtschaft,Regierung,InvestorenundZivilgesellschaft.

Zentrale Erkenntnisse

FolgendesechsSektorenwurdenbasierendaufderenImportvolumenundWichtigkeitfürdieWirtschaftderSchweizidentifiziertundindiesemReportanalysiert:Rohstoffin­dustrie,chemischeIndustrie,Landwirtschaft,TextilienundBekleidung,Finanzdienst­leistungenundDetailhandel.ZudenLändernmitdenhöchstenAusfuhrmengenindieSchweizundhohemWasserrisikofürmindestenseinenWirtschaftssektorzählen:• Rohstoffindustrie–Nigeria,Peru• ChemischeIndustrie–China• Landwirtschaft–Brasilien,Indien• Textilien&Bekleidung–Bangladesch

JenachSektorunterscheidensichdieWasserrisikendurchArt,Intensitätundbezüg­lichAbschnitt innerhalbderWertschöpfungskette, inder sieauftreten.DieWasser­qualitätwirktsichnichtaufdieÖlförderungaus,aberReputationsrisikeninfolgevonÖlunfällenkönnenzueinemBoykottderÖlgesellschaftendurchdieEndverbraucherführen.DerBergbausektoriststarkvonWasserressourcenabhängigunddaherbeimAbbauvonRohstoffensowohlphysischenalsauchregulatorischenRisikenausgesetzt.Zusätzlich ist er bei sozialen Unruhen infolge von KonfliktenmitWasserverbraucheinem Reputationsrisiko unterworfen. Für die grossen industriellen Wasserver­braucher der chemischen Industrie besteht (in Staatenmit schwacherRegulierung)während der Verarbeitungsphase aufgrund von Umweltverschmutzungen oder inVerbindungmitderHerkunftvonRohstoffendasgrössteRisiko.DieLandwirtschaftistmitAbstandderweltweit grössteWasserverbraucher und anfällig für durchdenKlimawandelhervorgerufene,physischeRisiken.DieschnelleAusdehnungderLand­

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ExecutiveSummary

6 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

wirtschaftsflächen hat in grossen Teilen der Welt zur Zerstörung der Regenwäldergeführt, was sich auf denWasserhaushalt ganzer Regionen auswirkt. In derWert­schöpfungskette des Sektors Textilien und Bekleidung findet bei der Baumwollpro­duktiondieintensivsteWassernutzungstatt.SieistdahergefährdetdurchphysischeWasserrisiken.DieTextilverarbeitungverschmutztWasserressourceninLändernmitschwachemregulatorischenRahmenundstelltsowohleinReputationsrisikoalsaucheinpotenziellesregulatorischesRisikodar.DieWasserrisikenfürdieSektorenDetail­handelundFinanzdienstleistungensindgrösstenteils indirekterArt,dasiemeist inVerbindungmitZulieferernundInvestitionenbestehen.

Water Stewardship

Viele Risiken entstehen nur, weil verschiedene Interessengruppen die gleiche Wasser­quellenutzen.DaheristdasdenWasserrisikenzugrundeliegendeProblemoftnichtdieVerfügbarkeitoderderVerbrauchvonWasser,sonderndieRegierungsführung.Water StewardshipstellteineMöglichkeitfürUnternehmendar,zumverantwortungsvollenundnachhaltigenManagementvonSüsswasserressourcenineinemFlusseinzugsgebietbeizutragen.DieserschrittweiseAnsatzermöglichtUnternehmen,einBewusstseinzuWasserproblematikenzuentwickeln,dieWasserrisikenzuanalysierenunddiesedurchinterneundexterneMassnahmenzusenken.EinUnternehmenkannkaumsämtlicheWasserrisikenreduzieren,dieessichmitanderenVerbrauchernimgleichenEinzugs­gebietodermitanderenUnternehmenentlangderLieferketteteilt.DieAktivitätenimRahmenvonWater Stewardship zielendarauf ab,Unternehmen zumgemeinsamenHandeln mit anderen Wasserverbrauchern, öffentlichen Behörden oder Zivilgesell­schaftenineinembestimmtenFlusseinzugsgebietzubewegen.

Unternehmen,dieihreRisikengezieltdurchVerbesserungderSituationvorOrtredu­zieren,werdenübereinenWettbewerbsvorteilverfügen.SiewerdeninderLagesein,UmfangundQualitätihrerProduktionzuerhalten,indemsieinlangfristigeKunden­beziehungenundvertrauensvolle,lokalePartnerschafteninvestieren.Daszunehmende öffentliche Bewusstsein für die Auswirkungen von Herstellungsverfahren auf dieUmweltgehteinhermitwachsendenErwartungenanRegierungenundUnternehmenbezüglich der Entwicklung nachhaltiger Managementstrategien und der gerechtenAufteilungvonWasserressourcen.Umdieszuerreichen,isteineZusammenarbeitvonWirtschaft,Regierungen,InvestorenundZivilgesellschaftnotwendig.

Ihr Beitrag

Unternehmen – bewusst mit Wasser umgehen!Wasserrisiken tragen letztendlich die Unternehmen. Sie können diese Risiken imRahmenihrerGeschäftstätigkeitenoderdurchStandardsinihrenLieferkettenmini­mieren.ZuihreninternenMassnahmen,umvorbildlicheWater Stewards zu werden, gehört, dass sie Risiken, Auswirkungen und Verantwortlichkeiten im Hinblick aufWasser identifizieren, unternehmensspezifische Water-Stewardship­Strategien ent­wickelnundumsetzenundbranchenspezifischeLösungenanwenden.ExternkönnensichUnternehmenangemeinsamenMassnahmenfüreinnachhaltigesWassermanage­mentbeteiligen,TransparenzfördernundihreMassnahmenoffenlegen.

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ExecutiveSummary

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Investoren – bei riskanten Kunden nicht wegschauen!Der Finanzsektor ist breit gefächert und in vielen Bereichen steht die EntwicklunggeeigneterMassnahmenzumUmgangmitWasserrisikoanalysenundzurMinderungdieserRisikennochaus.ZudenfürInvestorenverfügbarenStrategiengehörendieEnt­wicklunginternerStandardsundRichtlinienfürdenEntscheidungsprozessinBezugaufWasserrisiken,diesystematischeBewertungvonInvestitionen,Kunden,Transak­tionen und Portfolios hinsichtlichWasserrisiken, die Entwicklung branchenspezifi­scher, nachhaltiger Strategien zur Reduzierung von Wasserrisiken, der Ausschluss von Kunden,dieWasserrisikennichtinadäquaterWeiseangehenundmanagen,sowiedieaktiveUnterstützungvonUnternehmen inderenBemühenumdieReduzierungvonWasserrisiken.

Regierungen – anstossen und zusammenarbeiten!DieSchweizerRegierungträgtVerantwortungdafür,dieWasserrisikeninjenenStaa­tenzureduzieren,ausdenensieWareneinführt.SiekannzumvorbildlichenWater Stewardwerden,indemsieWater-Stewardship-ZieleindieHandlungsstrategienderrelevantenBundesämtereinbringt,verbindlicheundnachhaltigeWasserkriterienfürBeschaffungen in Ländernmit hohenWasserrisiken entwickelt und die Beteiligungaller relevanten Interessengruppen aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft (einschliess­lichder einheimischenBevölkerung)undNGOsanderUmsetzungvonPlänen zumManagementvonEinzugsgebieten sicherstellt.Weiterhin solltedieSchweizerRegie­rung gewährleisten, dass sie ihren internationalen Verpflichtungen hinsichtlich derNachhaltigenEntwicklungsziele(SDGs)unddesÜbereinkommensderVereintenNati­onenüberdiebiologischeVielfalt(CBD)nachkommt.

Konsumentinnen und Konsumenten – verlangt Verbesserungen!Es liegt in der Macht der Konsumentinnen und Konsumenten, von UnternehmenNachhaltigkeitunddamitWirkungeinzufordern.IndemsiesichüberdieHerkunftvonProduktenundderenWasserrisikeninformierenundMassnahmenvonRegierungundUnternehmenimBereichWater Stewardshipunterstützen,bringensieUnternehmendazu,vermehrtmitsozialverantwortungsvollenZulieferernzusammenzuarbeiten,innachhaltigeLösungenzuinvestierenundverantwortungsvollmitWasserumzugehen.

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GlobaleHerausforderungenimBereichWasser

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1 Globale Herausforderungen im Bereich Wasser

SüsswasserundSüsswasser-ÖkosystemesindfürdasLebenaufderErdevonbesonde­rerBedeutung,sowohlfürdieNaturalsauchfürdenMenschen.Süsswasser-Ökosys­temeverfügenimVerhältniszuihrerFlächeübermehrArtenalsdieLandmassenoderdieMeere(MillenniumEcosystemAssessment,2005).Sauberesundreichlichvorhan­denesWasser ist fundamental fürdasmenschlicheWohlbefinden: zumTrinken, fürdieHygiene,inderLandwirtschaft,imTransportwesen,inderStromerzeugung,zurErholungundinvielenreligiösenZeremonien.

GleichzeitigwirktsichfastjedeTätigkeitdesMenschenaufdasSüsswasseraus:durchdiedirekteNutzungvonOberflächen-undGrundwasserfürdieBewässerung,inderIndustrieund inHaushalten;durchdieNutzungvonRegenwasser inderLandwirt­schaft,bevordiesesWasserinunsereSeen,FlüsseundFeuchtgebietegelangt;durchmenschliche Eingriffe in die biologische, chemische und physikalischeQualität desSüsswassers; und durch die Zerstückelung vonLebensräumen infolge desBaus vonDämmenundKanälenfürdenHochwasserschutz,dieBewässerung,dieEnergieerzeu­gungoderdasErstellenvonTransportwegen.

DerMenschnutztbereits54%desweltweitverfügbarenblauenWassers(siehenach­folgendWasserfussabdruck imVergleich zuWater Stewardship). Laut Schätzungenwird diese Zahl bis 2025 auf 70% steigen (Postel et al., 1996). Zusätzlich sind dieSüsswasservorkommen ungleichmässig auf der Erde verteilt. Ungefähr 2,3Milliar­denMenschen lebenderzeit invonWasserknappheitbetroffenenGebieten(Revengaetal.,2000).DieFAO(Welternährungsorganisation)schätzt,dass2025zweiDrittelderWeltbevölkerung invonWassermangelbetroffenenGebieten lebenwerden.1 Der KlimawandelwirdvoraussichtlichzurVerschärfungdesProblemsbeitragenundneueBelastungenschaffen,daruntereineSteigerungderHäufigkeitunddesAusmassesvonDürreperiodenundÜberflutungen(IPCC,2014).

Während die direkten Auswirkungen der Wassernutzung lokal oder regional auftreten, sinddieUrsachenoftglobal,daProdukteundDienstleistungeninternationalgehan­deltwerden.Auffallendist,dassdielandwirtschaftlicheProduktion92%desglobalenWasserfussabdrucksdesMenschenausmacht,mit78%desweltweitenPflanzenbaus,abhängig von Niederschlag. In Entwicklungsländern werden geschätzte 90% derAbwässerunbehandeltdirektinFlüsseundBächeeingeleitet(MillenniumEcosystemAssessment,2005).EinGrossteildieserAbwässerstammtausProduktions-undFerti­gungsprozessenvonGütern,dienachEuropaexportiertwerden.

Während die direkten Auswirkungen der

Wasser nutzung lokal oder regional auftreten,

sind die Ursachen oft global, da Produkte

und Dienstleistungen international gehandelt

werden

1 http://www.fao.org/nr/water/topics_scarcity.html

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GlobaleHerausforderungenimBereichWasser

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2 http://www.un.org/sustainabledevelopment/water-and-sanitation/

Diese Entwicklungen haben erhebliche Auswirkungen sowohl auf den Menschen als auchaufdieNatur.DerFreshwater Living Planet Index des WWF (der Veränderungen in den Populationen von 714Arten verfolgt, darunter die von in Seen, Flüssen undFeuchtgebieten gemässigter und tropischerZonen lebendenFischen,Vögeln, Säuge­tieren,ReptilienundAmphibien)zeigtezwischen1970und2010einenRückgangderPopulationenvonSüsswasserartenum37%.DasisteinstärkererRückgangalsindenmarinenundterrestrischenÖkosystemen.IndentropischenZonenbetrugderRück­gang76%–derstärksteRückgangvonallenBiombasiertenIndizes(WWF,2014).

DieWirtschaftistvondiesennegativenTrendsinimmerstärkeremMassebetroffen.DasWeltwirtschaftsforumschätzteinseinerimJahr2016erschienenenAusgabedesGlobalRisksReportWasseralsgrösstesRisikodernächstenzehnJahreeinhinsicht­lichpotenziellerAuswirkungenaufdieGesellschaft.DieentscheidendeBedeutungdesWassersfürwirtschaftlichesWachstumundEntwicklung–obinderProduktionvonPrimärressourcen (wie Ernährungssystemen), in der Energiesicherheit oder in derFertigung–wirdimmermehrvonallenTeilenderGesellschaftanerkannt.Auchindennachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen 2 werden Wasser und seine BedeutungfürundAuswirkungenaufdieMenschheitalseinerderHauptschwerpunk­tegenannt.

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DieWasserrisikenfürdieSchweiz

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2 Die Wasserrisiken für die Schweiz

Die Schweiz befindet sich in einer sehr vorteilhaftenWassersituation. Im Vergleichmit anderenLändern reduzieren ausreichend vorhandenesWasser, guteWasserqua­lität, von der Regierung durchgesetzte, solide rechtliche Rahmenbedingungen sowiezurückliegendeundzukünftigeInvestitionen indieWasserstrukturendiemitWasserverbundenenRisikenfürdieProduktionundBereitstellungvonWarenundDienstleis­tungeninderSchweiz.

DieschweizerischeWirtschaftiststarkhandelsabhängig.2015importiertedieSchweiz52 Millionen Tonnen Waren wie Rohstoffe (Treibstoffe und Edelmetalle), Chemi-kalien, landwirtschaftliche Produkte und Rohmaterialien im Wert von CHF 244Milliarden.3 Die Mehrheit dieser Waren stammt aus Gebieten mit Wasserknapp-heit, sinkender Wasserqualität, schwacher Regierungsführung und regulatorischenProblemen, schlechter Infrastruktur, gefährdeten Bevölkerungsgruppen oder empfindlichen Ökosystemen. Zu den zehnwichtigstenHandelspartnern der Schweizzählen China und Indien, die sich beide ernsten Problemen hinsichtlich Wassergegenübersehen.4 Die Schweiz trägt so zu sinkendenGrundwasserspiegeln oder derWasserverschmutzung in diesen Ländern bei, einschliesslich den sich daraus erge-benden negativen Auswirkungen aufMensch undNatur. ImGegenzug beeinflussendie ernsten, im Zusammenhang mit Wasser in diesen Ländern bestehenden Heraus-forderungenundProblemedieschweizerischeWirtschaft.

Die meisten Branchen benötigenWasser für die Produktion. Daher hängt die Leis­tungsfähigkeiteinesUnternehmensoftdirektundindirektvonderWasserverfügbar­keitab.MitWasserverbundeneRisikenkönnendieProduktivitäteinesUnternehmensgefährden und, abhängig von Wahrscheinlichkeit und Ausmass, auch finanzielleAuswirkungenhaben.EinUnternehmen,daseinWerkineinemschlechtverwaltetenFlussgebietbetreibtoderRessourcenvondortbezieht,kannsicheinerReihevonmitWasserverbundenenRisikengegenübersehen,wieabsolutemWassermangel,steigen­den Wasserkosten, strengeren Vorschriften, Reputationsschäden durch die realen oder wahrgenommenenAuswirkungen seiner geschäftlichenTätigkeiten aufLebensräumeund-gemeinschaften(WWF,2009).DerWater Disclosure Reportfür2015zeigt,dass50%derschweizerischenUnternehmen(diegeantwortethaben)imBerichtsjahrbereitsmitWasserinVerbindungstehende,schädlicheAuswirkungenaufihreGeschäftstätig­keiterfahrenhaben.5

Zu den zehn wichtigsten Handels- partnern der Schweiz

zählen China und Indien, die sich beide

ernsten Problemen hinsichtlich Wasser

gegenübersehen

3 SwissImpex,perApril2016

4 http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/06/05/blank/key/handelsbilanz.html

5 http://www.cdp.net

cus
Highlight
((dieses CHF bitte löschen, den Punkt und das hochgestellte 3 bitte stehen lassen))
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DieWasserrisikenfürdieSchweiz

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 11

Die Wasserrisiken, denen die schweizerische Wirtschaft im Allgemeinen und dieschweizerischen Unternehmen im Besonderen ausgesetzt sind, sind dreigeteilt – inphysische Risiken, regulatorische Risiken und Reputationsrisiken (siehe Tabelle 1).DiesekönnenörtlicheroderunternehmerischerNatursein.WährendörtlicheRisikeninVerbindungmitdenBedingungenaneinembestimmtenStandortstehenundnurdurchgemeinsamesHandelnbeeinflusstwerdenkönnen,sinddieunternehmerischenRisikendirektdurchdieeinzelnenUnternehmenbeeinflussbar.

AusdiesenGründenmüssenUnternehmeneinVerständnisfürdiemitWasserverbun­denenRisikenentwickelnundderendauerhafteMinimierunganstreben.DerVersuchdeseinfachenAussitzensdieserProblemeundRisikenwirdsichauflangeSichtnichtvorteilhaftfürdieUnternehmenauswirken.Unternehmen,diesichumeineReduzie­

Physische Risiken Einzugsgebiet Wassermenge(Verfügbarkeit,Knappheit,Überflutung,Dürre),Qualität (Verunreinigung)undGesundheitdesÖkosystems(EmpfindlichkeitdesÖkosystems,Artenvielfalt)imFlussgebietunddiemöglichenAuswirkungenaufUnternehmen,GesellschaftundUmwelt.

Unternehmen ProblememitWassermengeund-qualitäthinsichtlichderLeistungeines UnternehmensunddessenLieferketten.

Regulatorische Risiken Einzugsgebiet StrengeundDurchsetzunggesetzlicherBestimmungenhinsichtlichWasserundFolgenderEinschränkungendurchöffentlicheInstitutionen.

PotenzialfürKonflikteoderpolitischeUneinigkeitbezüglichgrenzüberschreitenden Flussgebieten,odernationalepolitischeNotwendigkeiten,wieHandelsbeschränkun­genfürLebensmittelmithohemWasserfussabdruck.

Unternehmen PotenzielleÄnderungenderPreisefürWasserversorgung,Abwassereinleitung,Wasserrechte,QualitätsstandardsundBetriebslizenzenfürbestimmteUnternehmenoderBranchen.DiesistbesondersinKrisenzeitenmöglich(bedingtdurchphysischeRisiken),wennRegulierungssystemeaufunvorhersehbareoderinkohärenteWeisegeändertoderaufgrundvonpolitischemKalkülodermangelnderIntegritätin widersprüchlicherWeiseangewandtwerden.

Reputationsrisiken Einzugsgebiet WahrnehmungenrundumWasserverbrauch,VerschmutzungsowieVerhaltens-weisen,diesichnegativaufdieUnternehmensmarkeunddamitaufKaufentscheidun­genauswirkenkönnen.DieöffentlicheWahrnehmungkannsprunghaftändern, wennörtlicheGewässerundderöffentlicheZugangzuWasserbetroffensind.

Unternehmen WennEntscheidungendesUnternehmensschlechtumgesetzt,verstandenoder lokalenInteressengruppenunzureichendvermitteltwerden;undwennWahr-nehmungenundMarkehierunterleiden.

Tabelle 1 – Allgemeiner Überblick über die für Unternehmen bestehenden Wasserrisiken

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DieWasserrisikenfürdieSchweiz

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rungihrerRisikendurcheineVerbesserungderSituationvorOrtbemühen(wiedurchnachhaltigesManagement gemeinsam genutzterWasservorkommen, echtes gemein­samesVorgehenmitlokalenInteressengruppenusw.),verschaffensichsoeinenWett­bewerbsvorteil.SiewerdeninderLagesein,ihreInvestitionenlangfristigzusichern,ihrespezifischenStrategienzurRisikominimierungzuoptimierenundihrenRufundihröffentlichesAnsehenzustärken.LangfristigeBeziehungenmitKunden,erhöhtesVertrauen,kontinuierlicheArbeitsweise–wiestabileProduktionsmengenundQuali­tät–gehörenzudenunmittelbarenVorteilenfürdieseUnternehmen.

Das öffentliche Bewusstsein hinsichtlich der Auswirkungen von Produktions- undFertigungsprozessenaufdieUmweltsteigt,ebensowiedieErwartungenanRegierun­genundUnternehmenbezüglichderEntwicklungvonStrategienfüreinnachhaltigesManagement und die gerechte Aufteilung von Wasserressourcen. Um nachhaltigeErgebnissezuerreichen,istesnotwendig,dassalleAkteure–Unternehmen,Regierun­genundZivilgesellschaft–zusammenarbeiten.DurchseineinternationalenHandels-undLieferkettenspieltderprivateSektor indiesemKontexteinezentraleRolleundmussaktivinderzeitigeundzukünftigeDiskussioneneingebundenwerden–nichtnurausEigeninteresseanderSicherungzukünftigerProduktionszahlen,sondernauchausderVerantwortungdiesesSektorsalseinerderwirtschaftlichenHauptakteureheraus.

IndenfolgendenAbschnittenwerdendiefürdiewichtigstenSektorenderSchweizerWirtschaftbestehendenWasserrisikenanalysiertundanhandspezifischerFallstudi­enverdeutlicht.EswerdenauchmöglicheWegezueinerVerringerungdieserRisikenaufgezeigt. Schliesslich erfolgt ein Handlungsaufruf an die verschiedenen Akteure:Unternehmen,InvestorenundVerbraucher.

Unternehmen, die sich um eine Reduzierung

ihrer Risiken durch eine Verbesserung

der Situation vor Ort bemühen, werden in

der Lage sein, ihre Investitionen lang-

fristig zu sichern und ihren Ruf und ihr

öffentliches Ansehen zu stärken

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DieWasserrisikenfürdieSchweiz

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Wasserfussabdruck im Vergleich zu Water Stewardship

Jedes Unternehmen hat einen sogenannten «Wasserfussabdruck», welcher sich ausderGesamtmengedesbeiderProduktioneinerWareverwendetenWassersergibt.ErberücksichtigtdieMengeanverbrauchtemundverschmutztemWasserwährendderverschiedenenStufenderLieferkette.Dabeiwirdwiefolgtunterschieden(WWFSwit­zerland, 2012):

• Blauer Wasserfussabdruck: Menge des bei der Produktion einer Ware oderDienstleistungverwendetenOberflächen-undGrundwassers

• Grüner Wasserfussabdruck:MengedesbeimHerstellungsprozessverwendetenRegenwassers

• Grauer Wasserfussabdruck: Messgrösse für die SüsswasserverunreinigunginfolgederHerstellungeinesProduktsüberseinegesamteLieferkettehinweg

• Direkter Wasserverbrauch: Menge an Süsswasser, die ein Verbraucher beibestimmtenTätigkeiten(wieKochenoderWaschen)odereinUnternehmenimRah­meneineslokalstattfindendenFertigungsprozessesverbraucht

• Indirekter Wasserverbrauch:MengeanSüsswasser,diesichvirtuellinGüternbefindet,die inanderenRegionenhergestelltundvondort importiertwerden,wieNahrungsmittel,Papier,BaumwollkleidungoderimFallevonUnternehmenProduk­teausdenfrühenStadienderLieferkette

Der Unterschied zwischenWasserfussabdruck undWasserrisiko ist wichtig, da dieMenge des verbrauchtenWassers nicht unbedingt ein erhöhtes Risiko anzeigt. EinRisikokannbeispielsweise auchentstehen,wenneinUnternehmengeringeWasser­mengenverbraucht,aberineinemGebietmitsehrunzuverlässigerWasserversorgung.OderdasUnternehmenistineinemGebietmitreichlichenWasservorkommenange­siedelt,aberdasRisikoisthochaufgrundschlechterRegierungsführung.KonzentriertsicheinUnternehmendarauf,seinenFussabdruckzuverkleinernundvernachlässigtdabeidieRisiken,wirdesvielleichteffizienter,aberverringertnichtseinWasserrisiko.

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Methodologie

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3 MethodologieDieserReportbasiertaufeinerAnalysedervonSwiss-Impexam30.April20166 ver­öffentlichtenImportstatistikenfür2015sowieaufBerechnungenmitdemWater Risk Filter 7.FürdieUmrechnungallerFinanzangabeninSchweizerFrankenverwendendieAutorendieWechselkursevom1.Januar2016.

Berechnung der wichtigsten Importsektoren

DieSwiss-Impex-Datenwurdenden34verschiedenenBranchendesWater Risk Filter zugeordnet. Daraufhinwurden die auf der Basis des Importvolumens (Kilogramm)bestimmtenvierwichtigstenSektorenausgewählt.Dazuzählen–inderReihenfolgeder Bedeutung – Rohstoffe (Bergbau und fossile Brennstoffe), Chemikalien, Forst­wirtschaftundPapierindustriesowieLandwirtschaft.DieDatenfürdenSektorLand­wirtschaft wurden anschliessend 120 verschiedenenWarenkategorien zugeordnet, umdarauswiederumdieelf wichtigstenzubestimmen.ObwohlderSektorTextilienundBekleidungnichtzudenvierwichtigstenImportsektorenderSchweizzählt,wurdeerwegendesextremhohenEinflussesaufwichtigeWassereinzugsgebiete indenReportaufgenommen.FürjedenImportsektorundjedeslandwirtschaftlicheProduktwurdendiewichtigstenHerkunftsländerbestimmt.DasichdiewichtigstenzehnImportländerimSektorForstwirtschaftundPapierindustriealle inEuropabefindenundeingerin­gesWasserrisiko aufweisen, wurde dieser Sektor nicht in den Report aufgenommen.Dajedoch Teile des Sektors – besonders Zellstoff und Papier – ein hohesWasserrisikodarstellen,wurde eineBox für diesen speziellenAspekt hinzugefügt (siehe 5Chemi­kalien,Seite33).EinzelhandelundFinanzenwurdenwegen ihrerWichtigkeit fürdieschweizerischeWirtschaftebenfallsaufgenommen.

Berechnungen des Wasserrisikos

Für jede Kombination aus Land und Produkt wurde dasWasserrisikomittels demWWF Water Risk Filterberechnet,d.h.dievomProgrammangegebene,aufdasEin­zugsgebietbezogeneEinschätzungdesWasserrisikos.DieErgebnissewurdenweiteraufdieLandesebeneaggregiert,umso für jedesLandminimale,maximaleundproFläche gewichtete Wasserrisikowerte8 zuerhalten.MitdemWWFWater Risk Filter werdenmittels 87 verschiedener Indikatoren diemitWasser verbundenen physika­

6 http://www.swiss-impex.admin.ch

7 http://waterriskfilter.panda.org/

8 DerWWFWaterRiskFilterverwendetgewichteteMittelwerte,umRisikoindikatorenzueinerGesamtbewertung

desWasserisikoszusammenzuführen(d.h.alleIndikatorenundRisikotypenhabeneineeigeneGewichtung).Eine

StandardbewertungdurchdenWaterRiskFilterverwendetDatenmiteinerAuflösungaufTeileinzugsgebiets-

ebene(Fläche).FürdiesenReportwurdedasWasserrisikoaufLandesebenesummiertunterderVerwendungder

RisikostufenderGebietemultipliziertmitdemprozentualenAnteilderGebieteamgesamtenLand(d.h.gewichteter

Gebietsmittelwert).ZusätzlichzumgewichtetenGebietsmittelwertwurdenminimaleundmaximaleRisikostufen

innerhalbeinesLandesberechnet.BesondersbeigrossenLändernsindgrosseSchwankungenderRisikostufenzu

erwarten,daWasserproblemeoftlokalerArtsind.Minimal-undMaximalwertsowiedergewichteteGebietsmittel­

wertfürdasWasserrisikowerdenalsAnzeichenfürdieRisikoverteilunginnerhalbeinesLandesgenutzt.

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Methodologie

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 15

lischen, regulatorischen und Reputationsrisiken auf den Ebenen des Einzugsgebiets sowie der Anlage/Produkte eingeschätzt (siehe Abschnitt Water Risk Filterunten).DieRisikoeinstufungenreichenvon1(kein/geringesRisiko)bis5(sehrhohesRisiko).9Beiunterschiedlichen Risikoeinstufungen innerhalb eines Landes wurde dermaximaleWertfürdieKategorisierungverwendet.

Methodologische Einschränkungen

BeiallenvertretenenSektorenkönnenLänderzudenwichtigstenEinfuhrländerngehö­ren,welchenichtUrsprungslandderbetreffendenWarenoderProduktesind.IndiesenFällenimportierteinLandWarenundführtdieseohneweitereVerarbeitungwiederaus.AusDeutschlanderfolgtbeispielsweiseindenSektorenTextilienundBekleidung,Rohstoffe,landwirtschaftlicheProdukteundchemischeIndustrieeinhohesMassanWiederausfuhrindieSchweiz.

EsbestehtdieMöglichkeit,dasseinzelneRisikoeinstufungenfüreinzelneLand-/Pro­duktkombinationenzuhocheingeschätztwurden,dainFällenvonregionalvariablenRisikoeinstufungendermaximaleWertverwendetwurde.

Water Risk Filter

DerWaterRiskFiltervonWWF/DEGisteinkostenlosesOnline-WerkzeugundeinePlattform, die bei der Einschätzung des Wasserrisikos eines Unternehmens basie­rendauf IndikatorenhinsichtlichderUmgebung einesStandortes (Risikobezüglichdes Einzugsgebiets) sowie betrieblicher Aspekte (unternehmensbezogenes Risiko)Hilfestellung leistet.EsermöglichtUnternehmenundInvestoren,aufInformationenberuhende Entscheidungen zu treffen, um negative Folgen für das Unternehmen,umliegendeGemeindenundandereWasserverbraucherabzuwenden.DieErgebnissekönnenalsInformationsbasisfüreininternesWassermanagementdienenunddabeihelfen, ortsspezifischeMassnahmen zurMinimierung vonWasserrisiken zu entwi­ckeln.DazuwirdderNutzervonderBewertungüberdieAuswahlanMassnahmenfürdieRisikoverminderunghinzuFallstudienundWasserprofilenvonLänderngeführt.Die Einschätzung erfolgtmittels einer örtlichen Evaluation, basierend auf globalenDatensätzenfüreinzugsgebietsbezogeneRisikensowieeinemFragebogenzubetriebli­chenWasserrisikenderAnlagen(d.h.zuunternehmensbezogenemRisiko).

IneinerWelt,inderTransparenzunddieöffentlicheKenntnisvonVorgängenverstärktgefordertwerden,dientdiesesProgrammnichtnurderFörderungdesBewusstseinshinsichtlichrelevanterWasserprobleme,sondernhilftdemNutzerauchbeiderFest­stellung von Risikobrennpunkten als Ausgangsbasis für die Entwicklung weitererSchritte,dereresbedarf,umeinguterWaterStewardzuwerden.

www.waterriskfilter.org

9 Kategorien:geringesRisiko=1–2,249;mittleresRisiko=2,25–3,49;hohesRisiko=3,5–5

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Methodologie

16 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

Globale physische Wasserrisikokarte des WWF (2016), basierend auf Daten zu Wasser knappheit, Verschmutzung und dem Zustand von Öko- systemen. Detaillierte Informationen unter www.waterriskfilter.org

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Methodologie

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 17

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Rohstoffe–«SchwarzundGold»

18 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

4 Rohstoffe – «Schwarz und Gold»

ÖlundRohstoffesindsowohlfürvieleBranchenalsauchfürdieZivilisationalsGan­zesvongrössterBedeutung.2014wurdenweltweitungefähr4,2MilliardenTonnenÖlverbraucht(BP,2015).DerAnteildesHandelsmitTreibstoffenundBergbauproduktenamweltweitenWarenhandellag2014bei20,5%(WTO,2015).ZusammengenommenstellenProduktion,Vertrieb,RaffinierungundVerkaufvonErdöldieIndustriebran­chemitdemweltweitgrösstenDollarwertdar.FürbestimmteGüterwieRohölistdieSchweizdergrössteUmschlagplatz:EinDritteldesweltweitgehandeltenRohölswirdinGenfgekauftundverkauft,einschliesslichbiszu25ProzentdesÖlsausafrikani­schenUnternehmeninStaatsbesitz(EDA,EFDundWBF,2013;AkademienderWis­senschaftenSchweiz,2016).

2015führtedieSchweizmineralischeBrennstoffeundÖlimWertvonmehralsCHF8,5Milliardenein.10DieseEinfuhrenkommenhauptsächlichausDeutschland,Frank­reich,denNiederlanden,NigeriaundItalien(sieheAnhangI).Vonden2015eingeführ­ten2,9MillionenTonnenRohölkamenfast40%ausNigeria 11(sieheTabelle2).

10 SwissImpex,perApril2016,Tarifnummer27–mineralischeBrennstoffe,MineralöleundErzeugnisseihrer

Destillation;bituminöseStoffe;Mineralwachse

11 SwissImpex,perApril2016,Tarifnummer2709–ErdölundOelausbituminösenMineralien,roh

Einfuhrmenge(kg)

Einfuhrwert (CHF)

Anteil an gesamterEinfuhr

PhysischesRisiko

Regulatorisches Risiko

Reputations­ risiko

Nigeria 1’143’015’000 456’694’213 39%

Mexiko 510’490’000 203’822’607 17%

USA 355’069’000 134’585’458 12%

Kasachstan 247’251’385 104’982’863 8%

Libyen 175’789’723 81’200’819 6%

Tabelle 2 – Top 5 der Länder, aus denen die Schweiz Rohöl einführt, und deren Wasserrisiken (auf dem Einfuhrwert basierend)

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Rohstoffe–«SchwarzundGold»

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 19

12 http://www.swissinfo.ch/eng/precious-goods_switzerland--the-world-s-gold-hub/33706126

13 SwissImpex,perApril2016,Tarifnummer7108–Gold,einschl.platiniertesGold,inRohformoderalsHalbzeug

oder Pulver

Einfuhrmenge(kg)

Einfuhrwert (CHF)

Anteil an gesamterEinfuhr

PhysischesRisiko

Regulatorisches Risiko

Reputations­ risiko

Grossbritannien 668’797 23’890’344’991 26%

Argentinien 388’461 1’133’686’077 15%

USA 212’686 6’835’943’248 8%

Peru 147’358 2’798’283’825 6%

Chile 147’183 480’658’573 6%

Türkei 122’489 4’485’845’720 5%

Deutschland 77’467 2’324’798’891 3%

Arabische Emirate 76’997 2’822’881’096 3%

Italien 61’465 2’129’037’613 2%

Usbekistan 49’999 1’797’918’841 2%

Tabelle 3 – Top 10 der Länder, aus denen die Schweiz Gold einführt, und deren Wasserrisiken (auf dem Einfuhrwert basierend)

GoldhatseitTausendenvonJahrenkulturelleBedeutungundbildetauchheutenochdieGrundlageunseresWährungssystems(Millar,2006).DieRaffinierungvonrund70%desweltweitenGoldeserfolgtinderSchweiz;vierdersechsweltgrösstenGoldraf­finerienbefindensichinderSchweiz(Popescu,2014). 122015führtedieSchweizüber2500metrischeTonnenRohgoldeinund1920metrischeTonnenGoldwiederaus.13

DieRolledeswichtigstenGoldimporteursindieSchweiz,Grossbritannien,wirdindenmethodischenEinschränkungenbehandelt.DanebenbeziehtdieSchweizGoldhaupt­sächlichausSüdamerika,denUSA,EuropaundAsien(sieheTabelle3).

Die Raffinierung von rund 70 %

des weltweiten Goldes erfolgt in

der Schweiz

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Rohstoffe–«SchwarzundGold»

20 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

Wasserrisiko des Sektors und Intensität der Wassernutzung

BergbauundErdölförderungkönnennichtverlagertwerden,dasieandenjeweiligenStandortderÖl-oderErzvorkommengebundensind.DadurchistdieserSektoranfäl­ligfürÄnderungenbeiderörtlichenVerfügbarkeitundQualitätvonWassersowiefürkommunaleBedenkenhinsichtlichdesWasserverbrauchs(UNEPFI,2012).

DieRohstoffindustriehaterheblicheAuswirkungenaufdiesieumgebendenÖkosyste­me(sieheTabelle4).DieMineraliengewinnungverbrauchtgrosseWassermengenundmindertoftderenQualität.DieTatsache,dassBergbauaktivitätenoftinGegendenmitbereits bestehendemWassermangel und Problemen hinsichtlich derWasserqualitätstattfinden, verschärft diese Auswirkungen noch (Miranda et al., 2010). Im letztenJahrzehnt ist derWasserverbrauch zu einemderwichtigstenPunkte inUmweltver­träglichkeitsprüfungengeplanterBergbauarbeitengeworden(UNEPFI,2012).

Bergbauaktivitäten finden oft in Gegenden

mit bereits bestehen-dem Wassermangel

und Problemen hinsichtlich der

Wasserqualität statt

Tabelle 4 – Auswirkungen des Rohstoffsektors auf Wasser (UNEP FI, 2012) 14, 15

14 http://www.miningfacts.org/Environment/What-are-the-water-quality-concerns-at-mines/

15 https://www.earthworksaction.org/issues/detail/acid_mine_drainage#.VwzLMqThDIU

Öl DieErdölförderungverbrauchtgrosseWassermengenbeiBrunnenbau,StandorterschliessungundFracking.

InFällenderÜberschneidungvonÖlförderungundTrinkwasserversorgung,beimÖltransportüberlange,

schwerzuüberwachendePipelines,beiunkontrolliertenAustritten,Abwassereinleitungoderdurchunkon­

ventionelleFördermethodenwieÖlsändebestehteinhohesRisikofürWasserverschmutzung.

DieErdölförderungproduziertgrosseMengenvonWassermitniedrigerQualität,auch«Produced Water»

genannt.TransportundEntsorgungdiesesstarkverschmutztenWasserssindTeilderDebatteumdieUm­

weltauswirkungenderÖlförderung.

ÖlraffinerienbefindensichzurVereinfachungdesTransportsoftnaheanbefahrbarenFlüssen,Seenoder

Seehäfen.NiedrigeWasserständeerhöhendieKostenfürdenTransportvonÖl.

Erzabbau DerErzabbauerfolgtinvielenFällenunterhalbdesGrundwasserspiegels,wodurcheszuAuswirkungenauf

lokaleGewässerundÖkosystemekommenkann.

SaurerAbflussbeeinträchtigtdieWasserqualitätdurchdieVerringerungvonpH-WertenunddieErhöhung

derKonzentrationgiftigeroderSchwermetallewieKupfer,BleiundQuecksilberimGrubenwasser(saures

Grubenwasser).

AusgetretenesZyanidkannsicherheblichaufSüsswasserressourcenauswirken.

ImhandwerklichenBergbauverwendetes,flüssigesQuecksilberstelltinmanchenRegionenderWelteine

ernsteBedrohungfürdieWasserqualitätdar.

StillgelegteBergwerkekönnensichalslangfristigeBelastungenerweisen,dasieunbefristetabgepumptund

überwachtwerdenmüssen,umVerunreinigungenvonOberflächen-undGrundwasserzuverhindern.

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Rohstoffe–«SchwarzundGold»

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 21

Die mineralgewinnende Industrie wird oft als strategische, nationale Industriebetrachtet und hat privilegierten Zugang zur Regierung. Die negativen Auswirkun­gendieserBrancheauflokaleWasserressourcenbergenjedochKonfliktpotenzialunderhöhensodenDruckaufWassernutzungsrechte,PreiseundBetriebslizenzen.StarkeÖlverschmutzungen,wiedienachdemUnfallaufderDeepwater-Horizon-Plattform2010imGolfvonMexiko,schädigendenRufderglobalenÖlindustrieundhabendieBranchegezwungen,ihreSicherheits-undUmweltrichtlinienzuüberdenken.InPeruund Argentinien verhinderte öffentlicherWiderstand gegen die erwarteten Auswir­kungen auf lokaleWasserressourcen den Goldabbau (CERES, 2010). Dies trägt zurweiterenVerschlechterung des bereits schlechtenRufes vonBergbauaktivitäten bei,dieoftinVerbindungmitKorruptionoderderFinanzierungbewaffneterKonflikteineinigenTeilenderWeltgebrachtwerden(«Konfliktmineralien»)(EDA,EFDundWBF,2013). 16SieheTabelle5füreinenallgemeinenÜberblicküberdiefürdenRohstoffsek­torbestehendenWasserrisiken.

16 http://www.sourceintelligence.com/what-are-conflict-minerals/

17 http://www.moneyweb.co.za/archive/sa-needs-1bn-to-make-toxic-mine-water-potable/

Fakten zu Wasser in der Rohstoffindustrie

• AbhängigvonderReifeeinesÖlfeldswerdenzwischen1und40LiterWasserfürdieFörderungvon1LiterÖlbenötigt(Schauwecker,2009).

• Durchschnittlichwerden716KubikmeterWasserfürdenAbbaueinerTonneGoldverbraucht(Mirandaetal.,2010).

• DieKostenfürdieBehandlungvonsauremGrubenwasserinSüdafrikabelaufensichaufgeschätzteCHF992,48Millionen(USD1Milliarde).17

• LautjüngstenSchätzungenbelaufensichdieKostendernochausstehendenSanierungenverlassenerKohlegrubenindenUSAaufCHF3,57Milliarden(USD3,6Milliarden)(Sanzillo&Schlissel,2016).

• EingeschätzterGesamtbetragvonCHF7,6Milliarden(USD7,7Milliarden)wurde2011fürdieWasserinfrastrukturderBergbauindustrieausgegeben(Toledano&Roorda,2014).

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Rohstoffe–«SchwarzundGold»

22 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

Physische Risiken Einzugsgebiet BeiderVerfügbarkeitvonSüsswasser(Menge)fürZuliefererkannesdurchdensteigendenBedarfanderer,imEinzugsgebietansässigerVerbraucherzuEngpässenkommen–z.B.inabgelegenenGebieten,indenendieLandwirtschaftaufeine künstlicheBewässerungangewiesenist.Andere,imEinzugsgebietansässigeVerbraucherkönnenSüsswasserquellen verschmutzen(Qualität).SteigendeLuft-undWassertemperaturenführenzugrösseren,fürKühlungundBetriebbenötigtenWassermengen,währenddieVerdunstungderWasserquellenzunimmt.

Unternehmen HoheAbhängigkeitvongrossenSüsswassermengen.Abbau-undBohrarbeiten könnenbeiWassermangelnichtverlagertwerden.• Abbau-undBohrarbeitenfindenoftinabgelegenenGegenden(einschliesslichPlattformenaufhoherSee)mitbegrenztemZugangzuSüsswasserstatt.

• GrundwasserquellenkönnenbeimangelnderNeubildungversiegen.• IntensiveEntsalzungführtzuVerschmutzungen.• Ölsändesindbesonderswasserintensiv.BetriebsunterbrechungendurchWetterextremewiestarkeNiederschlägeoder ÜberflutungeninfolgedesKlimawandels.

Regulatorische Risiken Einzugsgebiet Grosse,multinationaleUnternehmensindoftbevorzugteZielefür(lokale) Regierungen.• LokaleUnternehmenerhaltenoftmalsehersteuerlicheoderregulatorischeVorzügealsgrössere,multinationaleUnternehmen.

Keine oder nur begrenzte Vorschriften oder keine oder nur begrenzte Durchsetzung durchlokaleRegierungenkönnensichaufdieWasserqualitätund-mengeauswirken.BeimBetriebingrenzüberschreitendenEinzugsgebietenkönnenUnterschiedebeiVorschriftenundDurchsetzungsichstromabwärtsstärkeraufWasserqualität und-mengeauswirken.

Unternehmen RegierungenreagierenzunehmendauföffentlicheForderungennachAblehnungneuerBergbau-/Ölförderprojekte.VerstärkterWettbewerbmitanderenWasserverbrauchernimEinzugsgebietkannzumEntzugvonWassernutzungsrechtenführen.NochstrengereVorschriftenundverstärktestaatlicheDurchsetzungkönnendieKostenfürSüsswassersowiefürdieAbwasserbehandlungund-einleitungerhöhen.• GesetzgeberkönntenUnternehmenzurVerwendunginnovativerHerstellungs-verfahrenzwingen,umdieAuswirkungenaufWasserzureduzieren.

• UnterBerücksichtigungderbenötigtenMengensinddieAuswirkungenmöglicherPreissteigerungenerheblich.

Reputationsrisiken Einzugsgebiet InFällenörtlichenWassermangelsodervonVerschmutzungdesEinzugsgebietesdurchAbwässerbestehenbesondersfürgrosse,multinationaleUnternehmenhoheReputationsrisiken.DiesistauchderFall,wenndasUnternehmenbeimUmgangmitWasser und Abwasser bewährte Verfahren einsetzt und die Wassernutzungsrechte ordnungsgemässerworbenwurden.Endnutzer(Verbraucher)übenDruckdahingehendaus,RoherzundRohölnicht voninrisikobehaftetenEinzugsgebietenbefindlichenAbbau-undFörderstandortenzukaufen.

Unternehmen ÖlverschmutzungenwirkensichbesondersnegativaufdasAnsehenaus.Interessengruppen(Regierungen,Gemeinschaften,NGOsundUnternehmenmitBlickaufdenFussabdruckihrereigenenLieferkette)sindzunehmendüberdiegrossenMengengiftigerAbwässerundGrubenwasserbesorgt,diesichnegativaufWasserressourcenundumgebendeÖkosystemeauswirkenkönnen.PotenzielleErschöpfungderSüsswasserquelle,wassichaufalleInteressengruppenimEinzugsgebietauswirkenkann.ReputationsverlustekönnensichdirektaufdieVerkäufevonÖlgesellschaftenaus­wirken,dadieseoftvertikalintegriertsindunddirektanEndkundenverkaufen.DirekteReputationsschädensindinderBergbauindustriebegrenzt,dadiemeistenUnternehmendortnichtdirektanEndkundenverkaufen.

Tabelle 5 – Allgemeiner Überblick über die für den Rohstoffsektor bestehenden Wasserrisiken

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Rohstoffe–«SchwarzundGold»

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 23

Länderbeispiel: Rohöl aus Nigeria

Anteil an der weltweiten Produktion (BP, 2015) 2,7%

Anteil an den Einfuhren in die Schweiz 18 39,0%

Nigeria ist Afrikas grösster Ölproduzent, seine Wirtschaft ist hochgradig von derÖl-undGasförderungabhängig. 35%desBruttoinlandproduktswerden imÖl-undGassektor erwirtschaftet, dieErträge ausdenErdölexportenmachenüber90%dergesamten Exporterlöse aus.19 Zwischen 2011 und 2013 kauften Schweizer Handels­gesellschaftenRohöl imWertvonCHF36,7Milliarden(USD37Milliarden)vondernigerianischenRegierungundnationalenÖlgesellschaften.DieserBetrag entsprichtmehrals18%derstaatlichenEinnahmenNigerias(Gilliesetal.,2014).

WassersituationNigeriaserneuerbareWasserressourcenbelaufensichgeschätztaufjährlichinsgesamt286,2 Kubikkilometer. Die nutzbaren Oberflächenwasserressourcen liegen bei 96Kubikkilometer pro Jahr und die jährlich nutzbarenGrundwasserressourcen betra­gen rund 59,51 Kubikkilometer. Die Landwirtschaft war im Jahr 2000 der grössteWasserverbrauchermit5,5Kubikkilometern,oder69%derinsgesamtentnommenenWassermenge 20.

EinigeTeileNigeriassinddurchnichtnachhaltigesManagementderWasserressourcenvonWasserstressbetroffen.DasHadejiaNguruFeuchtgebietimNordostendesLandeshatsichbeispielsweiseinfolgevonDürrenundstromaufwärtsgelegenenDämmenummehralsdieHälfteverkleinert.InmanchenGebietenistderGrundwasserspiegeldurchdiezunehmendelandwirtschaftlicheBewässerungabgesunken. 21Fürdienächsten25Jahrewirdvorausgesagt,dassWasserderHauptgrundfürgrenzüberschreitendeKon­flikte seinwird,daNigeria sichseinewichtigstenOberflächenwasserressourcen (dieFlüsseNigerundBenue)mitNiger,BeninundKamerun(undindirektmitMaliundGuinea)teilt(Gusikit&Lar,2014).

Die grosse Mehrzahl der nigerianischen Öl- und Gasvorkommen befinden sich imNigerdeltaundaufdemFestlandsockeldesLandes.DasNigerdeltabesteht aus ver­schiedenen Ökosystemen von Mangrovensümpfen, Süsswassersumpfgebieten undRegenwald. Es wird als eines der weltweit wichtigsten Feuchtgebiete und Meeres­ökosystemebetrachtet,istdasgrössteFeuchtgebietAfrikasundbeherbergteinehoheArtenvielfalt(UNDP,2012).

DieÖlförderungimNigerdeltafindetseitden1950erJahrenstattundbeeinflusstseit­demdieExistenzundGesundheitdereinheimischenBevölkerungnegativ(Linden&Palsson, 2013).Verschmutzungendurch«Produced Water»,Ölunfälle undundichte

18 SwissImpex,perApril2016

19 http://www.opec.org/opec_web/en/about_us/167.htm

20 Water Risk Filter: Nigeria

21 Ibid.

Das Nigerdelta wird als eines der weltweit

wichtigsten Feucht-gebiete und Meeres-

ökosysteme betrachtet und ist das grösste

Feuchtgebiet Afrikas

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Rohstoffe–«SchwarzundGold»

24 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

PipelineshabenBächeundFlüsseverunreinigt,WälderzerstörtundzumVerlustvonArtenvielfaltgeführt;dieGegendwirdals«ökologischesÖdland»bezeichnet(Iteetal.,2013;Ogwuetal.,2015).

DieVerschmutzungdesNigerdeltasgefährdetdieExistenzvonüber30MillionenMen­schen. 22Studienhabengezeigt,dassseitdemBeginnderÖlförderungimNigerdeltaeineVerschmutzungdurchmindestensneunbisdreizehnMillionenBarrelÖlerfolgte(Ogwuetal.,2015).DasÖldrangmehrereMetertiefindenBodeneinundhatsodasGrundwassergrossflächigverschmutzt.EineStudiefandbiszu7,4Milligramm/LiterÖlimWasserausBächenundFlüssenundbiszu42,20Milligramm/LiterErdölkoh­lenwasserstoffeinTrinkwasserbrunnen,wasinetwadem14’000-fachendesinNigeriageltendenGrenzwertes für Trinkwasser entspricht. Selbst wenn die Verschmutzungaufhörenwürde,könntedieErholungderbetroffenenMangroven-undFeuchtgebieteJahrzehntedauern(Linden&Palsson,2013).DieVerschmutzungdesOzeans,derWas­serressourcenunddesBodensbedrohtdieExistenzdereinheimischenBevölkerung,hatFischbeständeverkleinertundzusozialenUnruhenundmassiverAbwanderungindieStadtgebietegeführt(Ogwuetal.,2015;Iteetal.,2013;Boeleetal.,2001).

Physische RisikenDadieÖlförderungnichtvonsauberenWasserressourcenabhängigist,bestehenfürdie nigerianische Erdölindustrie infolge vonWasserverschmutzungen nur indirekteRisiken.Umweltverschmutzungdurch«Produced Water»,ÖlundundichtePipelineswirdsichdirektfinanziellaufÖlgesellschaftenauswirken,fallsdiesedieUmweltkostentragenmüssen(siehenachfolgendunterRegulatorischeRisiken).23

Regulatorische RisikenInNigeriageltenmehrere,aufdieÖlförderungbezogeneUmweltschutzgesetze(Owolabi etal.,2014).ÖlgesellschaftenbeachtendieseGesetzejedochnicht invollemUmfangundgehenbeiNichtbeachtungscheinbarstraffreiaus.DasregulatorischeUmfeld inNigeria istunsicher;eskamwiederholt zuUnregelmässigkeitenbeidenEinnahmenausÖlverkäufen,undeineÖlgesellschaftgerietwegenihrerengenBeziehungenzudenSicherheitskräftenderRegierungindieKritik(z.B.Allen,2012;Cohen&Ibukun,2015;Klasa,2014;AlJazeera,2015).24 2010 wurde bekannt, dass Shell offenbar Mitarbei­terinallenigerianischenMinisterieneingeschleusthatte(Smith,2010;Amies,2010).AngesichtsderWichtigkeitdesÖlsfürdienigerianischeWirtschaftsindvondendorti­genBehördenbisaufweiteresnurgeringe,regulatorischeRisikenzuerwarten.

ImDezember2015beschlosseinniederländischesGerichtallerdings,dassShellfürdieÖlverschmutzungen imNigerdelta verantwortlich gemacht werden kann (Aljazeera,2015).ImselbenJahrstimmteShellineinemanderenFalleinerZahlunginHöhevonCHF80,8Millionen (£ 55Millionen) an vonÖlverschmutzungenbetroffeneEinzel­personenundaneineGemeinschaftzu,umeinGerichtsverfahrenvordemLondonerHighCourtzuvermeiden(Vidal,2015).2011hatteShellbereitsnacheinerinLondoneingereichtenSammelklagedieVerantwortungfürzweiFällevonÖlverschmutzungenimOgonilandübernommen,waszuZahlungsforderungeninHöhevonHundertenMil­lionenDollarführte(Vidal,2011).DieseFällekönnenalswegweisendeGrundsatzent­

Die Verschmutzung des Nigerdeltas

gefährdet die Existenz von über 30 Millionen

Menschen

22 http://www.peacepalacelibrary.nl/2013/02/shell-and-ogoni-people-soil-pollution-in-the-niger-delta/

23 UmweltkostenbesteheninZusammenhangmitdertatsächlichenoderpotenziellenVerschlechterungnatürlicher

VermögenswerteinfolgewirtschaftlicherTätigkeiten.https://stats.oecd.org/glossary/detail.asp?ID=819

24 https://milieudefensie.nl/english/shell/courtcase/our-courtcase-against-shell

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Rohstoffe–«SchwarzundGold»

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 25

scheidungen hinsichtlich rechtlicher Schritte gegen Muttergesellschaften betrachtet werden,dieinLändernmitschwachem,regulatorischenRahmentätigsind.

Fällewiedieseunddie2011veröffentlichteUmweltprüfungvonOgonilanddurchdieUN(UNEP,2011)habenShellNigeriadazuveranlasst,dieVerfahrenzurUmweltsanie­rungzuprüfenunddieTransparenzzuverbessern(Vidal,2011b).

ReputationsrisikenFürinNigeriatätigeÖlgesellschaftenbestehenhoheReputationsrisiken.DieÖlindus­triewarwiederholt inSkandaleundKonflikte inVerbindungmitKorruption,Beste­chung,bewaffnetenAuseinandersetzungenundsozialerUngerechtigkeitinderRegionverwickeltundistdaherdendamiteinhergehendenRisikenausgesetzt(z.B.Mason&Blackden,2010;Klasa,2014;Cohen&Ibukun,2015).25Ölgesellschaftensindvertikalintegriert,wassieanfälligfürKlagenundBoykotteseitensderEndverbrauchermacht.

NebendemnegativenImageinfolgederVerschmutzungenimNigerdeltakönnenÖlge­sellschaftensichauchKlagenlokalerGemeinschaftengegenübersehen.NachdemdieMenschengegendieVerschmutzungihresBodensundWassersprotestierten,wurdenÖlerschliessung und -förderung im Ogoniland im Nigerdelta 1993 auf den lokalen,öffentlichenDruckhineingestellt.DerKonfliktmachteinternationalSchlagzeilen,alsbeimilitärischenAktionenTausendeOgonigetötetundneun ihrerAnführerexeku­tiertwurden(Boeleetal.,2001;UNEP,2011).ObwohldieÖlförderungimOgonilandindenfrühen1990erJahreneingestelltwurde,verlaufennochimmergrossePipelinesdurchdieRegion,ausdenenfortgesetztÖlaustrittinfolgemangelnderWartungundvonVandalismus.26

25 Seealsoothersourcesaboveinthischapterorgoogle“Nigeriaoilscandal”foranimpressionoftherangeofissues

pervadingtheoilindustryinNigeria

26 http://www.unep.org/disastersandconflicts/CountryOperations/Nigeria/AboutOgoniland/Ogonilandsoilhistory/

tabid/54184/Default.aspx

Verschmutzungen durch

«Produced Water», Ölunfälle

und undichte Pipelines haben

Bäche und Flüsse verunreinigt,

Wälder zerstört und zum Verlust

von Artenvielfalt geführt

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Rohstoffe–«SchwarzundGold»

26 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

Länderbeispiel: Goldabbau in Peru

Anteil am weltweiten Abbau (USGS, 2015) 5,2%

Anteil an den Einfuhren in die Schweiz 27 5,8%

DieSchweizstand2013amDollarwertgemessennachdenUSAundChinaaufPlatzdreivonPerusAusfuhrbestimmungsorten.28DieBergbauindustriespielteinebedeu­tendeRolleinPeru.AlsChancedesAntriebsderWirtschaftPeruserhältsieseitensderperuanischenRegierung starkenRückhaltundgrosseErleichterungen.2013erwirt­schaftetederBergbausektor5%desBruttoinlandprodukts(EYPeru,2014).ImselbenJahrlagGoldmit18,9%AnteilandenGesamtausfuhrenganzvornbeidenExportgü­tern,gefolgtvonKupfererz,dasamDollarwertgemessenaufeinenAnteilvon17,8%kam.29 Weitere wichtige Exportgüter kommen ebenfalls aus dem Bergbaubereich,wieRohöl und raffiniertesÖl oder raffiniertesKupfer.Mit einemAnteil von4%andengeschätzten,weltweitenGoldreserven30warPeru2014weltweitdersechstgrössteGoldproduzent(USGS,2015).2014wurden48%des(legal)inPeruabgebautenGoldesindieSchweizexportiert.31

WassersituationDieAnden teilen Peru in drei natürlicheWassereinzugsgebiete:Das pazifischeEin­zugsgebiet (279’000 Quadratkilometer mit 53 Flüssen), das atlantische Einzugsge­biet (959’000Quadratkilometermit 44 Flüssen) und das Titicacasee-Einzugsgebiet(47’000QuadratkilometermitneunFlüssen).32InPerusinddieWasserressourcenimAmazonasgebiet(atlantischesEinzugsgebiet)reichlichundinKüstennähe(pazifischesEinzugsgebiet)knapp.DiedortigenSüsswasserressourcenbetragennur1,8%derRes­sourcendesLandes,dabeisinddortgleichzeitigmehralsdieHälftederLandesbevöl­kerungunddiebedeutendstenWirtschaftsbereicheansässig(OECD,2015).

2009 wurde das aktuelle Wasserhaushaltsgesetz verabschiedet, das einen dezent­ralisierten Ansatz verfolgt und ein integriertes Management derWasserressourcenfördert.Dieswarnötig,umdiestrukturellenÄnderungeninPeruzureflektieren,diesichalsFolgederDezentralisierungsprozessederspäten1980erJahreundderdrasti­schenÄnderungenhinsichtlichArtundUmfangdesWasserverbrauchsinPeruseitden1990erJahrennachdemAufstiegwasserverbrauchenderIndustriezweige,einschliess­lichderRohstoffindustrie,ergaben(Budds&Hinojosa-Valencia,2012).

EinGrossteilvonPerusMineralreservenbefindetsichimHochlandandertrockenen,pazifischen Flanke, wo die Existenz der Landbevölkerung auf der Landwirtschaftbasiertund20%alsextremarmgelten(IFAD,2013).DerAnteilderLandwirtschaft

27 SwissImpex,perApril2016

28 http://atlas.media.mit.edu/en/profile/country/per/

29 Ibid.

30 http://www.minem.gob.pe/_detallenoticia.php?idSector=3&idTitular=5862

31 http://atlas.media.mit.edu/en/visualize/tree_map/hs92/export/per/show/7108/2013/

32 WaterRiskFilter:Peru

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Rohstoffe–«SchwarzundGold»

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 27

amWasserverbrauch inPeru liegtbei80%.33GleichzeitighatderBergbauboomseitdenfrühen1990erJahrenzueinemstarkangestiegenenBedarfanWasserzurNutzungbeiAbbauundVerarbeitungvonMineraliengeführt(Buryetal.,2013;Bebbington&Williams,2008).

DerKleinbergbauvonGold(artisanal and small-scale gold miningASGM),einhöchstunzureichendregulierterTeilbereichederperuanischenBergbauindustrie,stellteinesubstanzielle Bedrohung derWasserressourcenPerus dar.Durch die intensiveNut­zungvonQuecksilber, vorallem inderRegionMadredeDios imAmazonasbecken,steht ASGM in Verbindung mit erheblichen Schädigungen der Umwelt sowie Was­serverschmutzungen (Webster, 2012). In diesem Gebiet hat ASGM seit 2000 starkzugenommenundzuerheblichenpolitischenundsozialenKontroversengeführt.DieVerunreinigung des Wassers mit Quecksilber wirkt sich auf flussabwärts gelegeneGemeinschaftenaus,dienichtsmitdenBergbautätigkeitenzutunhaben(Diringeretal.,2015).

Physische RisikenWassermangel ist zu einem derHauptrisiken für neue und schon bestehende Berg­bautätigkeiten geworden. Bergbauunternehmen sind zur Nutzung von Meerwasserund Entsalzungsanlagen gezwungen (Toledano & Roorda, 2014). Da fast 100% derindustriellenBergbautätigkeiteninPeruaufbewohntemLandstattfinden(Alforteetal.,2014),gibteseinenheftigenWettbewerbumdieWassernutzung.GleichzeitigmitdieserschnellenundwasserintensivenWirtschaftsentwicklungtritteinRückgangderflussaufwärtsgelegenenGletscherauf(Buryetal.,2013).

FüreinengrossenTeilderFlusseinzugsgebieteindenküstennahenRegionenundimAndenhochlandPerusbestehenMineralkonzessionen:2009bestandenKonzessionenfür30%odermehrderLandflächederEinzugsgebiete,ausdenendieStädteLima,Tru­jillo,ChiclayoundIcaSüsswassererhalten.Biszu64%derFlächederEinzugsgebieteinCajamarcasindbetroffen(Bebbington&Bury,2009).2011unterlagenmehrals75%derOberflächevonsiebenEinzugsgebietenindenProvinzenArequipa,MoqueguaundPunoMineralkonzessionen(Cubaetal.,2014).

DieVerschmutzungendurchdasAbleitenvonsauremGrubenwasser(Acid Mine Drai-nageAMD) trägt zudenBedenkenhinsichtlichderWasserversorgungbei.AMD istteuerundaufwändigundbelastetBergbauunternehmennochlangenachderEinstel­lungdesAbbaubetriebs.DasAMD-ProblembestehtanStandorten,andenendasabge­bauteMaterial,wiezumBeispielGold,reichanSulfidmineralien ist.KommendiesemitWasser und Luft in Kontakt, entsteht Schwefelsäure, die aus dem umgebendenGesteinschädlicheMetalleundHalbmetalle(wieArsen)herauslöstunddurchderenEinleitungdasWasservergiftet(Sumi&Gestring,2013).NachSchätzungengelangenjährlichmehrals13MilliardenKubikmeterAbwässerausdemBergbau-undMetal­lurgiesektorinPerusGewässer(Bebbington&Williams,2008).ImJuli2008erklärtePerudenNotstandfüreineMinenaheLima,dabefürchtetwurde,dassderDammzurAblagerungvonBergwerksabraumArsen,BleiundKadmiumindieHauptwasserver­sorgungderHauptstadtfreisetzenkönnte(Bebbington&Williams,2008).

Peru erklärte den Not stand für eine

Mine nahe Lima, da befürchtet wurde,

dass der Damm zur Ablagerung von

Berg werksabraum Arsen, Blei und

Kadmium in die Hauptwasser versorgung

freisetzen könnte

33 WaterRiskFilter:Peru

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Rohstoffe–«SchwarzundGold»

28 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

Regulatorische RisikenEine2013vomGold CouncildurchgeführteUmfrageergab,dassGemeinschafts-undUmweltprobleme sowiederErhalt einerBetriebslizenz als die grösstenHindernisseder weltweiten Goldbranche gesehenwurden (GlobeScan, 2013). Das 1992mit demZielderGewinnungausländischerInvestorenfürdiesenSektorverabschiedeteBerg-baugesetz istmiteinigenseit2000erlassenen,gegenläufigenGesetzenkonfrontiert,derenFokusaufeinernachhaltigenEntwicklungliegt(KPMG,2013).MassiveProtesteinfolge industrieller Umweltverschmutzungen durch Minen haben die peruanischeRegierung zu einer strengeren Durchsetzung von Umweltschutzvorschriften veran­lasst.ZudendurchgeführtenMassnahmenzählenauchdie2013erfolgteVerdoppelungderBussgelderfürdieUmweltverschmutzendeUnternehmenunddieBeseitigungvonGesetzeslücken,dieesUnternehmenerlaubten,dieZahlungvonBussgeldernjahrelangzuumgehen(KPMG,2013;Reuters,2013).DieStrafzahlungenreichten2013von2Mil­lionenPEN(CHF574’274)bis30MillionenPEN(CHF8,6Millionen)(KPMG,2013).

Diemeisten zum ASGM zählenden Bergwerke werdenmomentan illegal betrieben,dadieVerfahrenfüreinenoffizielllaufendenBetriebkompliziert,teuerundfürvielehandwerklicheBergbaubetriebeunzugänglichsind(Elbein,2015).2012unterzeichnetedieRegierunginfolgesteigenderBesorgnisüberzunehmendeUmweltzerstörungundsozialeKonflikteeineAnordnung,welcheinoffiziellesASGMsowiedessenFinanzie­rungalskriminelleinstuft(Elbein,2015).NachderBeschlagnahmeeinerTonneillegalabgebauten Goldes zwischen 2013 und 2014 eröffneten die peruanischen Behörden25StrafverfahrenauchgegeninternationaleUnternehmen,einschliesslichSchweizerRaffinerien,dieimVerdachteinerBeteiligunganillegalemGoldhandelstehen(Castillaetal.,2015).

SozialeMobilisierungundProtestehabensichaufdieExpansionderBrancheausge­wirkt.Dazu zählen auchdieVerzögerungenbeiZeitplänen fürdieEntwicklung vonProjekten,derZwangzurNeuplanungvonBergbauprojektenoderdieEinführungvonAusgleichsregelungen,undineinigenFällendieVerwehrungdesZugangsvonUnter­nehmenzudenMineralienvorkommen(Himley,2014).Seit2010habensozialeKonflik­tezurAussetzungvonBergbauprojektenimWertvonCHF21,3Milliarden(USD21,5Milliarden)aufunbestimmteZeitgeführt,waseinemVerlustvonCHF14,8Milliarden(USD14,9Milliarden)anerwartetenAusfuhrerlösen fürPeruentspricht (Schneider,2016).2014wurden, zumeist infolge sozialerKonflikte,wenigerals2%allerAbbau­rechtedesLandesaktivgenutzt(Alforteetal.,2014).

NachfolgendsindeinigeBeispielesozialerKonflikte inVerbindungmitdemBergbauundWasserproblemenaufgeführt,diesichaufBetriebslizenzenfürBergbauunterneh­menausgewirkthaben: • InCajamarcabeinhaltetendiePläne fürNewmontsGold-undKupfermineCongamiteinemWertvonCHF4,76Milliarden(USD4,8Milliarden)dieTrockenlegungvon vier Seen, um optimale Bedingungen für das Unternehmen zu schaffen. DieVerschmutzungen durch die Bergbautätigkeit hatten schon erhebliche nachteiligeAuswirkungen auf die Umwelt. Proteste gegen dieMine schlugen in gewalttätigeZusammenstössemitmindestens30Totenum.DieRegierungriefwegensozialerKonfliktezweimaldenAusnahmezustandaus,und2011 führtendieProtestezum

Die peruanischen Behörden eröffneten 25

Strafverfahren, auch gegen inter nationale

Unter nehmen, ein-schliesslich Schweizer

Raffinerien, die im Verdacht einer

Beteiligung an illegalem Goldhandel stehen

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Rohstoffe–«SchwarzundGold»

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 29

Rücktritt des Premierministers. Der Betrieb wurde Anfang 2012 gestoppt, undnachlanganhaltendenweiterenProtestenliessdasUnternehmendiePlänefürdieEntwicklungderCongamine2016fallen(Alforteetal.,2014;Sampat,2016).DieserFallistfürdieSchweizbesondersbedeutsam,daNewmontbis2015AnteileanderSchweizerRaffinerieValcambibesassundauchunterderneuenEigentümerstrukturBeziehungeninderRaffineriebranchepflegt(Newmont,2015).

• 2012gabdiezunehmendeZahlderKonzessionenfürdenAbbauvonGold,Kupferund Silber den lokalen Gemeinschaften in Llusco (Cuzco) Anlass zur Besorgnishinsichtlich der Auswirkungen auf deren landwirtschaftliche Tätigkeiten und des ZugangszuWasser.MiteinemneunTageandauerndenGeneralstreikinderganzenStadtwurdedagegenprotestiert.LokaleBehördendrohtenmitderÜbernahmederBergbaueinrichtungen, falls die Unternehmen nicht abzögen. Nach einem ausge­dehntenRechtsstreitfordertedieRegierungeineneueUmweltverträglichkeitsprü­fungfürzweiMinenundsetztedieBetriebslizenzfüreineweitereMinedauerhaftaus(Alforteetal.,2014).

• In Pulán, Cajamarca, wurde der Betrieb einer Gold- und Silbermine seit 2004bereitsmehrfachunterbrochen,alsBuenaventuradenBetriebwegenProtestenmitderForderungnacheinerumfassenderenUmweltverträglichkeitsprüfungfürrundein Jahr einstellte. 2008wurdenahezu3000LandarbeiternderZugang zu einervon den beteiligten Unternehmen veranstalteten, öffentlichen Sitzung verwehrt.DiesführtezumehrerenProtesten,währenddenenZufahrtsstrassenblockiertundderAbbruchdesProjektsgefordertwurden.ZweiJahre später fordertedie lokaleRegierungdieDurchführung verschiedenerNaturschutzmassnahmen vomUnter­

Die andine Bevölkerung in

Peru setzte die Umgebung eines

Damms in Brand. Der Damm

wurde durch das Conga Projekt

von Newmont Mining gebaut.

Tausende von Gegnern umkreis-

ten einen See hoch in den Anden

und gelobten, das Unternehmen

daran zu hindern, diesen

trockenzulegen, um die teuerste

Mine Perus zu realisieren

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Rohstoffe–«SchwarzundGold»

30 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

nehmen,darunterdenSchutzderQuellgebietedesEinzugsgebiets.2012führtedieAufgabederMinasConga(sieheoben)zustarkemDruck,denBetriebeinzustellen.ImSeptember2013fandalsAusdruckdesProtestsgegendenMangelangezieltenMassnahmen hinsichtlich der Quellgebiete des Einzugsgebiets ein umfangreicherStreikinderRegionstatt(Alforteetal.,2014).

ReputationsrisikenDiezuweilenschwerwiegenden,sozial-ökologischenKonflikteinVerbindungmitdemGoldabbauingrossemwieauchkleinemMassstabkönnenReputationsrisikenfürBerg-bauunternehmen,dievonihnenbeliefertenUnternehmenundInvestorendarstellen.ReputationsrisikenfürBergbauunternehmensindbegrenzteralsdiefürdieÖlindus­trie,dahierderVerkaufdirektandieEndverbrauchernurseltenerfolgt.EsgabjedochFälle, in denen sich negative Schlagzeilen nachteilig aufmetallverarbeitendeUnter­nehmenauswirkten.FastdieHälfteder2013 imRahmeneinerStudie fürdenGold CouncilbefragtenInteressengruppengaban,dass«ausKriegs-oderKonfliktgebietenstammendesGoldsichaufdenRufdergesamtenBrancheauswirkt»(GlobeScan,2013).

In den peruanischen Anden, wo Existenzen hauptsächlich auf Landwirtschaft und Viehzucht beruhen, resultiert die steigende Besorgnis über die zukünftigeWasser­versorgunginzahlreichenundauchgewalttätigeKonfliktenzwischenBergleutenundlokalenGemeinschaften(Bebbington&Williams,2008;Himley,2014).DieverarmteBevölkerung in ländlichen oder abgelegenenGegenden bekommt die AuswirkungendesBergbausamstärkstenzuspüren.DieAusgrenzungdiesesTeilsderGesellschaftundanhaltendewirtschaftlicheUngleichheit trotzökonomischenWachstumsinfolgesteigenderErträgedurchdenAbbauvonBodenschätzenverschärfendiebestehendenKonfliktenochweiter(Vasquez,2010).ImMärz2016registriertedasBürodesperua­nischenOmbudsmanns208sozialeKonflikte,vondenen79%sozioökonomischerArtwaren.63,7%davonstandeninZusammenhangmitBergbautätigkeiten.34

DieNameneinigergrosserGoldabbauunternehmensindbereitsinVerbindungmitFäl­lenvonUmweltverschmutzungenundMenschenrechtsverletzungen,und–amauffäl­ligsten–mitWasserproblemennegativbehaftet.2012protestiertenUmweltschutz-undMenschenrechtsgruppenaufgrunddesangeschlagenenRufesdesBergbaugigantenRioTintogegendenVertrag,derdasUnternehmenzumLieferantenderolympischenGold­medaillenfür2012machte(Boyd,2014).2005/2006,nachfalschenAnschuldigungenineinemUN-BerichthinsichtlichdesKaufesillegalenGoldesausderDemokratischenRepublikKongo,erlitteineimTessinangesiedelteGoldraffinerieschweregeschäftlicheEinbussen,dadieserBerichtvieleGeschäftspartnerdazuveranlasste,sichvondiesemUnternehmenzudistanzieren (EDA,EFDandWBF,2013).DieSchweizerGoldraffi­nerienPAMPundMetalorsorgten2012mitdemKaufillegalenGoldesausderRegionMadredeDiosinPerufürSchlagzeilen,einerRegion,indersowohlsozialeKonfliktealsauchUmweltschädengravierendsind(Wells,2013;Castilla,2013).

34 http://www.defensoria.gob.pe/conflictos-sociales/objetos/paginas/6/48reporte-mensual-de-conflictos-

sociales-n-145-marzo.pdf

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Rohstoffe–«SchwarzundGold»

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 31

Goldabbau im Kontext eines Flusseinzugsgebiets – Perus Río Santa

IndenRíoSantafliesstWasser aus einem insgesamt 12’200Quadratkilometer gro­ssenEinzugsgebiet. Er ist der zweitgrösste Fluss an der peruanischen Pazifikküste.Diezentralen,umdasWasserdesRíoSantakonkurrierendenwirtschaftlichenTätig­keitensindLandwirtschaftundBergbau,hinzukommenWasserkraftwerkesowiediestädtischeNutzung.MillionenMenschen sind vomWasser desRío Santa abhängig,um ihrenEnergiebedarf zu decken.Ausserdem ist der Fluss dieHauptwasserquellefürChimbote,diedrittgrössteStadtPerus.DiezunehmendeKonkurrenzumWasserschafft Unstimmigkeiten zwischen Wirtschaftszweigen, Behörden sowie den fluss-auf- und -abwärts gelegenen Verbrauchern im Einzugsgebiet und fördert so lokaleundregionaleKonflikte(Lynch,2012).Ausserdemhabensichindenletzten30JahrendiedenFlussspeisendenGletscherumrund15%verkleinert(Buryetal.,2013).DiezahlreichenKonflikte zwischen Interessensvertretern imOberlaufund imUnterlaufwerdensichdurchdenKlimawandel,indessenFolgedieGletscherweiterabschmelzen,voraussichtlichnochverschärfen.

Der Bergbau ist zu einem bedeutenden Wasserverbraucher im Río Santa-Einzugs­gebiet geworden.2008verbrauchteBarricksPierina Goldmine circa zehn Millionen Kubikmeter Süsswasser (Bury et al., 2013).Der Bergbau hat sich besonders auf dieWasserqualitätfürdieflussabwärtslebendeBevölkerungausgewirkt.Seit1981zeigenWasseruntersuchungen, dass die in Peru geltenden Grenzwerte für Wasserqualitäthinsichtlich bestimmter Substanzen – darunter giftige Metalle wie Arsen, Eisen,Blei,ManganundZink–häufigüberschrittenwurden(ebd.).ZusätzlichsetztsichdieVersickerungausBergbaurückständenunvermindertfort.AuchdieVersauerungvonFlüssen und der Rückgang der Vegetation imNationalparkHuascarán, der sich imEinzugsgebietdesRíoSantabefindet,wirddemBergbauangelastet(Buryetal.,2013).DieBehördenverhängennurzögerlichSanktionen,welchedieFinanzergebnissediesesSektorsbeeinträchtigenkönnten.DieswirktsichwiederumaufländlicheGemeindenaus,dievongemeinsamgenutztemWasserfürdenHausgebrauchsowiefürPflanzen-undViehbeständeabhängigsind(Lynch,2012).

InHöhenlagenüber3300MeternüberMeerundnahedesOberlaufesdesRíoSantadrehen sich diemeisten Streitfälle umVerschmutzungen durchMinen. 2010 führtederEntscheidzurErteilungeinerGenehmigungfürdieMineralienerschliessungnaheder imOberlaufdesRíoSanta gelegenenLagunaConococha zumassivenProtestendurchinderPflanzen-undTierproduktiontätigeGemeinschaften,städtischeWasser­verbraucherundNaturschützer(Lynch,2012).LokaleFührungskräftewarntenvordenpotenziellenAuswirkungenderVerschmutzungenausdemBergbauaufdieAgrarwirt­schaftimgesamtenEinzugsgebiet.DervonPolizeigewaltundVandalismusbegleiteteStreikdauertean,bisdieRegierungdieGenehmigungzurSondierungaussetzte.

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Rohstoffe–«SchwarzundGold»

32 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

AmOberlaufdesEinzugsgebietsnutzen70%derBauern20%derimRíoSanta-Ein­zugsgebietbewässertenFläche,währendimUnterlauf80%derbewässertenGebietevonlediglich30%derBauerngenutztwerden(USAID,2011).AnderKüsteüberwiegengrosse, exportierende Agrarunternehmen, amOberlauf des Einzugsgebiets sind vorallemKleinbauern tätig.WährendLandbesitzer indenTiefebenenAnrecht auf einefestgelegte,jährlichzugeteilteWassermengehaben,sindNutzervonBewässerungsan­lagenimHochlandberechtigt,einenprozentualenAnteilderverfügbarenWassermengezunutzen.IndermöglicherweisedurchGletscherschwundbegünstigtenDürreperiodeheisstdies,dassWasserausdenHochländernzudenBauernimtiefergelegenenEin­zugsgebietumgeleitetwerdenmüsste,waszueinerverstärktenGefährdungderNah­rungsmittelproduzentenimHochlandsowiederstädtischenWasserverbraucherführtundausserdemmöglicherweisedenBergbaugefährdet(Lynch,2012).

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Chemikalien

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 33

5 Chemikalien2014wurdenweltweit (nicht-pharmazeutische)Chemikalien imWertvonCHF2224Milliarden ( 2054Milliarden)exportiert,waseinemAnteilvon11,1%desweltweitenWarenhandelsund16,8%desweltweitenHandelsmit Industriegütern (WTO,2015)entspricht.2014wardieSchweizderweltweitviertgrössteExporteurvonChemikaliennachderEuropäischenUnion,denVereinigtenStaatenundChinamiteinerAusfuhrvon(nicht-pharmazeutischen)ChemikalienimWertvonrundCHF89Millionen( 82Millionen)(WTO,2015).DieSchweizerUnternehmenIneos und Syngentagehörenzuden40grösstenChemikalienherstellernweltweit(Tullo,2014).

Chemikalienkommenbeipraktischallen,vomMenschenhergestelltenErzeugnissenzumEinsatz –mehr als 96% aller Industriegüter sind von der chemischen Indust­rieabhängig.35DerChemikaliensektorumfasstBasischemikalien(Petrochemikalien,Derivate sowie anorganische Chemikalien), Spezialchemikalien (Hilfsmittel für dieIndustrie,FarbenundLacke,Pflanzenschutzmittel,FarbstoffeundPigmente)undVer­braucherchemikalien(Seife,Reinigungsmittel,Bleichmittel,ProduktezurHaar-undHautpflege,ätherischeÖle,Parfumusw.).DieMehrheitderZehntausenden,weltweitvonderchemischenIndustriehergestelltenSubstanzenwirdvonanderenChemieun­ternehmen oder Industriezweigen (z.B. Metall-, Glas-, Elektroindustrie) verwendet(OECD,2001).InderSchweizwerdenungefähr20’000verschiedeneArtenvonChe­mikalienhergestelltundinHaushalten,imGartenbau,inderLandwirtschaftundderindustriellenProduktioneingesetzt.36

Länder mit den grössten Einfuhren in die Schweiz und ihre Wasserrisiken

DerGrossteil der Chemieimporte in die Schweiz stammt aus anderen europäischenStaatenunddenUSA(sieheTabelle6).DieswiderspiegeltjedochlediglichdieTatsa­che, dass es sich um Produkte in der Verarbeitungsphase derWertschöpfungskettehandelt oderumvonUnternehmengehandelteRohstoffe, die ein-unddannwiederausgeführtwerden(siehemethodischeEinschränkungen).EuropaverfügtüberrelativwenigBodenschätzeundstütztsichdaherweitgehendaufimportierteRohstoffefürdieHerstellungchemischerProdukte.WährendsichderVertreiberjedenMomentändernkönnte,wirddasHerkunftslandseineRohstoffvorkommenweiterabbauen,bisdieseerschöpftsind.BasierendaufDatenausdemJahr2015führtediechemischeIndust­riederSchweizüber1,1MillionenTonnenorganischeRohstoffe37und739’485Tonnenanorganische Rohstoffe (Mineralien)38ein.Tabelle6zeigtdieRisikenderLändermitdengrösstenEinfuhrenvonChemikalienindieSchweiz,Tabelle7listetdiewichtigs­ten,anorganischenChemieimporteindieSchweizauf.

35 http://www.americanchemistry.com/chemistry-industry-facts

36 http://www.bafu.admin.ch/chemikalien/15208/index.html?lang=en

37 SwissImpex,perApril2016,Tarifnummer29–organischechemischeErzeugnisse

38 SwissImpex,perApril2016,Tarifnummer28–anorganischechemischeErzeugnisse;anorganischeoderorganische

VerbindungenvonEdelmetallen,radioaktivenElementen,SeltenerdmetallenoderIsotopen

2014 war die Schweiz der weltweit viert-grösste Exporteur

von Chemikalien

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Chemikalien

34 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

Einfuhrmenge(kg)

Einfuhrwert (CHF)

Anteil an gesamterEinfuhr

PhysischesRisiko

Regulatorisches Risiko

Reputations­ risiko

Deutschland 684’440’141 1’405’548’556 37%

Frankreich 408’879’226 402’674’276 22%

Niederlande 162’985’420 202’665’371 9%

China 93’522’811 767’027’716 5%

Belgien 87’609’468 189’722’626 5%

USA 84’013’862 480’827’464 5%

Italien 69’823’022 332’009’519 4%

Österreich 38’969’895 98’538’480 2%

Grossbritannien 36’781’357 1’468’145’751 2%

Indien 28’501’515 389’670’042 2%

Tabelle 6 – Top 10 der Länder, aus denen die Schweiz Chemikalien einführt, und deren Wasserrisiken (auf dem Einfuhrwert basierend)

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Chemikalien

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 35

Eingeführte anorganische ChemikalienEinfuhrmenge

(kg)Einfuhrwert

(CHF)Anteil an

gesamterEinfuhr

Natriumhydroxid[Aetznatron];Kaliumhydroxid[Aetzkali]; PeroxidedesNatriumsoderdesKaliums

165’221’329 38’252’023 22%

Chloride,ChloridoxideundChloridhydroxide;BromideundBromidoxide; Jodide und Jodidoxide

65’758’214 24’625’241 9%

Carbonate;Peroxocarbonate[Percarbonate];handelsüblichesAmmoniumcarbonat,Ammoniumcarbamatenthaltend

56’718’858 25’984’164 8%

Säuren,anorganisch,undanorganischeSauerstoffverbindungenderNichtmetalle39 54’844’667 40’674’606 7%

Sulfate;Alaune;Peroxosulfate[Persulfate] 51’469’305 17’859’932 7%

SalzederanorganischenSäurenoderPeroxosäuren,einschl.Aluminosilicate, auchchemischnichteinheitlich40

39’932’379 11’595’862 5%

Wasserstoff,EdelgaseundanderenichtmetallischeElemente 36’119’050 31’567’618 5%

Fluor,Chlor,BromundJod 34’451’249 5’703’730 5%

Korund,künstlich,auchchemischnichteinheitlich;Aluminiumoxid; Aluminiumhydroxid

33’795’013 30’277’084 5%

Chlorwasserstoff[Salzsäure];Chloroschwefelsäure 28’835’318 3’479’121 4%

Tabelle 7 – Top 10 der von der Schweiz eingeführten, anorganischen Chemikalien

39 Ausg.Chlorwasserstoff[Salzsäure],Chloroschwefelsäure,Schwefelsäure,Oleum,Salpetersäure,Nitriersäuren,

Diphosphorpentoxid,Phosphorsäure,Polyphosphorsäuren,BoroxideundBorsäuren

40 Ausg.SalzederSäurenderMetalloxideoderMetallperoxidesowieAzide

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Chemikalien

36 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

Physische Risiken Einzugsgebiet BeiderVerfügbarkeitvonSüsswasser(Menge)kannesdurchdensteigendenBedarfanderer,imEinzugsgebietansässigerVerbraucherzuEngpässenkommen.Andere,imEinzugsgebietansässigeVerbraucherkönnenSüsswasserquellen verschmutzen(Qualität).SteigendeLuft-undWassertemperaturenführenzugrösseren,fürKühlungundBetriebbenötigtenWassermengen,währenddieVerdunstungderWasserquellenzunimmt.

Unternehmen UnterbrücheoderVerminderungeninderWasserversorgungbeschränkendie industrielle Nutzung zur Produktion, Materialverarbeitung, Reinigung und besonderszurKühlung,welchedasmeisteWasserverbraucht.DadieFertigungsstandortederBrancheinweitereRegionenderWeltmitWasser-knappheitvordringen,einschliesslichdemNahenOsten,IndienundChina,wirdsichdasProblemdesWassermangelsverschärfen.StarkverschmutztesWasserkanneineWasseraufbereitungvorOrtbetrieblicherforderlichmachen.

Regulatorische Risiken Einzugsgebiet Grosse,multinationaleUnternehmensindoftbevorzugteZielefür(lokale) Regierungen.• LokaleUnternehmenerhaltenoftmalsehersteuerlicheoderregulatorischeVorzügealsgrössere,multinationaleUnternehmen.

Keine oder nur begrenzte Vorschriften oder keine oder nur begrenzte Durchsetzung durchlokaleRegierungenkönnensichaufdieWasserqualitätund-mengeauswirken.BeimBetriebingrenzüberschreitendenEinzugsgebietenkönnensichlandesspezifischeUnterschiedebeiVorschriftenundDurchsetzungstromabwärtsstärkeraufWasser­qualitätund-mengeauswirken.Infolge von Veränderungen hinsichtlich Wassernutzungsrechten, Preisen und AnforderungenandieAbwasserbehandlungkönnenfürUnternehmenhöhereKostenentstehenodersielaufenGefahr,ihreBetriebslizenzzuverlieren.BesondersinFällen,indenensichdiechemischeIndustriehinzuGebietenmithohemphysischemundökonomischemWassermangelverlagert,könnteninWettbewerbmitlokalenGemein­schaftenstehendeUnternehmenihreBetriebslizenzverlieren.

Unternehmen NochstrengereVorschriftenundverstärktestaatlicheDurchsetzungkönnendieKostenfürSüsswassersowiefürdieAbwasserbehandlungund-einleitungerhöhen.• GesetzgeberkönntenUnternehmenzurVerwendunginnovativerHerstellungsver­fahrenzwingen,umdieAuswirkungenaufWasserzureduzieren.

• UnterBerücksichtigungderbenötigtenMengensinddieAuswirkungenmöglicherPreissteigerungenerheblich.

DieUnternehmenmüssenzahlreicheinternationale,regionaleundnationaleAn­forderungenerfüllen.• DieWasserrahmenrichtliniederEU41 hat die schrittweise Einstellung der Nutzung 33wichtigerChemikalienfürdieVerbesserungderWasserqualitätindenwichtig­stenFlusseinzugsgebietenzumZiel.DieEU-GesetzgebungREACH42 legt der IndustriegrössereVerantwortungbeimManagementderRisikenfürUmweltundGesundheitauf.

Tabelle 8 – Allgemeiner Überblick über die für den Sektor der chemischen Industrie bestehenden Wasserrisiken (CERES, 2010; PWC, 2011)

41 DieWasserrahmenrichtliniebildetdengesetzlichenRahmenfürSchutzundReinigungvonWasserinEuropaund

sichertdessenlangfristige,nachhaltigeNutzung.WeitereAngabenunter:http://ec.europa.eu/environment/water/

water-framework/index_en.html

42 REACHisteineVerordnungderEuropäischenUnionfürdenbesserenSchutzdermenschlichenGesundheitundder

UmweltvordurchChemikalienverursachtenRisikenbeigleichzeitigerVerbesserungderWettbewerbsfähigkeitder

chemischenIndustrieinderEU.SiefördertalternativeMethodenzurGefährlichkeitsprüfungvonStoffen,umdie

AnzahlvonTierversuchenzureduzieren.WeitereAngabenunter:http://echa.europa.eu/regulations/reach

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Chemikalien

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 37

43 http://www.britannica.com/event/Bhopal-disaster

Reputationsrisiken Einzugsgebiet InFällenörtlichenWassermangelsodervonVerschmutzungdesEinzugsgebietesdurchAbwässeristbesondersdasAnsehengrosser,multinationalerUnternehmenindenlokalenGemeinschaftengefährdet.EsbestehtDruckseitensderEndverbraucher(Konsumenten)zurMeidungvon ProduktenausproblembelastetenEinzugsgebieten.

Unternehmen BeiUnfällen,StörfällenoderAuswirkungenvonProduktenaufWasserressourcenunddieUmweltsindReputationsrisikenbesondershoch(z.B.ExplosiondesWerksvonUnionCarbide1984inBhopal,Indien43).BeiRegierungen,Gemeinschaften,NGOsundFirmenkundenmitBlickaufdenFussabdruckihrereigenenLieferkettebestehteinezunehmendeBesorgniswegendergrossenMengeanChemieabfällenunddenpotenziellennegativenAuswirkungenaufWasserressourcenunddieumgebendenÖkosysteme.KonfliktemitlokalenGemeinschaftenhinsichtlichdesZugangszuWasserbedrohendieBetriebslizenzenderUnternehmenwieauchdasAnsehenderMarken.AuswirkungenvonAbwasseraufdieWasserqualitätmitFolgenfürflussabwärtsgelegeneNutzerundaquatischeÖkosysteme.

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Chemikalien

38 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

Wasserrisiko des Sektors und Intensität der Wassernutzung

DiechemischeIndustrieistalseinerderHauptwasserverbraucherbekannt,wobeidergrössteAnteil aufKühlwasser entfällt.Wasserwird ausserdem zur Produktion undReinigungchemischerProdukteundzurDampferzeugung,Reinigung,beisicherheits­relevanten Einrichtungen (z.B. Sprühflutanlagen) undWiederverwertungsverfahreneingesetzt.

WährenddieVerschmutzunginderVerarbeitungsphaseeinesdergrösstenRisikenfürdiechemischeIndustriedarstellt,trifftdiesnuraufLändermitlockerenodergarnichtvorhandenenVorschriftenzu(sieheTabelle8füreinenallgemeinenÜberblicküberdiefürdenSektorderchemischenIndustriebestehendenWasserrisiken).InLändernmiteinemschwachenKontrollrahmen,indenenverunreinigtesund/odererhitztesWasser,dasbeiderChemikalienherstellunggenutztwurde, indieWassersystemeeingeleitetwird, bestehen für Unternehmen regulatorische Risiken sowie Reputationsrisiken.Ansonsten stellt die (organische oder anorganische) Rohstoffbasis der chemischenIndustriedasgrössteRisikodar.DasWasserrisikobeiderExtraktionvonÖlundSal­zensowieinderSchwefelproduktionistbesondershoch.

Auswirkungen der chemischen Industrie auf Wasser

• ImVergleichzuallensonstigenverarbeitendenIndustrienwardiechemischeIndustrie1995inOECD-StaatendergrössteWasserverbraucher(43%)(OECD,2001;Buccini,2004).

• Clariant,einesdergrösstenSchweizerChemieunternehmen,entwickelteeinAdvan-ced Denim genanntes Produkt, das bei der Produktion von Jeansstoffen weniger chemischeFarbstoffeundWasserbenötigt.WürdedieseTechnologiebeinur25%derweltweitenJeansproduktioneingesetzt,würdedies–gemässeigenerAussage– «jährlich62MillionenKubikmeterWassersparen–oderdenjährlichenWasserver­brauchvonüber1,7MillionenMenschen–undproJahrwürdenbiszu8,3Millio­nenKubikmeterAbwassernichtanfallenoderbehandeltwerdenmüssen»44.

• 1986hüllteeinBrandbeimChemieunternehmenSandozinBaseldieRegionineineRauchwolke,diemit1350TonnenPestizidenundAgrochemikalienverunreinigtwar.DieTausendenKubikmeterWasser,diezurLöschungdesBrandesgenutztwurden,brachtendasRückhaltebeckendesWerkeszumÜberlaufen.DiesführtezurEinleitungvon30TonnenChemikalienindenRhein,dersichrotverfärbte.FloraundFaunaimFlusswurdenzerstörtundindenfolgendenTagenwurdenHundertevonTonnentoterFischeundsonstigerLebewesenimFlussgefunden.BodenundGrundwasserwurdenebenfallsverunreinigt(Mir,2011).

44 http://www.advanceddenim.clariant.com/index.php/eco-efficiency/resource-savings.html

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Chemikalien

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 39

45 SwissImpex,perApril2016,Tarifnummer28–anorganischechemischeErzeugnisse;anorganischeoderorganische

VerbindungenvonEdelmetallen,radioaktivenElementen,SeltenerdmetallenoderIsotopenundTarifnummer29–

organischechemischeErzeugnisse

46 http://chinawaterrisk.org/big-picture/china-water-crisis/

47 WaterRiskFilter:China

48 http://chinawaterrisk.org/wp-content/uploads/2011/10/ChinaWaterRisk-Economy-Runs-on-Water.pdf

49 http://chinawaterrisk.org/opinions/no-chemicals-please/

Länderbeispiel: Chemische Industrie in China

Anteil an der weltweiten Produktion (CEFIC, 2016) 34,4%

Anteil an Importen in die Schweiz 45 5,0%

Mit Verkaufszahlen, welche jene anderer Länder beiWeitem überstiegen (CHF 1,19TrillionenimVergleichzuCHF506,6MilliardenimFallederUSA,demzweitgrösstenHersteller),warChina2014derweltweitgrössteChemikalienhersteller(CEFIC,2016).MiteinemAnteilvon10%anChinasBruttoinlandproduktistdiechemischeIndustriederdrittgrössteIndustriesektordesLandes(KPMG,2011).DiegeplanteÜbernahmeder schweizerischen Syngenta-Gruppe,einemProduzentenvonPestizidenundSaat­gutundzweitgrösstemChemikalienherstellerinderSchweiz,durchChemChinawürdeden Chemikaliensektor grundsätzlich verändern. Die zusammengelegten Unterneh­menwürdentatsächlichwahrscheinlichhöhereEinnahmenerzielenals ihrKonkur­rent Monsanto(BloombergNews,2016).

WassersituationObwohl 20% der Weltbevölkerung in China leben, verfügt das Land nur über 7%der Süsswasserreserven des Planeten.46 China kann in neun grosse Gruppen vonFlusseinzugsgebietenunterteiltwerden.Esbefindensich jedochca.80%dererneu­erbaren Oberflächenwasserressourcen im Süden des Landes. Zum Ausgleich dieserungleichmässigenVerteilungwirdeinriesigesWasserbauprojektvorangetrieben,daseineUmleitungvonWasservomSüdenindenNordenanstrebt.DieshättepotenziellschwereAuswirkungenaufdieUmweltimSüdenzurFolge.

In China bestehen die folgenden hauptsächlichen Wasserprobleme: Überbeanspru­chungdesGrundwassersundabsinkendeGrundwasserspiegel(insbesondereimNor­den);Verschmutzung–70%derFlüsseundSeeninChinasinderheblichverschmutzt,dasGrundwasservon50%derchinesischenStädteistverunreinigtundüber30%derLandfläche China ist von sauremRegen betroffen (Carmody, 2010); sowie schwererWasserstress–44,7%desLandes sind vonWasserstressbetroffen.47 Chinas Minis­terium für Wasserressourcen sagt voraus, dass die Wasserversorgung 2030 denBedarf nichtmehr decken kann, sofernChina nicht einschneidendeVeränderungenvornimmt.48

Physische RisikenÜber45’000ArtensynthetischerChemikalienwerden inChinaproduziert, genutzt,undindieGewässerdesLandeseingeleitet.4920%desindenStadtgebietenalsTrink­wasserverwendetenGrundwasserssindverunreinigt,manchmalauchmitkrebserre­gendenChemikalien(Gleick,2008).

Über 45‘000 Arten synthetischer

Chemikalien werden in China produziert,

genutzt, und in die Gewässer des Landes

eingeleitet

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40 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

90%desoberflächennahenGrundwassersinChinasindverschmutztund37%geltenalssostarkverunreinigt,dasseineBehandlungzurNutzungalsTrinkwasserunmög­lich ist.Jährlicherkrankengeschätzte 190MillionenChinesendurchverunreinigtesWasser,60’000sterbenandenFolgen.DieWeltbankschätzt,dassdieseErkrankungenderRegierungjährlichKosteninHöhevonCHF22,8Milliarden–oder1%vonChinasBruttoinlandprodukt–verursachen(Anderson,2015).

Die 2030 Water Resources Group – bestehend aus einem Konsortium multinatio­nalerUnternehmen, derWeltbankgruppeundMcKinsey– schätzt, dass es 2030 zueinemDefizitvon201MilliardenKubikmeterWasserkommenwird(basierendaufderAnnahme,dassProduktivitätundEffizienzunverändertaufdemStandvon2005blei­ben).Obwohl die Landwirtschaft ChinasWasserressourcen insgesamt am stärkstennutzt,istderdortigeAnstiegdesWasserverbrauchsum0,6%weitwenigerbelastendalsdervon2005bis2030um2,9%steigendeVerbrauchdesIndustriesektors(2030WaterResourcesGroup,2009).

Regulatorische RisikenDie Regulierungslandschaft unterscheidet sich in Chinas verschiedenen Regionen, dahermüssenUnternehmenbesonderesAugenmerkauflokaleundnationaleVorschrif­tenlegen.DieVerantwortlichkeitenfürWasserressourcen,DatenundInformationen,Bau von Infrastruktur, Umweltschutz, landwirtschaftliche Entwicklung, TransportundweiterewasserbezogeneAktivitätensindzwischenmiteinanderkonkurrierendenoderinKonfliktstehendenBehördenaufgeteilt(PWC,2008).

ChinasGesetzzurVerhinderungundKontrollevonWasserverschmutzungenvon1984(2008überarbeitet)unddas2002eingeführteWater Law schufen einen gesetzlichen RahmenzurVermeidungundKontrollederVerschmutzungvonSüsswasserundfürdieNutzungvonWasserressourcen.EinigeBestimmungendieserGesetzeerlaubenhärtereStrafen fürVerschmutzungsverursacher,einGenehmigungssystemfürEinleitungen,SammelklagenvonBürgerngegenVerschmutzungsverursacher, verbesserteNormensowieerhöhteTransparenzundStrafenimFalleunzulänglichergesetzlicherDurchset­zung.50ImBemühenumdieReduzierungsichüberschneidenderVerantwortlichkeitenvonBehördenundimRahmendervonvielenalsHinwendungzueinemverstärktenUmweltschutzgesehenenMassnahmenschufdieRegierungfünf«Super-Ministerien»,zudenenauchdasMinisteriumfürUmweltschutzgehört.51

ObwohlChinainletzterZeitzahlreicheUmweltschutzgesetzeund-vorschriftenerlas­senhat, bleibt eine effektiveUm-undDurchsetzungproblematisch.DieEinhaltungliegtBerichtenzufolgebeinur10%undnur30%derverurteiltenUnternehmenzahlentatsächlichihreStrafeandieZentralregierung.52WährendesbisherfürUnternehmeninChinaprofitablerwar,StrafenfürVerschmutzungenzuzahlenanstattVorsorgemass­nahmenzutreffen,habendieletztenÄnderungenderGesetzezurVerhinderungundKontrollevonWasserverschmutzungendieStrafzahlungenfürVerschmutzungsverur­sacherangehobenundesistkeineObergrenzefürbesondersschwereFällefestgelegt.53

50 http://chinawaterrisk.org/regulations/overview/

51 Ibid.

52 http://chinawaterrisk.org/regulations/enforcement/

53 http://chinawaterrisk.org/regulations/enforcement/pollution-fines/

Die letzten Änderungen in der Gesetzgebung

haben die Strafzahlun-gen für Verursacher

von Wasserverschmut-zungen angehoben und es ist keine Obergrenze für besonders schwere

Fälle festgelegt

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DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 41

54 http://chinawaterrisk.org/resources/analysis-reviews/water-treaties-a-question-of-rights/

55 http://chinawaterrisk.org/resources/analysis-reviews/2012-review-5-trends-for-2013/

56 https://www.theguardian.com/world/2013/sep/04/china-poisoned-fish-river

ChinaverfügtüberrelativwenigeinternationaleWasserabkommenmitseinenNach­barn,darunterbesondersdie südlich, stromabwärts gelegenenNachbarn,wasmög­licherweise durch die sehr geringe Abhängigkeit von externen Wasserressourcen zu erklärenist.54

ReputationsrisikenAls Folge vonwachsenden internenMeinungsverschiedenheiten undKonflikten umWasserzuteilung wie auch Wasserqualität sehen sich sowohl die zentrale als auch die regionalen Regierungen steigendem Druck hinsichtlich der Bekämpfung von Was­serproblemen gegenüber. Die chinesischen Bürger verfügen über ein wachsendesBewusstseinfürUmweltprobleme.AuchderAktivismusgegenWasserverschmutzungnimmtzu.2012kameszugeschätzten187’000Umweltprotesten,wasdurchschnittlich500Protestentäglichentspricht.55

2005 wurde der Fluss Songhua infolge einer Explosion in einem Chemiewerk inder Stadt Jilin mit 100 Tonnen benzolbasierter Schadstoffe verschmutzt. Anwoh­nerberichteten,dass sichLeitungswasser rot oder gelb verfärbte (Brice, 2008).DieWasserversorgungvonnahezu4MillionenMenschen inHarbin,derHauptstadtderProvinzHeilongjiang,wurdeunterbrochen(Gleick,2008).TrotzderBemühungenderRegierungmitPlänen zumBau vonüber 200«Wasserschutzprojekten» entlangdesSonghua und der Schliessung einiger Handels- und Industrieunternehmen, um dieschlimmstenVerschmutzungen zu beenden, erleidet Chinaweiterhin ChemieunfälleundschwereVerschmutzungen.

Die Behörden haben

rund 100’000 Kilogramm tote

Fische abgeschöpft, welche

gemäss ihrer Angabe durch

Ammonium aus einem Chemie-

werk vergiftet wurden 56

40% der mehr als 40’000 Betriebe in den

untersuchten petroche-mischen, chemischen

und pharmazeutischen Industriezweigen

stellen eine ernste Bedrohung der öffentli-

chen Gesundheit dar

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42 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

Erstmalig erklärte die chinesische Regierung offiziell die Existenz sogenannter«Krebsdörfer»,diesichoftinderUmgebungvonFabrikanlagenbefinden.DieseDörfererhalten ihr Trink­, Wasch­ und Kochwasser57ausFlüssen,diemitgiftigenChemika­lienbelastet sind.DasUmweltministeriumschätzte,dass40%dermehrals40’000Betriebe in den untersuchten petrochemischen, chemischen und pharmazeutischenIndustriezweigeneineernsteBedrohungderöffentlichenGesundheitdarstellen(Jing,2013).DieseamtlicheErklärungwurde jedochschnellals falschbezeichnetunddasMinisteriumgerügt;dieBehördenreagierenstattdessenmit«Dementi,Einschüchte­rungundSchweigen»(Kaiman,2013).EinEinwohnereinesbetroffenen«Krebsdorfes»sagtehierzu(Kaiman2013):«Ganzegal,wieoftwirdarübersprechen,siewerdenunsnichtentschädigen.Also sprechenwirnichtmehrdarüber.»TrotzderVersuchevonRegierungsbeamten,MeldungenüberUnfälleinderchemischenIndustrieundderenAuswirkungen von den Nachrichten fernzuhalten, berichten internationale Nachrich­tenagenturendarüber.DieskannirgendwannzuReputationsrisikenfürUnternehmenführen.

57 http://www.greenpeace.org/eastasia/campaigns/toxics/problems/water-pollution/

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DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 43

Zellstoff und Papier

DiePapier-undZellstoffindustrieistverantwortlichfürmehrals40%desweltweitenHandelsmitIndustriehöl­zern.58 Die Verarbeitung von Papier und Zellstoff stellt auch einen der primärenMärkte für Basischemikaliendar(OECD,2001).DasbeiderHerstellungvonPapierausZellstoffmeistgenutzteVerfahrenistdasKraftverfahren(Sulfat).DerGrossteilderKraftzellstoffproduktionwirdmittels der Elemental-Chlorine-Free-Technologie (ele­mentarchlorfrei,ECF)gebleicht–einemVerfahren,dasaufdieVerwendungvonChlordioxidangewiesenist.DieECF-Technologie hat einen Weltmarktanteil von über90%.59

Diese Branche ist der grösste Einzelwasserverbrau-cher für industrielle Tätigkeiten in Industrieländern 60 mit einem Bedarf von durchschnittlich 54 Kubikme­tern Wasser pro Tonne Endprodukt 61. Innahezu jedemSchritt der industriellen Produktion von Zellstoff und Papier wird Wasser verwendet, was zu grossen Mengen vonAbwässernundRestschlämmenführt.Ausdenoftin der Nähe von Flüssen und Seen oder an der Küstegelegenen Papierfabriken können grosse Mengen vonSchadstoffen in Gewässer eingeleitet werden, was sichnegativ auf die aquatischen Ökosysteme und auf dieGesundheit der nahe der Papierfabrik lebendenBevöl­kerungauswirkt.DadieNachfragenachpapierbasiertenProduktensteigt,müssendieUmweltauswirkungenderinderenProduktionverwendetenChemikaliengenauergeprüftwerden.DiesgiltbesondersfürdasBleichenvonZellstoff.

Physical risks 62 Für den Betrieb der Papier- und Zellstoffindustrie beste-hen physische Risiken quantitativer und qualitativer Art. In diesem Sektor besteht naturgemäss ein Bedarf an grossen Mengen von Süsswasser. Der Grossteil die-ses Wassers wird als Betriebswasser verwendet, wird also bei der Produktion nicht verbraucht, aber stark mit Schadstoffen belastet (einschliesslich Temperatur), was sich ohne geeignete Behandlung vor der Einleitung in Gewässer negativ auf die Umwelt auswirkt. Der Betrieb

erfordert zudem dauerhaften und zuverlässigen Zugriff auf grosse Wassermengen mit einer bestimmten Quali-tät, um eine wirtschaftliche Produktion zu gewährleis-ten. Stärkere Wasserverschmutzung würde zu Kosten für die Wasserbehandlung führen. Physische Risiken können natürlicher Art sein oder durch andere Inter-essengruppen im Einzugsgebiet ausgelöst werden (z.B. Verschmutzung; flussaufwärts erfolgende, übermässi-ge Wasserentnahme).

Während beim Total-Chlorine-Free-Bleichverfahren (TCF, Bleichen des Zellstoffs ohne Chlor) Sauerstoff,Ozon und/oder Wasserstoffperoxid verwendet werden, kommt bei der EFC-Technologie das schädliche Chlor­dioxid zum Einsatz. Gelangen gefährliche, chlorierteVerbindungen oder sonstige Nebenprodukte der Zell­stoffverarbeitung in Gewässer, können sie zur Verun­reinigung desWassers und zuUmweltschäden führen.DasichdieseVerbindungeninOrganismenanreichern,gelangen sie in dieNahrungskette und können sich sogesundheitsschädigendauswirken.63

Durch die Ansammlung von Chlorverbindungen inIndustriefiltersystemen istes fürmitdemECF-Verfah­renarbeitendePapierfabrikenschwieriger,Systememitgeschlossenen Kreisläufen zu erstellen, in denen eine Wiederverwertung des Abwassers aus dem Bleichvor­gang erfolgt 64, und somit der Verbrauch von Wasseraus natürlichen Wassersystemen gesenkt würde. Diesbedeutet,dassPapierfabrikennurinbegrenztemMasseVerbesserungenderEffizienzihrerWassernutzungvor­nehmenkönnen.DaskannimLaufederZeitzuerhöh­tenBetriebskosten führen–nicht nur hinsichtlich desWasserverbrauchs, sondern auch beim Verbrauch vonEnergieundChemikalien.

Regulatorische Risiken Durch die potenziell hohen Auswirkungen auf Wasser-menge und -qualität gelten für die Papier- und Zellstoffin-dustrie zahlreiche Gesetze und Vorschriften, die jedoch in verschiedenen Staaten deutlich voneinander abweichen

58 http://www.worldwildlife.org/industries/pulp-and-paper

59 Ibid.

60 Ibid.

61 www.waterworld.com/articles/iww/print/volume-12/issue-3/feature-editorial/water-treatment-in-the-pulp-and-paper-industry.html

62 DerkursiveTextindenAbschnitten«Physische,RegulatorischeundReputationsrisiken»stammtausACE&WWF,2015

63 www.ejnet.org/dioxin/

64 http://www.energy.ca.gov/process/pubs/LP_CLOSED_CYCLE_FINAL.PDF

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können. Darüber hinaus hängt die Wirkung dieser Geset-ze und Vorschriften vom Ausmass ihrer Umsetzung und Durchsetzung ab. Änderungen bei Genehmigungen für die Wassernutzung, Wasserpreisen und zulässigen Wer-ten für Schadstoffe im Abwasser wirken sich besonders stark auf die Betriebskosten aus. Konstante Verbesserun-gen der Wassereffizienz und der Abwasserbehandlung sind nötig, um dem gesetzlichen Rahmen zu entsprechen. Bei Unternehmen können Probleme mit der Erfüllung der durch lokale oder regionale Regierungen auferlegten gesetzlichen Vorgaben auftreten. Regulatorische Risiken sind bei klaren gesetzlichen Rahmenbedingungen niedri-ger, wenn das Unternehmen nicht plötzlich und oft ver-ändernden, gesetzlichen Vorschriften unterliegt.

Regulatorische Risiken Die unzureichende Erfüllung von Vorgaben durch ein Unternehmen und/oder bestimmte Teile des Betriebs oder eine daraus resultierende breite Medienbericht-erstattung können sich negativ auf die Akzeptanz des Unternehmens und seine Produkte von Seiten der Inte-ressengruppen im Einzugsgebiet (lokale Bevölkerung, NGOs, andere Industriezweige, Regierungen) auswir-ken. Die Betriebslizenz kann sogar über den Standort hinaus auf Unternehmens- und Branchenebene infrage gestellt werden. Die Aneignung von Kenntnissen über die Auswirkungen des eigenen Betriebs und der Bran-che auf die Umwelt sowie deren Offenlegung werden als wichtige Signale dafür gesehen, dass ein Unternehmen zu Verbesserungen und zum Lernen aus Fehlern willens ist, aber auch, um diesbezügliche Erkenntnisse und Erfolge aufzuzeigen. Ein schlechter Ruf kann sich auch auf die Attraktivität der Branche für zukünftige Ange-stellte auswirken.

EinigeeinflussreicheNGOs(wieGreenpeaceundAmnes­ty International) betreiben gezielte Detox-Kampagnenin Bezug auf Betriebswasser (siehe ReputationsrisikenKapitel7TextilienundBekleidung).Unternehmenwer­denstärkerhinsichtlichderGefährlichkeitihrerAbfälleüberprüft und dazu aufgefordert, über die ErfüllungderStandardanforderungenhinauszugehen.Angesichtsdieser Bemühungen um eine Vermeidung gefährlicherChemikalienistesunwahrscheinlich,dassForderungennacheinerBeendigung«schmutziger»Produktionnach­lassen.

Im Fokus – Chile 2014warChilederviertgrössteExporteurvonZellstofffür die Papierproduktion und von Holzzellstoff (nachBrasilien, Kanada und den USA).65 Für den Zeitraum2010 bis 2025 wird erwartet, dass die lateinamerika­nischen Exporte die weltweite Hauptquelle von Holz­zellstoff werden, wobei ein Grossteil nachWesteuropaausgeführtwird(sieheAbbildung13inWBCSD&Pöyry,2012).LautWWFverlagernvieleinternationalePapier-und Zellstoffunternehmen ihre Produktion infolgeniedrigerer Produktionskosten und der Nähe zu Plan­tagenmitschnellnachwachsendemZellstoffholzindenSüden.66

Auswirkungen einer Papierfabrik auf Lateinamerikas erstes Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung2004 wurden aus der Celulosa-Arauco-y-Constitu­ción­Papierfabrik (Celco­Arauco) in Valdivia Abwässer in den Fluss Cruces eingeleitet. Die Papierfabrik wur­de nahe (32 Kilometer) des Naturschutzgebiets Car­los Anwandter gebaut, Lateinamerikas erstem durchRamsaraufgenommenenFeuchtgebietvoninternationa­lerBedeutung.DieEinleitungverursachteUmweltschä­denimFlussundimFeuchtgebiet,einschliesslicheinerstarken Dezimierung einer der grössten BrutkolonienvonSchwarzhalsschwänensowieanderenWasservögelnundWassertiereninSüdamerika(WWF,2005).Esfolg­ten Rechtsstreitigkeiten, die zur zeitweiligen Schliessung der Papierfabrik führten. Sie wurde mit neuen Ein­schränkungen hinsichtlich ihrer Umweltgenehmigungwiedergeöffnet.NachdemderchilenischeStateDefenceCouncil Anklage gegen Celco­Arauco erhob, befand das ZivilgerichtvonValdiviadasUnternehmenfürschuldiganderUmweltkatastropheimNaturschutzgebietCarlosAnwandter und ordnete 2013, neun Jahre nach demVorkommnis,Massnahmen zur Risikominderung an.67 Celco-Araucohatentschieden,gegendiesesUrteilnichtinBerufungzugehen.

Die Umweltschäden im Naturschutzgebiet CarlosAnwandter verursachten enorme öffentliche Kontro­versen in Chile, die sogar zu einer Bürgerbewegung – Acción por los Cisnes(AktionfürdieSchwäne)–führ­ten, welche eine Schlüsselrolle bei der ThematisierungdesProblemsaufregionalerundnationalerEbenespielte

65 http://faostat3.fao.org/browse/F/FO/E

66 http://wwf.panda.org/about_our_earth/deforestation/forest_sector_transformation/pulp_and_paper/

67 http://www.lanacion.cl/condenan-a-celco-por-dano-ambiental-al-santuario-del-rio-cruces/noticias/2013-07-27/180317.html

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Chemikalien

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 45

Tausende Schwarzhalsschwäne verendeten im Naturschutzgebiet Carols Anwandter nach starken Verschmutzungen durch Celco-Arauco

im Jahre 2005

(WWF, 2005). Die am Rande des Naturschutzgebietsangesiedelte,einheimischeMapuche-GemeinschaftvonTralcao sah ihre Lebensgrundlage bedroht durch den Zusammenbruch einer Initiative für Agrartourismus,denVerlustvonzurBewässerunggenutztemWasserunddurch negative Auswirkungen auf die Märkte für ihrelandwirtschaftlichenProdukte(WWF,2005).

ObwohlCelco-AraucomiteinerReihevonGenehmigun­gen arbeitete, die nicht den vor elf Jahren erlassenen Umweltschutzrichtlinienentsprachen,erkanntedieFir­manachundnachdieNotwendigkeit, ihreSozial-undUmweltverträglichkeit in ihrem Geschäftsmodell zuberücksichtigen.WährendCelco-Arauco sichweiterhin

um die Beseitigung der entstandenen sozialen- undUmweltschädenimNaturschutzgebietundseinerUmge­bung sowie um die Wiederherstellung des Vertrauensder Zivilgesellschaft bemüht, muss das UnternehmenderBevölkerunggegenüberauchzeigen,dassessichdie­serHerausforderungernsthaftannimmt.68

Im Januar 2016 leitete die chilenischeUmweltbehördewegen elf angeblicher Verstösse gegen Umweltschutz­vorschriften erneut ein Verfahren gegen Celcos Planta­ Valdivia-Papierfabrikein,indessenRahmeneszurVer­hängungvonBussgelderninHöhevonbiszuCHF29,3Millionen (USD 29,5 Millionen) und einemmöglichenEntzugderBetriebslizenzkommenkann(Reuters,2016).

68 https://verdeseo.cl/2013/10/03/celco-y-el-desastre-del-rio-cruces-un-giro-inesperado/

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Landwirtschaft

46 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

6 Landwirtschaft2014 betrug der Anteil landwirtschaftlicher Produkte am weltweiten Warenhandel9,5%;dieSchweizimportiertelandwirtschaftlicheProdukteimWertvonCHF13,851Milliardenoder 5,1%der gesamtenWarenimporteder SchweizerWirtschaft (WTO,2015).DerSelbstversorgungsgradderSchweiz(definiertalsdasVerhältnisvonInlands-produktionzumInlandsverbrauch)lag2013bei50,2%.69

Fürdiewichtigsten landwirtschaftlichen Importrohstoffe sind inTabelle970 jeweils diefünfStaatenmitdengrösstenEinfuhrmengensowiediezugehörigenWasserrisikenaufgeführt.DiephysischenRisikenstellendiegrössteBedrohungfürdieindieSchweizeingeführtenlandwirtschaftlichenRohstoffedar,gefolgtvondenReputationsrisiken.NebenderEUalswichtigstemHandelspartnersindBrasilien,Ecuador,KolumbienundSüdafrikaweiterebedeutendeHandelspartnerderSchweiz.

Wasserrisiko des Sektors und Intensität der Wassernutzung

Rund70%desweltweitgenutztenOberflächen-undGrundwassersentfallenaufdieLandwirtschaft,währendindenamwenigstenentwickeltenLändern94%desverwen­detenWassers fürdieLandwirtschaftbestimmt ist (UN,2012;FAO,2011).AusdemjüngstenBerichtGrundsätze der Vereinten Nationen für verantwortungsbewusstes Investment (UNPRI)zuWasserrisikeninLieferkettenfürAgrarerzeugnissegehther­vor,dass«landwirtschaftlicheProduktedenhöchstenWasserverbrauchinstarkundakutvonWasserstressbetroffenenRegionenverursachen»(PRI,2014).DerzeitfindeteinDritteldergesamtenNahrungsmittelproduktioninstarkodersehrstarkvonWas­serstressbetroffenenGebietenstatt(Roberts&Barton,2015).

Konkurrenz um Wasserressourcen, schwache Regierungsführung, veraltete oderungeeignete Infrastruktur, Wasserverschmutzung sowie Klimawandel und Wetter­schwankungen sind die hauptsächlichen Wasserrisikotreiber, die sich auf die Was­sersicherheitdesLebensmittelsektorsauswirken(Roberts&Barton,2015).Innerhalbder Konkurrenz um Wasserressourcen besteht in Zusammenhang mit dem hohenBewässerungsbedarf ein besonders ausgeprägtes Risiko für diesen Sektor, dessenVerschärfungdurcheinenverstärktenWettbewerbinfolgevonUrbanisierung,Indus­trialisierungundAuswirkungendesKlimawandelszuerwartenist.DerKlimawandelwirkt sich sehr wahrscheinlich durch Veränderungen im saisonalen Auftreten vonNiederschlägenundabschmelzendemPackeissowiedurchhäufigeresVorkommenundgrösseresAusmassvonÜberflutungenundDürrenaufdieWasserversorgungunddieLandwirtschaftaus.71DiesesProblemwirdsichverschärfen,daeinGrossteildeswelt­weiten Ackerlands in semiaridenGebieten liegt, derenweitere Austrocknung durchdenKlimawandelzuerwartenist.

69 http://www.agrarbericht.ch/de/markt/marktentwicklungen/selbstversorgungsgrad

70 SwissImpex,perApril2016

71 http://www.oecd.org/agriculture/wateruseinagriculture.htm

Rund 70 % des weltweit genutzten Oberflächen-

und Grundwassers entfallen auf die Land-

wirtschaft, während in den am wenigsten

entwickelten Ländern 94 % des verwendeten Wassers für die Land-

wirtschaft bestimmt ist

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Landwirtschaft

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 47

Obwohl die Bewässerungslandwirtschaft durchschnittlich doppelt so hohe Erträge erzielt wie die regenabhängige Landwirtschaft, bleibt letztere doch das weltweit vor­herrschende System (Metabolic, 2016). Zwischen 15 und 35% der Wassernutzungin der Landwirtschaft werden als nicht nachhaltig eingeschätzt; zusätzlich werden60% des jährlich in der Landwirtschaft verbrauchtenWassers verschwendet.72 Die Landwirtschaft ist einer der Hauptverursacher von Wasserverschmutzung, wobeidiegrösstenProblemeauftretenbeisichinOberflächenwasserundKüstengewässernansammelnden,überschüssigenNährstoffmengen, steigendenNitratkonzentrationenimGrundwassersowiePestizideninGrund-undOberflächenwasser(Metabolic,2016;FAO,2011).Gleichzeitig istdieserSektorvonguterWasserqualitätabhängig,umdieVerunreinigungderAnbaukulturenzuvermeiden(sieheTabelle10füreinenallgemei­nenÜberblicküberdiefürdieLandwirtschaftbestehendenWasserrisiken).

InZusammenhangmitder landwirtschaftlichenProduktionbestehendeWasserrisi­ken sind für inderSchweizproduzierteGüter vergleichsweiseniedrig, dadasLandüber umfangreicheWasserressourcen und relativ gut entwickelte Systeme zu derenManagement verfügt. Für Schweizer Hersteller und Einzelhändler können jedocherhebliche Wasserrisiken innerhalb ihrer Lieferketten bestehen, wenn landwirtschaft­licheRohstoffeausRegionenmitWasserproblemeneingeführtwerden.BekannteBei­spielesinddiestarkvonWasserabhängigenLebensmittel-undGetränkesektoren,dieWasserbeiderProduktionundbeimEndproduktsowohlalsdirekteZutatalsauchfürdieVerarbeitungvonRohstoffenbenötigen.

72 http://wwf.panda.org/what_we_do/footprint/agriculture/impacts/water_use/

73 http://waterfootprint.org/en/resources/interactive-tools/product-gallery/

Durchschnittlicher Wasserfussabdruck für einige der wichtigsten, landwirtschaftlichen Einfuhrgüter der Schweiz 73:

• Kaffee(geröstet):18’900Liter/Kilogrammoder130Literfür1TasseKaffee• Schokolade:17’196Liter/Kilogrammoder1700Literfür100GrammSchokolade• Rindfleisch:15’415Liter/Kilogramm• Reis:2497Liter/Kilogramm• Bananen:790Liter/Kilogrammoder160Literfür1Banane• Orangen:560Liter/Kilogrammoder80Literfür1Orange• Kartoffeln:287Liter/Kilogramm• Tomaten:214Liter/Kilogrammoder50Literfür1Tomate

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Landwirtschaft

48 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

Rohstoff

Einfuhr-menge

(kg)Einfuhrwert

(CHF) Land

Anteil an gesamter Einfuhr

Physisches Risiko

Regulato- risches Risiko

Reputations-risiko

Weizen und Mengkorn 397’284’830 125’132’150 Deutschland 31%

Frankreich 29%

Österreich 16%

Kanada 15%

Tschech.Republik 2%

Sojabohnen sowie Ölkuchenundandere,festeRückstände

287’073’105 157’192’376 Brasilien 58%

Russland 16%

Niederlande 8%

Italien 7%

China 3%

Kaffee 159’339’432 752’515’999 Brasilien 28%

Kolumbien 16%

Vietnam 9%

Indien 8%

Costa Rica 6%

Reis 126’200’077 90’228’532 Brasilien 43%

Italien 19%

Thailand 13%

Indien 12%

Spanien 2%

Bananen 88’618 ’697 103’097’062 Panama 41%

Kolumbien 19%

Peru 13%

Ecuador 12%

Dom.Republik 8%

Orangen 69’219’278 68’800’394 Spanien 60%

Italien 27%

Südafrika 9%

Portugal 1%

Ägypten 1%

Tabelle 9 – Die für die Schweiz wichtigsten landwirtschaftlichen Importgüter aus den fünf grössten Einfuhrländern und deren zugehörige Wasserrisiken

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Landwirtschaft

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 49

Rohstoff

Einfuhr-menge

(kg)Einfuhrwert

(CHF) Land

Anteil an gesamter Einfuhr

Physisches Risiko

Regulato- risches Risiko

Reputations-risiko

Kakaobohnen 44’087’475 143’257’874 Ghana 50%

Ecuador 25%

Elfenbeinküste 13%

Madagaskar 4%

Venezuela 2%

Tomaten 39’063’663 77’443’816 Spanien 44%

Italien 18%

Marokko 17%

Niederlande 13%

Belgien 4%

Trauben 38’629’551 83’572’501 Italien 63%

Südafrika 9%

Türkei 7%

Frankreich 7%

Spanien 3%

Kartoffeln 37’810’327 15’231’608 Deutschland 31%

Niederlande 27%

Israel 18%

Frankreich 14%

Belgien 5%

Rindfleisch 25’983’234 196’952’645 Deutschland 44%

Österreich 12%

Irland 8%

Uruguay 8%

Brasilien 4%

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Landwirtschaft

50 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

Physische Risiken Einzugsgebiet BeiderVerfügbarkeitvonSüsswasser(Menge)kannesdurchdensteigendenBedarfanderer,imEinzugsgebietansässigerVerbraucherzuEngpässenkommen.Andere,imEinzugsgebietansässigeVerbraucherkönnenSüsswasserquellen verschmutzen(Qualität).SteigendeLuft-undWassertemperaturenführenaufgrundzunehmender Verdunstungzugrösseren,fürdieBewässerungbenötigtenWassermengen.

Unternehmen HoheAbhängigkeitvongrossenSüsswassermengenfürdendirektenVerbrauch.• TrinkwasseristeinunersetzlicherHauptbestandteilderGetränkeproduktion. WassermangeloderverunreinigtesWasserkönnenzurSchliessungoder VerlagerungvonProduktions-undAbfüllanlagenführen.

DergrössteWasserverbraucherfolgtimPflanzenbauundinderTierhaltung (Zulieferer).• VeränderteNiederschlagsmusterundinfolgedesKlimawandelsauftretende,schwereÜberflutungenoderDürreperiodenkönnensichnegativaufMengeundQualitätvonErnteerträgenauswirkenunddenWasserbedarffürPflanzenundNutztiereerhöhen.

Regulatorische Risiken Einzugsgebiet Keine oder nur begrenzte Vorschriften oder keine oder nur begrenzte Durchsetzung durchlokaleRegierungenkönnensichaufdieWasserqualitätund-mengeimEinzugs­gebietauswirken.• NeuverteilungvonWassernutzungsrechten,fallsdieRegierungmehrWasserverkauft,alsverfügbarist.

BeimBetriebingrenzüberschreitendenEinzugsgebietenkönnenUnterschiedebeiVorschriftenundDurchsetzungsichstromabwärtsstärkeraufWasserqualität und-mengeauswirken.Grosse,multinationaleUnternehmensindoftbevorzugteZielefür(lokale) Regierungen.• LokaleUnternehmenerhaltenoftmalsehersteuerlicheoderregulatorischeVorzügealsgrössere,multinationaleUnternehmen.

Unternehmen VerstärkterWettbewerbmitanderenWasserverbrauchernimEinzugsgebietkannzumEntzugvonWassernutzungsrechtenführen.StrengereVorschriftenundverstärktestaatlicheDurchsetzungkönnendieKostenfürSüsswassersowiefürdieAbwasserbehandlungund-einleitungerhöhen.• GesetzgeberkönnenUnternehmenzurVerwendunginnovativerHerstellungs-verfahrenzwingen,umdieAuswirkungenaufWasserzureduzieren.

• UnterBerücksichtigungderbenötigtenMengenkönnensichmöglichePreis-steigerungen oder Änderungen in der Preisstruktur erheblich auswirken, insbesondereaufZuliefererlandwirtschaftlicherProdukte.

Reputationsrisiken Einzugsgebiet EinRückgangdeswirtschaftlichen,sozialenundphysischenWohlergehensderVerbraucheraufgrundmangelndenZugangszusauberemWasserkannsichaufdasWachstumderlokalenMärkteauswirken.• GetränkeherstellersindoftvertikalintegriertundverkaufendirektanEnd-verbraucherauflokalenMärkten.

DasAnsehengrosser,multinationalerUnternehmenistbesondersanfälliggegenüberUnruheninlokalenGemeinschaften.

Unternehmen VerbraucherentwickelneinverstärktesBewusstseinfürdieAuswirkungenderLeb­ensmittel-undGetränkeproduktionaufdielokaleUmweltundBevölkerung.AbwässerausderLandwirtschaftsowieausderLebensmittel-/FleischverarbeitungkönnensichnegativauflokaleWasserressourcenundÖkosystemeauswirkenundsinddaherpotenziellschädlichfürdenRufvonMarkenundUnternehmen.

Tabelle 10 – Allgemeiner Überblick über die für die Landwirtschaft bestehenden Wasserrisiken

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Landwirtschaft

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 51

Länderbeispiel: Reisproduktion in Indien

Anteil an der weltweiten Produktion (Government of India, 2015)

21,38%

Anteil an Einfuhren in die Schweiz 74 12,12%

NachChinaistIndienderzweitgrössteReisproduzent.752012produzierteIndien157,8MillionenTonnen(Roh)reisauf42’410’000HektarenLand,was14%derLandmasseIndiensentspricht(GovernmentofIndia,2015).ReisistIndienswichtigstesExportgut– dieAusfuhrlag2013beiinsgesamtüber11,3MillionenTonnenimWertvonCHF8,14Milliarden (USD 8,2 Milliarden).76 Trotz der weltweit grössten, für den Reisanbaugenutzten Fläche sind die Erträge in Indien (3,61 Tonnen/Hektar) im Vergleich zuanderen,wichtigenReisproduzenten(China–6,89Tonnen/Hektar;Indonesien,dritt­grössterProduzent–4,77Tonnen/Hektar)sehrgering.77

AufmehralseinemVierteldesKulturlandswird inIndienReis invierunterschied­lichen Systemen angebaut: bewässerte Anbaugebiete, nicht bewässertes Hochland,nichtbewässertesTiefland,undhochwassergefährdeteGebiete.782011bis2012kamen58,7%desinIndienangebautenReisesausbewässertenAnbaugebieten(GovernmentofIndia,2015).2013bis2014kamendiegrösstenMengenausdendreiBundesstaatenWestbengalen (15,31MillionenTonnen, 14,37%der inländischenProduktion),UttarPradesh (14,63MillionenTonnen, 13,7%der inländischenProduktion), undAndhraPradesh(13,03MillionenTonnen,12,23%derinländischenProduktion)(GovernmentofIndia,2015).

Der Reisanbau in Indien erfolgt mehrheitlich (84%) während des Wintermonsuns(oder Kharif ), ein kleiner Teil wird während der Rabi-/SommersaisonmittelsBewäs­serung(9%)79angebaut.2013bis2014betrugendieKharif-Erträge2326Kilogramm/HektarundRabi-Erträge3273Kilogramm/Hektar(GovernmentofIndia,2015).

IndenEinzugsgebietendesGangesunddesMahanadibesitzendieöstlichenBundes­staaten den intensivsten Reisanbau, welcher hauptsächlich durch Regenwasser gespeist ist.ImNordostenwirdReisohnekünstlicheBewässerungimEinzugsgebietdesBrah­maputra angebaut. In der nördlichen Regionwird aufgrund kalterWinter nur eineAussaat jährlichmittels künstlicherBewässerung angebaut. IndenwestlichenBun­desstaatenGujarat,Maharashtra undRajasthan erfolgt derReisanbaumehrheitlichdurchRegenwasser,gespeist indenZeiträumenJuni-AugustbisOktober-Dezember.ImSüdenfindetderAnbauhauptsächlichindenFlussdeltasvonGodavari,Krishna,undCauveryunterBewässerung sowie indennicht zuDeltasgehörendenRegionenTamilNaduundAndhraPradeshohneBewässerungstatt.80

74 SwissImpex,perApril2016,Tarifnummer1006–Reis,Tarifnummer1008.9024–Wildreis[Zizaniaaquatica],

zurmenschlichenErnährung,ausserhalbdesZollkontingents

75 www.faostat.fao.org

76 Ibid.

77 Basierendauf2015«HarvestedArea»,«Yield–paddy»,und«Production–paddy»,http://ricestat.irri.org:8080/

wrsv3/entrypoint.htm

78 http://farmer.gov.in/imagedefault/pestanddiseasescrops/rice.pdf

79 Ibid.

80 Ibid.

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Landwirtschaft

52 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

81 WaterRiskFilter:India

82 Ibid.

Wassersituation Die zwei wichtigsten Wasserquellen Indiens sind Regenwasser und SchmelzwasserausdemHimalaja.Ungefähr80%derindenFlüssenIndiensgeführtenWassermenge fliesst in den vier bis fünfMonaten der Saison des Südwestmonsuns ab.81 Vor den sommerlichenRegenfällentritt invielenGebietenlokalschwererWassermangelauf,bevordieseGebietedannwährenddesMonsunsüberflutetwerden.Aufgrundvonkli­matischenundsozialenFaktorenschwankendieVerfügbarkeitundNutzungvonWas­serressourcen inganz Indien stark.ObwohldiemeistenFlüssean ihrenOberläufenüberguteWasserqualitätverfügen,verursachenderWasserverbrauchinStädten,dieLandwirtschaftunddieIndustriesowiederMangelanKläranlagenindenmittlerenundUnterläufendermeistenFlüsseeinestarkeAbnahmederOberflächenwasserqua­lität.DieVerschmutzungendurchGemeinden, IndustrieundLandwirtschaftwirkensichebenfallsaufdasGrundwasseraus.82Nahezu80%derunbehandelten,städtischenAbwässergelangeninFlüsse(WWFIndia,2013).AusserdemdringtSalzwasserinfolgederÜbernutzungdesGrundwassers indasküstennaheGrundwassersystemeinundbeeinträchtigtErnteerträgesowiedenBetriebvonBauernhöfenundderAgrarindustrie.

NachzweiaufeinanderfolgendenJahrenmitwenigergiebigenMonsunregenfällensiehtsichIndienmitseinerpotenziellschwerstenWasserkrisekonfrontiert.ImApril2016warenmindestens 330MillionenMenschen von einer schwerenDürre betroffen, inderenFolge91Wasserreservoirsnurnochübergerade29%ihresgesamtenFassungs­vermögensverfügten(BBC,2016).

Wasser istzumgrösstenHindernis füreinenumfangreicherenReisanbauzurAbde­ckungdessteigendenBedarfssowiederzukünftigenErnährungssicherheitinIndiengeworden.DieErnährungssicherheitistgefährdet,solangedieRegierungdieProduk­tionnichtumzweiMillionenTonnenjährlichanhebt(Jishnuetal.,2010).

Im April 2016 waren mindestens 330

Millionen Menschen von einer schweren

Dürre betroffen

Indiens Hauptanbaugebiet für Reis und das Flusseinzugsgebiet des Ganges

DieRegionmitdergrösstenReisproduktioninIndien,Westbengalen,istderamtiefs­tengelegeneFlussanliegerimEinzugsgebietdesGanges(74’732Quadratkilometer)undmitgeringeremAnteil auch indenEinzugsgebietenderFlüsseBrahmaputra (11’860Quadratkilometer) undSubarnarekha (2160Quadratkilometer). Insgesamt erstrecktsichdasländerübergreifendeEinzugsgebietdesGangesübereineMillionQuadratkilo­meterunddamitübermehralseinDrittelIndiens.

Die wichtigsten physischen Risiken für das Teileinzugsgebiet des Ganges sind Ver­schmutzung,Überflutungund eine für die konkurrierendenBedürfnisse vonTrink­wasserversorgung, Landwirtschaft und Industrie unzureichende Wassermenge

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Landwirtschaft

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ausserhalbderMonsunsaison.Zusätzlichzuden1,3MilliardenLiternanAbwässern,die täglich direkt in den Fluss gelangen, verschmutzen nochweitere 260MillionenLiter grösstenteils unbehandelter Industrieabwässer, Einträge durch jährlich mehrals sechsMillionenTonnen ausgebrachte chemischeDüngemittel und9000TonnenangewendetePestizide,sowieTausendeTierkadaverdenGanges.83Geschätzte32’000LeichenwerdenjährlichentlangdesGangesverbranntund200Tonnenhalbverbrann­tenMenschenfleischesgelangeninIndiensheiligstenFluss(Mallet,2015).84

Der WWF hat die folgenden, ernsten Bedrohungen für den Ganges identifiziert:«An sämtlichen Zuflüssen des Ganges befinden sich Staudämme, welche rund 60 % des Stromdurchflusses grossen Bewässerungsanlagen zuführen. Ein Plan zur Ver-bindung 37 grosser Flüsse würde weitere enorme Wassermengen vom Ganges (und Brahmaputra) ableiten, um den Wasserbedarf in der Landwirtschaft in den von Dür-ren bedrohten, im Süden und Osten gelegenen Bundesstaaten zu decken. Zusätzlich subventionieren Regierungen entlang des Ganges massiv die Elektrizität für Rohr-brunnenpumpen, planen die Ausweitung der Nutzung von Oberflächenwasser zur Bewässerung und untersagen die Umleitung jeglichen Oberflächenwassers.

Die Überbeanspruchung durch die landwirtschaftliche Nutzung des Ganges hat zum Rückgang der Oberflächengewässer geführt. Dies bedingt eine höhere Abhängigkeit vom Grundwasser, den Verlust von auf Wasser basierenden Existenzgrundlagen und die Zerstörung des Lebensraums von 109 Fischarten sowie weiterer aquatischer und amphibischer Tierarten.

Sinkende Wasserspiegel haben indirekt zum Rückgang organischer Substanzen im Boden geführt und die landwirtschaftliche Produktivität verringert. Schliesslich hat sich die Übernutzung des Grundwassers erheblich auf die Wasserqualität ausgewirkt. Unzureichende Grundwasserneubildung behindert die natürliche Reinigung von Arsen, das bei Luftkontakt wasserlöslich wird und die Gesundheit von 75 Millionen Menschen bedroht.

Der Klimawandel wird die durch die Wassernutzung verursachten Probleme ver-schärfen. Geschätzte 30 bis 40 % des Wassers im Ganges stammen von Gletschern im Himalaja, was besonders in der Trockenzeit vor den Monsunregenfällen kritisch ist.» 85

InRahmeneinerStudiezuReisanbauundKlimawandel fandendieAutorenheraus,dass der Reisanbau im oberen Einzugsgebiet des Ganges stark von Niederschlags­schwankungen abhängt und anfällig gegenüber geringen Niederschlagsmengen ist,wogegendieReisproduktionimunterenEinzugsgebietdesGangesstärkervonÜber­flutungenbeeinflusstwird(Weltbank,2013).EinerStudiezudenAuswirkungendesKlimawandels auf die Reisproduktion imEinzugsgebiet des Ganges zufolgewerdensich dieErträge imZeitraumvon2011 bis 2040umminus 5,9%bis minus 43,2%imoberenEinzugsgebietundumplus1,2%bisplus22,6%imunterenEinzugsgebietverändern(Mishraetal.,2013).

83 http://wwf.panda.org/about_our_earth/about_freshwater/rivers/irbm/cases/ganges_river_case_study/

84 http://www.india-wris.nrsc.gov.in/wrpinfo/index.php?title=Ganga

85 http://wwf.panda.org/about_our_earth/about_freshwater/freshwater_problems/river_decline/10_rivers_risk/gan­

ges/ganges_threats/

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86 http://data.worldbank.org/indicator/ER.H2O.INTR.PC

87 Siehehttp://indiawatertool.in/fürNachfrage-undVerfügbarkeitsprognosenfür2025

88 http://irri.org/news/hot-topics/rice-and-climate-change

Physische RisikenIndienbefindet sich in einemZustandvonWasserstress,welcher als jährlicheWas­serzufuhr vonweniger als 1700Kubikmeter pro Person definiert ist. 2014 betrugenIndienserneuerbareFrischwasserressourcen1116KubikmeterproPerson.86 Es ist zu erwarten,dassdieproKopfverfügbareWassermengeinIndiennochvor2025aufunter1000Kubikmetersinkt87(UNEPFI,2009).Schätzungenzufolgewerden8,4MillionenHektaren zusätzlich zur Regenzeit bewässerte Reisanbaufläche im nördlichen undinZentralindiensowie2MillionenHektareninZentralindienbis2025«physischemWassermangel»unterliegen(Tuong&Bouman,2003).

DerKlimawandelwirdalsdie grössteBedrohung für IndiensWirtschaft angesehen(Krishnan & Beniwal, 2015). Er wird sich durch Änderungen von Temperatur undNiederschlagsmengendirektaufdieErträgedesnichtbewässertenReisanbaussowiedurchTemperaturänderungendirektundüberdieVerfügbarkeitvonWasserindirektaufdieErträgedesbewässertenReisanbausauswirken(Nelsonetal.,2009).ErheblichreduzierteReiserträgesindschonnacheinerWocheohneRegenindenimHochlandgelegenenReisanbaugebietenodernachzweiWochenohneRegenindenimTieflandgelegenenReisanbaugebietenzubeobachten.InJahrenmitschwerenDürreperiodenlagderdurchschnittlicheRückgangderErträgeinnichtbewässerten,dürreanfälligenRegionenbei17bis40%.88JeeinGradCelciusAnstieginderDurchschnittstemperaturkommtesgeschätztzu7%AbnahmeindenReisanbauerträgen(Africareetal,2010).SchätzungenzufolgewirdderKlimawandelzuPreissteigerungenbeiReisumzusätzli­che32bis37%führen(Nelsonetal.,2009).

Einträge durch jährlich mehr

als 6 Millionen Tonnen

ausgebrachte chemische

Düngemittel und 9000 Tonnen

angewendete Pestizide

verschmutzen den Ganges

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Für den bewässertenReisanbau sind eine hohe Pflanzendichte sowie eine intensiveNutzungvonAgrochemikalien,EnergieundWassercharakteristisch.InIndienerfol­gen90,41%derWasserentnahmendurchdieLandwirtschaft,70%davonsindfürdenReisanbaubestimmt.89,90DieBewässerungslandwirtschaftinganzIndienistanfälligfür fallendeGrundwasserspiegel sowie fürdie sinkendeQualitätdieserRessourcen.AlsErgebnisunzuverlässigerundrückgängigerVerfügbarkeitvonOberflächenwasserpumpenBauernundStadtbewohnerunkontrolliertGrundwasserab–mehrals60%desWassersinderBewässerungslandwirtschaftund85%derTrinkwasserversorgungberuhenaufGrundwasserentnahmen(Weltbank,2012).

Unsachgemässe Bewässerungsanlagen führen zu mangelnder Entwässerung, waswiederumProblememitStaunässe,ErschöpfungvonGrundwasserressourcen,Versal­zungundAlkalitätbedingt(Tran,1997).Staunässe(dieÜbersättigungdesBodensmitWasser) hat besonders in grossenBewässerungsanlagen zurUnproduktivität gross­flächigerGebieteinganzIndiengeführt(Panigrahi,etal,2015).DieVersalzungwirddurchdasEindringenvonSalzwasserausdemMeerinküstennahenGebieten,durchdieAufwärtsbewegungdesSalzwassers imBoden sowiedurchSalzablagerungenanderOberflächeinfolgeschnellerVerdampfungdesWassersverursacht(Tran,1997).

DerReisanbauimHochlandkannbeikurzerBrachezeitzurEntwaldungundBoden-erosionbeitragen,dadieBrachezeitalsZeitraumzurErholungdesBodensundWie­derherstellungseinerProduktivitätdient(Tran,1997).VerkürzteBrachezeitentragenzusinkenderFruchtbarkeitdesBodensundsteigenderBodenerosionbei,diewiederumzusinkenderlandwirtschaftlicherProduktivitätführen.DieseProblemebedingendasweitereVordringenaufWaldgebieteundeinezunehmendeKultivierungvonGrenzer­tragsflächen(CGIARScienceCouncil,2006).

Regulatorische RisikenInIndiensindNutzung,VerwaltungundBesitzvonWasseroftehermitLand-oderBewässerungsstrukturenalsmitderRessourceselbstverbunden.Diesbegründetdienur unzulängliche Festlegung vonWassereigentumsrechten. Als Folge sind Rechts­streitigkeitenumWasseroftkomplexundteuer(UNEPFI,2009).

IndiensLandwirtschaftwirdvonKlein-undKleinstbauernmitallgemeinniedrigemMechanisierungsgraddominiert–80%derindischenBauernbesitzenwenigeralseinHektarLand(Africareetal.,2010).DieEffizienzderBewässerungsanlagenistallge­meingering,dadieWartungderAnlagenunzureichendistunddieRegierungsbehör­dennichtüberausreichendeRessourcenoderKapazitätenverfügen,umdersteigendenZahlderKleinbauerninIndiengerechtzuwerden.DaherhatdieRegierungdieBau­ernmittelsParticipatory Irrigation Management (PIM), Water Users’ Associations (WUA)undjüngstüberdie2012erstellteNational Water Policy in die Verteilung und VerwaltungvonBewässerungsanlagenintegriert.Ab2014übernahmen25vonIndiens28BundesstaatendenPIM-AnsatzgänzlichoderteilweisedurchdieBildungvonWUA(Sinha, 2014).DieErgebnisse sind gemischt:ErwartungsgemässwarendieFälle, indenendieUmsetzungübereinTop-Down-Verfahrenerfolgte,wenigerfolgreich(Sinha,2014).91

89 http://www.sri-india.net/

90 http://www.fao.org/nr/water/aquastat/maps/World-Map.WithA.Twith_eng.htm

91 FüreinenumfassendenBericht,warumWUAinIndiengelingenoderscheitern,siehe

http://wrmin.nic.in/writereaddata/PIM11.pdf

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Landwirtschaft

56 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

ZurVerbesserungderNahrungssicherheit in IndienwurdenMitteder 1960er JahreRichtlinien erstelltmit dem Ziel, einen garantiertenMindestpreis und Einfuhrsub­ventionen(fürDüngemittel,Saatgut,Wasser,ElektrizitätundMaschinen)fürBauernsowieLebensmittelsubventionenfürArmezuschaffen(Mohanty,2015).DieseRicht­linien sindnoch immer inKraft.Besonders inTrockengebietenmit unzuverlässigerWasserversorgung subventioniert die Regierung elektrische Pumpen für BauernerheblichundgreifthinsichtlichentnommenerGrundwassermengennichtregulierendein(Shiaoetal.,2015).

IndienteiltsichmehreregrenzüberschreitendeFlüssemitPakistan,BangladeschundNepal. Übereinkünfte zu Wassernutzungsrechten können für Spannungen sorgen,besonders wenn die komplizierten politischen Beziehungen zwischen Indien undseinen Nachbarstaaten schon die kleinstenWasserfragen problematisch erscheinenlassen. Für das Einzugsgebiet des Ganges besteht nicht ein einzelner, umfassenderVertrag, sondern eine Reihe bilateraler Vereinbarungen; es besteht auch kein klardefinierterMechanismuszurBeilegungvonKonflikten.DieMinisterpräsidentinvonWestbengalen,demBundesstaatmitderhöchstenReisproduktion in Indien,hatdieEinwilligungzurVereinbarungüberdiegleichberechtigteNutzungdesFlussesTeestamitBangladeschverweigertmitderBegründung,eingrossesAnbaugebietfürRohreisinihremBundesstaatwürdedadurchgestört(Jayaram,2013).

ReputationsrisikenTrotzdesIndus-WasserabkommenswirdeinlanganhaltenderWasserkonfliktzwischenIndienundPakistanfortgeführt.RechtsgerichteteHindugruppeninIndienhabendieRegierung aufgerufen, die Wasserzufuhr nach Pakistan zu stoppen oder das Land zu überfluten.WährenddessenrufenradikaleIslamisteninPakistanzumWasser-Jihad gegenIndienauf.92SolltederzwischenstaatlicheWasserkonfliktentsprechendeskalie­ren,könntederinternationaleMarktbeimKaufvonReisausdieserRegionzurückhal­tendagierenoderdiesenkomplettvermeiden,umnichtinvolviertzusein.

AlsFolgederProtestevonBauerngegeneinesichverschlechterndeVersorgungssitu­ationstrichdasUnternehmenCoca-ColaeineExpansionimWertvonCHF23,8Mil­lionen(USD24Millionen)inUttarPradeshundnanntealsGrundVerzögerungenbeiderErteilungvonGenehmigungenzurWasserentnahme(Chaudhary,2015).Dieszeigt,dassfürUnternehmenbeieinemBetriebinvonWasserstressbetroffenenRegioneninIndienzunehmendeReputationsrisikenbestehen.

92 http://thediplomat.com/2014/11/interview-the-india-pakistan-water-dispute/

Für das Einzugsgebiet des Ganges besteht nicht ein einzelner,

umfassender Vertrag, sondern eine Reihe bilateraler Verein-

barungen; es besteht auch kein klar defi-

nierter Mechanismus zur Beilegung von

Konflikten

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Landwirtschaft

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 57

Länderbeispiel: Rinder- und Sojaölkuchen-Produktion in Brasilien

Rinder Soja und Sojaölkuchen

Anteil an der weltweiten Produktion 16.40%(USDAFAS,2016) 21.00%94

Anteil an Einfuhren in die Schweiz 4.44%93 58.49%95

2015warBrasilienderzweitgrössteProduzentvonRind-undKalbfleischsowiedritt­grössterExporteur(USDAFAS,2016).DerGrossteil(82,56%)der2015produzierten9’425’000TonnenRindfleischwurde imInlandverbraucht (USDAFAS,2016).Ende2012nahmenBrasiliens211,3MillionenRindereineFlächevon172MillionenHektareninAnspruch(dasentsprichtungefährderkombiniertenFlächederSchweiz,Deutsch­lands,Italiens,ÖsterreichsundSpaniens)oder70%derlandwirtschaftlichenNutzflä­cheBrasiliens(Heinrich-Böll-StiftungundFriendsofEarthEurope,2014).BasierendaufderStückzahlsinddieimZentrumundWestenBrasiliensgelegenenBundesstaa­tenMatoGrosso(13,5%),Goiás(10,1%),MatoGrossodoSul(9,9%),derBundesstaatMinasGeraisimSüdosten(11,2%)sowiedasnördlichgelegenePará(9,4%)BrasiliensgrössteRindfleischproduzenten.96FürdenZeitraum2014bis2024prognostiziertdasbrasilianischeLandwirtschaftsministeriumeinenAnstiegderRindfleischproduktionvon 1,9%undderExportevon3,4% (BrazilMinistryofAgriculture,Livestock, andFoodSupply,2014).

2015wurden in Brasilien über 97Millionen Tonnen Sojabohnen auf 32,1MillionenHektaren Land geerntet, deren Anbau hauptsächlich nicht bewässert erfolgt.97 Der imwestlichenZentrumBrasiliensgelegeneBundesstaatMatoGrosso(27,8%)unddiesüdlichenBundesstaatenParaná(17,2%)undRioGrandedoSul(16%)sindführendbeiderProduktionvonSojabohnen.98FürdenZeitraum2014bis2024prognostiziertdasbrasilianischeLandwirtschaftsministeriumeinenAnstiegderProduktionvon36,9%undderExportevon44%(BrazilMinistryofAgriculture,Livestock,andFoodSup­ply,2014).UnterdengrösstenÖlsamenproduzentenverfügtBrasilienüberdasgrösstePotenzialzurAusweitungderProduktion,diesbesondersindennördlichenBundes­staatenMaranhão,Tocantins,PiauíundBahia(OECD&FAO,2015).

93 SwissImpex,perApril2016,Tarifnummer0201–FleischvonRindern,frischodergekühlt,Tarifnummer0202–

FleischvonRindern,gefroren,Tarifnummer0206.10–geniessbareSchlachtnebenerzeugnissevonRindern,frisch

odergekühlt,Tarifnummer0206.21–ZungenvonRindern,geniessbar,gefroren,Tarifnummer0206.22–Lebernvon

Rindern,geniessbar,gefroren,Tarifnummer0206.29–geniessbareSchlachtnebenerzeugnissevonRindern,gefroren

(ausg.ZungenundLebern)

94 BasierendaufeigenenBerechnungen,FAOStatDaten

95 SwissImpex,perApril2016,Tarifnummer1201–Sojabohnen,auchgeschrotet,Tarifnummer2304–Ölkuchenund

anderefesteRückständeausderGewinnungvonSojaöl,auchgemahlenoderinFormvonPellets

96 http://www.ibge.gov.br/english/estatistica/economia/ppm/2014/default.shtm

97 http://www.ibge.gov.br/english/estatistica/indicadores/agropecuaria/lspa/defaulttab.shtm

98 ftp://ftp.ibge.gov.br/Producao_Agricola/Levantamento_Sistematico_da_Producao_Agricola_[mensal]/Comenta­

rios/lspa_201603comentarios.pdf

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Landwirtschaft

58 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

99 http://www.ers.usda.gov/media/295642/wrs013f_1_.pdf

Auswirkungen auf die Umwelt in Mato Grosso – Brasiliens grösstem Vieh- und Sojaproduzenten

InMatoGrossoverursachtdieUmwandlungdesAmazonas-RegenwaldsundderCer­rado-Savanne die grössten Umweltkosten durch die landwirtschaftliche Expansion(Pacheco,2012).Seit1996hatsichdieFlächedesKulturlandsumeinDrittelvergrös­sert.DiesfandzumgrösstenTeilinderCerradostatt,vonwo70%derlandwirtschaft­lichenProduktionBrasilienskommen(Economist,2010).

Von den ursprünglich 200Millionen Hektaren der Cerrado in Brasilien wurde dieHälfte für die Landwirtschaft nutzbar gemacht und der Rest ist stark fragmentiert(WWFInternational,2015).ObwohldieEntwaldungsrateimAmazonasgebietindenletztenJahrenrückläufigwar,kames2015imVergleichzumVorjahrzueinerSteige­rungum63%.EinigeUmweltschützer sindderMeinung,dassdiesaufdaskürzlichüberarbeitete,nationaleForstschutzgesetzzurückzuführenist,dasdieBestimmungenfürprivateLandbesitzerhinsichtlichderPflegevonWaldbeständenlockerteunddieBussgelderfürillegaleRodungdurchKleinbauernabschaffte.SalazarverweistaufdiejüngsteKonjunkturabschwächung,welchedieBauerndazubringt,sichmehraufdenprofitablerenExportvonSojaundRindernzukonzentrieren(Salazar,2016).

DieRodungdesAmazonas-RegenwaldsundderCerrado-SavanneführtzuBodenero­sionundwenigerergiebigenFlusseinzugsgebieten,zuVeränderungenamregionalenKlimamuster,sieisteinHauptverursachervonTreibhausgasemissionensowiefürdenVerlustvonArtenvielfaltunderhöhtdasRisikovonBrändenundanderenextremenEreignissen(Willaartsetal,2011).AusderCerradostammenmehrals70%desWas­sers der drei grössten hydrologischenGebiete – Tocantins/Araguaia, São FranciscoundParaná-Paraguay(LaPlata)–undteilweiseauchdesAmazonas(WWFUK,2011).

DieCerradowurdeerstsolandwirtschaftlichproduktiv,nachdemWissenschaftlerher­ausfanden,dassdieVerwendungvon3bis8TonnenKalkproHektardenSäuregehaltreduziertundfreiesAluminiumimBodenneutralisiert.AlsFolgenehmenjedochdieorganischenSubstanzen indiesen tropischenundsubtropischenBödenschnellerab(Brown,2005).ZusätzlichzurVieh-undSojaproduktionkonkurrierenderAnbauvonMais,Weizen,Reis,Baumwolle,FrüchtenvonBäumenundSträuchern(hauptsächlichKaffeeundOrangen),ZuckerrohrundNutzpflanzen (z.B.Hülsenfrüchte,Knollenge­wächseundGemüsepflanzen)umdieverfügbaren,landwirtschaftlichenRessourcen.99

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Landwirtschaft

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 59

BeimAuspressenvonSojabohnenkönnencirca20%Ölgewonnenwerden,währenddie übrigen 80% Rückstände hauptsächlich als Tierfutter verwendet werden. 2014exportierteBrasilienSojaölkuchenundandere,festeRückständeimWertvonmehralsCHF6,95Millionen.10047%derSojaölkuchenwerdenimInlandverbraucht(Pacheco,2012).

DieRegionenimmittlerenWestenundSüdenBrasiliensverfügenüberhöhereNieder­schläge,bessereBödenundeinehöherentwickelteInfrastruktur(OECD&FAO,2015).ImNordostenundimEinzugsgebietdesAmazonasmangeltesangleichmässigenNie­derschlägenundgutenBöden;niedrigePreisesorgendennochfüreinenAnsturmaufverfügbaresLand.DaderBodenimtropischenRegenwaldnichtsehrertragreichist,könnengerodeteGebietenurvorübergehendalsWeidelandgenutztwerden.DanachübernehmenSojabauerndieabgenutztenRinderweidenunddieViehzüchterbewegensichweiter indiebewaldetenGebiete.DieViehzüchterverkaufen ihrLandzuhohenPreisenandieSojabauern,nurumindieRodungweitererGebieteanandererStellezuinvestieren(WWF,2014b).SchliesslichsindRodungundBrandrodungbilligerundprofitableralsdieNeubepflanzungbrachliegenderFelder(Tollefson,2015).

Wassersituation Die reichlichenWasservorkommen Brasiliens – 12% der weltweiten Ressourcen anOberflächenwasserbefindensichinBrasilien–sindungleichmässigaufdieverschiede­nenRegionenverteilt.101DasEinzugsgebietdesAmazonaserstrecktsichüber48%derFlächedesLandesundstellt68%derbrasilianischenSüsswasserressourcen,währendnur12%derBevölkerungdortleben.Dagegenbefindensich3%derWasserressourcendes Landes imNordosten, einerRegionmitwiederkehrenden, schwerenDürreperi­oden,MisserntenundLebensmittelengpässen für28%derbrasilianischenBevölke­rung.DiebegrenztenWasserressourcendesNordostensstelleneingrossesHindernisfürdieLandwirtschaftdar,allerdingswerdengrosse,staatlicheBewässerungsanlagengebaut.VondenzwölfhydrographischenGebietenBrasiliensbildendasEinzugsgebietdesAmazonasunddieTocantins-Araguaia-EinzugsgebieteimNorden56%dergesam­tenEinzugsgebietsflächeBrasiliens.InBrasilienerfolgen54,59%allerWasserentnah­mendurchdieLandwirtschaft.102

InGebieten, indenendasOberflächenwasser knapp ist, intensiv genutztwird, oderwo dessen Nutzung infolge von starken Wasserverschmutzungen problematisch ist(wieinZentral-undSüdbrasilien),erfolgteineumfangreicheGrundwassernutzung.103 72% desWasserverbrauchs in Brasilien dienen Bewässerungszwecken (Glickhouse,2015). Besonders imNordosten verursacht ineffektiveBewässerungVersalzung undEntwässerungsprobleme,diewiederumdiedortigelandwirtschaftlicheProduktivitätbeeinträchtigen.104

100 http://wits.worldbank.org/CountrySnapshot/en/BRA/textview

101 WaterRiskFilter:Brazil

102 http://www.fao.org/nr/water/aquastat/maps/World-Map.WithA.Twith_eng.htm

103 WaterRiskFilter:Brazil

104 Ibid.

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60 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

Die Verbindung zwischen Abholzung und Wasser

EinerStudiedesWWFzum«ZustanddesAmazonas»(StateoftheAmazon)zufolgekanngrossflächigeAbholzung zugeringerenNiederschlagsmengen,ÄnderungendersaisonalenNiederschlägeundRückgangvonabfliessendemWasser inTrockenzeitenführen,waswiederumunberechenbareDurchflussmengenbedingenkann,«die durch erhöhte Abflussmengen, früher eintretende, jährliche Hochwasser und Veränderun-gen der Flussmorphologie (z.B. Einschnitte, Verringerung der Durchlässigkeit des Flussbettes und Versandung) charakterisiert sind. Änderungen an der Bodenbede-ckung in höher gelegenen Gebieten und in den Uferzonen begünstigen Erosion, Ober-flächenabfluss und den Eintrag von Sedimenten und Schadstoffen in angrenzende Süsswasservorkommen. In tropischen Agrarlandschaften werden diese hydrolo-gischen Veränderungen verstärkt durch eine Bodenbewirtschaftung, welche Böden verdichtet, grosse Mengen an Düngemitteln und Pestiziden verwendet und zur all-gemeinen Verschlechterung der Wasserqualität beiträgt.»(Macedo&Castello,2015)

Die Abholzung als Folge von Ackerbau und Viehzucht reduziert die landeinwärts ver­wertbare Niederschlagsmenge (Brown, 2005). Intakte Lebensräume im Gebiet vonAmazonas und Cerrado erleben umfangreiche Regenfälle durch ein Verhältnis voneinemViertelAbflussindenAtlantischenOzeanzudreiViertelnVerdunstungindieAtmosphäre,diesentwederdirektoderdurchTranspiration,diesichdannweiterland­einwärtswiederinNiederschlagverwandelt.InabgeholztenGebietenistdasVerhält­niszwischenAbflussundVerdunstungumgekehrt,nureinViertelverdunstetundwirdinsLandesinneregetragen.DurchdieRodungvonWäldernwirdderMechanismuszurRückgewinnungvonWassergeschwächt,durchdenWasserindielandwirtschaftlichgenutztenGebieteimsüdlichzentralenBrasiliengelangt(Brown,2005).

Brasilienswichtigste,inZusammenhangmitWasserbestehendeUmweltproblemesinddieWasserverschmutzunginGrossstädtenund,infolgeunsachgemässenBergbaus,diezunehmendeSchädigungvonFeuchtgebietensowieschwereÖlunfälle.AbwässersindeinHauptgrundfürdieWasserverschmutzunginBrasilien,diesichaufLebensqualität,GesundheitundwirtschaftlicheEntwicklungingrossenBallungsräumenundbeson­dersaufarmeBevölkerungsschichtenindenSlumsdergrösstenbrasilianischenStädteauswirkt.105DieAbholzungwirktsichebenfallsaufdasGleichgewichtzwischenWasserimBodenundinderAtmosphäreaus,waszuVeränderungenvonNiederschlagsmen­genundWassermengeninFlüssenführt.

2014warBrasilienvonderschwerstenDürreseitmindestens80Jahrenbetroffen,wassicherheblichaufdieWirtschaftsleistungauswirkte.InfolgedieserDürreschrumpftedieSojaproduktionum17%unddiePreisefürRindfleischstiegenum22%(Glickhouse,2015). Für fast sechsMillionenMenschen in insgesamt 142, über elf BundesstaatenBrasiliensverteiltenStädtenwurdedasWasserrationiert,dadiedurchschnittlichenFüllständederReservoirsindensüdöstlichundzentral-westlichgelegenenRegionenauf41%sanken(RT,2014).

105 WaterRiskFilter:Brazil

Für fast sechs Millionen Menschen

in insgesamt 142, über elf Bundesstaaten

Brasiliens verteilten Städten wurde 2014 das

Wasser rationiert

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Landwirtschaft

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 61

Physische RisikenDen indirekten Wasserfussabdruck von Viehfutter sowie den direkten Wasserfuss­abdruckvonverbrauchtemTrink-undBrauchwassereingeschlossen,liegtderdurch­schnittlicheWasserfussabdruckderbrasilianischenViehwirtschaft bei 19’488Liter/Kilogramm(Mekonnen&Hoekstra,2010).106

DieVerschmutzung vonWasser durchNitrate undPhosphor ausDung undDünge­mitteln sowie durch Pestizide, die zurErhaltung oderVerbesserung vonWeidelandoder zur Steigerung der Produktion von Futtergetreide eingesetzt werden, ist ein gros­ses Problemder Viehwirtschaft.Unbehandelte Abwässer aus Schlachthöfen könnenSüsswasserressourcenverunreinigenundsichnegativaufdieöffentlicheGesundheitauswirken (WWF-EPO, 2006), während die Eutrophierung vonWassersystemen zugrossflächigemAlgenbefall führenkann,derschädlichfüraquatischeLebensformenist(WWF-EPO,2006).

DieKombinationaushöhererAbsorptionvonRegenwasseraufSojafeldern (imVer­gleichzumWaldimÜbergangsbereichzwischenRegenwaldundSavanne)undschnel­leremAbfluss infolge vonBodenverdichtung reduziertdie in tiefereBodenschichtenunddasGrundwassereinsickerndeWassermenge(WWF,2014b).MangelndeBoden­bedeckungundunzureichenderSchutzvorWindbeimSojaanbauführenzuErosionundunfruchtbarenBöden,waswiederumdieintensivereNutzungvonDüngemittelnbedingt (WWF, 2006). Die umfangreiche Anwendung künstlicher Düngemittel undPestizidekanndasGrund-undOberflächenwasserverschmutzenundsodieBeständeeinheimischerPflanzen-undTierartenebensowiediemenschlicheGesundheitbedro­hen.DiesgiltbesondersfürLandarbeiterundeinheimischeBevölkerungsgruppen.

DiezukünftigeProduktionmussdieErnährungeinerwachsendenBevölkerungsicher­stellen sowie eine fleischlastigereEssgewohnheit abdecken,waswiederumdenFut­termittelbedarf erhöht.EinRückgangderNiederschläge (ob infolge vonAbholzung,KlimawandelodertrockenenJahrendurchLaNiñausw.)beihauptsächlichemRegen­feldbau wird eine noch grössere Abhängigkeit von Bewässerungsanlagen nach sichziehen.ZudenderzeitlimitierendenFaktorenzählendasFehleneinesklardefinierten,nationalenBewässerungsplans,derMangelanWasserinfrastruktur,VerfügbarkeitvonEnergiesowiezugänglichenfinanziellenMittelnfürdieBewässerung(Sentelhasetal.,2015).

Regulatorische RisikenGemäss brasilianischem Wasserrecht sind Wasserressourcen gemeinsam und aufdezentraleWeisedurchdieRegierung,VerbraucherundGemeindenzuverwalten,umeinemehrfacheVerwendungzuermöglichen.ImHinblickaufViehbeständeistgesetz­lich festgelegt, dass beiWassermangel der Bedarf vonMensch undViehproduktionVorrangvoranderenBedürfnissen–wiefürBewässerung107, Industrie, Wasserstras­senundWasserkraftwerke–hat(Doreauetal,2013).

106 DaswesentlichsteElementdiesesWasserfussabdrucksistdasdenTierenverabreichteFutter.Infolgedessenund

abhängigvondenUnterschiedenzwischendenjeweilsangewandtendreiProduktionssystemen(Weiden,gemischt,

industriell)weichendieFussabdrückeverschiedenerLändervomglobalenDurchschnittab.

107 Randbemerkung:DerzeitwerdenimSojaanbauBrasiliensnur0,05%desKulturlandsbewässert(Sentelhasetal,

2015)

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Landwirtschaft

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Obwohl inBrasilienmehrereGesetzezumSchutzvonWaldbeständenexistieren, istdasfürprivateLandwirtschaftsbetriebegeltendeForstgesetz(ForestCode)daswich­tigste. Im Rahmen dieses Gesetzes und seiner Durchsetzung sind Landbesitzer imAmazonasgebietverpflichtet,80%derWaldbeständezuerhalten.LandbesitzerinCer­rado-RegioneninnerhalbdesrechtlichalsAmazonas-BiomeingestuftenGebiets(derBundesstaatMatoGrossoundTeilevonMaranhãoundTocantins)hingegenmüssen,zusätzlichzuallenpermanentgeschütztenBereichenmitnatürlicherVegetation,35%desLandeserhalten.InanderenCerrado-RegionengiltdieZahlvon20%,zusätzlichzuallenpermanentgeschütztenBereichen(WWF,2014b).HinsichtlichvonLand imStaatsbesitzexistierteinumfangreichesNetzwerkgeschützterBereicheimAmazonas­gebietundkleinere,geschützteBereicheinderCerrado.

Obwohl inBrasilienmehrereGesetzezumSchutzvonWaldbeständenexistieren, istdasfürprivateLandwirtschaftsbetriebegeltendeForstgesetz(Forest Code) das wich­tigste. Im Rahmen dieses Gesetzes und seiner Durchsetzung sind Landbesitzer imAmazonasgebietverpflichtet,80%derWaldbeständezuerhalten.LandbesitzerinCer­rado-RegioneninnerhalbdesrechtlichalsAmazonas-BiomeingestuftenGebiets(derBundesstaatMatoGrossoundTeilevonMaranhãoundTocantins)hingegenmüssen,zusätzlichzuallenpermanentgeschütztenBereichenmitnatürlicherVegetation,35%desLandeserhalten.InanderenCerrado-RegionengiltdieZahlvon20%,zusätzlichzuallenpermanentgeschütztenBereichen(WWF,2014b).HinsichtlichvonLand imStaatsbesitzexistierteinumfangreichesNetzwerkgeschützterBereicheimAmazonas­gebietundkleinere,geschützteBereicheinderCerrado.

Änderungen an der Boden-

bedeckung in höher gelegenen

Gebieten und in den Uferzonen

begünstigen Erosion,

Oberflächenabfluss und den

Eintrag von Sedimenten und

Schadstoffen in angrenzende

Süsswasservorkommen

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Landwirtschaft

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 63

ImBemühenumwettbewerbsfähigereSojaexportebautBrasilienneueFernstrassenundHäfen,dieSojaanbaugebietemitinländischenundinternationalenMärktenver­binden.DieschwacheRegierungsführunginGrenzregionenwirdjedochvoraussicht­lich besonders entlang neu gebauter Fernstrassen zu weiterer Abholzung beitragen (WWF,2014b),wodurchwiederumdieQualitätundMengedesverfügbarenWassersbeeinträchtigtwerden(sieheobenimAbschnitt«Die Verbindung zwischen Abholzung und Wasser»).

ReputationsrisikenAls Ergebnis der von Greenpeace international geführten Kampagnen gegen denKauf von aus gerodeten Gebieten in der Amazonasregion stammenden SojabohnenundRindfleisch sahensichdiegrösstenSojaexporteureundSchlachthöfeBrasiliensgezwungen,einMoratoriumhinsichtlichdesKaufesvonSojabohnenundRindfleischausillegalabgeholztenGebietenauszusprechen.DasausdemJahre2006stammendeundjährlicherneuerte,brasilianischeMoratorium,dasdenVerkaufvonSojaausgero­detenAnbaugebieten inderAmazonasregionverhindert,wurdeam9.Mai2016aufunbestimmteZeit–oderbisesnichtmehrgebrauchtwird–verlängert.108 Es wurden mehrFällevonVerletzungendesForest CodedurchSojabauernalsdesMoratoriumsfestgestellt,waseinehöhereBereitschaft zurVerletzunggesetzlicherBestimmungenalsVorgabendesPrivatsektors zeigt.109DerErfolgdesMoratoriumsgegenSojaundRindfleischausdenAmazonasgebietenmachtedeutlich,dassGross-undDetailhänd­lerinVerbindungmitAbholzungengrossenReputationsrisikenausgesetztsind.AuchfürdenFalleinerweiterenweltweitenKampagnezumThemadesEinflussesdergröss­tenSoja-undViehproduzentenBrasiliensaufdieWasserversorgungdesLandesistmiteinerschnellenundeffektivenReaktiondesMarkteszurechnen.

WasserkonflikteentsteheninRegionenmithoherBevölkerungsdichteundIndustria­lisierung,woderWasserbedarfdieVerfügbarkeitübersteigt.KonflikteinZusammen­hangmitWasserverbrauchinderViehwirtschafttratenschoninvielenbrasilianischenRegionenmitumfangreicherViehwirtschaftundSojaanbauauf(imnördlichenMatoGrosso, imsüdlichenGoiasundMatoGrossodoSul, indenKüstengebietenimNor­dosten,RioGrandedoSulundjüngstindervomAmazonas-BiomumfasstenRegion).InmanchenFlusseinzugsgebietenistderprozentualeAnteildesWasserverbrauchsinderViehwirtschaftrelativhoch:32%imEinzugsgebietdesAmazonas,18%imnord­westlichenEinzugsgebietund 16% imTocantins-Araguaia-Einzugsgebiet (Doreauetal,2013).

Die grössten Soja-exporteure und

Schlachthöfe Brasiliens sahen sich gezwungen,

ein Moratorium hin - sichtlich des Kaufes

von Soja bohnen und Rindfleisch aus

illegal abgeholzten Gebieten

auszusprechen

108 http://www.greenpeace.org/usa/news/brazilian-soy-moratorium-renewed-indefinitely/

109 http://imazon.org.br/imprensa/study-shows-brazils-soy-moratorium-still-needed-to-preserve-amazon/?lang=en#

updateOnce

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TextilienundBekleidung

64 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

7 Textilien und Bekleidung2014wurdenweltweitTextilienundKleider 110imWertvonCHF791Milliardenexpor­tiert.DasentsprichteinemAnteilvon4,3%amweltweitenWarenhandelund6,5%desweltweitenHandelsmitIndustrieerzeugnissen(WTO,2015).LautWelthandelsorgani­sationbetrugdasdurchschnittlichejährlicheWachstumderAusfuhrenvonTextilienundBekleidung fürdas2010endendeJahrzehntweltweit5,5%. InVietnam,China,Bangladesch,derTürkeiundIndienwardasWachstumwährenddiesesZeitraumsamstärksten(WTO,2012).

Länder mit den grössten Einfuhren in die Schweiz und ihre Wasserrisiken

Hinsichtlich Menge und Wert ist China der grösste Exporteur von Textilien undBekleidungindieSchweiz,gefolgtvonDeutschland,Bangladesch,Italien,derTürkeiundIndien(sieheTabelle11). 111AufdieRolleDeutschlandsindieserStatistikwirdimAbschnittMethodologische Einschränkungen eingegangen. Aus der Schweiz erfolgtebenfallseineWiederausfuhrvonTextilienundBekleidung,vorallemnachItalienundDeutschland.

Wasserrisiko des Sektors und Intensität der Wassernutzung

DieRisikeninBezugaufWassersindbeiderProduktionvonTextilienundBekleidungerheblich(Tabelle12zeigteinenallgemeinenÜberblicküberdieWasserrisikenfürdenTextil- undBekleidungssektor). Es bestehen engeVerbindungen zur Landwirtschaft(Naturfasern,hauptsächlichBaumwollproduktion)undzurpetrochemischenIndustrie(Kunstfasern,z.B.Polyester).BeideBranchenverbrauchenundverschmutzengrosseWassermengen(sieheKapitel5Chemikalienund6Landwirtschaft).

InderWertschöpfungskettedesSektorsTextilienundBekleidungistdieBaumwollpro­duktiondasSegmentmitdemintensivstenWasserverbrauchunddergrösstenAnfällig­keitfürklimabedingtephysischeWasserrisiken.DieAuswirkungennichtnachhaltigerBaumwollproduktionwerdenbesondersdramatischamRückgangdesAralseessicht­bar.Dieserhatsichindenvergangen50JahrenalsdirekteFolgedesWasserverbrauchsfürdie intensiveBaumwollproduktionum90%verkleinert (Varis,2014;EJF,2012).IneinerStudiewurdeberechnet,dassdieKonsumentinnenundKonsumentenindenEU-25-StaatendurchdenKaufvonBaumwollproduktenausUsbekistanindirekt20%derAustrocknungdesAralseesverursachten(Chapagainetal.,2006).BeiderNass­

110 HinweiszurTerminologie:«Bekleidung»umfasstKleidungundSchuhe,während«Kleider»nurfürKleiderohne

Schuhestehen.

111 SwissImpex,perApril2016,Tarifnummer58–Spezialgewebe;getufteteSpinnstofferzeugnisse;Spitzen;Tapis-

serien;Posamentierwaren;Stickereien,Tarifnummer60–GewirkeoderGestricke,Tarifnummer61–Bekleidung

undBekleidungszubehör,gewirktodergestrickt,Tarifnummer62–BekleidungundBekleidungszubehör,weder

gewirktnochgestrickt,Tarifnummer63–anderekonfektionierteSpinnstoffwaren;Warenzusammenstellungen;

AltwarenundLumpen,Tarifnummer64–Schuhe,GamaschenundähnlicheWaren;Teiledavon,Tarifnummer65–

Kopfbedeckungen und Teile davon

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TextilienundBekleidung

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 65

Einfuhrmenge(kg)

Einfuhrwert (CHF)

Anteil an gesamterEinfuhr

PhysischesRisiko

Regulatorisches Risiko

Reputations­ risiko

China 55’428’019 1’966’438’308 30%

Deutschland 20’884’616 778’376’666 11%

Bangladesch 15’184’677 341’789’893 8%

Italien 12’292’999 1’049’105’891 7%

Türkei 11’948’423 416’946’266 7%

Indien 8’768’475 292’178’286 5%

Vietnam 6’992’423 310’635’370 4%

Frankreich 4’289’901 196’821’491 2%

Portugal 4’137’671 151’914’858 2%

Pakistan 4’049’412 67’699’728 2%

Tabelle 11 – Top 10 der Länder, aus denen die Schweiz Textilien und Bekleidung einführt, und deren Wasserrisiken (auf der Einfuhrmenge basierend)

behandlungvonTextilien,wiedemFärben,werdenebenfalls grosseWassermengenverbraucht.

DieTextilindustrieistnachderLandwirtschaftderweltweitzweitgrössteVerursachervonWasserverschmutzung. Jährlich entstehen inTextilfabrikenMillionenLiter vonAbwässern,diegiftigeChemikalienwieFormaldehydundChlorsowieSchwermetallewieBleiundQuecksilberenthalten.VieledieserChemikalienkönnennichtherausge­filtertoderentferntwerdenundschadensowohlderUmweltalsauchdermenschlichenGesundheit.112

DieAuswirkungenvonWasserrisikenaufdenErfolgeinesTextilunternehmenslassensichamBeispieldervermindertenGewinnevonH&Maufzeigen,alsinfolgevonÜber­flutungen in grossenBaumwollanbaugebieten inPakistan,AustralienundChina imJahr2011EngpässebeiderVerfügbarkeitvonBaumwolleentstandenunddasUnter­nehmen stark gestiegene Baumwollpreise aufgefangen musste (Ward, 2011; White, 2011).DieDürreperiodeinKalifornien2015zwangBaumwollfarmerebenfallszurEin­schränkung ihrerProduktion,wassichwiederumauf lokaleKleidungsherstellerwieAmericanApparel,AgaveDenimoderGuessauswirkte(Daniels,2015).

AufgrunddeswachsendenBewusstseinsundDruckesdurchdieÖffentlichkeitwerdendieUmweltauflagen inLändernwieChinaund Indien strenger.Daherbestehen fürdiesenSektorbeträchtlicheregulatorischeRisiken.

112 http://www.sustainablecommunication.org/eco360/what-is-eco360s-causes/water-pollution

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TextilienundBekleidung

66 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

Eckdaten

• WasserfussabdruckvonBaumwollgewebeaus(Chapagainetal.,2006): –Indien–22’500Liter/Kilogramm(*IndienproduziertBaumwolleunter BedingungenmithohenVerlustmengendurchVerdunstung,unzureichendenNiederschlägenundteilweiserBewässerung,waszurelativgeringenBaum-wollerträgenführt)

–Pakistan–9600Liter/Kilogramm –Usbekistan–9200Liter/Kilogramm –China–6000Liter/Kilogramm• 24%desweltweitenVerkaufsvonInsektizidenund11%desweltweitenVerkaufsvonPestizidensteheninZusammenhangmitherkömmlichemBaumwollanbau.113

• DieWeltbankschätzt,dass20%derindustriellenWasserverschmutzungenaufdasFärbenundsonstigesBehandelnvonTextilienzurückzuführensind.114

• AufBaumwollfarmen,dieimRahmendervomWWFinitiiertenBetterCottonIniti­ativeproduzieren,wurdederWasserverbrauchumbiszu23%undderEinsatzvonPestizidensogarumbiszu55%reduziert.TropfbewässerungkanndenWasserver­brauchbeimBaumwollanbauumbiszu60%verringern(CottonConnect,2014).115

• EineUntersuchungaufBaumwollfarmeninIndienzeigte,dassdergraueWasserfussabdruck(verschmutztesWasser,sieheauch2DieWasserrisikenfürdieSchweiz:Wasserfussabdruckvs. Water Stewardship)herkömmlicherBaumwolle5,5-malhöherwaralsdergraueWasserfussabdruckbiologischerBaumwolle (Franke&Mathews,2013).

113 http://wwf.panda.org/about_our_earth/about_freshwater/freshwater_problems/thirsty_crops/cotton/

114 http://www.sustainablecommunication.org/eco360/what-is-eco360s-causes/water-pollution

115 http://bettercotton.org/wp-content/uploads/2015/02/BCI-A5-leaf let-web2015.pdf

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TextilienundBekleidung

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 67

Physische Risiken Einzugsgebiet BeiderVerfügbarkeitvonSüsswasserkannesdurchdensteigendenBedarfanderer,imEinzugsgebietansässigerVerbraucherzuEngpässenkommen.• GrosserWasserbedarfführtzurErschöpfungvonOberflächen-und/oderGrund­wasserreserven.

• DieTextilindustriekonzentriertsichoftaufwenigegeographischeRegionen.DasEinzugsgebietistoftsoverschmutzt,dassdasWasservorderNutzungnur unzureichendgereinigtwird.InBaumwollanbaugebietentrittoftBodenerosionauf.

Unternehmen HoheAbhängigkeitvongrossenSüsswassermengen,besondersbeilandwirtschaftli­chenundpetrochemischenZulieferernsowiebeiderNassbehandlungvonTextilien(FärbenundBleichen).GrosseMengenoftstarkverschmutztenAbwassersfliessendirektundunbehandeltab.• GrosseMengenvonPestizidenundInsektizidenwerdenfürlandwirtschaftlicheGütergenutzt,besondersfürBaumwolle.

• FürdieVerarbeitungderlandwirtschaftlichenErzeugnisse,dieProduktionregene­rierterundsynthetischerFasernsowiebeiderNassbehandlungvonTextilienwerdengrosseMengenvonChemikalienbenötigt.

Regulatorische Risiken Einzugsgebiet StrengeVorschriftensindnötig,umnegativeAuswirkungenaufdieKonkurrenz-fähigkeitzuvermeiden.• Keine oder nur begrenzte Vorschriften oder keine oder nur begrenzte Durch setzung durchlokaleRegierungenkönnensichaufdieWasserqualitätund-mengeimEin­zugsgebietauswirken.

• BeimBetriebingrenzüberschreitendenEinzugsgebietenkönnensichlandes- spezifischeUnterschiedebeiVorschriftenundDurchsetzungstromabwärtsstärkeraufWasserqualitätund-mengeauswirken.

Unternehmen DenBehördensinddieimRahmenderTextilverarbeitunghervorgerufenenUmwelt-undGesundheitsproblemebekannt,diegesetzlichenVorschriftensindoftstreng.• DieDurchsetzungerfolgtoftnurbegrenzt,aberZunahmensindzuerwarten.• VieleUnternehmenwurdenvonlokalenRegierungenzurAufgabeihrerGeschäfts­tätigkeitgezwungen.

• ObwohlWassermangelund-verschmutzungenhäufigauftreten,sindVorschriftenfürdieAgrarproduktionoftwenigerstreng.

Reputationsrisiken Einzugsgebiet Aufgrund der Konzentration auf wenige geographische Regionen in der Textilindu­strieistderRufjedesUnternehmensimgleichenEinzugsgebietgefährdet,fallsdasEinzugsgebietbedrohtist.

Unternehmen DerlokalenBevölkerungsinddienegativenAuswirkungendieserBrancheauf ÖkosystemeunddieöffentlicheGesundheitbewusst.• Süsswasserressourcenwerdenoftverschmutztoderübernutzt,waszueinem MangelansauberemTrinkwasserführt.

• AufkommendeGesundheitsproblemekönnennichtignoriertwerden.• EinheimischegehenVerstössenmanchmalnach.KonsumentinnenundKonsumentensowieNGOsachtenverstärktaufWasserrisiken.• DerFokusliegthauptsächlichaufbekannteninternationalenMarken.Diese MarkenlegenweitereRichtlinienundNormenfest,dieZuliefererbefolgenmüssen.

Tabelle 12 – Allgemeiner Überblick über die für den Sektor Textilien und Bekleidung bestehenden Wasserrisiken

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TextilienundBekleidung

68 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

Länderbeispiel: Textilien und Bekleidung aus Bangladesch

Textilien Kleidung

Anteil an der weltweiten Produktion (WTO, 2015) >0,8% 5,1%

Anteil an der Einfuhr in die Schweiz 116 8,28%117

2014warBangladeschnachChinaundderEUderweltweitdrittgrössteExporteurvonKleidung(WTO,2015).DerBekleidungssektor(ready-made-garment,RMG)sorgtfürmehrals81%derExporteinnahmenundbeschäftigt4,2MillionenMenschen118 (Akter, 2015).WährendderletztensechsJahrewuchsderTextilien-undKleidungssektorjähr­lichumdurchschnittlich13,9%;2015formuliertenIndustrieverbändeeinExportzielvonCHF49,6Milliarden(USD50Milliarden)bis2021(Leahey,2015).

Water SituationBangladesch liegt imweltgrösstenMündungsdeltaderFlüsseGanges,Brahmaputra,undMeghna(GBM).Nur7%desgesamtenGBM-EinzugsgebietsliegeninBangladesch.DiemeistenFlüsseinBangladeschsindNeben-oderZuflüssedesGBM-Systems.DerWasserhaushaltdesGBM-FlusssystemsistdurchgrosseUnterschiedezwischenMons­unüberschwemmungen und tiefenWasserständenwährend der Trockenzeit gekenn­zeichnet.RegelmässigeundverheerendeÜberflutungenkönnenbiszu60%desLandesbetreffen;WassermangelwährendderTrockenzeitisteineweitere,grosseHerausfor­derung.119 Der Klimawandel verändert Häufigkeit und Intensität der Monsune undverursachtausserdemeinerapideSchneeschmelzeimHimalaja,derQuellevonzweiderdreigrösstenFlüsseinBangladesch.DieswirdinZukunftauchSüsswasserman­gelnachsichziehen,daIndienundChinaindenflussaufwärtsgelegenenAbschnittenverstärktStaudämmebauen,umdamitaufihreeigenenWasser-undEnergieengpässezureagieren. 120

In Bangladesch besteht das Problem der Verunreinigung des Grundwassers durchnatürlichvorkommendesArsen,wasbesonders imBallungsraumumDhakaund imNordwestendesLandeszurBelastungvonTrinkwasserundzupermanenterErschöp­fung des Grundwassers führt. 121, 122 Die Region um Dhaka ist ausserdem vonWas­sermangelaufgrunddesUngleichgewichts zwischenWasserbedarfundverfügbaremWasserbetroffen,wodurchKonfliktezwischenWasserverbrauchernentstehen(Akteretal.,2012).

116 SwissImpex,perApril2016

117 KombinierterAnteilTextilienundBekleidung

118 http://www.garmentsmerchandising.com/readymade-garments-industry-of-bangladesh/

119 http://chinawaterrisk.org/opinions/sinking-reputations-lessons-from-bangladesh/

120 Ibid.

121 Ibid.

122 WaterRiskFilter:Bangladesh

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TextilienundBekleidung

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 69

Physische RisikenDie Textil­ und Kleidungsbranchen tragen besonders in den grossen Industriegebie­tenderHauptstadtDhakainhohemMassezudenUmständenbei,dievonExpertenals Bangladeschs «Wasserverschmutzungskatastrophe» bezeichnetwerden (Yardley,2013).Dieüber1700AnlagenzumWaschen,FärbenundzurEndbearbeitungverbrau­chenjährlich1500MilliardenLiterGrundwasser,leitenAbwässernindieUmweltundbeeinträchtigendasLebenvonmehrals zwölfMillionenMenschen inDhaka (Welt­bank,2014).JederderviergrossenFlüsseinderNähederHauptstadtistdurchunbe­handelteIndustrieabwässererheblichgeschädigt.DerBereichderNassbehandlunginderTextilindustrieistdabeieinerderHauptschuldigen,dahierverbrauchteFarbstoffeund Chemikalien direkt ins Oberflächenwasser eingeleitet werden.123Zusätzlich zur VerschmutzungderTrinkwasserressourcenderStadtüberflutengiftigeAbwässerdieReisfelderundvernichtenFischbestände(Yardley,2013).

Über87%derWasserversorgungvonDhaka sindGrundwasserentnahmen (Khan&Ahmad,2014).DerhoheWasserverbrauchdurchdieTextil-undKleidungsbranchenträgt zur Übernutzung des Grundwassers bei. Jüngste Untersuchungen haben einebesorgniserregendeAbsenkungdesGrundwasserspiegelsvonfastdreiMeternproJahrfestgestellt(Weltbank,2014).LautSchätzungenverbrauchtdieTextilindustriefastsovielGrundwasserwiediezwölfMillionenEinwohnerderHauptstadt(Weltbank,2014).ZunehmenderWassermangelunddarausresultierendeKonfliktestellenkonkretephy­sischeRisikenfürdieTextil-undBekleidungsbranchendar.

123 http://citiscope.org/story/2015/textile-plants-are-dhakas-water-problem-and-also-its-solution#sthash.Ovm254og.

dpuf

Die über 1700 Anlagen zum

Waschen, Färben und zur

Endbearbeitung verbrauchen

jährlich 1500 Milliarden

Liter Grundwasser, leiten

Abwässern in die Umwelt und

beeinträchtigen das Leben

von mehr als zwölf Millionen

Menschen in Dhaka

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TextilienundBekleidung

70 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

Regulatorische RisikenObwohldieWeltbank2014deninBangladeschbestehendengesetzlichenundregula­torischenRahmenfürdasUmweltmanagementalsakzeptabeleinstufte,befandsieihnalsunzureichend,umdiewachsendenBesorgnisseüberdieindustriellenVerschmut­zungen anzugehen.Mit der Textil- und Bekleidungsbranche als Rückgrat derWirt­schaftdesLandeserweistessichalsschwierig,denUmweltschutzunddieBedürfnissedieserwertvollenundpolitischeinflussreichenBranchezuvereinen(Weltbank,2014;Yardley,2013).

Nach den tragischenUnfällen in Textilfabriken in Bangladesch in den Jahren 2012und2013drohtedieEUmitSanktionen,fallsdieArbeitsbedingungenfürdielokalenArbeiternichtverbessertwürden (Spiegel&Wilson,2013).Obwohlesnie zudiesenSanktionenkam,empfindenEinfuhrländerwiedieSchweizdendurchdieUmweltzuzahlendenPreisallenfallsalszuhochundverhängendaher–besondersauföffentli­chenDruckhin–inZukunftHandelsbeschränkungen(sieheReputationsrisiken).

Reputationsrisiken Für den Textil- und Bekleidungssektor bestehen erhebliche Reputationsrisiken. DieBranchestehtinBangladeschuntergenaueröffentlicherBeobachtung,seitimNovem­ber2012beimBrandineinerTextilfabrik117MenschenundbeidemverheerendenEin­sturzeinerBekleidungsfabrikinSavarimApril20131129MenschenumsLebenkamenundimZugederAufarbeitungderUnglückeeinigeschwerwiegendebehördlicheFehleroffenbartwurden.UmReputationsschädenzuvermeidenistesleiderbeiMarkenun­ternehmeninderTextilbrancheüblich,dieZuliefererzuwechseln,sobaldeineQuelledasZieleingehenderPrüfungenwird.DieseZuliefererstehenvielleichtnichtiminter­nationalenBlickpunkt,arbeitenjedochunterfürMenschenundUmweltgefährlichenBedingungen.Positivistzuvermerken,dassdieUnglücksfälleeinigeBranchenvertre­terbekannterMarkensowielokaleHerstellerdazuveranlassten,gemeinsamaneinerVerbesserungderArbeitsbedingungenundderGebäudesicherheitvonTextilfabrikeninBangladeschzuarbeiten(Curran&Nadvi,2015;Nieuwenkamp,2014).

DurchInitiativenwiedieDetox-KampagnevonGreenpeaceverpflichtetensichweltweitführendeModemarken, gefährlicheChemikalienbei derHerstellung ihrerProduktenichtmehrzunutzen.Solche InitiativensindeinwichtigerAuslöser füreinenPara­digmenwechselinderTextilindustrie.Esbleibtabzuwarten,obdieseVeränderungenerfolgen,bevoreineUmweltkatastrophedieumfangreicheUmweltproblematikdieserBrancheindeninternationalenBlickpunktrückt(sieheZellstoffundPapieraufSeite43füreinweiteresBeispielbezüglichderReputationsrisikenbeiderNutzunggefährli­cherChemikalien).MitdemderzeitigenZustandderWasserressourcenBangladeschs,denFolgen fürdiemenschlicheGesundheit sowiederBeteiligungderTextilbrancheandiesenProblemenistesnureineFragederZeit,bisdiese imZentrumweltweiteröffentlicherAufmerksamkeitstehen.

Bei einem verheeren-den Einsturz einer

Bekleidungsfabrik in Savar im April 2013

kamen 1129 Menschen ums Leben

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Einleitung Detailhandel und Finanzdienstleistungen

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 71

Indirekte Wasserrisiken

BeidenWasserrisikenfürdieSektorenDetailhandelundFinanzdienstleistungenhan­deltessichmeistumindirekteRisiken,dadieseofteherinZusammenhangmitZulie­ferern(imSektorDetailhandelbesondersmitderLandwirtschaft)undInvestitionenund/oder in den Ländern bestehen, in denen diese Investitionen getätigt werden (Sek­torFinanzdienstleistungen),alsmitdirektenBetriebsabläufenverbundensind.Detail­händlersindseltenEigentümerderFarmenundVerarbeitungsanlagen,vondenensiebeliefertwerden.Dies gilt auch imFalle desAnlagenportfolios einer Bank.ObwohlalleWirtschaftssektoren imBereichderFinanzdienstleistungenvertretensind, sindWasserrisikenbeimanchenSektoreneinfachererkennbar.

Abhängig von Zulieferer oder Investition kann eine einfache Verlagerung hin zu ande­renAnbieternnichtinFragekommen.DaherbedürfendieBeziehungenzwischendemDetailhandelssektorundseinenZulieferernsowiezwischendemBereichderFinanz­dienstleistungenundseinenInvestitionenneuerWegezurVerminderungvonRisiken.

Einleitung Detailhandel und Finanzdienstleistungen

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Detailhandel

72 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

8 DetailhandelDieDetailhandelsindustrieerfuhrimZugederGlobalisierungeinenWandel.Wasseristnichtlängernurvonlokalem,sondernvonglobalemInteresse.GrosseWassermen­genfliessenindieProduktionvonDetailhandelsgütern.TatsächlichübersteigtdiezurProduktionvonAlltagsgegenständenwieeinemGlasOrangensaft (200LiterWasserfür 2 Deziliter Orangensaft) oder einem neuen Baumwoll-T-Shirt (2500 LiterWas­ser) benötigteWassermenge den täglichen pro-Kopf-Verbrauch der Schweiz von 142Litern 124,125beiWeitem.OftkommtdasbeiderHerstellungdieserGüterverbrauchte,sogenannte«virtuelleWasser»ausGegendenmitWassermangel.DaherbetreffendiesichhinsichtlichdesWasserverbrauchsimDetailhandelabzeichnendenFragennichtdieinternen,sonderndieexternenWasserressourcen(WWFSwitzerland,2012).

Wasserrisiken des Sektors und Intensität der Wassernutzung

DerWasserfussabdruckderSchweiz–dieGesamtmengeanWasser,diezurBereitstel­lungsämtlicherWarenundDienstleistungen,dievonderBevölkerungeinesLandeskonsumiertwerden,benötigtwird–liegtbeielfMillionenKubikmeterproJahroder30MilliardenLiterproTag.DasentsprichteinemjährlichenFussabdruckvondurch­schnittlich 1500KubikmeterproJahrundEinwohner,der somitüberdemglobalenDurchschnittvon1385KubikmeterproJahrundEinwohnerliegt.Nochwichtigerist,dass82%dieserZahlausexternenWasserquellenstammen(WWFSwitzerland,2012).Diesistjedochnichtüberraschend,dadieSchweizaufderListederweltweitgrösstenImporteure 126aufPlatz18liegt,währendsiegemessenanderGrössederBevölkerungnurden97.Platzbelegt127.

DieindirekteExpositionderSchweizgegenüberWasserrisikendurchZuliefererkannsehr hoch sein, besonders bei Nahrungsmitteln und Bekleidung (vgl. BeschreibungderSektorenindenKapiteln6Landwirtschaftund7TextilienundBekleidungsowieTabelle13füreinenallgemeinenÜberblicküberdiefürdenDetailhandelssektorbeste­hendenWasserrisiken).LandwirtschaftlicheProduktesindbesonderswasserabhängigdurch die Bewässerung, Säuberung, Verarbeitung, Stromerzeugung und den Trans­port.DerWasserverbrauch eines Zulieferers (wie in der Landwirtschaft) kann sich,besonders in Fällen einer Ansiedelung in gefährdeten Einzugsgebieten, ernsthaft auf dieallgemeineWasserverfügbarkeitauswirken.

Gemäss einer 2010 von CDP durchgeführten Studie konnten wenige Detailhändlerangeben,welcheihrerbetrieblichenVorgängeinGebietenmitangespannterWassersi­tuationablaufen(CDP,2010).MancheDetailhändlerbetrachtendiewasserbezogenenProbleme ihrer Zulieferer nicht als ihr eigenen. Andere dagegen haben gute Bezie­hungenzuzuverlässigenZulieferernaufgebaut,dieProduktevonguterQualitätundMengesowiezuangemessenenPreisenliefern.FallsesbeiZulieferernaufgrundvonWasserrisiken – zum Beispiel hervorgerufen durch nur in unzureichendenMengen

124 http://waterfootprint.org/en/resources/interactive-tools/product-gallery/

125 http://www.bafu.admin.ch/umwelt/indikatoren/08605/12306/index.html?lang=en

126 http://atlas.media.mit.edu/en/profile/country/che/

127 http://esa.un.org/unpd/wpp/

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Detailhandel

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 73

verfügbares, sauberes Süsswasser, strengereVorschriften oder durchKonflikte zwi­schen Gemeinschaften – zu Verzögerungen kommt, wechseln Detailhändler oft dieZulieferer.

Hinsichtlich bestimmter Güter (tropische Früchte, Gemüse im Winter, Baumwolleusw.)stellteineeinfacheVerlagerungderLieferkettenkeinenachhaltigeOptionmehrdar.BegrenztverfügbaresLand,ansteigendeBevölkerungszahlen,sichänderndeglo­baleKonsumgewohnheitenundderKlimawandelwerdenerheblicheAuswirkungenaufdieVerfügbarkeit,Menge,QualitätundletztendlichdenPreisdieserGüterhaben.DerWettbewerb zwischen nationalen und internationalen Detailhändlern wird sich beson­dershinsichtlichderinGegendenmitWassermangelhergestelltenGüterverschärfen.AusserdemsteigtdasBewusstseinderKonsumentinnenundKonsumentenbezüglichdermitdenProdukten,diesiekaufen,verbundenensozialenundökologischenAuswir­kungen,einschliesslichWasser.EinstärkerwerdenderTrendimDetailhandelistdieEinführungverschiedenerLabelsundZertifikate.

FüreinennachhaltigenUmgangmitWasserrisikenseitensderZuliefererundErzeugermüssen Detailhändler beginnen, ihre produktbezogenen Risiken auf der Ebene derLandwirtschaftsbetriebe,FabrikenundFlusseinzugsgebietezuanalysieren.AbhängigvondenjeweiligenGüternmüssensieWegefinden,dieBemühungenihrerZuliefererund Erzeuger um eine nachhaltige Entwicklung von Wasserressourcen über einenbestimmtenBetriebodereineFabrikhinauszuunterstützen.Esistentscheidend,dassausRegionenmitWassermangelkommendeProduktenichtvermiedenwerden.DieseGebietesindoftverarmtundeinMeidendieserProduktewürdedieSituationnurnochverschlimmern.DurcheinverantwortungsvollesManagementderWasserrisikenkanndie Gefährdung lokaler Wasserressourcen verringert werden. Das Meistern dieserHerausforderungliegtinderVerantwortungderschweizerischenDetailhändler(WWFSwitzerland,2012).

Der Detailhandel ist innerhalb

seiner Wertschöpfungsketten

von direkten und indirekten

Wasserrisiken betroffen.

Im Lebensmittelsektor bestehen

diese Risiken vor allem in der

landwirtschaftlichen Produktion

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Detailhandel

74 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

Physische Risiken Einzugsgebiet Relativgeringaufgrunddesniedrigen,direktenVerbrauchsundderMöglichkeitdesWechselszuanderenAnbieternimFallevonLieferunterbrechungen.• BeiderVerfügbarkeitvonSüsswasser(Menge)fürZuliefererkannesdurchdensteigendenBedarfanderer,imEinzugsgebietansässigerVerbraucherzuEngpässenkommen.

• Andere,imEinzugsgebietansässigeVerbraucherkönntenSüsswasserquellen verschmutzen(Qualität).

Unternehmen IndirekterWasserverbrauch,daherbegrenztesRisiko.WasserknappheitoderVerschmutzungvonWasserquellenkönnenzuUnterbrechun­genbeiZulieferernfürdenDetailhandelführen.• DerindirekteWasserverbrauch,besondersdurchAgrarlieferanten,isterheblich.• ÄnderungenvonNiederschlagsmustern,schwereDürreperiodensowieÜberflutun­geninfolgedesKlimawandelskönnenzuUnterbrechungenseitensderLieferantenführen,daderstärksteWasserverbrauchinderTier-undPflanzenproduktionstattfindetundTrinkwassereinnichtzuersetzenderBestandteilvonGetränkepro­duktenist.

Regulatorische Risiken Einzugsgebiet EinigepotenzielleRisikenfürZulieferer,diesichaufdiewettbewerblicheSituationdesDetailhändlersauswirkenkönnen:• Keine oder beschränkte Regulierung oder keine oder beschränkte Durchsetzung durchlokaleRegierungenkönnenWassermengeund-qualitätimEinzugsgebietbeeinflussen.

• BeiderTätigkeitineinemmultinationalenEinzugsgebietkönnensichländerspezi­fischeUnterschiedebeiRegulierungundDurchsetzungflussabwärtserheblichaufWassermengeund-qualitätauswirken.

Unternehmen Essindbegrenzte,direkteRisikenzuerwarten.FürZuliefererkönnendieRisikenjedocherheblichsein.• VerstärkterWettbewerbmitanderenWasserverbrauchernimEinzugsgebietkannzumEntzugvonWassernutzungsrechtenführen.

• StrengereVorschriftenundverstärktestaatlicheDurchsetzungkönnendieKostenfürSüsswassersowiefürdieAbwasserbehandlungund-einleitungerhöhen,waszuPreissteigerungenführenwürde.

Reputationsrisiken Einzugsgebiet DerVerkaufvonProdukten,diegrosseWassermengenbenötigenundinrisikobehaf­tetenEinzugsgebietenhergestelltwerden,kannzurSchädigungdesRufesführen.Ökonomische,sozialeundphysischeBeeinträchtigungenderKundendurcheinge­schränktenZugangzusauberemWasserkönnensichaufdieMarktchancenderdortansässigenDetailhändlerauswirken.

Unternehmen FürDetailhändlerkommenReputationsrisikenbesondersdannzumTragen,wennsichKonsumentinnenundKonsumentenderAuswirkungenihrerKäufeaufdieUm­weltundauflokalansässigeBevölkerungenstärkerbewusstwerden.• SituationsabhängigkönnenKonsumentinnenundKonsumentensichdafürent­scheiden,bestimmteProduktebeieinemAnbieternichtzukaufenodergarnichtbeidiesemAnbieterzukaufen.

PotenzielleGründefürSchädigungenvonMarkeundRufsind:• Landwirtschaftliche und sonstige Abwässer, die sich negativ auf lokale Wasserquel­lenundÖkosystemeauswirkenkönnen.

• HoherWasserverbrauchinGegendenmitvonTrinkwassermangelbetroffenerBevölkerung.

Tabelle 13 – Allgemeiner Überblick über die für den Detailhandelssektor bestehenden Wasserrisiken

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Finanzdienstleistungen

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 75

9 FinanzdienstleistungenWährendder letzten20Jahre ist derFinanzsektor inderSchweiz imVergleich zurschweizerischen Wirtschaft überdurchschnittlich stark gewachsen. Während dasBruttoinlandprodukt(BIP)umdas1,6-facheanstieg,kamesfastzueinerVerdoppe­lungdesAnteilsdesFinanzsektorsamBIP.2014trugderSektorderFinanzdienstleis­tungeninderSchweiz10,2%oderCHF66MilliardenzumBIPderSchweizbei(FDF,2015).DieserSektorumfassteinegrosseBandbreiteverschiedenerOrganisationenundStrukturenmitstarkvoneinanderabweichendenGeschäftsmodellen,vonHandels-hinzuInvestmentbanken,voninstitutionellenInvestorenbiszuVersicherungsgesellschaf­tenundderVersicherungswirtschaftsowieeineganzeReihevonZwischenhändlern.InderSchweiz–einFinanzzentrumvonglobalerBedeutung–spieltdieAnlagen-undVermögensverwaltung eine bedeutende Rolle. Der Versicherungssektor der SchweizwächstvielschnelleralsderBankensektor,beidetragenabergleichvielzumBIPbei(SIF,2015).

Viele Bereiche der «Realwirtschaft» sindmit dem Finanzdienstleistungssektor ver­bundenundwerden von ihmbeeinflusst, so dass dieWasserrisikendieserBereichein allen sie betreffenden Investitionen und Finanzierungsportfolios enthalten sind.DahermüssenStrategienzurVerminderungderWasserrisikenandiemassgeblichen,nachgelagerten Geschäftsmodelle der jeweiligen Finanzinstitute angepasst werden.Die InteraktionzwischendenFinanzinstitutenunddenUnternehmenausderReal­wirtschaftistvongrosserBedeutungfürdieFestlegungdergeeignetenKriterien,denUmgangmitInformationserfordernissenundletztlichfürdieSenkungderWasserrisi­ken.Sektor-undunternehmensspezifischeWasserrisikenwirkensichunterschiedlichauf die Finanzinstitute aus – von Geschäftsrisiken, welche die WahrscheinlichkeiteinesZahlungsausfallserhöhen,überdieGefahrvonWertminderungenvonInvestitio­nenundVermögenswertenbishinzuneuenGeschäftsmöglichkeiten.128

WasserstellteinsignifikanteresRisikodaralsbeispielsweisedie inZusammenhangmit demKlimawandel bestehendenRisiken, obwohlnatürlichbeide zusammenhän­gen.MitWasserverbundeneGefahrenkönnensichvieldirekterauswirkenundsindwegensteigendemWasserbedarfaufgrundderwachsendenWeltbevölkerung,steigen­denWasserbedarfs,denunvorhersehbarenFolgendesKlimawandels,derfortschrei­tendenUrbanisierung und einem sich veränderndenVerbrauchsverhaltens schwerervorauszusagenalszuvor.Esistzuerwarten,dassdieAuswirkungendesKlimawandelszurErhöhungderWasserrisikenbeitragen.

Das erklärt,warumFinanzdienstleisterdieWasserrisikenalsdienächstenaufkom­mendenHerausforderungennebendenmit demKlimawandel einhergehendenRisi­kenansehenundbeginnen,AugenmerkaufdieWasserrisikenunddiegegenseitigenAbhängigkeitenihrerKlientenzulegen.WerdendieseRisikenreal,sowerdenderenAuswirkungen sehr wahrscheinlich auch direkte Folgen für Portfolios, Finanzie­rungs-undInvestitionstätigkeitensowiedieGeschäftsentwicklungderFinanzdienst­leistungsunternehmenhaben.NebenderwachsendenWahrnehmungvonWasserals

128 AufderMeinungvonFinanzexpertendesWWFbasierendeErgebnisse/Einschätzungen

Finanzdienstleister sehen Wasserrisiken

als die nächsten aufkommenden

Herausforderungen

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Finanzdienstleistungen

76 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

129 AufInterviewsmitSchweizerBankmanagernundAnlagenverwalternbasierendeErgebnisse/Einschätzungen

massgebliches,zukünftigesRisikoistderRufderFirmaeinweitererAntriebfürdieFinanzinstitute hin zu einem besseren Verständnis des Problems.129 Aufgrund des zunehmendenBewusstseins seitensderÖffentlichkeitwieauchderAktionäre steigtdas Reputationsrisiko eines Finanzinstitutes, falls ein Kunde über unzureichendesManagementderWasserrisikenverfügt.IndenletztenJahrenstiegbesondersindenUSAdieZahldervonInvestoreneingereichtenumwelt-undsozialpolitischenResolu­tionenstarkan(CDP,2013).

DaFinanzinstituteeinwichtigerWegbereiterwirtschaftlicherEntwicklungsind,kön­nensieebenfallsalsWegbereitereinernachhaltigenEntwicklungdienen.SiekönnendurchBerücksichtigungvonAspektenwienachhaltigemWassermanagement, effizi­entemWasserverbrauch,alternativenWegenderWasserversorgung,MinimierungderWasserverschmutzung undWiederverwendung vonWasserressourcen – immer vordemHintergrundderspezifischenGegebenheitendesjeweiligenFlusseinzugsgebiets– positiveVeränderungenbewirken.

Sektorale Wasserrisiken

FinanzinstitutesindinZusammenhangmitihrenInvestitionensowieFinanzierungs-undVersicherungsportfoliosdenRisikenvonsaisonalenDürrenundÜberflutungen,schlechter Wasserqualität und Änderungen der wasserbezogenen Vorschriften ausge­setzt (sieheTabelle 15 füreineallgemeineÜbersichtüberdieWasserrisiken fürdenFinanzdienstleistungssektor).VersicherungsunternehmenmüssensichderBelastbar­keitihrerKundenhinsichtlichderWasserrisikensowiederenManagementstrategienbewusstsein,dasiealsVersichererundInvestorengleichzeitigbetroffenseinkönnen.

DieStrategienzumVerständnis,zurErfassungundzurMessungpotenziellerundtat­sächlicherWasserrisikenfürFinanzinstitutekönnensehrunterschiedlichseinundrei­

Finanzinstitute können

durch Berücksichtigung

von Aspekten wie nachhal-

tiges Wassermanagement,

effizienter Wasserverbrauch,

alternative Wege der

Wasserversorgung,

Minimierung der Wasser-

verschmutzung und

Wiederverwendung von

Wasserressourcen positive

Veränderungen bewirken

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Finanzdienstleistungen

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 77

chenvonaktiverAbsicherunggegenwasserbezogeneAuswirkungenübereinbesseresVerständnisderFirmenbiszumEngagementfürundderZusammenarbeitmitUnter­nehmen,umdiesebelastbarzumachenodereineUmstellungihrerGeschäftsmodellehinsichtlich der Gründe und Auswirkungen vonWasserrisiken zu bewirken. EinigeEntwicklungsbanken haben gute Fortschritte bei der Reduzierung der Wasserrisiken in ihrenPortfoliosgemacht,indemsieihreKundenentsprechendtechnischunterstützten(UNEPFI&UNEPGPA,2006).FüröffentlicheundprivateEntscheidungsträgeristdieEntwicklungundUmsetzung vonVerminderungsstrategienundneuerTechnologienzunehmendüblich,umdenzukünftigenHerausforderungendessteigendenWasserbe­darfsundderAuswirkungendesKlimawandelszubegegnen(Weltwirtschaftsforum,2016).

DieExpositiongegenüberWasserrisikenhängtstarkvomjeweiligenGeschäftsmodellderAkteureimFinanzsektorab.GemässdenverschiedenenGeschäftsmodellenmüs­sen diese Akteure ein eigenes Verständnis dafür entwickeln, woWasserrisiken vonBedeutungfürihrPortfoliound/oderihreUnternehmensleistungsindundwiedieseambestenindenProzessderEntscheidungsfindungeinzubringensind(vgl.Tabelle14füreineAuswahlderwichtigstenRisiken).

In den letzten Jahren ist sich der Finanzdienstleistungssektor bestehender Wasser­risiken und des Bedarfs an geeigneten Minderungsstrategien zunehmend bewusstgeworden. Hinsichtlich einer besseren Integration der Wasserrisiken in ihren Ent­scheidungsprozessbleibtderZugriffaufverlässlicheDatenzurExpositiongegenüberWasserrisiken eineHerausforderung für die Finanzinstitute. Ähnlichwie bei durchdenKlimawandelbedingtenRisikenerfordernWasserrisikeneinsektorübergreifendesDenken.AllerdingsistdieFinanzbranchegewöhnlichinbranchenspezifischenStruk­turenorganisiert.FüreingenauesVerständnisderWasserrisikenwerdendetaillierteregions-undeinzugsgebietsbasierteAngabenbenötigt,diefürdasjeweiligeUnterneh­menrelevantsind.LeideristdieVerfügbarkeitderInformationenbegrenztund/oderteuer.

Initiativen wie die Equator Principles und die UN Principles for Responsible Invest-menthabenzueinemgesteigertenBewusstseinfürsowiederSchwerpunktsetzungaufWasserrisiken beigetragen.Eineweitere Initiative ist dasCDP Water Program, das zumehrTransparenz hinsichtlich der fürUnternehmen bestehendenWasserrisikenbeigetragenhat.VorKurzemwurdebekanntgegeben,dasseineGruppeglobalerBan­ken,darunterdieUBSSchweiz,mitderNatural Capital DeclarationunddemEmer-ging-Markets-Dialog der deutschenRegierung zumThemaGreen Finance arbeitet, umdiewirtschaftlichenAuswirkungenvonDürreperiodenindieStresstest-Szenariender Banken zu integrieren. ImRahmen derNatural Capital Declaration wurde an einem Instrument für die Analyse der Kreditaufschläge für Unternehmensanleihengearbeitet,durchwelchesWasserstressfaktoreninBonitätsprüfungenvonAnleiheaus­stellernimBereichderGetränkeindustriesowiebeiBergbau-undEnergieversorgungs­unternehmenaufgenommenwerdensollen.Esistzubeobachten,dassInformationenzuWasserrisiken einfacher zugänglich werden für reguläre Börsenfachmänner. Einvon Bloomberg LP veröffentlichtes Instrument zur Bewertung vonWasserrisiken130

ermöglichtesdenAnalysten,dieWasserrisikenfürKupfer-undGoldminenmitindieUnternehmensbewertungaufzunehmen.

Informationen zu Wasserrisiken werden

für reguläre Börsenfachmänner

einfacher zugänglich

130 https://www.bloomberg.com/bcause/new-tool-integrates-water-risk-considerations-in-equity-valuation-process

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Finanzdienstleistungen

78 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

Tabelle 14 – Auswahl der wichtigsten Bereiche im Finanzdienstleistungssektor und Beispiele zugehöriger Wasserrisiken 131

Finanzdienstleistungs- sektor

Bedeutung der Wasser-risiken basierend auf

Beispiele der für Wasser- risiken bedeutsamen Prozesse

Trends und Beobachtungen

Handels-und Universalbanken

Geldverleihdirektan Kunden/Unternehmen

Ausfall­ und Kreditrisiko, falls Unternehmen/DebitorenvonWasserrisiken betroffen sind (z.B.GewinnausfälleinfolgederBedrohungderLandwirtschaftdurchWassermangel).

ImVergleichzuinländischenBankeninderSchweizbestehtfürglobaleBankeneinehöhereWahrscheinlichkeitderExpositiongegenüberWasserrisiken.Daherhaben globaleBankenFortschrittebeiderEin­schätzungvonWasserrisikenimRahmenihrerVerfahrenzurBeurteilungvonUm­weltrisikenaufTransaktionsbasisgemacht.DieMehrzahlderBankenhatjedochnichtmiteinersystematischenAnalysevonWasserrisiken auf Transaktions­ oder Port­foliobasisbegonnen(WWF/KPMG,2012;KPMG,2015).

Investmentbanken undUnternehmens-finanzierung

HilfestellungfürUnterneh­menbeiderGeldbeschaf­fungvonanderenFirmeninFormvonBonds(Schulden)oder Aktien (Kapital)

WasserrisikenfürdenWaren-handel(z.B.Palmöl,Getreide)wir­kensichdirektaufdieGeschäfts­tätigkeitwieaufzukünftigePreisederWarenmärkteaus(sieheauchKapitel6Landwirtschaft).Dieskann sich auf die Fähigkeit zur Zinszahlung oder Schuldentilgung auswirken.

InletzterZeithabenBankenmitderEntwicklungvon«Wasserstress-Test-verfahren»begonnen,umeinVerständnisfürihreExpositiongegenüberWasser-risikenaufPortfoliobasiszuentwickeln.

Entwicklungsbanken und andere,staatlichgeförder­teUnternehmen

StaatlichgeförderteOrga­nisationen(z.B.Weltbank)investieren in und gewähren KreditefürUnternehmenund Infrastruktur in Ent­wicklungsländern

Ähnlich wie bei Privatkunden­ undUniversalbanken,abermitnochgrösseremReputationsrisikohinsichtlich nachhaltiger Finan­zierung.

StaatlicheBankenundandere,staatlichgeförderteUnternehmen,diegegenüberReputationsrisikenbesondersempfindlichsind,übernehmeneineführendeRollebeiderBewertungundIntegrationvonWasserrisiken.

Anlage­ und Vermögensverwaltung

AngeboteinesKonglomeratsvon Finanzdienstleisungen ausmehralseinemSektor;zumeistVerwaltungvonDrittmitteln

Der Wert von Investitionen in der Vermögensverwaltung(KaufvonBeteiligungen,Immobilienusw.)kann sich durch in Verbindung mitdenVermögensgegenständenstehenden Wasserrisiken deutlich verringern.

ImBereichdernachhaltigenInvestitionentätige,führendeVermögensverwalterana­lysierendieExpositionvonUnternehmengegenüberWasserrisikenimRahmenihrernachhaltigenInvestitionen.Kürzlichhabeneinige auch begonnen, ihre eigene Exposi­tiongegenüberWasserrisikenaufderPort­folioebenezuanalysieren.DerMarktanteilder nachhaltigen Investitionen ist noch immergering(Ende2014wurdeca.1%desinderSchweizverwaltetenVermögensaufnachhaltigeWeiseinvestiert(FNG,2015)).BewertungundIntegrationvonWasserrisi­kenindenMainstream-InvestmentprozessbefindensichnochinihrerAnfangsphase.

131 WWFMarktkenntnisseundInterviewsmitFachleuten

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Finanzdienstleistungen

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 79

Finanzdienstleistungs- sektor

Bedeutung der Wasser-risiken basierend auf

Beispiele der für Wasser- risiken bedeutsamen Prozesse

Trends und Beobachtungen

Investoren und Anlageneigentümer

Institutionelle Investoren wie Rentenfonds investieren imNamenihrerLeistungs­empfängerundgemässihrerTreuepflicht.Mancheinstitutionellen Investoren, wie Lebensversicherungen, Rentenfonds, Stiftungen oderKirchen,verfügenübereher langfristige Anlageho­rizonte.

Der Wert von Investitionen in der Vermögensverwaltung(KaufvonBeteiligungen,Immobilienusw.)kann sich durch in Verbindung mitdenVermögensgegenständenstehenden Wasserrisiken deutlich verringern.Investorentrageneinhohes Reputationsrisiko, da sich dierealenoderwahrgenomme­nenEinflüssederbetrieblichenTätigkeiteinesUnternehmensaufGemeinschaftenundökologischeLebensräumenegativaufdasAnsehendesinvestierendenUn­ternehmensauswirkenkönnen.

Vermögensverwalterbeschreibeneinezunehmende,vonbestimmtenethischenInvestorenvornehmlichausSkandinavienkommendeForderungnachTransparenzhinsichtlichderExpositiongegenüberWasserrisiken.ImVergleichzuandereneuropäischen Ländern waren institutio­nelleAnlegerinderSchweizzögerlicherbeinachhaltigenInvestitionen;auchdieWasserrisiken sind noch kein Schwerpunkt aufderAgenda.

Versicherungs­unternehmen

Angebot der Abdeckung ausgewählter Risiken und ÜbertragungdieserRisikeninandererFormaufdieKapitalmärkte

EineUnterschätzungderinfolgevonhydrologischenVeränderun­genimEinzugsgebiet,Regulierungund Reputation entstehenden Wasserrisiken kann zu zusätz­lichenRisikenfürKundenundeinemAnstiegderVersicherungs­ansprücheführen.

MitdemRisikomanagementalsSchlüssel­funktionihresGeschäftsmodellswurdenVersicherungs-undRückversicherungs­unternehmenschonfrühzeitighinsichtlichderBewertungvonWasserrisikenimVer­sicherungsgeschäftaktiv.AllerdingssehensieSüsswasserknappheitauchalsMöglich­keitfürihrgeschäftlichesWachstum.IndemMasse,wieUnternehmeneinstärkeresBewusstseinfürpotenzielleProblemebeider Wasserversorgung entwickeln, werden siesichauchumVersicherungsschutzgegenBetriebsausfällebemühen.

Rückversicherer Restrukturierung von PolicenfürprimärenVersicherungsschutzfürdieVermarktunganandereInvestoren oder Versiche­rungsunternehmen,wasdemErstversichererdieReduzierung seiner Risiken gestattet und ihn vor sehr hohenVerlustenschützt

VersicherungsansprüchebestehendurchBetriebsausfälleinfolgevonNaturkatastrophenwieDürreundÜberflutungoderdurchgesetz­licheÄnderungen.Hausrat-undSachversicherungen (Wasser­ und Brandschäden)undHaftung/Entschädigung(Ansprücheaufgrund reduzierter Wasserquali­tät/-mengedurchVerschmutzungoderÜbernutzung)sindteilweisebetroffen.

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Finanzdienstleistungen

80 DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung

Physische Risiken Einzugsgebiet DiemeistenFinanzinstituteundVersicherungsunternehmenscheinendieBedeutungderKenntnisderSüsswassersituation,inderihreKundenoderZuliefererarbeiten,nochimmerzuignorieren.• BeiderVerfügbarkeitvonSüsswasser(Menge)kannesdurchdensteigendenBedarfanderer,imEinzugsgebietansässigerVerbraucherzuEngpässenkommen.Andere,imEinzugsgebietansässigeVerbraucherkönntenSüsswasserquellenver­schmutzen(Qualität).

Unternehmen UnterschätzungderWasserrisikenfürVermögenswerte,Debitoren,WarenlieferantenundKunden,mitderFolgefinanziellerRisiken,• infolgemangelndenVerständnissesderWasserrisiken,• infolgemangelnderInformationenoderVerfahrenzurBewertungderWasserrisi­

ken und• aufgrundderfürjedenKundenundZuliefererverschiedenenIndustrie-undEin­zugsgebietskontextesowieunterschiedlicheWasserrisiken.

Regulatorische Risiken Einzugsgebiet Keine oder nur begrenzte Vorschriften oder keine oder nur begrenzte Durchsetzung durchlokaleRegierungenkönnensichaufdieWasserqualitätund-mengeimEinzugs­gebietauswirkenundsodiefinanziellenRisikenerhöhen.• Z.B.fallsRegierungenmehrWasserverkaufen,alsvorhandenist;fallsimgleichenEinzugsgebiet,aberinverschiedenenLänderngrosseUnterschiedehinsichtlichGesetzgebungundDurchsetzungbestehen;oderfallsdieDurchsetzungnurunzurei­chenderfolgt.

Unternehmen StrengereVorschriftenundverstärktestaatlicheDurchsetzungkönnendieKostenfürSüsswassersowiefürdieAbwasserbehandlungund-einleitungerhöhenundbeeinflussensodasGesamtergebnisderVermögenswerte,DebitorenundWarenlie­feranten.• Vorschriften,dieUnternehmenzumEinsatzinnovativerFertigungstechnologienzumZweckederVerringerungderAuswirkungenaufdasWasserzwingen.

• PotenziellePreissteigerungenoderÄnderungendesPreisgefüges.

DerGesetzgeberkönnteVersicherungsunternehmenzurAbdeckungweitererWasser­risikenzwingen.• DieskannzugrösserenUnsicherheitenundmöglichenVersicherungsansprüchenführen,diesichwiederumaufdiePreiseundsogardiePräsenzinbestimmtenStaatenauswirkenkönnen.

Reputationsrisiken Einzugsgebiet Vermögenswerte,DebitorenoderWarenlieferantenkönnensichingeographischenRegionen(Einzugsgebieten)mithohenWasserrisikennegativaufdasAnsehenauswirken.• DieseMöglichkeitbestehtauch,wenneinespezifischeInvestitionhocheffizientarbeitetundkeinWasserverschmutzt.

Unternehmen Vermögenswerte,DebitorenoderWarenlieferantenkönnensichinBranchenmithohenWasserrisikennegativaufdasAnsehenauswirken.• ImAllgemeinenwerdensichdieÖffentlichkeitundKundenvonVersicherungs­unternehmenderAuswirkungenaufdielokaleUmweltundBevölkerungstärkerbewusst.

EsbestehtdasRisikoeinerlediglichteilweisenAbdeckungvonAnsprüchendurchdieVersicherungsunternehmen,währenddieÖffentlichkeiteineAbdeckunginvollemUmfangerwartet.• Sicherstellung des Verstehens ihrer wasserbezogenen Versicherungspolicen durch dieKunden.

Tabelle 15 – Allgemeiner Überblick über die Wasserrisiken für den Finanzdienstleistungssektor.

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WaterStewardship–vomRisikozurChance

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 81

10 Water Stewardship – vom Risiko zur Chance

Wie indenvorhergehendenKapitelndargestellt,könnenWasserrisikenvonLandzuLand und von Sektor zu Sektor unterschiedlich sein. Die Beseitigung bestimmter,für gewöhnlichdirektmitderProduktion inZusammenhang stehenderRisikenwieWasserverbrauchoder-verschmutzungkannrelativeinfachdurchdiejeweiligenpro­duzierendenUnternehmenselbsterfolgen.AbhängigvonderoperativenAusrichtungundLieferketteeinesUnternehmenskanndiesesgegebenenfallsnurindirektvondenRisikenbetroffensein.EinVertriebshändlerträgtdasRisikoseinergesamtenLiefer­kette,egalobessichumKaffeeausVietnam,OrangenausSüdafrikaoderT-ShirtsausChinahandelt.

Viele Risiken entstehen erst aus der Nutzung der gleichen Wasserquelle durch ver­schiedeneInteressengruppen.SoistoftnichtdieVerfügbarkeitoderNutzungvonWas­serdie eigentlicheUrsacheeinesWasserrisikos, sonderndas regulatorischeSystem.SolangeeinkomplettesEinzugsgebietnichtaufnachhaltigeWeiseverwaltetwird,wirddie verbesserte Effizienz eines einzelnen Unternehmens durch einen erhöhten Ver­braucheinesKonkurrentenodereinerangrenzendenGemeindeüberdeckt.DasmachtWasser zur am stärksten gemeinsam genutzten Ressource – und zur gemeinsamenVerantwortungaller(WWF,2013).

AusdiesenGründenkönnenWasserrisikennichtvoneinerInteressengruppealleinevermindertwerden.DiesbedarfdesgemeinsamenHandelnsvorOrtundimgesamtenEinzugsgebiet.DazugehörtgewöhnlicheinbestimmtesMassanZusammenarbeitmitanderenInteressengruppenundderRegierung,wasmanchmaleinschwierigerPro­zessseinkann(Lloyd’s,2010).WaterStewardshipkanndabeihelfen,diesenProzesszuvereinfachen,zufördernundgemeinsamesHandelnvorOrtundimgesamtenEinzugs­gebietauchtatsächlichRealitätwerdenzulassen.

Water Stewardship

Water StewardshipgehtübereineeffizienteWassernutzunghinaus.Esbedeutet,zurverantwortungsvollen und nachhaltigen Verwaltung von Süsswasserreserven beizu­tragenundgemeinsameRisikenineinembestimmtenEinzugsgebietzubeseitigen.Indiesem Sinne sollte ein nachhaltiges, unternehmerisches Engagement nicht einfachnurSachedersozialenVerantwortungeinesUnternehmens(Coprorate Social Respon-sibilityCSR)oderderÖffentlichkeitsarbeit sein.Esgibt einenentscheidendenwirt­schaftlichen Faktor in der wasserbezogenen Nachhaltigkeitsstrategie: den Zugang zu sauberemWasser,umProduktionundRentabilitätzusichern.FürUnternehmen istes wichtig zu verstehen, dass es unwahrscheinlich ist, dass sie die zugrunde liegenden WasserrisikenbeseitigenoderdiepotenziellenMöglichkeitenzuihremVorteilnutzenkönnen, falls ihreBemühungen imBereichWasser nur von einemCSR-Standpunkt

Water Stewardship bedeutet, zur ver-

antwortungsvollen und nachhaltigen

Verwaltung von Süsswasserreserven

beizutragen und gemeinsame Risiken

in einem bestimmten Einzugsgebiet zu

beseitigen

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WaterStewardship–vomRisikozurChance

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132 http://www.allianceforwaterstewardship.org/about-aws.html#what-is-water-stewardship

Die Alliance for Water Stewardship definiert Water Stewardship als:

«Eine sozial gerechte, umweltverträgliche und wirtschaftlich sinnvolle Nutzung des Wassers, basierend auf einem Prozess, an dem alle Interessengruppen beteiligt sind und der standort- und einzugsgebietsbasierte Massnahmen umfasst. Gute Water Ste-wards kennen den eigenen Wasserverbrauch, den Kontext des Einzugsgebiets sowie gemeinsame Risiken hinsichtlich Wasserwirtschaft, Wasserhaushalt und Wasserqua-lität und im Zusammenhang mit weiteren wichtigen wasserbezogenen Fragestellun-gen; sie engagieren sich in sinnvollen, einzeln und gemeinschaftlich durchgeführten Massnahmen zum Nutzen von Mensch und Natur.» 132

Hinweise:• Eine sozialgerechteWassernutzunganerkenntund implementiertdasMenschen­rechtaufWasserundHygiene,umsomenschlichesWohlbefindenundGerechtigkeitzusichern.

• Eine umweltverträgliche Wassernutzung erhält oder verbessert die ArtenvielfaltsowiedieökologischenundhydrologischenProzesseimEinzugsgebiet.

• Diewirtschaftlich sinnvolleWassernutzung trägt zunachhaltigemund langfristi­gemWachstumundzurEntwicklungderWirtschaftsowiezurArmutsbekämpfungderWasserverbraucher, lokaler Gemeinschaften und der Gesellschaft als Ganzesbei.

• InterneMassnahmen:amStandortundinVerantwortlichkeitderStandortleitung.• ExterneMassnahmen: in Zusammenarbeitmit im Einzugsgebiet ansässigen Par­teienundunterEinbeziehungvonMassnahmeninnerhalbderLieferketteunddesgesamtenEinzugsgebiets.

• Water StewardshiphatdieUnterstützungunddenBeitragzumintegriertenManage­mentderWasserressourcendurchalleAkteurezumZiel.

auserfolgen.UnternehmenundInvestoren,dievomreinenVerständnisderinihremPortfolio enthaltenenWasserrisiken zur Umsetzung vonManagementstrategien fürdieseRisikenübergehen,senkenihreRisikoexposition.UmeinguterWater Steward zuwerden,mussmansichvonAd-hoc-undphilanthropischenInitiativenwegundhinzurbewusstenWahrnehmungvonWasserals strategischemundunternehmensrele­vantemFaktorhinentwickeln,welcherfürGewinneundlangfristigeWachstumsmög­lichkeitenentscheidendist.

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WaterStewardship–vomRisikozurChance

DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 83

Abbildung 1 – Die ersten fünf Schritte des WWF-Konzepts Water Stewardship

Ausm

assderNachhaltigkeitimWassereinzugsgebiet

Gemeinsame Massnahmen

Einflussnahme auf Regierungsführung

Fortschritte in Water Stewardship

Interne Massnahmen

Kenntnis der Auswirkungen

Wasserbewusstsein

DiefolgendenSchritte(Abbildung1)helfenbeiderDefinitiondesWWF-KonzeptsdesWater Stewardship.DieseSchrittedieneneinembesserenVerständnisderverschie­denen wasserbezogenen Massnahmen, die von Unternehmen durchgeführt werdenkönnen.Siesind jedochkeineumfassendeBeschreibungder für jedesUnternehmenrelevanten Massnahmen. Trotz der einfachen Definition verbergen sich hinter deneinzelnenSchrittenvieleDetails.ZwischendenSchrittenkommteszuÜberlagerun­gen, daher sollten sie nicht als ein starr vorgeschriebener und in sich abgeschlossener, sonderneheralseinfliessender,sichwiederholenderProzessangesehenwerden.DielokaleNaturdesWassers gibtdiePrioritäten fürmancheUnternehmenebenso vor,wiederdurchWirtschaftssektorundGeographiebestimmteRisikograd(WWF,2013).

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WaterStewardship–vomRisikozurChance

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Die ersten drei Schritte in Abbildung 1 unterscheiden sich wesentlich von den nächsten beiden. Wasserbewusstsein, Kenntnis der Auswirkungen und interne Massnahmenliegen imdirektenEinflussbereicheinesUnternehmens.Siebetreffenunternehmen­sintern entstehende Effekte auf Wasserressourcen, effiziente Wassernutzung sowiePrivatgüter.DieSchrittevierundfünfdagegen–gemeinsameMassnahmenundEin­flussnahmeaufdieRegierungsführung–liegenausserhalbdesdirektenEinflussesundbetreffendieAuswirkungDritter aufdasUnternehmen,dieZuteilungvonRessour­censowieGemeinschaftsgüter.AndiesemPunktbewegtsichdasUnternehmenvomManagementzuStewardship–wosichRegeln,Massnahmen,Blickfeld,Engagement,Kontrolle undKomplexität erheblich ändern–undwoherkömmlicheVorstellungenvon Unternehmensnachhaltigkeit die grösste Infragestellung durch die Ressourceerfahren.

Einflussnahme auf Regierungsführung • Fürsprache,EinflussnahmeoderLobbying,Partnerschaften,finanzielleUnterstüt­

zung, Erleichterungen oder institutionelle Stärkung auf lokaler, Einzugsgebiets­, regionalerodernationalerEbene.

Gemeinsame Massnahmen• ZusammenarbeitmitInteressengruppenaufverschiedenenEbenen(globaleForenbis zu lokalenGruppen).DieskanndieTeilnahmeanöffentlichenForen zurDis­kussion von wasserwirtschaftlichen Problemen, die Unterstützung von ProjektenzumGewässerschutz,PartnerschaftenzurZusammenlegungvontechnischen,per­sonellenundfinanziellenRessourcenmitdemZieldesGewässerschutzessowiedieTeilnahmeangemeinsamenMassnahmenzurVerbesserungderWasserwirtschaftbeinhalten.

Gemeinsame Mass nahmen und

Einflussnahme auf die Regierungs-

führung entwickeln das Unternehmen

vom Management zu Stewardship

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Interne Massnahmen• UmsetzungeinerStrategiemitZielenundAktivitäten:DurchführungvonProjektenzur effizienten Wassernutzung; Einbindung von Angestellten, Verbrauchern undMarketing-Abteilungen,umChancenundRisikenanzusprechen;VerbesserungderBerichterstattungzuWassermengenund-qualität;VermeidungvonVerschmutzung.

• EinbindungvonZulieferernundEinschätzungvonOptionenwiealternativeQuel­len,ProduktinnovationenoderverbessertesWassermanagementbeiderRohstoffge­winnung.

Kenntnis der Auswirkungen • VerständnisdesWasserfussabdruckseinesUnternehmens:direkte(Betriebsabläufe) undindirekte(Lieferkette)Wasserabhängigkeiten.

• AnalysevonWasserrisiken(wiemitdemWWFWater Risk Filter) und Einschätzung der Auswirkungen auf dieWasserressourcen. Die Risiken sollten die physischen(z.B.Quantität,Qualität), regulatorischen (z.B.Gesetzgebung,Durchsetzung)undReputationsrisiken (z.B. mediale Aufmerksamkeit, Konflikte zwischen Gemein­schaften)abdecken.

Wasserbewusstsein• Umfassendes Verständnis der weltweiten Herausforderungen im BereichWasser,derAbhängigkeitdesUnternehmensvonSüsswasserundseinerExpositiongegen­überWasserrisiken.

• Selbstverpflichtung vomVorstand überWerksleiter undZulieferer bis hin zu denAngestellten.

• VerständnisfürdiePositiondesUnternehmensinderWahrnehmungDritter,ein­schliesslichInteressengruppenimEinzugsgebiet,PresseundVerbraucher.

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Der WWF ist der Ansicht, dass jetzt der perfekte Zeitpunkt für Unternehmen gekommen ist, Trends zu antizipieren und nach langfristigen, klugen Wasserstrategien zu suchen, die sich positiv auf mehr als nur die Bilanzen auswirken.

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WasserrisikenwerdeninZukunftweltweitzunehmen.SteigendeBevölkerungszahlen,sich änderndes Konsumverhalten und der Klimawandel werden sich direkt auf dieQualität und Verfügbarkeit von Wasser auswirken. Water Stewardship ermöglichtInteressengruppen das Vermindern von Risiken, welche diese Gruppen zuvor nichtangehenkonnten.DasKonzeptistallerdingsnochrelativneuundbietetvieleEntwick­lungsmöglichkeiten.

DerWWFwar vonAnfang an aktiv amKonzeptWater Stewardship beteiligt – obdurch lokaleProjekteoder internationalenDiskurs–undhat sowohlmehralsauchweniger erfolgreiche Herangehensweisen erlebt. Der WWF ist überzeugt, dass diekommendenHerausforderungennurgemeistertwerdenkönnen,wennalleParteienamDialogteilnehmen,funktionierendeVerfahrenanwendenundneueMethodenentwi­ckeln,undzusammenarbeiten.AbhängigvomUmfangderAufgabenwirdesVorreiterundNachfolgergeben.Ganzgleich,aufwelcheWeisesicheinUnternehmeneinbringt,jederEinsatzzählt.

Unternehmen – bewusst mit Wasser umgehen!

Wasserrisiken werden letztendlich von Unternehmen getragen. Gleichzeitig könnenUnternehmendieseRisiken imRahmen ihrerGeschäftstätigkeitenoderdurchFest­legung von Standards in ihren Lieferkettenminimieren. Viele Unternehmen habendenWertvonWasseralsstrategischeRessourcefürihrengeschäftlichenErfolgbereitserkanntunddamitbegonnen,entsprechendeStrategienfüreineverantwortungsvolleundnachhaltigeNutzungdesWasserszuentwickelnundumzusetzen.

Wie Schweizer Unternehmen vorbildliche Water Stewards werden können:

Identifizierung von Risiken, Auswirkungen und Verantwortlichkeiten, die in Zusammenhang mit Wasser bestehen. Die für die Schweizer Unterneh­men bestehenden Wasserrisiken sind vor allem externer Natur. Daher ist derersteSchrittzurRisikominderungdasVerstehendergesamtenLieferkettesowieder konkreten Risiken. Ein Risikomanagement ohne umfassende Kenntnis derHerkunft eines Erzeugnisses und seiner Verarbeitung ist schwierig, wenn nichtunmöglich.

Über Wassermanagement hinausgehen. Unternehmen müssen sich mitWissenschaftlern, NGOs, Regierungsbehörden und anderen Interessengruppenzusammenschliessen,umunternehmensspezifischeWater-Stewardship­Strategi­enzuentwickelnundumzusetzen.DurchdieNutzungdesgesamtenWissensloka­lerRegierungenundderZivilgesellschaftkönnenUnternehmendieRisikenvielumfassender einschätzen. Auch Investitionen in langfristige LieferbeziehungenkönnenUnternehmenbeiderReduzierungvonWasserrisikenhelfen.SowerdendieLieferpartner zu einernachhaltigenProduktionbefähigtund– sofernmög­lich–zuInvestitioneninmodernsteTechnologien(z.B.TCF-TechnologiefürdenBereichZellstoffundPapier)oderzertifiziertzuwerden.

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DasimportierteRisiko–DasWasserrisikoderSchweizimZeitalterderGlobalisierung 89

133 http://www.allianceforwaterstewardship.org/about-aws.html#what-is-water-stewardship

134 https://www.cdp.net

Gemeinsames Handeln mit regionalen und lokalen Interessengruppen ingefährdeten Einzugsgebieten mit dem Ziel eines nachhaltigen Wassermanage­ments.DiesbeinhaltetdirekteKommunikationmitlokalenNahrungsmittel-undTextilherstellern sowiemitDetailhändlernmit demZiel derEntwicklungnach­haltiger Beschaffungslösungen. Auch könnten der Rohstoffsektor und Bergbau­unternehmengemeinsamdieAuswirkungenauflokaleWasserressourcenunddieWasserqualität reduzieren (z.B.FlüssigkeitsaustrittebeiMinenundentlangvonRohrleitungen,AustrittgiftigerAbwässer).UnternehmenmüssenihreBemühun­genunddenEinsatzbewährterVerfahrenkombinierenmit jenenvonGleichge­sinnten, welche ihre Werte und Visionen teilen, und sie an internen Vorgängen beteiligen.

Umsetzung vorhandener, sektorspezifischer Lösungen. IneinigenBran­chenerfolgtebereitseineEntwicklungsektorspezifischerRichtlinienzuWater Ste-wardship, wie die IPIECA Water Management Frameworks Standards (IPIECA, 2013)fürÖl-undGasunternehmenoderdasWater Stewardship Framework des International Council on Mining & Metals (ICMM,2014). ImBereichderLand­wirtschaftmüssenLösungensichsowohlamjeweiligenStandortalsauchandenErzeugnissenorientieren.EsbestehtbereitseineAnzahlvonRichtlinienhinsicht­lich bestimmterKombinationen vonErzeugnissen/Standorten (WWFGermany,2015).

Mut zu Innovationen. Entwicklungneuer,branchenspezifischerLösungen(z.B.Richtlinien,Instrumente),wonochkeinebestehenundWeiterentwicklungexistie­renderNormen.UnternehmensolltendabeiNormenberücksichtigen,diespezielleAnleitung hinsichtlich Water Stewardship bieten,wieAWS.133

Förderung von Transparenz und Offenlegung eigener Massnahmen durch Organisationen wie CDP.134 Der Wissensaustausch mit anderen Interes­sengruppen,wieindigenenGemeinschaften,NGOsundRegierungenhinsichtlichlokalerWasserproblemehilftbeimSchutzvonWasserressourcen.

Sicherstellung der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften, auch durch Zulieferer.UnternehmenmüssensichfüreinestarkeRegierungsführungsowiefüreinekonsistente,vorhersehbareGesetzgebungeinsetzten.

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Investoren und Finanzinstitute – nicht wegschauen bei riskanten Kunden!

FürInvestorenundandereFinanzinstituteistesvongrosserWichtigkeit,füreinzelneTransaktionen,KundenoderInvestitionensowiefürihrgesamtesPortfoliobestehendeWasserrisikeneinzuschätzen,zumanagenundzuverringern.WieinKapitel3Metho­dologiebeschrieben,istderFinanzsektorsehrbreitgefächertundinvielenBereichenstehtdieEntwicklunggeeigneterMassnahmenzumUmgangmitWasserrisikoanalysenundzurMinderungdieserRisikennochaus.ZudiesenStrategiengehörendieEinschät­zungdereigenenWasserrisiken,dieAufnahmevonWasserrisikenindieVerfahrenzurRisikobewertung,dieFestlegunggeeigneterMassnahmenzurIntegrationvonRisikenalseineGrundlagedesEntscheidungsprozessessowiedieDefinitionvonStrategienmitdenKundenfürderenEngagement.PortfoliogesellschaftenoderKundenzuveranlas­sen,WasserrisikenundmitihneneinhergehendeAuswirkungenzuverringern,istvongrosserWichtigkeitzurSicherungderfinanziellenLeistungsfähigkeitdieserAnlagen-undKreditportfoliosundsonstiger,damitverbundenerFinanzdienstleistungen.DieskönnteauchUnternehmenzueinemverantwortungsvollerenVerhaltenveranlassen.

Wie Investoren und Finanzinstitute vorbildliche Water Stewards werden können:

Entwicklung von Normen und Richtlinien für die Analyse von Wasser-risiken und deren AuswirkungenindeninternenEntscheidungsprozessen.

Systematische Einschätzung von Investitionen, Kunden, Transaktio-nen und Portfolios hinsichtlichWasserrisiken.

Entwicklung und Vereinbarung standardisierter Offenlegung von Wasserrisiken auf verschiedenen Ebenen (Unternehmen/Vermögensge­genstand,Finanzprodukt,Portfolio).

Offenlegung bestehender Wasserrisiken undöffentlichePräsentationderMassnahmenzurRisikoreduzierung.

Zusammenarbeit mit Unternehmensleitungen zur Sicherstellung von ManagementrichtlinienfürWasserrisiken.

Aufnahme von Wasserrisiken in den Entscheidungsprozess, wie zumBeispielRahmenbedingungen für sozialeundUmweltrisiken imVersicherungs-oderKreditgeschäftoderbeidenInvestitionsprozesseninderVermögensverwal­tung.

Entwicklung branchenspezifischer, nachhaltiger Strategien zur Ver-minderung von Wasserrisiken für dieArbeitmit risikobehaftetenKundenund/oderInvestitionensowietechnischeHilfestellungfürdiese.DasZielisteineReduktionderRisikenfürlokale,strategischeInteressengruppen.

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135 http://www.equator-principles.com/

136 http://www.unepfi.org/

Engagement in Initiativen wie den Equator Principles 135,demPlanderUNEPFinancial Initiative 136 fürWater Stewardship oder dem CDP-WasserprogrammundfürdieEntwicklungbranchenspezifischerVerfahrensregeln.

Ausschluss von Kunden, die den Wasserrisiken nicht auf geeignete Weise begegnenbzw.diesenichtmanagen,trotzaktiverundregelmässigerBemühungenfüreinEngagementinihrenPortfolios.

Proaktive Unterstützung von Unternehmen, die sichumeineReduktionvonWasserrisikenbemühen(Water StewardshipaufdemMarktbelohnen).

Regierungen – anstossen und zusammenarbeiten!

Obwohl imBereichderWasserwirtschaftundbeimanchenWasserschutzrichtliniennoch Raum für Verbesserungen besteht, haben das aktuelle Schweizer Gewässer­schutzgesetz und die entsprechenden Verordnungen einen konkreten und verlässlichen RahmengeschaffenfürdieRenaturierungvonFlüssen,denWasserbauunddieSanie­rungvonWasserkraftwerken.DasProblemderhohenWasserrisiken fürdieLänderundEinzugsgebiete,derenRessourcenfürdieHerstellungdervielen,inderSchweizkonsumiertenProdukteausdemAuslandgenutztwerden,bleibthiervonjedochunbe­rührt.VeralteteoderunzureichenddurchgesetzteRegelnfürdieöffentlicheOrdnungin diesen Ländern zusammen mit schwach ausgebildeten wasserwirtschaftlichenInstitutionentragenoftzurErhöhungderWasserrisikenfürallebei.DaherträgtdieSchweizerRegierungeinebesondereVerantwortungfürdieReduzierungderWasser­risikenbesondersindenStaaten,ausdenendieSchweizWareneinführt.

Wie die Schweizer Regierung ein vorbildlicher Water Steward werden kann:

Aufbau eines umfassenden Verständnisses internationaler Wasser-risiken, diefürdieSchweizerWirtschaftbestehen.

Einführung von Zielvorgaben für Water Stewardship in die Strategien der relevanten Behörden, um eine verantwortungsvolle und effiziente NutzungnatürlicherWasserressourcendurchdieSchweizerWirtschaftzusichern.

Entwicklung verbindlicher, nachhaltiger, wasserbezogener Kriteri-en für die Beschaffung aus Ländernmit hohenWasserrisiken. Dieser ProzessumfasstdieArbeitmitUnternehmenunddieAufforderungzurOffenlegungihrerLieferketten.DasHervorhebenpotenziellproblematischerZuliefererkommtletzt­endlichauchdenUnternehmenzugute.

Einführung derselben Kriterien im öffentlichen Beschaffungswesen.

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Sicherstellung des Einbezuges aller relevanten Interessengruppen aus Wirtschaft,Zivilgesellschaft(einschliesslichdereinheimischenBevölkerung)undNGOsbeiderUmsetzungvonPlänenzumManagementdesEinzugsgebietes.DieEinbindungvontraditionellemWisseninManagementlösungensichertdieaktiveBeteiligungderlokalenInteressengruppenundeinenlangfristigenErfolg.

Zusammenarbeit in den Kerngeschäften hinsichtlichgemeinsamerRisikenundMassnahmenbezüglichderfürdieSchweizerWirtschaftwichtigengefährde­tenEinzugsgebiete.

Arbeit mit Regierungen (auch über dieEntwicklungshilfe hinaus) in ausge­wähltenLändernundEinzugsgebieten,diefürHandelundKonsumderSchweizvon Bedeutung undmit hohenWasserrisiken belastet sind, sowie Entwicklungeines tieferen Verständnisses der wirtschaftlichen Wichtigkeit von Wasser in loka­lenEinzugsgebieten.UnterstützungderEntwicklungundUmsetzung sinnvollerPlänezumManagementderEinzugsgebietetragenzurSicherungderwirtschaft­lichunerlässlichenWasserressourcenbei.

Erfüllung der internationalen Verpflichtungen der Schweiz im Rah-men der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung (SDG), einschliess­lichderZielvorgabeninVerbindungmitderReduzierungvonWasserrisiken137:

•VerfügbarkeitundnachhaltigeBewirtschaftungvonWasserundSanitärversor­gungfürallegewährleisten(Ziel6)

•NachhaltigeKonsum-undProduktionsmustersicherstellen(Ziel12) •Landökosystemeschützen,wiederherstellenundihrenachhaltigeNutzungför­

dern,Wäldernachhaltigbewirtschaften,Wüstenbildungbekämpfen,Bodende­gradationbeendenundumkehrenunddemVerlustderbiologischenVielfalteinEndesetzen(Ziel15)

Erfüllung der internationalen Verpflichtungen der Schweiz als Mit-glied des UN-Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD) undSicherstellungderErfüllungderAichiTargetshinsichtlichWasserrisikenbis2020 138:

•NachhaltigkeitbeiProduktionundVerbrauch(Ziel4) •NachhaltigesManagement indenBereichenLand-undForstwirtschaft sowie

Aquakulturen(Ziel7) •Verschmutzung(Ziel8) •Ökosystemdienstleistungen(Ziel14) •WiderstandsfähigkeitvonÖkosystemen(Ziel15)

137 https://sustainabledevelopment.un.org/sdgs

138 http://www.unepfi.org/

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Konsumentinnen und Konsumenten – verlangt Verbesserungen!

DieGlobalisierunghatesKonsumentinnenundKonsumentenwesentlicherschwert,die Umweltverträglichkeit von Produkten einzuschätzen. Jedoch liegt es in ihrerMacht, vonUnternehmenNachhaltigkeitunddamitWirkungeinzufordern.Sie sindinderPosition,UnternehmenzurZusammenarbeitmit sozial verantwortungsvollenZulieferern,zur Investition innachhaltigeLösungenundzumverantwortungsvollenUmgangmitWasserressourcenzubewegen.VerbrauchermüssenaufdieNachhaltig­keitdervonihnengekauftenProdukteachtenundUnternehmenzuverantwortungs­vollemHandelnzwingen.

Wie Verbraucher vorbildliche Water Stewards werden können:

Kauf von bewährten Qualitätserzeugnissen.ProduktehoherQualitätsindlängerhaltbarundderKaufvonwenigerProduktenwirktsichletztlichamstärks­tenaufdenGewässerschutzaus.

Kauf von umweltverträglich hergestellten Erzeugnissen(z.B.zertifizierte Güter wie Bio-Produkte bei Nahrungsmitteln oder FSC für Produkte aus derPapier-undForstwirtschaft).

Verzehr von Nahrungsmitteln mit hohem Gehalt an pflanzlichen Pro-teinen (z.B.Hülsenfrüchte,Nüsse,BohnenundSojaanstellevonFleisch,Wurst,MilchproduktenundEiern).

Wählen von saisonal und lokal produzierten Früchten und Gemüsen, die keinezusätzlicheBewässerungbenötigen.

Sich über die Herkunft von ProduktenundderenzugehörigeWasserrisikeninformieren.VondenUnternehmendieOffenlegungihrerLieferkettenfordern.

Forderung nach Transparenz seitens der Unternehmen über verschiedeneKanäle(einschliesslichanderVerkaufsstelle)undeinÜberdenkennichtnachhal­tigerAnschaffungen.

Forderung an die Unternehmen nach Beschaffung von ausschliesslich nachhaltigen GüternanstelledesAbwälzensderEntscheidungüberdieNach­haltigkeiteinesProduktsaufdieKunden.

Unterstützen von Massnahmen der Regierung und von Unternehmen hinsichtlich Water StewardshipalsBürger.

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Anhang I

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Anhang I

Tabelle I – Top 10 der Länder, aus denen die Schweiz Treibstoffe einführt, und deren Wasserrisiken (auf dem Einfuhrwert basierend). Die Rollen Deutschlands, Frankreichs oder der Niederlande bei Ölimporten werden in den methodischen Einschränkungen behandelt

Einfuhrmenge(kg)

Einfuhrwert (CHF)

Anteil an gesamterEinfuhr

PhysischesRisiko

Regulatorisches Risiko

Reputations­risiko

Deutschland 6’018’217’492 3’444’395’615 44%

Frankreich 1’311’934’288 1’838’806’054 10%

Niederlande 1’238’565’437 608’977’827 9%

Nigeria 1’143’015’000 456’694’213 8%

Italien 1’006’901’107 579’391’202 7%

Belgien 928’592’971 502’608’833 7%

Mexiko 510’490’049 203’823’227 4%

USA 359’540’215 139’535’895 3%

Kasachstan 247’251’385 104’982’863 2%

Österreich 203’312’116 339’264’861 1%

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