Vorlesung “ Einführung in das Bank-, Kapitalmarkt- und Kreditsicherungsrecht“
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Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M.Einführung 2010 / 11
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Vorlesung “Einführung in das Bank-, Kapitalmarkt- und Kreditsicherungsrecht“
Wintersemester 2010 / 11
Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. (London)
Universität Augsburg - Juristische Fakultät -
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Wirtschaftliche Bedeutung des Pfandrechts an beweglichen Sachen
• nur noch geringe Bedeutung, vorwiegend im Bereich des Kleinkredits („Leih“- und Pfandhäuser)• weitgehend durch die Sicherungsübereignung verdrängt• als konstruktives Modell aber auch in Praxis noch wichtig für Anwendung der Regeln des Pfandrechts an Rechten (z.B. Gesellschaftsanteilen und Bankguthaben) • außerdem Pfandrecht Banken an beweglichen Sachen und Wertpapieren nach Nr. 14 AGB Banken
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Rechte des Pfandgläubigers
vertraglicher Anspruch (gesicherte Forderung):Zahlungsanspruch gegen
den Schuldner aus der gesicherten
(„persönlichen“) Forderung (z.B. § 488
I 2 Fall 2 )
dingliches Recht: dingliches Verwertungsrecht Pfandrecht, §§ 1204 I, 1228 I
kein Zahlungsanspruch gegen den Eigentümer
aus dem Pfandrecht
Erkenntnisverfahren: Vollstreckungstitel in Form eines Urteils
Pfandverkauf, §§ 1228-1248oder:
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persönlicher Schuldner =Sicherungsgeber/Verpfänder/Pfand“schuldner“/meist Eigentümer
Gläubiger(z.B. Bank) =Sicherungsnehmer/Pfand“gläubiger“
gesicherte Forderung (z.B. Darlehen, § 488)
Grundgeschäft (Sicherungs-/Verpfändungsvertrag, § 311 I)
§ 1204
Ersterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache 1
z.T. Verpfänder≠Eigentümer
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persönlicher Schuldner
Gläubiger (z.B. Bank) = Sicherungsnehmer/ Pfand“gläubiger“
Sicherungsgeber/ Verpfänder/
Pfand“schuldner“/meist Eigentümer
Grundgeschäft(Sicherungs-vertrag/Verpfän-dungsvertrag, § 311 I)
§ 1204
gesicherte Forderung (z.B. Darlehen, §§ 488)
z.B.Auftrag, § 662GeBes., § 675GoA, § 677
Ersterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache 2
z.T. Verpfänder≠Eigentümer
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Ersterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1204-1206 BGB - 3
• Entstehungsvoraussetzungen Einigung zwischen Eigentümer (Verpfänder) und
Pfandgläubiger darüber, dass diesem ein Pfandrecht zustehen soll (§ 1205 I BGB) Parteien Verfügungsgegenstand: bewegliche Sache
– Bestimmtheit
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Ersterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1204-1206 BGB - 4
Begründung eines dinglichen Verwertungsrechts an der beweglichen Sache
zu sichernde Forderung– Bestimmbarkeit
Akzessorietät („zur Sicherung einer Forderung“)
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Ersterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1204-1206 BGB - 5
Übergabe oder Übergabeersatz Übergabe der beweglichen Sache im Sinne von §
854 BGB (§ 1205 I 1 BGB)– Eigentümer muss unmittelbaren Besitz
vollständig aufgeben– Pfandgläubiger muss unmittelbaren Besitz
gem. § 854 I oder II BGB erwerben– auf Veranlassung Eigentümer
Pfandgläubiger bereits im Besitz der Sache (§ 1205 I 2 BGB)
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Ersterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1204-1206 BGB - 6
§ 1205 II BGB – Übertragung des mittelbaren Besitzes, d.h.
» Abtretung Herausgabeanspruch aus einem Besitzmittlungsverhältnis (§§ 868, 870, 398 S. 1 BGB) – nicht aber eines sonstigen Herausgabeanspruchs (z.B. § 985 BGB)
und – Anzeige der Verpfändung beim unmittelbaren
Besitzer
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Ersterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1204-1206 BGB - 7
Einräumung des Mitbesitzes (§ 866 BGB) in den Fällen des § 1206 BGB
– Beispiel Mitverschluss: zwei Schlösser » aber bei Schrankfach bei Bank kein
Mitbesitz der Bank, sondern Alleinbesitz Kunde
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Ersterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1204-1206 BGB - 8
Problem: Vereinbarung eines Besitzmittlungsverhältnisses, § 868 BGB (wie § 930 BGB)
– Einigung (Vereinbarung Besitzmittlungsverhältnis)
– durchsetzbarer Herausgabeanspruch des mittelbaren Besitzers aus Besitzmittlungsverhältnis („auf Zeit“)
– erkennbarer Fremdbesitzerwille („als“)– aber: Typenfixierung beschränkt
Inhaltsfreiheit der Parteien» Nichtigkeit aufgrund Fehlens der
Privatautonomie, Art. 2 I GG oder Gesetzesverstoß, § 134 BGB
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Ersterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1204-1206 BGB - 9
Einigsein, § 1205 I 1 BGB („einig sind“) Berechtigung
Eigentum des Bestellers Verfügungsmacht
Bestand (Entstehung) einer zu sichernden Forderung (vgl. § 1204 I BGB; strenge Akzessorietät) Sicherung künftiger oder aufschiebend
bedingter Forderungen möglich, § 1204 II BGB Pfandrecht erlischt dann nach § 1204 I BGB
wenn feststeht, dass Hauptschuld nicht mehr zur Entstehung gelangen kann
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Ersterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1204-1206 BGB – 10
• Einwendungen gegen Pfandrecht rechtshindernde Einwendungen
Rechtsfolgen: – kein Entstehen Pfandrecht– Eigentümer hat Anspruch auf Herausgabe
Pfandsache, § 985 BGB (Sicherungsnehmer hat kein Recht zum Besitz aufgrund Pfandrecht)
nicht: rechtsvernichtende oder -hemmende Einwendungen
• Einwendungen gegen gesicherte Forderung, § 1204 I BGB
rechtshindernde Einwendungen Fälligkeit, § 271 II BGB bei Verwertungsrecht zu
prüfen nicht: rechtsvernichtende oder -hemmende
Einwendungen
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Ersterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1204-1206 BGB - 11
• Fall 10: K hat zur Sicherung einer Kaufpreisschuld G seinen Kraftfahrzeugbrief (inzwischen ist die offizielle Bezeichnung: „Teil II der Zulassungsbescheinigung“) verpfändet. Nunmehr verlangt K, obwohl er seine Schuld nicht getilgt hat, von G Herausgabe des Kraftfahrzeugbriefs. Mit Recht?
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Ersterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1204-1206 BGB - 12
• Herausgabeanspruch, §§ 1227, 985 BGB Entstehung
Aktivlegimitation: Pfandgläubiger (-), da K allenfalls Pfandschuldner
• Herausgabeanspruch, § 985 BGB Entstehung
Eigentum K an einer beweglichen Sache– gesetzlicher Eigentumserwerb an Kfz-Brief
durch K nach § 952 II BGB analog: Grundpfandrechtsbrief (a.A. § 952 I 1 BGB analog: Schuldschein) (+)
Besitz G (+)
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Ersterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1204-1206 BGB - 13
rechtshindernde Einwendung: eigenes Recht zum Besitz G, § 986 I 1 Fall 1 BGB
– Pfandrecht G an einer beweglichen Sacherechtsgeschäftlicher Erwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, § 1205 I 1 BGB Belastungsgegenstand: bewegliche Sache, § 1204 I BGB
» Belastungsgegenstände können nur (Eigentum an) eine(r) bewegliche(n) Sache (§ 1204 BGB) und das Miteigentum an einer beweglichen Sache (§ 1258 BGB) sein
» Sache muss selbständigen Vermögenswert verkörpern
» an nicht selbständig verwertbaren Gegenständen wie Beweis- oder Legitimationsurkunden (z.B. Kraftfahrzeugbrief) kann kein Pfandrecht bestellt werden
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Ersterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1204-1206 BGB - 14
– Auslegung, §§ 133, 157, 242 BGB Pfandrecht am Kraftfahrzeugbrief
» ob in diesen Fällen vertragliches Zurückbehaltungsrecht (§ 273 I BGB) (hier zugunsten von G) gewollt ist, ist durch Auslegung zu ermitteln
» allerdings begründet Zurückbehaltungsrecht kein Recht zum Besitz, da Herausgabeanspruch unberührt und bloß Vollstreckbarkeit eingeschränkt wird
– Umdeutung (§ 140 BGB) subsidiär gegenüber Auslegung
Erlöschen Durchsetzbarkeit: rechtshemmende Einwendungen
vertragliches Zurückbehaltungsrecht des G, § 273 I BGB (je nach Auslegung)
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kein Wertpapier
Teil II der Zulassungsbescheinigung (offizielle Bezeichnung) = Kraftfahrzeug-
brief, § 25 StVZO: Person, auf die Kfz zugelassen (nicht Halter, § 7 StVG,
nicht Eigentümer)
Zulassungsbescheinigung (Kraftfahrzeugbrief und –schein)
Teil I der Zulassungsbescheinigung (offizielle Bezeichnung) = Kraftfahr-
zeugschein, § 11 Fahrzeug-Zulassungs-verordnung (FZV): insb. technische Daten
kein Wertpapier, bloße Legitimationsurkunde
Eigentumserwerb, § 952 I / II BGB analog: Eigentümer Kfz erwirbt Eigentum an Kfz-Brief
gutgläubiger Eigentumserwerb Kfz (grobe Fahrlässigkeit, § 932 II):
nur bei Einsicht Kfz-Brief und Bestätigung Eigentumsstellung
Verpfändung, Sicherungsübereignung, Eigentumsvorbehalt Kfz-Brief: (-)
gutgläubiger Erwerb Pfandrecht an Kfz: Einsicht Kfz-Brief nicht erforderlich
Zulassungsbescheinigung = seit 01.10.2005 Urkunde über die Zulassung von Personen und Fahrzeugen zum Straßenverkehr;
EU-einheitliche Regelung
weitere zivilrechtliche Fragen in Rspr. und Lit. nicht weiter thematisiert
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Begründung eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1205, 1206 BGB - 15
• Fall 11: S hat von G ein Darlehen erhalten. Als Sicherheit soll der Computer des S dienen. S hat seinem Freund F den Computer geliehen und tritt G nun seinen Herausgabeanspruch gegen F ab. Hat G ein Pfandrecht am Computer erworben?
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Begründung eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1205, 1206 BGB - 16
• rechtsgeschäftlicher Erwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache durch G, § 1205 I 1 BGB
Einigung zwischen Eigentümer (Verpfänder) und Pfandgläubiger
Übergabe oder Übergabeersatz Übergabe der beweglichen Sache im Sinne von §
854 BGB (-) Abtretung des Herausgabeanspruchs aus einem
Besitzmittlungsverhältnis (§§ 868, 870 BGB): §§ 398, 604 I BGB (+)
allerdings muss Abtretung Besitzmittler (im Fall F) angezeigt werden, § 1205 II BGB (-)
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Begründung eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1205, 1206 BGB - 17
• Fall 12: S hat von G ein Darlehen erhalten. Als Sicherheit soll der Computer des S dienen. Da dieser das Gerät aber täglich benutzen muss, bittet er G um dessen leihweise Überlassung. Dieser ist damit einverstanden. Hat G ein Pfandrecht am Computer erworben?
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Begründung eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1205, 1206 BGB - 18
• rechtsgeschäftlicher Erwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, § 1205 I 1 BGB
Einigung zwischen Eigentümer (Verpfänder) und Pfandgläubiger
Übergabe oder Übergabeersatz Übergabe der beweglichen Sache im Sinne von §
854 BGB (-) Abtretung des Herausgabeanspruchs aus einem
Besitzmittlungsverhältnis (§§ 868, 870 BGB) (-)
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Begründung eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1205, 1206 BGB - 19
Vereinbarung eines Besitzmittlungsverhältnisses (§ 868 BGB)
– Übergabe kann nicht durch Vereinbarung eines Besitzmittlungsverhältnisses (§ 868 BGB) ersetzt werden (Typenfixierung; „Faustpfand“)
– entsprechende Vereinbarung ist aufgrund des Fehlens der Privatautonomie, Art. 2 I GG nichtig (a.A.: § 134 BGB)
– hierin liegt eigentlicher Grund dafür, dass anstelle Pfandrechts an beweglicher Sache die Sicherungsübereignung gewählt wird (vgl. §§ 929 S. 1, 930 BGB)
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Begründung eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1205, 1206 BGB – 20
• Fall 13: X hatte Y ein Darlehen zu einem Zinssatz von 40% gewährt. Zur Sicherung der Darlehensforderung oder „etwaiger anderer Forderungen aus dem Darlehensverhältnis“ hat Y dem X einen Teppich verpfändet. Hat X ein Pfandrecht an dem Teppich erworben?
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Begründung eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1205, 1206 BGB – 21
• rechtsgeschäftlicher Erwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, § 1205 I 1 BGB
Einigung über Pfandrecht (§ 1205 I BGB) Übergabe oder Übergabeersatz
Übergabe der beweglichen Sache im Sinne von § 854 BGB (§ 1205 I 1 BGB) (+)
Einigsein Berechtigung
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Begründung eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1205, 1206 BGB – 22
Bestand einer zu sichernden Forderung (vgl. § 1204 BGB; strenge Akzessorietät) Anspruch auf Darlehensrückzahlung, § 488 I 2
Fall 2 BGB– Entstehung
» Darlehensvertrag (+)» rechtshindernde Einwendung:
Sittenwidrigkeit, § 138 I BGB (+)» objektive Sittenwidrigkeit ist i.d.R. zu
bejahen, wenn Vertragszins marktüblichen Effektivzins (Berechnung nach § 492 II 1, 2 BGB i.V.m. Preisangabenverordnung [PAngV]) relativ um 100% oder absolut um 12 Prozentpunkte übersteigt
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Begründung eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1205, 1206 BGB – 23
» subjektive Sittenwidrigkeit: vorsätzliche oder grob fahrlässige Ausnutzung der schwächeren Lage des Kundentatsächliche Vermutung bei Vertrag zwischen einem gewerblichen Kreditgeber und einem Verbraucher (§ 13 BGB)
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Begründung eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1205, 1206 BGB – 24
– Anspruch auf Herausgabe der ungerechtfertigten Bereicherung von X ggü. Y, § 812 I 1 Fall 1 BGB
» gesicherte ForderungBGH: aus Willen Parteien kann sich ergeben, dass auch dem Gläubiger zustehender Bereicherungsanspruch auf Rückzahlung Geld gesichert sein soll (Auslegung, §§ 133, 157, 242 BGB!)
» Entstehung(1) etwas erlangt: Geldbetrag(2) Leistung eines anderen (+)(3) ohne Rechtsgrund(a) Rechtsgrund: Darlehensvertrag(b) Nichtbestehen (+)
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Grundschema des Sachenrechts für Erwerb eines dinglichen Rechts vom Nichtberechtigten 1
Eigentum
soweit kein Eigentum oder Verfügungsbeschränkung des Eigentümers:• rechtsgeschäftliche Verfügungsbefugnis, § 185 I
• gesetzliche Verfügungsbefugnis (z.B. Insolvenzverwalter)
Verfügungsmacht, soweit nicht beschränkt
• §§ 932 ff./§ 892 I 1• guter Glaube an
rechtsgeschäftl. oder (Problem:) gesetzl.
Verfügungsbefugnis, §§ 932 ff., 366 I HGB
• §§ 136, 135 II, 932 ff./ § 892 I 2
relative ges./ger./behördl. Verfü-
gungsbeschränkungen (z.B. §§ 473 S. 1 Fall 1BGB, 829, 857 ZPO)
absolute ges. Verfü-gungsbeschrän-
kungen (z.B. §§ 1365 ff.)
• G: (-)• A: § 2211 II
rechtsgeschäftlicheVerfügungsverbote aber: Verf.verbot nichtig, §§ 134,
137 S. 1!
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Grundschema des Sachenrechts für Erwerb eines dinglichen Rechts vom Nichtberechtigten 2
• (sonstige Erwerbsvoraussetzungen)• Berechtigung
Eigentum (-) oder: Verfügungsmacht (-) sofern Nichtberechtiger
Verfügungsbefugnis eines Nichtberechtigten bei Konvaleszenz, § 185
– Anwendbarkeit: überwindet Mangel des Eigentums bzw. der Verfügungsmacht
– Einwilligung (Verfügungsermächtigung), § 185 I
– Genehmigung, §§ 185 II 1 Fall 1, 184
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Grundschema des Sachenrechts für Erwerb eines dinglichen Rechts vom Nichtberechtigten 3
– Gesetz» Erwerb des Gegenstands durch
Nichtberechtigten, § 185 II 1 Fall 2oder gutgläubiger Erwerb
– Anwendbarkeit: überwindet grds. Mangel des Eigentums
» § 892 I 2: auch relative Verfügungsbeschränkungenz.B. Pfändung von Forderungen und Rechten, §§ 829, 857 ZPO, Grundstücksbeschlagnahme, §§ 20 I, 23 ZVG
» § 366 I HGB: guter Glaube an rechtsgeschäftl. oder (Problem) gesetzl. Verfügungsbefugnis
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Grundschema des Sachenrechts für Erwerb eines dinglichen Rechts vom Nichtberechtigten 4
– Problem: Verkehrsgeschäft = wirtschaftliche Personenverschiedenheit (Dritterwerb) (methodisch: teleologische Reduktion Gutglaubensvorschriften)
– Rechtsscheintatbestand– keine Zerstörung Rechtsschein– Gutgläubigkeit
» Bezug (Eigentum, relative Verfügungsbeschränkung)
» Zeitpunkt– i.d.R. kein Abhandenkommen bei
beweglichen Sachen
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Gutgläubiger Ersterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1205 I 1, 1207, 932 I 1/934 BGB - 1
• Entstehungsvoraussetzungen Einigung über Pfandrecht (§ 1205 I BGB) Übergabe Einigsein Berechtigung
Eigentum und Verfügungsmacht des Bestellers (-)
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Gutgläubiger Ersterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1205 I 1, 1207, 932 I 1/934 BGB - 2
gutgläubiger Erwerb bzgl. mangelndem Eigentums
– Rechtsscheintatbestand» Übergabe, §§ 1207, 932 I 1 BGB oder» Pfandgläubiger bereits im Besitz der
Sache, §§ 1207, 932 I 1 BGB oder» Abtretung des Herausgabeanspruchs,
§§ 1207, 934 BGB» nicht: §§ 1207, 933 BGB (Übergabe bei
Besitzmittlungsverhältnis)
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Gutgläubiger Ersterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1205 I 1, 1207, 932 I 1/934 BGB - 3
– Gutgläubigkeit des Erwerbers bzgl. des Eigentums des Verpfänders, §§ 932 I 1, II BGB
» beachte Beweislastumkehr in § 932 I 1 BGB („es sei denn“) und § 932 II BGB („nicht in gutem Glauben“)
– kein Abhandenkommen Pfandsache, §§ 1207, 935 BGB
Bestand (Entstehung) einer zu sichernden Forderung (vgl. § 1204 BGB; strenge Akzessorietät) kein gutgläubiger Erwerb!
• rechtshindernde Einwendungen gegen Pfandrecht• rechtshindernde Einwendungen gegen gesicherte Forderung
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Gutgläubiger Ersterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1205 I 1, 1207, 932 I 1/934 BGB - 4
• Fall 14 (Gottwald PdW SaR): D erteilte dem Kfz-Mechaniker K den „Auftrag“, einen Austauschmotor in seinen Pkw einzubauen. Diesen Pkw hatte er der B-Bank unter Übergabe des Kfz-Briefs (inzwischen ist die offizielle Bezeichnung: „Teil II der Zulassungsbescheinigung“) zur Sicherheit übereignet. Nach dem von D unterzeichneten Auftragsformular sollte die Arbeit gemäß den AGB des K ausgeführt werden. Nach deren Nr. 12 steht K ein vertragliches Pfandrecht an den in seinen Besitz gelangten Gegenständen wegen seiner Forderungen aus dem Auftrag zu. D konnte die Rechnung in Höhe von € 3.500.- nicht bezahlen. Kann K von der B-Bank die Duldung der Verwertung des Pkw verlangen?
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Gutgläubiger Ersterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1205 I 1, 1207, 932 I 1/934 BGB - 5
D K
Werkvertrag, § 631 (Werklohnforderung, § 631 I Fall 2)
SiV, § 311 I
§ 1204
B
§ 488 § 929, 930 + Übergabe Kfz-Brief
Sicherungsvertrag/Verpfändungsvertrag, § 311 I
1
2
3 §§ 1204 I, 1228 I
Werkunternehmerpfandrecht, § 647
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Gutgläubiger Ersterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1205 I 1, 1207, 932 I 1/934 BGB - 6
Recht auf Duldung Pfandverwertung K ./. B, §§ 1204 I, 1228 I BGB• Problem: Rechtsnatur
Problem - Rechtsnatur: dinglicher Anspruch (Westermann)
– aber: Pfandschuldner „schuldet“ nichts h.L.: dingliches Verwertungsrecht (Wolff/Raiser;
Staudinger/Wiegand)
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Gutgläubiger Ersterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1205 I 1, 1207, 932 I 1/934 BGB - 7
• Pfandrecht an beweglicher Sache: gutgläubiger Ersterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache vom Nichtberechtigten, §§ 1205 I 1, 1207, 932 I 1 BGB
bewegliche Sache, § 1204 I BGB: Kfz Einigung zwischen D und K über Pfandrecht, § 1205 I
BGB: Nr. 12 AGB Einbeziehung in Vertrag, § 305 II BGB (+) überraschende Klausel, § 305c BGB (-)
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Gutgläubiger Ersterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1205 I 1, 1207, 932 I 1/934 BGB - 8
rechtshindernde Einwendung: Nichtigkeit aufgrund Sittenwidrigkeit, § 138 I BGB
– Anwendbarkeit» Unwirksamkeit bei unangemessener
Benachteiligung, § 307 I 1 BGB hier nicht einschlägig, da nicht D, sondern B durch Klausel benachteiligt
– MM: Pfandklausel in AGBs soll Unternehmer sichern, wenn Pfandsache nicht im Eigentum Auftraggeber; sonst ohnehin durch § 647 BGB gesichert; Sicherung zwingt D ggfs. zum „Vertragsbruch“ gegenüber B-Bank und daher objektiv sittenwidrig nach § 138 I BGB
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Gutgläubiger Ersterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1205 I 1, 1207, 932 I 1/934 BGB - 9
– h.M.: Pfandrecht nicht objektiv sittenwidrig; Pfandrecht kann auch dann rechtsgeschäftlich bestellt werden, wenn gesetzliches Pfandrecht ohnehin entstehen würde
Übergabe (+) Einigsein Berechtigung
Eigentum des Bestellers – aufgrund der Sicherungsübereignung an B-Bank,
§§ 929 S. 1, 930 BGB (-)
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Gutgläubiger Ersterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1205 I 1, 1207, 932 I 1/934 BGB - 10
– gutgläubiger Erwerb» Rechtsscheintatbestand: Übergabe, §§
1207, 932 I 1 BGB (+)» Gutgläubigkeit des Erwerbers K bzgl. des
Eigentums des Verpfänders D, §§ 1207, 932 I 1, II BGB(beachte Beweislastumkehr in § 932 I 1 BGB („es sei denn“)) und § 932 II BGB („nicht in gutem Glauben“)K hat keinen Kfz-Brief eingesehen und überprüft
» Kfz-Kauf: Erwerber bösgläubig, wenn er Kfz-Brief nicht einsieht und gegebenenfalls überprüft
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Gutgläubiger Ersterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, §§ 1205 I 1, 1207, 932 I 1/934 BGB - 11
» gilt nicht für Verpfändung: bei Veräußerung verliert bisheriger Eigentümer sein Eigentum; dagegen wird es beim Pfandrechtserwerb nur mit Pfandrecht belastet, dem in Regel Werterhöhung durch ausgeführte Arbeiten gegenübersteht
» Vorlage Kfz-Brief vor Vornahme größerer Reparaturen völlig unüblich und praktisch mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden (z.B. bei Reparatur auf Reise)
» kein Abhandenkommen der Pfandsache, §§ 1207, 935 BGB
Bestand (Entstehung) einer zu sichernden Forderung (vgl. § 1204 BGB; strenge Akzessorietät) Werklohnforderung, § 631 I Fall 2 BGB
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Einwendungen gegen Pfandrecht
Einwendungen gegen Forderung
Einwendungen („mittelbar“ gegenüber §§
1204, 1228 I)
Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus Pfandrecht
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Dingliches Verwertungsrecht Pfandrecht, §§ 1204 I, 1228 I BGB - 1
• Problem - Rechtsnatur: dinglicher Anspruch (Westermann)
aber: Pfandschuldner „schuldet“ nichts dingliches Verwertungsrecht (Wolff/Raiser;
Staudinger/Wiegand)
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Dingliches Verwertungsrecht Pfandrecht, §§ 1204 I, 1228 I BGB - 2
• Pfandrecht an beweglicher Sache Erwerb Pfandrecht an beweglicher Sache kein Verlust Pfandrecht an beweglicher Sache
(1) Übertragung Pfandrecht (2) Zahlungsfolgen Pfandrecht
• Einwendungen(1) Einwendungen gegen Pfandrecht rechtshindernde Einwendungen
Rechtsfolgen: – kein Entstehen Pfandrecht– Eigentümer hat Anspruch auf Herausgabe
Pfandsache, § 985 BGB (Sicherungsnehmer hat kein Recht zum Besitz)
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Dingliches Verwertungsrecht Pfandrecht, §§ 1204 I, 1228 I BGB - 3
rechtsvernichtende Einwendungen, z.B. Aufhebung Pfandrecht, § 1255 BGB Rückgabe der Pfandsache, § 1253 I 1 BGB Erlöschen der Forderung, § 1252 BGB
– Prüfungspunkt bei dinglichem Verwertungsrecht: Verlust Pfandrecht
Rechtsfolgen: – Erlöschen Pfandrecht
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Dingliches Verwertungsrecht Pfandrecht, §§ 1204 I, 1228 I BGB - 4
– Eigentümer, der nicht zugleich Verpfänder ist, hat Herausgabeanspruch nach § 985 BGB
» Verpfänder, auch soweit er nicht Eigentümer ist, hat Anspruch auf Rückgabe Pfandsache, § 1223 I BGB (nicht bei § 1253 I 1 BGB)
» grds. wohl auch, wenn Verpfänder ggü. Eigentümer kein Besitzrecht nach § 986 BGB
» persönlicher Schuldner, der nicht Verpfänder ist, hat keinen Herausgabeanspruch
rechtshemmende Einwendungen (Einreden) z.B. § 242 BGB (Rechtsmissbrauch) nicht: Verjährung (nur „Ansprüche“, § 194 I BGB;
hier dingliches Verwertungsrecht)
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Dingliches Verwertungsrecht Pfandrecht, §§ 1204 I, 1228 I BGB - 5
Rechtsfolgen: – Ausübung Pfandrecht (vorübergehend oder
dauernd) gehemmt– bei dauernder Einrede Anspruch Verpfänder
und Eigentümer auf Rückgabe Pfandsache, § 1254 BGB
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Dingliches Verwertungsrecht Pfandrecht, §§ 1204 I, 1228 I BGB - 6
(2) Einwendungen gegen gesicherte Forderung, § 1204 I BGB
rechtshindernde Einwendungen Fälligkeit, § 271 II BGB (Verwertungsreife, § 1228
II 1 BGB) rechtsvernichtende Einwendungen
aber: Erfüllung der Forderung, § 362 I BGB– bei Prüfung „Verlust Pfandrecht“ prüfen
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Dingliches Verwertungsrecht Pfandrecht, §§ 1204 I, 1228 I BGB - 7
rechtshemmende Einwendungen (Einreden) eigene Einreden (Einwendungen aus dem
Rechtsverhältnis Verpfänder-Gläubiger), § 1211 I 1 Fall 2 BGB
– Einrede aus Anfechtungsrecht des Hauptschuldners (Anfechtbarkeit), §§ 1211 I 1 Fall 2, 770 I BGB
– Problem: sonstige Gestaltungsrechte Hauptschuldner (z.B. Widerrufs-, Rücktrittsrecht), §§ 1211 I 1 Fall 2, 770 I BGB analog („§ 770 Ia BGB“)
– Einrede aus Aufrechnungsrecht des Gläubigers (Aufrechenbarkeit), §§ 1211 I 1 Fall 2, 770 II BGB
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Dingliches Verwertungsrecht Pfandrecht, §§ 1204 I, 1228 I BGB - 8
fremde Einreden (Einwendungen aus dem Rechtsverhältnis Schuldner-Gläubiger), § 1211 I 1 Fall 1 BGB
– z.B. Zurückbehaltungsrecht gegen die gesicherte Forderung (§ 273 I BGB), § 320 I 1 BGB, anfängliche oder nachträgliche Stundung der Forderung (§ 311 I BGB), § 242 BGB
– nicht dagegen Verjährung der gesicherten Forderung (vgl. § 216 I BGB)
» Verjährung lässt Anspruch nicht erlöschen (§ 214 I BGB)
– Gegeneinwendung: Verzicht des persönlichen Schuldners? kein Ausschluss Einrede, wenn Schuldner verzichtet hat, § 1211 II BGB
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Dingliches Verwertungsrecht Pfandrecht, §§ 1204 I, 1228 I BGB - 9
Rechtsfolgen: – Ausübung Pfandrecht (vorübergehend oder
dauernd) gehemmt– bei dauernder Einrede Anspruch Verpfänder
und Eigentümer auf Rückgabe Pfandsache, § 1254 BGB
» Einreden gegen Forderung sind auch Einreden gegen Pfandrecht i.S. § 1254 BGB (MüKo/Damrau, § 1254 Rn. 2)
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Wirtschaftliche Bedeutung der Sicherungsübereignung
• wichtiges Kreditsicherungsmittel der Geldkreditgeber an beweglichen Sachen
nahezu vollständig an die Stelle des Pfandrechts an beweglichen Sachen getreten
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K
V
Bank (z.B.)Darlehen, § 488
Sicherungsvertrag, § 311 I§§ 929, 930 (ggfs. § 158 II)
(Anwartschaftsrecht, § 929, 930 analog)
§ 929§ 433
Einfache Sicherungsübereignung
• beachte Anwartschaftsrecht des Sicherungsübereignenden bei auflösend bedingter Sicherungsübereignung, § 158 II BGB
• in Praxis in der Regel nicht der Fall
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Rechtsgrundlage der Sicherungsübereignung
• Sicherungsübereignung beruht auf Gewohnheitsrecht mit derogatorischer Wirkung, vgl. Art. 2 EGBGB
nach der Entstehungsgeschichte des BGB hat Gesetzgeber Verbot Sicherungsübereignung durch Besitzkonstitut nicht beabsichtigt
• direkte gesetzliche Anerkennung (§ 51 Nr. 1 Fall 1 InsO [sonstige Absonderungsberechtigte])
außerdem vorausgesetzt in § 216 II 1 BGB• Faustpfandprinzip in moderner Wirtschaftspraxis evidentermaßen unzulänglich
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Sicherungsübereignung gem. §§ 929 S. 1, 930 BGB - 1
• Sicherungsgegenstand: bewegliche Sache Spezialitätsgrundsatz
Singularsicherheit Globalsicherheit
– Spezialitätsprinzip ist konstruktives Prinzip, das dazu führt, dass sich Verfügungsgeschäft immer nur auf einzelnen Vermögensgegenstand (Grundstück, bewegliche Sache, Forderung usw.) bezieht
– Zusammenfassung in einer Urkunde unschädlich
keine Gesamtsachen (Vermögen, Unternehmen)
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Sicherungsübereignung gem. §§ 929 S. 1, 930 BGB - 2
• Einigung Parteien Verfügungsgegenstand:
(gegenwärtige) bewegliche SacheBestimmtheit
– Singularsicherheit– Globalsicherheit
» Sachgesamtheiten (z.B. Warenlager), wenn übereignete Sachen jederzeit feststellbar ohne dass hierzu außerhalb Sicherungsvertrag liegende Umstände herangezogen werden müssen; einfache äußere Abgrenzungskriterien genügen
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Sicherungsübereignung gem. §§ 929 S. 1, 930 BGB - 3
» Raumsicherungsübereignung verfügt über solche äußeren Abgrenzungskriteriennicht „Globalsicherungsübereignung“ ohne Bestimmtheit
künftige bewegliche Sache– insbesondere auch bei Globalsicherheit– antizipierte Einigung (auf Zeitpunkt, in dem
der Übereignende Eigentum erhält) bzgl. künftiger Sachen, arg. § 185 II 1 Fall 2 BGB
– Bestimmbarkeit
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Sicherungsübereignung gem. §§ 929 S. 1, 930 BGB - 4
Übereignung nicht: gesicherte Forderung (dazu Sicherungsvertrag) nicht: Akzessorietät sonstige Punkte i.S. von § 154 S. 1 BGB
ggfs. auflösende Bedingung, § 158 II BGB– wird in Praxis in der Regel nicht der Fall sein– i.d.R. Rückübertragungsanspruch im
Sicherungsvertrag
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Sicherungsübereignung gem. §§ 929 S. 1, 930 BGB - 5
• Übergabesurrogat Behalten des (unmittelbaren/mittelbaren) Besitzes
durch Veräußerer Besitzmittlungsverhältnis, § 868 BGB
Einigung– konkretes Rechtsverhältnis
» „Dogma vom konkreten Besitzmittlungsverhältnis“
» Schuldverhältnis der in § 868 BGB bezeichneten Art
» Problem: bloße Sicherungsabrede, § 311 I BGB ausreichend
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Sicherungsübereignung gem. §§ 929 S. 1, 930 BGB - 6
» Besitzmittlungsverhältnis möglicherweise aber auch, wenn Sicherungsvertrag unwirksam (d.h. rechtshindernde Einwendung), da es sich um tatsächliches Verhältnis handeltarg.: Wortlaut § 868 (nicht „wirksames“ BMV, sondern „als Nießbraucher“ usw.) entscheidend dann, ob Besitzmittlungsverhältnis praktiziert wird
– bewegliche SacheBestimmtheit
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Sicherungsübereignung gem. §§ 929 S. 1, 930 BGB - 7
– Zeitpunkt Einigung» Einigung in der Regel mit
Sicherungsvertrag» künftige Sachen: antizipierte Einigung
(auf Zeitpunkt, in dem der Übereignende Besitz erhält) („antizipiertes Besitzkonstitut“)muss im Zeitpunkt Besitzerlangung des Veräußerers fortbestehen („Einigsein“, wird vermutet)
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Sicherungsübereignung gem. §§ 929 S. 1, 930 BGB - 8
durchsetzbarer Herausgabeanspruch des mittelbaren Besitzers (d.h. hier Sicherungsnehmers) gegenüber dem Besitzmittler
– arg.: § 868 („auf Zeit“: vorübergehendes Besitzmittlungsverhältnis)
– z.B. §§ 556, 695, 1055, 1223 BGB oder – aus Sicherungsvertrag:
Rückübereignungsanspruch– nicht nur § 985 BGB (grds. nicht abtretbar)
» allerdings genügen bei unwirksamem BMV GoA und §§ 985, 812 BGB
erkennbarer Fremdbesitzerwille (§ 868 BGB: „als“)
– in Klausur meist nicht zu thematisieren
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Sicherungsübereignung gem. §§ 929 S. 1, 930 BGB - 9
• Berechtigung Eigentum
künftige Sachen: antizipierte Einigung (auf Zeitpunkt, in dem der Übereignende Eigentum erhält)
– Einigung muss im Zeitpunkt Eigentumserlangung Veräußerer fortbestehen („Einigsein“, wird vermutet)
– Durchgangserwerb des Sicherungsgebers
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Sicherungsübereignung gem. §§ 929 S. 1, 930 BGB - 10
häufig steht Ware unter Eigentumsvorbehalt (d.h. kein Eigentum Sicherungsgeber)
– dann ggfs. gutgläubiger Erwerb des Sicherungseigentums nach §§ 932 ff. BGB oder
– (subsidiär:) Erwerb Anwartschaftsrecht des Vorbehaltskäufers durch Sicherungsnehmer (analoge Anwendung der §§ 929 S. 1, 930 BGB)
Verfügungsmacht
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Sicherungsübereignung gem. §§ 929 S. 1, 930 BGB - 11
• nicht: Bestand der gesicherten Forderung Sicherungsübereignung ist nicht akzessorisch zur
gesicherten Forderung • nicht: Bestand des Sicherungsvertrags
Vorliegen eines abstrakten Geschäfts (Abstraktionsprinzip!); aber § 812 I 1, 2 BGB bzgl. Eigentum bei rechtshindernden oder rechtsvernichtenden Einwendungen (s.u.)
• Einwendungen gegenüber Sicherungsübereignungsvereinbarung
rechtshindernde Einwendungen grundsätzlich kein Formerfordernis
– es sei denn §§ 125 I, 311b III BGB (Vertrag über gegenwärtiges Vermögen)
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Sicherungsübereignung gem. §§ 929 S. 1, 930 BGB - 12
Unwirksamkeitsgründe bei Sicherungsübertragung (s.u.)
– u.a. Nichtigkeit wegen anfänglicher Übersicherung, § 138 I BGB (s.u.)
• nicht Einwendungen gegenüber gesicherter Forderung mit Verwertungsreife (= Fälligkeit der gesicherten
Forderung) Erlöschen Besitzrecht § 986 BGB Rechtsfolge bei sonstigen Einwendungen gegenüber
gesicherter Forderung: bei Verwertung ggfs. Ansprüche aus Sicherungsvertrag (§§ 280 I, 281 BGB)
• nicht Einwendungen aus Sicherungsabrede Rechtsfolge bei rechtshindernden Einwendungen: § 812
I 1 Fall 1 BGB “etwas”: Sicherungseigentum beachte Unterschied zur Sicherungsgrundschuld