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Rheumatoide Arthritis » von wegen tatenlos ...« Perspektiven im Leben mit der rheumatoiden Arthritis

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Perspektiven im Leben mit der rheumatoiden Arthritis

Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V.

Maximilianstr. 14, 53111 Bonn

Info-Telefon: 0228 – 7 66 70 80Fax 0228 –76606-20

eMail: [email protected]

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Was tut den Gelenken gut? Wie kann man sie schützen?

Abb. 3.2: Schulterpro-these rechts als zemen-tierte Variante, linksals zementfreie Schrau-bringpfanne. (Blind-text).

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Die Autoren

Prof. Olaf Adam ist Ernährungsmediziner am Walther-Straub-Institut der Ludwig-Maximilians Universität in München. (Autor des Kapitels 3.3)

Susanne Bitzer-Muñoz arbeitet als Ergotherapeutin in Berlin, hat langjährige Er-fahrung in der Behandlung von Rheumabetroffenen. Für die Deutsche Rheuma-Ligaverfaßte sie den Ratgeber »Mobil trotz Rheuma« aus dem das Kapitel 3.2 / Ergothera-pie entlehnt ist (s. Seite 46)

Professor Dr. Michael Hammer ist internistischer Rheumatologe, arbeitet als Chefarztder Klinik für Rheumatologie im Nordwestdeutschen Rheumazentrum am St. Josef-StiftSendenhorst und ist im Landesvorstand der Deutschen Rheuma-Liga NRW aktiv. (Autorder Kapitel 1 und 2.1 – 2.4 und fachlicher Berater des Gesamtprojektes)

Christel Kalesse ist seit Gründerzeiten auf Landes- und Bundesebene in der DeutschenRheuma-Liga in der Vorstandsarbeit und in der direkten Beratung von Betroffenen enga-giert. Sie ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann in Hamburg.

Beate Keller ist als Krankengymnastin am Nordwestdeutschen Rheumazentrum imSt. Josef-Stift Sendenhorst tätig (Autorin des Kapitels 3.2 / Krankengymnastik)

Dr. Martin Quarz ist Chefarzt für Orthopädie im Median Reha-Zentrum, Bernkastel-Kuesund ärztlicher Berater des Redaktionsteams mobil – Zeitschrift der Deutschen Rheuma-Liga. (Autor des Kapitel 2.5)

Prof. Thomas Rentsch ist an der Philosophischen Fakultät der Technischen UniversitätDresden tätig. Er lebt selbst mit rheumatoider Arthritis.

Brunhilde Sattel ist Chefredakteurin von mobil – Zeitschrift der Deutschen Rheuma-Liga. Ihren Beruf als Gymnasiallehrerin konnte Sie wegen rheumatoider Arthritis nichtausüben. Sie lebt in Maxdorf ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.

Susanne Walia ist Dipl. Psychologin und Journalistin. Sie arbeitet als Referentin fürÖffentlichkeitsarbeit und Fortbildung in der Geschäftsstelle der Deutschen Rheuma-LigaBundesverband, Bonn. (Autorin des Kapitels 3.1)

Dagmar Wolf ist freie Journalistin und Buchautorin. Sie arbeitet als Redakteurin für dieZeitschrift »mobil« und lebt mit ihrer Familie in Tauberbischofsheim (Ko-Autorin desKapitels 3.3)

Die Bildauswahl besorgte Maren Andresen, Nachlaßverwalterin des Fotoarchivs vonDr. Uli Horn. Er verstarb 1997 an den Folgen der rheumatoiden Arthritis, die sein ganzesLeben prägte, ihn aber nicht davon abhalten konnte Tausende von brillianten Fotos zuschießen und viele Reisen zu unternehmen.

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Perspektiven im Leben mit der rheumatoiden Arthritis

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4 HerausgeberDeutsche Rheuma-Liga Bundesverband. e.V.Maximilianstr. 1453111 Bonn

RedaktionSusanne Walia

ProjektabwicklungSusanne Walia, Christa Dahm

Gestaltungah! Multimedia Agentur Köln

DruckDCM – Druck Center Meckenheim

1. Auflage – 50.000 Exemplare, 2001Drucknummer: A 13/BV/04/01

Mit freundlicher Unterstützung von Pharmacia und Pfizer sowie Wyeth Pharma GmbH

BildnachweisBavaria Bildagentur, München; Dr. Uli Horn; mkg-Verlag, Bad Dürkheim;»mobil«, Magazin der Deutschen Rheuma-Liga; Toni Sattel; Union Deutsche Lebens-mittelwerke GmbH, Hamburg

Impressum

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Trotz der relativ großen Zahl der Betroffenen und der besonderen Schwere der Erkran-kung gibt es in der Öffentlichkeit keine rechte Vorstellung von der chronischen Poly-arthrits oder rheumatoiden Arthritis wie sie auch zunehmend bezeichnet wird. Als Be -troffene stoßen wir daher in der Öffentlichkeit und im eigenen Bekanntenkreis immerwieder auf Nicht-Wissen, Unverständnis und Vorurteile.

Wir von der Deutschen Rheuma-Liga halten es daher für wichtig und dringlich mitunserer Informationskampagne »Von wegen tatenlos ... – Perspektiven im Leben mit derrheumatoiden Arthritis« auf die besondere Situation der an rheumatoider Arthritis er-krankten Menschen aufmerksam zu machen und über die Besonderheiten dieser Krank-heit zu informieren.

In der vorliegenden Broschüre berichten wir, welche hoffnungsvollen Fortschritte es inder Therapie, im Gelenkersatz und in der Patientenschulung gibt. Wir zeigen auch, wiewichtig und wirkungsvoll die regelmäßige Bewegungstherapie und der Gelenkschutzsind. Darüber hinaus muß jeder für sich den geeigneten Weg finden, um mit der Krank-heit auf Dauer zurecht zukommen. Auch hierzu zeigen wir drei ganz persönlichePerspektiven von Betroffenen. Denn solange die rheumatoide Arthritis nicht wirklichheilbar ist, so lange werden wir, die Betroffenen, lernen damit zu leben.

Als Hilfs- und Selbsthilfegemeinschaft wollen wir mit dieser Broschüre ganz be-sonders jenen Mut zusprechen, die vielleicht in Resignation und Isolation seit vielenJahren bereits mit der rheumatoiden Arthritis leben. Gehen Sie den ersten Schritt undnehmen Sie Kontakt auf mit der Rheuma-Liga-Gruppe in Ihrer Nähe! Tauschen Sie sichaus mit anderen Betroffenen, engagieren Sie sich in unserer Gemeinschaft, wie diesbereits viele tausend andere rheumakranke Menschen tun.

Ich möchte allen Autorinnen und Autoren danken, die Ihren Teil zum Gelingen dieserBroschüre beigetragen haben. Ganz besonders aber danke ich Herrn Professor Hammer,der uns von Beginn an als fachlicher Berater des Projektes und Autor zur Seite stand .

IhreDr. Ing. habil. Christine JakobPräsidentin der Deutschen Rheuma-Liga

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Vorwort

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Einleitung

1 Rheumatoide Arthritis – was ist das für eine Krankheit

2 Was hilft gegen Schmerz, Entzündung, Gelenkzerstörung?Altbewährtes, Neues, Dubioses

2.1 Auf die rechte Kombination kommt’s an: Medikamente2.2 Mal kalt, mal warm – physikalische Therapie2.3 Möglichkeiten der psychologischen Schmerzbewältigung –

Alles beginnt im Kopf2.4 Griff nach dem letzten Strohhalm –

Warnung vor Scharlatanen und Wundermitteln2.5 Operationen – die richtige zur rechten Zeit

3 Hilfen für den Alltag3.1 Patientenschulung3.2 Gelenke bewegen, Gelenke schützen3.3 Gibt es eine »Rheuma-Diät«?

4 Lebensperspektiven4.1 Kraft schöpfen als (Über-)lebensstrategie 4.2 Zwischen Reha und Rente – Meine persönliche Perspektive4.3 Der Mensch als »wandelnder Rheumafaktor« –

philosophische Betrachtungen

5 Hilfe zur Selbsthilfe: Das Netzwerk der Deutschen Rheuma-Liga

6 Infomaterial

7 Stichwortverzeichnis

8 Anschriften der Deutschen Rheuma-Liga

Die Autoren

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Wir leben in einer spannenden Zeit. DieserSatz trifft zwar heute für jeden und auf alleszu, insbesondere wenn man an die Politik,die Schnelllebigkeit von Trends in Bezug aufLebensstil und Mode, die täglichen Verände-rungen in der Wirtschaft und an der Börsesowie an das Wachstum der Informations-technik (Internet) denkt.

Besonders aber stimmt dieser Satzauch für alle, die an rheumatischen Erkran-kungen leiden, die Patienten mit diesenErkrankungen behandeln oder die sich aucheinfach nur hierfür interessieren. Seltenzuvor hat sich die Medienwelt so häufig undausführlich mit dem Begriff Rheumabeschäftigt wie in letzter Zeit.

Über viele Jahre war ein Fortschritt in derBehandlung der entzündlich-rheumatischenErkrankungen nur für die Fachleute erkenn-bar. Wissenschaftliche Erkenntnisse über dieEntzündungsvorgänge haben in letzter Zeitzur Zulassung innovativer Medikamente ge-führt, die Anlaß zu der Hoffnung geben, daßdie rheumatoide Arthritis wesentlich besserals früher behandelt werden kann. Da alle

neuen Entwicklungen, auch diese Medika-mente, leider teuer sind, sind »Spannungen«im Gesundheitssystem vorprogrammiert.Schon heute klagen viele Patienten mit rheu-matischen Erkrankungen, dass sie die not-wendigen Verordnungen bezüglich Medika-menten und Anwendungen nicht mehr inausreichendem Maße erhalten. Die Beiträgefür die Krankenkassen sollen andererseitsaber nicht steigen, um private Haushalte unddie Wirtschaft nicht noch mehr zu belasten.Für Rheumapatienten heißt es also in dieserZeit, sich gut zu informieren und sich für dieInteressen der an Rheuma Erkrankten einzu-setzen. Und da es bei der Entwicklung neuerTherapieformen und generell im Gesund-heitswesen weitere entscheidende Neue-rungen und Änderungen in den nächstenJahren geben wird, wird diese spannendeZeit weiter anhalten.

Die in dieser Broschüre geschildertenPerspektiven im (bzw. zum) Leben mit chro-nischer Polyarthritis sollen dazu anregen,nicht tatenlos zu sein, sondern Tatkräfte zuentwickeln und hiermit gegen die rheuma-toide Arthritis anzugehen.

Einleitung

Rheuma bedeutet ursprünglich, daß es »fließende« Schmerzen in den Gelenken

gibt. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und bedeutet »fließen«, wobei in der

Antike die Schmerzen in den Gelenken durch Störungen im Fluß der Körpersäfte

erklärt wurden.

Heute wird Rheuma im weiteren Sinne als Oberbegriff für alle entzündlichen,

durch Verschleiß und durch Stoffwechsel sowie funktionelle Störungen bedingten

Erkrankungen am Bewegungssystem verwendet.

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Rheumatoide Arthritis

Was ist das für eine Krankheit?

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Rheumatoide Arthritis

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Die rheumatoide Arthritis (internationaleBezeichnung) ist die häufigste entzündlicheErkrankung der Gelenke. In der deutsch-sprachigen Bezeichnung chronische Poly-arthritis finden sich die wichtigsten Charak-teristika der Krankheit wieder: chronischbedeutet eine lange Zeitdauer der Erkran-kung, Arthritis bedeutet Gelenkentzündung,und Poly- bedeutet, daß eine Vielzahl (vonGelenken) betroffen ist. Obwohl diese deut-sche Bezeichnung das Wesen der Erkrankungbesser wiedergibt, wird heute zunehmendmehr der Begriff rheumatoide Arthritis ver-wendet, da dies international verständlichist.

Untersuchungen zur Häufigkeit derrheumatoiden Arthritis ergeben, daß welt-weit bei ca. 0,5 bis 1 % der Bevölkerung mitdieser Krankheit zu rechnen ist. In Deutsch-land rechnet man mit ca. 800.000 Erkrank-ten, wobei Frauen ca. 3 Mal öfter betroffensind als Männer. Auftreten kann die Erkran-kung in jedem Lebensalter; am häufigstenbeginnt sie zwischen dem 30igsten und50igsten Lebensjahr.

Obwohl die Forschung in den letzten Jahrenviele Fortschritte gemacht hat, ist die Ur-sache der Erkrankung immer noch nichtgeklärt. Im Altertum nahm man an, daß der»Fluß der Körpersäfte« gestört sei. Anfangdes letzten Jahrhunderts wurde die Tuberku-lose verdächtigt, die rheumatoide Arthritisauszulösen. Diese Vermutung, wie auch dieRolle anderer Erreger (Viren, Bakterien, Para-siten) bei der Auslösung der Erkrankung,konnte bis heute nicht bewiesen werden.Aktuell wird eine Fehlsteuerung des Immun-systems diskutiert, wobei zu Krankheitsbe-ginn durchaus Infektionserreger eine Rolle

spielen könnten. Wahrscheinlich ist auch eineerbliche Veranlagung erforderlich, die beimZusammentreffen mit bestimmten Infektions-erregern zum Ausbruch der Erkrankungführen kann. Forschungen der letzten Jahrezeigten vor allem, welche entzündungs-fördernden Gewebshormone (sogenannteZytokine) eine wichtige Rolle spielen. Ausdiesen Erkenntnissen erwachsen heute neueMöglichkeiten zur Behandlung der rheuma-toiden Arthritis, die auch bei fehlendemWissen der eigentlichen Ursache auf einebessere Prognose als früher hoffen lassen.

Wie sieht das Krankheitsbild rheumatoide Arthritis aus ?

Bei der rheumatoiden Arthritis sind anfangsmeist die kleinen Finger- und Zehengelenkebetroffen. Mit oft plötzlichem Beginn schmer-zen die Gelenke, schwellen an und sind über-wärmt. Gelenkschmerzen und eine einge-schränkte Beweglichkeit sind in der zweitenNachthälfte und morgens am stärksten aus-geprägt, die Unbeweglichkeit beim Aufwa-chen wird als »Morgensteife« bezeichnet. Jenach Aktivität der Erkrankung kann dieseMorgensteife mehrere Stunden betragen.Neben diesem typischen Beginn der rheuma-toiden Arthritis sind gelegentlich am Anfangauch nur einige große Gelenke betroffen, z. B.Kniegelenke, Sprunggelenke, im Alter oft dieSchultergelenke.

Im Laufe von Wochen oder auchMonaten werden mehr und mehr Gelenkebefallen, so daß der Begriff Polyarthritis wirk-lich zutrifft. Neben der Entzündung in denGelenken verändern sich oft auch die Seh-nenscheiden und schwellen an (z.B. die Fin-gerstrecksehnen auf dem Handrücken). Auchdie Wirbelsäule, meist die Halswirbelsäule,und Schleimbeutel über den Gelenken, kön-nen betroffen sein, letztere häufig am Ellen-

Was ist das für eine Krankheit?

Was weiß man heute über die Ursachen der rheumatoiden Arthritis?

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(Krankenvorgeschichte) sowie durch dierheumatologische Untersuchung gestellt. DerArzt orientiert sich dabei auch ananerkannten Kriterien (siehe Tabelle ACR-Kriterien). Laboruntersuchungen werdendurchgeführt zum Nachweis von Rheuma-faktoren und Entzündungsmarkern im Blut.Rheumafaktoren sind allerdings nicht bewei-send, sondern nur hinweisend auf eine rheu-matoide Arthritis (Rheumafaktoren findensich auch bei anderen Erkrankungen, wobeisie keine diagnostische Bedeutung haben).Röntgenuntersuchungen sind zu Krank-heitsbeginn und im Verlauf erforderlich, umdas Ausmaß evtl. schon eingetretenerSchädigungen der Knochen erkennen undeinen Erfolg der eingeleiteten Therapieabschätzen zu können. Zusätzliche Informa-tionen über Gelenkweichteile werden mitdem Ultraschall gewonnen, z.B. Gelenkerguß,entzündlich verdickte Gelenkinnenhaut(Synovialmembran), Schleimbeutel. Aufwen-digere bildgebende Diagnostikverfahren, wiez.B. die Magnetresonanztomographie (*)kommen bei gezielten Fragestellungen zumEinsatz, z.B. bei entzündlicher Beteiligung derHalswirbelsäule.

Rheumatoide Arthritis – was ist das für eine Krankheit?

bogen. Allgemeinsymptome wie Müdigkeit,Leistungsschwäche, Fieber, Nachtschweißund eventuelle Gewichtsabnahme zeigen,daß der ganze Körper in den Entzündungs-prozeß mit eingebunden ist. Als charakteri-stisches Merkmal bilden sich bei ca. 10 bis20 % der Patienten sogenannte Rheumak-noten, z.B. im Bereich der Ellenbogen undder Finger.

Der Verlauf der Erkrankung ist oft»schubweise«, d.h. für einige Zeit sind dieGelenke besonders schmerzhaft und ge-schwollen und es besteht ein ausgeprägtesKrankheitsgefühl. Zu Beginn der Erkrankungkönnen auch beschwerdefreie Intervalleauftreten, die im weiteren Verlauf seltenerwerden. Insgesamt verläuft die rheumatoideArthritis sehr unterschiedlich, wobei miteinem spontanen Stillstand der Erkrankungnur bei weniger als 10 % der Erkrankten zurechnen ist.

Das Besondere bei dieser Erkrankungist der Angriff der Entzündungszellen auf denGelenkknorpel und -knochen. Bei unge-bremster Entzündung werden diese Gelenk-strukturen zunehmend abgebaut, die Gelen-ke werden zerstört. Zusätzlich können beischweren Verläufen andere Organe in Mit-leidenschaft gezogen werden, z. B. Augen,Herz und Herzbeutel, Lunge, Rippenfell undandere. Auch Nerven können bei der Erkran-kung geschädigt werden, z.B. durch Druckder entzündlich verdickten Gelenkinnenhautauf einen Nerven (z. B. am Handgelenk aufden Medianus-Nerven, genannt wird diesdas Carpaltunnel-Syndrom).

Diagnostik der rheumatoiden Arthritis

Das Erkennen der richtigen Diagnose zueinem frühen Zeitpunkt ist bei allen rheuma-tischen Erkrankungen wichtig, um eineeffektive Therapie zur Vermeidung vonFolgeschäden einzuleiten. Die Diagnose derrheumatoiden Arthritis wird anhand derKrankheitssymptome und Begleitumstände

Kriterien zur Diagnosestellung der rheumatoiden Arthritissogenannte ACR-Kriterien (American College of Rheuma-tology = amerikanische Rheumatologie-Gesellschaft)

1. Morgensteife der Gelenke von mindestens einer Stunde Dauer bis zur max. Besserung

2. Entzündung in drei und mehr Gelenkregionen: mindestens in drei Gelenken Weichteilschwellung oder Erguss (nicht nur knöcherne Verdickung !)

3. Arthritis der Hand: mindestens eine Gelenkregion geschwollen in einem Hand- oder Fingergelenk (ausgenommen: Fingerendgelenke)

4. symmetrische Arthritis: Beteiligung der gleichen Gelenkregionen auf beiden Körperhälften

5. Rheumaknoten: subkutane Knoten über Knochen-vorsprüngen oder in Gelenknähe

6. Nachweis von Rheumafaktoren im Blut7. röntgenologische Veränderungen typisch für die

rheumatoide Arthritis

4 der 7 Kriterien müssen vorhanden sein; die Kriterien 1 - 4 müssen über mindestens 6 Wochen bestanden haben

(* Bei dieser Methodewerden Strukturen,besonders von Weich-teilgeweben, mit Hilfeeines starken Magnet-feldes dargestellt –ohne Verwendung vonRöntgenstrahlen)

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Was hilft gegen Schmerz, Entzündung, Gelenkzerstörung ?Altbewährtes, Neues, Dubioses

2.1 Auf die rechte Kombination kommt’s an: Medikamente

2.2 Mal kalt, mal warm – physikalische Therapie

2.3 Den Schmerzkreis durchbrechen – Möglichkeiten psychologischer Schmerztherapie

2.4 Griff nach dem letzten Strohhalm – Warnung vor Scharlatanen und Wundermitteln

2.5 Operationen – die richtige zur rechten Zeit

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Wäre die Ursache der rheumatoiden Arthritisbekannt, könnte man mit einer gezielten The-rapiemaßnahme die Erkrankung gut behan-deln oder zur Ausheilung bringen. Da diesleider nicht der Fall ist, muß oft ein ganzesSpektrum verschiedener therapeutischer Maß-nahmen erfolgen, um Schmerzen und dieAktivität der Erkrankung zu mildern und diePrognose zu verbessern. Die einzelnen Thera-piemaßnahmen (siehe Tabelle S. 22, wichtigeTherapiemaßnahmen bei der rheumatoidenArthritis) werden vom Rheumatologen sorg-fältig entsprechend der individuellen Krank-heitssituation des Patienten zusammen-gestellt und in der Folgezeit in Zusammen-arbeit mit dem Hausarzt begleitet sowie inregelmäßigen Zeitabständen auf ihre Wirk-samkeit überprüft.

Besondere Erfahrungen sind erforder-lich bei der medikamentösen Therapieein-

stellung, da es unterschiedliche Medikamen-tengruppen und eine große Anzahl von Präpa-raten mit unterschiedlichem Wirkungs- undNebenwirkungsprofil gibt. Am wichtigsten istbei der rheumatoiden Arthritis die Thera-pieeinstellung mit den sogenannten »Basis-medikamenten«, da hiermit ein Fortschreitender Erkrankung am besten verhindert werdenkann. Bei den Basismedikamenten sind in denletzten Jahren auch die meisten Fortschrittedurch wissenschaftliche Untersuchungen er-folgt.

Mit dem kombinierten Einsatz verschie-dener Basismedikamente (sogenannte »Kom-binationstherapie«) und mit der Entwicklungneuer Medikamente, die gezielt gegen einzel-ne Entzündungsstoffe vorgehen, gelingt es beiimmer mehr Patienten das Fortschreiten desKrankheitsprozesses weitgehend aufzuhaltenund die Lebensqualität zu verbessern.

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Auf die rechte Kombination kommt’s an

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In den letzten 30 Jahren hat es viele medi-kamentöse Neuentwicklungen gegeben, diePatienten mit einer rheumatoiden Arthritishelfen können. Waren es früher meist nurAspirin und Gold, die bei Rheuma eingesetztwurden, gibt es heute eine Vielzahl von Sub-stanzen, die sowohl gegen Schmerzen alsauch gegen Entzündungen und zur Ver-besserung des Krankheitsverlaufes gut wirk-sam sind. Gerade in letzter Zeit sind innova-tive Medikamente in die Therapie der rheu-matoiden Arthritis eingeführt worden, dieaufgrund von aktuellen Forschungsergebnis-sen entwickelt wurden und eine bessereWirkung bei weniger Nebenwirkungen ver-sprechen. Oft weiß man aber erst nacheinigen Jahren des routinemäßigen Ein-satzes, ob diese Zielvorstellungen auch wirk-lich zutreffen.

Bei der Behandlung der rheumatoidenArthritis unterscheidet man verschiedeneGruppen von Medikamenten, wobei es indi-viduell bei jedem Patienten auf die richtigeKombination der einzelnen Präparate an-kommt. Diese Medikamentengruppen sollenim folgenden beschrieben werden (zur Über-sicht siehe auch Tabelle S. 17, Medikamen-töse Therapie der rheumatoiden Arthritis).

Der Name sagt es: Diese Medikamentehelfen gegen den entzündlichen Gelenk-schmerz. Die Fachbezeichnung nicht-stero-idale Antirheumatika (Abkürzung: NSAR)zeigt an, daß diese Medikamente kein Korti-son (Steroid) enthalten. Der Prototyp dieserMedikamente ist die Acetylsalicylsäure (dasAspirin®). Die in den letzten zwei Jahrzehn-ten am häufigsten eingesetzten Rheuma-schmerzmittel waren Diclofenac, Ibuprofen,Indometacin, Piroxicam, Acemetacin (Diese

Medikamente

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Rheumaschmerzmittel (auch: nicht-steroidale Antirheumatika)

Liste chemischer Bezeichnungen erhebtkeinen Anspruch auf Vollständigkeit). Einegute Wirkung auf den entzündlichenSchmerz bedeutet eine bessere Lebensqua-lität, bessere Gelenkbeweglichkeit, erholsa-mere Nachtruhe und auch weniger mor-gendliche Steifigkeit in den Gelenken oderder Wirbelsäule. Leider wirken diese Medika-mente nicht gegen die Entzündung selbst.Auch wird kein verbesserter Krankheits-verlauf erreicht. Neben der guten und -erwünschten Wirkung auf die Gelenk-schmerzen gibt es leider auch Nebenwirkun-gen, die in erster Linie den Magen-Darm-Trakt betreffen.

Hier können die Rheumaschmerzmittelzur Entzündung der Magen- oder Darm-schleimhaut führen, bis hin zur Bildung einesGeschwürs oder zum Auftreten einerSchleimhautblutung. Die in letzter Zeit neuauf den Markt gebrachten Rheumaschmerz-mittel Celecoxib und Rofecoxib haben dieseNebenwirkungen auf den Magen-Darm-Trakt deutlich seltener, womit ein guter Fort-schritt in Richtung Arzneimittelsicherheiterfolgte (Abkürzung für diese neuen Rheu-maschmerzmittel: Coxibe).

Kortison – die schnelle Hilfe gegen starke Entzündung

Kortison (Fachbegriff: Glukokortikoid, oftauch Steroid genannt) ist seit 50 Jahren ausder Therapie der rheumatischen Erkrankun-gen nicht mehr wegzudenken. Viele Rheu-mapatienten verdanken dem Kortison einedramatische Hilfe in Phasen starker Krank-heitsaktivität. Bis heute gibt es bei sehrhoher Entzündungsaktivität keine schnellereund bessere Möglichkeit zur Senkung derEntzündung als die Therapie mit Kortison-Präparaten. Leider muß diese gute undschnelle Wirkung auf entzündete Gelenke,

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Auf die rechte Kombination kommt’s an: Medikamente

auf entzündete Muskulatur und Sehnen, aufdie systemische Entzündung im Körper (ab-zulesen an der erhöhten Blutkörperchen-senkungsgeschwindigkeit oder am erhöhtenC-reaktiven Protein, beides sind wichtige Ent-zündungsmarker) mit so manchem Nachteilerkauft werden. So haben die zahlreichenNebenwirkungen, die bei unkritischem Korti-son-Einsatz auftreten können, dem Medika-ment einen zweifelhaften Ruf eingebracht.Nebenwirkungen werden besonders amKnochen, an der Haut, im Bereich des Stoff-wechsels beobachtet.

In den letzten Jahren konnte aber auchgezeigt werden, daß Kortison in sehr niedri-ger Dosierung für den Krankheitsverlauf derrheumatoiden Arthritis günstig ist und daßdabei wenig Nebenwirkungen zu erwartensind (sogenannte »Low-Dose«-Therapie). Zu-sätzlich kann Kortison lokal in die entzünde-ten Gelenke injiziert (gespritzt) werden. Hier-durch läßt sich eine gute entzündungshem-mende Wirkung direkt im Gelenk erzielen,ohne daß zu viele Nebenwirkungen im Kör-per auftreten.

Die Basis macht’s – Rheuma-Basismedikamente

Rheuma-Basismedikamente wirken lang-fristig gegen die Entzündungsaktivität unddie Gelenkzerstörung und sind damit diewichtigsten Medikamente zur Besserung desVerlaufes und damit der Prognose der rheu-matoiden Arthritis. Basismedikamente (auchlangfristig-wirksame Antirheumatika ge-nannt, Abkürzung: LWAR) wirken in derRegel nicht sofort nach Beginn der Therapie,sondern erst nach einer Latenzzeit von eini-gen Wochen bis Monaten. Basismedikamen-te wirken über eine Beeinflussung des bei derrheumatoiden Arthritis fehlregulierten Immun-systems. Die Gelenke schwellen ab, Schmer-zen- und Morgensteifigkeit lassen nach, dieEntzündungsparameter im Blut bessern sich.Darüber hinaus zeigt sich bei erfolgreicher

Therapie mit einem Basismedikament, daßdie Zerstörung des Gelenkknorpels und -kno-chens und damit typische Röntgenverände-rungen nicht oder deutlich gebremst fort-schreiten (Aufhalten bzw. Verlangsamungder »Röntgenprogression«).

Das heute weltweit am häufigsten ein-gesetzte Präparat ist Methotrexat, als Mono-therapie oder in Kombination mit anderenBasismedikamenten. Der kombinierte Ein-satz von Basismedikamenten hat in denletzten 10 Jahren dazu geführt, daß dieBeschwerden und auch die Prognose derrheumatoiden Arthritis bei vielen Patientenbesser wurden. Allerdings bedarf es großerErfahrung des behandelnden Rheumato-logen, um die richtige und auch gut verträg-liche Kombinations-Therapie zu finden undim Verlauf zu kontrollieren.

Neue Basismedikamente haben in derletzten Zeit die Hoffnung auf eine nochbessere und schneller wirksame Therapie derrheumatoiden Arthritis geweckt. Insbeson-dere gegen den Entzündungs-BotenstoffTumor-Nekrose-Faktor-alpha (Abkürzung:TNFα) gerichtete Medikamente haben vielBeachtung gefunden, da hiermit ein neuesTherapieprinzip verfolgt wird. Mit diesenMedikamenten Etanercept und Infliximab,auch TNFα-Blocker genannt, kann ein sehrschneller Wirkungseintritt erzielt werden(schon nach ein bis zwei Wochen). BeideMedikamente können nicht als Tablette ein-genommen werden, sondern müssen subku-tan (unter die Haut) gespritzt oder als Infu-sion verabreicht werden. Mögliche Neben-wirkungen können heute noch nicht ab-

Keine Angst vor Medikamenten! InformierenSie sich gut bei Ihrem Arzt und im Internet-Medikamenten-Führer der Deutschen Rheuma-Liga.

Tipp!

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2.1schließend beurteilt werden, die Verträglich-keit scheint insgesamt recht gut zu sein.Auch die TNFα-Blocker heilen die rheuma-toide Arthritis allerdings nicht, deshalbwerden sie oft auch mit Methotrexat zurErzielung einer noch besseren Wirkung kom-biniert. Der TNFα-Blocker Etanercept istauch zur Behandlung der juvenilen chroni-schen Arthritis (entzündliches Rheuma beiKindern und Jugendlichen) zugelassen. Eineweitere neue Entwicklung ist das Basismedi-kament Leflunomid, welches in seiner Wirk-stärke mit Methotrexat verglichen werdenkann. Auch Leflunomid wird mit anderenBasismedikamenten in Kombination einge-setzt, um insbesondere bei schweren Ver-läufen die Prognose zu verbessern. Wichtigist bei allen Basismedikamenten, daß Wir-kung und Verträglichkeit regelmäßig vombehandelnden Rheumatologen überprüftwerden.

Weitere Schmerzmittel, wenn es erforderlich wird

Leider kann der Schmerz bei der rheumatoi-den Arthritis so stark werden, daß weitereMaßnahmen erforderlich sind. Dann müssenzusätzlich Schmerzmittel (Analgetika) verab-reicht werden, wie sie auch bei anderennicht-rheumatischen starken Schmerzen ge-geben werden. Im Gegensatz zu den Rheu-maschmerzmitteln wirken diese Medikamen-te allgemein gegen den Schmerz, d. h. nichtspeziell gegen entzündlich verursachtenSchmerz. Heute kommen bei Rheumapati-enten auch starke Schmerzmittel aus derGruppe der Opioide zum Einsatz, z. B.

Morphium, was früher oft nur bei starkenSchmerzen bei Tumorpatienten gegebenwurde. Hiermit kann eine Zeit überbrücktwerden, bis eine Basistherapie besser greiftoder eine Operation zur Beschwerdelinde-rung möglich ist.

Direkte Behandlung der entzündeten Gelenke

Die direkte Gabe von Medikamenten in ent-zündete und schmerzhafte Gelenke kann vor-züglich wirken. In erster Linie erfolgt dies mitder Injektion von Kortison-Präparaten, wo-durch sich Gelenkentzündung und Schmerzoft schnell zurückbilden. Reichen solcheKortison-Injektionen ins Gelenk nicht ausoder kommt die Entzündung rasch wieder, isteine Verödungsbehandlung der entzündetenGelenkinnenhaut in Betracht zu ziehen(sogenannte Synoviorthese, durch chemi-sche Substanzen [chemische Synoviorthese]oder durch Radioisotope [Radio-Synoviort-hese]). Hierdurch wird die entzündlich ver-änderte und bei der rheumatoiden Arthritisfür das Gelenk schädliche Gelenkinnenhautabgebaut. Hilft auch das (trotz wiederholterBehandlung) nicht, kann die entzündete Ge-lenkinnenhaut auch vom Rheumaortho-päden auf chirurgischem Wege entferntwerden, oft mit arthroskopischer Technik(Arthroskopie heißt Gelenkspiegelung). Hatdie Entzündung in einzelnen Gelenken einezu starke Gelenkzerstörung verursacht, hilftder Rheumaorthopäde mit Gelenkersatz-Operationen (Endoprothesen) weiter (anHüft- und Kniegelenken, heute zunehmendauch an Schulter- und Ellenbogengelenken).

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Medikamentöse Therapie der rheumatoiden Arthritis (Auswahl)

Rheuma-Schmerzmittel (auch nicht-steroidale Antirheumatika oder Kortison (Steroid)-freie Schmerzmittel genannt):

• helfen besonders gut bei entzündlich verursachten Schmerzen, aber leider nicht gegen das Fortschreiten der Arthritis

• häufige Präparate (chemische Bezeichnung, hier eine Auswahl *): Diclofenac, Indometacin, Ibuprofen, Ketoprofen, Naproxen, Piroxicam, Meloxicam, Acemetacin

• die Wirkung setzt schnell nach der Einnahme ein (meist nach 30 – 90 min.)• die Wirkdauer ist je nach Präparat sehr unterschiedlich, manche wirken für 4 – 6 Stunden,

andere bis zu 24 Stunden • die Stärke der Schmerzlinderung ist ebenfalls variabel• Fortschritt: als Rheumaschmerzmittel mit weniger Nebenwirkungen auf den Magen-Darm-

Trakt sind kürzlich zwei Neuentwicklungen zugelassen worden (Celecoxib, Rofecoxib)

Kortison (auch Glukokortikoide oder Steroide genannt): • hilft schnell gegen die Entzündungsreaktion in den Gelenken und im Körper• häufig eingesetzte Präparate (chemische Bezeichnung, hier eine Auswahl): Prednison, Prednisolon,

Methylprednisolon, Prednyliden, Cloprednol, Deflazacort, Dexamethason, Fluocortolon, Triamcinolon• kann als Tablette, als Injektion oder Infusion verabreicht werden • gute und schnelle Wirkung bei Injektion in ein entzündetes Gelenk• kann wegen Nebenwirkungen nicht lange in hoher Dosierung gegeben werden• Fortschritt: längerfristig möglich als niedrig-dosierte Therapie (»Low-Dose«-Therapie), z.B. Prednisolon

5 mg täglich, dann wirksam zur Verminderung der Gelenkzerstörung mit nur geringen Nebenwirkungen

Rheuma-Basismedikamente (auch genannt: langfristig-wirksame Antirheumatika): • helfen langfristig gegen Entzündung und Gelenkzerstörung und verbessern damit die Prognose • Präparate (chemische Bezeichnung, hier eine Auswahl): Methotrexat, Sulfasalazin, Ciclosporin, Gold

(als Injektion in den Muskel oder als Tablette), Hydroxychloroquin, Chloroquin, Azathioprin etc.). • ermöglichen die Einsparung von Kortison und von Rheumaschmerzmitteln• werden heute oft in Kombination eingesetzt, z.B. Methotrexat mit Hydroxychloroquin oder

Chloroquin, Methotrexat mit Sulfasalazin, Methotrexat mit Ciclosporin etc. • Fortschritt: mit Leflunomid, Etanercept und Infliximab sind neue Basismedikamente verfügbar mit

anderen Wirkmechanismen, so daß mehr Therapieoptionen zur Verfügung stehen.

Analgetika (Schmerzmittel):• helfen generell gegen Schmerzen (aber nicht speziell gegen entzündlich verursachte Schmerzen

wie die o.a. Rheumaschmerzmittel) • sind zusätzlich zu den anderen Medikamenten in Phasen starker Beschwerden hilfreich

(z.B. Paracetamol, Novaminsulfon, Tramadol, Tilidin, Morphin etc.)

(ohne Anspruch auf Vollständigkeit)

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Auf die rechte Kombination kommt’s an: Medikamente

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2.2

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Neuerung der physikalischen Therapiemaß-nahmen etablieren können. Insbesonderedie Rückbildung der Schmerzen und die bes-sere Beweglichkeit nach der Ganzkörperkäl-tetherapie ist für Patienten immer wieder einwichtiges Erlebnis. Dabei wird die Ganzkör-perkältetherapie heute in Kältekammern mitTemperaturen bis zu -120° C durchgeführt.Mittlerweile gibt es über 60 Kältekammernin Deutschland in Betrieb, wobei viele Klini-ken diese Therapieform anbieten. Im ambu-lanten Bereich muß die Ganzkörper-Kälte-therapie bei den Krankenkassen mit ent-sprechendem Rezept und Kostenvoranschlagals besondere Therapieform genehmigtwerden, eine Erstattungspflicht besteht bis-her noch nicht.

Zu den Wärmeanwendungen gehören Fan-gopackungen, Moorbäder, Infrarotlicht u.a.,wobei hier insbesondere verspannte Muskelnund Gelenke mit Verschleißerscheinungenprofitieren. Bei entzündeten Gelenken kön-nen diese Wärmeanwendungen nicht emp-fohlen werden, hier können sie sogar zu einerVerschlechterung der Symptomatik führen.

Auch Bäder sind vor allem für funktio-nelle und durch Verschleiß bedingte Gelenk-und Muskelerkrankungen sowie Rücken-schmerzen geeignet, da sich hierdurch dieGewebe lockern und eine bessere Durch-blutung eintritt (z. B. Stangerbad, Schwefel-bad). Massagen fördern ebenfalls die Durch-blutung der Gewebe und führen in vielenFällen zur Entspannung der verhärtetenMuskulatur. Elektrotherapeutische Verfah-ren werden zur Reduktion von Schmerzen, zurEntspannung von Muskeln, zur Resorptions-förderung von Gelenkergüssen und wie dieanderen physikalischen Therapieverfahrenzur unterstützenden Vorbereitung auf aktiveTherapien eingesetzt, vor allem speziellerBewegungstherapien (s. Kapitel 3.2).

Für die Rheumapatienten ist die Linderungder Schmerzen sowie die Erhaltung der gutenGelenkfunktion am wichtigsten. Hier kom-men die physikalischen Therapiemaßnah-men und die Krankengymnastik zur Geltung.Bei den physikalischen Therapiemaßnahmenunterscheidet man Anwendungen mit Kälteoder Wärme, Bäder, Massagen und Elektro-therapie. Die Behandlungsziele dieser Maß-nahmen sind die Schmerzlinderung, die Bes-serung entzündlicher Symptome wie Über-wärmung und Steifigkeit, die Förderung vonMuskelentspannung und Durchblutung unddamit die Lockerung der Gewebe.

Eine wichtige Frage für Patienten mitrheumatoider Arthritis ist oft, ob Kälte oderWärme das richtige ist. Prinzipiell gilt hierbei,daß bei allen entzündlichen Symptomeneher die Kältetherapie richtig ist und beiallen nicht-entzündlichen Vorgängen Wär-meanwendungen bevorzugt werden. Bei derrheumatoiden Arthritis haben sich Eis-packungen auf die entzündeten Gelenkeschon lange bewährt, da hierdurch der ent-zündlich bedingte Schmerz für eine gewisseZeit gebessert werden kann. Die Behandlungder rheumatoiden Arthritis oder andererrheumatischer Erkrankung in einer Kälte-kammer (»Ganzkörperkältetherapie«) hatsich in den letzten 15 Jahren als wichtige

Gut für die Gelenke:Bewegungstherapieim warmen Wasser

Mal kalt, mal warm

Physikalische Therapie

Nicht alle Menschen sind gleich. Manchebrauchen’s kalt, manche besser warm. FindenSie heraus, was das Beste für Sie persönlich ist.

Tipp!

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Erkrankungen betreffen niemals nur dasKörperliche alleine, sondern auch immerunser seelisches Leben. Dies trifft insbeson-dere auf chronische Erkrankungen mitSchmerzen zu, für die es keine komplette Hei-lung gibt. Schmerzen beeinträchtigen unserDenken und Fühlen, Konzentrationsfähigkeitund Leistungsvermögen, und vermindern dieseelische und körperliche Erholung. Obwohldies allgemein bekannt und akzeptiert ist,richten sich therapeutische Bemühungen beichronischen Schmerzerkrankungen häufigzuerst auf körperliche Komponenten. Einepsychologische Unterstützung zum besserenUmgang mit den Beschwerden wird oft erstin zweiter Linie im Gespräch zwischen Arztund Patient thematisiert. Nicht selten wirdzunächst ein psychologisches Hilfsangebotauch abgelehnt mit dem Hinweis, daß »mandamit schon alleine gut zurecht komme«.

Möglichkeiten der psychologischenSchmerzbewältigung und auch Krankheits-verarbeitung können aber von Anfang anhelfen, mit einer durch die Erkrankung ver-

änderten Lebenssituation besser zurecht zukommen. Hierzu gehören auch gut zu erler-nende Techniken der Schmerzbeeinflussung,wie z. B. Muskelentspannung (progressiveMuskelrelaxation nach Jacobson) und auto-genes Training. In psychologischen Ge-sprächen kann darüber hinaus beraten wer-den, wie der betroffene Patient selbst, aberauch seine Umwelt mit der neuen Krank-heitssituation und den damit verbundenenEinschränkungen umgehen können. Seeli-sche Belastungen können durch psychothe-rapeutischen Beistand gelindert werden, inVerbindung mit einer wirksamen somati-schen (d.h. körperlichen) Therapie kann dieErkrankung insgesamt besser gemeistertwerden.

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2.3

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Möglichkeiten der psychologischenSchmerzbewältigungAlles beginnt im Kopf

Schmerzbewältigungskurse sind eine wichtigeErgänzung zur Therapie. Fragen Sie nach beider Deutschen Rheuma-Liga.

Tipp!

Angenehm warm undschwer – mit einbißchen Übung gelingtdie Tiefenentspannung

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bedeutet dies, daß eine Therapieform, sei esnun durch ein neues Medikament, eine neueOperation oder eine andere Maßnahme,nicht nur bei einem Arzt, in einem Kranken-haus oder in einem Land nachgewiesener-maßen wirksam sein muß, sondern bei vielenÄrzten, in vielen Krankenhäusern und inter-national. Der gewünschte Erfolg einer The-rapieform muß in Untersuchungen (Studien)belegbar sein, die Ergebnisse solcher Unter-suchungen werden in anerkannten Zeit-schriften von Experten geprüft und danneiner breiten Öffentlichkeit zugänglichgemacht (publiziert).

Wenn eine ganze Reihe von Unter-suchungen mit vergleichbaren Ergebnissenvorliegt, die die Wirkung bestätigen, gilt eineneue Therapieform als gesichert, sie wird inder Folgezeit von immer mehr Ärzten einge-setzt und auch von den Krankenkassenfinanziert. Bei Medikamenten spielen hierdie Zulassungsbehörden die wichtigste Rol-le, die ein neues Präparat nach langer Prü-fung bezüglich seiner Wirkung und evtl.Nebenwirkungen zuläßt. In der Schulmedizinwird heute jedes neue Therapieverfahren indieser Weise geprüft. Aber auch alt herge-brachte Therapien müssen sich immer wiederbezüglich ihrer Wirksamkeit und Sicherheiteiner kritischen Bestandsaufnahme in Unter-suchungen stellen.

Behandlungen außerhalb der Schulmedizinwerden oft als alternativ oder unkonventio-nell oder früher auch als paramedizinischbezeichnet. Für diese Therapieverfahren giltallgemein, daß eine international wissen-schaftlich akzeptierte Beweisführung fürderen Wirkung in Untersuchungen nichtoder noch nicht erfolgt ist oder entsprechen-de Ergebnisse nicht oder nur in unkontrol-lierter Weise veröffentlicht wurden. Bei derriesigen Zahl der angebotenen alternati-

Bei allen Erkrankungen, die chronisch undnicht heilbar sind, gibt es Therapieangebotevon unterschiedlichster Art und Herkunft.Dabei reicht das Spektrum von Diätempfeh-lungen und »Stoffwechsel-Neueinstellungen«über pflanzlich oder rein biologisch wirk-same Medikamente bis hin zu »Heilungdurch Handauflegen« oder durch Hypnose.Manche Empfehlungen sind gut gemeintund haben auch eine gewisse Wirkung, beianderen Maßnahmen kommt schnell der Ver-dacht auf, daß hiermit nur »das Beste« vomPatienten gewollt werde (nämlich sein Geld).Andererseits ist es vollkommen verständlich,wenn sich ein Patient mit rheumatoiderArthritis Therapieverfahren zuwendet, diekeine Nebenwirkungen und eine »natürli-chere« Wirkung als die von der Schulmedizinempfohlenen Therapien haben sollen. VielePatienten mit rheumatoider Arthritis wendensich irgendwann im Verlaufe ihrer Erkran-kung einmal Behandlungsverfahren zu, dienicht von ihrem Hausarzt oder Rheumatolo-gen angeboten werden.

Was unterscheidet aber prinzipiell die»Schulmedizin«, die an den Universitäten imMedizinstudium gelehrt und die auch in derweiteren Ausbildung des Arztes später in denKrankenhäusern die größte Rolle spielt, vonden anderen Therapieverfahren und wie soll-ten diese heißen? Weshalb werden von denKrankenkassen die schulmedizinischen The-rapien erstattet und andere Therapieformennicht (oder nur in Einzelfällen und auf Antraghin)? Generell gilt heute mehr denn je derGrundsatz, daß nur die Therapieformenfinanziert werden, deren Wirksamkeit ein-deutig bewiesen ist (sogenannte Evidenz-basierte Medizin). Bewiesen heißt, daß mitinternational gültigen wissenschaftlichenMethoden, die auch statistisch belegbar undnachvollziehbar sind, klare und wieder-holbare Ergebnisse erzielbar sind. Im Klartext

Griff nach dem letzten Strohhalm

Warnung vor Scharlatanen und Wundermitteln

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Griff nach dem letzten Strohhalm – Warnung vor Scharlatanen und Wundermitteln

ven/unkonventionellen Therapieverfahrenist es kaum möglich, alle Einzelnen sicher zubewerten oder unabhängige Empfehlungenauszusprechen.

Die folgenden Tips können aber helfen,eine angebotene alternative/unkonventio-nelle Therapiemaßnahme aus Patientensichtzu bewerten:

• Soll das angebotene Therapiever-fahren speziell nur bei der rheumatoidenArthritis wirken oder auch bei einer ganzenReihe anderer Erkrankungen? Skepsis istangebracht, wenn ein Medikament/einTherapieverfahren gleich bei einer ganzenReihe von chronischen Erkrankungen zurHeilung oder Besserung führen soll.

• Gibt es über das TherapieverfahrenPublikationen in wissenschaftlichen Zeit-schriften, oder nur in der gelben Presse oderin wissenschaftlich aufgemachten Werbe-prospekten ?

• Gibt es die Therapieform nur bei einemAnbieter oder nur in einer Region, oder istdas Verfahren vielerorts etabliert ?

• Verlangt der Anbieter einer neuenTherapieform/eines alternativen Medika-mentes, daß alle anderen Therapien abge-setzt werden müssen ? Das ist oft gefährlich,da dann die Gelenkzerstörung bei der rheu-matoiden Arthritis ungebremst fortschreitetund ein einmal eingetretener Gelenkschadennicht mehr rückgängig zu machen ist.

• Kostet die angebotene alternativeTherapie/das alternative Medikament sehrviel Geld und wird die Erstattung von derKrankenkasse abgelehnt ? Dann bitte Skep-sis, denn durch die Erkrankung sind diefinanziellen Belastungen eines Patienten mitrheumatoider Arthritis schon so erheblich,daß keine unnötige Geldausgabe erfolgensollte.

• Informieren Sie sich über die ange-botene alternative/unkonventionelle Thera-piemaßnahme nicht nur beim Anbieter,sondern auch ...

• bei Ihrem Hausarzt und Ihrem Rheumatologen

• bei anderen Patienten mit rheumatoider Arthritis

• bei der Rheuma-Liga• im Internet (z. B. Eingabe der

Therapieform/des Medikamentes in eine Suchmaschine, oder nach-schlagen in den seriösen und nicht-kommerziellen Rheuma-Informationsdiensten im Internet

Können alternative oder unkonventionelleTherapiemaßnahmen mit schulmedizinischenTherapien kombiniert werden? Dies ent-scheidet sich immer im Einzelfall. Denkbar istzum Beispiel, daß ein Patient mit guter rheu-matologischer Betreuung und effektiverBasistherapie noch zusätzlich eine Akupunk-tur-Behandlung haben möchte. Akupunkturhilft zwar leider nicht gegen die Entzündungund das Fortschreiten der rheumatoidenArthritis, manche Patienten verspüren abervielleicht eine Zeitlang weniger Beschwer-den.

Im übrigen ist es immer richtig, offenmit dem behandelnden Arzt über evt. zusätz-lich in Anspruch genommene andere Thera-pieverfahren zu sprechen. Auch sollte sichjeder Patient, der eine Zeitlang ausschließ-lich alternative/unkonventionelle Therapie-maßnahmen ohne Erfolg versucht hat,wieder an seinen Rheumatologen wenden.Ein erneuter Anlauf zu einer effektiven undverträglichen Therapieeinstellung der rheu-matoiden Arthritis kann jederzeit wiederunternommen werden.

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Gehen Sie auf Nummer sicher: Wenden Sie sichan den Facharzt mit Weiterqualifikation in er-gänzenden Heilmethoden.

Tipp!

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Griff nach dem letzten Strohhalm – Warnung vor Scharlatanen und Wundermitteln

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Wichtige Therapiemaßnahmen bei der rheumatoiden Arthritis

➔ Aufklärung und Information über das Krankheitsbild: »Patientenschulung« (siehe Kapitel 3.1)

➔ Krankengymnastik: zum Erhalt der Gelenkfunktion, der Muskelkraft und Beweglichkeit

➔ Physikalische Therapie: zur Schmerzlinderung, z.B. Kältetherapie, Elektrotherapie

➔ Ergotherapie: wie entlaste ich meine Gelenke, wie darf ich sie belasten, was für Hilfsmittel gibt es? (siehe Kapitel 3.2)

➔ Medikamentöse Therapie: zur Schmerzlinderung, zur Verminderung der Entzündungsaktivität, zur Verbesserung der Prognose

➔ Lokale Therapiemaßnahmen: Kortison-Injektionen in Gelenke zur schnellen Besserung der Entzündung und der Schmerzen, chemische oder nuklear-medizinische Synoviorthesen (Verödungsbehandlung der Gelenkinnenhaut, siehe Kapitel 2.5)

➔ Orthopädische Therapie: Versorgung mit Einlagen, Gehstützen, Schienen zur Stützung z.B. der Kniegelenke, operative Maßnahmen (Gelenkinnenhaut-Entfernung, Gelenkprothesen)

➔ Psychologische Therapie: zur Krankheits- und Schmerzbewältigung

➔ Sozial-medizinische Maßnahmen: Arbeitsplatzsicherung, Umschulung, Rehabilitation

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stellung ist diese Behandlungsform trotzdemempfehlenswert. Weniger schmerzhaft je-doch vergleichbar effektiv ist die Radio-synoviorthese, ebenfalls eine Synovektomiemittels Spritze, bei der radioaktives Materialin das Gelenk gespritzt wird. Frauen unter 30Jahren bzw. Frauen mit Kinderwunschscheiden für diese Behandlungsform aus.

Gelenktoilette

Reicht die operative Synovektomie wegenfortgeschrittener Gelenkschädigung nichtaus, so besteht noch die Möglichkeit derKombination mit einer sogenannten Gelenk-toilette. Dabei werden Knorpelwucherungenentfernt, gezielte Bohrungen gesetzt in denKnorpel zur Regenerationsförderung undevtl. gelenknah der Knochen eingesägt, umeine Druckentlastung des Markraumes vor-zunehmen. Gelenktoiletten wurden frühersehr häufig durchgeführt, mittlerweile habendie zuverlässigen Erfolge der Endoprothetikdazu geführt, daß dieses im Erfolg nicht sosichere Operationsverfahren weniger häufigangewendet wird.

Wann kommen Endoprothesen zum Einsatz?

»Endo« heißt innen, eine Endo-Prothese wirdalso im Gegensatz zu einer Beinprothesenach Amputation im Körper verankert. Endo-prothesen stehen für nahezu alle Gelenkevon Finger über Hand - Ellenbogen, - Schul-ter - und Sprunggelenke zur Verfügung. Ver-wendet werden meist hochwertige unter-schiedliche Stahllegierungen zu Veranke-rung der Prothese im Knochen, ergänzt meistmit Polyäthylengleitflächen in Verbindungmit Gelenkflächen aus Stahl oder Keramik.Die genannten Materialien werden in unter-schiedlicher Weise je nach Prothesenherstel-

Synovektomie

Nicht immer führt die konservative Therapie,also die Therapie, wie sie in den vorherigenKapiteln dargestellt wurde, zum Erfolg.Schreitet die Erkrankung sehr schnell fort,greift die sogenannte Basistherapie nichtoder stehen lediglich einzelne Gelenke imVordergrund, so sollte anstatt bzw. bei beste-hender sogenannter Basistherapie operiertwerden. Insbesondere im Frühstadium derErkrankung kann eine Synovektomie, d.h.eine Entfernung der Gelenkinnenhaut, zueiner raschen und nachhaltigen Verbesse-rung der Gelenksituation führen. Ist es dochdie Gelenkinnenhaut, die den Knorpel über-wuchert und zerstört.

Je nach Krankheitsaktivität bewahrtein solcher Eingriff den Knorpel vor deraggressiv wuchernden Gelenkinnenhaut fürzwei Jahre und länger. Meist wird dieser Ein-griff heute arthroskopisch, d.h. im Rahmeneiner Gelenkspiegelung vorgenommen.Somit wird einerseits eine schnellere Mobili-sierung nach der Operation erreicht, ande-rerseits bleiben nur kaum sichtbare punkt-förmige Narben zurück.

Die schonendste Form ist die Injektionvon Kortison ins Gelenk. Im Frühstadiumkann eine solche Injektion bei synovitischgeschwollener Gelenkinnenhaut therapeu-tisch sinnvoll sein. Sie kann natürlich eineOperation nicht ersetzen. Eine andere Formder chemischen Synovektomie ist die derInjektion von Natrium Morrhuate, ein Medi-kament, welches auch zur Venenverödunggenommen wird.

Im Vergleich zu Kortison wird NatriumMorrhuate im fortgeschritteneren Stadiumgegeben. Zunächst schwillt daraufhin dasGelenk schmerzhaft an und produziertmanchmal einen Erguß, der abpunktiertwerden muß. Bei richtiger Indikations-

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Operationen

– die richtige zur rechten Zeit

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2.5

ler und Gelenk miteinander kombiniert. Beijüngeren Patienten wird in der Regel diezementfreie Fixationstechnik bevorzugt, beiälteren Patienten, bei denen man eine früheBelastbarkeit anstrebt, wird meist dieProthese zementiert. Hüft- und Kniegelenks-prothesen halten mehrheitlich mehr als 15Jahre, in Einzelfällen kann es jedoch auch zueiner Lockerung nach wenigen Jahren kom-men. Leider lockern gewechselte Prothesenin der Regel früher aus.

Die ganz überwiegende Anzahl dervon rheumatoider Arthritis Betroffenen pro-fitiert jedoch eindeutig und nachhaltig vonder endoprothetischen Versorgung. Dankimmer weiter optimierter Operationsverfah-ren und verbesserter Prothesen ist die Anzahlder Prothesenoperation in den letzten Jahrenstetig angestiegen.

Außer bei sehr schlechter Knochenqualität,ungünstigen anatomischen Voraussetzun-gen oder eitrigen Entzündungen könnenGelenkprothesen bei fast allen Gelenker-krankungen zum Einsatz kommen. Ob eineOperation sinnvoll ist, bzw. wann sie durch-geführt werden sollte, ist zuvor im Rahmen

eines ambulanten Untersuchungstermins inder operierenden Klinik zu klären.

Wo sollte man sich operieren lassen?

Aufgrund des weicheren Knochens und desUmstandes, daß es sich um eine Erkrankunghandelt, die nahezu alle Gelenke befällt, soll-ten sich Patienten mit einer rheumatoidenArthritis in Kliniken (z.B. Rheumazentren)operieren lassen, die sich auf Arthritikerspezialisiert haben. Dies gilt insbesonderedann, wenn es darum geht, Schulter, Ellen-bogen und Finger sowie Handgelenke oderSprunggelenke endoprothetisch zu versor-gen oder wenn die Überprüfung einer be-stehenden Basistherapie ansteht. Rheuma-zentren verfügen gleichzeitig auch überinternistische Rheumatologen, die sich umdie Aspekte der Erkrankung außerhalb derOperation kümmern.

Mögliche Operationsrisiken

Während Arthrosepatienten gelegentlich miteiner klinisch stummen Thrombose rechnenmüssen, tritt eine Thrombose bei Polyarthri-tikern sehr selten auf. Wahrscheinlich ist diegeringe Anzahl von roten Blutzellen beiRheumapatienten dafür verantwortlich.Ebenso treten Verknöcherungen bei Patien-ten mit einer chronischen Polyarthritis selte-ner auf als bei Patienten mit einer Arthrose. Luxationen hingegen, fast immer von Hüftensehr selten von Knieprothesen, dürften beiRheumapatienten angesichts der wenigerkräftigeren Muskulatur häufiger vorkommenals bei Arthrosepatienten. Insgesamt sindOperationskomplikationen jedoch seltenund sollten kein Hinderungsgrund für eineerforderliche Operation sein.

Die Operation

Vorstellung und Untersuchung beim Opera-teur Ihrer Wahl geben die Möglichkeit, den

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Operationen – die richtige zur rechten Zeit

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Minimalinvasiver Eingriff am Knie-gelenk (sog. Knopf-lochdrainage)

Gelenkersatz – ja oder nein?

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Leben mit der Endoprothese

Nach der Rehabilitation brauchen die mei-sten Patienten auf längeren Strecken nochGehstützen; auch ist die Krankengymnastikoft auf Dauer notwendig. Meist sind die Pati-enten noch bis zur 12. Woche nach Operati-on krankgeschrieben. Solange dauert es bisdie Prothese vom Knochen fest umschlossenist. In dieser Zeit sollten Hüftprothesenpati-enten noch nachts mit einem Spreizkissenschlafen und das operierte Bein wegen derTendenz zu Beinschwellungen hochlegen.

Geeignete Sportarten sind schwimmen undRadfahren. Wenn man den Eindruck hat, daßman mit dem operierten Bein genau so schnellreagiert, wie mit dem gesunden, ist auch wie-der Autofahren möglich. Hüftprothesepatien-ten sollten die Beine nicht übereinander-schlagen, Patienten mit Knieprothesen solltendas Bücken und Knieen vermeiden.

Operationen – die richtige zur rechten Zeit

konkreten organisatorischen Ablauf zu erfra-gen und Termine zur Eigenblutspende zuvereinbaren. Die Aufnahme im Krankenhauserfolgt meist in den Vormittagsstunden vordem geplanten Operationstag, um Labor-werte, Röntgenaufnahmen und ein EKG zuerstellen. Mit dem Narkosearzt wird meisteine »Rückenmarksnarkose« vereinbart. Grund-sätzlich sollte der Gesundheitszustand amOperationstag optimal sein. Ein unnötigesOperationsrisiko sollte nicht eingegangenwerden. Wer erkältet ist oder sonst in irgend-einer weise gesundheitlich vorübergehendbeeinträchtigt ist, muß damit rechnen aufeinen späteren Zeitpunkt vertröstet zu wer-den.

Der Patient erlebt die Operation meist»aus der Ferne und schnell vorüber«. Amselben Tag wird er bereits das Abendessenoder gar Mittagessen im Bett zu sich nehmenkönnen. Am nächsten Tag steht er das ersteMal vor dem Bett. Tags drauf werden die»Wundschläuche« gezogen, der Verbandwird gewechselt, mit der Krankengymnastikbegonnen. Damit beginnt die so wichtigeRehabilitationsphase, die auch nach Ent-fernung der Fäden zwischen dem 10. Und14. Tag noch nicht abgeschlossen ist, son-dern nach dem Aufenthalt im Akutkranken-haus ambulant oder stationär für ca. 3 bis 5Wochen weitergeführt wird.

Nachbehandlung – ambulant oderstationär?

Rheumapatienten sollten die stationäreRehabilitation anstreben. Neben der Be-handlung des operierten Gelenkes sollte dergesamte erkrankte Bewegungsapparat be-handelt werden. Dies schließt auch die ergo-therapeutische Behandlung und Schienen-versorgung mit ein. Die erforderliche Thera-piedichte läßt sich ambulant meistens nichtverwirklichen, da sich Rheumapatienten mitdem alltäglichen Transport zur Einrichtungohnehin schwerer tun als andere.

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Das sollten Sie vor einer Operation fragen:

1. Steht zu befürchten, daß durch die bewegungs-limitierende Wirkung eines Gelenkes andere Gelenke zusätzlichen Schaden nehmen?

2. Schreitet die Erkrankung sehr schnell fort, so daß möglicherweise die sehr aggressive Gelenkinnenhaut nicht nur den Knorpel, sondern auch den darunter liegenden Knochen schädigt (schlechtere Verankerungs-möglichkeiten)?

Mut zur Operation! Sie können Ihre Lebensqualitätdadurch deutlich verbessern. Bei Operationenund Rehabilitationen fragen Sie nach, ob dieKlinik spezialisiert ist auf Arthritispatienten.

Tipp!

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Hilfen für den Alltag

3.1 Patientenschulung

3.2 Gelenke bewegen, Gelenke schützen

3.3 Gibt es eine »Rheuma-Diät«?

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Patientenschulung

3.128

Knappe Budgets, immer weniger Zeit für deneinzelnen Patienten – das ist in vielen Arzt-Praxen der Alltag, wie ihn chronisch rheuma-kranke Menschen erfahren. Man fühlt sichalleingelassen mit den quälenden Fragen,erfährt nichts von gelenkschonender Ergo-therapie oder psychologischer Schmerzbe-wältigung und nimmt Medikamente ein, vonderen Wirkungen man wenig weiß und derenNebenwirkungen man fürchtet. Nicht seltenlanden Tabletten dann verstohlen im Müllei-mer oder werden nicht so konsequent einge-nommen, wie es der Arzt verordnet hat. Täg-liche Bewegungsübungen werden vernach-lässigt – hat ja doch alles keinen Sinn. DieSchmerzen werden immer schlimmer. Gefüh-le der Ohnmacht und Resignation machensich breit.

Patientenschulung kann helfen, solcheKrisen zu vermeiden, zumindest aber zeigt sieden Teilnehmern Möglichkeiten auf, besserdamit umzugehen. Wissen ist bekanntlichMacht. Den Schmerzkreislauf durchbrechen,mit allen Mitteln gegen die Krankheit zu Fel-de ziehen, das lernt Mann und Frau in denPatientenschulungskursen. Sie erfahren allesWichtige über ihre Krankheit und übertherapeutische Möglichkeiten, erhalten prak-tische Anleitungen in Krankengymnastikund Gelenkschutz. Gemeinsam mit anderenBetroffenen tauscht man sich aus und über-

legt neue Wege, um mit den Schmerzen,Ängsten und Beeinträchtigungen zurecht zukommen.

Patientenschulung findet immer in derGruppe statt, ein Wochenende lang oderjeweils zwei Stunden am Abend über sechsWochen verteilt. Ein Team aus Rheumatolo-gen, Psychologen, Ergotherapeuten undKrankengymnasten informiert zu den ver-schiedenen Themen. Das Programm hat dieDeutsche Gesellschaft für Rheumatologiegemeinsam mit der Deutschen Rheuma-Ligaentwickelt, unterstützt von dem Pharma-unternehmen E. MERCK.

Ein weiterführendes Programm derDeutschen Rheuma-Liga mit dem bezeich-nenden Titel »Alltagsbewältigung undLebensperspektiven« ergänzt das Patienten-schulungsprogramm um weitere sechs The-menblöcke und richtet sich vor allem anBetroffene, die schon längere Zeit mit derrheumatoiden Arthritis leben und nachneuen Wegen der Krankheitsbewältigungunter psychologischer Anleitung suchen.

Zur Zeit findet Patientenschulung nochüberwiegend in den Reha-Einrichtungen undrheumatologischen Fachkliniken statt oderals Fortbildungsangebot der Landes- undMitgliedsverbände der Deutschen Rheuma-Liga. Vereinzelt bieten auch niedergelasseneRheumatologen Patientenschulung an.

Die Deutsche Rheuma-Liga setzt sichdafür ein, daß zukünftig noch mehr Betrof-fene frühzeitig von Patientenschulung profi-tieren können und daß die Krankenkassenund Rentenversicherungsträger diese Ange-bote finanzieren. Wenn Sie Interesse anPatientenschulung haben, dann erkundigenSie sich vor einem Reha-Aufenthalt, ob dieKlinik diese anbietet oder fragen Sie nachden Fortbildungsangeboten des nächstgele-genen Landes- oder Mitgliedsverbandes derDeutschen Rheuma-Liga.

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Lernen in der Gruppe: Geteiltes Leid ist halbes Leid

Vor allen Dingen in den Anfangsjahren der Er-krankung ist Patientenschulung eine große Hilfe.

Tipp!

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Krankengymnastik

Die Krankengymnastik ist bei Patienten mitrheumatoider Arthritis die wichtigste Thera-pieform, um beweglich zu bleiben, Gelenkedurch Kräftigung von Muskeln zu stabilisie-ren und ungünstige Gelenkstellungen undKontrakturen zu vermeiden bzw. zu behan-deln. In vielen Phasen einer rheumatoidenArthritis ist die Durchführung von Kran-kengymnastik unbedingt sinnvoll und hilft,Folgeschäden und Funktionsdefizite zu ver-meiden. So muß nach einem akuten Schubder rheumatoiden Arthritis intensiv Kran-kengymnastik durchgeführt werden, ebensobei sich langsam verschlechternder Gelenk-funktion als auch bei schon eingetretenenkomplexen Bewegungsstörungen.

Schwerpunkte der kranken-gymnastischen Behandlung sind:

• passives achsengerechtes Durch-bewegen der betroffenen Gelenke, auch unter leichtem Zug (Traktion) zur Mobilisation, unter Beachtung einer entlastenden Ausgangs-stellung

• Dehnungsübungen bei verkürzterMuskulatur, in Verbindung mit Muskelkräftigung, zur Vermeidungund Behebung von muskulären Ungleichgewichten

• Übungen zur Stabilisierung der Gelenke, und um Gelenk-deformierungen entgegenzuwirken

• Üben von komplexen Bewegungs-abläufen, Übungen zur Koordinationzusammengehöriger Gelenke undMuskelgruppen

• Übungen zum Ausgleich von Haltungsfehlern, Gangschulungen

Ein weiterer Schwerpunkt der krankengym-nastischen Behandlung ist, daß der Patientlernt, die Übungen selbstständig durchzu-führen (»Hausaufgabenprogramm«). Er wirdmotiviert, seine Übungen ins tägliche Lebenzu integrieren und auch Spaß bei der Durch-führung zu haben (aktives Übungspro-gramm).

Hierzu werden auch Hilfsmittel ein-gesetzt, die das Üben leichter und abwechs-lungsreicher machen, z. B. ein Pezziball oderein Fahrrad-Ergometer (Standfahrrad). AuchKreislauf-aktivierende und Konditionsauf-bauende krankengymnastische Übungsteilesind wichtig, damit den Anforderungen destäglichen Lebens mit genügender Kraft undAusdauer begegnet werden kann.

Wer übernimmt die Kosten?

Die krankengymnastische Einzeltherapiewird vom Arzt verschrieben, wobei diessowohl der Hausarzt als auch der behan-delnde Rheumatologe (evtl. auch im Wech-sel) leisten können. Meist werden bei einerVerordnung 6-8 krankengymnastischeÜbungseinheiten aufgeschrieben. NachBeendigung eines Therapiezyklus solltegeprüft werden, ob die krankengymnasti-schen Therapieziele schon erreicht wurdenoder schon durch eigenverantwortlichesÜben realisiert werden können.

In vielen Fällen ist bei Patienten mitrheumatoider Arthritis und erhöhter Krank-heitsaktivität eine längerfristige kranken-gymnastische Betreuung erforderlich. Isteine Einzelbehandlung nicht erforderlich,eine weitergehende Übungstherapie zur Ver-meidung von funktionellen Defiziten abersinnvoll, bietet sich die Gruppentherapie –das Funktionstraining – der Deutschen Rheu-ma-Liga an. Hier werden ein- bis zweimal inder Woche unter Anleitung einer qualifizier-

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Gelenke bewegen, Gelenke schützen

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ten Physiotherapeutin Übungen für die obe-re und untere Extremität sowie für dieWirbelsäule angeboten. Meist werden hierunterstützend verschiedene Übungsgeräteund etwas Musik eingesetzt, damit dieTherapie etwas leichter fällt und Spaß macht.Das Funktionstraining kann über eineärztliche Bescheinigung vom Arzt verordnetwerden.

Ergotherapie

Es ist wichtig, die von häufigen Entzündun-gen betroffenen Gelenke von außen nichtnoch mehr als unbedingt notwendig zu bela-sten. Gelenkschutz wird erreicht durch bela-stungs- und kraftsparenden Gebrauch derGelenke, durch gezielten Einsatz von vorbeu-genden Alltagshilfen sowie durch gelenk-entlastende Arbeitsweisen bei vielen Tätig-keiten. Durch Beobachten der täglichenGewohnheiten und Arbeitsweisen könnenBetroffene durch Gelenkschutzmaßnahmenaktiv zu einem günstigen Verlauf der Krank-heit beitragen und somit Schmerzen undFehlstellungen vermeiden.

Unsere Gelenke bilden zusammen mitMuskeln, Sehnen und Bändern eine funktio-nelle Einheit. Die Entzündung beginnt an derInnenseite der Gelenkkapsel, die das Gelenkumhüllt. Die Gelenkinnenhaut ist durch dieEntzündung überwärmt, geschwollen undschmerzt bei Bewegung und in Ruhe. DieSchwellung kann durch vermehrte Gelenk-flüssigkeit oder ein Entzündungsgewebe ent-stehen. Beide schaden dem Knorpel, der dieGelenkflächen überzieht. Die rheumatischeEntzündung kann den ursprünglich glattenKnorpel aufrauen, ja sogar durchlöchern undverhindert so eine reibungslose Bewegung.

Der Knorpel wird durch die Gelenkflüs-sigkeit »Gelenkschmiere«, ernährt. Diesedringt nur durch die Bewegungen in denKnorpel. Wenn man sich nun schmerzbe-dingt wenig bewegt, entsteht eine Mange-lernährung des Knorpel und die Beweglich-keit ist zusätzlich gefährdet. Auch der Kno-chen und die umliegenden Strukturen, wieder aus Kapseln, Bändern und Sehnenan-sätzen bestehende »Halteapparat«, könnendurch den rheumatischen Prozeß beschädigtwerden. So verliert das Gelenk seine Festig-keit und seine Belastbarkeit. Durch Schon-haltung oder Ruhigstellung wird die Musku-latur geschwächt und ihre gelenkstabilisie-rende Wirkung geht verloren.

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Gelenke bewegen, Gelenke schützen

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KrankengymnastischeEinzeltherapie

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Gelenke bewegen, Gelenke schützen

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Sport

Sportliche Übungen sollten immer unterBerücksichtigung des Gelenkschutzes ausge-führt werden. Natürlich ist die beste sport-liche Betätigung für den Menschen mit einerrheumatoiden Arthritis die gezielte, indivi-duell zusammengestellte Krankengymnastikoder auch das Funktionstraining, wie es dieDeutsche Rheuma-Liga anbietet. Bevor einesportliche Betätigung begonnen wird, sollteder Rat von Physiotherapeutinnen eingeholtwerden.

Vermeiden Sie in jedem Fall großeSprungbelastungen, extreme Drehbewegun-gen und abrupte Bewegungen!

Auswahl einiger, nicht unter Leistungs-aspekten zu sehender Sportarten:

RadfahrenHandgelenke stützen, weicher, leicht gebo-gener Lenker. Bei steilem Gelände erhöhteKniebelastung.

SkilanglaufRhythmischer Bewegungsablauf ohne hoheGelenkbelastung.

Spazierengehen (oder »Walking«)Auf gutes Schuhwerk achten.

Schwimmen (auch »Aquagym«)Gelenkschonendste Sportart (ca. 32 GradWassertemperatur)

GymnastikGünstig, aber auf stetes Hüpfen verzichten(besser: auf der Stelle laufen).

Geräte-FitnessGünstig, wenn keine zusätzlichen Gewichteangebracht werden. Möglichst keine Han-teln.

SegelnBedingt möglich, da spontan schnelle Bewe-gungen erforderlich sind.

TanzenJede Art der Bewegung ist Tanz!

GolfDurch Anwendung leichter Variationen ge-ringe Belastung.

Jeder wird für sich selbst herausfinden, woseine Belastungsgrenze ist. Zur Aneignungneuer Arbeitsmethoden ist Geduld nötig. Ratund Unterstützung geben Therapeuten undBetroffene in den Selbsthilfegruppen.

Keine falsche Scham! Nutzen Sie rechtzeitig Hilfs-mittel und warten Sie nicht, bis die Deformierungder Gelenke schon da ist!

Tipp!

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3.2

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So können Sie Ihre Gelenke schützen

! Es sollte immer gegen eine entstehende oder eine bereits vorhandene Fehlstellung gearbeitet werden, indem man die Gelenke bei Tätigkeiten erst in Mittelstellung bringt. Bandagen wirken dabei besonders für die Zeit einer Belastungssituation unterstützend.

! Die Belastung des Handgelenkes in Überstreckung sollte vermieden werden. Beispielsweise kann man sich zum Aufstehen erst in Schwung bringen oder die Unterarme benutzen, um sich am Tischabzustützen. Sitzgelegenheiten können erhöht werden.

! Monotone Arbeiten, wie z.B. Schreibmaschinenschreiben, Buch- oder Kartenhalten, sollten nicht zu lange dauern und durch häufig wechselnde Arbeitshaltungen aufgelockert werden.

! Der Einsatz von Alltags- oder Funktionshilfen, wie z.B. umfunktioniertes Werkzeug, elektrische Haushaltsgeräte, Selbstgebautes oder Hilfsmittel erleichtern die Arbeit. (siehe Rheuma Shop S. 46) Häufig benötigte Gegenstände sollten leicht erreichbar sein.

! Pausen machen und die Arbeit gut organisieren! Die Arbeitshaltungen zur Gelenkentlastung sollten häufig wechseln und die Grenzen der körperlichen Belastbarkeit akzeptiert werden. Denn: »Fast nichts ist so eilig, daß es nicht auch später noch erledigt werden kann!«

! Die Entzündungsbereitschaft der Gelenke kann durch Vermeiden von Erschütterungen reduziert werden. Beispiele: Betten aufschütteln – lüften reicht; Vakuum aus einem Glas schlagen – Hebel benutzen.

! Dicke Griffe – starker Halt! Gegenstände mit verdickten Griffen sind besser anzufassen; der Druck auf die kleinen Fingergelenke wird vermindert und auch geringe Handkraft wird optimal umgesetzt.

! Das Nutzen der Hebelwirkung erleichtert die tägliche Arbeit. Lange Hebel werden auch von Hand-werkern verwendet!

! Die Belastung wird vermindert, indem Gegenstände beidhändig und körpernah getragen werden. So wird die Last verteilt und die größeren Gelenke werden miteinbezogen.

! Übrigens: Überall spricht man von »Teamarbeit«; warum nicht auch Familie und Nachbarschaft im Alltag einbeziehen?

! Tägliche Bewegungsübungen tragen zur gesamten Mobilität bei.

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entzündungsfördernde Botenstoffe verur-sacht, die aus Arachidonsäure gebildet wer-den. Alle Tiere, auch der Mensch, könnenArachidonsäure aus Linolsäure bilden. BeimMenschen wird diese Umwandlung der Linol-säure genau kontrolliert und durch allemehrfach ungesättigten Fettsäuren vermin-dert, zu denen auch die Arachidonsäuregehört. Deshalb läßt eine geringe Zufuhr vonArachidonsäure über die Nahrung den körp-ereigenen Arachidonsäure-Spiegel nicht an-steigen. Es dürfen aber nicht mehr als 350mg pro Woche sein. Die darüber hinaus auf-genommene Arachidonsäure wird fast voll-ständig in die Körperzellen eingebaut undzur Bildung der entzündungsförderndenBotenstoffe verwendet.

Nehmen Sie deshalb nicht zu vieldavon über die Nahrung auf. Arachidonsäu-re findet sich ausschließlich in Nahrungsmit-teln tierischer Herkunft, also in Fleisch- undWurstwaren, Milch und Milchprodukten.Bereits mit zwei kleinen Fleischmahlzeiten

Die richtige Ernährung spielt eine wichtigRolle für unsere Gesundheit. Auch bei einerrheumatischen Erkrankung kann sie helfen,möglichst leistungsfähig und fit zu bleiben.Aber keine Ernährungsform ist in der Lage,die erbliche Grundlage zu ändern und dierheumatische Krankheit zu heilen.

Richtig ist immer eine vollwertigeErnährung, wie sie auch die Deutsche Gesell-schaft für Ernährung empfiehlt. Das bedeu-tet: Ihre Ernährung muß die Ihrem Bedarfentsprechende Menge an Nährstoffen ent-halten (Kohlenhydrate, Eiweiß, Fett), aberauch ausreichend Vitamine, Antioxidantien,Spurenelemente sowie Kalzium, um derOsteoporose vorzubeugen. Wichtig ist zu-dem, das Körpergewicht zu regulieren, daÜbergewicht die Gelenke zusätzlich belastet.

Die Entzündung hemmen

Die Schmerzen, die Schwellung und dieÜberwärmung der Gelenke werden durch

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Gibt es eine Rheuma-Diät?

3.3

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Es geht auch ohneFleisch: bunter Rohkost-Salat mit Frischkäse-Dressing

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pro Woche wird die maximal empfohleneWochen-Menge von 350 mg Arachidonsäureerreicht. Auch Eier, Käse und Sahne sind tie-rischen Ursprungs. Deshalb sollten Sie aufEier möglichst verzichten und bei den Milch-produkten die fettarmen Varianten verwen-den.

Durch Fasten (ausschließlich Trinkenvon drei Litern mineralstoffreicher Flüssig-keit) läßt sich binnen zwei Tagen einewesentliche Besserung der Entzündung errei-chen, da die Zufuhr der Arachidonsäure fehlt.Fasten ist aber keine Ernährung, zudem wirdso die bei 40 Prozent der Rheumakrankenfestzustellende Mangel- oder Fehlernährungverstärkt.

Eine weitere Möglichkeit, die Arachi-donsäure im Körper zu verdrängen, ist Eicos-apentaensäure (EPA) aufzunehmen, eineFettsäure des Fischöls. Sie gleicht der Ara-chidonsäure bis auf eine – aber entscheiden-de – Doppelbindung. In Folge dieser Ähn-lichkeit verdrängt EPA die Arachidonsäureim Stoffwechsel. Zahlreiche Studien habengezeigt, daß sich durch EPA eine deutliche

Besserung entzündlich-rheumatischer Er-krankungen erzielen läßt. Dabei hat sich EPAals um so wirksamer erwiesen, je wenigerArachidonsäure in der Nahrung ist. EPA kann auch aus a-Linolensäure gebildetwerden, die sich vor allem in Lein-, Raps-,Weizenkeim-, Soja- und Walnußöl befindet.Wenn Sie diese Öle statt der linolsäure-reichen Öle wie Distel-, Saflor- oder Sonnen-blumenöl verwenden, benötigen Sie wenigerEPA aus Fischöl.

Die Bildung von Entzündungsstoffenaus Arachidonsäure kann durch Antioxidan-tien vermindert werden. Das wichtigste Anti-oxidans ist Vitamin E, das in allen Zellmem-branen vorhanden sein muß. Durch denAngriff der Sauerstoffradikale wird es jedochrasch verbraucht und muss durch Vitamin Cund durch selenhaltige Enzyme wieder auf-gebaut werden. Während Vitamin E undSelen in unserer Nahrung meist nicht ausrei-chend enthalten sind, können alle anderenAntioxidantien über eine vollwertige undrichtig zubereitete Ernährung in ausreichen-der Menge zugeführt werden.

Osteoporose vorbeugen

Osteoporose (Knochenschwund) ist zumeinen eine eigenständige Krankheit. Sie trittaber auch als Folge einer rheumatischenErkrankung auf, ausgelöst durch den Ent-zündungsprozeß, durch Medikamente (Korti-son) und durch die Bewegungseinschrän-kungen (s. a. Broschüre »Erst Rheuma, dannOsteoporose?« Informationsmaterial S. 47).

Mit einer entsprechenden Ernährungläßt sich einer Osteoporose jedoch vorbeu-gen. Zum einen sollten Sie ausreichendKalzium (1 Gramm/Tag) aufnehmen. Dasgelingt am besten mit fettreduzierter Milchund fettreduzierten Milchprodukten (1,5Prozent Fettanteil).

Kalziumangereicherte Fruchtsäfte unddie bewußte Auswahl kalziumreicher Lebens-mittel können ebenfalls helfen. Genauso

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Auf das »Richtige«kommt es an: Lein-,Raps-, Weizenkeim-,Soja- und Walnußöl

Gibt es eine Rheuma-Diät?

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Beginnen Sie möglichst bald mit den vorge-schlagenen Ernährungsmaßnahmen undbesprechen Sie Ihr Ernährungsprogramm mitIhrem Arzt. Wenn Sie eine Besserung ver-spüren, dürfen Sie die für Sie notwendigenArzneimittel keinesfalls selbst vermindern,sondern immer nach Rücksprache mit IhremArzt.

Beachten Sie auch, daß die Besserungdurch die richtige Ernährung bei entzünd-lichem Gelenkrheumatismus langsam ein-tritt, sich aber binnen sechs Monaten immermehr verstärkt. Wenn die Intensität IhrerKrankheit nachgelassen hat, wird Ihr Arzterst das Kortison, dann die nichtsteroidalenAntirheumatika und erst danach die Basis-therapie reduzieren.

Gibt es eine Rheuma-Diät?

wichtig ist, sich phosphatarm zu ernähren, daPhosphat das Kalzium aus der Nahrung bin-det, so daß es dem Organismus nicht mehrzur Verfügung steht. Phosphat befindet sichvor allem in tierischen Produkten. AuchOxalat (Tee, Rhabarber, Schokolade) undPhytat (Ballaststoffe und Vollkornprodukte)können Kalzium binden, aber nur, wenn siegleichzeitig mit den kalziumreichen Nah-rungsmitteln gegessen werden.

Wichtig für gesunde Knochen ist auchdie ausreichende Versorgung mit Vitamin D,das der Körper bei ausreichender Bewegungan der frischen Luft selbst bildet. Wenn Sienicht jeden Tag mindestens eine halbe Stun-de an der frischen Luft sind, sollten Sie Vita-min D einnehmen, denn die Versorgung mitder Nahrung ist sehr unsicher.

Die wichtigste vorbeugende Maßnah-me gegen die Osteoporose ist körperlicheAktivität. Vergessen sie also nie Ihr täglichesÜbungsprogramm.

Ernährung und Arzneimitteleinnahme

Die Wirkung und die Verträglichkeit derMedikamente können Sie ebenfalls durch dieErnährung beeinflussen. NichtsteroidaleAntirheumatika (Ibuprophen, Diclofenac usw.)nehmen Sie am besten gegen Ende der Mahl-zeit ein. Ihren Magen können Sie durch häu-fige kleine Mahlzeiten schützen. Säure bin-dende Magenmittel (z.B. Maaloxan) sollenzwischen den Mahlzeiten und nie zusammenmit anderen Arzneimitteln eingenommenwerden. Kortikoide werden nach AngabeIhres Arztes zur Mahlzeit genommen. Beieinem Rheumaschub empfiehlt es sich, dieMorgendosis Kortison mit einem Glas Milchoder Joghurt ans Bett zu stellen und vor demAufstehen einzunehmen.

Methotrexat sollte etwa eine halbeStunde vor der Mahlzeit mit einem GlasWasser genommen werden, damit es voll-ständig aus dem Darm aufgenommen wer-den kann.

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Methotrexat

Viele Patienten nehmen Methotrexat bis eine Stunde vor derNachtruhe ein, wenn der Magen etwas leerer ist. Neben-wirkungen auf den Magen-Darm-Trakt werden dann im Schlafnicht so sehr wahrgenommen und die Aufnahme der Wirkstoffeist günstiger.

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Lebensperspektiven

4.1 Kraft schöpfen als (Über-)lebensstrategie

4.2 Zwischen Reha und Rente – Meine persönliche Perspektive

4.3 Der Mensch als »wandelnder Rheumafaktor« – philosophische Betrachtungen

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Eine schwere chronische Erkrankung wie dierheumatoide Arthritis beinträchtigt nicht nurdas alltägliche Leben. Die rheumatoide Ar-thritis verändert auch – oft mit Trauer undVerlustgefühlen verbunden – das Selbster-leben und die Erwartungen an die Zukunft.

Junge Menschen fragen sich, welcheAusbildung sie wählen und ob sie den Anfor-derungen an eine Partnerschaft und Familie

gerecht werden können. Wer im Beruf steht,fragt sich: Wie lange werde ich das nochschaffen? Welche Perspektive habe ich über-haupt.

In den folgenden Kapiteln schildernChefredakteurin Brunhilde Sattel, Rheuma-Ligistin Christel Kalesse und der PhilosophThomas Rentsch ihre ganz eigene Betrach-tung des Lebens mit rheumatoider Arthritis.

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Kraft schöpfen als (Über-) Lebensstrategie

4.138

Kraft schöpfen – Kraft, Kraftquelle, kräftig,entkräftet, erschöpft, Schöpfer, Schöpfung:Das Thema macht mich neugierig! Kraftschöpfen mit einer Erkrankung wie derrheumatoiden Arthritis? Ist das überhauptmöglich?

Nach mehr als 20 Jahren mit rheuma-toider Arthritis denke ich an die Anfangs-jahre zurück, an den alltäglichen Kampfgegen die Schmerzen, an die Hilflosigkeit, andie Ratlosigkeit, aber vor allem an den stän-digen Erschöpfungszustand. Irgendwann imLaufe dieser langen Zeit wurde mir bewußt,wie dringend ich Strategien zum Kraftschöp-fen brauchte. Wenn mein Ziel ein lebens-wertes Leben trotz rheumatoider Arthritiswar, mußte ich mich auf den Weg machenund meine Möglichkeiten nutzen.

Während ich mich erinnere und diesschreibe, sitze ich hoch über den Wolken imFlugzeug und betrachte den strahlend blau-en Himmel und den endlosen Horizont: Dasist für mich Kraft schöpfen durch Reisen! Esspielt kaum eine Rolle, ob Sie ferne Ländererkunden oder eine Wochenendtour mit IhrerNachbarin unternehmen, wichtig ist, die Lastdes Alltags für eine kleine Weile bewußt wegzu schieben. Neue Eindrücke, neue Men-schen, neue Sichtweisen verhelfen oft zueiner veränderten Bewertung der eigenenSituation – und zu neuen Ideen.

Jeder Rheumatiker weiß, daß in einerfremden Umgebung die Frusterlebnisse aller-dings schon im Detail lauern. Kann ich über-haupt die Zugtür öffnen, die Stufen zum Bushoch steigen, die Dusche im Hotel benutzen?Abenteuerlustige Geister unter uns Betroffe-nen machen immer wieder die Erfahrung,daß mit Einfallsreichtum und Organisations-talent (fast) alles zu schaffen ist. Kraftschöpfen aus Erfolgserlebnissen ist ausge-sprochen wichtig. Der stolze Gedanke »Ichkann das ja doch!« hilft über den nächsten

Tiefpunkt hinweg; kalkulierbare Risikenlassen sich durch jede neue Erfahrung besserbewältigen.

Ich kenne besonders durch meine Mitarbeitin der Deutschen Rheuma-Liga viele Rheu-ma-Kranke, die mit dieser Maxime leben. Siestrahlen Selbstbewußtsein und Gelassenheitaus. Wenn sie aus ihrem Alltag erzählen undauch – meist beiläufig – ihren letzten Rheu-maschub und die nächste Gelenkoperationerwähnen, bewundere ich sie. Es tut einfachgut zu hören, wie viele Möglichkeiten es gibt,Lebensklippen zu umschiffen. Kraft schöp-fen durch positive Vorbilder ist ein Weg,seine eigene innere Einstellung immer wie-der zu überprüfen.

Dabei bleibt es nicht aus, daß wirArthritis-Betroffenen um die Fähigkeiten undMöglichkeiten trauern, die wir durch Bewe-gungseinschränkung, Behinderung und einverändertes Körperbild verloren haben. Einechronisch-rheumatische Erkrankung erschüt-tert jeden Lebensplan: die eigene Person, dieFamilie, die beruflichen Aussichten. Es gibtkeinen Schnellkurs, wie ein Mensch dieseErschütterung am besten unbeschadet über-stehen kann, aber es gibt tatsächlich die Aus-sicht, sich mit seiner rheumatoiden Arthritis(RA) auszusöhnen und sie als lebenslangenBegleiter zu akzeptieren.

Wie Sie sicher schon bemerkt haben,habe ich bisher Kreativität und Sport nichterwähnt. Selbstverständlich können auchRheumakranke Kraft schöpfen durch künst-lerische, handwerkliche oder sportlicheAktivitäten. Sie können das um so besser, jeweiter sie auf ihrem Weg der Aussöhnungfortgeschritten sind. Da gibt es die einen, dieunbedingt eisern am Tennis spielen, Mara-thon laufen oder Holz hacken festhaltenwollen. Andere versenken sich glücklich inein ganz neues Hobby und entwickeln unge-

Betrachtungen von Brunhilde Sattel

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wenig, zwischen zu hohen Anforderungenund zu geringen. Rheumakranke, die dieseBalance finden, haben es geschafft, mit ihrerErkrankung so gut wie möglich zu leben.Lebensqualität und Wellness sind in unsererZeit reichlich abgedroschene Begriffe, aberauch Menschen mit rheumatoider Arthritissollten – durch Medikamente, Bewegungs-therapie und Hilfsmittel gut versorgt – beidesin ihrem Alltag verwirklichen können.An dieser Stelle plädiere ich ungeniert fürKraft schöpfen durch Nichtstun. Nichtstunwird in unserer Gesellschaft oft automatischmit Faulheit oder Minderwertigkeit gleichgesetzt. Nichts zu tun ist sogar in der Freizeitverpönt, denn dann muß der Mensch Rasenmähen, Gäste bewirten oder möglichstgleichzeitig lesen, stricken und fernsehen!Was ich mit Kräfte weckendem Nichtstunmeine, ist ein Lieblingsplatz zum Aus-strecken, ein paar Wolken, eine Blume oderein Bild zum Betrachten.

Mit etwas Übung gelingt es Ihnen,schmerzende Gelenke bewußt zu entspan-nen und die Gedanken schweifen zu lassen.»Störfelder« in Form von ungeputzten Fen-stern und unerledigten Einkäufen? In einerhalben Stunde losgelöstem Nichtstun habenSie die besten Geistesblitze: Ist diese Arbeitwirklich wichtig? Muß ich sie tun? Wie kannich besser planen, einteilen, umorganisieren?Sind alle meine Sorgen und Ängste not-wendig?

Kraft schöpfen als (Über-) Lebensstrategie

ahnte Talente. Glücksforscher Mihaly Csiks-zentmihalyi (FLOW – Das Geheimnis desGlücks, Verlag Klett-Cotta) hat herausgefun-den, daß Menschen, die mit Begeisterungund Hingabe in einer Beschäftigung aufge-hen, einen Weg gefunden haben, Leid oderKrankheit zumindest zeitweise in den Hin-tergrund treten zu lassen. Diese Menschenbeweisen mir, daß unsere Möglichkeiten undGrenzen nicht so sehr von der Anzahl unsererzerstörten Gelenke abhängen, sondern ganzentscheidend von unserer inneren Einstel-lung, unserem Willen und unserer Offenheitfür neuen Wege bestimmt werden.

Wer einmal das Prinzip des Kraftschöpfensverinnerlicht hat, wird feststellen, daß derGedanke sich verselbständigt: Jeder kannKraft schöpfen in der Natur, im Glauben, inder Familie, im Freundeskreis, in ehren-amtlicher Arbeit.

Allerdings ist eine Portion »gesunderEgoismus« Voraussetzung für erfolgreichesKraftschöpfen! Die Ansprüche der Mitmen-schen dürfen für uns RA-Kranke nicht mehrMaß aller Dinge sein. Wenn ich mich ständigmit gesunden Menschen vergleiche, werdeich keine Ruhe finden. Wenn ich mich Lei-stungsdruck und Zeitdruck aussetze, kommeich mit meiner RA nicht weit. SchlechtesGewissen ist verlernbar!

Es gilt statt dessen, bewußt zu ent-scheiden zwischen zu viel Aktivität und zu

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Glücksgefühle zwischen Traum und Wirklichkeit

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4.1

Rheumatoide Arthritis ist eine Erkrankung,die wir leider nicht durch Medikamente weg-zaubern können. Wir können japanischeKältekammern importieren, chinesische Aku-punkturnadeln ausprobieren, Diät essen undBlutegel an die Gelenke setzen: Die RA ver-schwindet nicht.

Aber sie ist in den allermeisten Fällenmit adäquater medizinischer und physika-lischer Therapie und dem persönlichen Lern-prozeß der Betroffenen so zu zähmen, daßein erfülltes sinnvolles Leben möglich ist.Wenn es uns gelingt, bewußtes Kraftschöp-fen als festen Bestandteil unseres Alltags zuverwirklichen, stellen wir oft erstaunt fest,daß wir bei unseren Mitmenschen als Kraft-quelle gelten – und entsprechend Bewunde-rung ernten.

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Tipps und Tricks zum Kraftschöpfen

1. Luft holen! Während Sie bewußt kräftig durchatmen, können Sie Ihre ange-pannte Körperhaltung korrigieren. Sie bemerken, ob Sie hektisch, angestrengt oder überfordert sind. Sie spüren eher, wann es Zeit ist inne zu halten.

2. Rituale pflegen! Kleine Gewohnheiten zwingen Sie unmerklich zu gelassenem Tempo. Gönnen Sie sich, was Sie genießen – das gemächliche Frühstück, den Blick auf den Baum mit dem Vogelnest, das Lieblingsparfum.

3. Pausen einplanen! Klar definierte Pausen diszipliniert einzuhalten ist das A und O des Alltags. Ruhepausen und Bewegungsübungen verhindern, daß Schmerzen überhand nehmen. Sie gelten gleichermaßen für beliebte wie für unbeliebte Beschäftigungen.

4. Gute Tage klug nutzen! Freuen Sie sich an schmerzfreien, energiegeladenen Zeiten statt dann mit Feuereifer Hausputz zu veranstalten, den Garten umzu-graben oder die sprichwörtlichen Bäume auszureißen. Machen Sie sich klar, daß Sie hinterher wochenlang mit schmerzenden Gelenken büßen.

Spielerisches Gestalten –manchmal ein Kraftakt

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Sorge um den Arbeitsplatz wird oft keineReha eingereicht.

Meine Reha-Erfahrungen waren leiderauch nicht so positiv; oft bin ich nicht richtigoder auch nicht fachgerecht behandeltworden. Daher sollte jeder gut über seineKrankheit informiert sein, um sich gegenüberden Ärzten und Krankenkassen durchzu-setzen. Auch besteht die Gefahr, aus falschemökonomischen Denken bei den Leistungs-trägern, in eine nicht fachgerechte Klinik zukommen.

Für mich war und ist daher immer nochganz wichtig, daß ich Rehamaßnahmen anmeinem Wohnort erhalte, z.B. zweimalwöchentlich Einzelgymnastik und Bewe-gungsbad. Bei leichteren Fällen wäre dasFunktionstraining in der Gruppe in der Rheu-ma-Liga ausreichend.

In der letzten Zeit sind die Fortschritte in derMedizin vorangekommen, sei es medika-mentös, operativ oder auch im Reha-Bereich.Meine große Sorge ist aber, daß die Versor-gung immer schlechter wird, die Scherezwischen dem Notwendigen und dem ver-meintlich Machbaren weiter auseinanderklafft. Bleiben wir chronisch Kranke auf demAbstellgleis? Jeder für sich und gemeinsammit der Deutschen Rheuma-Liga müssen wirfür eine bessere Versorgung und Chancen-gleichheit im Leben kämpfen.

Wie sieht nun meine persönliche Perspektiveaus nach über 30 Operationen und einer 40-jährigen Krankengeschichte? Hurra, ich lebenoch und mir geht es bis auf meine krank-heitsbedingten Einschränkungen noch ganzgut. Ohne Operationen und Endoprothesenwürde ich jedoch schon längst im Rollstuhlsitzen.

An die Zukunft versuche ich persönlichnicht zu denken – da wird mir ganz mulmig

Wenn ich mir die Überschrift ansehe und dar-über nachdenke, frage ich mich was das wohlfür eine Perspektive sein soll, zwischen Rehaund Rente .

Wie ist es mir in all den Jahren er-gangen, seit ich mit 15 Jahren an einerjuvenilen chronischen Polyarthritis erkranktbin? Heute kann ich nur sagen: Gott sei Dankwußte ich und später auch mein Mann nicht,was einem alles bevorsteht. Aber welcherMensch weiß das schon und das ist auch gutso.

Rückblickend hatte ich doch auch sehrviel Glück; z.B. einen verständnisvollenArbeitgeber, so daß ich meine Lehre alsSpeditionskauffrau abschließen konnte, wasnatürlich sehr zu meinem Selbstbewußtseinbeitrug. Mit 27 Jahren musste ich dannberuflich das Handtuch werfen. Ein Kran-kenhausaufenthalt folgte nach dem ande-ren, so daß ich nach 1 1/2 Jahren Krank-schreibung meine Erwerbsunfähigskeits-rente einreichte. Das ist nicht gerade einberauschendes Gefühl, so früh aufgeben zumüssen. Aber mir blieben immerhin noch 15Jahre Teilzeitarbeit bei meiner Lehrfirma, sodaß ich nicht das Gefühl hatte, gar nichtszum Haushalt beizutragen. In der heutigenZeit ist die Forderung nach einer Teilzeitren-te richtig. Für jeden ist es wichtig, solangewie möglich im Arbeitsprozeß zu bleiben. Esdarf aber nicht sein, daß ich aufgrund einerniedrigen Erwerbsunfähigkeitsrente lebens-lang der Sozialhilfe anheimfalle. Auch derWeg von der Antragstellung bis zur Rente istoft steinig und frustrierend.

Ja, und was bringt die heutige Reha?Für chronisch kranke Rheumapatienten, vorallem jenen, die im Berufsleben stehen, ist essicher sehr wichtig, regelmäßig in eine Rheu-ma-Fachklinik zu kommen, zumal die Versor-gung am Wohnort oft nicht ausreichend ist.Aber die Wirklichkeit sieht anders aus. Aus

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Zwischen Reha und Rente – Meine persönliche PerspektiveBetrachtungen von Christel Kalesse

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zu Mute, aber es ist Gott sei Dank immerwieder weiter gegangen. Mit Hilfe meinesMannes und guter Freunde sowie der ehren-amtlichen Arbeit bei der Rheuma-Ligaschaffe ich meinen Alltag ganz gut. Seiteinigen Jahre erhalte ich Pflegegeld, wovonich eine Haushaltshilfe und andere Hilfelei-stungen bezahle.

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Zwischen Reha und Rente – Meine persönliche Perspektive

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• Weiter mit der Reha oder doch schon in Rente gehen?

• Was kann ich von der Pflegeversicherung erwarten?

• Welche Möglichkeiten bietet das Schwerbehindertengesetz?

• Wie kann ich meine Ansprüche gegenüber dem Versorgungsamt geltend machen?

Wenn sich diese Fragen stellen, dann sollten Sie sich an sachkundige Berater wenden. Wosie diese finden, erfahren Sie in den Geschäftsstellen der Deutschen Rheuma-Liga.Ausführliche Informationen finden Sie zu diesen Themen in diversen Merkblättern derDeutschen Rheuma-Liga (s. Informationsmaterial)

Wichtig ist sich nicht selbst aufzugeben,aktiv zu bleiben und für die vielen schönenDinge im Leben einen Blick zu bewahren.Wichtiges vom Unwichtigen zu unterschei-den und zu lernen seine Kraft einzuteilen.Letztlich muß jeder seine eigenen Erfahrun-gen machen, um seinen Weg zu finden.

Funktionstraining in der Rheuma-Liga-Gruppe

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Belastungen des Daseins ausgesetzt wiejeder andere Mensch auch – auch sie werden(zusätzlich) krank, verlieren Partner, sindallein, haben finanzielle und berufliche Sor-gen, werden alt. Diese üblichen Belastungenwerden durch das chronische Krankseinnatürlich jeweils noch gesteigert. Sie kom-men nicht bloß »hinzu«, sondern potenzierendie Lebensbelastung. Mit diesen Tatsachensteht es in grobem Missverhältnis, wenn RA-Erkrankte tendenziell von vorn herein alsschwach, behindert und bedenkenlos bloß»negativ« wahrgenommen werden oder sichsogar selbst so wahrnehmen! Dabei wird ver-kannt, dass bereits ihre Bewältigung desganz normalen Alltags eine ungleich höhereLeistung darstellt als die der Unbetroffenen.Um so mehr ist ihre Lebensleistung im beruf-lichen Alltag, im Kontext von Familie undErziehung, wahrzunehmen und zu würdigen.Der Moment, sich selbst überwinden zu müs-sen, die Kraft aufzubringen, dem Schlimmenund Abträglichen ins Auge zu sehen, ist beiden chronisch Kranken viel schneller erreichtals im gesunden Leben. Deswegen ist esethisch betrachtet besonders gedankenlos,verletzend und dokumentiert eine sittlicheund moralische Schwäche und Beschränkt-heit, wenn die schwere Lebensaufgabe, dasständige Herausgefordertsein und diebesondere Lebensleistung der RA-Betroffe-nen nicht gesehen wird. Sie leisten nichtweniger, sondern oft ungleich mehr – bereitsin Bereichen, die von Gesunden gar nicht erstals Probleme wahrgenommen werden. Siehaben Anrecht auf die Stärkung ihres Selbst-bewußtseins und Selbstvertrauens.

Dritter Grundsatz: Es gilt, die Chancen anLebensintensivierung, Lebensklärung undLebensvertiefung zu erkennen, die daschronische Kranksein eröffnen kann. Sobringt bereits eine Bewegungsbeeinträchti-

Erster Grundsatz: Der Mensch darf nichtauf sein chronisches Kranksein reduziertwerden. Gerade die Körperbehinderungenund Bewegungsbeeinträchtigungen durchrheumatoide Arthitis/cP, die Schmerzen der»Schübe« und die aufdringliche Sichtbarkeitder Symptome in den Gelenken begünstigensoziale Ausgrenzung. Betroffenheit, Beklom-menheit und Selbstmitleid umgeben oftatmosphärisch die Patienten.

Sind elementare Lebensfunktionenbeeinträchtigt, so liegt die gefährliche Ten-denz nahe, den Betroffenen auf sein chroni-sches Kranksein zu reduzieren (»Der/die hatja Rheuma.«) Der Mensch wird sozusagenzum wandelnden »Rheumafaktor«. Demge-genüber muß klar sein: Der Mensch ist stetsmehr, viel mehr, als die chronische Krankheit.Er hat Anspruch darauf, als ganze Personwahrgenommen und behandelt zu werden.

Zweiter Grundsatz: Es gilt, die großeLebensleistung der chronisch Kranken zusehen und zu würdigen. Die tagtäglich zulebende und zu bewältigende Dauerbe-lastung durch RA, die ständig auftretendenWidrigkeiten – sie verursachen Kummer,Enttäuschung und Zermürbung. Die Lästig-keiten des Alltagslebens machen den Betrof-fenen viel mehr Mühe als den Gesunden. DieWege sind fünfmal so lang, das Aufstehen,die Mühen im Bad, die angespannte Kon-zentration, darauf zu achten, nicht aus-zugleiten, die Anstrengung, eine TasseKaffee an den Tisch zu tragen, die aufzu-wendende Energie beim Anziehen – all dieserfordert bereits eine weit höhere Leistungan Besonnenheit, Planung und Vorsicht, wofür den Gesunden alles mühelos und ohnegroße Zwischenüberlegungen ausgeführtwerden kann. Hinzu kommt: auch die RA-Betroffenen sind über ihre dauerhaftenBeeinträchtigungen hinaus den sonstigen

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Der Mensch als »wandelnder Rheumafaktor«Philsophische Betrachtungen von Prof. Thomas Rentsch

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gung beim Gehen eine Verlangsamung mitsich, die ein gewandeltes Verhältnis zur Welt,zur verfügbaren Zeit und ihrer Kostbarkeitund zu den Mitmenschen bedingt undermöglicht. Ein Gespür für den tatsächlichenWert der menschlichen Lebensmöglichkeitenkann auf diese Weise gerade durch Einbußeund Verlust wachgerufen werden. Die Beein-trächtigungen und Schmerzen, unter denenRA-Betroffene leiden, können so im günsti-gen Fall zur Vertiefung und Intensivierungdes Lebensverständnisses beitragen, wennder Einzelne die Kraft dazu aufbringt. Diechronische Krankheit zeugt bereits im All-tagsleben von der Verletzlichkeit und End-lichkeit der menschlichen Existenz, die füralle Menschen gilt.

In die individuelle Lebensperspektiveder chronisch Kranken muß, so weit möglich,ein gewandeltes Verständnis humanen Le-bens selbstbewußt Eingang finden. Heutewird allenthalben das Lebensideal einer ober-flächlichen Spaß- und Freizeitgesellschaftkultiviert: Jungsein, Fitness, Wellness, inten-siver Konsum, ausgelebte Sinnlichkeit, unbe-schwerter Genuß stehen als Werte obenan.Sittlich und moralisch anspruchsvoller undwirklich tragfähiger Lebenssinn besteht abernicht in der positiven Befriedigung von Lust,sondern weit mehr in der gemeinsamen wieindividuellen Bewältigung der vielen negati-ven Aspekte, die unser Dasein kennzeichnenund prägen, ob wir wollen oder nicht. Auf die-sem Hintergrund läßt sich chronisches Krank-sein als Chance zur Eröffnung solcher spezi-fischen Sinndimensionen begreifen, die vonGesunden oft übersehen werden: die Ange-wiesenheit des Menschen auf wirkliche Kom-munikation, gegenseitige Hilfe und Mitleid,Solidarität und das bewußte Begreifen dereigenen Begrenztheit. Diese Dimensionengehören zu einem Stadium der Reife und dergeklärten Selbsterkenntnis, und damit zueinem wirklich sinnvollen Leben. Das chroni-sche Kranksein kann dazu beitragen, es zuerreichen und zu führen.

Vierter Grundsatz. Der chronisch Krankemuß sein Kranksein bewusst annehmen.Jeder wird anders damit umgehen. Aber ein»Abtun« des Krankseins, ein heroisches Igno-rieren oder Überspielen oder ein verschämtesVerdrängen – diese Verhaltensweisen gebendem Kranksein wider Willen große Kraft undMacht über den Kranken. Im bewußtenAnnehmen und auch in der sachlichen Befas-sung mit cP in Informationskursen, Patien-tenschulung und im gemeinsamen Gesprächmit den Mitpatienten liegen große Chancender wechselseitigen positiven Beeinflussungund der gelebten Mitmenschlichkeit.

Die Dauerhaftigkeit des Krankseinsaktiv zu gestalten und anzunehmen, wird soleichter möglich. Es kann auch ein Gewinnsein, daß rheumatoider Arthritis so vieleMenschen aus ganz unterschiedlichenLebensbereichen und Lebensaltern zusam-menführt.

Fünfter Grundsatz. Die ethische Phantasieder Gesunden ist gefordert, sich in die Per-spektive des chronisch Kranken hineinzu-versetzen. Gesunde und chronisch Krankeleben in derselben Wirklichkeit. Die Gesun-den müssen sich fragen: Wie möchte ich vonden Mitmenschen behandelt werden, wennich selbst morgen plötzlich chronisch krankbin? Wie kann ich dann meine Persönlichkeit,meine Menschenwürde und Selbstachtungim Zusammenleben bewahren und entfal-ten? Die Entwicklung ethischer Phantasieund Sensibilität ist ein wichtiges Ziel der ethi-schen Erziehung und sittlichen Bildung inFamilie, Schule und Universität. ChronischKranke wie Gesunde müssen begreifen:Gesundheit ist letztlich nicht die Abwesen-heit von Schmerzen und Störungen, sonderndie Kraft, mit ihnen zu leben.

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verbände – die Deutsche Vereinigung Mor-bus Bechterew, die Lupus ErythematodesSelbsthilfegemeinschaft und die Selbsthilfe-gruppe Sklerodermie – zusammengeschlos-sen. Für RA-Betroffene gibt es eine Vielzahlvon Möglichkeiten der Begegnung und Hilfezur Selbsthilfe.

Aber auch für andere rheumatischeErkrankungsformen wie Osteoporose, Fibro-myalgie, Lupus Erythematodes, Sjörgen undVaskulitis gibt es vielerorts eigene Gruppen.

Das Selbsthilfenetzwerk umfaßt:

Fachliche Hilfen wie

• Bewegungstherapie• Ergotherapeutische Behandlung

und Schmerzbewältigungskurs• sozialrechtliche Beratung und

Vermittlung von Pflegediensten

Selbsthilfe wie

• persönliche Beratung• Selbsterfahrungs- und

Gesprächsgruppen• Elternkreise und Treffen

für Junge Rheumatiker• Kreativgruppen zu Kunst,

Musik und Tanz• Ausflüge, gesellige Veranstaltungen

Information und Aufklärung wie

• unsere Mitgliederzeitschriften• Bücher, Broschüren, Audio-

und Videokassetten• Patientenseminare, Informations-

veranstaltungen

Rheumatische Erkrankungen, von denen esviele verschiedene Erscheinungsformen gibt,gehen oft mit starken Schmerzen und Behin-derungen einher und führen nicht selten zugesellschaftlicher Isolation, Verlust des Ar-beitsplatzes, familiären Krisen.

Auch Kinder und Jugendliche könnenan Rheuma erkranken. Vorrangiges Ziel derDeutschen Rheuma-Liga ist es, sich für dieVerbesserung der besonderen Lebenssitua-tion rheumakranker Menschen einzusetzenund für deren Bedürfnisse einzutreten.

Die Wege hierzu sind:

• Beratung und Begleitung der Betroffenen nach dem Prinzip »Hilfe zur Selbsthilfe«.

• Aufklärung der Öffentlichkeit überrheumatische Erkrankungen mit dem Ziel ein besseres Verständnis fürrheumakranke Mitmenschen undPatienten zu bewirken.

• Organisation und Koordination aller an der Betreuung und Versorgungbeteiligter Berufsgruppen und Ein-richtungen.

• Mitsprache in gesundheits- und sozialpolitischen Entscheidungs-prozessen.

• Austausch über Ländergrenzen hinweg.

Mit 220.000 Mitgliedern verfügen rheuma-kranke Menschen in Deutschland über diegrößte Selbsthilfeorganisation im Gesund-heitsbereich. In der Deutschen Rheuma-Ligasind 16 Landesverbände und drei Mitglieds-

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Hilfe zur Selbsthilfe

Das Netzwerk der Deutschen Rheuma-Liga

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Mobil trotz Rheuma

Der Leitfaden für Betroffene und Angehörige.

Mit Hinweisen, Tipps und Anregungen, die das alltägliche Leben leichter machen!

Inklusive Rheuma-Shop-Katalog!

Über 120 Alltagshilfsmittel können beim „Rheuma-Shop“, einem Partner

der Deutschen Rheuma-Liga bestellt werden.

Ja,bitte schicken Sie mir unverbindlich die Broschüre „Mobil trotz Rheuma“. Die Gebühr von 3,- DM in Briefmarken füge ich bei.

Name

Adresse

Sofort ausfüllen, ausschneiden und an folgende Adresse schicken: mkg! Verlag für Medien, Kommunikation und Gesundheit · Bruchstraße 48 · 67098 Bad Dürkheim

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Fortbildung wie

• Seminare für ehrenamtliche Mitarbeiter der Rheuma-Liga und für interessierte BerufsgruppenKooperationen

• mit allen an der Rheumaversorgungbeteiligten Instanzen, Organisa-tionen und Gruppen

Die Deutsche Rheuma-Liga ist bundesweitmit über 800 örtlichen Gruppen vertreten.Mehr als 4.500 aktive Mitstreiter sind hiermit und für rheumakranke Menschen sowieihre Angehörigen aktiv.

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Hilfe zur Selbsthilfe – das Netzwerk der Deutschen Rheuma-Liga

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Auch beim Feiern inder Deutschen Rheuma-Liga ist Bewegung Teildes Programms

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Ergänzend zur vorliegenden Broschüre bietet die Deutsche Rheuma-Liga spezielle Merk-blätter über soziale Hilfen und Therapien an, die auch für Betroffene mit rheumatoiderArthritis interessant sind.

Alle Schriften sind kostenlos bei den Geschäftsstellen der Landesverbände, denBeratungsstellen, den örtlichen Gruppen oder über die Geschäftsstelle der DeutschenRheuma-Liga Bundesverband, Maximilianstr. 14, 53111 Bonn erhältlich.

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Infomaterial

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Empfehlenswerte Publikationen der Deutschen Rheuma-Liga

A 3 Rheuma – na und! Informationen und Tipps für junge Rheumatiker

A 6 Faltblatt Bewegungsübungen bei rheumatoider Arthritis

A 11 Erst Rheuma, dann OsteoporoseWichtiger Ratgeber zur Osteoporose-Gefahr bei entzündlichem Rheuma

A 23 Mobil trotz RheumaHilfestellungen und Tipps für den Alltag mit umfassendem Katalog zu Hilfsmitteln für den alltäglichen Gebrauch

C 21 Rheumel – Keep cool – Comic für Kinder

C 32 SeminarverzeichnisBundesweite Jahresübersicht zu Fortbildungsveranstaltungen und Betroffenenseminaren

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Stichwortverzeichnis

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Acematacin 14ACR-Kriterien 1,11 (Tabelle)Alltagsbewältigung 28Alternative Behandlung 19, 20Analgetika 16Antioxidantien 34Arachidonsäure 33Arthroskopie 16Aspirin 14Basismedikamente 13Bewegungstherapie 29Carpaltunnel-Syndrom 11Chronische Polyarthritis 10Celecoxib 14Diclofenac 14Elektrotherapeutische Verfahren 17Endoprothetik 23Endoprothese 16, 23, 25Ergotherapie 30Erguß 22Erwerbsunfähigkeitsrente 41Etanercept 15Evidenz-basierte Medizin 19Fasten 34Funktionstraining 29, 30Ganzkörperkältetherapie 17Gelenkergüsse 17Gelenkschutz 30, 31Gelenkspiegelung 16Gelenktoilette 23Glucokortikoide 14, 21Gold 14Hilfsmittel 32Ibuprofen 14Indometacin 14Infliximab 15Kältekammer 17Kältetherapie 17Kombinationstherapie 13Kortison, Kortikoide 14, 23, 35Kraft 38Krankengymnastik 29

Langfristig-wirksame Antirheumatika 15Leflunomid 16Low-dose-Therapie 15Magnetresonanztomographie 11Medikamentöse Therapie 13, 14, 21Methotrexat 15, 35Morgensteife 10, 15, 22Natrium Morrhuate 23Nicht-steroidale Antirheumatika 14, 35Operation 24, 25Opioide 16Osteoporose 33, 34, 35Paramedizinische Behandlung 19Patientenschulung 22, 28Piroxicam 14Polyarthritis 10Prothese 23Radioaktives Material 23Rehabilitation 25, 41Rheumafaktoren 22Rheumaknoten 11, 22Rheumaschmerzmittel 14Rheumatoide Arthritis 10Rofecoxib 14Schmerzbewältigung 19Schmerzmittel 21Schulmedizin 19Schwefelbad 17Selen 34Sport 31Stangerbad 17Synovektomie 23Synovialmembran 11Synoviorthese 16TNFα-Blocker 16Tumor-Nekrose-Faktor-alpha 15Vitamin E 34Wärmeanwendungen 18Zytokine 10

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Deutsche Rheuma-Liga Landesverband Bremen e.V.Jakobistr. 22 (AOK Nebengebäude)28195 BremenTel. 0421 – 1 76 14 29Fax 0421 – 1 76 15 87eMail: [email protected]: www.rheuma-liga.de/hb

Deutsche Rheuma-Liga Landesverband Hamburg e.V.Friedrichsberger Str. 60, Haus 2122081 HamburgTel. 040 – 2 00 51 70Fax 040 – 2 00 50 10

Rheuma-Liga Hessen e.V.Elektronstr. 12 a, 65933 Frankfurt/M.Tel. 069 – 35 74 14Fax 069 – 35 35 35 23eMail: [email protected]: www.rheuma-liga.de/hessen/

Deutsche Rheuma-Liga Mecklenburg-Vorpommern e.V.»Gemeinsames Haus« Rostock,Henrik-Ibsen-Str. 20, 18106 RostockTel. 0381–7696807, Fax 0381–7696808eMail: [email protected]: www.rheuma-liga-mv.de

Rheuma-Liga Niedersachsen e. V.Kurt-Schumacher-Str. 14, 30159 HannoverTel. 0511 – 1 33 74, Fax 0511 – 1 59 84eMail: [email protected]: www.rheuma-liga-nds.de

Deutsche Rheuma-Liga Nordrhein-Westfalen e.V.III. Hagen 37, 45127 EssenTel. 0201 – 82 79 70Fax 0201 – 8 27 97-27eMail: [email protected]

Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V.Maximilianstr. 14, 53111 BonnTel. 0228 – 7 66 06 - 0Fax 0228 – 7 66 06 - 20 Info-Telefon: 0228 – 7 66 70 80eMail: [email protected]: www.rheuma-liga.de

Rheuma-Liga Baden-Württemberg e.V.Kaiserstr. 18, 76646 BruchsalTel. 07251 – 91 62 - 0Fax 07251 – 91 62 - 62eMail: [email protected]: www.rheuma-liga-bw.de

Deutsche Rheuma-Liga Landesverband Bayern e.V.Fürstenrieder Str. 90, 80686 MünchenTel. 089 – 54 61 48 90Fax 089 – 54 61 48 95eMail: [email protected]

Deutsche Rheuma-Liga Berlin e.V.ZIRP – Zentrum für Integration, Rehabilitation und PräventionSchützenstr. 52, 12165 BerlinTel. 030 – 8 05 40 16, Fax 030 – 8 05 62 93eMail: [email protected]: www.rheuma-liga.de/berlin

Deutsche Rheuma-Liga Landesverband Brandenburg e.V.Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 19, 03044 CottbusTel. 0355 – 7 80 97 - 91 51 oder -52Fax 0355 – 7 80 97 - 91 90

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Anschriften der Deutschen Rheuma-Liga

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8Deutsche Rheuma-Liga Landesverband Rheinland-Pfalz e.V.Kurhausstr. 5, 55543 Bad KreuznachTel. 0671 – 83 40 - 44Fax 0671 – 83 40 - 460eMail: [email protected]: www.rheuma-liga-rp.de

Deutsche Rheuma-Liga Saar e.V.Schmollerstr. 2 b, 66111 SaarbrückenTel. 0681 – 3 32 71Fax 0681 – 3 32 84eMail: [email protected]

Rheuma-Liga Sachsen e.V.Willmar-Schwabe-Str.2-4, 04109 LeipzigTel. 0341 – 1 21 14 19 50 oder - 51Fax: 0341 – 1 21 14 19 59

Deutsche Rheuma-Liga Landesverband Sachsen-Anhalt e.V.Wolfgang-Borchert-Str. 75-77, 06126 HalleTel. 0345 – 6 95 15 15Fax 0345 – 6 95 15 15eMail: [email protected]

Deutsche Rheuma-Liga Schleswig-Holstein e.V.Holstenstr. 88-90, 24103 KielTel. 0431 – 5 35 49 - 0Fax 0431 – 5 35 49 - 10eMail: [email protected]: www.rlsh.de

Deutsche Rheuma-Liga Landesverband Thüringen e.V.Rauberg 1 (Weißenberg), 07407 UhlstädtTel. 036742 – 673 - 61 oder -62Fax 036742 – 673 - 63

Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e. V.Metzgergasse 16, 97421 SchweinfurtTel. 09721 – 2 20 33Fax 09721 – 2 29 55eMail: [email protected] Internet: www.dvmb.rheumanet.org

Lupus Erythematodes Selbsthilfegemeinschaft e.V.Döppersberg 20, 42103 WuppertalTel. 0202 – 4 96 87 97Fax 0202 – 4 96 87 98eMail: [email protected]: www.lupus.rheumanet.org

Sklerodermie Selbsthilfe e.V.Friedhofstr. 16, 74076 HeilbronnTel. 07131 – 16 16 56Fax 07131 – 16 16 57eMail: [email protected]: www.sklerodermie-selbsthilfe.de

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Anschriften der Deutschen Rheuma-Liga

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Was tut den Gelenken gut? Wie kann man sie schützen?

Abb. 3.2: Schulterpro-these rechts als zemen-tierte Variante, linksals zementfreie Schrau-bringpfanne. (Blind-text).

Die Autoren

Prof. Olaf Adam ist Ernährungsmediziner am Walther-Straub-Institut der Ludwig-Maximilians Universität in München. (Autor des Kapitels 3.3)

Susanne Bitzer-Muñoz arbeitet als Ergotherapeutin in Berlin, hat langjährige Er-fahrung in der Behandlung von Rheumabetroffenen. Für die Deutsche Rheuma-Ligaverfaßte sie den Ratgeber »Mobil trotz Rheuma« aus dem das Kapitel 3.2 / Ergothera-pie entlehnt ist (s. Seite 46)

Professor Dr. Michael Hammer ist internistischer Rheumatologe, arbeitet als Chefarztder Klinik für Rheumatologie im Nordwestdeutschen Rheumazentrum am St. Josef-StiftSendenhorst und ist im Landesvorstand der Deutschen Rheuma-Liga NRW aktiv. (Autorder Kapitel 1 und 2.1 – 2.4 und fachlicher Berater des Gesamtprojektes)

Christel Kalesse ist seit Gründerzeiten auf Landes- und Bundesebene in der DeutschenRheuma-Liga in der Vorstandsarbeit und in der direkten Beratung von Betroffenen enga-giert. Sie ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann in Hamburg.

Beate Keller ist als Krankengymnastin am Nordwestdeutschen Rheumazentrum imSt. Josef-Stift Sendenhorst tätig (Autorin des Kapitels 3.2 / Krankengymnastik)

Dr. Martin Quarz ist Chefarzt für Orthopädie im Median Reha-Zentrum, Bernkastel-Kuesund ärztlicher Berater des Redaktionsteams mobil – Zeitschrift der Deutschen Rheuma-Liga. (Autor des Kapitel 2.5)

Prof. Thomas Rentsch ist an der Philosophischen Fakultät der Technischen UniversitätDresden tätig. Er lebt selbst mit rheumatoider Arthritis.

Brunhilde Sattel ist Chefredakteurin von mobil – Zeitschrift der Deutschen Rheuma-Liga. Ihren Beruf als Gymnasiallehrerin konnte Sie wegen rheumatoider Arthritis nichtausüben. Sie lebt in Maxdorf ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.

Susanne Walia ist Dipl. Psychologin und Journalistin. Sie arbeitet als Referentin fürÖffentlichkeitsarbeit und Fortbildung in der Geschäftsstelle der Deutschen Rheuma-LigaBundesverband, Bonn. (Autorin des Kapitels 3.1)

Dagmar Wolf ist freie Journalistin und Buchautorin. Sie arbeitet als Redakteurin für dieZeitschrift »mobil« und lebt mit ihrer Familie in Tauberbischofsheim (Ko-Autorin desKapitels 3.3)

Die Bildauswahl besorgte Maren Andresen, Nachlaßverwalterin des Fotoarchivs vonDr. Uli Horn. Der langjährige Chefredakteur von „mobil“ verstarb 1997 an den Folgender rheumatoiden Arthritis, die sein ganzes Leben prägte, ihn aber nicht davon abhaltenkonnte Tausende von brillianten Fotos zu schießen und viele Reisen zu unternehmen.

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Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V.

Maximilianstr. 14, 53111 Bonn

Info-Telefon: 0228 – 7 66 70 80Fax 0228 –76606-20

eMail: [email protected]

SpendenkontoDeutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V.

Deutsche Apotheker- und Ärztebank KölnKonto-Nr. 3 354 709BLZ 370 606 15