von Lothar Gröschel - TU Berlin · 2017. 10. 26. · Lothar Gröschel von der Fakultät II –...
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Charakterisierung von Polyacrylsäure-Palladiumverbundsystemen und ihre Anwendung
im Membranreaktor
von
Lothar Gröschel
von der Fakultät II – Mathematik und Naturwissenschaften der Technischen Universität Berlin
Fachbereich Chemie
genehmigte Dissertation
zur Erlangung des akademischen Grades
-Dr. rer. nat.-
Promotionsausschuß:
Vorsitzender: Prof. Dr. M. Schoen
1. Gutachter: Prof. Dr. R. Schomäcker
2. Gutachter: Dr. A. Bismarck
Tag der wissenschaftlichen Aussprache: 29. Juni 2004
Berlin, im Juni 2004
D 83
Wer hohe Türme bauen will, muss lange beim Fundament
verweilen.
Anton Bruckner
Immer deutlich hervortretend
m f
♭ ♭
1. Horn in F
Meinen Eltern, Schwester, Großeltern
und meiner lieben Huaying
Abstract In dieser Arbeit zur technisch orientierten Chemie stehen Membranen aus Polyacrylsäure als
Trägermaterial für katalytisch aktive Palladiumpartikel im Mittelpunkt. Da die Katalyse in
Membranen ein vielversprechender Ansatz zur Steigerung der Selektivität bei
Folgereaktionen angesehen wird, wurden die Eigenschaften von katalysatorhaltigen
Membranen anhand der partiellen Gasphasenhydrierung von Propin zu Propen untersucht.
Die Idee besteht vor Allem darin, dass durch eine konvektive Durchströmung der
Membranen eine geringe Rückvermischung der Reaktanden erreicht werden soll. Zudem
kann durch eine genau eingestellte Verweilzeit und durch eine schnelle Abfuhr der
Reaktionswärme die Selektivität optimiert werden. Diese Aspekte sind in einem
Festbettreaktor weniger gut zu realisieren, weil das Gas nicht homogen durch die
Katalysatorschüttung strömt. Dies führt zu Stofftransporteinflüssen auf die Reaktion und zum
Verlust der durch die Mikrokinetik ermöglichten hohen Selektivität.
In der Arbeit stehen zwei Fragestellungen im Mittelpunkt, die heterogene Katalyse in den
Reaktivmembranen und die analytische Charakterisierung der Einsatzstoffe für die
Membranherstellung und der Membran selbst. Es werden verschiedene Methoden eingesetzt
mit denen die Polymer-Metalldispersionen in Bezug auf die Größe der Polymerpartikel, der
Verteilung der Metallpartikel auf der Polymeroberfläche und ihrer Anhaftung an der
Polymeroberfläche untersucht wurden. Auch wurden Einflüsse der Herstellbedingungen auf
die Größenverteilung der Metallpartikel nachgewiesen. Die Oberflächen- und
Schnittflächenmorphologie der Membran wurden mit elektronenmikroskopischen Methoden
charakterisiert. Die katalytischen Eigenschaften der Membranen wurden in einem dafür
konzipierten Membranreaktor untersucht. Dabei wurden vor Allem die Einflüsse der
Verweilzeit, der Reaktionstemperatur und die Konzentration der Reaktanden Wasserstoff und
Propin auf die Selektivität der Reaktion untersucht. Auch wurden Membranparameter wie die
Porosität und die Metallbeladung verändert und ihre Einflüsse auf den Reaktionsverlauf
ausgewertet. Tests auf Katalysatordeaktivierungen und Katalysatorverlust wurden
durchgeführt. Die katalytische Aktivität der Porenmembranen wurden mit verschiedenen
kommerziell erhältlichen Katalysatoren, die in einem Festbettreaktor verwendet wurden,
verglichen. Durch eine Modellierung des Reaktionsverlaufes in verschieden porösen
Membranen konnten die kinetischen Parameter der Reaktion bestimmt werden.
Danksagung Die vorliegende Arbeit wurde im Zeitraum Juni 2001 bis Mai 2004 am Institut für Chemie
der Technischen Universität Berlin angefertigt und von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Sonderforschungsbereiches 448 (Mesoskopisch
strukturierte Verbundsysteme) finanziell gefördert.
Mein herzliches Dankeschön möchte ich Herrn Prof. Dr. Schomäcker aussprechen, der das
Thema der Dissertation vorschlug und mich während der Arbeiten gut unterstützt hat.
Bei Herrn Dr. Bismarck bedanke ich mich herzlich für die Übernahme des zweiten
Gutachtens dieser Arbeit und für die Ermöglichung meines schönen Auslandaufenthaltes am
Imperial College in London.
Nicht minder danken möchte ich Herrn Dr. Liedtke (Transmissionselektronenmikroskopie)
und Herrn Gernert (Rasterelektronenmikroskopie) von der ZELMI. Die wissenschaftliche
Zusammenarbeit machte mit ihnen sehr viel Spaß.
Weiterhin gilt mein Dank für wissenschaftliche Untersuchungen von Probenmaterial Frau
Bögel (TU-Berlin, Lichtstreuung), Herrn Dr. Hagen (Ruhr-Universität Bochum, Wasserstoff-
adsorption), Herrn Dr. Cölfen (MPI Golm, Ultrazentrifuge), Frau Camin (TU-Berlin,
Photoelektronenspektroskopie) und Herrn Dr. Boettcher (FU-Berlin, Transmissions-
elektronenmikroskopie).
Auch bedanke ich mich sehr bei meinen Kollegen der Arbeitskreise Schomäcker und
Reichert, die für fachliche Diskussionen und Hilfen immer ansprechbar waren.
Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung und Aufgabenstellung 1
1.1 Allgemeiner Hintergrund 4
1.2 Selektive Reaktionsführung in einer Katalysatorschüttung 5
1.3 Membranen- und Membranreaktoren 9
1.3.1 Beispiele für bisher in Membranreaktoren durchgeführte Reaktionen 10
1.3.2 Katalyse in Porenmembranen 12
1.3.3 Reaktionsführung in der Porenmembran 12
1.3.4 Varianten der Reaktionsführung in Membranreaktoren 13
1.4 Herstellungsmethoden keramischer und polymerer Reaktivmembranen 14
1.5 Polymerdispersionen als Membranvorprodukte 15
1.6 Acrylsäure, Polyacrylsäure und ihr Ester 17
1.7 Vernetzung von Polymeren 19
1.8 Nanopartikel als Katalysatoren 21
1.8.1 Herstellung von Nanopartikeln 22
1.8.2 Stabilisierung von Nanopartikeln durch Blockcopolymere 24
1.8.3 Einsatz von Blockcopolymeren und Immobilisierung von Nanopartikeln 24
1.9 Selektive Hydrierung von Propin an katalytisch aktiven Oberflächen 29
1.9.1 Einsatz von Membranen oder membranähnlichen Katalysatorträgern 29
1.9.2 Einsatz von diversen Trägermaterialien für die katalytische Hydrierung von
Propin
29
1.9.3 Alternative Katalysatoren für Hydrierungen von Olefinen 30
2 Experimenteller Teil I: Herstellung der Membranen 33
2.1 Synthese der Polyacrylsäuredispersion 33
2.2 Synthese der Metallnanopartikel 34
2.2.1 Allgemeine Vorgehensweise 35
2.3 Variation des Blockcopolymers 35
2.3.1 Variation des Reduktionsmittels 36
2.3.2 Variation des Polymergehaltes der Dispersion 36
2.3.3 Variation der Metallsalzkonzentration 36
2.3.4 Variation des Metallsalzes 36
2.4 Synthese der Reaktivmembranen 37
2.4.1 Lösungsmittelaustausch und Gefriertrocknung 38
3 Experimenteller Teil II: Charakterisierung der Polymerdispersion 39
3.1 Lichtstreuung zur Partikelgrößenbestimmung 39
3.1.2 Analytische Ultrazentrifuge 41
3.1.3 Aufbau der analytischen Ultrazentrifuge 43
3.1.4 Transmissionselektronenmikroskopie 45
3.2 Charakterisierung der Membran 46
3.2.1 Elektronenstrahlmikrosonde 46
3.2.2 Rasterelektronenmikroskopie mit Elektronenrückstreumodus 47
3.2.3 Photoelektronenspektroskopie 48
4 Experimenteller Teil III: Die Versuchsanlage 49
4.1 Probennahme und Gaschromatograph 49
4.2 Der Membranreaktor 50
4.3 Der Festbettreaktor 52
5 Ergebnisse der analytischen Arbeiten 54
5.1 Einfluss der Konzentration des Blockcopolymers auf die Partikelgröße von
PAA
54
5.1.1 Einfluss der Temperatur auf die Partikelgröße von PAA 58
5.2 Charakterisierung von Polymer-Metall-Dispersionen mit Transmissions-
elektronenmikroskopie
60
5.2.1 Einfluss des Tensids auf die Metallpartikelgröße 67
5.3 Charakterisierung der Membran durch Rasterelektronenmikroskopie 71
5.4 Charakterisierung der Nanopartikel durch Photoelektronenspektroskopie 76
5.5 Abhängigkeit der Porenstruktur von Membranen mit höherem Tensidgehalt 77
5.6 Adsorptionsuntersuchungen und Auswaschexperimente an Polymer-
Palladium Membranen
79
5.7 Charakterisierung der Polyacrylsäure-Palladium-Dispersionen mit AUZ 82
6 Ergebnisse der katalytischen Untersuchungen der hergestellten Membranen 88
6.1 Variation der Metalle als Katalysatoren bei der Hydrierung von Propin 90
6.2 Einfluss der Porosität der Membranen auf die Katalyse 94
6.2.1 Berechnung der Porosität 94
6.2.2 Einfluss des Volumenstrom und der Metallmenge auf die Katalyse in
Polyacrylsäuremembranen
98
6.2.3 Einfluss der Gastemperatur auf die Aktivität der Polymermembranen 102
6.2.4 Einfluss des Tensids auf die Aktivität der Metallpartikel 104
6.2.5 Einfluss des Reduktionsmittels auf die Aktivität der Metallpartikel 106
6.2.6 Langzeitversuch 108
6.3 Vergleich der Aktivitäten von Membranen mit kommerziell
erhältlichen Katalysatoren
109
6.4 Einfluss des Partialdrucks auf die Aktivität von Polymermembranen 112
6.4.1 Vergleich der Katalysatorbelastungen von Membran- und Festbettreaktor 114
6.5 Katalyse in Membranen mit kleineren Polymerpartikeln 115
7 Modellierung der Katalyse in Membranen 117
7.1 Ermittlung der kinetischen Parameter der Hydrierung in Membranen 122
7.2 Validität der kinetischen Parameter in unterschiedlichen Membranen 125
8 Zusammenfassung und Ausblick 129
9 Abkürzungen und Symbole 133
9.1 Literatur 135
9.2 Abbildungsverzeichnis 141
9.3 Tabellenverzeichnis 145
Einleitung
1
1 Einleitung und Aufgabenstellung Der Reaktionstechnik ist die umfangreiche Aufgabe zugeschrieben, Katalysatoren und
Reaktoren zu entwickeln, die für spezifische und selektive Stoffumsetzungen die notwendige
Voraussetzung sind. Besonders für Gasphasenreaktionen hat sich im Labor- sowie im
Industriemaßstab der Festbettreaktor durchgesetzt. Die Reaktanden durchströmen die
Katalysatorschüttung des Festbettreaktors in der Regel in einer Richtung. Die chemische
Reaktion findet an den einzelnen Körnern der Schüttung statt. Da der Fluss der Reaktanden
durch die Katalysatorschüttung häufig nicht gleichmäßig verläuft und sich dadurch eine breite
Verweilzeitverteilung des Reaktionsgutes ergibt, sind vor allem komplexe Reaktionen, bei
denen die Selektivität eine entscheidende Rolle spielt, schwierig zu führen. Die sich während
der Strömung ergebende Rückvermischung von gebildetem Produkt mit Edukt mindert die
Selektivität in diesem Fall. Oftmals gibt es darüber hinaus noch Schwierigkeiten mit der
schlechten Abfuhr der Reaktionswärme aus dem Reaktor. Hinsichtlich dieser Probleme sollte
ein neues Konzept der Reaktionsführung für derartige Reaktionen überprüft werden, die
Reaktion in Membranreaktoren.
Im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen reaktive Porenmembranen, die als Alternativen zu
herkömmlichen Katalysatorschüttungen angesehen werden. So versprechen sie durch ihre
einheitliche Porenstruktur eine vorrangig konvektive Strömung der Reaktanden zu
ermöglichen, wodurch eine einheitliche Verweilzeit und eine höhere Selektivität zu erwarten
ist.
Aus Polyacrylsäure bestehende Membranen wurden anhand einer Modellreaktion, der
partiellen Hydrierung von Propin zu Propen in einem dafür konzipierten Membranreaktor auf
ihre katalytischen Eigenschaften untersucht. Die betrachtete Modellreaktion ist von großer
technischer Bedeutung. Bei der Herstellung von Propen fällt Propin ständig als
Begleitprodukt an. Da Propin eine Verunreinigung darstellt, muss es durch selektive
Hydrierung aus dem Stoffgemisch entfernt werden. Das so gewonnene reine Propen ist eine
der Chemikalien, das in der Polymerchemie nicht mehr wegzudenken ist und daher als sehr
hochwertig gilt.
Auf dem Gebiet der Reaktivmembranen wurden am Institut für Chemie der Technischen
Universität Berlin bereits zwei Dissertationen angefertigt, die die grundlegenden
Charakterisierungen des Membranmaterials und einige Untersuchungen bezüglich ihrer
Einleitung
2
katalytischen Aktivität beinhalten [1, 2]. Diese Arbeiten wurden im Rahmen des
Sonderforschungsbereiches 448, Teilprojekt A7 „Mesoskopisch - strukturierte Verbund-
systeme“ angefertigt.
Im Rahmen der Dissertation von Mähr standen Stofftransportuntersuchungen im Mittelpunkt
der Arbeit. Bekannt war bereits, dass die Membranen aus unterschiedlich konzentrierten
Dispersionen hergestellt werden konnten und dementsprechend eine definierte Porosität
besitzen. Nachdem Beyer geeignete Verfahren zur katalytischen Aktivierung der Membranen
mit Palladium entwickelte, zeigte er, dass unter anderem auch die Membranporosität einen
deutlichen Einfluss auf die katalytische Aktivität hat. Eine zentrale Frage dieser Arbeit ist
daher, in wie fern sich die zum damaligen Zeitpunkt bekannten katalytischen Eigenschaften
der reaktiven Membranen optimieren lassen. Darüber hinaus sollte ihre Aktivität und
Selektivität mit kommerziell erhältlichen Katalysatoren verglichen werden. Wichtig ist, zu
untersuchen, wie sich zum einen die Strömungsgeschwindigkeit, der Partialdruck der Gase
Wasserstoff und Propin und deren stöchiometrische Zusammensetzung und zum anderen die
eingesetzte Katalysatormenge sowie die Porosität auf den Umsatz und die Selektivität der
Reaktion auswirken. In Kapitel 6 dieser Arbeit werden die Ergebnisse der partiellen
Hydrierung von Propin zu Propen in Polymermembranen aus Polyacrylsäure vorgestellt.
Bekannt war zuvor auch, dass das eingesetzte Palladium als Nanopartikel in den Membranen
vorliegt, die mit dem Membranmaterial in irgend einer Weise in Kontakt stehen. Zu Beginn
dieser Arbeit war nicht bekannt, ob sich die Palladiumpartikel auf der Oberfläche oder in den
Polymerpartikeln befinden. Zudem lagen keine Informationen darüber vor, ob die
Polymerpartikel selbst porös sind.
Der zweite große Teil dieser Arbeit stellt daher näher die Charakterisierung der Membranen
in ihrer Morphologie und Zusammensetzung dar. Mit Hilfe der Transmissions-
elektronenmikroskopie sollten aussagekräftige und detaillierte Bereiche des Verbundes aus
Polymer- und Palladiumpartikeln abgebildet werden. Zudem sollten durch Sedimentations-
untersuchungen mit einer analytischen Ultrazentrifuge in Zusammenarbeit mit dem MPI
Golm geklärt werden, inwiefern eine interpartikuläre Wechselwirkung zwischen den
Polymerpartikeln und den Metallnanopartikeln besteht und inwieweit das Polymere mit
Palladium beladen ist. Darüber hinaus ist zu ermitteln, welcher Anteil der gesamten
Metallmenge, die am Polymerträger gebunden vorliegt, katalytisch zugänglich ist.
Einleitung
3
In den experimentellen Arbeiten wurde ebenfalls Wert auf Untersuchungen der
Polymerpartikelsynthese und der Metallpartikelsynthese gelegt. Es sollten im Hinblick auf die
Katalyse möglichst kleine Polymer- und Metallpartikel durch Konzentrationsvariationen des
verwendeten Tensids SE3010 und durch Verwendung unterschiedlicher Reduktionsmittel
hergestellt werden. Mit Hilfe einer Modellierung des Reaktionsverlaufes wurden die
Chemisorptions- und Geschwindigkeitskonstanten der Hydrierung in den Membranen
bestimmt und die Ergebnisse der katalytischen Untersuchungen diskutiert. Ein Vergleich
zwischen Membran- und Festbettreaktoren soll zum Abschluss der Arbeit das
Anwendungspotential der katalytisch aktiven Membranen aufzeigen.
Allgemeiner Hintergrund
4
1.1 Allgemeiner Hintergrund Der Begriff „Katalyse“ stammt von dem schwedischen Naturwissenschaftler J. J. Berzelius
(1779 - 1848), der 1835 die bis dahin bekannten Beobachtungen über katalytische Wirkungen
fester Stoffe zusammenfassend beschrieb. Bei der Katalyse handelt es sich um ein Phänomen,
bei der die Reaktionsgeschwindigkeit einer chemischen Reaktion durch die Gegenwart eines
Stoffes (Katalysators) beschleunigt wird. Der Katalysator senkt die Aktivierungsenergie und
übersteht die Reaktion scheinbar unverändert. Die folgende schematische Abbildung 1.1 zeigt
die zeitliche Energieänderung bei einer Reaktion mit und ohne Katalysator.
Abb. 1.1: Katalysatoren bewirken eine Beschleunigung von chemischen Reaktionen
Das Bild verdeutlicht, dass die Aktivierungsenergie E1 der Reaktion durch den Katalysator auf
den Wert E2 abgesenkt wird. Damit wird eine deutliche Beschleunigung der Reaktion erreicht.
Aus diesem Grunde sind katalytische Verfahren zur Herstellung von Chemikalien in der
Industrie nicht mehr wegzudenken. Heutzutage durchlaufen über 70 % aller Chemikalien
während ihrer Synthese ein oder mehrere katalytische Verfahren [3]. Aus diesem hohen
Anteil wird ersichtlich, wie bedeutungsvoll die Katalyse in der Chemie geworden ist.
Katalytische Verfahren lassen sich in homogen- und heterogenkatalysierte Prozesse
unterteilen. Bei Reaktionen, die homogen katalysiert durchgeführt werden, gehört der
Katalysator der gleichen Phase an wie die Reaktanden. Hierbei handelt es sich in den meisten
Fällen um Katalysatoren, die wie die Reaktionsteilnehmer in Lösung vorliegen. Bei heterogen
katalysierten Verfahren befindet sich der Katalysator nicht in der gleichen Phase wie die
ohne Katalysator
Energie
Reaktionskoordinate
Reaktanden
Produkte
mit Katalysator
E1
E2
∆RH
Allgemeiner Hintergrund
5
Reaktanden. In den meisten Fällen handelt es sich um einen unlöslichen Feststoff, der mit den
flüssigen oder gasförmigen Reaktanden im Kontakt steht. Oftmals haben katalytische
Verfahren die Aufgabe, eine möglichst selektive Reaktionsführung zu gewährleisten. Dies ist
dann der Fall, wenn es sich bei der Reaktion um eine Folgereaktion handelt, bei der nur das
Zwischenprodukt von Interesse ist, wie z. B. bei partiellen Hydrierungen und Oxidationen. So
muss beispielsweise das aus dem C3-Schnitt gewonnene Rohpropen in Olefinanlagen von
Verunreinigungen an Propin durch selektive Hydrierung befreit werden, bevor Polypropylen
aus hochreinem Propen hergestellt werden kann [4-6]. Heutzutage versucht man mit immer
weiter verbesserten Techniken diese chemischen Reaktionen so zu steuern, dass die
Folgereaktion weitgehend unterdrückt und das Intermediat mit hoher Ausbeute erhalten wird.
1.2 Selektive Reaktionsführung in einer Katalysatorschüttung In der heterogenen Katalyse werden partielle Hydrierungs- bzw. Oxidationsreaktionen
meistens in Festbettreaktoren mit Katalysatorschüttungen durchgeführt. Die technischen
Ausführungen des Reaktors werden wesentlich durch die Art der Temperaturführung im
Reaktor bestimmt. Im einfachsten Fall ist der Reaktor ein Rohr, dessen Länge groß gegenüber
dem Durchmesser ist. Die Katalysatorschüttung im Inneren des Reaktors besteht meist aus
porösen Katalysatorpellets, deren Geometrien auf die Kinetik der zu katalysierenden
Reaktionen abgestimmt sind.
Oftmals ist bei solchen Reaktionsführungen die Reaktion der eintretenden Gase auf der
Katalysatoroberfläche durch ihren Stofftransport limitiert, da er langsamer abläuft als die
Reaktion selbst. Ein Grund dafür können sehr hohe Reaktionsgeschwindigkeiten sein. Häufig
sind auch viele katalytisch aktive Zentren der Katalysatoren durch zu kleine Poren für die
Edukte schlecht zugänglich, so dass sich dieser Effekt auf den Umsatz der Reaktion auswirkt.
Die Reaktionsführung im Festbettreaktor ist in der Abbildung 1.2 schematisch dargestellt.
Wasserstoff und das zu hydrierende Substrat A durchströmen die Katalysatorschüttung in
axialer Richtung. Dabei setzt sich der Stofftransport des fluiden Mediums aus konvektiven
und diffusiven Beiträgen zusammen, wobei vor allem die Strömungsgeschwindigkeit der
Gase und die Größe der Katalysatorteilchen dieses Verhältnis bestimmen.
Allgemeiner Hintergrund
6
Abb. 1.2: Reaktionsführung in einem Festbettreaktor
Die obige Abbildung zeigt schematisch kugelförmige Schalenkatalysatoren in einem Festbett.
Die Größen und Geometrien des verwendeten Katalysators sind - wie bereits erwähnt -
spezifisch an die Reaktionen angepasst. Bei Hydrierungen oder Oxidationen kommen als
Katalysatoren oft poröse Katalysatorpellets oder Schalenkatalysatoren zum Einsatz.
Schalenkatalysatoren bestehen beispielsweise aus porösen Al2O3 oder SiO2-Pellets auf deren
Oberfläche dünne Schichten katalytisch aktiver Substanzen aufgetragen sind, an denen die
Reaktion stattfindet. Der Stofftransport in der Schale erfolgt durch molekulare Diffusion.
Derartige Katalysatoren besitzen eine sehr große innere Oberfläche und eine hohe Porosität.
Handelt es sich um eine Reaktion, die im Vergleich zum Stofftransport schnell verläuft, so
werden in der Regel Schalenkatalysatoren verwendet, damit das Produkt im inaktiven Inneren
des Katalysators keine Folgereaktion eingehen kann. Wenn der Stofftransport nicht
limitierend ist und die Reaktion im Vergleich zum Transport langsam verläuft, kommen
Katalysatoren zum Einsatz, die über eine große innere Oberfläche verfügen und im gesamten
Volumen mit Katalysator belegt sind. Da der Stofftransport durch Diffusion in der Schale und
im Katalysatorkorn langsam und nicht kontrollierbar ist, findet bei komplexen Reaktionen
teilweise auch die unerwünschte Folgereaktion zum Nebenprodukt statt, wenn das
gewünschte Zwischenprodukt das Katalysatorkorn nicht schnell genug verlassen kann. Durch
die sich daraus länger einstellende Verweilzeit des Zwischenproduktes wird dessen
B
H2 + A
H2 + A B CKatH2 + A B CKat Kat
Allgemeiner Hintergrund
7
Konzentration im Katalysatorkorn erhöht und die Geschwindigkeit der Folgereaktion steigt.
Die Selektivität der Gesamtreaktion sinkt dann entsprechend.
Eine erhöhte Konzentration an Zwischenprodukt im Katalysatorpellet ist messtechnisch
schwer erfassbar. Aufgrund dieser Tatsache sind zur Beschreibung von diffusionsüberlagerten
Reaktionen Methoden entwickelt worden, die auf Thiele zurückgehen [7]. Er entwickelte aus
der Reaktionskinetik und dem Stofftransport durch Diffusion ein mathematisches Modell,
welches den Reaktionsverlauf einer stofftransportbeeinflussten Reaktion in porösen
Katalysatorkörnern beschreibt. Es ist ein Modell mit dem ermittelt werden kann, ob generell
Stofftransportlimitierungen bei einer Reaktion vorliegen oder nicht. Als Maß für das
Zusammenwirken von Reaktion und Porendiffusion dient der Thiele-Modul Φ. Auf die
Herleitung des Thiele-Moduls soll hier verzichtet werden. Er ist wie folgt definiert:
eff
nEdukt
X
P
Dckn
SV 1
21 −⋅+⋅=Φ (1)
k = Reaktionsgeschwindigkeitskonstante [l/mol · s] Deff = effektiver Diffusionskoeffizient [m2/s] n = Reaktionsordnung [-] c = Eduktkonzentration [mol/l] Der Quotient VP/SX steht für die charakteristische Länge des Katalysators und ist abhängig
von der Geometrie des Katalysatorpellets. Er stellt das Verhältnis von Katalysatorvolumen zu
seiner äußeren Oberfläche dar. Für eine Katalysatorplatte ist dieser Quotient der Radius r, für
einen Zylinder r/2 und für eine Kugel r/3. Für grobe Abschätzungen für
Stofftransportlimitierungen gilt vereinfachter bei Annahme einer Reaktionsordnung von 1 und
Kugelgeometrie:
effDkr ⋅=Φ
3 (2)
Um den Thiele-Modul errechnen zu können, müssen die angegebenen Parameter bekannt
sein. Aus dem Zusammenhang kann ersehen werden: Ist die Geschwindigkeit der Reaktion
groß gegenüber der Diffusion des Reaktanden in der Pore, so ergibt sich ein großer Thiele-
Modul. Übliche Werte liegen zwischen 1 und 20. Je größer dabei der Thiele-Modul ist, desto
größer ist der Konzentrationsgradient im Katalysatorkorn. Man nennt dieses Phänomen
„Reaktionshemmung durch Porendiffusion“. Der Porennutzungsgrad, der das Verhältnis von
tatsächlicher Reaktionsgeschwindigkeit zur mikrokinetischen Reaktionsgeschwindigkeit
Allgemeiner Hintergrund
8
darstellt, ist dann klein, da die Reaktanden einen beträchtlichen Anteil des Katalysators nicht
erreichen, weil sie in den Poreneingängen bereits abreagieren. Der entgegengesetzte Fall stellt
sich ein, wenn die Reaktionsgeschwindigkeit klein gegenüber der Diffusion ist. Der Thiele-
Modul ist dann ebenfalls klein, typische Werte liegen unter 1. Die Reaktanden reagieren
folglich sehr langsam im Katalysatorkorn, so dass kein großer Konzentrationsunterschied
zwischen den Poren und der Umgebung festzustellen ist. Tritt dieser Fall auf, wird nahezu die
gesamte innere Oberfläche des Katalysatorkorns von den Reaktanden erreicht. Die aktiven
Zentren in den Poren werden nahezu vollständig genutzt und es liegt dann kaum
Reaktionshemmung durch Porendiffusion vor. In der folgenden Abbildung 1.3 sind die beiden
Fälle schematisch aufgeführt:
cE = Eduktkonzentration im Verlauf der Reaktion [mol/l] cP = Produktkonzentration im Verlauf der Reaktion [mol/l] cE0 = Eduktanfangskonzentration [mol/l] rP = Kugelradius [m] Abb. 1.3: Konzentrationsprofile (qualitativ) von Edukt und Produkt bei Thiele-Moduli kleiner und größer 1
Gasgrenzschichtporöser Katalysator
cEo cEocE
cE cP
cP
Φ > 1 Φ < 1
0 0 rP rP rP rP
Allgemeiner Hintergrund
9
Bei selektiven Stoffumsetzungen ist es erforderlich einen möglichst hohen Umsatz und
gleichzeitig eine hohe Selektivität zu realisieren. Der Thiele-Modul darf weder zu klein noch
zu groß gewählt werden, da sonst der Umsatz entweder zu gering ausfällt bzw. der Umsatz zu
hoch ist und die Folgereaktion begünstigt wird.
In der Regel wird ein hoher Gasdurchfluss durch das Festbett eingestellt. Das Gas strömt dann
mit einer turbulenten Strömung konvektiv um die Katalysatorkörner, so dass die axiale
Dispersion gering gehalten wird [8]. Dies führt einerseits zu einer Verkleinerung der
Verweilzeitverteilung des Gases und andererseits zu einer weitgehenden homogenen
Temperaturverteilung im Reaktor, so dass durch diese Parameter eine verbesserte Selektivität
zu erwarten ist. In sehr kleinen Reaktoren, in denen man exotherme Reaktionen nahezu
isotherm betreiben kann, lassen sich diese Voraussetzungen am besten realisieren. Neben dem
verspricht man sich auch von Membranreaktoren höhere Selektivitäten, da sie während der
Reaktion kontinuierlich das gewünschte Produkt aus dem Reaktionsgemisch abtrennen und so
einer Folgereaktion entziehen können.
1.3 Membranen und Membranreaktoren Unter Membranen versteht man generell permeable oder semipermeable oftmals dünne,
folienartige Verbundstoffe, die aus unterschiedlichen Materialien bestehen können. Man
kennt Membranen aus organischen, anorganischen, polymeren und metallischen Materialien.
Die Aufgabe jeder Membran ist es, einen kontrollierten Stoffaustausch zweier nicht im
Gleichgewicht befindlicher Fluide zu gewährleisten oder zur Trennung von Gemischen zu
dienen, die unterschiedliche Größenzusammensetzungen besitzen. Die Trenneigenschaften
einer Membran werden durch ihre Permeabilität und ihre Selektivität bestimmt. Unter der
Permeabilität versteht man den Volumenstrom pro Flächen- und Zeiteinheit, der von der
Membrandicke und des angelegten Drucks abhängt. Die Dimension der Permeabilität beträgt
[m3⋅m-2⋅Pa-1⋅s-1]. Die Selektivität der Membran ist ein Maß dafür, wie hoch ihr Trennfaktor ist
und stellt das Verhältnis der individuellen Permeabilitäten der zu trennenden Spezies dar. Die
permeable Schicht einer Membran wird in „porös“ und „dicht“ klassifiziert. Poröse und dichte
Membranen können aus Polymeren (Polysulfone, -acrylnitrile -propylene -amide, -silikone
usw.) und Keramiken (Al2O3, SiO2, TiO2, ZrO2, Zeolithe usw.) bestehen. Dichte Membranen
eignen sich für Separationen auf molekularer Ebene, z.B. für Trennungen von Gasgemischen.
Metallische Membranen bestehen meistens aus Pt, Pd und Ag oder aus Legierungen dieser
Metalle. Sie sind im Falle für Pd für H2 und im Falle von Ag für O2 besonders permeabel. Für
Allgemeiner Hintergrund
10
Trennungen von höhermolekularen Gemischen breiterer Größenverteilungen kommen poröse
Membranen zum Einsatz.
Seit geraumer Zeit werden Reaktionsführungen in Membranreaktoren für komplexe
Reaktionen untersucht. Es handelt sich um Reaktoren, in denen die Reaktion mit gekoppelter
Stofftrennung abläuft. Membranreaktoren können entweder den Katalysator zurückgewinnen,
Edukte selektiv zudosieren oder Haupt bzw. Nebenprodukte selektiv austragen [9 - 11]. Das
Konzept eines integrierten Membranreaktors vereinigt somit die beiden Prozessschritte von
Reaktion und Separation. Durch die Austragung einer Produktkomponente kommt es zu einer
Beeinflussung des Gleichgewichts der Reaktion zu Gunsten der Produkte und zu einer
höheren Reaktionsgeschwindigkeit.
Ein weiteres Reaktorkonzept vereinigt die Vorteile eines Membranreaktors bei der getrennten
Reaktandenzugabe mit denen eines Gegenstromreaktors. Bei dieser Reaktionsführung ist ein
verbesserter Wärmeaustausch zu erwarten. In der Abbildung 1.4 ist ein konventioneller
Membranreaktor schematisch dargestellt.
Abb. 1.4: Konventioneller Membranreaktor mit Produktausschleusung (schematisch)
1.3.1 Beispiele für bisher in Membranreaktoren durchgeführte Reaktionen Erste Pionierarbeiten wurden in diesem Reaktortyp von Gryzanov durchgeführt. Die
Arbeitsgruppe dehydrierte leichte Alkane (C2-C4) bei 500 °C und verwendeten als
Trägermaterial SiO2, auf dessen Oberfläche ein dünner Palladiumfilm fixiert war, der eine
100 %-ige Selektivität zugunsten des gebildeten Wasserstoffs zeigte [12, 13]. Die
Ethandehydrierung wurde von Champagnie in einer mit Pt behafteten Al2O3-Membran
durchgeführt. Der Porendurchmesser des verwendeten Al2O3 betrug 40 Å. Sie berichteten
über höhere Ausbeuten von Ethen, wenn Wasserstoff durch die Membran herausdiffundierte
A + B + D
C
Allgemeiner Hintergrund
11
[14, 15]. Zunehmendes Interesse für diese Anwendung gewinnen heutzutage
Zeolithmembranen. Auf einem Träger wie Silika und Aluminiumoxid kann eine für
Wasserstoff selektiv permeable Zeolithschicht aufgebracht werden, die katalytisch aktive
Komponenten enthält. Casanave berichtet über die erfolgreiche Dehydrierung von Isobutan in
Zeolithmembranen [16]. Zudem findet man in der Literatur Versuche zu Dehydrierungen von
aromatischen Kohlenwasserstoffen wie Ethylbenzol zu Styrol [17]. Weiterhin sind einige
Beispiele zu Dehydrierungen von aromatischen und aliphatischen Alkoholen zu Aldehyden
beschrieben, die in Pd-Cu-Membranreaktoren erfolgreich durchgeführt wurden [18 - 20].
Hierfür wurden Festbettreaktoren mit Palladiummembranen verwendet.
Hydrierungsreaktionen wurden ebenfalls bereits in Membranreaktoren durchgeführt. Die
Membran übernimmt in diesen Reaktionen die Aufgabe, den flüssigen Kohlenwasserstoff von
überschüssigem Wasserstoff zu trennen. Gryaznov studierte die Hydrierungen von Benzol zu
Cyclohexan in einem Reaktor mit einer Pd-Membran. Wasserstoff diffundierte selektiv durch
die Pd-Membran in den Innenraum des Reaktors und reagierte im aktivierten Zustand mit dem
flüssig vorliegenden Benzol [21].
Über eine kontrollierte Sauerstoffzufuhr erfolgten zudem Versuche zu selektiven
Oxidationsreaktionen in Membranreaktoren. Als Membranmaterial wurde eine Silberfolie
verwendet. Als eine der ersten Reaktionen diente die partielle Oxidation von Ethanol zu
Acetaldehyd [22]. Auch wurden bereits aufwändiger zu führende Reaktionen wie
beispielsweise die selektive Oxidation von Ammoniak zu Stickstoffoxid, die oxidative
Dehydrierung von Methanol zu Formaldehyd und die Andrussow-Reaktion (HCN-Synthese)
in Membranreaktoren durchgeführt [23-25].
Allgemeiner Hintergrund
12
1.3.2 Katalyse in Porenmemembranen Bei dem dieser Arbeit zugrunde liegenden Konzept stellt ebenfalls eine Membran den
Katalysatorträger dar, auf deren Porenwänden katalytisch aktive Substanzen aufgebracht
werden können. Die Membranen fallen jedoch nicht in das Gebiet der im vorigen Abschnitt
beschriebenen konventionellen Membranreaktoren, da der Porendurchmesser mit 200 nm bis
300 nm weitaus größer ist. Demzufolge ist der Begriff „Membran“ etwas irreführend, da
während der Reaktion im Porengefüge keine Stofftrennung erfolgt. Es hat sich jedoch im
Laufe der Zeit eingebürgert, auch bei diesen Verbundsystemen von Membranen zu sprechen,
die auf der Ebene der Mikrofiltration ihre Trennleistung besitzen. Wenn nun im Folgenden
von Reaktivmembranen und Membranreaktoren gesprochen wird, sind Membranen gemeint,
die auf der Ebene der Mikrofiltration trennen.
Als Verbundmaterial und Katalysatorträger dienen in dieser Arbeit miteinander vernetzte
Polyacrylsäurepartikel, deren funktionelle Gruppen zu einem gewissen Prozentsatz
miteinander vernetzt sind. Die Membranen besitzen somit eine definierte Porosität, die
abhängig vom Feststoffanteil der Polymerdispersionen ist, aus denen sie hergestellt werden.
Die katalytische Aktivität der Polymermembranen übernehmen Metallpartikel im
Größenbereich weniger Nanometer.
1.3.3 Reaktionsführung in der Porenmembran Während im katalytischen Festbett der Weg eines Gasteilchens durch die Schüttung als
vollkommen zufällig und chaotisch angesehen werden kann, verspricht man sich einen
definierten Weg des Teilchens, wenn es durch die Poren der Polyacrylsäuremembran strömt.
Der An- und Abtransport des Eduktes bzw. des Produktes sind dann kontrolliert einstellbar,
wenn der Druckverlust über der Membran nicht zu hoch ist und dadurch die Verweilzeit exakt
eingestellt werden kann. Die Reaktanden strömen in diesem Konzept mit einer festgelegten
Verweilzeit durch die Poren der Membran und adsorbieren auf den katalytisch aktiven
Plätzen, reagieren miteinander, desorbieren und verlassen die Membran dann wieder durch
die Poren. Bei diesen Membranen kann dann ein kontrolliertes, konvektives Strömungsprofil
der Reaktanden realisiert werden, das sehr wichtig für eine selektive Reaktionsführung ist.
Der diffusive Stofftransport und die Rückvermischung der Gase in den Poren werden so
minimiert. Auch kann die Bildung von örtlichen Temperaturspitzen, sog. Hot-Spots nahezu
ausgeschlossen werden, da die Wärmetönung der Reaktion schnell mit dem Gasstrom
abgeführt wird. Das Prinzip der Reaktionsführung in der Porenmembran beinhaltet also die
Allgemeiner Hintergrund
13
Abstimmung der Reaktionskinetik mit dem Stofftransport, so dass die Selektivität der
Reaktion im mikrokinetischen bestimmten Bereich liegt. Die folgende Abbildung 1.5 zeigt
schematisch das Prinzip der Reaktionsführung in einem sogenannten Membrankontaktor, der
katalytisch aktiv ist.
Abb. 1.5: Prinzip der Reaktionsführung in einer Porenmembran
Die Abbildung zeigt die katalytische Hydrierung von einem Stoff A zu einem Stoff B unter
Vermeidung der Folgereaktion zu C. Bei dieser Reaktionsführung durchströmen die
Reaktanden die Membran in axialer Richtung.
1.3.4 Varianten der Reaktionsführung in Membranreaktoren Generell sind auch andere Reaktionsführungen möglich, als die axiale Durchströmung der
Fluide durch eine Membran wie oben gezeigt. Die Reaktanden können beispielsweise von den
beiden entgegengesetzten Seiten in die Membran eingeleitet werden und die Produkte auf
einer Seite entnommen werden. Die Membran muss in beiden Fällen nicht permselektiv für
die Reaktanden sein. Ist sie permselektiv, so findet die Reaktion und die Separation am
gleichen Ort statt. Die Reaktion und die Separation des Reaktionsgemisches sind im Falle der
nicht auftrennenden Membran dann zwei aufeinanderfolgende Schritte. Die folgende
Abbildung 1.6 zeigt schematisch den Unterschied der möglichen Reaktionsführungen in
Membranen auf.
A + H2
B
B CKat
A + H2 KatA + H2 Kat
Allgemeiner Hintergrund
14
Abb. 1.6: Prinzip des aktiven Membrankontaktors
1) Zufuhr der Edukte A und B von der gleichen Richtung 2) Zufuhr der Edukte A und B aus verschiedenen Richtungen
Der oben abgebildete Membrantyp kann nicht nur für Gasphasenumsetzungen, sondern auch
für Reaktionen in Flüssigphase eingesetzt werden. Er eignet sich sowohl für Flüssig-Flüssig-
Reaktionen, reine Gasphasenreaktionen oder Gas-Flüssig-Reaktionen. Gerade im letzten Fall
treten oftmals starke Transportlimitierungen des Gases in der Flüssigkeit auf, da die
Löslichkeit des Gases in der Flüssigphase der limitierende Faktor ist. Um diesem Effekt
entgegenzuwirken, gibt es die Möglichkeit das Gas separat unter Umgehung der Flüssigphase
zum aktiven Zentrum in der Membran zu transportieren, wo es auf das Substrat trifft. Die
Membran fungiert dann als Trennschicht zwischen Flüssigkeits- und Gasphase. Grundsätzlich
hat die Membran den Vorteil, dass nach der Reaktion die Abtrennung des Katalysators aus
den Produkten entfällt, da er fest auf der Membran sitzt. In der Literatur findet man für diese
Fakten die Bestätigung [26-28].
1.4 Herstellungsmethoden keramischer und polymerer Reaktivmembranen
Die üblichen Herstellungsmethoden für keramische Reaktivmembranen sind Imprägnier-
techniken. Dabei wird die Membran mit einer Salzlösung getränkt, wobei das Salz die
Membranoberfläche belegt. In einer anschließenden thermischen Behandlung wird die
Membran kalziniert, und anschließend das Metallion im Wasserstoffstrom bei höheren
Temperaturen reduziert [29]. Ionenaustauschmethoden führen ebenfalls zu reaktiven
Membranen. Dabei werden nichtkatalytische Metallatome auf der Oberfläche durch
Lösungsmittelwechsel durch katalytisch aktive Metallatome ersetzt und anschließend
reduziert. Als letzte Methode sei das Sol-Gel-Verfahren genannt, mit dem metallbeladene
Oxide und Mischoxidmembranen erhalten werden können [29].
A + B
C
A
B
C
katalytische Membranen
Bsp.1) Bsp.2)
Allgemeiner Hintergrund
15
Reaktive Polymermembranen aus konventionellen Kunststoffen finden in neuerer Zeit immer
mehr Anwendungen für chemische oder physikalische Trennprozesse, ihre Applikationen sind
jedoch aufgrund ihrer nicht zu hohen Temperaturbelastbarkeit begrenzt. Daher ist die
Entwicklung von temperatur- und druckbeständigeren Kunststoffen Gegenstand der
Forschung [29]. Auf eingige Herstellungsmethoden von Membranen und ihren Anwendungen
in der heterogenen Katalyse wird im Rahmen der Literaturübersicht in Kapitel 1.9 dieser
Arbeit eingegangen. In den folgenden Abschnitten werden nun die Herstellungsmethoden und
Eigenschaften von Polymerdispersionen, wie sie in dieser Arbeit zur Membransynthese
verwendet wurden, erläutert.
1.5 Polymerdispersionen als Membranvorprodukte Das Trägermaterial für die in dieser Arbeit hergestellten Nanopartikel stellt Polyacrylsäure
dar. Dieses Polymer wurde durch radikalische Dispersionspolymerisation hergestellt.
Aufgrund der Bedeutung dieses Verfahrens wird es im Folgenden kurz vorgestellt. Ein
beachtlicher Anteil von Polymeren wird heute in Form von Dispersionen hergestellt oder
verarbeitet. Neben zahlreichen Spezialanwendungen werden die Polymerkolloide zur
Herstellung von Dispersionsfarben, Lacken, Beschichtungen, Klebstoffen und Folien benötigt
sowie zur Papier- und Textilveredelung eingesetzt.
Neben der Massenproduktion relativ einfacher Polymerdispersionen (PS, PVC) wird heute
eine zunehmende Palette von Spezialdispersionen in geringen Produktionsmengen verlangt.
Dadurch ist die Prozessführung der heterogenen Polymerisationsverfahren äußerst vielfältig
geworden. In der älteren Literatur werden häufig drei Polymerisationsverfahren
unterschieden, die allerdings nicht einheitlich gegeneinander abgegrenzt wurden. Eine
Unterteilung der radikalischen Emulsions-, Suspensions- und Dispersionspolymerisation kann
nach vier Kriterien erfolgen [30-32]:
!"Ausgangszustand der zu polymerisierenden Mischung
!"Kinetik der Polymerisation
!"Mechanismus der Teilchenbildung
!"Form und Größe der gebildeten Polymerteilchen
Allgemeiner Hintergrund
16
Die beiden klassischen Polymerisationsverfahren zur Herstellung kugelförmiger
Polymerpartikel stellen die Suspensions- und Emulsionspolymerisation dar. Bei der
Suspensionspolymerisation ist die Löslichkeit des Monomeren im Dispersionsmittel (meist
Wasser) gering und man erhält große Polymerpartikel in recht breiter Größenverteilung
(mittlerer Teilchendurchmesser ≥ 15 µm). Die Initiierung erfolgt radikalisch im
Monomertröpfchen. Bei der konventionellen Emulsionspolymerisation ist die Löslichkeit des
Monomeren im Dispersionsmittel (meist Wasser oder Alkohole) ebenfalls gering; die
Polymerteilchen lassen sich jedoch in enger Größenverteilung herstellen. Der mittlere
Teilchendurchmesser liegt bei ≥ 2 µm. Die Initiierung der Polymerisation erfolgt im
Dispersionsmittel. Zwischen diesen beiden Methoden klafft eine Lücke, die erst in neuerer
Zeit durch die systematische Bearbeitung der Dispersionspolymerisation geschlossen wurde.
Im Gegensatz zur klassischen Emulsions- oder Suspensionspolymerisation ist bei der
Dispersionspolymerisation das Monomere im Dispersionsmittel gut löslich und es können
Stabilisatoren in Form von amphiphilen Polymeren oder Polyelektrolyten eingesetzt werden.
Die Polymerisationsmischung ist zunächst eine homogene Lösung. Nach der Initiierung läuft
eine echte Lösungspolymerisation ab, in deren Verlauf sich die im Dispersionsmittel
unlöslichen Polymermoleküle bilden. Die Lösung bleibt daher in den ersten Minuten der
Reaktion transparent und trübt sich mit einsetzender Teilchenbildung. Bei ausreichender
Stabilisierung wachsen diese Vorläuferteilchen zu den eigentlichen Latexteilchen heran. Man
erhält eine Dispersion von kleiner Polydispersität und Teilchengrößen zwischen 100 nm und
15 µm. Die Dispersionspolymerisation wird wegen ihres Teilchenbildungsmechanismus auch
als modifizierte Fällungsreaktion bezeichnet. Das folgende Schema 1.7 zeigt den Verlauf der
Dispersionspolymerisation.
Allgemeiner Hintergrund
17
Abb. 1.7: Verlauf einer Dispersionspolymerisation
Bei der Dispersionspolymerisation kommt der kontinuierlichen Phase eine besondere
Bedeutung zu. Anders als bei der Emulsionspolymerisation müssen Stabilisator, Monomer
und Initiator während der gesamten Polymerisation in Lösung gehalten werden, während das
Polymere sich möglichst früh aus der kontinuierlichen Phase abscheiden sollte, damit man
feinteilige und einheitliche Präpartikel erhält. Diese müssen durch polymere Stabilisatoren gut
geschützt werden, um als diskrete Einheiten zu den eigentlichen Latexteilchen
heranzuwachsen.
1.6 Acrylsäure, Polyacrylsäure und ihre Ester Acrylsäure ist der Trivialname von Propensäure. Bei der Propensäure handelt es sich um eine
wasserklare, ätzende, brennbare und stechend riechende Flüssigkeit mit der Summenformel
C2H3COOH, die zu den einfach ungesättigten Carbonsäuren zählt. Der Schmelzpunkt beträgt
14 °C, die Dichte 1,05 g/cm3. Es sind unterschiedliche Herstellungsprozesse von Bedeutung.
Die hauptsächliche Herstellung erfolgt heute großtechnisch durch ein Zweistufenverfahren im
Rohrbündelreaktor. Propen dient als Ausgangssubstanz und wird bei 300 – 450 °C durch eine
kombinierte Oxidation zu Acrylsäure umgewandelt. Das Zwischenprodukt Acrolein wird in
diesem Verfahren nicht mehr isoliert. Der Propenumsatz liegt im Falle der Propenoxidation
bei diesen Bedingungen bei 96 % und die Acroleinselektivität beträgt 90 %. Das Acrolein
wird dann unter milderen Bedingungen (260 - 300 °C) selektiv zur Acrylsäure weiteroxidiert.
Keimbildung
homogene Lösung Kerne
Wachstum
PolymerteilchenMonomereStabilisatoren
Wachsende Polymere
Keimbildung
homogene Lösung Kerne
Wachstum
PolymerteilchenMonomereStabilisatoren
Wachsende Polymere
Allgemeiner Hintergrund
18
Für die Propenoxidation wurden ursprünglich Kontakte auf Kupferbasis als Katalysatoren
eingesetzt, heute jedoch nutzt man Katalysatoren aus Bismut- oder Phosphormolybdat. Für
die Acroleinoxidation verwendet man mit Vanadium oder mit Wolfram dotierte
Molybdänkontakte [33].
Abb. 1.8: Darstellung von Acrylsäure
Die Acrylsäure und ihre Ester wurden 1992 weltweit in einer Menge von ca. 2,9 Mio.Tonnen
hergestellt. Ein Teil der Acrylsäure wird in die entsprechenden Acrylate überführt. Die
wichtigsten Ester sind Ethyl-, n-Butyl- und 2-Ethyl-hexylester. Diese Verbindungen finden
ihre Verwendung als Lösungsmittel im Lack- und Klebstoffsektor. Polyacrylsäureethylester
diente lange als Zusatzstoff für splittersicheres Glas. Der meiste Teil der produzierten
Acrylsäure dient jedoch für die Herstellung von Homo- und Copolymeren.
Polyacrylsäure wird technisch größtenteils durch radikalische Lösungspolymerisation des
Monomeren in Wasser hergestellt. Dabei beträgt die Monomerkonzentration maximal 30 %,
da die Polymerisation eine stark exotherme Reaktion ist. Des Weiteren wird sie großtechnisch
auch durch Emulsions- und Fällungspolymerisation in Benzol hergestellt. Ebenfalls ist sie
durch Hydrolyse ihrer polymeren Acrylsäurederivate wie Ester, Amide und Nitrile
zugänglich. Polyacrylsäure ist wasserlöslich, insbesondere in Form ihrer Salze. Technische
Polyacrylsäuren haben Molmassen im Bereich von 2000 und 300000 g/mol. Es sind spröde,
feste Substanzen; sie besitzen Glasübergangstemperaturen zwischen 105 bis 130 °C und
zersetzen sich oberhalb von Temperaturen von 200 °C unter Hydrolyse, wobei sie in vernetzte
polymere Anhydride übergehen. Oberhalb 350 °C zersetzen sie sich zu CO2 und
Kohlenwasserstoffen [34].
CH3
CH
CH2+ O2
CH2
CH
O
H
CH2
CH
O
H + O2 CH2
CH
O
OH
Kat
Kat
Propen Acrolein
Acrylsäure
Allgemeiner Hintergrund
19
Die Polyacrylate können nach verschiedenen Verfahren hergestellt werden, jedoch hat sich im
technischen Maßstab die Emulsionspolymerisation durchgesetzt. Die Struktur der
Polyacrylsäure bzw. der Acrylate wird in der Abbildung 1.9 dargestellt.
Abb. 1.9: Struktur von Polyacrylsäure und Polyacrylsäureester
Die Verwendung von Polyacrylsäuren und ihrer Ester ist vielseitig. Da die Polyacrylsäure ein
starkes Quellungsverhalten in Wasser aufweist, dient sie als Verdickungs-, Flockungs- und
Bindemittel beispielsweise für Wasserlacke. Sie werden bei der Papierherstellung benötigt,
dienen als Klebstoffvorprodukte und Dichtungsmassen und bei der Textilbehandlung als
Oberflächenveredler z.B. in der Lederproduktion [34].
1.7 Vernetzung von Polymeren Bei der Dispersionspolymerisation und -Copolymerisation von Acrylsäure mit Acrylaten
entstehen Polymerpartikel, bei deren Trocknung das Ergebnis ein feinkörniges Polymerpulver
ist. Um zu einem Verbund der Polymerpartikel zu gelangen, müssen die Partikel miteinander
vernetzt werden. Der durch Vernetzung der einzelnen Polymerpartikel hergestellte Verbund
stellt dann das Katalysatorträgermaterial dar.
Unterzieht man das noch im Lösungsmittel vorliegende Polymere einer Vernetzungsreaktion,
so führt dieser Prozess zu einem Produkt, dass reduzierte Quell- und Auflösungseigenschaften
besitzt. Die Vernetzungsreaktion ist stark exotherm, verläuft interpartikulär und kann mit
bifunktionellen Epoxiden, Aminen oder Alkoholen durchgeführt werden. Auf diese Art und
Weise wird ein Polymerverbund erzeugt, der einheitlich definierte Strukturen besitzt. Das
Polymernetzwerk besitzt eine bestimmte Porosität, die von der Konzentration des
zugegebenen Vernetzers abhängt. Die Vernetzungsreaktion wird am Beispiel zweier
Polyacrylsäurepartikel mit dem Epoxid Hexandioldiglycidylether und 1,6-Diminohexan in
den folgenden Abbildungen gezeigt. Die Vernetzung mit Hexandioldiglycidylester ist im
H
H*
H
OO
*n
H
H
H*
H
O
*n
OR
R=Alkyl,Phenyl...
Polyacrylsäure Polyacrylsäureester
Allgemeiner Hintergrund
20
Vergleich zur Vernetzung mit 1,6-Diaminohexan kinetisch begünstigt, da es sich um eine
irreversible Reaktion handelt.
Abb. 1.10: Vernetzung zweier Polyacrylsäurepartikel durch Hexandioldiglycidylether
Abb. 1.11: Vernetzung zweier Polyacrylsäurepartikel durch 1,6-Diaminohexan
Beide Reaktionen konnten im Labor erfolgreich durchgeführt werden. Bei der Verwendung
von 1,6-Diaminohexan erhielt man jedoch ein weitaus weniger mechanisch belastbares
Polymeres, als bei Verwendung des Epoxids, was wahrscheinlich auf den verminderten
Vernetzungsgrad der Polymerpartikel zurückzuführen ist. Selbst bei dem Gebrauch von
längerkettigen Vernetzermolekülen wie 1,12-Diaminododecan und 1,12-Diaminododecanol
konnte kein Einfluss des Vernetzers auf die Beweglichkeit bzw. auf die Flexibilität des
gebildeten Verbundsystems nachgewiesen werden.
O
OHR +
Hexandiglycidylether
OO
OO2
O OO
OH
OH
O R
O
R
O
PAA
vernetztes Produkt
RO
OH2
NH2
NH2
R
O
NH
NH
O
R+
+
H2O
vernetztes Produkt
1,6-Diaminohexan
Allgemeiner Hintergrund
21
Es gibt äußerst interessante Eigenschaften und Verwendungszwecke von vernetzter
Polyacrylsäure. Eine sehr wichtige Anwendung findet sie in Form hochporöser Partikel. Die
Teilchen besitzen dann die Eigenschaft von Absorbern. Sie werden auch Superabsorber
bezeichnet und sind in der Lage, durch ihre Quellungseigenschaften bis zum 200-fachen ihres
Eigengewichts an Flüssigkeit zu binden, welches sich in den Poren ansammelt. Die Absorber
finden Verwendung in Inkontinenzprodukten und Babywindeln, als Kabelummantelungen
und als wasserspeicherndes Material für die Förderung der Vegetation in der Wüste.
1.8 Nanopartikel als Katalysatoren Per Definition versteht man unter Nanopartikeln oder auch nanokristallinen Teilchen
Aggregate, die nahezu die gleiche Anzahl an Atomen bzw. Molekülen an ihrer Oberfläche
wie in ihrem Inneren haben [35]. Es wird im Allgemeinen von Nanopartikeln gesprochen,
wenn der Durchmesser eines Teilchens in einem Bereich zwischen 1 und 20 nm liegt. Am
Anfang der Nanopartikelforschung stand die Erforschung der Skalierungsgrenze für die
Eigenschaften der Nanopartikel sowie die Herstellung einer Vielzahl von Nanopartikeln
verschiedener Größe und Zusammensetzung im Vordergrund [36, 37]. Jetzt liegt ein
Schwerpunkt der Nanopartikelforschung in der Verwendung von Nanopartikeln als Bausteine
für neue Materialien [38, 39]. Der Einsatz von Nanoteilchen eröffnet Aussichten auf eine neue
große Klasse von molekularen Strukturen mit interessanten und gut steuerbaren
Eigenschaften. Die Nanopartikel stellen eine breite Palette von Ausgangsmaterialien dar,
deren Eigenschaften und Wechselwirkung untereinander beeinflusst werden können. Die
elektronischen Eigenschaften von Nanopartikeln werden vom Material und von der Größe
bestimmt; ihre interpartikulären Wechselwirkungen sind von ihrem Abstand abhängig [40].
Ein Beispiel ist die Farbe von nano-CdSe, die sich von tiefrot nach blassgelb kontinuierlich
mit abnehmender Teilchengröße ändert, wobei die Ursache eine Blauverschiebung eines
elektronischen Übergangs ist, man spricht vom elektronischen Größenquantifizierungseffekt.
Nanopartikel zeigen demnach kein klassisch-physikalisches Verhalten mehr, sondern
gehorchen den Gesetzen der Quantenmechanik.
Nanopartikel spielen in der heutigen Zeit eine bedeutende Rolle in zahlreichen
Anwendungsgebieten, von der Mikroelektronik und Medizin bis hin zu Katalysatoren und
Kosmetika [35]. In der Medizin werden Nanopartikel beispielsweise zum kontrollierten
Transport von wirksamen Stoffen eingesetzt, da sie wegen ihrer Größe leicht die
Allgemeiner Hintergrund
22
Zellmembran durchdringen können. Dabei können Medikamente oder genetisch veränderte
Substanzen durch den Einbau in Nanopartikeln mit spezifischer
Oberflächenfunktionalisierung in ganz bestimmte Zellen eingebracht und freigesetzt werden.
Die selektive Aufnahme von magnetischen Nanopartikeln in Tumorzellen erlaubt es, durch
gezielte lokale Erwärmung die Tumorzellen absterben zu lassen, ohne dass das gesunde
Gewebe zu stark belastet wird [35].
Nanopartikel werden neuerdings als Elektronenemitter und als Spitzen für Rastertunnel- und
Atomic Force Elektronenmikroskope eingesetzt. In der Photovoltaik, bei Batterien,
Kondensatoren und Brennstoffzellen führen Nanopartikel zu höherer Effizienz, zu höheren
Ladungsdichten und damit zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit. Nanopartikel besitzen ein
hohes Sinterungsvermögen, so dass man daraus bei niedrigen Temperaturen verformbare
Keramiken herstellen kann. Solche Keramiken werden auch zu Membranen verarbeitet, die
bisher zur Reinigung von Deponieabwässern oder bei der Bierdialyse verwendet werden [35].
Auch werden Nanopartikel als Beschichtung auf Siliciumchips verwendet. Die Kugeln
können organische und anorganische Substanzen absorbieren, einschließlich kleiner
Eisenpartikel, die durch Magnete gesteuert und nach Bedarf freigesetzt werden. Im Vergleich
zu Partikeln im Mikro- oder Submikrobereich haben Nanopartikel wesentlich niedrigere
Schmelzpunkte, eine höheres Lichtabsorptionsvermögen und andere elektromagnetische
Eigenschaften. In der Masse bilden sie Pulver mit sehr hohen Oberflächen. Laut der National
Science Foundation (Washington D.C.) sind die USA führend in der Finanzierung der
Nanopartikelforschung mit etwa 116 Millionen US-Dollar pro Jahr, gefolgt von Europa und
Japan [41].
Das besondere Augenmerk gilt aber im Rahmen dieser Arbeit Nanopartikeln, die als
Katalysatoren für chemische Reaktionen eingesetzt werden. Im folgenden Abschnitt wird
erläutert, wie durch geeignete Stabilisatoren Metallnanopartikel erzeugt werden können, die
auf Trägeroberflächen immobilisiert die Geschwindigkeit und Selektivität von Reaktionen
steuern.
1.8.1 Herstellung von Nanopartikeln Es gibt mehrere Methoden zur Herstellung von Nanopartikeln. Am einfachsten lassen sich
nanokristalline Teilchen herstellen, indem die entsprechenden grobkristallinen Stoffe in
Kugelmühlen so lange gemahlt werden, bis die einzelnen Kristallite in den nanokristallinen
Allgemeiner Hintergrund
23
Größenbereich zerkleinert wurden. Für die Anwendungen sind jedoch häufig die
Energiekosten zu hoch und die erheblichen Verunreinigungen durch Abrieb, die starke
Verspannung der Teilchen und die außerordentlich breite Teilchengrößenverteilung sehr
nachteilig.
Ein wirtschaftliches Verfahren für die Herstellung von Nanopartikeln ist die Fällung in
inversen Mizellen oder kolloiden Tröpfchen von Wasser-in-Öl-Mikroemulsionen [42]. Zwei
wasserlösliche Verbindungen, die zu einem Produkt mit sehr niedriger Löslichkeit reagieren,
werden getrennt in gleichen Volumen einer Mikroemulsion gelöst. Die Reaktanden können
ein saures Salz und ein basisches Fällungsmittel sein. Die entstehenden Mikroemulsionen
werden dann vermischt, so dass die Fällungsreaktion in den wässrigen Mizellen stattfindet
und dabei die Größe und die Größenverteilung der Produktfällungen vermittelt werden. Die
Zusammensetzung der Mikroemulsionen kann variiert werden, um die gewünschten
Durchmesser der Nanopartikel zu erhalten. Die Fällungsprodukte können ein breites
Spektrum von Zusammensetzungen abdecken, die von kommerziellem Interesse sind - wie
etwa Carbonate, Halogenide, Sulfide, Chalkogenide und Boride sowie Oxide und andere
Präkursoren. Ein Beispiel sei die Präparation von antiferromagnetischem, nanokristallinem
Ammoniummangantrifluorid [43]:
Mn(OAc)2 + 3NH4F NH4MnF3 + 2NH4(OAc)
Auch über das Sol-Gel-Verfahren lassen sich Nanopartikel herstellen. Die Teilchengröße lässt
sich jedoch nur durch anschließendes Sintern beeinflussen, was jedoch gleichzeitig eine
Teilchengrößenverbreiterung zur Folge hat. Wird der Sol-Gel-Prozess aber in Wasser-
tröpfchen inverser Mizellen in Mikroemulsionen als Nanoreaktoren durchgeführt, so erhält
man für bestimmte Systeme monodisperse Nanopartikel [44, 45]. Ein Beispiel ist die
Präparation von nanokristallinem BaTiO3 und SrZrO3, die wichtige Elektrokeramiken mit
Perowskitstruktur darstellen:
Ba (OR)2 + Ti(OR)4 + 3H2O BaTiO3 + 6 ROH
„R“ ist ein organischer Rest.
Allgemeiner Hintergrund
24
Eine andere Präparationsmethode ist das PVD (Physical-Vapour-Deposition) - Verfahren. Bei
diesem Verfahren werden dünne Metallpartikelschichten durch Aufdampfen oder Aufstäuben
(Sputtern) im Vakuum hergestellt und bei geeigneter Substrattemperatur entstehen
unmittelbar nanokristalline Schichten. Eine chemische Abscheidung aus der Gasphase
erreicht man durch die Zersetzung geeigneter leichtflüchtiger metallorganischer
Verbindungen im MO-CVD (Metal-Organic-Chemical-Vapour-Deposition) - Verfahren [46].
Auch die mittlerweile schon als klassisch geltende Edelgaskondensation als
Präparationsmethode für nanokristalline Feststoffe, sollte hier nicht ungenannt bleiben. Bei
dieser Methode wird in einer Ultrahochvakuum (UHV)-Apparatur das entsprechende Metall
in einer Edelgasatmosphäre verdampft. In der Gasphase bilden sich zunächst kleine
Metalltröpfchen aus, die sich dann auf einer mit flüssigem Stickstoff gekühlten Oberfläche
niederschlagen, auf der sie als Nanopartikel kondensieren. Aufgrund der UHV-Bedingungen
sind diese Partikel hochrein. Weißmüller und Birringer synthetisierten auf diese Art 12 nm
große Palladium- und Kupfernanopartikel [44]. Erwähnenswert ist außerdem das Verfahren
der gepulsten Elektrodeposition. Die Elektrolyse mit gepulstem Strom (Pulsed
Elektrodeposition, PED) ist in der Galvanik eine bekannte Technik und erlebte ihre
Renaissance vor etwa 15 Jahren, als man mit ihr nanokristalline Metalle und Legierungen
erstmals herstellte. Bei diesem Verfahren werden sehr kleine Kristallite durch extrem kurze
Stromstöße von 2-3 ms auf der Elektrode abgeschieden. Es konnten nanokristalline Nickel-,
Palladium-, Kupfer- und Silberpartikel hergestellt werden, die durchschnittliche Durchmesser
von 10 nm aufwiesen [47-50].
1.8.2 Stabilisierung von Nanopartikeln durch Blockcopolymere Werden Nanopartikel in wässriger oder organischer Phase erzeugt, so ist eine längere
Lebensdauer als einzelne Partikel nur durch Stabilisierung möglich. Hierfür werden
Reagenzien benötigt, die mit der Oberfläche der Partikel wechselwirken können und dadurch
eine rasche Sedimentation im Lösungsmittel verhindern. Als Stabilisatoren von Nanopartikeln
können grenzflächenaktive Stoffe wie niedermolekulare Tenside, Polymere und
Blockcopolymere eingesetzt werden.
1.8.3 Einsatz von Blockcopolymeren und Immobilisierung von Nanopartikeln Unter Blockcopolymeren versteht man zusammengesetzte Polymere, deren molekulare
Struktur aus mindestens zwei Blöcken besteht, die jeweils aus identischen Monomeren
aufgebaut sind. Die beiden Polymerblöcke können hydrophile oder hydrophobe Eigenschaften
Allgemeiner Hintergrund
25
besitzen. Blockcopolymere, die beide Eigenschaften tragen, bezeichnet man als „amphiphil“
und haben ähnliche Eigenschaften wie klassische Tenside. Amphiphile Blockcopolymere
neigen wie andere amphiphile Verbindungen zur Ausbildung von Kolloiden in wässrigen und
organischen Lösungsmitteln, wobei die Blocklängen die hydrophilen und hydrophoben
Wechselwirkungen bestimmen und die Kolloidgröße definieren. Bei der Mizellbildung
kommt es auf das Lösungsmittel an, ob der hydrophobe oder hydrophile Teil des Copolymers
mit dem Lösungsmittel in Kontakt steht. Handelt es sich um ein unpolares Lösungsmittel, so
ragen die unpolaren Blöcke des Copolymers in das Lösungsmittel und das Mizelleninnere ist
polar. Ist das Lösungsmittel polar, so stellt sich der umgekehrte Fall ein.
Die Größe der Mizellen lässt sich zudem durch die Variation verschiedener Substituenten an
der Hauptkette der Blockcopolymere steuern. Die Größen der Mizellen liegen
erfahrungsgemäß zwischen 5 Nanometern und einigen 100 Nanometern [51].
Blockcopolymere werden meist durch lebende anionische oder kationische Polymerisation
hergestellt. Durch dieses Verfahren lassen sich die Kettenlängen der einzelnen Blöcke besser
vereinheitlichen als bei der radikalischen Polymerisation, bei denen spezielle
Kettenlängenregler notwendig sind. Die folgende Abbildung 1.12 zeigt 4 Beispiele für
amphiphile Blockcopolymere.
Abb. 1.12: Beispiele für Blockcopolymere
OOH
CH3
CH2
*m CH
CH2
* n
CH
CH2
* CH2
CH
*
N
n m
Styrol-Methacrylsäure-Blockcopolymer
CH2
m CH OO *m
Styrol-Ethylenoxid-Blockcopolymer
Styrol-Vinylpyridin-Blockcopolymer
CH2* CH
CH2
*CH
OOH
n
m
Acrylsäure-Butadien-Blockcopolymer
Allgemeiner Hintergrund
26
Diese Gruppe von Blockcopolymeren können für die Stabilisierung von Metallpartikeln in
Lösungmitteln eingesetzt werden. Die Herstellung der Metallnanopartikel erfolgt dabei durch
chemische Reduktion der Metallsalze. Oftmals werden hierbei organische Lösungsmittel
verwendet, da ihre Dichte im Bereich der Dichte der Blockcopolymere liegt. Die
Voraussetzung für die Reduktion ist, dass das entsprechende Metallsalz im organischen
Lösungsmittel löslich ist. Da das Metallion von Natur aus einen elektroposiven Charakter
besitzt, wird es sich an den Orten höherer Elektronegativität bevorzugt aufhalten. Handelt es
sich um ein unpolares organisches Lösungsmittel, so sammeln sich die Metallionen aufgrund
der bestehenden intermolekularen Wechselwirkungen im Inneren der Mizellen, dort, wo sich
der polare Block mit den elektronegativen funktionellen Gruppen befindet [52]. Bei der
Zugabe eines Reduktionsmittels kommt es zur Bildung von Metallatomen. Die Metallatome
beginnen nach ihrer Reduktion zu agglomeriern, da freie Metallatome unter diesen
Bedingungen thermodynamisch instabil sind. Es kommt zur Bildung eines Metallpartikels.
Durch den elektropositiven Charakter des wachsenden Metallpartikels besteht immer noch
eine starke Wechselwirkung zwischen den polaren Ketten der Blockcopolymermoleküle und
der wachsenden Metalloberfläche. Es kommt zu einer Belegung der Metalloberfläche durch
die Polymermoleküle. Da das Blockcopolymer nun die Oberfläche des wachsenden
Metallpartikels teilweise oder ganz durch Adsorption besetzt, wird das Partikelwachstum
dadurch begrenzt. Dies führt erst zu einem reduzierten Partikelwachstum und schließlich zum
Ende des Wachstumsprozesses. Die Nanopartikel liegen dann umhüllt von
Blockcopolymermolekülen im Lösungsmittel vor. Der genaue Mechanismus dieses
Partikelwachstumsprozesses und die Einflüsse denen er unterliegt - wie die Konzentrationen
von Blockcopolymer und Metallsalz - sind jedoch noch nicht vollständig geklärt [52]. Es
zeigte sich jedoch, dass die Konzentration der stabilisierenden Moleküle einen deutlichen
Einfluss auf die Größe der Metallpartikel haben, der jedoch nicht quantifiziert werden konnte
[52]. Der Nukleations- und Wachstumsprozess von Metallpartikeln in Lösung ist mit dem
Auftreten hoher Grenzflächenenergien verbunden und erfordert im Allgemeinen relativ große
Mengen an Stabilisatoren. Man erhält aber durch diesen Herstellungsprozess nahezu
monodisperse Partikel, wie sie in der Literatur beschrieben sind. Die Edelmetallnanopartikel
werden vorwiegend für katalytische Zwecke eingesetzt, da sie aufgrund ihres großen
Oberflächen-Volumenverhältnisses eine große katalytische Oberfläche für die zu
reagierenden Stoffe anbieten [53]. Die häufigste Darstellung der tensidstabilisierten Edelmetallnanopartikelbildung erfolgt in
Gegenwart von Trägerstoffen, auf denen sie sich abscheiden können und so immobilisiert
Allgemeiner Hintergrund
27
vorliegen. Dadurch wird eine Stabilisierung der Partikel gewährleistet und eine
Agglomeration verhindert. Bei den Trägerstoffen handelt es sich meist um Tone, Keramiken
oder Polymere [54-56]. Es ist aber durchaus auch möglich - wie beschrieben - Nanopartikel
ohne weitere Träger zu synthetisieren, die nur durch Blockcopolymere stabilisiert werden und
in dem entsprechenden Lösungmittel stabilisiert vorliegen. In der Literatur werden diese
„reaktiven Mizellen“ auch als Nanoreaktoren klassifiziert [57-60]. Über diese chemischen
Methoden der Nanopartikelsynthese sind einige Publikationen erschienen. Beispiele stellen
die Herstellung von CdSe-Nanopartikel in Gegenwart von PB-PEO [61-63], die Herstellung
von Co-, Ag- und Au-Nanopartikel in Gegenwart von PS-PMMA [64, 65] und die Dar-
stellung in blockcopolymerhaltigen Lösungen von Pd und TiO2-Nanopartikeln dar [66, 67].
Weiteres zu diesem Thema findet man in [68-71]. Auf eine kurze Übersicht über
Herstellungmöglichkeiten von Palladium-nanopartikeln auf chemischem Wege soll aufgrund
des eigenen Themas eingegangen werden.
Die Arbeitsgruppe Mastalir beschäftigte sich mit der stereoselektiven Hydrierung von 1-
Phenylpent-1-in an Palladiummontmorillonitkatalysatoren [72]. In dieser Studie wurde
Palladiumacetat in Chloroform gelöst und anschließend die organische Lösung in einer
wässrigen Lösung aus Tetradecyltrimethylammoniumbromid zugegeben, welches als
Stabilisator diente. Die TEM-Messungen ergaben, dass sphärische, monodisperse
Palladiumpartikel während des Reduktionsprozesses entstanden, die auf der
Montmorillonitoberfläche adsorbiert vorlagen. Die Metallpartikelgröße umfasste den Bereich
von 1-5 nm.
Von der gleichen Arbeitsgruppe wurden Palladiumpartikel auf Grafit hergestellt [73]. Dabei
mischten sie PdCl2 mit natürlichen Grafitflocken. Nach Chlorgaszufuhr erhitzten sie 7 Tage
unter Rührung. Anschließend wurde in einem Wasserstoffstrom für 24 Stunden reduziert. Sie
erhielten palladiumdotiertes Grafit mit 37 % Pd-Anteil.
Durch TEM- Aufnahmen konnten die Größen der Partikel bestimmt werden. Der
Durchschnittswert, der aus 200 Partikeln genommen wurde, betrug 30 nm. Das
Größenintervall lag zwischen 20 und 100 nm. Die Partikel waren nicht sphärisch, sondern
besaßen chaotische Geometrien.
Polystyrol-b-poly-4-vinylpyridin in Toluol wurde zur Stabilisierung von Palladium und
Palladium - Gold - Kolloiden von Bronstein benutzt [74]. Die bimetallischen Kolloide zeigten
Allgemeiner Hintergrund
28
in verschiedenen Zusammensetzungen die höchsten katalytischen Aktivitäten. Es wurde nicht
vernetzt. Als Modellreaktionen dienten die Hydrierung von Cyclohexan, 1,3-Cyclooctadien
und 1,3-Cyclohexadien. Es zeigte sich, dass auch das Reduktionsmittel einen Einfluss auf die
katalytische Aktivität zeigt. So wurde mit Superhydrid die höchste, mit Hydrazinlösung die
geringste Aktivität erhalten.
Wang und Pan arbeiteten auf der Basis von monodispersen Polystyrol-co-acrylnitrilen, die sie
aus der Copolymerisation von Styrol und Acrylnitril herstellten [75]. An den im Durchmesser
etwa 300 nm großen Latices konnten Palladiumpartikel adsorbiert werden. Eine saure Lösung
von PdCl2 wurde zur Dispersion gegeben und eine Stunde gerührt. Anschließend wurde auf
70 °C erhitzt und mit Zinn (II) - chlorid reduziert. Anschließend wurde die Lösung einer
Dialyse unterzogen um das Lösungsmittel abzutrennen. Mit TEM wurden die Partikelgrößen
bestimmt, die zwischen 12 und 20 nm lagen.
Papp und Dekany synthetisierten Palladiumnanopartikel aus Palladiumacetat und Ethanol in
THF worin sich der Stabilisator Tetradodecylammoniumbromid befand [76]. Dabei wurde das
Pd-Salz in THF gelöst, der Stabilisator zugegeben und vermischt. Nach der Reduktion durch
Ethanol erhielten sie Pd-Nanopartikel im Größenbereich von 5 - 20 nm. Der gebildete mittlere
Palladiumpartikeldurchmesser verringerte sich mit höherer eingesetzter Metallsalzmenge.
Teranishi und Miyake untersuchten Platin- und Palladiumpartikel, die sie aus ihren Chloriden
mit Methanol und Ethanol fällten [77]. Als Stabilisatoren wählten sie Poly(N-vinyl-2-
pyrrolidon). Es erwies sich, dass mit steigendem Tensidanteil der Durchmesser der
Metallpartikel abnimmt. Er konnte zwischen 1,2 und 3 nm variiert werden, je nach dem
Einsatz des Reduktionsmittels und deren Einsatzmenge. Sie arbeiteten im wässrigen Milieu.
Beck verwendete SiO2 als Trägermaterial für Pd-Nanopartikel [78]. Er stellte eine Mischung
aus kolloidalem SiO2 in Toluol und Palladiumacetat gelöst in Toluol her. Die Suspension
wurde mehrere Stunden gerührt und nach verschiedenen Zeiten wurde die mit Ethanol
initiierte Reduktion gestoppt. Das mit Pd dotierte SiO2 wurde durch Zentrifugieren gereinigt.
Die Proben wurden bei Raumtemperatur getrocknet und anschließend bei 700 K im
Muffelofen calciniert. Nach einem weiteren Reduktionschritt im Wasserstoffstrom wurde der
Palladiumgehalt durch Röntgenfluoreszenz bestimmt. Die Palladiumpartikel wurden
innerhalb einer an den SiO2-Partikeln adsorbierten Ethanolschicht gebildet.
Allgemeiner Hintergrund
29
1.9 Selektive Hydrierung von Propin an katalytisch aktiven Oberflächen
1.9.1 Einsatz von Membranen oder membranähnlichen Katalysatorträgern
Eine Arbeit, die den vorliegenden Beitrag zur Charakterisierung von Reaktivmembranen
streift, wurde von Yun Xu angefertigt [79]. Die in China arbeitenden Katalytiker führten die
selektive Hydrierung von Propin in einem mit Celluloseacetat - Hohlfaserreaktor von 50 cm
Länge durch. Für die Imprägnierung der Membranen wurde eine wässrige Lösung von
Pd(poly(N-vinyl-2-pyrrolidon)) sechs Stunden durch den Reaktor gepumpt und anschließend
wurde das an dem Polymer anhaftende Salz durch Hydrazin reduziert. Nach der Trocknung
erhielten sie eine poröse, schwammige Palladiumschicht auf den Polymerfasern. Die selektive
Hydrierung von Propin führten sie bei einer Temperatur von 40 °C und 1 bar durch. Im
Unterschied zu den eigenen Arbeiten erfolgte die Mischung zwischen Propin und Wasserstoff
erst im Reaktor, d.h. an den Hohlfasern. Die Hydriertemperatur lag mit 40 °C etwas höher,
der Gesamtdruck und die Verweilzeit ist mit unseren Reaktionsbedingungen zu vergleichen.
Angaben zu Umsätzen und Selektivitäten machte die Gruppe nicht.
Ziegler und Fritsch arbeiteten mit Poly(amid-imid)-Membranen und tränkten sie mit eine
Palladiumacetatlösung und reduzierten anschließend mit Natriumborhydrid. Weiterhin
untersuchten sie die Membranen auf ihre Aktivität anhand der Hydrierung von Propin [80].
1.9.2 Einsatz von diversen Trägermaterialien für die katalytische Hydrierung
von Propin Die Arbeitsgruppe Jackson und Casey (Cleveland) arbeiteten mit Palladium auf drei
verschiedenen Katalysatorträgern. Zum Einsatz kamen Trägermaterialien aus Siliciumdioxid,
Aluminiumoxid und Zirkoniumdioxid [81]. In den in Wasser suspendierten Oxiden wurde
zum einen Palladiumchlorid und zum anderen Palladiumnitrat gelöst und anschließend bei
80 °C getrocknet. Nach einem dreistündigen Sinterungsprozess bei 600 °C wurden katalytisch
aktive Träger mit 0,64 Gew-% Pd erhalten. Die Hydrierung von Propin wurde in einem
diskontinuierlichen Laborreaktor (157,6 cm3 ) mit unterschiedlichen Eduktzufuhren (C3H4/H2:
2/1; 1,5/1; 1/1; 0,7/1; 0,5/1und 0,3/1) und einem Temperaturintervall zwischen 273 K und
298 K durchgeführt.
Hydrierungen von Propin werden in der Literatur auch bei sehr viel höheren Temperaturen
diskutiert. So führten Jackson und Kelly die katalytische Hydrierung von Propin in einem
Temperaturintervall von 333 K – 673 K auf Platin dotiertem SiO2 durch [82]. Die
Allgemeiner Hintergrund
30
Katalysatorpräparation erfolgte aus einer H2PtCl6- Lösung, in der der hochporöse
Katalysatorträger (s = 200 m2/g) getränkt wurde. Nach der Trocknung und der Reduktion
wurde die Oberfläche des Katalysators durch CO-Adsorption bestimmt. Es wurde mit einem
mit unseren Arbeiten vergleichbarem Druck von 1 bar gearbeitet. Propin und Wasserstoff
wurden ebenfalls in unterschiedlichen stöchiometrischen Einsätzen in den Reaktor
eingespeist. Die Hydrierung erfolgte pulsweise und es wurden Umsätze zwischen 50 und
90 % und Selektivitäten von 80 – 100 % bestimmt.
Palladiumnanocluster sind in der Gegenwart von Diblockcopolymeren synthetisiert worden,
die sich für die selektive Hydrierung von 1,3-Butadien eigneten [83]. Nach der Arbeit von
Cohen wurde (MTD)113(Pd(CpN)PA)50 (MTD = Methyltetracyclododecen, CPN = endo-2-
(Cyclopentadienylmethyl)norborn-5-en), (PA = -1-phenylallyl) als katalytisch aktive
Komponente hergestellt und die Produktverteilung der isomeren Butene bestimmt.
In der folgenden Tabelle sind einige mit dieser Arbeit themenverwandte Ergebnisse von den
erwähnten Arbeitsgruppen zusammengefasst.
Tab. 1.1: Übersicht einiger Ergebnisse zur Hydrierung von Propin mit Palladium als Katalysator
Literatur Reaktor T (K) pPropin (atm)
τ (s) d(cm) mPd (mg)
Umsatz (%)
Selektivität (%)
[79] Hollow fiber reactor
313 0,2 - 3,0 0,8-1,7 15-85 91-98
[80] Polyamidimid- membran
300 0,05
- 2 2,2-8,6 100 81-99
[81] Puls-flow reactor
300-673 0,5 8 2,5 500 68 100
[82] Puls-flow reactor
333-673 0,25
12 2,5 10-1500
25-70 37-100
1.9.3 Alternative Katalysatoren für Hydrierungen von Olefinen Prinzipiell eignen sich überaus viele Metalle für die katalytische Hydrierung von Olefinen.
1967 haben bereits Mann und Naik aus ihren Messungen eine generelle Aktivitätsabfolge von
Übergangsmetallen aufgestellt [84]. Darin bestimmt die Reihenfolge Pt > Pd > Ni > Ir > Rh
>Co > Fe > Ru > Os die Aktivität, die sie durch die Reaktionsgeschwindigkeit bestimmten.
Sie verwendeten Bimssteingranulate als Katalysatorträger, die sie in den jeweiligen
Allgemeiner Hintergrund
31
Übergangsmetallsalzlösungen tränkten. Der Bimsstein wurde bei 105 °C getrocknet und 15
Stunden bei 500 °C kalziniert. Die Reduktion wurde durch getrockneten Wasserstoff
24 Stunden lang bei 400 °C durchgeführt. Gault führte die Hydrierung von Propin auf
Magnesiumfilmen bei 373 und 423 K durch [85].
Zippert und White hydrierten Propin auf einem SiO2-geträgerten Kupferkatalysator [86]. Sie
erreichten Selektivitäten zwischen 60 % - 90 %. Sie konnten zeigen, dass die Selektivität eine
Funktion der Größe der Katalysatoren ist. Wenig dispergiertes Kupfer zeigte nur eine
Selektivität von 20 %, hoch dispergiertes von 70 % - 90 %. Der Katalysator bestand aus
hochverteiltem SiO2 (Cab-O-Sil, 200 m2/g). In Acetonitril wurde das Cu-Salz gelöst und mit
dem Silikat getränkt. Später wurde es mit Wasserstoff reduziert. Ihr Reaktor wurde
diskontinuierlich betrieben und hatte ein Volumen von 0,21 cm3. Es wurde in einem
Temperaturintervall von 380 – 520 K gemessen. Die Selektivität des mit 32,5 mg Cu / g Silica
bestückten Katalysators wies keine Selektivitätsänderung mit der Temperatur auf.
Trimm verwendete ebenfalls für die Hydrierung von Propin einen Kupferkatalysator [87]. Er
imprägnierte Kupfernitrat auf einen SiO2 – Träger und reduzierte ihn mit Wasserstoff. Der
Katalysator enthielt nach der Aufarbeitung 5 Gew.-% Kupfer. Mitunter stellte er fest, dass die
Selektivität des Katalysators mit Zunahme der Temperatur steigt. Die Katalyse erfolgte unter
Atmosphärendruck. Durch mehrmalige Versuchsdurchläufe wurde jedoch eine vollständige
Katalysatordesaktivierung durch Grünöle festgestellt.
Mann und Khulbe führten die Hydrierung von Propin auf ungeträgerten Nickel und
Kupferproben und ihren Legierungen in einem Temperaturbereich von 20 - 220 °C durch
[88]. Das Nickel- und Kupferpulver wurde aus den entsprechenden Carbonatsalzen durch
Wasserstoffzufuhr bei 400 °C gewonnen. Ein Gemisch aus den beiden Carbonaten wurde
ebenfalls im Wasserstoffstrom erhitzt und die Legierungen reduziert. Es zeigte sich, dass bei
einem Nickellanteil von 65 % und 80 % in der Legierung die Reaktionsgeschwindigkeit am
größten war. Grünöle entstanden zwar bei Kupfer, jedoch nicht bei Nickel. Die Selektivität
der Hydrierung stieg von 86 % bei Verwendung von reinem Nickel bis auf 100 % bei
Gebrauch von reinem Kupfer an, wobei die Selektivitäten bei den Legierungen
Zwischenwerte einnahmen. Eine vollständige Selektivität ergab sich bei T = 173 K. Auch
wurde eine Selektivitätszunahme mit Temperaturerhöhung und der Absenkung des
Partialdruckes des Propins verzeichnet. In einer anderer Studie verwendeten Mann und
Allgemeiner Hintergrund
32
Khulbe ungeträgerte Palladium-, Platin-, Iridium- und Rhodiumkatalysatoren für die
Hydrierung von Propin. Sie reduzierten die Elemente aus ihren Ammoniumchlorokomplexen
[89]. Detaillierte Ergebnisse wurden jedoch nicht vorgestellt. Anpo und Shima führten die
Propinhydrierung mit Wasser auf kleinen Titandioxidpartikeln durch, die einen Durchmesser
zwischen 15 und 500 nm hatten und ausgehend von der Hydrolyse von TiCl4 hergestellt
wurden [90]. Auch hier erfolgten keine weiteren Angeben.
Experimenteller Teil I
33
2 Experimenteller Teil I Zu den hergestellten Polyacrylsäuredispersionen wurden stabilisierte Metallnanopartikel
gegeben, die speziell hergestellt wurden, um den Membranen den katalytischen Charakter zu
verleihen. Die Reaktivmembranen wurden dann durch eine Vernetzungsreaktion der
Polyacrylsäuredispersionen und nachfolgender Gefriertrocknung hergestellt. Alle
Synthesemethoden sowie die Variationen der Zusammensetzungen der benötigten Reagenzien
werden in diesem Kapitel aufgeführt.
2.1 Synthese der Polyacrylsäuredispersionen
Die in dieser Arbeit als Katalysatorträger verwendete Polyacrylsäure wurde durch
Dispersionspolymerisation hergestellt. Als kontinuierliche Phase diente 1,2,4-Trimethyl-
benzol (TMB), als Stabilisator Polystyrol-Polyethylenoxid-Copolymer und als Radikalstarter
2,2´-azobis(2,4)-dimethylvaleronitril.
Die Polymerisation der Acrylsäure wurde in einem temperierten 150 ml Batch-Reaktor aus
einem Glasdoppelmantel mit Propellerrührer durchgeführt. In der Tabelle 2.1 ist die
Zusammensetzung der Komponenten in der Reaktionsmischung zusammengefasst. Nach der
Polymerisation erhält man eine 10 Gew. %-ige Polyacrylsäuredispersion. Es handelt sich um
die gleiche Rezeptur, die bereits von Beyer verwendet und optimiert wurde [1].
Tab. 2.1: Zusammensetzung der Reaktionsmischung für die Dispersionspolymerisation von Acrylsäure
Komponente Massenanteil (g) Gewichtsprozent Acrylsäure 11,0 10,0
Blockcopolymer SE3010 1,6 1,45 Destilliertes Wasser 1,1 1,0
Initiator ADVN 0,15 0,14 1,2,4-Trimethylbenzol 96,15 87,41
96,15 g des Lösungsmittels 1,2,4-Trimethylbenzol werden in den Reaktor gegeben und 1,6 g
vom Blockcopolymer SE 3010 bei einer Rührerumdrehung von 200 U⋅min-1 zugeführt. Nach
dem Auflösen des Tensids gibt man 11 g Acrylsäure zu und spült den Reaktor eine Stunde mit
Stickstoff, um den gelösten Sauerstoff auszutreiben. Der Reaktor wird auf eine Temperatur
von 50 °C erwärmt und 1,1g Wasser zur Reaktionsmischung zudosiert. Nach kurzem
Verrühren gibt man den Initiator in 1,2,4-Trimethylbenzol gelöst zu. Die Rührerdrehzahl wird
Experimenteller Teil I
34
auf 350 U⋅min-1 erhöht und die Reaktion bei konstanter Manteltemperatur von 50 °C
durchgeführt. Der Reaktionsverlauf wird mit einem Schreiber aufgezeichnet. Da die Reaktion
exotherm ist, wird eine maximale Temperaturerhöhung von 18 °C beobachtet.
Es wurden Versuche durchgeführt, bei denen die Starttemperatur der Reaktion und die
Konzentration des Tensids variiert wurden.
Um verschieden konzentrierte Dispersionen zu erhalten, wurde die Dispersion mit 10 Gew.%
Acrylsäure in einer Ultrafiltrationszelle an einer Polyamidmembran (BM 200) aufkonzentriert
oder durch Zugabe von weiterem 1,2,4-Trimethylbenzol entsprechend verdünnt. In Abb. 2.1
ist der Rührkesselreaktor zur Herstellung von Polyacrysläuredispersionen schematisch
dargestellt.
Abb. 2.1: Rührkesselreaktor zur Herstellung von Polyacrysläuredispersionen 2.2 Synthese der Metallnanopartikel In den Arbeiten von Beyer wurden Palladiumnanopartikel sowohl in Gegenwart der
Polyacrylsäuredispersion als auch getrennt im reinen Lösungsmittel 1,2,4-Trimethylbenzol
synthetisiert. In dieser Arbeit wurde der Schwerpunkt auf die Synthese der Metallpartikel im
reinen Lösungsmittel gelegt, da sich die Eigenschaften der gebildeten Metallpartikel aus
N2-Zufuhr
Temperaturmessung
Einlass
Auslass
Thermostat
Schreiber
Experimenteller Teil I
35
dieser Reaktionsführung und der Variation des Stabilisators und dessen Konzentrationen
besser untersuchen lassen.
2.2.1 Allgemeine Vorgehensweise Es werden definierte Mengen an Blockcopolymer und dem entsprechenden Metallsalz
eingewogen. In einem 300 ml Reagenzglas wird 1,2,4-Trimethylbenzol vorgelegt und das
Blockcopolymer unter Rühren bei Raumtemperatur darin gelöst. Anschließend gibt man das
Metallsalz in das Reagenzglas und löst es vollständig auf. Das Reagenzglas wird mit einem
Zweiwegehahn verschlossen und abwechselnd evakuiert und mit Stickstoff gespült, so dass
der Sauerstoff aus der Reaktionslösung ausgetrieben wird. Aus Vorratsfläschchen wird dann
mit einer Spritze unter Stickstoffatmosphäre das entsprechende Reduktionsmittel abgezogen
und durch ein Septum in das Reagenzglas unter Rühren stöchiometrisch zugetropft.
In den vorherigen Arbeiten bestand die Reaktionsmischung in der Regel aus 4,25 mg
Palladiumacetat und 10 mg SE3010, welches in 5 ml 1,2,4-Trimethylbenzol gelöst und
anschließend reduziert wurde. In dieser Arbeit wird die Herstellung der Metallpartikel um
einige Parameter variiert.
2.3 Variation des Blockcopolymers Um Aussagen über die Einflüsse des verwendeten Blockcopolymers auf die Synthese der
Metallnanopartikel und damit auf die katalytischen Eigenschaften der Membranen machen zu
können, werden die Blocklängen und die Konzentrationen der Copolymere variiert. Bei nicht
konstanten Massenverhältnissen zwischen Palladium und Tensid kann keine gleiche Belegung
der Metalloberfläche mit Polyethylenoxid erzeugt werden. Dies sollte Auswirkungen auf die
katalytischen Eigenschaften der Membran haben. Aufgrund der Tatsache, dass in der Arbeit
von Beyer das Tensid SE 3010 die besten Ergebnisse erbrachte, ist auch in dieser Arbeit
vorwiegend dieses Tensid verwendet worden. Beim Einsatz des kurzkettigeren SE 1010 und
des langkettigeren SE 4010 werden die stöchiometrischen Unterschiede in den Einwaagen
berücksichtigt. Die folgende Tabelle gibt Auskunft über die Zusammensetzung der
Dispersionen, die ausschließlich mit NaBH4 reduziert werden.
Experimenteller Teil I
36
Tab. 2.2: Übersicht über die verwendeten Tenside und deren Konzentrationen in den jeweiligen Dispersionen
Blockcopolymer
m(BCP) in der Dispersion/mg
Gew.% der Polymerdispersion
m(Pd) in der Dispersion
SE1010 5 10 2,7 SE3010 0, 4, 7,4, 10,
13,2, 17, 20 4, 7, 10, 15
20, 30 2, 2,7, 5,5,
15 SE4010 12 10 2,7
2.3.1 Variation des Reduktionsmittels Als Reduktionsmittel wird NaBH4 gelöst in Dimethoxymethylether und LiAlH4 in
Tetrahydrofuran eingesetzt. Die Zugabe der Reduktionsmittels erfolgt immer stöchiometrisch
zur eingesetzten Menge des Metallsalzes.
2.3.2 Variation des Polymergehaltes der Dispersion Bei der Variation des Polymergehaltes der Dispersionen ging es vor allem darum, den
Einfluss der Porosität auf die katalytischen Eigenschaften der Membran zu untersuchen.
Ausgehend von der 10 %-igen Stammdispersion werden 4, 7, 10, 15, 20 und 30 Gew.%-ige
Polyacrylsäuredispersionen durch Verdünnung oder Aufkonzentrieren der Stammdispersion
hergestellt. Die Pd-Menge in den Dispersionen wird mit 2 mg konstant gehalten. Für die
Untersuchungen der Dispersionen (Lichtstreuung, Ultrazentrifuge, TEM, REM) wird
ausschließlich mit Dispersionen von 10 Gew. % Polyacrylsäure gearbeitet.
2.3.3 Variation der Metallsalzkonzentration Bei der Herstellung der Polymermembranen wurde die Konzentration an Palladiumacetat in
der Dispersion variiert. Es wurden Membranen mit 1,5, 2, 2,7, 4 und 5,5 mg Pd hergestellt
(s. auch Tab. 4.1).
2.3.4 Variation des Metallsalzes Es werden Salze verschiedener Metalle in 1,2,4-Trimethylbenzol gegeben und auf ihre
Löslichkeiten untersucht. Die Reduktion der Metallsalze erfolgt mit Natriumborhydrid. Die
folgende Tabelle gibt eine Zusammenfassung über die verschiedenen eingesetzten Metallsalze
und Parameter.
Experimenteller Teil I
37
Tab. 2.3: Eingesetzte Metallsalze Metallsalz m (Metall) / mg m (SE 3010) / mg Reduktionsmittel Rh(OEt)2 K(C2H4)PtCl3 (HCl4)Au⋅3H2O AgOEt CuCl2 Ni - acetylacetonat
2,7
13,5
NaBH4
Es konnten erfolgreich Pd, Rh, Au und Rh-Nanopartikel mit dem oben beschriebenen
Verfahren hergestellt werden.
2.4 Synthese der Reaktivmembranen Die hergestellten Polymer-Metall-Dispersionen werden durch einen Vernetzungsprozess in
ein Verbund überführt. Die Synthese erfolgt durch eine interpartikuläre Vernetzungsreaktion
der Polymerpartikel. Eingesetzt wird das bifunktionelle Epoxid Hexandioldiglycidylether als
Vernetzungsreagenz. Die interpartikuläre Vernetzung der Polyacrylsäurepartikel führt zu
einem formstabilen Gel. Die Polyacrylsäure-Palladiumdispersion wird bezüglich der in ihr
enthaltenen Stoffmenge an Acrylsäure mit 40 mol % des Vernetzers versetzt. Bei einer
eingesetzten Menge von 5 ml 10 Gew.% PAA-Dispersion was 4,5 g Dispersion mit 0,45 g
PAA entspricht, (MAcrylsäure = 72 g/mol) benötigt man 0,57 g Vernetzer, (MVernetzer =
230 g/mol). Das Molverhältnis von 40 Mol % Vernetzer zu Polymer wird bei allen
Präparationen eingehalten, auch bei Dispersionen mit anderen Polyacrylsäureanteilen, um
Membranen mit möglichst gleichem Vernetzungsgrad herzustellen. Nach der Vermischung
des Vernetzers mit der Dispersion wird das Gemisch in eine verschließbare Gießform aus
Aluminium gegeben und bei 80 °C im Ofen vernetzt. Die Reaktionszeit hängt von dem
Polymergehalt der Dispersionen ab; 4-,7- und 10 Gew.%-ige Dispersionen werden
48 Stunden, 20 Gew.%-ige Dispersionen 72 Stunden und 30 Gew.%-ige Dispersionen
96 Stunden lang der Vernetzungsreaktion unterzogen. Diese Werte beruhen auf Erfahrungen
und führen im Allgemeinen zu stabilen Membranen. Über die Unterlage (vgl. Abb. 2.2) wird
ein Cellulose-Filterpapier eingespannt, worauf man die Dispersion mit Vernetzer auftgießt.
Die Teflonringe dienen zum Schutz vor dem Auslaufen der Dispersion. Eine
Querschnittszeichnung der Gießform mit den beschriebenen Details ist in der folgenden Abb.
2.2 zu sehen.
Experimenteller Teil I
38
Abb. 2.2: Gefäß für die Membransynthese 2.4.1 Lösungsmittelaustausch und Gefriertrocknung Um das durch die Vernetzungsreaktion erhaltene Gel in eine trockene Membran zu
überführen, muss eine Gefriertrocknung angewendet werden. Diese Methode hat sich als
geeignet erwiesen, die Porenstruktur der Membranen bei Flüssigkeitsentzug beizubehalten.
Da das Lösungsmittel 1,2,4-Trimethylbenzol jedoch einen für die Gefriertrocknung zu
niedrigen Dampfdruck besitzt, muss es gegen Cyclohexan ausgetauscht werden. Hierfür
verwendet man ca. 200 ml Cyclohexan in der Art, das die Membran 5 mal mit je ca. 40 ml für
8-12 h in einer Petrischale auf einem Schüttler behandelt und so das TMB sukzessive
verdrängt wird. Nach dem Lösungsmittelaustausch legt man die Membran in den auf –10 °C
vorgekühlten Gefriertrockner (Gerät: Christ Alpha 1-4) und lässt eine Stunde einfrieren.
Anschließend wird durch das Evakuieren und weiterer Herabsetzung der Temperatur das
Cyclohexan entfernt
( Prozessparameter: 2,8 mbar; T = -20 °C, 12 h ). Nach der Beendigung der Trocknung setzte
man die Temperatur in der Kammer auf 30 °C. Nach der Belüftung kann die Membran
herausgenommen werden.
Filterpapier
Bodenplatte mit Teflonring
Befestigungsschrauben
Teflonring
Gewindestifte
Filterpapier
Bodenplatte mit Teflonring
Befestigungsschrauben
Teflonring
Gewindestifte
Experimenteller Teil II
39
3 Experimenteller Teil II: Charakterisierung der Polymerdispersion Um die Struktur, die Morphologie und die interpartikulären Wechselwirkungen der
synthetisierten Polymer- und Metallpartikel zu erforschen, werden Methoden wie
Lichtstreuung, Mikroskopie und Ultranzentrifugation genutzt. Auch die Membranen konnten
eingehend untersucht werden. Im Folgenden werden die wesentlichen Charakte-
risierungsmethoden aufgeführt und erklärt.
3.1 Lichtstreuung zur Partikelgrößenbestimmung Unter den verschiedenen Verfahren der Laserlichtstreuung hat sich vor allem die dynamische
oder quasielastische Lichtstreuung (DLS oder QELS) einen festen Platz bei der
Teilchengrößenbestimmung von Polymerdispersionen geschaffen. Diese Methode wird heute
im Wesentlichen für die Charakterisierung von Makromolekülen (Gyrationsradien um
100 nm) und Teilchen mit Durchmesser im Bereich von 1 µm verwendet [91].
Wenn elektromagnetische Strahlung auf ein Objekt trifft, werden Elektronen des Objekts
angeregt und damit zur Emission von Strahlung veranlasst. Bei der Messung wird die Probe in
hoher Verdünnung von einem Laserstrahl beleuchtet und das Streulicht unter einem
bestimmten Winkel von einem Photomultiplier aufgenommen. Die Intensität des Streulichts
am Detektor ergibt sich aus der Interferenz der Lichtwellen, die an den einzelnen Teilchen
gestreut werden. Aufgrund der Kohärenz des Laserstrahls stehen die Streuwellen in einer
festen Phasenbeziehung zueinander, die durch die Anordnung der streuenden Teilchen
festgelegt ist. Durch die Brownsche Molekularbewegung ändert sich die Phasenbeziehung
statistisch als Funktion der Zeit und liefert eine entsprechende Intensitätsfluktuation am
Detektor. Die mittlere Frequenz dieser Fluktuationen, die in der DLS durch Autokorrelation
des Intensitätssignals ermittelt wird, ist proportional zum Diffusionskoeffizienten der
Teilchen. Aus dem Diffusionskoeffizienten D kann mit Hilfe der Stokes-Einstein-Gleichung
der hydrodynamische Teilchendurchmesser d berechnet werden.
Experimenteller Teil II
40
dTkD⋅⋅
⋅=ηπ3
(3)
k = Boltzmannkonstante [J/K] T =Temperatur [K] d = hydrodynamische Durchmesser der Polymerpartikel [m] η = Viskosität der Dispersion [m2/s]
Für harte, wechselwirkungsfreie Kugeln und eine nicht zu große Polydispersität ist der
hydrodynamische Durchmesser mit dem Teilchendurchmesser gleichzusetzen. Andererseits
ist diese Gleichung nicht mehr zu benutzen, da die Streuintensität des Lichts an Teilchen
verschiedener Größe eine komplexe Funktion von d, λ, der Brechungsindices der Teilchen
und des Streuwinkels ist [92].
Die Größe der Polyacrylsäurepartikel wurde mit der Methode der dynamischen Lichtstreuung
ermittelt. Die folgende Abb. 3.1 veranschaulicht das Prinzip.
Abb. 3.1: Dynamische Lichtstreuung: apparativer Aufbau und zeitliche Intensitätsfluktuationen
Die benutzte Lichtstreuanlage (Malvern) besteht im Wesentlichen aus einer Lichtquelle, einer
Küvette, in der sich die zu untersuchende Polymerdispersion befindet und einem Detektor für
die Intensität des Streulichtes. Als Lichtquelle dient ein Argon-Ionen-Laser mit einer
Wellenlänge von 488 nm, der kohärentes linearpolarisiertes Licht produziert.
Monochromatische Lichtquelle
Polymerprobe
Detektor
ϑ
Einfallender Lichtstrahl
Monochromatische Lichtquelle
Polymerprobe
Detektor
ϑ
Einfallender Lichtstrahl
0
0,01
0,02
0,03
0,04
0,05
0,06
0,07
0,08
0,09
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9Zeit
Inte
nsitä
t
Experimenteller Teil II
41
Das Verfahren erlaubt eine Teilchengrößenbestimmung im Bereich zwischen 5 nm und 0,5
µm. Die Messzeit beträgt wenige Minuten. Die Proben müssen zur Vermeidung von
Vielfachstreuung des Laserlichts sowie von Teilchenwechselwirkungen, die einen Einfluss
auf die Diffusion nehmen, im hochverdünnten Zustand vermessen werden (Konzentration der
Dispersionen: 10-5 %). Es wird bei einer konstanten Temperatur von 25 °C gearbeitet.
3.1.2 Analytische Ultrazentrifuge (AUZ) Die Charakterisierung des Polymer-Palladiumverbundes mit der AUZ wurde in
Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in
Golm durchgeführt. Es wurde dafür ein Gerät der Firma Beckman Coulter, eine Optima XL-
A/XL1, verwendet. Die AUZ ist mit zwei optischen Systemen zur Detektion ausgestattet und
repräsentiert den höchsten, derzeit verfügbaren Stand der Technik.
Seit ca. 70 Jahren wird die analytische Ultrazentrifuge (AUZ) in der Biochemie und in den
Polymer- und Kolloidwissenschaften als experimentelle Untersuchungsmethode eingesetzt
und ist somit eine klassische Technik für die Makromolekülforschung. Das Verfahren
gestattet u.a. die Bestimmung von Molmassen, Molmassenverteilungen, Teilchengrößen und
Teilchengrößenverteilungen. Es können im Allgemeinen Partikel, Knäuel und Mizellen-
letztlich alle dispergierten oder gelösten Teilchen beliebiger Art in einem Größenbereich von
1 – 100 nm untersucht werden, die im Schwerefeld sedimentieren oder flotieren. Auch das
Lösemittel ist beliebig einsetzbar. In den experimentellen Arbeiten wird die Geschwindigkeit
u bestimmt, mit der sich die zu untersuchende Probe im Lösungsmittel unter dem Einfluss von
Zentrifugal- Auftriebs- und Reibungskraft bewegt. Die folgende Abbildung 3.2 zeigt
schematisch die auf ein sedimentierendes Teilchen wirkenden Kräfte.
Experimenteller Teil II
42
FA = Auftriebskraft [kg/m⋅s2] FR = Reibungskraft [kg/m⋅s2] FS = Sedimentationskraft [kg/m⋅s2] ω = Winkelgeschwindigkeit des Rotors [°/s]
ν = spezifisches Volumen des Polymers [m3/m2] m = Masse [kg] ρ = Dichte des Lösungsmittels [kg/m3] f = Reibungskoeffizient [-]
Abb. 3.2: Sedimentation eines Partikels im Kraftfeld
Die Geschwindigkeit u ist identisch mit der Wanderungsgeschwindigkeit des makroskopisch
messbaren Konzentrationssprungs. Statt u wird jedoch im Allgemeinen der sogenannte
Sedimentationskoeffizient s benutzt, der wie folgt definiert ist:
rus⋅
=ω
(4)
r = Abstand des Maximums des Konzentrationssprungs vom Rotorzentrum [m] ω = Winkelgeschwindigkeit des Rotors [°/s] Die Angabe vom Sedimentationskoeffizienten erfolgt in „Svedberg-Einheiten“ S
1 S = 10-13 Sekunden
Der Sedimentationskoeffizient s hängt außer von den Moleküleigenschaften noch von der
Dichte und von der Viskosität des Lösungsmittels und damit auch von dessen Temperatur ab.
Oftmals erfolgt eine formale Umrechnung auf Dichte und Viskosität des Lösungsmittels bei
20 °C ; der zugehörige s-Wert wird dann mit „ s20“ bezeichnet.
Der s-Wert, Reibungskoeffizient f, Diffusionskoeffizient D und Molmasse M des Polymers
sind durch die sogenannte Svedberggleichung miteinander verknüpft:
konstante Geschwindigkeit= u
Fs = ω2rm
FR= -fu
FA= -ω2rm
m
konstante Geschwindigkeit= u
Fs = ω2rm
FR= -fu
FA= -ω2rm
m
Experimenteller Teil II
43
fNMs
A ⋅⋅−= )1( ρν (5)
fTkD ⋅= (6)
NA = Avogadrokonstante [1/mol] ρ = Dichte des Lösungsmittels [kg/m3] k = Boltzmannkonstante [J/K] T = Temperatur [K]
3.1.3 Aufbau der analytischen Ultrazentrifuge Das Grundgerät ist eine präparative Ultrazentrifuge mit extrem vibrationsarmem Antrieb und
einer maximalen Drehzahl von 60.000 Umdrehungen pro Minute. Dies entspricht dem
250.000-fachen der Erdbeschleunigung. Der Rotor ist aus Titan gefertigt und besitzt vier
zylindrische Bohrungen parallel zur Rotorachse. Eine Bohrung nimmt die Vorrichtung zur
Abstandskalibrierung auf und die übrigen drei werden mit den Doppelsektorzellen bestückt.
Diese bestehen aus einem Mittelstück, das zwei sektorförmige Hohlräume zur Aufnahme der
Probe und des Lösungsmittels als Referenz enthält und durch Quarzfenster verschlossen
werden. Die Zelle mit der zu untersuchenden Probe wird mit monochromatischem Licht der
Wellenlänge von 190 - 800 nm aus einer Stroboskoplampe mit nachgeschaltetem
Gittermonochromator durchstrahlt. Dabei wird das Bild der Zelle nahe der Oberfläche eines
Fotomultiplieres abgebildet. Dort wird mit Hilfe eines Spalts das Bild streifenweise abgetastet
und die Intensität des durch Proben- und Referenzsektor gelangten Lichts einzeln gemessen.
Aus den Messwerten wird die radiale Absorptionsverteilung der Probe berechnet, die nach
dem Lambert – Beerschen Gesetz der Konzentrationen der Polymere oder Nanopartikel
proportional ist.
Experimenteller Teil II
44
Die folgende Abbildung 3.3 skizziert den optischen Aufbau der AUZ.
Abb. 3.3: Schematischer Aufbau einer Ultrazentrifuge
Reflektor
zusätzlicher Lichtdetektor
Photomultiplier
Schlitz (2nm)
Xenonlampe
Probe und Referenz(Zelle mit Rotor)
Radialer Scanner
Aufsicht:Probe und Referenz
Reflektor
zusätzlicher Lichtdetektor
Photomultiplier
Schlitz (2nm)
Xenonlampe
Probe und Referenz(Zelle mit Rotor)
Radialer Scanner
Aufsicht:Probe und Referenz
Experimenteller Teil II
45
3.1.4 Transmissionselektronenmikroskopie Ein übliches Verfahren zur Visualisierung kleinster Partikel ist die Transmissions-
elektronenmikroskopie (TEM). Bei der TEM werden die Proben von einem
hochenergetischen Elektronenstrahl durchleuchtet und müssen im Hochvakuum, d.h. im
lösungsmittelfreien Zustand vorliegen. Heute erreicht man Vergrößerungen von einer
Millionen bei maximalen Auflösungsvermögen von etwa 0,2 nm. Die metallhaltige
Dispersion wurde mit diesem Verfahren näher untersucht, um die Verteilung der
Metallpartikel auf den Polymerpartikeln beurteilen zu können.
Ausgegangen wurde von mehreren Polyacrylsäuredispersionen, die für die Untersuchungen
jedoch verdünnt werden müssen, da bei der Präparation der Proben eine möglichst homogene,
einlagige Polymerschicht erzeugt werden muss. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde
mit drei Transmissionselektronenmikroskopen gearbeitet, einem älteren Gerät (JEOL-JTSEM
200B, 150 kV Beschleunigungsspannung, Auflösungsvermögen: 1 nm) aus der
Zentraleinrichtung für Elektronenmikroskopie an der TU-Berlin und an zwei modernen
Mikroskopen (Philips Tecnai F20 mit 160 kV und Philips CM12 mit 100 kV
Beschleunigungsspannung, Auflösungsvermögen: 0,2 nm) an der FU-Berlin, um durch die
damit verbundenen Auflösungs- und Kontrastverbesserungen nähere Aussagen über das
Verbundsystem machen zu können.
Ein TEM besteht im Wesentlichen aus den folgenden Einheiten: Einer Hochvakuumapparatur,
damit die freie Weglänge der Elektronen genügend groß ist, einer Glühkathode
(Wolframhaarnadelkathode) zur Erzeugung des Elektronenstrahls, die gegenüber der
geerdeten Anode auf negativem Potential liegt, aus magnetischen Linsen, die nach einem
ähnlichen Prinzip wie optische Linsen wirken, da durch ihre Magnetfelder die Bahn der
Elektronen definiert werden und der Kondensorlinse, mit der die Elektronen auf das zu
untersuchende Objekt gelenkt werden.
Die Elektronen werden aus der Elektronenquelle durch eine hohe Spannung beschleunigt. Der
durch die erste magnetische Linse parallel ausgerichtete Elektronenstrahl trifft dann auf die
Probe und wird anschließend durch eine zweite magnetische Linse fokussiert. Die dritte
magnetische Linse übernimmt die Aufgabe des Okulars im optischen Mikroskop. Sie
projiziert den Elektronenstrahl auf einen fluoreszierenden Schirm, auf dem das Objekt
betrachtet werden kann. Die folgende Abb. 3.4 zeigt das TEM schematisch.
Experimenteller Teil II
46
Abb. 3.4: Schematischer Aufbau eines Transmissionselektronenmikroskops
Die Probenpräparation besteht darin, dass 5 ml 10 %-ige Polyacrylsäurelösung mit 2 mg
bereits zuvor reduziertem Metallsalz auf das 120-fache Volumen mit Toluol verdünnt und in
einem Ultraschallbad eine Minute behandelt werden, um Agglomerisationen der
Polyacrylsäurepartikel zu vermeiden. Einen Tropfen dieser verdünnten Lösung pipettiert man
anschließend auf ein mit Kohlenstoff beschichtetes Kupfernetz und lässt das Toluol vor der
Einschleusung in das Mikroskop unter einer Wärmelampe verdampfen.
3.2 Charakterisierung der Membranen
3.2.1 Elektronenstrahlmikrosonde Um einen qualitativen Elementnachweis des Metalls in der Membran zu erhalten, wurde eine
Elektronenstrahlmikrosonde von der Firma Cameca in der Zentraleinrichtung für
Elektronenmikroskopie der TU-Berlin eingesetzt. Die Mikrosonde ist im Prinzip ein
Röntgenspektrometer mit hoher Ortsauflösung.
Die Anregung der charakteristischen Röntgenstrahlung der Elemente erfolgt durch einen fein
fokussierten Elektronenstrahl (Energie = 20 keV), der mittels eines elektronischen Linsen-
systems auf einen Durchmesser von wenigen Mikrometern gebündelt werden kann. In dem
vom Elektronenstrahl getroffenen Punkt auf der Membran wird ein Teil des charakteristischen
Röntgenspektrums der in der Membran vorhandenen Elemente angeregt. Die Strahlung wird
wellenlängendispersiv in einem Kristallspektrometer analysiert. Nach der Bragg´schen
Gleichung wird je nach eingestelltem Winkel nur die Wellenlänge detektiert, die diese
Beziehung erfüllt.
Elektronenquelle
Objekt
Magnetische Linsen
Bild auf dem Schirm
Experimenteller Teil II
47
Θ⋅⋅=⋅ sin2 dn λ (7)
λ: Wellenlänge [m] d: Netzebenenabstand des Kristalls [m] θ: Einfallswinkel des Röntgenstrahls [ ˚ ] Abb. 3.5 veranschaulicht den schematischen Aufbau.
Abb. 3.5: Schematischer Aufbau einer Elektronenstrahlmikrosonde Die Steuerung der Mikrosonde sowie deren Datenauswertung erfolgte durch die kommerzielle
Software IDFIX.
3.2.2 Rasterelektronenmikroskopie mit Elektronenrückstreumodus Rasterelektronenmikroskopische Untersuchungen wurden von Membranoberflächen mit Hilfe
des Mikroskops S - 4000 der Firma Hitachi (Feldemissionsmikroskop der Zentraleinrichtung
für Elektronenmikroskopie der TU-Berlin, Auflösungsvermögen: 1 nm) durchgeführt. Der
Bauplan und das Prinzip eines Rasterelektronenmikroskops ist mit dem eines
Transmissionselektronenmikroskops sehr ähnlich und muss hier nicht gesonders abgebildet
und erklärt werden.
Von den hergestellten Membranen werden 1 cm2 große Teile entnommen und in einer
Besputterungsapparatur mit Gold oder Kohlenstoff besputtert. Nach der Auftragung von
wenig Leitsilber werden die Membranfragmente in das Mikroskop eingeschleust und bei einer
Beschleunigungsspannung von 20 kV untersucht.
beheizbare Kathode
Wehnelt-Zylinder
Anode
fokussierendeLinse
BlendeProbeoptisches Mikroskop
mit Objektivlinse
Rückstreu-elektronen-
detektor
Detektor
Kristallspektrometere--Strahl
beheizbare Kathode
Wehnelt-Zylinder
Anode
fokussierendeLinse
BlendeProbeoptisches Mikroskop
mit Objektivlinse
Rückstreu-elektronen-
detektor
Detektor
Kristallspektrometere--Strahl
Experimenteller Teil II
48
3.2.3 Photoelektronenspektroskopie Bei der Photoelektronenspektroskopie handelt es sich um eine oberflächenempfindliche
Methode zur Untersuchung von Elementen und der chemischen Bindungen. Es können
Einkristalle und Pulver mit dieser Methode untersucht werden.
Ein Röntgenstrahl bekannter Energie trifft hierbei auf die Festkörperoberfläche und tritt in
Wechselwirkung mit den Probenatomen. Ein Teil der Röntgenquanten verursacht eine
Ionisation der Probenatome und die dabei erzeugten Photoelektronen besitzen eine kinetische
Energie, die der Differenz zwischen Anregungs- und Bindungsenergie des Elektrons
entspricht. Die Bindungsenergien der Elektronen sind elementspezifisch. Daher können aus
dem Energiespektrum der Photoelektronen die vorhandenen chemischen Elemente
identifiziert werden. Befinden sich die angeregten Atome in einer chemischen Bindung,
kommt es zu leichten Modifikationen der Bindungsenergien und somit erhält man neben
Informationen über vorhandene Elemente auch Aussagen über die chemischen
Bindungsverhältnisse. Die Oberflächenselektivität resultiert aus der mittleren freien
Weglänge der Elektronen, die diese ohne Energieverlust zurücklegen können und beträgt im
spektroskopisch erfassbaren Bereich zwischen 0,5 und 2 nm. Die gestreuten Elektronen bilden
einen spektralen Untergrund, der bei der Auswertung der Spektren berücksichtigt wird.
Die Charakterisierung der Palladiumpartikel in den Membranen erfolgte teilweise durch die
Photoelektronenspektroskopie (XPS). Genutzt wurde eine Röntgenröhre (Typ: RQ 20) und
ein hemisphärischer Energieanalysator (Typ: EA 10) der Firma Leybold-Heraeus. Gemessen
wurde bei einer Spannung von 10 kV unter UHV-Bedingungen und die Anregung erfolgte
durch die Kα-Linie von Magnesium (1253,6 eV). Die Experimente wurden in Kooperation
mit dem Institut für Werkstoffwissenschaften an der TU-Berlin durchgeführt.
Experimenteller Teil III
49
4 Experimenteller Teil III: Beschreibung der Versuchsanlage Die katalytischen Eigenschaften der hergestellten Reaktivmembranen wurden in einem dafür
hergestellten Membranreaktor untersucht, der das Herzstück der Gesamtanlage ist. Ein
detailliertes Fließbild der Anlage ist in der nachstehenden Abb. 4.1 skizziert.
Abb. 4.1: Fließbild der Versuchsanlage Die Gase Wasserstoff, Stickstoff und Propin strömen nach Öffnung der Ventile durch die
jeweiligen Durchflussregler (Brooks 5850 TR), die mit einem digitalen Steuergerät verbunden
sind und mischen sich nach dem Passieren der Durchflussmesser. Es können 5 - 50 ml/min an
Durchflüssen mit den Reglern eingestellt werden. Wasserstoff wird aus einer 200 bar
Druckflasche, Propin aus einer 3 bar Lecturebottle und Stickstoff aus der Hausleitung
bezogen. Danach fließen die Gase in den Reaktor und durchströmen die Reaktivmembran in
axialer Richtung. Der Überdruck auf der Retentatseite der Membran wird durch eine
Druckmessung angezeigt.
4.1 Probennahme und Gaschromatograph
Nach dem Passieren der Membran wird ein Teil des Gasgemisches mittels einer
Zahnradpumpe (Ismatec BVP – Z) mit 7 ml/min in die Messschleife des rechnergesteuerten
Gaschromatographen (Chrompack 9003 mit Wärmeleitfähigkeitsdetektor) gepumpt, der mit
Helium als Trägergas betrieben wird. Der Gaschromatograph entnimmt in definierten
H2 He N2
Durchfluss-messer
Digitalanzeige C3H4
Durchfluss-messerDigitalanzeige
Druckmessung
Abgas
GC
Reaktorthermostatisiert
H2 He N2
Durchfluss-messer
Digitalanzeige C3H4
Durchfluss-messerDigitalanzeige
Druckmessung
AbgasAbgas
GC
Reaktorthermostatisiert
Reaktorthermostatisiert
Experimenteller Teil III
50
Zeitabständen die Proben und analysiert sie auf der GC - Säule (50 m x 0,32 mm PLOT Fused
Silica). Das überschüssige Produktgas wird aus der Anlage in die Entlüftungsleitung
abgeführt. Aus dem Frischgasstrom können ebenfalls Proben in den Gaschromatographen
gezogen werden, um die Qualität des Propins zu kontrollieren. Die GC-Analyse wird mit dem
folgenden Temperaturprogramm gefahren: Anfangszeit: 5 min bei 90 °C, Aufheizphase:
90 °C auf 180 °C mit 10 °C/min, Endzeit: 4,5 min bei 180 °C. Die WLD-Temperatur beträgt
90 °C. Ein Messzyklus und somit der minimale Abstand zwischen zwei Probenentnahmen
dauert ca. 22 Minuten.
4.2 Der Membranreaktor Der Querschnitt des Membranreaktors ist schematisch in Abbildung 4.2 dargestellt.
Abb. 4.2: Membranreaktor bei geöffnetem Reaktordeckel
Teflonring
Ringdichtung
Temperatur-messung
Sinterplatte
Polymermembran
Gasaustritt
Reaktordeckel
Befestigungsschrauben
Gaseintritt
Experimenteller Teil III
51
Abb. 4.3: Membranreaktor
Der Membranreaktor besteht aus einer runden Flachzelle. Die Gaszufuhr erfolgt durch eine
Öffnung in der Mitte des Reaktordeckels, der durch sechs Schrauben die Messzelle während
der Messungen verschließt. Eine Gummidichtung zwischen Messzelle und Deckel
gewährleistet dass kein Gas an den Seiten ausströmt. Die Reaktivmembran wird von einer
Edelstahlsinterplatte im Reaktor gehalten. Auf die Membran legt man einen Teflonring mit
65 mm Außen- und 55 mm Innendurchmesser, um eine bei den verschiedenen Messungen
konstante Fläche zu realisieren. Der Gasaustritt erfolgt in der Mitte des Reaktorbodens. Im
Ausgang wird die Temperatur des ausströmenden Gases mit einem Ni-Cr-Ni Thermoelement
gemessen. Die Temperierung des Reaktors erfolgt mit Hilfe einer außen umwickelten
Kühlschlange.
Eingesetzte Reaktivmembranen: Die Hydrierexperimente werden mit unterschiedlich porösen Membranen, mit
unterschiedlichen Gehalten an Metall und Stabilisatoren und Reduktionsmitteln durchgeführt.
Der folgenden Tabelle 4.1 ist eine Übersicht der eingesetzten Membranen zu entnehmen.
Experimenteller Teil III
52
Tab. 4.1: Übersicht auf die eingesetzten Reaktivmembranen
Membran-porosität
(%)
Metall Einwaage des Metalls (mg)
Einwaage an Stabilisator
(mg)
Stabilisator Reduktionsmittel und Tensid
33, 40, 44, 58, 64, 73
Pd 2 10 SE3010 NaBH4
58
Pd
1,5, 2, 2,7 4, 5,5
7,5, 10, 13,5, 20, 27,5
SE1010, SE3010,
SE4010
NaBH4
58
Pd
2
0; 4, 7,4, 9,6, 13,5, 17, 20
SE3010
NaBH4, LiAlH4
58
Rh, Au, Pt, Ni, Cu, Ag
2,7
13,5
SE3010
NaBH4
4.3 Der Festbettreaktor Der Versuchsaufbau, der bei den Messungen im Festbettreaktor verwendet wurde, ist mit
Abb. 4.1 identisch. Anstelle der Membranzelle wird ein Festbettreaktor angeschlossen. Der
Festbettreaktor ist schematisch in Abb. 4.4 skizziert.
Abb. 4.4: Der für die Hydrierungsversuche verwendete Festbettreaktor (schematisch)
Edukt
Produkt
1cm
10 cm
Kühlung
Kat.-Schüttung
Experimenteller Teil III
53
Der Reaktor besteht aus Glas mit einem Doppelmantel zur Temperierung. Der
Innendurchmesser beträgt 6 mm und die Schütthöhe im Reaktor wird so variiert, dass
annähernd gleiche Metallgehalte bezüglich der Versuche an den untersuchten Membranen
realisiert wurden.
Für die Vergleichsmessungen im Festbettreaktor wurden folgende Katalysatoren verwendet:
• Pd und Rh auf Aktivkohle: Die porösen Katalysatoren bestehen aus 5-7 mm großen
Partikeln, auf denen 0,15 Gew.% Pd bzw. Rh adsorbiert sind (Bez.: FBC 1/271). Die
Katalysatoren wurden vor den Messungen teilweise zerkleinert, um das zu
durchströmte Katalysatorvolumen an das Volumen der eingesetzten Reaktivmembran
anzugleichen.
• Pd auf SiO2: Bei diesem Katalysator, der von der Firma Degussa bezogen wurde (Typ
E 39 H), handelt es sich um poröses SiO2, auf dem 0,15 Gew.% Pd aufgebracht sind.
Die Pellets haben eine Größe von 4-5 mm. Der Katalysator wurde ebenfalls vor den
Messungen teilweise zerkleinert, um ein ähnliches Katalysatorvolumen -verglichen
mit den eingesetzten Reaktivmembranen - zu erhalten.
• Pd, Pt und Rh auf Al2O3: Bei den Schalenkatalysatoren, bei denen der Pd-haltige
speziell für die selektive Hydrierung von C-C-Dreifachbindungen zu
Doppelbindungen entwickelt wurde, sind 0,5 Gew.% Pd bzw. Rh in einer äußeren
1 mm dicken Schicht adsorbiert und haben einen Durchmesser von 3,2 mm
(Bez.: DU 09818PS für Pd bzw. JO 06725EO für Rh, Firma Aldrich). Bei den
Experimenten zur Hydrierung von Propin sind sie unzerkleinert eingesetzt worden.
Ergebnisse und Diskussion
5 Ergebnisse der analytischen Arbeiten In diesem Kapitel werden die Ergebnisse vorgestellt, die aus den Charakterisierungen der
Polymer-Metalldispersionen und der Membranen gewonnen wurden. Zunächst werden die
Resultate der Lichtstreuung dargestellt, bei denen es um die Untersuchung der Größe der
Polymerpartikel ging. Es folgen die Ergebnisse der Transmissions- und Rasterelektronen-
mikroskopie, die die Visualisierung der Substanzen und ihrer Morphologie beinhalten. Es
schließen sich Diskussionen der Untersuchungen an, bei denen die Wasserstoffadsorption zur
Ermittlung der katalytisch aktiven Metalloberfläche herangezogen wurde. Die Experimente
mit der analytischen Ultrazentrifuge, bei denen die Wechselwirkung zwischen dem
Polymeren und Metall überprüft wurde, erfolgt am Ende dieses Kapitels.
5.1 Einfluss der Konzentration des Blockcopolymers auf die Partikelgröße von
PAA In Abschnitt 1 wurde bereits gesagt, dass eines der Ziele der experimentellen Arbeiten das
Erreichen einer einheitlichen Größenverteilung der Polyacrylsäurepartikel darstellte. Für die
katalytischen Eigenschaften spielt die Porenstruktur der Membranen eine besonders wichtige
Rolle. Sie wird durch die Polydispersität der Polymerpartikel mitbestimmt und sollte daher
einheitlich sein, damit ein gleichmäßiger konvektiver Fluss durch die Membranen
gewährleistet wird. Es sollte darüber hinaus überprüft werden, inwieweit eine Synthese von
möglichst kleinen Polymerpartikeln gelingt.
Bei dem in Abschnitt 1.5 beschriebenen Verfahren der Dispersionspolymerisation von
Acrylsäure nehmen die Konzentration des Monomers, des Initiators, des Wassers und des
Blockcopolymers, sowie die Temperatur und die Rührerdrehzahl Einfluss auf die Größe und
Polydispersität der Polymerpartikel. In der Arbeit von Purnama [93] wurden bereits die
Einflüsse des Monomer- und Wassergehaltes, der Initiatiorkonzentration und der
Rührerdrehzahl auf die Polymerisation von Acrylsäure untersucht. Er fand heraus, dass im
Wesentlichen die Monomerkonzentration einen Einfluss auf die Partikelgröße hat und dass
der Wassergehalt, die Initiatorkonzentration sowie die Rührerdrehzahl eher unbedeutende
Einflüsse auf die Partikelgröße zeigen.
Die Polymerisationen wurden wie in Abschnitt 2.1 beschrieben durchgeführt. Da sich neben
den aufgezählten Einflussgrößen auch die Konzentration des Stabilisators auf die
Größenverteilung der Polymerpartikel auswirkt, wurde die Abhängigkeit der Partikelgröße
54
Ergebnisse und Diskussion
von der Konzentration des Blockcopolymers SE 3010 untersucht. Ausgegangen wurde von
der Arbeit von Purnama, bei der die Konzentration des Stabilisators 14 Gew. % bezogen auf
das Monomere in der Reaktionsmischung ausmachte.
Purnama zeigte, dass sich eine Größenverteilung der Polymerpartikel zwischen 60 bis 140 nm
ergibt, wenn eine Mischung aus 11 g Acrylsäure und 1,6g SE 3010 in 96 g Trimethylbenzol
bei einer Temperatur von 50 °C polymerisiert wird (s. Abb. 5.1). Diese Zusammensetzung der
Komponenten bildet auch die Grundlage in den Arbeiten von Beyer. Sie dienen daher
ebenfalls in dieser Arbeit als Grundlage für die Untersuchungen des Einflusses der
Stabilisatorkonzentration auf die Bildung der Polymerpartikel. Die folgende Abbildung
5.1 zeigt die Größenverteilung der Polymerpartikel, die sich aus der beschriebenen Rezeptur
ergibt.
0
2
4
6
8
10
12
14
16
20 40 60 80 100 120 140 160 180Partikelgröße (nm)
proz
entu
aler
Ant
eil d
er P
artik
elgr
ößen
Abb. 5.1: Größenverteilung der Polymerpartikel als Ergebnis der Polymerisation von 11g Acrylsäure und 1,6 g Tensid in 96 g TMB
Bei diesem Ergebnis handelt es sich bereits um eine relativ enge Größenverteilung der
Polymerpartikel. Um den Einfluss des Stabilisators auf die Polymerisationsreaktion zu
untersuchen, wurden weitere Dispersionen mit 0,4 g, 0,8 g, 2,5 g und 3,2 g an Stabilisator -
bei sonst unveränderter Rezeptur - hergestellt. Bei der geringsten Zugabe von 0,4 g SE 3010
kam es nicht zu einer Ausbildung einer Dispersion. Nach einer Reaktionsdauer von etwa
3 min fiel die gebildete Polyacrylsäure aus. Dieser Vorgang konnte zusammen mit einer
55
Ergebnisse und Diskussion
spontanen Viskositätszunahme der Mischung beobachtet werden. Auch der charakteristische
Temperaturverlauf wurde ab diesem Punkt nicht mehr beobachtet. Alle anderen
Reaktionsmischungen polymerisierten ebenso wie die Ausgangsdispersion, was durch den
Temperaturverlauf (max. Temperaturerhöhung: 18 °C) gut verfolgt werden konnte. Die
Partikelgrößenverteilung der aus diesen Versuchen gewonnen Dispersionen sind in der
folgenden Abbildung 5.2 dargestellt.
bb. 5.2: Vergleich der Größenverteilung der Polymerpartikel in Abhängigkeit von der
u sehen, haben alle Verteilungsfunktionen nahezu die gleiche Breite, d.h. die
0
2
4
6
8
10
12
14
16
20 40 60 80 100 120 140 160 180Partikelgröße (nm)
proz
entu
aler
Ant
eil d
er P
artik
elgr
ößen
0,8g SE3010 / 11g AS1,6g SE3010 / 11g AS2,5g SE3010 / 11g AS3.2g SE 3010 /11g AS
A Tensidmenge
Wie z
Polydispersität nimmt in allen Verteilungen nahezu identische Werte an. Die Polydispersität
gibt das Verhältnis zwischen den Abweichungen der Größen der gebildeten Polymerpartikel
zur durchschnittlichen Polymerpartikelgröße an. Berechnet man die durchschnittlichen
Größen der Partikel gewichtet nach ihrer statistischen Verteilung, so können sie abhängig
vom Stabilisatorgehalt wie folgt angegeben werden.
56
Ergebnisse und Diskussion
Tab. 5.1: Durchschnittliche Polyacrylsäurepartikelgrößen und Polydispersitäten in Abhängigkeit von der Tensidmenge
rsität dmittel PAA / nm
Tensidmenge /g Polydispe
0,8 0,031 92
1,6 0,032 86
2,5 0,030 77
3,2 0,033 63
Die Größe der Polyacrylsäurepartikel lässt sich demnach durch die Variation der Menge an
ei der Zugabe von 3,2 g SE 3010 in die Monomerlösung werden die kleinsten
a bei den hohen Tensidkonzentrationen die kritische Mizellkonzentration überschritten ist,
s erfolgten weitere Versuche zur Polymerisation von Acrylsäure in Gegenwart anderer
Tensid beeinflussen. Bei geringen Zugaben an Tensid wurden größere Polymerpartikel
gebildet als bei höheren. Wird der Anteil des Tensids in der Reaktionsmischung erhöht, so
führt dies jedoch nicht zu einer Verringerung der Polydispersität, sondern ausschließlich zu
einer Verschiebung zu kleineren Partikeldurchmessern.
B
Polymerpartikel gebildet. Der durchschnittliche Partikeldurchmesser fällt innerhalb dieser
Versuchsreihe von 92 nm auf 63 nm, wenn die Konzentration des Tensids auf das vierfache
der Ausgangsmenge erhöht wird.
D
bilden sich Mizellen. Bei einer Konzentrationszunahme des Tensids werden entsprechend
mehr Mizellen in der Lösung erzeugt. Nach der Initiierungsphase der Polymerisation wird die
Zahl der Polymerisationskeime in der Lösung daher ebenfalls größer sein. Bei konstanter
Anfangskonzentration des Monomers sollten aus diesem Grunde kleinere Polymerpartikel
entstehen.
E
Stabilisatoren, die sich in der Kettenlänge des Styrolblockes unterscheiden. Bei diesen
Experimenten wurde mit SE 4010 und SE 1010 gearbeitet. Als Resultat dieser
Untersuchungen kann festgehalten werden, dass bei Zugaben von 0,8 g und 1,6 g SE 4010 in
die Monomerlösung stabile Polymerpartikel hergestellt wurden, die etwa den gleichen
durchschnittlichen Durchmesser sowie gleiche Polydispersitäten aufweisen. Beim Einsatz von
57
Ergebnisse und Diskussion
SE 1010 stellt sich heraus, dass erst ab einer Menge von 2,5 g Tensid eine Dispersion erzeugt
wird. Bei geringeren Tensidgehalten fällt das Polymere aus der Reaktionsmischung aus. Da es
sich bei diesem Tensid um ein kurzkettiges handelt, werden offensichtlich mehr Moleküle
benötigt, um ein Polyacrylsäurepartikel in Lösung zu stabilisieren. Es werden in diesem Falle
keine kleineren Polymerpartikel hergestellt. Auch kann dadurch kein Einfluss auf die
Polydispersität der Polymerpartikel genommen werden.
5.1.1 Einfluss der Temperatur auf die Partikelgröße von PAA
bisherigen Arbeiten
re Teilchengrößenverteilung zu erwarten
Die Temperaturführung der Polymerisation von Acrylsäure wurde in den
isoperibol mit einer Ausgangstemperatur von 50 °C betrieben. Da generell eine geringe
Polydispersität bei Polymerisationen erwünscht ist, wurde untersucht, inwiefern die
Ausgangstemperatur die Polydispersität beeinflusst.
Im Falle höherer Ausgangstemperaturen ist eine enge
[106]. Aus diesem Grunde wurde die Temperatur der Polymerisation variiert und die
entstehenden Partikelgrößen untersucht. Für diese Untersuchungen wurden drei
Reaktionsmischungen mit der Rezeptur in Abschnitt 2.1 bei 50 °C, 70 °C und 90 °C
hergestellt und isoperibol polymerisiert. In diesen Fällen wurden 2,8 g SE3010 zugegeben.
Dem folgenden Diagramm 5.3 sind die Größenverteilungen der Polymerpartikel in
Abhängigkeit dieser Temperaturen zu entnehmen.
58
Ergebnisse und Diskussion
0
2
4
6
8
10
12
14
16
0 100 200 300 400Partikelgröße (nm)
proz
entu
aler
Ant
eil d
er P
artik
elgr
ößen
Abb. 5.3: Vergleich der Größenverteilungen der Polymerpartikel in Abhängigkeit von der Temperatur, о: T0 = 50 °C, ◊: T0 = 70 °C, ∆: T0 = 90 °C Die durchschnittlichen Partikeldurchmesser bzw. die Polydispersitäten sind in der folgenden
Tabelle aufgeführt.
Tab. 5.2: Durchschnittliche Polyacrylsäurepartikelgrößen und Polydispersitäten in Abhängigkeit von der Temperatur
T0 /°C Polydispersität dmittel PAA / nm
50 0,030 77
70 0,035 109
90 0,105 198
Wie aus dem Diagramm zu sehen ist, haben die Partikelverteilungen bei 50 °C und 70 °C
nahezu ein identisches Aussehen; bei 70 °C ist die Verteilung nur zu höheren Partikelgrößen
verschoben. Bei einer Reaktionstemperatur von 90 °C erhält man eine stark verbreiterte
Verteilung. Bei diesem Versuch ist anzunehmen, dass die während der Polymerisation
gebildeten Partikel zu größeren Partikeln agglomerieren. Die jeweilige Temperaturerhöhung
betrug während der Polymerisationen ca. 15 °C. Da Polyacrylsäure eine Glasübergangs-
temperatur von ca. 105 - 130 °C besitzt, wird bei einer Anfangstemperatur von 90 °C dieser
Bereich am unteren Ende erreicht. Die Partikel werden elastischer und verformbarer und
59
Ergebnisse und Diskussion
treten dann in immer stärkere interpartikuläre Wechselwirkungen, so dass es zu
Agglomerationen von Partikeln kommen kann. Hierzu wurden keine weiteren
Untersuchungen vorgenommen.
Festzuhalten ist, dass eine Änderung der Temperatur nicht zum gewünschten Ergebnis einer
kleineren Größenverteilung der Polymerpartikel führte, sondern dass bei der
Polymerisationstemperatur von 50 °C die kleinsten Polymerpartikel mit der geringsten
Größenverteilung hergestellt werden.
Der Versuch, die Polymerisation bei geringeren Temperaturen als 50 °C durchzuführen,
scheiterte. Temperaturen von 30 °C und 40 °C reichen demnach nicht für eine Initiierung der
Polymerisation aus.
5.2 Charakterisierung von Polymer-Metall-Dispersionen mit Transmissions-
elektronenmikroskopie Die Transmissionselektronenmikroskopie wurde für die Bestimmung der Größenverteilung
der Metallpartikel, ihrer Verteilung auf der Polymeroberfläche und für die Visualisierung der
Polymerdispersion verwendet. Mit Hilfe der Transmissionselektronenmikroskopie hat sich
bereits in den Arbeiten von Beyer gezeigt, dass die Größe von Palladiumpartikeln vom
verwendeten Reduktionsmittel und von der Reduktionszeit abhängen. Im Rahmen der
Untersuchungen wurden Polymerdispersionen nach der Rezeptur in Abschnitt 2.1 hergestellt.
Für die Versuche zur Herstellung der Metallpartikel wurde das Palladiumacetat jeweils in
blockcopolymerhaltigem 1,2,4-Trimethylbenzol aufgelöst und mit Natriumborhydrid
reduziert und anschließend mit der Polymerdispersion vermischt.
Da in Lösungsmitteln dispergierte Partikel durch Tenside stabilisiert werden müssen, wurde
das Augenmerk auf die Synthese der Palladiumnanopartikel in Gegenwart von verschiedenen
Tensidkonzentrationen gelegt. Die Fragestellung bestand darin, wie möglichst kleine
Palladiumpartikel synthetisiert werden können, um große spezifische Metalloberflächen zu
erzeugen. Den Stabilisierungseffekt der Tensidmoleküle auf die Nanopartikel kann man sich
in der Weise vorstellen, dass das Tensid mit der polaren Molekülkette auf der
Metalloberfläche adsorbiert und der unpolare Teil mit dem organischen Lösungsmittel in
Kontakt steht. Zur Veranschaulichung dieser Stabilisierung dient die folgende Abbildung 5.4.
60
Ergebnisse und Diskussion
O O O O O OO
SE3010
O O O O O OO
SE3010
OOO O
OO
OOOOOOOO
OO
OOOO
OOO
OO
OO
OOOOOO
O
OOOOOO
OO
OOO
O
OOOOO
O
OO
OOO
O
O OO O O O
OO
OOOO
OO O O OO O
OOOOOO
Abb. 5.4: Palladiumpartikel stabilisiert durch das Tensid SE 3010
Erst die Stabilisierung durch Adsorption des Tensids auf der Metalloberfläche ermöglicht die
Synthese von Partikeln mit sehr großen spezifischen Oberflächen. Legt man einen
Partikeldurchmesser von 5 nm zugrunde, so erhält man nahezu eine Oberfläche von 100 m2/g
Palladium.
Für eine Versuchsreihe wurden sieben Palladium-Dispersionen hergestellt. Im Einzelnen
wurden 8,5 mg Pd(OAc)2 in 5 ml 1,2,4-Trimethylbenzol aufgelöst und den
Metallsalzlösungen unterschiedliche Mengen an Tensid zugegeben. In der folgenden Tabelle
sind die Zusammensetzungen der untersuchten Dispersionen aufgeführt.
Tab. 5.3: Zusammensetzung der Dispersionen zur Bestimmung der Abhängigkeit der Pd- Partikelgrößen von der Tensidkonzentration
Dispersion (5ml TMB + 8,5 mg Pd(OAc)2 1 2 3 4 5 6 7
Gehalt an SE 3010 / mg
(Gew.% bezogen auf Ausgangsmenge in 1)
20
(100)
17
(85)
13,2
(66)
9,6
(48)
7,6
(38)
4
(20)
0
(0)
Nach dem Auflösen des Metallsalzes und des Stabilisators im Lösungsmittel werden die
Lösungen mit Natriumborhydrid reduziert. Anschießend wird zu jeder Probe das gleiche
Volumen an 20 Gew.%-iger Polyacrylsäuredispersion zugegeben, so dass eine 10 Gew.%-ige
61
Ergebnisse und Diskussion
Polyacrylsäuredispersion erzeugt wird. Für die Untersuchung der Dispersionen im
Transmissionselektronenmikroskop werden jeweils 100 µl der Polyacrylsäure-Palladium-
Dispersion mit Toluol auf das 120-fache ihres Ausgangsvolumens verdünnt, um eine
Monoschicht der Proben und somit Transparenz für den Elektronenstrahl zu gewährleisten.
Die folgende Abbildung zeigt eine Aufnahme der Dispersion 1 mit einer 44.000-fachen
Vergrößerung.
bb. 5.5: Übersicht auf Polyacrylsäurepartikel mit Palladium
us dieser Aufnahme kann man die Struktur der Polyacrylsäurepartikel gut erkennen. Die
500 nm
A
A
einzelnen Partikel liegen zusammenhängend in einem Verbund vor. Die Polymerpartikel sind
nahezu ideal hexagonal zueinander angeordnet. Es handelt sich dabei um kugelförmige
Partikel. Bei der Betrachtung von elektronenmikroskopischen Aufnahmen ist generell wichtig
62
Ergebnisse und Diskussion
anzusprechen, dass sie nicht die Verhältnisse unter Normalbedingungen widerspiegeln.
Aufgrund des Hochvakuums im TEM stellen sich während der Messungen andere
physikalische Bedingungen ein, so dass die Polyacrylsäuredispersion unter
Normalbedingungen ein anderes Aussehen hat. Realistischere Aufnahmen könnten mit dem
Cryo-TEM-Verfahren gemacht werden, bei der die zu untersuchende Probe unter Erhalt ihrer
Struktur eingefroren wird. Auf dieses Verfahren ist jedoch in dieser Arbeit verzichtet worden,
da keine Beeinflussung der physikalischen Eigenschaften im TEM auf die zu untersuchenden
Details zu erwarten ist. Durch die Abtrennung des Lösungsmittels von der Probe auf dem
Kupfernetz kommt es durch interpartikuläre Wechselwirkungen zur Agglomerisation der
Polymerpartikel. Man erkennt zwischen manchen Polyacrylsäurepartikeln hellere Flecken, die
Freiräume im gleichen Größenbereich wie die Polymerpartikel sind. Diese Freiräume
entstehen, wenn restliches, zuvor noch nicht verdampftes Toluol nach Einbringung der Probe
in das Mikroskop durch das Hochvakuum in die Gasphase übergeht.
Durch die hohe Verdünnung der Dispersion mit Toluol konnte eine Monoschicht der
Polyacrylsäure auf das Kupfernetz aufgebracht werden, so dass die einzelnen Polymerteilchen
gut erkennbar sind. Man sieht bei genauerer Betrachtung, dass eine Teilchengrößenverteilung
der Polymerpartikel existiert, die bereits von Lichtstreumessungen quantifiziert werden
konnte. Die hier durch TEM bestimmten Polymerpartikelgrößen stimmen mit denen aus der
Lichtstreuung gut überein. In der Aufnahme 5.5 sind jedoch nur schwer die sehr viel kleineren
Metallpartikel zu sehen, da diese Vergrößerung für ihre Visualisierung nicht ausreicht. Von
Dispersionen dieser Konzentration, die bereits von Beyer gründlich untersucht worden sind,
wurden noch einige detailliertere Aufnahmen angefertigt. Bei höheren Vergrößerungen
werden dann auch die Palladiumpartikel sichtbar. Da es sich um Metall handelt, das für den
Elektronenstrahl nicht transparent ist, erkennt man sie deutlich als schwarze Punkte. Das
folgende Bild zeigt eine Aufnahme der gleichen Dispersion, mit einer 100.000-fachen
Vergrößerung.
63
Ergebnisse und Diskussion
220 nm
Abb. 5.6: Übersicht auf Polyacrylsäurepartikel mit Palladium
Bei dieser stärker vergrößerten Aufnahme sind die Polyacrysäurepartikel - wie oben bereits
gesehen - wieder in der hexagonalen Struktur angeordnet. Jetzt erkennt man, dass andere
Strukturen das Bild bestimmen; die Palladiumpartikel sind jetzt deutlich sichtbar und liegen
homogen verteilt zwischen den Polymerpartikeln vor. Aus den Aufnahmen ist auch gut zu
erkennen, dass nicht alle Polymerpartikel mit Palladiumpartikeln beladen sind.
Zählt man in diesem Bild die Partikel, so werden ca. 260-270 Polyacrylsäurepartikel und etwa
500-520 Palladiumpartikel. Es kann also von einem Verhältnis von ca. 2 gesprochen werden,
wenn man die Anzahl der Palladiumpartikel mit denen der Polyacrylsäurepartikel vergleicht.
Von anderen TEM-Aufnahmen derselben Dispersion, die bei gleichen oder vergleichbaren
Vergrößerungen aufgenommen wurden, kann ein ähnlicher Faktor angegeben werden. Man
beobachtet auch Metallpartikelhaufen, die aufgrund von Agglomerationen entstanden sind.
64
Ergebnisse und Diskussion
Die folgende Abb. 5.7 von derselben Dispersion zeigt Beispiele für nicht ideal gleichmäßig
verteilte Metallpartikel.
bb. 5.7: Übersicht auf Polyacrylsäurepartikel mit Palladium
den Markierungen sieht man die Partikelagglomerationen. Ob sich ein realistisches und
250 nm
A
In
sinnvolles Bild dieser Dispersion im Hinblick auf ihre Partikelverteilung durch die
Untersuchung mit TEM ergibt kann durch die folgenden Überlegungen herausgefunden
werden. In 5 ml 10 %-iger PAA-Dispersion, die hier die Stammlösung ist, befinden sich
1,55 · 1016 Polyacrylsäurepartikel, wenn der Durchmesser der Polymerpartikel 85 nm (wie
durch Lichtstreuung bestimmt) beträgt. In diesem Volumen sind ebenfalls 2 mg Palladium,
welches aus 4,25 mg Palladiumacetat reduziert wurde, enthalten. Wenn der Durchmesser der
Palladiumpartikel mit 5 nm abgeschätzt wird, ergeben sich in diesem Volumen 2,54 · 1015
Palladiumpartikel. Bei Vergleich der beiden Werte würden jetzt 6,1 Polymerteilchen auf ein
Palladiumteilchen kommen. Da sich aber aus den Bildern ein Verhältnis von Polymer- zu
65
Ergebnisse und Diskussion
Metallpartikeln von 0,5 ergibt, ist das Ergebnis nicht übereinstimmend. Der
Palladiumpartikeldurchmesser kann aber leicht auf dieses Verhältnis von 0,5 angeglichen
werden. Dieses Verhältnis würde dann einen Durchmesser von 2,15 nm für die
Palladiumpartikel ergeben. Durch die Betrachtung der TEM-Bilder und aus dieser Rechnung
ergibt sich also ein durchschnittlicher Durchmesser der Palladiumteilchen von 2 nm in dieser
untersuchten Dispersion. Dieser Wert ist durchaus realistisch, so dass die
elektronenmikroskopischen Untersuchungen einen guten Einblick in das generelle Aussehen
von Polyacrylsäure-Palladiumdispersionen ergeben.
Bei noch stärkeren Vergrößerungen lassen sich die Palladiumpartikel noch besser betrachten
bb. 5.8: Agglomerierte Palladiumschuppen
ie aus dieser TEM-Aufnahme ersichtlich, ist die Partikelverteilung in dunkle und hellere
und die Größe besser angeben. Ein Partikelhaufen aus Abb. 5.7 ist im Bild 5.8 mit einer
Vergrößerung von 1:106 zu sehen.
20 nm
A
W
Bereiche eingeteilt. In den dunklen Bereichen liegen sehr viele Partikel über- und
nebeneinander. An den helleren Stellen sind Monolagen der Nanopartikel feststellbar. Die
66
Ergebnisse und Diskussion
Durchmesser der Partikel liegen zwischen 1 und 4 nm. Auch sind vereinzelt isolierte Partikel
zu sehen. Manche der auf diesem Foto sichtbaren Teilchen zeigen keine Kugelgeometrie wie
die auf den vorigen Bildern. Man kann eher von schuppenähnlichen Objekten sprechen. Die
Polymerpartikel sind in dieser Aufnahme nicht mehr erkennbar, da diese Vergrößerung den
Kontrast zum Kohlenstoffnetz nicht mehr zulässt.
Durch das Auszählen der Partikel und der Vergleich zu den berechneten Anzahlen der
2.1 Einfluss der Konzentration des Tensids auf die Metallpartikelgröße ikeln in
Partikel, sind die Ergebnisse der Untersuchungen durchaus glaubhaft.
5.In der im Folgenden beschriebenen Versuchsreihe wurde die Synthese von Nanopart
unterschiedlich konzentrierten Tensidlösungen durchgeführt. Es werden die Ergebnisse
dargestellt, die bei der Variation des Stabilisators bei den Synthesen der Nanometallpartikel
erhalten wurden (s. Tab. 5.3). Wird zu der Mischung aus 1,2,4-Trimthylbenzol und
Palladiumacetat mehr als 20 mg vom Tensid SE 3010 gegeben, so können keine
Veränderungen bezüglich der Metallpartikel in der Dispersion festgestellt werden. Reduziert
man die Menge an Tensid schrittweise, so lassen sich bemerkenswerte Änderungen auf die
Größen und die Größenverteilungen der Palladiumpartikel feststellen. Bei der Untersuchung
der Dispersion 2 sind aus unerklärlichen Gründen keine Resultate erzielt werden; die
Metallpartikel waren - auch nach mehrmaligen Versuchen - nicht unter dem Mikroskop
sichtbar. Bei der transmissionselektronischen Untersuchung der Dispersionen 3 und 4 zeigten
sich erste Auswirkungen des reduzierten Stabilisatorgehaltes, der 66 % bzw. 50 % der
Ausgangsmenge ausmachte. Im Folgenden werden zwei Aufnahmen dieser beiden
Dispersionen vorgestellt. Die Qualität der Aufnahmen ist verglichen mit den vorigen weniger
gut, da mit einem älteren Elektronenmikroskop gearbeitet wurde. Die markanten Unterschiede
im Vergleich zu den Abb. 5.6 und 5.7 fallen aber sofort auf.
67
Ergebnisse und Diskussion
200 nm
Abb. 5.9: Palladiumpartikel synthetisiert bei reduziertem Stabilisatorgehalt (66 % der Ausgangskonzentration)
Diese Aufnahme zeigt die Polymerpartikel in schwachem Kontrast zum Hintergrund in
verschiedenen Graustufen, deren Tiefe proportional zu ihrer Dicke ist. Die weißen Flächen
sind wiederum Freiräume. In starkem Kontrast erkennt man die Metallpartikel, bei denen man
nun eine im Vergleich zu den vorigen Abbildungen große Polydispersität feststellen kann. Der
minimale Durchmesser der Partikel beträgt etwa 2 nm, die größten Partikel sind 20 nm im
Durchmesser. Sie liegen wiederum in einer gleichmäßigen Verteilung vor. Außerdem ist
feststellbar, dass in den Freiräumen zwischen den einzelnen Polymerteilchen, in denen sich
bei Auftropfen nur reines Lösungsmittel befand, keine Pd - Teilchen sichtbar sind. Die
Palladiumteilchen sieht man also nur dort, wo auch das Polymere ist.
Im Wesentlichen spricht dieses Ergebnis wieder dafür, dass keine isolierten Palladiumteilchen
in den Dispersionen vorliegen. Die Polymer- und Metallpartikel scheinen demnach
68
Ergebnisse und Diskussion
miteinander verknüpft zu sein. Alle Metallpartikel sind offenbar auf der Polymer-
partikeloberfläche fixiert, ihre Partikelgröße spielt dabei scheinbar keine Rolle.
Von zentraler Bedeutung ist, dass mit einem reduzierten Stabilisatorgehalt eine Zunahme der
Partikelgröße des Metalls verbunden ist. Das dies keineswegs ein Zufallsbefund ist, wird in
der nächsten Abbildung deutlich, die eine Aufnahme der Dispersion 5 mit noch geringerem
Tensidanteil zeigt. Bei diesen Konzentrationsverhältnissen erreichen die Palladiumpartikel
den Durchmesser kleiner Polymerpartikel.
Abb. 5.10: Palladiumpartikel synthetisiert bei reduziertem Stabilisatorgehalt (37 % der
ie kommt es nun, dass die Größe der Metallpartikel bei geringerer Konzentration an SE
200 nm
Ausgangskonzentration)
W
3010 zunimmt? Wenn geringere Tensidkonzentrationen in gleiche Volumina an
Lösungsmittel mit gleichen Konzentrationen an Metallionen eingewogen werden, wird das
69
Ergebnisse und Diskussion
Konzentrationsverhältnis zwischen dem Tensid und den Metallionen herabgesetzt. Dies hat
zur Folge, dass weniger Blockcopolymermoleküle zur Stabilisierung von später reduzierten
Metallpartikeln zur Verfügung stehen. Da eine bestimmte Anzahl an Molekülen des
Stabilisators eine bestimmte Metalloberfläche und damit ein bestimmtes Metallvolumen zu
stabilisieren vermag, muss die Größe der sich nach der Reduktion ausbildenden
Metalloberfläche proportional zur eingesetzten Stabilisatormenge sein. Da größere
Metallpartikel stets eine geringere spezifische Oberfläche als kleinere Metallpartikel
aufweisen, entstehen aus diesem Grunde größere Metallpartikel bei geringeren
Stabilisatorkonzentrationen. Der Effekt der Stabilisierung der Metallpartikel ist jedoch ab
einem gewissen Verhältnis zwischen Metallvolumen und Stabilisatorkonzentrationen nicht
mehr aufrecht zu erhalten. Stehen zu wenige Moleküle für eine bestimmte Metalloberfläche
zur Verfügung, so wächst das Partikel weiter und sedimentiert schließlich in der Lösung.
Wie bereits in den Arbeiten von Beyer vermutet, werden die Palladiumpartikel durch das
Rahmen der analytischen Untersuchungen der Metallnanopartikel wurde mit Hilfe der
Mikrotomtechnik der Frage nachgegangen, ob die Polymerpartikel eine Porosität aufweisen.
Tensid SE 3010 (vgl. Abb. 5.4) in Lösung gehalten. Es soll nicht der Versuch unerwähnt
bleiben, die Größe der Palladiumpartikel mit ihrer Tensidhülle zu bestimmen. Aus der
Literatur konnte entnommen werden, dass sich die Röntgenkleinwinkelstreuung für diese
Bestimmung eignet [94]. Da für die Streuversuche höhere Konzentrationen an Partikeln
erforderlich sind, musste auch mit entsprechend mehr Tensid gearbeitet werden. Für die
Untersuchung wurde die Dispersion 1 (s. Tab. 5.3.), nur um den Faktor 10 konzentrierter
(200 mg Tensid und 84 mg Palladiumacetat in 5 ml Toluol) eingesetzt. Das Palladiumacetat
wurde anschließend mit Ethanol reduziert. Gemessen wurde mit einem Röntgenspektrometer
(2D-Detektor) der Firma Bruker (Nanostar) mit 40 kV und 20 mA. Alle Proben zeigten eine
uneinheitliche Streuung. Auch mit verschieden konzentrierten Lösungen konnten keine
scharfen Streuwinkel gemessen werden. Aus den Resultaten konnte aber ein maximaler
Partikeldurchmesser von 5,6 nm ermittelt werden, der durch einen Guinier-Plot gewonnen
wurde. Dieses Ergebnis korreliert mit den TEM-Messungen und spiegelt der Durchmesser der
Palladiumpartikel wieder. In den Experimenten wurde demnach nur das Palladium durch
Streuung detektiert und nicht das Tensid SE 3010. Ob sich ein mizellares Verbundsystem
zwischen den Palladiumpartikeln und dem eingesetzten Tensid SE 3010 ausbildet, kann auch
nach diesem Versuch nicht bewiesen werden.
Im
70
Ergebnisse und Diskussion
Falls die Polymerpartikel einen porösen Charakter besitzen, wäre es denkbar, dass sich die um
den Faktor 20 kleineren Palladiumpartikel auch im Inneren der Polymerpartikel befinden
könnten. Um diesen Aspekt zu untersuchen, wurde die Dispersion 3 mit Toluol auf das 120-
fache verdünnt und in ein Methacrylat-Polymer eingebettet. Nach der Verdampfung des
Toluols im Ofen wurde die erhärtete Dispersion in ein Ultramikrotom der Firma Reichert,
Wuppertal, (Bezeichnung: UM 3) eingespannt und mit einem Diamantmesser in 80 nm dünne
Schichten geschnitten, so dass erwartet wurde, Polyacrylsäurepartikel zu zerschneiden. In
einem zerschnittenen Polyacrylsäurepartikel hätten sich dann Metallpartikel finden lassen
müssen, wenn sie in das Polymere diffundiert wären. Leider erwies es sich aber in den
darauffolgenden elektronenmikroskopischen Untersuchungen als äußerst schwierig, die
Polymerpartikel vom Einbettungspolymeren zu unterscheiden, so dass die Polymerpartikel
nicht identifiziert werden konnten. Die Metallpartikel konnten mit dieser Methode jedoch gut
erkannt werden. Demzufolge können nur die transmissionsmikroskopischen Untersuchungen
als hilfreiche Methode angesehen werden, den Polymer-Metallverbund auf der Ebene der
Dispersion visuell zu charakterisieren.
5.3 Charakterisierung der Membranen durch Rasterelektronenmikroskopie ach der Synthese der Polymer-Palladium Dispersion und deren Untersuchungen mit den
lether
N
beschriebenen Methoden wurden sie einer Vernetzungsreaktion mit Hexandioldiglycidy
unterzogen. Um Gasphasenreaktionen an dem Material durchführen zu können, musste das
entstandene Gel durch Gefriertrocknung weiter aufgearbeitet werden. Als Ergebnis entstanden
poröse Membranen, wie sie bereits Beyer in seiner Dissertation beschrieb. Um die
katalytischen Membranen in ihrer Oberflächenmorphologie zu charakterisieren, wurde die
Rasterelektronenmikroskopie mit Elektronenrückstreuanalytik und die Elementaranalyse
eingesetzt. Es konnten im Rahmen der Untersuchungen mehrere detailreiche Abbildungen
von Polymer-Palladium Verbundsystemen aufgenommen werden. In [1] und [2] ist bereits
beschrieben und anhand von Rasterelektronenaufnahmen gezeigt worden, dass die
Vernetzung einer Polyacrylsäuredispersion zu einer Membran mit einem definierten
Porensystem führt. Es wurde in diesen Arbeiten festgestellt, dass die Konzentration der
Dispersion die Porenweite der Membranen beeinflusst. Daher sind in diesen Arbeiten viele
Übersichtsaufnahmen von Membranoberflächen gezeigt worden, mit der die Aussagen belegt
werden konnten. Als verknüpfendes Element sei in dieser Arbeit eine Übersichtsaufnahme
von einer Polyacrylsäuremembran nochmals dargestellt. Für die weiterführenden
Untersuchungen aus den vorangegangenen Arbeiten wurden Membranen aus 10 Gew.%-igen
71
Ergebnisse und Diskussion
PAA-Dispersionen hergestellt, die mit 1,6 g (14,5 Gew. % bezogen auf das Monomere) bzw.
3,2 g (29 Gew. % bezogen auf das Monomere) SE 3010 stabilisiert wurden.
Die folgende Abb. 5.11 zeigt einen Bereich von etwa 90 µm2 der Oberfläche einer Membran,
welche aus der Dispersion 1 (s. Tab. 5.3) hergestellt wurde. Die Vergrößerung beträgt
ie aus
merpartikeln bestehen. Stellenweise sind die Poreneingänge in
das Innere des Polymerverbundes zu erkennen. Die Porenweite dieser Membran liegt
1:16000. Nach Lichtstreuungsuntersuchungen ist der durchschnittliche Durchmesser der
Polymerpartikel 86 nm.
Abb. 5.11: Übersicht auf ein Polyacrylsäure-Palladium-Verbundsystem gewonnen aus Dispersion 1, 10 Gew. % PAA
Aus Abb. 5.11 wird bereits der Aufbau und die Struktur der Membranen deutlich, d
kugelförmigen, vernetzten Poly
zwischen 250 und 350 nm, wie Mähr bereits bestimmt hat.
72
Ergebnisse und Diskussion
Bei diesen Vergrößerungen erkennt man jedoch noch keine Palladiumpartikel. Auf dieser
Oberfläche sollten sich nach den bisherigen Untersuchungsergebnissen die Metallpartikel
nden lassen, die im Größenbereich 2-5 nm liegen. Wird der Elektronenstrahl weiter
In dieser Aufnahme sind die vernetzten, kugelförmigen Polymerpartikel mit Durchmessern
von 80-100 nm gut zu erkennen. Auf der Oberf erpartikel können nun auch bei
ansammlungen sichtbar gemacht werden. Sie erscheinen im schwachen Kontrast zum
fi
fokussiert, so lassen sich die Palladiumpartikel im Polymerverbund auch nach der
Vernetzungsreaktion nachweisen. Die folgende Abbildung 5.12 (Vergrößerung: 1:80000)
zeigt einen Oberflächenbereich der gleichen Membran von 4 µm2.
Probe wie in Abb. 5.11)
Abb. 5.12: Visualisierung der katalytisch aktiven Metallpartikel im Polymerverbund (gleiche
läche der Polym
dieser Vergrößerung von 1:100000 stellenweise Palladiumpartikel bzw. Partikel-
Polymeren und sehen wie kleine Pusteln aus. In den eingezeichneten Kreise sind einige
Palladiumpartikel gut zu erkennen. Da die Palladiumpartikel auch nach der
73
Ergebnisse und Diskussion
Vernetzungsreaktion weiterhin gleichmäßig verteilt und in der gleichen Größe auf der
Polymergrundlage vorliegen, beeinflusst die Vernetzungsreaktion nicht die morphologischen
Eigenschaften der Dispersion. Die Struktur des Palladium-Polymerverbundes bleibt also
erhalten. Noch besser erkennt man die Palladiumpartikel des Polymeren mit Hilfe des
Elektronenrückstreudetektors. Bei dieser Methode werden die von der Probe reflektierten
Elektronen von einem Elektronendetektor quantifiziert. Die Intensität der
Elektronenrückstreuung einer Probe ist dabei abhängig von den Elementen. An den Orten der
Probe, an denen sich Elemente mit hohen Ordnungszahlen befinden, ist die Intensität der
Elektronenrückstreuung höher als bei Elementen niedriger Ordnungszahlen. So kann man das
Palladium sehr leicht in den Membranen detektieren, da alle anderen Elemente (Kohlenstoff,
Sauerstoff, Wasserstoff) im Vergleich zu Pd kleinere Ordnungszahlen haben. Die folgende
Aufnahme 5.13 zeigt ein typisches Bild der Oberfläche der Membran. Bei dieser
Elektronenrückstreuaufnahme wurde die gleiche Position gewählt wie in Abb. 5.12.
Abb. 5.13: Elektronenrückstreuaufnahme vom Polyacrylsäure-Palladiumverbund oben (gleiche Probe, gleiche Vergrößerung wie in Abb. 5.12)
74
Ergebnisse und Diskussion
Die Stellen, die in Abb. 5.12 markiert wurden, sind hier klar und deutlich im Kontrast zu
erkennen. Die weißen Flecke stellen die Bereiche dar, in denen die Palladiumnanopartikel auf
dem Polymeren adsorbiert sind. Man kann von einer homogenen Verteilung sprechen.
Deutlich sind auch die Größenunterschiede der Reflexe zu erkennen, was darauf hindeutet,
dass stellenweise einzelne Partikel und teilweise Ansammlungen von Palladiumpartikeln
anzutreffen sind. Dieses Phänomen wurde bereits in TEM-Photographien nachgewiesen. Von
diesem Bereich der Oberfläche der Membran wurde die Elementarzusammensetzung
bestimmt, die in der folgenden Abbildung 5.14 dargestellt ist.
Die hohe Konzentration des Chlors wird durch die Zugabe des Vernetzers verursacht. Der
Vernetzer Hexandioldiglycidylether wird nach dem Epichlorhydrinverfahren hergestellt,
wobei Reste von Chlor noch im Vernetzer verbleiben.
C
O
Cl
Pd
keV0
100
150
200
250
300
350
0 6.000
50
Abb. 5.14: Elementarzusammensetzung aus der Bereichsanalyse
Der Kohlenstoff und Sauerstoff stammen von der Polyacrylsäure. Die Palladiumpartikel sind
hier eindeutig auch als Palladium im Spektrum zu sehen. Der Wasserstoff konnte mit dem
verwendeten Detektor nicht detektiert werden.
75
Ergebnisse und Diskussion
5.4 Charakterisierung der Nanopartikel durch Photoelektronenspektroskopie In Zusammenarbeit mit dem Institut für Physik an der TU-Berlin wurde zur näheren
Untersuchung des Palladiums, insbesondere zur Ermittlung der Oxidationsstufe der
Palladiumpartikel in der Membran die Photoelektronenspektroskopie angewendet. Hierzu
wurde eine Polyacrylsäuremembran aus einer 10 Gew. %-igen PAA-Dispersion und 15 mg
Palladium hergestellt. Die Palladiummenge musste in dieser Untersuchung erhöht werden, um
die Auflösungsgrenze des Gerätes zu überschreiten. Für die Untersuchungen wurden die
energiereicheren 3d3/2 und 3d5/2 Elektronen des Palladiums detektiert. Die folgende Abbildung
5.15 zeigt das gemessene Spektrum der Reaktivmembran.
bb. 5.15: Photoelektronenspektrum einer Polyacrylsäuremembran mit Palladium
Das Silber, das hier detektiert wird, wurde zur Verbesserung der Leitfähigkeit auf die Probe
aufgetragen.
Die 3 d-Elektronen des Palladiums weisen im Spektrum Linien bei 342,7 eV bzw. 337,5 eV
auf. In der Literatur werden Werte für elementares Pd von 340,2 eV und 335,3 eV für diese
Elektronen angegeben [95, 96]. Energien der gleichen Elektronen in Palladiumverbindungen
nehmen generell höhere Werte an, beispielsweise für PdO liegen sie nach Literaturangaben
0.E+00
6.E+03
9.E+03
1.E+04
rgie (eV)
Inte
nsitä
t (Zä
hlra
te)
O 1s
C 1s
Cl 2p
Ag 3d
3.E+03
Pd 3d
0 100 200 300 400 500 600 700 800
Bindungsene
A
Aus dem Spektrum erkennt man die bereits aus den EDS-Messungen bekannten Elemente.
76
Ergebnisse und Diskussion
bei 341,8 eV und 336,9 eV [97, 98]. Die Elektronen der Palladiumpartikel in der
Polyacrylsäuremembran zeigen demnach nicht die gleichen Anregungsenergien wie
Bulkmetall, sondern eine Verschiebung zu höheren Energien. Dies kann auf drei Ursachen
beruhen. Einerseits lässt sich daraus schließen, dass ein Teil der Palladiumatome in den
Palladiumpartikeln nicht in der Oxidationsstufe 0 vorliegt, sondern eine Verbindung
eingehen. Der hohe Sauerstoffanteil in der Polyacrylsäure sowie im Vernetzungsreagenz steht
als Reaktionspartner für die Nanopartikel zur Verfügung. Ebenso gut können die Partikel
durch den Luftsauerstoff auf ihrer Oberfläche anoxidiert werden. Da die untersuchte Probe
eine extrem geringe Leitfähigkeit im Vergleich zum Palladium hat, wurde sie während der
Messung elektrisch aufgeladen. Dies kann die dritte mögliche Ursache für die Abweichung
der gewonnen Messwerte von den Literaturdaten sein.
5.5 Abhängigkeit der Porenstruktur von Membranen mit höherem Tensidgehalt Wie bereits der Tabelle 5.1 zu entnehmen ist, erhielt man die kleinsten Polymerpartikel bei
der Polymerisation in Gegenwart einer Tensidmenge von 3,2 g in der Reaktionsmischung,
vgl. Rezeptur in Abschnitt 2.1. Bei der Untersuchung der aus dieser Dispersion hergestellten
Membran hat sich herausgestellt, dass die Polymerpartikel stark miteinander agglomeriert
sind und eine veränderte Porenstruktur aufweisen. Neben der Abb. 5.11 wird in diesem
Zusammenhang eine Aufnahme von einer Polyacrylsäuremembran vorgestellt, deren
Dispersion in Gegenwart dieser höheren Tensidkonzentration hergestellt wurde, Abb. 5.16.
77
Ergebnisse und Diskussion
78
Abb. 5.16: Übersicht auf ein Polyacrylsäure-Palladium-Verbundsystem gewonnen aus Dispersion 1: 10 % PAA mit 3,2 g SE 3010 = 25 Gew. % bezogen auf das Monomere. Vergleicht man die Abbildungen 5.11 und 5.16 miteinander, so wird deutlich, dass die
Polymerpartikel durch die erhöhte Konzentration an Emulgator stärker agglomeriert vorliegen
und das sphärische Polymerpartikel kaum noch beobachtet werden können. Die
Polymerpartikel sind in diesem Falle kleiner, was wünschenswert ist. Jedoch ist die
Porengrößenverteilung weitaus uneinheitlicher, was sich auf den Stofftransport in einer
solchen Membran negativ auswirken wird, da ungleichmäßige Poren unterschiedlich schnell
durchströmt werden. Diese Membran wurde neben den Standardmembranen auf ihre
katalytischen Eigenschaften untersucht. Die Ergebnisse werden im Kapitel 6 (Katalyse) noch
eingehender behandelt. Mit diesem Typ von Membran wurde nicht weitergearbeitet.
Ergebnisse und Diskussion
5.6 Adsorptionsuntersuchungen und Auswaschexperimente an Polymer-
Palladium-Membranen In dieser Arbeit ist eine weitere Frage, welcher Anteil des Palladiums überhaupt katalytisch
aktiv ist. Aufgrund der beschriebenen Synthese der Palladiumpartikel, die in Gegenwart von
Tensiden durchgeführt wurde, ist es denkbar, dass ein Teil der Palladiumoberfläche mit dem
Tensid belegt und damit für Reaktionspartner unzugänglich ist.
Zur Beantwortung dieser Fragen wurden Adsorptionsuntersuchungen mit Wasserstoff an
unterschiedlich mit Palladium beladenen Polymermembranen durchgeführt. Wasserstoff dient
deshalb als Adsorbat, da dieses Gas ein sehr viel größeres Adsorptionsvermögen auf
metallischen Oberflächen besitzt als auf Polymeroberflächen. Das Adsorptionsvermögen des
Wasserstoffs auf der Polyacrylsäure kann daher als vernachlässigbar gering angesehen
werden.
Für die Adsorptionsuntersuchungen wurden vier Membranen aus der Standarddispersion von
10 Gew. % PAA und unterschiedlichen Palladiumgehalten hergestellt. Eine Blindmessung mit
einer identischen Membran ohne Palladium erfolgte ebenfalls. Für die Messungen, die in
Kooperation mit der Ruhr-Universität in Bochum erfolgten, wurde ein Chemisorptionsgerät
der Herstellerfirma Quantachrome, Artikelbezeichnung: Autosorb 1 C verwendet. Die
hrchen
e der
Tab. 5.4: Ergebnisse der Wasserstoffadsorptionsuntersuchungen
Membranen sind zuvor zerkleinert worden, damit sie in das verwendete Glasrö
eingebracht werden konnten. Die folgende Tabelle 5.4 fasst die Ergebniss
Wasserstoffadsorption zusammen.
Proben-gewicht /
g
Gehalt an Pd / mg
Gehalt an Emulgator/mg
ber. Oberfläche der Pd-Partikel
(r = 2,5 nm) / m2g-1
bestimmte Oberfläche von
Pd / m2g-1
Prozentualer Anteil
- 0,1417 2,44 20 1,7 0,12 7
0,1653 4,57 37 2,7 0,25 9
0,1435 7,14 58 4,9 0,85 17
0,162 21,42 175 15,8 2,12 16
79
Ergebnisse und Diskussion
Aus den Ergebnissen kann geschlossen werden, dass 5 – 17 % der Palladiumoberfläche von
Wasserstoff erreicht wird. Die aktive Oberfläche des Palladiums in der Tabelle errechnet sich
tallpartikels bestimmt wird,
rmitteln. Aus dem Verhältnis der gesamten Partikeloberfläche (Partikeloberfläche
stellen. Die Untersuchungen wurden nach der BET-Methode ausgewertet, d.h. dem
odell liegt ausschließlich die Adsorption von Wasserstoff zugrunde. Tatsächlich liegen aber
der durchschnittliche Durchmesser beträgt 2,1 nm (siehe
erechnung in Abschnitt 5.3), so liegt der katalytisch aktive Anteil des Palladiums zwischen 3
rag re ber ensi hes zur
Stabilisierung der Polymerpa l in räg Oberflä des
Palladiums entfernt werden kann, wurden zwei Membranen mit einer HPLC-Pumpe 148 h
la ycloh (Volumenstrom = 80 ml/min) durchströmt, so dass es aus den Poren der
M en au schen we sollte. Die f de Abb. 5.17 den schem chen
A es Au apparatu
wie folgt: Aus der Einwaage des Palladiumsalzes wurde die Masse des Palladiums bestimmt.
Geht man von einem einheitlichen Partikeldurchmesser von 5 nm aus, kann die Masse eines
Palladiumpartikels berechnet werden. Daraus lässt sich die Anzahl der Partikel, die aus dem
Verhältnis von Gesamtmasse des Metalls zur Masse eines Me
e
multipliziert mit der Partikelanzahl) und der experimentell bestimmten zugänglichen
Oberfläche aus der Wasserstoffadsorption kann dann die für den Wasserstoff zugängliche
Oberfläche berechnet werden. Die Angaben für die durchgeführten Titrationen werden mit
einem Ungenauigkeit von ± 5 % vom Experimentator angegeben. Bei der Diskussion der
Adsorptionsmessungen muss jedoch beachtet werden, dass die errechneten Werte idealisierte
Werte dar
M
die berechneten Werte der Adsorptionsuntersuchungen über den angegebenen, da man
berücksichtigen muss, dass der Wasserstoff während der Messungen auch in die
Palladiumpartikel diffundieren kann. Dieses konnte aber nicht quantifiziert werden. Da jedoch
Palladium ein sehr starkes Inkorporationsvermögen für Wasserstoff besitzt, ist dieses
Phänomen keineswegs vernachlässigbar. Des Weiteren ist noch darauf hinzuweisen, dass
diese Werte für einen angenommenen Partikeldurchmesser des Palladiums von 5 nm gelten.
Liegt der durchschnittliche Partikelradius darunter, so werden auch geringere aktive Anteile
an Pd errechnet. Wird angenommen,
B
und 8 %.
Um die F e zu klä n, inwieweit ü schüssiges T d (Tensid, welc
t) der
nicht
rtike der Disp ion beiters von che
ng mit C exan
embran sgewa rden olgen zeigt atis
ufbau d swasch r.
80
Ergebnisse und Diskussion
M
Membran in der Durchspülzelle mit Dichtungsring
Cyclohexan
Abb. 5.17: Auswaschexperiment
Die Waschflüssigkeit (Cyclohexan) wurde nach dem Experiment durch IR-Spektroskopie
untersucht. Es stellte sich heraus, dass sich ein Teil des Tensids aus der Membran
herausgelöst hat. Diese herausgelöste Menge Tensid konnte jedoch nicht quantifiziert werden,
da ebenso kleine Bruchstücke von Polyacrylsäure in die Waschflüssigkeit übergingen. Durch
den Auswaschvorgang wurden keine nachweisbaren Mengen von Palladium aus dem
Polymerverbund entfernt. Auch an diesen Membranen wurden Adsorptionsmessungen mit
Wasserstoff durchgeführt. Die Ergebnisse der Chemisorptionsuntersuchungen der
durchgespülten Membranen sind der folgenden Tabelle enthalten.
Tab. 5.5: Ergebnisse der Wasserstoffadsorptionsuntersuchungen von durchspülten embranen
Proben- Gehalt an ber. Oberfläche der Bestimmte Prozentualer
gewicht / g
Pd / mg Pd-Partikel (r = 2,5 nm) / m2g-1
Oberfläche von Pd / m2g-1
Anteil -
0,1123 6,54 5.8 0, 43 7
0,2411 7.52 3.1 0, 29 9
Durch diese Werte wird deutlich, dass sie sich nicht wesentlich von den obigen unterscheiden.
ufgrund dieser Tatsache ist das Ergebnis so zu deuten, dass die ausgewaschenen
ensidmoleküle nicht stark auf der Oberfläche des Palladiums verbunden sind. Zu vermuten
ist, dass es sich um überschüssiges Tensid handelt, dass bei der Polymerisationsreaktion mit
A
T
81
Ergebnisse und Diskussion
eingewogen wurde. Durch das Ausspülexperiment lässt sich vermuten, dass das Palladium
stark auf der Oberfläche des Metalls adsorbiert vorliegen muss, das es nicht ausgewaschen
wurde. Um dieses näher zu untersuchen, wurde die analytische Ultrazentrifuge als
Charakterisierungsmethode eingesetzt. Dafür wurden Dispersionen nach der Standardrezeptur
(vgl. Abschnitt 2.1) hergestellt.
5.7 Charakterisierung von Polyacrylsäure-Palladium-Dispersionen durch die
analytische Ultrazentrifugation (AUZ) Mit dieser Methode konnte die interpartikuläre Wechselwirkung zwischen den
Palladiumteilchen und den Polymerpartikeln untersucht werden, indem mehrere
edimentationsprofile von Polymer-Metall Dispersionen aufgenommen wurden. Es sollte
b freie, nicht an Polymer gebundene Palladiumpartikel und
nbeladene Polymerpartikel in der Dispersion vorliegen.
ährend der Vorarbeiten stellte sich heraus, dass mit einer Rotation der Zentrifuge von
en werden
Abschnitt 3.1.2 erläutert, wurde im Rahmen der Versuche mit zwei
Detektion en g ek alla te mit
monoch m ht der 48 tekt Polymeren
erfolgte über Interferenz (unterschiedlicher Brechungsindex) zum Lösungsmittel 1,2,4-
Trimethylbenzol.
Für den ersten Versuch wurde eine Polyme ispersion von 10 Gew. % Polyacrylsäure in
,2,4-Trimethylbenzol hergestellt und 4,2 mg Palladiumacetat in 5 ml dieser Dispersion
gelöst. Nach der Reduktion mit NaBH wurde die Dispersion durch Grobfiltrierung gereinigt
und 300 µl der Dispersion in die Zelle der Zentrifuge überführt. Dann erfolgte die
Bestimmung des Sedimentationsverlaufes und die Sedimentationskoeffizientenverteilung.
S
weiterhin nachgewiesen werden, o
u
Da einerseits die Möglichkeit besteht, das Palladiumsalz im verwendeten Lösungsmittel 1,2,4-
Trimethylbenzol zu reduzieren und anderserseits in Gegenwart der Polymerdispersion, sind
unterschiedliche Strukturvorstellungen der Polymer-Metallverbunde durch die unter-
schiedliche Synthese denkbar. Deshalb wurden zwei Standarddispersionen durch die
beschriebenen Methoden hergestellt und in der AUZ den Sedimentationsuntersuchungen
unterzogen.
W
3000 U/min ein geeigneter Sedimentationsverlauf des Verbundsystems gemess
konnte. Wie bereits in
smethod
romatische
parallel
Xenonlic
earbeitet. Die Det
Wellenlänge
tion des P
8 nm und die De
diums erfolg
ion des
rd
1
4
82
Ergebnisse und Diskussion
In den folgenden Diagrammen ist aus Gründen der besseren Übersicht jeweils nur ein Scan
von einer Vielzahl von Scans herausgegriffen. Die gestrichelte Linie zeigt den Verlauf der
Konzentration der Polymerpartikel im Kraftfeld und die durchgezogene Linie stellt die
Sedimentation der mit Palladium behafteten Polymerpartikel dar.
Auf der Abszisse ist der Abstand der Sedimentationsfront von der Rotorachse in der
ltrazentrifuge aufgetragen; die Ordinate stellt eine dimensionslose Intensität des Polymeren
Reduktion erfolgte in Gegenwart der PAA
ffizientenverteilung in Abb. 5.19.
U
dar, die proportional zur Konzentration des Metalls ist. Der Abbildung 5.18 sind die
Ergebnisse zu entnehmen.
1.01.21.4
t
6.2 6.4 6.6 6.8 7.00.00.20.40.6te
Interferenz
0.8
Absorption
Inns
itä
Abstand (cm)
Abb. 5.18: Sedimentationsprofil einer 10 Gew. % Polyacrylsäuredispersion mit Palladium.
Es wird deutlich, dass die beiden Kurven nahezu deckungsgleich verlaufen. Dies bedeutet,
dass die Palladiumpartikel und die Polymerpartikel miteinander verbunden sind und etwa
gleich sedimentieren. Freie Palladiumpartikel gibt es in der Dispersion nicht, da die
Absorption in Nähe des Meniskus auf nahezu 0 abfällt. Das sieht man noch besser in der
Sedimentationskoe
83
Ergebnisse und Diskussion
Abb. 5.19: Sedimentationskoeffizientenverteilung einer 10 Gew. % Polyacrylsäuredispersion mit Palladium. Reduktion erfolgte in Gegenwart der PAA
Die Verteilung der S-Koeffizienten ergibt sich aus unterschiedlichen Größen der
Polymermoleküle, die aufgrund dessen unterschiedlich schnell sedimentieren. Kleine
Polymerpartikel sedimentieren aufgrund geringerer Reibungskräfte mit dem Lösungsmittel
schneller als größere. Aus dem Kurvenverlauf in Abb. 5.19 sieht man, dass metallbeladene
Polymerpartikel in etwa die gleiche Verteilung aufweisen wie unbeladene, da sich deren
Dichte nicht wesentlich von unbeladenen Partikeln unterscheidet. Der Interferenzverlauf hinkt
dem Absorptionsverlauf jedoch etwas nach. Daraus kann gefolgert werden, dass zwei
verschiedene Arten von Polymerpartikeln in der Dispersion gegenwärtig sind, die sich durch
ihre unterschiedlichen Sedimentationsverläufe qualitativ charakterisieren lassen.
Polymerpartikel, die mit Palladium behaftet sind, sedimentieren aufgrund ihrer höheren
Dichte schneller als unbeladene Partikel. Das bedeutet, dass nicht alle Polymerpartikel mit
Palladium beladen sind. Dies ist aber vergleichsweise nur ein geringer Teil der
alladiumpartikel in der untersuchten
ispersion vorliegen.
Polymerpartikel.
Errechnet man Werte für Sedimentationskoeffizienten von 2 - 5 nm großen und
freibeweglichen Palladiumpartikeln aus Gleichung 5, so ergeben sich Werte für die
Sedimentations-koeffizientenverteilung von 23 - 143 Svedberg. Dies wird aber experimentell
nicht beobachtet, die Koeffizientenverteilung hat ihr Maximum bei 1450 S. Daraus kann
geschlossen werden, dass definitiv keine freien P
D
0 1000 2000 3000 4000 50000.0
0.2 Absorption
0.4
1.0
Interferenz
s (Svedberg)
0.6
0.8c(
s)
84
Ergebnisse und Diskussion
Diese Aussage konnte schon bei der Diskussion der Ergebnisse mit dem TEM gemacht
erden. In den Aufnahmen konnten keine freien Palladiumpartikel beobachtet werden. Auch
ah man Polymerpartikel, die nicht mit Palladiumpartikeln beladen waren. Die
Untersuchungsergebnisse mit der AUZ bestätigen die Ergebnisse aus der TEM.
Im zweiten Experiment wurde das Palladiumsalz nicht in der Dispersion, sondern separat im
Lösungsmittel gelöst und reduziert. Es wurde dann eine Polymerdispersion von 20 Gew. %
Polyacrylsäure in 1,2,4-Trimethylbenzol hergestellt und 5 ml Dispersion entnommen. Um
identische Konzentrationen an Metall und Polymer wie beim vorigen Versuch zu erhalten,
wurde in einem Volumen von 5 ml 1,2,4-Trimethylbenzol 8,4 mg Palladiumacetat gelöst und
nach der Zugabe von 20 mg (doppelte Menge) Blockcopolymer entsprechend stöchiometrisch
reduziert. Die beiden Lösungen wurden dann miteinander vermischt. Von dieser Dispersion
wurden ebenfalls 300 µl entnommen und in der Ultrazentrifuge sedimentiert. Den
Sedimentationsverlauf bzw. die Verteilung der Sedimentationskoeffizienten dieser Dispersion
ist in der Abbildung 5.20 zu sehen.
Trimethylbenzol
Dem Ergebnis der Untersuchung dieser Dispersion ist zu entnehmen, dass das
Absorptionssignal dem Interferenzsignal wie in der vorigen Messung vorauseilt. Das spricht
wiederum dafür, dass neben mit Pd-Partikeln beladene Polymerpartikel freie, nicht mit Metall
beladene Polymerpartikel in der Dispersion vorliegen.
w
s
Abb. 5.20: Sedimentationsprofil und Sedimentationskoeffizientenverteilung einer 10 Gew. % Polyacrylsäuredispersion mit Palladium. Reduktion erfolgte in 1,2,4-
0 1000 2000 3000 4000 50
0.2
0.4
0.6
1.0
s)
Interferen
.2 6.4 6.6 6.8 7.0
Absorption Interferenz
Abstand(cm)00
0.0
0.8
C(
s(Svedberg)
z Absorption
60.0
0.2
0.4
0.6
0.8
1.0
1.2
1.4
Inte
nsitä
t
85
Ergebnisse und Diskussion
Geht man davon aus, dass der durchschnittliche Polymerpartikeldurchmesser in der
Dispersion 100 nm beträgt und das Palladiumpartikel einen Durchmesser von 5 nm besitzt,
ind in den jeweiligen Dispersionen ca. 1014 Polymerpartikel und ca. 1015 Palladiumpartikel
etallpartikeln
enügend Oberfläche zur Adsorption auf der weitaus größeren Polymeroberfläche angeboten
stem entstehen. Aufgrund dieser Möglichkeit oder
ehlerquelle wurde eine 10 Gew. % Polyacrylsäuredispersion mit 2,4 mg Palladium mit
ösungsmittel auf das 30-fache Volumen verdünnt und in der Ultrazentrifuge charakterisiert
bb. 5.21).
s
vorhanden. Es würde sich demzufolge ein Verhältnis zwischen Palladiumpartikeln und
Polymerpartikeln von 1 zu 10 ergeben. Vergleicht man das Oberflächenverhältnis von
Polymerpartikeln und Metallpartikeln, dass bei 400 / 1 liegt, so ist das Ergebnis der
vollkommenen Metalladsorption auch nachvollziehbar, da den kleineren M
g
wird.
Als abschließendes Experiment in dieser Versuchsreihe wurde eine hochverdünnte Dispersion
untersucht. Der Grund für dieses Experiment bestand darin, dass die bisher beschriebenen
Untersuchungen ausschließlich mit Dispersionen durchgeführt wurden, bei denen die
Konzentration der Polymerpartikel im Lösungsmittel sehr hoch war. Der hohe Volumenanteil
der Polymerpartikel könnte ein eigenständiges Sedimentieren von möglichen freien, nicht auf
der Polymeroberfläche haftenden Palladiumpartikel verhindern, so dass diese durch einen
„Versperrungseffekt“ des Polymeren nicht detektierbar sind. Durch diesen Effekt würde ein
falsches Bild über das Verbundsy
F
L
(A
0
0.0
1000 2000 3000 4000 5000
0.2
0.4
0.6
0.8
1.0
Interferenz Absorption
c(s)
s (Svedberg)
Abb. 5.21: Sedimentationskoeffizientenverteilung einer 0,3 Gew. % Polyacrylsäuredispersion mit Palladium. Reduktion erfolgte in 1,2,4-Trimethylbenzol
86
Ergebnisse und Diskussion
Aus dem Verlauf der Graphen erkennt man, dass die Sedimentationskoeffizientenverteilung
ieser verdünnten Dispersion im Wesentlichen das gleiche Aussehen hat wie die umseitigen
iben, dass die Gesamtheit der Metallpartikel fest auf der Oberfläche des Polymeren
ebunden sind. Die Resultate stimmen mit denen der Transmissionselektronenmikroskopie
d
Verteilungskurven. Der zeitliche Verlauf der Interferenz und der Absorption sind nahezu
gleich. Die beschriebenen möglichen Fehlerquellen (Versperrungseffekt des Polymeren in den
Versuchen zuvor) sind demnach ausschließbar. Aus diesem Resultat wird ersichtlich, dass die
Palladiumnanopartikel mit den Polyacrylsäurepartikeln stark verbunden sind, da sie nicht
durch das Anlegen eines Gravitationsfeldes von 12500 g (entspricht 3000 U/min) voneinander
getrennt werden können.
Die Untersuchungen mit der analytischen Ultrazentrifuge kann man quantitativ in der Weise
beschre
g
und des Ausspülexperiments überein.
87
Ergebnisse und Diskussion
88
6 Ergebnisse der katalytischen Untersuchungen der hergestellten Membranen In diesem Kapitel richtet sich das Augenmerk auf das Anwendungspotential der Membranen.
Unter Anderem werden die Ergebnisse der Katalyse in Membranen, die aus verschieden
konzentrierten PAA-Dispersionen und unterschiedlichen Gehalten an Katalysator hergestellt
wurden, vorgestellt. Die Einflüsse der Verweilzeiten der Reaktanden und deren Partialdrücke
und Temperaturen auf Umsatz und Selektivität der Hydrierungsreaktion werden diskutiert.
Durch die Vernetzung von verschieden konzentrierten Polyacrylsäuredispersionen wurden
Membranen hergestellt, die unterschiedliche Porendurchmesser aufweisen. Diese Membranen
besitzen unterschiedliche Porositäten. Die Standardmembran, die aus einer 10 Gew. %-igen
PAA-Dispersion hergestellt wurde, besitzt eine Porosität von 58 %. In Abschnitt 6.2.1 wird
noch ausführlich auf den Zusammenhang zwischen verschieden konzentrierten PAA-
Dispersionen und den Porositäten der Membranen eingegangen. Im Folgenden werden bei
den Diskussionen der Untersuchungsergebnisse die Porositäten der Membranen angegeben
und nicht mehr die Konzentrationen der Polymerdispersionen, aus denen sie hergestellt
werden.
Wie bereits in Kapitel 2 beschrieben, werden die katalytischen Eigenschaften der
hergestellten Membranen im Membranreaktor untersucht. Für die Untersuchungen dient als
Modellreaktion die partielle Gasphasenhydrierung von Propin zu Propen. Bei dieser Reaktion
treten Nebenprodukte auf, die durch das neue Reaktionsführungskonzept der Hydrierung in
Membranen möglichst minimiert werden sollen. Neben dem Hauptprodukt Propen befinden
sich im Produktstrom noch Propan und sog. Grünöle, die Folgeprodukte der Hydrierung sind.
Bei den Grünölen handelt es sich um unterschiedlich langkettige, ungesättigte
Kohlenwasserstoffe, die aus Reaktionen zwischen Propin und dem gebildeten Propen
entstehen. Ihre Erzeugung erfolgt ebenso metallkatalysiert. Das Reaktionsschema 6.1
verdeutlicht die Zusammenhänge.
Abb. 6.1: Heterogen katalysierte Hydrierung von Propin mit Nebenprodukten
H2, Pd
Nebenprodukte (Grünöle)
H2, Pd
+, Pd
Ergebnisse und Diskussion
89
Die Versuche zu den Hydrierungen in den Membranen werden auf der Grundlage der
Gaschromatogramme ausgewertet, aus denen der Umsatz von Propin und die Selektivität von
gebildetem Propen berechnet werden kann. Der Umsatz X und die Selektivität S stehen mit
den Konzentrationen der verschiedenen Stoffe in folgendem Zusammenhang:
oin
inoin
ppp
X,
, −= (8)
inoin
en
ppp
S−
=,
(9)
pin,o = Partialdruck Propin [ Pa] pin = Partialdruck Propin im Produktstrom [Pa] pen = Partialdruck Propen im Produktstrom [Pa]
Bei der Katalyse in Membranen spielen unterschiedliche Einflussgrößen eine Rolle. Da bei
den Versuchen das Reaktionsgemisch axial durch die Poren der Membranen strömt, ist die
Verweilzeit von zentraler Bedeutung. Weiterhin ist der Katalysator selbst und sein
Gewichtsanteil in der Membran ein wichtiger Faktor, der sich auf die Aktivität auswirkt.
Beyer konnte nachweisen, dass die Porosität der Membranen die Katalyse beeinflusst. Aus
seinen Ergebnissen resultiert, dass Membranen mit höherer Porosität kleinere Umsätze zeigen
als Membranen mit geringerer Porosität. Auf diese Zusammenhänge wird nachfolgend in
dieser Arbeit eingegangen. Weitere Einflüsse auf die Katalyse werden die
Eingangstemperatur des Gases und die Gaszusammensetzung zeigen. Bei geringeren
Partialdrücken der Gase ergeben sich andere Resultate als bei höheren Partialdrücken, da die
Kinetik der Gasphasenreaktion eine Funktion der Partialdrücke der Reaktanden ist.
Angesichts der Tatsache, dass während der analytischen Arbeiten verschiedene
Partikelgrößen des Palladiums durch die Variation der Tensidmenge synthetisiert werden
konnten, ist die Untersuchung ihrer katalytischen Eigenschaften erstrebenswert. Beyer zeigt in
seiner Arbeit, dass das Reduktionsmittel, mit denen Palladiumacetat in 1,2,4-Trimethylbenzol
reduziert wird, einen Einfluss auf die Größe der Metallpartikel hat. Zum Einsatz kam
Superhydrid, Natriumborhydrid und Ethanol. Es stellte sich heraus, dass durch Superhydrid
und Natriumborhydrid die kleinsten Metallpartikel erzeugt werden konnten. Die Partikel, die
durch solch starke Reduktionsmittel erzeugt werden, zeigen auch die höchste katalytische
Aktivität, da sie offensichtlich die größte spezifische Oberfläche besitzen.
Ergebnisse und Diskussion
90
Weitere Fragestellungen, die die Katalyse betreffen, liegen darin, ob die Größe der
Polymerpartikel und die Polymerpartikelgrößenverteilung einen Einfluss auf die Aktivität der
Membranen haben. Vorstellbar ist, dass bei einer einheitlichen Porenstruktur ein größerer
Anteil des Gases die Membran konvektiv durchströmt als bei uneinheitlicher Struktur, weil im
letzten Fall die Porenradienverteilung sehr unterschiedlich ist.
Bei den katalytischen Arbeiten wurde mit Membranen gearbeitet, die anhand der vorgestellten
Rezeptur in Abschnitt 2.1 hergestellt wurden und deren Dispersionen verdünnt bzw. nach dem
beschriebenen Verfahren aufkonzentriert wurden. Im letzten Teil diese Kapitels 6.5 wird ein
Ergebnis hinsichtlich der katalytischen Eigenschaften einer Membran gezeigt, bei der die
Polyacrylsäure in Gegenwart höherer Tensidkonzentration hergestellt wurde.
6.1 Variation der Metalle als Katalysatoren bei der Hydrierung von Propin In den Anfängen der Arbeiten auf dem Gebiet der Katalyse in Reaktivmembranen wurde
ausschließlich mit Palladium als aktive Komponente gearbeitet. Bei diesem Verfahren, wurde
Palladiumacetat in 1,2,4-Trimethylbenzol zu Palladiumnanopartikeln reduziert. Da die
Reaktivität der Membranen auch vom immobilisierten Metall abhängt, lagen die Bemühungen
in den experimentellen Arbeiten darin, das Metall zu variieren und damit Aussagen machen
zu können, inwiefern andere Elemente in den Polymermembranen als Katalysatoren in Form
von Nanopartikeln geeignet sind. Dabei ist die elektronische Struktur der Metalle für deren
katalytische Aktivität bei Hydrierungen ausschlaggebend. Übergangsmetalle mit teilweise
gefüllten d-Orbitalen stellen nach [3] sehr reaktive Spezies dar, da es zu einer großen Affinität
mit Ausbildung einer kovalenten Bindung von Wasserstoff und Olefin durch ungepaarte d-
Elektronen kommt. Die Auswahl der verwendeten Metalle wurde also in Nebengruppen des
PSE getroffen.
Der Literatur ist zu entnehmen, dass für Hydrierungsreaktionen auch Silber- und
Goldkatalysatoren verwendet werden. Dabei hat die Präparationsmethode der Metalle auf ihre
katalytischen Eigenschaften einen großen Einfluss. Beispiele stellen hierfür die
Hydrierungskatalysatoren von Acrolein und 1,3-Butadien dar, die auf sauren Träger-
materialien in sehr fein verteilter Form vorliegen [99, 100]. Auch die in Kap. 1 genannten
Elemente wie Kupfer und Nickel zeigen bestimmte katalytische Aktivitäten bei
Hydrierungsreaktionen. Inwieweit diese Elemente als Katalysatoren in Polymermembranen
geeignet sind, ist Gegenstand des folgenden Abschnitts.
Ergebnisse und Diskussion
91
Zunächst wurde überprüft, welche Metallverbindungen überhaupt durch das hier eingesetzte
Verfahren zu Metallnanopartikeln reduziert werden können. Dafür wurden in jeweils 5 ml
1,2,4-Trimethylbenzol folgende Salze gegeben.
Tab. 6.1: eingesetzte Salze für die Reduktion in 1,2,4-Trimethylbenzol
Metallsalz Masse / mg Molmasse Lösl. in TMB Reduktion
Rh(OEt)2 5,06 192,9 Gut +
K(C2H4)PtCl3 5,07 368,5 Gut +
(HCl4)Au⋅3H2O 5,39 393,9 Gut +
AgOEt 3,82 152,8 Schlecht -
Cu(OEt)2 7,28 171,5 Schlecht -
Ni - acetylacetonat 11,9 258,7 Gut -
Die Metallsalze wurden in Mengen zur TMB - Tensidlösung eingewogen, die einer Masse
von 2,7 mg vom jeweiligen Metall entsprechen. Sie zeigen alle - bis auf das Silber- und
Kupfersalz - gute Löslichkeiten in 1,2,4-Trimethylbenzol. Durch Wärmezufuhr konnte auch
ein Teil dieser beiden Salze gelöst werden. Nach der Auflösung wurde die Metallsalzlösung
mehrmals mit Stickstoff gespült und dann NaBH4 als Reduktionsmittel zugegeben. Alle
Lösungen färbten sich danach spontan schwarz. Wurden die reduzierten Metalllösungen
wieder mit Luftsauerstoff in Kontakt gebracht, so entfärbten sich nach kurzer Zeit die Proben
von Silber, Kupfer und Nickel. Es wurde darüber hinaus versucht, diese Metallsalze in
Gegenwart der Polyacrylsäuredispersion zu reduzieren und nach dieser Methode stabile
Metallpartikel zu erhalten. Die Reaktion verlief nach der Zugabe des Reduktionsmittels ab,
nach kurzer Zeit entfärbten sich jedoch die Lösungen noch unter der Inertgasatmosphäre. Aus
dieser Beobachtung kann man schließen, dass die Polyacrylsäure die gebildeten Nanopartikel
oxidiert. Die Proben der organischen Rhodium- , Platin-, und Goldlösungen blieben hingegen
schwarz gefärbt. Die transmissionsmikroskopischen Aufnahmen zeigen, dass ebenfalls
Nanopartikel aus Rhodium, Gold und Platin erzeugt werden konnten, die im gleichen
Größenbereich wie die der Palladiumpartikel liegen. Als Beispiel sind hier die
Rhodiumpartikel in der Abbildung 6.2 zu sehen; sie unterscheiden sich nicht in der Größe von
den Palladiumpartikeln voneinander, vgl. mit Abb. 5.6. Ihre Größen liegen zwischen 3 und
5 nm.
Ergebnisse und Diskussion
92
Abb. 6.2: Rh-Nanopartikel im Polyacrylsäureverbundsystem
Das Rhodium ließ sich in den Membranen ebenfalls wie das Palladium durch EDX -
Untersuchungen nachweisen.
Die PAA-Dispersionen mit Rhodium, Platin und Gold wurden - wie die Dispersionen mit
Palladium - zu Reaktivmembranen vernetzt. Anschließend wurden die Membranen auf ihre
katalytische Aktivität im Membranreaktor untersucht. Dem Diagramm 6.3 sind die
gewonnenen Ergebnisse einschließlich eines Vergleichs zur Aktivität der Membran mit
Palladium zu entnehmen.
80 nm
Ergebnisse und Diskussion
93
Abb. 6.3: Umsätze und Selektivitäten von Membranen mit Pd, Au, Rh und Pt – Nanopartikeln, mKat = 2,7 mg, v = 20 ml /min, ε = 58 %
Wie im Diagramm zu erkennen ist, zeigen die Membranen, in denen Nanopartikel aus Gold,
Rhodium und Platin immobilisiert wurden, unterschiedliche Aktivitäten. Darunter ist die
goldhaltige Membran die aktivste und die Platinmembran die am wenigsten aktive. Vergleicht
man die Aktivitäten mit der Palladiummembran, so sieht man, dass sie die höchste Aktivität
und auch Selektivität zeigt. Auch Vergleichsmessungen im Festbettreaktor mit
Schalenkatalysatoren der unterschiedlichen Metalle führten zu vergleichbaren Ergebnissen.
An dieser Stelle kann festgehalten werden, dass sich neben Palladium auch andere Metalle für
die Katalyse in Polymermembranen eignen. Da diese Metalle aber aufgrund ihrer geringen
Aktivitäten und auch schlechteren Selektivitäten keine konkurrierenden Katalysatoren für die
Modellreaktion darstellen, wurden für die weiteren Untersuchungen Membranen mit
Palladium als Katalysator gewählt.
53.8
90.5
16.0
78.5
9.2
83.8
6.9
91.5
0
20
40
60
80
100U
msa
tz P
ropi
n / %
, Sel
ektiv
ität P
rope
n / %
Pd Au Rh Pt
Umsatz PropinSelektivität Propen
Ergebnisse und Diskussion
94
6.2 Einfluss der Porosität der Membranen auf die Katalyse
6.2.1 Berechnung der Porosität Beyer zeigt in seiner Arbeit, dass die Porosität der Membranen einen Einfluss auf die
Umsätze und Selektivitäten hat. Dieses Phänomen wurde in dieser Arbeit zunächst auf seine
Reproduzierbarkeit überprüft. Wie bereits am Anfang des Kapitels beschrieben, wurden die
Membranen aus verschieden konzentrierten PAA-Dispersionen hergestellt. Dabei ergeben
sich - je nach der PAA-Konzentration – Membranen, die sich in ihrer Porosität unterscheiden.
Auf die Berechnung der Porositäten wird im Folgenden eingegangen. Die Berechnung der
Membranporosität erfolgt hier ausgehend vom geometrischen Volumen der Membran, das
durch die Membrandicke und den Membrandurchmessern bestimmt wird. Subtrahiert man
vom Membranvolumen das jeweilige Polyacrylsäurevolumen, das Vernetzervolumen, das
Volumen an Palladium und das Volumen des Tensids, so erhält man das Porenvolumen der
Membran. Wird das Porenvolumen durch das geometrische Membranvolumen dividiert, so
erhält man die Porosität ε der Membran.
geoM
PV
V=ε (10)
Das Volumen an Tensid beträgt in diesen Versuchen unabhängig vom Polyacrylsäureanteil
0,01 cm3 und das Metallvolumen 1,6⋅10-4 cm3 (entsprechen 4,25 mg Palladiumacetat). Das
Volumen des Vernetzers hängt proportional von der Masse an Polyacrylsäure in der
Dispersion ab. Aus der folgenden Tabelle 6.2 können die berechneten Porositäten in der
rechten Spalte abgelesen werden.
Tab. 6.2: Berechnung der Porositäten der Membran in Abhängigkeit der Parameter
% PPA Anteil
Membran-dicke (cm)
Geom.Vol.der Membran (cm3)
Vernetzervol. (cm3)
Porenvolumen (cm3)
Porosität ( - )
4 0,05 1,66 0,24 1,21 0,73
7 0,065 2,16 0,42 1,37 0,64
10 0,08 2,65 0,6 1,54 0,58
20 0,12 3,98 1,2 1,77 0,44
25 0,14 4,64 1,5 1,88 0,40
30 0,15 4,97 1,8 1,67 0,33
Die Membrandicke wurde mit einem Mikroskop bestimmt. Wenn die Feststoffvolumina der
anteiligen Komponenten vom Volumen der jeweiligen Membranen subtrahiert werden,
Ergebnisse und Diskussion
95
ergeben sich Porositäten zwischen 33 % und 73 %. In den beiden Diagrammen 6.4 und 6.5
werden die Katalyseergebnisse zusammengefasst, die mit einer Katalysatormenge von 2 mg
Pd in den Membranen gewonnen wurden. Es sind hier für jede einzelne Membran die
Umsätze und die Selektivitäten in Abhängigkeit vom Volumenstrom des Gemisches aus
Propin und Wasserstoff (λ = 1) angegeben.
Abb. 6.4: Einfluss der Membranporosität auf den Umsatz für Propin, mKat = 2 mg, T = 298 K
Abb. 6.5: zu Abb. 6.4 gehörende Selektivitäten für Propen, mKat = 2 mg, T = 298 K
0
10
20
30
40
50
60
70
Um
satz
/ %
73 64 58 44 40 33Membranporosität / %
20 ml/min30 ml/min40 ml/min50 ml/min60 ml/min70 ml/min80 ml/min
84
86
88
90
92
94
96
Sele
ktiv
ität /
%
73 64 58 44 40 33Membranporosität / %
20 ml/min30 ml/min40 ml/min50 ml/min60 ml/min70 ml/min80 ml/min
Ergebnisse und Diskussion
96
In Abb. 6.4 sieht man sechs treppenförmige Balkendiagramme, die jeweils für eine Membran
definierter Porosität stehen. Die Balken geben für Gasdurchflüsse zwischen 20 ml/min und
80 ml/min die Umsätze des Propins in den Membranen wieder. Wie man erkennt, sind mit
steigenden Volumenströmen kleinere Umsätze zu beobachten. Darauf wird im folgenden
Abschnitt noch eingegangen.
Betrachtet man den Zusammenhang zwischen der Porosität und den sich einstellenden
Umsätzen, so wird deutlich, dass mit kleiner werdender Porosität der Membranen der Umsatz
von Propin steigt. Die Umsätze liegen bei den geringsten Durchflussraten von 20 ml/min
zwischen 33 % und 65 %. Bei 40 % Porosität wird ein maximaler Umsatz von 65 % erreicht.
Es ist nicht möglich die Aktivität bei noch geringer porösen Membranen zu messen, da der
Verbund dann mechanisch sehr instabil wird und nicht in den Membranreaktor eingelegt
werden konnte. Diese Messreihe wurde dreimal durchgeführt, wobei die Abweichungen der
einzelnen Messungen untereinander bei etwa 10 % liegen. Die entsprechenden Selektivitäten
werden im Diagramm 6.5 gezeigt. Sie liegen in dieser Versuchsreihe zwischen 85 % und
95 %.
Wie ist nun zu erklären, dass sich steigende Umsätze in weniger porösen Membranen
ergeben? Mit Sicherheit kann zunächst festgehalten werden, dass die Membranen aus
Dispersionen mit höherem Polyacrylsäureanteil ein größeres Porenvolumen VP besitzen, vgl.
Tab. 6.2. Dies führt bei konstantem Volumenstrom v! zu einem Ansteigen der Verweilzeit τ
der Reaktanden in den Poren und damit zu höheren Umsätzen. Das folgende Schema 6.6
verdeutlicht diesen Zusammenhang.
VP: Porenvolumen [m3] v! : Volumentstrom [m3/s] τ: Verweilzeit [s] Abb. 6.6: Zusammenhang zwischen Verweilzeit und Volumenstrom durch die Membran
VP
v.v.
τ =VP
v.τ =VP
v.v.
Ergebnisse und Diskussion
97
Folglich muss aber berücksichtigt werden, dass eine geringere Oberflächendichte der
Palladiumpartikel bei konstanter Anzahl der Palladiumpartikel in einem größeren
Gesamtporenvolumen vorliegt. Dieses wirkt sich gegenläufig auf den sich einstellenden
Umsatz aus. Betrachtet man aber die experimentellen Daten so steht fest, dass die
porositätsabhängige Verweilzeit den dominierenden Einfluss auf die Katalyse hat. Wird die
Verweilzeit als Funktion des Volumenstroms in den untersuchten Membranen auf der
Grundlage der in Tab. 6.2 angegebenen Daten berechnet, so ergeben sich die folgenden in
Abb. 6.7 dargestellten Werte.
Abb. 6.7: Verweilzeit des Gemisches Propin/Wasserstoff in Abhängigkeit des Volumenstroms
In dieser Abbildung ist die Verweilzeit in den unterschiedlichen Membranen als Funktion des
Volumenstroms angegeben. Wie festzustellen ist, liegen die Verweilzeiten in Membranen mit
33 und 40 % Porosität deutlich über den höher porösen Membranen, da ihr Porenvolumen
verglichen mit den anderen Membranen größer ist. Man sieht bei einem Volumenstrom von
20 ml/min, dass die Verweilzeiten mit abnehmender Porosität von 3,8 s auf 5,7 s ansteigen.
Dies ist offensichtlich der Grund dafür, dass weniger poröse Membranen höhere Umsätze
zeigen. Die Tatsache, dass sich ein experimentell höherer Umsatz bei der Reaktivmembran
mit 40 % Porosität im Vergleich zur 44 %-igen einstellt, obwohl sich bei ihr nach Abb. 6.6
eine geringere Verweilzeit einstellen sollte, ist offensichtlich ein Messfehler. Im Wesentlichen
1
2
3
4
5
6
20 30 40 50 60 70 80Volumenstrom / (ml / min)
Ver
wei
lzei
t / s
Porosität :0,73Porosität: 0,64Porosität: 0.58Porosität: 0.44Porosität: 0.4Porosität 0.33
Ergebnisse und Diskussion
98
ist aber der Zusammenhang zwischen den Umsätzen und der Porosität der Membranen auf die
damit verbundene unterschiedliche Verweilzeit des Gases zurückzuführen.
In den weiteren Untersuchungen wurden Membranen verwendet, die eine Porosität von 58 %
haben, weil sie, ausgehend von dem Abschnitt 2.1 beschriebenen Verfahren am einfachsten
herzustellen sind.
6.2.2 Einfluss des Volumenstrom und der Metallmenge auf die Katalyse in
Polyacrylsäuremembranen Dass der Umsatz und die Selektivität auch von der Strömungsgeschwindigkeit des Gases
durch die Membran abhängen, wurde in vorhergehenden Arbeiten bereits gezeigt [1]. Diese
Messungen wurden in dieser Arbeit ebenfalls auf ihre Reproduzierbarkeit überprüft. Schaut
man auf das Diagramm 6.4, so kann man bereits sehen, dass höhere Volumenströme bei den
verschieden porösen Membranen zu kleineren Umsätzen führen.
Im Diagramm 6.8 ist der Umsatz und die Selektivität einer Membran mit 58 % Porosität, als
Funktion der Verweilzeit zu entnehmen. Die grauen Balken entsprechen den Umsätzen an
Propin und die weißen Balken den Selektivitäten an Propen.
Abb. 6.8: Umsätze und Selektivitäten in einer Standardmembran, mKat = 2 mg, T = 298 K, ε = 58 %, p (Propin) = p(Wasserstoff) = 0,5 bar
48.3
89.1
42.1
89.1
37.4
89.1
32.6
89.4
28.8
92.0
25.5
93.1
22.5
94.6
0
20
40
60
80
100
Um
satz
/ %
, Se
lekt
ivitä
t / %
20 30 40 50 60 70 80Volumenstrom / (ml / min)
Ergebnisse und Diskussion
99
Man erkennt, dass mit vierfachem Volumenstrom der Umsatz von 48 % um etwas mehr als
die Hälfte abnimmt. Die Selektivität liegt bei 90 % und nimmt mit steigendem Volumenstrom
bis auf fast 95 % zu. Mit einer Zunahme des Volumenstroms durch ein konstantes Volumen,
hier die Membran, ist zwangsläufig die Verweilzeit der Reaktanden verkürzt. Die Resultate in
Abb. 6.8 sind dementsprechend verständlich und nachvollziehbar, da bei nicht im chemischen
Gleichgewicht vorliegenden Reaktionen der Umsatz generell steigt, wenn die Verweilzeit der
Edukte vergrößert wird. Anhand dieses Ergebnisses steht fest, dass durch die Justierung der
Strömungsgeschwindigkeit die Verweilzeit des Gases in der Membran gut einstellbar ist und
sich daher höhere Umsätze bei längeren Verweilzeiten der Reaktanden ergeben. Die Gase
haben dann mehr Zeit, miteinander zu reagieren.
Weiterhin wurde das Augenmerk auf die katalytischen Eigenschaften von Membranen mit
höherer Katalysatorbeladung gelegt. Für diesen Zweck wurden Membranen mit 2,7; 4 und
5,5 mg Pd hergestellt. Das Massenverhältnis von 5/1 zwischen Tensid und Metall, welches
sich für die Metallpartikelgrößen als optimal erwiesen hat, ist bei der Synthese von diesen
Membranen beibehalten worden. Im Diagramm 6.9 werden die Umsätze und Selektivitäten
einer Polyacrylsäuremembran mit 2,7 mg Palladium in Abhängigkeit des Gasdurchflusses
gezeigt.
Abb. 6.9: Umsätze und Selektivitäten einer Standardmembran, mKat = 2,7 mg, ε = 58 %, T = 298 K, p (Propin) = p(Wasserstoff) = 0,5 bar
57.1
86.3
50.8
89.4
45.1
89.4
39.9
88.7
34.9
90.6
31.0
90.8
27.6
91.5
0
20
40
60
80
100
Um
satz
Pro
pin
/ % S
elek
tivitä
t Pro
pen
/ %
20 30 40 50 60 70 80Volumenstrom / (ml / min)
Umsatz PropinSelektivität Propen
Ergebnisse und Diskussion
100
Diese Membran zeigt schon deutlich höhere Umsätze als die Membran mit 2 mg Pd,
dargestellt in Diagramm 6.8. So werden beim geringsten Volumenstrom der Komponenten
Propin und Wasserstoff nahezu 60 % Umsatz und eine Selektivität von 86 % in dieser
Membran erzielt. Ebenfalls sieht man den charakteristischen Einfluss der Verweilzeit in
diesem Diagramm. Mit zunehmendem Volumenstrom nimmt der Umsatz typischerweise ab
und die Selektivität steigt und erreicht in dieser Versuchsreihe einen Wert von 91,5 %.
Berechnet man den prozentualen Umsatzanstieg zu einer Membran mit nur 2 mg Katalysator,
so kommt man auf einen durchschnittlichen Wert von etwas über 20 %. Der
Selektivitätsabfall beträgt hingegen nur 2 %.
Es wird festgestellt, dass sich die katalytischen Aktivitäten der Membranen weiter erhöhen
lassen wenn der Membran mehr Katalysator zugegeben wird. Die folgende Abbildung 6.10
stellt die Ergebnisse in einer Membran mit 4 mg Pd dar.
Abb. 6.10: Umsätze und Selektivitäten in einer Standardmembran mKat = 4 mg, ε = 58 %, T = 298 K, p (Propin) = p(Wasserstoff) = 0,5 bar Bei dieser Membran mit 4 mg Pd ergeben sich deutlich höhere Umsätze, die zwischen 44 %
und 65 % liegen. Die Selektivitäten liegen bei nicht viel niedrigeren Werten als bei
Membranen mit 2,7 mg Pd. Aus dieser um 67,5 % höheren Katalysatorbeladung konnten
durchschnittlich 30 % mehr Umsatz Propin gewonnen werden. Insbesondere bei kleineren
65.7
86.2
54.8
87.9
48.8
88.9
43.6
89.9
0
20
40
60
80
100
Um
satz
Pro
pin
/ % ,
Sele
ktiv
ität P
rope
n / %
20 40 60 80Volumenstrom / (ml / min)
Umsatz PropinSelektivität Propen
Ergebnisse und Diskussion
101
Volumenströmen ist der prozentuale Umsatz verglichen mit Abb. 6.8 größer als bei kleineren
Verweilzeiten. Während der Hydrierung in Membranen mit 4 mg Katalysatoranteil ergibt sich
nach einer Reaktionszeit von ca. 100 min eine Temperaturerhöhung von 3 °C.
Das letzte Diagramm 6.11 dieser Versuchsreihe zeigt die Ergebnisse der Katalyse in
Polyacrylsäuremembranen, die 5,5 mg Pd enthalten.
Abb. 6.11: Umsätze und Selektivitäten einer Standardmembran, mKat = 5,5 mg, ε = 58 %, T = 298 K, p (Propin) = p(Wasserstoff) = 0,5 bar
Aus Abbildung 6.11 sieht man, dass die Umsätze der Hydrierung von Propin Werte über 80 %
annehmen. Mit steigendem Volumenstrom nimmt der Umsatz nur noch wenig ab. Die
Verweilzeit des Gases in der Membran wirkt sich in diesem Falle nicht mehr so stark
limitierend auf den Umsatz aus, wie es in den Versuchen zuvor sehr deutlich wurde. Der
Grund hierfür ist, dass die Reaktionsgeschwindigkeit bei dieser Katalysatormenge recht hoch
ist. Auch innerhalb der Verweilzeit, die sich aus dem größten Volumenstrom ergibt, wird der
größte Teil des Propins umgesetzt. Höhere Umsätze können nicht erreicht werden, da der
Wasserstoff während der Hydrierung völlig verbraucht wird, da mehr Propan gebildet wird.
Schaut man auf die Selektivität, so liegen die Werte zwischen 85 % und 90 %. Es kommt
demnach trotz des hohen Anstiegs des Umsatzes durch die Erhöhung des Palladiumgehaltes
zu keinem drastischen Selektivitätseinbruch, wenn man die Werte mit Membranen vergleicht,
82.985.0 82.886.5
77.2
86.5
77.8
87.8
76.5
89.7
76.4
89.2
76.0
89.4
0
20
40
60
80
100
Um
satz
Pro
pin
/ %, S
elek
tivitä
t Pro
pen
/ %
20 30 40 50 60 70 80Volumenstrom / (ml / min)
Umsatz PropinSelektivität Propen
Ergebnisse und Diskussion
102
in denen weniger Pd enthalten war. Die Temperaturerhöhung bei Hydrierungen in
Membranen mit 5,5 mg Pd liegt nach etwa 100 min Reaktionsdauer bei 5-6 °C.
Verschafft man sich einen Überblick über diese Untersuchungen, so lässt sich folgendes
zusammenfassen: Reaktivmembranen mit 5,5 mg Pd, zeigen bei geringen Volumenströmen
nahezu den doppelten Umsatz als Membranen mit 2 mg Pd. Bei höheren Volumenströmen
nimmt der Umsatz auf das fast 3,5-fache zu und die Strömungsgeschwindigkeit spielt in den
Größenbereichen keine wesentliche Rolle mehr. Bei einer isoperibolen Reaktionsführung bei
Raumtemperatur kommt es bei Membranen mit 2 mg Pd zu keiner wesentlichen
Temperaturerhöhung. Bei Membranen mit 5,5 mg Pd tritt jedoch eine Erhöhung von 5-6 °C
auf. Der Grund für die beträchtliche Zunahme der Umsätze von höher beladenen Membranen
liegt in der lokalen Temperaturerhöhung in der Membran, die durch die erhöhte
Reaktionsgeschwindigkeit bei gleichzeitig unveränderter Wärmeabfuhr verursacht wird.
6.2.3 Einfluss der Gastemperatur auf die Aktivität der Polymermembranen Die bisherigen Untersuchungen der katalytischen Eigenschaften der Membranen erfolgten bei
einer Kühlmitteltemperatur von 298 K. Die Reaktionsgeschwindigkeit der Hydrierung bei
dieser Temperatur lässt sich - wie in Abschnitt 6.2.2 gesehen – sehr gut durch die eingesetzte
Menge an Palladium in den Membranen steuern. Eine höhere Reaktionsgeschwindigkeit ist
ebenfalls zu erwarten, wenn die Gase vor der Reaktion aufgeheizt werden.
Aus diesem Grunde wurde die Temperaturabhängigkeit der Hydrierung in einer Membran
untersucht. Vor dem Durchlaufen des Membranreaktors wurden die Gase Propin und
Wasserstoff in einem Bypass durch einen Thermostaten geleitet und auf die jeweilige
Temperatur erwärmt. Für dieses Experiment wurde eine Polyacrylsäuremembran mit 1,5 mg
Pd Gehalt verwendet. Der Palladiumgehalt wurde für diesen Versuch deshalb gering gehalten,
weil isotherme Reaktionsbedingungen in der Membran erwünscht sind und die lokale
Temperaturerhöhung so gering wie möglich gehalten werden soll. Das folgende Diagramm
6.12 zeigt die sich einstellenden Umsätze und Selektivitäten, wenn die eingespeisten
Gastemperaturen zwischen 20 °C und 90 °C liegen.
Ergebnisse und Diskussion
103
Abb. 6.12: Temperatureinfluss auf Umsätze und Selektivitäten in einer Standardmembran mKat = 1,5 mg, ε = 58 %, v = 20 ml / min , p (Propin) = p(Wasserstoff) = 0,5 bar
Im Diagramm ist aus Anschauungsgründen nur eine Verweilzeit bei den fünf Temperaturen
dargestellt, die bei dem angegebenen Volumenstrom von 20 ml/min 4,6 s beträgt. Bei
Raumtemperatur stellt sich ein vergleichsweise geringer Umsatz von 30 % in der
Reaktivmembran ein. Bei einer Temperaturerhöhung von jeweils 20 °C steigt der Umsatz
dann rasch an und erreicht bei 90 °C seinen maximalen Wert von 99 %. Die Selektivität sinkt
mit der Temperaturzunahme von 92 % auf 79 %. Man kann aus dieser Abbildung gut
erkennen, dass bei Temperaturen von 80 °C und 90 °C viel Grünöl als Nebenkomponente
während der Katalyse entsteht, weil dort die Selektivität deutlich geringer als der Umsatz ist.
Es stehen demnach zwei Möglichkeiten zur Verfügung, die Aktivität der Membranen zu
steigern. So führt zum Einen eine höhere Katalysatorbeladung und zum Anderen eine höhere
Eintrittstemperatur der Gase zum Aktivitätsanstieg. Vergleicht man die Aktivität der
Membran mit 5,5 mg Palladium, mit der bei 298 K gearbeitet wurde und die Membran mit 1,5
mg Palladium, die bei 388 K eingesetzt wurde, so kommt man zu dem Ergebnis, dass letztere
die aktivere Membran ist und einen vollständigen Umsatz zeigt. Die Selektivität liegt jedoch
30
92
67
88 8783
95
80
99
79
0
20
40
60
80
100
Um
satz
Pro
pin
/ %, S
elek
tivitä
t Pro
pen
/ %
20 40 60 80 90Temperatur / °C
Umsatz Propin (%)Selektivität Propen (%)
Ergebnisse und Diskussion
104
mit 79 % unter der höher mit Palladium beladenen Membran, die eine Selektivität von 85 %
zeigt. Die Reaktivmembranen zeigen in diesen Versuchen ein nachzuvollziehendes
Reaktionsverhalten, wobei die Parameter Katalysatoranteil und Temperatur für das
gewünschte Reaktionsverhalten sehr gut eingestellt werden können.
6.2.4 Einfluss des Tensids auf die Aktivität der Metallpartikel Im Kapitel 5 wurde bereits mit TEM-Untersuchungen nachgewiesen, dass die Größe der
Palladiumnanopartikel durch die Konzentration des Tensids im Lösungsmittel beträchtlich
beeinflusst werden kann. Man sieht dort, dass bei geringerer Konzentration des Tensids im
organischen Lösungsmittel größere Metallteilchen synthetisiert werden. Mit dieser
Beobachtung ist zwangsläufig die Frage verbunden, ob sich dieser Größeneffekt auch auf die
katalytische Aktivität der Membranen auswirkt.
Es ist mit den in Tab. 7 bereits vorgestellten Dispersionen gearbeitet worden, bei denen
8,5 mg Palladiumacetat in Gegenwart von unterschiedlichen Konzentrationen SE 3010 und
5 ml 1,2,4-TMB reduziert wurden. Die Dispersion enthielt dann nach der Reduktion eine
Menge von 4 mg Palladium. Die dann in der Größe der Metallpartikel unterschiedlichen
Metalldispersionen wurden mit 5 ml 20 %-iger Polyacrylsäuredispersion gemischt und zu
Membranen mit einer Porosität von 58 % vernetzt, die dann entsprechend 2 mg Pd enthielten.
In der Abb. 6.13 sind die Umsätze und Selektivitäten der Membranen angegeben, die sich
lediglich in der Konzentration des Tensid und entsprechend in der Größe der Metallpartikel
unterscheiden. Es sind hier Auszüge aus den Messungen gezeigt, die bei konstantem
Volumenstrom von 20 ml/min resultierten. Die Verweilzeit entspricht hierbei 4,6 s.
Ergebnisse und Diskussion
105
Abb. 6.13: Umsätze und Selektivitäten als Funktion des Tensidanteils, mKat = 2 mg, v = 20 ml/min, ε = 58 %, T = 298 K, p (Propin) = p(Wasserstoff) = 0,5 bar
Die höchste eingesetzte Menge entspricht 20 mg Tensid auf 4,25 mg Palladiumacetat. Dies
entspricht der doppelten Menge Tensid, die Beyer in seinen Arbeiten für 2 mg Palladium
einsetzte. Bei Betrachtung des Diagramms wird deutlich, dass die Membranen unterschiedlich
katalytisch aktiv sind. Ein Umsatzoptimum liegt bei der Membran vor, deren
Palladiumpartikel in Gegenwart von 10 mg und 13 mg an Tensid reduziert wurden. Werden
die Zugaben an Tensid auf 17 mg und 20 mg erhöht bzw. auf 7 mg und 4 mg erniedrigt, so
sinken die Umsätze der Membranen. Bei doppelter Einwaage des Tensids fällt der Umsatz auf
nahezu 30 % und bei geringerer bis keiner Zugabe kommt es zu einem Umsatzverlust von bis
zu 50 % vom Optimum.
Bei der Interpretation dieser Ergebnisse helfen die bereits gewonnenen Erkenntnisse aus
Kapitel 5. Aus den TEM-Untersuchungen ergab sich, dass der durchschnittliche Durchmesser
der Palladiumpartikel mit Konzentrationsabnahme an Tensid anstieg (vgl. Abb.: 5.6, 5.9 u.
5.10). Durch die Größenzunahme der Palladiumpartikel ergibt sich eine Verkleinerung der
spezifischen Oberfläche der Teilchen. Die katalytische Aktivität sinkt. Quantitativ heißt das
folgendes: Wenn von einer beliebigen Masse Palladium ausgehend einmal Nanopartikel mit
22.4
88.6
31.2
91.5
32.0
91.5
46.8
86.3
45.9
90.2
34.5
90.3
31.7
91.0
0
20
40
60
80
100
Um
satz
/ %
, Se
lekt
ivitä
t / %
0 4 7 10 13 17 20Menge an Tensid / mg Umsatz Propin
Selektivität Propen
Ergebnisse und Diskussion
106
5 nm Durchmesser und einmal Nanopartikel mit 15 nm Durchmesser hergestellt werden (was
beobachtet wurde), ist die Gesamtoberfläche der kleineren Teilchen um den Faktor 3 größer,
als die der größeren Partikel. Dadurch kann begründet werden, warum die Umsätze in den
Membranen mit größeren Palladiumpartikeln sinken.
Bei höheren Einwaagen des Tensids als 12 mg wurden keine kleineren Pd-Partikel als
durchschnittlich 5 nm hergestellt, so dass das Tensid ab einer bestimmten Konzentration
seinen Einfluss auf die Partikelgröße wieder verliert. Da die Aktivität der Membranen mit
steigender Tensidmenge jedoch sinkt, ist dies ein Indiz dafür, dass zusätzliche
Tensidmoleküle während des Reduktionsprozesses weitere Teile der Palladiumoberfläche
belegen, so dass die gesamte, für die Katalyse zur Verfügung stehende Oberfläche kleiner
wird.
6.2.5 Einfluss des Reduktionsmittels auf die Aktivität der Metallpartikel Im Rahmen der Arbeiten von Beyer sind auch bereits Einflüsse des Reduktionsmittels auf die
katalytische Aktivität von Membranen nachgewiesen worden. Er konnte anhand von TEM-
Untersuchungen verschiedene Partikelgrößen nachweisen, die durch unterschiedlich starke
Reduktionsmittel erhalten wurden. Er erhielt bei Einsatz von Superhydrid (NaEt3BH) die
kleinsten Palladiumteilchen (dmittel) = 5 nm. Bei Verwendung von Natriumborhydrid und
Ethanol ergaben sich im Durchschnitt größere Teilchen.
In dieser Arbeit wurde hingegen festgestellt, dass die Verwendung von
Lithiumaluminiumhydrid ebenfalls zu Nanopartikeln von 5 nm Durchmesser führt
(s. Abb. 6.14). Es konnten keine Größenunterschiede zwischen Metallteilchen, die mit
äquimolaren Lösungen von Natriumborhydrid –Superhydrid und Lithiumaluminiumhydrid
reduziert wurden, nachgewiesen werden. Es stellte sich jedoch heraus, dass die
Reduktionszeit beim Einsatz von LiAlH4 kürzer ist, als wenn NaBH4 verwendet wurde.
Offensichtlich wird Palladiumacetat durch stärkere Reduktionsmittel schneller zu
Palladiumnanopartikeln reduziert. Die folgende Abbildung 6.14 zeigt Palladiumpartikel in
einer Polyacrylsäuredispersion, die mit LiAlH4 reduziert wurden.
Ergebnisse und Diskussion
107
Abb. 6.14: Dispersion mit Palladiumnanopartikeln reduziert mit LiAlH4
Aus dieser Aufnahme wird deutlich, dass die Pd-Teilchen in der gleichen Größenordnung
vorliegen, wie die durch NaBH4 reduzierten Teilchen (vgl. mit Abb. 5.7).
Bei der Katalyse macht sich jedoch ein Unterschied in der Aktivität zwischen Metallpartikeln,
die mit NaBH4 und LiAlH4 reduziert wurden, bemerkbar. Dem folgenden Diagramm 6.15
sind die Ergebnisse zu entnehmen. Bei diesem Versuch wurden zwei Membranen mit
identischem Pd-Gehalt von 2 mg und einer Porosität von 58 % mit 20 ml/min Reaktionsgas
durchströmt.
100 nm
Ergebnisse und Diskussion
108
Abb. 6.15: katalytische Einflüsse zweier Reduktionsmittel auf die Reaktivität von Pd- Nanopartikeln, mKat = 2 mg, v = 20 ml/min, ε = 58 %, T = 298 K, p (Propin) = p(Wasserstoff) = 0,5 bar Die Aktivität der durch LiAlH4 reduzierten Metallpartikel liegt um ca. 10 % höher im
Vergleich zu denen, die mit NaBH4 hergestellt wurden. Offensichtlich bilden sich beim
Gebrauch von LiAlH4 Palladiumpartikel, deren spezifische Oberfläche größer ist als beim
Einsatz von NaBH4. Die höhere Reaktionsgeschwindigkeit der Reduktion des Palladiumsalzes
ergibt anscheinend kleinere Nanopartikel. Für die weiteren Untersuchungen wurde jedoch
ausschließlich Natriumborhydrid verwendet, weil sich mit diesem Reagenz besser präparativ
arbeiten lässt.
6.2.6 Langzeitversuch In Kap. 5 konnte bereits durch analytische Methoden festgestellt werden, dass der Verbund
zwischen den Polyacrylsäure- und Palladiumpartikeln sehr fest ist. Das Ausspülexperiment
zeigt das ebenfalls. Aus diesen Ergebnissen lässt sich demzufolge eine zeitlich konstante
Aktivität der Membranen bei den katalytischen Experimenten erwarten. Um das zu
überprüfen wurde die Aktivität von Polymermembranen in einem Langzeitexperiment
untersucht. Es wurden für diese Untersuchungen eine Membranen mit 2,7 mg Pd und mit
5,5 mg Pd verwendet. Die folgende Abbildung 6.16 zeigt den Umsatz und die Selektivität
einer Polymermembran mit 2,7 mg Pd in einem Zeitraum von 140 h.
55.1
88.1
46.8
86.3
0
20
40
60
80
100
Um
satz
/ %
, Sel
ektiv
ität /
%
LiAlH4 NaBH4
Umsatz Selektivität
Ergebnisse und Diskussion
109
Abb. 6.16: Umsätze und Selektivitäten einer Standardmembran als Funktion der Zeit, mKat = 2,7 mg, ε = 58 %, T = 298 K, v = 20 ml/min, p (Propin) = p(Wasserstoff) = 0,5 bar
Man sieht, dass die Aktivität der Membran im Zeitraum von 140 h konstant bleibt. Es kommt
weder zu einem Auswaschen des Katalysators durch den Gasstrom noch zu einer aus anderen
Gründen herbeigeführten Deaktivierung. Setzt man hingegen Membranen mit 5,5 mg oder
mehr Pd für die Katalyse ein, so ergaben sich Deaktivierungen nach 40 und 50 Stunden. Der
Grund für diese Deaktivierung liegt in der starken Bildung von Grünöl. Diese Membranen
waren nach den katalytischen Untersuchungen durch Grünöl schwarz verfärbt. Offensichtlich
läuft das Porensystem mit Grünöl zu, so dass es zu einer starken Herabsetzung der
Permeabilität der Membranen kommt. Für kontinuierliche Hydrierungen eignen sich demnach
nur Membranen mit geringeren Pd-Gehalten, bei denen die Grünölbildung in den ersten 140
Stunden vernachlässigbar klein ist.
6.3 Vergleich der Aktivitäten von Membranen mit kommerziell erhältlichen
Katalysatoren Um die Aktivität der untersuchten Membranen einordnen zu können, wurden
Vergleichsmessungen mit kommerziell erhältlichen Katalysatoren in einem Festbettreaktor
bei Raumtemperatur durchgeführt. Für die Messungen dienten drei Katalysatortypen. Es
handelte sich jeweils um Trägerkatalysatoren bestehend aus Aluminiumoxid, Siliciumdioxid
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
0 20 40 60 80 100 120 140
Zeit / h
Um
satz
/ %
, Sel
ektiv
ität /
%
Umsatz PropinSelektivität Propen
Ergebnisse und Diskussion
110
und Aktivkohle, worauf Pd als aktive Komponente geträgert ist. Die Katalysatoren sind in der
Abb. 6.17 zu sehen.
Abb. 6.17: Katalysatoren zum Benchmarking der Membran
Die Messungen wurden bei identischer Verweilzeit des Gases durchgeführt. Die Masse des
Palladiums auf den Katalysatoren betrug in allen drei Messungen –wie die in der Membran-
5,5 mg Pd. Im Diagramm 6.18 sind die Umsätze und Selektivitäten der Hydrierung von
Propin im Vergleich zwischen der Membran und den Trägerkatalysatoren dargestellt.
Pd auf SiO2
Pd auf C
Pd auf Al2O3
Ergebnisse und Diskussion
111
Abb. 6.18: Vergleich der Umsätze und Selektivitäten der Membran mit kommerziell erhältlichen Katalysatoren, mKat = 5,5 mg, ε (Membran) = 58 %, T = 298 K, v = 20 ml/min, p (Propin) = p(Wasserstoff) = 0,5 bar
Die Membran zeigt einen Umsatz von 85 % bei 88 % Selektivität. Wie man erkennt, zeigen
die Trägerkatalysatoren sehr unterschiedliche Umsätze und Selektivitäten. Der
Schalenkatalysator Pd auf Al2O3 besitzt von allen die höchste Aktivität, die bei diesen
Reaktionsbedingungen mit der Membran identisch ist. Die beiden anderen Katalysatoren
zeigen sehr kleine Umsätze und auch deutlich geringere Selektivitäten. Dies ist auch
verständlich, da sie im Vergleich zum Schalenkatalysator eine sehr viel höhere innere
Oberfläche besitzen, auf die die aktive Komponente geträgert ist. Da die Hydrierung von
Propin stark stofftransportlimitiert ist - was aus der Abbildung direkt deutlich wird - eignen
sich derartige Katalysatoren nicht, weil die Edukte nicht die innere Oberfläche des
Katalysators erreichen, sondern an der äußeren Oberfläche bzw. an den Poreneingängen
abreagieren. Bei diesen Katalysatoren stellt sich ein zu großes Thiele-Modul ein. Der
Stofftransport liegt nicht in Abstimmung zur Reaktionskinetik vor (vgl. Einleitung, Thiele-
Modul).
Da davon ausgegangen werden kann, dass der recht aktive Schalenkatalysator „Pd auf Al2O3“
speziell für die Hydrierung von Propin entwickelt worden ist und die Membran einen
85 88 85 85
6
76
3
71
0
20
40
60
80
100
Um
satz
/ %
(gra
u), S
elek
tivitä
t / %
(wei
ss)
Membran Pd auf C
Trägerkatalysatoren
Pd auf SiO2Pd auf Al2O3
Ergebnisse und Diskussion
112
vergleichbaren Umsatz und Selektivität zeigt, sind der Stofftransport und die Reaktion in der
Membran gut aufeinander abgestimmt.
6.4 Einfluss des Partialdrucks auf die Aktivität der Polymermembranen In den bisherigen Untersuchungen zur selektiven Hydrierung von Propin in Membranen mit
Palladium wurde mit einem Partialdruck der Komponenten von 0,5 bar gearbeitet. Es sollte in
diesem Zusammenhang überprüft werden, wie sich eine Druckverminderung der Reaktanden
auf die Reaktion in der Membran auswirkt. Zu diesem Zweck sind die Edukte Propin und
Wasserstoff, die wiederum äquimolar in den Membranreaktor eingespeist wurden, mit
Stickstoff als Inertgaskomponente auf 0,167 bar verdünnt worden. Für die Untersuchungen
dient eine Reaktivmembran mit 58 % Porosität und 5,5 mg Palladium. Es wurden ebenfalls
Versuche im Festbettreaktor mit dem Schalenkatalysator „Pd auf Al2O3“ unter gleichen
Reaktionsbedingungen durchgeführt. Im Diagramm 6.19 sind die Ergebnisse der
Hydrierungen im Vergleich zwischen der Reaktivmembran und dem kommerziell erhältlichen
Katalysator dargestellt. Die vollen Punkte stellen die Messpunkte bei 0,5 bar dar, die offenen
Symbole die bei 0,167 bar.
Abb. 6.19: Vergleich der Umsätze und Selektivitäten einer Standardmembran mit dem Schalenkatalysator bei unterschiedlichen Drücken und Verweilzeiten des Gases, mKat = 5,5 mg, ε (Membran) = 58 %, T = 298 K, τ = 1-9 s
60
70
80
90
100
60 70 80 90 100Umsatz Propin / %
Sele
ktiv
ität P
rope
n / %
p (Propin) =0,5atm ( Festbett)
p (Propin) =0,16 atm (Festbett)
p (Propin) =0,5atm (Membran)
p (Propin) =0,16atm (Membran)
p(Propin)=0,5atm
p(Propin) = 0,167atm
Zunahme der Verweilzeit
Ergebnisse und Diskussion
113
Die Zusammensetzungen der Gase bei den Messungen sind in der folgenden Tabelle
dargestellt.
Tab. 6.3: Gaszusammensetzungen und Verweilzeiten bei den in Diagramm 6.19 angegebenen Wertepaaren
pges = 0,5 bar pges = 0,167 bar
V(Propin) ml/min
V(Wasserstoff) ml/min
V(Propin) ml/min
V(Wasserstoff) ml/min
V(Stickstoff) ml/min
Verweilzeit
s
5 5 1,7 1,7 6,6 9,26
10 10 3,4 3,4 13,8 4,63
15 15 5 5 20 3,08
20 20 6,7 6,7 26,6 2,31
25 25 8,4 8,4 33,4 1,85
30 30 10 10 40 1,54
35 35 11,7 11,7 46,6 1,39
40 40 13,4 13,4 53,2 1,06
Die in der Abb. 6.19 gezeigten Trajektorien, die die Selektivität in Abhängigkeit vom Umsatz
darstellen, fallen in Richtung höherer Umsätze. Die Selektivität sinkt mit steigenden
Umsätzen in der Reaktivmembran als auch im Festbettreaktor. Bei einer berechneten
Verweilzeit von 9,3 s und einem Partialdruck der Gase von 0,5 bar stellt sich im
Membranreaktor ein Umsatz von über 85 % mit einer Selektivität von 82 % ein. Verfolgt man
die Trajektorie in Richtung kleinerer Verweilzeiten, sinkt der Umsatz auf einen Wert von
75 % und einer Selektivität von 90 %. Bei gleichen Versuchsbedingungen zeigt der
Festbettreaktor Umsätze über 90 %. Die Selektivität liegt in diesem Bereich aber unter 75 %.
Mit kürzeren Verweilzeiten der Gase stellen sich ähnliche Werte für die Umsätze und
Selektivitäten wie im Membranreaktor ein, wobei die Selektivitäten etwas unter den Werten
der Membran liegen. Werden die Drücke der Reaktanden durch Inertgaseinspeisung auf
0,167 bar gesenkt, steigt die Selektivität im Membran- sowie im Festbettreaktor. Im
Festbettreaktor wird bei einer Verweilzeit von 9 s ein Umsatz von 92 % und eine Selektivität
von 86 % erreicht. Die Trajektorie endet bei 75 % Umsatz und 93 % Selektivität.
Ergebnisse und Diskussion
114
Wie auch zu erwarten ist, führt eine Herabsetzung der Partialdrücke der Reaktionspartner zu
einer Verminderung der Reaktionsgeschwindigkeit. Die Umsätze sinken dementsprechend bei
dem kleineren Partialdruck der Reaktionskomponenten. Dass die Trajektorien bei beiden
untersuchten Drücken nahezu überlappen spricht dafür, dass die Reaktion nahe am
mikrokinetisch kontrollierten Bereich abläuft und dass Stofftransporteffekte die Selektivität
kaum beeinflussen.
6.4.1 Vergleich von Katalysatorbelastungen im Membran- und Festbettreaktor Eine Option Katalysatoren miteinander zu vergleichen, stellt deren mögliche Belastung dar.
Unter der Katalysatorbelastung versteht man im Allgemeinen das Verhältnis von
Gesamtdurchsatz (mol/s) der miteinander reagierenden Komponenten zur Gesamtmasse des
Katalysators. Die Belastung ist ein Leistungskriterium des Reaktors.
Aus den in Diagramm 6.19 enthaltenen Daten wurden die Katalysatorbelastungen im
Membran- und Festbettreaktor bei den erzielten Umsätzen bestimmt. In der Abbildung 6.20
sind sie bei den beiden Drücken von 0,5 und 0,167 bar aufgetragen.
Abb. 6.20: Katalysatorbelastungen im Membran- und Festbettreaktor
Man erkennt, dass die Belastungen im Membranreaktor bei 0,5 bar wesentlich höher ausfallen
und bei 0,167 bar mit dem Festbettreaktor vergleichbar hoch sind. Der Grund für die höhere
Belastung der Membranen liegt darin, dass sie im Vergleich zum Schalenkatalysator ein
60
70
80
90
100
0.E+00 2.E-05 4.E-05 6.E-05 8.E-05 Katalysatorbelastung / ( mol Propin/s/gKat )
Um
satz
Pro
pin
/ %
Belastung Membran p=0,5 barBelastung Membran p=0,16 barBelastung Festbett p=0,5 barBelastung Festbett p=0,16 bar
Ergebnisse und Diskussion
115
wesentlich geringeres Gewicht besitzen. Würden mehr als 5,5 mg Palladium für die Katalyse
im Membran- sowie im Festbettreaktor eingesetzt werden, so ergäbe sich ein noch größerer
Unterschied zwischen den Belastungen der beiden Katalysatoren, da die Gewichtszunahme
der Membran im Vergleich zum Schalenkatalysator weitaus weniger ansteigt. Im Vergleich
zum Festbettreaktor lässt sich daher die Belastung in der Membran auch einfacher durch
erhöhte Zugabe von Palladium realisieren und führt so zu einer Steigerung der Raum-Zeit-
Ausbeute.
6.5 Katalyse in Membranen mit kleineren Polymerpartikeln Wie im Kapitel 5 bereits dargestellt, wurden die kleinsten Polymerpartikel mit der kleinsten
Polydispersität in Dispersionen mit 3,2g Tensid hergestellt. Dies wurde in Abschnitt 5.1
erläutert. Von dieser Dispersion wurde durch Vernetzung eine reaktive Membranen mit
2,7 mg Palladium hergestellt und untersucht, ob die Größe der Polymerpartikel einen Einfluss
auf die Katalyse hat. Im Diagramm 6.21 sind die Ergebnisse zu entnehmen.
Abb. 6.21: Umsätze und Selektivitäten der Membran aus Abb. 5.16, mKat = 2,7 mg, T = 298 K, p (Propin) = p(Wasserstoff) = 0,5 bar
Bei einem Volumenstrom von 20 ml/min, ergeben sich nahezu 50 % Umsatz. Wird der
Volumenstrom auf 80 ml / min erhöht, sinkt der Umsatz auf etwa die Hälfte ab. Auch in
dieser Membran lässt sich die Verweilzeit der Reaktanden gut justieren. Vergleicht man
dieses Diagramm mit Abbildung 6.9 in der die katalytischen Ergebnisse einer Membran
49.6
92.4
46.3
93.2
43.5
94.6
39.9
94.5
35.5
96.1
31.5
95.3
27.2
97.3
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Um
satz
/ %
, Sel
ektiv
ität /
%
20 30 40 50 60 70 80Volumenstrom / ( ml / min )
Umsatz PropinSelektivität Propen
Ergebnisse und Diskussion
116
gezeigt werden, bei der der durchschnittliche Polymerpartikeldurchmesser um 30 nm größer
ist, sieht man, dass die Membranen ähnliche Umsätze zeigen. Offensichtlich wirkt sich die
Polymerpartikelgröße bezüglich der katalytischen Aktivität der Membran nicht stark aus.
Obwohl die Oberfläche der Membran „verklebte“ Polyacrylsäurepartikel zeigt (siehe Abb.
5.16, wobei die große Menge des zugeführten Tensids diesen Effekt verursacht, scheint ein
definiertes Porensystem in dieser Membran vorzuliegen.
Simulation
117
7 Modellierung der Katalyse in Membranen Um die experimentellen Ergebnisse quantitativ beschreiben zu können, bedarf es einer
Modellierung des Reaktionsverlaufes. Die Grundlage für die Modellierung bilden die
experimentell ermittelten Umsätze und Selektivitäten in unterschiedlichen porösen
Membranen. Auf die katalytische Aktivität der Membranen nehmen - wie bereits in den
Kapiteln zuvor erläutert - die Porosität des Netzwerks, die Strömungsgeschwindigkeit und
somit die Verweilzeit der Gase und der Katalysatoranteil Einfluss. Die Modellierung dient
dem Zweck, eine Vorstellung über das Reaktionsverhalten zu erhalten und kinetische
Konstanten für die Gasphasenreaktion zu ermitteln.
Die Kinetik der in dieser Arbeit untersuchten katalysierten Gasphasenreaktion zwischen
Propin und Wasserstoff (und im Allgemeinen für sämtliche heterogene Hydrierungen von
Olefinen) ist von vielen Arbeitsgruppen diskutiert worden. Sie sind durchgehend der
Meinung, dass die chemische Adsorption der Reaktanden auf dem Katalysator die
Voraussetzung darstellt um miteinander reagieren zu können. Die Kinetik verläuft demnach
nach dem Langmuir-Hinshelwood-Mechanismus [3, 101-103].
Aus der Modellierung können die Gleichgewichtschemisorptionskonstanten ermittelt werden.
Der Reaktionsmechanismus beinhaltet, dass die Reaktionspartner vor der chemischen
Reaktion auf vollständig identischen Oberflächenplätzen des Katalysators adsorbieren. Liegen
beide Stoffe im adsorbierten Zustand vor, bei dem es sich um Chemisorption oder
Physisorption je nach Bindungsstärke zur katalytischen Oberfläche handeln kann, erfolgt die
chemische Reaktion. Im hier betrachteten Fall chemisorbieren beide Reaktionspartner.
Adsorbiert das gebildete Zwischenprodukt wieder auf der Katalysatoroberfläche, so kann es
mit adsorbiertem Wasserstoff zum Folgeprodukt weiterreagieren:
Es folgt aus diesen beiden Reaktionen ein Geschwindigkeitsgesetz zweiter Ordnung bezüglich
der Bedeckungsgrade.
Propin + Wasserstoff
Pd k2
Pd k1 Propen
PropanPropen + Wasserstoff
Simulation
118
r1 = k1⋅ θ Wasserstoff ⋅ θ Propin (11) r2 = k2⋅ θ Wasserstoff ⋅ θ Propen (12)
θ = Bedeckungsgrad [%] k1, k2 = Geschwindigkeitskonstanten [mol/l·s] Nach der Reaktion desorbieren die Produkte von der Katalysatoroberfläche.
Werden die geeigneten Isothermen für die Edukte in die Geschwindigkeitsgesetze eingesetzt,
so erhält man die Geschwindigkeitsgesetze als Funktion der Partialdrücke der Gase:
opinopinfWasserstoffWasserstof
fWasserstoffWasserstoffWasserstof pKpK
pK
PrPr1 ⋅+⋅+⋅
=Θ (13)
fWasserstoffWasserstofopinopin
opinopinopin pKpK
pK⋅+⋅+
⋅=Θ
PrPr
PrPrPr 1
(14)
K = Chemisorptionsgleichgewichtskonstante [1/Pa] p = Partialdruck [Pa] Damit gilt für das Geschwindigkeitsgesetz:
2PrPr
PrPr1 )1( opinopinfWasserstoffWasserstof
opinfWasserstofopinfWasserstof
pKpKppKKk
r⋅+⋅+⋅⋅⋅⋅
= (15)
Analog gilt für die Folgereaktion:
fWasserstoffWasserstofopenopen
openopenopen pKpK
pK⋅+⋅+
⋅=Θ
PrPr
PrPrPr 1
(16)
fWasserstoffWasserstofopenopen
fWasserstoffWasserstoffWasserstof pKpK
pK⋅+⋅+
⋅=Θ
PrPr1 (17)
und für das Geschwindigkeitsgesetz analog:
2PrPr
PrPr2 )1( openopenfWasserstoffWasserstof
openfWasserstofopenfWasserstof
pKpKppKKk
r⋅+⋅+⋅⋅⋅⋅
= (18)
Simulation
119
Den zeitliche Reaktionsverlauf der Hydrierung von Propin beschreiben vier
Differentialgleichungen:
21 rrdt
dpr fWasserstof
fWasserstof −−== (19)
1Pr
Pr rdt
dpr opin
opin −== (20)
21Pr
Pr rrdt
dpr open
open −== (21)
2Pr
Pr rdt
dpr opan
opan == (22)
Bei der Kenntnis der Anfangsdrücke und der Reaktionszeit, die der Verweilzeit der
Reaktanden entspricht, lassen sich mit den Gleichungen 19-22 die Partialdrücke der Produkte
am Reaktorausgang und damit der Umsatz und die Selektivität der Reaktion bestimmen.
Der Umsatz an Propin und die Selektivität von Propen sind wie folgt definiert:
)(Pr)(Pr)(Pr
0
0Pr opinp
opinpopinpX t
opin−
= (23)
)(Pr)(Pr)(Pr
0Pr opinpopinp
openpS
t
topen −
= (24)
Die Verweilzeit der Gase in der Membran ist abhängig von deren Porosität und vom
Volumenstrom. Die Porosität ε ist das Verhältnis von Porenvolumen zum Gesamtvolumen der
Membran. Somit ergibt sich für die Verweilzeit des Gases in der Membran folgende
Beziehung:
Eduktgas
Membran
VV ε
τ ⋅= (25)
Als Reaktormodell für die Simulierung wird für die Membran das ideale Strömungsrohr
verwendet. Man stellt sich die Porenmembran als einen Reaktor vor, bei dem die Poren als
Strömungsrohre angesehen werden, die parallel zueinander angeordnet sind und eine
zylindrische Geometrie und eine gewisse Tortuosität besitzen. In einem Strömungsrohrreaktor
Simulation
120
ist die Verteilung der Reaktanden quer zur Strömungsrichtung homogen, sie ändert sich
jedoch in Strömungsrichtung. Es treten keine radialen Konzentrationsgradienten auf, sondern
nur axiale, was bei der Katalyse in Membranen auch zu erwarten ist. Zudem ist der
Stofftransport durch Diffusion gegenüber dem durch reine Konvektion zu vernachlässigen. In
der Diplomarbeit von Seebach [104] wurden bereits die Stofftransporteinflüsse für
verschiedene Gase durch Polyacrylsäuremembranen bestimmt. So konnten die Druckverluste,
die bei der Permeation der Gase durch das Porengefüge auftreten, durch die folgende
Gleichung ermittelt werden:
ii
Mi
Membrani V
pBD
rpzp !⋅
⋅+⋅
⋅⋅∆=∆
−1
02 ητ
επ
(26)
∆pi = Druckverlust der Komponente i über der Membran [Pa] ∆z = Differentielle Dicke der Membran [m] ε = Porosität [%] τ = Tortuosität [%] ηi = Viskosität der Komponente i [m2/s]
Für die untersuchten Gase, Wasserstoff, Propin, einem Gemisch aus beiden Gasen und
Stickstoff wurden der molekulare Diffusionskoeffizient, der Knudsen-Diffusionskoeffizient
und die Gesamtpermeabilität bestimmt. Die folgende Abbildung 7.1 zeigt das Ergebnis. Es
werden für die drei verschiedenen Gase und das Gasgemisch die Stofftransportanteile als
Balken in Membranen mit vier verschiedenen Polymergehalten dargestellt.
Simulation
121
Abb. 7.1: Beiträge der Transportmechanismen für verschiedene Gase in Abhängigkeit vom Polymergehalt der eingesetzten Dispersionen
Aus Abbildung 7.1 ist deutlich zu erkennen, dass der konvektive Strom aller Gase durch die
Membranen aus 10, 20 und 30 Gew.% Polymerdispersion überwiegt. Dabei ist der Anteil des
konvektiven Stofftransportes bei niedrigstem Polymergehalt am größten. Lediglich bei der
Membran, die aus der 40 Gew.%-igen Polymerdispersion hergestellt wurde, ist die
molekulare Diffusion und die Knudsendiffusion etwa gleich groß wie der konvektive
Transport. Für die Modellierung des Reaktionsverlaufes nach dem kinetischen Modell des
Langmuir - Hinshelwood - Mechanismus´ ist dies sehr wichtig, da Stofftransportvorgänge wie
molekulare Diffusion und Knudsendiffusion keine Rolle spielen dürfen. Die Membran als
Strömungsrohrreaktor zu klassifizieren, in dem sich eine geringe Verweilzeitverteilung der
Reaktanden durch ihren vorwiegenden konvektiven Stofftransport einstellt, ist daher sinnvoll.
0
20
40
60
80
100
120
140
160
Tra
nspo
rtko
effiz
ient
en /(
mm
2 /s)
konvektiver Strom
molekulare Diffusion
Knudsendiffusion
Polymergehalt0,10 0,20 0,30 0,40
H2
H2 / C3H4
C3H
N2
0
5
H2
H2 / C3H4
C3H4 N2
Simulation
122
7.1 Ermittlung der kinetischen Parameter der Hydrierung in Membranen Für die Modellierung experimenteller Untersuchungsergebnisse eignen sich viele Programme,
die eine unterschiedliche Komplexität besitzen. In der vorliegenden Arbeit wurde mit dem
Programm „Berkeley Madonna“ nach dem Runge-Kutta-Verfahren 4. Ordnung für
kontinuierliche Systeme modelliert, welches auf dem Eulerverfahren beruht, jedoch genauere
Werte liefert. Dieses Verfahren kann für Anfangswertprobleme herangezogen werden. Für die
Berechnung der Konzentrations-Zeitverläufe müssen die Anfangskonzentration der Edukte
und die Differentialgleichungen, mit denen sich die Konzentrationen ändern, bekannt sein.
Durch eine Zeitdiskretisierung wird dann dem Anfangswertproblem eine numerische Lösung
zugeführt.
Für die Ermittlung eines mikrokinetischen Geschwindigkeitsgesetzes darf Reaktionshemmung
durch Porendiffusion keine Rolle spielen. Da die molekulare Diffusion in porösen
Membranen, gegenüber dem konvektiven Stofftransport klein ist, sind in den Modellierungen
die Einflüsse der Diffusion nicht berücksichtigt worden. Für die Ermittlung der
Reaktionsgeschwindigkeitskonstanten und der Chemisorptionskonstanten von Propen und
Propin wurden aus den gaschromatographischen Daten die Partialdrücke der Gase nach
bestimmten Verweilzeiten berechnet und gegen diese aufgetragen. Der Druckverlauf der
Reaktion, der mit einer Volumenkontraktion von 50 % bei maximalem Umsatz einhergeht,
konnte mit dem Programm simuliert werden. Für diese Simulationen wurden Messdaten von
Membranen mit einer Beladung von 2 mg Palladium und unterschiedlichen Porositäten
verwendet. Die Diagramme zur Ermittlung der kinetischen Parameter sind im Folgenden
dargestellt (Abb. 7.2-7.4). Dabei stellen die Punkte in den Diagrammen die während des
zeitlichen Reaktionsverlaufes experimentell bestimmten Umsätze und die Linien die
modellierten Druckverläufe dar.
Simulation
123
Abb. 7.2: Simulation der Reaktion in einer Membran (58 % Porosität)
Abb. 7.3: Simulation der Reaktion in einer Membran (64 % Porosität)
0.E+00
1.E+04
2.E+04
3.E+04
4.E+04
5.E+04
0 1 2 3 4 5
Verweilzeit (s)
p (E
dukt
e, P
rodu
kte)
Pa
PropenPropin
Wasserstoff
Propan
X X Experimentell
_____ Simulation
0.E+00
1.E+04
2.E+04
3.E+04
4.E+04
5.E+04
0 1 2 3 4 5
Verweilzeit (s)
p (E
dukt
e, P
rodu
kte)
/ Pa
Propin
Wasserstoff
Propen
Propan
X X experimentell
_____ Simulation
Simulation
124
Abb. 7.4: Simulation der Reaktion in einer Membran (73 % Porosität)
Aus der Simulation konnten folgende kinetische Parameter für das Reaktionssystem bestimmt
werden, die für Membranen unterschiedlicher Porosität gemittelt wurden und für eine
Katalysatorbeladung von 2 mg Pd gelten.
a) Chemisorptionskonstanten
K (Propin) = 3,76 ⋅10 -4 Pa-1
K (Propen) = 3,27 ⋅10 -4 Pa-1
K (Wasserstoff) = 7,27 ⋅10 -9 Pa-1
b) Geschwindigkeitskonstanten
k1 = 4980 Pa/s
k2 = 125 Pa/s
Die Chemisorptionskonstante von Propin hat demnach den höchsten Wert. Dies ist auch
verständlich, weil die Affinität von Propin auf metallischen Oberflächen durch die stark
wechselwirkende Dreifachbindung am größten ist. Aus der Literatur konnten keine
Chemisorptionskonstanten auf Palladiumoberflächen von Wasserstoff Propin und Propen
gefunden werden, so dass ein Vergleich nicht möglich ist.
0.E+00
1.E+04
2.E+04
3.E+04
4.E+04
5.E+04
0 1 2 3 4 5Verweilzeit (s)
p (E
dukt
e, P
rodu
kte)
/ Pa
PropinWasserstoff
Propen
Propan
X X Experimentell
_____ Simulation
Simulation
125
Die Ersthydrierung hat den nahezu 40-fachen Wert im Vergleich zur Folgehydrierung. Der
Grund für die stets recht hohen Selektivitäten der Hydrierung in den Membranen liegt
demnach auch im Verhältnis der beiden Geschwindigkeitskonstanten.
7.2 Validität der kinetischen Parameter in unterschiedlichen Membranen Mit diesen ermittelten Daten wurde versucht, einige experimentell ermittelte Druckverläufe
der Reaktion in Membranen mit höheren Palladiumgehalten zu simulieren. Aus den
Modellierungen konnten jedoch keine übereinstimmenden Ergebnisse erzielt werden. Der
Grund für die fehlende Übereinstimmung liegt darin, dass im Falle von Membranen mit
5,5 mg Palladium die Reaktion am Anfang sehr rasch verläuft und dass nach etwa 1 s
Verweilzeit der Umsatz an Propin Werte bereits zwischen 0,8 und 0,9 liegt. Der langsam
ansteigende, sättigungsförmige Konzentrationsverlauf - wie er in den drei letzten
Abbildungen zu sehen ist - konnte in diesem Fall nicht in dem betrachteten Zeitintervall von 1
und 5 s beobachtet werden. Die mit der höheren Reaktionsgeschwindigkeit verbundene
Temperaturerhöhung ist ein Kriterium dafür, dass mit den ermittelten Konstanten bei
Membranen mit höheren Katalysatorgehalten keine übereinstimmenden Ergebnisse zwischen
den experimentellen und modellierten Werten erhalten wurden. Könnte eine schnellere
Wärmeabfuhr im Reaktionssystem ermöglicht werden, so würden sich mehr angleichende
Wertepaare ergeben.
Da die gewonnenen Geschwindigkeitskonstanten und Chemisorptionskonstanten jedoch
universell gelten müssen, wurde überprüft, ob sich die experimentellen Ergebnisse aus der
Arbeit Lippelt mit ihnen bestätigen lassen [105]. Lippelt hatte in seiner Arbeit die Hydrierung
von Propin in Membranen mit Beladungen von 2 mg Pd mit unterschiedlichen
Einsatzverhältnissen von Propin und Wasserstoff untersucht und die Umsätze und
Selektivitäten bestimmt. Im Programm wurden die Parameter für das Reaktionssystem
entsprechend eingebracht und durchgerechnet. Nach dem Durchlaufen der Simulation, der
Bestimmung der Partialdrücke der Edukte als Funktion der Zeit, konnten dann die
charakteristischen Verweilzeiten der individuellen Gasmischungen ermittelt und die Umsätze
und Selektivitäten berechnet werden. Im folgenden Diagramm 7.5 sind die experimentellen
Daten von Lippelt mit denen aus der Simulation bestimmten Werten zusammengefasst und als
Umsätze bzw. Selektivitäten als Funktion von der Stoffzusammensetzung aufgetragen.
Simulation
126
Abb. 7.5: Vergleich von Simulation und exp. Daten bei unterschiedlichen Partialdrücken von Propin bzw. Wasserstoff
Aus der Darstellung ist zu ersehen, dass die simulierten Daten für eine Beschreibung der
Hydrierung im Falle des stöchiometrischen Einsatzes gut übereinstimmen, da die
Modellparameter bei einem stöchiometrischen Einsatz der Reaktanden bestimmt wurden. Die
berechneten Umsätze liegen jedoch bei einem Wasserstoffunterschuss höher als die
experimentellen Umsätze und im Falle von Wasserstoffüberschuss darunter. Bei
Wasserstoffüberschuss und im stöchiometrischen Bereich passen die modellierten
Selektivitäten mit den experimentell bestimmten überein, liegen jedoch bei
Wasserstoffüberschuss bei etwas höheren Werten.
Welche Gründe können für dieses Ergebnis ausschlaggebend sein? Seebach konnte durch
Permeabilitätsmessungen nachweisen, dass ein Propingasstrom durch die Membran einen
höheren Druckverlust verursacht als ein äquivalenter Wasserstoffstrom. Daraus kann
geschlossen werden, dass Wasserstoff leichter die Membran passiert als Propin, also eine
höhere Permeabilität aufweist. Der Grund hierfür liegt darin, dass die Propinmoleküle einen
wesentlich größeren Stoßquerschnitt als die Wasserstoffmoleküle besitzen und folglich
langsamer diffundieren können. Der durch die geringere Größe bedingte große
Diffusionskoeffizient von Wasserstoff führt zu einer begünstigteren Permeabilität
0
20
40
60
80
100
0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5
p(H2) / p(Propin)
Um
satz
/ %
, Sel
ektiv
ität /
%
Umsatz PropinSelektivität PropenUmsatz simuliertSelektivität simuliert
Simulation
127
(D Wasserstoff = 1,371 cm2s-1, D Propin = 0,015 cm2s-1). Die simulierten Umsätze liegen bei
Wasserstoffüberschuss unter den experimentell ermittelten Werten, weil der
Diffusionsbeitrag des Wasserstoffs in der Membran nicht berücksichtigt wird. Bei hohen
Überschussanteilen von Wasserstoff ist die Membran gewissermaßen gleichmäßig mit
Wasserstoff gefüllt; da die schnelle Diffusion des Wasserstoffs aus dem konvektiven Strom
eine axial und radial konstante Konzentration verursacht. Der Konzentrationsgradient, der
durch die Reaktion aufgebaut wird, besteht dann nicht mehr. Bei einer in der Membran
homogenen Wasserstoffkonzentration steigt dann die Reaktionsgeschwindigkeit, weil die
abnehmende axiale Konzentration des Propins auf eine weiterhin hohe Wasserstoffanzahl im
Ausgangsbereich der Membran trifft. Dies führt dann zu höheren Umsätzen als bei den durch
Simulation ermittelten Werten. Da die Folgereaktion durch diesen Effekt ebenfalls
beschleunigt wird, nimmt die berechnete Selektivität in dem Falle auch höhere Werte an, als
die experimentell bestimmten.
Bei einem Wasserstoffunterschuss liegen die Verhältnisse anders. Der simulierte Umsatz liegt
mehr oder weniger bei den experimentell bestimmten. Erwartet hätte man in diesem Falle
aufgrund der Wasserstoffdiffusion ebenfalls einen leicht niedrigeren experimentellen Umsatz.
Der Effekt der Diffusionsbeiträge wirkt sich aber aufgrund des anteilsmäßig hohen
Wasserstoffverbrauchs während der Reaktion nicht mehr aus, da der Wasserstoff ständig
verbraucht wird.
Um die Validität der berechneten Daten zu untermauern, wurde im Rahmen der Arbeiten eine
Datenreihe aus den Untersuchungen der Hydrierung von Propin mit Inertgaszufuhr
ausgewählt. Mit einer stöchiometrischen Eduktgaszufuhr wurden die experimentellen
Untersuchungen gestartet. Dann erfolgte ein Zulauf von Inertgas, dessen Anteil im Gasstrom
sukzessiv heraufgesetzt wurde, so dass der Partialdruck des Wasserstoffs bzw. des Propins
von 0,5 atm. auf 0,08 atm. sank. Es stellten sich in einer Membran mit einer Beladung von
ebenfalls 2 mg Palladium Umsätze zwischen 15 % und 50 % ein, die Selektivitäten lagen
zwischen 90 % und 99 %, so dass die Selektivität – auf Kosten des Umsatzes- durch einen
hohen Anteil an Inertgaszufuhr erheblich erhöht werden konnte. Aus den durch die
Simulation erhaltenen Partialdrücke für Propin und Wasserstoff wurden die Umsätze und
Selektivitäten bestimmt. Im folgenden Diagramm 7.6 wird die experimentell bestimmte
Datenreihe mit den modellierten Daten verglichen.
Simulation
128
Abb. 7.6: Vergleich von Simulation und exp. Daten bei unterschiedlichen Anfangsdrücken von Propan und Wasserstoff
Wie zu erkennen ist, stimmen die berechneten und modellierten Werte für die Selektivität
weitgehend miteinander überein. Die berechneten Umsätze weisen jedoch bei niedrigeren
Partialdrücken Abweichungen auf, die nahezu bei allen Punkten um 10 Skalenteile oberhalb
der experimentellen Punkte liegen. Das liegt daran, weil bei diesem Versuch die
Reaktionsgeschwindigkeit mit steigender Inertgaszufuhr ständig herabgesetzt wird. Dies wird
in der Berechnung nicht berücksichtigt und aus diesem Grunde liegen die experimentell
bestätigten Umsätze niedriger als die simulierten. Im Wesentlichen lassen sich jedoch auch
die Umsätze mit den theoretisch bestimmten Daten vorhersagen und eignen sich zur
Modellierung von Hydrierungen im Membranreaktor bei stöchiometrischer Eduktgaszufuhr.
0
20
40
60
80
100
0 100 200 300 400 500 600p (Propin bzw. Wasserstoff) mbar
Um
satz
/ %
, Sel
ektiv
ität /
%
Umsatz PropinSelektivität PropenUmsatz Propin (simuliert)Selektivität Propen (simuliert)
Zusammenfassung
129
8 Zusammenfassung und Ausblick In der vorliegenden Arbeit wurden einerseits Dispersionen aus Palladiumnanopartikeln und
Polyacrylsäure und andererseits die durch Vernetzung der Polymerpartikel erhaltenen
Reaktivmembranen untersucht. Der Schwerpunkt lag dabei auf der analytischen
Charakterisierung des Verbundsystems und auf der Katalyse. Da mitunter die
Aufmerksamkeit auf die Partikelbildung des Palladiums in Abhängigkeit der
Tensidkonzentration gelegt wurde, ist die Synthese der Palladiumpartikel ausschließlich im
reinen Lösungsmittel 1,2,4-Trimethylbenzol durch Zugabe von Reduktionsmitteln
durchgeführt worden. Die Polyacrylsäuredispersion wurde dananch mit der Metalldispersion
vermischt.
Bekannt war bereits, dass die Polyacrylsäuremembranen aus kugelförmigen, etwa 90 nm
großen Polymerpartikeln bestehen. Durch eine Erhöhung der Tensidkonzentration bei der
Polymerisation konnte der durchschnittliche Partikeldurchmesser auf 60 nm gesenkt werden.
Darin bestand ein wesentliches Ziel dieser Arbeit. Die Polydispersität der Partikel blieb dabei
gleich. Es konnte ebenfalls nachgewiesen werden, dass durch ansteigende
Polymerisationstemperaturen größere Polymerpartikel mit höherer Polydispersität erzeugt
wurden. Bei den katalytischen Untersuchungen ergaben sich keine Aktivitätsunterschiede im
Vergleich zu Membranen mit einem durchschnittlichen Partikeldurchmesser von 90 nm.
Mit Hilfe der analytischen Ultrazentrifuge ließ sich zeigen, dass das Metall-Polymer-
Verbundsystem einer starken interpartikulären Wechselwirkung unterliegt. Dies konnte
ebenfalls durch Auswaschexperimente mit Cyclohexan bestätigt werden, bei denen kein
Palladium aus den Membranen ausgewaschen wurde. Auch die über Stunden konstanten
Aktivitäten der Membranen sprechen für eine starke Wechselwirkung zwischen den
Palladium- und Polymerpartikeln. Bei zwei Langzeitversuchen über 100 Stunden zeigten die
verwendeten Reaktivmembranen einen konstanten Umsatz und eine konstante Selektivität.
Durch die Rasterelektronenmikroskopie und die Elektronenrückstreumikroskopie ließen sich
erstmals die katalytisch aktiven Palladiumteilchen in den Membranen sichtbar machen. Es
konnte beobachtet werden, dass sie auf der Oberfläche der einzelnen Polymerpartikeln haften.
Es zeigte sich aus TEM - Untersuchungen, dass die Konzentration des Tensids SE 3010
während des Reduktionsvorgangs einen wesentlichen Einfluss auf die Größe der
Metallnanopartikel ausübt. Nach der Reduktion einer Mischung aus 5 ml 1,2,4-TMB; 8,4 mg
Zusammenfassung
130
Pd(OAc)2 und 7,6 mg SE 3010 entstanden Palladiumpartikel mit bis zu 40 nm Durchmesser.
Bei höheren Anteilen an SE 3010 entstanden kleinere Partikel, die einen mittleren
Durchmesser von 5 nm aufwiesen.
Nach der Vernetzung der jeweiligen Dispersionen wurden die katalytischen Eigenschaften der
Membranen durch die partielle Hydrierung von Propin als Modellreaktion charakterisiert.
Mehrere Metalle konnten in Form von Nanopartikeln auf Polyacrylsäure immobilisiert
werden. Gold, Platin und Rhodium zeigten aber im Vergleich zu Palladium eine weitaus
geringere Aktivität.
Es konnten reaktive Membranen hergestellt werden, die jeweils nach ihrer Präparation
Umsätze zwischen 15 % und 90 % und Selektivitäten zwischen 97 % und 85 % bei
Raumtemperatur zeigten. Experimente bei 90 °C zeigten sogar vollständige Umsätze, wobei
die Selektivität bei 75 % lag. Es stellte sich heraus, dass der Katalysatorgehalt, die
Verweilzeit des Reaktionsgases, der Partialdruck der Gase und die Reaktortemperatur den
Umsatz und die Selektivität der Membranen stark beeinflussen. Größere Palladiumpartikel
zeigten bei den katalytischen Untersuchungen geringere Aktivitäten als kleinere Partikel.
Darüber hinaus konnte ein Optimum der katalytischen Aktivität bei einem charakteristischen
Verhältnis zwischen Palladium zu Tensid bestimmt werden.
Die Membranen zeigten weiterhin unterschiedliche Porositäten. Die katalytischen
Untersuchungen ergaben, dass die Umsätze in Membranen mit steigender Porosität
abnehmen. Nach Abmessungen des jeweiligen Membranvolumens und der Berechnung des
Porenvolumens kann dieser Effekt durch die sich kleiner einstellenden Verweilzeiten bei
höher porösen Membranen begründet werden.
Ein Vergleich der Aktivitäten zwischen einer Membran mit 5,5 mg Pd-Gehalt und
verschiedenen kommerziell erhältlichen Hydrierkatalysatoren zeigt, dass die Membran mit
Abstand den besten Katalysator darstellt. Auch bei einem Vergleich zu einem
Schalenkatalysator, der speziell für selektive Hydrierungen hergestellt wird, schneidet die
Reaktivmembran mit identischer Aktivität und Selektivität gut ab.
Untersuchungen mit Photoelektronen vom Membranmaterial ergaben, dass die 3 d-Elektronen
der Palladiumnanopartikel von 5 nm Größe höhere Energiemaxima aufweisen als das
Zusammenfassung
131
Bulkmetall. Daraus kann geschlossen werden, das nicht nur reines Palladium im Verbund
vorliegt, sondern auch Palladiumverbindungen, wie beispielsweise PdO.
Mit Absorptionsmessungen mit Wasserstoff wurde der katalytisch aktive Anteil des
Palladiums bestimmt. Dieser liegt bei Membranen mit 58 % Porosität und einer
durchschnittlichen Palladiumpartikelgröße von 5 nm, sowie einer Einwaagemenge von 10 mg
Tensid zwischen 7 % und 15 %. Daraus folgt, dass der größte Teil der Palladiumoberfläche
durch Tensid und Polyacrylsäure belegt ist.
Die Modellierung des Reaktionsverlaufes in Membranen nach dem Langmuir-Hinshelwood-
Mechanismus wurde mit Membranen unterschiedlicher Porositäten mit 2 mg Palladium
erfolgreich durchgeführt. Es ließen sich Reaktionsgeschwindigkeits- und
Chemisorptionskonstanten ermitteln. Mit den erhaltenen Konstanten konnten aber nicht
Reaktionsverläufe in Membranen mit höheren Katalysatorbeladungen vorausgesagt werden,
da die Temperaturerhöhung in diesen Membranen zu hoch war. Die Daten aus den
Experimenten, in denen mit nicht stöchiometrischer Eduktgaszufuhr gearbeitet und bei denen
der Partialdruck der Reaktanden verändert wurde, konnten annähernd durch die vorgegebenen
Daten der Modellierung für stöchiometrische Eduktgaszufuhr und konstantem Partialdruck in
Übereinstimmung gebracht werden. Die Abweichungen sind auf die verschiedenen
Diffusionskoeffizienten von Wasserstoff und Propin und auf die geringere
Temperaturerhöhung bei geringeren Partialdrücken während der Reaktion zurückzuführen.
Wieviel Rückvermischung in den Porenkanälen der Membranen stattfindet, bleibt offen. Auch
ist die - wenn auch geringe- Temperaturerhöhung in der Membran ein noch nicht gelöstes
Problem, da eine isotherme Katalyse wünschenswert ist.
Auf dem Gebiet der Nanopartikelforschung konnte eindeutig nachgewiesen werden, dass die
Konzentration des eingesetzten Blockcopolymers einen Einfluss auf die Größe der
Palladiumpartikel hat. Nach welchem Mechanismus die Palladiumpartikel entstehen, bleibt
aber weiterhin unklar. Zur Klärung dieser Frage würde sich die Röntgenbeugung an
verschieden stark reduzierten Metallproben (in situ-Messungen) eignen um das
Partikelwachstum eingehender zu verstehen. Bei diesem Verfahren müssten die verschieden
stark reduzierten Metallproben nach bestimmten Zeiten eingefroren werden und dann
analysiert werden.
Zusammenfassung
132
Wie sich aus den katalytischen Untersuchungen ergeben hat, sind die Polymer-Palladium
Membranen auch über längere Zeiten für die Katalyse selektiver Hydrierungen geeignet. Die
katalytisch aktive Oberfläche ist jedoch zum größten Anteil mit dem Tensid belegt und für die
Reaktanden somit nicht zur Adsorption zugänglich. Sicherlich ist es wünschenswert, stabile
Metallpartikel der gleichen Größe zu synthetisieren, ohne dass ein großer Teil der Oberfläche
inaktiv ist. Dies wäre durch ein schonendes Wegbrennen des Tensids möglich. Der
Dampfdruck der Pd-Partikel ist jedoch weitaus höher als der vom Bulkmetall, so dass ein
Sintern der Partikel bei Erhitzung zu vermeiden ist. Für dieses Verfahren eignen sich aber
keine Trägermaterialien aus Polyacrylsäure, weil sich diese ab 200 °C zersetzen und ihre
Porenstruktur verlieren, so dass auf keramische Träger zurückgegriffen werden müsste. Ziel
könne es sein, keramische Membranen herzustellen, die die gleiche Pd-Oberflächenbelegung
besitzen wie derzeit die Polymermembran. Nach der Abtrennung des Tensids wäre die
zugängliche aktive Oberfläche des Metalls wesentlich größer und es könnten sehr viel
geringere Verweilzeiten als bisher 1 s der Gase in den Membranen eingestellt werden, so dass
dadurch die Selektivität von partiellen Reaktionen weiter gesteigert werden könnte. Weiterhin
ist es sinnvoll zu erforschen, bis zu welchem Temperaturbereich die Nanopartikel stabil
bleiben.
Die morphologischen Untersuchungen der Membranen und ihrer Synthesevorstufen waren
recht erfolgreich und auch die katalytischen Ergebnisse sind verständlich und
nachvollziehbar. Das Reaktionsprinzip in der Membran hat sich zudem bewährt, denn es
konnte keine Katalysatordeaktivierung festgestellt werden. Generell denke ich, dass diese
Arbeit die bedeutenden Eigenschaften von Nanopartikeln für katalytische Zwecke aufgezeigt
hat. Es leuchtet daher ein, dass die Nanotechnologie generell im Hinblick auf die
Naturwissenschaften in Zukunft im Rampenlicht stehen wird.
Literatur und Verzeichnisse
133
9 Abkürzungen und Symbole ci Konzentration der Komponente c [mol/l]
d Durchmesser [m]
Deff Effektiver Diffusionskoeffizient [m2/s]
EA Aktivierungsenergie [J/mol]
f Reibungskoeffizient [-]
F Kraft [kg/m⋅s2]
Gew. % Gewichtsprozent [-]
k Geschwindigkeitskonstante [Pa/s] bzw. Stoffübergangskoeffizient [m/s] bzw. Bolzmannkonstante [J/K]
Ki Chemisorptionsgleichgewichtskonstante der Komponente i [1/Pa]
L Länge [m]
m Masse [kg]
n Stoffmenge [mol]
ni Reaktionsordnung der Komponente i [-]
NA Avogadrokonstante [1/mol]
p Druck [Pa]
pi Partialdruck der Komponente i [Pa]
R Universelle Gaskonstante [J/mol⋅K]
ri Reaktionsgeschwindigkeit der Komponente i [mol/l⋅s]
S Svedberg [s]
Si Selektivität der Komponente i [%]
t Zeit [s]
T Temperatur [K]
V Volumen [m3]
Vol. % Volumenprozent [-]
Xi Umsatz der Komponente i [%]
λ Wellenlänge [m]
ρ Dichte [kg/m3]
η Viskosität [Pa · s]
ε Porosität [%]
Literatur und Verzeichnisse
134
ω Winkelgeschwindigkeit [°/s]
θ Winkel [°]
Φ Thiele – Modul [-]
∆RH Reaktionsenthalpie [J/mol]
AUZ Analytische Ultrazentrifuge
EDX Electron Diffractive X-Ray-Analysis
FC Flow-Controller
GC Gaschromatographie
geo. geometrisch
Kat Katalysator
PAA Polyacrylsäure
PSE Periodensystem der Elemente
REM Rasterelektronenmikroskopie
SE 1010 Polystyrol-block-polyethylenoxid, M(Polystyrol) = 1000 g / mol,
M (Polyethylenoxid) = 1000 g /mol
SE 3010 Polystyrol-block-polyethylenoxid, M(Polystyrol) = 3000 g / mol,
M (Polyethylenoxid) = 1000 g /mol
SE 4010 Polystyrol-block-polyethylenoxid, M(Polystyrol) = 4000 g / mol,
M (Polyethylenoxid) = 1000 g /mol
TEM Transmissionselektronenmikroskopie
XPS Photoelektronenspektroskopie
Literatur und Verzeichnisse
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Literatur und Verzeichnisse
141
9.2 Abbildungsverzeichnis 1.1 Katalysatoren bewirken eine Beschleunigung von chemischen Reaktionen
1.2 Reaktionsführung in einem Festbettreaktor
1.3 Konzentrationsprofile (qualitativ) von Edukt und Produkt bei Thiele-Moduli kleiner und größer 1
1.4 Konventioneller Membranreaktor mit Produktausschleusung (schematisch)
1.5 Prinzip der Reaktionsführung in einer Porenmembran
1.6 Prinzip des aktiven Membrankontaktors
1.7 Verlauf einer Dispersionspolymerisation
1.8 Darstellung von Acrylsäure
1.9 Struktur von Polyacrylsäure und Polyacrylsäureester
1.10 Vernetzung zweier Polyacrylsäurepartikel durch Hexandioldiglycidylether
1.11 Vernetzung zweier Polyacrylsäurepartikel durch 1,6-Diaminohexan
1.12 Beispiele für Blockcopolymere
2.1 Rührkesselreaktor zur Herstellung von Polyacrysläuredispersionen
2.2 Gefäß für die Membransynthese
3.1 Dynamische Lichtstreuung: apparativer Aufbau und zeitliche Intensitätsfluktuationen
3.2 Sedimentation eines Partikels im Kraftfeld
3.3 schematischer Aufbau einer Ultrazentrifuge
3.4 schematischer Aufbau eines Transmissionselektronenmikroskops
3.5 schematischer Aufbau einer Elektronenstrahlmikrosonde
4.1 Fließbild der Versuchsanlage
4.2 Membranreaktor bei geöffnetem Reaktordeckel
4.3 Membranreaktor
4.4 Der für die Hydrierungsversuche verwendete Festbettreaktor (schematisch)
Literatur und Verzeichnisse
142
5.1 Größenverteilung der Polymerpartikel als Ergebnis der Polymerisation von 11g Acrylsäure und 1,6 g Tensid in 96 g TMB
5.2 Vergleich der Größenverteilung der Polymerpartikel in Abhängigkeit von der Tensidmenge
5.3 Vergleich der Größenverteilungen der Polymerpartikel in Abhängigkeit von der Temperatur
5.4 Palladiumpartikel stabilisiert durch das Tensid SE 3010
5.5 Übersicht auf Polyacrylsäurepartikel mit Palladium
5.6 Übersicht auf Polyacrylsäurepartikel mit Palladium
5.7 Übersicht auf Polyacrylsäurepartikel mit Palladium
5.8 Agglomerierte Palladiumschuppen
5.9 Palladiumpartikel synthetisiert bei reduziertem Stabilisatorgehalt (66% der Ausgangskonzentration)
5.10 Palladiumpartikel synthetisiert bei reduziertem Stabilisatorgehalt (37 % der Ausgangskonzentration)
5.11 Übersicht auf ein Polyacrylsäure-Palladium-Verbundsystem gewonnen aus Dispersion 1, 10 Gew. % PAA
5.12 Visualisierung der katalytisch aktiven Metallpartikel auf dem Polymerverbund
5.13 Elektronenrückstreuaufnahme vom Polyacrylsäure-Palladiumverbund oben
5.14 Elementarzusammensetzung aus der Bereichsanalyse
5.15 Photoelektronenspektrum einer Polyacrylsäuremembran mit Palladium
5.16 Übersicht auf ein Polyacrylsäure-Palladium-Verbundsystem gewonnen aus Dispersion 1: 10 % PAA mit 3,2 g SE 3010 = 25 Gew. % bezogen auf das Monomere.
5.17 Auswaschexperiment
5.18 Sedimentationsprofil einer 10 Gew. % Polyacrylsäuredispersion mit Palladium. Reduktion erfolgte in Gegenwart der PAA
5.19 Sedimentationskoeffizientenverteilung einer 10 Gew. % Polyacrylsäuredispersion mit Palladium. Reduktion erfolgte in Gegenwart der PAA
Literatur und Verzeichnisse
143
5.20 Sedimentationsprofil und Sedimentationskoeffizientenverteilung einer 10 Gew. % Polyacrylsäuredispersion mit Palladium. Reduktion erfolgte in 1,2,4-Trimethylbenzol
5.21 Sedimentationskoeffizientenverteilung einer 0,3 Gew. % Polyacrylsäuredispersion mit Palladium. Reduktion erfolgte in 1,2,4-Trimethylbenzol
6.1 Heterogen katalysierte Hydrierung von Propin mit Nebenprodukten
6.2 Rh-Nanopartikel im Polyacrylsäureverbundsystem
6.3 Umsätze und Selektivitäten von Membranen mit Pd, Au, Rh und Pt – Nanopartikeln, mKat = 2,7 mg, v = 20 ml /min, Ф = 58 %
6.4 Einfluss der Membranporosität auf den Umsatz für Propin, mKat = 2 mg, T = 298 K
6.5 zu Abb. 6.4 gehörende Selektivitäten für Propen, mKat = 2 mg, T = 298 K
6.6 Zusammenhang zwischen Verweilzeit und Volumenstrom durch die Membran
6.7 Verweilzeit des Gemisches Propin/Wasserstoff in Abhängigkeit des Volumenstroms
6.8 Umsätze und Selektivitäten in einer Standardmembran, mKat = 2 mg, T = 298 K, Ф = 58 %, p (Propin) = p(Wasserstoff) = 0,5 bar
6.9 Umsätze und Selektivitäten einer Standardmembran, mKat = 2,7 mg, Ф = 58 %, T = 298 K, p (Propin) = p(Wasserstoff) = 0,5 bar
6.10 Umsätze und Selektivitäten in einer Standardmembran mKat = 4 mg, Ф = 58 %, T = 298 K, p (Propin) = p(Wasserstoff) = 0,5 bar
6.11 Umsätze und Selektivitäten einer Standardmembran, mKat = 5,5 mg, Ф = 58 %, T = 298 K, p (Propin) = p(Wasserstoff) = 0,5 bar
6.12 Temperatureinfluss auf Umsätze und Selektivitäten in einer Standardmembran mKat = 1,5 mg, Ф = 58 %, v = 20 ml / min , p (Propin) = p(Wasserstoff) = 0,5 bar
6.13 Umsätze und Selektivitäten als Funktion des Tensidanteils, mKat = 2 mg, v = 20 ml/min, Ф = 58 %, T = 298 K, p (Propin) = p(Wasserstoff) = 0,5 bar
6.14 Dispersion mit Palladiumnanopartikeln reduziert mit LiAlH4
6.15 katalytische Einflüsse zweier Reduktionsmittel auf die Reaktivität von Pd- Nanopartikeln, mKat = 2 mg, v = 20 ml/min, Ф = 58 %, T = 298 K, p (Propin) = p(Wasserstoff) = 0,5 bar
6.16 Umsätze und Selektivitäten einer Standardmembran als Funktion der Zeit, mKat = 2,7 mg, Ф = 58 %, T = 298 K, v = 20 ml/min, p (Propin) = p(Wasserstoff) = 0,5 bar
Literatur und Verzeichnisse
144
6.17 Katalysatoren zum Benchmarking der Membran
6.18 Vergleich der Umsätze und Selektivitäten der Membran mit kommerziell erhältlichen Katalysatoren, mKat = 5,5 mg, Ф(Membran) = 58 %, T = 298 K, v = 20 ml/min, p (Propin) = p(Wasserstoff) = 0,5 bar
6.19 Vergleich der Umsätze und Selektivitäten einer Standardmembranen mit dem Schalenkatalysator bei unterschiedlichen Drücken und Verweilzeiten des Gases, mKat = 5,5 mg, Ф(Membran) = 58 %, T = 298 K, τ = 1-9 s
6.20 Katalysatorbelastungen im Membran- und Festbettreaktor
6.21 Umsätze und Selektivitäten der Membran aus Abb. 5.16, mKat = 2,7 mg, T = 298 K, p (Propin) = p(Wasserstoff) = 0,5 bar
7.1 Beiträge der Transportmechanismen für verschiedene Gase in Abhängigkeit vom Polymergehalt der eingesetzten Dispersionen
7.2 Simulation der Reaktion in einer Membran (7 % PAA-Anteil)
7.3 Simulation der Reaktion in einer Membran (15 % PAA-Anteil)
7.4 Simulation der Reaktion in einer Membran (30 % PAA-Anteil)
7.5 Vergleich von Simulation und exp. Daten bei unterschiedlichen Partialdrücken von Propin bzw. Wasserstoff
7.6 Vergleich von Simulation und exp. Daten bei unterschiedlichen Anfangsdrücken von Propan und Wasserstoff
Literatur und Verzeichnisse
145
9.3 Tabellenverzeichnis
Tab. 1.1 Übersicht einiger Ergebnisse zur Hydrierung von Propin mit Palladium als Katalysator
Tab. 2.1 Zusammensetzung der Reaktionsmischung für die Dispersionspolymerisation von Acrylsäure
Tab. 2.2 Übersicht über die verwendeten Tenside und deren Konzentrationen in den jeweiligen Dispersionen
Tab. 2.3 eingesetzte Metallsalze
Tab. 4.1 Übersicht auf die eingesetzten Reaktivmembranen
Tab. 5.1 Durchschnittliche Polyacrylsäurepartikelgrößen und Polydispersitäten in Abhängig-keit von der Tensidmenge
Tab. 5.2 Durchschnittliche Polyacrylsäurepartikelgrößen und Polydispersitäten in Abhängig-keit von der Temperatur
Tab. 5.3 Zusammensetzung der Dispersionen zur Bestimmung der Abhängigkeit der Pd-Partikelgrößen von der Tensidkonzentrationen
Tab. 5.4 Ergebnisse der Wasserstoffadsorptionsuntersuchungen
Tab. 5.5 Ergebnisse der Wasserstoffadsorptionsuntersuchungen von durchspülten Membranen
Tab. 6.1 eingesetzte Salze für die Reduktion in 1,2,4-Trimethylbenzol
Tab. 6.2 Berechnung der Porositäten der Membran in Abhängigkeit der Parameter
Tab. 6.3 Gaszusammensetzungen und Verweilzeiten bei den in Diagramm 6.19 angegebenen Wertepaaren