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VII
MODUL VII
KOMMUNIKATION INNERHALB DES
BEHANDLUNGSTEAMS
Empfehlungen zum Thema
Kommunikation innerhalb des Behandlungsteams während
des Spende-Prozesses
Version 1.0 / August 2014
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VII
SEITE
A VORWORT 3
B ZUSAMMENFASSUNG 4
C KOMMUNIKATION VOR UND WÄHREND DER ORGANENTNAHME 5
1. BRIEFING AUF DER INTENSIVSTATION 5
2. ANMELDUNG DES SPENDERS BEI DER NATIONALEN ZUTEILUNGSSTELLE 6
3. PLANUNG DER ORGANENTNAHME: „TIMING“ 7
4. BRIEFING „TIMING“ 8
5. BRIEFING BEI EINTRITT DES SPENDERS IN DEN OPERATIONSSAAL 9
6. BRIEFING BEI ANKUNFT VON ENTNAHMETEAMS BEI FORTGESCHRITTENER ENT-
NAHME 10
7. BRIEFING BEI ENDE DER ORGANENTNAHME 11
D DEBRIEFING NACH ERFOLGTER ORGANENTNAHME 13
1. SPENDEKOORDINATOR / NATIONALER KOORDINATOR 13
2. INTENSIVSTATION / SPENDEKOORDINATOR 13
3. OP / ANÄSTHESIE / SPENDEKOORDINATOR 14
4. ENTNAHMETEAMS / SPENDEKOORDINATOR 14
5. DEBRIEFING PERSONAL SPENDERSPITAL 14
E AUTOREN 15
1. ARBEITSGRUPPE 15
2. EXPERTENGRUPPE 15
F ÄNDERUNGEN 16
G ANHANG 17
1. DONOR INFORMATION FORM (DIF) 17
2. TIME OUT OP 25
INHALT
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Die Empfehlungen des Swiss Donation Pathway sind als Qualitätssicherungs-Programm,
mit nationalen Basisstandards für den Spendeprozess, konzipiert worden. Sie sind als
Teil eines Schulungshilfsmittels für im Spendeprozess involvierte Personen bestimmt,
um die gesetzlichen Anforderungen des am 1. Juli 2007 in Kraft getretenen Transplanta-
tionsgesetzes zu erfüllen.
Das Programm wurde durch die Schweizerische Stiftung zur Förderung der Organspen-
de (FSOD) initiiert. Im Jahr 2009 wurde das Programm vom Comité National du Don
d’Organes (CNDO) übernommen.
„Kommunikation innerhalb des Behandlungsteams“ ist ein Modul des Swiss Donation
Pathway. Der Swiss Donation Pathway basiert auf dem Critical Pathway für Organspen-
de nach dem Hirntod.
Die Module sind:
I. Spendererkennung & Spendermeldung
II. Behandlung des erwachsenen Spenders: Intensivstation
III. Behandlung des erwachsenen Spenders: Anästhesie
IV. Behandlung des pädiatrischen Spenders
V. Familienbetreuung und Kommunikation
VI. Organ- und Gewebeentnahme
VII. Kommunikation innerhalb des Behandlungsteams
VIII. Koordination des Organspendeprozesses
IX. Die minimalen Standardanforderungen
X. Organisation der Transporte
Der Swiss Donation Pathway ist ein gemeinsames Projekt der Schweizerischen Gesell-
schaft für Intensivmedizin (SGI-SSMI) und dem CNDO/Swisstransplant. Die Empfehlun-
gen wurden von einer Expertengruppe der Schweizerischen Gesellschaft für Intensiv-
medizin erarbeitet.
In diesem Dokument wird der Einfachheit halber nur die männliche Form verwendet. Die
weibliche Form ist selbstverständlich mit eingeschlossen.
A VORWORT
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Der Prozess der Organ- und Gewebespende ist komplex und mobilisiert vom Zeitpunkt
der Spendererkennung bis Tage nach der Entnahme grosse personelle und zeitliche
Ressourcen. Bei der Abklärung der Spendeeignung, der Diagnose des Hirntodes und
der Entnahme von Organen und Geweben kommen medizinische Fachpersonen aus
den verschiedensten Bereichen zum Einsatz. Neben der optimalen Koordination aller
Abläufe muss auch die Kommunikation unter den involvierten Personen sichergestellt
sein.
Der Austausch von Informationen im Behandlungsteam ist unabdingbar um die Qualität
und den optimalen, reibungslosen Ablauf aller Prozessabschnitte sicherzustellen.
Der Spendekoodinator übernimmt eine wichtige Schlüsselfunktion und begleitet im Ideal-
fall den Spendeprozess vom Zeitpunkt der Spendererkennung bis nach der Entnahme
von Organen und Geweben. Er hat eine Schlüsselfunktion und ist Garant für eine gute
Kommunikation und die Übermittlung von Informationen; nicht nur an die involvierten
Personen im Spenderspital sondern auch an die nationale Zuteilungsstelle.
Das Modul „Kommunikation innerhalb des Behandlungsteams“ liefert im Folgenden eine
Übersicht über die Schnittstellen zwischen den multidisziplinären Fachpersonen / Teams,
die im Prozess mitarbeiten. Für jeden Abschnitt werden stichwortartig die Inhalte aufge-
zeigt, über die in den sogenannten Briefings zu informieren ist.
B ZUSAMMENFASSUNG
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1 BRIEFING AUF DER INTENSIVSTATION
Die Rolle des Spendekoordinators kann von einem behandelnden Arzt, einer qualifizier-
ten Pflegefachperson oder von einem hauptamtlichen Koordinator bis zum Eintritt in den
Operationssaal übernommen werden. Im weiteren Text ist die Rolle des Spendekoordi-
nators bis nach der Multiorganentnahme beschrieben.
In allen Netzwerken können die Spendekoordinatoren aus den Referenzzentren in peri-
phere Spenderspitäler reisen und vor Ort den Organspendeprozess koordinieren.
Die Mitarbeit eines Spendekoordinators auf der Intensivstation kann bis zum Transfer in
den Operationssaal auf Wunsch des behandelnden Teams auch von ausserhalb des
Spitals stattfinden.
Auf der Intensivstation kann der Spendekoordinator
die behandelnden Teams im Organspendeprozess unterstützen und beraten.
die Betreuung der Angehörigen unterstützen oder übernehmen.
die Schnittstelle für die interdisziplinäre Zusammenarbeit (Intensivstation, Radiologie,
Labor, Anästhesie, Operationssaal, etc.) ausfüllen.
alle, für die Evaluation der Organe nötigen Untersuchungen organisieren und die
Spenderdaten im SOAS (Swiss Organ Allocation System) erfassen.
gemeinsam mit der Nationalen Zuteilungsstelle den Zeitpunkt der Organentnahme und
die An- und Abreise der externen Chirurgenteams planen.
den Transfer des Spenders in den Operationssaal begleiten.
BEIM EINTREFFEN DES SPENDEKOORDINATORS AUF DER INTENSIV-STATION WIRD EIN ERSTES BRIEFING DURCHGEFÜHRT:
ZEITPUNKT
Bei Eintreffen des Spendekoordinatoren auf der Intensivstation, eventuell bereits bei der
Meldung des Spenders beim Spendekoordinator.
TEILNEHMER
Spendekoordinator
Für den potenziellen Spender verantwortliche Arzt
Für den potenziellen Spender zuständige Pflegefachkraft
Seelsorger (falls involviert)
Andere involvierte Fachpersonen
ZIELE
Identifizierung aller involvierter Fachpersonen
Erklärung des Prozesses / provisorische Planung des Ablaufes
Verteilung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten im weiteren Prozess
Übergabe der Informationen zum potenziellen Spender
C KOMMUNIKATION VOR UND WÄHREND
DER ORGANENTNAHME
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INHALTE
Identifizierung aller involvierter Fachpersonen
Evaluation des Wissensstandes / der gesammelten Informationen
Verteilung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten im weiteren Prozess
Erklärung des weiteren Ablaufes durch den Spendekoordinator
Standarduntersuchungen
Zusatzuntersuchungen
Voraussichtliche Dauer des Prozesses
Zuteilung der Organe
Spenderanamnese durch
Verantwortlichen Arzt IPS
Zuständige Pflegefachkraft
Angehörige
Patientenakte
Evtl. Hausarzt
2 ANMELDUNG DES SPENDERS BEI DER NATIONALEN
ZUTEILUNGSSTELLE
Bei der ersten Kontaktaufnahme übermittelt der Spenderkoordinator der Nationalen Zu-
teilungsstelle die vorhandenen Informationen. Sämtliche Spenderdaten werden im wei-
teren Verlauf gemäss Donor Information Form (DIF) im SOAS komplettiert. (Anlage 1)
Der Spendekoordinator meldet den potenziellen Spender bei der Nationalen Zuteilungs-
stelle über die 24-Stunden-Hotline unter 058 123 80 40 an. Er gibt die gesammelten
Spenderdaten und Untersuchungsergebnisse so vollständig wie möglich in das SOAS
ein.
ZEITPUNKT
Bei bestätigter Hirntod-Diagnose und dem vorliegenden Einverständnis des potenziellen
Spenders bzw. seiner nächsten Angehörigen.
(Generell soll die Meldung frühzeitig erfolgen um die Organisation der Arbeitsabläufe zu
vereinfachen und mögliche Fragen direkt zu klären.)
TEILNEHMER
Spendekoordinator oder der für den Spender verantwortliche Arzt
Koordinator der Nationalen Zuteilungsstelle
ZIELE
Identifizierung der zuständigen Personen (Koordinator und Zuteilungsstelle)
Die Hauptpunkte der Krankenakte sind übermittelt
Fragen zur Anamnese des Spenders sind abgeklärt
Der weitere Ablauf des Spendeprozesses ist provisorisch geplant
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INHALTE
Name der zuständigen Personen Auf der Intensivstation (Name des Spendeko-
ordinators, Spital, Name der Station)
Koordinator der nationalen Zuteilungsstelle
Telefon- und Faxnummern
Identität des Spenders Registrierungsnummer SOAS (ST-xxxx-xxxx)
Blutgruppe und Alter des Spenders
Anamnese des Spenders (soweit
bekannt)
Eintrittsgrund und – datum
Todesursache und Umstand des Todes
Aktuelle klinische Situation
Todeszeitpunkt
Bestätigung der Zustimmung für die Organ-
spende
Medizinische und soziale Anamnese
Aktuelle Vitalzeichen und Behandlung
Planung des weiteren Ablaufes Geplante, ausstehende Untersuchungen
Vorläufiger Zeitrahmen
Weitere Prozessschritte
3 PLANUNG DER ORGANENTNAHME : „TIMING“
Die Festlegung des Entnahmezeitpunktes (auch Timing genannt) ist eine komplexe Auf-
gabe, bei der die Bedürfnisse aller Akteure, der aktuelle Status des Spenders sowie der
Stand der Operationsvorbereitung der Empfänger eine wichtige Rolle spielen.
Es liegt in der Verantwortung der Nationalen Zuteilungsstelle einen Konsens zu finden
zwischen Bedürfnissen des Spenderspitals, den Entnahmeteams und den Transplan-
tationszentren.
ZEITPUNKT
Sobald die Zuteilung der Vitalorgane abgeschlossen ist, wird das Timing geplant.
TEILNEHMER
Nationale Koordinator der Zuteilungsstelle
Spendekoordinator (Spenderspital intern: Behandelnder Arzt, Pflegefachkraft, OP,
Anästhesie, Entnahmeteams)
Transplantationskoordinatoren (Transplantationszentren intern: Entnahme- Transplan-
tationsteams, IPS, OPS, Anästhesie, Notfallstation)
AAA: Einsatz-Leitzentrale (Siehe Modul X, Organisation der Transporte)
ZIELE
Die Organentnahme läuft reibungslos ab.
Alle Akteure kennen den zeitlichen Ablauf der geplanten Entnahmeoperation.
INHALTE
Um den Zeitpunkt der Organentnahmeoperation zu planen, müssen folgenden Punkte
bei der Planung in Erfahrung gebracht und berücksichtig werden:
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Spender Kreislaufstabilität des Spenders (muss die
Entnahme dringend begonnen werden?)
Sind alle nötigen Untersuchungsergebnisse
vorhanden bzw. wann werden sie erwartet?
Sind weitere Untersuchungen während der
Entnahmeoperation geplant (z.B. Biopsie,…)
Werden spezielle Geräte oder technische As-
sistenz benötigt?
Spenderspital Können Untersuchungen während der Ent-
nahme im Spenderspital durchgeführt werden?
Disponibilität des OP und der Anästhesie
Ist das benötigte Material für die Entnahme
vorhanden?
Organentnahme Welche Organe werden entnommen
Welche Teams führen die Entnahme durch
In welcher Reihenfolge intervenieren die
Teams (standardisierter Ablauf, siehe Swiss
Donation Pathway, Modul VI)
In welchen Zeitabständen sollen die Teams im
Entnahmespital ankommen:
Vorbereitung zur OP
Laparotomie und Sternotomie
Installation Kanülen und Perfusion
Transporte Welche Transportart und - zeit für Hin- und
Rückreise
Anzahl Personen und die Menge des Materials
für Transporte
Entfernung zwischen Abfahrt- und Zielort
Verkehrsbedingungen (Wetter, Stau, etc.)
Empfängerspitäler Ab wann ist der Empfänger bereit für die
Transplantation?
4 BRIEFING „TIMING“
Ist das Timing organisiert werden abschliessend alle involvierten Personen des Spen-
derspitals und der Transplantationszentren (Spendekoordinator, Transplantationskoordi-
natoren) informiert. Der Koordinator der Nationalen Zuteilungsstelle gibt die Informatio-
nen an die oben genannten Personen weiter. Spitalintern wird der Informationsfluss
durch diese Personen sichergestellt.
ZEITPUNKT
Sobald das Timing organisiert und der Beginn der Organentnahme definiert sind.
TEILNEHMER
Spendekoordinator
Arzt und Pflegefachkraft IPS
Für die OP-Triage zuständige Person
OP Fachpersonal
Anästhesie
ZIEL
Alle Akteure haben die gleiche Information über den Zeitpunkt und den geplanten Ablauf
der Organentnahme.
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INHALTE
Zu entnehmende Organe
Eventuelle Untersuchungen während der Ent-
nahme
Entnahmeteams
Ankunftszeit
Transportart bei Anreise und Rückreise
Anzahl der Personen pro Team
Geschätzte Dauer der Entnahme
Spezifikationen für die Entnahme
Leber-Split (in situ/ex-situ), geschätzte Dauer
Pankreas: ganzes Organ/Inselzellen
Dünndarmentnahme
Geplante Entnahme von Gewebe
Spezifisches Material
Konservierungs-Lösungen
Steriles und unsteriles Eis
Material für Blutproben, Konditionierung von
Lymphknoten, Milz
Material für die Verpackung
Transportboxen
Back-Table
Transportdokumente
5 BRIEFING BEI EINTRITT DES SPENDERS IN DEN
OPERATIONSSAAL
Mit dem Zeitpunkt der Verlegung des Spenders in den Operationssaal ist die Anwesen-
heit eines speziell geschulten Spendekoordinators unabdingbar.
Die (auswärtigen) Entnahmeteams werden vom Spendekoordinator in Empfang genom-
men, mit den Örtlichkeiten (Umkleideraum, Operationssaal) vertraut gemacht und den
anwesenden chirurgischen Teams und den übrigen, in die Organentnahme direkt
involvierten Personen vorgestellt.
Es ist unabdingbar, dass sich alle an der Entnahmeoperation Beteiligten vor Beginn der
OP absprechen über den geplanten Ablauf und operationstechnische Details. Ziel ist es,
die reibungslose Entnahme und eine optimale Qualität der zu entnehmenden Organe zu
gewährleisten. (Anlage 2, „Time Out OP“)
ZEIPUNKT
Bei Eintritt des Spenders in den Operationssaal und vor Beginn der Entnahmeoperation.
TEILNEHMER
Alle beteiligten Personen im Operationssaal
ZIELE
Die multidisziplinäre Zusammenarbeit ist optimiert und gewährleistet
Die Kommunikation und der standardisierte Ablauf sind in jeder Etappe sichergestellt
Die Entnahmeoperation erfolgt nach definierten Standards
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INHALTE
Identifikation vor Beginn der Ent-
nahme
Vorstellung aller Beteiligten und Funktion bei
der Organentnahme
Identifikation des Spenders
Name, Vorname, Geburtsdatum, Arm-
band, Patientendossier
Relevante Bildgebung vorhanden
Zu erwartende kritische Ereignisse
Spender kreislaufstabil?
Kontrolle Lagerung/Abdeckung
Erforderliche Materialien Anästhesie, Instru-
mente, spezielle Materialien
Ganzes Team einverstanden?
Information zum Spender bei Ein-
treffen im Operationssaal (falls nicht
bereits auf IPS erfolgt)
Beatmungsparameter
Hämodynamik / Rhythmus
Vasopressorenbedarf aktuell / verabreicht
Spezielle Ereignisse auf der Intensivstation
Urinausscheidung
Körpertemperatur
Testblut im Labor
Kontrolle der Blutgruppe
Allergien / Infektionen bekannt?
Antibiotikaprophylaxe verabreicht?
Geplante Organentnahme
Geplanter Eingriff, geplante Dauer
Erwartete interne / externe Entnahmeteams /
Ankunft / Anzahl Personen
Spezielles
Bei Lungenentnahme: Beatmung nach cross-
clamping weiterführen
Blutentnahme für externe Teams
Spezifikationen für die Entnahme
Leber-Split: in situ / ex-situ, Dauer der
Entnahme
Pankreas: ganzes Organ / Inselzellen
Dünndarmentnahme
Geplante Gewebeentnahme
Gefässaufteilung bei Entnahme von
Herz und Lunge sowie bei Entnahme
von Leber und Pancreas
Gabe von Heparin, Antibiotika, etc.
Absprache vor Cross Clamping
Rechtsmedizinische Untersuchung
Katheter, Trachealtubus, Drainagen, Sonden
nicht entfernen
6 BRIEFING BEI ANKUNFT VON ENTNAHMETEAMS BEI
FORTGESCHRITTENER ENTNAHME
In der Regel treffen die Entnahmeteams für Herz und Lungen nach erfolgter Präparation
der abdominalen Organe ein.
Die (auswärtigen) Entnahmeteams werden vom Spendekoordinator in Empfang genom-
men, mit den Örtlichkeiten (Umkleideraum, Operationssaal) vertraut gemacht und den
anwesenden chirurgischen Teams und den übrigen in die Organentnahme direkt
involvierten Personen vorgestellt. Der Empfang der externen Teams durch den Spende-
koordinatoren kann auch an eine Person delegiert werden, die mit den Örtlichkeiten im
Spital vertraut ist (OP Mitarbeiter, Sicherheitspersonal,…), wenn die Anwesenheit des
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Koordinatoren im OP nötig ist, um die Teams des OP und das abdominelle Entnahme-
team zu unterstützen.
Es erfolgt eine ausführliche Information über die bereits begonnene Entnahmeoperation,
die Kreislaufstabilität des Spenders, wichtige Ereignisse während der Operation und die
geplanten weiteren Schritte. Es bedarf insbesondere einer Absprache über die Blutge-
fässe, die Kanülierung und die anstehende Aortenabklemmung.
ZEITPUNKT
Bei Eintreffen der externen Teams
INHALTE
Vorstellung aller Beteiligten und Funktion bei der Organentnahme
Geplanter Eingriff, geplante Dauer, geplanter Ablauf
Zu erwartende kritische Ereignisse
Eigenes Material an Instrumentierpersonal abgeben und ggf. erklären
Information zum Spender
Hämodynamik / Rhythmus
Vasopressorenbedarf aktuell / verabreicht
Spezielle Ereignisse während der Entnahme
Kontrolle der Blutgruppe
Spender kreislaufstabil?
Allergien / Infektionen bekannt?
Antibiotikaprophylaxe verabreicht?
Heparinmenge
Spezielles Gefässaufteilung besprechen (Leber- und
Pankreasentnahme, Herz-und Lungenentnah-
me)
Absprache vor cross-clamping
Rechtsmedizinische Untersuchung
Katheter, Trachealtubus, Drainagen, Sonden
nicht entfernen
7 BRIEFING BEI ENDE DER ORGANENTNAHME
Die externen Entnahmeteams verlassen den OP mit dem entnommenen Organ und den
Blutproben: Überprüfen, das nichts vergessen und das der Necroreport ausgefüllt und
unterzeichnet wurde. Das Team zum Treffpunkt mit dem Transporteur begleiten oder die
Begleitung delegieren und die nationale Zuteilungsstelle über die Abfahrt informieren.
Am Ende der Entnahme führt das Abdomenteam den Wundverschluss durch. Der Spen-
dekoordinator sorgt für die unmittelbare Überführung der Organe, die ohne Team ver-
schickt werden, an die Notfallpforte, damit sie schnellstmöglich in die Transplantations-
zentren transportiert werden können. Der Anästhesist kommt nochmals zurück die Instal-
lationen zu entfernen, soweit keine rechtsmedizinische Untersuchung vorgesehen ist.
Wenn das letzte Entnahmeteam den OP verlässt führen das OP-Personal und der
Spendkoordinator die Waschung des Leichnams durch. Der Koordinator begleitet den
Leichnam bis zur Übergabe an die Angehörigen. Er informiert die Angehörigen über das
Ende der Entnahme und gibt ihnen, je nach vorheriger Absprache Informationen über die
entnommenen Organe. Er informiert das Personal der Intensivstation und legt den Zeit-
punkt der Überführung des Leichnams auf die Intensivstation fest, falls dies so geplant
ist.
Der Koordinator kann den involvierten Personen ein Defusing (unmittelbares Verbalisie-
ren von erlebten Emotionen) zum Ablauf der Entnahmeoperation anbieten. Jeder Teil-
nehmer kann das Erlebte mitteilen; 15 Minuten sollten ausreichen, da in der Regel noch
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weitere Gespräche/Feedbacks folgen. Bevor der Koordinator den OP verlässt verdankt
er das Personal und stellt sich für eventuelle weitere Fragen oder Rückmeldungen zur
Verfügung.
ZEITPUNKT
Bei Ende der Organ- und Gewebeentnahme
INHALTE
Sicherstellen, dass alle Organe zum Empfängerspital unterwegs sind und Information
an die nationale Zuteilungsstelle bzw. an die zuständigen Transplantationszentren
Kontrolle von Wundverschluss und Reinigung des Körpers
Ausfüllen aller Dokumente
Verdanken der Teams
Defusing (fakultativ)
Informationen über den Spender:
Falls die Angehörigen den Leichnam sehen möchten
Ob der Leichnam an die Leichenhalle überführt wird oder eine rechtsmedizinische
Untersuchung vorgesehen ist
Identifikations-Armband vorhanden
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VII
Nach erfolgter Organ- und Gewebeentnahme werden die involvierten Teams vom Spen-
dekoordinator über das Outcome der entnommenen und transplantierten Organen infor-
miert. Es wird den beteiligten Fachpersonen auf Wunsch auch ermöglicht, ein Debriefing
durchzuführen.
Der Spendekoordinator bleibt mit der Nationalen Zuteilungsstelle in Kontakt und gibt
eventuelle weitere Untersuchungsergebnisse unverzüglich weiter.
1 SPENDEKOORDINATOR / NATIONALER KOORDINATOR
ZEITPUNKT
3 bis 10 Tage nach Organentnahme
TEILNEHMER
Spendekoordinator
Nationaler Koordinator
INHALTE
Besprechung emotionaler, kommunikativer, logistischer oder technischer Probleme
vor, während oder nach der Organentnahme
Feedback über das Outcome der transplantierten Organe
Nationaler Koordinator übermittelt einen Dankesbrief von Swisstransplant adressiert
an Spendekoordinator, IPS, OPs, Anästhesie Spenderspital
Informationen zu den entnommenen und transplantierten Organen
3-Tage Follow-Up der Organempfänger
Verdankung für die Mitarbeit im Spendeprozess
2 INTENSIVSTATION / SPENDEKOORDINATOR
ZEITPUNKT
3 bis 10 Tage nach Spendeprozess
TEILNEHMER
Spendekoordinator
Involviertes Personal IPS
INHALTE
Besprechung emotionaler, kommunikativer, logistischer oder technischer Probleme
vor oder während der Organentnahme
Feedback über das Outcome der transplantierten Organe
Spendekoordinator leitet Kopie von Dankesbrief Swisstransplant weiter
D DEBRIEFING NACH ERFOLGTER
ORGANENTNAHME
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3 OP / ANÄSTHESIE / SPENDEKOORDINATOR
ZEITPUNKT
3 bis 10 Tage nach Organentnahme
TEILNEHMER
Spendekoordinator
Involviertes Personal OP
Involviertes Personal Anästhesie
INHALTE
Besprechung emotionaler, kommunikativer, logistischer oder technischer Probleme
vor oder während der Organentnahme
Feedback über das Outcome der transplantierten Organe
Spendekoordinator leitet Kopie von Dankesbrief Swisstransplant weiter
4 ENTNAHMETEAMS / SPENDEKOORDINATOR
ZEITPUNKT
3 bis 10 Tage nach Organentnahme
TEILNEHMER
Spendekoordinator
Entnahme-Chirurgen
INHALTE
Besprechung emotionaler, kommunikativer, logistischer oder technischer Probleme
vor oder während der Organentnahme
Feedback über das Outcome der transplantierten Organe
Feedback bezüglich der Qualität der Organentnahme
5 DEBRIEFING PERSONAL SPENDERSPITAL
Bei Bedarf steht die Nationale Zuteilungsstelle von Swisstransplant bei allen Anfragen
zur Verfügung. Es kann auch ein professionelles Debriefing vor Ort organisiert werden,
wenn die lokalen Teams dies wünschen.
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VII
1 ARBEITSGRUPPE
Petra Bischoff, Inselspital Bern
Stéphanie Brousoz, HUG Genf
Florence Roch-Barrena, HUG Genf
Dagmar Vernet, Swisstransplant
2 EXPERTENGRUPPE
Mitglieder des CNDO:
Prof. Dr. med. Christoph Haberthür (Präsident)
PD Dr. med. Markus Béchir
Petra Bischoff
Corinne Delalay-Marti
Dr. med. Philippe Eckert
PD Dr. med. Yvan Gasche
Eva Ghanfili
PD Dr. med. Franz Immer
Sandra Kugelmeier
Dr. med. Renato Lenherr
Dr. med. Roger Lussmann
Dr. med. Sven Mädler
Dr. med. Luca Martinolli
Diane Moretti
Stefan Regenscheit
Dr. med. Thomas Riedel
Dr. med. Kai Tisljar
Dr. med. Jan Wiegand
Franziska Beyeler, Swisstransplant
Patricia Schauenburg, Swisstransplant
E AUTOREN