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MITTEILUNGEN Heft 113 Winter 2012/ 2013 Inhalt Neues aus dem Hans Eisenmann-Zentrum 2 Detektion von Kartoffelviren via Loop-Mediated Isothermal Amplification (LAMP) 5 Forschungsprojekt zur Verbesserung der taiwanesischen Landwirtschaft 6 Arbeitsgruppe „Nachhaltige Ernährung“ offizielles Projekt der UN-Dekade 7 „Vollwert-Ernährung – Konzeption einer zeitgemäßen und nachhaltigen Ernährung“ 8 Pionier in Mazedonien 8 Erfahrungsbericht aus Nicaragua 10 In Bolivien und in der Welt 12 Eindrücke von der schottischen Whisky-Insel Islay 16 Landestreuhand Weihenstephan 19 Fahrt zur Eurotier 19 Aktivitäten des ÖkoAk Weihenstephan im Jahr 2012 20 Studierende besuchen internationalen Kongress der Gartenbauwissenschaften 21 Große Gartenbauexkursion nach Frankreich 21 Agrar- und gartenbauwissenschaftliche Exkursion nach Kalifornien 22 Fach für Fach 24 Wir trauern um Prof Dr Ludwig Popp 31 Impressum 31 Veranstaltungskalender 32 Erfahrungsbericht aus Nicaragua, Seite 10

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MITTEILUNGENHeft 113Winter

2012/2013

InhaltNeues aus dem Hans Eisenmann-Zentrum . . . . . . . . . . . . . . . . 2

Detektion von Kartoffelviren via Loop-Mediated

Isothermal Amplification (LAMP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

Forschungsprojekt zur Verbesserung der

taiwanesischen Landwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

Arbeitsgruppe „Nachhaltige Ernährung“ offizielles

Projekt der UN-Dekade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

„Vollwert-Ernährung – Konzeption einer zeitgemäßen

und nachhaltigen Ernährung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Pionier in Mazedonien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Erfahrungsbericht aus Nicaragua . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

In Bolivien und in der Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

Eindrücke von der schottischen Whisky-Insel Islay . . . . . . . . 16

Landestreuhand Weihenstephan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

Fahrt zur Eurotier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

Aktivitäten des ÖkoAk Weihenstephan im Jahr 2012 . . . . . .20

Studierende besuchen internationalen

Kongress der Gartenbauwissenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

Große Gartenbauexkursion nach Frankreich . . . . . . . . . . . . . . 21

Agrar- und gartenbauwissenschaftliche Exkursion

nach Kalifornien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

Fach für Fach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

Wir trauern um Prof . Dr . Ludwig Popp . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

Veranstaltungskalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

Erfahrungsbericht aus Nicaragua, Seite 10

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Neues aus dem Hans Eisenmann-Zentrum von Dr . Isabell Schneweis-Fleischmann

In diesem Jahr wurden zwei neue Mitglie-der im Zentralinstitut für Agrarwissen-schaften begrüßt . Herr Prof . Weisser (Lehr-stuhl für Terrestrische Ökologie) ist seit April 2012 Mitglied des Hans Eisenmann-Zentrums und Herr Prof . Kolbe hat am 1 . Oktober 2012 die Nachfolge von Herrn Prof . Schilcher angetreten . Das Fachgebiet Geoinformationssysteme der Fakultät für Bauingenieur- und Vermessungswesen wurde in den Lehrstuhl für Geoinforma-tik umbenannt . Derzeit besteht das Hans Eisenmann-Zentrum aus 28 Mitgliedspro-fessuren; die Forschungsaktivitäten der Mitglieder umfassen den gesamten Be-reich der Agrarwissenschaften und reichen von Boden-, Pflanzen- und Tierwissen-schaften über aquatische und terrestri-sche Ökologie, Ökonomie, Systemtechnik sowie Energie- und Rohstofftechnologie bis hin zu Geoinformationssystemen, Bo-denordnung und Landentwicklung .

Eine aktuelle Übersicht zu den Mitglieds-einrichtungen des Hans Eisenmann-Zent-rums sehen Sie unten .

Agrarwissenschaftliches Sym-posium des Hans Eisenmann-Zentrums

Am 20 . September 2012 fand bereits zum dritten Mal das Agrarwissenschaftliche Symposium des Hans Eisenmann-Zent-rums in Freising-Weihenstephan statt . Im Fokus der Veranstaltung standen in die-sem Jahr die Gartenbauwissenschaften mit dem Thema „Nachhaltige Produktion im Gartenbau“ .

Wissenschaftler der TU München, der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, der Leibniz Universität Hannover, der Hum-boldt Universität zu Berlin, der Hochschu-le Osnabrück und des Leibniz Instituts für Gemüse- und Zierpflanzenbau referierten zu diesem Thema und diskutierten mit den mehr als 100 interessierten Teilnehmern .

Frau Prof . Bitsch (TUM) eröffnete den 1 . Vor-tragsblock „Nachhaltigkeit: People, Planet, Profit“ mit den Perspektiven der Nachhal-tigkeit aus ökonomischer Sicht und erklärte

u .a . die Herausforderungen und Probleme bei der Erstellung eines Nachhaltigkeits-konzepts . Anschließend referierte Herr Prof . Tantau von der Leibniz Universität Han-nover über das Verbundprojekt Zukunfts-initiative Niedrigenergie Gewächshaus (ZINEG) . Ziel des Vorhabens ist es, den Ver-brauch fossiler Energie und damit die CO2-Emissionen in Gewächshäusern möglichst auf Null zu reduzieren . Dazu ist ein syste-morientierter Ansatz durch Kombination technischer und kulturtechnischer Maß-nahmen erforderlich .

Dass eine maximale Isolierung von Ge-wächshäusern und Praxiseignung kein Widerspruch sind, erörterte Prof . Meyer (TUM) im 2 . Vortragsblock „Technik zum Ressourcenschutz“ . Anschließend hielt Frau Kreuzpaintner (TUM) einen Vortrag über „Eine automatische Prozessdokumenta-tion als Hilfsmittel für einen produktspe-zifischen Carbon Footprint beim Garten-bau unter Glas“ und Herr Prof . Schmidt, Humboldt Universität zu Berlin, beschloss den Themenblock mit seinem Referat „Der Pflanzenbestand als Wärmeaustauscher in

Organigramm

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einem Solarkollektorgewächshaus“ . Über die „gartenbaulichen Kultursysteme und deren Nachhaltigkeit“ referierten Frau Prof . Poppenberger (TUM) und Herr Dr . Kläring vom Leibniz-Institut für Gemüse- und Zier-pflanzenbau . Während Frau Poppenberger den Einfluss von Licht und Temperatur auf die Wachstumsregulation von Pflanzen erörterte, widmete sich Herr Kläring in sei-nem Vortrag der Wachstumsleistung von Gemüse im Gewächshaus unter Stressbe-dingungen . Über nachhaltige Strategien zur Gesunderhaltung von Obstanlagen sprach Herr Dr . Neumüller (TUM) . Zu sei-

nem Vortrag kamen außerdem 30 Schüler und Schülerinnen des Dom-Gymnasiums Freising mit ihren 2 Lehrerinnen im Rah-men des Biologieunterrichts .

Den „Bewertungen ressourcenschonen-der Entwicklungen“ widmeten sich Herr Dr . Römer, Hochschule Osnabrück, Frau Prof . Mempel (HSWT) und Herr Prof . Bo-kelmann, Humboldt-Universität zu Berlin . Ob eine Wärmeschutzverglasung auch im Gewächshaus eingesetzt werden kann, dies diskutierte Herr Römer in seinem Vor-trag . Hingegen nahm sich Frau Mempel des Themas „Dokumentation und ökolo-gische Bewertung von Wertschöpfungs-ketten im Gartenbau“ an . Herr Bokelmann beendete das Symposium mit seinem Vortrag zur ökonomischen und ökologi-schen Bewertung der Entwicklung des ZINEG-Forschungsverbundes . Während der gesamten Tagung fand im Foyer des Hörsaalgebäudes eine Posterausstellung statt . Außerdem wurde den Teilnehmern Informationsmaterial über das Hans Ei-senmann-Zentrum sowie ein Tagungs-band mit Abstracts zu den Vorträgen und Postern zur Verfügung gestellt .

Agrarwissenschaftliches Symposium 2012: Herr Prof. J. Meyer (Fachgebiet Technik im Gar-tenbau, TUM) und Frau Prof. B. Poppenberger (Fachgebiet Biotechnologie im Gartenbau, TUM)

Agrarwissenschaftliches Symposium 2012: Herr Dr. M. Neumüller (Fachgebiet Obstbau, TUM)

Unten: V.r.n.l.: Prof. U. Schmidhalter, Prof. J. Bauer, Prof. D. Treutter, Prof. A. Gierl, Prof. M. Schilcher, BBV-Präsident W. Heidl, Prof. T. Kolbe, Prof. R. Hü-ckelhoven, Prof. J.C. Munch, Prof. A. Schnieke, Prof. H. Bernhardt und R. Schilling (Bildquelle: BBV)

ZLF-Besuch des Hans Eisen-mann-ZentrumsAm 26 . September 2012 folgten der Dekan des Wissenschaftszentrums Weihenste-phan, Prof . Dr . Alfons Gierl, der Direktor des Hans Eisenmann-Zentrums, Prof . Dr . Dr . h .c . Johann Bauer, sowie Mitglieder des Hans Eisenmann-Zentrums der Einladung des BBV-Präsidenten Walter Heidl auf das 125 . Bayerische Zentral-Landwirtschaftsfest . Nach einer 90-minütigen Führung über das Ausstellungsgelände durch Herrn Borst, Direktor des Fachbereichs Agrar- und Umweltpolitik, und Frau Wutz, Referentin des Fachbereichs Agrar- und Umweltpoli-tik, trafen die Professoren am Messestand der TUM-Weihenstephan auf den BBV-Prä-sidenten Walter Heidl; ein gemeinsames Gespräch mit dem Präsidenten des Bayeri-schen Bauernverbandes fand im Anschluss statt .

Besuchergruppen am Hans Eisenmann-ZentrumIm Zeitraum von Juli bis November 2012 wurden wieder Besuchergruppen am Hans Ei-senmann-Zentrum empfangen . Internationale Delegationen aus China (Guangxi-Acade-my of Agricultural Science), Kasachstan (Partnerhochschule der HSWT) und Nordkorea (Study tour on crop genetic resources management in response to climate change, GIZ) wurden über die Strukturen und verschiedene Forschungsprojekte der TUM/Weihenste-phan informiert . Eine Schulklasse der Karl-Maichelbeck-Realschule in Freising besuchte den Lehrstuhl für Bodenkunde und erhielt Einblicke in die NanoSims-Technik . Für Mit-glieder der Max Schönleutner Gesellschaft Weihenstephan wurde eine Führung durch den Neubau des Hans Eisenmann-Zentrums organisiert .

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Fortbildungsseminar für Lehrer am Hans Eisenmann-ZentrumAm 9 . Oktober 2012 fand ein Fortbildungsse-minar für Lehrer zum Thema Nahrungsmit-telproduktion im 21 . Jahrhundert – Nachhal-tig? Sicher? Gesund? statt . Auf Anfrage einer Gruppe von Lehrern wurde das Thema der gemeinsamen Veranstaltung des Zentralin-stituts für Ernährungs- und Lebensmittelfor-schung und des Hans Eisenmann-Zentrums im März 2012 nochmals aufgegriffen und im kleineren Rahmen für die Lehrer organi-siert . So referierte Frau Prof . Roosen über die

Produktkennzeichnung und die Chancen und Risiken der Verbraucherinformations-politik, Frau Prof . Daniel sprach zum Thema „Lebensmittel, Ernährung, Gesundheit . Was geht wie?“ und Herr Prof . Heißenhuber hielt seinen Vortrag über die „Nachhaltigere Le-bens- und Wirtschaftsweise - was ist zu tun?“ . Im Anschluss wurden Fragen beant-wortet und diskutiert . Die Teilnehmer waren Lehrer von Mittelschule, Fachoberschule und Gymnasium .

Neubau Hans Eisenmann-ZentrumDie Baumaßnahme Hans Eisenmann-Zen-trum der TUM an der Liesel-Beckmann-Straße in Freising-Weihenstephan ist wei-ter fortgeschritten . In allen Räumen wurde bereits der Estrich verlegt, teilweise sind

schon Bodenbeläge vorhanden, Türen für Labore und Büros sowie die Labormöbel werden teilweise schon eingebaut . Im Juli 2013 soll voraussichtlich die Einweihungs-feier stattfinden .

Öffentliche Vortragsreihe der Hans Eisenmann-Akademie

Die öffentliche Vortragsreihe der Hans Eisenmann-Akademie für das WS 2012/13 hat am 21 . November 2012 wieder begon-nen . Es referierte Prof . Dr . Dr . Sven Dänicke, Institut für Tierernährung des Friedrich-Loeffler-Instituts, Braunschweig, zum Thema „Unerwünschte Stoffe in der Wie-derkäuerernährung: Die Rolle des Pansens für die Tiergesundheit und das Carry over-Geschehen“ .

Der Präsident des Bayerischen Bauernver-bandes, Walter Heidl, kam am 5 . Dezember 2012 nach Weihenstephan und hielt einen Vortrag über die „Zukunftsbranche Land-wirtschaft: Lebensmittel, Energie, Kultur-landschaft“ .

Weitere Vorträge finden an folgenden Terminen um 16.00 Uhr s.t. statt:23.01.2013 Prof . Dr . Berthold Eichwald, Ho-norarprofessor der TU München: „Wege und Irrwege aus der Finanzkrise“ (gemein-same Veranstaltung des Hans Eisenmann-Zentrums und der Vereinigung Weihenste-phaner Universitätsabsolventen, VWU)06.02.2013 Peter-Josef Paffen, Vorsitzen-der der AGCO/Fendt Geschäftsführung „Entwicklung eines Familienunterneh-mens in einem globalen Konzern“ Veranstaltungsort ist der Hörsaal 1, Alte Akademie 8, 85354 Freising-Weihenste-phan . Interessierte sind immer herzlich willkommen .

Dr . Isabell Schneweis-Fleischmann

Klaus Josef Lutz mit Schön-leutner-Medaille ausgezeichnet

Aufgrund seiner Verdienste um die Ag-rar- und Gartenbauwissenschaften an der Technischen Universität München (TUM) erhielt Klaus Josef Lutz, Vorstandsvorsitzen-der der BayWa AG, am 8 . Februar 2012 die Max-Schönleutner-Medaille – die höchste Auszeichnung des Campus am Wissen-schaftszentrum Weihenstephan . Die BayWa AG setzt sich dafür ein, die Agrarwissen-schaften am Hochschulstandort Weihenste-phan zu stärken . Jüngstes Beispiel dafür: Der international ausgerichtete Konzern richtete im Januar dieses Jahres gemeinsam mit der TUM eine Stiftungsprofessur für „Gover-nance im internationalen Agribusiness“ ein .

Die BayWa AG habe mit ihrem Engagement wissenschaftliche Wegmarken gesetzt und übernehme damit eine Vorbildfunktion bei der Förderung von Forschung und Ausbil-dung in den Agrar- und Gartenbauwissen-schaften für alle Wirtschaftsunternehmen, die sich für Weihenstephan einsetzen . So begründete die Schönleutner-Gesellschaft ihre Wahl . Neben einem Lehrauftrag für „Betriebswirtschaftslehre des Genossen-schaftswesens“, den Lutz seit 2010 innehat, unterstützt die BayWa das neue agrarwis-senschaftliche Zentralinstitut . Mit der Ein-richtung der Stiftungsprofessur für „Gover-nance im internationalen Agribusiness“ im Januar 2012 leistete das Unternehmen einen weiteren Beitrag für die Erweiterung des Studienangebots an der TUM . „Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung . Sie be-stätigt mich darin, dass wir hier noch viel Wertvolles leisten können“, sagte Lutz .

Neubau Hans Eisenmann-Zentrum (Nov. 2012) Klaus Lutz

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Klaus Josef Lutz verspricht sich von der Stiftungsprofessur einen wissenschaftli-chen Erkenntnisgewinn, der Gesellschaft, aber auch Unternehmen und Landwirten zugutekommt . „Das Agribusiness wird im-mer internationaler und vernetzter . Das Wissen um die Arbeitsweise weltweit agie-render Institutionen ist wichtig, damit die nationale Agrarwirtschaft wettbewerbs-fähig bleibt“ . Die Stiftungsprofessur solle dazu beitragen, die Grundlagen dafür zu legen .

Der BayWa-Konzern hat den Kurs der In-ternationalisierung in den letzten Jahren konsequent verfolgt, um das Unterneh-men aus seinen Kerngeschäften heraus er-folgreich in die Zukunft führen zu können . Mit ihren jüngsten Übernahmen hat die BayWa den Schritt vom europäischen zum globalen Getreidehändler getan . Wesent-liche Gründe für die BayWa-Strategie, im Agrargeschäft und vor allem im Getreide-handel zu wachsen, sind der zunehmende Wettbewerbsdruck durch internationale Konsolidierung, die wachsende Nachfrage nach Getreide in Asien und Afrika sowie die Sicherung des Zugangs zu Rohstoffen in Südamerika und Osteuropa .

Quelle/Redaktion: Marion Danneboom, BayWa AG,

Leiterin PR/Unternehmenskommunikation

Detektion von Kartoffelviren via Loop-Mediated Isothermal Amplification (LAMP)– ein kooperatives Projekt des FG Obstbau der TUM (Johanna Stammler, Johannes Ha-dersdorfer, Michael Neumüller, Dieter Treutter) und der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (Adolf Kellermann)

Vor jeder Aussaat von Pflanzkartoffeln wird in Deutschland eine Beschaffenheits-prüfung zur Erfassung von Quarantäne-krankheiten (z .B . Schleim-und Krautfäule) und ertragsschädigenden Kartoffelviren (Potato Leaf Roll Virus (PLRV), Potato Virus Y, X, A, M und S) durchgeführt . Diese Erfas-sung erfolgt partienweise in einer rando-misierten Knollenstichprobe, die direkt am Saatkartoffelvermehrungsfeld gezo-gen wird und dient der Zertifizierung des Pflanzguts . In Bayern wird die Beschaf-fenheitsprüfung von Pflanzkartoffeln von der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Freising durchgeführt . 2011 hatte Bay-ern eine Saatkartoffelvermehrungsfläche von 2 .447 ha und zählt somit zu den drei stärksten Saatkartoffelproduzenten in Deutschland .

Standardmäßig werden Viren an der LfL mit Hilfe der immunologischen DAS-ELISA-Methode an Knollendunkelkeimen getestet . Diese Methode erfordert jedoch eine vier bis sechs wöchige Virusanrei-cherungsphase, die sich als wirtschaftlich unrentabel erwiesen hat . Ebenfalls prob-lematisch ist in diesem Zusammenhang die hierfür notwendige Keimruhebre-chung der Kartoffelknollen mittels Rindi-te, das die gesundheitsgefährlichen und explosiven Stoffen 1,2-Dichlorethan, Tetra-chlormethan und 2-Chlorethanol enthält . Dessen Verwendung ist deshalb in vielen Ländern verboten bzw . nur noch zu For-schungszwecken erlaubt .

Es sind bereits zahlreiche alternative Methoden zur Kartoffelvirusdetektion entwickelt worden, die sich auch für dor-mante Kartoffelknollen eignen; u . a . die Hybridisierung mit Dioxigenin markier-ten RNA Molekülen, die klassische Reverse Transcriptase Polymerase Chain Reaction (RT-PCR) und auch verschiedenen Modifi-kationen davon (z .B . Immunocapture-RT-PC) . Die Real-Time quantitative Reverse Transcriptase Polymerase Chain Reaction (RT-qPCR) bietet allerdings bis jetzt den sensitivsten Ansatz zur Virusdetektion . Ei-nige Länder, wie z .B . die Niederlande, sind

bei bestimmten Viren mittlerweile vom Standardverfahren DAS-ELISA auf Hoch-durchsatz RT-qPCR an dormanten Knollen umgestiegen . Sie erzielen damit in der Beschaffenheitsprüfung von Pflanzkartof-feln ein schnelleres, arbeitssichereres und sensitiveres Virustestergebnis, haben aber andererseits einen enorm kostenintensi-ven apparativen und materiellen Aufwand (Anschaffung eines Real-Time PCR Ther-mocyclers und hohe Kosten für Real-Time Reagenzien) .

Um arbeitssicherer und schneller, jedoch ähnlich kostengünstig und hochdurch-satzfähig, Viren detektieren zu können, wird an der TU München am Fachgebiet Obstbau nach Alternativen zu DAS-ELISA zur Detektion von Kartoffelviren an der keimruhigen Kartoffelknolle geforscht .

Eine aussichtsreiche, Nucleinsäure-basier-te Alternative bietet die Loop-Mediated Isothermal Amplification (LAMP) . Diese Methode wurde im Fachgebiet Obstbau schon erfolgreich bei der Scharkavirende-tektion an Steinobst etabliert .

Die Strangverdrängungseigenschaft der Bst DNA-Polymerase in Kombination mit einem speziellen Primerdesign ermöglicht eine Amplifikation der Zielsequenz bei isothermalen Bedingungen . Somit kann die Methode in einem weniger aufwendig ausgestatteten Labor leicht durchgeführt werden . Ein LAMP-Primerset besteht aus mindestens vier verschiedenen Primern (F3, FIP, B3, BIP), die an sechs spezifischen Regionen der Zielsequenz binden . F3 und B3 begrenzen dabei die Zielsequenz als vorwärtsgerichtete und rückwärtsgerich-tete Primer, ähnlich wie bei der PCR . FIP und BIP bestehen zur Hälfte aus einer ho-mologen Sequenz (B1c und F1c) und zur anderen Hälfte aus einer komplementä-ren Sequenz (B2 und F2) zum Target . Sie binden innerhalb der von F3 und B3 be-grenzten Region . Die DNA-Polymerase, die die Stränge, basierend auf den F3 und B3 Primern amplifiziert, schiebt jeweils die durch die FIP und BIP Primer initiierten

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Stränge ab . Daraus ergibt sich ein hantel-förmiges Ausgangsmolekül . Dieses wird mit Hilfe der DNA-Polymerase und den Primern FIP und BIP verlängert und fort-laufend vervielfältigt (siehe Stammler-1) . Die Sensitivität der LAMP ist vergleich-bar mit PCR-basierten Methoden, je nach Primerset und Optimierung kann diese höher ausfallen . Um, wie bei einer klas-sischen PCR als Visualisierungsmethode üblich, eine anschließende Gelelektropho-rese zu vermeiden, gibt es bei der LAMP, durch deren hohe Amplifikationsrate, andere Möglichkeiten . Sie basieren oft-mals auf der Anreicherung von Pyrophos-phat . Es entsteht durch den Einbau von Desoxynukleotidtriphosphaten bei der Strangverlängerung als Nebenprodukt, das die im Reaktionsansatz vorhanden Magnesium Ionen komplexiert . Dies wird als weißliche Trübung sichtbar und kann zu einem Pellet abzentrifugiert werden . Die Verwendung des Metallionenindika-tors Hydroxynaphtolblau (HNB) im Reak-

tionsmix, zeigt einen deutlich sichtbaren Farbumschlag von lila nach blau, wenn eine Amplifikation stattfindet und Pyro-phosphat entsteht, wobei dadurch die Konzentration von frei verfügbaren Mag-nesium Ionen fällt (siehe Abbildung: RNA aus Blattprobe) . Somit kann gleich nach der Amplifikation mit dem bloßen Auge eine positive von einer negativen Probe unterschieden werden . Das Genom al-ler erwähnten Kartoffelviren besteht aus einzelsträngiger RNA . Für PVY und PLRV konnten mittlerweile mehrere Primersets designed und getestet werden (siehe Ab-bildung: Schema der LAMP Reaktion) . Um jedoch DAS-ELISA als Standardmethode in der Virustestung dauerhaft ersetzen zu können, muss an einer vereinfachten Pro-benaufbereitung von dormanten Kartof-felknollen und an weiterer Optimierung des LAMP Nachweises gearbeitet werden .

Johanna Stammler

Forschungsprojekt zur Verbesserung der taiwanesi-schen LandwirtschaftTaiwan, eine Insel im Westpazifik mit einer Fläche von etwa 36 .000 km² und etwa 23 Millionen Einwohnern, stand über fünfzig Jahre unter der japanischen Kolonialherr-schaft (1895-1945) . Danach folgte die poli-tische Unabhängigkeit mit einer rasanten sozialökonomischen Entwicklung, in der sich das Land von einer Agrargesellschaft zu einer hochindustriealisierten Dienst-leistungsgesellschaft entfaltete . Aufgrund der hohen Bodenkosten und Löhne in Tai-wan sowie der geringen Größe fiel es den einheimischen landwirtschaftlichen Be-trieben immer schwerer, mit der Konkur-renz der Massenproduktion der Unterneh-men in den USA mitzuhalten . Aufgrund hoher Produktionskosten und billiger Im-porte kämpfte Taiwans landwirtschaftli-cher Sektor lange Zeit ums Überleben .

Dem Agrarsektor in Taiwan stellen sich viele Herausforderungen entgegen, wie z .B . die Überalterung der Landwirte, ein in-stabiles landwirtschaftliches Einkommen, die durch die hohen Subventionen der Flä-chenstilllegung bedingte große Anzahl an

stillgelegten Ackerflächen, eine niedrige Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln, Naturkatastrophen sowie Umweltproble-me im Landwirtschaftsbereich .

Das Forschungsprojekt konzentriert sich auf kleine landwirtschaftliche Familien-betriebe und die Verbesserung der Agrar-politik . Damit kleinstrukturierte bäuerli-che Familienbetriebe unterstützt werden können und eine soziale Entwicklung und ökologische Nachhaltigkeit erreicht wer-den kann, soll das Einkommen der Bau-ernfamilien verbessert werden . Außerdem soll die Lebensqualität der Familienbetrie-be mit einer regionalen Entwicklungshilfe und der Anwendung von Zahlungen für Umweltleistungen erhöht werden . Die Forschung stützt sich auf Ansätze und Erfahrungen der deutschen Agrarpolitik, insbesondere der Bayerischen Agrarpolitik .

Sheng-Han Erin, Chang, Taiwan, derzeit Doktorandin bei Prof . Dr . Alois Heißenhuber

am Lehrstuhl für Wirtschaftslehre des Landbaues

Schema der LAMP Reaktion. Die Hantelstruktur (E) wird gebildet, durch die Strangverdrängungs-eigenschaft der Bst DNA-Polymerase und 4 unterschiedlichen Primern (F3, FIP, B3 und BIP). Bei der Vervielfältigung dieser Hantelstruktur entstehen unterschiedlich große Fragmente (F-I). (Abbildung verändert nach Notomi et al., 2000)

RNA aus Blattproben wurde amplifiziert mittels Loop-Mediated Isothermal Amplifikation (LAMP). Die Visualisierung wurde einmal mit Ethidium Bromid mittels Gelekletrophorese und einmal mit HNB durchgeführt. Ein zweites Blatt jeder Pflanze wurde immunologisch via DAS-ELISA getestet.

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Arbeitsgruppe „Nachhaltige Ernährung“ gewinnt an Bedeutung und erhält Auszeichnung der UNESCO als offizielles Projekt der UN-DekadeAnlässlich des aktuellen Jahresthemas „Ernährung“ wurde die Arbeitsgruppe Nachhaltige Ernährung unter Leitung von Dr . Karl von Koerber kürzlich als offizielles Projekt der UN-Weltdekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet (www .bne-portal .de) . Die Anerkennung erhalten Initiativen, die das Anliegen die-ser weltweiten Bildungsoffensive der Ver-einten Nationen vorbildlich umsetzen: Sie vermitteln Kindern und Erwachsenen nachhaltiges Denken und Handeln . „Die Arbeitsgruppe Nachhaltige Ernährung am Lehrstuhl für Wirtschaftslehre des Land-baues zeigt eindrucksvoll, wie zukunftsfä-hige Bildung aussehen kann . Das Votum der Jury würdigt das Projekt, weil es ver-ständlich vermittelt, wie Menschen nach-haltig handeln“, so Prof . Dr . Gerhard de Haan, Vorsitzender des Nationalkomitees und der Jury der UN-Dekade in Deutsch-land . Die Deutsche UNESCO-Kommission hat in Deutschland bereits über 1600 Pro-jekte ausgezeichnet – an der TUM ist die Arbeitsgruppe die erste, die diese Aus-zeichnung erhält .

Mit der UN-Dekade „Bildung für nach-haltige Entwicklung“ (2005-2014) haben sich die Staaten der Vereinten Nationen verpflichtet, diese Art des Lernens in ihren Bildungssystemen zu verankern . Danach funktioniere nachhaltige Entwicklung nur, wenn sich jeder für eine menschenwürdi-ge Gesellschaft einsetzt . Die notwendigen Fähigkeiten dazu vermittelt Bildung für nachhaltige Entwicklung, kurz BNE . Vor-aussetzung für eine Auszeichnung, wie sie die Arbeitsgruppe Nachhaltige Ernährung beim „Runden Tisch zur BNE“ am 15 . 11 . 2012 in Dresden erhalten hat, ist die Aus-richtung der Arbeit an den Grundsätzen der Bildung für nachhaltige Entwicklung . So müssen Wissen und Kompetenzen aus den drei Nachhaltigkeits-Dimensionen Wirtschaft, Soziales und Umwelt vermit-telt werden . Außerdem ist wichtig: Die Projekte haben einen innovativen Cha-rakter, wirken in die Breite und bemühen sich um die Zusammenarbeit mit anderen Projekten . - Soweit zitiert aus der Presse-mitteilung der Deutschen UNESCO-Kom-mission .

Durch die allseitige Präsenz des Themas Ernährung im Rahmen der UN-Dekade

bekommt die Arbeitsgruppe zunehmend Anfragen verschiedenster Institutionen für Vorträge, Fortbildungen und Publikati-onen . Hierunter sind z . B . Ministerien aus Bund und Ländern, Bildungsinstitutionen aus Jugend- und Erwachsenenbildung sowie aus Kirchen, Fachinstitutionen im Ernährungs- und Landwirtschaftsbereich usw . Die Ausstellung „Nachhaltige Ernäh-rung – Essen für die Zukunft“, die die Ar-beitsgruppe für das Bayerische Staatsmi-nisterium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten fachlich konzipierte, wurde zentraler Bestandteil der bayernweiten Kampagne „Gscheit essen – mit Genuss und Verantwortung“ . Beim „6 . Münchener Klimaherbst“ zum Schwerpunkt Ernäh-rung war Herr v . Koerber im Programm-beirat und mit mehreren Vorträgen aktiv vertreten .

Ein Lehrangebot über „Nachhaltige Er-nährung / Ernährungsökologie und Welt-ernährung“ gibt es an der TU München schon seit 1998 . Seit nunmehr fünf Jahren wird die „Arbeitsgruppe Nachhaltige Er-nährung“ (www .ne .wzw .tum .de) am Lehr-stuhl für Wirtschaftslehre des Landbaues aufgebaut . Es geht um die Integration der ökologischen, sozialen, ökonomischen, ge-sundheitlichen und kulturellen Dimensio-nen der Ernährung . Ziel der Arbeitsgrup-pe ist, vor dem Hintergrund des Leitbilds Nachhaltigkeit zur Analyse der Ursachen globaler Probleme beizutragen, die mit der Ernährung zusammenhängen . Hierzu ge-

hören u . a . Klimawandel, Welthunger, Flä-chenübernutzung, Wassermangel, Boden-erosion und Biodiversitätsverlust . Ferner sollen Handlungsspielräume zu deren Ab-wendung aufgezeigt und weitervermittelt werden . Die Aktivitäten erstrecken sich auf Forschung zur Bewertung der Nachhaltig-keit von Lebensmitteln, Lehre für Studie-rende des Ernährungs- und Agrarbereichs (einschl . Berufliche Bildung) sowie Wis-senstransfer an Multiplikatoren/innen in Bildung, Wirtschaft, Politik und Medien . Es laufen diverse Bachelor-, Master- und Dok-torarbeiten .

Die Finanzierung erfolgte bisher über Drittmittel, die allerdings zunehmend mühsamer einzuwerben sind . Inzwischen gibt es drei befristete Halbtagsstellen der TUM, neben Dr . Karl von Koerber für eine Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Marie-Christine Scharf, außerdem ist Eveline Dasch-Hahn als Doktorandin tätig . Die Einrichtung von Dauerstellen steht noch aus .

Dr . Karl von Koerber

Übergabe der Auszeichnung der UNESCO an Dr. Karl von Koerber (4. von rechts) in Dresden

am 15. 11. 2012. Links: Prof. Dr. Gerhard de Haan, Vorsitzender des Nationalkomitees und der Jury

der UN-Dekade in Deutschland

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„Vollwert-Ernährung – Konzeption einer zeitge-mäßen und nachhaltigen Ernährung“

Anerkennung des Lehr-buchs als offizieller Beitrag zur UN-Dekade „Bildung für nach-haltige Entwicklung“ (Mitautor Dr. Karl von Koerber)

Der Schwerpunkt der von den Vereinten Na-tionen ausgerufenen Dekade „Bildung für nachhaltige Entwick-

lung“ (www .bne-portal .de) ist im Jahr 2012 das Thema Ernährung . Dieses vereint wie kaum ein anderes soziale, ökologische, kul-turelle, wirtschaftliche und gesundheitliche Aspekte in einem globalen Zusammenhang . In diesem Rahmen wurde das Lehrbuch von Dr . Karl von Koerber (Lehrstuhl für Wirt-schaftslehre des Landbaues, Arbeitsgruppe Nachhaltige Ernährung, www .ne .wzw .tum .de), als offizieller Beitrag zur UN-Weltdekade anerkannt . Mitautoren sind Thomas Männle und Prof . Dr . Claus Leitzmann von der Uni-versität Gießen – außerdem arbeiteten 17 weitere Personen daran mit bzw . erstellten Beiträge . Dieses Buch erschien 1981 in der ersten Auflage und hat schon damals die Zu-sammenhänge von Ernährung mit Gesund-heit, Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft thematisiert - viele Jahre, bevor 1992 das politische Leitbild „Nachhaltigkeit“ auf der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro beschlossen wurde .

Diese Auszeichnung der Deutschen UNESCO-Kommission bedeutet eine hohe Anerkennung für das mittlerweile in 11 . Auf-lage erschienene und zum Standardwerk in Ernährungswissenschaft, -beratung und -bildung gewordene Buch . Darüber hin-aus wird es auch auf der Homepage unter „Lehrmaterial“ empfohlen (www .bne-por-tal .de) .

Karl von Koerber, Thomas Männle, Claus Leitzmann Vollwert-Ernährung – Konzeption einer zeitgemä-ßen und nachhaltigen Ernährung . Haug Verlag, Stuttgart, 11 . Auflage, 420 S ., 2012

Dr . Karl von Koerber

Pionier in Mazedonien

Rainer Greubel (59) B.Sc. TUM baut eine Obstplantage auf.Wie ist das, im Alter von 55 Jahren noch mal ins erste Semester Agrar- und Garten-bauwissenschaften einzusteigen und den Bachelor anzustreben? Ist schon gewöh-nungsbedürftig, wenn man im Hörsaal plötzlich von Hunderten von 20jährigen umgeben ist . Ob man als älterer Mensch schwerer lernt als ein junger? Weiß nicht; auffällig zu meinem früheren Studium waren jedenfalls die unsägliche Stofffül-le, die immensen Wochenstundenzahlen und die gnadenlose Abfolge von Klausu-ren . Dennoch war ich nach fünf Semes-tern mit allem durch: alle Klausuren, 24 Wochen Praktikum in die Semesterferien hineingepresst, und sogar die Bachelorar-beit war fertig (Note 1,0) . Die Bachelorur-kunde datiert auf 1 .6 .2011 .

Inzwischen 58 Jahre alt, fand ich ruckzuck einen aktiven, visionären Unternehmer, der mich sofort engagierte . Vor allem um zwei Aufgabenfelder sollte ich mich küm-mern: Am Stammsitz des Unternehmens in Freiburg sollte ich einen Gewächshaus-komplex von 5 ha planen, berechnen und mit Fachfirmen aufbauen und zweitens in Mazedonien eine Obstplantage anlegen . Nachdem nun ein Jahr vergangen ist, liegt der Gewächshauskomplex auf Eis, weil es am Oberrhein schlicht und einfach keine bezahlbaren Landflächen zu kaufen oder dauerhaft zu pachten gibt . Da nützt alles angeeignete Wissen um Hydroponic, Sub-ventionen aus der öffentlichen Hand und allerlei juristische Winkelzüge nichts .

Aber die Obstplantage in Mazedonien! Seit April 2012 stehen dort im Südosten des südosteuropäischen Binnenlandes 16 .500 Apfel- und Birnbäume an Spalieren

auf brutto 6 ha Fläche: eine völlig waag-rechte Flußniederung, ehemals Acker-land, mineralischer Boden mit gutem Humusanteil, ausgewogene Nährstoff-versorgung, unterirdisch vorhandene Be-wässerungszuleitung aus einem Stausee, ortsnah gelegen, nur 10 km von der Auto-bahn und 100 km vom griechischen See-hafen Thessaloniki entfernt .

Mazedonien ist ein armes Land mit nied-rigem Lebensstandard, hoher Arbeitslo-sigkeit, kaum Industrie oder Gewerbe, weniger Fläche als Ober- und Niederbay-ern, ausgesprochen landwirtschaftlich geprägt, landschaftlich überwiegend ber-gig, aber waldlos, mit fruchtbaren Tälern, einem mediterranen Klima mit kaltem Januar/Februar, an unserem Standort 550 mm Niederschlag pro Jahr und mehr als zehn Sonnenstunden pro Tag von Mitte Juni bis Ende August .

Der Staat verpachtet Ackerland auf 30 Jahre zu einem Preis ab 40 Euro pro ha pro Jahr; landwirtschaftliche Hilfskräfte freuen sich über einen Stundenlohn von 1,10 Euro . Dafür arbeiten sie unermüdlich, fleißig und geschickt .

Die Republik Mazedonien mit zwei Mil-lionen Einwohnern besteht seit gut 20 Jahren, will unbedingt in die EU aufge-nommen werden und hat sehr viele Re-gularien und Bestimmungen der EU ad-aptiert . Durch mein stetiges, intensives Einwirken auf das Landwirtschaftsmi-nisterium sind jetzt auch Bio-Pflanzen-schutzmittel nach EU-Richtlinien für den Obstbau zugelassen . Pionierarbeit ist in vielfacher Hinsicht notwendig . Beispiel:

Billige Arbeitskräfte: Pflanzung per Hand; Bäume aus Deutschland und Italien, darunter 1000 Abate Fetel

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Woher kann man zum Düngen der Bio-Obstanlage Bio-Mist beziehen, wenn es weit und breit keine Bio-Tierhaltung gibt? Antwort: getrockneter Bio-Kuhmist aus Italien oder Bio-Hühnerkot aus der Türkei! Nach Preis und CO2-Bilanz darf man da nicht fragen; außerdem gibt es seitens des Bio-Zertifizierers den augenzwinkernden Hinweis, man würde mazedonische Betrie-be vermitteln können, die quasi ökologisch arbeiten . . .

2013 wird es eine kleine Ernte der Galaäpfel und Abatebirnen geben und 2014 erwarten wir eine nennenswerte Ernte . Bis dann soll ein Betriebsgebäude als Logistikzentrum mit Büros, Mehrzweckhalle und mehreren Lagerräumen stehen . Der nächste Schritt wird jetzt sein, an die 6 ha anschließend, weitere 9 ha mit Bäumen zu bepflanzen . In den Folgejahren erfolgt die schrittwei-se Kultivierung eines weiteren, knapp 45 ha großen Areals mit ebenfalls besten Grundvoraussetzungen, abgesehen von der Wasserversorgung; da wird man eigene Brunnen bohren und die Pumpen mit Pho-tovoltaik betreiben müssen .

Planerisch vorbereitet sind durch mich in Mazedonien: das weitere Aufbereiten des Geländes, das Pflanzen der Bäume, das Errichten der Spaliere, die Installation der Tropfbewässerung, das Berechnen der Dün-gemengen und die Vorsorge mit Pflanzen-schutzmitteln, die notwendige Technik ist vorhanden und der Absatz der Ware haupt-sächlich in arabische Länder gesichert .

Ein kritischer Punkt scheint mir die Finan-zierung zu sein, da auch in einem Billig-lohnland die Investition in eine Obstanlage zunächst viel Kapital bindet – weit über 20 .000 €/ha –, bevor zwei Jahre später die ersten Einnahmen zu erwarten sind . Ohne Fremdgeld seitens Investoren werden un-sere fast 60 ha plus Betriebsgebäude nicht zu stemmen sein .

Da Visionäre bekanntermaßen positiv denken, geht der Blick weit nach vorne und die Idee einer Pommes-frites-Fabrik in Mazedonien leuchtet am Horizont bzw . in Ost-Mazedonien auf .

Rainer Greubel

Reihe links (3 Bilder untereinander): Feld, seit mindestens 3 Jahre brach – Boden bearbeitet und pflanzfertig präpariert im April 2012 – ein-jährige Bäume gepflanzt, Reihenabstand 3 m, Abstand in der Reihe 1 m, Gala auf M9, April 2012Rechts oben: Brotzeitpause. Darunter: August 2012: Spaliere errichtet, Tropfbewässerung installiert und funktioniert. Unten links: Impro-visierte Bewässerung als „Erste Hilfe“. Unten rechts: Aufbau der Bewässerungsanlage; vorhan-dene Zuleitung von Stauseewasser nutzen; Wasser kommt mit ca. 5 bar, max. 50 l/sec

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Erfahrungsbericht aus Nicaragua

Es mag zunächst ungewöhnlich und wenig geradlinig erscheinen, nach einem Bache-lorstudium der Agrarwissenschaften für ein Jahr nach Nicaragua in Mittelamerika zu fahren, um in einem Therapiezentrum für Kinder mit Behinderung zu arbeiten . Ich sah es jedoch als eine große Chance, sich in einem völlig anderen Berufsfeld umzuse-hen und so umstritten die Bologna-Reform ist, so ist die Möglichkeit, zwischen Bache-lor- und Masterstudium ein „Gapyear“, eine Pause von der Uni, einzulegen, doch ein Vor-teil des neuen Systems .

Seit nunmehr drei Monaten lebe und ar-beite ich also in der Kleinstadt San Rafael del Sur, 12 km von Nicaraguas Pazifikküs-te entfernt . Die Familien kommen ein bis zweimal in der Woche mit ihren Kindern zur Physiotherapie bzw . Psychologin in die Einrichtung „Los Pipitos“ für Kinder mit Behinderung und meine Aufgabe ist es, durch Kunsttherapie die Motorik der Kin-der zu fördern .

Die Ausgangsbedingungen im Therapie-zentrum sind in vielerlei Hinsicht anders

als in deutschen Einrichtungen . Noch stark vom Bürgerkrieg (und seiner Vergan-genheit) gezeichnet, ist Nicaragua heute eines der ärmsten Länder Lateinamerikas; die deutlichsten Unterschiede zum Leben in Deutschland liegen, meines Erachtens nach, in der Gesundheitsversorgung und den Bildungschancen der Menschen, sie zeigen sich in der Einrichtung „Los Pipitos“ besonders stark . Viele Kinder und Jugend-liche brauchen Operationen und Medizin, die sich ihre Familien nicht leisten können, selbst das Busgeld für die Fahrt zur Thera-pie stellt manche Eltern vor unüberwind-bare Herausforderungen und in manchen Fällen hindert sie die Scham davor, dass das sichtbar wird, gar vom Aufsuchen der Einrichtung . Ein Patenprojekt meiner Frei-willigenvorgängerin gibt vielen Familien die Möglichkeit, regelmäßig an der Thera-pie teilzunehmen . Zahlreiche Kinder konn-ten vor der Physiotherapie nicht laufen und meistern das jetzt sehr gut .

Was die Bildungschancen für Kinder mit Behinderung angeht, sind diese hier in Nicaragua besonders benachteiligt . In der

Einrichtung ist mir aufgefallen, dass es für Kinder mit Behinderung sehr schwer ist, schulische Bildung zu erhalten, weil es kei-ne Förderschulen gibt und die Kinder dann entweder keine Schule besuchen und zu Hause bleiben, oder in die Regelschule ge-hen, wo sie bei den enormen Klassengrö-ßen kaum eine reale Chance haben, etwas zu lernen . Deshalb planen wir gerade ein Projekt, eine Lehrerin zu engagieren, die den Kindern zwei bis dreimal in der Woche am Nachmittag Unterricht gibt .

So fern meine Tätigkeit zunächst von der Landwirtschaft scheint, habe ich doch das Glück, dass meine Austauschorganisation Cedru (Zentrum für Ländliche Entwick-lung) auch stark im Umwelt- und Land-wirtschaftsbereich tätig ist, sodass ich bereits viele Einblicke in dortige Problem-felder und Ansätze erhalten durfte .

Ein enormes Problem in Nicaragua ist die Müllentsorgung . Das erste Müllauto in San Rafael del Sur, das von der Städ-tepartnerschaft Berlin-Kreuzberg ange-schafft wurde, soll künftig die Entstehung weiterer illegaler Mülldeponien eindäm-men . Häufig werden schlicht strengere gesetzliche Regelungen gefordert, Cedru versucht jedoch auch am ökologischen Bewusstsein der Bevölkerung anzusetzen und veranstaltet deshalb unter anderem Umweltcamps für Jugendliche auf seiner Demonstrations-Finca, Baumpflanzungen und startet Kampagnen zur Aufklärung über den Klimawandel .

Außerdem bietet Cedru verschiedene Dienste für Landwirte an: Es wird unter an-derem Saatgut verteilt, beim Installieren von Wasserpumpen geholfen und sogar Kastrationen von Rindern werden gratis vorgenommen; erstaunlicherweise richtet man sich dabei nach dem Mond . Nach der Erfahrung der Menschen hier, kann man auf diese Weise ein starkes Bluten bei dem Eingriff vermeiden und so wird zuerst ein Blick auf das Meer geworfen, um an den Gezeiten den aktuellen Einfluss des Mon-des und somit die vermeintlich richtige Zeit zur Kastration der Rinder abzulesen .

Sehr viel Neuem begegne ich hier auch in der Pflanzenproduktion, so finden sich in der Umgebung San Rafaels vor allem

Ausflug mit den Pipitos in einen Spielepark in Managua (Vierte v.r.: Lisa Straußberger)

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die Kulturen Zuckerrohr, Banane, Maniok, Papaya, Ananas, Mango, Avocado etc . Beim Anbau von Bananen, die hier als Kochba-nanen als wichtiges Nahrungsmittel die-nen, stellt vor allem eine pilzliche Krank-heit namens Mycosphaerella fijiensis die Landwirte vor zunehmende Herausforde-rungen .

So unterschiedlich aber die Nutzpflanzen Nicaraguas zu denen in Deutschland sind; spricht man mit den Bauern, ist mir doch ein Problem von zu Hause her nur zu gut bekannt: die Sorge um das Wasser in tro-ckenen Jahren . Gerade beginnt hier der Sommer, Regen ist für das nächste halbe Jahr nicht zu erwarten . Schlimm ist je-doch, dass das ganze Jahr – also auch im Winter - kaum Niederschlag fiel, sodass starke Ernteeinbußen den Bauern das Le-ben schwer machen . Für die Region ist mit dem Klimawandel in Zukunft weniger Nie-derschlag zu erwarten . Als eine der wich-tigsten Anpassungen an den Klimawandel wird hier die Reforestation gesehen und es wird den Bauern geraten, mehr auf Baum-kulturen zu setzen, da diese besser mit den prognostizierten trockenen Bedingungen zurecht kommen . Ob das jedoch eine dau-erhafte Lösung für die Landwirte hier ist, ist noch nicht abzusehen .

Vor mir liegen noch acht Monate in diesem spannenden Land und trotz vieler Heraus-forderungen und Momente des „Kultur-schocks“ kann ich schon jetzt sagen, dass ich viel gelernt habe; ich bin gespannt, was mich noch erwartet .

Lisa Straußberger

Kleiner Viehbetrieb in der Gemeinde San Rafael del Sur

Physiotherapie

Kleine Bananenplantage Feier mit einer mit Süßigkeiten befüllten Pinata

Wer möchte hier helfen?Jeder Euro kommt zuverlässig in San Rafael del Sur an: Spendenkonto: Hilfsorganisation Berlin-Kreuzberg/San Rafael del Sur, Postbank Berlin, BLZ 100 100 10, Kto.-Nr. 46 48 05-104

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In Bolivien und in der Welt von Dr . Karl Wierer1

Einleitung

Seit Jahrzehnten weisen die Statistiken fast aller Länder der Erde den Anteil der „städ-tischen“ und der „ländlichen Bevölkerung“ aus . So auch in Bolivien . Doch was steckt hinter dieser Unterscheidung? Bolivien hat im Jahr 2012 eine Gesamtbevölkerung von etwa 10,5 Millionen Einwohner . Davon werden vom Autor etwa 60 Prozent als städtische und 40 Prozent als ländliche Bevölkerung ausgewiesen .2 Das Land hat eine Gesamtfläche von 1 .098 .581 km2 . Da-von sind etwa 173 .958 km2 nicht bevölkert und nicht genutzt .3 Das sind etwa 16 Pro-zent der Gesamtfläche des Landes . Dieses Phänomen ist in den meisten europäischen Ländern unbekannt . Aber in vielen Län-dern Afrikas, Asiens und in einigen Ländern Südamerikas ist der Anteil des nicht bevöl-kerten und/oder nicht genutzten Landes noch größer . In der Mongolei4, wo auf etwa 1 .500 .000 km2 nur 2 .500 .000 Menschen le-ben, beträgt die Bevölkerungsdichte nur 1,5 Personen pro km2 . Die nicht bewohnte bzw . nicht genutzte Fläche beträgt etwa 70 Pro-zent der Gesamtfläche des Landes .

Mit diesen wenigen Daten und Fakten wird schon klar, dass die Unterscheidung zwi-schen ländlichen und städtischen Gebieten, bzw . ländlicher und städtischer Bevölke-rung eine etwas künstliche Unterscheidung ist . Die Hypothese des Autors ist: Es gibt kei-ne getrennten städtischen und ländlichen Entwicklungen, sondern nur eine integrale Regionalentwicklung, welche ländliche und städtische Gebiete umfaßt .

Der Autor arbeitete in der ersten Hälfte des Jahres 20125 im Altiplano des „Depar-tamentos de La Paz“ in Bolivien an den vier „Unidades Académicas Campesinas“6 der Katholischen Universität von Bolivien an der Aktualisierung der Lehrpläne und der Fortbildung der Dozenten .

Auch wenn das 133 km2 große Departa-mento de La Paz von der Drei-Millionen Metropole des Landes dominiert wird, so gibt es auch eine städtisch-ländliche Bevölkerung von etwa 350 .000 Einwoh-nern, verstreut auf einer Fläche von etwa 130 .000 km2 . Das Gebiet liegt zwischen La Paz und dem Titicaca-See in 3 .800 bis 4 .200 Metern über dem Meeresspiegel .

Komplexe regionale EntwicklungDie Prämisse, dass der „ländliche Raum“ aus-schließlich oder überwiegend von „haupt-beruflichen Landwirten“ bevölkert wird, ist heute meist nicht mehr haltbar . Etwa zwei Drittel der städtisch-ländlichen Bevölkerung im Altiplano des Departamentos La Paz lebt in Kleinstädten zwischen 5 .000 und 15 .000 Einwohnern .7 Deren Einkommen stammt nur zu einem Drittel aus der landwirtschaftlichen Produktion des umliegenden Gebietes . Ein weiteres Drittel lebt und arbeitet in Dörfern zwischen 2 .000 und und 5 .000 Einwohnern . Deren Einkommen stammt zu etwa der Hälf-te aus der landwirtschaftlichen Produktion . Das restliche Drittel der Bevölkerung lebt in Mini-Dörfern oder verstreut auf dem weiten Land . Selbst deren Einkommen stammt nur zu zwei Dritteln aus der eigenen Landwirt-schaft . Mit welcher Berechtigung bezeichnen wir das Departamento von La Paz als „ländli-ches Gebiet“, wenn die landwirtschaftliche Produktion in diesem Gebiet nicht mehr die Haupteinnahmequelle ist?

Woher kommt das restliche nicht-landwirt-schaftliche Einkommen? Die Bevölkerung des

Altiplano ist sehr mobil . Etwas zwei Drittel der Einwohner sind ständig unterwegs zwischen den Dörfern, Kleinstädten und dem urbanen Ballungsgebiet von La Paz, mit den beiden Satelliten-Städten „El Alto“ und „Zona Sur“ . Viele von ihnen haben einen temporären Job in der Großstadt, nicht wenige haben sogar eine bescheidene Zweitwohnung am Stadt-rand von La Paz8 . Wenn die Campesinos einen Teil ihrer landwirtschaftlichen Produktion auf den vielen kleinen Märkten im Großraum La Paz verkauft, dann bleiben sie auch oft für zwei oder mehrere Tage in der Stadt, nehmen Gelegenheitsarbeiten an, oder machen Ein-käufe von nicht-landwirtschaftlichen Produk-ten und Haushaltsartikeln, welche sie auf den Kleinst-Märkten oder von Haus zu Haus auf dem Land wieder weiter verkaufen .

In den Mini-Dörfern und Kleinstädten des Altiplano gibt es einen regen Handel mit Haushaltsartikeln aus der Stadt . Ebenso wer-den Produkte aus der Lebensmittelindustrie gehandelt, wie Zucker oder Nudeln . Und na-türlich auch Obst und Gemüse, welche aus den tiefer gelegenen subtropischen Regionen stammen .

Landbewohner, aber nicht „Nur-Bauern“ diskutieren

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In den Kleinstädten gibt es auch eine Vielzahl von kleinen und mittleren Handwerksbetrie-ben wie Schreinereien, Schlossereien, Schnei-dereien oder Töpfereien, welche den größten Teil des lokalen Bedarfs decken, welche aber auf Grund der niedrigeren Lohnkosten auch in der Großstadt ihre Absatzmärkte haben .

Es gibt viele Gründe für diese Verflechtung der urbanen und ruralen Entwicklung . Inner-halb der ländlichen Gebiete ist im Bereich der Nahrungsmittelversorgung der Anteil der Subsistenzwirtschaft nach wie vor rela-tiv hoch . Dadurch ist es auch möglich, einen Großteil des nicht-landwirtschaftlichen Bar-einkommens für die allgemeinen Haushalts-ausgaben einschließlich Kleidung, Schule, Information und Unterhaltung auszugeben . Und entsprechend weniger Bargeld wird für zugekaufte Lebensmittel ausgegeben .

Ein wichtiger Aspekt der Regierungspolitik war immer, die Preise für Diesel und Benzin, bzw . für die öffentlichen Verkehrsmittel re-lativ niedrig zu halten . Das hat natürlich die Mobilität der städtischen wie der ländlichen Bevölkerung erhöht und zu einer integralen Regionalentwicklung beigetragen . Im Alti-plano des Departamentos von La Paz haben die verschiedenen Regierungen der letzten Jahrzehnte relativ viele Mittel zum Ausbau der Infrastruktur bzw . zur Förderung des Tou-rismus in den ländlichen Regionen bereitge-stellt . Auch diese Maßnahmen haben viel zur Schaffung von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum beigetragen .

Schon in den Jahren 1970 bis 1990 wurden im Rahmen verschiedener Agrarreformen den Kleinbauern landwirtschaftliche Nutz-flächen zwischen drei und fünf Hektar zu-gewiesen . Dass landwirtschaftliche Betriebe dieser Größenordnung nicht ausreichen, um einer Familie von zwei Erwachsenen und drei Kindern ein stabiles Mindesteinkommen zu sichern, das wußte man auch damals schon . Aber indirekt hat die daraus entstehende Agrarstruktur dazu geführt, dass die Familien von vornherein sich darauf einstellten, dass die landwirtschaftliche Produktion etwa zur Hälfte der Selbstversorgung mit Lebensmit-teln diente, die andere Hälfte auf dem Markt verkauft wurde und die erwachsenen Famili-enmitglieder sich einen zusätzlichen Neben-erwerb suchten, der später in den meisten Fällen zum Haupterwerb wurde .

Bolivien hat ein großes Potential für die weite-re Entwicklung des Tourismus . Aber es ist nicht nur der Tourismus von relativ wohlhabenden Ausländern zu den historischen Stätten der bolivianischen Geschichte . Es sind auch viele Einwohner der Millionen-Metropole La Paz, die ein kurzes oder langes Wochenende „auf dem Land“ verbringen möchten, preiswert, ruhig, ohne TV, ohne Lärm, ohne Medienspek-takel, aber mit gutem Essen und in einem wei-chen und sauberen Bett .

Auch die Ausbildungsmöglichkeiten für Kin-der und Jugendliche auf dem Land haben zugenommen . Die vier „Unidades Académi-cas Campesinas“9 der Katholischen Univer-sität von Bolivien welche eine akademische Ausbildung mit dem Abschluß „Licenciado“10 ermöglichen, tragen ihren Teil dazu bei . Etwa zwei Drittel der fast 600 jungen Studierenden an diesen UACs kommen aus den ländlichen Gebieten .

Noch eine Anmerkung zum Begriff „ländliche Gebiete“ . Deren Bewohner werden allgemein als „Campesinos“ bezeichnet . Die exakte Übersetzung ins Deutsche heißt aber nicht

„Bauern“ oder „Klein-Landwirte“ sondern einfach „Landbewohner“ . Und wann spre-chen wir dann von „ländlichen Gebieten“? Ei-gentlich dann, wenn die Bevölkerungsdichte, gemessen in Bewohnern pro km2 einen be-stimmten Wert unterschreitet?

Die Stadt auf dem Land ... das Land in der StadtEs gibt viele Querverbindungen und Entwick-lungen zwischen der wirtschaftlichen, sozi-alen und kulturellen Entwicklung auf dem Land und in der Stadt . Vielleicht braucht es in Bolivien noch etwas Zeit . Aber die Entwick-lung in vielen Ländern der Welt geht jetzt und in den nächsten Jahrzehnten wieder eindeu-tig weg von den übervölkerten globalisierten Millionenstädten: das bedeutet „vorwärts … nicht zurück !“ Zu überschaubaren Lebens- und Arbeitsräumen . Noch hinken Politiker und Wissenschaftler der tatsächlichen Ent-wicklung hinterher . Aber die Einsicht, dass diese übergroßen urbanen Komplexe aber auch viele staatliche Gebilde „beyond a ma-nageable size“ sind, verbreitet sich zwangs-weise in breiten Schichten der Bevölkerung .

Im Altiplano von La Paz

Blick auf die Hauptstadt La Paz

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Wer früher auf dem Land lebte, galt als arm und ungebildet . Wer heute auf dem Land ein Haus hat, womöglich mit einer kurzen Anfahrt zu seinem Arbeitsplatz, der ist eher reich und gebildet, als die vielen Arbeiter und Angestellten, die in den Vierteln der Hochhaus-Sozialwohnungen leben . Viele der Millionenstädte sind heute auf Grund ihrer Größe unregierbar geworden . Aber auch viele staatliche Gebilde sind heute „beyond a manageable size“ . Woran ist die Sowjetunion gescheitert? Nicht an einer Revolution oder einem Bürgerkrieg, son-dern allein an der Tatsache, dass dieses Rie-senreich „beyond a manageable size“war .

Stadt und Land können zu einer Einheit wer-den . Und um Moskau besteht ein großer breiter Gürtel von Dadschas, in dem nicht un-erhebliche Mengen von Obst und Gemüse er-zeugt werden . Ebenso in anderen russischen Groß- aber auch in Kleinstädten . Da sind neu-artige Lebens- und Arbeitseinheiten geschaf-fen worden . Auch in China werden vielen Arbeitern und Angestellten der Großstädte Kleingärten am Stadtrand zur Eigenversor-gung mit Obst und Gemüse zugewiesen .

In vielen Großstädten in der ganzen Welt, werden neue städtische Parkanlagen in den Zentren wie auch in den Randbezirken geschaffen . Denn die Bewohner brauchen außer den Nahrungsmitteln einfach auch frische Luft und Bewegungsfreiheit . In Süd-korea gibt es Tausende von kleinen und mittleren Gewächshäusern, am Stadtrand, welche nicht nur dem Eigenverbrauch die-nen sondern deren Erzeugnisse auch auf den Einzelhandelsmärkten verkauft werden . Auch kleine Gewächshäuser auf den flachen Hausdächern gibt es schon in Einzelfällen .

Rund um die Großstädte und in den weite-ren ländlichen Gebieten gibt es bereits viele Supermärkte, in denen außer Lebensmit-teln, Getränken auch Kleidung, Haushalts-waren und Möbel verkauft werden . Der Einkauf im Grünen, kombiniert mit dem Wochenendausflug ist zur Gewohnheit geworden . Da ist ein neuartiger Thünscher Kreis rund um die Stadt entstanden .

Andererseits ist auch ein Teil der Stadt aufs Land gewandert . Die großen Lagerhallen der Supermärkte sind meist an zentralen

Punkten mit guter Verkehrsanbindung in den ländlichen Regionen anzutreffen . Auch staatliche Behörden oder private Dienst-leistungsbetriebe, die nicht auf den tägli-chen Publikumsverkehr angewiesen sind, befinden sich mehr und mehr in ländlichen Gebieten . Das BMW-Autowerk in Dingol-fing ist ein Beispiel dafür .

Und wenn es schwierig wird, eine Millio-nenmetropole zu sanieren, dann beginnt hier und dort ein Stadt-Sterben . Ein Beispiel ist die Stadt Buffalo, einst ein Zentrum ei-nes großen Getreideanbaugebietes, in dem heute viele Lagerhallen und Mühlen verros-ten und zerbröckeln und die Bevölkerung abnimmt . Ein weiteres Beispiel ist die Stadt Arkalik im Nordosten von Kasachstan, einst Zentrum der Aufbereitung von verschiede-nen Erzen . Heute haben mehr als die Hälfte aller Häuser und Wohnblöcke keine Fenster und Türen mehr .

Auch die wenigen Beispiele, in denen aus den Mega-Zentren die Regierungsinstitu-tionen und andere staatlichen Behörden ausgesiedelt wurden und neue Hauptstäd-te gegründet wurden, sprechen für sich . Die Aussiedlung der Regierung aus dem Moloch Rio de Janeiro in die neue Haupt-stadt Brasilia kann durchaus als Erfolg be-zeichnet werden, ebenso die Verlagerung der Regierung von Kasachstan von Alma-ty11 im Süden in die früher unbedeutende Kleinstadt Astana im Norden . Und der Au-tor hat an vielen Zusammenkünften von interessierten Bürgern in Deutschland teil-genommen, in denen die Ernennung von Berlin zur neuen Hauptstadt Deutschlands nach der Wende immer wieder in Frage gestellt wurde . Nicht aus politischen Grün-den oder historischen Gründen . Sondern einfach mit dem Gedanken, dass die Re-gierung besser in einer Stadt aufgehoben wäre, die sich„within a manageable size“ befindet, vielleicht in Weimar, oder weiter-hin in Bonn . Auch die Idee einer dezentra-lisierten Groß- oder Hauptstadt greift um sich . Nichts spricht dagegen, dass einzelne Ministerien oder Abteilungen von Groß-Unternehmen in verschiedenen Städten eines Landes angesiedelt werden .

Andererseits werden immer mehr Anstren-gungen in den Großstädten unternommen, das Land und die Natur in die Stadt zu brin-

Blick auf die Satelliten-Stadt El Alto

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gen . Interessante Beispiele für solche Kon-zepte und Entwicklungen sind Singapur und Sydney12, wo die Zahl der Grünanlagen, Parks oder einfach der Bäume und Sträucher in den Stadtzentren wieder stark zunimmt . Der gro-ße Botanische Garten von Singapur ist auch ein Beispiel für eine positive Aufmischung ei-ner Millionenstadt mit neuen Lebensformen . Der Eintritt in diesen Garten ist kostenlos, ebenso die Zufahrt mit der Einschienenbahn, die vom nahegelegenen Stadtzentrum zur grünen Insel führt . Die Zentren beider ge-nannten Städte sind durchwachsen mit Pal-men . Viele Beton-Stützpfeilern der Hochstra-ßen sind „grün“ . Nicht angemalt, sondern von efeu-artigen Kletterpflanzen umwach-sen . Die Verkehrs-Infrastuktur dieser Städte reicht bis weit aufs Land hinaus, was die ur-banen Zentren entlastet .

Zurück nach Bolivien und La PazDer Altiplano13 von Bolivien um die Städte La Paz, Oruro und Potosi ist ein gutes Bei-spiel, für eine neuartige Form einer regio-nalen Entwicklung, in der sich die strikten Grenzen zwischen städtischer und ländli-cher Entwicklung langsam verwischen . Die Entwicklung der Einkommen und Beschäf-tigungsmöglichkeiten in der Großstadt ha-ben Auswirkungen weit hinaus in die länd-lichen Gebiete . Der anhaltende Zustrom der „campesinos“14 in die Hauptstädte der drei Departamentos erfordert auch Maß-nahmen der staatlichen Behörden zu deren Integration, vor allem bei der Bereitstellung von Wohnungen und im Schulwesen . Aber nach wie vor geht die Migration in beiden Richtungen . Ein großer Teil der Migranten kommen oft nur temporär zum Handeln, verkaufen und einkaufen nach La Paz, oder behalten sogar ihre Wohnungen auf dem Land oder in den Kleinstädten und Dörfern .

Eine interessante Entwicklung in diesem Gebiet ist, dass der Ausbau der Verkehrswe-ge, vor allem der Straßen, nicht dazu führt, dass die ländlichen Gebiete entvölkert wer-den, sondern eher, dass sich Handel und Austausch von Gütern zwischen Stadt und Land verstärken, dass sich die Sozialleistun-gen des Staates dezentralisieren und viele Menschen in den ländlichen Gebieten sich entscheiden, in ihren angestammten Regi-onen zu bleiben und trotzdem an der Ent-wicklung der Großstädte Anteil zu nehmen . Auch die weite Verbreitung und Verwen-

dung der Mobiltelefone spielt bei dieser Entwicklung eine wichtige Rolle . 15

Das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachs-tum des ursprünglichen La Paz hat auch dazu geführt, dass die Stadt räumlich ge-wachsen ist und zwei fast schon eigenstän-dige neue Städte entstanden sind: „El Alto“, auf der Hochfläche, mit etwa 900 .000 Ein-wohnern16 oberhalb des Talkessels17 von La Paz, und die „Zona Sur“ mit etwa 600 .000 Einwohnern18, die sich weit nach Südosten erstreckt . Alle drei Teile der Mega-Stadt sind räumlich dezentralisiert und haben eine ei-gene Stadtverwaltung . Die Gesamtfläche aller drei Teile der Mega-Stadt beträgt etwa 1 .200 km2 . Das ergibt eine durchschnittliche urbane Bevölkerungsdichte von 2 .325 Ein-wohner pro km2 . Diese hohe Dichte ist wohl auch durch die sehr große Zahl von Hoch-häusern mit Wohneinheiten erklärlich .

Die in diesem Beitrag skizierte „städtisch-ländliche Regionalentwicklung“ dehnt sich nicht nur im Altiplano von Nord nach Süd aus, sondern umfaßt auch die tiefer liegen-den „Yungas“ im Osten von La Paz die über mehrere gut ausgebaute Straßen erreichbar sind . Aus diesen Gegenden kommen vor al-lem Reis, Mais und tropische Früchte in den Altiplano . Andererseits fahren viele Einwoh-ner aus La Paz als Wochenendtouristen in diese wärmeren Gegenden . Viele Rentner ziehen es auch vor, sich in den ländlichen wärmeren Gebieten der Yungas ein Zuhause aufzubauen . Andererseits gibt es auch viele Beispiele von relativ wohlhabenden Bewoh-nern und Familien der kleineren Städte au-ßerhalb von La Paz, welche sich eine Zweit-wohnung in der Hauptstadt leisten können . Dort wohnen sie, wenn sie ärztliche Versor-gung benötigen, oder wenn die Kinder in La Paz studieren . Einen Teil dieser Wohnung wird oft auch vermietet, wenn das Bar-Ein-kommen einmal knapp wird .

Abschließend sei noch erwähnt, dass die UCB zur Zeit die Gründung eines „Instituts für die integrierte Regionalentwicklung der städtischen und ländlichen Regionen“ vorbereitet .19 Die Erkenntnisse und Erfah-rungen aus der jüngeren Entwicklung in Bolivien, aber auch in vielen anderen Län-dern, haben dazu geführt, nach neuen Le-bens- und Siedlungs-Formen zu suchen . Die einseitige Überbetonung der „ländlichen

Entwicklung“ oder der „Armut auf dem Land“ hat oft unseren Blickwinkel verengt . Viele Förderprogramme zur einseitigen „ru-ral poverty alleviation“ oder sogar „poverty eradication“ sind erfolglos ausgelaufen, weil die „integrierte Entwicklung von Stadt und Land“ nicht bekannt war, oder einfach nicht berücksichtigt wurde . Der größte Teil der Armen in der Welt lebt heute in den städtischen, nicht in den ländlichen Gebie-ten . Das vorgeschlagene neue Institut in Bolivien wird sich nicht nur mit der „armen Landbevölkerung“ oder den „Kleinbauern“ beschäftigen, sondern übergreifend nach neuen Lebensformen zwischen Stadt und Land forschen .

Anmerkungen:1) Der Autor studierte in den Jahren 1961 bis 1964 an der Land-wirtschaftlichen Fakultät der TUMünchen-Weihenstephan und arbeitete 45 Jahre lang vollzeit im Rahmen der internationalen wirtschaftlichen und technischen Zusammenarbeit als Pro-jektleiter in allen Kontinenten der Welt . Er arbeitet auch heute noch als Gastprofessor an den Katholischen Universitäten von La Paz / Bolivien und von Beira / Cuamba / Mozambique, sowie der Landwirtschaftlichen Akademie von Ulan Ude / Buriatia / Rußland und war Honorarprofessor an der Universidad de Cos-ta Rica in San Jose sowie der Universität „Jorge Tadeo Lozano“ in Bogota / Kolumbien . Er war auch fünf Jahre lang Lehrbeauf-tragter der TUMünchen in Weihenstephan . 2) Als Kriterien für „städtische Bevölkerung“ verwendet der Autor in diesem Fall eine Einwohnerzahl von 20 .000 auf einer Fläche mit mehr als 500 Einwohnern pro km2 . Diese Kriterien können und müssen natürlich diskutiert werden . 3) Als Kriterium für „unbewohnt“ bzw . „nicht genutzt“ gilt eine Bevölkerungsdichte in den ländli-chen Gebieten von weniger als fünf Einwohner pro km2, wobei diese Annahme ebenso diskutiert werden kann und muß . 4) wo der Autor acht Jahre als Projektleiter der Internationalen Zusammenarbeit tätig war 5) . . .im Februar / März und vom 15 .April bis 15 . Juni 2012 als Gastprofessor der Katholischen Universität von Bolivien 6) . . . welche im Prinzip einer Landwirt-schaftlichen Fakultät entsprechen . . . 7) . . . die Daten in diesem Kapitel stammen bis zur Ebene der Landkreise aus den statisti-schen Angaben der Behörden; die weiteren Angaben stammen aus nicht strukturierten Umfragen und Aufzeichnungen der Dozenten der UACs und des Autors . Eine wissenschaftliche Untersuchung seitens der Dozenten zu diesem Themenkreis ist in Vorbereitung . 8) . . . die oft nur aus einem Zimmer besteht . . . 9) . . .UACs . . . „Akademische Einheiten der Campesinos“ 10) . . . welcher mit zwei Zusatzsemestern dem Magister entspricht . . . 11) . . . früher Alma Ata . . . 12) … wo sich der Autor im Oktober 2012 für zwei Wochen zu Studien aufhielt … 13) . . . auf Deutsch „Hochebene“ . . . 14) . . . das bedeutet an dieser Stelle eindeutig „Landbevölkerung“, welche zum größten Teil keine armen und wenig gebildeten Kleinbauern sind, sondern eher zu einer Mittelschicht zählen . . . 15) Dieser Absatz des Beitrags muß als Hypothese verstanden werden, welche in einer größeren Forschungsarbeit von zwei Dozenten der UCB und dem Autor dieses Beitrags über einen Zeitraum von zwei Jahren untersucht wird . 16) . . . zwischen 4 .000 und 4 .200 Metern über NN . . . 17) . . . zwischen 3 .700 und 4 .000 Metern über NN . . . 18) . . . zwischen 3 .400 und 3 .700 Metern über NN . . . 19) Die genaue Bezeichnung des Instituts kann sich noch ändern . Der Autor dieses Beitrags ist an den Vorbereitungen beteiligt . Die Arbeit des Instituts wird Lehre und Forschung umfassen .

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Eindrücke von der schottischen Whisky-Insel Islay

Islay heißt die südlichste Insel der He-briden, im Atlantik vor der Westküste Schottlands gelegen . Von ihren 4 .000 Be-wohnern leben knapp 1 .000 in der inoffizi-ellen „Inselhauptstadt“ Bowmore, bekannt nicht nur wegen der dort ansässigen Whisky-Destillerie gleichen Namens, son-dern zudem durch ihre charakteristische Rundkirche . Die geschwungenen Mauern des Gotteshauses, so die Legende, sollen den Teufel daran hindern, sich in einer Ecke zu verstecken .

Die Insel Islay unterscheidet sich von den zahlreichen anderen Inseln der Inneren und Äußeren Hebriden vor allem durch eine überproportionale Ansammlung von Whisky-Destillerien . Es sind derzeit acht an der Zahl . Daß dagegen auf der Insel Grünland dominiert, wo haupt-sächlich Schafe weiden – die Ackerflä-che hat nur einen geringen Anteil an

der Bodennutzung – ist allgemein kenn-zeichnend für die schottischen „High-lands and Islands“ . Diesen ähnelt auch die herbe Landschaft Islays mit ihren Mooren, Lochs (Seen) und Bergen, von denen der höchste Gipfel, der Beinn Bheigeir, immerhin 491 m aufragt .

Wie kam das kleine Eiland mit nur 600 km2 Fläche zu dieser verhältnismäßig großen Anzahl von Whisky-Herstellern, die es in den Rang der Weltwhisky-Insel schlecht-hin aufsteigen ließen? Wie kann dieser ab-gelegene, über Jahrhunderte bitterarme Landstrich ein so kostbares Getränk wie den Islay-Whisky hervorbringen? Schließ-lich wird von ihm behauptet, er sei der Nektar des Himmels, der, täglich genossen, ein immerwährendes Leben garantiere . Vorausgesetzt allerdings, man wüßte das genaue Trinkquantum .

Whisky kommt aus IrlandIronischerweise sollen die historischen Wurzeln für Islay-Whisky, und damit für den schottischen Whisky überhaupt, in Irland liegen . Das ist zumindest in der umfangrei-chen, hervorragend recherchierten Schrift „Islay – Biography of an Island“ von Marga-ret Storrie nachzulesen . Der Grund für die irische Herkunft des schottischen Whiskys und warum Islay dabei eine so entschei-dende Rolle spielte, hängt mit der Geogra-phie zusammen . Denn Islay liegt Irland von allen Hebrideninseln am nächsten . Der See-weg dorthin ist nur unwesentlich länger als der zum schottischen Festland; an klaren Tagen kann man das Nachbarland von Is-lay aus sogar sehen . Um die Wende vom 14 . ins 15 . Jahrhundert, nach manchen Quellen ungefähr 100 Jahre früher, soll der hochpro-zentige „Technologietransfer“ stattgefun-den haben . Bei der Aktion muß wohl in dem Wort Whisky das e verloren gegangen sein, denn im Gegensatz zum irischen wie ame-rikanischen Whiskey fehlt im schottischen Begriff dieser Buchstabe .

Da die Rohmaterialien für Whisky – sprich Gerste, geeignetes Wasser und Torf – auf Islay reichlich vorhanden waren, gewann dessen Produktion schnell an Fahrt . Der Siegeszug des wärmenden Getränks setz-te sich dann auf den anderen Inseln sowie dem schottischen Festland fort und konn-

Wie alle anderen Whisky-Destillerien auf der Insel Islay, liegt auch Lagavulin direkt am Meer

Felsiger Küstenstreifen der Hebriden-Insel Islay

Die bekannte Rundkirche am oberen Ende der Hauptstraße von Bowmore, der größten Ansiedlung auf Islay

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te nicht mehr aufgehalten werden . „Scotch Whisky“ entwickelte sich zu einer Welt-marke und spielt nun international gese-hen eine weitaus bedeutendere Rolle als das entsprechende Destillat aus seinem „Geburtsland“ Irland . Rund 40 Prozent der globalen Produktion hochwertiger Whis-ky-Sorten findet heute in Schottland statt . Seit der Jahrtausendwende sind die schot-tischen Whisky-Ausfuhren um mehr als 60 Prozent angestiegen und stellen jetzt nach dem Nordseeöl das zweitwichtigste Exportgut des Landes dar . Einen solchen Aufschwung, der mit milliardenschweren Investitionen der Destillerien einhergeht, hat die Branche noch nie erlebt . Für das strukturschwache Schottland ist Whisky somit eine enorme wirtschaftliche Stütze .

Was ist Whisky? Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich um destilliertes Bier . Der Malzgeruch in einer Whisky-Destillerie gleicht denn auch dem in einer Bierbrau-erei . Allerdings ist das dem Whisky zu-grundeliegende Bier ein Bier ohne Hopfen . Deshalb hat der daraus gebrannte Whisky nicht den leicht bitteren Beigeschmack des normalen Bieres . Whisky kann neben Gerste außerdem Weizen, Mais oder Rog-gen als Grundlage haben . Man spricht in diesen Fällen von „grain whiskies“ . Der Be-griff „malt whisky“ ist dagegen nur dem aus Gerste hergestellten Getränk vorbe-halten .

Islay-Whisky – ein ganz besonderer StoffSelbstverständlich wird auf Islay zur Pro-duktion von Whisky ausschließlich Gerste verwendet . Diese bezieht man aus Quali-tätsgründen in der Regel von den Acker-baugebieten im Osten des schottischen Festlandes . Die geringen Mengen der jetzt noch auf Islay angebauten Gerste landen dagegen überwiegend im Futtertrog . Für den mit dem Mälzen der Gerste verbun-denen Trocknungsvorgang, dem Darren, dient auf Islay gestochener Torf . Der Rauch dieses Torffeuers bewirkt den besonderen Torfgeschmack („peatiness“) von Islay-Whisky . Er ist also nicht, wie häufig zu hö-ren, auf das moorig-braune Insel-Wasser zurückzuführen .

Die Auswahl der Eichenfässer für die La-gerung des Whiskys ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung für dessen

Qualität . Es sind meistens gebrauchte Fäs-ser, in denen sich vorher Bourbon, Sherry oder Bordeaux-Weine befanden . Dies hat übrigens nichts mit der sprichwörtlichen schottischen Sparsamkeit zu tun, denn „second-hand“-Fässer sind bekanntlich billiger als neue, sondern beeinflußt das Aroma des Whiskys in der gewünschten Weise . Des weiteren trägt nach Meinung von Experten das salzige, spezifische Meeresklima Islays zu seiner besonderen geschmacklichen Ausprägung bei . Denn „malt whisky“ wird zwar innerhalb von nur sechs Tagen hergestellt, braucht aber

bis zur Ausreife zwischen acht und vierzig Jahren .

Damit sind keinesfalls alle Ursachen für die herausragende Position von Islay-Whis-ky aufgeführt . Das genaue Herstellungs-verfahren, das traditionelle „know-how“, ist ohnehin seit alters her das stets streng gehütete Betriebsgeheimnis der einzelnen Destillerie . Derart von Mystik umwoben wie der Klang der aus keltischer Vorzeit stammenden Namen der Islay-Destillerien – sie lauten unter anderem Lagavulin, La-phroaig, Bruichladdich, Caol Ila oder, wie

Torfgewinnung auf Islay – der auf der schottischen Insel erzeugte Whisky ist berühmt für sein Torfaroma

Mit Whiskyfässern und einem Destillierapparat macht Islays „Bruichladdich Distillery“ auf sich aufmerksam

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bereits erwähnt, Bowmore – bleiben da-mit letztlich auch der Brennvorgang und die Weiterbehandlung des Insel-Getränks . Produziert doch jede der Destillerien ei-nen für den Kenner unverwechselbaren Whisky . So etwa, wie Christian Schwägerl in seinem Beitrag über die Insel Islay in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszei-tung“ vom 28 . Oktober 2001 unter dem Ti-tel „Weniger ist Moor“ ausführt, den schi-cken Bowmore, den mächtigen Lagavulin, den marinen Laphroaig, den freundlichen Bruichladdich oder den öligen Caol Ila . Bei soviel einfühlsamer Whisky-Lyrik ver-wundert es nicht, wenn Schwägerl – aber nicht nur er allein – über Islay-Whisky ein Verdikt fällt, wie es enthusiastischer nicht lauten könnte: „Der Geschmack einer gan-zen Insel in einem einzigen Glas: Auf Islay wird der beste Whisky der Welt gebrannt“ .

Bauern waren Begründer der Whisky-IndustrieDie Herstellung von Whisky begann natür-lich nicht in den großen, nach betriebswirt-schaftlichen Gesichtspunkten gemanagten sowie mit modernsten Produktionsmetho-den und ausgeklügelten Vermarktungs-strategien arbeitenden Whisky-Destilleri-en, wie sie uns heute auf Islay und sonst überall in Schottland begegnen . Zuerst waren es vielmehr die kleinen Bauern der Insel, die, sozusagen als zusätzlichen land-wirtschaftlichen Betriebszweig, Gerste zu Whisky veredelten . Meist lediglich für den eigenen „Bedarf“ . Der soll freilich manch-mal so ausgeprägt gewesen sein, daß die Eltern den größten Teil der Gerstenernte für Whisky einsetzten und diesen derart

exzessiv konsumierten, daß die eigenen Kinder hungern mußten und verwahrlos-ten . Nicht von ungefähr, schreibt Andrew Jefford in seinem Buch „Peat, Smoke and Spirit“, hämmerte der Pfarrer der Islay-Gemeinde Kildalton in den 1790er-Jahren bei seinen sonntäglichen Predigten den Kirchenbesuchern immer wieder ein, daß die Umwandlung der Gerste zu Whisky des Teufels sei und den Hauptgrund für die grassierende Armut darstelle .

Wie bei anderen Industriezweigen, liegen somit auch die Anfänge der schottischen Whisky-Produktion in Familienbetrieben . Für Islay wirkte sich damals sicher positiv aus, daß Whisky, vermutlich wegen der Ab-geschiedenheit der Insel, über lange Zeit vom System der britischen Alkoholbesteu-erung verschont blieb und die „Schwarz-brennerei“ gang und gäbe war . Erst zu Be-ginn des 19 . Jahrhunderts fing der Fiskus an, auf Islay richtig zuzuschlagen . Heute beansprucht der Staat stolze zwei Drittel des Whisky-Preises für sich .

Das harte Durchgreifen der Behörden ge-gen die illegale Brennerei ließ die Zahl der Whisky-Destillerien auf Islay sehr schnell zurückgehen . !833 waren auf der Insel ganze zwölf lizensierte Betriebe übrigge-blieben . Rund 30 Jahre vorher standen da-gegen nach Neil Wilsons Dokumentation „The Island Whisky-Trail“ nicht weniger als 233 Namen von Inselbewohnern auf der Liste derer, die illegal Whisky brannten . Dies zeigt, wie weit verbreitet die Herstellung des geistigen Tranks unter den bäuerlichen Familien ursprünglich gewesen sein muß .

Whisky hat die Insel nicht wirklich reich gemachtJedes Jahr verlassen etwa 25 Millionen Li-ter Whisky (kalkuliert auf der Basis eines Alkoholgehaltes von 40 Prozent) die Insel Islay . Bedenkt man, daß Islay-Whisky nicht gerade billig ist – die Preise für die übli-che Flaschengröße mit 0,7 Liter Inhalt be-ginnen bei etwa € 25 und können, je nach Dauer der Lagerung, durchaus Größenord-nungen von € 1 .500 und darüber erreichen – dann müßte Islay eigentlich eine reiche Insel sein . Flösse alles, was an Alkoholsteu-er und Exporterlösen anfällt, auf die Insel zurück, wäre sie es in der Tat und würde, wie die Insulaner sarkastisch anmerken, das für seine Pferderennen berühmte eng-lische Ascot mit seinen exquisiten Cham-pagnerläden und Nobelkarossen an Reich-tum bei weitem überflügeln .

Aber auf Islay ist der Wohlstand beschei-den geblieben . Das liegt nicht zuletzt da-ran, daß die Arbeitsmöglichkeiten in den, mit Ausnahme von Bruichladdich, mitt-lerweile weitgehend automatisierten und computergesteuerten Destillerien nicht mehr übermäßig groß sind . So beschäftigt etwa Caol Ila, mit einer Jahresproduktion von zirka 3,5 Millionen Liter reinen Alko-hol die größte Destillerie auf Islay, gera-de mal 12, Lagavulin mit jährlich rund 2,3 Millionen Liter reinen Alkohol, 15 Leute . Zusammen mit der Mälzerei in Port Ellen sind es höchstens 200 Menschen, die in der Whisky-Industrie Lohn und Brot fin-den . Andererseits regt die Herstellung von Whisky den Tourismus an und eröffnet den Inselbewohnern auf diesem Wege Verdienstperspektiven . Denn die aller-meisten Besucher kommen vor allem des Whiskys wegen nach Islay . Für sie stellt die Besichtigung von Destillerien mit an-schließender Whisky-Verkostung sowie den Kauf einiger Flaschen des „Inselnek-tars“ einen festen Programmpunkt ihres Aufenthaltes dar .

Text & Photos: Dr . Walter Kreul

Schafe prägen die Weiden der schottischen Insel Islay

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Den Berg hoch, gleich rechts: die Landestreuhand Weihenstephan

Jeder, der in Weihenstephan studiert, läuft in seiner Studienzeit meist mehrmals täglich an ihr vorbei: an der Landestreuhand Wei-henstephan . Und obwohl die Wirtschafts-prüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft auf den ersten Blick nicht viel mit den Wei-henstephaner Studienrichtungen gemein hat, arbeiten traditionell Absolventen der Ag-rarwissenschaften in diesem Unternehmen . Mit Andreas Niedermair wurde vergangenes Jahr erstmals auch ein Agrarwissenschaftler Geschäftsführer .

Diese Tatsache beruht auf der Historie der Gesellschaft . Denn einst gehörte die Lan-destreuhand, wie sie im allgemeinen Sprach-gebrauch genannt wird, dem Bayerischen Brauerbund . Der Geschäftsführer hatte ne-ben der Leitung der Landestreuhand auch den Lehrstuhl für Wirtschaftslehre der Brau-erei der Universität inne . Daher besteht bis heute ein bedeutender Teil der Mandant-

schaft aus kleinen und mittelständischen Brauereien . Ende der 90er Jahre wurde die Landestreuhand von Deloitte, dem größten Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsunter-nehmen der Welt, übernommen . Es erfolgte eine Öffnung hin zu Mandanten aller Wirt-schaftsbranchen . Jedoch stand der Standort Freising auch weiterhin für Expertenwissen im Bereich Nahrung und Getränke . Im Jahr 2011 haben schließlich die leitenden Steuer-berater und Wirtschaftsprüfer im Rahmen ei-nes Management-Buy-outs die Landestreu-hand Weihenstephan übernommen . Heute betreut die Landestreuhand Mandanten von der natürlichen Person bis zum internationa-len Konzern, insbesondere inhabergeführte, mittelständische Unternehmen . Die über einhundertjährige Unternehmensgeschich-te bringt es mit sich, dass viele Mandanten aus der Region Freising stammen, und bis heute viele Brauereien betreut werden . Das Leistungsspektrum umfasst neben der Wirt-

schaftsprüfung und Steuerberatung auch die Unternehmensbewertung, die Nachfol-geplanung und Corporate Finance .

Die Landestreuhand bietet betriebswirt-schaftlich interessierten Studierenden die Möglichkeit der Anfertigung einer Studien-arbeit bzw . eine Praktikumsstelle im Frühjahr 2013 . Vorteilhaft ist der Besuch der Vorlesung Unternehmensbesteuerung, die von Axel Funken, Geschäftsführer der Landestreu-hand, angeboten wird .

Dr . Stefan Kilian

Fahrt zur EurotierAm Donnerstag, den 15 . November 2012 machten sich erstmals zwei Busse in Richtung Hannover auf . Während der erste Bus schon in aller Herrgottsfrüh um 5 .30 Uhr losfuhr, durf-ten die Teilnehmer der zweiten Fahrt noch et-was länger schlafen . Der zweite Bus fuhr erst um 13 .00 Uhr, ohne Halt, nach Hildesheim in die Jugendherberge .

Der erste Bus unterdessen kam schon nach-mittags in Hannover an . So hatten die Studen-ten die Möglichkeit, den Nachmittag zu nut-zen, um schon mal über das Messegelände zu schlendern und sich über Neuerungen in der Branche zu informieren . Gegen 21 .00 Uhr konnten auch endlich die Reisenden aus dem zweiten Bus ihre Zimmer in der Jugendher-berge beziehen . Den Abend hatte dann jeder zur freien Verfügung . Einige brachen auf zur Young Farmers Party am Messegelände, ande-re gingen noch eine Kleinigkeit in Hildesheim Essen und wieder andere machten sich einen geselligen Abend in der Jugendherberge .

Am nächsten Morgen ging es dann nach ei-nem kräftigen Frühstück für alle zum Mes-segelände ins nahegelegene Hannover . Für den Vormittag war ein Programm vorbereitet worden, bei dem die Gruppe auf die Stände der Firmen Gea Farm Technologies, DeLaval,

Lely und Schaumann aufgeteilt wurde . Be-sonders Gea und DeLaval haben ein sehr gro-ßes Sortiment, das sehr ausführlich erläutert wurde . So konnten die Studenten sich in Ruhe einen genauen Überblick über das Angebot einer Firma verschaffen, ohne einer Flut von Informationen ausgesetzt zu sein .

Gea präsentierte das neue Melkplatzmodul Dairy ProQ, das die Vorteile eines Melkrobo-ters mit denen eines konventionellen Melk-stands vereinen soll . Das Modul ist für das voll- oder halbautomatische Melken gedacht und kann in bereits bestehende Melkkarus-selle oder Melkstände, wie den Side-by- Side Melkstand eingebaut werden . Das Modul ist 20 cm breit und dient als Platzteiler . Mit dem Dairy ProQ sollen vor allem große Betriebe die Vorteile des automatischen Melkens kennen-lernen, ohne ihre gewohnten Melkzeiten auf-geben zu müssen .

Beim Melkvorgang erkennt eine 3D-Kamera die Zitzen mithilfe von Infrarotlicht . Dann setzt der Roboter selbständig an, reinigt die Zitze und melkt vor . Falls das Tier einen oder mehrere Melkbecher abschütteln sollte, setzt der Roboter diese erneut an . Falls eine Kuh länger brauchen sollte, als die vorgesehene Zeit, verhindert ein Bügel das Aussteigen und

die Kuh dreht eine erneute Runde auf dem Karussell, bis sie vollständig leer gemolken ist . Anschließend werden noch die Zitzen gedippt und das Spülen und Desinfizieren des Melk-bechers vorgenommen .

Neben dem Melkplatzmodul wurde auch noch eine Software vorgestellt, mit der man den ganzen Produktionsprozess im Betrieb überwachen kann . So kann zum Beispiel die Temperatur oder der Schadstoffgehalt in den einzelnen Ställen auf dem PC, dem Tablet oder dem Smartphone dargestellt werden . Auch die Aufenthaltsorte eines jeden Tieres kann in Echtzeit angezeigt werden . So kön-nen beispielsweise Behandlungen schneller und praktischer vonstatten gehen, ohne das Tier lange zu suchen und ohne Unruhen in die Herde zu bringen .

Alles in allem geht der Trend dazu, nicht mehr einfach nur einen Melkstand oder einen Fut-terautomat zu bauen, sondern ein ganzes System zu entwerfen, das nahezu selbständig arbeiten kann und so den Landwirt oder viel-mehr den „Herdenmanager“ unterstützt .

Der restliche Tag stand dann zur freien Verfü-gung, bevor die beiden Busse um 18 .00 Uhr die Heimreise nach Freising antraten . Sylvia Künz

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Aktivitäten des ÖkoAk Weihenstephan im Jahr 2012

Der ÖkoAK Weihenstephan ist ein studen-tischer Arbeitskreis am Wissenschaftszent-rum Weihenstephan, der seit über 20 Jahren besteht und sich zur Aufgabe gemacht hat, ökologische Problemstellungen im Bereich der Landwirtschaft näher zu betrachten . Dabei sind neueste naturwissenschaftliche Erkenntnisse im Bereich nachhaltiger Land-bausystem genauso relevant wie soziale As-pekte und gesellschaftliche Auswirkungen von Marktstrukturen und Anbausystemen .

Aufgrund dieser Zielsetzung fand auch im vergangenen Jahr eine große Bandbreite von Veranstaltungen und Vorträgen statt . Im Sommersemester 2012 organisierten die Mitglieder des ÖkoAk eine Tagung mit dem Titel: „ Der Zukunft den Hof machen – Visionen und Lösungsansätze einer öko-sozialen Landwirtschaft“ . Die Vortragsthe-men der eingeladenen Experten aus Wis-senschaft, Wirtschaft und Politik reichten von „Biokohle aus feuchter Biomasse“ bis hin zu „Community Supported Agricul-ture“ . Zudem hatten die Teilnehmer an den zwei Tagen (22 . und 23 . Juni) die Chance, an einer der beiden Exkursionen zu zukunfts-weisenden Biobetrieben der Region teil-zunehmen . Abgerundet wurde das Ganze mit Workshops, in denen das Gehörte und Erlebte gemeinsam diskutiert und reflek-tiert werden konnte (siehe auch Heft 112) .

Mit einem interessanten Ereignis für alle Beteiligten startete auch das Winterse-mester 2012/13 . Am 12 . November fand in Zusammenarbeit mit der Hochschul-gemeinde Freising und in deren Räum-lichkeiten ein „One-World-Dinner“ statt . Einleitend fasste Professor Warkotsch die Zahlen zu Hunger, Nahrungsmittelpro-duktion und -umverteilung auf eindruck-volle Art zusammen und regte dadurch sehr eindringlich zum Nachdenken an . An-schließend wurden alle Teilnehmer gebe-ten, ein Los aus einer Schale zu entnehmen, welches sie ihrem persönlichen „Schicksal“ zuwies . Darauf stand zum Beispiel ge-schrieben: „Du bist in Afrika geboren“ oder: „Du bist in USA geboren“ . Der ÖkoAK be-kochte und bewirtete nun alle Teilnehmer entsprechend ihrem Los, sodass die weni-gen „Amerikaner“, „Franzosen“ und „Deut-sche“ reichlich deftige Kost wie Würste, Käse, Pommes, Burger, Cola und Wein auf-getischt bekamen, andere („Bewohner“

der Kontinente Asien und Afrika) dagegen nur mit kleinen Mengen Gemüse und Reis auskommen mussten oder gar nur einen Löffel Hirse und eine Banane bekamen . Da die Anzahl der Lose für die verschiedenen Gebiete der Erde etwa den Verhältnissen der Weltbevölkerung entsprach, bot sich ein eindrucksvolles Bild . Die Menschen der überbevölkerten Kontinente Afrika und Asien mussten am Boden sitzend essen, während am Rande ein paar wenige „wie Gott in Frankreich“ speisten . Doch die Un-gerechtigkeit hielt nicht lange an, schnell wurde von selbst und ohne Aufforderung geteilt und die Speisen machten ihre Run-den im Raum, sodass jeder etwas von den verschiedenen Köstlichkeiten abbekam . Das Fazit am Ende war klar: „So einfach könnte es sein, wenn wir teilen würden“ .

Am 21 . November bereicherte Silke Helf-rich die Besucher mit einem Vortrag über ihr Buch „Commons – Für eine neue Politik jenseits von Markt und Staat“ . Mit ihrem Wissen über Gemeingüter zeigte sie deren zukunftsweisenden Beitrag zu lokal ange-passten und gut funktionierenden Wirt-schaftssystemen auf . Es wurde diskutiert, wie ein breiterer Zugang zu speziellen Pro-duktionsfaktoren und Wissen jedem einzel-

nen ermöglichen kann, unternehmerisch zu Handeln und somit auch am Wohlstand teilzuhaben . Die präsentierten Beispiele und eigenen Überlegungen von Silke Helf-rich lösten reges Interesse aus und entfach-ten eine Diskussion, die auch nach Ende der Veranstaltung noch lange andauerte .

Am 4 . Dezember konnte der ÖkoAk Wei-henstephan mit der Präsentation des neuen Films „Zukunft Pflanzen - Bio für 9 Milliarden“ von der Französin Marie Mo-nique Robin viele Interessierte in den Hör-saal 12 locken . Der Film wurde, wie an der anschließenden Diskussion zu sehen war, als sehr informativ und anregend wahr-genommen . Über die richtungweisende Bedeutung der zahlreichen nachhaltigen Landbausysteme, die im Film gezeigt wur-den herrschte breiter Konsens . Dennoch waren die Argumente der engagiert dis-kutierenden Besucher nicht von Gleichför-migkeit durchzogen, ganz im Gegenteil, es fand ein lebhafter Meinungsaustausch statt . Es wurde offensichtlich, wie viel Inte-resse diese Themen auslösen und wie groß der Drang nach Wissen über soziale und ökologische Probleme ist . Der beste Grund für den ÖkoAK Weihenstephan, auch im kommenden Jahr mit vielseitigen und pro-blemorientierten Vorträgen und Aktionen aufzuwarten .

Sabine Obermaier, Markus Moser, Franz Vockinger

Gemeinsames Essen beim One-World-Dinner

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Studierende besuchen internationalen Kongress der Gartenbauwissenschaften

… mit Unterstützung der VWUVom 2 . bis 4 . Juli 2012 fand in Angers, Frank-reich, das „2nd Symposium on Horticulture in Europe 2012“ (SHE2012)mit über 500 Teilnehmern statt . Neben der Präsentation neuester Forschungsergebnisse aus allen Bereichen des Gartenbaus und dem Erfah-rungsaustausch diente diese Tagung auch der Stärkung der europäischen Gartenbau-wissenschaften und der Verbesserung der Lehre durch gemeinsame Projekte . In einem Workshop zum Thema „How to increase international cooperation for education in horticulture?“ stellte Prof . Joachim Meyer den internationalen Masterstudiengang „Hor-ticultural Science“ vor . Das Konzept ist welt-weit ohne Beispiel und erntete großen Beifall .

Dank der Unterstützung des VWU konn-ten über 30 Weihenstephaner Studierende der Gartenbauwissenschaften gemeinsam mit den GartenbauwissenschaftlerInnen der TUM an dieser Tagung teilnehmen . Die Studierenden gewannen einen tiefen Ein-blick in die internationalen, insbesondere europäischen, Gartenbauwissenschaften . Dies war nicht beschränkt auf das Kennen-

lernen der Forschungsaktivitäten einzelner Arbeitsgruppen . Das Zusammentreffen der europäischen Wissenschaftler zeigte ihnen auch die Wichtigkeit der Zusammenarbeit unterschiedlichster Fachrichtungen und For-schungseinrichtungen auf . Zudem wurde den Studenten der Blick auf zukünftige Fra-gestellungen und Probleme der gartenbau-lichen Forschung geschärft . Darüber hinaus ergab sich den Studenten die Möglichkeit, mit den Wissenschaftlern direkt und unge-

zwungen ins Gespräch zu kommen und so-mit erste Kontakte zu knüpfen .

Durch die Teilnahme an SHE2012 konnte den StudentenInnen ein sehr guter Eindruck in die europaweite gartenbauliche Forschung vermittelt werden, der ihnen bei der Ent-scheidung hilft, ihre berufliche Zukunft in einer der zahlreichen Fach- und Forschungs-richtungen des Gartenbaus zu sehen .

Johannes Hadersdorfer

Große Gartenbauexkursion nach FrankreichDieses Jahr fand vom 30 . Juni bis 7 . Juli 2012 die „Große Gartenbauexkursion“ mit 32 Studierenden statt . Teilnehmer waren Studierende des Bachelorstudiengangs „Agrar- und Gartenbauwissenschaften“ und des Masterstudiengans „Horticultural Science“ . Besucht wurden gartenbauliche Unternehmen in Deutschland, Luxemburg und Frankreich .

Um den Studierenden einen Einblick in un-terschiedliche Vermarktungsformen von gartenbaulichen Produkten zu geben, wur-den verschiedene Absatzformen und -kon-zepte von der „Erlebnis Gärtnerei“ bis hin zur Direktvermarktung vor Ort besichtigt . Die Gelegenheit, Informationen aus der Pra-xis aus erster Hand zu erfahren, wurde von den Teilnehmern eifrig wahrgenommen . Durch die Besichtigung von unterschied-lichen Obst- und Gemüsebaubetrieben konnte den Studierenden anhand von Pra-xisbetrieben die produktionstechnischen Maßnahmen veranschaulicht werden . In Gesprächen mit den Betriebsleitern infor-

mierten sie sich über die gartenbauliche Praxis . Durch die Besichtigung einer großen Biogasanlage in Luxemburg, gewannen die Studenten einen Einblick in diese Art der Energiegewinnung . In der anschließenden Diskussion entstand eine rege Diskussion über die Vor- und Nachteile von Anlagen dieser Größe .

Insgesamt konnte durch das vielfältige Pro-gramm unterschiedlichste gartenbauliche Bereiche abgedeckt werden und den Stu-denten ein erster Eindruck der verschiede-nen Arbeitsfelder vermittelt werden .

Alexandra Kreuzpaintner

Gruppenbild der Studentengruppe auf Exkursion.

Teilnehmer der großen Gartenbauexkursion als aufmerksame Zuhörer in der Erlebnisgärtnerei Storb, Saarbrücken (Foto: C. Kölbel)

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Agrar- und gartenbauwissenschaftliche Exkursion nach Kalifornien

23. September bis 1. Oktober 2012

Am Sonntag den 23 . September 2012 star-tete unsere Exkursion mit dem Flug von München über London nach San Francis-co . Abends angekommen, fuhren wir mit Mietautos nach Davis, das ca . zwei Auto-stunden nordöstlich von San Francisco im Sacramento Valley liegt . Begleitet von Prof . Leslie Butler von der University of Califor-nia Davis verbrachten wir unseren ersten Exkursionstag mit der Besichtigung von zwei sehr großen Milchviehbetrieben mit Milchviehherdengrößen im Bereich von 1500 Kühen (Fosters Farms Dairy sowie De Snayer Dairy) sowie von Twitchell Is-land im Delta des Sacramento River und San Joaquin River . Wir haben an diesem Tag wertvolle Informationen über die Mil-cherzeugung in Kalifornien und den damit verbundenen Herausforderungen gewin-nen können . Letztere sind insbesondere im hohen Bewässerungsaufwand zur Pro-duktion des Grundfutters sowie in den re-lativ hohen Temperaturen zu sehen, die zu Hitzestress bei den Tieren führen . Auf Twit-chell Island konnten wir beobachten, wie durch Entwässerung und jahrelange Mais-monokultur die organische Substanz des Bodens aufgezehrt wird und der Boden immer weiter unter den Wasserspiegel der umgebenden Flüsse sinkt . Die Konsequenz sind enorm hohe Kosten für Dämme und Pumpensysteme, um die landwirtschaftli-che Fläche zu schützen . Ein aktuelles For-schungsprojekt untersucht nun, ob durch Reisanbau dieser Entwicklung entgegen-gewirkt werden kann .

Am zweiten Exkursionstag besichtigten wir vormittags den Campus der Universi-ty of California in Davis, anschließend be-richtete Prof . Daniel Sumner (Department Agricultural & Resource Economics) über aktuell kritische Aspekte (Bodenpreise, Wassermanagement, Arbeitskräfte, Kenn-zeichnung von gentechnisch veränderten Lebensmitteln) hinsichtlich der Landwirt-schaft in Kalifornien . Wir setzten dann, nachdem wir noch das Wine Analysis Lab der UC Davis bestaunen durften, unsere Reise Richtung Napa Valley, dem weltbe-rühmten Weinbaugebiet Kaliforniens, fort . Dort bekamen wir auf Pine Ridge Vineyard einen umfassenden Einblick in den lokalen

Reinigung des Stalls Fosters Farms Dairy

Melkstand Fosters Farms Dairy

„Gülle-Lagune“

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Weinbau wie auch in die Kellertechnik des Betriebs . Natürlich durfte eine Weinprobe nicht fehlen . Tag drei stand im Zeichen von San Francisco, dort konnten die Studieren-den die Stadt auf eigene Faust erkunden, bevor wir abends gemeinsam ein Baseball Spiel (Arizona Diamant Backs gegen San Francisco Giants) anschauten . Der vierte Exkursionstag war dem weltberühmten Campus der University of California in Berkeley sowie angrenzenden Forschungs-einrichtungen (EnergyBioscience Institute, Joint BioEnergy Institute) gewidmet . Prof . David Zilberman war dort unser Gastge-ber und er bereicherte unseren Aufenthalt durch viele Hintergrundinformationen zu Studienbedingungen, Forschungsschwer-punkten und Finanzierungsfragen der Universität . Am folgenden fünften Exkur-sionstag führte uns die Reisroute etwa 200 km südlich nach Salinas, einem enorm großen Feldgemüseanbaugebiet das auch „Salad Bowl of the World“ genannt wird . Dort führte uns Evan Oakes, ein re-gionaler Gemüse- und Weinbauberater, zu verschiedenen Betrieben, die Salate, Erdbeeren, Kohl und Artischocken pro-duzieren . Da es sich um ausgesprochen arbeitsintensive Produktionsrichtungen handelt, wurde uns hier die Problematik hinsichtlich Verfügbarkeit von Saisonar-beitskräften und deren Lebens- und Ar-beitsbedingungen besonders deutlich vor Augen geführt . Denn ein großer Prozent-satz der fast ausschließlich mexikanisch-stämmigen Arbeitskräfte hält sich illegal in den USA auf und befindet sich in prekä-ren Arbeitsverhältnissen und schwierigen Lebenssituationen .

Nach diesem fachlich sehr abwechslungs-reichen Exkursionstag folgte noch ein Tag in Monterey, den wir mit einer Whale Wat-ching Tour und einer Wanderung im Point Lobos National Park verbrachten, bevor wir am Sonntag die Heimreise auf dem High-way 1 Richtung San Francisco antraten .

Die Exkursion ver-mochte uns viele neue, interesssan-te Eindrücke und Erfahrungen zu vermitteln . Darü-ber hinaus führte sie auch zu einem

besseren Kennenlernen von Studierenden und Lehrenden . An der Exkursion nahmen 20 Studierende der Agrar- und Garten-bauswissenschaften sowie Dr . Markus Gandorfer, Prof . Jutta Roosen, Prof . Klaus Salhofer sowie Prof . Justus Wesseler als Begleitpersonen teil .

Wir möchten uns an dieser Stelle ganz herz-lich bei der Studienfakultät für Agrar- und Gartenbauwissenschaften für die finanziel-le Unterstützung der Exkursion bedanken . Weiterhin gilt unser großer Dank unseren

externen Sponsoren: bbv-Beratungsdienst, Horsch Maschinen GmbH und Max Schön-leutner Gesellschaft Weihenstepahn e .V . Sie haben es durch ihr großzügiges finanzielles Engagement möglich gemacht, den von den Studierenden zu tragenden Eigenbe-trag deutlich zu reduzieren .

Markus Gandorfer1 und Klaus Salhofer2 1 Lehrstuhl Ökonomik des Gartenbaus

und Landschaftsbaus2 Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre –

Umweltökonomie und Agrarpolitik

Salaternte Salinas

Cable Cars in San Francisco

Kälberiglus De Snayer Dairy

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Lehrstuhl für Pflanzenernährung Ehrungen und AuszeichnungenIm Rahmen der 11th International Conference on Precision Agriculture (ICPA), die vom 15 .7 .-18 .7 . 2012 in Indianapolis/USA stattfand, wurden drei Doktoranden des Lehrstuhls für Pflanzenernäh-rung, Klaus Erdle, Harald Hackl und Sebastian Kipp mit dem Precision Agriculture Outstanding Graduate Student Award für ihre innovativen Forschungsbeiträge zur Weiterentwicklung von Verfahren zum Präzisionspflanzenbau und zur Hochdurchsatz-Phänotypisierung ausgezeich-net . Die folgenden Arbeiten der Nachwuchswis-senschaftler wurden ausgezeichnet:

• S . Kipp: Dependence on Measuring Height, Light Intensity and Device Temperature

• • • • • • • • • • • • H . Hackl: Plant temperatures and spectral reflec-

tance of salt and drought stressed wheat• • • • • • • • • • • • K . Erdle: Comparison of active and passive spect-

ral sensors in discriminating biomass parameters and nitrogen status in wheat cultivars .

PromotionenErdle, Klaus, 28 .09 .2012: Doktor der Agrarwissen-schaften: High-throughput phenotyping of bio-mass, N status and yield development in wheat (Triticum aestivum L.)Eine einfache und kostengünstige Erfassung von Pflanzenparametern und Sorteneigenschaften ist sowohl für die Pflanzenproduktion wie auch für die Pflanzenzüchtung erwünscht . Spektra-le Reflektionsmessungen bieten hierbei eine Möglichkeit Pflanzeneigenschaften schnell zu bestimmen . Sensorsysteme wurden nur selten auf Basis destruktiv erfasster Bestandesparame-ter verglichen . Die spektrale Beobachtung von Beständen war bisher meist auf das vegetative Wachstum von Getreide beschränkt, obwohl die Kornfüllungsphase einen großen Einfluss auf den Kornertrag ausübt . Ziel dieser Arbeit war es, pas-sive und aktive Sensoren in ihrer Messqualität und in der Erfassung von Bestandesparametern bei Weizen zu vergleichen . Spektrale Algorithmen wurden auch getestet mit dem Ziel die Verlage-rung von Trockenmasse während der Kornfüllung verschiedener Weizensorten zu unterscheiden .In den Jahren 2009 und 2010 wurden auf der Versuchsstation Dürnast der Technischen Uni-versität München Feldversuche angelegt, in denen sieben Hochertragssorten bei einer Stick-stoffversorgung von 0 kg N ha-1 bis 420 kg N ha-1 angebaut wurden . Zwischen Vegetationsbeginn und Ernte wurden regelmäßig Biomasseproben entnommen, deren Frisch- und Trockenmassen bestimmt und Parameter des Ernährungszustan-des ermittelt . Vor den jeweiligen Zwischenernten fanden Reflektionsmessungen mit der Messplatt-form Phenotrac IV statt, wobei die Messwerte mit hochgenauen GPS-Daten georeferenziert wurden . Zusätzlich wurden neunzig Weizensor-ten sowohl mittels visueller Bonitur als auch mit Spektralmessungen bezüglich ihrer Bestandes-dichte klassifiziert .

Auf Grund ihrer technischen Voraussetzungen unterschieden sich die getesteten Sensorsysteme bezüglich der Variation ihrer Einzelmessungen . Auf Plotebene zeigten sie jedoch große Ähnlich-keiten in der Differenzierung der Bestandespa-rameter, aber nur wenn ähnliche Spektralpara-meter verglichen wurden . Die Spektralparameter selbst wurden stark vom Entwicklungsstadium und dem Ernährungszustand der Pflanzen be-einflusst . Bei hohen Bestandesdichten zeigten Reflektionswerte, welche auf sichtbarem Licht basieren, starke Sättigungseffekte, während auf Nahinfrarotlicht basierende Parameter ver-gleichsweise unempfindlich reagierten . Die

Biomasseverlagerung während der Kornfüllung konnte mit Spektralmessungen gut erfasst wer-den . Ährengewicht und -trockensubstanz zeigten enge Zusammenhänge mit dem Kornertrag als auch mit Spektralparametern . Mit den Spektral-messungen konnte die Korn-Trockensubstanz und damit die physiologischen Reife am besten widergegeben werden . Durch die Kombination von Spektral- und Ultraschallmessungen wurde die Sichtbonitur der Bestandesdichte verbessert . Reflektionsmessungen stellen somit eine effekti-ve Methode dar, traditionelle Boniturmethoden zu optimieren und Getreidesorten bezüglich er-tragsrelevanter Pflanzenparameter zu bewerten .

Maze, Mona, 23 .10 .2012 Doktor der Agrarwissen-schaften: Modeling of growth and yield of some wheat cultivars under water shortage and expec-ted climate change.Ziel dieser Arbeit war es, ein einfaches Pflan-zenwachstumsmodell zu entwickeln, das die Entwicklung der Biomasse und des Ertrags von Winterweizen unter Verwendung von Tempera-tursummen und einfachen Partitionsregeln der Biomasseverteilung unter den in Bayern herr-schenden aktuellen und prognostizierten künfti-gen klimatischen Bedingungen simulieren sollte . Das Modell wurde so konzipiert, dass ein mög-lichst geringer Dateninput notwendig war . Damit sollte erreicht werden, dass das Modell eine brei-tere Anwendung nicht nur in der Forschung, son-dern insbesondere auch in der Ausbildung und in der Praxis finden kann .

Das Simulationsmodell wurde als prozessori-entiertes Modell konzipiert, welches in einer täglichen Auflösung die Dynamik der Bestan-desentwicklung berechnet, indem es empirische Beziehungen verwendet ohne zugrundeliegende Prozesse zu berücksichtigen . Der Entwicklung des Pflanzenwachstumsmodell folgte ein Prozess der Kalibration und Validierung auf der Grundlage von Feldversuchen, die über neun Vegetations-perioden hinweg an zwölf über Bayern verteilten Versuchsstandorten durchgeführt worden wa-ren . Das Modell zeigte adäquate Ergebnisse ver-glichen mit den Beobachtungswerten .

Die Temperatur erwies sich als maßgeblicher Ein-flussfaktor des Pflanzenwachstums, indem von einer Basistemperatur ausgehend über die Tem-peratursumme die Übergänge zwischen den ein-zelnen Phasen des Wachstums definiert wurden . Die weiteren klimatischen Daten wie die Sonnen-einstrahlung, der Niederschlag und die relative Feuchtigkeit erwiesen sich in Kombination mit

Fach für Fach

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Bodeneinflussfaktoren als ebenfalls bedeutend in der Berechnung der Wasserbedürfnisse von Win-terweizen . Die Unterschiede in den klimatischen Bedingungen und in den Bodeneigenschaften re-sultierten in deutlichen zeitlichen als auch räum-lichen Unterschieden in der Biomassebildung und im Ertrag von Winterweizen in Bayern .Das Pflanzenwachstumsmodell wurde mit den prognostizierten Witterungsdaten der kommen-den 100 Jahre gespeist, um zukünftige Ertragsent-wicklungen zu prognostizieren . Die zukünftigen kli-matischen Daten wurden in drei Perioden unterteilt (2021-2050, 2051-2080 und 2071-2100), um den Effekt des Klimawandels auf den Ertrag zu bestimmen . Für die Simulationen wurden die Datensätze der Projek-tionen der drei Modelle STARII, CLM und REMO ver-wendet .

Das Pflanzenwachstumsmodell prognostizierte für alle drei Zeiträume und alle Modelle zurückgehende Erträge . Besonders ausgeprägt waren die Ertrags-rückgänge in der zweiten Periode von 2051-2080 und noch stärker waren die Ertragsrückgänge in der drit-ten Periode von 2071-2100 . In diesen Modellansätzen wurde keine Einfluss einer erhöhten CO2-Konzent-ration und kein technischer Fortschritt mitberück-sichtigt, die allfällige Ertragsrückgänge abmildern können . Die Ertragsrückgänge konnten auf einen Anstieg der maximalen und minimalen Temperatu-ren sowie auf ein häufigeres Auftreten heißer Pha-sen während der Vegetationsperiode zurückgeführt werden . Die untersuchten Modelle unterschieden sich deutlich in Ihren Projektionen . Die geringsten Ertragsrückgänge wurden beim statistischen Modell STARII in der ersten Periode beobachtet, die im We-sentlichen auf eine weniger häufiges Auftreten hei-ßer Phasen zurückzuführen waren . Das Modell CLM hingegen ging in allen Temperaturperioden und an allen Versuchsstandorten von einer deutlich höhe-ren Anzahl an heißen Phasen mit deutlich höheren Temperaturen aus und prognostizierte somit stets die niedrigsten Erträge . Die Auswirkungen auf die Ertragsentwicklung wurden regionalisiert für Bayern dargestellt . Diese Ertragsprojektionen zeigen auf, dass ein sehr hoher Handlungsbedarf besteht, um zukünftige negative Auswirkungen des Klimawan-dels in Bayern abzumildern .

Tagungen und Vorträge21 .05 .2012 . - DLG-Feldtage-Leopoldshöhe . Präzisi-ons-Phänotypisieren .

Dr . B . Mistele13 .06 .-14 .06 .2012 - GFG-Abteilungssitzung Ge-treide . Julius Kühn-Institut Braunschweig . Hoch-durchsatz Phänotypisierung von kleinkörnigen Getreiden . Dr . B . Mistele, Dr . P . Rischbeck, S . Kipp, Prof . Dr . U . Schmidhalter15 .07 .-18 .07 .2012 - Indianapolis 11th Internatio-nal Conference on Precision Agriculture (ICPA): Assessing the water status in wheat under field conditions using laser induced chlorophyll fluo-rescence and hyper spectral measurements . Dr . B . Mistele, Dr . S . El-Sayed, Prof . Dr . U . Schmidhalter15 .07 .-18 .07 .2012 - Indianapolis 11th Internatio-nal Conference on Precision Agriculture (ICPA): A comparison of plant temperatures as measured by thermal imaging and infrared thermometry . H . Hackl, Dr . J . P . Baresel, Dr . B . Mistele, PD Dr . Y . Hu, Prof . Dr . U . Schmidhalter05 .09-08 .09 .2012 - International Workshop and Meeting of the German Society of Plant Nutrition . Challenges for Plant Nutrition in Changing Envi-ronments: Spectral detection of phenotypic diffe-rences in partitioning during grain filling of wheat . K . Erdle, Dr . B . Mistele, Prof . Dr . U . Schmidhalter

18 .09 .-21 .09 .2012 - 124 . VDLUFA-Kongress Univer-sität Passau . Wirkung aufbereiteter Klärschlam-masche als P-Dünger zu Raps und Mais .

Dr . S . v .Tucher, M . Fleschhut, R . Zeindl, Prof . Dr . U . Schmidhalter19 .09 .-21 .09 .2012 - German-Egyptian Research Foundation - Midterm - Kick off & Evaluierungs-workshop, Goslar: Improvement of drought and salt tolerance of wheat genotypes under field conditions by high-throughput precision pheno-typing . Prof . Dr . U . Schmidhalter, PD . Dr . Y . Hu 08 .11 .2012 . - SKW Piesteritz Fachtagung „Düngung 2012“ . Stickstoff-Effizienz steigern - Strategien für eine nachhaltige Landwirtschaft .

Prof . Dr . U . SchmidhalterPoster:15 .07 .-18 .07 .2012 - Indianapolis 11th International Conference on Precision Agriculture (ICPA): De-pendence on measuring height, light Intensity and device temperature . S . Kipp, Dr . B . Mistele, Prof . Dr . U . SchmidhalterPlant temperatures and spectral reflectance of salt and drought stressed wheat . H . Hackl, Dr . J . P . Baresel, Dr . B . Mistele, PD Dr . Y . Hu, Prof . Dr . U . Schmidhalter05 .09-08 .09 .2012 - International Workshop and Meeting of the German Society of Plant Nutri-

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tion . Challenges for Plant Nutrition in Changing Environments . Bonn: Spectral determination of field emergence - a high-throughput phenoty-ping tool for plant breeding and field experimen-tation . S . Kipp, Dr . B . Mistele, Dr . J . P . Baresel, Prof . Dr . U . Schmidhalter18 .09 .-19 .09 .2012 - Tagung AgroClustEr – Kompe-tenznetze der Agrar- und Ernährungsforschung Zwischenevaluierung CROP .SENSe .net . Bonn: Er-fassung von Bodenheterogenität in Zuchtgärten und im Feldversuch . Dr . K . Heil, Prof . Dr . U . Schmid-halterHochdurchsatzphänotypisierung der Trockento-leranz von Sommergerste . Dr . P . Rischbeck, Dr . B . Mistele, Dr . S . El-Sayed, Prof . Dr . U . Schmidhalter18 .09 .-21 .09 .2012 - 124 . VDLUFA-Kongress Univer-sität Passau . P-Wirkung separierter Biogasgärres-te zu Mais im Gefäßversuch . F . Ebertseder, P . Rum-mel, Dr . S . v . Tucher

Ausländische Gäste in Weihenstephan am Lehr-stuhl für Pflanzenernährung09 .07 .-30 .09 .2012: M . Sc . Mariangela Diacono, Ph .D . Studentin aus BARI, Italien: Forschungsauf-enthalt im Rahmen ihrer Promotionsarbeit .

Lehrstuhl für Physiologie PromotionenRainer Fürst, Dr . rer .nat ., Technische Universität München, 20 .09 .2012: „Epigenetic effects of exo-genous and endogenous estradiol-17β on male pig development“Katharina Gellrich, Dr . med . vet ., Technische Uni-versität München, 21 .07 .2012: „Metabolic and productive characterization of multiparous cows grouped for fat-corrected milk yield and milk pro-tein concentration“Jakob Müller, Dr . rer .nat ., Technische Universität München, 15 .10 .2012: „Secondary plant metaboli-tes and gut health: functional studies on porcine small intestine in vitro models“Katrin Danowski, Dr . rer .nat ., Techni-sche Universität München, 08 .08 .2012: „Modification of immune defense parameters in the mammary gland and of the estrous cycle by induced energy deficiency in dairy cows“

TagungenAm Freitag, den 19 . Oktober 2012 fand das eintä-gige wissenschaftliche „Heinrich HD Meyer Sym-posium“ statt unter dem Titel „Physiologie – quo vadis? Herausforderungen an eine Disziplin im Zentrum der Lebenswissenschaften“ .

VorträgeKliem, H .: „Functional characterization of the intra-mam-mary immune system of ancient and modern cattle breeds – Final results“ (Sitzung des wissen-schaftlichen Beirates der Arche Warder e . V . am 06 .07 .12

Pfaffl, M .W .:„Quantification strategies in real-time RT-qPCR - recent advances and new perspectives“ 13 . Juni 2012, Doktorandenseminar „Molekulare Medizin“ der II . Medizinschen Klinik, TUM Klinikum Rechts der Isar, TUM Lehrveranstaltung „Medical Live Sci-ences and Technologies“ der Fakultät für Medizin, am Klinikum Rechts der Isar, Munich, Germany .„Assay Optimization and Efficiency Determina-tion“ Advanced qPCR Techniques for Publication Success: Following MIQE Recommendation . 2 .-6th July 2012, EMBL, Heidelberg, Germany .„Real-time RT-qPCR Quantification Strategies“ Advanced qPCR Techniques for Publication Suc-cess: Following MIQE Recommendation . 2-6th July 2012, EMBL, Heidelberg, Germany .„Quantification Noise in Single Cell Experiments“ Single Cell Analysis Summit , 25th September 2012, San Diego, CA, USA .„Funktionen von microRNA in Rohmilch“ Milch-wirtschaftliche Herbsttatgung, 11 . /12 . Oktober 2012, Freising-Weihenstephan, Germany .„Transcriptional Biomarkers - Dopingnachweis und Rückstandsanalytik aus einem anderen Blickwinkel“ . Heinrich HD Meyer Symposium Weihenstephan, Physiologie - quo vadis? Heraus-forderungen an eine Disziplin im Zentrum der Lebenswissenschaften 19 . Oktober 2012, Wissen-schaftszentrum Weihenstephan, Hörsaal 17, Ger-many .„The use of omic technologies for biomarker de-velopment“ Real-time PCR and Next Generation Sequencing - Changing the world of molecular diagnostics and molecular research . 13-14th No-vember 2012, Daejeon, South Korea .

Pistek, V .:„Gene expression and DNA methylation ana-lyses of HOXA10 in the porcine uterus of pre-natally estradiol-17β exposed female offspring“ 45 . Jahrestagung Physiologie und Pathologie der Fortpflanzung; gleichzeitig 37 . Veterinär-Human-medizinische Gemeinschaftstagung; gleichzei-tig 1 . Deutsch-Polnische Gemeinschaftstagung, 29 .02 . – 02 .03 .2012 in Berlin

Ulbrich, S . E .:„Molecular Twitter? Livestock Physiology as a Key for

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Deciphering Biological Communication“ Special Seminar on Animal Physiology, Institute of Agricultural Sciences, Swiss Federal Institute of Tech-nology Zurich, Zurich, Switzerland, August 13th, 2012„Hormone in Milch“ Arbeitstagung der Erzeuger-berater des Landesverband Bayrischer und Säch-sischer Molkereifachleute und Milchwirtschaftler e .V . Herrsching, Germany, September 19th, 2012 „High Resolution Melting-Pyrosequencing for DNA-Methylation Analysis - Quantification of variance“German Society of Neuropathology and Neu-roanatomy, Erlangen, September 14th, 2012 „Nutztierphysiologie als Schlüssel zum Verständnis biologischer Kommunikation“Endokinologische Kolloquien des Instituts für Anato-mie und Zellbiologie der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg, Halle, Germany, December 6th, 2012

Viturro, E .:„Effect of continuous milking during the dry period on milk cholesterol levels and expression of key ge-nes in dairy cows“ . European Association of Animal Production (EAAP) Meeting, Bratislava (Slovakei), 27 .-29 .08 .2012„Auf dem Weg zur Milch“ . 7 . Ideenbörse Forschung, Milchindustrieverband, Fulda . 14 .11 .2012

Ausländische GästeDr . Tsuyoshi Abe, Div . 3 Molecular Genetics, Depart-ment of Technology, National Livestock Breeding Center (NLBC), Fukushima, Japan: seit 12 .08 .2012 bis 05 .10 .2012Sithyphone Khounsaknalath, Takeda Shi, Oita 878-0201, Japan, Praktikum seit 03 .12 .2012

Lehrstuhl für Ökonomik des Gartenbaus und Landschaftsbaus

Lehrstuhl Ökonomik des Gartenbaus und Land-schaftsbaus trägt zur Internationalisierung der TUM bei

Die diesjährige Tagung der International Food and Agribusiness Management Association fand vom 9 . bis 14 . Juni 2012 in Shanghai (China) statt . Diese Konferenz verbindet Spezialisten aus dem Management internationaler Unterneh-men des Agribusiness mit den Spitzenkräften der Wissenschaft aus aller Welt . Die Konferenz stand unter dem Motto „The Road to 2050: The China Faktor“ . Professor Vera Bitsch nahm nicht nur für die TUM teil, sondern sie präsentierte zu Erfahrungen in der Lehre von Forschungs-methoden für Studierende unterschiedlicher Vertiefungsrichtungen und Fortschrittsniveaus . Weiterhin moderierte sie eine Sektion zum The-ma „Management of Food and Agribusiness Firms“ . Das vollständige Tagungsprogramm steht bei www .ifama .org zur Verfügung . Da Pro-fessor Bitsch zusätzlich als Mitherausgeberin des International Food and Agribusiness Ma-nagement Review fungiert, konnte sie gemein-sam mit Professor Jacques Trienekens aus den Niederlanden die europäische Perspektive beim Herausgebertreffen in Shanghai im Hinblick auf wichtige Fragen im Umgang mit Plagiaten so-wie künftige Prioritäten und Schwerpunkte der Zeitschrift einbringen . Die sich an die Tagung anschließende Fachexkursion in Zusammen-arbeit mit der bekannten Nanjing Agricultural University gab Gelegenheit zu Einblicken in die Praxis der chinesischen Agrarproduktion sowie Forschung und Studiengestaltung .

Professor Bitsch nahm während der Sommermo-nate noch an drei weiteren Konferenzen teil . Un-ter der Schirmherrschaft der International Society

for Horticultural Science und zahlreicher nationa-ler gartenbauwissenschaftlicher Gesellschaften fand vom 1 . bis 5 . Juli 2012 zum zweiten Mal das „Symposium on Horticulture in Europe (SHE)“ in Angers (Frankreich) statt . Auf dem Gelände der Universität trafen sich 470 Wissenschaftler und Praktiker aus 43 Ländern, davon 100 aus Deutsch-land, um sich über aktuelle und zukünftige Ent-wicklungen im Gartenbau auszutauschen . Zu den Themen neue Technologien, Wertschöpfungs-ketten, Nachhaltigkeit, Biodiversität, Züchtung

An der Universität in Angers – Faculty of Law fand das „2nd Symposium on Horticulture in Europe“ (SHE) statt

Conny Kölbel vor Ihrem Poster auf der SHE 2012

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und Landschaftsbau informierten 60 Vorträge, 10 Workshops, 362 Poster und 7 Exkursionen . Die Tagungsbeiträge verdeutlichten einerseits das Streben mit züchterischen und technischen Inno-vationen Produktionsprozesse weiter zu rationa-lisieren . Andererseits werden die Anstrengungen deutlich, um die natürlichen Ressourcen zu scho-nen, die Sorten- und Artenvielfalt intensiver zu nutzen und regionale Besonderheiten stärker zu berücksichtigen .

Die Mitarbeiter des Lehrstuhls Ökonomik des Gartenbaus und Landschaftsbaus präsentierten sich auf der SHE mit drei Tagungsbeiträgen . Pro-fessor Bitsch präsentierte in Zusammenarbeit mit Cecilia Mittelberger Trends in der Beschäfti-gung von Saisonarbeitskräften in Deutschland . Weiterhin erläuterte Professor Bitsch vergleich-bare und unterschiedliche Entwicklungen bei Saisonarbeitskräften in den Vereinigten Staaten . Conny Kölbel veranschaulichte auf Ihrem Poster „Möglichkeiten und Grenzen in der Modellierung betrieblicher Abläufe mit Jahresabschlussdaten im Gartenbau“ als Auszug aus Ihrer Doktorarbeit .

Vorträge der SHE 2012 stehen unter https://colloque4 .inra .fr/she2012/NEW-Oral-presenta-tions zum Download bereit .

Vom 18 . bis 24 . August 2012 war Professor Bitsch gemeinsam mit TUM Kolleginnen und Kollegen (Professor Jutta Roosen, Professor Justus Wesse-ler, Dr . Karin Eckstein und Rico Hübner) bei der 28 . International Conference of Agricultural Eco-nomics in Foz do Iguaçu (Brasilien) zum Thema „The Global Bio-Economy“ . Bei dieser weltweit wichtigsten Agrarökonomenkonferenz war die deutsche Delegation erstmals die zweitgrößte nach den USA und vor dem Gastgeberland Bra-silien .

Die deutschen Agrarökonomen tagten vom 26 . bis 28 . September in Stuttgart-Hohenheim . Professor Alois Heißenhuber und Professor Bitsch präsentierten dort mit einer Gruppe Gleichgesinnter kritische Beiträge zum Thema „Brauchen wir eine post-autistische Agraröko-nomie?“ Die Tagungsteilnehmer diskutierten hier die Beiträge der Agrarökonomie zu zentra-len Zukunftsfragen der Landwirtschaft und der Gesellschaft, die Anreize in Forschung und Leh-re für Hochschullehrer und den akademischen Nachwuchs und die oftmals einseitig ausge-richtete Bewertung von Forschungsprojekten und Forschungsleistungen .

Exkursionen des Lehrstuhls Ökonomik des Gar-tenbaus und LandschaftsbausDa Fachmessen für Studierende eine gute Ge-legenheit bieten, aktuelle Entwicklungen in der Branche und Berufsfelder kennenzulernen und direkt mit Vertretern aus der Praxis zu disku-tieren, engagieren wir uns bei der Organisation mehrerer Exkursionen zu Fachmessen im Be-reich Gartenbau . Ende Januar 2013 geht es für zwei Tage zur Internationalen Pflanzenmesse (IPM) nach Essen, wo sich vom 22 . bis 25 . Januar 2012 die Bereiche Produktionsgartenbau, Pflan-zenhandel und Endverkauf präsentieren . Profes-sor Joachim Meyer hat sich bereit erklärt über das weitläufige Gelände zu führen . Interessier-te Studierende können eventuell noch bei Frau Susanne Minges am WZW Nachrückerplätze erhalten .

Vom 7 . bis 8 . Februar 2013 organisiert Dr . Markus Gandorfer eine zweitägige Exkursion zur Fruit Logistica nach Berlin, der Weltleitmesse des Frischfruchthandels . Die teilnehmenden Stu-dierenden werden dort die Möglichkeit haben, sich aus erster Hand über aktuelle Trends und Herausforderungen in diesem dynamischen und international geprägten Sektor zu infor-mieren . Dazu ist insbesondere eine mehrstündi-ge Standführung mit Expertengesprächen vor-gesehen, die auch von Professor Heike Mempel von der Hochschule Weihenstephan Triesdorf (HSWT) unterstützt wird . Natürlich bleibt den Studierenden auch genügend Zeit, um die Mes-sehallen auf eigene Faust zu erkunden . Das An-gebot erfreut sich hoher Nachfrage, sodass die verfügbaren Exkursionsplätze bereits vergeben sind .

Zudem ist im Wintersemester noch eine weite-re Exkursion zur Weltleitmesse für Bioprodukte, der BIOFACH vorgesehen . Die BIOFACH findet vom 13 . bis 16 . Februar 2013 in Nürnberg statt . Aktuell sind noch Exkursionsplätze frei . An der Teilnahme interessierte Studierende wenden sich bitte bis zum 31 . Januar 2013 an Frau Minges (susanne .minges@wzw .tum .de) .

Im Zusammenhang mit den geplanten Exkur-sionen dankt der Lehrstuhl Frau Susanne Min-ges vom Career Service der Studienfakultät für Agrar- und Gartenbauwissenschaften für die hervorragende Unterstützung bei der Organi-sation .

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Lehrstuhl für Agrar- und Ernährungs-wirtschaft

Aktuelles ThemaAm Lehrstuhl für Agrar- und Ernährungswirtschaft werden derzeit vier verschiedene Forschungspro-jekte bearbeitet . Das mit rund 4 Mio . Euro von der Europäischen Union geförderte Projekt „PRICE“ (PRactical Implementation of Coexistence in Euro-pe, Anteil der TUM € 460 .000) umfasst neben der Koordinationszentrale am Lehrstuhl für Agrar- und Ernährungswirtschaft (Kontakt: Dr . Maarten Punt) weitere 13 internationale Kooperationspartner . Zentrale Motivation für PRICE ist die ökonomische Analyse der Koexistenz von genetisch veränderten (GM) und konventionellen Pflanzen . Eines der Zie-le von PRICE ist die Erforschung des Verhaltens von Landwirten im Umgang und der Implementierung von Koexistenzvorschriften . Eine brisante aktuelle Forschungsfrage beschäftigt sich mit der Relevanz der Koexistenz für Produzenten (v . a . Landwirte) . Um eine Koexistenz zu gewährleisten und zu verhin-dern, dass GM-Spuren in konventionellen Pflanzen zu finden sind, müssen Landwirte oft zeit- und kos-tenaufwendige Maßnahmen durchführen . PRICE verbindet Know-How aus den Bereichen Agrarwis-senschaft, Agrarökonomie sowie Softwaretechnik und zielt darauf ab, praktikable Lösungsvorschläge für betroffene Akteure in der Landwirtschaft zu ent-wickeln . Darüber hinaus sollen Kosten und Nutzen von Koexistenzmaßnahmen in der Landwirtschaft und in nachgelagerten Verarbeitungssektoren der Wertschöpfungskette ermittelt werden .

Bei „GRACE“ (GMO Risk Assessment and Communi-cation of Evidence) handelt es sich um ein inhalt-lich zu PRICE verwandtes Forschungsprojekt, das 18 Partnerinstitutionen umfasst und mit insgesamt 7,6 Mio . Euro gefördert wird (Anteil der TUM: € 400 .000) . Im Rahmen von GRACE werden Beurtei-lungskriterien entwickelt, die es ermöglichen sollen, die Wirkung von GM Organismen, GM Futtermittel und GM Nahrungsmittel auf die Natur zu bewer-ten . Insbesondere steht die Analyse von nachhal-tiger Produktion mit Hilfe von „grüner“ Biotechno-logie im Fokus der Forschergruppe um Prof . Justus Wesseler .

Im Gegensatz zu GRACE und PRICE beschäftigt sich InBioSoil“ (Innovative biological products for soil pest control“) mit den Möglichkeiten von biologi-schen Pflanzenschutzmitteln . Diese stellen eine Alternative zu chemiebasierten Pestiziden dar und können helfen, die Belastung durch Pestizide, ohne Zuhilfenahme von gentechnisch veränderten Or-ganismen, in der Landwirtschaft zu reduzieren . Die

Forschergruppe um Prof . Justus Wesseler hat die Aufgabe, die regulatorischen Rahmenbedingungen, die ökonomische Analyse sowie die Vermarktungs-kosten von biologischen Pflanzenschutzmitteln zu untersuchen .

„Biodiversity Works“ zählt zu den kleineren Projekten des Lehrstuhls für Agrar- und Ernährungswirtschaft . Es umfasst eine fünfköpfige Forschergruppe der Uni-versitäten Wageningen, Nijmegen und München (TUM) . Die Gesamtfördersumme beträgt € 275 .000 . In dem Projekt sollen die Wichtigkeit und die Vorteile von vielfältigen Ökosystemen beleuchtet werden .

Tagungen und VorträgeIm Sommersemester 2012 nahmen zahlreiche Mit-arbeiter des Lehrstuhls für Agrar- und Ernährungs-wirtschaft an internationalen Konferenzen und Workshops teil .

Die am besten Besuchte Konferenz war die diesjäh-rige ICABR, an der neben Professor Justus Wesseler, auch Dr . Maarten Punt, Thomas Venus und Qianqi-an Shao teilnahmen . Die ICABR ist eine Plattform für den Austausch für angewandte Forschung auf dem Gebiet der Agrarökonomie . Professor Wesse-ler und Qianqian Shao besuchten die „European Association of Environmental and Resource Econo-mists“ (EAERE) in Prag, Tschechische Republik . EA-ERE führt regelmäßig Forscher aus den Bereichen der Umwelt- und Ressourcenökonomie zusammen . Ebenfalls in Prag fand das 131 . EAAE Seminar statt, an dem ebenfalls Professor Wesseler teilnahm . Pro-fessor Wesseler war auch mit einem Beitrag auf der ICAE in Foz du Iguacu, Brasilien, vertreten . Die ICAE ist ein Konferenz im Bereich der Agrar- und Um-weltökonomie .

Darüber hinaus fand im Juli der 16 . Weltkongress der Wirtschaftshistoriker (WEHC) in Stellenbosch, Süd-afrika, statt . Dr . Matthias Blum vertrat die TU Mün-chen mit mehreren Beiträgen . Dr . Maarten Punt nahm an der 14 . BIOECON Jahrestagung, in Cam-bridge, England, teil . BIOECON Konferenzen dienen als Plattform für den wissenschaftlichen Austausch im Bereich der Ressourcen- und Umweltökonomik . Emmanuel Benjamin Dr . Matthias Blum vertrat uns auf der Jahrestagung der „American Associati-on of Wine Economists“ (AAWE) in Princeton, USA . Die AAWE ist eine der führenden Veranstaltungen auf dem Gebiet der Wein- und Bierökonomik . Lina Sofie Böckmann und Justus Wesseler nahmen an einem Workshop zu „The Economics of Irreversible Choices“ in Brescia, Italien, teil . Lina Sofie Böckmann nahm darüber hinaus am „3 . Autorenworkshop Jahrbuch Nachhaltige Ökonomie“ in Berlin teil .

Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre – Umweltökonomie und Agrarpolitik

PromotionenInes Koller am 27 .07 .2012 zum Dr .rer .pol . mit dem Thema: Spatial Pricing and Competition : A Theore-tical and Empirical Analysis of the German Raw Milk Market .

Christoph Tribl am 27 .07 .2012 zum Dr .rer .pol . mit dem Thema: Spatial Competition of Food Proces-sors in Pure and Mixed Markets under Uniform De-livered Pricing .

Tagungen und VorträgeProf . Dr . Klaus Salhofer30 .05 .2012 NILF, Oslo, Norwegen . Vortrag: „Spatial Competition for Milk“05 .06 .2012 AIEAA-Conference 2012, Trient, Italien . Vortrag: „Scale Efficiency in Organic and Conventi-onal Dairy Farming“17 .07 .2012 University of Illinois, USA . Vortrag und Seminar: „Spatial Competition in the German Milk Processing Sector“

Paul Feichtinger05 .06 .2012 AIEAA-Conference 2012, Trient, Italien . Vortrag: „Ricardian Land Rent and the Common Ag-ricultural Policy“

Magnus Kellermann08 .06 .2012 NAPW, Houston, USA . Vortrag: „Compa-ring Productivity and Productivity Growth in Con-ventional and Grassland Dairy Farms“08 .06 .2012 NAPW, Houston, USA . Vortrag: „Out-put Price Deflators and the Sources of Productivity Growth“

Andreas Widenhorn04 .06 .2012 AIEAA-Conference 2012, Trient, Italien . Vortrag: „Price Sensitivity Within an Across Retail Formats“21 .09 .2012 ÖGA Tagung 2012, Wien, Österreich . Vor-trag: „Price and Income Elasticity for Milk and Meat in Austria“

ForschungsaufenthaltMagnus Kellermann03 .2012 University of Macedonia, Thessaloniki, Greece08-09 .2012 Pennsylvania State University, Universi-ty Park, PA, USA

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Page 30: Vereinigung weihenstephaner Universitätsabsolventen: Die ......Die öffentliche Vortragsreihe der Hans Eisenmann-Akademie für das WS 2012/13 hat am 21 . November 2012 wieder begon-

Lehrstuhl für Wirtschaftslehre des Land-baus

Ehrungen und AuszeichnungenAnlässlich des 60 . Gründungsjahres der Fakultät für Ökonomie und Management erhielt Prof . Dr . Dr . h .c . Alois Heißenhuber von der Tschechischen Uni-versität für Agrarwissenschaften in Prag den Preis „The Goddess Gaia“ der Ökonomischen Fakultät überreicht . In diesem Zusammenhang wurde ihm für die langjährige Kooperation und die Verdienste im Bereich Lehre, Wissenschaft und Forschung so-wie im Aufbau des Instituts für Agrarökonomie ge-dankt . Der Preis wurde am 20 . September in Prag im Rahmen einer Feierstunde überreicht .

Promotionen Gröbmaier Johann am 17 .12 .2012Thema: Ökonomische Auswirkungen des Klima-wandels auf den Marktfruchtbau und Bewertung von Anpassungsoptionen am Beispiel von Erntever-sicherungen

GastwissenschaftlerMasayuki Nitta, Japan, Oktober 2011 – September 2012Marina Shamidova, Russland, September 2012 - Au-gust 2013 (Bundeskanzlerstipendiatin der Hum-boldt-Stiftung Bonn)Erin Chang, Taiwan, Juli 2012 – April 2014

ExkursionenBrasilien, 13 .08 .2012 -19 .08 .2012, BBJ, Unternehmensgruppe Pfarrkirchen, 21 .11 .2012Donaumoos, 12 .12 .2012, (Besichtigung Schäl- und Kartoffelverarbeitungsbetrieb Koppold in Berg im Gau, weiter Haus im Moos)

Tagungen und VorträgeDr . Getachew Abate Kassa26 .09 .2012 – 28 .09 .2012, Hohenheim, 52 . Jahres-tagung der GEWISLA . Thema: „Action research framework in studying institutional market supply chains“

Prof . Dr . Alois Heißenhuber12 .09 .2012, München, Hans-Seidel-Stiftung, Hans Eisenmann-Gedenkveranstaltung . Gemeinsa-me Diskussion: „Was ist bäuerliche Landwirtschaft heute?“25 .09 .2012, Brüssel, Europäisches Parlament . Dis-kussionsrunde: „How to green the CAP: Effective measures for truly multifunctional agriculture“ 28 .09 .2012, Hohenheim, Gewisola-Tagung . Vortrag

mit dem Thema: „Landwirtschaftliche Betriebsleh-re: Skaleneffekte-sind sie ein realitätsnaher Erklä-rungsansatz?“04 .10 .2012, Freising, 50 Jahre BAT-Jubiläumstagung . Vortrag mit dem Thema: „Nachhaltiges Wirtschaf-ten - Kriterien und Umsetzungstrategien“11 .10 .2012, Freising, Kongress Nachhaltigkeit in der Bayerischen Wasserwirtschaft . Zwei Vorträge mit den Themen: „Strategien zur Umsetzung einer nachhaltigen Wirtschaftsweise“ und Podiumsdis-kussion „Grundlegende Darstellung einer nachhal-tigen Wasserwirtschaft“21 .10 .2012, München, 12 . Münchner Wissenschafts-tage . Vortrag mit dem Thema: „Nahrung oder Ener-gie vom Acker? Wie vernünftig ist die Bioenergie-Erzeugung?“07 .11 .2012, Bernburg-Strenzfeld, Tag der Betriebs-wirtschaft 2012: Vortrag mit dem Thema: „Land-wirtschaft im Spannungsfeld zwischen Nahrungs-mittelproduktion und Energiewende“08 .11 .2012, Bad Düben, Sächsische Interessenge-meinschaft Ökologischer Landbau e .V . . Vortrag mit dem Thema: „Möglichkeiten und Grenzen der Ener-gieerzeugung im landwirtschaftlichen Betrieb“21 .11 .2012, Niederalteich, Niederalteicher Agrarta-gung . Vortrag mit dem Thema: „Visionen und Lö-sungsansätze einer ökosozialen Landwirtschaft“29 .11 .2012, Braunschweig, Fachgespräch Perspekti-ven der Grünland-Forschung . Vortrag mit dem The-ma: „Mehrwert vom Grünland“06 .12 .2012, Freising, Vortrag vor der „Delegation from South Eastern Europe on Rural Development“ mit dem Thema: „Enhancements of the direct sub-sidy payments after 2013 – Results of an internatio-nal group of experts“

Rico Hübner20 .09 .2012, Freising-Weihenstephan, Agrarwissen-schaftliches Symposium des Hans Eisenmann-Zen-trum, ‘Nachhaltigkeit der Produktion im Gartenbau’ . Postervortrag: „Räumlich explizite Effizienz der land-wirtschaftlichen Bodennutzung - ein zweistufiger DEA-Ansatz“

Dr . Karl von Koerber11 .10 .2012, München, Münchner Volkshochschule/Rachel-Carson-Center an der LMU . Eröffnung der Filmreihe Green Visions mit Diskussion zum Film „Food, Inc .“17 .10 .2012, München, Münchner Volkshochschule . Thema: „Wissenschaft und Schule im Gespräch – Klimaschutz aus der Küche? Gerechtigkeit auf dem Grill?“

26 .10 .2012, München, Schweisfurth-Stiftung, Ab-schluss des Münchner Klimaherbstes . Thema: „Heu-te für morgen essen - Think more about“ 06 .11 .2012, Pappenheim, Workshop über die Aus-stellung „Nachhaltige Ernährung – Essen für die Zukunft“ im Rahmen der Tagung „Handlungs-Spiel-Räume für eine Ernährung mit Zukunft - Der Weltag-rarbericht in der Praxis“29 .11 .2012, Stuttgart, BNE-Veranstaltung „Unsere Zu-kunft auf den Tellern . Ein Beitrag zum Jahresthema Ernährung der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung“ . Thema: „ Bildung für nachhaltige Ent-wicklung – Ernährung als Schlüssel für einen Kon-sum mit Zukunft“

Marie-Christine Scharf 26 .07 .2012, Ingolstadt, Hochschule für angewandte Wissenschaften, Projekt „Wissenschaftsjahr 2012 – Zukunftsprojekt ERDE“, eine Initiative des Bundes-ministeriums für Bildung und Forschung . Thema: „Warum essen wir Äpfel aus Neuseeland – Ernäh-rung und Nachhaltigkeit“ 06 .11 .2012, Pappenheim, Workshop über die Aus-stellung „Nachhaltige Ernährung – Essen für die Zukunft“ im Rahmen der Tagung „Handlungs-Spiel-Räume für eine Ernährung mit Zukunft - Der Weltag-rarbericht in der Praxis“

Monika Zehetmeier28 .09 .2012, Hohenheim, 52 . Jahrestagung der GE-WISOLA . Thema: „Ökonomische Allokation und Sys-temerweiterung bei der Bilanzierung von THG-Emis-sionen in der Milchviehhaltung . Welche Rolle spielt Unsicherheit?“03 .10 .2012, 8th International Conference on Life Cycle Assessment in the AGRI-Food Sector . Thema: „Mo-delling GHG emissions of dairy cow production sys-tems differing in milk yield and breed – the impact of uncertainty“ 11 .10 .2012, Freising, Weihenstephaner Milchwissen-schaftliche Herbsttagung . Thema: „Vollweidestra-tegie versus Hochleistungsstrategie – Ermittlung von Treibhausgasemissionen und ökonomischen Erfolgsgrößen am Beispiel Irischer und Deutscher Milchviehbetriebe“

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Page 31: Vereinigung weihenstephaner Universitätsabsolventen: Die ......Die öffentliche Vortragsreihe der Hans Eisenmann-Akademie für das WS 2012/13 hat am 21 . November 2012 wieder begon-

ImpressumMitteilungen der Vereinigung Weihenstephaner Universtitätsabsolventen · www.wzw.tum.de/vwu

Anschrift:Vereinigung Weihenstephaner Universitätsabsolventen Alte Akademie 14 85350 Freising-Weihenstephan

Geschäftsführer/Redaktion:Dr . H . Pahl Telefon (0 81 61) 71-35 58 Telefax (0 81 61) 71-44 26 Hubert .Pahl@tum .de

Mitgliederbetreuung:Dipl .-Ing . agr . Barbara Kolonko Telefon (0 81 61) 71-34 10 /-35 59 Telefax (0 81 61) 71-44 26 Barbara .Kolonko@tum .de

Bankverbindung:Konto-Nummer 142 240 Sparkasse Freising BLZ 700 510 03IBAN: DE 87 7005 1003 0000 1422 40Swift-BIC: BYLADEM1FSI

Herausgeber:Der Vorstand der Vereinigung Weihen stephaner Universitätsabsolventen, Vorsitzender: Prof . Dr . Dr . h .c . A . Heißenhuber

Mitglieder des Vorstandes: Prof . Dr . A . Heißen huber, Prof . Dr . K .-J . Hülsbergen, Prof . Dr . F . J . Schwarz, MR J . Stockinger, Prof . Dr . D . Treutter

Erscheinungsweise:Die Mitteilungen erscheinen im Selbstverlag zwei-mal pro Jahr, Auflage 1 .300 .

Der Bezugspreis ist für Mitglieder der Vereinigung Weihenstephaner Universitätsabsolventen im Jahresbeitrag enthalten .

Gestaltung, Satz: Dipl . oec . troph . A . v . Mendel, avm@vonmendel .de

Zeichnung im Logo: H . Keller, Landtechnik Fotos zu den Beiträgen (soweit nicht anders genannt) von den Autoren der Artikel; Fotos vom Campus: A . v . Mendel

Herstellung: Druckerei Kuttner, Inh . S . Lerchl, Freising, Tel . (0 81 61) 53 03 25

Wir trauern um Prof. Dr. Ludwig Popp

Ludwig Popp studierte in Weihenstephan Agrarwissenschaften und absolvierte 1989 als Diplom-Agraringenieur .

In den letzten 10 Jahren war Herr Popp an der Hochschule Neubrandenburg als Professor im Fachgebiet Landtechnik im Studiengang Agrarwirtschaft tätig . Die Studienbedingungen im Studiengang und im Fachbereich Agrarwirtschaft und Le-bensmittelwissenschaften sowie der enge Bezug zur betrieblichen Praxis und zu den Kooperationspartnern waren ihm neben der Forschung ein besonderes Anliegen . Er hat sich als Studiendekan, Dekan und zuletzt als Vorsitzender des Akademischen

Senats für die Entwicklung des Fachberei-ches Agrarwirtschaft und Lebensmittel-wissenschaften außerordentlich verdient gemacht .

Seine offene und herzliche Art im Um-gang, seine fachliche Kompetenz und sein motivierendes Auftreten haben ihm bei seinen Kolleginnen und Kollegen und bei den Studierenden sehr großen Respekt und ein hohes Ansehen verschafft .

Die VWU verliert in Ludwig Popp ein engagiertes Mitglied .

Alois Heißenhuber, Hubert Pahl

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Page 32: Vereinigung weihenstephaner Universitätsabsolventen: Die ......Die öffentliche Vortragsreihe der Hans Eisenmann-Akademie für das WS 2012/13 hat am 21 . November 2012 wieder begon-

Name Vorname Titel

Straße, Hausnummer plz, Ort

Funktion Studiengang Jahr des Abschlusses

E-Mail

Meine Kontoverbindung

Kontonummer Bankleitzahl

Name der Bank Ort

Ort, Datum Unterschrift

Beitrittserklärung/Änderungsmitteilungn Hiermit erkläre ich meinen Beitritt zur Vereinigung Weihen-

stephaner Universitätsabsolventen (VWU); der Jahresbeitrag beträgt 10,– €/Jahr (Studierende: 2,– €/Jahr) . Ich bin damit einverstanden, dass die fälligen Beiträge von meinem neben-stehend genannten Konto abgebucht werden .

n Meine Adresse hat sich geändertn Meine Kontoverbindung hat sich geändert

Bitte frankieren · Für ein Fensterkuvert geeignet

Vereinigung Weihenstephaner UniversitätsabsolventenMitgliederbetreuungDipl .-Ing . agr . Barbara Kolonko Alte Akademie 1485350 Freising-Weihenstephan

Veranstaltungskalender

Öffentliche Vortragsreihe der Hans Eisenmann-Akademie23.01.2013 Prof . Dr . Berthold Eichwald, Honorar-professor der TU München„Wege und Irrwege aus der Finanzkrise“Gemeinsame Veranstaltung des Hans Ei-senmann-Zentrums und der Vereinigung Weihenstephaner Universitätsabsolven-ten, VWU

06.02.2013 Peter-Josef Paffen, Vorsitzender der AGCO/Fendt Geschäftsführung„Entwicklung eines Familienunterneh-mens in einem globalen Konzern“

Veranstaltungsort ist der Hörsaal 1, Alte Akademie 8, 85354 Freising-Weihen-stephan . Interessierte sind immer herzlich willkommen .

MitgliederversammlungBitte beachten Sie die beiliegende Einladung zu unserer vierten Mitglieder-versammlung der VWU .Ort:Hörsaal 2, Alte Akademie 8 (ehemaliges Bibliotheksgebäude)Datum: 23 . Januar 2013Uhrzeit: 18 .00 Uhr

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