V. Wrischaftsordnung und soziale Verfassung

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Bev61kerung urtd Arbeit 79" Wirtschaftsordnung und soziale Verfasstmg fasser fiir die westeurop~tischen Industriel~nder dennoch keinen Weg, um zu einem Wirtschaftswachstum vom AusmaB der fiinfziger Jahre zurfick- zukehren. Seit der technische Rtickstand in Europa weitgehend aufgeholt ist und auch die Giiternachfrage nur noch langsam zunehmen kann, bietet sich den Unternehmern zuwenig Anreiz zu kostensparenden Investitionen. Doch, so schlieBt der Verfasser, ist langsameres Wirtschaftswachstum nicht not- wendigerweise yon Nachteil. Der rasche Wirtschaftsaufbau brachte oft soziale Ungerechtigkeiten in der Wohlstandsverteilung und der Nutzung des Kr~ifte- potentials. Soziale Gerechtigkeit hat bei normalem Wirtschaftsfortschritt bessere Chancen. Sie zu f6rdern und insbesondere die Vollbesch~tftigung zu sichern, h~lt der Verfasser deshalb fiir erstrebenswerter als den Versuch, zu maximalem Wachstum zuriickzukehren, der sich ohnehin nicht mehr reali- sieren l~13t. Das Buch ist vor allem deshalb so aufschlul3reich und lesenswert, well es die Vielzahl der nationalen Entwicklungsprobleme in den gesamteuro- p~ischen und darfiber hinaus in den weltwirtschaftlichen Rahmen hinein- stellt und weil es die 6konomischen mit den sozialen Aspekten wirtschaft- lichen Wachstums in einer umfassenden Schau verbindet. Hilde Wander V. Wirtschaftsordnung und soziale Verfassung x. Wirtschaftssysteme Bi~ani~, Rudolf, Problems of Planning. East and West. (Publications of the Institute of Social Studies, Series Maior, Vol. 15. ) The Hague 1967. Mouton & Co. 123 S. Dieses Buch des vor einem Jahr verstorbenen Zagreber 0konomen Rudolf Bi~ani6 besteht aus drei Teilen. Der erste und umfangreichste Teil enth~ilt eine verallgemeinerte, systematische Darstellung einiger Planungserfahrungen verschiedener westeurop~iischer, sozialistischer und aul3ereurop~iischer LAnder. Bi~ani~ untersucht hier zungchst den Zusammenhang zwischen Wirtschafts- planung und institutionellen Faktoren, wobei er besonders auf das Verhiiltnis yon wirtschaftlichem Entwicklungsniveau und der Anwendungsm6glichkeit der staatlichen Wirtschaftsplanung und auf den unterschiedlichen Planbarkeits- grad verschiedener volkswirtschaftlicher Bereiche hinweist. Dann folgt eine systematische Darstellung der Planungsziele, die Bi~ani~ nach dem Inhalt (technische, po]itisch neutrale, politische und auf sozialen Wandel abzielende Planungsziele), nach der ,Finalitiit, (letzte politisch-ideologische Ziele, lang-, mittel- und kurzfristige Planziele) und nach dem Grad ihrer Verbindlichkeit unterteilt (z. B. informative, indikative und imperative Planziele). Schliel31ich analysiert er die Tr~iger der Wirtschaftsplanung und die Instrumente der Wirtschaftsplanung (administrative, 6konomische und neutrale Instrumente). Der zweite Tell behandelt ~monocentric and polycentric approaches to plannings, und stellt im wesentlichen die etwas gekiirzte Fassung eines 1963

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Bev61kerung urtd Arbeit 79" Wirtschaftsordnung und soziale Verfasstmg

fasser fiir die westeurop~tischen Industr iel~nder dennoch keinen Weg, um zu einem Wirtschaftswachstum vom AusmaB der fiinfziger Jahre zurfick- zukehren. Seit der technische Rtickstand in Europa weitgehend aufgeholt ist und auch die Giiternachfrage nur noch langsam zunehmen kann, bietet sich den Unternehmern zuwenig Anreiz zu kostensparenden Investi t ionen. Doch, so schlieBt der Verfasser, ist langsameres Wirtschaftswachstum nicht not- wendigerweise yon Nachteil. Der rasche Wirtschaftsaufbau brachte oft soziale Ungerechtigkeiten in der Wohlstandsvertei lung und der Nutzung des Kr~ifte- potentials. Soziale Gerechtigkeit hat bei normalem Wirtschaftsfortschritt bessere Chancen. Sie zu f6rdern und insbesondere die Vollbesch~tftigung zu sichern, h~lt der Verfasser deshalb fiir erstrebenswerter als den Versuch, zu maximalem Wachstum zuriickzukehren, der sich ohnehin nicht mehr reali- sieren l~13t.

Das Buch ist vor allem deshalb so aufschlul3reich und lesenswert, well es die Vielzahl der nat ionalen Entwicklungsprobleme in den gesamteuro- p~ischen und darfiber hinaus in den weltwirtschaftlichen Rahmen hinein- stellt und weil es die 6konomischen mit den sozialen Aspekten wirtschaft- lichen Wachstums in einer umfassenden Schau verbindet.

H i l d e W a n d e r

V. Wirtschaftsordnung und soziale Verfassung

x. Wirtschaftssysteme

Bi~ani~, Rudolf, P r o b l e m s of P l a n n i n g . E a s t a n d W e s t . (Publications of the Ins t i tu te of Social Studies, Series Maior, Vol. 15. ) The Hague 1967. Mouton & Co. 123 S.

Dieses Buch des vor einem Jahr verstorbenen Zagreber 0konomen Rudolf Bi~ani6 besteht aus drei Teilen. Der erste und umfangreichste Teil enth~ilt eine verallgemeinerte, systematische Darstellung einiger Planungserfahrungen verschiedener westeurop~iischer, sozialistischer und aul3ereurop~iischer LAnder. Bi~ani~ untersucht hier zungchst den Zusammenhang zwischen Wirtschafts- planung und institutionellen Faktoren, wobei er besonders auf das Verhiiltnis yon wirtschaftlichem Entwicklungsniveau und der Anwendungsm6glichkeit der staatlichen Wirtschaftsplanung und auf den unterschiedlichen Planbarkeits- grad verschiedener volkswirtschaftlicher Bereiche hinweist. Dann folgt eine systematische Darstellung der Planungsziele, die Bi~ani~ nach dem Inha l t (technische, po]itisch neutrale, politische und auf sozialen Wandel abzielende Planungsziele), nach der ,Finali t i i t , (letzte politisch-ideologische Ziele, lang-, mittel- und kurzfristige Planziele) und nach dem Grad ihrer Verbindlichkeit untertei l t (z. B. informative, indikative und imperative Planziele). Schliel31ich analysiert er die Tr~iger der Wirtschaftsplanung und die Ins t rumente der Wirtschaftsplanung (administrative, 6konomische und neutrale Instrumente).

Der zweite Tell behandelt ~monocentric and polycentric approaches to plannings, und stellt im wesentlichen die etwas gekiirzte Fassung eines 1963

80 * Schrifttum

in k roa t i scher Sprache erschienenen Aufsa tzes da r 1. E i n e engl ische Ausgabe dieses sehr lesenswerten Aufsa tzes is t s icher l ich zu begrfi0en, doch f i ihr t dies in vor l i egendem B a n d zu te i lweise n ich t unbe t r t tch t l ichen Wieder - ho lungen: So werden z . B . sowohl im ers ten als auch im zwei ten Tei l des Buches ausffihfl iche Def in i t ionen der W i r t s c h a f t s p l a n u n g gegeben und der Grad der P l anba rke i t wi r t schaf t l i cher Sachve rha l t e abgehande l t . Bidani~ stel l t in d iesem Be i t r ag dem Mark tmechan i smus , der aus e iner grol3en Zahl versch iedener Mitrkte bestehe, den P l a n m e c h a n i s m u s gegentiber, de r aus einem, mehre ren oder v ie len P lgnen bes tehen kSnne. E r spr icht in d iesem Zusammenhang yon mono-, oligo- bzw. po lyzen t r i sche r P lanung, wobei er die Notwend igke i t einer po lyzen t r i schen P l a n u n g he rvorheb t , d . h . eines Sys tems m i t ,a grea t n u m b e r of p lann ing centers m a k i n g polyplans , none of which domina tes the o thers b u t all of which are subjec t to a re la t ionsh ip de te rmined by the i r m u t u a l i n t e r ac t i on , (S. 83). I n d e m -- sehr k n a p p e n - - d r i t t en Teil des Buches un t e r such t Bidanid schliel31ich einige F ragen der Rol le e lekt ronischer D a t e n v e r a r b e i t u n g s m a s c h i n e n in d iesem ,po lyzen t r i schen , P lanungssys tem.

P e t e r D o b i a s

Knirsch, Peter, Strukturen und Formen zentraler Wirtscha/tsplanung. (Osteuropa- Insti tut an der Freien UniversitAt Berlin, Wirtschaftswissenschaftliche Ver6ffent- lichungen, Bd. 3o.) Berlin 1969. Duncker & Humblot in Komm. 31o S.

3. Kartelle, Konzerne, Trusts

Hadley, Eleanor M., Ant i t rus t in Japan. Princeton, N. J., 197 o. Princeton University Press. 528 S.

VI. Wirtschaftslehre der Unternehmungen

Henn, R., H. P. Ktinzi, E i n f i i h r u n g in d i e U n t e r n e h m e n s f o r s c h u n g . I : Mit 2 5 Abb. V I I I , 154 S. - - I I : Mit 7 ~ Abb. V I I I , 2Ol S. (Heide lberger Taschenbi icher , Bd. 38, 39.) Berl in, Heide lberg , New Y o r k 1968. Spr inger- Verlag.

Die Methoden der U n t e r n e h m e n s f o r s c h u n g gewinnen im akademischen Un te r r i ch t insbesondere ftir C)konomen z u n e h m e n d an Bedeu tung . D a h e r ist es sehr zu begriiBen, dab m i t d e m W e r k yon Henri und Kfinzi neben die amer ikan i schen Lehrbiicher , die - - zum Tel l in deu t sche r Obe r se t zung -- b isher hauptsAchl ich benu t z t wurden, ein deu t schsprach iges W e r k yon zwei Auto ren t r i t t , die zu den angesehens ten und i n t e r n a t i o n a l b e k a n n t e n Gelehr ten des Faches geh6ren.

Band I enth~tlt die wich t igs t en m a t h e m a t i s c h e n Grund lagen der U n t e r - nehmensforschung. I n Kap i t e l 1 werden die fiir die we i te ren E r 6 r t e r u n g e n no twendigen Begriffe der Mengenlehre, der Abb i ldungen und der L inea ren

1 R. Bidani6, 0 monocentri~nom i policentri6nom planiranju. *Ekonomski Pregled,, Zagreb, God. 14 (1963), S. 469ff.