V. Wrischaftsordnung und soziale verfassung

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Wirtschaftsordnung and soziale Verfassung x35" V. Wirtschaftsordnung und soziale Verfassung x. Wirtschaftssysteme Knirsch, Peter, Strukturen und Formen zentrater Wirtschafts- planung. (Osteuropa-Institut an der Freien Universit~it Berlin, Wirt- schaftswissenschaftliche VerSffentlichungen, Bd. 30.) Berlin 1969. Duncker & Humblot. 31o S. Im Mittelpunkt dieser Berliner Habilitationsarbeit steht die Struktur der zentral geplanten Wirtschaft in ihren verschiedenen Auspr~igungen. Der Autor will die verschiedenen Formen der zentralen V<irtschaftsplanung nicht anhand abstrakter Funktionsmodelle analysieren, sondern die ~unter- schiedlichen Strukturen dieser weiten Skala von Planungsformen unter- suchen<~, um so einen ~Beitrag zu einer vergleichenden Analyse zentral geplanter Systeme, zu leisten (S. II). Die Arbeit soll kein Planungshandbuch sein, sondern ~einen ~berblick fiber die vielf~iltigen Aspekte der zentralen Planung, vermitteln (S. 15). Die Arbeit besteht aus vier Teilen. Im Teil A geht es um die Frage, was fiberhaupt unter zentraler Wirtschaftsplanung zu verstehen sei. Im Teil B sollen die methodologischen Grundlagen ffir den beabsichtigten Systemvergleich bereitgestellt werden und im AnschluB daran werden dann (Teil C), auf jeweils etwa drei0ig Seiten, die Grundstrukturen der zentral geplanten Systeme beschrieben. Im letzten Teil (D) werden die Ergebnisse der vergleichenden Untersuchung dieser verschiedenen Planungs- formen zusammengefaBt. Der Autor geht hierbei auch kurz auf die Ent- wicklungstendenzen der zentral geplanten Systeme ein, vor allem in Zu- sammenhang mit der Konvergenzthese. Der Band enth~ilt ein umfangreiches Literaturverzeichnis und schlieBt mit einer kurzen englischen Zusammen- fassung. Hingewiesen sei auf die vorzfigliche Darstellung des Teiles A, in dem sich der Autor mit dem Begriff der zentralen Wirtschaftsplanung besch~iftigt. Knirsch arbeitet hier zunAchst den Begriff der ,~Planung, heraus und geht dann auf die Begriffe ~Wirtschaftsplanung~ und ~zentrale Wirtschafts- planung~, fiber. Schlie01ich wird ,~zentrale Wirtschaftsplanung~ yon ,~Pro- grammierung~, ,~Prognose~,, ~Planwirtschaft,, ~Wirtschaftspolitik~, ,Wirt- schaftslenkung, und ~ihnlichen Begriffen abgegrenzt, wobei auch auf ideolo- gische Implikationen verschiedener Begriffe, vor allem des Planungsbegriffes selbst, eingegangen wird. Dieser Teil der vorliegenden Arbeit enth~ilt die bisher vielleicht grfindlichste Untersuchung zum Begriff der gesamtwirt- schaftlichen Planung. Seine Lektfire dfirfte sich fiir alle an Fragen zentraler Wirtschaftsplanung Interessierten als ~iu~erst nfitzlich erweisen. Im zweiten -- methodologischen -- Teil werden ,~in einem detaillierten Katalog alle Tatbest~nde zusammengestellt ..., die zur Kennzeichnung wirtschaftspolitischer Systeme zentraler Planung von Bedeutung sein k6nnen~ (S. 59). Knirsch unterscheidet dabei ffinf Gruppen von Strukturmerkmalen:

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Wirtschaftsordnung and soziale Verfassung x35"

V. Wirtschaftsordnung und soziale Verfassung

x. Wirtschaftssysteme

Knirsch, Peter, S t r u k t u r e n u n d F o r m e n z e n t r a t e r W i r t s c h a f t s - p l a n u n g . (Osteuropa-Insti tut an der Freien Universit~it Berlin, Wirt- schaftswissenschaftliche VerSffentlichungen, Bd. 30.) Berlin 1969. Duncker & Humblot. 31o S.

Im Mit telpunkt dieser Berliner Habi l i ta t ionsarbei t steht die S t ruk tur der zentral geplanten Wirtschaft in ihren verschiedenen Auspr~igungen. Der Autor will die verschiedenen Formen der zentralen V<irtschaftsplanung nicht anhand abstrakter Funktionsmodelle analysieren, sondern die ~unter- schiedlichen Strukturen dieser weiten Skala von Planungsformen unter- suchen<~, um so einen ~Beitrag zu einer vergleichenden Analyse zentral geplanter Systeme, zu leisten (S. II) . Die Arbeit soll kein P lanungshandbuch sein, sondern ~einen ~berbl ick fiber die vielf~iltigen Aspekte der zentralen Planung, vermit teln (S. 15).

Die Arbeit besteht aus vier Teilen. Im Teil A geht es um die Frage, was fiberhaupt unter zentraler Wir tschaf tsplanung zu verstehen sei. Im Teil B sollen die methodologischen Grundlagen ffir den beabsichtigten Systemvergleich bereitgestellt werden und im AnschluB daran werden dann (Teil C), auf jeweils etwa drei0ig Seiten, die Grunds t ruk turen der zentral geplanten Systeme beschrieben. Im letzten Teil (D) werden die Ergebnisse der vergleichenden Untersuchung dieser verschiedenen Planungs- formen zusammengefaBt. Der Autor geht hierbei auch kurz auf die En t - wicklungstendenzen der zentral geplanten Systeme ein, vor allem in Zu- sammenhang mit der Konvergenzthese. Der Band enth~ilt ein umfangreiches Literaturverzeichnis und schlieBt mi t einer kurzen englischen Zusammen- fassung.

Hingewiesen sei auf die vorzfigliche Darstel lung des Teiles A, in dem sich der Autor mit dem Begriff der zentralen Wir tschaf tsplanung besch~iftigt. Knirsch arbeitet hier zunAchst den Begriff der ,~Planung, heraus und geht dann auf die Begriffe ~Wirtschaftsplanung~ und ~zentrale Wirtschafts- planung~, fiber. Schlie01ich wird ,~zentrale Wirtschaftsplanung~ yon ,~Pro- grammierung~, ,~Prognose~,, ~Planwirtschaft,, ~Wirtschaftspolitik~, ,Wir t - schaftslenkung, und ~ihnlichen Begriffen abgegrenzt, wobei auch auf ideolo- gische Implikat ionen verschiedener Begriffe, vor allem des Planungsbegriffes selbst, eingegangen wird. Dieser Teil der vorliegenden Arbeit enth~ilt die bisher vielleicht grfindlichste Untersuchung zum Begriff der gesamtwirt- schaftlichen Planung. Seine Lektfire dfirfte sich fiir alle an Fragen zentraler Wirtschaftsplanung Interessierten als ~iu~erst nfitzlich erweisen.

Im zweiten -- methodologischen -- Teil werden ,~in einem detail l ierten Katalog alle Tatbest~nde zusammengestellt . . . , die zur Kennzeichnung wirtschaftspolitischer Systeme zentraler P lanung von Bedeutung sein k6nnen~ (S. 59). Knirsch unterscheidet dabei ffinf Gruppen von St rukturmerkmalen:

I36" Schrifttum

allgemeine Verhaltensprinzipien der Wirtschaftspolitik, wirtsch~ftspolitische Ziele, Planungsorganisation, wirtschaftspolitische Ins t rumente , wirtschafts- politisch relevante Umweltbedingungen.

Die umfangreichen Systematiken wirtschaftspolitischer Ziele und Ins t ru- mente lehnen sich zum Teil an die iiblichen Ziel- und Mittelkataloge an, vor allem an jene des ersten Bandes yon ~Economic Policy in Our Timet. Hinsichtlich der ~Instrumente zur Beeinflussung der Planaufstellung~ w~ire zu fragen, ob der Aggregationsgrad yon Ziel- und Ins t rumentvar iab len eine Frage der ~Genauigkeit der Planungsmethoden~ ist ( Ins t rument D 33) und ob man nicht, wenn schon umfangreiche Systematiken aufgestellt werden, zwischen die Bereiche ~detaillierte makro6konomische Methoden~ (D 33.2) und ~mikro6konomische Methodem~ (D 33-3) noch weitere Aggregationsgrade einschieben miit]te, etwa irn Hinblick auf Regionen, Sektoren und Produk- tionsgruppen.

In der Systematik der Plane und der Planungsorganisat ion wird ein Katalog der am ProzeB der Planaufstel lung und -ausfiihrung beteiligten Ins tanzen sowie ein kurzer ~rberblick fiber die m6glichen Planar ten, z .B. nach der Fristigkeit, geboten. Kurz ist auch die ,Systematik der wirtschafts- politisch relevanten Umweltbedingungenr Etwas erstaunlich ist, dab der Autor die Eigentumsordnung schlechthin als eine der Determinanten eines Systems zentraler Wirtschaftsplanung einfiihrt, ohne nach Formen yon Eigentumsordnungen zu differenzieren. HAtte es hier nicht nahegelegen, den Ansatz yon Wiles t aufzugreifen ?

Unklar ist dem Rezensenten die Bedeutung der ,Systematik der Ver- haltensprinzipien,. Offenbar will der Autor hier yon den ,alle Elemente wirtschaftspolitischen Handelns best immenden Verhaltensprinzipien der Wirtschaftspolit ik, (S. 61) ausgehen. Letztlich beriicksichtigt er aber hier nur drei Kriterien: das Verh/iltnis zum Rationali t / i tsprinzip (rationales bzw. nichtrationales Handeln), das VerhAltnis zur Macht (groBer bzw. kleiner Machtbereich der staatlichen Wirtschaftspolitik) sowie das soziale BewuBt- sein (Kollektivismus bzw. Individualisrnus). Warum erscheinen ausgerechnet diese Momente fiir Systeme zentraler Wirtschaftsplanung bedeutsam ?

Auf der Grundlage der im Teil B aufgestellten Systematiken will der Autor dann im Haupt te i l (Teil C) ,verschiedene Grund typen von Systemen zentraler P lanung vergleichend, untersuchen (S. 97). Als Gliederungs- prinzipien verwendet er einerseits die -- in mancher Hinsicht nicht un- problematische -- Unterscheidung yon vollzugsverbindlichen (imperativen) und vollzugsunverbindlichen (indikativen) Planungsformen und den Ent - wicklungsstand der betreffenden Volkswirtschaft andererseits und gelangt dann zu folgenden Planungstypen:

F o m e n imperativer P lanung:

Typ i : Kriegswirtschaftliche Planungsformen;

i p. j. D. Wiles, The Political Economy of Communism. Oxford i962. S. 4ft.

Wirtschaftsordnung und soziale Verfassung 137" Erzeugung und Handel, Warenm~lrkte

Typ 2 : Sowjetische Planungsformen; Typ 2A: Sowjetische P lanung bei niedrigem wirtschaftlichem Ent -

wicklungsstand; Typ 2B: Sowjetische P lanung bei h6herem wirtschaftlichem Ent -

wicklungsstand.

Formen vollzugsunverbindlicher P lanung:

Typ 3: Zentrale P lanung in Entwicklungsl/ indern;

Typ 4: Indikat ive Planung in entwickelten Volkswirtschaften; Typ 4A: Indikat ive Planung des wirtschaftspolitischen und des aus-

fiihrenden Verhaltens; Typ 413: Indikat ive P lanung als unmit te lbare Grundlage des wirt-

schaftspolitischen Verhaltens; Typ 4C: Indikat ive P lanung als mit telbare Grundlage des wirt-

schaftspolitischen Verhaltens.

Die vergleichende Beschreibung der Grunds t ruk turen dieser Planungs- typen (Teile C und D) ist auBerordentlich geschiekt gemacht. Da hier in relativ knapper Form wesentliche Merkmale dieser Systeme zentraler Wirt- schaftsplanung iibersichtlich zusammengestell t werden, werden sich die Teile C und D d e r vorliegenden Arbeit als Einft ihrung in den Problemkreis ,Vergleich der Wirtschaftssysteme, sowie als Grundlage entsprechender akadenlischer Lehrveranstal tungen zweifellos als sehr niitzlich erweisen. Allerdings scheint es dem Rezensenten, als ob diese Systembeschreibungen auch o h n e die vorausgeschickten umfangreichen Systematiken m6glich gewesen w/iren. Die Teile B einerseits und C und D andererseits erscheinen etwas beziehungslos hintereinandergestellt . Im Grunde tragen daher die methodologisch intendierten Systematiken des Teils B wenig zu der ver- gleiehenden Untersuchung der Teile C und D bei. Auch ohne die -- an sich gewiB nicht wertlosen -- Systematiken des Teils B hiitte die Arbeit nichts von ihrem Wert verloren, auch ohne sie wiirde die Arbeit eine wertvolle Bereicherung der vorhandenen Planungsl i tera tur darstellen.

P e t e r D o b i a s

VII. Erzeugung und Handel, Warenm~irkte

2. Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

Feuerstein, Horst, B o d e n p r e i s u n d B o d e n m a r k t . Bestimmungsgriinde der Preise und des Transfers land- und forstwirtschaftlich genutzten Bodens. Eine 6konometrische Analyse des schleswig-holsteinischen 13odenmarktes yon I954 bis 1968. (Agrarwirtschaft, Sonderh. 44.) Hanno.ver 1971. Alfred Strothe. X, 184 S.

Fiir die Landwirtschaft -- soweit sie sich mit P~anzenerzeugung befaBt -- ist der Boden nicht nur Standort, sondern elementarer Produktionsfaktor.