Unterwegs mit Bahn, Bus und Schiff September 2011 via - SBB · Die Online-Kundenprogramme der SBB....

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Unterwegs mit Bahn, Bus und Schiff September 2011 via Doris Leuthard «Das Ruheabteil ist für mich weniger geeignet» 3 Tage in Berlin Die besten Second Hand Shops Erlebnis Schweiz Ein Land im Pilzfieber

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Unterwegs mit Bahn, Bus und Schiff September 2011via Doris Leuthard

«Das Ruheabteil ist für mich weniger geeignet»

3 Tage in Berlin

Die besten Second Hand Shops

Erlebnis Schweiz

Ein Land im Pilzfieber

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via im September 3

Editorial Titel-Geschichte

Inhalt

Liebe Leserin, lieber Leser

Das Ruheabteil sei nicht ihr Ding, verrät Doris Leuthard im Inter-view mit «via». Lieber kombiniere sie Bahnreisen mit einer Sitzung oder Gesprächen. Den sozialen Aspekt, die Begegnungen mit an-deren Menschen im Zug habe sie bereits als Mittelschülerin und Studentin am meisten geschätzt, als sie noch täglich als Pendlerin unterwegs war.

Genau diese soziale Dimen-sion des öffentlichen Verkehrs schätzen auch die Pendlerinnen und Pendler, die wir im vorliegen-den Heft zu Wort kommen lassen: Pendler, die durch nichts ande-res als das Schicksal des gemeinsa-men Arbeitswegs zu Gemeinschaf-ten zusammengefunden haben und das Pendeln inzwischen qua-si als «mobilen Stammtisch» kulti-vieren – als ein Stück Lebensquali-tät, welches sie nicht mehr missen möchten.

Apropos Lebensqualität: Eine kürzlich veröffentlichte Studie zum Befi nden der Pendler in der Schweiz kommt zum Schluss, dass Pendeln entgegen älterer Studien kein Glückskiller sei. Ob jemand glücklich ist, sei vielmehr von der Job- und Wohnsituation abhängig. Viele Befragte sagten gar, dass sie gerne etwas Abstand zum Arbeits-ort haben, um besser abschalten zu können.

Mit welchem Rezept auch im-mer Sie abschalten und sich Ihre Reisen versüssen, wir wünschen bei der Lektüre viel Vergnügen.

Simon B. Bühler, Chefredaktor

Franziska Häller (17) lebt im St. Galler Rheintal und absolviert im benachbarten Vorarlberg eine Tourismusfachschule. Für «via» hat sich die Naturliebhaberin an einem prächtigen Herbsttag auf Pilzpirsch begeben und in den Wäldern ihrer Heimat märchenhaft fürs Titelbild inszenieren lassen. «Das geheimnisvolle Wesen irgendwo zwischen Tier- und Pflanzenwelt fasziniert mich», erklärt Franziska Häller und lacht: «Aber auch auf dem Teller schmecken sie mir fabelhaft.»

4 Pol’s Position Die Schweiz im September, fotografiert von Andri Pol.

6 Kiosk Reisen mit Stil. Und weitere Themen, die bewegen.

28 Lokaltermin Unterwegs mit Bahnhofseelsorger Toni Zimmermann.

30 Hintergrund Pendlergemeinschaften: Wenn der Stammtisch mobil wird.

40 Rätsel Gewinnen Sie ein Wochenende in Berlin im Wert von über CHF 1000.–.

42 Marktplatz Eine Plattform für jedes Lebensalter: Die Online-Kundenprogramme der SBB.

44 Agenda Hier können Sie im Herbst etwas erleben.

46 Dialog Sie haben das letzte Wort : die « via » - Leserseite.

Erlebnis Schweiz Delikatessen am Weg-rand: Drei angefressene Pilz-Experten verraten ihre Tipps und Tricks.

Interview Doris Leuthard über Preiserhöhungen im öffentlichen Ver-kehr und warum sie ihr Bundesrats-GA nicht amortisiert.

3 Tage in Berlin Wenige Städte bie-ten eine solch hohe Dichte an Second-handshops: «via» zeigt, wo die Bes-ten zu finden sind.

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Die Schweiz im HerbstNach tagelangem Herumkraxeln in den steilen Berghängen westlich des grossen Aletschgletschers schwingt ein freiwilliger Hobbyhirt die Peitsche bereits wie ein Profi. Mit einem guten Dutzend Kollegen treibt er die rund tausend Schafe zusammen. Fertig Freiheit! Es ist Schäfersonntag, oder «Schäful», wie die Einheimischen sagen. Den ganzen Sommer über durften die Tiere frei und unbehütet in den Bergen weiden. Sie steigen dabei in Höhen von bis zu 3000 Meter über Meer. Jeweils am letzten August-wochenende wird die wollene Karawane von ihren Besitzern auf der Belalp mit einem Schäferfest empfangen. Der Fotograf Andri Pol, geboren 1961 in Bern, lebt in Weggis.

via 6 | 2011

Kiosk6

Fragen Sie van Rooijen !

Jeroen van Rooijen ( 41) ist Stil- Sachverständiger

bei «via», der «NZZ am Sonntag » und «DRS 3».

Alle bisherigen Kolumnen und einen Link für Ihre

individuellen Fragen an den Stilexperten finden Sie

unter www.via.ch

Schöne, tolerante Schweiz

Kurz und gutDie tägliche Zugfahrt geht mir in

der Schweiz noch mehr an die

Nerven als noch vor Jahren im als

geschwätzig bekannten Deutsch-

land. Keifende Mädchen erörtern

Belanglosigkeiten, Geschäftsleute

blöken in Mobiltelefone, Wanders-

leute schlagen sich grölend auf die

Schenkel. Ein einziges Mal bat ich

um Ruhe und erhielt den Rat, das

Land zu verlassen. Bleibt mir nur

der Wechsel in die Ruhezone?

Achim S., Zürich

Die Schweizer haben es gut: Sie haben das schönste Land Europas, nahezu Vollbeschäf-tigung, die Taschen voller Geld. Es gäbe also guten Grund, voller Selbstbewusstsein durchs Leben zu gehen. Viele Schweizer sind aber von einem leichten Griesgram befallen, der beson-ders heftig hervortritt, wenn ihnen einer «aus dem grossen Kanton» (also von nördlich des Rheins) «frech kommt». Dann wird aus dem latenten Mangel an Selbstbewusstsein feuri-ger Hass. Das hat oft mit der Sprache zu tun: Die Schweizer fühlen sich mit dem etwas rus-tikalen Dialekt der Hochsprache unterlegen – und schlagen manchmal allzu heftig zurück.

Allerdings muss ich auch Sie tadeln: Ein Zug ist kein Sanatorium, sondern ein öffent-liches Transportmittel, worin sich die unter-schiedlichsten Menschen bewegen. Das geht nicht, ohne dass alle ein Höchstmass an Tole-ranz füreinander aufbringen. Kaufen Sie sich einen Walkman und einen Kopfhörer, der Aus-sengeräusche ausfi ltert. Sie werden sich in der schönen Schweiz noch wohler fühlen.

Die Zahl

Der Fragebogen

Gaston Häni alias Clown Gaston ist eine Legende: Seit den 70er-Jahren ist er mit verschiedenen Circus-sen unterwegs, hat Filme realisiert, ist im Fernsehen aufgetreten und hat in Theaterstücken mitgespielt. Momentan gastiert er zusammen mit seinem Partner Roli im Circus Nock. | www.clowngaston.ch

« Ramponierte Knochen»

Was gleisen Sie gerade auf?Meine ramponierten Knochen.

Wo wollten Sie schon immer mal hin?Ins Maxim (Kabarett in der Operette «Die lustige Witwe»).

Worauf fahren Sie ab?Fremde Kulturen.

Wo verstehen Sie nur Bahnhof?Bei Krieg und Zerstörung im Namen Gottes.

Welche Reiserituale pfl egen Sie?Jeden zweiten Tag in eine andere Stadt fahren (während

der Tournee mit Circus Nock).

Was ist Ihre Lust/Ihr Frust im öffentli-

chen Verkehr?Frust: Die stetig steigenden Preise.

Wen wünschen Sie sich aufs Abstellgleis?Machtgierige

und korrupte Menschen.Ill

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50 Millionen Tonnen Güter waren 2010 auf dem Netz der SBB unter-wegs – das entspricht im Vergleich zu 2009 einer Zunahme um 1,5 %.

Testfahrt in der neuen S-Bahn? Ab Fahrplanwechsel 2011sind die neuen Regio-Doppelstockzüge der SBB auf dem Zürcher S-Bahn-Netz im Einsatz. Dank kostenloser Rundfahrten der SBB ab Zürich HB können Bahnfans die Vorzüge des neuen Zuges schon am 17. Sep-tember auf die Probe stellen. Die Platzzahl ist beschränkt, eine früh-zeitige Anmeldung lohnt sich. | www.sbb.ch/s-bahn-zuerich

SBB und «login» laden zum Ladies DayLokführerin, Zugverkehrsleiterin, Reisezugbegleiterin, Call Center Agentin und Reiseverkäuferin: Am Donnerstag, 8. September 2011, organisieren die SBB und der Ausbildungsverbund «login» eine Infoveranstaltung zu Querein-stiegsmöglichkeiten für Frauen bei der Bahn. SBB-Fachspezialistinnen und HR-Beraterinnen stehen den Besucherinnen von 13 bis 17 Uhr an der Fachmesse «suissetraffic» auf dem Bern expo-Gelände in Bern zur Ver fügung. Für Frauen ist der Eintritt kostenlos.| www.sbb.ch/ladiesday

Neue SpeisewagenBald noch mehr geniessen im Zug? 18 einstöckige Speisewagen baut die SBB bis 2013 für 6,5 Mio. um. Der Wagenkasten inklusive Fenster, die Teppiche und die Stuhlüberzüge sowie das Aussen- und das Innen-design werden auf Vordermann ge-bracht. Gleichzeitig kommt Neues auf die Teller: Fernsehkoch Studi hat Rezepte für die Speisewagen kreiert. Ab August sind neue Schweizer Weine und Schweizer Käse im Angebot – ebenso neue vegetarische Gerichte.

Die Grafik

Grossstädte (Bern, Basel, Genf, Lausanne, Lugano, Luzern und Zürich)

Kleine Städte

Ländliche Gebiete

Berggebiete

Total

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Der Blickfang

Die Unesco hat im Juni 2011 insgesamt 111 prähistorische Pfahlbauten rund um die Alpen auf die Liste der Weltkulturgüter aufgenommen, darunter 56 aus der Schweiz. Einen Reiseführer zum Thema Pfahlbauer gibt es jetzt als gratis App: Der «Palafittes Guide» bietet Wissenswertes rund um die Schätze auf dem Seegrund und unter dem Boden. | www.palafittes.ch

Städte im Aufwind: Zunahme der Logiernächte nach Tourismus-zonen im Fünf-jahresvergleich.

(Quelle: Bundesamt für Statistik)

21,8 %

12,4%

7,5 %

4,1%

9,9 %

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Kiosk 9

Einfach reisen

Zug um Zug ans OktoberfestZum Einstimmen schon mal ein Bier-chen von der Minibar gefällig? SBB, ÖBB und DB sorgen dafür, dass es genug Zugverbindungen zum Ok-toberfest gibt: Neben den vier regu-lären Eurocity-Zügen nach München verkehren während des Oktober-fests zusätzliche Züge am Freitag, 16., 23. und 30. September, von Zürich nach München und am Sonn-tag, 18. und 25. September sowie 2. Oktober wieder zurück. Die Ab-fahrtszeiten der zusätzlichen Züge sind genauso wie jene der regulären Züge im Online-Fahrplan abrufbar. Der Fahrpreis ist gleich hoch wie für die gewöhnliche Verbindung. Tickets gibt es im Online-Ticket-Shop (www.sbb.ch/ticketshop), am Schalter oder beim Rail Service (0900 300 300, CHF 1.19/Min. vom Schweizer Festnetz). Eine früh-zeitige Platz reservation ist empfeh-lenswert – die gemütliche Reise ans Oktoberfest ist sehr gefragt.| www.sbb.ch/deutschland

Vevey ist ein Mekka für Freunde der Foto-grafie. Neben der höheren Fachschule für

Fotografie und dem Schweizer Kameramuse-um verwandelt das «Festival Images» alle zwei Jahre den öffentlichen Raum in ein giganti-sches Freiluft-Museum, in dessen Rahmen auch zwei renommierte Foto-Preise vegeben werden. Das nächste Festival findet zwar erst im Herbst 2012 statt, doch seit 2010 sind die Werke der teilnehmenden Künstler auch zwi-schen den Festivals zu sehen: im «Espace Quai

No 1» direkt im Bahnhofsgebäude. Zudem fin-den pro Jahr fünf Wechselausstellungen statt. Bis zum 1. Oktober sind sieben Bildserien von Christian Riis Ruggaber zu sehen. Mo–Fr: 8–12 h, Mi–Fr: 16–19 h, Sa: 11–15 h.

Espace Quai No 1Place de la Gare 31800 [email protected] 925 34 24| www.quai1.ch

Zug verpasst in ... VeveyVevey ist nicht nur Nestlé-Hauptsitz, sondern auch Foto-Hochburg.

Direkt im Bahnhof lässt sich seit gut einem Jahr zeitgenössische Fotografie

entdecken – samstags wunderbar mit einem Marktbummel kombinierbar.

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Fotogalerie mit Gleisanschluss: Der «Espace Quai No 1» im Bahnhof von Vevey.

Der Link

Schlechtwetter- ProgrammWas unternehmen an

wolkenverhangenen und

verregneten Tagen?

Ideen liefert die neue Schlechtwet-terplattform «tiefdruckangebote.ch». Die Zentralbahn präsentiert zusam-men mit touristischen Partnern für jeden Schlechtwettertag ein ermäs-sigtes oder kostenloses Zusatz-angebot zum öV-Ticket oder Abo. Zum Beispiel: gratis Älplermagronen im Drehrestaurant auf dem Stan-serhorn.Welche Tage «Tiefdrucktage» sind, bestimmt das Team von SF Meteo. Kündigt sich ein Tief an, wird am Vortag um 10 Uhr ein Gutschein aufgeschaltet, der 24 Stunden lang zum Download zur Verfügung steht: | www.tiefdruckangebote.ch

Gleis 7

Jugendliche von 16 bis 25 Jahren mit einem Halbtax-Abo, die oft abends unterwegs sind, können mit dem Gleis-7-Abo noch mehr profitieren: Für 99 Franken pro Jahr haben sie ab 19 Uhr freie Fahrt in der 2. Klasse – kreuz und quer durch die ganze Schweiz, auf dem Streckennetz der SBB sowie bei über 100 privaten Transportunternehmungen. Mit-glieder auf www.gleis7.ch profitieren zudem von zahlreichen Angeboten und Wettbewerben.

Anmelden und Gleis 7 gewinnen! Diesen Monat hast du die Chance, auf www.gleis7.ch eines von drei Gleis-7-Abos im Wert von je 99 Franken zu gewinnen. Also sofort registrieren und mitmachen! Teilnahme-schluss ist der 10. Oktober 2011. www.gleis7.ch/abos/gleis7

Erlebnis Schweiz12

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Auf die Pilze, fertig, los!Text: Simon Bühler; Fotos: Dan Cermak; Illustrationen: Margrith Montalta

Herbstzeit ist Wanderzeit, ist Genusszeit,

ist Jagd- und Pilzzeit. Einmal vom Pilz-

sammelfieber befallen, kommen nur die

wenigsten wieder davon los. «via» hat sich

von drei Aficionados anstecken lassen.

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Pilzkoch Thuri Maag: «Man muss einfach schneller sein als die Schnecken»

P ilze faszinieren mich seit meinem 30. Ge-burtstag. Wir feierten mit Freunden in

Stein am Rhein, wo ich heute noch als Trei-ber auf die Jagd gehe. Mein Geburtstag am 20. September liegt mitten in der Pilzsaison. Wir haben den runden Geburtstag natürlich gebührend gefeiert und leicht besäuselt hat ein Kollege gemeint, man könnte jetzt doch noch Totentrompeten suchen gehen. Und sie-he da: Obwohl alle leicht wankend das Tobel hinaufgestolpert sind, war oben unser Sack prall gefüllt. Da hat es Klick gemacht.

Ich habe früher viel Spitzensport betrie-ben, Skiakrobatik, und ich war auch Skate-board-Schweizer-Meister. Deshalb habe ich zum Trainieren oft im Wald gejoggt. Aber es hat mich immer genervt, wenn ich an all den prächtigen Pilzen vorbeilief, ohne sie zu ken-nen. An jenem Geburtstag hat es mich ge-packt und ich wurde süchtig nach Pilzen. Denn je mehr man weiss, umso mehr will man lernen. Die gebräuchlichsten Pilze ken-ne ich beim lateinischen Namen. Das habe ich mir beim Sammeln und Probieren sowie beim Studium von Fach- und Bestimmungs-büchern angeeignet.

Als Koch hatte ich mich zuvor praktisch nicht mit Pilzen beschäftigt. Die meisten nor-malen Köche kennen ja vielleicht gerade mal den Steinpilz und die Eierschwämme. Aber nach jenem Schlüsselmoment habe ich mir Bestimmungsbücher gekauft und die Pilzkon-trolleure aufgesucht. So bin ich langsam in ein Fieber hineingeraten. Das geht mir auch heute noch so, vor allem wenn es im Wald viele Steinpilze hat, gerate ich in ein Jagdfi e-ber hinein. Das sind dann richtige Adrenalin-stösse. Der Jagd- und Sammlertrieb scheint bei mir offenbar noch sehr ausgeprägt zu sein.

Neuland in Sachen Pilzküche

Für einen Koch ist es natürlich eine doppelte Freude, weil man die Pilze weiter verarbeiten kann. Ich habe mich irgendwann so tief mit dem Thema Pilze beschäftigt, dass ich Gerich-te entwickeln konnte, die es vorher noch nicht gab. Von Juli bis Mitte November fi nde ich immer zwischen 7 und 25 verschiedene Sor-ten – am besten schmecken sie in einem ein-

zigen Gericht, einem saisonalen Frikassée. Es ist durchaus möglich, übers Jahr bis zu 80 ver-schiedene Pilze zu fi nden. Insofern glaube ich behaupten zu dürfen, dass ich in Sachen Pilz-küche Neuland betreten habe. Dabei arbeite ich prinzipiell nur mit frischen Pilzen. Auch mit guten Zuchtpilzen und Importpilzen – wie die Totentrompete. Ganz wenige Sorten, wie etwa den Hallimasch, gefriere ich übri-gens auch ein. Dazu gibt es eine lustige An-ekdote: Man muss diesen Pilz nämlich blan-chieren, also etwa fünf Minuten im heissen Wasser kochen. Und ganz wichtig: das Wasser danach abschütten! Sonst gibt es eben diesen berühmten «Hall im Arsch», also Durchfall.

Kochkurse statt kulinarischer Spitzensport

Ich hatte einmal 17 Gault Millau Punkte und einen Michelinstern. Doch nach fast 30 Jah-ren kulinarischen Spitzensports will ich heu-

te zwar sicher immer noch gut kochen, aber nicht mehr mit jenem verbissenen Perfek-tionismus und dem ganzen Drum und Dran, wo man den Gästen zuerst zwei amuse-bouche geben muss, bevor es überhaupt los-gehen darf.

Seit dem 1. Mai arbeite ich deshalb nicht mehr in einem Restaurant, sondern als Gas-tronomieberater und habe gleichzeitig ein Mandat für die Promotion von Kaninchen-fl eisch übernommen, welches leider ein viel zu schlechtes Image hat. Meine Leidenschaft gilt aber nach wie vor auch den Pilzen und ich spiele mit dem Gedanken, künftig Profi s und Hobbyköche Pilzkoch-Kurse anzubieten. Das habe ich früher schon mit viel Erfolg gemacht. Leider fehlt mir für ein solches Projekt im Mo-ment die nötige Infrastruktur. Nach einer lan-gen Karriere als selbstständiger Wirt, Küchen-chef, Kochbuchautor und Spitzengastronom,

Die meisten normalen Köche kennen vielleicht gerade mal den Steinpilz und die Eier-schwämme. Bei mir kommen übers Jahr bis zu 80 Pilze auf den Teller, nie alle gleichzei-tig, aber rund 20 Pilze sind es immer: Die Palette reicht von März bis Mitte November und umfasst Frühlingspilze wie den Becherling oder Mairitterling, im Sommer den Steinpilz, Perl-pilz und die ersten Reizker, bis hin zu den violetten Rötelritter-lingen, Mönchsköpfen und To-tentrompeten im Spätherbst.

Reizker, das ist der Pilz mit der orangen Milch, darf man nie mit anderen Pilzen mischen, weil dieser Pilz ein Gericht sehr harzig macht. Dasselbe gilt für die Bovisten (Stäublin-

Thuris PilztippsLieblingspilz: Je nach Tagesform ein anderer.

Tun: Weniger ist mehr beim Würzen.

Lassen: Mehr als zwei Pilzgänge servieren.

ge). Bovisten sollte man eher panieren und frittieren und die Reizker eignen sich gut für eine Zubereitung à la proven-çale mit Schalotten und Knob-lauch zum Aperitif. Schirmlinge wiederum kann man machen wie ein Piccata, sonst werden sie schlabberig. Leute, welche à tout prix keine Pilze mögen, haben oft die schlabberige Konsistenz von gewissen Pilzen nicht gern. Wenn man die oben genannte Zuberei-tungstricks kennt, wird ein Pilz-gericht auch mit solchen Pilzen nicht schlabberig. Einfachheit und Zurückhal-tung beim Würzen ist insbe-sondere bei Pilzgerichten ent-scheidend. Gerade TV-Köche geben oft viel zu viele Gewür-

ze in ein Pilzgericht, womit sie den Eigengeschmack über-tünchen. Bei den allermeis-ten Pilzgerichten genügt es, einzig mit Salz und Pfeffer abzuschmecken. Allenfalls kann man auch mit Schalot-ten arbeiten oder auch mal mit Rahm oder Butter verfeinern.

Einer meiner Ratschläge für Pilzeinsteiger lautet: weniger ist mehr. Es genügt völlig, ei-nen schönen Steinpilz ein biss-chen in Butter oder Oliven-öl zu braten oder zu grillieren. Wer Pilze so zubereitet, merkt, dass man für ein schönes Es-sen im Prinzip gar kein Fleisch mehr braucht. Zwei Pilzgänge genügen meiner Meinung nach. Zum Beispiel ein paar Reizker à la provençale zum Apéro, und nach einer Suppe oder einer Fischvorspeise als Hauptgang ein gutes Stück Fleisch mit einem Pilzrisotto. C’est ça.

Steinpilz, Herrenpilz –Boletus edulis, essbar

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14 Erlebnis Schweiz

Pilzexpertin Margrith Montalta: « Ohne Pilze würden wir im eigenen Dreck ersticken»

möchte ich heute mein Wissen einem breiten Publikum weitergeben.

Lieblingspilz?

Die Frage nach meinem Lieblingspilz beant-worte ich immer mit einer Gegenfrage: Ha-ben Sie lieber einen Château Mouton Roth-schild oder einen Lafite Rothschild oder einen Sassicaia? Wahrscheinlich je nach Tagesform einen anderen. Man hat ja auch nicht immer die gleiche Frau gleich gern.

Im Ernst: Ein Pilz, den ich besonders schät-ze, ist die «Krause Glucke». Diesen Pilz kann man geschmacklich kaum vergleichen. Aber auch die Totentrompete mag ich sehr. Die- se nennt man übrigens auch Armleute-Trüf- fel oder «Truffe du pauvre», denn wenn man diesen Pilz fein hackt und in einer Terrine oder einer Sauce verarbeitet, gleicht er mit seiner schwarzen Farbe dem Perigordtrüffel, wobei er geschmacklich völlig anders ist.

Apropos: Trüffel sind sehr aphrotisierend, die anderen Pilze weniger. Letzthin war ich mit einem Trüffelhundebesitzer unterwegs. Zwar findet man in der Ostschweiz weder den weissen Piemonttrüffel noch den schwar-zen Perigordtrüffel, aber Sommertrüffel sehr wohl. Eine Bekannte hat sogar in einem Park mitten in St. Gallen Sommertrüffel gefunden.

Inspirationsquelle Pilz

Ich lebe immer noch in der Ostschweiz, wo ich mein halbes Leben lang gekocht habe in Thuri’s Blumenau in Lömmenschwil und zu-letzt im Restaurant Paul’s in Widnau. Mein liebstes Pilzrevier liegt auf dem Seerücken zwischen Amriswil und Kreuzlingen, wo es mich immer wieder magisch hinzieht. Wenn Sie dort im Wald spazieren und an einem Baum ein «T» entdecken, bedeutet dies: «Thu-ri was here.» An diesen Bäumen gibt es garan-tiert Steinpilze oder Krause Glucke. Man muss einfach schneller sein als die Schnecken, aber auch Wild, Wildschweine und Eichhörnchen mögen Pilze.

Skeptiker haben mir manchmal nicht ge-glaubt, dass man auf meinem Niveau kochen kann und gleichzeitig noch die Pilze selber sucht, aber es war immer so. Erstens kann ich beim Pilzesuchen regenerieren und den Kopf lüften und zweitens sind schon zig Gerich-te und Menüs im Wald beim Sammeln ent-standen. Man wird nicht abgelenkt und kann sich voll und ganz auf die Natur und Saison konzentrieren. Die besten kulinarischen Ide-en sind mir immer im Wald gekommen beim «Pilzen» oder wenn ich befreun-deten Jägern beim Treiben helfe. »

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Da ich relativ jung und schnell in die Pilzwelt hineingeraten bin, hatte ich auch

einige Neider. Man will nichts preisgeben. Man nimmt das Wissen lieber mit ins Grab. Die Mentalität ist ähnlich wie bei der Jagd. Ich habe als Treiberin meinen Vater und Bruder seit Kindsbeinen auf die Jagd begleitet und mit dem Vater auch auf die Prüfung gelernt. Aber es war undenkbar, dass eine Frau Jägerin wird. In Tat und Wahrheit sind die Jäger und Pilzler eine überalterte Gesellschaft.

Ganz schlimm ist der Kantönligeist. Jeder Kanton hat andere Sammelbestimmungen. In Zürich zum Beispiel ist das Sammeln von Pil-zen in den ersten zehn Tage des Monats ver-boten. Dass man dadurch die Pilzbestände tatsächlich schont, bezweifl e ich allerdings. Ich glaube eher, dass die schweren Forstma-schinen und die dadurch verursachte Boden-verdichtung für den Pilzrückgang verantwort-lich ist. Deshalb bin ich für die Abschaffung von Schonzeiten. Dann ist die Gier auch nicht so gross. Ich bin für eine nationale Lösung. So würde der Pilztourismus in Grenzen gehalten werden. Gerade für Anfänger ist es für das Be-stimmen und Kennenlernen der Pilze wichtig, diese jederzeit pfl ücken zu können. Es macht aber sicher Sinn, dass organisiertes Sammeln verboten ist. Damit nicht mit Car aus anderen Kantonen angereist wird, ähnlich wie früher im Schwarzwald.

Pilze interessierten mich schon als klei-nes Mädchen. Neu entdeckte ich diese Spezi-es, als ich mit meinen Kindern spazieren ging, weil mich ein Spaziergang, ohne etwas zu tun, langweilte. So hatte ich Zeit für die Pilze, wäh-rend mein Mann die Sauce verdienen ging. Damals war ich ungefähr 28.

Ich habe die Pilze jeweils in die Kontrolle gebracht und eines Tages hat der Pilzkontrol-leur gemeint, ich soll doch die Pilzkontrolleur-Prüfung machen. So bin ich Pilzkontrolleu-rin für die Stadt Aarau geworden. Gemessen an der Verantwortung, die man hat, verdient man praktisch nichts: 2000 Franken im Jahr.

Bei der Prüfung musste ich innerhalb von 20 Minuten 70 verschiedene Arten von Frisch-pilzen identifi zieren, benennen und zwischen giftig, ungeniessbar und essbar unterschei-

Pfifferling, EierschwammCantharellus cibarius, essbar

«

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diese Arbeit auch ein bisschen als Mission. Wenn ich nur bei einem von zehn Kindern das Bewusstsein gegenüber der Natur schärfen konnte, habe ich schon viel erreicht. Natürlich führe ich auch Pilzexkursionen für Erwach-sene durch. Bei höchstens vier Teilnehmern werden auch Speisepilze gesammelt, bespro-chen und danach, wenn gewünscht, gleich zu-bereitet.

Zauberhafte Wirkung

Es gibt Überlieferungen, die mir mein Gross-vater weitererzählt hat, wonach Pilze eine zau-berhafte Wirkung entfalten können. Ich glau-be nicht unbedingt daran, fi nde es jedoch wichtig, dass diese Vorstellungen und Ide-en erhalten bleiben und gebe dieses Wissen deshalb auch meiner Tochter und meinem Sohn weiter, die sich ebenfalls für Pfl anzen und Pilze interessieren.

den. Erklärt man nur einen einzigen Giftpilz als ungiftig, fällt man durch die Prüfung. Von maximal 100 Punkten erreichte ich 97,5 Punk-te. Unter 95 hätte ich die Prüfung nicht ange-nommen. Als Pilzkontrolleurin darf man kein Risiko eingehen, denn es geht um Menschen-leben. In diesem Punkt war ich sehr ehrgeizig.

Latein mit 36 Jahren

Um mir die Pilzmerkmale besser einzuprägen, habe ich jeden Pilz gezeichnet. Ein Instruktor hat diese Zeichnungen gesehen und mich ge-fragt, ob ich Lust hätte, ein Buch zu illustrie-ren. Also habe ich dem Autor Ruedi Winkler, Bewerbungszeichnungen geschickt und den Auftrag bekommen, das Standardwerk «2000 Pilze einfach bestimmen» zu illustrieren.

Gleichzeitig habe ich die Prüfung zur Han-delspilzexpertin abgelegt. Lebensmittelin-spektorate, Konsumentenzeitschriften und Händler beauftragten mich, Stichproben durchzuführen.

Danach wollte ich mein Pilzwissen noch weiter vertiefen und habe in Deutschland die Ausbildung zur Pilzsachverständigen absol-viert. Das ist ebenfalls eine einwöchige Ausbil-dung, geht aber einiges tiefer als der Schwei-zer Kurs.

Wiederum ein Jahr später habe ich in Landquart bei Dr. René Flammer die Ausbil-dung zur Spitaldiagnostikerin gemacht und dafür mit 36 Jahren extra noch Latein gelernt. Seither werde ich von verschiedenen Spitä-lern und Hausärzten bei Verdachtsfällen auf Pilzvergiftungen hinzugezogen.

Zweischüsseln-Syndrom

Oft liegt es an der falschen Zubereitung der Pilzmahlzeit, dass ich zur Beratung von Spi-tälern und Ärzten aufgeboten werde. Letzthin haben zwei Pärchen Morcheln gegessen und gemeint, sie geben die Pilze à la nouvelle cui-sine roh über den Salat. Dies hatte das «Zwei-schüsseln-Syndrom» zur Folge. Dem sagt man spasseshalber so, wenn der Körper über alle verfügbaren Kanäle das Gift rausschaffen will.

Gemessen an der konsumierten Pilzmen-ge ist es erstaunlich, wie wenig Todesfälle es in der Schweiz gibt. Insbesondere wenn ich sehe, wie liederlich mit dem Thema umgegangen wird. Mit einem Todesfall hatte ich persönlich zum Glück noch nie zu tun gehabt.

Manchmal bleibt mir nichts anderes üb-rig, als eine Probe des Erbrochenen zu mir nach Hause zu nehmen, um es zu mikros-kopieren. Aufgrund der Sporen und der che-mischen Reaktionen kann ich erkennen, um welche Pilze es sich handelt, damit man den

Anfänger sollten sicher einmal in einem Pilzbuch herumstö-bern und sich der Vielfalt die-ser Spezies bewusst werden. Es muss nicht gleich mein Buch «2000 Pilze einfach be-stimmen» sein. Marcel Bons «Pareys Buch der Pilze» ist ein kleines, erschwingliches Buch, das sich gut eignet.

Man sollte sich zeigen lassen, wie man Pilze pflückt und worauf man beim Sammeln achten soll. Auch für Men-schen giftige Pilze haben eine wichtige Funktion und sollten, nicht mutwillig zerstört werden.

Als Anfänger sollte man unbe-dingt mit einem Pilzkontrolleur

Margrith Montaltas PilztippsLieblingspilz: Je nach Tagesform ein anderer.

Tun: Nicht die Speisepilze muss man kennen,

sondern die Giftpilze.

Lassen: Panik ist beim Verdacht auf eine Pilzvergiftung

ein schlechter Ratgeber.

Kontakt aufnehmen und sich während der Pilzkontrolle zei-gen lassen, worauf man beim Sammeln achten soll. Wenn man zum ersten Mal in die Pil-ze geht, sollte man nicht gleich mehrere Arten in grossen Men-gen zur Kontrolle bringen. Am besten ein jüngeres und ein älteres Exemplar von jeder Art. Die Pilze sollten unbeschädigt und mit der Stielbasis vorge-legt werden.

Bei einer potenziellen Pilzver-giftung lohnt es sich auf jeden Fall, das toxikologische Institut, den Hausarzt oder das Spi-tal anzurufen. Diese verfügen über eine Liste mit Spitaldiag-nostikern, welche für die Be-

stimmung des Pilzes hinzuge-zogen werden können.Bei den meisten Fällen, zu de-nen ich gerufen werde, handelt es sich um Kinder, die beim Spielen im Garten einen Pilz verschlungen haben. Dabei ist es das Wichtigste, dass man als Eltern oder Aufsichtsper-son nicht in Panik ausbricht. Pilzreste, eventuell Erbroche-nes sicherstellen und ins Spi-tal oder zum Arzt mitnehmen, damit eine Fachperson den Pilz bestimmen kann. Als Kind habe ich auch schon einen falschen Pilz gegessen. Mei-ne Eltern haben ein Theater gemacht, dass ich vor lauter Weinen Atemnot bekam. «Sie stirbt, sie stirbt!» Zum Glück haben sie mir nicht den Ma-gen auspumpen lassen. Denn das ist eine grosse Qual für ein Kind. Es reichte ein Schluck lauwarmes Salzwasser und ein in den Rachen gesteckter Finger.

Patienten entsprechend behandeln kann. Man sollte sich auch bewusst sein, dass es Pilze gibt mit einer Latenzzeit von bis zu 14 Tagen. Die Beschwerden treten erst zwei Wochen nach dem Verzehr derselben auf.

Am liebsten mache ich Exkursionen mit Kindern vom Kindergarten bis in die Oberstu-fe. Die sind so aufmerksam und sehen so tol-le Sachen. Sie geben den Pilzen eigene Namen und es ist phänomenal zu sehen, wie leicht sie umgekehrt den Pilzen die tatsächlichen Na-men zuordnen können. Es freut mich, wenn die Kinder ihren Eltern danach etwas über die Natur beibringen können, was diese zuvor noch gar nicht wussten.

Alle Pfl anzen sind spannend, aber Pilze sind nochmal eine Kategorie für sich. Sie sind überall. Wir würden ohne Pilze gar nicht exis-tieren, weil wir sonst im eigenen Dreck ersti-cken würden. In diesem Sinn betrachte ich

SchopftintlingCoprinus comatus, essbar

16 Erlebnis Schweiz

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Erlebnis Schweiz18

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Trüffelpapst Fredy Balmer: «Le roi de la truffe, c’est moi»

Ohne Trüffelhund würde ich nicht mehr leben. Ich bin gelernter Koch, 45 Jah-

re habe ich in dem Beruf gearbeitet. Davon 30 Jahre als Küchenchef. Die letzten 25 Jahre in einem Pflegeheim. Nebenher war ich noch Fachlehrer und Chefexperte fürs Hotelfach. Dafür habe ich fünf Herzinfarkte gehabt. Es sei offenbar ein medizinisches Phänomen, dass ich noch da sei, haben die Ärzte gesagt. Ich ging nach dem letzten Herzinfarkt vor sieben Jahren für vier Wochen nach Le Noir-mont in die Reha. Nach drei Wochen wollte ich heim. Die Trüffelsaison hatte begonnen und

ich habe den Leuten im Spital gesagt: «Ihr hal-tet mich nicht auf!» Ich musste einen Zettel unterschreiben und man hat mich jeden Tag angerufen. Ich sagte immer, in welcher Ge-gend ich ungefähr unterwegs war, verriet aber nie, wohin genau. So habe ich im Jura unheim-lich viele Plätze kennengelernt.

Seit Ende 2009 habe ich aufgehört als Koch zu arbeiten und konzentriere mich seit-her nur noch auf die Trüffel. Ich gehe seit über 40 Jahren trüffeln. Ohne zu bluffen, darf ich sagen, dass ich in diesem Gebiet als Pionier einiges ins Rollen gebracht habe. Als

Koch konnte ich nie begreifen, dass wir in der Schweiz zwar tonnenweise Trüffel im Bo-den haben, den Trüffel aber aus Italien im-portieren. Viele grosse Schweizer Köche woll-ten anfangs nichts von Burgundertrüffeln wissen, weil sie ihn für minderwertig hiel-ten. Wenn man jedoch weiss, wie man damit umgeht, lassen sich wunderbare Gerichte kreieren. Die Preise können enorm schwan-ken. Es gibt eine Preisspanne zwischen 300 bis 1400 Franken im Globus. In Zürich kostet ein Gramm vom Burgundertrüffel CHF 170–.Irgendwann haben mir andere Trüffelsucher

Sommertrüffel Tuber aestivum, essbar

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19Erlebnis Schweiz

ihre Trüffel zum Weiterverkauf angeboten, weil sie gemerkt haben, dass es für sie ziem-lich lohnend sein kann, mir die Trüffel zu ver-kaufen. Ich habe inzwischen 16 Leute, die mir ihre Trüffel liefern. Wenn jemand morgen 10 Kilogramm braucht, kann ich die problem-los beschaffen. Auf einer einstündigen Tour findet man rund 400 bis 500 Gramm. Ich zahle den Leuten einen Produktionspreis von 300 Franken pro Kilo und verkaufe sie für 400 Franken, während die Läden, die ich be-liefere, Preise zwischen 550 und 1200 Franken ansetzen.

Testosteron als Köder

Zwischen der Befruchtung und dem Ernte-zeitpunkt beträgt der Zyklus eines Trüffels acht Monate. Beim Heranreifen ist der Trüffel noch weich und wird dann immer härter. Erst wenn er reif ist, gibt er auch Testosteron ab, auf welches die Hunde reagieren. Der Hund kann kaum länger als eine Stunde lang su-chen. Denn die Anforderung an die Konzent-ration ist enorm. Ich habe meine Hunde so ab-gerichtet, dass sie die Trüffel nicht anrühren. Das ist gar nicht so einfach, denn sie fahren auf das Testosteron ab. Bei den Hunden gilt dies für Weibchen und Männchen. Bei den Schwei-nen nur für die Weibchen. Man sagt, das Sexu-alhormon sei ein Aphrodisiakum. Doch wenn dies so wäre, wäre meine Frau schon lange tot. Ich esse zwei bis drei Kilo im Jahr.

Das Trüffeln ist eine Passion. Noch heu-te ist für mich jeder einzelne Trüffelfund ein phänomenales Ereignis. Im Wald konzentrie-re ich mich inzwischen ausschliesslich auf die Trüffel. Ein dreimonatiger Trüffelhund kostet rund 2000 Franken. Wenn ich meinen Hund verkaufen müsste – was ich nie tun wer-de – würde ich 10 000 Franken verlangen. Das Zuchtgeschäft interessiert mich jedoch nicht.

Armeleute-Essen der Schweinehirten

Für die Trüffelsuche darf es nicht zu warm sein. Am besten ist kaltes und feuchtes Wet-ter, wie es im November typisch ist. Dann ern-tet man in einer Stunde schnell einmal ein Pfund. Je näher die Weihnacht kommt, umso besser schmecken die Trüffel. Die offizielle

Saison dauert vom 15. September bis Ende De-zember. Deshalb geht es mir auch gegen den Strich, im Hochsommer importierte Perigord-trüffel zu essen. Ich esse im Winter auch kei-ne Erdbeeren. Dasselbe gilt für die Saisonalität von Spargeln oder Wild.

Mit der Klimaerwärmung hat sich aller-dings einiges verändert. Früher fand ich vor Mitte September nie einen Trüffel. Dieses Jahr fand ich bereits am 8. Juli den ersten. Seit un-gefähr sieben bis acht Jahren findet man auch den Perigordtrüffel in der Schweiz. Die Sporen waren schon immer hier, aber im Gegensatz zum Burgundertrüffel, den man relativ häufig findet, kommt der fünf Mal teurere Perigord-trüffel erst bei sehr heissem Wetter zur Entfal-tung. Beim ersten Mal dachte ich, die Hunde brächten eine Maus, dabei war es ein Perigord-trüffel im Wert von 1500 bis 3000 Franken pro Kilo. Ich wurde bleich und kam ins Schwit-zen. Man findet sie nicht nur im Jura, sondern auch ganz nah vom Seeland Richtung Basel und der Aare nach.

Und offenbar findet man in der Mendri-sio-Ebene bereits auch schon den begehrten weissen Trüffel. Diesen erntet man normaler-weise nur im Breitengrad zwischen dem Pie-mont und der Toskana, und weiter östlich in Kroatien, Slowenien, Rumänien, Serbien und

Südungarn. Normale Pilzsucher sind immer begeistert, wenn ich ihnen einen Trüffel zei-ge. Der Trüffel ist auch ein faszinierender Pilz. Der Trüffel lebt mit einem Baum in Symbio-se. Da er keine Photosynthese produziert, lebt er von den Mineralstoffen der Baumblätter. Im Gegenzug gibt der Trüffel dem Baum An-tibiotika ab. Wenn man ein gutes Auge hat, sieht man, dass beispielsweise Eichen, wel-che mit Trüffeln in einer Symbiose stehen, im Herbst ganz leicht grüner und saftiger sind als die andern.

Im Mittelalter war der Trüffel das Arme-leute-Essen der Schweinehirten. Damals galt der Trüffel als Teufelsfutter. Man glaubte, dass er aus Blitz und Donner entsteht, weshalb er nur von den Schweinehirten angerührt wur-de, welche sonst praktisch nichts zu essen hat-ten. Eines der ältesten Trüffelrezepte heisst «Truffe à la braise», wo man den Trüffel in Schweineschmalz in die Glut gab und nach 20 Minuten knusprig aus dem Feuer nahm.

Der Trüffel stammt übrigens gar nicht aus Frankreich, sondern aus der Nähe von Valen-cia in Spanien. Irgendwann hatten die Könige erkannt, dass Trüffel im Prinzip eine Delika-tesse sind. Danach haben sie den Schweine-hirten verboten, die Trüffel zu essen undverpflichteten sie, die Schätze abzugeben.

Für die Trüffelsuche darf es nicht zu warm sein. Am bes-ten ist kaltes und feuchtes Wetter, wie es im November typisch ist. Je näher die Weih-nachten kommen, umso bes-ser schmecken Trüffel. Die offizielle Saison dauert vom 15. September bis Ende De-zember.

Der Lagotto ist die einzige Hunderasse, welche heute ausschliesslich für die Trüf-felsuche eingesetzt wird. Die Rasse war fast ausgestorben, bis sie in den 70er-Jahren von einem Tierarzt zurückgezüch-tet wurde. Ein dreimonatiger Trüffelhund kostet rund 2000 Franken. Es eignen sich aber auch andere Rassen für die Trüffelsuche: Flatcoats, Border

Fredy Balmers PilztippsLieblingspilz: No comment.

Tun: Weniger ist mehr beim Würzen.

Lassen: Im Sommer importierte Perigordtrüffel zu essen.

Collies, Dackel, Jack Russel Terrier und Labrador.

Trüffel passt hervorragend zu Käse, aber auch sehr gut zu Süssem. Ich habe zum Bei-spiel einen Trüffelhonig erfun-den, der sehr gut schmeckt.

Trüffel lassen sich problemlos einfrieren. Für ein Trüffelfon-due gibt es einen Trick, wie der Geschmack viel stärker zur Geltung kommt, als ihn einfach roh ins Fondue zu raffeln: Da-für raffelt man den Trüffel mit einer Bircherraffel zuerst in ein Gefäss und überdeckt den ge-raffelten Trüffel mit Vollrahm. Danach lässt man das Ganze 24 Stunden ziehen oder man gefriert es ein. Bevor Sie die Pfanne mit dem Käse vom

Herd nehmen, ziehen Sie den Trüffelrahm unter den Käse: fertig! Mit dem Risotto verhält es sich übrigens genau gleich.

Man kann übrigens auch ohne Hunde Trüffel finden: Es gibt nämlich eine As fressende Fliege, welche ebenfalls auf das Testosteron reagiert. Wenn man am richtigen Ort mit einem Stecken etwas das Laub zur Seite schiebt, fliegen sie ganz langsam auf wie ein Helikopter und landen zwei Meter weiter entfernt wieder. Neun von zehn Mal werden Sie an der Abflugstelle unter der Erde einen Trüffel finden. Die Fliegen legen ihre Eier nämlich genau auf diejeni-gen Stellen, wo unterirdisch Trüffel liegen. Wenn die Wür-mer schlüpfen, graben sie sich zum Trüffel durch, um ihn aufzufressen. Wir Welschen nennen diese Methode «à la mouche».

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Mittelland

Pilzexpertin

Die Pilzexkursionen und Vor-träge der Pilzexpertin Marg-rith Montalta aus Küttigen bei Aarau geben auf lebhafte Weise Aufschluss über die Vielfalt und Wichtigkeit der Pilze in unseren Wäldern. Man lernt, wie der Pilz als wichtiges Glied der Nah-rungskette und anderen wert-vollen Funktionen in der Natur einen unschätzbaren Wert ein-nimmt. Exkursionen und Vorträ-ge für Kindergärten, Schulen, Vereine und private Gruppen. Sammelkurse für maximal 4 Personen. Auf Wunsch auch mit Pilzkochkurs und gemein-samen Pilzessen.Termine und Preise auf Anfrage.

Atelier MontaltaBurghalde 225024 Küttigen Tel. 062 827 00 19 | www.atelier-montalta.ch

Seeland

Trüffelpapst

Fredy Balmer hat Trüffelöl im Blut. Für Gruppen ab zwei Per-sonen bietet der ehemalige Koch exklusive und anekdoten-reiche Erlebnistage auf der Su-che nach dem schwarzen Dia-manten mit anschliessendem Schlemmermahl. Für Gruppen von 6 bis 20 Per-sonen, die sich für den Kosmos der Trüffelküche interessieren, verrät Balmer in einer Profi-küche die Geheimnisse bei der Zubereitung erlesener Trüffel-gerichte. Package mit Trüffelsuche und 5-gängigem Trüffel-Essen: CHF 160.– (exkl. Getränke).Termine auf Anfrage.

Au pavillon de la truffe suisseHintere Dorfstrasse 801794 SalvenachTel. 079 435 04 92| www.truffe-suisse.ch

Ostschweiz

Pilzkoch der Nation

Nach 30 Jahren in der Spitzen-gastronomie – unter anderem im Rössli in Lindau, in Thuri’s Blumenau in Lömmenschwil und im Restaurant Paul’s in Widnau – hat sich der «Pilz-koch der Nation», Thuri Maag, aus der aktiven Gastronomie zurückgezogen. Der ehemalige Punktekoch (1 Michelin-Stern und 17 Gault-Millau-Punkte) gibt nun als Gastronomiebera-ter anderen Profis sein Wissen weiter und spielt mit dem Ge-danken, künftig auch für Hob-byköche (Pilz-)kochkurse an-zubieten. Gleichzeitig arbeitet er an weiteren Kochbuchpro-jekten.

Delikantessa Eichenstrasse 11 8808 Pfäffikon SZTel. 055 415 56 00| www.delikantessa.ch

Ab in die Pilze!Praktische Tipps für unterwegs

Tipps & Tricks:

• Pilze lieben Moos, aber kein Unkraut, sie wachsen oft direkt am Wegesrand.

• Steinpilze stehen gern in der Nähe von Eichen.

• Ein Wasser-Rinnsal kann eine Goldgrube sein.

• Ernte: herausdrehen oder schneiden. In jedem Fall müssen die Löcher wieder vorsichtig zugedeckt werden. Denn das eigentliche Organ

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des Pilzes (das Myzel) lebt unter der Erde und ist licht-empfindlich.

• Den gröbsten Dreck am besten sofort mit einer kleinen Bürste entfernen, denn das spätere Pilzeputzen ist anstrengend genug.

• Putzen: Mit einem Pinsel die Erde und mit einem Küchen-messer die unschönen Stel-len entfernen.

• Pilze niemals ins Wasser le-gen, sie saugen sich schnell voll und der Geschmack ver-wässert. Ausnahmen: Mor-chel, Totentrompeten, Krause Glucke müssen mit Wasser gewaschen werden.

• Pilze kann man maximal drei Tage (mit einem Tuch be-deckt) im Kühlschrank auf-bewahren. Aufwärmen ist er-laubt!

HerbsttrompeteCraterellus cornucopioides, essbar

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Es ist kein Geheimnis, dass Berlin zu den aufregendsten Secondhand-Metropolen Europas gehört. Nur, wo findet man in

geballter Ansammlung die besten Shops, ohne mit der Suche wertvolle Zeit zu vertrödeln?

Tour I: Kreuzberg filmreif

Kreuzberg ist eines der Epizentren der Berliner Secondhand-Szene. Viele lohnenswerte Läden finden sich im bürgerlichen «Bergmann-Kiez» – gemütliche Cafés und Restaurants inklusi-ve. Die U-Bahnstation Südstern am östlichen Ende der Bergmannstrasse bietet einen guten Einstieg: Genau hier hat die Architektin Jule Brand ihren «Klassikerfundus» eröffnet. Auf 300 m2 bietet sie auserlesene Design-Klassiker des 20. Jahrhunderts zum Verkauf und Verleih, was auch viele Ausstatter von Film- und TV-Produktionen zu schätzen wissen.

Apropos Film: «Aufgrund der intakten Gründerzeit-Altbausubstanz ist unser Vier-tel ein beliebter Drehort für historische Fil-me», erklärt die Kunsthistorikerin Angelika Thiekötter, welche jüngst mit der gelernten Goldschmiedin Sari Anwander in einem Sous-sol-Lokal an der Nostizstrasse den Raritäten-Secondhand «Wahlverwandt» eröffnet hat. Da beide an akutem Sammelfieber leiden, haben sie «aus purer Platznot» beschlossen, profes-sionell mit ihren Lieblingsobjekten zu han-deln: Angelika mit antiken Alltagsgegenstän-den und alten Trachten, ihre Kollegin mit indischen Saris und echte «Vintage» Mode mit klar definiertem Jahrgang.

Ebenfalls an der Nostizstrasse hat Eva Tho-mas ihr Hobby zum Beruf gemacht und mit ihrem «Rosina» ein sorgfältig sortiertes Se-condhand-Bijou eröffnet. Ihr Schwerpunkt

liegt auf femininer Mode aus den 50er-Jahren. «Ich lebte als junge Frau einmal im Toggen-burg», erzählt die 60-jährige, «darum freue ich mich immer über Schweizer Kundinnen.»

Zurück auf der Bergmannstrasse befindet sich etwas versteckt auf Höhe der Nummer 102 im ersten Stock eines Innenhofgebäudes das Secondhand-Schlaraffenland «Colours». Auf über 1000 m2 findet man hier nach Farben sortiert Unmengen von Casual-Klamotten im Kiloverkauf, aber auch unkonventionelle Vin- tage- und Markenstücke zum Einzelpreis.

Tour II: Freakshow am Prenzlauer Berg

Trotz der allseits beklagten «Yuppisierung» verströmt der Prenzlauer Berg immer noch sehr viel Charme und wartet gerade für Se-condhand-Freaks mit Superlativen auf. In konzentrierter Form rund um den U-Bahnhof Eberswalder Strasse. Wählt man die gleichna-mige Strasse, sticht einen schon von Weitem das schrille «Stiefelkombinat» ins Auge, wel-ches sich auf Objekte aus den 40er- bis 80er-Jahren spezialisiert hat. Neben Koffern, Möbel und Klamotten auch Tapeten, Bettwäsche, Ge-schirr, Hüte und rund 6000 Paar Stiefel (!).

Berlin aus zweiter HandEs gibt tausend Wege, die Hauptstadt Deutschlands zu erkunden. Ein Streifzug durch die lebendige

Secondhand-Szene verspricht eine Annäherung der besonderen Art. «via» hat drei reizvolle Stadtspazier-

gänge ausgemacht, wo Trödelfreunde Schritt auf Tritt auf ihre Rechnung kommen.

3 Tage in Berlin

Reiseantiquitäten: Antik-Center Suarezstrasse.

Vintage-Brillen: Lunettes.

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Wohl sortiert: Priti Shambhu im Antik-Center Suarezstrasse (oben), der Vintage-Brillen-Shop Lunettes (unten).

3 Tage in Berlin24

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Nur wenige Schritte weiter stösst man auf den «Mauerpark», welcher sich sonntags zu einem beliebten Trödelmarkt und kultigen Open-Air-Karaoke verwandelt. Gleich gegen-über lockt die Oderberger Strasse mit einer ganzen Reihe Secondhand-Läden. Eingangs der Strasse betreibt Mario Schubert mit sei-nem «VEBorange» einen schrägen Kultshop mit Möbeln, Leuchten und Accessoires aus den 60er- und 70er-Jahren sowie Alltagsge-genständen und Kleidern aus der DDR.

Platzhirsch an der Oderberger Strasse ist Frank Radermacher. Mit viel Herzblut hat der gebürtige Ostberliner hier ein kleines Second-hand-Imperium aufgebaut. Im Mutterhaus

«Pauls Boutique» (Nr. 47) stapeln sich Klamot-ten und Sneakers sowie allerlei Spielzeug-Iko-nen der westlichen Konsumkultur aus den 80er-Jahren, von denen er als Bub in der DDR nur träumen konnte. Gleich gegenüber (Nr. 45) liegt sein zweiter Laden «Goo» mit ge-brauchten Designer-Brands wie Dior, Chanel, Marc Jacobs oder McQueen und vielen mehr.

Wer so eingedeckt auch noch eine neue Brille sucht, sollte unbedingt in Uta Geyers Brillenagentur «Lunettes» an der Marienbur-ger Strasse vorbeischauen: Ob trashige Nerd-Brille oder Design-Klassiker – die ungetragenen Originale aus Lagerbeständen namhafter Her-steller garantieren einen einzigartigen Look.

Tour III: Geheimtipp Charlottenburg

Mit der Berliner Antikmeile entlang und um die Suarezstrasse hat sich in Charlottenburg ein Trödel-Eldorado mit über 30 (!) hochka-rätigen Geschäften etabliert – selbst für viele Berliner noch ein Geheimtipp.

Ein Leuchtturm ist das «Antik-Center Suarezstrasse», welches die Reiseantiquitä-ten-Händlerin Priti Shambhu vor einem Jahr ins Leben gerufen hat: Herausgekommen ist ein geniales Shop-in-Shop-Konzept mit wei-teren spezialisierten Antiquitäten-Händlern. Dabei entführt einen Shambhus wundervol-le Ladenecke mit antikem Ledergepäck, Reise-accessoires und Sportgeräten in eine ganz be-sondere Erlebniswelt.

Wenige Türen weiter betreibt der Italie-ner Tony Durante als Ableger seines Londoner Muttergeschäfts einen Vintage-Kleider-Tem-pel der Sonderklasse. Mit viel Leidenschaft hält er hochwertige Vintage-Träume feil, wie etwa Cocktail-Kleider aus den 20er- bis 80er-Jahren. «Was mich an meiner Arbeit so faszi-niert, ist der Umstand, dass jedes Stück eine ureigene Geschichte zu erzählen hat, die ich meiner Kundschaft auch gern weitergebe.»

Text : Simon Bühler; Fotos: Philipp Stary

Museumsreif: Im Raritäten-Paradies «Wahlverwandt» ist jedes Objekt ein Liebhaberstück, das die Sammler- handschrift der Inhaberinnen trägt.

«VEBorange»-Chef Mario Schubert posiert mit Erich Honecker, derweil Angelika Thiekötter im «Wahlverwandt» ihrer Sammelpassion frönt.

3 Tage in Berlin26

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Schmökern, stöbern, staunen, shoppen

Kreuzberg

Brandneu: Wahlverwandt Soeben haben Angelika Thiekötter und Sari Anwander ihr Soussol-Kabinett eröffnet. Weil beide an akutem Sammelfieber von Raritäten leiden, haben sie aus der Not eine Tugend gemacht und angefangen, professionell mit ihren Lieblings-objekten zu handeln: Angelika mit Antiquitäten und alten Trachten, ihre Kollegin mit indischen Saris und Vintage Mode.Nostizstrasse 25Tel. +49 (0)172 644 7182

Feminin: RosinaGrande Dame Eva Thomas hat ihr Hobby zum Beruf gemacht und bietet seit 14 Jahren ein sorgfältig gepflegtes Secondhand-Bijou mit einem Schwerpunkt auf femininer Vintage Mode aus den 50er-Jahren, wobei ihre grosse Passion Kleidern mit Pünktchen- und Streublüm-chen-Dekor gilt.Nostitzstrasse 33Tel. +49 (0)30 695 058 50

Kiloweise Schnäppchen: ColoursAuf über 1000 m2 findet man hier nach Farben geordnet viel Casual- Secondhand-Ware im Kiloverkauf, aber auch schräge Vintage-Stücke und Marken-Mode mit Einzelpreis. Fokus: 70er- und 80er-Jahre.Bergmannstrasse 102 (Innenhof)Tel. +49 (0)30 694 33 48 | www.kleidermarkt.de

Design-Perlen: KlassikerfundusDie gelernte Architektin Jule Brand bietet gemeinsam mit einem befreundeten Szenenbildner auf

300 m2 auserlesene Design-Klassi-ker des 20. Jahrhundert zum Verkauf und Verleih an, weshalb hier auch viele Ausstatter von TV-, Film- und Videoclip-Produktionen verkehren.Südstern 6Tel. +49 (0)30 644 906 00 | www.klassikerfundus.de

Prenzlauer Berg

Party-Garant: StiefelkombinatDas 2007 gegründete «Stiefelkom-binat» überwältigt das Auge schon von aussen mit einer Fülle von Ob-jekten aus den 40ern- bis 80ern: Koffer, Taschen, Kleider, Hüte und rund 6000 Paar Stiefel. Hinzu kom-men Tapeten, Bettwäsche und Ge-schirr. Im täglich bis 22 Uhr geöffne-ten Laden kann man hier auch kurz vor einer Party noch das passende Outfit finden. Eberswalder Strasse 22/23Tel. +49 (0)30 510 512 34 | www.stiefelkombinat.de

Schräg, schräger: VEBorange Die DDR-Abkürzung VEB (Volks-eigener Betrieb) und das dazu ge-setzte «orange» stehen programma-tisch für den schrägen Mix in Mario Schuberts Kultshop: «Highlights» aus den 60er- und 70er-Jahren so-wie Alltagsgegenstände und Kleider aus der Zeit der DDR.Oderberger Strasse 29Tel. +49 (0)30 978 868 86| www.veborange.de

Platzhirsch: Paul’s BoutiqueMit viel Herzblut hat der gebürtige Ostberliner Frank Radermacher an

der Oderberger Strasse ein kleines Secondhand-Imperium aufgebaut. Im «Mutterhaus» (Nr. 47) stapeln sich hippe Retro-Klamotten, Snea-kers, Star-Wars-Figuren und Ghetto- blastern aus den 80er-Jahren. Gleich gegenüber (Nr. 45) liegt das «Goo» mit gebrauchten Designer-Brands wie Dior u. v. m. Zudem vermietet Radermacher in seinem «Fundus» für Theater, Film und Fotoshootings fein sortierte Vintage-Juwelen. Oderberger Strasse 47/45Tel. +49 (0)30 440 337 37| www.paulsboutiqueberlin.de

Vintage-Brillen: LunettesOb trashige Nerd-Brille, Vintage-Horn- oder -Nickelbrillen: Uta Geyers «Lunettes» bietet einen feinen Quer-schnitt durch die Design-Geschichte der Brille ab 1900. Die ungetragenen Originale stammen aus Lagerbestän-den namhafter Hersteller.Marienburger Strasse 11 2. Filiale: Torstr. 172 Tel: +49 (0)30 437 394 65| www.lunettes-brillenagentur.de

Charlottenburg

Antik-Center Suarezstrasse Im Oktober 2010 wurde auf einer Fläche von 260 m2 ein geniales Antiquitäten-Shop-in-Shop-Konzept ins Leben gerufen: Acht Flohmarkt-Händler haben sich zusammen-gefunden und halten seither an marktfreien Tagen hier ihre Expona-te feil. Ein Höhepunkt ist die Ecke der Initiatorin und Reiseantiquitäten-Händlerin Priti Shambhu, welche

Berlins schönste Secondhand-Läden, die man

sich nicht entgehen lassen sollte.

Anreise

Tägliche ICE-Direktverbindungen Basel SBB–Frankfurt a. M.–Ber-lin, davon 5 ICE-Verbindungen ab Interlaken–Bern (alle Züge mit Speise- oder Bistrowagen). Täglich je eine «City Night Line»-Verbindung via Basel SBB. Übrigens: Neu sind die Billette für Bahnfahrten nach Deutsch-land auch bequem zum Ausdrucken online buchbar:| www.sbb.ch

sich auf antikes Ledergepäck, Reiseführer, Globen und Sport-gegenstände spezialisiert hat.Suarezstrasse 48 – 49Tel. +49 (0)30 208 26 81

Vintage pur: Tony DuranteDer gebürtige Italiener Tony Duran-te ist ein leidenschaftlicher und ver-sierter Sammler von hochwertigen Vintage-Kleidern für «Crazy people». Handverlesene Designer-Teile fin-den sich bei ihm genauso wie sol-che von namenlosen Schneidern aus den 20er- bis 80er-Jahren. Im Vordergrund steht das einzigartige, prägnante Design, der Stoff und der Stil einer Epoche.Suarezstrasse 62Tel. +49 (0)30 318 034 18

Textile Nostalgie: Spitze Herbert Mayr und Axel Noltekuhl-man kaufen, verkaufen und ver-leihen historische Bekleidung und Accessoires. Fokus: 1860 –1960.Suarezstrasse 53Tel. +49 (0)30 313 10 68| www.spitze-berlin.de

Gratistipp

Secondhand-GuideEinen äusserst nützlichen Über-sichtsplan mit unzähligen Second-hand-, Trödel- und Flohmarkt- Adressen bietet der soeben frisch überarbeitete Gratis-Guide von Rudolf Heuveling, welcher in vielen Geschäften, Hotels und Hostels aufliegt.| www.planpromotion.de

Eva Thomas in ihrem Second-hand-Kleinod «Rosina» (links).

Das «Stiefelkonsortium» an der Eberswalder Strasse (Mitte).

Tony Durante in seinem Char-lottenburger Vintage-Tempel (rechts).

Die Idee zu dieser ersten und einzigen Bahnhofkirche im deutschsprachigen Raum hatte ein Kollege von mir. Er hat-

te ähnliche Institutionen in Bahnhöfen von Lyon, Paris und Rom kennengelernt. In Zürich gibt es die Idee schon seit den 70er-Jahren. Sie wurde aber nie umgesetzt, bis sich die katho-lische und reformierte Kirche von Stadt und Kanton Zürich als ökumenische Trägerschaft zusammenrauften und einen dreijährigen Pi-lotversuch bewilligten.

Die SBB war zuerst eher zurückhaltend. Doch als sie gemerkt hat, dass wir keine klas-

«Die Sonne ist die beste Seelsorgerin»Die einzige Bahnhofkirche der Schweiz mitten im Zürcher Hauptbahnhof feiert dieses Jahr ihr zehn-

jähriges Jubiläum. Der ehemalige Gefängnisseelsorger Toni Zimmermann hat das ökumenische Erfolgsprojekt

von Anfang an begleitet. Jetzt wird er pensioniert und blickt nicht ohne Wehmut zurück.

sische Kirchgemeinde und auch keine An-laufstelle für Bettler gründen, sondern hier im Dienstleistungsgeschoss eine wirkliche Dienstleistung anbieten wollten, hat sie zuge-stimmt. Unsere Dienstleistung besteht aus ei-nem Ort der Ruhe, einem Gratisangebot des spontanen seelsorgerischen Gesprächs und unseren Wegworten, die ich und mein refor-mierter Kollege und unsere Stellvertreter je-den Tag neu verfassen.

Für alle Weltreligionen offen

Wir haben zwölf Stunden geöffnet und je-den Tag zwischen fünf und zehn Seelsorgegespräche. In der Re-gel dauern diese 45 bis 60 Minu-ten. Dabei ist uns ein Phänomen aufgefallen: Am ersten Sonnen-tag nach einer Schlechtwetterpe-riode kommt praktisch niemand zu uns. Offenbar scheint die Son-ne die beste Seelsorgerin zu sein.

Die Leute stammen aus allen Schichten. Das geht von Regie-rungsräten über Professoren und Banker im Nadelstreifenanzug durch den ganzen Mittelstand bis hin zum Alkoholiker und Dro-genabhängigen. Auch vom Alter her haben wir eine gute Durch-mischung. Die Mehrheit ist zwi-schen 20 und 60 Jahre alt. Das ist genau das Zielpublikum, wel-ches wir ansprechen wollten: Das werktätige Volk, welches voll im Leben steht. Etwas mehr als die Hälfte sind Leute, die sonst nie eine Kirche besuchen.

Die Menschen, welche das Ge-spräch suchen, kommen an ir-gendeinem Punkt in ihrem Leben an eine Grenze. Sie wissen nicht mehr weiter und haben nieman-den, mit dem sie über ihre Pro-bleme sprechen können. Viele suchen hier die Anonymität. Des-halb haben wir mit 40 Prozent auch einen relativ hohen Männer- anteil. Gerade diese Anonymität

wird von Männern ausdrücklich geschätzt. Bei vergleichbaren therapeutischen und psy-chologischen Angeboten ist der Männeran-teil halb so hoch. Auch die konfessionelle Of-fenheit macht viel vom Erfolg aus. Wir sind nicht nur ein ökumenisches Projekt, sondern für alle Weltreligionen offen. Mir haben schon viele Menschen gesagt, dass sie genau deshalb den Schritt zu uns gewagt haben, weil sie die-se Offenheit schätzen. Im Durchschnitt wei-sen wir jede zehnte Person an eine geeignete Fachstelle weiter. Einmal kam im Winter eine junge Ausländerin ohne Jacke frierend zu uns und bat um Hilfe. Sie ist von zuhause geflüch-tet, weil sie erfahren hatte, dass sie ihr Vater und Bruder im Ursprungsland verheiraten wollten. Zum Glück habe ich für sie ein Frau-enhaus gefunden, wo ich sicher sein konnte, dass sie ihre Familie nicht finden würde.

Vom Gefängnis in den Bahnhof

Vor dem Job in der Bahnhofkirche habe ich über 13 Jahre lang als Gefängnisseelsorger ge-arbeitet. Also fast lebenslänglich bei guter Führung. Davor arbeitete ich als Theologe für die Caritas und war zuvor noch als Lektor in einem Verlag tätig. Die Bahnhofseelsorge ist eine sehr dankbare Tätigkeit. Ich habe noch nie in meinem Leben so viele Komplimen-te erhalten. Es vergeht praktisch kein Tag, wo nicht jemand vorbeikommt und sich dafür bedankt, dass es diesen Ort gibt. Der Bahnhof ist in den letzten zehn Jahren zu meiner Hei-mat geworden.

Ich verlasse meine Stelle schon mit einer gewissen Wehmut. Denn ich lasse mich mit je-dem Menschen auf eine Beziehung ein. So er-halte ich auch ganz viel zurück. Ich lasse mich jetzt ganz bewusst ein halbes Jahr lang auf eine Leere ein und schaue, was die Situation mit mir macht. Am 1. Juli hat meine Nachfol-gerin diese Aufgabe übernommen. Aufgezeichnet von Simon Bühler

Getroffen in der Bahnhofkirche am HB ZürichName: Toni Zimmermann (65)Beruf: Theologe und SeelsorgerHobbys: Singen, Wandern, Bahnfahren, FreundeMotto: «Die Liebe hört niemals auf.» (1 Kor 13,8)| www.bahnhofkirche.ch F

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Bahnhofseelsorger Toni Zimmermann in der Kapelle am Zürcher Hauptbahnhof.

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Hintergrund

Wenn der Stamm- tisch mobil wird

Es gibt verschiedene Strategien, sich das Pendeln zu versüssen.

«via» hat drei verschworene Pendlergemeinschaften getroffen, welche

die gemeinsame Reise als mobilen Stammtisch kultivieren.Text: Simon Bühler; Fotos : Justin Hession

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Wenn die Pendlergemeinschaft vom Bo-densee in Romanshorn die Fähre nach Friedrichshafen besteigt und sich im

Bordrestaurant am fix reservierten Stamm-tisch niederlässt, folgt alles einem eingespiel-ten Ritual: «Eigentlich gibt es keine Sitzplatz-zuordnung, aber jeder sitzt doch mehr oder weniger immer am gleichen Platz und mag es nicht, wenn jemand anders dort sitzt», er-klärt August Aepli, von seinen Mitpendlern kurz «Gust» genannt: «Bestellen müssen wir auch nicht mehr, das Servicepersonal kennt uns und weiss, wer welchen Kaffee möchte.»

Bei Oliver Nohynek ist es ein Milchkaf-fee. Seit 1994 ist der Geschäftsführer eines Maschinenbauunternehmens täglich mit der Fähre unterwegs: «Am Anfang waren wir nur zu zweit. Der Kollege von damals ist heu-te in Pension, hatte aber 30 Jahre lang auf dem See gependelt», erinnert sich Nohynek. Dafür ist Pia Mohr in sein Pendlerleben ge-treten: «Oliver und ich waren sozusagen das Gründungspaar», lacht die muntere Versi-cherungsmaklerin, welche nach über 15-jäh-riger Fährpendlerkarriere einige Geschichten auf Lager hat. Etwa die, als sie eine Zeit lang auf der «Romanshorn» einen Raum zur Ver-fügung hatte, um Tuba zu üben.

Freundschaftliche Verbundenheit

Seither hat sich die Gruppe stetig erweitert. Zunächst um «Gust», der seit 1998 auf dem See unterwegs ist und die Gemeinschaft nicht mehr missen möchte: «Sie bedeutet mir einen guten Start in den neuen Tag unter Freunden mit Gesprächen über Gott und die Welt. Wenn man mal alleine pendeln muss, weil die ande-ren im Urlaub, auf Geschäftsreisen oder aus anderen Gründen abwesend sind, dann ver-misst man die Verbundenheit. Ich würde die

Bordunterhaltung: Robert Wiedler, Michael Ebenhoch und Patrik Studerus (hinten), Oliver Nohynek und August Aepli (mit dem Rücken zur Kamera).

Pendlergemeinschaft jedenfalls vermissen, würde es sie nicht mehr geben.»

2007 ist der deutsche Diplomingenieur Michael Ebenhoch zur Gruppe gestossen, weil er sich frisch verlobt in der Schweiz niederge-lassen hatte: «Die Pendlergemeinschaft ver-süsst mir seither meinen Arbeitsweg, weil ich nette Menschen treffe und interessante Ge-spräche führen kann.»

Eintrittspreis: eine Runde Kaffee

2010 kam Systemingenieur Robert Wiedler an Bord. Als «Hardcore-Pendler», der pro Arbeits-weg täglich über drei Stunden mit Bus, Zug, Fähre und noch einmal Bus unterwegs ist, schätzt er den «stammtischähnlichen Aus-tausch» mit seinen Mitpendlern, nutzt die Schifffahrt aber auch gerne «als mobiles Büro mit der wohl tollsten Aussicht der Welt».

Ebenfalls seit einem Jahr mit von der Partie ist Patrik Studerus: «Da Gust in der gleichen Firma arbeitet wie ich, fiel mir der Anschluss etwas leichter», erklärt der Maschi-neningenieur, «irgendwann habe ich allen einen Kaffee spendiert und seither sitzen wir immer gemeinsam am Tisch und freuen uns, wenn wir uns sehen.»

Die Grenzpendler vom Bodensee

Romanshorn ab 07.36 Uhr

Friedrichshafen an 08.17 Uhr

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32 Hintergrund

Ab ins Wochenende: Karen Dos Santos, Cécile Dousse und Nika Osmanaj.

Die Au-pair-Pendlerinnen über dem Röstigraben

Winterthur ab 19.58 Uhr

Fribourg an 21.54 Uhr

Jeden Freitagabend kehren unzählige Wo-chenaufenthalter in ihre Heimat zurück. Darunter auch die Au-pairs Karen Dos

Santos, Cécile Dousse und Nika Osmanaj. Die drei jungen Frauen arbeiten im Rahmen eines einjährigen Au-pair-Programms der Nonpro-fitorganisation «Pro Filia» bei Deutschschwei-zer Familien für Kost und Logis sowie einen bescheidenen Lohn als Kindermädchen. Die Motivation, sich auf ein solches Jahr in der Fremde einzulassen, beschreiben alle drei mit den gleichen Argumenten: Sie wollen unab-hängig vom Elternhaus ihre Selbstständigkeit erproben und natürlich deutsch lernen.

Die drei treffen sich am Bahnhof Winter-thur und freuen sich sichtlich auf ihr frei-es Wochenende. Dieses beginnt oft mit einer gemeinsamen Bahnfahrt: «Es ist interessant, sich nach einer Arbeitswoche auf dem Zug zu

treffen und sich über die verschiedenen Er-fahrungen auszutauschen», erklärt die Cécile Dousse, welche wie die meisten ihrer Kolle-ginnen für das Au-pair-Jahr ein Generalabon-nement gelöst hat: «Ich bin in meinem Leben noch nie so viel Zug gefahren und auch unter der Woche mit den Kindern sehr viel im öf-fentlichen Verkehr unterwegs, weshalb sich das Abo mehr als gelohnt hat.»

Röstigraben-Transfer

Nika Osmanaj freut sich zwar ebenfalls über die gemeinsamen Bahnreisen, mag es aber auch, alleine im Zug unterwegs zu sein. Etwa wenn sie sich im Gegensatz zu ihren Kolle-ginnen, statt am Montagmorgen, bereits am Sonntagabend auf die Rückreise über den Rös-tigraben begibt, um zu ihrer Gastfamilie in Flawil zurückzukehren.

Apropos Röstigraben: Haben sie zwischen der Romandie und der Deutschschweiz Men-talitätsunterschiede festgestellt oder halten sie diese für einen Mythos? Noch einmal Nika: «Ich habe den Eindruck, dass die Deutschwei-zer zuvorkommender und hilfsbereiter sind. Ich wurde in Flawil jedenfalls hervorragend integriert und ich wage zu bezweifeln, dass dies umgekehrt in Payerne, wo ich herkom-me, auch so der Fall wäre.»

Karen Dos Santos pflichtet bei: «Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass sich die Deutschweizer äusserst zuvorkommend ver-halten und auch viel eher bereit sind, fran-zösisch zu sprechen, wie dies oft der Fall war, als ich zu Beginn des Jahres mit dem Deutsch noch etwas Schwierigkeiten hatte. Insofern werde ich das Jahr und all meine Deutschwei-zer Freunde in bester Erinnerung behalten.»

34 Hintergrund

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Mario Bernasconi, Martin Balmer, Daliah Kremer und Gertrud Meile am HB Zürich.

Martin Balmer und seine Lebenspartne-rin Daliah Kremer pendeln seit 2005 zwischen Frick und Zürich und haben

sich dabei von Anfang an für den Speisewa-gen entschieden. «Damals verkehrte noch ein ICE der Deutschen Bahn auf unserer Strecke, heute ist es ein Interregio der SBB», erklärt der 45-jährige Sachbearbeiter. «Irgendwann haben wir festgestellt, dass wir jeden Mor-gen immer wieder die gleichen Gesichter se-hen», ergänzt seine Partnerin und lacht: «Der gemeinsame Frust über den Filterkaffee der Deutschen Bahn schweisste uns wohl mit un-seren Mitpendlern zusammen.»

Eine dieser Mitpendlerinnen der ersten Stunde war Gertrud Meile: «Mit der Zeit er-gaben sich ein paar Worte mehr als nur ‹Gu-ten Morgen› und so formierte sich allmählich unser Stammtisch im Speisewagen», erinnert

sich die Sachbearbeiterin, welche ebenfalls seit sechs Jahren zwischen Frick und Zürich unterwegs ist.

Hauptsache ungezwungen

«Die Pendlergemeinschaft bedeutet mir Ri-tual und Abwechslung zugleich», erklärt Ger-trud Meile, «wir erzählen uns von unseren Erlebnissen und tauschen Restaurant- oder Ausflugtipps aus. Es gibt aber auch Zeiten, wo es am Tisch ruhiger zugeht, sich alle in ihre Zeitungen vertiefen oder die Fahrt noch zum Träumen oder Erwachen geniessen.» Gera-de diese Ungezwungenheit der Begegnungen und Gespräche, an denen sich jeder nach Lust und Laune beteiligen kann, schätzt auch Ma-rio Bernasconi an der Speisewagen-Pendlerge-meinschaft, der er seit drei Jahren angehört: «Beim Pendeln mag ich es manchmal auch,

einfach Zeit für mich zu haben, um etwas zu lesen, Musik zu hören oder zu arbeiten.»

Fragt man den Speisewagenstammtisch nach gemeinsamen Anekdoten, kommen ei-nige Geschichten zusammen. Ein hübsches Müsterchen ist die folgende Geschichte, die Martin Balmer zum Abschied erzählt: «Zwei Damen machten es sich im Speisewagen auf den letzten Plätzen bequem, weigerten sich aber störrisch, etwas zu konsumieren. Die höf-liche Aufforderung des Kellners, den Wagen zu verlassen, liess die beiden Damen unbeein-druckt. Ziemlich beeindruckend muss dann aber die Reaktion der vereinten Gästeschar gewesen sein, denn wir gaben den beiden Da-men klipp und klar zu verstehen, dass ihr Ver-halten nicht in Ordnung ist. Sie weigerten sich zwar weiter, wurden seither aber nie wieder im Speisewagen erblickt.»

Die Speisewagenpendler aus dem FricktalFrick ab 06.42 Uhr

Zürich HB an 07.24 Uhr

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Interview36

Frau Bundesrätin, wann sind Sie zum letzten Mal Zug gefahren?Vor etwa 10 Tagen. Bern – Zürich ist eine typi-sche Strecke, die ich im Zug zurücklege. Denn im Stau zu stecken, ist mühsam. Ich nehme das Auto für Fahrten, bei denen ich sonst zu wenig schnell am Ziel wäre. Im Freiamt, wo ich wohne und aufgewachsen bin, habe ich kei-ne so gute Zuganbindung, wie wenn ich in der Stadt Zürich wohnen würde.

In diesem Fall dürften Sie als Jugendliche den Autofahrausweis herbeigesehnt haben. Sie gelten ja als passionierte Autofahrerin ...... ich fahre gern Auto, habe aber nur noch sel-ten Gelegenheit dazu, mich selber ans Steu-er zu setzen. In meiner Wohnregion sind viele aufs Auto angewiesen. Bei uns haben wir zwar ein Postauto, aber keine Zughaltestelle. Des-halb sind Fragen des Regionalverkehrs und dessen Anbindung an die städtischen Net-ze für mich wichtig. Diese Realität darf man nicht vergessen. Es wohnen auch Menschen ausserhalb der Agglomerationen.

Zur Eröffnung des letztjährigen Auto- salons in Genf haben Sie gesagt, das Auto sei für Sie gleichbedeutend mit «Freiheit». Was bedeutet Ihnen umgekehrt das Reisen mit der Bahn?Beim Reisen mit dem öffentlichen Verkehr – und auch im Flugzeug – fährt man nicht sel-ber, sondern setzt sich als Gast in ein Fahr-zeug. Das ist anders, als wenn man selber steuert, wie beim Auto oder Velo, wo das Frei-heitsgefühl grösser ist – ausser in der Stadt

« Wer über die Grenze reist, merkt, wie verwöhnt wir sind»Bundesrätin Doris Leuthard ist seit anfangs Jahr Verkehrsministerin der Schweiz. Im Gespräch

mit «via» spricht die passionierte Autofahrerin über die anstehenden Preiserhöhungen im öffentlichen

Verkehr, den Neid ihrer europäischen Kollegen und ihr eigenes Mobilitätsverhalten.

Bern, wo man ständig auf die Tramschienen achtgeben muss. (Lacht.) Ich habe in der Re-gel den Vorteil, dass ich im Zug einen Sitzplatz habe, weil ich für meine Bahnreisen jeweils ei-nen Platz reservieren lasse. Aber ich verstehe, wenn sich Passagiere darüber aufregen, wenn sie keinen Sitzplatz finden. Deshalb sind Über-legungen wichtig, wie man die Mobilität bes-ser über den Tag verteilen könnte. Vermutlich lohnt es sich im Übrigen auch, mit den knap-pen Mitteln eher für mehr Plätze zu sorgen als für minime Reisezeit-Verkürzungen.

Als Bundesrätin verfügen Sie über ein Gra-tis-GA. Würden Sie dieses Abo amortisieren, wenn Sie es selber bezahlen müssten?Über das Jahr hinaus gesehen wahrscheinlich nicht, weil ich während der Woche meist in Bern bleibe und dann zu Fuss ins Büro gehe. Den Dienstwagen brauche ich in der Regel nur, wenn ich ausserhalb von Bern berufliche Verpflichtungen wahrnehme.

Die Verkaufszahlen von GA und Halbtax sind in den vergangenen Jahren ständig gestiegen. Nun drehen Sie mit an der Preis-schraube, insbesondere beim GA. Haben Sie keine Angst, dass die Menschen von der Bahn auf die Strasse zurückkehren?Für die Festlegung der Tarife sind die Unter-nehmen des öffentlichen Verkehrs zustän-dig. Aber es ist richtig: Um Preiserhöhungen kommen wir in der Schweiz wohl kaum her-um. Denn im öffentlichen Verkehr bezahlen die Kunden mit ihrem Fahrausweis nur rund 50 Prozent der Kosten, der Rest wird von der

Allgemeinheit, also von den Steuerzahlerin-nen und Steuerzahlern, getragen. Von Kosten-wahrheit sind wir im öV weit entfernt. Es ist daher angezeigt, dass sich die Nutzer künftig etwas stärker an der öV-Finanzierung betei-ligen. Das ist für mich ein Akt der Gerechtig-keit. Ich denke nicht, dass dies zum Umstei-gen aufs Auto führen wird.

Wollen Sie die Automobilisten entlasten?Das wird kaum möglich sein. Mit der Über-führung von 400 km bestehender Strecken ins Nationalstrassennetz erwachsen dem Bund zusätzliche Kosten von rund 300 Mil-lionen Franken, die mit einer teureren Auto-bahnvignette finanziert werden sollen.

« Ich denke nicht, dass die Preiserhöhung zum Umsteigen aufs Auto führen wird.»

Bundesrätin Doris Leuthard

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37Interview

Preiserhöhungen sind zurzeit im Verkehrs-bereich ein grosses Thema. Ist die Mobilität grundsätzlich zu billig?Viele, die etwas bezahlen müssen, finden, es sei eigentlich genug. Sei es bei den Kranken-kassen, bei den Mieten oder allgemein bei den Lebenshaltungskosten. Aber wenn ich sehe, welche Leistungen wir im Mobilitätsbereich in der Schweiz zur Verfügung stellen – sei es im öffentlichen Verkehr oder auf der Strasse – finde ich, dass der Staat ein sehr gutes An-gebot macht. Es ist unrealistisch zu meinen, man könne das Angebot dauernd erweitern, ohne dass es mehr Kosten nach sich zieht.

Sind wir verwöhnt?Mobilität ist heute für viele selbstverständlich geworden. Manche sind heute bereits verär-gert, wenn sie keinen Halbstundentakt haben. Andere nerven sich, wenn sie an einem Bahn-hof einmal eine Viertelstunde warten müs-sen. Das wäre früher undenkbar gewesen. Wir haben in der Schweiz im Vergleich mit ande-ren Staaten ein exzellentes öV-Angebot. Wer über die Grenze reist, merkt, wie verwöhnt wir sind und wie viele Staaten uns beneiden. Nicht nur um das Angebot, sondern auch um die Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und Sicher-heit. Das kostet halt etwas.

Bekommen Sie als Bundesrätin im Ausland entsprechende Feedbacks von andern Staaten?Die Schweizer Verkehrspolitik wird oft ge-rühmt. Vor allem wegen der verlässlichen Ver-kehrsfinanzierung. In den meisten EU-Staaten gibt es immer noch das Risiko jährlich ändern-der Budgets. Verglichen mit Stuttgart 21 oder der Rheintalbahn sind unsere Bahnprojekte zudem auch demokratisch viel besser im Volk verankert. Dafür beneiden uns alle und wir dür-fen stolz darauf sein. Die Schweiz wird in Euro-pa immer mehr als Vorbild für Finanzierungs- und Demokratielösungen herangezogen.

Pflegen Sie bestimmte Rituale, wenn Sie im Zug unterwegs sind?Meistens kombiniere ich Bahnreisen mit einer Sitzung, weshalb zum Beispiel das Ruheabteil für mich weniger geeignet ist, da ich während der Reise noch Gespräche führe. Zudem finde ich den sozialen Aspekt, die Begegnungen mit anderen Menschen im Zug sehr spannend. Das ging mir schon während meiner Zeit als Kantonsschülerin und später als Studentin in Zürich so, als ich praktisch täglich mit dem Zug unterwegs war. Unter den Pendlern gibt es auch viele junge Menschen, die etwas erle-

«Das Ruheabteil ist für mich weniger geeignet»: Verkehrsministerin Doris Leuthard.

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Interview38

KursbuchHerkunft Doris Leuthard wurde am 10. Ap-ril 1963 in Merenschwand (AG) geboren. Die Tochter des Ge-meindeschreibers von Meren-schwand wuchs als ältestes von vier Geschwistern auf. Sie studierte Rechtswissenschaft an der Univer-sität Zürich mit Studienaufenthalten in Paris und Calgary. 1991 erlangte sie das Rechtsanwaltspatent. 1999 kandidierte Doris Leuthard 36-jäh-rig sowohl für den Nationalrat als auch für den Ständerat. Von 1999 bis 2006 war sie Nationalrätin, von 2004 bis 2006 Parteipräsidentin der CVP. Seit dem 1. August 2006 ist sie Mitglied der Schweizer Regie-rung. Bis Ende 2010 war Leuthard Vorsteherin des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements (EVD) und steht heute dem Eidgenössi-schen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunika-tion (UVEK) vor.

PassionGenug Zeit für Lektüre, Familie und Freunde.

VisionEnergie- und Stromverbrauch stabilisieren, CO2-Emissionen redu-zieren – ein Muss für eine Zukunft, die Chancen bietet.

ben, kommunizieren, lernen oder etwas erle-digen wollen. Da könnte man in Zukunft viel-leicht Angebote schaffen, die gegenüber dem Auto einen noch grösseren Mehrwert bieten. Im Zug ist man oft weniger gestresst, man kann abschalten, arbeiten, reden oder auch gemütlich etwas essen und trinken. Insofern könnte eine Bahnfahrt vielleicht noch stärker als entspannendes Erlebnis statt als «notwen-diges Übel» betrachtet werden.

Ob im Verkehr, bei der Energie oder im Gesundheitsbereich – alle Versorgungs- systeme verschlingen immer mehr Geld und scheinen immer stärker unter Druck zu geraten. Sind wir an den Grenzen des Wachstums angelangt? Wachstum ist wichtig für einen Staat. Ganz einfach, um staatliche Leistungen zu finanzie-ren sowie Wohlstand und Lebensqualität zu sichern.

Wie viel Mobilität soll und kann sich die Schweiz leisten?Der Infrastrukturbericht sowie weitere Abklä-rungen der SBB und des Bundes haben aufge-zeigt, dass es beim Bahnnetz einen grossen Nachholbedarf im Unterhalt gibt, für den die bisherigen Finanzmittel nicht ausreichen. An-derseits ist das Bahnnetz inzwischen amorti-siert. Die Eigentümer haben auch Rückstellun-gen gemacht. Man muss bei Bahnprojekten mindestens auf 40 oder 50 Jahre hinaus pla-nen. Jetzt sind halt wieder Investitionen nötig. Doch auch diese werden wir kontinuierlich abschreiben. Es tönt nach grossen Zahlen, der Staat kann solch langfristig angelegte Investi-tionen jedoch meistern.

Könnte Selbstbeschränkung – ähnlich wie bei der Atomkraft – auch beim Verkehr ein Gebot der Stunde sein?Treffender ist wohl der Begriff der Nachhal-tigkeit. Wir müssen darauf achten, dass wir trotz wachsender Bevölkerung unsere Boden-ressourcen nicht täglich massiv verkleinern. Denn unverbauter Raum gehört zur Lebens-qualität. Deshalb scheint es mir sehr wich-tig, dass wir im UVEK Infrastrukturfragen eng mit der Siedlungspolitik verknüpfen. Die Philosophie des Raumplanungskonzepts be-steht darin, die Zersiedlung zu stoppen und die Verdichtung zu fördern. So soll vermieden werden, dass wir am falschen Ort investieren. Die Verkehrsinfrastrukturplanung muss we-sentlich von der Frage geleitet sein, wo die Menschen in zwanzig Jahren wohnen, wo sie arbeiten und wie sie sich bewegen werden.

Das bedeutet im Klartext, dass die nächste bittere Pille, die Sie dem Schweizer Volk schmackhaft machen müssen, darin besteht, dass der Traum vom Einfamilienhäuschen auf der grünen Wiese bald ausgeträumt ist.Ist das wirklich noch der Traum? Ich habe kürzlich gelesen, dass es heute für viele «hip-per» sei, eine Eigentumswohnung im 20. Stock mitten in der Stadt zu erwerben. Die nächs-te Generation wird möglicherweise nochmals andere Ziele haben als heute und gestern. Sol-che Werte wandeln sich, das ist nicht schlecht.

Apropos Verdichtung: Haben Sie die Hoff-nung, dass der öffentliche Verkehr hilft, die Probleme zu lösen, oder sehen Sie den öV eher als Teil des Problems?Gerade im Agglomerationsbereich hat die Bahn enorme Vorteile. Der öffentliche Ver-kehr kann mehr Menschen transportieren, die Strasse ist hier von den Kapazitäten her im Nachteil. Im Agglomerationsbereich ha-ben wir für öV-Ausbauten auch bereits klare Finanzierungskriterien, welche an die Sied-lungspolitik gekoppelt sind. Die Städte gehen bei diesen Fragen oft vorbildlich vor.

Die SBB will in den kommenden Jahren mit einer «Gender-Strategie» den Frauenanteil kontinuierlich erhöhen. Welche «Gender-Strategie» verfolgen Sie selber als Departe-mentschefin und was können andere Unter-nehmen daraus lernen?Es ist mir bewusst, dass wir gerade in den technischen Berufen zu wenig ausgebildete Frauen haben. Wichtig scheint mir, dass man bereits im Kindesalter den Mädchen die Freu-de an technischen Berufen näherbringt. Was meine Strategie betrifft, habe ich erkannt, dass Frauenförderung Chefsache ist. Sie müs-sen beim Kader beginnen. Zum Glück haben wir mit Jeannine Pilloud nun eine gute Chefin für den SBB-Personenverkehr gefunden. Ich denke, dass sie eine Vorbildfunktion überneh-men wird. Wenn andere Frauen sehen, dass da eine engagierte Frau an der Spitze steht, be-ginnen sie, sich ebenfalls eine Führungsposi-tion zuzutrauen.

Ihre Vorgänger haben sich jeweils mit Gross-projekten ein Denkmal gesetzt. Welcher Erfolg soll dereinst von Verkehrsministerin Doris Leuthard in Erinnerung bleiben?In der Schweiz können Sie selten grosse Wür-fe oder ein Jahrhundert-Reformwerk präsen-tieren, und ich schiele bei meiner Arbeit auch nicht aufs Geschichtsbuch. Wenn ich abtre-

te und die Leute sagen «sie hat die Proble-me couragiert angepackt und dafür gute Lö-sungen erarbeitet», dann ist das o. k. für mich. Entscheidend ist für mich, meine Arbeit vor-ausschauend und bürgernah zu machen.

Interview: Simon Bühler und Ruedi Eichenberger

Fotos: Beat Schweizer

frz.: Brot

römischer Kaiser † 68

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Foto

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40 Rätsel

Chance 1: Sudoku Chance 2: Bild um Bild

Chance 3: Schwedenrätsel

Lösung gefunden? Dann also ab die Post!| 1 Rufen Sie an unter Telefon 0901 800 777

( 90 Rp. pro Anruf ), und sagen Sie nach dem Signalton die Lösung, Namen und Adresse.

| 2 Per Postkarte an Redaktion « via », Rätsel, Postfach, 8021 Zürich.

| 3 Senden Sie eine SMS mit via ( Abstand ) Lösungszahl und Ihrer Adresse an die Zielnummer 966. ( 90 Rp. pro SMS )

Teilnahmeschluss : 30. September 2011.Die Gewinnerin des Preisrätsels aus «via» 4/11 ( Lösungszahl : 5462): 3 Übernachtungen im Alpenresort Schwarz) im Wert von CHF 1000.– hat Elsbeth Lüber, Wattwil, gewonnen. Die Gewinner der 15 Reise-Nécessaires SBB wurden schriftlich benachrichtigt.

Wegfahrt

extrem

Truthenne

Zahlwort

ital. Autor (Umberto)

gesucht, begehrt

künstl. Verbin-dungsweg

sprechen

Vernunft

helles englisches Bier

Pokal (engl.)... und Trug

römisch: dreiSportgerät

spiritis-tische Sitzung

frz.: Alter

Strom in Sibirienkurz für: in das

Abk.: Nordnord-ost

Knifflig, knifflig : Aus den nummerierten roten Feldern ergibt sich eine Buchstabenfolge. Die Zahlenfolge erhalten Sie, indem Sie diese Buchstaben auf Ihrem Handy oder Telefonapparat zu Hause suchen. Ein A ergibt beispielsweise eine 2, ein U eine 8 und ein M eine 6.

Eine Zugszene im Zeitraffer : Finden Sie die chronologisch richtige Bildabfolge heraus. Die Lösung ergibt sich aus der Zahlenkombination ( zum Beispiel 4567). Dieselbe Zahlenfolge ergibt sich aus dem Schwedenrätsel und aus den zwei Sudokus.

Rufname Laudasdt. Airline (Abk.)

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kurz für: heransüdtirol. Weinort

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unbear-beitet (Stoff)

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User bestimmen auf einer Homepage die Inhalte mit – das ist heute selbst-verständlich. Als die Online-Präsenz

von «gleis7» für 16 bis 25-Jährige 2003 lan -ciert wurde, war das alles Neuland für die SBB. Die Onlineplattform hat sich aber be-währt: Sie wurde mehrfach ausgezeichnet und hat heute über 304 000 registrierte Mitglieder. Diese verfügen über einen persönlichen Benutzer account mit Freundesliste, Messaging-System und Möglichkeiten für den Upload von Bildern und Videos. Sie finden auf der Seite einen Chat, ein Forum, Spiele, eine

Ein Leben lang VorteileInnovative Online-Kundenprogramme mit besonderen Angeboten begleiten

öV-Stammkunden durchs Leben: ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene.

Tauschbörse. Und mit einem Sammelpunkte-System können sie gratis Musik herunterladen und in einem Shop vergünstigte Produkte be-ziehen.

Magic Ticket für Kids

Die jungen Erwachsenen sind aber nicht die einzigen SBB-Stammkun-

den, die von einer eigenen

Plattform profitieren: Heute bewegen sich auch die Jüngeren schon versiert online, und fast so lange wie gleis7 ist darum auch der Kinder- und Jugendclub «Magic Ticket» auf dem Internet vertreten. Die Erlebnis platt-form zählt über 220 000 aktive Mit glieder im Alter von 6 bis 15 Jahren. Die Kinder können sich ebenfalls registrieren und eine eigene Profilseite erstellen, Games spielen, chatten

42 Marktplatz SBB

Die SBB sorgt dafür, dass Kunden verschiedener Generationen profitieren.

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und an Verlosungen teilnehmen. Zudem finden sie extra für sie aufbereitete Infor- mationen rund um die Bahn und das Reisen.

Dschungel für die Kleinsten

Seit letztem Jahr gibt es sogar für die ganz Klei-nen ein Programm bei der SBB: «Ticki Park». Online gibt es für die Eltern Tipps und Tricks zum Reisen mit Kindern, Spielideen, Bastel-vorlagen und Märchen zum Herunterladen. Zudem wurde eine eigene Ticki-Park-iPhone-App entwickelt, ein Memory für unterwegs.

Das Herzstück des Programms findet sich aber nicht im Internet, sondern im Zug. Die SBB hat neue Familienwagen im Dschungel-look eingeführt, in denen die Kids auf Ent-deckungsreise gehen, herumtollen und spie-len können. Die Reise wird für die Kinder spannend, für die Eltern entspannend. Bis Ende 2012 werden alle doppelstöckigen Inter-City-Züge schrittweise umgebaut und dann

auf den Fernverkehrsstrecken eingesetzt. Zudem sind am Bahnschalter Spielbil-

lette erhältlich, in Familienabteilen und Familienzonen gibt es Brettspiele – die

Spielfiguren können in der Minibar oder im Restaurant bezogen werden.

Und die Erwachsenen?

Natürlich werden auch die Erwach-senen nicht vergessen. «MobilBo-nus» nennt sich das Online-Ange-bot, das Reisenden mit GA oder Halbtax zur Verfügung steht. Über 360 000 registrierte Mit-glieder nutzen hier exklusive Gutscheine, nehmen an Verlo-sungen teil oder erneuern on-line ihr Abo – zudem können sie sämtliche Korrespondenz per E-Mail ab wickeln. Auf einer Markt-

platz-Seite werden mit ande-ren Mitgliedern Kundenangebote wie Rabatte auf Hotelübernach-tungen, Wei ter bildungskurse oder Helikopterflüge getauscht. Und in einem Forum wird über diver-

se Fragen zum öffentlichen Verkehr diskutiert.

Ticki Parkbis 6 Jahre

• online Tipps und Tricks: Spielideen, Bastelvorlagen, Märchen zum Download, Memory-iPhone-App

• Familienwagen im Ticki-Park-Dschungellook• Brettspiele in den Familienabteilen (IC) und

Familienzonen (ICN) (Spielfiguren bei Minibar oder SBB Restaurant)

• Spielbillette| www.sbb.ch/tickipark

Magic Ticket6 bis 15 Jahre

220 000 Mitglieder • eigene Profilseite• Chat• Forum• Games• Verlosungen• altersgerechte Informa tion zu Bahn

und Reisen• Magic Ticket-Abenteuerreisen| www.sbb.ch/magicticket

gleis716 bis 25 Jahre

304 000 Mitglieder• persönliches Profil (Bild- und Video-Upload,

Freundesliste, Messaging-System) • Chat, Forum, Games• Online-Tauschbörse• gleis7 Shop• exklusive Angebote und Verlosungen• SmartPhone App• Sammelprogramm für Rabatte

und Musik-Download | www.sbb.ch/gleis7

MobilBonusab 26 Jahre

360 000 Mitglieder• exklusive Gutscheine, Vergünstigungen

auf Reisen, Kultur, Unterhaltung• Aboverlängerung online• Korrespondenz per E-Mail• SMS-Service mit Erinnerung an Abo-Ablauf• Marktplatz für Tausch von Kundenangeboten• exklusive Verlosungen• Forum für Austausch zu öV-Themen| www.sbb.ch/mobilbonus

Die Online-Kundenprogramme

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Agenda44

Kunst und Kultur

Bis 18. September, Espace Courant d’Art, ChevenezBenDer Espace Courant d’Art zeigt Schriftbilder und Installationen eines der wichtigsten Künstler der franzö-sischen Avantgarde, Benjamin

Vautier, besser bekannt als Ben. | www.courantdart.ch

1. Oktober, Staumauer Lucendro SaltocelloDas Violoncello-Ensemble spielt Stücke aus der Renaissance und Heavy metal – in einer ein maligen Umgebung: in der Staumauer Lucendro im Gotthardmassiv.| www.saltocello.ch

Bis 16. Oktober, Kunsthalle Palazzo, LiestalIdées en chantier: Ruth Berger, Gérard Pétremand, ZimounDie Kunsthalle im ehemaligen Post-gebäude gleich beim Bahnhof Lies-tal zeigt Aquarelle, Fotografien und

Mehr erleben im SeptemberWissen, was wann wo läuft in der Schweiz.

Rauminstallationen von Ruth Berger, Gérard Pétremand und Zimoun.| www.palazzo.ch

Bis 30. Dezember,Textilmuseum St. GallenStgall: SpitzengeschichteDie Sonderausstellung dokumentiert die 800-jährige St. Galler Textilge-schichte und die Entwicklung des Ostschweizer Kulturguts. Railaway-Angebot: 20 % Er mässigung auf Bahnfahrt und Eintritt| www.sbb.ch/stgall| www.stgall.ch

Bis 6. November, Aargauer Kunsthaus, AarauDieter Roth: SelbsteDieter Roths Schaffen kreist immer wieder um Dieter Roth: Das Aargauer Kunsthaus zeigt Selbst-bildnisse aus allen Schaffens- zeiten des Schweizer Künstlers (1930 –1998).Railaway-Angebot: 10 % Er mässigung auf Bahnfahrt und Eintritt| www.sbb.ch/aargauer-kunsthaus| www.aargauerkunsthaus.ch

Events und Festivals

9. September bis 16. Oktober, Hardturm-Areal, ZürichCATSDie tanzenden und singenden Katzen feiern ihr 30-Jahr-Bühnen-jubiläum und sind nach Langem wieder in Europa auf Tournee – diesmal in einem für die Show konzipierten CATS-Theaterzelt.Railaway-Angebot: 20 % Ermäs-sigung auf die Bahnfahrt, 10 % Ermässigung auf den Eintritt| www.sbb.ch/cats | www.cats.de

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10. und 11. SeptemberEuropäische Tage des Denkmals: Im UntergrundEiskeller, Grotten, Bunker, Krypten, Klosterkeller: Die Nationale Informa-tionsstelle für Kulturgüter-Erhaltung NIKE und die Fachstellen für Ar-chäologie und Denkmalpflege ma-chen an rund 760 Veranstaltungen Verborgenes sichtbar.| hereinspaziert.ch| venitevedere.ch

14. bis 18. September, BielFestival du Film Français d’Helvétie (FFFH)Das FFFH überwindet den Rösti-graben: In drei Bieler Kinos wer-den französische Filme gezeigt, die Mehrheit davon ist deutsch unter-titelt. | www.fffh.ch

Natur

Bis 15. September,Leukerbad/RinderhütteAlpaka-TrekkingDie Kleinkamele begleiten bei genü-gend Anmeldungen Familien, Kin-der, Jugendliche, Behinderte oder Senioren jeden Dienstag und Freitag auf einer Wanderung bis zum Wyssen See. | www.torrent.ch

Bis 24. September,BurgdorfKunstwaldraumZum UNO-Jahr des Waldes findet ein Anlass in und um Burgdorf statt: Ein Naturrundgang leitet durch den Wald, eine Route durch die Altstadt führt zu verschiedenen Stationen, an denen Künstler das Thema Wald live umsetzen. Daneben gibt es weitere Aktivitäten wie Führungen, Exkursionen und einen Familientag. | www.kunstwaldraum.ch

Bis 12. Februar 2012,Naturama AarauGeliebt, verhätschelt, verstossen Gefiedert oder geschuppt, kurz- oder langhaarig begleiten Haustiere

DIALEKTischGuido Kalberer, Dörlemann, 127 Seiten, CHF 19.80 Einblick: Nicht nur Ausländern bleiben eine ganze Reihe von Schweizer Dialektaus-drücken ein Rätsel, wie «Uliidig», «Grümsche-le» oder «I d’Möscht». Dieses kleine Lexikon sucht humorvoll nach den möglichen Bedeu-tungen im Alltag und zeigt auf, wie verschie-den etwas je nach Dialekt und Region heissen kann.

Reiselektüre

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den Menschen seit Jahrtausenden. Die Ausstellung zeigt die Hintergrün-de zu den Haustieren – von denen es in der Schweiz fast ebenso viele gibt wie Menschen: 7,6 Millionen. | www.naturama.ch

Bis 5. Februar 2012, Freiburg,Naturhistorisches MuseumHeissi Marroni!Im Herbst bekommt man sie an jeder Ecke, die Papiertüten mit den feinen Marroni. Warum kann man aber die Rosskastanien vom Baum im Garten nicht essen? Die Ausstel-lung in Freiburg dokumentiert die Vielfalt der Kastanienbäume und ihre Geschichte. | www.fr.ch/mhn/de

LernpowerDr. Verena Steiner, Pendo, 254 Seiten, CHF 27.50Weitblick: Wie steigert man beim Lernen In-teresse und Motiva-tion? Wie organisiert man das Lernen effi-zienter und wie bleibt das Gelernte am bes-ten im Gedächtnis? Die Schweizer ETH-Lernexpertin Dr. Ve-rena Steiner stellt in ihrem neusten Buch praxiserprobte Er-folgsmethoden für die nötige Lernpower vor.

Magischer Bodensee Barbara Hutzl-Ronge, AT Verlag, 408 Seiten, CHF 39.90Ausblick: Ob Kulthäu-ser der Pfahlbauern, Barockkirchen oder einst heilige Inseln: Barbara Hutzl-Ronge stellt uns sagenum-wobene Orte rund um den Bodensee vor. Die 29 detailliert be-schriebenen Wan-derungen führen zu magisch-mystischen Plätzen, die sich durch ihre Lage und ihre Ge-schichte auszeichnen.

Sport 17. September, UsterGreifenseelaufAm 17. September 2011 gehört Uster ganz den Läufern. Neben der Halbmarathon-Distanz gibt es auch den Mini-Greifenseelauf (mit Strecken über 1,2 km, 1,6 km und 5,5 km), eine 10-km-Kurzstrecke und eine Strecke für Walking/Nordic Walking.Railaway-Angebot: 50 % Er-mässigung auf die Bahnfahrt für Läuferinnen und Läufer| www.sbb.ch/volkslaeufe| www.greifenseelauf.ch

24. und 25. September, Zürich, LandiwieseFreestyleDie besten Snowboarder, Freeskier, BMX-Fahrer und Skateboarder voll-führen ihre Tricks, daneben gibt es Live-Acts und Trends aus der Free-style-Szene zu entdecken.Railaway-Angebot: 10 % Ermäs-sigung auf die Bahnfahrt, CHF 3.–Gutschein für freestyle.ch-Shops auf dem Gelände| www.sbb.ch/freestyle| www.zurich.freestyle.ch

via 6 | 2011

Dialog 46

« Dank ‹via› kann man sich lesend auf Reisen begeben.»

Hedwige Hoechli über «via».

Sagen Sie uns Ihre Meinung : Lesertipp : Schreiben Sie uns : Redaktion « via », Postfach 3080, 8021 Zürichoder schicken Sie uns eine E-Mail : [email protected] Leserbriefe : Schreiben Sie uns : Redaktion « via », Postfach 3080, 8021 Zürich oder schicken Sie uns eine E-Mail : [email protected] des Monats : Wir freuen uns auf Ihre MMS als E-Mail: [email protected]

Wichtig : Bitte Absender mit Vor- und Nachnamen sowie Adresse nicht vergessen !

tionen über die Stadt Genf bein-haltet und mein Interesse doppelt weckt. Die Präsentation der diver-sen Lokale sind sehr informativ. Ruth Greuter-Leuenberger, Oberglatt

Schöner Bericht Erlebnis Schweiz, via 4/11

Sie haben zu Genf einen schönen Bericht zusammengestellt. Als Lu-zerner weiss ich aber nicht ganz genau, wo alle die beschriebenen Örtlichkeiten sind. Wäre es möglich, künftig einen kleinen Plan dazu ab-zudrucken?

Hanspeter Röösli, Emmenbrücke

Euroschweizerische Geozentriertheit Hintergrund, via 4/11

Herzlichen Dank für Ihre interes-sante Zeitschrift. Besonders die Ausgabe mit dem Beitrag über die Zugsituation in Marokko hat es mir angetan, weil unsere Schule (www.schloessli-ins.ch) seit zwei Jahren eine Partnerschaft mit einer Schule im Herzen Marokkos unter - hält. Bei allem Respekt für den schönen, geschmackvollen Text – einige Passagen haben mich fast vom Hocker gehauen. Denn daraus weht eine euroschweizerische Geo - zentriertheit, die tief in das 19. Jahr - hundert hineinweist. Aber vielleicht bin ich etwas überempfindlich, weil ich in diesem Land in so kurzer Zeit so viel Gutes erlebt habe.

Christophe Zuber, Ins

Nur empfehlen 3 Tage in Venedig, via 7/2010

Dank Ihrem Bericht im «via» von letztem November über Mietwoh-

nungen in Venedig haben wir dieses Jahr wunderschöne Tage in Venedig verbracht und zwar in einer geräu-migen und sauberen Wohnung in ei-nem Quartier ohne «Touristen-Over-kill»! Es hat alles bestens geklappt. Diese Art, Ferien in Venedig zu ver-bringen, können wir nur empfehlen (www.mwz-online.com).

Heidi und Heinz Weideli, Worb

Lesend auf Reisen via allgemein

Als Auslandschweizerin pendle ich mehrmals pro Jahr in die Schweiz. Ich lande jeweils am Flughafen und nehme dann stets den Zug, um zu meiner Destination zu kommen. Ich weiss, ich habe einen Tick, aber wenn ich den Zug besteige, halte ich sofort Ausschau nach einem «via»: Wo hängt eines? Wo im Bahnhof ist noch eines aufgelegt, das ich noch nicht gelesen habe? Fündig geworden, ist es für mich immer äusserst interessant, das Neuste aus dem «Schweizer Länd-li» zu erfahren und meine Ausflüge zu planen. Bravo, das «via» ist gut zu lesen und man kann sich dank der schönen Fotos bereits lesend auf Reisen begeben, Erinnerungen wachrufen oder neue dazusetzen.

Hedwige Hoechli, Bruxelles

Geplagte Platzsuchende SBB allgemein

Mit grosser Freude hörte ich kürzlich auf einer Fahrt von Bern nach Basel folgende Aussage des Zugbeglei-ters durch den Lautsprecher: «Liebe Fahrgäste. Bitte nehmen Sie doch Ihr Gepäck von den Sitzen! Vielen Dank!» Ebenfalls vielen Dank im Na-men aller Platzsuchenden!

Sven Schelling, Steinerberg SZ

Die nächste Ausgabe von via erscheint am 7. Oktober 2011

MMS des Monats

Wir sind vor ein paar Wochen von einer dreiwöchigen Marokko-Rei-se zurückgekommen und zwar mit dem Zug! Wir haben zufälligerweise auch Edi Kunz getroffen, über des-sen «Wüstenzug» in Ihrer Juni-Aus-gabe berichtet wurde.

Claudia Sax Steffen, Zürich

Lesertipp

Verwöhn-Wochenende

in BadenKürzlich durfte ich mit meinem Mann ein Weekend mit Kulturpicknick in Baden verbringen. Im Park der Jugendstilvilla Langmatt genossen wir ein Picknick mit lokalen Speziali-täten, einem Glas Wein und Lektüre aus dem beiliegenden Gedichtband. Der Besuch der Gemäldesammlung französischer Impressionisten be-geisterte uns ebenso wie die Über-nachtung im schmucken Stadthotel. Baden ist eine Reise wert und für uns war dieses Wochenende kulina-risch sowie kulturell ein Höhenflug. | www.baden.ch/picknick

Manuela Hofstätter, Einigen

Leserbriefe

Endlich Marktplatz, via 5/11

Echt romantisch, wie Chantal und Sergio das schöne Panorama auf der Rigi geniessen. Nun haben auch die Damen endlich eine Frei-zeittesterin. Rosa Heggli, Luzern

Wertvoller InhaltErlebnis Schweiz, via 4/11

Im Flughafen Zürich besteigen wir den Zug Richtung Genf. Bevor ich den Fuss auf die Rolltreppe setze, klemme ich mir noch eine «via»-Zeitschrift unter den Arm. Schon so oft war dieses Magazin auf Reisen mit der SBB meine Begleiterin. Sehr informativ, wertvoller Inhalt und ab-wechslungsreich, die Gestaltung übersichtlich! Nun will es der Zufall, dass eben diese Ausgabe Informa-

Impressum Herausgegeben von den Schweizerischen Bundesbahnen, Abteilung Kommunikation, in Zusammenarbeit mit dem Verband öffentlicher Verkehr ( VöV ). Erscheint achtmal jährlich in Deutsch und Französisch. Verlag ARGE VIA: AZ Fachverlage AG, Aarau, und Infel AG, Zürich und Bern Redaktion Simon B. Bühler (Chefredaktion),

Peter Christoph, Daniela Hefti, Andreas Turner (Infel AG) Gestaltung Beni Spirig (Infel AG) Bildredaktion Diana Ulrich (Leitung), Matthias Jurt, (Infel AG) Redaktionsrat Rahel Meile

(SBB Personenverkehr), Ruedi Eichenberger (Chefredaktor SBB Zeitung), Reto Meissner (Leiter Marketing-Kommunikation), Roger Baumann (VöV) Übersetzungen Übersetzer Gruppe Zürich

Sekretariat/Redaktionsassistenz Sandra Weibel (Infel AG) Redaktionsadresse Redaktion «via», Postfach 3080, 8021 Zürich, Tel. 044 299 41 41, Fax 044 299 41 40, E-Mail: [email protected]

Anzeigenverkauf PROSELL AG, Gösgerstr. 15, Postfach 170, 5012 Schönenwerd, Tel. 062 858 28 28, Fax 062 858 28 29, E-Mail: [email protected] Anzeigenverwaltung AZ Fachverlage AG,

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Neumattstrasse 1, 5001 Aarau, Tel. 058 200 55 68, Fax 058 200 56 61, [email protected]., CHF 28.–/Jahr (Schweiz) CHF 36.–/Jahr (Ausland), CHF 55.–/2 Jahre (Schweiz) CHF 69.–/ 2 Jahre

(Ausland) Druck Vogt-Schild Druck AG Gesamtauflage 246 000 Expl. via im Internet www.via.ch ISSN: 1422-6499