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Unsere Gemeinde 10 Unsere Gemeinde 10 Zeitung der evangelischen Gehörlosen 66. Jahrgang Oktober 2018 Feier-Tage

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UnsereGemeinde 10UnsereGemeinde 10Zeitung der evangelischen Gehörlosen

66. JahrgangOktober 2018

Feier-Tage

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Der evangelische Namenskalender umfasst ungefähr 500 Namen. Darunter befinden sich auch bekannte Heilige aus der katholischen Tradition. Typisch für den traditionellen Hei-ligen-(oder Namens-)kalender ist, dass der Todes- oder Bestattungstag des Heiligen sein Gedenktag ist, nicht der Geburtstag. - Denn, so war (und ist) die christliche Überzeugung: Der Sterbetag eines Menschen ist gleichzeitig sein Geburtstag zum himmlischen Leben.

Für die Oktober-Ausgabe habe ich Henry Dunant ausgesucht, der als Gründer des „Roten Kreuzes“ die Welt verändert hat. Auch die Entstehung des weltweiten „Christlichen Vereins junger Männer“ (CVJM) ist eng mit seinem Namen verbunden. Er ist aber auch ein gescheiterter Mensch: Der Bankrott seiner Firma stürzte ihn für lange Zeit ins Elend...

Henry Dunant8. Mai 1828 - 30. Oktober 1910

EVANGELISCHER NAMENSKALENDER

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26 Fr

27 Sa

28 So

29 Mo

30 Di

31 Mi Reformationstag (1517): Luthers Thesenanschlag

Oktober

Theodor Fliedner (1800-1864), ev. Pastor, Sozialreformer, Diakonie

Elizabeth Fry (1780-1845), "Engel der Gefängnisse" Reformerin

Johann Ludwig Schneller (1820-1896), Lehrer und Missionar

Frumentius († 387), Gründer der Äthiopischen Kirche

Leonid von Optina (1768-1841), russ.-orthodoxer Heiliger

Philipp Nicolai (1556-1608), luth. Hofprediger und Liederdichter

Olaus (1493-1552) und Laurentius Petri (1499-1573), Reformatoren Schwedens

Marcellus und Cassian von Tanger, christl. Märtyrer († 298)

Henry Dunant (1828-1910), christl. Humanist, Begründer des Roten Kreuzes

Gottschalk von Orbais (803-869), Mönch, Gelehrter, Dichter, lange Haft

Nicholas Ridley (1500-1555), engl. Bischof, Märtyrer (Scheiterhaufen)

Tag des Evangelisten Lukas

Karl Segebrock (1872-1896), Ewald Ovir (1873-1896), christl. Missionare

Elias Schrenk (1831-1913), Kauf- mann, Missionar, Erweckungsprediger

Jeremias Gotthelf (1797-1854), Schweizer Pfarrer und Schriftsteller

Johannes Zwick (1496-1542), dt. Jurist, Theologe, Dichter

Lucas Cranach d. Ältere (1472-1553), großer Maler, Freund u. Trauzeuge Luthers

Huldrych Zwingli (1484-1531), Schweizer Theologe, Reformator ("reformierte Kirche")

Théodore de Bèze (1519-1605), Genfer Reformator

Jakob der Notar († um 430), christlicher Märtyrer

Teresa von Ávila (1515-1582), span. Ordensfrau (Karmelitin), Mystikerin

Gallus (um 550-640), irischer Wander-mönch, Gründer von Kloster St. Gallen

Johannes Mathesius (1504-65), dt. Pfarrer, luther. ReformatorJustus Jonas der Ältere (1493-1555), dt. Jurist, Theologe, Reformator

Petrus Herbert (1533-1571), dt. evang. Theologe und Liederdichter

Pietro Carnesecchi (1508-1567), ital. Märtyrer der Reformation

Franz von Assisi (1181-1226), Begründer d. Franziskaner-Ordens

Rembrandt van Rijn (1606-1669), großer Maler, biblische Themen

William Tyndale (1484-1536), engl. Bibelübersetzer

Henry Melchior Muhlenberg (1711-87), dt. luther. Pfarrer in USA

Feiertage sind das Hauptthema in diesem Heft. Auf dem Titel steht es so: Feier-Tage. Warum? Feiertage stehen im Kalender. Aber sie haben nicht automatisch mit uns und unserem Leben zu tun. Feier-Tage, das sind Tage, die wir wirklich feiern. Tage, die mit unserem Leben zu tun haben, mit unserer Familie ...

Feiertage gibt es viele. Eine wichtige Funktion haben sie auch deshalb, weil sie un Dinge aus unserer eigenen Lebensgeschich-te ins Gedächtnis rufen. Aber auch Dinge aus der Geschichte unseres Volkes. Menschen, die schon lange tot sind, aber für uns immer noch Vorbild und Ansporn sein können ... Wissen Sie, wann ein Ehepaar Petersilien-Hochzeit hat? Wenn Sie Seite 6 gelesen haben, dann wissen Sie es.Und wissen Sie, warum der 4. April der Welt-Schlagzeugertag ist? Nein? Dann lesen Sie nach auf Seite 4.

Henry Dunant ist eine beeindruckende Person gewesen. Er hat unglaubliche Dinge erlebt und geleistet. Und er hat auch erlebt, wie es ist, auf einmal ganz weit „unten“ zu sein. Die Seite zum Namenskalender war zu klein für seine Geschichte, deshalb wird sie im Hinteren Teil der Zeitung fortgesetzt ...

Viel Fteude am Lesen wünscht Ihnen im Namen der ganzen Redaktion

Ihr

Inhaltsverzeichnis:Evangelischer Namenskalender: Henry Dunant ................................. Seite 2Inhaltsverzeichnis, „Zum Titelbild“, Zitat des Monats ......................... Seite 3Merkwürdige Gedenktage ............................................................... Seite 4Auf ein Wort ..................................................................................... Seite 5Hochzeitsjubiläen .............................................................................. Seite 6Was feiern Sie? .................................................................................. Seite 6Kultur der Erinnerung ......................................................................... Seite 8 Vorschau - Informationen aus den Landeskirchen ........................ ab Seite 9Impressum ...................................................................................... Seite 20Geburtstage .................................................................................... Seite 21 Rätsel ...............................................................................................Seite 22Henry Dunant ................................................................................. Seite 23470 Jahre Westfälischer Frieden ................................................ Seite 24+25Der Weltspartag ............................................................................... Seite 26Mission / Spenden ........................................................................... Seite 27Vorschau - Sieh mal an ... .............................................................. Seite 28

Zu unserem Titelbild:

Ein kleiner, sympathischer Feiertag! Keine Kleider-Vorschrift, keine große Dekoration, auch sonst keine große Vorbereitung. Und bestimmt gibt es hier auch keine Fest- oder Feiertags-reden. Alles was Feiertage manchmal steif macht, ist weg. Und das Hütchen auf dem Kopf zeigt, dass hier jemand bereit ist, einen Spaß mitzumachen. Die kleinen, spontanen Feiern (und Feiertage) habe ich am liebsten. Des-halb habe ich mich für dieses Bild entschieden. (rm)

Ein Leben ohne Feste ist wie ein langer Weg ohne Gasthäuser.

Demokrit (470-380 vor Chris-tus), griechischer Philosoph

„Zitat“

des Monats

Am 8. Mai 1928 wurde Henri Dunant wird in Genf geboren. Seine Familie war sehr fromm und sozial engagiert. Seine Eltern setzten sich für arme und benachteiligte Menschen ein, und er selbst machte schon als Jugendlicher mit. Er organisierte zusammen mit Freunden Hilfe fürArme und Kranke, der Kreis beschäftigte sich aber auch intensiv mit der Bibel. (Später, 1852, entsteht daraus der CVJM - Christlicher Verein junger Männer.)Als 20jähriger machte Dunant eine Banklehre.

Danach begann er, Auslandsgeschäfte im Auftrag einer Handelsgesellschaft in Algerien und Tunesien. Sein Plan war, eine Kolonialgesellschaft zu gründen, die im französisch besetzten Algerien tätig werden sollte. Bevor es dazu kam, war er als Delegierter bei der Gründung des Weltbundes des CVJM in Paris.1858 konnte er eine Mühlengesell-schaft in Algerien gründen.Dunant war ein nicht nur ein tüchtiger, sondern auch ein selbstbewusster und entschlossener Mensch: Da es Probleme mit den Kolonialbehörden gab, reiste er 1859 zu Kaiser Napoleon III. Dieser hielt sich mit seinem Heer in der Lombardei auf, um gegen die Österreicher zu kämpfen. Diese hatten damals große Teile Italiens besetzt. Am 24. Juni kam er am Schlachtfeld bei Solferino an, wo nach über 30.000 Soldaten lagen: Verwundete, Sterben-de und Tote. Er war entsetzt darüber, dass es für sie keine Hilfe gab und organisierte spontan eine Hilfsaktion für die Verwundeten auf beiden Seiten. Zwei Wochen später erschien in Genf ein Hilfeaufruf für die Verwundeten von Solferino.Dunant schrieb das Buch „Eine Erin-nerung an Solferino“ Er finanzierte die Auflage von 1.600 Exemplaren selbst. Aber die „Gemeinnützige Ge-sellschaft“ von Genf nahm ihn auf und unterstützte seine Hilfsaktion. Nach einiger Zeit setzte die „Gemeinnützige Gesellschaft“ ein ständiges Komitee ein, das einen Verband von Sanitätern und Krankenhelfern für kriegführende Armeen bilden sollte. Daraus wurde der Verband des „Roten Kreuzes“. Dunant reiste durch Europa und warb für diese Idee - auch bei vielen Herrschern.

Fortsetzung Seite 23

Foto © luckybusiness bei depositphotos.com_127170744

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66. JahrgangOktober 2018

Feier-Tage

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Am letzten Wochenende im September war wieder der Tag der Gehörlosen. Aber nicht nur die Gehörlosen haben ihren Gedenktag, sondern auch viele andere Gruppen. Im Kalender finden sich viele sehr ernsthafte Gedenktage, die besondere Anlässe in Erinnerung rufen wollen.Aber es gibt auch merkwürdige Ge-denktage, von denen wir einige hier vorstellen wollen:

Am 3. Samstag im Januar wird seit 2009 der Tag des Deutschen Schlagers began-gen. Die „Schlagerfreunde Essen 1996 e. V.“ haben ihn ausgerufen. An diesem besonderen Tag soll dem Schlager und den damit verbundenen Künstlern Tribut ge-zollt werden. Der erste Tag des deutschen Schlagers fand unter der Schirmherrschaft von Dieter Thomas Heck statt, der gerade verstorben ist und viele jahre die ZDF-Hitparade moderiert hat.

Am 21. Januar wird der Welt-Knuddeltag (Englisch: National Hug Day) begangen. 1986 hat ihn der US-amerikanischen Pfarrer Kevin Zaborney ins Leben gerufen. Das Motto: “Huggies” (= Menschen, die Umarmungen verteilen) glauben an die Macht der Umarmung. Alle Menschen sollen die Umarmungen bekommen, die sie brauchen um zu gedeihen. Niemand sollte ohne Umarmung leben!

Ebenfalls für den 21. Januar haben vier österreichische Schüler den Internationa-len Tag der Jogginghose – ursprünglich war der Anlass ein Schulfasching. Daraus wurde der Jogginghosentag, an dem „das praktische und überaus bequeme Kleidungsstück zumindest an einem Tag im Jahr kein Schattendasein führen muss.“ Inzwischen gehen angeblich in mehr als 50 Ländern Menschen an diesem Tag

selbstbewusst in ihrer Jogginghose zur Schule, zur Uni oder ins Büro.

Der 15. Februar ist der Internationale Tag des Regenwurms. Er wurde um das Jahr 2005 von Naturschützern eingeführt. Er ist nicht der einige Tag, der Tieren gewidmet ist: 27. Februar ist der Tag des Eisbären, am 25. April der Tag des Pinguins, am 23. Mai der Welt-Schildkröten-Tag, am 7. Juni der Tag des Waschbären, am 26. Juni der Weltbärentag (weil an diesem Tag der „Problembär“ Bruno erschossen worden ist), am 8. August der Weltkatzentag und am letzten Samstag im September ist der Internationale Tag des Hasen.

Im 16. Februar wird in Nordkorea der „Tag des strahlenden Sterns“ begangen. Der Nationalfeiertag ist der Geburtstag von Kim Jong-Il dem Vorletzten Diktator des Landes.

Der 14. März ist der Pi-Tag. Was da be-deutet? Das haben sich die „Freunde der Zahl Pi (π)“ ausgedacht. Weil die Zahl Pi mit 3,14 beginnt, haben sie den 14. März (auf Amerikanisch: 3/14) gewählt.

28. März ist der internationale Ehrentag des Unkrauts, den Gärtner im Jahr 2003 eingeführt haben.

Für Computer-Nutzer ist der 31. März wichtig: Am „World Backup Day“ sollen sie sich daran erinnern, regelmäßig eine Datensicherung zu machen.

Und weil Schlagzeuger gerne im 4/4-Takt trommeln, wurde 2013 der Weltschlag-zeugertag auf den 4. April gelegt.

Am ersten Samstag im Mai geht man in Schleswig-Holstein den Welt-Fischbröt-chentag, den sich die Tourismusverbände

dort ausgedacht haben.

Den Weltdufttag am 27. Juni hat sich 2004 Matti Niebelschütz ausgedacht. Er ist – oh Wunder – Geschäftsführer eines Parfümunternehmens, der auf diesem Wege seine Branche fördern möchte.

Ein ganz anderes Thema wird am 3. Mittwoch im Juli begangen. Auf Initiative der amerikanischen Fleischindustrie wird in der Hauptstadt Washington jährlich ein Hotdog-Essen auf dem Capitol Hill veranstaltet. Daraus hat sich 1991 der Tag des Hotdogs entwickelt. Guten Appetit!

Ebenfalls in Amerika wird am 22. Juli der Tag der Hängematte gefeiert. Wer sich das ausgedacht hat, ist unbekannt, man kann aber vermuten, dass auch hier die Hängematten-Industrie die Finger im Spiel hatte.

Am Tag der Seifenblasen am 5. Oktober soll es darum gehen, auf der ganzen Welt Seifenblasen aufsteigen zu lassen, um damit für ein friedliches Miteinander der Menschen zu werben. Jede Seifenblase, so ist steht es bei Facebook, soll den Wunsch nach Liebe, Frieden und Hoff-nung weitertragen.

Und was die Hotdog-Produzenten kön-nen, können die Nudelhersteller schon lange: sie haben 1995 den Weltnudel-tag erfunden, er wird am 25. Oktober begangen.

Aber auch das Deutsche Fernsehen ist für einen Feiertag verantwortlich: die Macher der Senderreihe „Eisenbahnromantik“ haben 2015 den 2. Dezember zum Internationalen Tag der Modelleisen-bahn gemacht.

Reinhold engelbeRtz

Ich habe einen Traum, ...

dass es eines Tages keine Rolle mehr spielt, ob Menschen hörend oder gehörlos sind, ob Menschen sehend oder blind sind, ob Menschen eine Behinderung haben oder nicht. Ich habe einen Traum, dass kein Mensch mehr ausgegrenzt oder benachteiligt wird. Ich habe einen Traum, dass wir in einer menschlichen Gesellschaft leben können, in der das Prinzip der Inklusion, des Miteinbezogen-Seins aller, zur Selbstverständlichkeit geworden ist. – Völlig realitätsfremd sagen Kritiker.

Menschen aller Altersstufen werden in unserer Gesellschaft oft nach ihren sichtbaren Fähigkeiten eingeteilt. Die Bewer-tung der Fähigkeiten richtet sich nach Durchschnittswerten. Sind vermeintlich voraussetzbare Fähigkeiten bei einem Mensch weniger oder gar nicht ersichtlich, wird ein Mangel festgestellt und der Betroffene einer Gruppe mit gleichen Defiziten zugeteilt. Im schulischen Zusammenhang kann ein Kind so vielleicht eine gezielte Förderung bekommen. Aber oft genug erleben diese eher eine Ausgrenzung. Sie sind nicht gut genug. Sie müssen eine besondere Hilfeleis-tung bekommen. Sie gehören eigentlich nicht dazu. Und so bekommen z.B. die Eltern eines „geistig behinderten“ Kindes den wohlmeinenden Rat, dass es dem Kind doch unter „Seinesgleichen“ viel besser gehen würde. Es ist die eine Perspektive: „Experten“ wissen, was für Betroffene „gut“ ist. Die andere Perspektive ist: Die Betroffenen selbst sind doch die eigentlichen Experten. Sie wissen selbst oft viel besser, was gut für sie ist. Werden sie gefragt, wenn um ihre „Hilfeangebote“ geht?

Perspektivenwechsel sind oft schwer. Und Veränderungen

Der Autor

Erhard HilmerIn der kleinen Landeskirche Anhalts bin ich seit ca. 2 Jahren beauftragt mit der Gehör-losen-Seelsorge, der Schwerhörigen-Seelsorge, der Blinden- und Sehbehinderten-Seelsorge, sowie mit dem Themenfeld der Inklusion. Ich bin Theologe und war mehrere Jahre als Religionslehrer tätig. Ein Schuljahr war ich Schulbegleiter für einen geistig und körperlich behinderten Jungen. Unsere Veranstaltungen und Gottesdienste der Sinnesbehinderten-Seelsorge versuchen wir grundsätzlich als inklusive Angebote zu gestalten.

Auf ein Wort ...erzeugen manchmal ein Gefühl der Überforderung.

Aber Leben heißt Veränderung. Und ein Miteinander setzt ein wirkliches einander Wahrnehmen voraus. Dies kann nicht folgenlos bleiben. Was sind jetzt und hier mögliche und nötige Schritte zur Veränderung im Miteinander? – „Wer will dass die Welt so bleibt wie sie ist, der will nicht das sie bleibt.“ (Erich Fried) Diese Aussage bezieht auch auf die „Welt“ als menschliche Gemeinschaft – in den Schulen, in den Kirchengemeinden, in den Familien.

Ich habe einen Traum ... Es ist tröstlich zu wissen, dass ich mit meinem Traum, meinen Wünschen und Hoffen nicht alleine dastehe. Ich weiß, dass es viele Mitstreiter*innen auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft gibt. Ich weiß, dass sich viele einsetzen: gegen Ausgrenzung und Intoleranz gegenüber Menschen, die als „anders“ eingeteilt werden. Wir sind gemeinsam unterwegs auf einem Weg, von dem wir nicht wissen, wie lange er noch dauern wird. Doch wir sind nicht allein. Und es ist auch tröstlich zu wissen, was im Monatsspruch für den Oktober 2018 ausgedrückt ist. Es ist die verdichtete menschliche Erfahrung des Psalmbeters vor rund 2500, die bis heute wegweisend ist: „Alles, was ich hoffe und wünsche, liegt offen vor dir. Meine Sorgen sind vor dir nicht versteckt.“ (Psalm 38,10)

Merkwürdige GedenktageMerkwürdige Gedenktage

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Den Geburtstag feiern die meisten Men-schen in Deutschland. Das Fest gab es schon im alten Ägypten, Griechenland und Rom. Damals wurde oft zu den Schutzgeistern gebetet: Sie sollen den Menschen im neuen Lebensjahr beschüt-zen. In Deutschland gibt es heute Geschenke, Blumen, einen Kuchen, eine Kerze (das „Lebenslicht“), und in hörenden Familien ein Lied, z. B.: „Wir freuen uns, dass du geboren bist“. Daran erinnert jeder Geburts-tag: Gut, dass du da bist, dass du damals geboren wurdest. Manche alten Menschen feiern nicht mehr so gerne Geburtstag. Vielleicht, weil jeder Geburtstag daran erinnert, dass sie älter geworden sind. Und das Leben ist schwerer geworden.

Die Zeugen Jehovas feiern keinen Geburtstag. Sie sagen: Die Bibel berichtet über keine Geburtstags-feiern von frommen Menschen. Der Geburtstag ist eine gottlose Sitte. Und der wichtigste Gedenktag in der Kirche ist kein Geburtstag, sondern ein Todestag: Karfreitag – der Tag, an dem Jesus gestorben ist. Aber ein Geburtstag ist in der Bibel sehr wichtig: das ist die Geburt von Jesus. Das feiern Christen zu Weihnachten feiern. Und dieses Fest gab es schon in der alten Kirche.

In katholischen Gegenden ist oft der Namenstag wichtiger als der Geburtstag. Dort hat jeder Tag des Jahres den Namen von einem Heiligen. Martin Luther hat seinen Namen vom Heiligen Martin von Tours bekommen. (Das ist der Ritter, der seinen Mantel mit dem Bettler teilt.) Sein Namenstag ist der 11. November. Luther wurde am 10. November geboren. Darum haben ihm seine Eltern diesen Namen

gegeben. Der Heilige dieses Tages soll das Kind beschützen, das an „seinem“ Tag geboren wurde. Und der Mensch, der diesen Name trägt, soll sich bemühen, selbst so zu leben wie sein Heiliger.Verheiratete feiern – hoffentlich – den

Hochzeitstag. Und wenn einer der bei-den Partner diesen Tag vergisst, dann ist das für den anderen sehr ärgerlich und verletzend. Bei Hochzeitstagen gibt es auch die Sitte, den Jubiläen spezielle Namen zu geben: Silberne, goldene, diamantene, eiserne oder Kronjuwelen-hochzeit. Inzwischen gibt es für jedes Jahr einen Namen: Rosenhochzeit (10 Jahre), Petersilienhochzeit (12 ½ Jahre) usw. Aber wer feiert das schon?

In der Firma kann man ein Dienst- oder Arbeitsjubiläum feiern. Manchmal ist das sogar mit einem kleinen Geschenk oder einer Urkunde vom Chef verbunden. Und in vielen Gemeinden gibt es das Konfirmationsjubiläum.

Es gibt auch ganz private Gedenktage, zum Beispiel den Tag, an dem man einen schweren Unfall oder eine Operation gut überstanden hat. Mein Vater feierte jedes Jahr seinen „zweiten Geburtstag“: das war der Tag, an dem er nach fünf Jahren

russischer Kriegsgefangenschaft wieder nach Deutschland kam.

Und dann sind da die kirchlichen und staatlichen Feiertage: Aber die sind für viele Menschen einfach nur ein freier Tag. Was „Heilige drei Könige“, „Himmelfahrt“ oder „Mariä Empfängnis“ ist, wissen nur noch wenige. Am Reformationstag feiern die Kinder seit einigen Jahren „Halloween“, und der Bußtag wur-de sogar abgeschafft, weil kaum noch jemand wusste, wozu dieser Feiertag gut ist.

Ein bisschen neidisch gucken evangelische Christen immer in katholische Länder, wo es viel mehr Feiertage gibt: Heilige drei Könige,

Fronleichnam und Mariä Himmelfahrt werden nur in katholischen Gegenden gefeiert. In Berlin hat Bürgermeister Mül-ler vorgeschlagen, einen neuen Feiertag einzuführen – ein kleiner Ausgleich dafür, dass es in Bayern so viele katholische Feiertage gibt. Im Gespräch ist der alte Tag der deutschen Einheit (17. Juni 1953), der Tag der Märzrevolution (18. März 1848) und der Tag der Kapitulation (8. Mai 1945). Die evangelische Kirche hat den Reformationstag vorgeschlagen (31. Oktober). Mal sehen, ob sie im kirchen-fernen Berlin damit Glück hat!

Roland KRusche

Was feiern Sie ?

Sie werden gemeinsam mit der Dauer der Ehe mit verschiedenen Bezeichnun-gen belegt. Man hat den bestimmten Jahrestagen schon im 19. Jahrhundert besondere Bedeutung zugeordnet. Besonders und wichtig sind die Sil-berhochzeit (25 Jahre), die Goldene Hochzeit (50 Jahre) und die Diamante-ne Hochzeit (60 Jahre). Goldene Hoch-zeiten sind bereits um 1600 bekannt.

Für andere Hochzeitstage gibt es viele Bezeichnungen wie „Baumwollhoch-zeit = nach 1 Jahr, „Rosenhochzeit“ = nach 10 Jahren, „Knoblauchhochzeit“ = nach 33 Jahren und so weiter. Die bisher längste bekannte Ehe soll ein britisches Paar aus Großbritannien 90 Jahre und 9 Monate geführt haben.

Einer der schönsten Sprüche ist:

Ihr seid wieZucker und Zimt

Nudeln und TomatensauceSonne und blauer Himmel

Sommer und FreibadEiscreme und WaffelWinter und Schnee

Die perfekte Kombination.

geRhaRd Wolf (gl)

Fest der Ehe Grüne Hochzeit, Weiße Hochzeit Nach 34 Jahren AmberhochzeitNach 1 Jahr Baumwollhochzeit, Papierene H. Nach 35 Jahren LeinwandhochzeitNach 3 Jahren Lederne Hochzeit Nach 36 Jahren MondhochzeitNach 4 Jahren Seidene Hochzeit, Bernsteinh. Nach 37 ½ J. AluminiumhochzeitNach 5 Jahren Holzhochzeit, Veilchenhochzeit Nach 38 Jahren FeuerhochzeitNach 6 ½ Jahren Zinnerne Hochzeit Nach 39 Jahren KrepphochzeitNach 7 Jahren Kupferne Hochzeit Nach 40 Jahren RubinhochzeitNach 8 Jahren Blecherne Hochzeit Nach 41 Jahren BirkenhochzeitNach 9 Jahren Keramikhochzeit Nach 42 Jahren Granatene HochzeitNach 10 Jahren Rosenhochzeit Nach 43 Jahren Bleierne HochzeitNach 11 Jahren Stählerne H., Korallenhochz. Nach 44 Jahren SternenhochzeitNach 12 ½ J. Nickelhochzeit, Petersilienhochz. Nach 45 Jahren MessinghochzeitNach 13 Jahren Spitzenhochzeit, Salzhochzeit Nach 46 Jahren LavendelhochzeitNach 14 Jahren Elfenbeinhochzeit Nach 47 Jahren KaschmirhochzeitNach 15 Jahren Gläserne Hochzeit, Kristallhochz. Nach 48 Jahren DiademhochzeitNach 16 Jahren Saphirhochzeit Nach 49 Jahren Zederne HochzeitNach 17 Jahren Orchideenhochzeit Nach 50 Jahren Goldene Hochzeit

Nach 18 Jahren Türkishochzeit Nach 51 Jahren WeidenhochzeitNach 19 Jahren Cretonnehochzeit Nach 52 Jahren TopashochzeitNach 20 Jahren Chrysanthemenhochzeit Nach 53 Jahren UranhochzeitNach 21 Jahren Buchenhochzeit Nach 54 Jahren ZeushochzeitNach 22 Jahren Bronzehochzeit Nach 55 Jahren SmaragdhochzeitNach 23 Jahren Titanhochzeit Nach 60 Jahren Diamantene Hochzeit

Nach 24 Jahren Satinhochzeit Nach 61 Jahren UlmenhochzeitNach 25 Jahren Silberne Hochzeit Nach 62 Jahren AquamarinhochzeitNach 26 Jahren Eichenhochzeit Nach 63 Jahren QuecksilberhochzeitNach 27 Jahren Jutehochzeit Nach 65 Jahren Eiserne HochzeitNach 28 Jahren Nelkenhochzeit Nach 67 ½ J. Steinerne HochzeitNach 29 Jahren Ebenholzhochzeit Nach 70 Jahren Gnadenhochzeit, PlatinhochzeitNach 30 Jahren Perlenhochzeit Nach 72 ½ J. Juwelen-HochzeitNach 31 Jahren Lindenhochzeit Nach 75 Jahren Kronjuwelen-HochzeitNach 32 Jahren Seifenhochzeit Nach 100 Jahren HimmelshochzeitNach 33 Jahren Knoblauchhochzeit aus verschiedenen Quellen zusammengestellt

Nach 34 Jahren AmberhochzeitNach 35 Jahren LeinwandhochzeitNach 36 Jahren MondhochzeitNach 37 ½ J. AluminiumhochzeitNach 38 Jahren Feuerhochzeit

Hochzeitsjubiläen -Jahrestage der Ehe

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ERINNERUNGSKULTURAn meinem Geburtstag werde ich nicht plötzlich ein Jahr älter. Das Älterwer-den passiert langsam jeden Tag. Am 1. Januar beginnt auch nicht etwa völlig

Neues, nur weil die Jahreszahl sich ändert. Und wie gut die deutsche Ein-heit gelingt, das entscheidet sich nicht am 3. Oktober, sondern an den vielen anderen Tagen, an denen Menschen in diesem Land friedlich und respektvoll miteinander leben.

Wozu also Gedenktage?

Im Alten Testament gibt es die Auffor-derung: Erzählt das euren Kindern und Kindeskindern, damit nicht vergessen wird, was Gott getan hat, was er euch gesagt und wozu er euch beauftragt hat.

Gedenktage sind nicht wichtig, weil da etwas Großartiges passiert. Ge-denktage sind wichtig für die eigene Identität und für die Identität eines ganzen Landes. Gedenktage erzählen von dem, was Menschen verbindet.

Der Geburtstag, die Hochzeitstage, das Konfirmationsjubiläum – solche Feste erinnern an wichtige Momente des eigenen Lebens. Dieser Mensch bin ich: an diesem Tag wurde ich geboren, an diesem Tag konfirmiert, an diesem Tag habe ich geheiratet, an diesem

Tag sind meine Eltern gestorben usw.Kirchliche Feiertage erinnern an die Werte, die eine Gemeinschaft verbin-den: Weihnachten, Karfreitag, Ostern,

Himmelfahrt und Pfingsten erzählen Gottes Geschichte mit den Menschen. Das ist heute vielen Menschen in Deutschland fremd. Was zu „Weih-nachten“ gefeiert wird, das wissen die meisten noch. Aber Gründonnerstag, Himmelfahrt oder Pfingsten? Aber auch, wenn viele Menschen nicht mehr genau wissen, was damit gemeint ist: die Feste zeigen: Deutschland ist vom christlichen Glauben geprägt. Viele Werte und Normen haben in Europa ihren Ursprung in der jüdisch-christlichen Tradition. Staatliche Feiertage erinnern an wich-tige politische Daten – und können sich deshalb auch schnell verändern. Kaisers Geburtstag feierte noch meine Großmutter. Meine Eltern mussten „Führers“ Geburtstag feiern. Der Tag der Arbeit (1. Mai) war im Kaiserreich

in Deutschland verboten (und erst 1933 als Tag der nationalen Arbeit“ gesetzli-cher Feiertag), den „Tag der Deutschen Einheit“ gab es von 1954 bis 1989 nur in der Bundesrepublik Deutschland. Dort war es der 17. Juni (Erinnerung an den Volksaufstand in der DDR 1953). 1990 „wanderte“ der Feiertag dann auf den 3. Oktober (Wiedervereinigung).

Immer wieder gibt es die Forderung, in Deutschland auch einen muslimischen Feiertag einzuführen – schließlich leben fünf Millionen Moslems in Deutsch-

land. Ist das ein guter Grund? Die Diskussion darüber lief sehr erregt und zeigt, dass Feiertage nicht nur freie Tage sind, sondern das Selbstverständnis eines Landes zum Ausdruck bringen.

Es gibt dann auch noch ganz spezielle Feiertage, z. B. den Tag der Tiefkühl-kost (6. März), den Tag der deutschen Sprache (zweiter Sonnabend im Sep-tember), den Weltspartag (31. Oktober; siehe Seite 26), und natürlich der Tag der Gehörlosen! Aber diese Tage feiern

nur sehr wenige Menschen. Trotzdem gut, dass es diese kleinen Feiertage gibt: sie erinnern an wichtige Themen, für die sich oft kleine, aktive Gruppen en-gagieren. Und sie stärken die Identität dieser kleinen, engagierten Gruppen.

Roland KRusche

Die Kultur der Erinnerung

Fotos: © sonerbakir_58457287 / Wavebreakmedia_103430666 / pockygallery_ 24869853 / szefei_2382043 / rawpixel _52462377, alle bei depositphotos.de

An dieser Stelle folgen in der Durckausgabe 12 Seiten

mit Veranstaltungshinweisen und Berichten aus der Ge-

hörlosenseelsorge in den Evangelischen Landeskirchen,

außerdem die Seite mit den Geburtstags-“Kindern“.Aus Datenschutzgründen können wir diese Seiten nicht

ins Internet stellen....Ein Jahres - Abo von „Unsere Gemeinde“ bringt Ihnen

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Lösung SeptemberSIEBEN-EckSiehe Abbildung: Die blauen Teile ergeben kein Siebeneck.

Verstehst Du? Lösung: GELIEBT UND VERSTANDEN WERDEN IST DAS GROESSTE GLUECK (größte Glück).

Nusskuchen - RätselDieses Jahr ist die Nuss-Ernte besonders gut. Die drei Personen auf dem Bild haben einen ganzen, schönen Nuss-Kuchen bekommen. Aber bevor sie ihn essen dürfen, müssen sie zuerst eine Aufgabe lösen: Wie kann man diesen runden Kuchen mit drei Schnitten in acht glei-che Teile schneiden? Können Sie den Dreien helfen?

Gesetzliche FeiertageIn Deutschland gibt es viele ge-setzliche Feiertage. Manche gelten bundesweit, manche nur in einzel-nen Bundesländern. Links sind sie in der Reihenfolge des Jahreslaufs aufgeführt. Statt Buchstaben sind Symbole zu sehen. Gleiches Sym-bol bedeutet: Gleicher Buchstabe. Finden Sie zuerst heraus, welcher Buchstabe zu welchem Symbol gehört. Unter einigen Symbolen steht eine Zahl. Die passenden Buchstaben in das Lösungsfeld eintragen. Die Lösung sagt, was Feiertage nach unserer Verfassung sein sollen.

Fortsetzung von Seite 2

1864 wurde von Vertretern vieler Staaten die erste „Genver Konvention“ unter-zeichnet: Dem „Roten Kreuz“ wurde garantiert, dass es neutralen Schutz durch alle Kriegsparteien erhält. So erfüllte sich der Traum für den Dunant jahrelang gekämpft hatte und für den er auch Kritik einstecken musste. Die Vorstellung, dass kämpfende Kriegs-gegner Rücksicht nehmen würden auf Helfer des Roten Kreuzes, hielten viele für unvorstellbar.

Mit seinen Geschäften hatte Dunant dagegen Misserfolg. Dies ist auch kein Wunder, wenn man bedenkt, wie sehr sich Dunant gleichzeitig für die christ-lichen und sozialen Dinge engagiert hat. Dunant musste Konkurs anmelden, was auch seine Familie und Freunde hart traf, weil sie in sein Unternehmen kräftig investiert hatten. Auf einmal war er ein „Nichts“ - verurteilt wegen

betrügerischen Bankrotts. Freunde und Weggefährten wandten sich von ihm ab. Auch der CVJM schloss ihn auf. Er verließ seine Heimat Genf und ließ sich in Paris nieder. Dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen.

Während des Deutsch-Französischen Kriegs (1870/71) gründete Dunant eine „Allgemeine Fürsorgegesellschaft“ und kurz darauf eine „Allgemeine Allianz für Ordnung und Zivilisation“. Ziel dieser Allianz war der Einsatz für Kriegsgefan-gene, vor allem aber die Verminderung von bewaffneten Konflikten und schließ-lich auch der Schutz von Arbeitern vor Ausbeutung.

Immer wieder stießen Dunants Ideen, Vorschläge und auch Visionen* auf begeisterte Zustimmung, er selbst lebte aber weiterhin in Armut und Unsicher-heit. (* Dunant dachte bereits in den 1870er Jahren über einen Internationalen Gerichtshof nach, mehr als 70 Jahre vor dessen Gründung!)

1887 zog er in den Schweizer Ort Heiden, nachdem seine Angehöri-gen ihm Unterstützung zukommen ließen. - Immer mehr geriet Dunant in Vergessenheit. Erst ein Pressebe-richt 1895 brachte Dunant wieder ins Bewusstsein der Menschen. Nun bekam er von vielen Seiten Aner-kennung und auch Unterstützung, unter anderem gewährte ihm der Russische Zar eine jährliche Rente! Und dann - aus heutiger Sicht ist das die wichtigste und wertvollste Ehrung, die Dunant erhielt: 1901 erhielt er als erster den Friedens-nobelpreises zusammen mit dem

Dunant um 1860

französischen Pazifisten Frédéric Passy.

Weitere Ehrungen folgten, unter ande-rem die Würde eines Ehrendoktors der Medizin.

Am 30. Oktober 1910 starb Henri Dunant in Heiden. Drei Tage später wurde er in Zürich ohne Trauerfeier beerdigt. Er wollte es so, obwohl er in vieler Hinsicht ein bedeutender Mensch war. Aber er ist auch gescheitert und hat darunter gelitten, dass er seine Schulden nie vollständig hatte begleichen können. Keinerlei Aufsehen um seine Person sollte es geben, wenn er zu Grabe getragen würde, so hatte er es selbst verfügt. Seine Begründung dazu war:„Ich bin ein Jünger Christi wie im ersten Jahrhundert, und sonst nichts.“

Roland MaRtin

Napoleon III. bei derSchlacht von Solferino

Dunant im Alter - Deutsche Wohlfahrtsmarke

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HenryDunant

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Dreißig lange Jahre und fünf Monate wütete der Krieg, der so entsetzliches Leid über das Reich und Europa brach-te, wie noch kein Konflikt zuvor. Nun endlich im einunddreißigsten Kriegsjahr waren alle Parteien bereit die schon seit Jahren geführten Friedensverhandlun-gen von Osnabrück und Münster zu Ende zu bringen. Das heute unter dem Namen Westfälischer Friede bekannte Ereignis bezeichnet alle zwischen dem 15. Mai und dem 24. Oktober abge-schlossenen Friedensverträge und somit das Ende des Dreißigjährigen Krieges.

Nachdem bereits ein mehrjähriger, noch vom Krieg überschatteter, Frie-denskongress stattgefunden hatte, konnte am 15. Mai in Münster der erste Erfolg verlesen werden. Die protestantischen Niederlande und das habsburgische Spanien schlossen einen Friedensvertrag, der gleichzeitig den Austritt der Niederlande aus dem Heiligen Römischen Reich und damit die Unabhängigkeit bedeutete Eine Unabhängigkeit die bis heute besteht.

Während in Münster unter päpstlicher und veneziani-scher Vermittlung die euro-päischen Rahmenbedingun-gen und insbesondere der Frieden zwischen Spanien und den Niederlanden ver-handelt wurde, ging es in Osnabrück um die zukünf-tige deutsche Verfassung und den Friedensschluss mit Schweden. Hier wurde, im Gegensatz zu Münster, direkt und ohne Vermittler zwischen den Parteien ver-handelt.

Erst nachdem Mitte 1648 eine Nieder-lage für Kaiser Ferdinand III. immer absehbarer wurde, stimmte er in die Friedensbedingungen ein und die ab-schließenden Verträge konnten am 24. Oktober 1648 in Münster unterzeichnet werden.

Der Westfälische Friede brachte zahlreiche, teilweise gravierende, Veränderungen für das Heilige Römi-

sche Reich deutscher Nation mit sich. Vor allem territorial gab es zahlreiche Neuregelungen.

Neben der Unabhängigkeit der Nie-derlande und der Eidgenossenschaft (Schweiz) bekamen die Schweden mehrere Gebiete, u.a. ganz Vorpom-mern und das Herzogtum Mecklen-burg. Auch Frankreich konnte sich in den Verträgen mehrere Gebiete sichern und war nun im Besitz der Städte Metz, Toul und Verdun gelangt.

Neben Gebietsansprüchen wurden auch politische und religiöse Fragen abschließend gelöst. So wurde der katholische und der evangelische Glaube, wie bereits im vorangegan-genen Augsburger Religionsfrieden, vollkommen gleichgestellt. Darüber hinaus wurde ebenfalls sichergestellt, dass die protestantische Minderheit im Reichstag in Religionsfragen nicht überstimmt werden konnte, um die Gleichbehandlung auch wirklich zu gewährleisten.

470 Jahre Westfälischer Friede zu Münster und Osnabrück

Die Besitzstände im Reich wurden auf den 1. Januar 1624 zurückdatiert und somit das vom Kaiser erlassene Restitutionsedikt (Wiederherstellung des geistlichen Besitzstandes) endgültig aufgehoben.

Obwohl der Westfälische Friede einen Kompromiss zwischen den Kriegs-parteien darstellte, war es vor allem für den Kaiser und die Habsburger Macht eine Niederlage. Die Fürsten konnten ihre Souveränität verfestigen und ausbauen, der Kaiser hatte fortan kaum noch Macht über sie. Es wurde ihnen zukünftig sogar gestattet Bünd-nisse mit auswärtigen Parteien zu schließen. Die Einschränkung, dass

diese nicht gegen den Kaiser und das Reich selbst gerichtet werden dürfen, sollte sich in der späteren Geschichte als gegenstandslos erweisen.

Das Heilige Römische Reich war nun endgültig nur noch ein Rahmen um mehrere Einzelstaaten. Dennoch sollte es in dieser Konstellation noch bis zum Jahre 1806 überdauern, ehe Napoleon ihm den Gnadenschuss verpasste.

Heute gilt das umfangreiche Friedens-dokument als eine der wichtigsten Schriften der Reichsverfassung und als Beginn einer Entwicklung, aus der sich später das heutige Völkerrecht heraus-bilden konnte. Trotz dieser Wichtigkeit und des großen Umfanges konnten im Vertragswerk von Münster nicht alle Fragen abschließend geklärt werden, insbesondere die des anstehenden Truppenabbaus und Abzugs. Daher trafen sich die beteiligten Parteien von April 1649 bis Juli 1650 nochmals in

Nürnberg zum sogenannten Exekuti-onstag bzw. Friedensexekutionskon-gress (Klärung von Fragen, die bei der Beendigung des Dreißigjährigen Krie-ges durch den Westfälischen Frieden in Osnabrück und Münster offenblieben), um die Abrüstung voranzutreiben.

Aller Bemühungen zum Trotz sollte es schließlich noch Jahre dauern, bis sich auch die letzten plünderten Söldner-heere auflösten und sich der allgemeine Frieden im Reich durchsetzen konnte.

WilfRied höMig (gl)

Foto © sdekoret bei depositphotos.com 153018594

Abbildungen: Kopfleiste: Ausschnitt aus Gemälde von Gerard Terborch 1648: Der Westfälische Friede in Müns-ter / S. 24: Ausschnitt aus dem letzten Blatt des Friedensvertrags mit Siegeln und Unterschriften. / S. 24 unten: Gerard Terborch 1646: Ankunft des Niederländischen Unterhändlers Adriaan Pauw in Münster. /S.25 oben: Historisches Rathaus Osnabrück (hier wurde der Friede verkündet) © Florian Adler

(schlendrian) - Own work, CC BY 2.5

unten: Historisches Rathaus Münster (hier wurde der Friedensvertrag unterzeichnet © Mark Ahsmann

- Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0

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Foto oben: © AntonMatyukas_204495390 bei Depositphotos.comFoto unten: © DWiedemann_2239577 bei Depositphotos.com

Eingegangene Spenden im August: Frau B. 300,-; Herr D. 20,-; Frau E. 50,-; Herr G. 50,-; Frau K. 30,-; Herr L. (f. Patenschaft) 30,-;

Kollekten und Sammlungen für die Gehörlosenmission im August: Bad Oeynhausen 24,-; Essen 15,- (GL-Verein); Iserlohn 73,-; Hamburg 24,-, 75,- u. 23,65; Heide 9,12 u. 35,20; Herne 24,90; Köln 52,26; Lauterbach/Gießen 123,60; Lübeck 29,30; Moers 60,-; Osna-brück 78,08 u. 68,68; Wesel 15,50; Wuppertal 67,65, 13,12, 8,70 u. 30,90.

Herzlichen Dank für alle Spenden und Kollekten!

Spendenkonto: GehörlosenmissionKonto-Nummer 200 002 830 / Sparkasse Holstein - BLZ 213 522 40IBAN: DE 0421 3522 4002 0000 2830 BIC: NOLADE21HOL

1924 fand in Mailand ein internationaler Sparkassenkongress statt. Dort wurde die Idee geboren, überall auf der Welt einen „Tag des Sparens“ zu begehen, eben den Weltspartag. Die Vorteile des Sparens sollten den Menschen noch bewusster gemacht werden. Da der Kongress bis Ende Oktober ging wurde der 31.Oktober zum Weltspar-tag erklärt. In Deutschland wurde der Weltspartag auf den letzten Werktag im Oktober verschoben, denn der 31. Oktober war ein gesetzlicher Feiertag (Reformationstag).

Zunächst hatte der Weltspartag vor al-lem die Erwachsenen im Blick. Auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten sollten sie darauf achten, etwas „auf die hohe Kante“ zu legen. Später, in den 50er-Jahren, wurde der Weltspartag dann auch stark auf die Kinder ausgerichtet: Es gab kleine Geschenke, Spardosen wurden verteilt, die nur in der Bank geöffnet werden konnten, an manchen Orten fanden am Weltspartag sogar richtige Kinderprogramme statt. Die Kinder sollten lernen: „Sparen lohnt

Früher hatte der Weltspartag für mich und meine Altersgenossen eine große Bedeutung: An diesem Tag trugen wir unsere gefüllten Sparschweine (oder Spardosen) zur Bank; dort wurden sie aufgeschlossen, das Geld wurde gezählt und dann ins Sparbuch ein-getragen. Ich erinnere mich, dass ich damals oft lange warten musste, denn viele Kinder - und auch viele Erwach-sene - drängelten sich am Weltspartag vor den Bankschaltern.

In einem Jahr waren es so viele, dass der Bankangestellte sagte: „Kinder, lasst Eure Spardosen hier. Kommt am Montag wieder, bis dahin haben wir Euer Geld gezählt.“ Er klebte auf jede Spardose ein Namensschild. Aber das wollte ich nicht, ich war misstrauisch und wollte dabei sein, wenn mein Geld gezählt wurde. Also bin ich mit meiner vollen Spardose wieder nach Hause ge-gangen. Allerdings bekam ich deshalb auch kein Weltspartags-Geschenk wie meine Freunde. Sie zeigten mir stolz ihre Taschenkalender, Lineals oder Buntstifte, die sie bekommen hatten, ich hatte nur meine volle Spardose.

Und aus lauter Ärger habe ich sie dann auch nicht mehr zur Bank gebracht, son-dern sie ‚geknackt‘ und mir für das Geld viele Süßigkeiten ge-kauft...

Woher kommt dieser besondere Tag des Sparens?

sich, Sparen macht Freude. Wer heute fleißig spart, der kann sich morgen etwas Schönes leisten.“

Vieles hat sich inzwischen geändert. Sparen wie früher, also Geld auf‘s Sparbuch einzahlen, das lohnt sich nicht mehr, man bekommt praktisch keine Zinsen dafür. Allerdings wäre es für viele Menschen sicher besser, sie würden zuerst sparen und dann kaufen. Doch die Werbung verspricht: Sofort kaufen, später zahlen! Ratenkauf ohne Anzahlung! Und so landen viele Menschen in der Schulden-Falle. Das Auto wird auf Raten gekauft, dann eine neue Küche, dann wird ein Ratenkredit für den Urlaub aufgenommen und so weiter... Und irgendwann geht gar nichts mehr.

Deshalb wäre es gar nicht schlecht, wenn das Anliegen des Weltspartags den Menschen heute wieder mehr bewusst würde: Gib nur das Geld aus, das du auch wirklich (gespart) hast. Dann behältst du den Überblick - außerdem kannst du dich länger

auf die Anschaffung (Auto, Küche, Möbel ...) freuen. Und Sie kennen ja das Sprich-wort: Vorfreude ist die schönste Freude.

Roland MaRtin

Der Welt-Spartag

Die Farben Afrikas ...Testen Sie mal Ihre geografischen Kenntnisse von Afrika! Welche Länder erkennen Sie am Umriss? Welche Länder er-kennen Sie am Umriss mit den Farber der Flagge? Wo befindet sich Eritrea? Und wo ist Tansania?

© BasheeraDesigns_8833952 bei Depositphotos.com

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UNSERE GEMEINDE finden Sie auch im Internet. Surfen Sie einfach zur Adresse www.ug.dafeg.net. Dort finden Sie auch ein Archiv mit den letzten Ausgaben von UNSERE GEMEINDE (ohne Länderseiten und Geburtstagsliste).Unter der Internetadresse www.dafeg.net finden Sie weitere Informationen. Über die Mission können Sie sich informieren auf der Homepage www.mission.dafeg.net.

ISSN 0042-0522

Sieh mal an ...

VorschauDie nächste Ausgabe von UNSERE GEMEINDE erscheint Anfang November.Das Thema des Heftes lautet:DIE UHRDie Uhr ist für die meisten einfach ein Zeitmes-ser, für manche ist sie aber auch Sammel-Objekt und Luxus. Die Uhr ist immer auch Erinnerung an unsere Vergänglichkeit. Vor 100 Jahren hat der 1. Weltkrieg aufgehört, daran wollen wir auch erinnernRätsel, Geburtstage, „Auf ein Wort“, „Sieh mal an“, Evangelischer Namenskalender, Ländersei-ten - das gibt‘s natürlich auch, wie jeden Monat.

UNSERE GEMEINDE erscheint jeden Monat. Schreiben Sie uns ihre Meinung. Hat Ihnen ein Artikel besonders gut gefallen? Oder haben Sie bemerkt, dass wir eine Sache falsch dargestellt haben? Wir würden es gerne wissen. Am einfachsten geht es per Fax (0561) 7394052 oder eMail ([email protected]). Wir freuen uns auf Ihre Nachricht.

Ist das nicht ein bisschen früh?

Ältere Leute schütteln vielleicht mit dem Kopf und denken: „Das geht doch nicht! Kinder sollen spielen - aber nicht mit dem Computer!“ Aber ich denke: Hätte es früher schon Computer gegeben, dann hätten unsere Eltern und Großel-tern bestimmt genau so fasziniert auf den Bildschirm gestarrt wie Kinder es heute tun. Und natürlich wollen sie dann auch die Tasten drücken und sehen, ob sich dann etwas bewegt und verändert auf dem Bildschirm.

Jede Zeit hat ihre besonderen Möglichkeiten, besonders für die Kinder. Computer sind aus unserer Welt schon lange nicht mehr wegzudenken. Für Kinder heute sind sie ein fester Bestandteil des Alltags.Sie müssen nur lernen, richtig damit umzugehen und das richtige Maß zu finden. (So ist es ja auch bei vielen anderen Dingen ...) Wenn Mama und / oder Papa dabei sind, dann dürfte eigentlich nichts schiefgehen. Und - ist es nicht lustig zu sehen, wie konzentriert dieser kleine Mann schaut - wie ein „alter Hase“, der gerade ein Problem lösen muss. Wünschen wir ihm, dass er viel Zeit zum Kind-Sein und Spielen hat, bevor er dann im Büro am Computer arbeiten muss!

(rm)

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