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Universität Wien Gemeindeentwicklung Gott und den Menschen nahe. Biblische Weisungen für die...
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Universität Wien
Gemeindeentwicklung
Gott und den Menschen nahe.
Biblische Weisungen für die Kirchen heute.
Paul M. ZulehnerZüssow 2.4.2003
Universität Wien - kath.-theol. Fakultät
Übersicht
In einer atheisierenden (gott-losen) Kultur:
gottvoll werden: Mystik
gottvoll (miteinander) leben: Koinonia
gottvoll handeln: Diakonie
Universität Wien - kath.-theol. Fakultät
geh bis an deiner Sehnsucht Rand
„Gott spricht zu jedem, eh er ihn macht;dann geht er schweigend mit ihm aus der Nacht.Aber die Worte, eh jeder beginnt,diese wolkigen Worte sind:
Von deinen Sinnen hinausgesandt,geh bis an Deiner Sehnsucht Rand,gib mir Gewand.“
Rainer Maria Rilke, Stundenbuch
Universität Wien - kath.-theol. Fakultät
Den Menschen verstehen
Der französische Psychotherapeut Jaques Lacan definiert den Menschen mit zwei Begriffen: desir: die Sehnsucht ist maßlos, passt nicht in
Raum und Zeit manque: daher bleiben die Rechnungen stets offen,
wir sind ständig nach mehr aus als stattfindet...
Lebenskunst bedeutet: mit dieser Spannung schöpferisch leben zu lernen... pragmatisch (atheisierend – gott-los) gottvoll - gläubig
Universität Wien
Gemeindeentwicklung
Die gott-lose Lebensgestalt
Universität Wien - kath.-theol. Fakultät
Leben als letzte Gelegenheit
Wir leben länger, aber insgesamt kürzer... (P.Ariès)
Für viele Zeitgenossen gilt „Leben als letzte Gelegenheit“ (Marianne Gronemeyer).
Und das in Verbindung mit der Suche nach dem optimal leidfreien Glück. Wir wollen „alles, und zwar subito“: und das in Liebe, Arbeit und Amüsement.
Universität Wien - kath.-theol. Fakultät
Symptome...
„Leben als letzte Gelegenheit“ ist hastig, schnell, anfordernd und überfordernd macht Angst (zu kurz zu kommen) entsolidarisiert
Solches Leben wird für immer mehr Menschen fragwürdig, unerträglich, sinnleer...
Zwei Antworten sind möglich: eine destruktive: Flüchten/Escapismus in
vielfältiger Weise eine kreative: Aufstand der Respiritualisierung
Universität Wien - kath.-theol. Fakultät
Escapismus
Die destruktive Antwort Flucht ins mediale Schauspiel Alkohol, Drogen Kriminalität psychosomatische Krankheit Sekten Selbstmord
Universität Wien - kath.-theol. Fakultät
Respiritualisierung
Mathias Horx: Megatrend der späten Neunzigerjahre
verständlich als Aufstand gegen das enge und daher angstbesetzte „Leben als letzter Gelegenheit“ (Marianne Gronemeyer)
Universität Wien - kath.-theol. Fakultät
Grundzüge der Respiritualisierung
als Gegengewicht zur SelbstentfremdungReise ins Innere: Suche nach dem Ich
angesichts der kosmischen VereinsamungReise ins Weite: Suche nach Verwebung
inmitten einer Kultur der HinrichtungSuche nach einer Kultur der Liebe
in einer Kultur die krank machtSuche nach Heilung
inmitten wachsender Desorientierung aus ÜberorientierungSuche nach Gewissheiten
Universität Wien
Gemeindeentwicklung
Die gottvolle Lebensgestalt
Universität Wien - kath.-theol. Fakultät
Wir wollen mit euch gehen
„So spricht der Herr der Heere:In jenen Tagenwerden zehn Männeraus Völkern aller Spracheneinen Mann aus Judaan seinem Gewand fassen,ihn festhalten und sagen:Wir wollen mit euch gehen;denn wir haben gehört:Gott ist mit euch!“(Sach 8,23)
Universität Wien - kath.-theol. Fakultät
Ex amore
Kirche: Sammlung
der AngekommenenHimmel zwischen uns
Sakrament umfassender EinheitSpuren des Himmels
Gott ist in sichüberreiche Liebe:Sehnsucht nachdem Menschen
ausufernde Liebe
schafft im Zuge derLiebesgebärde den Adressaten der Liebe mit: die Welt und
in ihr die Menschen;Sehnsucht nach Gott
in Jesus, einem von uns:Gott fing an
unwiderruflichans Ziel zu kommen
in ihm da: Reich GottesGott ruht am Herzen
eines MenschenHimmelfahrt...
Universität Wien
Gemeindeentwicklung
Gotteszeugnis
Universität Wien - kath.-theol. Fakultät
Formen des Gottbezeugens
gottvoll werden:geistliche Orte, geistliche Personen, geistliche Vorgänge
gottvoll miteinander leben:(„Ihr seid ein Brief Christi“: 2 Kor 3,3)
gottvoll handeln:durch die Verkündigung des dienenden Gottes in der Tat (Ex 3,7)
Universität Wien - kath.-theol. Fakultät
gottvoll werden
spirituelle Orte (Kirchen, Wallfahrtsorte..., Jugendkirchen)
Meditation und Kontemplation als ein Sich-Versenken ins Geheimnis
Lesen in den „kleinen heiligen Schriften“ in Verbindung mit der „Großen Heiligen Schrift“
in Gottesdiensten „Gotteserfahrung aus erster Hand“ (GQM: www.pastoral.univie.ac.at)
Gottkundige: Gottesmänner und Gottesfrauen
Universität Wien - kath.-theol. Fakultät
gottvoll miteinander leben
„Da sagte Petrus zu ihm:Du weißt, wir haben alles verlassenund sind dir nachgefolgt. Jesus antwortete:Amen, ich sage euch:Jeder, der um meinetwillenHaus oder Brüder, Schwestern,Mutter, Vater, Kinder oder Äckerverlassen hat,wird das Hundertfache dafür empfangen:Jetzt in dieser Zeitwird er Häuser,Brüder, Schwestern,Mütter, Kinder und Äckererhalten, wenn auch unter Verfolgungen,und in der kommenden Welt das ewige Leben.“(Mk 10,28-30)
Universität Wien - kath.-theol. Fakultät
nachfolgen: einen Weg gehen
LEBENSORT
Haus
Brüder
Schwestern
Mutter
VATER
Kinder
Äcker
LEBENSORT
Häuser
Brüder
Schwestern
Mütter
Kinder
Äcker
ewiges Leben
(Mt 23,8)
Verlassen
jetzt:
in der kommenden Welt:
vom Endeder Väter
empfangen
Universität Wien - kath.-theol. Fakultät
Kultur der Koinonia
Gleichheit an Würde und Berufung (LG 32; cn 208 CIC, Gal 3,28)
Teilhabe (Partizipation) und Beteiligung
Verbindlichkeit (Apg. 2,43-47; 4,32-35)
Konfliktbereitschaft (Mt 18, 15-17)
Autoritätsausübung (Lk 22,24-27)
Universität Wien - kath.-theol. Fakultät
gottvoll (gottartig) handeln
Der Herr sprach: Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen, und ihre laute Klage über ihre Antreiber habe ich gehört. Ich kenne ihr Leid.
Jetzt ist die laute Klage der Israeliten zu mir gedrungen, und ich habe auch gesehen, wie die Ägypter sie unterdrücken.
Ich bin herabgestiegen, um sie der Hand der Ägypter zu entreißen und aus jenem Land hinaufzuführen in ein schönes, weites Land, in ein Land, in dem Milch und Honig fließen...
Und jetzt geh! Ich sende dich zum Pharao. Führe mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten heraus!Ex 3,7-10
Universität Wien - kath.-theol. Fakultät
Gott ist hochpolitisch
Gott ist Aug und Ohr: „Ich kenne ihr Leid“
Gott hält sich nicht heraus (deistisches Gottesbild), sondern mischt sich ein (theistisch-christlich). Es gibt eine Vorliebe Gottes für die Leidenden.
Gott sendet: Jetzt geh.
Universität Wien - kath.-theol. Fakultät
Kultur der Diakonia
Gottvoll sein macht leidempfindlich. Gottvergessenheit führt zur Leidunempfindlichkeit.
Mit Gott und in seiner Art bei den Armen sein: hinschauen statt wegschauen eintreten statt nur auftreten mitleiden (compassion) statt nur Mitleid
helfende und politische Diakonie
Universität Wien - kath.-theol. Fakultät
Schrei der Armen heute
„Selbst in reichen Gesellschaften kann morgen jeder von uns überflüssig werden. Wohin mit ihm?“ (Hans Magnus Enzensberger 1992).
Überflüssig wird: wer nicht erwerbsarbeitet, nicht konsumiert, nicht erlebt, nicht genug weiß, wer nicht die richtigen Gene hat...
Universität Wien - kath.-theol. Fakultät
Ent-Sorgung der Überflüssigen
Überflüssigen entziehen wir unsere Sorge – wir „ent-sorgen“ sie.
Überflüssig zu werden drohen Sterbende, Unheilbare Alte, Pflegebedürftige Behinderte Erwerbslose Kinder, die stören ganze Kontinente (Afrika...)
Universität Wien - kath.-theol. Fakultät
Formen der Diakonie einer armen Kirche
durch gebildete Christinnen und Christen an den Gestaltungsstellen von Kultur und Gesellschaft
Wenn die Kraft vorhanden: durch gesellschaftliche Pioniermodelle
Universität Wien
Gemeindeentwicklung
Abendmahl:Gott will uns wandeln
Brot und Wein als Symbole für uns, die Gott zusammenrief.
Epiklese: Der schöpferische, erneuernde, wandelnde Geist Gottes wird herab gerufen auf die Gaben.
„Ergebnis“ der Wandlung: Leib hingegeben, Blut vergossen Gemeinschaft die dient.
Universität Wien - kath.-theol. Fakultät
Gott wandeln lassen
Ekklesiale Urschwäche: Gott verwandele die Gaben, aber uns lass in Ruh!
Abendmahl verkommt zu einem religiös verbrämten sonntäglichen Konditoreibesuch.
Statt gefährlicher Erinnerung (Metz), statt „Gottesgefahr“ nur wellness, statt wahrem Trost nur Vertröstung.
Erneuerung der Kirche und mit ihr der Welt kommt aus der Tiefe des Abendmahls. Hier werden wir und damit ein Moment an der Schöpfung von Gottes Geist avantgardistisch in ihre Vollendung hineinverwandelt.
Universität Wien - kath.-theol. Fakultät
www.pastoral.univie.ac.at
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Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
Universität Wien - kath.-theol. Fakultät
Literatur
Soeben sind erschienen: Zulehner, Paul M.: Aufbrechen oder untergehen. So geht
Kirchenentwicklung, Ostfildern 2003. Zulehner, Paul M./Patzelt, Elke: Samariter-Prophet-Levit. Diakone im
deutschsprachigen Raum. Eine empirische Studie, Ostfildern 2003.
Zulehner, Paul M.: Dienende Männer. Anstifter zur Solidarität. Diakone im deutschsprachigen Raum, Ostfildern 2003.
Vor kurzem sind erschienen: Zulehner, Paul M./Brandner, Josef: Meine Seele dürstet nach dir (Psalm
63,2). GottesPastoral, Ostfildern 2002.Zulehner, Paul M.: Denn du kommst unserem Tun mit deiner Gnade zuvor. Zur Theologie der Seelsorge heute. Paul M. Zulehner im Gespräch mit Karl Rahner, Ostfildern 2002 (erweiterte Neuauflage).Zulehner, u.a.: Kehrt die Religion wieder? Religion im Leben der Menschen 1970-2000, Ostfildern 2001.Zulehner, Paul M.: Jedem seinen eignen Tod. Für die Freiheit des Sterbens, Ostfildern 2001.
Zu den Priestern in Mitteleuropa: Zulehner, Paul M./Hennersperger, Anna: "Sie gehen und werden nicht
matt" (Jes 40,31). Priester in heutiger Kultur, Ostfildern 2001.Zulehner, Paul M.: Priester im Modernisierungsstress. Ergebnisse der Studie PRIESTER 2000, Ostfildern 2001.Zulehner, Paul M./Lobinger, Fritz: Um der Menschen und der Gemeinden willen. Plädoyer für die Entlastung der Priester, Ostfildern 2002.
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Bücher zum Projekt AUFBRUCH
Tomka, Miklós / Zulehner, Paul M.: Religion in den Reformländern Ost(Mittel)Europas, Band 1 der Reihe „Gott nach dem Kommunismus“, Ostfildern 1999. – Tomka, Miklós / Zulehner, Paul M.: Religion im soziokulturellen Kontext Ost(Mittel)Europas, Band 2 der Reihe „Gott nach dem Kommunismus“, Ostfildern 2000. – Tomka, Miklós / Maslauskaite, Ausra / Navickas, Andrius / Toš, Niko / Potocnik, Vinko: Zur Lage von Religion und Kirche. Ungarn, Litauen, Slowenien, Band 3 der Reihe „Gott nach dem Kommunismus“, Ostfildern 2000. – Prudký, Libor / Aračić, Pero / Nikodem, Krunoslav / Šanjek, Franjo / Zdaniewicz, Witold / Tomka, Miklós: Zur Lage von Religion und Kirche. Tschechien, Kroatien, Polen, Band 4 der Reihe „Gott nach dem Kommunismus“, Ostfildern 2001. – Máté Tóth, András / Mikluščák, Pavel: Nicht wie Milch und Honig. Unterwegs zu einer Pastoraltheologie Ost(Mittel)Europas, Band 9 der Reihe „Gott nach dem Kommunismus“, Ostfildern 2000. – Máté Tóth, András / Mikluščák, Pavel: Kirche im Aufbruch. Zur pastoralen Entwicklung Ost(Mittel)Europas, Band 6 der Reihe „Gott nach dem Kommunismus“, Ostfildern 2001.
Der Band zur DDR erscheint dieser Tage! Autoren sind Gabriel Karl u.a....
Alle Bücher sind im Schwabenverlag verlegt.
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Besuchen Sie
die Homepage des Instituts für Pastoraltheologie
www.pastoral.univie.ac.at
z.B. die „Zeitworte“!