uniintern 01/2015
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Transcript of uniintern 01/2015
NachhaltigkeitDie Universität Basel präsentiert sich
an der Expo Milano 2015
Ressort Human Resources Neuausrichtung
bringt erste Änderungen
Wissenschaftliche IntegritätEthik in der Forschung
uniintern Magazin für die Mitarbeitenden der Universität Basel 01 / 2015
Mobilität meistern Gérald Zimmermann, Mitarbeiter
Student Exchange und Bogenschütze
Christoph DieffenbacherUniversität BaselKommunikation
Editorial
Fairness und Verlässlichkeit
Die Erkenntnisse einer Assistentin werden von ihrem Professor
verwendet, das veröffentlichte Datenmaterial ist nur die halbe
Wahrheit, eine medizinische Forschungsarbeit wird vom Geldge-
ber beeinflusst – das Spektrum von einschlägigen Beispielen reicht
weit. Fehlverhalten in der Wissenschaft gibt es, seit es Forschung
gibt. Während aber früher die heiklen Fälle diskret behandelt
wurden, sind seit einigen Jahren international zunehmend spek-
takuläre Fehlleistungen und Manipulationen an die Öffentlichkeit
gekommen. Sie stellen die Seriosität von Wissenschaft überhaupt
infrage und schaden dem Vertrauen in sie. Das kann schwere Folge-
schäden haben, etwa wenn Fehler in der medizinischen Forschung
nicht aufgedeckt werden oder wenn wegen gefälschter Ergebnisse
falsche und schädliche Therapien zum Einsatz kommen.
Fachleute, die sich mit Fehlverhalten in der Wissenschaft auseinan-
dersetzen, haben erkannt, dass die Sensibilisierung der Forschenden
und präventive Massnahmen äusserst wichtig sind, auch in der
Schweiz. Dafür wurden Richtlinien und Leitfäden geschrieben,
Kommissionen gegründet, Veranstaltungen für den akademischen
Nachwuchs durchgeführt und vieles mehr. Forschung hat den aller-
strengsten ethischen Normen zu genügen, denn sie hat der Wahrheit
zu dienen, lautet die Botschaft.
Wenn sich der Schwerpunkt dieser Ausgabe von «uniintern» der
wissenschaftlichen Integrität widmet, so darum, weil sie zum Nach-
denken und zur Diskussion darüber an der Universität Basel beitra-
gen will. So befasst man sich auch hier mit Fragen der For-
schungsethik (Seiten 12 bis 16), und die Universität hat ein eigenes
Reglement dazu beschlossen (Seiten 17 bis 19). Eine kleine Umfrage
in einigen Fakultäten zeigt auch: Krasse Verstösse gegen die Integ-
rität in der Forschung sind zwar selten, aber es gibt im Universitäts-
betrieb auch eine Grauzone, in der manches zu verbessern wäre
(Seiten 20 und 21).
Christoph Dieffenbacher, [email protected]
Universität
4 E-Mail direkt
Ein Neubau für den Sport
5 IVIT Unconference
Spontan und doch strukturiert
5 Die Zahl
6 Universität Basel an der Expo
Forschung für Nachhaltigkeit
7 International Office
Neuorganisation
8 Neues Corporate Design
Erfolgreiche Einführung
9 Ressort Human Resources
Neuausrichtung
6
Präzise Forschungsarbeit ist eine der Voraussetzungen für zuverlässige Resultate: Die Fotos auf dem Titelblatt und im Fokusteil stammen von Christian Flierl, der die Departemente Physik und Biozentrum sowie die Fakultät für Psychologie besucht hat.
Inhalt
Fokus
10 Wissenschaftliche
Integrität
Wenn Forschung ins
Zwielicht gerät
12 Fehlverhalten schadet
der Forschung
14 Welche Bedeutung hat
die Kontrolle?
17 Reglement gegen Verfehlungen:
Eine Skala von ethischen Fragen
20 Wissenschaftliche Integrität
im Alltag: Drei Fragen
22 Ein Fall für «Retraction Watch»
Service
25 Dienstjubiläen
25 Wahlen
25 Beförderungen
25 Titularprofessuren
26 Venia Docendi
28 Domino
uniintern Magazin für die Mitarbeitenden der Universität Basel, Petersplatz 1, Postfach, 4001 Basel. Tel. 061 267 30 15, Fax 061 267 30 13, E-Mail: [email protected], www.unibas.ch/uniintern Herausgeber Kommunikation & Marketing (Leitung: Matthias Geering)Redaktion Christoph Dieffenbacher, [email protected] Produktion Continue AG, Basel Text Christine Alewell, Edwin Constable, Bernice Elger, Sabrina Engel-Glatter, Matthias Geering, Rudolf Hänny, Alexander Honold, Reto Jeker, Andreas Papassotiropoulos, Uwe Pühse, Kurt Seelmann, Stephanie Stähli, Andreas Steck, Anna Wegelin Fotografie Christian Flierl Korrektorat Birgit Althaler, Basel Druck Schwabe AG, Muttenz Auflage 6 300 Ex. Inserate Matteo Dominiconi, Schwabe AG, Anzeigenverkauf, Farnsburgerstrasse 8, 4132 Muttenz, Tel. 061 467 86 08, Fax 061 467 85 56, E-Mail: [email protected] Termine uniintern erscheint zweimal jährlich. Redaktionsschluss und Erscheinen der nächsten Ausgabe 2 / 2015: 25. September / 6. November
10 23
Leute
23 Swiss European
Mobility Programme
Gérald Zimmermann
vom Student Exchange
4 uniintern 01 / 15
IT-Services statt URZ ● Vor über 40 Jahren wurde das Universitätsrechen-
zentrum (URZ) gegründet – neu heisst die Einheit
IT-Services. Sie bleibt eine zentrale Einrichtung der
Universität Basel, ist aber seit Längerem zuneh-
mend auch in der Fläche präsent: Seit es die IT-Ser-
vice-Centers am Petersgraben, in der Universitätsbi-
bliothek, am Campus Bahnhof SBB und im Biozen-
trum gibt, werden hier die Nutzerinnen und Nutzer
vor Ort unterstützt. Die Mitarbeitenden am zentralen Standort liefern
dafür die Infrastruktur wie Netz und Speicher ebenso wie «Business-IT-
Services», also Produkte wie E-Mail, ADAM und andere Dienste.
«Mit dem neuen Namen wollen wir klar signalisieren, dass wir in erster
Linie ein Anbieter von Dienstleistungen sind», sagt Dr. Michael Brüwer,
Leiter der IT-Services. Ein grosses Thema sei der Aufbau von System-Ma-
nagement-Umgebungen für Windows, Mac und Linux, ebenso der Aufbau
der Systemumgebungen für Webdienste. Weiter sind die IT-Services neu
auch für die gesamte Telefonie, also für Festnetz und Mobil, zuständig.
it-services.unibas.ch
«Research Navigator» für Geisteswissenschaften
● Eine neue Stelle wird in der Philosophisch-Historischen Fakultät ge-
schaffen: Das Rektorat hat die Einrichtung eines «Research Navigators»
für die forschungsspezifische IT-Unterstützung für Projekte in den Geis-
tes- und Sozialwissenschaften genehmigt. Eine solche Stelle war dem IT-
Steuerungsausschuss vonseiten des Departements Geschichte und des
Europainstituts beantragt worden, um die forschungsspezifische IT-Un-
terstützung in den Geisteswissenschaften auf eine professionelle Basis
zu stellen. Die Stelle wird beim Digital Humanities Lab eingerichtet und
aus den für Informatikprojekte reservierten zentralen Strategiemitteln
finanziert.
Kurse für neugierige Kinder● Neben den Vorlesungen der Kinder-Uni und den Aktivitäten des Kids-
Lab bietet die Universität Basel noch mehr für interessierte Kinder: Für
sie organisiert das Zentrum für Entwicklungs- und Persönlichkeitspsy-
chologie (ZEPP) in der Fakultät für Psychologie seit diesem Jahr spezielle
Kurse. So gibt es einen Schreib-Workshop (17. Juni 2015, 14 bis 17 Uhr, für
9- bis 12-Jährige), der Wahrnehmung, Imagination, Kreativität und
Freude am Fabulieren fördern will. «Mathemagisches» für Jugendliche
der 7. und 8. Klasse steht an einem Samstagvormittag im Juni auf dem
Programm. Im Herbst folgt «Programmieren mit Roberta» (3. und 4. Ok-
tober 2015, 9 bis 16 Uhr, für Kinder ab ca. 10 Jahren), an dem das Interesse
am Programmieren und an der Technik spielerisch vermittelt wird – be-
sonders auch an Mädchen. Für die Kurse werden Kosten erhoben.
Weitere Informationen und Anmeldung: www.zepp.unibas.ch > Wir > Aktuelles
Universität
Von: [email protected]: Dienstag, 10. Februar 2015 11:41An: [email protected]: Ein Neubau für den Sport
Lieber Herr Pühse
Das Departement für Sport, Bewegung und
Gesundheit (DSBG) erhält ab 2020 hinter der
St. Jakobs halle einen Neubau – seit Kurzem
steht das Siegerprojekt fest. Was bedeutet diese
räumliche Erweiterung für Ihr Fach?
Mit bestem Dank und sportlichen Grüssen
Redaktion «uniintern»
Von: [email protected]: Mittwoch, 18. März 2015 22:47An: [email protected]: AW: Ein Neubau für den Sport
Liebe «uniintern»-Redaktion
Der Neubau ist sachlich betrachtet eine dringende
Notwendigkeit und emotional gesehen die Erfül-
lung eines lang gehegten Traums sowie die
Realisierung eines über Jahre hinweg sorgfältig
vor bereiteten Projekts. Denn erstmals in seiner
Geschichte erhält das Sportinstitut ein eigenes
Zuhause – und kann damit die drückenden Proble-
me lösen, von denen der Studienbetrieb in den
vergangenen Jahren geprägt war. Nachdem mit
Einführung der Bologna-Reform die Studierenden-
zahlen stark anstiegen – aktuell sind bei uns trotz
Aufnahmebegrenzung von 100 Erstsemestern pro
Jahr 550 Studierende eingeschrieben –, stellte
die Raumknappheit für Studierende und Mitarbei-
tende eine erhebliche Belastung dar: Der Studien-
betrieb war auf drei Standorte verteilt, und kom-
merzielle Veranstaltungen in der St. Jakobshalle,
die den Grossteil der theoretischen wie praktischen
Aus bildung beherbergte, führten zu regelmässigen
Unterrichtsverschiebungen oder gar Ausfällen.
Das Rektorat hat diese Missstände klar erkannt und
konsequent dafür gesorgt, dass mit dem Neubau
die räumlichen Probleme der Vergangenheit ange-
hören werden. Endlich wird dann auch die grosse
Nachfrage im Studienbereich Sport, Bewegung und
Gesundheit ein Stück mehr befriedigt werden kön-
nen – und so sollen zukünftig nach Plänen des Rek-
torats 125 (statt 100) Studierende pro Jahr zum Stu-
dium ans DSBG kommen. Auch der Trägerkanton
Baselland wird seine Freude haben: Denn mit dem
Neubau entsteht ein (weiteres) attraktives Stück
Universität Basel, realisiert von Basler Architekten –
auf Baselbieter Boden!
Beste Grüsse
Prof. Uwe Pühse
Verantwortlicher Bauliches, DSBG
E-Mail direkt
Dr. Michael Brüwer Leiter der IT-Services
uniintern 01 / 15 5
So viele Besuche hat die deutschsprachige Wikipedia-Seite zur
Universität Basel an einem bestimmten Tag im April 2015 ver-
zeichnet – ganz anders als an anderen Tagen. Denn diese Seite er-
reicht normalerweise kaum ein Zehntel davon, nämlich zwischen
40 und rund 140 Besuche täglich. Warum hatte die Universität
Basel gerade an diesem regnerisch-kalten Ostersamstag so viele
Wikipedia-Besucher? Es war – und nun folgen ein paar weitere
Zahlen – der 4. April, ihr Gründungstag im Jahr 1460, als sich ihr
Geburtstag zum 555. Mal jährte. (Das Jubiläumsfest wird übrigens
im September mit verschiedenen Veranstaltungen begangen). Der
Grund für die unüblich häufigen Klicks auf den Eintrag der Uni-
versität Basel ist vermutlich in der Wikipedia-Hauptseite zu fin-
den, die auf das Datum prominent hinwies und damit offenbar
viele Neugierige und Wissensdurstige anlockte («Was geschah am
4. April?»).
Das Informationsangebot über die Universität Basel auf der Wis-
sensplattform Wikipedia soll weiter ausgebaut werden, und zwar
mit Unterstützung von Mitarbeitenden von Wikipedia selbst: Auf
Anregung von Dr. Felix Winter, Direktor ad interim der Univer-
sitätsbibliothek Basel, hat hier Anfang April ein «Wikipedian in
Residence» seine Arbeit aufgenommen: Micha Rieser, seit zehn
Jahren aktiver Wikipedianer, unterstützt bis September die Uni-
versität und die Universitätsbibliothek bei der Publikation ausge-
wählter Unterlagen in den Wikimedia-Projekten; ebenso erläutert
er in Kursen die Funktionsweise des Onlinelexikons und berät die
Mitarbeitenden darin, sich in Wikipedia einzubringen. Daneben
ist er Ansprechpartner für die Wikipedia-Community, damit sich
diese mit der Universität vertraut machen kann.
Rieser, der zuvor unter anderem auch in der Schweizerischen Na-
tionalbibliothek und im Bundesarchiv als «Wikipedian in Resi-
dence» tätig war, versteht sich als Vermittler und Berater zwischen
der Wikimedia-Welt und der Welt einer Institution. Er berät deren
Mitarbeitende, damit sie als Autoren und Autorinnen bei Wikipedia
mitarbeiten und damit ihr Spezialwissen einem weltweiten Publi-
kum zur Verfügung stellen können.
Rieser kennt nicht nur die Organisation Wikipedia von innen, son-
dern auch die Prozesse, Ziele und Sichtweisen der Community-Mit-
glieder. Er regt daher alle Mitarbeitenden der Universität Basel an,
sich an der erfolgreichen offenen Internet-Enzyklopädie zu beteili-
gen und aktiv mitzuwirken.
● Wer sich an der Universität Basel mit Informationstechnologien
beschäftigt oder damit, wie hier Menschen mit Informationen ver-
sorgt werden, ist zur ersten IVIT Unconference am 11. Juni einge-
laden – einer besonderen Form von offener Veranstaltung, die von
den Teilnehmenden selbst gestaltet wird. Diskutiert werden wäh-
rend eines ganzen Tages Chancen und Herausforderungen der In-
formationsversorgung und Informationstechnologie (IVIT) an der
Universität Basel. Dabei wird das genaue Programm nicht im Vor-
aus, sondern erst am Morgen von den Anwesenden selbst festge-
legt. Teilnehmen kann etwa, wer eine Frage zu Informationstech-
nologien gerne mit Gleichgesinnten diskutieren möchte oder an
einem Projekt arbeitet, das auch anderen helfen könnte – oder
auch nur einfach, wer sehen will, was alles so an der Universität
im Bereich IVIT läuft.
Sogenannte Unconferencen, wie sie bereits erfolgreich seit rund
30 Jahren – etwa an der Stanford University für IT-Professionals –
organisiert werden, bieten den Teilnehmenden ein Forum, alle As-
pekte, die ihnen wichtig sind, spontan aufzugreifen, und das in ei-
nem strukturierten Rahmen, in dem ein freier Informationsaus-
Spontan und doch strukturiert
tausch stattfinden kann. Zum Tragen kommen dabei die Prinzipien
des «Open Space», einer Methode zur Organisation von Konferenzen.
Entstanden ist die Idee dafür, als man feststellte, dass die Gespräche
in der Kaffeepause oft das Interessanteste an einer Konferenz sind.
Die IVIT Unconference vom 11. Juni wird organisiert von Mitarbei-
tenden der IT-Services (früher: Universitätsrechenzentrum, URZ),
des Biozentrums, der Universitätsbibliothek, des SAP Competence
Centers und des Departements Mathematik und Informatik.
Weitere Informationen und Anmeldung (ab 12. Mai, Teilnehmerzahl beschränkt): http://ivitunconference.unibas.ch
Die Zahl
Das Ganze ist grösser als die Summe seiner Teile: Konferenzlogo.
1534
Universität
6 uniintern 01 / 15
Universität
Universität Basel an der Expo: Forschung für Nachhaltigkeit
Text: Matthias Geering, [email protected]
Unter dem Motto «Für eine Zukunft mit Zukunft. Forschen
im Dienste der Nachhaltigkeit» wird sich die Universität Ba-
sel an der Expo Milano 2015 vorstellen. In einer Ausstellung
im Schweizer Pavillon werden am 22. Mai aktuelle For-
schungsprojekte gezeigt. Die verantwortlichen Professorin-
nen und Professoren präsentieren ihre Schwerpunkte zu-
sätzlich an einer öffentlichen Vortragsreihe.
Die Expo Milano 2015 steht ganz im Zeichen der Nachhaltig-
keit: Mit dem Fokus «Feeding the Planet – Energy for Life»
wird die Weltausstellung zu einer Plattform für eine breite De-
batte über die Zukunft des Planeten, auf der verschiedene Akteure
ihre Beiträge und Lösungsansätze für die globalen Probleme the-
matisieren. Mit der «Strategie 2014» hat die Universität Basel das
Thema Nachhaltigkeits- und Energieforschung als einen Schwer-
punkt ausgewählt. Die Expo Milano 2015 bietet damit eine ideale
Möglichkeit, einem internationalen Publikum den Stand der For-
schung aufzuzeigen.
Expo Milano 2015
Ausstellung als Forum● Das Thema der Expo 2015 in Mailand wird mit Technologie, Innova
tion, Kultur, Tradition und Kreativität verbunden. Der Schwerpunkt der
Weltausstellung liegt auf dem Recht aller Menschen auf gesunde und
ausreichende Ernährung, allerdings diesmal nicht als Leistungsschau,
sondern als Diskussionsforum. Die Veranstalter erwarten bis Ende
Oktober 20 Millionen Besucher und Besucherinnen.
Die Schweiz ist an der Expo mit dem Projekt «Confooderatio Helve
tica» – ein Wortspiel aus Confoederatio Helvetica und food – vertre
ten. Ihr Pavillon besteht aus bis zu zwölf Meter hohen Holztürmen,
die mit Landesspezialitäten gefüllt sind, von denen sich das Publikum
bedienen kann. Hauptsponsor des Schweizer Pavillons ist der Nah
rungsmittelkonzern Nestlé, den Städteauftritt von Basel sponsert der
Saatgut und Pflanzenschutzmittelhersteller Syngenta.
Mit Spezialitäten gefüllt: Türme des Schweizer Pavillons vor der Eröffnung.
Foto
: Prä
senz
Sch
wei
z, E
DA
Mit ihrer interdisziplinären Präsenz zeigt die Universität Basel in
Mailand, wie sie derartige Fragestellungen angeht. Botaniker wie
Professor Ansgar Kahmen untersuchen anhand alter Herbarien,
welchen Einfluss der globale Wandel seit der Industrialisierung ab
dem Jahr 1850 auf unsere Vegetation hat und wie Schweizer Öko-
systeme in Zukunft aussehen und funktionieren werden. Florian
Seebeck, Professor für Chemie, beschäftigt sich in seiner Grundla-
genforschung mit dem Abbau von Zellulose in der Natur und ver-
sucht so herauszufinden, ob sich Kunststoffe in ferner Zukunft aus
Holz herstellen lassen.
Hong Yang, Professorin für nachhaltige Wassernutzung, beschäf-
tigt sich mit dem weltweiten Einsatz von Trinkwasser und zeigt
auf, wie der zunehmend rare Rohstoff in Zukunft zielgerichteter
eingesetzt werden kann. Die Ökonomieprofessoren Hannes Weigt
und Frank Krysiak schliesslich widmen sich in ihrer Forschung
den Energieszenarien der nächsten Jahrzehnte: Welche Auswir-
kungen haben die von zahlreichen europäischen Parlamenten be-
schlossene Energiewende und der damit verbundene Ausbau von
erneuerbaren Energien auf das europäische Stromnetz? Und mit
welchen Massnahmen, fragen sich die Forscher, lässt sich der heute
stark und unübersichtlich regulierte Energiemarkt in Zukunft bes-
ser steuern?
uniintern 01 / 15 7
● Starker Franken Die Schweizer Universi
täten leiden unter dem starken Franken. Ihre EU
Forschungsgelder sind auf einen Schlag weniger
wert. Rund 12,6 Millionen Euro Forschungsgelder
hat die Universität Basel letztes Jahr erhalten.
Bleibt der Wechselkurs auf dem aktuellen Stand,
verlöre die Uni in den nächsten fünf Jahren
ungefähr 6 Millionen Franken (...). (10.2. 2015)
● Nebenbeschäftigungen Viele Professoren
sind nebenbei als Berater tätig oder sitzen in
Gremien von Unternehmen. Jetzt will die Univer
sität Basel mehr Transparenz schaffen und die
Nebenbeschäftigungen offenlegen. Mit ihrem
Entscheid reagiert die Universität auf eine Forde
rung, die in der Öffentlichkeit seit einigen Jahren
immer wieder gestellt wird: Universitätsprofesso
ren sollen ihre Interessenbindungen transparent
machen. (11.3.2015)
● Bildung Weniger Studenten und mehr Lehr
linge, weniger Historiker und mehr Ingenieure:
Solche Forderungen werden derzeit von Politi
kern erhoben, die für nützliche Ausbildungsgänge
plädieren. Sie unterliegen dem Irrtum, es gebe in
der Bildung überhaupt Unnützes. (…) Ist ein In
genieur, der Zahnräder schleift, nützlicher als ein
Historiker, der die Grosse Depression von 1930
erforscht hat und daraus die Lehren zu ziehen
vermochte, welche die Weltwirtschaft nach 2008
vor dem Schlimmsten bewahrten? (15.3.2015)
● Projekt European Campus In der Zukunft
ist unklar, ob es für den renommierten ausländi
schen Professor, den man unbedingt nach Basel
holen will, überhaupt eine Niederlassungs und
Arbeitsgenehmigung gibt. Mit dem Projekt
European Campus, bei dem sich die fünf Uni
versitäten am Oberrhein Karlsruhe, Strassburg,
Mulhouse, Freiburg im Breisgau und Basel in
einer Art wissenschaftlicher Freizone (zone
franche) zusammenschliessen wollen, wird diese
Frage nebensächlich. (16.3.2015)
Aus den Medien
International Office neu organisiert
Universität
● Im August letzten Jahres ist das International Office etabliert worden,
das sich aus den Einheiten International Relations (früher: Global Affairs),
Student Exchange (früher: Mobility Office) sowie dem neu gegründeten
Welcome Center zusammensetzt. Es bündelt nun alle jene Bereiche an
der Universität, die sich mit internationalen Fragen beschäftigen. Das
neue Welcome Center dient als Anlaufstelle für Studierende aus dem
Ausland, Postdocs sowie neu berufene Professorinnen und Professoren,
Dozierende und Mitarbeitende und unterstützt sie dabei, sich vor ihrer
Ankunft und während der ersten Wochen ihres Aufenthalts in Basel zu-
rechtzufinden. Es bietet unter anderem Informationen zu Formalitäten
rund um die Anmeldung und Wohnsitznahme in der Region Basel, un-
terstützt bei der Wohnungssuche und informiert über Kinderbetreuung,
Schulen und Familienangebote.
Das Welcome Center bildet eine Ergänzung zu den bestehenden Dienst-
leistungen von Departementen und Fachbereichsekretariaten und dient
als Plattform für die gegenseitige Unterstützung und den Austausch. Es
können individuelle Beratungen (via Kontaktformular, E-Mail, Telefon
oder persönlichem Gespräch) nach Terminabsprache in Anspruch ge-
nommen werden. Das Team der International Relations koordiniert die
internationalen Beziehungen und Kooperationen der Universität Basel. Es
übernimmt unter anderem im Rahmen der Leading-House-Funktion für
das Swiss South-Africa Joint Research Program des Staatssekretariats für
Bildung, Forschung und Innovation wichtige Koordinations- und Entwick-
lungsaufgaben.
Das Team Student Exchange, das seit Jahren etabliert ist, koordiniert die
verschiedenen Mobilitätsprogramme der Universität Basel (z. B. SEMP/
Erasmus, ESKAS). Es berät und betreut Programmstudierende aus dem
In- und Ausland vor und während ihres Aufenthalts. Das International
Office wird von Prof. Dr. Hedwig J. Kaiser, Vizerektorin Bildung, geleitet
und ist im Kollegienhaus untergebracht. Stephanie Stähli
unibas.ch/de/Universitaet/AdministrationServices/VizerektoratBildung/ InternationalOffice.html
8 uniintern 01 / 15
Neues Corporate Design erfolgreich eingeführt
Text: Matthias Geering, [email protected]
Angepasste Merchandising-Artikel: «Conference Kit» in neuer Gestaltung.
Rechtzeitig zum Start des Frühjahrssemesters ist Mitte Feb-
ruar auch das neue Corporate Design umgesetzt worden: Am
augenfälligsten war diese Neuerung auf der Website, die
nicht nur optisch, sondern auch konzeptionell und techno-
logisch neu aufgestellt wurde.
«Have a mint day» – unter diesem Motto wurde am 16. Feb-
ruar das neue Corporate Design der Universität Basel in
die Institution getragen. Prägendes Element ist der mintfarbene
Balken – das «Brand Panel» –, in welchem das überarbeitete Logo
der Universität Basel platziert ist. Neben der neuen Farbe stechen
die Schriften ins Auge: die «Swift» für die Titel, die «Univers» für
Lauftexte. Das Logo liegt neu in zwei Sprachen vor (deutsch und
englisch) und kann frei von der Website heruntergeladen wer-
den. Mit dem Download werden nicht nur verschiedene Datei-
formate ausgeliefert, sondern auch eine kurze Anleitung für den
Einsatz des Logos. Auf der passwortgeschützten Plattform ADAM
sind Briefpapiere und Berichtvorlagen für alle Gliederungseinhei-
ten sowie PowerPoint-Vorlagen in Deutsch und Englisch abgelegt.
Auch beliebte Broschüren wie das «Porträt der Universität Basel»,
das Bachelor-Angebot oder die Publikation «International Study
Programs« konnten bereits im neuen Layout aufgelegt werden.
Einheitlicher Auftritt an Konferenzen
Mit der konsequenten Umsetzung des neuen Corporate Design wur-
den auch die Merchandising-Artikel angepasst: Dokumentenmappe,
Universität
Block, Kugelschreiber und Lanyard wurden neu gestaltet und pro-
duziert. Das neu geschaffene «Conference Kit», zu dem neben den
genannten Artikeln auch das «Porträt» (wahlweise in Deutsch oder
Englisch) gehört, kann zu einem Setpreis von 3 Franken bei der Ab-
teilung Kommunikation & Marketing bestellt werden. Bei grösseren
Bestellungen werden auch Blöcke, Dokumentenmappen und Lan-
yards zu einem Stückpreis von 1 Franken abgegeben, der Kuli kostet
50 Rappen.
Nächster Schritt: Migration Web-Baukasten
Das erfolgreich umgesetzte Redesign der zentralen Website der
Universität Basel ist die Basis für das nächste grosse Projekt: die
Migration der Internetauftritte von Fakultäten, Departementen
und Instituten. Die Vorarbeiten dazu haben bereits begonnen, als
erste Gliederungseinheit wird die Philosophisch-Historische Fa-
kultät ihren Auftritt überarbeiten und auf die neue Plattform über-
führen.
Im Rahmen dieser Datenmigration wird ein einheitlicher Auftritt
über alle Einheiten gemäss dem neuen Corporate Design ange-
strebt. Standardisierte, modular aufgebaute Lösungen werden da-
für sorgen, dass dieses Mammutprojekt finanzierbar und in einem
vernünftigen Zeitrahmen umsetzbar ist. Trotz dieser Vorgaben
wird es mehrere Jahre dauern, bis alle universitären Webseiten in
die neue Technologie überführt sein werden. ○
Foto
: New
ID
uniintern 01 / 15 9
Das Ressort Human Resources richtet sich neu aus
Text: Reto Jeker, [email protected]
Das Personalmanagement der Universität Basel richtet seine
Struktur, seine Prozesse und Instrumente im Sinne einer
Modernisierung neu aus. Das neue Rollenmodell der Human
Resources (HR), das dieses Jahr eingeführt wird, soll die Ar-
beit optimieren und Prozesse effizienter gestalten.
Seit Längerem arbeiten Projektgruppen unter zentraler Lei-
tung der Verwaltungsdirektion am Grossprojekt HR-Redesign.
Nun werden erste Resultate sichtbar. Die neue Struktur betrifft
die Organisation der Personalarbeit in den Fakultäten und Depar-
tementen. Darüber hinaus sind Neuerungen im zentralen HR in
der Zusammenarbeit zwischen Departementen geplant. Diese Ko-
operation wird im neuen HR-Rollenmodell geregelt. Durch eine
qualitative Verbesserung der Kontakte zwischen Fakultäten, De-
partementen und Fachbereichen wird die Personaladministration
professionalisiert und die Qualität und Effizienz der Personalar-
beit als Ganzes verbessert.
Klar definierte Ansprechpersonen
Die bisherigen Geschäftsführer/innen der Fakultäten und Depar-
temente bleiben weiterhin verantwortlich für das Personalma-
nagement in ihren Bereichen. Neu bekommen alle Mitarbeitenden
einer Fakultät und eines Departements eine oder zwei klar defi-
nierte Ansprechpersonen für Personalthemen ihrer Fakultät bzw.
Departements. Diese sogenannten dezentralen HR-Sachbearbeiter/
innen werden für ihre Aufgaben geschult und mit entsprechenden
Dokumentationen in ihrer Aufgabenerfüllung unterstützt. Bisher
waren es jeweils mehrere administrative Mitarbeitende, die sich
mit HR-Belangen befassten.
Ziel der Neuerungen ist auch, den Kontakt zwischen dem Ressort
Human Resources und der Administration in den Fakultäten und
Departementen sowie zwischen den dezentralen HR-Sachbearbei-
tenden untereinander zu verbessern und zu vereinfachen. So soll
eine «HR Community» von 40 bis 50 Mitarbeitenden entstehen, die
sich kennen und untereinander einen regelmässigen fachlichen
Austausch pflegen.
Neue Rolle des HR Consultant
Auch im Zentralen HR selbst kommt es zu einer Neuausrichtung:
«HR Consulting», das vorerst mit einer Mitarbeiterin besetzt ist,
berät vorwiegend Linienvorgesetzte und Geschäftsführer/innen
unter anderem bei schwierigen Führungssituationen sowie bei
komplexen personalrechtlichen Fragen.
Arbeiten in Teams
Per 1. April 2015 wurden aus den bisherigen Personalassistierenden
zwei «HR Specialists-Teams» gebildet, versehen mit je einer Team-
leitung. Damit entfällt die frühere direkte Zuordnung von Berei-
chen (Fakultäten, Departemente, SNF und Drittmittel sowie Lehr-
aufträge) an einzelne zentrale HR-Verantwortliche. Neu ist jede
Gliederungseinheit einem Team zugeordnet. Das hat den Vorteil,
dass die Anliegen an HR auch bei hohem Arbeitsanfall und Abwe-
senheiten von mehreren Personen rasch erledigt werden können.
Zudem sind die HR Specialists in den neuen Teams nicht nur All-
rounder, sondern können sich im Team auch nach Fachgebieten
spezialisieren – etwa in Sozialversicherungsrecht, Einreihungen,
Arbeitsbewilligungen –, um anspruchsvolle und spezielle Fragestel-
lungen schneller und mit der gebotenen Kompetenz bearbeiten zu
können. Zur Prozessoptimierung werden im Rahmen des Projekts
HR-Redesign ausserdem wichtige administrative HR-Prozesse über-
arbeitet und mit Informationstechnologien unterstützt. Dies be-
trifft die Bereiche elektronische Formulare, Workflow-Unterstüt-
zung sowie Tasklisten im System. Diese Prozesse werden im Verlauf
dieses und des nächsten Jahres eingeführt. ○
Reto Jeker ist Leiter des Ressorts Human Resources der Universität Basel.
Universität
Foto
: New
ID
Foto
: Uni
vers
ität
Bas
el
10 uniintern 01 / 15
Wissenschaftliche Integrität
Wenn Forschung ins Zwielicht gerät
Die Glaubwürdigkeit von Wissenschaft steht und fällt
mit der Integrität der Beteiligten. Immer wieder tauchen Anschuldigungen auf, kommen Fälle ans Licht. Tut die Wissenschaftsgemeinschaft genug, um
Fehlverhalten zu verhindern?
Fokus
uniintern 01 / 15 11
12 uniintern 01 / 15
Fehlverhalten schadet der Forschung
Text: Bernice Elger, [email protected]; Sabrina Engel-Glatter, [email protected]
Es ist auffällig, dass die Mehrheit der bekannten Betrugsskandale
aus der biomedizinischen und psychologischen Forschung stammt.
Man mag sich fragen, ob in diesen Disziplinen mehr gefälscht wird
oder ob das Aufdecken in der Biomedizin einfacher ist. Denn bei
geisteswissenschaftlichen Studien handelt es sich meist um weni-
ger «harte» Daten und ihre Ergebnisse lassen sich schwieriger auf
Fehlverhalten testen als Ergebnisse von Laborstudien, die in ande-
ren Labors wiederholt und auf ihre Richtigkeit geprüft werden kön-
nen. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass Autoren eher bereit sind,
Daten zu fälschen oder zu verzerren, um in hoch angesehenen und
viel zitierten Journalen zu publizieren.
Ursachen für Fehlverhalten
Gründe für Wissenschaftsbetrug sind unter anderem die «Publish-
or-Perish»-Kultur, eine kompetitive Arbeitsumgebung, die Tatsa-
che, dass ein Schwerpunkt bei der Einwerbung von Finanzierung
liegt, die wiederum vom Publikationsdossier eines Wissenschaft-
lers abhängt. Weitere Gründe sind die Bewertung von Forschung
aufgrund bibliometrischer Daten, die binäre Wertung von Ergeb-
nissen – nur positive Ergebnisse finden Gehör, wogegen Studien mit
negativen Ergebnissen schwer publizierbar sind – sowie Be fangen-
heit und Interessenkonflikte durch Industriesponsoring. Ebenfalls
eine Rolle spielen persönliche, allgemein menschliche Faktoren
und psychologische Probleme wie Zeitnot, Stress im Job, unange-
brachte Verantwortung, Überforderung, Frustration, Ungeduld,
Faulheit, Vergesslichkeit oder auch ungenügende Betreuung und
fehlendes Training.
In der Medizin werden Interessenkonflikte häufig als Grund für
Fehlverhalten genannt: Eine Vielzahl von klinischen Studien wird
von Pharmafirmen unterstützt und/oder initiiert, was zu einer oft
unbewussten Beeinflussung für den Arzt und die Forscherin füh-
ren kann. Verschiedene Rollen einer Person können in Konflikt
stehen, besonders die Rollen von Forschenden, Klinikerin, Gutach-
ter und institutioneller Führungsperson. Rollenkonflikte kompro-
mittieren das Beachten, Bewerten und Handeln nach moralischen
Grundsätzen in einem inakzeptablen Ausmass, indem persönliche
Vorteile über andern Werten stehen. Vielfach wird kritisiert, dass
Ärzte und Ärztinnen für Weiterbildungen über ein Medikament
von der Industrie bezahlt werden, dass sie bezahlte Präsentationen
an Kongressen leisten und dass hier Geschenke üblich sind.
Die Mehrheit der bekannten Betrugsskandale stammt aus der Biomedizin und der Psychologie.
Akademische Forschung sollte ethisch akzeptabel und von
hoher wissenschaftlicher Qualität sein. Voraussetzung dafür
sind eine Reihe von ethischen Prinzipien: Ehrlichkeit, Fair-
ness, Objektivität, Offenheit, Vertrauenswürdigkeit und Re-
spekt für andere. Fraglich ist, ob die bestehenden Richtli-
nien gegen Fehlverhalten genügen.
In den Medien und der Fachwelt werden immer wieder Fälle von
Wissenschaftsbetrug diskutiert. Man unterscheidet verschie-
dene Unterformen davon: etwa die Fabrikation, die Falsifikation
und den Plagiarismus. Allen drei ist gemeinsam, dass wissen-
schaftliche Daten und/oder Erkenntnisse verfälscht werden. Fab-
rikation bedeutet, dass Wissenschaftler Daten oder medizinische
Fälle erfinden. Unter Falsifikation versteht man das absichtliche
Verzerren von Daten und Resultaten. Wissenschaftliche Resultate
können auf verschiedene Arten verzerrt werden: Man spricht von
«cooked», wenn Daten erfunden, von «mined», wenn Daten mani-
puliert werden, um eine statistische Relevanz zu erzwingen. Un-
ter Plagiarismus versteht man das Übernehmen von Ideen, Daten,
Wörtern oder ganzen Sätzen ohne Verweis auf die Quellen. Die
schwersten Formen von Fehlverhalten wie Fabrikation und Falsifi-
kation sind eher selten. Unter 5% der Forscher geben laut interna-
tionalen Studien zu, solche begangen zu haben. Fachleute schät-
zen die tatsächliche Zahl allerdings höher ein.
Fokus
Konsequenzen für die Gesellschaft
Wissenschaftliches Fehlverhalten hat Konsequenzen nicht nur für
die Wissenschaftler, sondern auch für die Gesellschaft. Es führt zu
Wissensrückschlägen in der Forschung, zu Verschwendung von
Ressourcen, Geld und Zeit, zu un nötigen und unnötig schmerzhaf-
ten Tierversuchen bis zu Auswirkungen auf die Gesundheit von
Patienten, auch zu irreversiblen Schäden oder Tod. Durch das ge-
steigerte Medieninteresse sind negative Auswirkungen möglich,
wie zum Beispiel eine verminderte Unterstützung der Öffentlich-
keit oder verstärkte Regularien für die Forschung. Nicht zuletzt
führt wissenschaftliches Fehlverhalten zu weniger effizienter For-
schung und damit – so beispielsweise in der Medizin – zu weniger
Behandlungsmöglichkeiten.
uniintern 01 / 15 13
Kriterien für Autorschaft?
«Die Verletzung der Vertraulichkeit oder von geistigem Eigentum,
die ungerechtfertigte Autorschaft, die unlautere Beeinträchtigung
einer Forschungstätigkeit, Vergeltungsmassnahmen gegen soge-
nannte ‚Whistleblower‘ sowie die Anstiftung zu Unlauterkeit und
deren Verschweigen gehören ebenfalls zu wissenschaftlichem Fehl-
verhalten», heisst es in einem Papier der Kommission «Wissenschaft-
liche Integrität» der Akademien der Wissenschaften Schweiz (2013).
Forschungsethische Richtlinien gibt es schon seit vielen Jahren,
etwa auch darüber, nach welchen Kriterien Autorschaften an einer
Arbeit vergeben werden. Fragt man sich, wie gerechte Kriterien
dafür definiert sein sollten, darf nicht vergessen werden, wozu Pu-
blikationen in der Forschung verwendet werden: Sie dienen im
weitesten Sinne der «Karriere-Evaluation» und sind daher für die
Betroffenen zum Teil mit weitgehenden, nicht zuletzt auch finan-
ziellen Konsequenzen verbunden. Kommissionen, die über Nomi-
nierungen und die Vergabe von Forschungsmitteln entscheiden,
erarbeiten ihre Ranglisten unter anderem auf der Basis der Publi-
kationen eines Bewerbers oder einer Bewerberin. Es ist daher wich-
tig, dass vergleichbare Kriterien in verschiedenen Instituten und
weltweit zumindest im selben Fach existieren.
Prävention wichtig
Doch Standards, die festlegen, wer die Kriterien einer Autorschaft
erfüllt und wer nicht, sind in verschiedenen akademischen Fä-
chern nicht einheitlich definiert. Strittig ist zudem, ob solche
Richtlinien überhaupt ausreichend sind. Es ist anzunehmen, dass
sich Verhalten und Praktiken nicht signifikant wandeln werden,
solange sich die Faktoren, die zu wissenschaftlichem Fehlverhal-
ten führen, nicht ändern.
Auch für Institutionen, in denen schweres Fehlverhalten sehr selten
vorkommt, gilt: Die negativen Konsequenzen selbst weniger Fälle
sind für die Universitäten, für die Forscher bzw. die Forschung selbst
und die Gesellschaft weitreichend. Prävention ist daher sehr wich-
tig. Studierende sollten Pflichtkurse zu Grundsätzen von «richti-
gem» und «falschem» Verhalten besuchen, Universitäten detaillierte
Richtlinien zu wissenschaftlichem Fehlverhalten erarbeiten – wie
die Universität Basel (siehe Seiten 17 bis 19) – und sie den Studieren-
den und Wissenschaftlern aktiv bekannt machen. Kurse und detail-
liertere Richtlinien reichen jedoch nicht aus, wenn hierarchische
Vorbilder einen unredlichen Umgang mit Daten vorleben und sich
dies für die Karriere als vorteilhaft erweist. Wenn junge Forschende
den Eindruck gewinnen, dass «geschickte Fälscher» Erfolg haben
und man sich Autorschaft durch Loyalität «verdient», entsteht ein
duales Normensystem: Die in den Richtlinien aufgestellten Normen
werden durch die gelebte und erlebte Praxis relativiert. ○
Gekürzte und leicht bearbeitete Fassung von Elger B, Engel-Glatter S, Wissen-schaftliche Integrität: Umgang mit Daten und Publikationsethik, in: Kurt Seelmann, Gerd Brudermüller, Daniela Demko (Hg.), Forschungsethik. Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg 2014.
Prof. Bernice Elger ist Professorin für Bio- und Medizinethik und Dr. Sabrina Engel-Glatter Postdoktorandin am Institut für Bio- und Medizinethik der Universität Basel.
14 uniintern 01 / 15
Welche Bedeutung hat die Kontrolle?
Text: Kurt Seelmann, [email protected]
Wozu brauchen wir wissenschaftliche Integrität? Warum
wird heute so viel über Fehlverhalten in diesem Bereich be-
richtet? Was ist bei der Kontrolle der Integrität primär zu
beachten? Einige Antworten.
Die Wissenschaften können zur Erreichung ihres Zwecks ei-
ner systematischen und methodisch angeleiteten Wahrheits-
suche nicht auf bestimmte Mindestbedingungen der Integrität
verzichten. Dies, weil durch wissenschaftliches Fehlverhalten
(z. B. durch Sabotage, Datenfälschung, Täuschungen über die Ur-
heberschaft oder über Befangenheit) ihre Methoden und Ergeb-
nisse verzerrt und unbrauchbar werden. Das heisst, die Forderung
nach Integrität in den Wissenschaften ist kein nur moralisches
Postulat, sondern diese Forderung formuliert eine Bedingung der
Möglichkeit von Wissenschaft überhaupt. Das Verlangen nach In-
tegrität und eine entsprechende Kontrolle behindern also die Wis-
senschaften nicht, sondern machen sie überhaupt erst möglich.
in der Zunahme der rechtlichen Regelungsdichte, in der wissen-
schaftlichen Begleitung unseres wirtschaftlichen Handelns, der
modernen Pädagogik oder der Legitimation oder Kritik unseres
Handelns durch die angewandte Ethik, um nur ein paar Beispiele
zu nennen. Naturwissenschaften wie Geisteswissenschaften brei-
ten sich also aus. Angesichts dieses Bedeutungszuwachses der Wis-
senschaften schaut man zu Recht auch genauer auf Fälle von Fehl-
verhalten.
Vielleicht hat aber auch unabhängig von der quantitativen Ausdeh-
nung der Wissenschaften unsere Sensibilität etwas zugenommen
und wir sind weniger bereit als früher, Fehlverhalten aus falsch
verstandenem Teamgeist oder aus Furcht vor einem schlechten Ruf
unserer Institution zu übergehen oder zwar wahrzunehmen, aber
doch zu verschweigen. Heute wissen wir, dass eine funktionie-
rende Fehlerkultur dem Ruf einer Institution eher zuträglich ist
als ein Versuch des Unter-den-Teppich-Kehrens. So wie dem Entste-
hen von Forschungs-Ethikkommissionen besonders gravierende
Fälle von klinischen Versuchen ohne Einwilligung vorausgingen,
dürfte auch das Interesse für die Ahndung von wissenschaftlichem
Fehlverhalten durch besonders drastische Fälle von Plagiaten und
Datenfälschungen mit verursacht worden sein.
Selbstverwaltung als beste Kontrolle
Wer soll nun die Integrität kontrollieren? Schon aus praktischen
Gründen der Kompetenz können dies am besten jene, die selbst
die Methoden der Wissenschaften kennen, denn nur sie können
auch beurteilen, welche Machenschaften den Gang der Wissen-
schaften behindern, und nur sie können die von Disziplin zu Dis-
ziplin unterschiedlichen typisierten Sorgfaltsanforderungen ken-
nen und durchsetzen. Dies spricht dafür, die Kontrolle der Integri-
tät der wissenschaftlichen Selbstverwaltung (Schweizerischer
Nationalfonds, einzelne Universitäten) zu überlassen und nicht
einem staatlichen Amt.
Ein weiterer Grund, die Kontrolle der Integrität der wissenschaft-
lichen Selbstverwaltung zuzuweisen, ist verfassungsrechtlicher Na-
tur. Das Grundrecht der Wissenschaftsfreiheit schützt die Wissen-
schaftlerinnen und Wissenschaftler in ihren Freiheitsrechten im
Bereich der Wissenschaften und begrenzt staatliche Eingriffsbe-
fugnisse. Auch deshalb sollte die Integritätskontrolle jedenfalls
primär eine Selbstkontrolle der wissenschaftlichen Institutionen
sein. Fortsetzung auf Seite 16
Fokus
Naturwissenschaften wie Geisteswissen-schaften breiten sich aus.
Angesichts dieses Bedeutungszuwachses schaut man zu Recht auch
genauer auf Fälle von Fehlverhalten.
Ebenso bedürfen die Wissenschaften dieser Integrität, um Ver-
trauen und Förderung in der kritischen Öffentlichkeit zu erfahren.
In demokratischen Gesellschaften können die Wissenschaften
ohne dieses Vertrauen und diese Förderung nicht funktionieren.
Menschen sind nur bereit, ihre Steuern für etwas ausgeben zu las-
sen, wenn sie von dessen Sinnhaftigkeit und von der Integrität der
an den finanzierten Institutionen Tätigen überzeugt sind.
Wissenschaft immer wichtiger
Weltweit, aber auch in der Schweiz wächst die Anzahl der in den
Wissenschaften tätigen Personen derzeit noch ständig an. Die Wis-
senschaften werden für unser Leben immer wichtiger, ja bestim-
men unsere Lebensvollzüge zunehmend – ob in der Medizin, der
technischen und naturwissenschaftlichen Entwicklung, den Life
Sciences einschliesslich ihrer normativen Einbettung. Oder auch
uniintern 01 / 15 15
16 uniintern 01 / 15
Fokus
Präventiv sollte aber auch grosser Wert gelegt werden auf Informa-
tionen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über kor-
rektes wissenschaftliches Vorgehen und auf Sensibilisierung der
wissenschaftlichen Gemeinschaft für Integritätsprobleme – in den
fachbezogenen Lehrveranstaltungen, aber auch in speziellen Inst-
ruktionen. Adressaten solcher Informationsveranstaltungen soll-
ten nicht nur Anfänger in den Wissenschaften sein, sondern auch
arrivierte Forscher, an deren Beispiel sich der Nachwuchs orien-
tiert und die ihrer Vorbildfunktion nicht in jedem Fall ganz ge-
recht werden. Die Wahrung der Integrität in den Wissenschaften
ist zudem nicht nur eine Aufgabe gegenüber einzelnen «schwarzen
Schafen», sondern erfordert auch einen ständigen Blick auf Insti-
tutionen und eingefahrene Praktiken, die Integrität beschädigen
können. Über problematische Anreize zu Fehlverhalten in der Wis-
senschaftskultur, wie etwa zu einseitiges Abstellen auf quantita-
tive Kriterien bei Einstellungen oder Gesuchsentscheidungen oder
zu einseitiges Abstellen auf Originalität um jeden Preis, muss nach-
gedacht werden. Auch wenn man Geld verdienen kann mit Fäl-
schung oder, praktisch viel wichtiger, Unterdrückung von Daten,
ist dies für die Integrität wenig hilfreich. ○
Prof. em. Kurt Seelmann ist Professor für Strafrecht und Rechtsphilosophie an der Universität Basel und seit 2012 Präsident der Kommission für wissenschaftli-che Integrität des Schweizerischen Nationalfonds.
Fortsetzung von Seite 14
Effizienz, Rechtsstaatlichkeit, Prävention
Für die Aufrechterhaltung der Integrität in den Wissenschaften ist
dreierlei von besonderer Bedeutung: die Effizienz der Selbstkont-
rolle, die rechtsstaatliche Form dieser Selbstkontrolle und ein breites
Präventionsprogramm.
Die Wahrung der Integrität in den Wissenschaften ist nicht nur eine
Aufgabe gegenüber einzelnen «schwarzen Schafen», sondern erfordert auch
einen ständigen Blick auf Institutionen und eingefahrene Praktiken.
Für die Effizienz bedarf es einer Verfahrensoptimierung für das Aufde-
cken von Fehlverhalten (zum Beispiel Plagiatskontrollen, zumindest
durch Stichproben) sowie eines klar geregelten Informationsaustau-
sches zwischen den beteiligten Institutionen, also insbesondere dem
Nationalfonds und den Universitäten. Integritätsnormen, die nicht
wirklich durchgesetzt würden, könnten das Vertrauen in die «Selbst-
reinigungskraft» der wissenschaftlichen Selbstverwaltung erschüt-
tern. Auf der anderen Seite tragen die für die Integrität verantwort-
lichen Institutionen und Personen eine grosse Verantwortung ge-
genüber den einzelnen Wissenschaftlern, deren Persönlichkeits- und
insbesondere Verteidigungsrechte auch dann zu wahren sind, wenn
sie sich verdächtig gemacht haben. Ähnlich wie im Strafverfahren
ist Effizienz also immer im Rahmen und unter Beachtung der sub-
jektiven Rechte der Verdächtigten zu gewährleisten.
Diese Rechtsstaatlichkeit erfordert auch klare Fehlverhaltensumschrei-
bungen und klare Verfahrensrechte der beteiligten Personen, der Be-
schuldigten ebenso wie der Whistleblower. Das heisst, es sollten
zumindest landesweit, in Zukunft aber auch auf europäischer
Ebene um der Rechtssicherheit willen die jeweiligen Tatbestände
des Fehlverhaltens klar formuliert und auch zwischen den einzel-
nen Institutionen angeglichen sein, was derzeit noch nicht der Fall
ist – mit problematischen Folgen für Fehlverhalten bei Projekten,
die an mehreren Universitätsstandorten laufen. Klarheit ist bei
diesen Umschreibungen des Fehlverhaltens besonders wichtig,
weil sonst, mit allzu weiten und blumigen Begriffen, eine Morali-
sierung des modernen Rechts droht, eine derzeit leider nicht selten
zu beobachtende Rückabwicklung der seit der Frühaufklärung in
unseren Breiten entwickelten Unterscheidung von Recht und Mo-
ral. Auch die Verfahren sollten aus diesem Grund möglichst hin-
sichtlich bestimmter Mindestanforderungen (zum Beispiel Recht
auf rechtliches Gehör, Ausstandsregeln) angeglichen werden.
Wissenschaftliche Integrität
Ein Thema bei Nationalfonds und Akademien
● Der Schweizerische Nationalfonds versteht wissenschaftliche
Integrität als Selbstverpflichtung, sich an die Regeln der guten
wissenschaftlichen Praxis zu halten. Seit Oktober 2013 werden Ver-
dachtsfälle wissenschaftlichen Fehlverhaltens im Zusammenhang mit
Gesuchen und Beiträgen durch eine Kommission unter dem Vorsitz
von Prof. Kurt Seelmann untersucht. Die Kommission kann bei Bedarf
externe Fachleute beiziehen. Eine allfällige Sanktion wird durch das
Präsidium des Nationalen Forschungsrats ausgesprochen. Hauptziele
der Kommission sind die optimierte Koordination der Untersuchun-
gen, die Vereinheitlichung der Sanktionierungspraxis und die Verbes-
serung des Persönlichkeitsschutzes der Betroffenen.
Bereits 2006 setzten die Akademien der Wissenschaften Schweiz
eine Kommission «Wissenschaftliche Integrität» ein, welche die
nationalen und internationalen Entwicklungen verfolgt und Stellung
zu grundsätzlichen Fragen dazu nimmt. Diese Kommission berät
Forschungsinstitutionen, Institutionen der Forschungsförderung
und politische Instanzen. 2008 veröffentlichten die Akademien der
Wissenschaften Schweiz die richtungsweisende Broschüre «Wissen-
schaftliche Integrität. Grundsätze und Verfahrensregeln».
uniintern 01 / 15 17
Reglement gegen Verfehlungen Eine Skala von ethischen Fragen
Text: Edwin Constable, [email protected]
umfasst nicht nur die eklatanten Probleme von Plagiat und wis-
senschaftlichem Betrug, sondern eine ganze Skala von ethischen
Fragen, die immer auftreten, wenn Forschung in einer multikul-
turellen und interdisziplinären Umgebung betrieben wird. Es gibt
eine ganze Reihe davon.
Wie balancieren wir die oft konfliktträchtigen Forderungen von
akademischer Freiheit und sozial akzeptablem Verhalten der Ins-
titution aus? Wie würden wir auf Aktivitäten eines Universitätsan-
gehörigen reagieren, der aufgrund seiner Forschung zum Holo-
caust-Leugner wird? Würden wir eine grössere Zuwendung einer
Tabakfirma akzeptieren, wenn wir gleichzeitig realisieren wür-
den, dass unsere medizinisch Forschenden auf eine Unterstützung
durch Wohltätigkeitsorganisationen verzichten müssten, die bis-
her Krebsforschung gefördert haben? Wie gehen wir mit For-
schung um, die eine direkte militärische Anwendung haben
könnte? Wie würden wir einen bekennenden Kreationisten in ein
Curriculum der Life Sciences einbeziehen? Fortsetzung auf Seite 19
Bekanntlich liegen neun Zehntel eines Eisbergs unter Was-
ser. Das Thema der wissenschaftlichen Integrität ist einem
Eisberg ähnlich, nur ist der unsichtbare Teil nicht fest: Er
wird von einem sich ständig verändernden Wellengang an
kulturellen, fachspezifischen und historischen Empfind-
lichkeiten beeinflusst.
Heute gehört zu jedem Forschungsantrag eine Stellungnahme
zu ethischen Aspekten des geplanten Projekts. Jede Univer-
sität, wissenschaftliche Institution und Förderorganisation hat
ihre Richtlinien für wissenschaftliche Integrität und ethische
Forschung. Vermutlich hat jede und jeder eine andere Vorstellung
davon. Viele Forschende meinen, dass sie das Thema, wenn über-
haupt, bloss am Rande betrifft. Die Realität aber fordert von ei-
ner modernen Universität, für alle Aktivitäten robuste, transpa-
rente und wissenschaftlich valide Richtlinien zu implementieren.
Das Thema spielt in den laufenden Geschäften der Universitätslei-
tung immer wieder eine Rolle. Denn wissenschaftliche Integrität
18 uniintern 01 / 15
uniintern 01 / 15 19
Unsere Universität besitzt Richtlinien und vielfältige Strukturen,
die eine rigorose Antwort auf reelle oder vermutete Übertretungen
gewährleisten. Damit soll sichergestellt werden, dass die besten
Praktiken für wissenschaftliche Integrität und Ethik befolgt wer-
den. In diesem Bereich, wie in vielen andern der Universität, be-
steht ein Konflikt zwischen dem klaren Befund eines akzeptablen
Verhaltens und der Überregulierung mit drakonischen Folgen.
Wie immer liegt die Realität in der Mitte – die Fälle reichen von
der Reihenfolge der Namen auf einer Autorenliste über Plagiate
auf verschiedenen Stufen bis zu absichtlichem wissenschaftli-
chem Betrug und Datenmanipulation. Das Regulierungsinstru-
ment, das für alle an der Universität bindend ist, ist das Reglement
zur Integrität und zum Fehlverhalten in der Wissenschaft (eng-
lisch: Code of Academic Integrity and Good Practice in the Conduct
of Research).
Wahrhaftigkeit und Integrität
Die wichtigsten Prinzipien davon: Wahrhaftigkeit und Integrität
in der Forschung beruhen auf intellektueller Redlichkeit und sind
insbesondere gekennzeichnet durch die sorgfältige und gewissen-
hafte Planung, Durchführung und Präsentation von Forschungs-
arbeiten. Dabei stellt die korrekte Anerkennung der Autorschaft
einen integralen Teil eines verantwortungsvollen wissenschaftli-
chen Verhaltens dar. Zusätzlich befolgt die Universität die Empfeh-
lungen und Vorgaben zur Autorschaft in wissenschaftlichen Pub-
likationen, die von den Akademien der Wissenschaften Schweiz
in der Broschüre «Autorschaft bei wissenschaftlichen Publikatio-
nen» 2013 beschrieben sind. Als Hochschule, die sich stark in den
Life Sciences engagiert, halten wir uns zudem an die Prinzipien
des Tierschutzes in der Forschung der Schweizerischen Rektoren-
konferenz, ebenfalls 2013 verabschiedet.
Die Universität Basel hat zwei primäre Kanäle für die Ahndung
von Vorwürfen eingerichtet. Jede der sieben Fakultäten hat eine
bis zwei Vertrauenspersonen nominiert, die in der Regel die ersten
Ansprechpersonen sind, wenn immer ein Universitätsangehöriger
eine Beobachtung oder eine Beschwerde in Sachen wissenschaftli-
cher Integrität oder Fehlverhalten anzubringen hat. Die fakultäre
Vertrauensperson wirkt beratend und führt mit Einverständnis
der ratsuchenden Person gegebenenfalls Gespräche mit weiteren
Involvierten. Ziel ist es, eine Einigung zwischen den betroffenen
Parteien und ihren Interessen anzustreben.
Zudem hat die Universität Basel einen externen Integritätsbeauf-
tragten, derzeit Dr. Eugen Fischer, eingesetzt, der über eine lang-
jährige Reputation als juristisch geschulter Experte in solchen An-
gelegenheiten verfügt. Er kann entweder von den Universitätsan-
gehörigen direkt mit einer Beschwerde kontaktiert oder bei einer
Eskalation durch die fakultäre Vertrauensperson in Fällen beige-
zogen werden, in denen es zwischen den Parteien zu keiner Eini-
gung kommt. Unsere Erfahrung mit diesem Prozedere, das wir
zum Glück nur sehr selten benötigen, ist überaus positiv. Natürlich
gibt es wie überall Raum für Verbesserungen in den Details – das
generelle Vorgehen wird aber als fair und transparent wahrgenom-
men, und es erlaubt allen Parteien, ihre Fälle vorzubringen. Eine
robuste Integritätskultur über alle Fächer hinweg bringt für die
Universität langfristige Konsequenzen mit sich. Ein Beispiel: Was
als Plagiat betrachtet wird, hängt stark vom Fachbereich ab. So
wäre in den Geisteswissenschaften best practise: Constable (2015)
konstatierte «… liegen neun Zehntel eines Eisbergs unter Wasser»,
wogegen es in den Naturwissenschaften gängige Praxis wäre, zu
schreiben «Das Thema wissenschaftliche Integrität wurde mit ei-
nem Eisberg verglichen [Constable (2015)]». Letztere Formulierung
könnte durch eine strikte Interpretation der Regeln bei den Geis-
teswissenschaften leicht als Plagiat gelten. Was ist nun korrekt?
Selbstverständlich beides, innerhalb des eigenen Kontexts. Das Di-
lemma, das wir innerhalb der Universität haben, ist, sicherzustel-
len, dass die Interpretation von Integrität sowohl ethisch als auch
im Kontext korrekt ist.
Eine andere Frage ist, wo Datenmanipulation und -fälschung be-
ginnt. Ein Beispiel aus meinem Forschungsgebiet, der Chemie:
Meist präsentieren wir Illustrationen von Spektren durch grafi-
sche Bilder, die die Charakterisierung einer Probe darstellen. Oft
sind grosse Teile dieser Spektren leer, und sie in der publizierten
Illustration wegzulassen, ist völlig akzeptabel und legitim. Doch
wenn diese Regionen des Spektrums geringfügige Daten enthalten,
die durch Verunreinigungen der Probe zustande kommen oder
darauf hinweisen, dass noch andere Materialien vorhanden sind,
müssen diese Stellen im publizierten Material vorkommen. Ein
absolut klarer Fall – sonst würde man das publizierte Spektrum
betrachten und nicht wissen, was ausgelassen worden ist. Ein noch
extremerer Schritt wäre die Verwendung eines Bildbearbeitungs-
programms wie Photoshop, um einen ungewünschten Bildteil zu
entfernen.
Ein weiteres Beispiel hat für die Universität signifikante Auswir-
kungen: Welches sind die «Rohdaten», die aufbewahrt werden müs-
sen, und was sind «manipulierte» Daten? Wie entscheiden wir, wel-
che Daten aufbewahrt werden müssen und welche im normalen
Lebenszyklus verworfen werden können? Dies ist keineswegs tri-
vial, denn mit bildgebenden Methoden erwarten wir in der nahen
Zukunft täglich anfallende Petabytes an Primärdaten. Wie ent-
scheiden wir, was wir aufbewahren sollen, um die Integrität unse-
rer Publikationen sicherzustellen? Die Antwort lautet, dass wir es
nicht wissen. Niemand hat derzeit eine bessere Antwort auf solche
Fragen – sie machen aber das scheinbar langweilige Thema der
wissenschaftlichen Integrität spannend und herausfordernd. ○
Prof. Edwin Constable ist Vizerektor Forschung der Universität Basel. www.unibas.ch/en/Research/Research-in-Basel/Values-and-Principles.html www.unibas.ch/de/Forschung/Forschen-in-Basel/Werte-Grundsaetze.html
Fokus
Fortsetzung von Seite 17
20 uniintern 01 / 15
Wissenschaftliche Integrität im Alltag Drei Fragen
Prof. Andreas Steck em., Medizinische Fakultät
Prof. Christine Alewell
● Die Frage ist nicht so leicht zu beantwor-
ten, weil es oft eine Definitionsfrage ist,
wann die wissenschaftliche Integrität
wirklich verletzt wurde und wann nicht.
Eindeutige Plagiats-, Fälschungs- oder Be-
trugsfälle sind wirklich sehr selten. Häufi-
ger sind Vorkommnisse, die in die soge-
nannte Grauzone fallen: üble Nachrede
oder Plagiatsvorwürfe, um Kollegen oder
schützt werden. Das gilt selbstverständlich
sowohl für die Grundlagen- als auch für die
anwendungsorientierte und für die klini-
sche Forschung. Und ebenfalls selbstver-
ständlich ist die Wahrung der wissen-
schaftlichen Integrität bereits während
des Studiums oberstes Gebot.
Genauso wenig wie die Naturwissenschaf-
ten oder die Medizin ist leider auch die Psy-
chologie vor Verletzungen der wissen-
schaftlichen Integrität gefeit. In den letz-
ten Jahren sind international einige solcher
Fälle bekannt geworden. Während meiner
Amtszeit in Basel wurde ich einmal mit ei-
ner solchen Situation konfrontiert. Dies ist
weder häufig noch selten. Es ist ein Mal zu
viel.
2Werden Fälle, mit
denen Sie es für eine Beratung oder eine Schlichtung zu tun
haben, Ihrer Ansicht nach jeweils korrekt
und fair gelöst?
Prof. Andreas Steck
● Dank ihrer Unabhängigkeit kann sich
die fakultäre Vertrauensperson – wenn im-
mer möglich – um eine Einigung oder ei-
nen fairen Vergleich einsetzen. Dabei spielt
die Vertraulichkeit eine wesentliche Rolle.
Prof. Alexander Honold
● Jeder Fall liegt anders. Meistens sind auf
dem Wege der Mediation konsensuelle Lö-
sungen möglich, eine juristische Klärung
wird, schon wegen der Nachweisproblema-
tik, von den Betroffenen eher nicht als aus-
sichtsreich wahrgenommen.
Kolleginnen zu diskreditieren. Meiner Er-
fahrung nach sind am häufigsten Studie-
rende oder Mitarbeitende betroffen, deren
Mitarbeit bei Publikationen nicht genü-
gend berücksichtigt wird, oder Studie-
rende und Doktorierende, die schlecht
oder gar nicht betreut werden und deswe-
gen nicht zum Abschluss ihrer Arbeiten
kommen. Später werden dann die von ih-
nen erhobenen Daten entweder gar nicht
oder ohne sie publiziert. Von diesem Typ
sind im Schnitt vielleicht zwei Fälle pro
Jahr bei mir gelandet. Das ist für eine Fa-
kultät von der Grösse der Philosophisch-
Naturwissenschaftlichen Fakultät nicht
viel, ich schliesse aber aus den Gesprächen,
dass hier die Dunkelziffer sehr hoch ist.
Prof. Andreas Papassotiropoulos
● Grundsätzlich muss festgehalten wer-
den, dass jede Verletzung der wissenschaft-
lichen Integrität eine Verletzung zu viel ist.
Glaubwürdigkeit und Integrität sind die
Währung der Wissenschaft und müssen ge-
Fokus
Wie oft und in welcher Form Fragen der
wissenschaftlichen Integrität im All-
tag der Universität auftauchen, wird
nur selten thematisiert. Eine kleine
Umfrage unter vier von sieben Vertrau-
enspersonen.
1Sind in Ihrem
Fach bereich Verletzungen der wissenschaftlichen Integrität eher häufig
oder eher selten?
Prof. Andreas Steck
● Wenn man berücksichtigt, dass die Me-
dizinische Fakultät eine sehr grosse und
vielfältige organisatorische Einheit der
Universität Basel darstellt, sind die Fälle
von Verletzungen der wissenschaftlichen
Integrität eher selten.
Prof. Alexander Honold
● Unter der Kategorie der «wissenschaftli-
chen Integrität» werden sowohl Fragen des
Umgangs mit geistigem Eigentum Dritter
gefasst wie auch Fragen, welche die Zusam-
menarbeit mit (meist abhängig beschäftig-
ten) Mitarbeitenden betreffen. Seit die Pri-
märquellen wie auch die Forschungsbei-
träge im Netz digital zur Verfügung stehen,
geschieht der «Import» fremden Materials
in eine eigene Forschungsarbeit technisch
stark vereinfacht. Das mühsame Abschrei-
ben entfällt, der Transfer bzw. die Aneig-
nung geht nun über eine fast unmerkliche
Schwelle. Desto wichtiger ist ein geschärf-
tes Bewusstsein für die Differenz zwischen
Gemeingut, fremdem und eigenem geisti-
gem Eigentum.
uniintern 01 / 15 21
Prof. Alexander Honold Philosophisch-Historische Fakultät
Prof. Andreas Papassotiropoulos Fakultät für Psychologie
Prof. Christine Alewell Philosophisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Prof. Christine Alewell
● Oft landen die Fälle zu spät bei mir.
Wenn sich Doktorierende erst nach vier bis
sechs Jahren an mich oder an die Fakultät
wenden und sie während einer so langen
Zeit nicht gut betreut wurden, ist es zu spät,
die Projekte zu einem guten Abschluss zu
bringen. Meist sind dann auch die Verhält-
nisse zwischen den betreuenden Dozieren-
den und den Doktorierenden zu stark ge-
stört, um noch eine konstruktive Zusam-
menarbeit zu beginnen. Die meisten Fälle,
in denen es um Plagiat, Plagiatsvorwürfe
oder Betrug ging, wurden aus meiner Sicht
gut und fakultätsintern gelöst. Hier ist eine
gute Zusammenarbeit der fakultären Ver-
trauensperson mit dem Dekanat entschei-
dend. Etwas unklar waren für mich die
Fälle, in denen fakultätsintern keine Lö-
sung gefunden wurde und die an den Inte-
gritätsbeauftragten der Universität überge-
ben wurden. Hier gibt es keine Rückmel-
dung, ob oder wie der Fall gelöst wurde.
schaffen. Es gilt, keinen Zweifel daran zu
lassen, dass Fehlverhalten geahndet wird.
Es gilt auch, alle Akteure zu hören. Meiner
Ansicht nach ist das Verfahren an unserer
Fakultät und an unserer Universität kor-
rekt und fair.
3Genügen die entspre-chenden Reglemente
oder sind weitere Mass nahmen gegen Fehlverhalten nötig –
wie etwa härtere Sanktionen?
Prof. Andreas Steck
● Der Umgang mit Sanktionen ist primär
Aufgabe der universitären Behörden. Eine
Problematik, bei der Handlungsbedarf be-
steht, ist das nicht seltene Vorkommen von
Übertreibungen von Forschungsergebnis-
sen in Pressemitteilungen von Universitä-
ten. Dabei geht es um eine unkritische Ex-
trapolation von experimentellen Daten auf
menschliche Erkrankungen. Vermehrt
sollte beachtet werden – auch von den For-
schenden selber –, dass in der Informations-
und Kommunikationspolitik die nötige
Sachlichkeit bewahrt wird.
Prof. Alexander Honold
● Ein signifikanter Anstieg von gemelde-
ten Verletzungen der Integrität im Sinne
von Plagiatsfällen ist in den vergangenen
Jahren nicht zu verzeichnen, wohl aber
wächst eine gewisse Unsicherheit im Um-
gang mit und beim Nachweis von impor-
tierten Daten.
Anders gelagert sind die Probleme bei den
Abhängigkeitsverhältnissen zwischen Pro-
jektleitung und Mitarbeitenden in gemein-
samer Forschungstätigkeit. Hier ist Co-Au-
torschaft erwünscht und in Zunahme be-
griffen, jedoch entsprechen die sichtbaren
Publikationsdaten nicht immer den tat-
sächlichen Arbeitsanteilen. Hier können
m. E. etwa die neuen Doktoratsprogramme
für mehr Transparenz sorgen.
Prof. Christine Alewell
● Für die eindeutigen Fälle von Verletzun-
gen der wissenschaftlichen Integrität sind
die Reglemente ausreichend. Hinsichtlich
der oben angesprochenen Grauzonen müs-
sen meiner Ansicht nach die Fakultäts-
verantwortlichen (also die der Fakultät ge-
genüber verantwortlichen Betreuer / innen
einer Dissertation) mehr in die Pflicht ge-
nommen werden. Wenn nach einem oder
zwei Jahren abzusehen ist, dass eine Disser-
tation nicht zu einem positiven Abschluss
kommen wird, dann sollten die Fakultäts-
verantwortlichen bereits mit den Studie-
renden reden und sich gegebenenfalls auch
schon dann an die Fakultät bzw. die zustän-
dige Vertrauensperson wenden. Entspre-
chende Änderungen in der Promotionsord-
nung, die in der Fakultät momentan in Be-
arbeitung ist, versuchen, diesem Problem
gerecht zu werden.
Prof. Andreas Papassotiropoulos
● Ja. Bevor man eine Sanktionierung aus-
spricht, muss man sich ein detailliertes
und differenziertes Bild über das Ausmass
der Verletzung der wissenschaftlichen In-
tegrität und über die Motive und Vorge-
hensweise der entsprechenden Person ver-
Prof. Andreas Papassotiropoulos
● Die Reglemente an unserer Universität
genügen. Ich sehe keinen Handlungsbe-
darf, sofern jedem klar ist, dass es im Fall
der Verletzung der wissenschaftlichen In-
tegrität zu einer konsequenten Anwen-
dung dieser Reglemente kommt. Studie-
rende und Forschende müssen sich dessen
bewusst sein, und zwar von der ersten Mi-
nute an in ihrer Tätigkeit an unserer Uni-
versität. ○
Fokus
22 uniintern 01 / 15
Ein Fall für «Retraction Watch»
Text: Anna Wegelin, [email protected]
Das höchste Gut der Wissenschaft ist ihre Integrität. Doch
was, wenn die veröffentlichten Ergebnisse fehlerhaft oder
gar falsch sind? Der Weblog «Retraction Watch» deckt seit
fünf Jahren medizinische Artikel auf, die nach der Veröffent-
lichung korrigiert oder zurückgezogen wurden. Mitinitiant
Adam Marcus zieht Zwischenbilanz.
Wer eine akademische Laufbahn einschlägt, publiziert wis-
senschaftliche Artikel und zitiert dabei fleissig aus ande-
ren Studien. Das gilt in besonderem Masse in der Medizin und
den Naturwissenschaften. «Es wird zu viel Gewicht gelegt auf die
Veröffentlichung von Artikeln als Massstab für akademische Ex-
zellenz», sagt Adam Marcus, Redaktionsleiter der US-Monatszeit-
schrift «Gastroenterology & Endoscopy News», auf Anfrage. Dieser
«enorme Druck» könne Forschende dazu verleiten, sich unethisch
zu verhalten oder aber versehentlich Fehler zu machen: «Wir müs-
sen die Bedeutung von Papers entmystifizieren», so der Wissen-
schaftsjournalist.
Blogs ist dank Internet und einer aktiven Community ansehnlich.
Auch Koriphäen der Wissenschaftspublizistik wie Kent Andersen
äussern sich anerkennend über das Portal. «Wir haben viel mehr
erreicht, als wir je dachten», sagt Marcus.
Die Zwischenbilanz fällt denn auch positiv aus: Rund 2000 Fälle
habe «Retraction Watch» in den ersten fünf Jahren erarbeitet. Zwei
Drittel seien auf Fehlverhalten wie zum Beispiel Plagiate oder Da-
tenfälschung zurückzuführen; ein Drittel seien ungewollte Fehler,
darunter solche, die während des Publikationsprozesses entstan-
den. «Wissenschaftler, die einen Artikel ehrlicherweise wegen Irr-
tum zurückziehen, müssen keinen Reputationsverlust befürch-
ten», betont er. Wer jedoch wissentlich manipulierte Daten ver-
breite oder die eigene Arbeit unter falschem Namen selber
begutachte, werde früher oder später entlarvt. Marcus bestätigt,
dass auch politische Gründe zum Rückzug von Artikeln führen
können.
Frei zugängliche Datenbank geplant
Auch mit «Schweizer» Fällen hat sich «Retraction Watch» befasst.
In einen Fall aus dem Jahr 2011, bei dem es um die Behandlung
alkoholkranker Menschen ging, war der Pharmakonzern Novartis
in Basel involviert. Bedeutet Forschung im Auftrag eines Unterneh-
mens ein grösseres Risiko für die wissenschaftliche Integrität?
Marcus winkt ab: «Wir haben keine Hinweise, dass dies das Fehl-
verhalten erhöht.»
Das nächste grosse Projekt von «Retraction Watch» ist das Erstellen
einer umfassenden, kostenlos einsehbaren Datenbank, das die
grosszügige Spende einer privaten Stiftung ermöglicht hat. «Open
Access zu Informationen über wissenschaftliche Korrekturen und
Rückzüge gehört zu unserem ethischen Bewusstsein», so Marcus.
Es gibt zwar verwandte Initiativen, etwa «Embargo Watch», Ivan
Oranskys eigener Blog, und «Econ Journal Watch» für Fälle in der
Wirtschaft. Und man könne auch via Datenbanken wie Medline
oder dem Web of Science fündig werden, erklärt Adam Marcus:
«Wir sind dennoch Pioniere in dem Gebiet.» Wer seine eigene wis-
senschaftliche Arbeit vor fehlerhaften und falschen Zitaten schüt-
zen wolle, müsse immer zuerst zum Originalartikel zurückgehen
und online recherchieren, ob dies immer noch die aktuelle und
richtige Fassung ist.
Anna Wegelin ist freie Journalistin in Basel. http://retractionwatch.com, https://embargowatch.wordpress.com, http://econjwatch.org
Fokus
«Wissenschaftler, die einen Artikel ehrli-cherweise wegen Irrtum zurückziehen,
müssen keinen Reputationsverlust befürchten»: Wissenschaftsjournalist
Adam Marcus.
Marcus hat zusammen mit dem Mediziner und Publizisten Ivan
Oransky im August 2010 in New York den Weblog «Retraction
Watch» gestartet mit dem Ziel, offenzulegen, welches die Gründe
und die Wege beim Rückzug oder der Korrektur wissenschaftli-
cher Artikel sind. «Wir sensibilisieren die Öffentlichkeit für Fehl-
verhalten und regen Wissenschaftler zum Prozess der Selbstkor-
rektur an», erklärt Marcus. Den Ausschlag gegeben hatte das Wir-
ken des betrügerischen Anästhesiologen Scott Reuben. Marcus
und Oransky deckten den Fall gemeinsam auf, der die «ganze
medizinische Wissenschaft nachhaltig durchgerüttelt hat», so
Marcus.
Positive Bilanz
Die Resonanz auf «Retraction Watch» sei von Beginn an überwälti-
gend gewesen. Die geografische Ausstrahlung des Whistleblower-
uniintern 01 / 15 23
Leute
Gérald Zimmermann Die Mobilität meistern
Text: Stephanie Stähli, Foto: Christian Flierl
Vom Englischlehrer in der Schweiz über den Deutschlehrer
in Schottland bis zum Instruktor im japanischen Bogen-
schiessen: Das Thema der fremden Kulturen scheint das Le-
ben von Gérald Zimmermann immer wieder zu berühren.
Da wundert es nicht, dass er an der Universität im Bereich
der Mobilität arbeitet.
Gérald Zimmermann ist zusammen mit Andrea Delpho für
den Student Exchange verantwortlich, der seit August 2014
zum International Office gehört, dem Ansprechpartner für alle
Fragen betreffend Internationales. Während seines Studiums an
der Universität Basel unterrichtete Zimmermann während meh-
reren Jahren Englisch an verschiedenen Schulen. Ein Jahr ver-
brachte er in Schottland, wo er als Assistenzlehrer Deutschstun-
den gab. «Damals gab es noch kein Erasmus-Programm», sagt er
lächelnd. Nach seinem Abschluss wollte er dann aber etwas ande-
res machen und bewarb sich an der Universität auf eine 20%-Stelle
im Bereich der Mobilität: «Das Inserat hing an einer der Türen im
Kollegienhaus.» Dies war vor fast 20 Jahren, als die Universität Ba-
sel gerade von der kantonalen Verwaltung in die Autonomie über-
ging.
Ein dynamisches Feld
Obwohl sich der Hauptteil seiner Arbeit seit Jahren um das Thema
des Studierendenaustauschs dreht, werde ihm doch nie langweilig,
sagt Zimmermann. Dies ist nicht zuletzt den politischen, aber
auch internen Veränderungen zu verdanken. Die Mobilität ist na-
türlich ein sehr dynamisches Feld: Die Arbeit sei sehr vielseitig,
Fortsetzung auf Seite 24
24 uniintern 01 / 15
Nachfolge von Erasmus+
Swiss European Mobility Programme
● Nach dem Ja zur Masseneinwanderungsinitiative im Februar 2014
hat die EU die Verhandlungen über die Teilnahme der Schweiz am
Programm Erasmus+ sistiert und die Schweiz in den Status eines
Drittstaats zurückgesetzt. Darauf beschloss der Bundesrat, eine
Übergangslösung für den studentischen Austausch im akademischen
Jahr 2014/15 zu erarbeiten, die eine indirekte Beteiligung der Schweiz
an Erasmus+ ermöglicht.
Für Basler Studierende bedeutet dies, dass sie ab 2014/15 indirekt
am Erasmus-Programm teilnehmen können, sofern die jeweilige
Partneruniversität dem Austausch zustimmt. Die Finanzierung der
entsprechenden Stipendien übernimmt der Bund, die Höhe dieser
Stipendien ist noch offen.
In Zusammenarbeit mit den Ansprechpersonen in den Fachbereichen
ist der Student Exchange, der die Austauschprogramme der Univer-
sität Basel koordiniert, im Moment damit beschäftigt, die Austausch-
plätze für die Studierenden über bilaterale Abkommen mit den jewei-
ligen Partneruniversitäten zu sichern. Basler Studierende wenden
sich für weitere Informationen und Anmeldungen an die jeweiligen
Fachbereiche.
auch dank der Tatsache, dass das Team im Vergleich zu andern
Universitäten relativ klein und so jeder für alles zuständig ist.
Die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative Anfang 2014
habe sich zwar stark auf seine Arbeit ausgewirkt, aber: «Es wird
langsam besser.» Damals musste schnell reagiert werden, es
herrschte eine grosse Unsicherheit und es gab Partneruniversitäten,
die absprangen. Auch in den Zahlen ist ein Rückgang der Erasmus-
Studierenden erkennbar, jedoch nehmen die Praktika und die
Überseedestinationen zu. «So ist am Ende die Zahl der Out-goings
wieder ausgeglichen», sagt er gelassen. Es scheint, als könne ihn
eine solche Herausforderung nicht aus der Ruhe bringen.
Mittlerweile wird das Erasmus-Programm, das als eines der erfolg-
reichsten der EU gilt, als Swiss European Mobility Programme wei-
tergeführt. Um die Verwirrung in Grenzen zu halten, wird für die
Anmeldung immer noch dasselbe Anmeldeformular wie vor
20 Jahren verwendet. Dies wird sich aber bald ändern, da man da-
ran ist, eine Online-Einschreibung einzurichten, die spätestens ab
dem Frühjahrssemester 2016 in Betrieb sein soll. Dies wird seinem
Team die Arbeit erleichtern.
Ein Austausch ist, wie Zimmermann meint, «eine ganzheitliche
Erfahrung, die Studierende machen». Je nachdem, wo sie hingehen,
müssen sie lernen, sich anzupassen. Als Mobilitätsbeauftragter
trägt er zu einem grossen Teil die Verantwortung für die Studie-
renden, die sich aufmachen, um ein fremdes Land zu entdecken,
erzählt er. Da kann es dann auch mal passieren, dass man sich um
den einen oder anderen Sorgen macht. So erinnert er sich daran,
dass sich 2011 ein Student nach der Katastrophe in Fukushima auf
einer grossen Insel im Süden Japans befand und auf Nachfrage
nichts von sich hören liess. Man versuchte, ihn per E-Mail und via
Schulleitung zu kontaktieren, doch er antwortete längere Zeit
nicht. «Wir waren dann sehr erleichtert, als wir hörten, dass es
ihm gut geht.»
Mit Japan verbindet Zimmermann nicht nur diese Erinnerung,
sondern auch seine grosse Leidenschaft: das japanische Bogen-
schiessen, Kyudo genannt. Das ist eine traditionelle, japanische
Budo-Kunst, die früher kriegerisch bestimmt war. Seit über 23 Jah-
ren praktiziert er diese Disziplin, die Konzentration und Durch-
haltevermögen erfordert, mit grosser Leidenschaft. Auch der
Teamgeist werde dabei gefördert, sagt er, und zu Beginn brauche
es viel Stehvermögen. Er gibt selber Unterricht und ist auch für
den Unisport im Einsatz: «Ich gebe einmal im Jahr einen Workshop,
der immer voll ist und gute Rückmeldungen hat, aber es macht
selten jemand weiter.»
«Das Ego zurücknehmen»
Ein altes japanisches Sprichwort sagt, dass man von seinem Lehrer
stiehlt. Damit ist gemeint, dass man im Kyudo nicht über das Re-
den oder das Zuhören von seinem Lehrer lernt, sondern durch das
Zuschauen. Man versucht, das Vorgezeigte nachzumachen. «Es gibt
viele Ansätze, die für uns herausfordernd sind, die uns zeigen, dass
wir Sachen auch anders angehen können», so Zimmermann über
den Unterricht und seine Begeisterung für die japanische Kultur.
«Die Idee ist, dass man das Ego zurücknimmt, dass man allein den
Bogen schiessen lässt, dass man sich voll dem Bogen hingibt.» Man
dürfe sich in diesem Moment nicht von seinen eigenen Ideen und
Emotionen beeinflussen lassen – eine gute Übung.
Im Kyudo gilt das Dan-System. Nach etlichen Jahren intensiver Vor-
bereitung hat Zimmermann Anfang dieses Jahres den 6. Dan erhal-
ten. Zudem trägt er den Titel eines Instruktors, Renshi, den ersten
von drei Lehrertiteln. Der des Lehrers, des Kyoshi, und des Meisters,
des Hanshis, sind natürlich seine Ziele – aber da müsse er noch ein
paar Jahre trainieren. Er versuche, mindestens ein bis zwei Mal pro
Jahr nach Japan zu reisen, um an Kyudo-Seminaren teilzunehmen.
Dort bekomme man den Unterricht direkt von den japanischen
Meistern überliefert und könne sich so weiterentwickeln. Mit sei-
nem Japanisch kann sich Zimmermann mit den Menschen verstän-
digen, aber er müsse noch viel lernen. «Ich mache zu wenig Haus-
aufgaben», gibt er schmunzelnd zu, «aber ich bin dran». ○
Fortsetzung von Seite 23
Leute
uniintern 01 / 15 25
Dienstjubiläen (von Januar bis Oktober 2015)
20 JahreBarbara Merz-Bauer, Departement Biozentrum
Susanne Nebel, Universitätskliniken für Zahn-
medizin
Anna Cardinale, Universitätskliniken für Zahn-
medizin
Sabine Schnurrenberger, Dozentin Departement
für Sport, Bewegung und Gesundheit
Prof. Dr. Susanna Burghartz, Departement
Geschichte
Yvonne Hauser, Universitätsbibliothek
Prof. Dr. Christian Schönenberger, Departement
Physik
Annette Roulier, Departement Biozentrum
Christoph Wehrmüller, Universitätsbibliothek
Beatrice Bloch, Universitätskliniken für
Zahnmedizin
Barbara Grob, Universitätsbibliothek
Roger Kurz, Präparator, Departement
Biomedizin
Beatrice Wagner Pfeifer, Lehrbeauftragte,
Juristische Fakultät
Susanna Notz, Departement Biozentrum
Prof. Dr. Klaus Opwis, Fakultät für Psychologie
Dr. Peter Robert Burleigh, Departement Sprach-
und Literaturwissenschaften
Dr. Shields Andrew, Departement Sprach- und
Literaturwissenschaften
Janine Haas Husi, Rektorat und Verwaltung
25 JahreMarco Colombi, Departement Biozentrum
Susanna Riedl, Departement Umweltwissen-
schaften
Günter Bing, Departement Umweltwissen-
schaften
Markus Neuburger, Departement Chemie
Gerald Fritz, Universitätsbibliothek
Filomena Mazumdar-Bianculli, Departement
Gesellschaftswissenschaften
Sabine Groelly, IT-Services
Dieter Glatz, IT-Services
Prof. Dr. Andreas Pfaltz, Departement Chemie
Barbara Kurz, Universitätsbibliothek
Astrid Piscazzi, Universitätsbibliothek
Monique Gschwind, IT-Services
Christine Joseph, Rektorat und Verwaltung
30 JahreDaniel Mathys, Departement Biozentrum
Simon Geiger, Universitätsbibliothek
Andrea Löschmann-Hage, Departement
Biozentrum
35 JahreDoris Stamm, Schweizerisches Tropen- und
Public Health-Institut
Jacqueline Glaus, Laborantin, Departement Bio-
medizin
Serge Ganzmann, Universitätsbibliothek
40 JahreProf. Dr. John Paul Maier, Departement Chemie
Heinz Breitenstein, Departement Physik
Wahlen
Prof. Dr. Miguel Brendl, Full-Professor für
Marketing, per 1. August 2016
Prof. Dr. Philipp Habegger, Associate-Professor für
Mathematik (Zahlentheorie), per 1. Februar
2015
Prof. Dr. Sabine Huebner, Assistenzprofessorin
(mit Tenure Track) für Alte Geschichte,
per 1. Juli 2014
Prof. Dr. Aya Kachi, Assistenzprofessorin für
Political Economics of Energy Policy (mit
Tenure Track), per 1. Mai 2015
Prof. Dr. Jelena Klinovaja, Assistenzprofessorin
für Physik (Theoretical Nano / Quantum
Physics), per 1. Oktober 2014
Prof. Dr. Tania Rinaldi Barkat, Assistenzprofesso-
rin (mit Tenure Track) für Neurophysiologie,
per 1. Februar 2015
Prof. Dr. Catherine Roux, Assistenzprofessorin
für Industrial Organization and Regulation
of Energy Markets (mit Tenure Track),
per 1. August 2015
Prof. Dr. Michael Simon, Assistenzprofessor
(mit Tenure Track) für Pflegewissenschaft,
per 1. Mai 2014
Prof. Dr. Ralph Weber, Assistenzprofessor für
European Global Studies (mit Tenure Track),
per 1. Dezember 2014
Prof. Dr. Wolfgang Wohlers, Full-Professor für
Strafrecht, per 1. Februar 2015
Prof. Dr. Yvonne Willi, Associate-Professorin für
Botanik, per 1. August 2015
Prof. Dr. Ilaria Zardo, Assistenzprofessorin für
Experimental Material Physics (mit Tenure
Track), per 1. September 2015
Prof. Dr. Andreas Zeller, Klinischer Professor für
Hausarztmedizin, per 1. September 2014
Beförderungen
Prof. Dr. Susanne Bickel, Full-Professorin für
Ägyptologie, per 1. Februar 2015
Prof. Dr. Dominique Brancher, Associate-Professo-
rin für Ältere Französische und Allgemeine
Literaturwissenschaft, per 1. Februar 2015
Prof. Dr. Dirk Bumann, Full-Professor für
Molekularbiologie, per 1. Februar 2015
Prof. Dr. Nicola Gess, Associate-Professorin für
Neuere Deutsche Literaturwissenschaft,
per 1. Februar 2015
Prof. Dr. Beat Hintermann, Associate-Professor für
öffentliche Finanzen, per 1. August 2015
Prof. Dr. Elísio Macamo, Associate-Professor für
Afrikastudien, per 1. Februar 2015
Prof. Dr. Henriette Meyer zu Schwabedissen,
Associate-Professorin für Biopharmazie, per
1. Februar 2015
Prof. Dr. Alex Odermatt, Full-Professor für
Molekulare und Systemische Toxikologie,
per 1. August 2015
Prof. Dr. Erik van Nimwegen, Full-Professor für
Computational Systems Biology,
per 1. Februar 2015
Prof. Dr. Kurt Schmidheiny, Associate-Professor
für Angewandte Ökonometrie, per 1. Februar
2015
Prof. Dr. Philipp Treutlein, Associate-Professor für
Experimentelle Physik, per 1. Februar 2015
Prof. Dr. Till Voss, Associate-Professor für
Molecular Parasitology, per 1. Februar 2015
Prof. Dr. Damian Wild, Klinischer Professor für
Nuklearmedizin, per 1. August 2015
Titularprofessuren
Juristische FakultätDr. iur. Beat Rudin für Datenschutzrecht und
Informationsrecht
Medizinische FakultätPD Dr. med. Birgit C. Donner für Pädiatrie
(gleichzeitige Umhabilitation)
PD Dr. med. Dr. phil. Flavio Forrer für Nuklear-
medizin
PD Dr. med. Frank-Martin Häcker für Kinder-
chirurgie
PD Dr. med. Dr. med. dent. Christoph Niklaus
Kunz-Strübin für Mund-, Kiefer- und
Gesichts chirurgie
PD Dr. med. Frank Serge Lehmann für Gastro-
enterologie
PD Dr. med. Gian Paolo Ramelli für Pädiatrie,
Schwerpunkt Neuropädiatrie
Prof. Dr. med. Rachel Rosenthal für Chirurgie
Botond Roska MD PhD für Experimentelle
Ophthalmologie
PD Dr. med. Pedram Sendi für Zahnmedizin
PD Dr. med. Christophe Valmaggia für Ophthal-
mologie
PD Dr. med. Luigi Tornillo für Pathologie
Philosophisch-Historische FakultätPD Dr. Hanna Jenni für Ägyptologie und
Semitische Sprachwissenschaft
Philosophisch-Naturwissenschaftliche FakultätPD Dr. Ingrid Felger für Infektionsbiologie
Dr. Michel Kenzelmann für Experimentelle Physik
PD Dr. Kaspar Wyss für Epidemiologie
Service
26 uniintern 01 / 15
Service
Cartoon mit Nicolas Mahler
Venia Docendi
Medizinische FakultätPD Dr. Michel Philippe Bihl für Experimentelle
Medizin
Dr. med. Emanuel Burri für Innere Medizin,
speziell Gastroenterologie
PD Dr. Maria Filippova für Experimentelle
Medizin
Dr. med. Isabel Filges für Medizinische Genetik
PD Dr. Claudio Gobbi für Neurologie
PD Dr. Sylvia Höller für Pathologie
Dr. med. Katrin Esther Hostettler Haack, PhD, für
Pneumologie
PD Dr. Gabriel Krastl für Zahnmedizin
PD Dr. Giovanna Attilia Luisa Lurati Buse für
Anästhesiologie
PD Dr. Anna Marsano für Experimentelle
Medizin
PD Dr. Michael Mayr für Innere Medizin
PD Dr. Kirsten Diana Mertz für Pathologie
PD Dr. Marc Andreas Müller für Orthopädische
Chirurgie und Traumatologie des
Bewegungsapparates
PD Dr. Tilo Niemann, MHBA für Radiologie
PD Dr. Mike Recher für Innere Medizin / Immuno-
logie
Dr. med. / PhD Nicole Ritz für Pädiatrie und
Infektiologie
PD Dr. Tobias Roman Reichlin für Kardiologie
PD Dr. Claudio Rosso für Orthopädie
Dr. med. Gideon Andreas Sartorius für
Gynäkologie und Geburtshilfe
PD Dr. Marc Martin Sollberger für Neurologie
Dr. ès sc. Christof Stieger für Experimentelle
Medizin
PD Dr. Raoul Christian Sutter für Neurologie,
Schwerpunkt Neurointensivmedizin
PD Dr. Sarah Tschudin Sutter für Infektiologie
PD Dr. Sven Matthias Wellmann für Pädiatrie
(Umhabilitation)
Dr. med. Thomas Wolff für Chirurgie, speziell
Gefässchirurgie
Philosophisch-Historische FakultätDr. phil. Christine Weder für Neuere Deutsche
Literaturwissenschaft
Philosophisch-Naturwissenschaftliche FakultätProf. Dr. Nico Bruns für Chemie
PD Simon Paul Loader, PhD, für Biogeographie
Dr. med. vet. et Dr. phil. Esther Schelling für
Epidemiologie
PD Dr. Thomas Schmidt für Theoretische Physik
PD Dr. Fabrizio Tediosi für Epidemiologie
(Umhabilitation)
Dr. rer. nat. Markus Weiss für
Experimentalphysik
Wirtschaftswissenschaftliche FakultätDr. rer. pol. Sébastien Kraenzlin für Monetäre
Ökonomie
Fakultät für PsychologiePD Dr. Thomas Ledermann für Psychologie
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– Wärmemessungen: Die Wärmestrahlung an der Vulkanober-
fläche nimmt zu mit dem Aufstieg des Magmas, der Entgasung
und hydrothermalen Aktivität. Sie wird durch Temperaturson-
den, Infrarotmessung an Ort oder aus Distanz gemessen. Dazu
gehören auch Messungen der Wassertemperatur und -menge,
z. B. in Kraterseen, Quellen und Fumarolen.
– Fernerkundung: Viele aktive oder potenziell aktive Vulkane
befinden sich in abgelegenen Gebieten, wo Fernerkundung zum
Einsatz kommt. Elektromagnetische Strahlung wie reflektiertes
Sonnenlicht, Infrarot oder Radar geht von der Vulkanoberfläche
oder Eruptionswolke aus und wird von Sensoren auf Anhöhen
oder von Flugzeugen und Satelliten aufgenommen. Fernerkun-
dung ermöglicht auch die Unterscheidung zwischen vulkani-
schen Eruptionswolken und meteorologischen Wolken, die Mes-
sung von SO2 und Wärme sowie Verformungsmessungen am
Vulkankörper.
Obwohl die Methoden der Vulkanüberwachung und -voraussage
weit entwickelt sind, ist der genaue Zeitpunkt einer Eruption oft
schwer voraussagbar. Eine detaillierte Überwachung von Vulka-
nen ist sehr teuer. Kostspielige Geräte können leicht von vulkani-
schen Bomben zerstört oder von Asche zugedeckt werden. In his-
torischer Zeit waren etwa 550 Vulkane aktiv, davon werden derzeit
rund 200 systematisch seismisch überwacht.
Rudolf Hänny fragt:
«Was für eine Krankheit ist die Amyotrophe Lateralsklerose? Sind Polymyalgia, Ein-schlusskörpermyositis und Multiple Sklerose damit verwandt und wie?»
Antwort in der nächsten Ausgabe 02/2015
Rudolf HännyEmeritierter Privatdozent für Erdwissenschaften
Rita GautschyAstronomin und Habilitandin
Rita Gautschy fragt:
«Welche Methoden gibt es, um einen Vul-kanausbruch vorherzusagen?»
Rudolf Hänny antwortet:
Dafür ist zuerst eine Untersuchung der Entwicklungsgeschichte
des Vulkans notwendig, wenn möglich aufgrund historischer Do-
kumente, seiner inneren Struktur und mineralogisch-chemischen
Zusammensetzung. Mit geologischen Feldaufnahmen, Bohrun-
gen, seismischen und geochronologischen Untersuchungen wird
die Abfolge der Produkte der verschiedenen Eruptionen rekonst-
ruiert: Laven, verschiedene Arten von Lockergesteinen, Tuffe und
Lahars. Das erlaubt, statistisch auf die wahrscheinlichen zukünf-
tigen Eruptionsarten zu schliessen. Dazu kann eine instrumen-
telle Überwachung verschiedener physikalisch-chemischer Indi-
katoren der Vulkanaktivität beitragen:
– Überwachung der Erdbebentätigkeit: Vor einer Eruption be-
wegt sich Magma vom unteren Teil eines Vulkans weiter auf-
wärts. Dabei entstehen seismische Erschütterungen, die mit
hochempfindlichen Seismometern gemessen werden. Nur lang-
jährige Beobachtungen ermöglichen das sichere Auseinander-
halten von vulkanischen und nichtvulkanischen Erschütterun-
gen. Eine Zunahme der vulkanischen Erdbebentätigkeit weist
auf einen möglichen Ausbruch hin.
– Entgasung des aufsteigenden Magmas: Beim Aufsteigen des
Magmas nimmt der Druck ab. Im Magma gelöstes Gas wird frei-
gesetzt und analysiert. So weist etwa eine Zunahme von Schwe-
feldioxid-Gas SO2 oft auf eine baldige Eruption hin.
– Bodendeformation: Eine Verformung der Vulkanoberfläche
durch im Innern akkumuliertes Magma geht oft Eruptionen vo-
ran. Sie kann durch Messungen der Neigung der Vulkanober-
flächen, durch Distanzmessungen mit Laser oder GPS erfasst
werden.
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