Ueber die Entfärbung der Jodstärke durch Wärme

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144 Ueber dic Entfdrbnng der Jodstiirke durch Warme. Ueber die Entarbung der Jodstllrke dnrch Warwe. Von Pcrsonnc. In den Comptes reiidus 1865 sagt Payen, ,,dass bei Gegenwart einee Jodiiberschusses die wechselnden Erschei- nungen der Entfarhung und Firbung der Jodstarke durch Warme und Abkiihlung in1 Ausdchnen urid Busammenziehcn der Stiirkcpartikeln bcruhen , wodurch der Farbenwechsel ent- stehe , und riiclit in einur VcrHiichbigiing und einem wieder Niederschlagen de6 Jods. I' Diese Uoobachtung bestiitigt die 'Cheorie, die Pcrsonne schon 186.1 uber diese Erschei- nung aufgestellt hat, was Pay c n wahrscheinlich unbe- kannt war. Die 'I'heorie ist folgendc: die Jodstarke entfdrbt sich, weil bei der Temperatur, bei welcher die Entfarbung ein- tritt, die Starke sich in Wasser loAt und beim Erkalten sich wieder niedcrschligt, dann von neueni sich fdrbt, uyenn man riicht diirch gehoriges Erhitzen den Jodiiberschuss ausgetrieben hat. Diese Theorie stutzt sich aiif die Thatsachen: 1) Parbt man eine filtrirte Sturkclosung nach dem Erkalten mit Jod, so blaut sie sich bei looo, darauf hat die Fliissigkeit die eigcnthiimliche Jodfarbe, ein Beweis, dass die Flussigkeit von Jod durchdrungen ist. '2) Blaut man dic auf' dem Filter gebliebene Stiirke, so entfiirht sich diese beim Sieden nicht; sol1 Entfarbung eintretcn, so muss man so lange kochen, bis das Jod ausgetrieben ist. 3) Fugt man zu der sub 1) erhsl- tenen jodfarbcnen Fliissigkeit Stiirke von dem Filtrirriick- Htandc, so wird sie blau und bleibt es auch beim Kochen; ein Bcweis, dass freies Jod in der Fliissigkeit id. Wendet man diese Thatsachcn auf P a y e n ' s Angabe an, SO sieht man, dass in dcr kalten und filtrirten Starkeflussigkeit die Starke nicht viillig gelijst war, sondern sich nur in eincr durch unsere Filter passirbaren hochst feinen Vertheilung befand. Ein Lack, und JodHtirke ist ein Lack, kann nur ent- stehn, wenn dcr gef'arbte oder zu farbende Korper in unge- lostem Zustando iet. Bei 1000 filtrirte Stiirke ist durchans in Wasser geliist, wahrend sie in der Kalte nur sehr fein vertheilt ist. Man kann ah0 keine bei 100" sich fdrbende Jodstarke darstcllen , weil bei dieser Temperatur der sich firbcnde Korpcr, die Stiirke, vollig loslich ist. Ebenso kann man eine bci 1000 sich firbendo Jodstiirkc bcreiten, wenn man den Theil der Stiirke anwendet, der mehr cohiirent iet und sich bei 100° nicht in Wasser lost. So entsteht Entfarbung der Starke ails drei Griinden: 1) durcli Verwhwin-

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144 Ueber dic Entfdrbnng der Jodstiirke durch Warme.

Ueber die Entarbung der Jodstllrke dnrch Warwe. Von P c r s o n n c .

I n den Comptes reiidus 1865 sagt P a y e n , ,,dass bei Gegenwart einee Jodiiberschusses die wechselnden Erschei- nungen der Entfarhung und Firbung der Jodstarke durch Warme und Abkiihlung in1 Ausdchnen urid Busammenziehcn der Stiirkcpartikeln bcruhen , wodurch der Farbenwechsel ent- stehe , und riiclit in einur VcrHiichbigiing und einem wieder Niederschlagen de6 Jods. I' Diese Uoobachtung bestiitigt die 'Cheorie, die P c r s o n n e schon 186.1 uber diese Erschei- nung aufgestellt hat, was P a y c n wahrscheinlich unbe- kannt war.

Die 'I'heorie ist folgendc: die Jodstarke entfdrbt sich, weil bei der Temperatur, bei welcher die Entfarbung ein- tritt , die Starke sich in Wasser loAt und beim Erkalten sich wieder niedcrschligt, dann von neueni sich fdrbt, uyenn man riicht diirch gehoriges Erhitzen den Jodiiberschuss ausgetrieben hat. Diese Theorie stutzt sich aiif die Thatsachen: 1) Parbt man eine filtrirte Sturkclosung nach dem Erkalten mit Jod, so blaut sie sich bei looo, darauf hat die Fliissigkeit die eigcnthiimliche Jodfarbe, ein Beweis, dass die Flussigkeit von Jod durchdrungen ist. '2) Blaut man dic auf' dem Filter gebliebene Stiirke, so entfiirht sich diese beim Sieden nicht; sol1 Entfarbung eintretcn, so muss man so lange kochen, bis das Jod ausgetrieben ist. 3) Fugt man zu der sub 1) erhsl- tenen jodfarbcnen Fliissigkeit Stiirke von dem Filtrirriick- Htandc, so wird sie blau und bleibt es auch beim Kochen; ein Bcweis, dass freies Jod in der Fliissigkeit i d . Wendet man diese Thatsachcn auf P a y e n ' s Angabe an, SO sieht man, dass in dcr kalten und filtrirten Starkeflussigkeit die Starke nicht viillig gelijst war, sondern sich nur in eincr durch unsere Filter passirbaren hochst feinen Vertheilung befand.

Ein Lack, und JodHtirke ist ein Lack, kann nur ent- stehn, wenn dcr gef'arbte oder zu farbende Korper in unge- lostem Zustando iet. Bei 1000 filtrirte Stiirke ist durchans in Wasser geliist, wahrend sie in der Kalte nur sehr fein vertheilt ist. Man kann ah0 keine bei 100" sich fdrbende Jodstarke darstcllen , weil bei dieser Temperatur der sich firbcnde Korpcr, die Stiirke, vollig loslich ist. Ebenso kann man eine bci 1 0 0 0 sich firbendo Jodstiirkc bcreiten, wenn man den Theil der Stiirke anwendet, der mehr cohiirent iet und sich bei 100° nicht in Wasser lost. So entsteht Entfarbung der Starke ails drei Griinden: 1) durcli Verwhwin-

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Ueber denselben Gegenstnnd. 145

den des beim Sieden ausgetriebenen Jodes, 2) durch Ver- schwinden eines andern Theiles Jod, dcr eine Art von noch unbekannter Verbindung niit der Stjirke eingcht und eine farblosc Liisuiig bildot, die man durch Chlor oder salpetrige Siiure bliiuen kann, 3) durch eiiie Vcrlnderung der Starke, die beim Sieden unter dem Einflusse des Jodes sic11 trennt, vollig loslich wird und sich selbst in Zucker umsetzt. (Joui,n. de Hiam. et de Chim.). Dr. Reich.

Ueber denselben Qegenstand. Yon P n y e n .

P a y e n entschuldigt sich znniichst , die Arbeit P e r - s o n n e ' s nicht gekannt zu habcn, da er sie nirgend gefunden habc, und citirt einigc anf sein Thema bczugliche Stellen aus Rccueil des savants Btrangers 1843. Die zusammenhangen- den Jodlheilchen verbinden sich mit der Starke, welche da8 Jod in Gegenwart von Wasser,, Luft, Licht und Warme sehr f'est halt. Bei einem Ueberschnsse von Jod ist bei 64O die blaue Farbe permanent, wahrend bei 66O daB Jod sich in eincr hinreichcnden Menge W asser lost und seine blaue Farbe yerliert , die beim Erkalten wieder erecheint , 'wenn man in cinem verschlosscnen Glase operirtc , andernfalls verfluchtigt sich das Jod. Ilic Entfirbung vcrlangt hohere Temperaturen jc nach der Uengc des in der Flussigkeit enthaltcnen J o d m ble Entfdrbung tritt ohne Zwcifel dann ein, wenn die Mole- culargrpppen der Jodstarke so von einander getrennt sind, dass die Lichtstrahlen durchfallen konnen. Andere Versuche ergeben, dass die Contraction und Fallung der blauen Jod- stirke bei Temperaturerniedrigung auf 0" oder darunter ein- tritt und durch Einwirkung verschiedener Siiuren und Salze in kleinster Menge. Die durch Abkiihlung contrahirten Flocken trennen und entfirhcn sich viel achwerer und erfor- dern eine hiihere Tcmperatur, da sie viel coharenter gewor- den sind. I n allen entgegengevctzten Fiillcn tritt die Entfar- bung ein. 134 mehrmaligcr Wiedcrholung des \rersuches bei 66 und looo wird durch die Jodvermindcrung das Verhalt- niss in dcr blauen Verbindung gestiirt, man kann es wiedcr durch eine Siiurc herstellen , wclchc die Theilchen contrahirt. Dic Action dcc Jods auf' die StGrke ist das Resultat dcr Attraction einer Gruppe Stiirkcpartikel auf ein Jodpartikel- chen; 1 Aeq. Jod geniigt eur Farbung von 10 Aeq. Stirke.

Arrh 4. Pharin. (!I ,XXXIt' . n d % 1. (I. 2 Tiff. 10