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    A g g a n y n i A B H I D H A M M A 1

    ABHIDHAMMA

    Abhidhamma = abhi + dhamma = hhere LehreDhamma = Lehre des Buddha, Wahrheit, Wirklichkeitslehre, Gesetz(migkeit).Der Buddha lehrte die Wirklichkeit und Wirklichkeiten = dhammas.

    Arten von Wirklichkeit(en):

    Bedingte Wirklichkeiten (sakhata)UnbedingteWirklichkeit(asakhata)

    Konventionelle WirklichkeitSammuti (Sacca)Konzepte -Paatti

    Letztendliche Wirklichkeiten,absolute RealittenParamattha (Sacca)

    nma-paatti

    Name eines Dings,Phnomens odereiner Person

    attha-paatti

    Ding, Person oderWesen

    nma

    Geist, Geistiges,Herz, Psyche,geistige / mentalePhnomene

    rpa

    Krper, Materie,materielle Quali-tten, physikali-sche Phnomene /Eigenschaften

    Nibbna

    citta(89/121)= Bewusstseincetasikas (52)= Geistesfakto-ren, Geisteszu-stnde, geistige

    Eigenschaften

    28 rpas:4 mahbhtasgroen Elemente,5 Sinnesorgane,Sinnesobjekte,usw.

    2 Arten:kilesa-nibbna= saupadisesa

    N.

    khandha-nibbna= anupadisesa N.

    Objekte frSamathaObjekte frVipassanUniverselle Eigenschaften:anicca, dukkha, anatt

    Objekt in derErleuchtung(magga +phala),Eigenschaft:anatt

    im Sutta-Piaka meist

    5 khandh

    Fnf Aggregate, Ansammlungen, Gruppierungen,die eine Person oder ein Lebewesen ausmachen:

    1.Rpakkhandha = Gruppe der Krperlichkeit rpa (28 bzw. je Person 27)

    2. Vedankkhandha = Gruppe der Gefhle cetasika (1 aus 52)

    3. Sakkhandha = Gruppe der Wahrnehmung cetasika (1 aus 52)

    4. Sakhrakkhandha = Gruppe der Geistesformationen

    cetasikas (50)5. Viakkhandha = Gruppe des Bewusstseins

    citta (89 bzw. 121)

    rpa

    +

    nma

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    Definitionen derparamattha-dhammas

    Citta (89 / 121)

    Bewusstsein (citta) ist ein geistiges Phnomen mit der Funktion, sich eines Objektes bewusstzu sein. Es ist die Bewusstheit eines beliebigen Objektes. Citta ist das, was wei odererkennen kann. Solange wir leben, ist immer eine Art von Bewusstsein da, aber citta bleibtnicht ein Leben lang bestehen, sondern entsteht und vergeht stndig neu und sehr schnell (esheit billionenfach in einer Sekunde).

    Citta wird verglichen mit klarem Wasser, das allein nicht erkennbar ist.

    Cetasika (52)

    Die Geistesfaktoren oder geistigen Eigenschaften (cetasika) sind Begleiter von citta,entstehen und vergehen zusammen mit citta, haben dieselbe Sinnesgrundlage und dasselbeObjekt. Die cetasikas sind geistige Eigenschaften oder Qualitten, gut, schlecht oder neutral,

    die wir oft als Fhigkeiten oder Emotionen bezeichnen. Die cetasikas erfahren und erlebenObjekte auf unterschiedlichste Weise, z.B. mit Freude oder rger, mit Mitgefhl oderBegehren, usw. Ein cetasika tritt nicht alleine mit einem citta auf, sondern in Gruppen vonmindestens den 7 universellen cetasikas. Diese cetasika-Gruppen bilden zusammen mit demfhrenden citta eine Art geistiges Molekl, eine kompakte Einheit, die wir normalerweise nurGeist (nma) nennen.

    Die cetasikas werden mit Farben und Schmutz verglichen, die citta, das klare Wasser,einfrben oder trben und so sichtbar und unterscheidbar machen.

    Rpa (28)

    Materie, materielle oder physikalische Qualitten (rpa) sind das, was nicht erlebt, erkennt,sich bewusst ist, kein Objekt haben kann (aber selbst Objekt fr den Geist sein kann). Rpawird auch als das definiert, was sich ndert, d.h. materielle Eigenschaften ndern sich durchgegenteilige uere Einflsse wie Hitze und Klte (z.B. wird die materielle Eigenschaft Hrtedurch Temperatur verndert). Auch Materie entsteht und vergeht stndig, ihre Lebensspanneist 17 mal lnger als die des Geistes. Rpa kommt in Gruppen (kalpas) vor, nie einematerielle Eigenschaft allein, sondern 8 rpas in unbelebter Materie und mindestens 9 rpasin belebter Materie wie unserem Krper.

    Wichtige rpas sind die vier groen Elemente (mahbhtas), die Sinnesgrundlagen bzw. diesensitive Materie der Sinnesorgane (pasda), Sinnesobjekte wie Farbe/Form, Ton usw.

    Nibbna (1)

    Nibbna ist das unbedingte Element. Als kilesa-Nibbna ist es das Verlschen oder dieFreiheit von den geistigen Befleckungen (kilesas) wie Gier, Hass und Verblendung, dessensich ein Erleuchteter bewusst sein kann (dann hat erNibbna als geistiges Objekt). Alskhandha-Nibbna (oft auch alsParinibbna bezeichnet) ist es der Zustand bzw. die Realitt,die brig bleibt, wenn sich beim Tod eines Erleuchteten die fnf Aggregate oderGruppierungen (khandhas) auflsen, sich kein Karma (kamma) mehr auswirken kann, so dasskeine geistigen und materiellen Prozesse mehr erzeugt werden knnen.

    Nibbna hat als einziger dhamma nicht die Eigenschaft von anicca (Unbestndigkeit) und

    dukkha (Leidhaftigkeit, Unzulnglichkeit), aber so wie alle dhammas von anatt (Nicht-Selbst)1.

    1Sabbe sakhr anicca, sabbe sakhr dukkha,sabbe dhamm anatt, z.B. Dhammapada Verse 277-279.

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    Abhidhamma als Landkarte des Geistes

    Abhidhamma ist wie eine geistige Landkarte, mit der wir zuverlssig und zgig ans Zielkommen knnen gehen mssen wir allerdings selber. Ohne Landkarte verirrt man sich leichtoder kommt irgendwann langsam durch trial and error ans Ziel. Ein guter spiritueller Lehrer

    kann diese Landkarte eventuell ersetzen, uns auf dem Weg ganz individuell behilflich sein -aber wir machen uns auch abhngig von ihm. Mit Abhidhamma-Wissen, d.h. Kenntnis der

    Naturgesetzmigkeit unseres Geistes und unseren Mglichkeiten der Einflussnahme, desTrainings, der Entwicklung bzw. der Konditioniertheit knnen wir uns selber anleiten und zuunserem Ziel fhren. Und mit dem breiten Abhidhamma-Wissen knnen wir auch andereMenschen, Wesen, Charaktere verstehen, besser unterrichten und in der Meditation fhren.

    Anwendung und Nutzen

    kusala

    (karmisch) heilsam

    2

    akusala

    (karmisch) unheilsam

    3abykata

    neutral, nicht karmisch wirksam

    - im Alltag- in derSamatha-Meditation- in derVipassan-bung

    im Alltag (Grobeinteilung nachden 3 Geistesgiften: Gier, Hassund Verblendung)

    vipkaKarmaresultat

    kiriyafunktionell,karmischunabhngig

    Durch die Kenntnis des Abhidhamma knnen wir leichter unterscheiden was heilsam und wasunheilsam ist, weil wir Kriterien in die Hand bekommen, wie wir unseren eigenen Geisteszu-stand und dessen Bedingtheit analysieren knnen.

    Im Alltag knnen wir versuchen, einen heilsamen Geist zu entwickeln und zu strken bzw.einen unheilsamen aufzulsen oder zu transformieren.

    In der Samatha-Meditation knnen wir unsere Jhna-Faktoren bzw. Hindernisse im Geistchecken und damit arbeiten, um tiefe Konzentration und Ruhe zu erzeugen.

    In der Vipassan-Meditation beobachten wir unsere krperlichen und geistigen Zustnde,i.A. ohne sie zu beeinflussen, um sie kennen zu lernen, mit Weisheit zu durchschauen, unsvon ihnen zu lsen - was schlielich zur Befreiung und Erleuchtung fhrt.

    In derSatipahna-Meditation:

    Vipassan= anderes Sehen

    paramattha-dhammaals Meditationsobjekt

    khandhaals bungsbereich

    Kynupassan rpa rpakkhandha

    Vedannupassan vedan vedankkhandha

    Cittnupassan citta viakkhandha

    Dhammnupassan cetasikas(auervedan)+ teilweise auch rpa

    sakhrakkhandha+ sakkhandha

    2 Heilsam bedeutet dem Heil frderlich, und das sind ethische, gute und selbstlose Handlungen und

    Geisteszustnde, die gutes Karma schaffen.3 Unheilsam bedeutet nicht nur unethisch, sondern ganz breit dem Heil nicht frderlich. Z.B. sind ein gierigerGeist oder gewaltttige Gedanken noch lange nicht unethisch, bringen aber trotzdem der Lehre des Buddhazufolge karmisch schlechte Resultate.

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    Im Visuddhimagga4 z.B. und von authentischen Vipassan-Lehrern wird betont, dass die ersteVoraussetzung fr die Vipassan-Erkenntnisse auf dem Weg zur Befreiung das Unterschei-dungswissen von nma und rpa ist (Geist Materie/Krper). Dann geht es um die Bedin-gungszusammenhnge und das Sehen und Erleben derer universeller Eigenschaften:

    anicca - Unbestndigkeit, Vergnglichkeit (nicht nur Vernderung), Entstehen - Vergehendukkha - Leidhaftigkeit, latentes Leiden, Unzulnglichkeit, unbefriedigende Naturanatt - Nicht-Selbst, Nicht-Ich, Nicht-Seele, Unpersnlichkeit, kein eigenstndiges Selbst;

    uert sich in Unkontrollierbarkeit

    Funktionen des Geistes

    Grundregeln:

    1. In einem Moment gibt es immer nur ein Bewusstsein (citta), nie zwei oder mehrere.Aber Bewusstsein ist sehr kurzlebig, entsteht und vergeht sehr schnell, so dass der Eindruck

    entstehen kann, dass mehrere Arten von Bewusstsein mit verschiedenen, manchmal kontrrenGeisteszustnden gleichzeitig bestehen wrden. Eine andere, weit verbreitete falsche Ansichtist, Bewusstsein als bestndig anzusehen, als den Beobachter oder Erlebenden, oder als eineArt weier Leinwand, worauf sich die Geisteszustnde, Gefhle, Emotionen usw.abspielen.

    2. Jedes Bewusstsein (citta) muss ein Objekt haben. Der ganze Geist (nma = citta +cetasik) arbeitet immer nur mit einem Objekt. Es gibt 6 Arten von Objekten (analog den 6Sinnesorganen): Sichtbares Objekt (Farbe, Form), Ton, Geruch, Geschmack, tastbares Objektund geistiges Objekt (dhamma-Objekt). Das nur durch den Geist erlebte dhamma-Objekt lsstsich wiederum in 6 Arten unterteilen:pasda rpa (sensitive Materie),sukhuma rpa (subtile

    Materie bzw. subtile physikalische Phnomene), citta (Bewusstsein), cetasik(Geistesfaktoren),Nibbna undpaatti (Konzepte).

    3. Bewusstein (citta) reiht sich an Bewusstsein als lckenlose Kette, dem Bewusstseins-strom.Citta entsteht und vergeht stndig, eines bedingt zusammen mit ueren Faktoren dasnchste es kann keinen Zwischenraum ohne citta geben (auch nicht zwischen einem Lebenund dem nchsten). [Anmerkung fr Spezialisten: Es gibt eine einzige Ausnahme, nmlich

    Nirodhasampatti , in dem der Bewusstseinstrom temporr zum Stillstand kommt. DieserZustand ist nur von Arahats und Angmis, die Meister in allen acht (bzw. nach demAbhidhamma neun)jhnas sind, erreichbar.]

    4. Die Funktion von citta ist nur, sich eines Objektes bewusst zu sein. Die cetasikas, die

    gleichzeitig mit citta als geistiges Molekl auf der selben Sinnesgrundlage entstehen undvergehen, arbeiten mit demselben Objekt, untersuchen und erleben es auf verschiedensteWeise. Jedes cetasika hat eine andere, eindeutige Funktion so wie ein Werkzeug. Wenn wirnur citta als Fhrer erwhnen, sollte uns bewusst sein, dass citta nie alleine vorkommt,sondern immer geistige Eigenschaften hat, d.h. mit cetasikas entsteht und vergeht.

    5. Die Reihenfolge der cittas im Bewusstseinstrom ist nicht willkrlich sondern folgt einerfesten, logischen Gesetzmigkeit. Die entstehenden Bewusstseinsarten hngen von derkarmischen Disposition des Individuums ab und von gegenwrtigen Bedingungen, wie derArt und Gre bzw. Intensitt eines Objektes und der Erfahrung durch eines der 5 Sinnestoreoder durch das Geisttor. Auch unser Charakter, unsere Lebenserfahrungen, Angewohnheiten

    und Reaktionsmuster spielen eine Rolle, aber auch unsere bewussten Entscheidungen.

    4 Klassischer, alter Theravda-Kommentar Visuddhimagga von Buddhaghosa zusammengestellt, bersetzungins Deutsche als Der Weg zur Reinheit von Nyanatiloka (Jhana-Verlag).

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    6. Jeder Bewusstseinsmoment (citta) hat drei Submomente, d.h. kann in drei Phaseneingeteilt werden: Entstehen, Existenz (Stillstand), Vergehen. In diesen Drei Phasen hat cittaunterschiedliche Kraft, etwas zu erzeugen oder zu bedingen.

    Klassifikationen von cittaObwohl das Bewusstsein (citta) nur eine Funktion hat, nmlich sich eines Objektes bewusstzu sein, kann es aufgrund der Frbungen, d.h. der begleitenden Geistesfaktoren (cetasik)klassifiziert werden.

    Klassifikation von citta nach dem Abhidhammattha Sagaha

    WeltlicherBereich

    lokiya

    (81)

    Sinnes-bereich

    Kmvacara

    = 54

    unheilsamakusala

    = 12

    in Gier wurzelndlobhamla

    = 8

    in Hass wurzelnddosamla

    = 2

    in Verblendung wurzelndmohamla

    = 2

    wurzellosahetuka

    = 18

    Resultat von unheilsamem Karmaakusala vipka

    = 7

    Resultat von heilsamem Karmakusala vipka

    = 8

    karmisch unabhngigkiriya

    = 3

    weltlichschnkma

    sobhana

    = 24

    heilsam

    kusala= 8

    Karmaresultatvipka

    = 8

    karmisch unabhngigkiriya

    = 8

    Feinstoff-licher Bereich

    Rpvacara= 15

    heilsamkusala

    = 5

    Karmaresultatvipka

    = 5

    karmisch unabhngigkiriya = 5

    ImmateriellerBereich

    Arpvacara= 12

    heilsamkusala

    = 4

    Karmaresultatvipka

    = 4

    karmisch unabhngigkiriya

    = 4

    berweltlicher Bereich

    Lokuttara= 8 / 40

    Pfadmagga

    = 4 /20

    Fruchtphala

    = 4 /20

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    Auf oberster Stufe (linke Spalte hier) wird eingeteilt, ob es sich um ein weltliches (lokiya)oderberweltliches (lokuttara) Bewusstsein handelt. Dann (in der nchsten Spalte) wird derweltliche (lokiya) Bereich nach Sphren oder Bereichen eingeteilt: In den Sinnesbereich(kmvacara), was im Wesentlichen unseren Alltagsbewusstseinsarten entspricht, und in die

    jhnischen Bereiche der feinstofflichen und immateriellen Vertiefungen (rpvacara und

    arpvacara), die nur erfolgreiche Samatha-Meditierende erleben, die diesejhnas erreichen.Im Bereich der Sinne (kmvacara) wird zuerst unheilsames (akusala) Bewusstseinabgehandelt und dabei wird nach den drei Geistesgiften oder unheilsamen Wurzelnunterschieden, d.h. ob es ein Bewusstsein wurzelnd in Gier (lobha), in Hass (dosa) oder inVerblendung (moha) ist. Dazu gibt es dann jeweils noch Unterarten, wenn man die

    begleitenden Eigenschaften und die Bedingungen anschaut.

    Nach den unheilsamen Bewusstseinsarten wird wurzelloses (ahetuka) Bewusstsein aufge-fhrt und klassifiziert. Zu diesen Bewusstseinsarten, die weder die unheilsamen Wurzeln nochheilsame Wurzeln (die Gegenteile) haben, gehren die Sinnesbewusstseinsarten Seh-, Hr-,Riech-, Schmeck- und Krperbewusstsein, das empfangende (samapiicchana) und die

    prfenden (santraa) cittas, die jeweils das Resultat (vipka) von unheilsamem oderheilsamem Karma sein knnen. Aber in dieser Rubrik der ahetuka cittas finden sich auervipka cittas auch rein funktionelle (kiriya), karmisch unabhngige Bewusstseinsarten, dieweder karmische Ursache (kamma) noch karmische Wirkung (vipka) sind. Dies sind das anden fnf Sinnestoren aufmerkende (pacadvrvajjana) Bewusstsein, das am Geisttoraufmerkende (manodvrvajjana) Bewusstsein und eine spezielle Bewusstseinsart, dieArahats lcheln lsst (hasituppda citta).

    Schlielich wird weltlich schnes (kma sobhana) Bewusstsein abgehandelt. Hier wirdzwischen karmisch heilsam (kusala) wirkendem Bewusstsein, schnem Karmaresultat(vipka) und dem karmisch unwirksamen (kiriya) schnen Bewusstsein der Arahats

    unterschieden. All diese schnen Bewusstseinsarten haben zwei oder drei heilsame, guteWurzeln, die die Gegenteile (nicht nur das Nicht-Vorhandensein) der unheilsamen Wurzelnsind: Freigiebigkeit oder Grozgigkeit (alobha), liebende Gte (adosa) und Wissen oderWeisheit (amoha).

    Im feinstofflichen Bereich (rpvacara) und im immateriellen Bereich (arpvacara) wirdebenfalls nach karmisch heilsam wirkendem Bewusstsein (kusala), gutem Karmaresultat(vipka) und den karmisch unwirksamen (kiriya) Bewusstseinsarten des Arahats, der die

    jhnas praktiziert, unterschieden.

    Im berweltlichen Bereich (lokuttara) wird nach Pfad- (magga) und Frucht- (phala)Bewusstsein unterschieden, von denen es jeweils vier gibt entsprechend den vier Stufen der

    Heiligkeit bzw. Befreiung, (bzw. frSamatha-Vipassan-Praktizierende in Verbindung mitdenjhnasje 20).

    Obwohl 89 (oder gar 121) Bewusstseinstypen unterschieden werden, haben wir es alsWeltlinge und ohne jhna-Erfahrung aber nur mit 45 Arten zu tun. Wrden wir nochgenauer nach allen begleitenden Geistesfaktoren unterscheiden, wre es eine Vielzahl.

    Klassifikation nach der Dhammasanga

    In der Dhammasanga, dem ersten der sieben Original-Abhidhamma-Bcher, sowie imVisuddhimagga werden alle Bewusstseinsarten nach karmisch heilsam (kusala), karmischunheilsam (akusala) und karmisch nicht wirksam (abykata) klassifiziert. Unter den nichtkarmisch wirkenden cittas finden sich sowohl die Karmaresultate (vipka), die ja selbst nichtmehr weiter karmisch wirksam sind, als auch alle funktionellen (kiriya) cittas.

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    Whrend diese beiden Klassifikationen zum Verstndnis von Karma (kamma) sehr ntzlichsind und auch gut als Merklisten, um sich alle cittas einprgen und sie unterscheiden zuknnen, ist eine Klassifikation nach Funktionen wichtig zum Verstndnis der Arbeitsweisedes Geistes in Prozessen.

    Klassifikation von citta nach Funktionen

    Es gibt Bewusstseinsarten, die die Funktion der Sinnesttigkeit erfllen, als Seh-, Hr-,Riech-, Schmeck-, Krper- und Denk-Bewusstsein. Damit es aber wirklich zum Sehen, Hrenusw. kommen kann und wir das Gesehene, Gehrte usw. wirklich wahrnehmen, eventuellverstehen und reagieren knnen, bedarf es noch anderer Bewusstseinsarten, die verschiedeneFunktionen bezglich des Objektes ausben. Es werden 14 Funktionen von cittaunterschieden und fr jede Funktion wird herausgearbeitet, welche der 89 (bzw. 121)Bewusstseinsarten diese Funktion erfllen knnen.

    Funktion

    BewusstseinWiedergeburt-paisand

    hi

    Lebensstrom-bhavag

    a

    Aufmerken-vajjana

    Sehen-dassana

    Hren-savana

    Riechen-ghyana

    Schmecken-syana

    Tasten-phusana

    Empfangen-sampaicchana

    Prfen-santraa

    Entscheiden-votthapan

    a

    Impulsion-javana

    Nachklingen-tadrammaa

    Tod-cuti

    unheilsames Bewusstsein - 12 akusala cittas xSeh-Bewusstsein - 2 cakkhu-via xHr-Bewusstsein - 2sota-via x

    Riech-Bewusstsein - 2ghna-via xSchmeck-Bewusstsein - 2 jivh-via xKrper-Bewusstsein - 2 kya-via xempfangendes Bewusstsein - 2sampaicchana x

    prfendes mit neutralem Gefhl2 upekkh-santraa

    x x x x x

    prfendes mit angenehmem Gefhlsomanassa-santraa

    x x

    an den fnf Sinnestoren aufmerkendespacadvrvajjana

    x

    am Geisttor aufmerkendes Bewusstseinmanodvrvajjana

    x x

    Lcheln erzeugendes Bewusstseinhasituppda xheilsame und funktionelle schne8 mah-kusala + 8 mah-kiriya

    x

    schne Karmaresultate der Sinneswelt8 mah-vipka

    x x x x

    heilsame + funktionelle feinstoffliche5 rpa-kusala + 5 rpa-kiriya

    x

    feinstoffliche Karmaresultate5 rpa-vipka

    x x x

    heilsame + funktionelle immaterielle4 arpa-kusala + 4 arpa-kiriya

    x

    immaterielle Karmaresultate

    4 arpa-vipkax x x

    berweltliches Bewusstsein8 lokuttara cittas (4 magga + 4phala)

    x

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    Geistige Prozesse (vthi)

    In unserem Geist laufen stndig Prozesse ab, die zusammen den Bewusstseinsstrom bilden. Indiesem Leben und durch alle unsere Leben hindurch, bis wir endgltige Befreiung erlangthaben. So wie ein Strom, ein Fluss, als Einheit wirkt, aber genau genommen stndig anderesWasser bzw. andere Wassermolekle vorbeiflieen, so ist es auch mit unseremBewusstseinsstrom oder Geist.

    Man kann passiven und aktiven Geist unterscheiden.

    Passiver Geist: Der Bewusstseinsstrom besteht aus passiven Bewusstseinsmomenten,solange kein gegenwrtiges Objekt eindringt. Die cittas, die im passiven Geist ablaufen, sindbhavaga-cittas, eine Art von vipka-cittas, die das Resultat heilsamer karmischerHandlungen aus unserem Vorleben sind. Bei uns Menschen kommen acht bzw. neun cittas inFrage, die diese Funktion ausben knnen. Dieser Typ von citta bt in unserem Leben dreiFunktionen aus und hat deshalb drei Namen:

    1.

    Paisandhi citta verbindendes oder Wiedergeburtsbewusstsein, das allerersteBewusstsein eines neuen Lebewesens, das das alte mit dem neuen Leben verbindetund das direktes Resultat (vipka) unseres Karma (kamma) aus dem alten Leben ist.

    2. Bhavaga citta Lebenskontinuum, Lebensstrom, dieselbe Art von vipka-citta, dieuns unser ganzes Leben lang begleitet, im Tiefschlaf und in Bewusstlosigkeitvorkommt und auch zwischendurch immer wieder. (Manche Westler bersetzenbhavaga mit Unterbewusstsein, was aber nicht ganz zutrifft.)

    3. Cuti citta Todesbewusstsein, bzw. lebensabschneidendes Bewusstsein. AmLebensende bt dieses selbe citta die Funktion des Sterbens aus.

    Aktiver Geist: Ein gegenwrtiges Objekt prsentiert sich an einem unserer 6 Sinnestore,schneidet den passiven Bewusstseinsstrom ab und aktive geistige Prozesse beginnen, d.h. derGeist arbeitet mit dem Objekt, untersucht es, reagiert auf es heilsam oder unheilsam.

    Z.B. prsentiert sich ein sichtbares Objekt vor unserem Auge, das Licht ist ausreichend undunsere Aufmerksamkeit ist da, dann entsteht Seh-Bewusstsein. Damit aber Sehen stattfindet, mssen eine ganze Reihe von cittas inklusive dem Seh-Bewusstsein ablaufen, damitwir das sichtbare Objekt tatschlich wahrnehmen und geistig verarbeiten knnen.

    Die geistigen Prozesse (vthi) bestehen aus 10 bis 17 einzelnen cittas, die in einer festenReihenfolge ablaufen. Handelt es sich um einen Prozess an einem der 5 Sinnestore (Auge,Ohr, Nase, Zunge, Krper), so besteht der Geistesprozess immer aus 17 cittas, die

    verschiedene Funktionen bezglich des Objektes ausben, um es wahrzunehmen und zu(re)agieren.. Ist es ein rein geistiger Prozess mit einem dhamma-Objekt, so gengen zurObjektwahrnehmung 10 bis 12 cittas.

    Zum grundlegenden Verstndnis der Prozess-Reihenfolge hier zwei Gleichnisse.

    1. Gleichnis Besuch

    (1) Wir sind entspannt zuhause, machen vielleicht gerade ein Nickerchen. Es klingelt. (2) Wirwachen auf, sind kurz irritiert bis wir realisieren, dass es geklingelt hat. (3) Wir gehen zur Trund ffnen sie. Wir sehen den Besucher, der drauen steht, (4) und empfangen ihn, bitten ihnherein (5). Wir fragen, was der Grund des Besuchs ist (6) und entscheiden danach z.B., dass

    er uns wohl gesonnen ist (7). Dann vergngen wir uns mit unserem Besucher bei Kaffee undKuchen oder wie auch immer (8). Wenn unser Besucher gegangen ist, behalten wir ihn nochkurz in Erinnerung (9).

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    2. Gleichnis Apfelbaum

    Diesmal schlafen wir an einem sonnigen Sptsommertag unter einem Apfelbaum (1). Einreifer Apfel fllt direkt neben uns zu Boden. (2) Unser Tiefschlaf wird erschttert und wirwachen auf. Wir ffnen die Augen (3) und sehen den Apfel (4). Wir greifen nach ihm (5). Wir

    prfen ihn (6), z.B. durch Drehen und Wenden, Drcken und Riechen. Wir beschlieen, dasses ein essbarer, guter Apfel ist (7), beien hinein und essen ihn gensslich (8). Nach demletzten Bissen bleibt noch der Geschmack des Apfels auf unserer Zunge (9), bevor wir wiedereinschlafen (1)oder etwas anderes tun.

    Erklrung auf Abhidhamma-Ebene mit den Geistesprozessen (citta-vthi):

    Der Sinnestor-Prozess

    (1) bhavaga-citta Lebenskontinuum, passiver Geist

    (2) Wenn ein gegenwrtiges Objekt in Erscheinung tritt, luft noch ein bhavaga-citta

    unverndert durch, das nchste bhavaga-citta vibriert und dann hlt bhavaga an.(3) Beginn des aktiven Geistes: An einem der fnf Sinnestore aufmerkendes Bewusstsein(pacadvrvajjana citta). Unsere Aufmerksamkeit wendet sich dem betreffenden Sinnestorzu, an dem das gegenwrtige Objekt erscheint. Es ffnet sozusagen die Tr und wird deshalbauch als Trffner bezeichnet.

    (4) Das entsprechende Sinnesbewusstsein tritt auf: Seh-, Hr-, Riech-, Schmeck, oderBerhrungs-Bewusstsein. Die Funktion des Sehens, Hrens, usw. wird von einem vipka-citta wahrgenommen, das jeweils entweder das Resultat von heilsamem (kusala) oderunheilsamem (akusala) Karmaist.

    (5) Empfangendes Bewusstsein ( sampaicchana citta), das die gesehenen, gehrten usw.Daten aufnimmt.

    (6) Prfendes Bewusstsein (santraa citta), das die empfangenen Daten checkt.

    (7) Das entscheidende Bewusstsein (votthapana citta) beschliet, was mit den Daten zu tunist, wie zu reagieren ist. Diese Funktion wird von dem am Geisttor aufmerkendenBewusstsein (manodvrvajjana citta) wahrgenommen.

    (8) Jetzt erfolgen 7 impulsive Bewusstseinsmomente (javana citta), in denen wir das Objektgenieen, d.h. es mit Genuss oder Aversion erfahren bzw. reagieren. Achtung! Hier ist es,wo wir i. A. karmisch heilsam oder unheilsam handeln.

    (9) Nach sehr groen, deutlichen, eindrucksvollen Objekten folgen noch zwei vipka-Bewusstseinsmomente mit demselben Objekt (tadrammaa citta), die wie ein Nachklangoder Nachglhen zu verstehen sind.

    Nach diesem Prozess aus 17 cittas ist der Geist wieder passiv, d.h. bhavaga cittas laufen ab.

    1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17

    B Bd Bv Ba P C Sp St V J J J J J J J T T B....

    passivercitta ffnet dem neuen Objekt seine Tr Geist= Tr-ffner

    Objekt beginnt(hier geboren), Lebensspannees kann aber noch nicht eintreten des Objektes

    beendet

    aktiver Geist,arbeitet mit demgegenwrtigen Objekt

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    Erluterungen:

    B =Bhavaga: passiver Geist, sehr ruhigBd = durchgelaufenes bhavagaBv = vibrierendes bhavagaBa = anhaltendes bhavagaP =Pacadvrvajjana = an den fnf Sinnestoren aufmerkendes Bewusstsein: ffnet die

    entsprechende Sinnestr fr das Objekt (Trffner)C = Cakkhuvia = Seh-Bewusstsein (wrtlich: Augen-Bewusstsein): sieht das ObjektSp = Sampaicchana = empfangendes Bewusstsein: empfngt das ObjektSt = Santraa = prfendes Bewusstsein: prft das Objekt (checkt es)V = Votthapana = entscheidendes Bewusstsein: entscheidet, beschliet ber das ObjektJ =Javana = dynamisches, impulsives Bewusstsein: erfhrt und geniet das ObjektT = Tadrammaa = nachfolgendes Bewusstsein: folgt denjavanas mit demselben Objekt,

    nachklingen, nachglhen (meist mit registrieren bersetzt)

    Der Geisttor-Prozess

    Am Geisttor und mit einem geistigen dhamma-Objekt sieht der Prozess etwas anders aus:

    (1) bhavaga-citta Lebenskontinuum, passiver Geist

    (2) Wenn ein gegenwrtiges dhamma-Objekt in Erscheinung tritt, vibriert das nchstebhavaga-citta und dann hlt bhavaga an.

    (3) Beginn des aktiven Geistes: Am Geisttor aufmerkendes Bewusstsein (manodvrvajjanacitta). Unsere Aufmerksamkeit wendet sich dem Geisttor zu, an dem das gegenwrtigegeistige Objekt erscheint. Es ffnet sozusagen die Geist-Tr und wird deshalb auch als

    Geist-Trffner bezeichnet.(4) Es folgen sofort die 7 impulsiven Bewusstseinsmomente (javana citta), in denen wir dasdhamma-Objekt genieen, d.h. mit Genuss oder Aversion erfahren bzw. reagieren undkarmisch heilsam oder unheilsam handeln.

    (5) Nach klaren, deutlichen geistigen Objekten folgen noch zwei vipka-Bewusstseins-momente mit demselben Objekt (tadrammaa citta), die wie ein Nachklang oder

    Nachglhen zu verstehen sind.

    Insgesamt sind es hier also 12 cittas, die einen geistigen Prozess am Geisttor ausmachen.

    1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12B Bv Ba M J J J J J J J T T B....

    citta ffnet dem neuen Objekt seine Geist-Tr passiver Geist= Geist-Trffner

    dhamma-Objektprsentiert sich,kann aber nochnicht eintreten

    Erluterung:M = Manodvrvajjana = am Geist-Tor aufmerkendes Bewusstsein: ffnet das GeisttorRest wie oben

    aktiver Geist,arbeitet mit demgegenwrtigen Objekt

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    Prozess des Erkennens

    Ein Geistesprozess (vthi) ob an einem der fnf Sinnestore oder am Geisttor - erkennt nochnichts. Bleibt es bei einem, so geht das Gesehene, Gehrte usw. verloren, wir erkennen esnicht bewusst. Fr eine komplette Wahrnehmung sind mindestens vier Geistesprozesse(vthis) ntig. Angenommen, es geht um das Sehen. Der erste Prozess ist der oben

    beschriebene Sinnestor- hier Augentor-Prozess. In den javanas dieses ersten Prozesseserfolgte eine impulsive, fast automatische Reaktion, noch keine beabsichtigte, bewusste, wohldurchdachte.

    Auf diesen ersten Augentorprozess folgt ein zweiter Prozess, der am Geisttor abluft und sichdas gesehene Objekt in Erinnerung ruft.

    Der dritte Prozess, ebenso am Geisttor, benennt geistig, d.h. gibt dem Gesehenen einenNamen.

    Erst der vierte Prozess (frhestens oft sind viele Prozesse der Art 2 und 3 ntig) erkennt dasGesehene, und danach erst kann bewusst gehandelt werden in Gedanken, Worten und Taten,

    absichtsvoll heilsam oder unheilsam, egoistisch oder altruistisch Hier ist unsereEntscheidungsfreiheit. Hier knnen wir mit weiser Aufmerksamkeit oder weisem Erwgen( yoniso manasikra) heilsam handeln und unseren Geist langsam so trainieren undkonditionieren, dass er in (ferner) Zukunft auch schon in den ersten Prozessen starke,heilsamejavanas hervorbringt.

    Prozess der Befreiung

    Dieses Geistestraining versuchen wir insbesondere in der Vipassan-Meditation bzw. esgeschieht von alleine auf ganz natrliche Weise durch das Beobachten und Erkennen derletztendlichen Wirklichkeiten (paramattha-dhammas) nma (Geist) und rpa (Krper,

    Materie) mit groem heilsamem Bewusstsein (mahkusala citta= kma sobhana kusalacitta), das mit Wissen oder Einsicht (a) verbunden ist. Und diese bung wird irgendwanndie Krnung hervorbringen, nmlich die totale Ausmerzung aller unheilsamenGeisteszustnde, irreversibel, so dass kein Rckfall mehr mglich ist. Dies erfolgt stufenweisemit dem Stromeintritt (sotpatti), der Einmalwiederkehr (sakadgmit), Nichtwiederkehr(angmit) und Arahatschaft (arahatta). Dann haben wir Befreiung erlangt, kilesa-nibbnarealisiert, was zu guter Letzt im letzten Tod ins khandha-nibbna mnden wird.

    Schon im kilesa-nibbna desArahats bzw. schon eine Stufe frher, beim Nicht-Wiederkehrer(angmi), ist geistiges Leiden (wie rger, Hass, Angst, Trauer, Depression, Frust)aufgelst; im khandha-nibbna ist schlielich auch krperliches Leiden aufgehoben die

    Prozesse von Krper und Geist haben sich tot gelaufen, sind verloschen.Im Abhidhamma lernen wir, dass Krperbewusstsein (kya-via) mit unangenehmemGefhl (dukkha vedan), d.h. krperliches Leiden wie Schmerz, eine vipka-Bewusstseinsart ist, d.h. das Resultat von schlechtem Karma aus den Vorleben (allerdingsabhngig von frderlichen Bedingungen der Gegenwart, damit es wirken kann). Davon istkein Erleuchteter frei, auch der Buddha nicht5. Aber die frohe Botschaft ist, dass geistigesLeiden nicht ntig ist, denn es kommt nur in den beiden in Hass wurzelndenBewusstseinarten vor, die aktives Handeln, jetzt unheilsames Tun (akusala kamma) sind. Siesind nie karmische Resultate (vipka), die wir erleben mssten. Wir knnen uns davon

    befreien, noch in diesem Leben, um Leidfreiheit zu verwirklichen, hchstes Glck, tiefstenFrieden, mndend in totale Stille:Nibbna.

    5 In den Sutten wird wiederholt berichtet, dass der Buddha im hohen Alter Rcken- und Gelenkschmerzen hatte,deshalb zur Linderung oft die heien Quellen von Rjagaha aufsuchte, oder sich bei der Meditation an einenBaum lehnen musste, usw.

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    Prozesse von Tod und Wiedergeburt

    Der Tod kann nach dem Buddha aus vier Grnden eintreten:

    1. Ende der Lebensspanne (der Spezies zu einer bestimmten Zeit)

    2. Ende der karmischen Energie, die dieses Leben produzierte3. Die Lebensspanne endet gleichzeitig mit der karmischen Energie, d.h. 1 und 2 fallen

    zusammen.

    4. Ein entgegengesetztes, destruktives Karma interveniert und schneidet das produzie-rende Karma ab.

    Je nach Bedingungen und Todesart dauert der Sterbeprozess Sekunden, Stunden oder garTage. Die Herzgrundlage (nicht unbedingt das physische Organ Herz) wird schwcher und ineinem trance- oder traumhnlichen Zustand trumt der Sterbende. Es werden drei Trume

    bzw. Trauminhalte unterschieden:

    1. Kamma Ein Karma kommt hoch, heilsam oder unheilsam, und der Sterbende erlebtnoch einmal dieselben Geisteszustnde und Gefhle wie zur Zeit der Tat.

    2. Kamma-nimitta Ein Bild oder eine Bedingung taucht auf, die im Zusammenhangmit einer vergangenen karmischen Handlung steht. Das mag z.B. die Pistole beimMord sein, die Leiter beim Einbruch, der Hut oder das Gesicht der alten Frau, der erber die Strae geholfen hatte, oder die Blumenvase im Tempel, in dem er dna gabund meditierte.

    3. Gati-nimitta Ein Bild seines zuknftigen Schicksals erscheint dem Sterbenden. DasBild kann den Ort darstellen oder Personen oder Umstnde, wo der Sterbendewiedergeboren wird. Das kann z.B. ein Haus sein, dichter Wald, schwarze

    Hllenhunde oder liebliche Gtterwelten.Abhngig von diesen Objekten entstehen beim Sterbenden javana-Bewusstseinsarten mitEmotionen wie Angst, rger, Reue oder Freude, Zuversicht, Mitgefhl und Dankbarkeit.Wenn er in diesem Moment stirbt, ergibt sich daraus seine Wiedergeburt. Oft kann aber diesesgetrumte Objekt noch gendert werden, meist nicht durch den schwachen Sterbenden selbst,aber durch anwesende Familienmitglieder oder Sterbebegleiter. Mit einem genderten Objektndert sich auch das javana-citta und kann das Schicksal des Sterbenden beeinflusstwerden. Dies erklrt, warum es so ntzlich ist, Sterbende an ihre guten Taten zu erinnern und

    positiv besetzte Symbole dazu zu prsentieren.

    Nach dem Abhidhamma gibt es eine Reihe von mglichen Sterbeprozessen, z.B.:

    altes Leben Tod Wiedergeburt

    neues Leben1 2 3

    1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 (16) (17)

    B Bd Bv Ba P C Sp St V J J J J J B Cuti Pt B B ....

    Objekt beginnt Lebensspanne(rpa: kamma-nimitta des Objektes beendetodergati-nimitta) (im neuen Leben)

    aktiver Geist,arbeitet mit dem

    gegenwrtigen Objekt

    Erluterung:Cuti = Todes-BewusstseinPt =Paisandhi = verbindendes oder Wiedergeburtsbewusstsein

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    Wiedergeburt

    Die karmische Energie verbunden mit dem kamma, kamma-nimitta oder gati-nimittaverursacht sofort nach dem Tod (cuti-citta) die Wiedergeburt. Der allererste Beginn einesneuen Lebewesens, eines Embryos, ist das kalala, das ein direktes Produkt des kamma ausdem Vorleben ist und bereits aus nma und rpabesteht.

    Der geistige Teil (nma) des kalala besteht aus dem Wiedergeburtsbewusstsein (paisandhi-citta), bei uns normalen 6 Menschen eine der acht schnen resultierenden Bewusstseinsartender Sinneswelt (kma sobhana vipka cittas), auch groen resultierenden Bewusstseinsarten(mahvipka cittas) genannt, zusammen mit den begleitenden Geistesfaktoren (cetasikas),von denen bis zu 33 assoziiert sind. Das erste geistige Molekl ist da und entwickelt sich

    prozesshaft weiter.

    Der materielle Teil (rpa) des kalala besteht aus allerersten karmagezeugten materiellenQualitten (kammaja rpa), das sind die materiellen Gruppen (kalpa) um die Herzbasis(hadaya-vatthu), um den sensitiven Krper (kya-pasda) und um die Geschlechtsanlage(bhva). Alle andere karmagezeugte Materie entwickelt sich erst spter, wie das sensitiveAuge, Ohr, Nase und Zunge.

    Im Indaka-Sutta des Sayutta-Nikya (S 10.1) ist die Erzeugung des kalala erwhnt und dieweitere Entwicklung des Embryo bis zum funktionsfhigen Lebewesen. Der Abhidhammakann dies belegen und genau erklren, wie und warum die Entwicklung stattfindet.

    Tod und Wiedergeburt ohne Zwischenraum

    Nach dem Theravda-Buddhismus kann es keinen Zwischenraum zwischen zwei Lebengeben wogegen der Mahyna und darin insbesondere der tibetische Buddhismus vombardo (Zwischenzustand) spricht. Die geistige Kontinuitt (citta-santna) des

    Bewusstseinsstroms oder die Reihe der cittas muss dem Abhidhamma nach lckenlos sein,damit die paisandhi- und alle bhavaga-cittas im neuen Leben das Objekt aus dem altenLeben mitnehmen bzw. empfangen knnen (siehe unser Beispiel eines typischenSterbeprozesses). Dem Theravda zufolge msste das subtile Bewusstsein desVerstorbenen im bardo, das den Zwischenzustand mit all seinen Farben, Schrecken undVerlockungen erlebt, die im tibetischen Totenbuch (bardo thdol) beschrieben sind, bereitsein neues Lebewesen sein vielleicht ein gespenst-hnliches und kurzlebiges Wesen.

    Abhidhamma und anatt

    Der Abhidhamma, die Psychologie ohne Psyche (Nrada Mahthera), ist ein einziges,

    riesiges Kompendium um anatt zu verstehen (Sayadaw Dr. Nandamla Abhivasa) undletztlich zu realisieren. In den ersten Abhidhamma-Originalbchern wird die Wirklichkeitminutis in dhammas analysiert, im letzten, siebten Abhidhamma-Buch Pahna werdenals Krnung alle dhammas wieder in Zusammenhang gebracht, in Beziehung gesetzt, und alleBedingungen und Ursache-Wirkungs-Krfte zwischen ihnen werden dargelegt.

    Der Abhidhamma erklrt auch, wie Wiedergeburt ohne Seele oder eigenstndiges Selbst(att) funktioniert und beantwortet damit grndlich die buddhistische Gretchenfrage, dieschon Knig Milinda dem Ehrwrdigen Ngasena gestellt hatte [Mil. 3.2.5]:

    Wieso kann es Wiedergeburt geben ohne Seelenwanderung?

    6 Normale Menschen bedeutet hier Menschen mit von Geburt an voll ausgebildeten Sinnesorganen. Menschen,die seit Geburt (besser: Zeugung) blind, taub oder sonstwie stark gehandicapt sind, hatten ein ungnstigeresKarma, das die Wiedergeburt erzeugt hat. Ihr Wiedergeburtsbewusstsein ist das aus heilsamem Karmaresultierende prfende Bewusstsein mit neutralem Gefhl (upekkh-santraa kusala vipka citta).

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    Literatur-Hinweise

    Deutschsprachig:

    Abhidhamma im Alltag, Nina van Gorkom (Stiftung fr Studium und Verbreitung desDhamma, Bangkok, Thailand, 1997 - zu beziehen auf dna-Basis bei der DBU-Geschftsstelle)

    Handbuch der buddhistischen Philosophie (Abhidhammattha-Sangaha), bersetzt und erlutertvon Nyanatiloka (Jhana-Verlag, 1995)

    Abhidhamma Studien, Nyanaponika, bersetzt von Thomas Zeh (Theravda-Netz im MichaelZeh Verlag, 2006)

    Website:www.theravadanetz.de

    In Vorbereitung:Grundzge des Abhidhamma, Dr. Nandamla Abhivasa, bersetzt von AgganyaniDie Suche nach der Ursache, Dr. Nandamla Abhivasa, bersetzt von AgganyaniWebseite: www.abhidhamma.de

    Englischssprachig (Auswahl):

    Fundamental Abhidhamma Part I, Dr. Nandamla Abhivasa (CBS Myanmar, printed for freedistribution in Malaysia, 2006) - auch auf der Website www.abhidhamma.com

    A Manual of Abhidhamma (Abhidhammattha Sangaha), Nrada Mahthera, BuddhistMissionary Society, Malaysia - siehe www.abhidhamma.com

    A comprehensive manual of Abhidhamma (Abhidhammattha Sangaha), cariya Anuruddha,herausgegeben von Bhikkhu Bodhi (BPS, Sri Lanka)

    The Essence of Buddha Abhidhamma, Dr. Mehm Tin Mon, MMY publications, Yangon,Myanmar - auch im Internet: www.buddhanet.net/pdf_file/abhidhaultsci.pdf

    Abhidhamma in Daily Life, U Janakabhivamsa/U Silananda, ITBMU, Yangon, Myanmar(Where to order: http://www.ayinepan.com/emart/product_info.php?products_id=188)

    A Survey of Paramattha Dhammas, Sujin Boriharnwanaket, bersetzt von Nina van Gorkom(Dhamma Study and Support Foundation, Bangkok, Thailand, 2005) - siehe www.abhidhamma.com

    Websites: www.abhidhamma.com (mit Texten, Charts, Kursangeboten )

    www.abhidhamma.org (mit Texten insbesondere von Nina van Gorkom, Links, Forum)

    www.dharmagames.org (u.a. Abhidhamma-puzzle)

    In Vorbereitung:Searching for the Cause, Dr. Nandamla AbhivasaFundamental Abhidhamma Part II, Dr. Nandamla Abhivasa (teilweise schon auf der Website)Citta, Agganyani

    Die Original-Abhidhamma-Bcher

    1. Dhammasanga = Erklrung derdhammas (Deutsche bersetzung von Nyanaponika, nur als Privatausgabeerhltlich; Kommentar Atthaslin ist bei der PTS auch in Deutsch erschienen; - siehe www.palitext.com)

    2. Vibhanga = Buch der Analyse3. Dhtukath = Rede ber die Elemente4. Puggalapaatti = Beschreibung von Personen (Deutsche bersetzung siehe www.palikanon.com)5. Kathvatthu = Streitpunkte (von Thera Moggaliputta Tissa, 263 Jahre nach dem Tod des Buddha)6. Yamaka = Buch der Paare (printed in Malaysia 1998, derzeit ist nur Vol. I in Myanmar erhltlich)7. Pahna = Buch der Bedingungen

    Six of the seven Abhidhamma-books are published by PTS (Pali Text Society, London) - see www.palitext.com:Buddhist Psychological Ethics (1); The Book of Analysis (2); Discourse on Elements (3); A Designation of Human Types (4);Points of Controversy (5); Conditional Relations (7), Guide to Conditional Relations

    http://www.theravadanetz.de/http://www.theravadanetz.de/http://www.abhidhamma.com/http://www.abhidhamma.org/http://www.dhammagames.org/http://www.dhammagames.org/http://www.dhammagames.org/http://www.theravadanetz.de/http://www.abhidhamma.com/http://www.abhidhamma.org/http://www.dhammagames.org/