Trockene Luft und deren Auswirkung auf die Gesundheit
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AEH Zentrum für Arbeitsmedizin, Ergonomie und Hygiene AG
Trockene Luft und deren Auswirkung auf die Gesundheit Dr.med. Urs Hinnen FMH Prävention + Arbeitsmedizin
Problem ‚Trockene Luft‘
• Häufiger Grund für Klagen / Beschwerden,
insbesondere im Bürobereich* *z.B. Reijula, Sundmann, 11500 MA befragt: - Trockene Luft: 35 % - Stickige Luft: 34 % - Staub oder Schmutz in der Luft: 25 % - Luftzug: 22 %
• Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Klima-Parametern (Raumtemperatur,Strahlungstemperatur, Luftgeschwindigkeit)
• Gesundheitliche Auswirkungen noch relativ wenig erforscht
Häufig genannte Symptome wegen trockener Luft
- Trockene, gereizte Schleimhäute der Atemwege
(trockene, geschwollene Nase, Nasenbluten, Hustenreiz, trockener Hals)
- Vermehrt Erkältungskrankheiten - Austrocknen der Stimmlippen (Heiserkeit, Versagen
der Stimme) - Augenbeschwerden (gerötete Augen, Augen-
brennen/- tränen, erhöhte Blendungsempfindlich-keit; Probleme mit Kontaktlinsen)
- Trockene Haut (rauh, schuppend, spröde, rissig)
Grenzwert für Raumluftfeuchte
Schwierige Festlegung eines Grenzwertes für Luftfeuchte:
• Weiter und nicht fest umrissener Behaglichkeits-
bereich (bei 22oC: Behaglich 35 – 65%; noch behaglich 20 – 70%)
• Beschränkte Wahrnehmungsfähigkeit für relative Luftfeuchte (Gefühl trockener Luft abhängig von hoher Raumtemperatur, schlechte Raumluftqualität, Staubbelastung)
• Führende Arbeitsphysiologen sagen: Am besten weg mit dem Grenzwert
Einfluss von Lufttemperatur und relativer Feuchte auf die thermische Behaglichkeit:
0
20
40
60
80
100
16 18 20 22 24 26 281412
Lufttemperatur ϑL [ °C ]
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Unterer Grenzwert für Raumluftfeuchte
SIA: Absolute Feuchte (entspricht Kombination von empfohlener Raumlufttemperatur und –feuchte): Bei 21oC und 30 % Feuchte = 5.0 g/kg. Unterschreiten der unteren Grenze während 15% der Nutzungszeit zulässig
Arbeitsgesetz (Verordnung 3, Art. 16):
Untere Grenze: 30 % relative Luftfeuchtigkeit. Gelegentliche Unterschreitungen an wenigen Tagen im Jahr bis 20% physiologisch unbedenklich.
Literatur zu ‚Gesundheit und trockene Luft‘ 1
• Exakte Zuordnung der Symptome schwierig (z.B: trockene Augen, auch beeinflusst durch Luftgeschwindigkeit, Bildschirmarbeit, hohe Raumtemperatur, Müdigkeit..)
• Kein Zusammenhang zwischen Austrocknung der Schleimhäute und relativer Luftfeuchtigkeit beweisbar (nasaler Schleimfluss) Ausnahme: Bei Asthmatikern kann die Luftbefeuchtung zur Linderung der Symptome beitragen
• Erhöhte Rate von grippalen Infekten bei zu trockener Luft; aber keine Grenzwert bestimmbar. Überlebensfähigkeit des Grippevirus ab > 50% deutlich erniedrigt
Literatur zu ‚Gesundheit und trockene Luft‘ 2
• Augenbeschwerden: Hinweis, dass Grenzwert richtig: Reinikainen et. al: Durch Erhöhung der relativen Luftfeuchtigkeit von 26% auf 33% Senkung der Häufigkeit von Klagen über trockene Augen
• Hautbeschwerden: White et al.: Verbesserung von Hautproblemen durch Erhöhung der rel. Luftfeuchtigkeit von 30 – 35% auf 40 – 50% Patienten mit atopischem Ekzem: Ev. über den Grenzwert liegende rel. Feuchte nötig
Nachteilige Folgen von übermässiger Luftbefeuchtung
• Bei zunehmender Luftfeuchte und Lufttemperatur wird Luft als stickig empfunden
• Bei erhöhter Umgebungsluftfeuchte Abnahme des Wasserdampfdruckgefälles zwischen Haut und Umgebungsluft; Schweissverdunstung wird gestört
• Negativer Einfluss auf Lufthygiene: Wachstum von Schimmelpilzen und Hausstaubmilben führt zu Krankheiten wie allergischem Asthma bronchiale oder allergischem Schnupfen (Aber: Wachstum von Grippeviren bei hoher Feuchte gehemmt)
Fazit:
Untere Grenze für Raumluftfeuchte: 30 % ist vertretbar
Ausnahmen beachten: - Asthmatiker - Neurodermitiker - Kontaktlinsenträger - Bei hohem Sprechanteil (z.B. Call-Center): Im Winter wenn möglich erhöhen auf 40% (Empfehlung Deutsche BG) - Bei vielen Hautproblemen im Betrieb: Ev. erhöhen auf 40%
Vorgehen zur Beurteilung der Notwendigkeit einer Befeuchtung
(Projekt ‚Standards Kühlung und Befeuchtung‘; Kanton / Stadt Zürich+Zug; Ganz / Steinemann 2008)
Faktoren Massnahmen Hintergrund Klagen Datenerhebung mit
Datenlogger Raumluftfeuchte schlecht einschätzbar
Raumluft-temperatur
Möglichst nicht > 21oC Hohe Temperatur senkt relative Feuchte
Lüftung Anlage:Volumenstrom auf 50% reduzieren Fenster: Stosslüften
Im Winter Raumluft durch Lüftung trockener
Schadstoffe Emissionen reduzieren (Staub, chem. Stoffe)
Staub/chem. Stoffe: Beitrag zu Gefühl ‚trockene Luft‘
Feuchte-quellen
Pfanzen, offene Wasserflächen..
Befeuchten Wenn > 15% der Nutzungszeit unter 30%
Befeuchten auf 30-35% Regelm. Wartung (Hygiene)