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SCHULUNGSUNTERLAGEN 2015

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SCHULUNGSUNTERLAGEN

2015

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Die Kaiserliche Schatzkammer Wien, eine der bedeutendsten der Welt, birgt ein-

zigartige Schätze der Habsburger. Nur hier sehen Sie die Insignien und Kleino-

dien aus der österreichischen und europäischen Geschichte und den Kronschatz

des Heiligen Römischen Reiches. Daneben entdecken Sie auch sagenumwobene

Kostbarkeiten wie das Horn des legendenumwobenen »Einhorns«.

Ein Muss für jeden Wien-Besucher!

Die Kaiserliche Schatzkammer Wien

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Vorwort

Wien im April 2015

Liebe Fremdenführerinnen und Fremdenführer,

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Wir bedanken uns bei Ihnen für Ihr Interesse an der Kaiserlichen Schatzkam-

mer Wien und freuen uns, Ihnen mit diesem Dokument die neuen Saalbeschrif-

tungen der Kaiserlichen Schatzkammer Wien überreichen zu dürfen.

Diese Information wurde als Leitfaden für die Besucher der Kaiserlichen Schatz-

kammer Wien von Sammlungs- und Kommunikationsexperten und -expertinnen

des Kunsthistorischen Museums gemeinsam konzipiert und erarbeitet. Wir möch-

ten Ihnen diese kurzen Texte auf Deutsch und Englisch nicht vorenthalten und

hoffen, dass sie Ihnen bei der Vorbereitung Ihrer Führung eine Hilfe sind.

Um Ihnen einen Anreiz zu geben, Ihre Kunden aktiv dazu einzuladen, unsere

Museen und Sammlungen zu besichtigen, darf ich nochmals an unsere Provision

für geprüfte österreichische Fremdenführer (mit Plakette oder Ausweis) erinnern:

Wenn Sie mit einer Gruppe in die Kaiserliche Schatzkammer Wien kommen und

dort direkt bezahlen (bar oder mit Bankomat), erhalten Sie Ihre Provision in

Form einer Freikarte (eine Freikarte pro 10 zahlende Gäste).

Geprüfte Fremdenführer haben selbstverständlich auch weiterhin freien Eintritt

in die Kaiserliche Schatzkammer Wien sowie in alle Museen des KHM in Wien

und Innsbruck – auch wenn Sie alleine kommen.

Zusätzlich erhalten Sie – gegen Vorweis Ihrer Plakette – 10 % Ermäßigung auf

Eigenpublikationen (Bücher und Kataloge).

Bitte zögern Sie nicht, sich mit Fragen, Anregungen – aber auch mit eventuellen

Beschwerden an mich zu wenden. Wir sind stets bemüht, unsere Angebote zu

verbessern und den Aufenthalt in unseren Museen und Sammlungen für Ihre

Gäste zum Erlebnis zu machen.

Mit den besten Grüßen

Mag. Maria Gattringer

Tourismus-Marketing

Ticketing & Tourismus

T +43 1 525 24 - 2504

M +43 664 605 14 - 2504

[email protected]

www.tourism.khm.at

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Die habsburgischen Erblande – Schlüssel zur Macht

Das Kaisertum Österreich – die Insignien

Das Kaisertum Österreich – Ornate und Hausorden

Das Kaisertum Österreich – Königreich Lombardo-Venezien

Das Kaiserreich Frankreich – Napoleon und das Haus Habsburg

Geburt und Tod im Hause Habsburg – Gewänder und Sargschlüssel

Juwelen, Schmuck und Erinnerungsstücke – Edelsteine und Insignien

Die unveräußerlichen Erbstücke des Hauses Habsburg – Achatschale und Einhorn

Das Heilige Römische Reich – Grundlagen

Das Heilige Römische Reich – Wahl und Krönung

Das Heilige Römische Reich – die Habsburger und das Reich

Das Heilige Römische Reich – die Geschichte der Reichskleinodien

Das Heilige Römische Reich – die Krönungsgewänder

Das Heilige Römische Reich – Insignien und Reliquien

Das Heilige Römische Reich – die Krönung im Bild

Das burgundische Erbe – das Reich der Herzöge von Burgund

Das burgundische Erbe – Habsburgs Aufstieg zur Großmacht

Das burgundische Erbe – der Orden vom Goldenen Vlies

Das burgundische Erbe – der Messornat des Ordens vom Goldenen Vlies

Die Geistliche Schatzkammer – Geschichte und Bestand

Inhalt

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Die Kaiserliche Schatzkammer Wien in verschiedenen Sprachen

Floorplan Deutsch

Floorplan Englisch

Floorplan Spanisch

Floorplan Französisch

Floorplan Italienisch

Floorplan Russisch

Floorplan Japanisch

Zeittafel anhand einiger Key Visuals

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Raum 1

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ERBLANDE

ERZHERZOGSHUT

KÄMMERERSCHLÜSSEL UND EHRENZEICHEN

Raum 1

Die habsburgischen Erblande – Schlüssel zur Macht

Im Jahr 1282 etabliert das Haus Habsburg seine Herrschaft auf dem Gebiet des

heutigen Österreich. In weiterer Folge formieren sich die so genannten Erblan-

de, die auch Gebiete im Süden des heutigen Deutschland sowie in Italien, Slo-

wenien und Kroatien umfassen. Ab 1453 verbindet sich damit offiziell die Be-

nennung als Erzherzogtum Österreich. 1526 kommen die Königreiche Böhmen

und Ungarn hinzu. Dort bleibt der Regierungsantritt mit einer Krönung verbun-

den. In den übrigen Erblanden erfolgt dieser hingegen im Rahmen einer Erbhul-

digung. Hierbei geloben die Länder Gehorsam und erhalten dafür die Bestäti-

gung alter Rechte.

Schon Herzog Rudolf IV. (1339‒1365) verfolgt das Ziel einer Rangerhöhung zum

Erzherzog. Erst 1453 jedoch wird diese Würde anerkannt und damit der soge-

nannte Erzherzogshut, eine kronenartige Insignie, zum offiziellen Zeichen habs-

burgischer Herrschaft in den Erblanden. Für Joseph II. entsteht 1764 eine solche

Insignie nach mittelalterlichen Vorbildern. Erhalten ist davon das in diesem

Raum ausgestellte Grundgerüst aus Goldblech („Karkasse“). Die Juwelen wur-

den schon bald wieder abgenommen und anderweitig verwendet.

Als Zeichen ihrer privilegierten Stellung tragen die Kämmerer am Hof der Habs-

burger einen Schlüssel, der die Zutrittsberechtigung zu den Gemächern des Herr-

schers symbolisiert. Das Amt des Kämmerers ist ausschließlich Mitgliedern des

Hochadels vorbehalten. Mit ihm gehört man zur sogenannten „Ersten Gesell-

schaft“ und ist Teil des Gefolges des Kaisers bei öffentlichen Feierlichkeiten. Das

in diesem Raum ausgestellte Falknerzeug sowie die Wappenröcke und Stäbe sind

ebenfalls Abzeichen bestimmter Amtsträger bzw. Familien in den Erblanden und

charakterisieren ihre Bedeutung und Stellung.

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Raum 2

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DAS HAUS HABSBURG UND DAS KAISERTUM

DIE KRONE KAISER RUDOLFS II.

KAISER FRANZ I. (II.) IM PORTRÄT

Raum 2

Das Kaisertum Österreich – die Insignien

Von 1438 bis 1806 stehen fast ausnahmslos Habsburger an der Spitze des Hei-

ligen Römischen Reiches. Als gewähltes Oberhaupt dieses übernationalen Staa-

tengebildes tragen sie den Kaisertitel. In Reaktion auf Napoleons Erhebung zum

Kaiser der Franzosen proklamiert Kaiser Franz II. am 11. August 1804 jedoch

das Erbkaisertum Österreich. Dieses umfasst alle Erblande sowie die Königrei-

che Ungarn und Böhmen. 1867 kommt es zur Umwandlung in die Doppelmon-

archie Österreich-Ungarn. Mit der Ausrufung der Republik am 12. November

1918 endet die Herrschaft der Kaiser von Österreich.

1602 wird die Krone vollendet, die Rudolf II. (1552‒1612) als Kaiser des Heili-

gen Römischen Reiches für sich in Auftrag gibt. Sie dient als persönliches Zei-

chen dieser Würde, da die seit 1424 in Nürnberg verwahrte mittelalterliche

Reichskrone (Raum 11) nur für die Krönung selbst zur Verfügung steht. In wei-

terer Folge wird diese neue Insignie zur Hauskrone der Habsburger und 1804

schließlich zur offiziellen Krone des österreichischen Kaiserreiches. Zu Recht

gilt diese kostbare Goldschmiede- und Juweliersarbeit als „schönste Krone der

Welt“.

1792 wird Franz II. (1768‒1835) als letzter Habsburger zum Kaiser des Heiligen

Römischen Reiches gewählt. Unter dem Druck Napoleons bricht dieses politi-

sche Gebilde 1806 nach über 1000 Jahren wechselvoller Geschichte zusammen

und wird von seinem letzten Kaiser aufgelöst. Dieser regiert nunmehr als Franz

I. das Erbkaisertum Österreich, das er 1804 proklamiert hat. 1832 entsteht ein

offizielles Thronbild in dieser Funktion, das ein bemerkenswertes Spannungs-

verhältnis zwischen dem gealterten, müde wirkenden Monarchen und der Pracht

seines imperialen Ornates zeigt.

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Raum 3

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DER MANTEL DES ÖSTERREICHISCHEN KAISERS

DIE ÖSTERREICHISCHEN HAUSORDEN

Raum 3

Das Kaisertum Österreich – Ornate und Hausorden

In Ergänzung zu den kaiserlichen Insignien aus dem frühen 17. Jahrhundert,

Krone, Szepter und Reichsapfel (Raum 2), entstehen 1830 für Kaiser Franz I.

von Österreich weitere Teile eines Ornats. Den Anlass bieten die Feierlichkeiten

zur Krönung seines Sohnes Ferdinand zum König von Ungarn. Der Kostümdi-

rektor der Hoftheater in Wien, Philipp von Stubenrauch, liefert verschiedene

Entwürfe, die in diesem Raum ausgestellt sind. Bei einem von ihnen sehen Sie

die vom Kaiser ausgewählte Variante. Sie ist mit einem Kreuz gekennzeichnet.

Den Dekor der reichen Goldstickereien am Mantel dominieren die Motive des

Doppeladlers mit Kaiserkrone sowie Eichenlaub und Lorbeerblätter.

Neben den geistlichen Ordensgemeinschaften gibt es im späten Mittelalter zahl-

reiche weltliche Ritterorden. Sie werden von regierenden Dynastien gegründet,

um den Adel in ihrem Einflussbereich an sich zu binden. Die Aufnahme hat den

Charakter einer Auszeichnung, verbindet sich aber auch mit festgelegten Zielen

und der Idee einer Gemeinschaft. Als äußere Zeichen der Zugehörigkeit dienen

Abzeichen und Ornate.

Ab dem 18. Jahrhundert entstehen im Habsburgerreich eigene Verdienstorden

als Belohnung für militärische oder zivile Leistungen. Damit verbinden sich im

Regelfall immer noch die Einkleidung mit einem Ornat und die Übertragung ei-

ner Collane (Ordenskette). 1764 stiftet Maria Theresia für außerordentliche zi-

vile Verdienste den Ungarischen St. Stephans-Orden. Kaiser Franz I. gründet

1808 in Erinnerung an seinen Vater den Österreichischen Leopolds-Orden. 1816

folgt der Österreichische Orden der Eisernen Krone. Die Ornate dieser drei Hau-

sorden kommen bis um 1850 bei Festlichkeiten des Hofes zum Einsatz.

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Raum 4

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DER KRÖNUNGSORNAT

KAISER FERDINAND I. ALS KÖNIG VON LOMBARDO-VENEZIEN

Raum 4

Das Kaisertum Österreich – Königreich Lombardo-Venezien

Nach dem Sturz Napoleons entsteht in den Jahren 1814/15 auf dem Wiener

Kongress eine neue politische Ordnung Europas. Der Norden Italiens wird im

Königreich Lombardo-Venezien mit den beiden Hauptstädten Mailand und Ve-

nedig zusammengefasst und fällt an die Habsburger. 1838 lässt sich Kaiser Fer-

dinand I. (1793‒1875) zum König dieses Reiches krönen. Zu diesem Anlass wird

ein neuer Krönungsornat angefertigt, dem die frühmittelalterliche Eiserne Krone

der Lombardei zugeordnet wird. Der Wiener Porträt- und Genremaler Peter Fen-

di liefert Entwürfe für die Insignien, der Kostümdirektor der Hoftheater, Philipp

von Stubenrauch, entwirft die Gewänder. Im Kampf um die Unabhängigkeit und

Einigung Italiens verliert Österreich jedoch die Lombardei (1859) und Venezien

(1866). Vom Krönungsornat bleiben in Wien der mit dem Motiv der Eisernen

Krone, Palmblättern, Eichenlaub und Lorbeerzweigen in Gold bestickte Mantel

sowie der Rock und das Krönungsschwert erhalten. Die Eiserne Krone muss

1866 als historisches Symbol an Italien ausgefolgt werden (heute im Domschatz

von Monza).

Eine Vorstellung vom Aussehen des gesamten Ornates gibt das in diesem Raum

ausgestellte Aquarell mit dem Bildnis Kaiser Ferdinands I. als König von Lom-

bardo-Venezien. Er trägt die Eiserne Krone über einer flachen Haube aus Samt.

Die Regierungsgeschäfte des körperlich gezeichneten und führungsschwachen

Ferdinand werden durch die noch von seinem Vater, Kaiser Franz I., berufene

„Geheime Staatskonferenz“ mit dem Kanzler Klemens Wenzel von Metternich

an der Spitze gelenkt. Im Gefolge der Revolution von 1848 muss Ferdinand I.

die Regierung überhaupt an seinen Neffen Franz Joseph I. (1830‒1916) abtreten.

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Raum 5

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NAPOLEON UND ERZHERZOGIN MARIE LOUISE

DAS THRON-WIEGEN-BETT DES KÖNIGS VON ROM

KAISER MAXIMILIAN VON MEXIKO

Raum 5

Das Kaiserreich Frank-reich – Napoleon und das Haus Habsburg

Napoleon Bonaparte (1769‒1821) gründet aus eigener Machtfülle ein „Empire

français“ und krönt sich im Beisein des Papstes am 2. Dezember 1804 mit einem

Lorbeerkranz selbst zum Kaiser der Franzosen. Der Wunsch, den Bestand seiner

Dynastie zu sichern, lässt ihn seine erste kinderlose Ehe annullieren und eine

Verbindung mit Marie Louise, der Tochter des österreichischen Kaisers Franz I.,

eingehen. Am 2. April 1810 findet in Paris die Hochzeit statt. 1811 wird der er-

sehnte Thronerbe, Napoleon Franz Karl, geboren. Als Napoleon 1814 abdanken

muss, kehrt Marie Louise nach Wien zurück und wird Herzogin von Parma. Ihr

Sohn erhält den Titel eines Herzogs von Reichstadt und stirbt 1832 in Wien.

Die Stadt Paris schenkt dem Kaiserpaar zur Geburt des Sohnes das reich gestal-

tete Thron-Wiegenbett. Es besteht aus rund 280 kg Silber. Das Bildprogramm

dieses Repräsentationsmöbels nimmt Bezug auf den männlichen Thronfolger,

das Vorbild seines kaiserlichen Vaters und den bei der Geburt verliehenen Titel

eines Königs von Rom. Der kleine Adler am Rand symbolisiert den Sohn, der

dabei ist, zu dem Lorbeerkranz mit dem Stern seines Vaters („N“) aufzufliegen.

Auf Initiative des französischen Kaisers Napoleon III. wird der jüngere Bruder

des österreichischen Kaisers Franz Joseph I., Erzherzog Ferdinand Maximilian

(1832‒1867), im Jahr 1863 zum Kaiser von Mexiko gewählt. Im Land selbst ge-

lingt es ihm jedoch nicht, sich gegenüber den starken republikanischen Kräften

zu behaupten. Er wird von diesen entmachtet und am 19. Juni 1867 hingerich-

tet. Zusammen mit dem größten der drei in diesem Raum ausgestellten Szepter

erhält Maximilian die Urkunde zu seiner Wahl überreicht.

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Raum 6

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DIE TAUFGEWÄNDER

DIE SCHLÜSSEL ZU DEN SÄRGEN DER HABSBUR-GER

Raum 6

Geburt und Tod im Hause Habsburg – Gewänder und Sargschlüssel

Am Wiener Hof ist die Taufe eines Erzherzogs oder einer Erzherzogin nicht nur

ein Familienfest, sondern auch ein zeremoniell geregelter Akt der Staatspolitik.

Die Taufe erfolgt im Regelfall nicht in der Hofburgkapelle, sondern in einem ei-

gens adaptierten Raum der jeweiligen Residenz. Seit dem frühen 17. Jahrhundert

findet dabei die 1571 entstandene goldene Taufgarnitur Verwendung, die in der

Raummitte zu sehen ist. Dem Taufwasser wird in Erinnerung an die Taufe Jesu

jeweils Wasser aus dem Fluss Jordan beigemengt. Als Teile verschiedener Garni-

turen des 18. und 19. Jahrhunderts haben sich reich bestickte Kleider, Decken

und Polster aus kostbaren Stoffen für die Täuflinge erhalten. Bei der Taufe des

Thronfolgers wird dieser zugleich zum Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies

(Raum 15) erhoben.

Der von Kaiserin Anna (1585‒1618) gestiftete Bau der Kapuzinerkirche in der

Wiener Innenstadt entwickelt sich in der Folgezeit zur wichtigsten Grablege des

Hauses Habsburg. Heute stehen dort über hundert Särge. Jeder Sarg ist mit zwei

verschiedenen Schlössern versehen. Einer der beiden Schlüssel wird (bis 1918)

im Rahmen des Begräbniszeremoniells den Kapuzinern übergeben, der andere

wird in der Schatzkammer hinterlegt. Für diese Schlüssel lässt Kaiser Franz Jo-

seph I. 1895 den in diesem Raum ausgestellten Holzschrank im Stil des Neoba-

rock anfertigen, dessen Zentrum mit einem elfenbeinernen Kruzifixus des 18.

Jahrhunderts geschmückt ist. Die beschrifteten Schubladen im Inneren enthalten

139 Schlüssel zu Särgen von Habsburgern, darunter auch Schlüssel zu Särgen

in anderen Begräbnisstätten der Familie wie Seckau, Bozen, Gmünd, Esztergom,

Linz, Mantua und Neuberg an der Mürz.

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Raum 7

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DIE JUWELEN DER KAISERLICHEN SCHATZKAMMER

DAS SMARAGDGEFÄSS

DIE KRONE DES STEFAN BOCSKAI

Raum 7

Juwelen, Schmuck und Erinnerungsstücke – Edelsteine und Insignien

Seine Stellung als eine der mächtigsten Dynastien Europas unterstreicht das Haus

Habsburg in der Öffentlichkeit von jeher mittels kostbarer Insignien und Juwe-

len. Schmuckstücke im engeren Sinne wie Diademe, Colliers und Spangen sowie

Ordensdekorationen werden jedoch erst ab der Zeit Maria Theresias (1717‒1780)

in der Schatzkammer ausgestellt. 1918 nimmt der letzte Kaiser von Österreich,

Karl I., den als Privatschmuck inventarisierten Teil dieser Juwelen mit ins Exil.

Zurück bleiben nur einzelne Edelsteine und Schmuckstücke, darunter vier Bro-

schen mit Perlenbesatz aus dem Besitz der Kaiserin Elisabeth („Sisi“).

Schon im 17. Jahrhundert gilt das 2.680 Karat schwere Smaragdgefäß – in der

Mitte des Raumes – als eines der berühmtesten Objekte der kaiserlichen Schatz-

kammer. Den großen Wert dieses einzigartigen Schaustückes, dessen Deckel aus

dem Inneren des Edelsteins herausgeschliffen wurde, illustriert die Überlieferung,

dass sich Genueser Juweliere weigerten, einen Preis für das von Kaiser Ferdin-

and III. (1608‒1657) als Pfand für einen Kredit vorgesehene Gefäß zu benennen,

da sie mit so gewaltigen Stücken im Regelfall nicht handelten.

Die goldene Krone entsteht im Zusammenhang mit einem Konflikt zwischen un-

garischen Protestanten und Kaiser Rudolf II. (1552‒1612). Mit ihr lässt sich Ste-

fan Bocskai, ein Fürst von Siebenbürgen, 1605 in einer gegen den katholischen

Kaiser gerichteten Allianz von den Osmanen zum König von Ungarn krönen.

1608 wird Erzherzog Matthias zum ungarischen König gewählt und erhält die

Krone in weiterer Folge ausgeliefert. Hinsichtlich der Formgebung orientiert sich

die osmanische Goldschmiedearbeit offenkundig am Vorbild ostkirchlicher Bi-

schofshauben.

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Raum 8

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ZWEI „ANSEHNLICHE CLAINOD“

DIE ACHATSCHALE

DAS „AINKHÜRN“ (EINHORN)

Raum 8

Die unveräußerlichen Erbstücke des Hauses Habsburg – Achatschale und Einhorn

Kaiser Ferdinand I. (1503–1564) hinterlässt seinen drei Söhnen, seinem Nach-

folger Kaiser Maximilian II. sowie den Erzherzögen Ferdinand II. und Karl II.,

bei seinem Tod 1564 ein reiches Erbe. Unter diesen Schätzen kommt zwei „Kleino-

dien“ eine ganz besondere Bedeutung zu: der Achatschale und dem so genann-

ten „Ainkhürn“. Für sie wird vereinbart, dass sie fortan als „unveräußerliche

Erbstücke“ immer beim ältesten männlichen Mitglied der Familie erhalten blei-

ben, also nicht verkauft oder verschenkt werden dürfen.

Die aus einem einzigen Stück Achat geschliffene Schale gehört zu den größten

erhaltenen Gefäßen ihrer Art. Vermutlich entstand sie in spätantiker Zeit in Kon-

stantinopel (dem heutigen Istanbul). Ruhm und Bedeutung der Schale in frühe-

rer Zeit rühren vor allem daher, dass man im Durchlicht in der natürlichen Ma-

serung des Steines das Wort „XRISTO“, das heißt den Namen Christi, erahnen

kann (siehe die Abbildung auf dem Kupferstich von 1665 in diesem Raum). Spä-

tere Legenden haben die Schale deshalb auch mit dem Hl. Gral in Verbindung

gebracht.

Im Jahr 1540 bekommt der Habsburger Ferdinand I. vom polnischen König Si-

gismund II. ein „Ainkhürn“ zum Geschenk. Zu dieser Zeit gilt das mythische

Einhorn noch als ein real existierendes Tier, das sich nur im Schoß einer Jung-

frau fangen lässt. Daher kann es als ein Sinnbild Christi und sein Horn als ein

Zeichen göttlicher Macht verstanden werden, von dem sich die weltliche Herr-

schaft ableitet. Zugleich spricht man dem Horn eine Wirkkraft gegen Gifte zu.

In Europa wird es zu höchsten Preisen gehandelt. Erst im 17. Jahrhundert er-

kennt man, dass es sich beim vermeintlichen Einhorn um den gedrehten Zahn

des Narwals (Monodon monoceros) handelt.

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Raum 9

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BENENNUNG UND STRUKTUR

DAS REICH ALS WAHLMONARCHIE

Raum 9

Das Heilige Römische Reich – Grundlagen

Die Bezeichnung Heiliges Römisches Reich leitet sich von der Idee und dem An-

spruch abendländischer Herrscher des Mittelalters ab, die Tradition des antiken

„Imperium Romanum“ fortzusetzen. Nach Anfängen unter Karl dem Großen,

der im Jahr 800 vom Papst zum Kaiser gekrönt wird, nimmt das mittelalterliche,

christlich geprägte „Reich der Römer“ ab dem 10. Jahrhundert konkret Gestalt

an. Im 12. und 13. Jahrhundert etabliert sich die Benennung als „Heiliges“ Rö-

misches Reich. Der Zusatz „Deutscher Nation“ tritt seit dem späten 15. Jahrhun-

dert in Erscheinung. Das Reich setzt sich aus zahlreichen mehr oder weniger

selbständigen Territorien zusammen, die den König bzw. Kaiser als Reichsober-

haupt anerkennen. In seiner größten Ausdehnung umfasst es weite Teile des heu-

tigen Mitteleuropa mit Burgund und Gebieten in Italien. Es endet, als 16 deut-

sche Fürsten ein Bündnis mit Napoleon schließen und aus dem Reich austreten.

Daraufhin erklärt Kaiser Franz II. das Reich am 6. August 1806 für aufgelöst.

Als Besonderheit bewahrt dieses Reich bis 1806 den Charakter einer Wahlmon-

archie. Ab 1257 ist der Wählerkreis auf die Kurfürsten beschränkt. Das Reichs-

gesetz (die Goldene Bulle) von 1356 bestimmt drei geistliche und vier weltliche

Kurfürsten: die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln sowie den König von

Böhmen, den Pfalzgrafen bei Rhein, den Herzog von Sachsen und den Markgra-

fen von Brandenburg.

Mit der Wahl und der Krönung trägt das Oberhaupt des Reiches im Mittelalter

den Titel eines Königs. Zur Erlangung des Kaisertitels muss sich dieser in Rom

vom Papst salben und krönen lassen. Erst der Habsburger Maximilian I. etab-

liert 1508 den Titel eines „erwählten römischen Kaisers“, womit die Beteiligung

des Papstes in weiterer Folge entfällt.

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WAHL UND KRÖNUNG

DIE KRÖNUNG IM 18. JAHRHUNDERT

Raum 9

Das Heilige Römische Reich – Wahl und Krönung

Wahl und Krönung des Reichsoberhauptes folgen Abläufen und Zeremonien, die

sich im Laufe der Jahrhunderte verfestigen. Sie werden mit der Goldenen Bulle

von 1356 fixiert und bis zum Ende des Reiches (1806) im Wesentlichen befolgt.

Während des Mittelalters gehen Wahl und Krönung in der Regel nicht am selben

Ort vor sich. Die Wahl findet ab 1147 üblicherweise in Frankfurt am Main statt,

während die Krönung im Anschluss an die Wahl in Aachen erfolgen muss. Zwi-

schen 936 und 1531 sind es insgesamt 31 Könige, die in der dortigen Marienkir-

che gekrönt werden und den Thron Karls des Großen besteigen. Ab 1562 finden

jedoch auch die Krönungen zumeist in Frankfurt am Main statt. Für die frühe

Neuzeit berichten offizielle Abhandlungen („Diarien“) ausführlich von den Ab-

läufen: vom Krönungszug zum Dom, vom Zeremoniell der Krönung unter Ver-

wendung der Reichskleinodien und vom Krönungsmahl im Rathaus.

Im Zeitalter der Aufklärung werden die alten Zeremonien, mit denen sich das

Heilige Römische Reich bei diesem Anlass in seiner langen, auf Karl den Gro-

ßen zurückgeführten Kontinuität präsentiert, zunehmend als befremdlich emp-

funden. So berichtet Johann Wolfgang von Goethe in Dichtung und Wahrheit

von der Frankfurter Krönung Josephs II. im Jahr 1764: „Der junge König […]

schleppt sich in den ungeheuren Gewandstücken mit den Kleinodien Karls des

Großen wie in einer Verkleidung einher, so daß er selbst, von Zeit zu Zeit sei-

nen Vater ansehend, sich des Lächelns nicht enthalten konnte. Die Krone, wel-

che man sehr hatte füttern müssen, stand wie ein übergreifendes Dach vom Kopf

ab.“ Eben diese Krönungsfeier des Jahres 1764 ist das Thema des großformatigen

Gemäldes in diesem Raum, das den Zug Josephs II. zur Krönung im Frankfurter

Dom festhält.

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DAS HAUS HABSBURG UND DAS REICH

DER BÖHMISCHE KURFÜRSTENORNAT

Raum 9

Das Heilige Römische Reich – die Habsburger und das Reich

Die Wahl des Grafen Rudolf von Habsburg zum König beendet 1273 das soge-

nannte Interregnum, die „kaiserlose Zeit“ im Heiligen Römischen Reich. Er eta-

bliert die Herrschaft seines Hauses in den österreichischen Landen (Raum 1, 2)

und die bedeutende Rolle, die ihr in den nächsten Jahrhunderten im Reich zu-

kommen wird. Im 14. Jahrhundert bestimmt zunächst jedoch die Dynastie der

Luxemburger die Geschicke des Reiches. Unter Kaiser Karl IV. wird 1356 mit

der Goldenen Bulle die Wahl des Reichsoberhauptes durch die sieben Kurfürs-

ten geregelt. Der Umstand, dass die Habsburger dabei nicht berücksichtigt wer-

den, veranlasst Herzog Rudolf IV. (1339‒1365), mit gefälschten Urkunden (Pri-

vilegium Maius) für sein Haus den Titel des Erzherzogs zu erfinden (Raum 1).

1438 kommt mit Albrecht II. erstmals wieder ein Habsburger auf den Thron. Die

Familie stellt nun in einer nur von 1742 bis 1745 unterbrochenen Folge jeweils

das Oberhaupt des Heiligen Römischen Reiches bis zu dessen Ende (1806).

Mit der böhmischen Krone fällt 1526 auch die Kurfürstenwürde, das heißt die

Stimme des ranghöchsten weltlichen Mitglieds unter den sieben Kurfürsten, end-

gültig an die Habsburger. Das Bildnis in diesem Raum zeigt Kaiser Matthias

(1557‒1619) in der für sein Haus nicht zuletzt deshalb so bedeutsamen Würde

als König von Böhmen.

Bei der Wahl des römisch-deutschen Königs trägt der Kurfürst in dieser Funkti-

on einen speziellen Ornat. Zum Mantel gehören Handschuhe und ein charakte-

ristischer eckiger Hut mit Hermelinbesatz. Der in der Mitte des Raumes ausge-

stellte, aus Seide und Gold gewebte Ornat entsteht vermutlich für den Habsbur-

ger Ferdinand IV. (1633-1654), der 1646 zum König von Böhmen und 1653 zum

römisch-deutschen König gekrönt wird.

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Raum 10

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DER BESTAND

DIE ORTE DER AUFBEWAHRUNG

Raum 10

Das Heilige Römische Reich – die Geschichte der Reichskleinodien

Die Reichskleinodien bilden den einzigen erhaltenen Kronschatz des abendlän-

dischen Mittelalters. Ihre zahlreichen Einzelteile sind zu unterschiedlichen Zei-

ten und an unterschiedlichen Orten entstanden. Die ältesten von ihnen gehen

auf das 8. Jahrhundert, die jüngsten auf das frühe 16. Jahrhundert zurück. Ab

dem 11. Jahrhundert wird die Ausformung als Ensemble von Herrschaftszeichen

fassbar, das die Legitimität und Autorität des Reichsoberhauptes, dessen Befehls-

und Richtergewalt sowie dessen Beziehung zur Kirche und zum Christentum

zum Ausdruck bringt. 1246 finden sich die „keyserlichen Zeychen“ erstmals in

einem Inventar aufgelistet. Ab dem 14. Jahrhundert gelten sie als Reliquien Kar-

ls des Großen, der 1165 heiliggesprochen wurde. Daher werden sie im Spätmit-

telalter auch regelmäßig bei „Heiltumsweisungen“ gezeigt.

Die Orte der Verwahrung der Reichskleinodien wechseln im Mittelalter häufig.

1424 lässt König Sigismund die größere Gruppe von Gewändern, Insignien und

Reliquien in Nürnberg deponieren. Teile davon werden in weiterer Folge zu den

jeweiligen Krönungen gebracht und dort kurzzeitig mit den drei in Aachen ver-

wahrten Stücken (Raum 11) zusammengeführt. Mit dem Vormarsch Napoleons

auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reichs werden die Reichskleinodien aus

beiden Städten evakuiert und 1800 bzw. 1801 weiter nach Wien, in die Residenz-

stadt des regierenden Kaisers Franz II., geschafft. Dort werden sie in der Schatz-

kammer hinterlegt. In Folge des „Anschlusses“ Österreichs an das nationalsozi-

alistische Deutschland im Jahr 1938 gelangen alle Teile der Reichskleinodien

nach Nürnberg. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs werden sie vom Alliier-

ten Kontrollrat wieder Österreich zugesprochen, 1946 kehren sie endgültig nach

Wien zurück.

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Raum 10

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DIE GEWÄNDER AUS DEN HOFWERKSTÄTTEN IN PALERMO

STOLA UND ADLERDALMATIKA

Raum 10

Das Heilige Römi-sche Reich – die Krönungsgewänder

Der größere Teil der Gewänder in diesem Raum entstand im 12. und frühen 13.

Jahrhundert in Palermo. Der halbkreisförmige Krönungsmantel aus roter Seide

mit dem Motiv des Löwen, der ein Kamel bezwingt, die langen, reich bestickten

Oberkleider ‒ die blaue Tunicella bzw. die weiße Alba ‒ sowie die Schuhe,

Strümpfe und Handschuhe verweisen zusammen mit dem Gürtel zum Teil durch

Inschriften, zum Teil aufgrund anderer Indizien auf einen ursprünglichen Zu-

sammenhang mit den normannischen Königen Siziliens. Formgebung und Ele-

mente der Dekoration lassen sich vom Vorbild der höfischen Kleidung byzanti-

nischer Kaiser ableiten. Vermutlich gelangt der ältere Teil dieser Textilien über

den Staufer Kaiser Heinrich VI. ins Reich. Er heiratet 1186 die normannische

Prinzessin Konstanze und wird 1194 König von Sizilien. Im Reich interpretiert

man sie offenkundig als Priestergewänder, nimmt sie bei den Krönungen in Ver-

wendung und erweitert den Bestand.

In Nachahmung eines älteren byzantinischen oder normannischen Textils, eines

Loros, entsteht im 14. Jahrhundert die 6 m lange Schärpe aus gelber Seide mit

schwarzen Reichsadlern in Rundmedaillons (die Adler sind heute bis auf einen

verloren). Entgegen der ursprünglichen Trageweise eines Loros wird die lange

Schärpe im Spätmittelalter im Reich jedoch wie eine Priesterstola, das heißt vor

der Brust gekreuzt, getragen. So zeigt sie auch die berühmte Darstellung Karls

des Großen von Albrecht Dürer (siehe Raum 11). Die purpurfarbene Dalmatika

weist einen gestickten Dekor aus Adlern und gekrönten Häuptern auf. Damit

bringt sie ihren Träger in direkten Bezug zum Wappentier des Heiligen Römi-

schen Reiches und zur Reihe seiner Vorgänger im Amt.

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Raum 11

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HEILIGE LANZE, KREUZ-PARTIKEL UND REICHS-KREUZ

DIE REICHSKRONE

DIE DREI AACHENER STÜCKE

Raum 11

Das Heilige Römische Reich – Insignien und Reliquien

Zu den Insignien im engeren Sinn – Krone, Szepter, Reichsapfel, Schwerter –

gehören im Fall der Reichskleinodien zwei Reliquien, die bis in das 12. Jahrhun-

dert hinein als die wichtigsten Symbole des legitimen Herrschers im Reich gel-

ten: die Heilige Lanze und die Partikel vom Kreuz Christi. Die Heilige Lanze

wird im 10. Jahrhundert erstmals als ein Unterpfand göttlichen Beistands in sieg-

reichen Schlachten erwähnt. Im 14. Jahrhundert tritt ihre Verehrung als Lanze

der Passion Christi in den Vordergrund. Für sie und für das große, vermutlich

1029 aus Byzanz übermittelte Holzstück vom Kreuz Christi entsteht unter Kai-

ser Konrad II. (reg. 1024 ‒ 1039) als Behälter das mächtige Kreuz mit Juwelen-

besatz.

Im Früh- und Hochmittelalter existieren verschiedene Kronen, die Rang und

Stellung des jeweiligen Reichsoberhauptes deutlich machen. Zum Sinnbild der

Herrschaft im Reich schlechthin wird im Verlauf der Zeit aber die in der Raum-

mitte ausgestellte Krone mit Bügel, die Reichskrone, die – fälschlich – lange als

Krone Karls des Großen gilt. Ihre Form und ihr Dekor verdeutlichen die ideelle

Verbindung zwischen himmlischem und irdischem Königtum sowie die Vorstel-

lung vom Herrscher als Stellvertreter Christi auf Erden.

Der Legende nach werden im Jahr 1000 n. Chr. bei der Öffnung des Grabes Kar-

ls des Großen im Aachener Münster drei Objekte gefunden, die in weiterer Fol-

ge bei den Krönungsfeiern zum Einsatz kommen. Neben der Stephansbursa sind

dies der Säbel, mit dem der König bei der Krönung umgürtet wird, und das Krö-

nungsevangeliar für den Eid.

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Raum 12

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DIE KRÖNUNG JOSEPHS II. IM JAHR 1764

DER ORNAT KAISER FRANZ’ I. STEPHAN

DIE FUTTERALE FÜR DIE REICHSKLEINODIEN

Raum 12

Das Heilige Römische Reich – die Krönung im Bild

Von einer sechsteiligen Serie, die den Ablauf der Krönung Josephs II. zum rö-

misch-deutschen König im Jahr 1764 in Frankfurt zeigt, sind drei Gemälde in

der Schatzkammer ausgestellt (siehe auch Raum 9). Auf den beiden Bildern in

diesem Raum sieht man zum einen die Krönung am Altar des St. Bartholomä-

us-Domes durch die drei geistlichen Kurfürsten mit der mittelalterlichen Reichs-

krone sowie zum anderen die anschließende Zeremonie des Ritterschlages. Da-

zu wurde der neue König zu einem eigens aufgebauten Thronsessel geführt, um

die am alten Krönungsort Aachen so bedeutsame Inbesitznahme des Thrones

Karls des Großen auch hier einbeziehen zu können.

Die Wahl und Krönung Josephs II. im Jahr 1764 findet noch zu Lebzeiten seines

Vaters, des regierenden Kaisers Franz I. Stephan, statt. Dies folgt einer bereits

im Mittelalter geübten Praxis, sich als Kaiser darum zu bemühen, den Sohn als

Römischen König und damit als Nachfolger zu installieren. Nach dem Ableben

seines Vorgängers übernimmt dieser den Kaisertitel. Für die Krönung seines Soh-

nes lässt sich Kaiser Franz I. Stephan Kopien vom mittelalterlichen Krönungs-

ornat (Raum 10) anfertigen. Diese trägt er bei den Feierlichkeiten, wie die Ge-

mälde zeigen, zusammen mit der Hauskrone der Habsburger (Raum 2).

Zur Verwahrung der Reichskleinodien sowie zu deren Schutz bei den Transpor-

ten zu Wahl und Krönung dienen Behältnisse aus Leder. Unter den ältesten er-

haltenen Futteralen ist jenes für die Reichskrone aus dem 14. Jahrhundert mit

dem Reichsadler und dem böhmischen Löwen als Wappendekor.

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Raum 13

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DAS HERZOGTUM BURGUND IM SPÄTEN MITTELALTER

WAPPENKÖNIGE UND HEROLDE

Raum 13

Das burgundische Erbe – das Reich der Herzöge von Burgund

Im Jahr 1361 belehnt Johann II., König von Frankreich, seinen Sohn Philipp mit

dem Herzogtum Burgund. Durch seine Ehe mit der Tochter und Erbin des Gra-

fen von Flandern erweitert Philipp das Gebiet um eine der reichsten Regionen

des damaligen Europa. Mittels Diplomatie, Heiratspolitik und militärischer Schlag-

kraft gelingt es ihm und seinen Nachkommen, das Herrschaftsgebiet weiter aus-

zubauen. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts umfasst es auch die Freigrafschaft

Burgund, Namur, Brabant und Limburg, Hennegau, Holland und Seeland sowie

Luxemburg. Der Herzog von Burgund ist damit Lehensmann sowohl der fran-

zösischen Krone als auch des Heiligen Römischen Reiches. Karl der Kühne, der

letzte der Herzöge von Burgund aus der Linie der Valois, will sein Territorium

in den Rang eines souveränen Königtums heben, scheitert daran jedoch. Dies

gilt auch für seinen Versuch, Lothringen zu erobern und damit den südlichen

burgundischen und den nördlichen niederländischen Teil seines Herrschaftsbe-

reichs territorial miteinander zu verbinden. Über seine Tochter Maria fällt Bur-

gund nach 1477 an die Habsburger, die damit ihren Aufstieg zur europäischen

Großmacht weiter festigen.

Der Wiedergabe von Wappen und Emblemen kommt im Rahmen fürstlich-höfi-

scher Repräsentation, wie sie am Hof der Herzöge von Burgund im 15. Jahrhun-

dert einen großartigen Höhepunkt erreicht, eine zentrale Rolle zu. Aufgabe der

Herolde ist es, Teilnehmer an Festen, Turnieren oder im Krieg an ihren Wappen

zu erkennen und ihre Namen zu verkünden. Sie und die ihnen übergeordneten

Wappenkönige überbringen in Krieg und Frieden Botschaften. Zu ihrer Amtstracht

gehören die Wappenröcke, die das Wappen des von ihnen vertretenen Herr-

schaftsgebietes zeigen, sowie Heroldsstäbe.

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Raum 14

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DAS HERZOGTUM BURGUND UND DAS HAUS HABSBURG

SCHÄTZE BURGUNDI-SCHER HOFKUNST

Raum 14

Das burgundische Erbe – Habsburgs Aufstieg zur Großmacht

Die Bildnisse in diesem Raum zeigen jene vier Herzöge von Burgund, denen es

im 14. und 15. Jahrhundert gelingt, eines der mächtigsten und reichsten Fürsten-

tümer im damaligen Europa zu formen. Maria, die Tochter Karls des Kühnen,

heiratet 1477 den Habsburger und späteren Kaiser Maximilian I. Ihre gemeinsa-

men Kinder, Philipp und Margarete, sichern das burgundische Erbe für das Haus

Habsburg nach innen. Nach außen gelingt es Maximilian I., das Erbe gegenüber

Frankreich zumindest im niederländischen Teil zu verteidigen. Die Ehe seines

Sohnes Philipp mit der spanischen Infantin führt diesen auf den Thron Spaniens

und deren gemeinsamen Sohn als Kaiser Kaiser Karl V. (1500‒1558) an die Spit-

ze eines Reiches, „in dem die Sonne nicht untergeht“. In weiterer Folge bleiben

die Niederlande bei der spanischen Linie der Habsburger. Ab 1581 erkämpfen

sich die nördlichen „Sieben Provinzen“ unter der Führung Hollands ihre Unab-

hängigkeit von Spanien.

Nur wenig hat sich vom legendären Reichtum der burgundischen Herzöge erhal-

ten, den sie gezielt einzusetzen und zur Schau zu stellen wissen. Vieles geht noch

in den Kriegszügen Karls des Kühnen verloren, vieles wird von Maximilian I.

verpfändet, um die Kämpfe um das burgundische Erbe zu finanzieren. Die in

diesem Raum gezeigten Objekte, die Brosche aus Goldemail, der Bergkristallpo-

kal Philipps des Guten und das „Ainkhürn“-Schwert Karls des Kühnen, vermö-

gen dennoch eine Vorstellung vom besonders hohen Anspruch höfischer Schatz-

kunst unter den Herzögen von Burgund zu geben. Kostbarste Materialien ver-

binden sich dabei mit höchster technischer Perfektion im Dienste fürstlicher

Repräsentation, die in dieser Form an den Höfen Europas zum Vorbild wird.

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Raum 15

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DER ORDEN VOM GOLDENEN VLIES

SCHWURKREUZ, COLLANE UND POTENCE

DIE ORNATE DER RITTER

Raum 15

Das burgundische Erbe – der Orden vom Goldenen Vlies

Am 10. Jänner 1430 gründet Herzog Philipp der Gute von Burgund einen welt-

lichen Ritterorden, den Orden vom Goldenen Vlies. Neben dem Herzog als Sou-

verän gehören ihm 30 Edelmänner an, die sich zur Förderung und Verteidigung

des Christentums verpflichten. Die Aufnahme ist eine Auszeichnung und soll

den Adel an das Haus Burgund binden. Als Symbol des Ordens wählt Philipp

der Gute das Fell eines Widders (Vlies), das schon im 15. Jahrhundert einerseits

mit der griechischen Sage um Jason und Medea, anderseits mit der biblischen

Geschichte des Gideon in Verbindung gebracht wird. Glanz und Ansehen der

Herzöge von Burgund lassen den Vlies-Orden rasch zu einer der prestigeträch-

tigsten Adelsgemeinschaften Europas werden. Mit dem burgundischen Erbe er-

langen die Habsburger auch die Souveränität über den Orden, der heute noch

existiert.

Bei der Aufnahme eines neuen Ritters legt dieser seinen Eid auf das in diesem

Raum ausgestellte Schwurkreuz ab. Als Zeichen der Mitgliedschaft erhält er ei-

ne goldene Kette, die sogenannte Collane. An ihr sind Feuereisen und Feuerstei-

ne aneinandergereiht, aus denen Funken schlagen, in der Mitte hängt das golde-

ne Vlies. Bei der „Potence“ handelt es sich um einen breiten, zur Ausstattung

des Herolds gehörigen Kragen mit den 51 Wappen der jeweiligen Ordensritter.

Diese Zahl wurde im Jahr 1516 von Karl V. als Souverän des Ordens festgelegt.

Die Ritterornate bewahren bis ins 19. Jahrhundert das Aussehen der burgundi-

schen Hofkleidung aus der Zeit Karls des Kühnen (1433‒1477). Goldstickereien

zeigen dessen Devise „Je l’ay emprins“ (Ich hab’s gewagt) sowie den Feuerstahl

und das Vlies. 1830 werden die Ornate letztmals öffentlich bei der 400-Jahrfeier

des Ordens in Wien getragen.

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Raum 16

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EIN MESSORNAT AUS GOLD UND SEIDE

DER ALTARSCHMUCK

DIE LITURGISCHEN GEWÄNDER

Raum 16

Das burgundische Erbe – der Messornat des Ordens vom Goldenen Vlies

Seit 1477 ist dieses Ensemble im Besitz des Ordens vom Goldenen Vlies nach-

weisbar. Entstanden ist es wohl aber für die Hofkapelle Herzog Philipps des Gu-

ten von Burgund (1396‒1467), da Symbole des Ordens im Dekor völlig fehlen.

Hinsichtlich der kostbaren Materialien, des künstlerischen Entwurfs und seiner

technischen Umsetzung gehört dieser Ornat zu den Höhepunkten mittelalterli-

cher Textilkunst schlechthin. Die Stickereien kombinieren die Technik der Na-

delmalerei (Gesichter und Hände) mit jener der Lasurstickerei. Bei letzterer wer-

den Goldfäden dicht nebeneinander auf den textilen Untergrund gelegt und mit

bunten Seidenfäden so fixiert, dass je nach Dichte der Stiche mehr oder weniger

vom Goldgrund in die Darstellung einbezogen bleibt. 1797 wird der Ornat vor

den napoleonischen Truppen von Brüssel nach Wien evakuiert.

Die beiden großen Behänge dienen dem Schmuck der Vorderseite des Altarti-

sches (Frontale) bzw. der Wandfläche dahinter (Retrofrontale). Zwei Reihen mit

Propheten (oben) und Aposteln (unten) flankieren jeweils eine große Mittelgrup-

pe, die einerseits die Dreifaltigkeit („Not Gottes“), und andererseits die Gottes-

mutter Maria mit Kind und Heiligen zeigt. Der Entwurf dieser Darstellungen

wird dem Meister von Flémalle (tätig um 1410 ‒ 1440) zugeschrieben, einem der

Gründungsväter der altniederländischen Tafelmalerei.

Zum Ensemble gehören drei Priestermäntel (Pluviale), eine Kasel sowie eine

Dalmatik und eine Tunicella. Die durch wabenförmige Bildfelder strukturierten

Flächen zeigen zahlreiche Einzelfiguren, die sich im Fall der drei Mäntel zu ei-

nem christologischen Bildprogramm verdichten, das direkte Parallelen zum be-

rühmten, 1432 vollendeten Genter Altar der Brüder van Eyck aufweist.

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Räume I – V

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DIE GESCHICHTE

DER BESTAND

Räume I – V

Die Geistliche Schatz-kammer – Geschichte und Bestand

Die Geistliche Schatzkammer umfasst den Bestand an liturgischen Gewändern

und Geräten, Reliquiaren und Andachtsbildern des Hauses Habsburg, die ehe-

mals in Hofkapellen benutzt, zu großen Teilen aber auch schon im 17. Jahrhun-

dert in der Schatzkammer als Sinnbilder der besonderen Frömmigkeit der Dy-

nastie gezeigt werden. Zusammen mit der separat aufgestellten Weltlichen Schatz-

kammer gehört sie zu den größten Sehenswürdigkeiten im barocken Wien.

Unter Maria Theresia (1717‒1780) wird 1747 ein großer Teil der Schaukästen

angefertigt, in denen die Bestände heute präsentiert werden. Die unter ihrem

Sohn und Nachfolger Joseph II. (1741‒1790) der Hofburgkapelle zum konkre-

ten Gebrauch übertragenen Objekte werden nach 1918 wieder der Geistlichen

Schatzkammer eingegliedert und mit den Beständen des sogenannten Kapuzi-

nerschatzes zusammengeführt. Dabei handelt es sich um habsburgische Stiftun-

gen an das Wiener Kapuzinerkloster, die Grablege der Dynastie (Raum 6). Die-

ser geistliche Schatz war aufgrund des strengen Armutsgelübdes des Kapuzine-

rordens immer kaiserliches Eigentum geblieben.

Der Bogen der ausgestellten Objekte spannt sich von Altargeräten aus Silber,

Gold und Porzellan über Gehäuse für Reliquien in vielfältigsten Materialien und

Formen bis hin zu sakralen Kunstwerken aus Bronze, Marmor oder Elfenbein.

Hier präsentieren sich Meisterwerke der europäischen Kunst und des Kunsthand-

werks vom 12. bis zum 19. Jahrhundert. Ein besonderer Stellenwert kommt auch

den Messornaten (Paramenten) zu, von denen nur eine kleine Auswahl gezeigt

werden kann. Die zum Teil von Maria Theresia sowie ihren Töchtern und Hof-

damen selbst bestickten liturgischen Gewänder standen in den verschiedenen

Hofkapellen der Habsburger in Verwendung.

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Die Kaiserliche Schatz-kammer Wien in ver-schiedenen Sprachen

Die Kaiserliche Schatzkammer Wien in der Hofburg birgt einzigartige Schätze

der Habsburger, darunter die österreichische Kaiserkrone und den Kronschatz

des Heiligen Römischen Reiches mit der Reichskrone und der Heiligen Lanze.

Weitere Höhepunkte sind der Schatz des Ordens vom Goldenen Vlies sowie Tei-

le des unermesslich reichen Burgunderschatzes aus dem 15. Jahrhundert. Zu se-

hen ist ferner Originalschmuck von Kaiserin Elisabeth. Sie entdecken hier aber

auch sagenumwobene Kostbarkeiten wie die als »Heiliger Gral« gedeutete Achat-

schale, den größten geschnittenen Smaragd der Welt oder das Horn des legen-

denumwobenen »Einhorns«.

The Imperial Treasury Vienna in Hofburg Palace showcases the unique treasu-

res of the House of Habsburg, among them the Austrian imperial crown and the

imperial treasures of the Holy Roman Empire featuring the »Reichskrone« (Holy

Roman Crown) and the Holy Lance. Other highlights include the treasure of the

Order of the Golden Fleece and objects from the magnificently rich collection

amassed by the Duke of Burgundy in the 15th century. Legendary treasures, such

as the agate bowl which is said to be the »Holy Grail«, the largest cut emerald

in the world and the horn of the fabled unicorn, come to life here. Original pieces

of jewelry once worn by Empress Elisabeth are also on display.

El Tesoro Imperial Viena, en el Hofburg, encierra tesoros incomparables de los

Habsburgo, entre ellos la corona imperial austríaca y el tesoro de la Corona del

Sacro Imperio Romano, con la corona imperial y la Santa Lanza. Otros puntos

culminantes los constituyen el tesoro de la Orden del Toisón de Oro, así como

piezas de incalculable valor del tesoro borgoñés del siglo 15. Pueden contemp-

larse también algunas joyas originales de la emperatriz Elisabeth. Aquí se pue-

den admirar igualmente legendarios objetos de gran valor, como el cuenco de

ágata considerado como el »Santo Grial«, la esmeralda tallada más grande del

mundo o el cuerno del legendario »unicornio«.

Le Trésor Impérial de Vienne situé dans la Hofburg rassemble des trésors uniques

des Habsbourg, tels la couronne de l’empereur d’Autriche et le trésor du Saint-

Empire romain germanique avec la Couronne impériale et la Sainte Lance. Ega-

lement remarquables sont le trésor de l’Ordre de la Toison d’Or et des pièces de

l’inestimable trésor des ducs de Bourgogne datant du XVe siècle. A ne pas man-

quer non plus, des bijoux originaux de l’impératrice Elisabeth. Vous découvrirez

en outre des objets légendaires de grande valeur comme la coupe d’agate désig-

née comme étant le »Saint Graal«, la plus grosse émeraude taillée du monde ou

encore la corne de la mythique Licorne.

DEUTSCH

ENGLISH

FRANÇAIS

ESPAÑOL

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ITALIANO La Camera del Tesoro Imperiale Vienna nella Hofburg custodisce i tesori asbur-

gici più preziosi, come la corona imperiale austriaca e le insegne del Sacro Ro-

mano Impero compresa la corona e la Lancia Sacra. Fra le maggiori attrazioni

figurano il tesoro dell’Ordine del Toson d’oro e una parte dell’incommensurabi-

le tesoro di Borgogna del XV secolo. Inoltre si possono ammirare i monili origi-

nali dell’imperatrice Elisabetta. Ma si possono scoprire anche oggetti preziosi e

leggendari come la coppa d’agata, indicata come il »Sacro Graal«, il più grande

smeraldo tagliato del mondo, o il corno del favoloso unicorno.

В Венской императорской сокровищнице в Хофбурге хранятся уникальные сокровища Габсбургов, среди которых австрийская Императорская корона, сокровища Священной Римской империи с имперской короной и Копьём судьбы, а также другие шедевры - сокровища Ордена Золотого руна и часть несметно богатых Бургундских сокровищ 15 века. Здесь также можно увидеть часть оригинальных украшений императрицы Елизаветы. Кроме того, в музее хранятся овеянные легендами ценности, такие, как самый большой в мире резной изумруд, рог мифического единорога или принимаемая за Священный Грааль агатовая чаша.

ホーフブルクにある帝国宝物館ウィーンに は、オーストリア帝国の帝冠や神聖ローマ帝国皇帝の帝 冠と聖槍などの名宝をはじめとする、ハプスブルク王朝 の比類のない財宝の数々が展示されています。金羊毛騎 士団の財宝と15世紀のブルゴーニュ公国からの莫大な財 宝の一部も展示品のハイライトです。また、皇妃エリザ ベートが愛用した宝飾品も展示されています。そのほか 「聖杯」をイメージしたメノウの杯、世界最大のカッ ト・エメラルド、伝説上の動物 「一角獣」など、伝説に 包まれた貴重な品 も々ご覧いただけます。

Auf unserer Homepage www.tourism.khm.at finden Sie weitere mehrsprachige

Texte über unsere Museen und Sammlungen.

日本語

РУССКИЙ

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WELTLICHE SCHATZKAMMER � 1 Die Habsburgischen Erblande

� 2 – 4 Das Kaisertum Österreich

� 5 Das Kaiserreich Frankreich

� 6 Geburt und Tod im Hause Habsburg

� 7 Juwelen, Schmuck und Erinnerungsstücke

� 8 Die unveräußerlichen Erbstücke des Hauses Habsburg

� 9 – 12 Das Heilige Römische Reich

� 13 – 16 Das Burgundische Erbe

GEISTLICHE SCHATZKAMMER

� I – V

� Ticket, Info, Shop, Audioguide, Garderobe

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Floorplan Deutsch

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SECULAR TREASURY � 1 The House of Habsburg

� 2 – 4 The Austrian Empire

� 5 The French Empire

� 6 Christening and Funerals

� 7 Gemstones, Jewellery and Commemorative Pieces

� 8 The Sacrosanct heirlooms of the House of Austria

� 9 – 12 The Holy Roman Empire

� 13 – 16 The Burgundian Inheritance

ECCLESIASTICAL TREASURY

� I – V

� Ticket, Info, Shop, Audio Guide, Cloakroom

0

1V

IV

IIIIII

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3

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Floorplan Englisch

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TESORO PROFANO � 1 Homenaje hereditario

� 2 – 4 Imperio austríaco

� 5 Napoleonica

� 6 Bautismo

� 7 Joyas

� 8 Objetos heredados inalienables

� 9 – 12 Sacro Imperio Romano

� 13 – 16 Herencia borgoñona y Toisón de Oro

TESORO SACRO

� I – V

� Entradas, información, tiendas, guías de audio, guardarropa

0

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87 6

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Floorplan Spanisch

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TRÉSOR PROFANE � 1 Hommage à l’héritage

� 2 – 4 Empire autrichien

� 5 L’empreinte napoléonienne

� 6 Autour du baptême

� 7 Pierres précieuses et joaillerie

� 8 Biens de famille inaliénables

� 9 – 12 Saint-Empire romain germanique

� 13 – 16 Héritage bourguignon et ordre de la Toison d’or

TRÉSOR SACRÉ

� I – V

� Billets, information, boutiques, audioguides, vestiaire

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Floorplan Französisch

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TESORO PROFANO � 1 Giuramento di successione

� 2 – 4 Impero d'Austria

� 5 Oggetti napoleonici

� 6 Battesimo

� 7 Gioielli

� 8 Oggetti di famiglia inalienabili

� 9 – 12 Sacro Romano Impero

� 13 – 16 Eredità di Borgogna e Ordine del Toson d'oro

TESORO SACRO

� I – V

� Biglietti, informazioni, negozi, audioguide, guardaroba

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Floorplan Italienisch

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СОКРОВИЩНИЦА СВЕТСКИХ ЦЕННОСТЕЙ � 1 Церемония оммажа

� 2 – 4 Австрийская империя

� 5 Наполеон

� 6 Крещение

� 7 Драгоценности

� 8 Неотчуждаемое наследие

� 9 – 12 Священная Римская империя

� 13 – 16 Бургундское наследство и Орден Золотого руна

СОКРОВИЩНИЦА ДУХОВНЫХ ЦЕННОСТЕЙ

� I – V

� Билеты, информация, магазин, аудиогид, гардероб

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Floorplan Russisch

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宝物館・世俗部門 � 1 忠誠誓約

� 2 – 4 オーストリア帝国

� 5 ナポレオニカ

� 6 洗礼

� 7 宝石

� 8 譲渡禁止の遺品

� 9 – 12 神聖ローマ帝国

� 13 – 16 ブルゴーニュ公国の遺産 と金羊毛騎士団勲位

宝物館・宗教部門

� I – V

� Ticket,インフォメーション,シ ョップ,オーディオ・ガイド,クローク

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Floorplan Japanisch

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Heilige Lanze

ca. 775

Reichskrone

960-980

Krönungsmantel

1133/34

Collane des Or-

dens vom Golde-

nen Vlies

1435-1465

Krone Kaiser

Rudolfs II.

1602

Thron-Wiegenbett

des Königs von

Rom

1811

Zeittafel