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Die seltene Skleritis zeigt ebenfalls eine gemischte In- jektion mit livider buckelförmiger Skleraschwellung und bläulich lividen und dunklen Gefäßen (Abb. 916). Differenzialdiagnostisch ist sie von einer Episkleritis abzugrenzen (s. u.), bei welcher sich die Gefäße durch Gabe von Phenylephrin nicht konstringieren. Eine Skleritis ist eine schwerwiegende Entzündung, die mit bohrendem, in die Umgebung ausstrahlendem Schmerz einhergeht. Eine nekrotisierende Form der Skleritis (Abb. 917) kann zur Perforation führen. Bei rund der Hälfte der Fälle sind rheumatische Erkrankun- gen assoziiert. Entzündliche Reize können multiple kleinere, um- gebende Vorwölbungen der Conjunctiva tarsi erzeu- gen. Wir unterscheiden eine follikuläre und eine papil- läre Form. Erstere stellt Lymphfollikelhyperplasien dar. Sie haben ein helles glasiges Zentrum, sind von einem Gefäßring umschlossen und treten vorwiegend bei Vi- ren- oder Chlamydieninfektionen auf. Die Papillen (Abb. 918) zeigen ein kleines zentrales Gefäßbäum- chen. Dies ist typisch für allergische Entzündungen. Eine erhöhte Gefäßpermeabilität erzeugt eine lachsfar- bene Bindehautschwellung oder Chemosis (Abb. 919 und 920). Stark geschlängelte Episkleralvenen (Bonamour- Zeichen) sind Zeichen einer lokalen Abflussbehinde- rung der Vortexvene und führen zur Stauungshyper- ämie. Sie können beim Glaucoma absolutum, bei Netzhautvenenthrombosen, okulären oder orbitalen Tumoren sowie bei Rechtsherzinsuffizienz oder Blut- hyperviskosität auftreten (Abb. 921). Das Hyposphagma ist ein lokaler lackartiger, ho- mogener Bluterguss unter der Bindehaut (Abb. 922). Dieses schmerzlose, scharf begrenzte subkonjunktiva- le Hämatom kann spontan nach Anstrengung mit Val- salva-Manövern – Pressen, Husten, Niesen –, unter der Geburt sowie bei Hypertonus, Gefäßsklerose, hämor- rhagischer Diathese oder Behandlung mit Antikoagu- lanzien auftreten. Es ist harmlos und resorbiert sich von allein in wenigen Tagen. Weitere gleichzeitige Blutun- gen (Schlaganfall) ergeben sich nicht daraus. Bei Trau- ma-Anamnese muss eine Perforation des Auges unbe- dingt ausgeschlossen werden! Blutungen in die Vorderkammer werden als Hyp- häma bezeichnet (Abb. 923). Es kann Folge eines Trau- mas, einer hämorrhagischen Iritis, z. B. beim Zoster ophthalmicus, sowie einer Rubeosis iridis sein. Als häufigste schwere Komplikation gilt das Sekundärglau- kom. Durch Sedimentierung der Erythrozyten kommt es zur Spiegelbildung. Als Tyndall-Phänomen be- schreibt man die diffuse Trübung des Kammerwassers durch Exsudation von Fibrin. Die noduläre Episkleritis (Abb. 924) ist eine rezidi- vierend verlaufende Entzündung der Faszienumhül- lung zwischen Bindehaut und Sklera. Die radiär ver- laufenden Bindehautgefäße liegen innerhalb der Tenon-Kapsel und lassen sich leicht über dem Knöt- chen verschieben. Im Bereich der sektorförmig geröte- ten Bindehaut ist der Augapfel extrem druckdolent. Die Patienten klagen über bohrenden Schmerz, Photopho- bie und Epiphora. Die Ursache ist unbekannt; die no- duläre Episkleritis scheint aber oft mit einem Immunge- schehen assoziiert zu sein. Sie tritt häufig zusammen mit Krankheitszuständen wie Hyperurikämie, systemi- schem Lupus erythematodes, chronische rheumatoide Polyarthritis und anderen Erkrankungen des rheumati- schen Formenkreises, Rosazea, Sarkoidose und Ste- vens-Johnson- bzw. Lyell-Syndrom auf. 428 Augenerkrankungen

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Die seltene Skleritis zeigt ebenfalls eine gemischte In-jektion mit livider buckelförmiger Skleraschwellungund bläulich lividen und dunklen Gefäßen (Abb. 916).Differenzialdiagnostisch ist sie von einer Episkleritisabzugrenzen (s. u.), bei welcher sich die Gefäße durchGabe von Phenylephrin nicht konstringieren. EineSkleritis ist eine schwerwiegende Entzündung, die mit bohrendem, in die Umgebung ausstrahlendemSchmerz einhergeht. Eine nekrotisierende Form derSkleritis (Abb. 917) kann zur Perforation führen. Beirund der Hälfte der Fälle sind rheumatische Erkrankun-gen assoziiert.

Entzündliche Reize können multiple kleinere, um-gebende Vorwölbungen der Conjunctiva tarsi erzeu-gen. Wir unterscheiden eine follikuläre und eine papil-läre Form. Erstere stellt Lymphfollikelhyperplasien dar.Sie haben ein helles glasiges Zentrum, sind von einemGefäßring umschlossen und treten vorwiegend bei Vi-ren- oder Chlamydieninfektionen auf. Die Papillen(Abb. 918) zeigen ein kleines zentrales Gefäßbäum-chen. Dies ist typisch für allergische Entzündungen.Eine erhöhte Gefäßpermeabilität erzeugt eine lachsfar-bene Bindehautschwellung oder Chemosis (Abb. 919und 920).

Stark geschlängelte Episkleralvenen (Bonamour-Zeichen) sind Zeichen einer lokalen Abflussbehinde-rung der Vortexvene und führen zur Stauungshyper-ämie. Sie können beim Glaucoma absolutum, beiNetzhautvenenthrombosen, okulären oder orbitalenTumoren sowie bei Rechtsherzinsuffizienz oder Blut-hyperviskosität auftreten (Abb. 921).

Das Hyposphagma ist ein lokaler lackartiger, ho-mogener Bluterguss unter der Bindehaut (Abb. 922).Dieses schmerzlose, scharf begrenzte subkonjunktiva-

le Hämatom kann spontan nach Anstrengung mit Val-salva-Manövern – Pressen, Husten, Niesen –, unter derGeburt sowie bei Hypertonus, Gefäßsklerose, hämor-rhagischer Diathese oder Behandlung mit Antikoagu-lanzien auftreten. Es ist harmlos und resorbiert sich vonallein in wenigen Tagen. Weitere gleichzeitige Blutun-gen (Schlaganfall) ergeben sich nicht daraus. Bei Trau-ma-Anamnese muss eine Perforation des Auges unbe-dingt ausgeschlossen werden!

Blutungen in die Vorderkammer werden als Hyp-häma bezeichnet (Abb. 923). Es kann Folge eines Trau-mas, einer hämorrhagischen Iritis, z. B. beim Zosterophthalmicus, sowie einer Rubeosis iridis sein. Alshäufigste schwere Komplikation gilt das Sekundärglau-kom. Durch Sedimentierung der Erythrozyten kommtes zur Spiegelbildung. Als Tyndall-Phänomen be-schreibt man die diffuse Trübung des Kammerwassersdurch Exsudation von Fibrin.

Die noduläre Episkleritis (Abb. 924) ist eine rezidi-vierend verlaufende Entzündung der Faszienumhül-lung zwischen Bindehaut und Sklera. Die radiär ver-laufenden Bindehautgefäße liegen innerhalb derTenon-Kapsel und lassen sich leicht über dem Knöt-chen verschieben. Im Bereich der sektorförmig geröte-ten Bindehaut ist der Augapfel extrem druckdolent. DiePatienten klagen über bohrenden Schmerz, Photopho-bie und Epiphora. Die Ursache ist unbekannt; die no-duläre Episkleritis scheint aber oft mit einem Immunge-schehen assoziiert zu sein. Sie tritt häufig zusammenmit Krankheitszuständen wie Hyperurikämie, systemi-schem Lupus erythematodes, chronische rheumatoidePolyarthritis und anderen Erkrankungen des rheumati-schen Formenkreises, Rosazea, Sarkoidose und Ste-vens-Johnson- bzw. Lyell-Syndrom auf.

428 Augenerkrankungen

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429Augenerkrankungen

Schwellungen, Rötungen und Blutungen des Auges: Skleritis, papilläre Vorwölbungen der Bindehaut, Bonamour-Zeichen,

Hyposphagma, Hyphäma, Chemosis, Episkleritis

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