TIME KAI DOXA (Ehrungen für hellenistische Herrscher im griechischen Mutterland und in Kleinasien...

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III. Mittelgriechenland /1. Oropos III. Mittelgriechenland 1. Oropos KNr.: *315 [E] 1. Attalos I.? 2. 241-197 V. Chr. 3. Reiterdenkmal 4. edd.: B. Leonardos, Prakt 1924, 101; ders., AEphem 1925-26, 19 Nr. 132; B. Petrakos, AEphem 1967, Chron 6 Nr. 17; ders., Ό Όρωπός και то iepóv τον Άμφιαράου (1968) 162 Nr. 23 (nach Lesung von Leonardos). Text: Petrakos. ' О δήμος [...] τ [...] TÒv еатоЪ [ebtp]yéTr¡v ' Αμφιαράωι Ü: Das Volk (weiht) ... seinen eigenen Wohltäter dem Amphiaraos. K: Es handelt sich um eine langgestreckte Basis für eine Reiterstatue, auf deren Vorder- und Längsseiten Inschriften angebracht sind. Da auf der Vorderseite unter der nun verwischten ursprünglichen Ehrenin- schrift der Basis ein Ehrendekret für den pergamenischen Funktionär Menippos angebracht ist (IG VII 387, 388 + 446 + 494), vermutete B. Leonardos, AEphem 1925/26, 19, daß das Reiterdenkmal Atta- los I. galt. Zweifel daran wurden von Schalles, Untersuchungen III f. Anm. 673 geäußert; vgl. auch Chr. Lohr, AM 108, 1993, 198. An der rechten Längsseite sind noch fünf Dekrete (IG VII 368-370 + 390, 391), auf der linken weitere elf zu lesen (IG VII 357-367 + 389). Zu den Beziehungen zwischen Oropos und Pergamon, s. Petrakos a.O. 35; vgl. Schenkungen KNr. 80 [Е]. KNr.: *315 [A] Lage/Fundort: Gefunden im Amphiareion an der Nordseite des Tempelvorplatzes. Beschreibung: Basis eines Reiterdenkmals. Erhaltungszustand: Erhalten haben sich nur Fragmente der Inschriften. Maße: unbekannt. Material: Marmor. Lit.: В. Petrakos, AEphem 1967, Chron 6 Nr. 17. - ders., "O Όρωπός κοά то iepóv του Άμφιαράον (1968) 162 Nr. 23. 145 Abb. 35 Nr. 23. - Chr. Lohr, AM 108, 1993, 198. 441 Brought to you by | University of St Andrews Scotland Authenticated Download Date | 12/9/14 12:43 AM

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III. Mittelgriechenland /1. Oropos

III. Mittelgriechenland

1. Oropos

KNr.: *315 [E]

1. Attalos I.? 2. 241-197 V. Chr. 3. Reiterdenkmal 4. edd.: B. Leonardos, Prakt 1924, 101; ders., AEphem 1925-26, 19 Nr. 132; B. Petrakos, AEphem 1967, Chron 6 Nr. 17; ders., Ό Όρωπός και то iepóv τον Άμφιαράου (1968) 162 Nr. 23 (nach Lesung von Leonardos).

Text: Petrakos.

' О δήμος [ . . . ] τ [ . . . ] TÒv еатоЪ

[ebtp]yéTr¡v

' Αμφιαράωι

Ü: Das Volk (weiht) ... seinen eigenen Wohltäter dem Amphiaraos.

K: Es handelt sich um eine langgestreckte Basis für eine Reiterstatue, auf deren Vorder- und Längsseiten Inschriften angebracht sind. Da auf der Vorderseite unter der nun verwischten ursprünglichen Ehrenin-schrift der Basis ein Ehrendekret für den pergamenischen Funktionär Menippos angebracht ist (IG VII 387, 388 + 446 + 494), vermutete B. Leonardos, AEphem 1925/26, 19, daß das Reiterdenkmal Atta-los I. galt. Zweifel daran wurden von Schalles, Untersuchungen I I I f. Anm. 673 geäußert; vgl. auch Chr. Lohr, AM 108, 1993, 198. An der rechten Längsseite sind noch fünf Dekrete (IG VII 368-370 + 390, 391), auf der linken weitere elf zu lesen (IG VII 357-367 + 389). Zu den Beziehungen zwischen Oropos und Pergamon, s. Petrakos a.O. 35; vgl. Schenkungen KNr. 80 [Е].

KNr.: *315 [A]

Lage/Fundort: Gefunden im Amphiareion an der Nordseite des Tempelvorplatzes.

Beschreibung: Basis eines Reiterdenkmals.

Erhaltungszustand: Erhalten haben sich nur Fragmente der Inschriften.

Maße: unbekannt.

Material: Marmor.

Lit.: В. Petrakos, AEphem 1967, Chron 6 Nr. 17. - ders., "O Όρωπός κοά то iepóv του Άμφιαράον (1968) 162 Nr. 23. 145 Abb. 35 Nr. 23. - Chr. Lohr, AM 108, 1993, 198.

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Das Material / В. Dubia et falsa

K: Die ursprüngliche Gestalt der Basis kann nicht mehr rekonstruiert werden, da der Stein zu fragmenta-risch erhalten (und heute verschollen?) ist. Es muß sich um eine langgestreckte Basis für ein Reiter-standbild gehandelt haben (Petrakos), an deren Längsseiten Ehrendekrete angebracht waren. Zu den Reiterpostamenten s. Siedentopf, Reiterdenkmal 52 ff.

2. Thespiai

KNr.: *316 [L]

1. Philipp II. 2. 4.Jh. 3. Standbild 4. Dion Chrysostomos 37,42

Kai τους μβν αΧΚους σιγησβιν μοι δοκώ, àXKòc τον Ίσΰμων, τον άΎωνοϋβτην τον ΰμβτβρον, Μόμμως кк βάύρων άνασπάσσας άνβύηκε τφ Αιί, φβϊι της άμαύίας, τον άδβλφον ώς άνάϋημα, ανάρωττος άτταίδευτος και μηδενός των κάλων πεπεφαμβνος. ος Φίλιτητον μεν τον Άμύντου, ον εκ Θεσπιών ελαβεν, επεΎραφε Δία καΐ τους εκ Φενεου νεανίσκους τον μεν Νέστορα, τον δε Ώρίαμον.

ϋ : Über die anderen möchte ich schweigen, aber das Standbild des Isthmios, ihres Agonotheten, hat Mummius aus seiner Basis heruntergerissen und als Weihgeschenk für seinen Bruder dem Zeus geweiht, ... da er ein ungebildeter Mensch war und von den schönen Dingen keine Erfahrung hatte. Er hat die Statue des Philipp, des Sohnes des Amyntas, usurpiert und als Zeus umbenannt und die Statuen der Söhne des Pheneas, den einen als Nestor und den anderen als Priamos umbenannt.

K: Bei seinem Urteil über die Wiederverwendung alter Statuen erwähnt Dion eine Statue Philipps II. in Thespiae, die bei ihrer neuen Aufstellung irrtümlich als Zeusstatue umgedeutet wurde; s. dazu. Blanck, Wiederverwendung 68. Ob es sich um eine öffentliche Ehrenstatue handelte, läßt sich nicht feststellen.

KNr.: *317 [L]

1. Arsinoe IL? 2. nach 270 v. Chr. 3. Standbild 4. Paus. 9,31,1

Kai 'Αρσινόης 'εστίν 'εν Έλικώνι ε'ικών, ην Πτολεμαίος "έ^ημεν αδεΚφος ων. την δε Άρσινόην στρουΰός φερει χαλκη των απτηνων πτερά μεν γε καΐ αύται κατά ταύτα ταΙς αλλαις φύουσιν, virò δε βάρους καΐ διά μεΎεύος οΰχ οΐά τε 'εστίν άνεχειν σφάς 'ες τον άερα τά πτερά.

ϋ : Auch eine Statue der Arsinoe steht auf dem Helikon, die Ptolemaios heiratete, obwohl er ihr Bruder war. Arsinoe reitet auf einem Strauß aus Bronze; diesen Straußen wachsen zwar auch Flügel ebenso wie den anderen Vögeln, doch können die Flügel sie wegen ihrer Schwere und Größe nicht in die Luft heben. (Übersetzung E. Meyer)

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III. Mittelgriechenland / 3. Delphi

K: Pausanias berichtet, daß er auf dem Helikon eine Bronzestatue gesehen hat, die Arsinoe auf einem Strauß zeigte. Es läßt sich nicht entscheiden, welche Arsinoe gemeint ist; s. dazu Holleaux, Études 1120 Anm. 2. Da der Strauß mit Aphrodite verbunden war (Hdt. 4,175; Strab. 17,800), muß die erwähnte Statue jedenfalls nach der Vergöttlichung der Arsinoe II. errichtet worden sein; s. N. Papachatzis, ΙΙαυσανίου 'Ελλάδος Περιήγησις IX (1981) 195. Zu Arsinoe II. s. ferner Kyrieleis, Ptolemäer 78 Anm. 302 mit Literaturangaben 87 f. Arsinoe II. hat nach einem Ergänzungsvorschlag von M. Feyel, Contribution (1942) 103 ff. Preise für den Agon der Musen in Thespiai gestiftet; vgl. Holleaux, Études II 7 Anm. 1; JLR, Bull. 1942, 69. Zur Reorganisation der Museia s. A. Schachter, Cults of Boeotia (1986) 166 f. P. Roesch, Egitto e storia antica. Atti del colloquio internazionale, Bologna 1987 (1989) 621-629 (= SEC 39, 421); D. Heming, Boiotika. 5. internationales Böotien-Kolloquium 1986 (1989) 169 ff. (= SEG 39, 425). Vgl. dazu Schenkungen KNr. 85 [E] S. 136.

3. Delphi

KNr.: *318 [L]

1. Perseus 2. nach 174 v. Chr. 3. Reiterstandbild 4. Plb. 30,10,2; Liv. 45,27,7; Plu. Aem. 28,4

Plb. 30,10,2: Κίοί'ας yàp κατβσκεύαξ'β Περσεύς, καΙ ταύτας καταλαβων άτελείς Αβύκιος ΑΙμίλιος έτελείωσε και τάς ιδίας βΙκόνας 'βπβστησβν.

ϋ : Perseus hatte Säulen errichtet: Lucius Aemilius fand sie unvollendet vor, ließ sie fertigstellen und setzte seine eigenen Standbilder darauf. (Übersetzung H. Drexler)

Liv. 45,27,7: Ubi sacrificio Apollini facto, incohatas in vestíbulo columnas, quibus imposituri statuas regis Persei fuerant, suis statuis victor destinavit.

Ü: Dort (sc. in Delphi) opferte er dem Apollon und bestimmte als Sieger die im Bau befindlichen Pfeiler auf dem Vorplatz (des Tempels), auf welche die Statuen des Königs Perseus aufgestellt werden sollten, für seine eigenen Statuen. (Übersetzung Schenkungen KNr. *337 [L])

Plu. Aem. 28,4: 'Ey δε ΑβΚφοίς ιδώ!* κίονα μ'ί^αν TeTpàyœvov Ы Χίύων λευκών σννηρμοσμβνον, βφ' ου Περσεως εμελλε χρυσους άνδριάς τίύεσύαι, προσβταξβ τον αυτόν τεΰηναι· τους yàp ηττημένους τοις νικώσιν ε^ίστασϋαι χώρας προσήκειν.

ϋ : In Delphi sah er einen großen aus Marmor gefügten, viereckigen Pfeiler, auf dem ein goldenes Standbild des Perseus aufgestellt werden sollte, und er befahl, das seine dort aufzustellen; denn es gehöre sich, daß die Besiegten den Siegern Platz machten. (Übersetzung Schenkungen KNr. *337 [L])

K: Den Quellen läßt sich entnehmen, daß der von Aemilius Paullus verwendete Pfeiler ursprünglich für die Aufnahme der Statue des Perseus gedacht war; zu den widersprüchlichen Kommentaren von Plutarch einerseits und Polybius und Livius andererseits in Bezug auf den Auftraggeber sowie die Zahl der Statuen

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Das Material / В. Dubia et falsa

des Perseus s. Schenkungen KNr. *337 [L]+[A] mit Diskussion der älteren Literatur. Von manchen Forschern wurde der Pfeiler für Perseus als Siegesdenkmal bezeichnet, das Perseus errichten ließ, von anderen wiederum als Ehrendenkmal aufgefaßt, das vielleicht von Delphi oder den Amphiktyonen in Auftrag gegeben war; zur Diskussion s. Schenkungen KNr. *337 [L] + [A]. Ob es sich um eine Weihung der Amphiktyonen handelt, bleibt letztendlich ungewiß.

KNr.: *318 [A]

Lage/Fundort: Das Fundament befindet sich unterhalb der südlichen Hälfte der Ostfront des Apollon-tempels. In dieser Gegend sind auch die meisten Bauteile geftmden worden, die sich heute im Hof des Museums befinden. Für den ursprünglichen Aufstellungsort des Monumentes wurde der Тетре^оф1а1г vorgeschlagen, auf dem der Pfeiler auf gleichem Niveau mit dem Prusias-Pfeiler aufgestellt gewesen sein könnte.

Beschreibung: Das Pfeilerdenkmal besteht aus einem dreistufigen Unterbau, über dem ein profilierter Orthostatensockel folgt. Das Basisfußprofil besteht aus Abschlußleiste, Vertikalleiste, Hohlkehle, lesbischem Kymation, Vertikalleiste und Ablauf. Auf einer Plinthe mit darüber folgendem attisch-ioni-schem Profil erhebt sich der Pfeilerschaft aus 13 Schichten, dessen letzte Steinlage Rosetten schmücken. Den oberen Abschluß bildet ein Pfeiler-Kapitell mit Dreifaszienarchitrav, Relieffries und Zahnschnitt sowie die Plinthe für die Aufnahme der Statue.

Erhaltungszustand: Es fehlen Teile des Fundamentes und des Sockels sowie einzelne Pfeilerschaftblöcke. Die profilierten Bauteile sind an mehreren Stellen gebrochen.

Maße: H: ca. 10,70 m; Sockel (gemessen an der ersten Stufe): L: 3,63 m; B: 2,42 m; T: 3,463 m; Schaft: H: 5,833 m; B: 1,047-1,208 m; T: 2,154-2,417 m; Gesims: H: 0,51 m; B: 1,259 m; T: 2,426 m.

Material: Sockel: bläulicher Marmor; Pfeiler und Gesims: weißer Marmor.

Lit.: Th. HomoUe, BCH 17, 1893, 614. - ders., BCH 21. 1897, 621. - A.J. Reinach, BCH 34, 1910, 464 ff. - H. Pomtow, Delphica III (1911) 107. - RE Suppl. V 104 Nr. 166 s.v. Delphoi (Schober). - F. Courby, FdD II 1 (1927) 302 ff. Abb. 250. 207 II. - G. Daux, Delphes au II' et au Ρ siècle (1936) 318 f. - Rostovtzeff, SEHHW II 740. - H. Kähler, Rom und seine Welt. Erläuterungen (1960) 71. - ders.. Der Fries vom Reiterdenkmal des Aemilius Paullus in Delphi, MAR V (1965) 8. 9 f. -G. Zinserling, Das politische Programm des Aemilius Paullus im Spiegel seines Siegesmonuments in Delphi, in: Neue Beiträge 2Я1Г Geschichte der Alten Welt II (Hrsg. E.C. Welskopf 1965) 163 ff. - Blanck, Wiederverwendung 95 Anm. 1. - Siedentopf, Reiterdenkmal 21. 23. 39. 63. I I I К II 71. - Jacob-Felsch, Statuenbasen 99. - M. Pape, Griechische Kunstwerke aus Kriegsbeute und ihre öffenthche Aufstellung in Rom (1975) 61. - W. Koenigs/H. Philipp, AM 94, 1979, 196. - A. Jacquemin/D. Laroche, BCH 106, 1982, 208 ff. Abb. 8. - SchaUes, Untersuchungen 68 Anm. 429. - B, Schmidt-Dounas, Egnatia 1, 1989, 113 ff. - M. Tiede, AM 105, 1990, 239 mit Anm. 22. - FdD III 4, 42 (SEG 40, 422 bis). - J.-F. Bommelaer, Guide de Delphes. Le site (1991) 235. -О. Picard, Guide de Delphi. Le musée (1991) 124 ff. -В. Hintzen-Bohlen, Herrscherrepräsentation im Hellenismus (1992) 172 ff. Kat. I, 51 Abb. 15. - M. Maass, Das antike Delphi (1993) 211 ff. - Schenkungen KNr. *337 [А]. - Schmidt, Statuenbasen 155 ff. 161 f. 166 f. 521 ff. Kat.Nr. XII. 10. Abb. 183. 225. - D. Wannagat, Säule und Kontext (1995) 40 ff. - H.-H. Nieswandt, Boreas 18, 1995, 19 ff. - Jordan-Ruwe, Säulenmonument 36 f. 45.

K: Zum ursprünglichen Aufstellungsort s. F. Courby, FdD II (1927) 304 f.; Jacquemin/Laroche a.O. 215 ff. Es handelt sich nicht wie ficher angenommen um zwei Pfeilermonumente, nämlich den Rosetten-Pfeiler und den Pfeiler des Aemilius Paullus (so F. Courby, FdD II [1927] 306 ff. Abb. 251-252; Siedentopf, Reiterdenkmal 112 К II 72 mit weiterer Lit.; Jacob-Felsch, Statuenbasen 100 f. 197f. Kat. II 176),

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III. Mittelgriechenland / 3. Delphi

sondern wie die neuesten Untersuchungen der erhaltenen Überreste von Jacquemin und Laroche a.O. 208 ff. gezeigt haben, um einen Rechteckpfeiler. Die früher dem sog. Rosetten-Pfeiler zugeschriebenen Blöcke mit den Rosetten sind, wie der Rekonstruktionsskizze der Franzosen zu entnehmen ist, unterhalb des epistylförmigen Aufsatzes beim Pfeiler des Aemilius Paullus anzubringen. Die einzigartige Form des Monumentes mit dem Orthostatensockel, der für Pfeilermonumente unüblich ist, bildet den Ausgangspunkt für die These von Jacquemin und Laroche, daß das Ehrendenkmal für Perseus die Form einer zusammengesetzten Orthostatenbasis aufwies und allem Anschein nach ein Reiterpostament aus Orthostatenplatten, Deck- und Bodenplatte darstellte. Für diese These sprechen darüber hinaus der unterschiedliche Marmor am Sockel sowie seine unterschiedliche Verdübelungsart (horizontale Verdübelung durch oblonge Dübel mit Gußkanälen im Gegensatz zur vertikalen Verdübelung des Pfeilerschaftes). Ferner ist die Ehreninschrift an der Frontseite des Orthostatensockels und nicht wie bei den Pfeilermonumenten üblich am Schaft unterhalb des Epistyls angebracht. Diese Inschrift lautet: "L. Aimilius L. f. inperator de rege Perseu Macedonibusque cepet. " Die Formulierung "weihte aus der Beute des Krieges gegen den makedonischen König Perseus" spricht zusätzlich für die These der französischen Ausgräber, indem sie das Denkmal eindeutig als Beutestück bezeichnet. Zur Inschrift s. ferner Kähler a.O. 8. und F. Feiten, ÖJh 56, 1985, Beibl. I I I : "Damit greift er [sc. Aemilius Paullus] nicht nur eine hellenistische Tradition königlicher Ehrenmäler auf, wie sie an Ort und Stelle durch unmittelbar benachbarte Monumente für Eumenes IL und Prusias von Bithynien belegt wird, er stellt sich vielmehr ganz bewußt und ausdrücklich an die Stelle des besiegten Perseus: So wie Flamininus die Attitüde seines Gegenspielers auf dem Münzbild übernommen hatte, so übernimmt er dessen Ehrenmal. Das besagt nicht nur die Inschrift des Pfeilers ... , er spricht es selbst deutlich aus - 'der Besiegte hat dem Sieger das Land zu räumen'" (Plut.Aem. 28,2). Ferner Maas a.O. 212 f.: " Der Pfeiler sollte mit den wenig älteren, vom Aitolischen Bund errichteten Monumenten für die Könige Eumenes IL von Pergamon und Prusias IL von Bithynien (...) wetteifern". In ähnlichem Sinne wurde der Pfeiler des Aemilius Paullus von Jordan-Ruwe a.O. 45 als Beutedenkmal charakterisiert. In Schenkungen KNr. *337 [A] wird als Gegenargument zur These von Jacquemin und Laroche das Material der Krepis (weißer Marmor wie der Pfeilerschaft: Siedentopf, Reiterdenkmal I I I ) angeführt. Von R. Wünsche wurde in einem 1994 an der Universität Mannheim gehaltenen Vortrag postuliert, daß der gesamte Pfeiler das ursprüngliche Monument für Perseus gebildet habe. Seinen Ausgangspunkt bildet eine neue Deutung des Frieses sowie die Beobachtung, daß die einzelnen Blöcke des Pfeilerschaftes durchgehend durchbohrt sind, so daß eine Art Blei-Skelett den Pfeiler zusammenhielt. Allerdings bleibt dabei unklar, wie weit diese vertikale Verbindung nach unten verlief. Die antike Verarbeitung der Friesblöcke soll schließlich diese These unterstützen und zu einer neuen Deutung des Denkmals führen: Pfeiler mit Fries waren von Anfang an für Perseus geplant und ausgeführt und zwar anläßlich des Sieges des makedonischen Königs über die Doloper i.J. 174 v.Chr. (s. dazu E.S. Gruen, The Hellenistic World and the Coming of Rome [1984] 406 mit Quellen- und Literaturangaben). Der Fries soll laut Wünsche die Schlacht zwischen Makedonen und Dolopern darstellen und zwar im Sinne einer historischen Schlacht, die für ganz Griechenland von Bedeutung war. Es wird offensichtlich, daß sich hier zu viele Annahmen sammeln. Zum Fries des Aemilius-Paullus-Pfeilers s. Kähler a.O. (1965); Jacquemin/Laroche a.O. 211 f.; O. v.Vacano, Regio instratu ornatus - Beobachtungen zur Deutung des Reliefs des L. Aemi-lius Paullus in Delphi, in: Bathron. Beiträge zu Architektur und verwandten Künsten für Heinrich Drerup zu seinem 80. Geburtstag von seinen Schülern und Freunden (Hrsg. H. Büsing/F. Hiller 1988) 375 ff.; T. Osada, Stilentwicklung hellenistischer Relieffriese (1993) 26 ff. Interessant ist allenfalls die Be-obachtung von Wünsche zu den Verbindungsspuren der obersten Pfeilerblöcke mit dem epistylförmigen Aufsatz: Von der Anastylose des Monuments 1902 von P. Kaloudis sind Wolfslöcher übrig geblieben, die keinen Bezug zu den restlichen Verdübelungsspuren haben.

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Das Material / В. Dubia et falsa

KNr.: *319 [A]

1. Antiochos Hierax? 2. 242/40 V. Chr. 3. Reiterdenkmal 4. Reiterpostament (Zuschreibung)

Lage/Fundort: Gefunden östlich des Apollontempels zwischen dessen Fundamentmauer und der heiligen Straße. Inv. 895.

Beschreibung: Schaft eines Reiterpostamentes.

Erhaltungszustand: Erhalten haben sich zwei Schaftblöcke einer profilierten Basis. Deck- und Boden-platte fehlen. Am oberen Teil der Stirnseite sind auf einer rauh belassenen Fläche zwei Inschriften angebracht (FdD III 4, 161. 162).

Maße: H: 0,892 m; В unten: 0,678 m; oben: 0,668 m; T: 0,783 m und 0,78 m; Gesamttiefe: 1,563 m.

Material: Eliaskalkstein.

Lit.: L. Couve, BCH 18, 1894, 249. - H. Pomtow, Юю 16, 1920, 174. - RE Suppl. IV (1924) 1357 Nr. 87 D. s.v. Delphoi (Pomtow) - F. Courby, FdD II (1927) 296. - Siedentopf, Reiterdenkmal 112 Kat. II Nr. 74 b.

K: Diese Basis wurde von Pomtow aufgrund ihrer Form mit drei weiteren Basen, die angeblich Seleuki-den galten, zu einer Gruppe zusammengefügt. Die Zuschreibung dieser Basis an Antiochos Hierax ist jedoch rein hypothetisch und wurde bereits von J. Colin, FdD III 4, 232 f. abgelehnt. Das am vorderen Block angebrachte Ehrendekret für Seleukos Bithyos, einen συγγενής des Ptolemaios IV. Philometor, bildet keinen zwingenden Anhaltspunkt für eine Zuweisung; vgl. G. Daux, Delphes au IP et au I" siècle 516 f. und L. Robert, RPhil 1939, 153 ff. Zum Mitregenten Antiochos Hierax (242-227 v.Chr.) s. Beloch, GG I, 700; III 2, 456.

KNr.: *320 [A]

1. Seleukos III. Soter? 2. 223/22 V. Chr. 3. Reiterdenkmal

4. Reiterpostament (Zuschreibung)

Lage/Fundort: Gefunden westlich von Opisthodom innerhalb des Westperibolos. Inv. 3368.

Beschreibung: Es handelt sich um die profilierte Basis eines Reiterdenkmals. Erhaltungszustand: Erhalten sind beide Blöcke des Basisschaftes, die an den Seitenflächen mit Spiegeln verziert sind. Auf der Stirnseite des Frontblockes steht die Künstlersignatur Meiôiaç 'ετόησε (identisch mit der Signatur von der Basis KNr. 89 [E]-l-[A 1]). Deck- und Bodenplatte fehlen.

Maße: Frontblock H: 0,895 m; В unten 0,633 m; oben 0,624 m; T: 0,794-0,782 m; Rückblock T: 0,755-0,749 m.

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IV. Makedonien / Dion

Material: Eliaskalkstein.

Lit.: H. Pomtow, КНо 16, 18, 175 Nr. 134. - RE Suplí. IV (1924) 1356 f. Nr. 87 С. s.v. Delphoi (Pomtow) - F. Courby, FdD II (1927) 294 ff. - Siedentopf, Reiterdenkmal 112 Kat. II Nr. 74 d. - Jacob-Felsch, Statuenbasen 95 Anm. 297; 3. - Marcadé, Délos Nr. 77 a. - В. Hintzen-Bohlen, Herrscherrepräsentation im Hellenismus (1992) 104 ff.

K: Aufgrund des gemeinsamen Fundortes und der identischen Künstlersignatur hat Pomtow diese Basis mit dem Denkmal des Antiochos III. (= KNr. 89 [E] + [A 1]) in Zusammenhang gebracht und dem Seleukos III. zugewiesen; zum Künstler s. Marcadé, Délos Nr. 77 a. Die alte These, daß vier Seleukiden-Basen aufgrund des gemeinsamen Fundortes mehrerer Basisblöcke sowie aufgrund der Maße und der Form der Postamente auf dem Platz vor dem Opisthodom des Apollontempels in einer Reihe gestanden haben sollen, wurde erneut von Hintzen-Bohlen vertreten.

IV. Makedonien

1. Dion

KNr.: *321 [E]

1. Perseus 2. 179-168 V. Chr. 3. Standbild 4. edd.: G. Oikonomos, Έτι^ραφαΙ της Μακΐδονίας (1915) 7 Nr. 2; D. Pandermalis, Πρακτικά του η' διβάνοϋς συνεδρίου Έλληηκης και λατινικής Έτι^ραφικης (1984) I 272 (SEG 34, 619); Schen-kungen KNr. *343 [Ε]

Text: Schenkungen KNr. *343 [Е].

Bo:ai[X]ei)[ç IT]ep[aeùç] [/3]ασιλέως Φιλίτητίου] [ ]

Ü: König Perseus, der Sohn des Königs Philipp ...

K: Nach dem Wortlaut der Inschrift handelt es sich wohl um eine Weihung des Königs Perseus; s. dazu Schenkungen KNr. *343 [E] -I- [А]. Der Nominativ der ersten Zeile kommt bei öffentlichen Ehren-statuen nicht vor.

KNr.: *321 [A]

Lage/Fundort: Die Basis wurde in Dion gefunden und befindet sich heute im Museum von Dion.

Beschreibung: Es handelt sich um eine einfache Quaderbasis.

Erhaltungszustand: Erhalten ist ein Fragment der linken oberen Ecke der Basis mit dem gebogenen Rand der Einlassung für eine Statuenplinthe auf der Oberseite und einem Teil der Inschrift auf der Vorderseite. Das Fragment ist an allen Seiten gebrochen.

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