Tierreport 3/2011

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STS-Petition « Mehr Tierschutz auf der Jagd» Gejagt und bedroht: Tiere in Not TIER REPORT OFFIZIELLES ORGAN DES SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS CHF 5.– / EURO 4.– 3/2011

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Tierreport 3/2011

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TIERREPORTO F F I Z I E L L E S O R G A N D E S S C H W E I Z E R T I E R S C H U T Z S T S

CHF 5.– / EURO 4.– 3/2011

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TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 32

Editorial

den Grundstein zu dem gelegt, was der Schweizer Tierschutz

STS heute ist: ein moderner, leistungsfähiger und von der Be-

völkerung geschätzter Dachverband der Schweizer Tierschutz-

vereine.

Der TIERREPORT berichtet in dieser Ausgabe unter anderem

über das Jubiläumsfest, das wir gemeinsam mit unseren Sekti-

onen, zielverwandten Organisationen und Gästen gefeiert ha-

ben. Den Ort des Festes, ein Zirkuszelt, haben wir bewusst ge-

wählt, denn gerade die Entwicklung in den meisten Schweizer

Zirkussen ist ein Musterbeispiel dafür, was der Tierschutz heute

für die Tiere erreichen kann, wenn er seriös und professionell

den Dialog sucht und Probleme gewissenhaft angeht. Am Fest

hat «Knie» auf eindrückliche Weise gezeigt, was Tiere ohne

Zwang und mit sichtbarer Freude leisten können, wenn man

auf ihre arteigenen Bedürfnisse Rücksicht nimmt und respekt-

voll mit ihnen umgeht. So haben wir den Bogen von einst zu

jetzt geschlossen.

Herzlich, Ihr

Heinz Lienhard, Präsident Schweizer Tierschutz STS

Liebe Leserin, lieber Leser

Am 18. August 1861 wurde der «Schweizerische Centralver-

ein zum Schutz der Thiere» vom Basler Pfarrer Philipp Hein-

rich Wolff und elf unerschrockenen Mitstreitern gegründet. Sie

waren zu diesem Zweck aus sieben Kantonen in Olten zusam-

mengekommen.

Es brauchte grossen Mut, eine gesamtschweizerische Tierschutz-

bewegung in einer Zeit ins Leben zu rufen, als Tierschutz noch

überhaupt kein Thema war. Denn es war eine harte, schwierige

Zeit, in der viele Menschen froh sein mussten, auch nur ihre

Familie durchbringen zu können. Tiere, alle Tiere, waren zu je-

nen Zeiten nur «Sachen». Man nutzte sie, ohne auf ihre Bedürf-

nisse Rücksicht zu nehmen, denn man wusste ja noch kaum,

dass auch sie ihre Bedürfnisse und Empfindungen haben. Und

dass sie einmal gesetzlich geschützt sein würden, konnte man

sich damals wohl ganz und gar nicht vorstellen.

Tierschutz war nie eine einfache Sache, und auch für uns ist

es immer noch ein steiniger Weg. Aber die Steine, die man uns

heute in den Weg legt, sind nichts im Vergleich zu denen, wel-

che Pfarrer Wolff und seine Gefährten damals vor sich hatten.

Das waren keine Steine – das waren ganze Felsbrocken! Ich

bewundere diese Pioniere und was sie im vorletzten Jahrhun-

dert in die Wege geleitet haben. Sie, wie auch die Generatio-

nen von Tierschützern, die in ihren Fussspuren folgten, haben

4 Jagdverordnung Unterstützen bitte auch Sie die STS-Petition «Mehr Tierschutz auf der Jagd».

6 Jagd auf Katzen Streunende Hauskatzen dürfen gemäss Jagdgesetz bejagt werden – ein Skandal.

8 Frau Bundesrätin … Der offene Brief des STS an Bundesrätin Leuthard wegen Tierquälerei auf der Jagd.

9 Tierschutzstatistik Immer mehr Heimtiere «landen» in den Tierheimen der STS-Sektionen.

10 Blutige Waljagd Die Beschlüsse der Internationalen Walfangkommission werden häufig sabotiert.

12 Aktuelles Schweiz Kurzmeldungen zu Tierschutzthemen aus der Schweiz.

14 150 Jahre STS Mit vielen Gästen feierte der STS im Zelt des National-Circus Knie sein Jubiläum.

16–19 Der Kleine Panda Das einzigartige und seltene Tier lebt in den Waldgebieten des Himalayas.

20 Todesfallen Zwei Gemeinden machen Schluss mit Stacheldraht – der STS unterstützt sie dabei.

22 Herdenschutz Im Val S-charl müssen die Schafe vor dem Bären beschützt werden.

24 Tiere in Not Tierheime mit alten und schwer vermittelbaren Tieren brauchen Ihre Unterstützung.

26 Aktuelles Welt Kurzmeldungen zu Tierschutzthemen aus alles Welt.

28 Bravo! Bedrohte Mauersegler-Kolonie dank aufmerksamem Anwohner gerettet.

29 Oxytocin? Welche Rolle spielt das «Wohlfühlhormon» bei Tieren?

30 STS-Zoobericht Die Tierhaltung hat sich in den rund 30 Zoos und Wildparks merklich verbessert.

32 Tiere suchen … Ausgesetzte, verlassene Tiere suchen ein neues, richtiges Zuhause.

150 Jahre!

TIERREPORT (ehemals «du+die Natur») offizielles organ des Schweizer tierschutz StS 138. Jahrgang, Nr. 3, oktober 2011, erscheint viermal jährlich Herausgeber: Schweizer tierschutz StS dornacherstrasse 101, 4008 Basel telefon 061 365 99 99, Fax 061 365 99 90, [email protected]

redaktor: Mark rissi

Mitarbeiter dieser Nummer: Matthias Brunner, Heinz lienhard, Catherine reber, Stefan tschopp, Eva Waiblinger, Sara Wehrli, dani Winter

Gestaltung, Produktion: die zwei, Basel

druck: Birkhäuser+GBC, reinach

abonnementspreise: Jahresabonnement (4 ausgaben) CHF 12.80 inkl. MWSt Einzelnummer CHF 5.–

tierreport-abonnentendienst: General-Wille-Strasse 144, 8706 Meilen telefon 044 925 38 20, Fax 044 925 36 96, [email protected]

abdruck nach Genehmigung durch die redaktion mit Quellenangabe gestattet.

iSSN 1424-9537, Papier 100% recycling

Besuchen Sie uns im internet:

www.tierschutz.com oder www.tierreport.ch

Die Sektionen des Schweizer Tierschutz STS: aargau · appenzell · appenzeller-Vorderland · Bas-Valais · Basel-Stadt · Basel-land · Bern Kanton · Bern Stadt · Biasca · Biel-Seeland · Ceresio/Mendrisiotto · Emmental · Frauenfeld · Fribourg · Frutigen · Glarus · Graubünden · Grenchen · Haut-léman · Horgen · interlaken-oberhasli · Jura/aJPa · Jura/Soubey · Kreuzlingen · la Chaux-de-Fonds · le locle · liechtenstein · linth · locarno · lugano · luzern · Neuchâtel · Nidwalden · Niedersimmental · Nyon · oberaargau · obersimmental · oberwallis · obwalden · olten · rheintal · romanshorn · rorschach · St. Gallen Stadt · Saanenland · Sargans-Werdenberg · Schaffhausen · Schwyz · Sirnach · Solothurn/Wasseramt · Steckborn · thun · toggenburg · Uri · Uster · Valais · Vaud · Winterthur · Zug · Fondation Neuchâteloise d’accueil pour animaux · Gerenau-Stiftung für tierschutz, Wädenswil · Stiftung Mensch+tier, Basel-Stadt · aKUt aktion Kirche und tier · aPS auffangstation für Sittiche und Papageien · Club der rattenfreunde · le refuge de darwyn · Stiftung Wildstation landshut · Prt Protection et récupération des tortues · SoS Chats, Genève · VaZ Verein aquarium Zürich

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Editorial

den Grundstein zu dem gelegt, was der Schweizer Tierschutz

STS heute ist: ein moderner, leistungsfähiger und von der Be-

völkerung geschätzter Dachverband der Schweizer Tierschutz-

vereine.

Der TIERREPORT berichtet in dieser Ausgabe unter anderem

über das Jubiläumsfest, das wir gemeinsam mit unseren Sekti-

onen, zielverwandten Organisationen und Gästen gefeiert ha-

ben. Den Ort des Festes, ein Zirkuszelt, haben wir bewusst ge-

wählt, denn gerade die Entwicklung in den meisten Schweizer

Zirkussen ist ein Musterbeispiel dafür, was der Tierschutz heute

für die Tiere erreichen kann, wenn er seriös und professionell

den Dialog sucht und Probleme gewissenhaft angeht. Am Fest

hat «Knie» auf eindrückliche Weise gezeigt, was Tiere ohne

Zwang und mit sichtbarer Freude leisten können, wenn man

auf ihre arteigenen Bedürfnisse Rücksicht nimmt und respekt-

voll mit ihnen umgeht. So haben wir den Bogen von einst zu

jetzt geschlossen.

Herzlich, Ihr

Heinz Lienhard, Präsident Schweizer Tierschutz STS

Liebe Leserin, lieber Leser

Am 18. August 1861 wurde der «Schweizerische Centralver-

ein zum Schutz der Thiere» vom Basler Pfarrer Philipp Hein-

rich Wolff und elf unerschrockenen Mitstreitern gegründet. Sie

waren zu diesem Zweck aus sieben Kantonen in Olten zusam-

mengekommen.

Es brauchte grossen Mut, eine gesamtschweizerische Tierschutz-

bewegung in einer Zeit ins Leben zu rufen, als Tierschutz noch

überhaupt kein Thema war. Denn es war eine harte, schwierige

Zeit, in der viele Menschen froh sein mussten, auch nur ihre

Familie durchbringen zu können. Tiere, alle Tiere, waren zu je-

nen Zeiten nur «Sachen». Man nutzte sie, ohne auf ihre Bedürf-

nisse Rücksicht zu nehmen, denn man wusste ja noch kaum,

dass auch sie ihre Bedürfnisse und Empfindungen haben. Und

dass sie einmal gesetzlich geschützt sein würden, konnte man

sich damals wohl ganz und gar nicht vorstellen.

Tierschutz war nie eine einfache Sache, und auch für uns ist

es immer noch ein steiniger Weg. Aber die Steine, die man uns

heute in den Weg legt, sind nichts im Vergleich zu denen, wel-

che Pfarrer Wolff und seine Gefährten damals vor sich hatten.

Das waren keine Steine – das waren ganze Felsbrocken! Ich

bewundere diese Pioniere und was sie im vorletzten Jahrhun-

dert in die Wege geleitet haben. Sie, wie auch die Generatio-

nen von Tierschützern, die in ihren Fussspuren folgten, haben

4 Jagdverordnung Unterstützen bitte auch Sie die STS-Petition «Mehr Tierschutz auf der Jagd».

6 Jagd auf Katzen Streunende Hauskatzen dürfen gemäss Jagdgesetz bejagt werden – ein Skandal.

8 Frau Bundesrätin … Der offene Brief des STS an Bundesrätin Leuthard wegen Tierquälerei auf der Jagd.

9 Tierschutzstatistik Immer mehr Heimtiere «landen» in den Tierheimen der STS-Sektionen.

10 Blutige Waljagd Die Beschlüsse der Internationalen Walfangkommission werden häufig sabotiert.

12 Aktuelles Schweiz Kurzmeldungen zu Tierschutzthemen aus der Schweiz.

14 150 Jahre STS Mit vielen Gästen feierte der STS im Zelt des National-Circus Knie sein Jubiläum.

16–19 Der Kleine Panda Das einzigartige und seltene Tier lebt in den Waldgebieten des Himalayas.

20 Todesfallen Zwei Gemeinden machen Schluss mit Stacheldraht – der STS unterstützt sie dabei.

22 Herdenschutz Im Val S-charl müssen die Schafe vor dem Bären beschützt werden.

24 Tiere in Not Tierheime mit alten und schwer vermittelbaren Tieren brauchen Ihre Unterstützung.

26 Aktuelles Welt Kurzmeldungen zu Tierschutzthemen aus alles Welt.

28 Bravo! Bedrohte Mauersegler-Kolonie dank aufmerksamem Anwohner gerettet.

29 Oxytocin? Welche Rolle spielt das «Wohlfühlhormon» bei Tieren?

30 STS-Zoobericht Die Tierhaltung hat sich in den rund 30 Zoos und Wildparks merklich verbessert.

32 Tiere suchen … Ausgesetzte, verlassene Tiere suchen ein neues, richtiges Zuhause.

150 Jahre!

TIERREPORT (ehemals «du+die Natur») offizielles organ des Schweizer tierschutz StS 138. Jahrgang, Nr. 3, oktober 2011, erscheint viermal jährlich Herausgeber: Schweizer tierschutz StS dornacherstrasse 101, 4008 Basel telefon 061 365 99 99, Fax 061 365 99 90, [email protected]

redaktor: Mark rissi

Mitarbeiter dieser Nummer: Matthias Brunner, Heinz lienhard, Catherine reber, Stefan tschopp, Eva Waiblinger, Sara Wehrli, dani Winter

Gestaltung, Produktion: die zwei, Basel

druck: Birkhäuser+GBC, reinach

abonnementspreise: Jahresabonnement (4 ausgaben) CHF 12.80 inkl. MWSt Einzelnummer CHF 5.–

tierreport-abonnentendienst: General-Wille-Strasse 144, 8706 Meilen telefon 044 925 38 20, Fax 044 925 36 96, [email protected]

abdruck nach Genehmigung durch die redaktion mit Quellenangabe gestattet.

iSSN 1424-9537, Papier 100% recycling

Besuchen Sie uns im internet:

www.tierschutz.com oder www.tierreport.ch

Die Sektionen des Schweizer Tierschutz STS: aargau · appenzell · appenzeller-Vorderland · Bas-Valais · Basel-Stadt · Basel-land · Bern Kanton · Bern Stadt · Biasca · Biel-Seeland · Ceresio/Mendrisiotto · Emmental · Frauenfeld · Fribourg · Frutigen · Glarus · Graubünden · Grenchen · Haut-léman · Horgen · interlaken-oberhasli · Jura/aJPa · Jura/Soubey · Kreuzlingen · la Chaux-de-Fonds · le locle · liechtenstein · linth · locarno · lugano · luzern · Neuchâtel · Nidwalden · Niedersimmental · Nyon · oberaargau · obersimmental · oberwallis · obwalden · olten · rheintal · romanshorn · rorschach · St. Gallen Stadt · Saanenland · Sargans-Werdenberg · Schaffhausen · Schwyz · Sirnach · Solothurn/Wasseramt · Steckborn · thun · toggenburg · Uri · Uster · Valais · Vaud · Winterthur · Zug · Fondation Neuchâteloise d’accueil pour animaux · Gerenau-Stiftung für tierschutz, Wädenswil · Stiftung Mensch+tier, Basel-Stadt · aKUt aktion Kirche und tier · aPS auffangstation für Sittiche und Papageien · Club der rattenfreunde · le refuge de darwyn · Stiftung Wildstation landshut · Prt Protection et récupération des tortues · SoS Chats, Genève · VaZ Verein aquarium Zürich

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TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 54

Ich kenne keinen Jäger, der sich nicht als

Heger und Pfleger bezeichnet; sie alle le-

gen grossen Wert darauf, als «Tierschüt-

zer» zu gelten. Aber weshalb stellt sich

dann die Jägerlobby seit Jahren konse-

quent quer, wenn es darum geht, krass

tierquälerische «Jagdtraditionen» end-

lich abzuschaffen? Weshalb sollen in

einer neuen Jagdverordnung Tierquä-

lereien festgeschrieben werden, anstatt

dass man die Wildtiere vor Anachronis-

men schützt, die nicht mehr in unsere

heutige Zeit gehören?

Wenn eine neue Jagdverordnung

nämlich davon ausgeht, dass man Wild-

tiere auch mit nicht waidgerechten Me-

thoden jagen kann, weil man sie als

Schädlinge betrachtet, dann ist das ein

Skandal. Und dagegen wehren wir uns.

Gnadenlose BaujagdBei der Baujagd werden speziell zu die-

sem Zweck scharf gemachte Hunde ver-

wendet, um die Füchse aus ihren Bauten

hinauszutreiben, damit sie draussen von

den wartenden Jägern abgeschossen wer-

den können. Das ist bequem und macht

den Grünröcken offenbar Spass.

Nun hat aber ein Fuchs keine andere

Wahl als sich zu wehren, wenn er in die

Enge getrieben wird. Deshalb kommt es

häufig zu unterirdischen Kämpfen auf

Leben und Tod, bei denen sich Hund und

Fuchs ineinander verbeissen und schwer

verletzen. Oft müssen die Tiere dann aus-

gegraben werden: der Fuchs zum Töten

(wenn er überhaupt noch lebt), der Hund,

damit seine Verletzungen von einem Tier-

arzt behandelt werden können.

Gesetzlich erlaubte TierquälereiAn Sadismus nicht mehr zu überbieten

ist die Art und Weise, wie die Hunde für

ihre Verwendung zur Baujagd «ausgebil-

det», das heisst scharf gemacht werden.

Das geschieht im sogenannten Kunst-

bau, einem Röhrensystem mit einem da-

rin eingesperrten lebenden (!) Fuchs, auf

den man die Hunde ansetzt.

Dass unser Tierschutzgesetz so etwas

explizit gestattet, ist für normal empfin-

dende Menschen kaum zu glauben. Na-

türlich ist vorgeschrieben, dass Fuchs und

Hund durch Schieber getrennt sind, damit

sie sich nicht verletzen können. Aber das

ist nichts anderes als gesetzliche Schein-

heiligkeit. Übrigens wissen wir nicht, wie

oft und wie lange der Fuchs dieses grau-

same Spiel mitmachen muss und was mit

ihm geschieht, wenn er «ausgedient» hat.

Aus einer Umfrage der GfK aus dem Jahr

2009 wissen wir, dass 67 Prozent der Be-

fragten die Baujagd als unethisch ableh-

nen. Ich behaupte, dass es wohl nahezu

100 Prozent wären, wenn die Bevölke-

rung wüsste, welch unglaubliche Tier-

quälerei hinter dieser «Jagdtradition» ver-

borgen ist.

Übrigens hat es die Dachorganisa-

tion «JagdSchweiz» abgelehnt, uns ein-

mal eine solche Baujagd zu demonstrie-

ren. Auch die Vereinigung, welche Jagd-

hunde am Kunstbau «ausbildet», weigert

sich bis heute, uns «hinter die Kulissen»

schauen zu lassen.

Eine verquerte OptikDer Entwurf zur neuen Jagdverordnung

(JSV), erarbeitet vom Bundesamt für Um-

welt (BAFU), könnte genauso gut von

rückwärtsgewandten Jägerkreisen ver-

fasst worden sein. Wird die «Revision»

wie vorgesehen umgesetzt, wird der tier-

schützerisch problematische Status quo

wieder für Jahrzehnte zementiert und

ein ökologisch sinnvolles und tierethisch

vertretbares Management der jagdbaren

Tierarten verhindert.

Der vorliegende Entwurf beruht auf

einem völlig falschen Naturverständ-

nis. Er teilt Tiere aus einer rein jagdli-

chen und landwirtschaftlichen Optik in

«nützliche» und «schädliche» Arten ein.

Für den Jäger wird implizit ein «Anrecht

auf Beute» bzw. für den Kanton ein An-

recht auf finanzielle Erträge aus der Jagd

postuliert, indem der Begriff des «Wild-

schadens» auf von Raubtieren gejagtes

Wild ausgeweitet wird: Sollten Raubtiere

innerhalb der natürlichen Nahrungskette

die Jagderträge mindern, soll dies künf-

tig als Grund zur Bejagung geschützter

Arten wie des Wolfs ausreichend sein!

Jägerinteressen werden privilegiertOffenbar haben sich die Interessen ein-

zelner Nutzergruppen (Jäger, Bauern)

durchgesetzt – und nicht ökologische

und tierschützerische Fakten oder das

Interesse der Allgemeinheit. So soll die

tierquälerische Baujagd weiterhin er-

laubt sein, und Jäger werden gemäss

dem Entwurf weiterhin gegenüber allen

anderen Nutzergruppen des Waldes pri-

vilegiert bleiben.

Auch die eigentlich selbstverständli-

che Pflicht, dass, wer mit Schusswaffen

umgeht, seine Treffsicherheit jährlich

üben und beweisen muss, wurde den Jä-

gern – ganz im Gegensatz zu Armeean-

gehörigen – im Entwurf zur neuen JSV

nicht zugemutet. -�

� Heinz Lienhard, Präsident STS

Wird die neue Jagdverordnung so umgesetzt, wie es der jetzige Entwurf vorsieht, wäre dies ein herber Rückschritt für den Tierschutz. STS-Präsident Heinz Lienhard plädiert für ein neues Natur- und Tierverständnis.

Baujagd gehört endlich verboten!

wil

d u

nd

hun

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der STS ist nicht gewillt, die revidierte JSV in ihrer derzeitigen

Form zu akzeptieren. dem Schutzgedanken muss endlich Priori-

tät über die nutzungsansprüche gegeben werden! unterstützen

Sie deshalb die STS-Petition «Mehr Tierschutz auf der Jagd!».

Mehr Information zur Petition:

www.tierschutz.com/jagdpetition, Video «Baujagd: Tierkämpfe mit tragischem Aus-

gang», Factsheet «Online-Petition zur Revision der Verordnung über die Jagd und den

Schutz wildlebender Säugetiere und Vögel (JSV)»

Unterschreiben Sie bitte die wichtige STS-Petition

Mehr TierschuTz auf der Jagd – JeTzT!

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TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 54

Ich kenne keinen Jäger, der sich nicht als

Heger und Pfleger bezeichnet; sie alle le-

gen grossen Wert darauf, als «Tierschüt-

zer» zu gelten. Aber weshalb stellt sich

dann die Jägerlobby seit Jahren konse-

quent quer, wenn es darum geht, krass

tierquälerische «Jagdtraditionen» end-

lich abzuschaffen? Weshalb sollen in

einer neuen Jagdverordnung Tierquä-

lereien festgeschrieben werden, anstatt

dass man die Wildtiere vor Anachronis-

men schützt, die nicht mehr in unsere

heutige Zeit gehören?

Wenn eine neue Jagdverordnung

nämlich davon ausgeht, dass man Wild-

tiere auch mit nicht waidgerechten Me-

thoden jagen kann, weil man sie als

Schädlinge betrachtet, dann ist das ein

Skandal. Und dagegen wehren wir uns.

Gnadenlose BaujagdBei der Baujagd werden speziell zu die-

sem Zweck scharf gemachte Hunde ver-

wendet, um die Füchse aus ihren Bauten

hinauszutreiben, damit sie draussen von

den wartenden Jägern abgeschossen wer-

den können. Das ist bequem und macht

den Grünröcken offenbar Spass.

Nun hat aber ein Fuchs keine andere

Wahl als sich zu wehren, wenn er in die

Enge getrieben wird. Deshalb kommt es

häufig zu unterirdischen Kämpfen auf

Leben und Tod, bei denen sich Hund und

Fuchs ineinander verbeissen und schwer

verletzen. Oft müssen die Tiere dann aus-

gegraben werden: der Fuchs zum Töten

(wenn er überhaupt noch lebt), der Hund,

damit seine Verletzungen von einem Tier-

arzt behandelt werden können.

Gesetzlich erlaubte TierquälereiAn Sadismus nicht mehr zu überbieten

ist die Art und Weise, wie die Hunde für

ihre Verwendung zur Baujagd «ausgebil-

det», das heisst scharf gemacht werden.

Das geschieht im sogenannten Kunst-

bau, einem Röhrensystem mit einem da-

rin eingesperrten lebenden (!) Fuchs, auf

den man die Hunde ansetzt.

Dass unser Tierschutzgesetz so etwas

explizit gestattet, ist für normal empfin-

dende Menschen kaum zu glauben. Na-

türlich ist vorgeschrieben, dass Fuchs und

Hund durch Schieber getrennt sind, damit

sie sich nicht verletzen können. Aber das

ist nichts anderes als gesetzliche Schein-

heiligkeit. Übrigens wissen wir nicht, wie

oft und wie lange der Fuchs dieses grau-

same Spiel mitmachen muss und was mit

ihm geschieht, wenn er «ausgedient» hat.

Aus einer Umfrage der GfK aus dem Jahr

2009 wissen wir, dass 67 Prozent der Be-

fragten die Baujagd als unethisch ableh-

nen. Ich behaupte, dass es wohl nahezu

100 Prozent wären, wenn die Bevölke-

rung wüsste, welch unglaubliche Tier-

quälerei hinter dieser «Jagdtradition» ver-

borgen ist.

Übrigens hat es die Dachorganisa-

tion «JagdSchweiz» abgelehnt, uns ein-

mal eine solche Baujagd zu demonstrie-

ren. Auch die Vereinigung, welche Jagd-

hunde am Kunstbau «ausbildet», weigert

sich bis heute, uns «hinter die Kulissen»

schauen zu lassen.

Eine verquerte OptikDer Entwurf zur neuen Jagdverordnung

(JSV), erarbeitet vom Bundesamt für Um-

welt (BAFU), könnte genauso gut von

rückwärtsgewandten Jägerkreisen ver-

fasst worden sein. Wird die «Revision»

wie vorgesehen umgesetzt, wird der tier-

schützerisch problematische Status quo

wieder für Jahrzehnte zementiert und

ein ökologisch sinnvolles und tierethisch

vertretbares Management der jagdbaren

Tierarten verhindert.

Der vorliegende Entwurf beruht auf

einem völlig falschen Naturverständ-

nis. Er teilt Tiere aus einer rein jagdli-

chen und landwirtschaftlichen Optik in

«nützliche» und «schädliche» Arten ein.

Für den Jäger wird implizit ein «Anrecht

auf Beute» bzw. für den Kanton ein An-

recht auf finanzielle Erträge aus der Jagd

postuliert, indem der Begriff des «Wild-

schadens» auf von Raubtieren gejagtes

Wild ausgeweitet wird: Sollten Raubtiere

innerhalb der natürlichen Nahrungskette

die Jagderträge mindern, soll dies künf-

tig als Grund zur Bejagung geschützter

Arten wie des Wolfs ausreichend sein!

Jägerinteressen werden privilegiertOffenbar haben sich die Interessen ein-

zelner Nutzergruppen (Jäger, Bauern)

durchgesetzt – und nicht ökologische

und tierschützerische Fakten oder das

Interesse der Allgemeinheit. So soll die

tierquälerische Baujagd weiterhin er-

laubt sein, und Jäger werden gemäss

dem Entwurf weiterhin gegenüber allen

anderen Nutzergruppen des Waldes pri-

vilegiert bleiben.

Auch die eigentlich selbstverständli-

che Pflicht, dass, wer mit Schusswaffen

umgeht, seine Treffsicherheit jährlich

üben und beweisen muss, wurde den Jä-

gern – ganz im Gegensatz zu Armeean-

gehörigen – im Entwurf zur neuen JSV

nicht zugemutet. -�

� Heinz Lienhard, Präsident STS

Wird die neue Jagdverordnung so umgesetzt, wie es der jetzige Entwurf vorsieht, wäre dies ein herber Rückschritt für den Tierschutz. STS-Präsident Heinz Lienhard plädiert für ein neues Natur- und Tierverständnis.

Baujagd gehört endlich verboten!

wil

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der STS ist nicht gewillt, die revidierte JSV in ihrer derzeitigen

Form zu akzeptieren. dem Schutzgedanken muss endlich Priori-

tät über die nutzungsansprüche gegeben werden! unterstützen

Sie deshalb die STS-Petition «Mehr Tierschutz auf der Jagd!».

Mehr Information zur Petition:

www.tierschutz.com/jagdpetition, Video «Baujagd: Tierkämpfe mit tragischem Aus-

gang», Factsheet «Online-Petition zur Revision der Verordnung über die Jagd und den

Schutz wildlebender Säugetiere und Vögel (JSV)»

Unterschreiben Sie bitte die wichtige STS-Petition

Mehr TierschuTz auf der Jagd – JeTzT!

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TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/20116

Eine Motion des Nationalrats Luc Barthas-

sat fordert eine Teilrevision der Jagdge-

setzgebung, insbesondere des Artikels 5

Absatz 3 lit. a, welcher die Jagd auf die so-

genannten «Schädlinge» regelt. Kurzum:

Der Abschuss von Hauskatzen soll ver-

boten werden.

Die Hauskatze – ein Schädling?Weil Katzen Vögel jagen und in gros-

ser Zahl vorkommen, wird ihnen vor-

geworfen, sie bedrohten die Vogelwelt.

Aufgrund der über einer Million in der

Schweiz lebenden Hauskatzen (wovon

aber nicht alle Freilauf haben!) und Be-

obachtungen des Jagderfolgs von Ein-

zeltieren werden haarsträubende Hoch-

rechnungen gemacht, wonach die

Schweizer Katzenpopulation alljährlich

für den Tod von Millionen Vögeln ver-

antwortlich sei. Gemäss Dr. D. Turner,

Ethologe und Katzenspezialist, befinden

sich die Bestände von Hauskatzen und

Gartenvögeln aber in einer natürlichen

Raubtier-Beute-Beziehung. Was ist also

dran an der Behauptung, Katzen schade-

ten der übrigen Fauna?

Die Hauskatze ist mit rund 50 Indi-

viduen pro km2 das in der Schweiz häu-

figste Raubtier. Zum Opfer fallen ihr

hauptsächlich Jungvögel von Arten, die

durch den Menschen künstlich gefördert

wurden (Meisen, Sperlinge, Amseln). Ei-

gentlich ist die Katze ein Mäusejäger.

Weil aber der Mensch die Nagetiere in

den Siedlungen bekämpft, weichen Kat-

zen auf die Vogeljagd aus. Hätte sie die

Wahl, würde die Katze weder Waldvö-

gel noch grössere Säugetiere, sondern

hauptsächlich Feldmäuse jagen (kaum

eine Katze nimmt es mit Beutetieren auf,

die grösser sind als eine Ratte). Lokal ja-

gen Katzen auch Reptilien und Amphi-

bien – allerdings ist für die Kriechtiere

die Lebensraumqualität der entschei-

dende Faktor. Da Katzen einen hohen

Jagdaufwand vermeiden und vor allem

die kastrierten Tiere keine weiten Streif-

züge unternehmen, fallen ihnen vor al-

lem häufige Vögel zum Opfer. Wenn ge-

nügend Nahrung, Verstecke und Nist-

möglichkeiten vorhanden sind, kön-

nen Vögel, Blindschleichen und Mäuse

die durch Katzen entstandenen Verluste

ausgleichen.

Abschuss: ungerechtfertigt und problematischAls «streunend» oder «wildernd» gilt jede

Katze, wenn sie sich nur hundert Meter

vom nächsten Haus entfernt hat oder im

Wald angetroffen wird. Weil Hauskatzen

zur Identifikation heute vermehrt «ge-

chipt» sind, statt ein Halsband zu tra-

gen, fällt die Unterscheidung streunender

Hauskatzen von Familie Meiers «Felix»

schwer. Gemäss Jagdgesetzgebung müs-

sen Massnahmen gegen schädliche Tiere

verhältnismässig sein und den Tieren un-

nötiges Leid ersparen. Die Realität sieht

jedoch anders aus!

Der Abschuss freilaufender Katzen ist

ungerechtfertigt, da Katzen als Jäger von

Hasen, Rebhühnern oder Eichhörnchen

nicht ins Gewicht fallen – ganz im Gegen-

satz zur lokalen Bejagung geschützter Ar-

ten durch die Niederjagd! Die zahlreichen

Fälle von mit Schrot oder Luftgewehren

angeschossenen Hauskatzen, die sterbend

im Quartier aufgefunden und von ihren

Menschen betrauert werden, sprechen

eine traurige Sprache: Dass Katzen per

Jagdgesetz als «Schädlinge» gelten, för-

dert eine feindliche Einstellung gegen-

über diesen Haustieren, die dann nicht

nur Jägern, sondern auch schiesswütigen

Katzenhassern zum Opfer fallen.

Haus- und Wildkatze: Verwechslungsgefahr!Im Jurabogen lebt heimlich die Wild-

katze (Felis sylvestris), eine nahe Ver-

wandte unserer Hauskatze. In den letz-

ten Jahrhunderten als «Schädling» ver-

folgt und praktisch ausgerottet, konnte

sie sich dank strengem Schutz seit den

70er-Jahren – aus dem Elsass und Ba-

selland kommend – wieder ausbreiten.

Kaum jemand bekommt sie zu Gesicht.

Molekulargenetische Studien, bei denen

Katzenhaare an Baldrianködern gesam-

melt werden, lassen darauf schliessen,

dass es sich bei der Nordwestschweizer

Population nur um rund 30 Tiere handelt

– und dass diese sich nicht mit den nah

verwandten Hauskatzen kreuzen. Was

kann daraus geschlossen werden?

Zum einen, dass die Bestände frei-

laufender Hauskatzen kaum eine Gefahr

für die genetische Reinheit der Wild-

katzenpopulation darstellen – erst recht

nicht, wenn Freilaufkatzen konsequent

kastriert werden! Zum anderen, dass die

Wildkatze eine sehr seltene Art ist! Auch

deshalb sollte die Jagd auf streunende

Hauskatzen verboten werden – denn auf

Distanz ist die Unterscheidung zwischen

getigerten Haus- und Wildkatzen prak-

tisch unmöglich. Eine sichere Unter-

scheidung kann nur aufgrund des Schä-

delindexes (Verhältnis Schädellänge zu

Gehirnvolumen) vorgenommen werden

– im Feld unmöglich! Die Gefahr, dass

den Katzenjägern auch geschützte Wild-

katzen zum Opfer fallen, ist gross. Daher

unterstützt der Schweizer Tierschutz STS

die «Motion Barthassat». Ein Verbot der

Jagd auf streunende Hauskatzen hatte

der STS übrigens – vergeblich! – schon

im Rahmen der Arbeiten zur Revision

der Jagdverordnung gefordert …-�

Sara Wehrli

STS-Fachstelle Wildtiere

Verwechslungsgefahr: Die geschützte Wild­katze unterscheidet sich äusserlich kaum von den Hauskatzen.

keys

ton

e

isto

ckpH

oto

Jagd auf Hauskatzen ist unverantwortlich

Noch immer gehört die Hauskatze in der Schweiz zum «jagdbaren Wild»; gemäss Jagdgesetz dürfen streunende Hauskatzen ganzjährig bejagt werden. Katzen, die sich weiter als 100 Meter vom nächsten Haus entfernen, begeben sich in Lebensgefahr: Jäger, die auf Katzen schiessen, haben nicht selten einen geliebten Stubentiger auf dem Gewissen.

731

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TIERREPORT 4/2008

Wir suchen ein ZuhauseTierheime der STS-Sektionen suchen für diese Tiere ein neues, richtiges Zuhause.

TIERREPORT 3/2011

STS-Petition « M

ehr

Tierschutz auf d

er Jagd»

Gejagt und bedroht: Tiere in Not

shira, bin eine zweijährige, kastrierte tervueren­Hündin und sehrbewegungsfreudig.IchwäregernebeibewegungsfreudigenMenschenmitHundeerfahrung.STS-Sektion Tierschutzverein KreuzlingenTel. 071 695 12 61

Fauchi, bin halbjähriger kater und entgegen meines namens sehr verschmust und zutraulich. ich wäre gerne mit einer anderen katze zusammen und wünschemirFreilauf.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22

Gizma (15) und ihr sohn tomy (14) wollen den Lebensabend gemeinsam verbringen. sie suchen

einZuhausemitAuslaufbeiälterenLeuten mit viel Zeit.STS-Sektion Tierschutzverein Winterthur und UmgebungTel. 052 233 16 30

Bunny, Baba und Bluna sind anderthalbjährige, kastrierte Zwergkaninchen. sie sind neugierig und lebenslustig und wünschen sich, in einer grossen Aussenlage zu leben.STS-Sektion Tierschutzverein Winterthur und UmgebungTel. 052 233 16 30

sina, bin ca. vierjährige kätzin, kastriert. ich bin eigenwillig und sehrfreiheitsliebend,lassemichaber streicheln.STS-Sektion Tierschutzverein Sirnach und UmgebungTel. 079 704 90 12

nirvanna, ich bin eine ca. fünfjährigePerserkätzin,kastriert. ich brauche regelmässigeFellpflegeundtäglichenFreilauf.ZuanderenKatzenbinichfreundlich.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22

Dyani, bin ein Leonberger­Appenzeller-Weibchenunderst ein halbes Jahr alt. Da ich ziemlich gross werde, wünsche ich mir ein Zuhause mit viel platz und ich brauche noch erziehung.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22

vernachlässigt

abgegeben

beschlagnahmt

Jecky, Bella, Loulou und co. KontaktfreudigeMachos,scheueMädchenundjungeDraufgängersuchen neues Zuhause. Möglichst mindestens drei tiere zusammen oderinbestehendesRudel.STS-Sektion Club der Ratten-freunde CH

Tel. 079 624 23 20

beschlagnahmt

Mutzli, ich bin ca. achtjähriger, kastrierter kater. ich bin sehr anhänglich und verschmust. Brauche meinen Freigang.STS-Sektion Tierschutz-verein KreuzlingenTel. 071 695 12 61

Lady, bin eine fünfjährigeSchäfer-Labrador­Hündin, kastriert. ich bin gehorsam, anhänglich und liebe sehr das Wasser.STS-Sektion Tierschutzverein KreuzlingenTel. 071 695 12 61

abgegeben

heimatlos

abgegeben

piccolo, bin ein sechsjähriger Pinscher-Rüde,kastriertundkleinaber oho! Am liebsten wäre ich bei aktiven, naturverbundenen Leuten ohne kinder zu Hause.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22

abgegeben

abgeschoben

abgeschoben

zugelaufen

Sunny,binfünfjährigeKatzendamemitlangemFell

undbrauchePflege.IchsucheeinruhigesZuhause

mitAuslauf.AndereKatzenundHundemagich.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22

abgeschoben

abgegeben

TIERREPORTO F F I Z I E L L E S O R G A N D E S S C H W E I Z E R T I E R S C H U T Z S T S

CHF5.–/EURO4.–3/2011Filou, bin ein zehnjähriger EnglishCockerSpaniel-Rüdeundkastriert.Ichbinnicht gerne alleine, mag andere Hunde und möchte meinen Lebensabend bei lieben Menschen verbringen.

STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22

heimatlos

sandy, bin ca. vierjährige katzendame und habe meinen eigenen charakter. ich bestimme, wer mich streichelt und brauche meinenFreilauf,dannbinichdafürganzlieb.STS-Sektion Tierschutz-verein KreuzlingenTel. 071 695 12 61

aufgefunden

aufgefunden

aufgefunden

Redaktor und Moderator Beat Berger stellt in der TV-Sendung «tierisch» weitere heimatlose Tiere vor: www.tierisch.tierschutz.com

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Bitte Bestellung einsenden an den schweizer tierschutz sts, Dornacherstrasse101,4008Basel,faxenan0613659990 oderbestellenüberwww.tierreport.ch

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Page 7: Tierreport 3/2011

TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/20116

Eine Motion des Nationalrats Luc Barthas-

sat fordert eine Teilrevision der Jagdge-

setzgebung, insbesondere des Artikels 5

Absatz 3 lit. a, welcher die Jagd auf die so-

genannten «Schädlinge» regelt. Kurzum:

Der Abschuss von Hauskatzen soll ver-

boten werden.

Die Hauskatze – ein Schädling?Weil Katzen Vögel jagen und in gros-

ser Zahl vorkommen, wird ihnen vor-

geworfen, sie bedrohten die Vogelwelt.

Aufgrund der über einer Million in der

Schweiz lebenden Hauskatzen (wovon

aber nicht alle Freilauf haben!) und Be-

obachtungen des Jagderfolgs von Ein-

zeltieren werden haarsträubende Hoch-

rechnungen gemacht, wonach die

Schweizer Katzenpopulation alljährlich

für den Tod von Millionen Vögeln ver-

antwortlich sei. Gemäss Dr. D. Turner,

Ethologe und Katzenspezialist, befinden

sich die Bestände von Hauskatzen und

Gartenvögeln aber in einer natürlichen

Raubtier-Beute-Beziehung. Was ist also

dran an der Behauptung, Katzen schade-

ten der übrigen Fauna?

Die Hauskatze ist mit rund 50 Indi-

viduen pro km2 das in der Schweiz häu-

figste Raubtier. Zum Opfer fallen ihr

hauptsächlich Jungvögel von Arten, die

durch den Menschen künstlich gefördert

wurden (Meisen, Sperlinge, Amseln). Ei-

gentlich ist die Katze ein Mäusejäger.

Weil aber der Mensch die Nagetiere in

den Siedlungen bekämpft, weichen Kat-

zen auf die Vogeljagd aus. Hätte sie die

Wahl, würde die Katze weder Waldvö-

gel noch grössere Säugetiere, sondern

hauptsächlich Feldmäuse jagen (kaum

eine Katze nimmt es mit Beutetieren auf,

die grösser sind als eine Ratte). Lokal ja-

gen Katzen auch Reptilien und Amphi-

bien – allerdings ist für die Kriechtiere

die Lebensraumqualität der entschei-

dende Faktor. Da Katzen einen hohen

Jagdaufwand vermeiden und vor allem

die kastrierten Tiere keine weiten Streif-

züge unternehmen, fallen ihnen vor al-

lem häufige Vögel zum Opfer. Wenn ge-

nügend Nahrung, Verstecke und Nist-

möglichkeiten vorhanden sind, kön-

nen Vögel, Blindschleichen und Mäuse

die durch Katzen entstandenen Verluste

ausgleichen.

Abschuss: ungerechtfertigt und problematischAls «streunend» oder «wildernd» gilt jede

Katze, wenn sie sich nur hundert Meter

vom nächsten Haus entfernt hat oder im

Wald angetroffen wird. Weil Hauskatzen

zur Identifikation heute vermehrt «ge-

chipt» sind, statt ein Halsband zu tra-

gen, fällt die Unterscheidung streunender

Hauskatzen von Familie Meiers «Felix»

schwer. Gemäss Jagdgesetzgebung müs-

sen Massnahmen gegen schädliche Tiere

verhältnismässig sein und den Tieren un-

nötiges Leid ersparen. Die Realität sieht

jedoch anders aus!

Der Abschuss freilaufender Katzen ist

ungerechtfertigt, da Katzen als Jäger von

Hasen, Rebhühnern oder Eichhörnchen

nicht ins Gewicht fallen – ganz im Gegen-

satz zur lokalen Bejagung geschützter Ar-

ten durch die Niederjagd! Die zahlreichen

Fälle von mit Schrot oder Luftgewehren

angeschossenen Hauskatzen, die sterbend

im Quartier aufgefunden und von ihren

Menschen betrauert werden, sprechen

eine traurige Sprache: Dass Katzen per

Jagdgesetz als «Schädlinge» gelten, för-

dert eine feindliche Einstellung gegen-

über diesen Haustieren, die dann nicht

nur Jägern, sondern auch schiesswütigen

Katzenhassern zum Opfer fallen.

Haus- und Wildkatze: Verwechslungsgefahr!Im Jurabogen lebt heimlich die Wild-

katze (Felis sylvestris), eine nahe Ver-

wandte unserer Hauskatze. In den letz-

ten Jahrhunderten als «Schädling» ver-

folgt und praktisch ausgerottet, konnte

sie sich dank strengem Schutz seit den

70er-Jahren – aus dem Elsass und Ba-

selland kommend – wieder ausbreiten.

Kaum jemand bekommt sie zu Gesicht.

Molekulargenetische Studien, bei denen

Katzenhaare an Baldrianködern gesam-

melt werden, lassen darauf schliessen,

dass es sich bei der Nordwestschweizer

Population nur um rund 30 Tiere handelt

– und dass diese sich nicht mit den nah

verwandten Hauskatzen kreuzen. Was

kann daraus geschlossen werden?

Zum einen, dass die Bestände frei-

laufender Hauskatzen kaum eine Gefahr

für die genetische Reinheit der Wild-

katzenpopulation darstellen – erst recht

nicht, wenn Freilaufkatzen konsequent

kastriert werden! Zum anderen, dass die

Wildkatze eine sehr seltene Art ist! Auch

deshalb sollte die Jagd auf streunende

Hauskatzen verboten werden – denn auf

Distanz ist die Unterscheidung zwischen

getigerten Haus- und Wildkatzen prak-

tisch unmöglich. Eine sichere Unter-

scheidung kann nur aufgrund des Schä-

delindexes (Verhältnis Schädellänge zu

Gehirnvolumen) vorgenommen werden

– im Feld unmöglich! Die Gefahr, dass

den Katzenjägern auch geschützte Wild-

katzen zum Opfer fallen, ist gross. Daher

unterstützt der Schweizer Tierschutz STS

die «Motion Barthassat». Ein Verbot der

Jagd auf streunende Hauskatzen hatte

der STS übrigens – vergeblich! – schon

im Rahmen der Arbeiten zur Revision

der Jagdverordnung gefordert …-�

Sara Wehrli

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TIERREPORT 4/2008

Wir suchen ein ZuhauseTierheime der STS-Sektionen suchen für diese Tiere ein neues, richtiges Zuhause.

TIERREPORT 3/2011

STS-Petition « M

ehr

Tierschutz auf d

er Jagd»

Gejagt und bedroht: Tiere in Not

shira, bin eine zweijährige, kastrierte tervueren­Hündin und sehrbewegungsfreudig.IchwäregernebeibewegungsfreudigenMenschenmitHundeerfahrung.STS-Sektion Tierschutzverein KreuzlingenTel. 071 695 12 61

Fauchi, bin halbjähriger kater und entgegen meines namens sehr verschmust und zutraulich. ich wäre gerne mit einer anderen katze zusammen und wünschemirFreilauf.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22

Gizma (15) und ihr sohn tomy (14) wollen den Lebensabend gemeinsam verbringen. sie suchen

einZuhausemitAuslaufbeiälterenLeuten mit viel Zeit.STS-Sektion Tierschutzverein Winterthur und UmgebungTel. 052 233 16 30

Bunny, Baba und Bluna sind anderthalbjährige, kastrierte Zwergkaninchen. sie sind neugierig und lebenslustig und wünschen sich, in einer grossen Aussenlage zu leben.STS-Sektion Tierschutzverein Winterthur und UmgebungTel. 052 233 16 30

sina, bin ca. vierjährige kätzin, kastriert. ich bin eigenwillig und sehrfreiheitsliebend,lassemichaber streicheln.STS-Sektion Tierschutzverein Sirnach und UmgebungTel. 079 704 90 12

nirvanna, ich bin eine ca. fünfjährigePerserkätzin,kastriert. ich brauche regelmässigeFellpflegeundtäglichenFreilauf.ZuanderenKatzenbinichfreundlich.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22

Dyani, bin ein Leonberger­Appenzeller-Weibchenunderst ein halbes Jahr alt. Da ich ziemlich gross werde, wünsche ich mir ein Zuhause mit viel platz und ich brauche noch erziehung.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22

vernachlässigt

abgegeben

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Jecky, Bella, Loulou und co. KontaktfreudigeMachos,scheueMädchenundjungeDraufgängersuchen neues Zuhause. Möglichst mindestens drei tiere zusammen oderinbestehendesRudel.STS-Sektion Club der Ratten-freunde CH

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beschlagnahmt

Mutzli, ich bin ca. achtjähriger, kastrierter kater. ich bin sehr anhänglich und verschmust. Brauche meinen Freigang.STS-Sektion Tierschutz-verein KreuzlingenTel. 071 695 12 61

Lady, bin eine fünfjährigeSchäfer-Labrador­Hündin, kastriert. ich bin gehorsam, anhänglich und liebe sehr das Wasser.STS-Sektion Tierschutzverein KreuzlingenTel. 071 695 12 61

abgegeben

heimatlos

abgegeben

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undbrauchePflege.IchsucheeinruhigesZuhause

mitAuslauf.AndereKatzenundHundemagich.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22

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CHF5.–/EURO4.–3/2011Filou, bin ein zehnjähriger EnglishCockerSpaniel-Rüdeundkastriert.Ichbinnicht gerne alleine, mag andere Hunde und möchte meinen Lebensabend bei lieben Menschen verbringen.

STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22

heimatlos

sandy, bin ca. vierjährige katzendame und habe meinen eigenen charakter. ich bestimme, wer mich streichelt und brauche meinenFreilauf,dannbinichdafürganzlieb.STS-Sektion Tierschutz-verein KreuzlingenTel. 071 695 12 61

aufgefunden

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Page 8: Tierreport 3/2011

TIERREPORT 3/2011 98 TIERREPORT 3/2011

Frau Bundesrätin Doris Leuthard

Eidg. Departement für Umwelt,

Verkehr, Energie und Kommunikation

3003 Bern

Basel, im Juli 2011

Sehr geehrte Frau Bundesrätin,

Die schon längst überfällige Revision der eidgenössischen Jagdverordnung soll nach jahrelan-

ger Verzögerung endlich überarbeitet werden. Was das Ihnen unterstellte Bundesamt für Umwelt

(BAFU) nun aber plant, ist ein Skandal!

Diese Behörde schlägt eine neue Jagdverordnung vor, die mit einem zeitgemässen Wild schutz

überhaupt nichts zu tun hat und ebenso gut aus der Feder von ewiggestrigen Jagdkreisen stam-

men könnte. So soll zum Beispiel die völlig unnötige Baujagd auch in Zukunft betrieben werden

dürfen, obwohl sie an Sadismus kaum zu überbieten ist, denn sie führt zu unterirdischen Kämpfen

auf Leben und Tod zwischen Fuchs und Hund. Verschiedene Tierarten sollen weiterhin auch zu

Schonzeiten, während sie ihre Jungen aufziehen, geschossen werden dürfen, nur weil man sie als

«Schädlinge» betrachtet. Nicht einmal die eigentlich selbstverständliche Pflicht, vor der Jagdsaison

die Treffsicherheit unter Beweis zu stellen, will das Bundesamt den Jägern zumuten. Das alles hat

mit der in Jägerkreisen so hochgelobten Hege und Pflege nichts, wirklich rein gar nichts zu tun.

Sehr geehrte Frau Bundesrätin, greifen Sie jetzt ein und korrigieren Sie diese tierschützerische Fehl-

leistung des BAFU. Sorgen Sie dafür, dass eine Jagdverordnung erlassen wird, die hilft, unnötiges

Tierleid bei der Jagd zu verhindern und wildlebende Tiere besser zu schützen. Nicht nur der Tier-

schutz, auch die überwältigende Mehrheit der Schweizer Bevölkerung erwartet das von Ihnen!

Mit freundlichen Grüssen

SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS

Heinz Lienhard, Präsident

SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS

Will der Bundesrat

unnötige Tierquälereien auf der

Jagd weiter erlauben?

Dornacherstrasse 101 · CH-4008 Basel

Tel. 061 365 99 99 · Fax 061 365 99 90

[email protected] · www.tierschutz.com

Der weitaus grösste Teil der Tiere, die im

vergangenen Jahr in den Tierheimen der

STS-Sektionen aufgenommen wurden,

nämlich 95 Prozent, sind Verzichts- und

Findeltiere. Fast die Hälfte davon – rund

12 350 – sind Katzen. Auf Rang zwei der

abgegebenen und ausgesetzten Tiere fol-

gen Hunde. Ferner wurden in den Tierhei-

men 3300 Nager und 8000 Tiere anderer

Arten aufgenommen. Immerhin konnten

die Tierheime fast 18 500 Tiere vermit-

teln, und auch die Anzahl der Tiere, die

an ihre Halterinnen und Halter zurückge-

geben werden konnten, hat sich von 1762

auf 3188 nahezu verdoppelt.

Mangelnde Information und zunehmende MobilitätDie Gründe für den dramatischen Anstieg

von abgegebenen und ausgesetzten Tie-

ren sind vielfältig. Zum einen sind Tiere in

der Anschaffung billiger denn je. Viel zu

viele, vor allem Hunde, werden aus dem

Ausland eingeführt und hier platziert.

Gesetzliche Schwellen wie eine Ausbil-

dungspflicht gibt es ausschliesslich für

Hundehalter. Für andere Tierarten wären

sie politisch nicht durchsetzbar, genauso

wenig wie eine Chip- und Registrierungs-

pflicht oder eine Kastrationspflicht für

Katzen. Zum anderen nimmt die Mobilität

der Menschen stetig zu. Tiere verkommen

dabei oft zum unerwünschten Hindernis

und bleiben auf der Strecke.-

Eva Waiblinger

STS-Fachstelle Heimtiere

Im Jahr 2010 registrierten die Sektionen des STS bei einer Zunahme um 14 Prozent 6 698

Tierschutzfälle. Mit ein Grund für den Anstieg ist das zunehmend zu beobachtende Phäno-

men des «Animal Hoarding», bei dem nicht selten randständige Personen Tiere regelrecht

horten, mit der Versorgung aber überfordert sind. Die Tiere werden dann oft in erbärmli-

chen Zuständen angetroffen und beschlagnahmt, viele müssen eingeschläfert werden. So

importierte eine Frau aus dem Thurgau über sogenannte «Flugpaten» Katzen und verkaufte

sie anschliessend über das Internet. Nach einer Strafanzeige des Tierschutzvereins wurde

der Bestand polizeilich geräumt: 36 Katzen wurden beschlagnahmt. Aber auch Nutztiere,

die 14 Prozent der Tierschutzfälle ausmachen, sind immer wieder von Tierquälerei betrof-

fen. So liess ein psychisch angeschlagener Bauer im Obersimmental 18 Schafe elendig-

lich verenden.

Immer mehr Tierschutzfälle

Im Jahr 2010 mussten die Tierheime der STS-Sektio-nen 27 463 Tiere aufneh-men. Das sind 3579 mehr als im Vorjahr, was einer Zu-nahme um 13 Prozent ent-spricht. Die Hauptgründe für den dramatischen An-stieg liegen in der stark zu-nehmenden Beliebtheit der Heimtiere – aber auch in der immer weiter verbreite-ten Wegwerfmentalität, die leider auch vor Tieren nicht Halt macht.

Tierschutzstatistik

Immer mehr Tiere müssen vom Tierschutz aufgenommen werden

ISTO

cKPH

OTO

Page 9: Tierreport 3/2011

TIERREPORT 3/2011 98 TIERREPORT 3/2011

Frau Bundesrätin Doris Leuthard

Eidg. Departement für Umwelt,

Verkehr, Energie und Kommunikation

3003 Bern

Basel, im Juli 2011

Sehr geehrte Frau Bundesrätin,

Die schon längst überfällige Revision der eidgenössischen Jagdverordnung soll nach jahrelan-

ger Verzögerung endlich überarbeitet werden. Was das Ihnen unterstellte Bundesamt für Umwelt

(BAFU) nun aber plant, ist ein Skandal!

Diese Behörde schlägt eine neue Jagdverordnung vor, die mit einem zeitgemässen Wild schutz

überhaupt nichts zu tun hat und ebenso gut aus der Feder von ewiggestrigen Jagdkreisen stam-

men könnte. So soll zum Beispiel die völlig unnötige Baujagd auch in Zukunft betrieben werden

dürfen, obwohl sie an Sadismus kaum zu überbieten ist, denn sie führt zu unterirdischen Kämpfen

auf Leben und Tod zwischen Fuchs und Hund. Verschiedene Tierarten sollen weiterhin auch zu

Schonzeiten, während sie ihre Jungen aufziehen, geschossen werden dürfen, nur weil man sie als

«Schädlinge» betrachtet. Nicht einmal die eigentlich selbstverständliche Pflicht, vor der Jagdsaison

die Treffsicherheit unter Beweis zu stellen, will das Bundesamt den Jägern zumuten. Das alles hat

mit der in Jägerkreisen so hochgelobten Hege und Pflege nichts, wirklich rein gar nichts zu tun.

Sehr geehrte Frau Bundesrätin, greifen Sie jetzt ein und korrigieren Sie diese tierschützerische Fehl-

leistung des BAFU. Sorgen Sie dafür, dass eine Jagdverordnung erlassen wird, die hilft, unnötiges

Tierleid bei der Jagd zu verhindern und wildlebende Tiere besser zu schützen. Nicht nur der Tier-

schutz, auch die überwältigende Mehrheit der Schweizer Bevölkerung erwartet das von Ihnen!

Mit freundlichen Grüssen

SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS

Heinz Lienhard, Präsident

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Will der Bundesrat

unnötige Tierquälereien auf der

Jagd weiter erlauben?

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Der weitaus grösste Teil der Tiere, die im

vergangenen Jahr in den Tierheimen der

STS-Sektionen aufgenommen wurden,

nämlich 95 Prozent, sind Verzichts- und

Findeltiere. Fast die Hälfte davon – rund

12 350 – sind Katzen. Auf Rang zwei der

abgegebenen und ausgesetzten Tiere fol-

gen Hunde. Ferner wurden in den Tierhei-

men 3300 Nager und 8000 Tiere anderer

Arten aufgenommen. Immerhin konnten

die Tierheime fast 18 500 Tiere vermit-

teln, und auch die Anzahl der Tiere, die

an ihre Halterinnen und Halter zurückge-

geben werden konnten, hat sich von 1762

auf 3188 nahezu verdoppelt.

Mangelnde Information und zunehmende MobilitätDie Gründe für den dramatischen Anstieg

von abgegebenen und ausgesetzten Tie-

ren sind vielfältig. Zum einen sind Tiere in

der Anschaffung billiger denn je. Viel zu

viele, vor allem Hunde, werden aus dem

Ausland eingeführt und hier platziert.

Gesetzliche Schwellen wie eine Ausbil-

dungspflicht gibt es ausschliesslich für

Hundehalter. Für andere Tierarten wären

sie politisch nicht durchsetzbar, genauso

wenig wie eine Chip- und Registrierungs-

pflicht oder eine Kastrationspflicht für

Katzen. Zum anderen nimmt die Mobilität

der Menschen stetig zu. Tiere verkommen

dabei oft zum unerwünschten Hindernis

und bleiben auf der Strecke.-

Eva Waiblinger

STS-Fachstelle Heimtiere

Im Jahr 2010 registrierten die Sektionen des STS bei einer Zunahme um 14 Prozent 6 698

Tierschutzfälle. Mit ein Grund für den Anstieg ist das zunehmend zu beobachtende Phäno-

men des «Animal Hoarding», bei dem nicht selten randständige Personen Tiere regelrecht

horten, mit der Versorgung aber überfordert sind. Die Tiere werden dann oft in erbärmli-

chen Zuständen angetroffen und beschlagnahmt, viele müssen eingeschläfert werden. So

importierte eine Frau aus dem Thurgau über sogenannte «Flugpaten» Katzen und verkaufte

sie anschliessend über das Internet. Nach einer Strafanzeige des Tierschutzvereins wurde

der Bestand polizeilich geräumt: 36 Katzen wurden beschlagnahmt. Aber auch Nutztiere,

die 14 Prozent der Tierschutzfälle ausmachen, sind immer wieder von Tierquälerei betrof-

fen. So liess ein psychisch angeschlagener Bauer im Obersimmental 18 Schafe elendig-

lich verenden.

Immer mehr Tierschutzfälle

Im Jahr 2010 mussten die Tierheime der STS-Sektio-nen 27 463 Tiere aufneh-men. Das sind 3579 mehr als im Vorjahr, was einer Zu-nahme um 13 Prozent ent-spricht. Die Hauptgründe für den dramatischen An-stieg liegen in der stark zu-nehmenden Beliebtheit der Heimtiere – aber auch in der immer weiter verbreite-ten Wegwerfmentalität, die leider auch vor Tieren nicht Halt macht.

Tierschutzstatistik

Immer mehr Tiere müssen vom Tierschutz aufgenommen werden

ISTO

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Page 10: Tierreport 3/2011

TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 1110

Die IWCDie IWC befürwortet die jagdliche Nut-

zung der Walbestände, ist also keine

Walschutzorganisation. 1982 sah sie

sich aber gezwungen, ein Moratorium

für den kommerziellen Walfang auszu-

sprechen – den Grosswalen drohte die

Ausrottung. Seither lobbyierten die Wal-

fangstaaten, allen voran Japan, mit zum

Teil unlauteren Mitteln (Wirtschaftshilfe

an arme IWC-Mitgliedsstaaten) für eine

Wiederaufnahme des kommerziellen

Walfangs.

In der IWC sind ebenso Länder ver-

treten, welche den Walfang ablehnen

oder zumindest stärker regulieren wol-

len. Da die IWC aber weder in den nati-

onalen Hoheitszonen entlang der Küsten

noch in den internationalen Gewässern

ihre Beschlüsse zum Walfang durchset-

zen kann, sondern auf die Kooperation

ihrer Mitglieder angewiesen ist, sind ihre

Schutzbemühungen ein Papiertiger. Stö-

rend ist auch, dass NGOs an den Sitzun-

gen der IWC zwar einen Beobachtersta-

tus haben, aber nicht mitreden dürfen.

Die staatlichen Delegierten hingegen

verschwenden vor allem Zeit bei Dis-

kussionen um interne Prozedere, an-

statt sich den drängenden Problemen

wie Umweltverschmutzung, Walfleisch-

konsum oder Walschutzgebieten anzu-

nehmen.

Fragwürdige Forschung und Walfleisch-VerwertungJapan nutzt ein Schlupfloch des Morato-

riums, das die Jagd aus «wissenschaftli-

chen Gründen» erlaubt. So fängt es jähr-

lich rund 1000 Wale im von den meisten

Nationen anerkannten Walschutzgebiet (!)

Südpolarmeer und einige hundert Gross-

wale im Nordpazifik. Sein Institute of Ce-

tacean Research liefert jedoch keine fun-

dierten Studien, trotz Abertausender ge-

töteter Wale als Rohmaterial. Der staat-

lich subventionierte «wissenschaftliche

Walfang» ist nämlich mit der Walfang-

Industrie verzahnt: Die Forschung wird

von Kyodo Senpaku finanziert, der Firma,

die auch die Walfangflotte zur Verfügung

stellt!

Der Preis des Walfleisches auf

dem nationalen Markt wird nicht

nur durch Angebot und Nachfrage

ermittelt, sondern auch durch die

jährlichen Kosten, die durch den

Walfang entstehen. Aufgrund

der hohen Lagerbestände ist der

Preis stark gesunken – und we-

gen mangelnder Nachfrage und

zunehmender Opposition ist Wal-

fang zum Verlustgeschäft gewor-

den. Walfleisch weist gesund-

heitsschädigende Belastungen

durch Umweltgifte (Quecksilber,

PCB) auf – dennoch lässt die ja-

panische Regierung Walfleisch an

Schulkantinen verteilen!

Blutige Jagd Seit Inkrafttreten des Walfang-

Moratoriums 1986 wurden un-

glaubliche 30 000 Grosswale ge-

tötet! Dabei sind Wale – auch die

noch häufigen Arten – schon an-

derweitig stark bedroht: durch

chemische und akustische Um-

weltverschmutzung, durch Treib-

netze, Kollisionen mit Schiffen,

militärische Tests, Überfischung

und Erwärmung der Weltmeere.

Wale werden durch explosive Harpu-

nen gejagt. Durch die Anwendung von

Sonar und Hubschraubern haben die Tiere

keine Chance, ihren Schlächtern zu ent-

kommen. Nachdem Harpunenschüsse die

Innereien des Wales zerfetzt haben, wird

das sterbende Tier zur Rampe des Fabrik-

schiffs gezogen und gleichzeitig ertränkt.

Gemäss Angaben der IWC sind rund 20%

der von Harpunen getroffenen Wale nicht

sofort tot – einige winden sich noch 20 Mi-

nuten nach dem ersten Schuss im Todes-

kampf! Zudem reisst die Jagd Sozialver-

bände auseinander und verursacht uner-

messliches Leid für die verbliebenen Tiere.

Wer weiss, wie sich Pott- und Grauwale um

einen sterbenden Artgenossen kümmern,

ihn an der Luft halten und gegen Angriffe

verteidigen, gar wenn sie dabei ebenfalls

harpuniert werden, der muss den Walfang

auch aus moralischen Gründen ablehnen!

Auch Delphine sind bedrohtTausende von Kleinwalen und Delphinen

werden in Japan und auf den Färöern in

Buchten getrieben und abgestochen. Da die

IWC aber nur für die Jagd auf Grosswale

zuständig ist, kann sie auf diese Massaker

keinen Einfluss nehmen. Im Sommer 2011

sollte eine Ausweitung der IWC-Kompeten-

zen auf Kleinwale diskutiert werden – doch

fehlte wieder einmal die Zeit. Durch eine

Kompetenzerweiterung könnte – so die

Hoffnung – der Schutz dieser Arten ver-

bessert werden. Dies aber nur unter der Vo-

raussetzung, dass die Schutzbestrebungen

innerhalb der IWC künftig mehr Gewicht

haben als die Nutzungsinteressen der Wal-

fangnationen!

Bescheidene FortschritteDie Schweizer IWC-Delegation ist von

der Notwendigkeit des Walschutzes über-

zeugt. Aber ihre Standpunkte zeugen von

viel Pragmatismus. Sie sieht

sich bloss als Vermittlerin

zwischen den Fronten, und

sie könnte einem begrenzten

kommerziellen Walfang zu-

stimmen, «sofern keine nega-

tiven Auswirkungen auf die

Bestände zu erwarten sind».

Dass der Walfang auch ein

Tierschutzproblem ist, scheint

der offiziellen Schweiz ent-

gangen zu sein – ganz im Ge-

gensatz zur Schweizer Bevöl-

kerung, von der eine überwäl-

tigende Mehrheit den Wal-

fang strikt ablehnt!

Auch die Jahrestagung

2011 der IWC endete ohne

wegweisende Beschlüsse zum

Walschutz. Sämtliche drin-

genden Fragen wurden auf

nächstes Jahr verschoben.

Die Walfangnationen ver-

liessen geschlossen das Ple-

num, als über ein neues Wal-

schutzgebiet im Südatlan-

tik abgestimmt werden sollte

– und verhinderten so einen

Entscheid. Positiv zu vermel-

den ist lediglich, dass die Bei-

tragszahlungen der IWC-Mitglieder künf-

tig transparent sein müssen (eigentlich eine

Selbstverständlichkeit!), was den japani-

schen Stimmenkauf erschweren dürfte. Bis

die IWC sich vom Nutzgedanken ab- und

dem Schutzgedanken zugewandt haben

wird, wird also noch viel Walblut vergos-

sen werden …-

Sara Wehrli

STS-Fachstelle Wildtiere

Schlachtfeld: Grindwale im Hafen von Torshavn auf den Färöer-Inseln.FoTos: reuTers

Umstrittener Walfang

Die International Whaling Commission (IWC) berät über den weltweiten Walfang. Jedoch werden ihre Beschlüsse von den Walfangnationen sabotiert. Dies stellt ihre Autorität und ihr Selbstverständnis als «Schutzorganisation» in Frage.

Zwergwale am Haken: Harpunierte Wale werden an Bord eines japanischen schiffes gezogen.

Page 11: Tierreport 3/2011

TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 1110

Die IWCDie IWC befürwortet die jagdliche Nut-

zung der Walbestände, ist also keine

Walschutzorganisation. 1982 sah sie

sich aber gezwungen, ein Moratorium

für den kommerziellen Walfang auszu-

sprechen – den Grosswalen drohte die

Ausrottung. Seither lobbyierten die Wal-

fangstaaten, allen voran Japan, mit zum

Teil unlauteren Mitteln (Wirtschaftshilfe

an arme IWC-Mitgliedsstaaten) für eine

Wiederaufnahme des kommerziellen

Walfangs.

In der IWC sind ebenso Länder ver-

treten, welche den Walfang ablehnen

oder zumindest stärker regulieren wol-

len. Da die IWC aber weder in den nati-

onalen Hoheitszonen entlang der Küsten

noch in den internationalen Gewässern

ihre Beschlüsse zum Walfang durchset-

zen kann, sondern auf die Kooperation

ihrer Mitglieder angewiesen ist, sind ihre

Schutzbemühungen ein Papiertiger. Stö-

rend ist auch, dass NGOs an den Sitzun-

gen der IWC zwar einen Beobachtersta-

tus haben, aber nicht mitreden dürfen.

Die staatlichen Delegierten hingegen

verschwenden vor allem Zeit bei Dis-

kussionen um interne Prozedere, an-

statt sich den drängenden Problemen

wie Umweltverschmutzung, Walfleisch-

konsum oder Walschutzgebieten anzu-

nehmen.

Fragwürdige Forschung und Walfleisch-VerwertungJapan nutzt ein Schlupfloch des Morato-

riums, das die Jagd aus «wissenschaftli-

chen Gründen» erlaubt. So fängt es jähr-

lich rund 1000 Wale im von den meisten

Nationen anerkannten Walschutzgebiet (!)

Südpolarmeer und einige hundert Gross-

wale im Nordpazifik. Sein Institute of Ce-

tacean Research liefert jedoch keine fun-

dierten Studien, trotz Abertausender ge-

töteter Wale als Rohmaterial. Der staat-

lich subventionierte «wissenschaftliche

Walfang» ist nämlich mit der Walfang-

Industrie verzahnt: Die Forschung wird

von Kyodo Senpaku finanziert, der Firma,

die auch die Walfangflotte zur Verfügung

stellt!

Der Preis des Walfleisches auf

dem nationalen Markt wird nicht

nur durch Angebot und Nachfrage

ermittelt, sondern auch durch die

jährlichen Kosten, die durch den

Walfang entstehen. Aufgrund

der hohen Lagerbestände ist der

Preis stark gesunken – und we-

gen mangelnder Nachfrage und

zunehmender Opposition ist Wal-

fang zum Verlustgeschäft gewor-

den. Walfleisch weist gesund-

heitsschädigende Belastungen

durch Umweltgifte (Quecksilber,

PCB) auf – dennoch lässt die ja-

panische Regierung Walfleisch an

Schulkantinen verteilen!

Blutige Jagd Seit Inkrafttreten des Walfang-

Moratoriums 1986 wurden un-

glaubliche 30 000 Grosswale ge-

tötet! Dabei sind Wale – auch die

noch häufigen Arten – schon an-

derweitig stark bedroht: durch

chemische und akustische Um-

weltverschmutzung, durch Treib-

netze, Kollisionen mit Schiffen,

militärische Tests, Überfischung

und Erwärmung der Weltmeere.

Wale werden durch explosive Harpu-

nen gejagt. Durch die Anwendung von

Sonar und Hubschraubern haben die Tiere

keine Chance, ihren Schlächtern zu ent-

kommen. Nachdem Harpunenschüsse die

Innereien des Wales zerfetzt haben, wird

das sterbende Tier zur Rampe des Fabrik-

schiffs gezogen und gleichzeitig ertränkt.

Gemäss Angaben der IWC sind rund 20%

der von Harpunen getroffenen Wale nicht

sofort tot – einige winden sich noch 20 Mi-

nuten nach dem ersten Schuss im Todes-

kampf! Zudem reisst die Jagd Sozialver-

bände auseinander und verursacht uner-

messliches Leid für die verbliebenen Tiere.

Wer weiss, wie sich Pott- und Grauwale um

einen sterbenden Artgenossen kümmern,

ihn an der Luft halten und gegen Angriffe

verteidigen, gar wenn sie dabei ebenfalls

harpuniert werden, der muss den Walfang

auch aus moralischen Gründen ablehnen!

Auch Delphine sind bedrohtTausende von Kleinwalen und Delphinen

werden in Japan und auf den Färöern in

Buchten getrieben und abgestochen. Da die

IWC aber nur für die Jagd auf Grosswale

zuständig ist, kann sie auf diese Massaker

keinen Einfluss nehmen. Im Sommer 2011

sollte eine Ausweitung der IWC-Kompeten-

zen auf Kleinwale diskutiert werden – doch

fehlte wieder einmal die Zeit. Durch eine

Kompetenzerweiterung könnte – so die

Hoffnung – der Schutz dieser Arten ver-

bessert werden. Dies aber nur unter der Vo-

raussetzung, dass die Schutzbestrebungen

innerhalb der IWC künftig mehr Gewicht

haben als die Nutzungsinteressen der Wal-

fangnationen!

Bescheidene FortschritteDie Schweizer IWC-Delegation ist von

der Notwendigkeit des Walschutzes über-

zeugt. Aber ihre Standpunkte zeugen von

viel Pragmatismus. Sie sieht

sich bloss als Vermittlerin

zwischen den Fronten, und

sie könnte einem begrenzten

kommerziellen Walfang zu-

stimmen, «sofern keine nega-

tiven Auswirkungen auf die

Bestände zu erwarten sind».

Dass der Walfang auch ein

Tierschutzproblem ist, scheint

der offiziellen Schweiz ent-

gangen zu sein – ganz im Ge-

gensatz zur Schweizer Bevöl-

kerung, von der eine überwäl-

tigende Mehrheit den Wal-

fang strikt ablehnt!

Auch die Jahrestagung

2011 der IWC endete ohne

wegweisende Beschlüsse zum

Walschutz. Sämtliche drin-

genden Fragen wurden auf

nächstes Jahr verschoben.

Die Walfangnationen ver-

liessen geschlossen das Ple-

num, als über ein neues Wal-

schutzgebiet im Südatlan-

tik abgestimmt werden sollte

– und verhinderten so einen

Entscheid. Positiv zu vermel-

den ist lediglich, dass die Bei-

tragszahlungen der IWC-Mitglieder künf-

tig transparent sein müssen (eigentlich eine

Selbstverständlichkeit!), was den japani-

schen Stimmenkauf erschweren dürfte. Bis

die IWC sich vom Nutzgedanken ab- und

dem Schutzgedanken zugewandt haben

wird, wird also noch viel Walblut vergos-

sen werden …-

Sara Wehrli

STS-Fachstelle Wildtiere

Schlachtfeld: Grindwale im Hafen von Torshavn auf den Färöer-Inseln.FoTos: reuTers

Umstrittener Walfang

Die International Whaling Commission (IWC) berät über den weltweiten Walfang. Jedoch werden ihre Beschlüsse von den Walfangnationen sabotiert. Dies stellt ihre Autorität und ihr Selbstverständnis als «Schutzorganisation» in Frage.

Zwergwale am Haken: Harpunierte Wale werden an Bord eines japanischen schiffes gezogen.

Page 12: Tierreport 3/2011

TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 1312

T i e r s c h u T z f a l l i

Happy End nach trauriger Vogelhaltung

T i e r T r a n s p o r T e

Über ein Drittel der Viehtransporter beanstandet

Ende Juni haben Angehörige der Kan-

tonspolizei Solothurn im Raum Oensin-

gen rund 30 Tiertransportfahrzeuge einer

eingehenden Kontrolle unterzogen. Un-

terstützt wurden sie dabei jeweils durch

zwei Mitarbeitende des kantonalen Ve-

terinärdienstes sowie durch Mitglieder

der polizeilichen Sondergruppe «Tier-

zvg

soyl

ent n

etw

ork

Dem STS-Rechtsdienst wurden Bilder

über eine nicht tierschutzkonforme Vo-

gelhaltung in Bellinzona zugestellt. Der

Vogel wurde einzeln gehalten, und die

Käfigmasse sowie die Ausstattung ent-

sprachen bei Weitem nicht den Vorgaben

der Tierschutzverordnung. Zudem waren

die Storen offenbar die meiste Zeit he-

runtergelassen, sodass der Vogel auch

tagsüber im Dunkeln sass. Das zustän-

dige Veterinäramt ging unserem Hinweis

nach und verfügte, dass der Käfig innert

angemessener Frist vergrössert und Tiere

dieser Art mindestens paarweise gehal-

ten werden müssen. Sollte diesen Vor-

gaben nicht nachgekommen werden,

wird das Tier beschlagnahmt und um-

platziert.

G a s T r o n o m i e

Kaum Label-Fleisch in Gour-

met-LokalenWährend die Schweizer Konsumentin-

nen und Konsumenten beim Einkauf im-

mer mehr Wert auf Lebensmittel aus tier-

freundlicher Produktion legen, kommt

selbst in Gourmet-Restaurants noch im-

mer häufig Fleisch aus Massentierhaltung

auf den Teller. Deren Label-Fleisch-Um-

satz liegt laut einer aktuellen Umfrage des

STS je nach Fleischart bloss zwischen 37

und 50 Prozent. Einen besonders schwe-

ren Stand haben tierfreundlich herge-

stellte Produkte im Tessin.

n a c h T r a G

Glück für Tiere aus Konkurs-Kleinzoo

In der letzten Ausgabe des TIERREPORT äusserten wir Befürchtungen, dass die

Tiere des liquidierten Kleinzoos Eichberg in die Hände von Zootierhändlern fal-

len könnten. Doch einige Tiere hatten auch Glück, was wir gerne erwähnen: Der

Zoo «John’s Kleine Farm» in Kallnach, ein vorbildlich geführter Kleinzoo (siehe

auch Zoobericht 2010 des STS), hat die Totenkopfäffchen und die Zwergotter aus

Eichberg übernommen, wo sie nun in artgerechten Gehegen leben, welche die

Mindestvorschriften gemäss Tierschutzverordnung betreffend Grösse und Aus-

stattung deutlich übertreffen.

Der STS ist sehr erfreut über dieses Happy End und möchte sich im Namen

der Tiere bei der «Kleinen Farm» recht herzlich für ihr Engagement bedanken!

Siehe auch: www.johnskleinefarm.ch, www.tierschutz.com

T i e r s c h u T z f a l l i i

Hummer lebendig gekocht

Während der Sommerzeit brachte Tele-

Züri eine Sendung über das Hotel Eden

Roc in Ascona. Unter anderem wurde ge-

zeigt, wie Hummer lebend in kochendes

Wasser geworfen werden. Gemäss gelten-

dem Tierschutzgesetz müssen Hummer

vor der Tötung betäubt werden, und Art.

184 lit. j sieht als zulässige Betäubungs-

methoden nur Elektrizität oder mechani-

sche Zerstörung des Gehirns vor.

Offenbar fehlten den Spitzenkö-

chen wichtige Kenntnisse über die neue

Tierschutzverordnung. Der STS-Rechts-

dienst meldete diesen Tierschutzverstoss

dem kantonalen Veteri-

näramt, das darauf-

hin ein Strafver-

fahren einge-

leitet hat.

r e p T i l i e n l e d e r

STS-Kampagne zeigt Wirkung

Im Februar 2011 startete der STS eine

Kampagne gegen die Verwendung

von exotischen Reptilienledern (Py-

thon, Waran) in der Schweizer Uh-

renindustrie. Sämtliche Mitglieder des

Verbands der Schweizer Uhrenindust-

rie FH wurden aufgefordert, eine vom

STS aufgesetzte Verzichtserklärung

zu unterschreiben und sich somit von

der Verwendung tierquälerischer Pro-

dukte für menschliche Extravaganz

zu distanzieren.

Auf der Homepage des STS kön-

nen sich am Kauf einer Uhr Interes-

sierte jetzt vorab informieren, welche

Firmen ihre Verantwortung gegen-

über dem Wohl der Tiere und der Ar-

tenvielfalt ernst nehmen.

Bis heute haben rund 60 Uhren-

firmen (unter ihnen die Swatch Group

mit so bekannten Marken wie Swatch,

Omega, Longines oder Breguet so-

wie weitere bekannte Marken wie

Chopard, Hugo Boss, Tag Heuer und

Tommy Hilfiger) die Verzichtserklä-

rung des STS unterschrieben. Diese

Firmen haben grösstenteils noch nie

problematische Leder verwendet und

werden dies auch künftig nicht tun,

obschon damit viel Geld zu machen

wäre.

Ebenso erfreulich ist die Tatsache,

dass einige Firmen, die bisher proble-

matische Leder in grösserem Umfang

verwendeten, die Produktion von Uh-

ren mit Schlangenarmbändern nun

aufgrund der STS-Kampagne ein-

stellen und dafür sogar einen wirt-

schaftlichen Schaden und den Verlust

von Stammkunden zu riskieren bereit

sind. Hier geht die Bucherer Montres

S.A. mit gutem Beispiel voran.

schutz und Umwelt». Von den kontrol-

lierten Fahrzeugführern mussten 13 ver-

zeigt werden. Dies wegen undichter La-

deflächen, ungenügender Einstreu, Un-

terschreiten der erforderlichen Mindest-

transportfläche, Überlast, fehlendem Ab-

schlussgitter am Heck oder mangelhaften

Reifen.

Ein mehrfach wegen Tierquälerei verur-

teilter Thurgauer Bauer hatte unter ande-

rem ein Pferd beim Beschlagen derart hart

angefasst, dass es in der Folge verstarb.

Trotzdem erhält er weiterhin zehntau-

sende Franken an Direktzahlungen, nota-

bene Steuergeld-finanziert.

Das Bundesgericht entschied damit

für den Tierquäler und gegen die Thur-

gauer Behörden, welche dem Bauern für

das fragliche Jahr die Direktzahlungen

gestrichen hatten. Das Urteil mag juris-

tisch korrekt sein, in seiner Konsequenz

ist es verheerend. Die Steuerzahler, wel-

B u n d e s G e r i c h T

Unverständliches Urteil

che für die jährlich 2,5 Milliarden Franken

Direktzahlungen aufkommen und die der

Meinung sind, die Tiere würden auf den

Bauernbetrieben gehegt und tierfreund-

lich gehalten, werden so vor den Kopf

gestossen.

Die Direktzahlungen sowie die Bauern

mit korrekter Tierhaltung geraten in ein

schiefes Licht, und die Thurgauer Behör-

den werden für ihren Einsatz abgestraft.

Frohlocken über die bundesgerichtlich

angeordnete Verschleuderung von Steu-

ergeldern können dafür uneinsichtige

Bauern mit gesetzeswidriger Tierhaltung!

+ + + c h n e w s + + + c h n e w s + + + c h n e w s + + + c h n e w s + + + c h n e w s + + + c h n e w s + + + c h n e w s + + + c h n e w s + + + c h n e w s

Page 13: Tierreport 3/2011

TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 1312

T i e r s c h u T z f a l l i

Happy End nach trauriger Vogelhaltung

T i e r T r a n s p o r T e

Über ein Drittel der Viehtransporter beanstandet

Ende Juni haben Angehörige der Kan-

tonspolizei Solothurn im Raum Oensin-

gen rund 30 Tiertransportfahrzeuge einer

eingehenden Kontrolle unterzogen. Un-

terstützt wurden sie dabei jeweils durch

zwei Mitarbeitende des kantonalen Ve-

terinärdienstes sowie durch Mitglieder

der polizeilichen Sondergruppe «Tier-

zvg

soyl

ent n

etw

ork

Dem STS-Rechtsdienst wurden Bilder

über eine nicht tierschutzkonforme Vo-

gelhaltung in Bellinzona zugestellt. Der

Vogel wurde einzeln gehalten, und die

Käfigmasse sowie die Ausstattung ent-

sprachen bei Weitem nicht den Vorgaben

der Tierschutzverordnung. Zudem waren

die Storen offenbar die meiste Zeit he-

runtergelassen, sodass der Vogel auch

tagsüber im Dunkeln sass. Das zustän-

dige Veterinäramt ging unserem Hinweis

nach und verfügte, dass der Käfig innert

angemessener Frist vergrössert und Tiere

dieser Art mindestens paarweise gehal-

ten werden müssen. Sollte diesen Vor-

gaben nicht nachgekommen werden,

wird das Tier beschlagnahmt und um-

platziert.

G a s T r o n o m i e

Kaum Label-Fleisch in Gour-

met-LokalenWährend die Schweizer Konsumentin-

nen und Konsumenten beim Einkauf im-

mer mehr Wert auf Lebensmittel aus tier-

freundlicher Produktion legen, kommt

selbst in Gourmet-Restaurants noch im-

mer häufig Fleisch aus Massentierhaltung

auf den Teller. Deren Label-Fleisch-Um-

satz liegt laut einer aktuellen Umfrage des

STS je nach Fleischart bloss zwischen 37

und 50 Prozent. Einen besonders schwe-

ren Stand haben tierfreundlich herge-

stellte Produkte im Tessin.

n a c h T r a G

Glück für Tiere aus Konkurs-Kleinzoo

In der letzten Ausgabe des TIERREPORT äusserten wir Befürchtungen, dass die

Tiere des liquidierten Kleinzoos Eichberg in die Hände von Zootierhändlern fal-

len könnten. Doch einige Tiere hatten auch Glück, was wir gerne erwähnen: Der

Zoo «John’s Kleine Farm» in Kallnach, ein vorbildlich geführter Kleinzoo (siehe

auch Zoobericht 2010 des STS), hat die Totenkopfäffchen und die Zwergotter aus

Eichberg übernommen, wo sie nun in artgerechten Gehegen leben, welche die

Mindestvorschriften gemäss Tierschutzverordnung betreffend Grösse und Aus-

stattung deutlich übertreffen.

Der STS ist sehr erfreut über dieses Happy End und möchte sich im Namen

der Tiere bei der «Kleinen Farm» recht herzlich für ihr Engagement bedanken!

Siehe auch: www.johnskleinefarm.ch, www.tierschutz.com

T i e r s c h u T z f a l l i i

Hummer lebendig gekocht

Während der Sommerzeit brachte Tele-

Züri eine Sendung über das Hotel Eden

Roc in Ascona. Unter anderem wurde ge-

zeigt, wie Hummer lebend in kochendes

Wasser geworfen werden. Gemäss gelten-

dem Tierschutzgesetz müssen Hummer

vor der Tötung betäubt werden, und Art.

184 lit. j sieht als zulässige Betäubungs-

methoden nur Elektrizität oder mechani-

sche Zerstörung des Gehirns vor.

Offenbar fehlten den Spitzenkö-

chen wichtige Kenntnisse über die neue

Tierschutzverordnung. Der STS-Rechts-

dienst meldete diesen Tierschutzverstoss

dem kantonalen Veteri-

näramt, das darauf-

hin ein Strafver-

fahren einge-

leitet hat.

r e p T i l i e n l e d e r

STS-Kampagne zeigt Wirkung

Im Februar 2011 startete der STS eine

Kampagne gegen die Verwendung

von exotischen Reptilienledern (Py-

thon, Waran) in der Schweizer Uh-

renindustrie. Sämtliche Mitglieder des

Verbands der Schweizer Uhrenindust-

rie FH wurden aufgefordert, eine vom

STS aufgesetzte Verzichtserklärung

zu unterschreiben und sich somit von

der Verwendung tierquälerischer Pro-

dukte für menschliche Extravaganz

zu distanzieren.

Auf der Homepage des STS kön-

nen sich am Kauf einer Uhr Interes-

sierte jetzt vorab informieren, welche

Firmen ihre Verantwortung gegen-

über dem Wohl der Tiere und der Ar-

tenvielfalt ernst nehmen.

Bis heute haben rund 60 Uhren-

firmen (unter ihnen die Swatch Group

mit so bekannten Marken wie Swatch,

Omega, Longines oder Breguet so-

wie weitere bekannte Marken wie

Chopard, Hugo Boss, Tag Heuer und

Tommy Hilfiger) die Verzichtserklä-

rung des STS unterschrieben. Diese

Firmen haben grösstenteils noch nie

problematische Leder verwendet und

werden dies auch künftig nicht tun,

obschon damit viel Geld zu machen

wäre.

Ebenso erfreulich ist die Tatsache,

dass einige Firmen, die bisher proble-

matische Leder in grösserem Umfang

verwendeten, die Produktion von Uh-

ren mit Schlangenarmbändern nun

aufgrund der STS-Kampagne ein-

stellen und dafür sogar einen wirt-

schaftlichen Schaden und den Verlust

von Stammkunden zu riskieren bereit

sind. Hier geht die Bucherer Montres

S.A. mit gutem Beispiel voran.

schutz und Umwelt». Von den kontrol-

lierten Fahrzeugführern mussten 13 ver-

zeigt werden. Dies wegen undichter La-

deflächen, ungenügender Einstreu, Un-

terschreiten der erforderlichen Mindest-

transportfläche, Überlast, fehlendem Ab-

schlussgitter am Heck oder mangelhaften

Reifen.

Ein mehrfach wegen Tierquälerei verur-

teilter Thurgauer Bauer hatte unter ande-

rem ein Pferd beim Beschlagen derart hart

angefasst, dass es in der Folge verstarb.

Trotzdem erhält er weiterhin zehntau-

sende Franken an Direktzahlungen, nota-

bene Steuergeld-finanziert.

Das Bundesgericht entschied damit

für den Tierquäler und gegen die Thur-

gauer Behörden, welche dem Bauern für

das fragliche Jahr die Direktzahlungen

gestrichen hatten. Das Urteil mag juris-

tisch korrekt sein, in seiner Konsequenz

ist es verheerend. Die Steuerzahler, wel-

B u n d e s G e r i c h T

Unverständliches Urteil

che für die jährlich 2,5 Milliarden Franken

Direktzahlungen aufkommen und die der

Meinung sind, die Tiere würden auf den

Bauernbetrieben gehegt und tierfreund-

lich gehalten, werden so vor den Kopf

gestossen.

Die Direktzahlungen sowie die Bauern

mit korrekter Tierhaltung geraten in ein

schiefes Licht, und die Thurgauer Behör-

den werden für ihren Einsatz abgestraft.

Frohlocken über die bundesgerichtlich

angeordnete Verschleuderung von Steu-

ergeldern können dafür uneinsichtige

Bauern mit gesetzeswidriger Tierhaltung!

+ + + c h n e w s + + + c h n e w s + + + c h n e w s + + + c h n e w s + + + c h n e w s + + + c h n e w s + + + c h n e w s + + + c h n e w s + + + c h n e w s

Page 14: Tierreport 3/2011

TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 15

Es kommt nicht allzu häufig vor, dass

eine Non-Profit-Organisation ihren 150.

Geburtstag feiern kann; schon allein das

reichte, um die Jubiläumsveranstaltung

zu einem historischen Anlass zu machen.

Die grosse Zahl der Delegierten, die STS-

Präsident Heinz Lienhard in Bern begrüs-

sen durfte, belegte gleichsam, dass der

STS trotz seines stattlichen Alters noch

immer voll im Leben steht.

Fit und munter mit 150Auch Bundesrat Johann Schneider-Am-

mann, der sich selbst als «obersten Tier-

schützer des Landes» versteht, attestierte

dem STS in seiner Festansprache, durch-

aus noch über den nötigen Biss zu ver-

fügen, um dem Tierwohl auf allen Ebe-

nen ein Fürsprecher zu sein. Trotz aller

Konflikte, die zwangsläufig immer wie-

der aufträten, stünde der Tierschutz ohne

den STS heute bei Weitem nicht da, wo er

heute steht. Der Volkswirtschaftsminister

betonte auch, dass Tierschutz und Wirt-

schaftlichkeit durchaus kein Widerspruch

sein müssen: Die Schweizer Konsumen-

tinnen und Konsumenten legten gros-

sen Wert auf artgerechte Tierhaltung, die

überdies zu qualitativ besseren Produk-

ten führe.

Im Wandel der ZeitFür den unterhaltenden Teil des Pro-

gramms sorgten die Schauspielerin Birgit

Steinegger und David Ruosch, einer der

begnadetsten Jazz-Pianisten der Schweiz.

Steinegger liess die Geschichte des Tier-

schutzes in der Schweiz mit Texten und

Anekdoten aus den «Thierschutzblät-

tern», wie die Verbandszeitschrift bis 1887

hiess, Revue passieren.

Franco und Fredy

Knie zeigten mit «Tie-

ren in der Schule» in

mehreren Nummern,

wie artgerechte Zir-

kusarbeit mit Tieren

heutzutage auszuse-

hen hat. -�

Dani Winter

Im August feierte der Schweizer Tierschutz STS im Zelt des National-Circus Knie in Bern sein 150-jähriges Bestehen. Unter den prominen-ten Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft waren Bundesrat Johann Schneider-Ammann, der Direktor des Bundesamts für Veteri-närwesen sowie die Gastgeber Fredy und Franco Knie.

150 Jahre fit und aktiv

bababalbba: blablab balbalba bala-ba ablablablab ablaalaalabla abaa lblbalblblbl ablblababalablabalb

Ort für Gespräche: Der Jubiläumsan-lass bot Gelegenheit für viele gute Ge-spräche – nicht nur über Tierschutz.

Bundesrat in der Manege: BR Schneider-Ammann bezeichnete sich als «oberster Tierschützer».

In der ersten Reihe: STS- und Polit-Prominenz am Jubiläums-anlass im Knie-Zelt.

Zaungast: Komiker René Rindlis-bacher vom Duo Edelmais ist mit dem National-Circus auf Tournee.

Konzentrierter ZV: Vor der Jubiläums-feier fand die jährliche Delegierten-versammlung des STS statt.

Am Harmonium: David Ruosch sorgte für die musikalische Untermalung des historischen Bilderbogens.

Elefantenrunde: STS-Präsident Heinz Lienhard und Bundesrat Johann Schneider-Ammann mit Franco und Fredy Knie (v.l.n.r.).

Im Interview: Lolita Morena vor der Kamera von «Glanz & Gloria» des Schweizer Fernsehens.

Entspannt unter den Apéro-Gästen: Bundesrat Johann Schneider-Ammann und STS-Präsident Heinz Lienhard.

Danke: Für sein Kommen erhält BR Schneider-Ammann einen Korb – mit Leckereien für seine Hunde!

So kann Zirkus sein: Der Circus Knie zeigt vor, wie man artgerecht mit Tieren arbeiten kann.

Zeitreise: Birgit Steinegger zitierte aus den alten «Thier-schutzblättern».

FoTo

S: C

LAUD

E G

iGER

14

Page 15: Tierreport 3/2011

TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 15

Es kommt nicht allzu häufig vor, dass

eine Non-Profit-Organisation ihren 150.

Geburtstag feiern kann; schon allein das

reichte, um die Jubiläumsveranstaltung

zu einem historischen Anlass zu machen.

Die grosse Zahl der Delegierten, die STS-

Präsident Heinz Lienhard in Bern begrüs-

sen durfte, belegte gleichsam, dass der

STS trotz seines stattlichen Alters noch

immer voll im Leben steht.

Fit und munter mit 150Auch Bundesrat Johann Schneider-Am-

mann, der sich selbst als «obersten Tier-

schützer des Landes» versteht, attestierte

dem STS in seiner Festansprache, durch-

aus noch über den nötigen Biss zu ver-

fügen, um dem Tierwohl auf allen Ebe-

nen ein Fürsprecher zu sein. Trotz aller

Konflikte, die zwangsläufig immer wie-

der aufträten, stünde der Tierschutz ohne

den STS heute bei Weitem nicht da, wo er

heute steht. Der Volkswirtschaftsminister

betonte auch, dass Tierschutz und Wirt-

schaftlichkeit durchaus kein Widerspruch

sein müssen: Die Schweizer Konsumen-

tinnen und Konsumenten legten gros-

sen Wert auf artgerechte Tierhaltung, die

überdies zu qualitativ besseren Produk-

ten führe.

Im Wandel der ZeitFür den unterhaltenden Teil des Pro-

gramms sorgten die Schauspielerin Birgit

Steinegger und David Ruosch, einer der

begnadetsten Jazz-Pianisten der Schweiz.

Steinegger liess die Geschichte des Tier-

schutzes in der Schweiz mit Texten und

Anekdoten aus den «Thierschutzblät-

tern», wie die Verbandszeitschrift bis 1887

hiess, Revue passieren.

Franco und Fredy

Knie zeigten mit «Tie-

ren in der Schule» in

mehreren Nummern,

wie artgerechte Zir-

kusarbeit mit Tieren

heutzutage auszuse-

hen hat. -�

Dani Winter

Im August feierte der Schweizer Tierschutz STS im Zelt des National-Circus Knie in Bern sein 150-jähriges Bestehen. Unter den prominen-ten Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft waren Bundesrat Johann Schneider-Ammann, der Direktor des Bundesamts für Veteri-närwesen sowie die Gastgeber Fredy und Franco Knie.

150 Jahre fit und aktiv

bababalbba: blablab balbalba bala-ba ablablablab ablaalaalabla abaa lblbalblblbl ablblababalablabalb

Ort für Gespräche: Der Jubiläumsan-lass bot Gelegenheit für viele gute Ge-spräche – nicht nur über Tierschutz.

Bundesrat in der Manege: BR Schneider-Ammann bezeichnete sich als «oberster Tierschützer».

In der ersten Reihe: STS- und Polit-Prominenz am Jubiläums-anlass im Knie-Zelt.

Zaungast: Komiker René Rindlis-bacher vom Duo Edelmais ist mit dem National-Circus auf Tournee.

Konzentrierter ZV: Vor der Jubiläums-feier fand die jährliche Delegierten-versammlung des STS statt.

Am Harmonium: David Ruosch sorgte für die musikalische Untermalung des historischen Bilderbogens.

Elefantenrunde: STS-Präsident Heinz Lienhard und Bundesrat Johann Schneider-Ammann mit Franco und Fredy Knie (v.l.n.r.).

Im Interview: Lolita Morena vor der Kamera von «Glanz & Gloria» des Schweizer Fernsehens.

Entspannt unter den Apéro-Gästen: Bundesrat Johann Schneider-Ammann und STS-Präsident Heinz Lienhard.

Danke: Für sein Kommen erhält BR Schneider-Ammann einen Korb – mit Leckereien für seine Hunde!

So kann Zirkus sein: Der Circus Knie zeigt vor, wie man artgerecht mit Tieren arbeiten kann.

Zeitreise: Birgit Steinegger zitierte aus den alten «Thier-schutzblättern».

FoTo

S: C

LAUD

E G

iGER

14

Page 16: Tierreport 3/2011

17

Dampfende Nebelschwaden steigen aus

dem feuchten Dickicht zum Himmel em-

por. Kurz zuvor hat es noch kräftig gereg-

net. Es ist die Zeit des Monsuns, wo wol-

kenbruchartige Niederschläge in Sikkim,

dem kleinen indischen Bundesstaat im

Nordosten dieses wirtschaftlich und be-

völkerungsmässig explosionsartig wach-

senden Landes, an der Tagesordnung sind.

Schlagartig ist die Temperatur um etliche

Grad gesunken. Hier, auf über 3000 Me-

tern Höhe an den Hängen des Himalaya-

Gebirges, sind solche raschen Wetter-

wechsel häufig.

Gut getarntDas ganze Waldgebiet ist in unterschied-

liche Grautöne getaucht, sodass die Land-

schaft bloss schemenhaft erkennbar ist.

Erst langsam reisst die Nebeldecke auf

und gibt da und dort einen Blick auf die

Umgebung frei.

Lebensraum: In den schwer zugänglichen Waldgebieten am Fuss des Himalayas lebt der Kleine Panda.

Gut getarnt durch sein rötlich-schwar-

zes Fell, hängt ein Kleiner Panda regungs-

los auf einem Ast und lässt entspannt

seine vier Pfoten hängen. Selbst für seine

natürlichen Feinde, den Nebelparder und

Marder, dürfte es schwierig sein, das vor

sich hin dösende Tier zu entdecken.

Gefahr droht dem Kleinen Panda

auch weniger von diesen Raubtieren als

von dem Verhalten der Menschen. Doch

davor schützt ihn nicht einmal seine zu-

rückgezogene Lebensweise in den schwer

zugänglichen Bergwäldern am Fusse des

Himalayas.

Einzigartiger KatzenbärDer französische Zoologe Frédéric Cuvier

veröffentlichte 1825 erstmals eine Be-

schreibung dieses seltenen Tieres und be-

zeichnete es angeblich voller Bewunde-

rung als «schönstes Säugetier auf Erden».

Er gab ihm den Namen Panda, was vom

nepalesischen Wort «ponya» abgeleitet ist

und übersetzt «Bambusesser» bedeutet.

Auf Chinesisch heisst er dagegen

«Hun-ho» (Feuerfuchs), woher wahr-

scheinlich die Bezeichnung «Roter Panda»

stammt. Manchmal wird er auch aufgrund

seiner Gestalt und gewisser Verhaltens-

weisen «Katzenbär» genannt.

Nach langem Streit einigten sich

schliesslich die Zoologen vor einigen

Jahren darauf, dass der Kleine Panda eine

eigene Familie bildet und somit als ein

Überlebender aus den Eiszeiten einzigar-

tig auf der Erde ist.

Der Bär, der keiner istDer Kleine Panda steht etwas im Schatten seines berühmten schwarzweissen Namensgenossen. Dabei ist er ein ebenso ein-zigartiges und seltenes Tier. Einzig im Himalaya-Gebirge konn-ten bis heute einige wenige tausend Exemplare überleben.

TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2001116

Foto

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Dampfende Nebelschwaden steigen aus

dem feuchten Dickicht zum Himmel em-

por. Kurz zuvor hat es noch kräftig gereg-

net. Es ist die Zeit des Monsuns, wo wol-

kenbruchartige Niederschläge in Sikkim,

dem kleinen indischen Bundesstaat im

Nordosten dieses wirtschaftlich und be-

völkerungsmässig explosionsartig wach-

senden Landes, an der Tagesordnung sind.

Schlagartig ist die Temperatur um etliche

Grad gesunken. Hier, auf über 3000 Me-

tern Höhe an den Hängen des Himalaya-

Gebirges, sind solche raschen Wetter-

wechsel häufig.

Gut getarntDas ganze Waldgebiet ist in unterschied-

liche Grautöne getaucht, sodass die Land-

schaft bloss schemenhaft erkennbar ist.

Erst langsam reisst die Nebeldecke auf

und gibt da und dort einen Blick auf die

Umgebung frei.

Lebensraum: In den schwer zugänglichen Waldgebieten am Fuss des Himalayas lebt der Kleine Panda.

Gut getarnt durch sein rötlich-schwar-

zes Fell, hängt ein Kleiner Panda regungs-

los auf einem Ast und lässt entspannt

seine vier Pfoten hängen. Selbst für seine

natürlichen Feinde, den Nebelparder und

Marder, dürfte es schwierig sein, das vor

sich hin dösende Tier zu entdecken.

Gefahr droht dem Kleinen Panda

auch weniger von diesen Raubtieren als

von dem Verhalten der Menschen. Doch

davor schützt ihn nicht einmal seine zu-

rückgezogene Lebensweise in den schwer

zugänglichen Bergwäldern am Fusse des

Himalayas.

Einzigartiger KatzenbärDer französische Zoologe Frédéric Cuvier

veröffentlichte 1825 erstmals eine Be-

schreibung dieses seltenen Tieres und be-

zeichnete es angeblich voller Bewunde-

rung als «schönstes Säugetier auf Erden».

Er gab ihm den Namen Panda, was vom

nepalesischen Wort «ponya» abgeleitet ist

und übersetzt «Bambusesser» bedeutet.

Auf Chinesisch heisst er dagegen

«Hun-ho» (Feuerfuchs), woher wahr-

scheinlich die Bezeichnung «Roter Panda»

stammt. Manchmal wird er auch aufgrund

seiner Gestalt und gewisser Verhaltens-

weisen «Katzenbär» genannt.

Nach langem Streit einigten sich

schliesslich die Zoologen vor einigen

Jahren darauf, dass der Kleine Panda eine

eigene Familie bildet und somit als ein

Überlebender aus den Eiszeiten einzigar-

tig auf der Erde ist.

Der Bär, der keiner istDer Kleine Panda steht etwas im Schatten seines berühmten schwarzweissen Namensgenossen. Dabei ist er ein ebenso ein-zigartiges und seltenes Tier. Einzig im Himalaya-Gebirge konn-ten bis heute einige wenige tausend Exemplare überleben.

TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2001116

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Page 18: Tierreport 3/2011

TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 19

Putzig: Das sympathische tier lebt bis auf 4200 m.ü.M. Einzelgänger: Der Kleine Panda wird erst gegen abend aktiv.

Rendezvous: Die einzelgänger treffen sich nur kurz zur Paarung, die Mutter macht dann alles alleine.

Putzige ErscheinungAusser seiner Vorliebe für Bambus und

den Pseudodaumen an den Vorderpfo-

ten hat er übrigens nichts gemeinsam mit

dem Grossen Panda. Vom Aussehen her

erinnert kaum etwas an einen Bären: Be-

sonders sympathisch wirkt er durch sein

weiss gefärbtes Gesicht, die schwarze

Stupsnase und die spitzen, flauschigen

Öhrchen. Beinahe macht es den Anschein,

als würde das putzige Tier lachen. Sein

rötliches Fell ist dicht und weich, der di-

cke, buschige Schwanz ist fast so lang wie

der gesamte Rumpf.

Zurückgezogene LebensweiseKleine Pandas leben als Einzelgänger im

dichten Bergwald und werden erst mit Ein-

bruch der Dämmerung aktiv. Wohl auch

deswegen ist über diese scheuen Tiere nur

wenig bekannt. Einiges Licht ins Dunkle

konnte der Zoologe Axel Gebauer brin-

gen. Als ehemaliger Direktor des deut-

schen Naturschutz-Tierparks Görlitz er-

forschte er die Katzenbären nicht nur in

der Gefangenschaft aus nächster Nähe,

sondern er beobachtete sie im Rahmen

eines Schutzprojektes unter der Ägide des

WWF auch in freier Wildbahn in Sikkim.

Schwere KostZwar verfügt der Kleine Panda nach wie

vor über das Gebiss eines Raubtieres, doch

frisst er nur selten kleine Säuger, Jungvö-

gel oder Vogeleier. Hauptsächlich besteht

seine Nahrung aus Bambus. Doch dieser ist

18

Der Kleine oder rote Panda ist der einzige Vertreter der Familie der Katzenbären (Ailuridae).

als unterarten sind der westliche ailurus fulgens fulgens und der etwas grössere ailurus

fulgens styani bekannt, wobei letzterer nur in China vorkommt. Das Verbreitungsgebiet des

Kleinen Pandas erstreckt sich auf 1500 bis 4200 Metern Höhe über die bergregionen von

Nepal, bhutan, burma, Nordindien und tibet bis in die chinesischen Provinzen sichuan und

Yunnan. Die lebenserwartung beträgt bis zu 15 Jahre.

Zoologischer Steckbrief

schwer verdaulich, und so verschläft der

Katzenbär meist den ganzen Tag auf einem

Ast. Dabei balanciert der ausgezeichnete

Kletterer sich gekonnt in den Baumkronen,

wobei der lange Schwanz hilft, das Gleich-

gewicht zu halten. Erst am Abend begibt

sich das Pelztier auf den Boden zur Futter-

suche. Die Pfoten mit dem Daumenersatz

kann er wie Hände einsetzen und damit

zum Fressen die Nahrung festhalten.

Vom Aussterben bedrohtEinzig zur Paarung trifft der Rote Panda

seine Artgenossen – was für das katzen-

grosse Tier bei einer Reviergrösse von bis

zu zehn Quadratkilometern keine einfa-

che Angelegenheit ist. Gleich nach dem

Geschlechtsakt trennt sich das Pärchen

wieder. Nach einer Tragzeit zwischen

vier und fünf Monaten bringt das Weib-

chen in einer Baumhöhle oder Felsspalte

maximal vier Junge zur Welt. Die win-

zigen Nesthocker sind zu Beginn noch

blind, aber bereits behaart und werden

im Alter von rund neun Monaten selb-

ständig.

Doch nicht das Einzelgängertum ist

die grösste Bedrohung für das Überleben

dieser hübschen Tiere. Vielmehr stellen

der wachsende Bevölkerungsdruck, Wil-

derei, die radikale Abholzung der Pri-

märwälder und damit der Verlust des

natürlichen Lebensraumes das Panda-

Überleben in Frage.

Schon lange steht der Kleine Panda

auf der internationalen Roten Liste der

vom Aussterben bedrohten Tierarten des

IUCN. Genaue Zahlen sind nicht bekannt,

doch schätzt der WWF den Bestand des

Kleinen Pandas auf insgesamt weniger

als 10 000 Tiere. Ob da die verschiedenen

Schutzprojekte eine Trendwende einleiten

können?-� Matthias Brunner

Vielschläfer: Der Katzenbär verschläft meist den ganzen tag auf einem ast.

Page 19: Tierreport 3/2011

TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 19

Putzig: Das sympathische tier lebt bis auf 4200 m.ü.M. Einzelgänger: Der Kleine Panda wird erst gegen abend aktiv.

Rendezvous: Die einzelgänger treffen sich nur kurz zur Paarung, die Mutter macht dann alles alleine.

Putzige ErscheinungAusser seiner Vorliebe für Bambus und

den Pseudodaumen an den Vorderpfo-

ten hat er übrigens nichts gemeinsam mit

dem Grossen Panda. Vom Aussehen her

erinnert kaum etwas an einen Bären: Be-

sonders sympathisch wirkt er durch sein

weiss gefärbtes Gesicht, die schwarze

Stupsnase und die spitzen, flauschigen

Öhrchen. Beinahe macht es den Anschein,

als würde das putzige Tier lachen. Sein

rötliches Fell ist dicht und weich, der di-

cke, buschige Schwanz ist fast so lang wie

der gesamte Rumpf.

Zurückgezogene LebensweiseKleine Pandas leben als Einzelgänger im

dichten Bergwald und werden erst mit Ein-

bruch der Dämmerung aktiv. Wohl auch

deswegen ist über diese scheuen Tiere nur

wenig bekannt. Einiges Licht ins Dunkle

konnte der Zoologe Axel Gebauer brin-

gen. Als ehemaliger Direktor des deut-

schen Naturschutz-Tierparks Görlitz er-

forschte er die Katzenbären nicht nur in

der Gefangenschaft aus nächster Nähe,

sondern er beobachtete sie im Rahmen

eines Schutzprojektes unter der Ägide des

WWF auch in freier Wildbahn in Sikkim.

Schwere KostZwar verfügt der Kleine Panda nach wie

vor über das Gebiss eines Raubtieres, doch

frisst er nur selten kleine Säuger, Jungvö-

gel oder Vogeleier. Hauptsächlich besteht

seine Nahrung aus Bambus. Doch dieser ist

18

Der Kleine oder rote Panda ist der einzige Vertreter der Familie der Katzenbären (Ailuridae).

als unterarten sind der westliche ailurus fulgens fulgens und der etwas grössere ailurus

fulgens styani bekannt, wobei letzterer nur in China vorkommt. Das Verbreitungsgebiet des

Kleinen Pandas erstreckt sich auf 1500 bis 4200 Metern Höhe über die bergregionen von

Nepal, bhutan, burma, Nordindien und tibet bis in die chinesischen Provinzen sichuan und

Yunnan. Die lebenserwartung beträgt bis zu 15 Jahre.

Zoologischer Steckbrief

schwer verdaulich, und so verschläft der

Katzenbär meist den ganzen Tag auf einem

Ast. Dabei balanciert der ausgezeichnete

Kletterer sich gekonnt in den Baumkronen,

wobei der lange Schwanz hilft, das Gleich-

gewicht zu halten. Erst am Abend begibt

sich das Pelztier auf den Boden zur Futter-

suche. Die Pfoten mit dem Daumenersatz

kann er wie Hände einsetzen und damit

zum Fressen die Nahrung festhalten.

Vom Aussterben bedrohtEinzig zur Paarung trifft der Rote Panda

seine Artgenossen – was für das katzen-

grosse Tier bei einer Reviergrösse von bis

zu zehn Quadratkilometern keine einfa-

che Angelegenheit ist. Gleich nach dem

Geschlechtsakt trennt sich das Pärchen

wieder. Nach einer Tragzeit zwischen

vier und fünf Monaten bringt das Weib-

chen in einer Baumhöhle oder Felsspalte

maximal vier Junge zur Welt. Die win-

zigen Nesthocker sind zu Beginn noch

blind, aber bereits behaart und werden

im Alter von rund neun Monaten selb-

ständig.

Doch nicht das Einzelgängertum ist

die grösste Bedrohung für das Überleben

dieser hübschen Tiere. Vielmehr stellen

der wachsende Bevölkerungsdruck, Wil-

derei, die radikale Abholzung der Pri-

märwälder und damit der Verlust des

natürlichen Lebensraumes das Panda-

Überleben in Frage.

Schon lange steht der Kleine Panda

auf der internationalen Roten Liste der

vom Aussterben bedrohten Tierarten des

IUCN. Genaue Zahlen sind nicht bekannt,

doch schätzt der WWF den Bestand des

Kleinen Pandas auf insgesamt weniger

als 10 000 Tiere. Ob da die verschiedenen

Schutzprojekte eine Trendwende einleiten

können?-� Matthias Brunner

Vielschläfer: Der Katzenbär verschläft meist den ganzen tag auf einem ast.

Page 20: Tierreport 3/2011

TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 2120

Während das Tierschutzgesetz die Ver-

wendung von Stacheldraht bei Pferde-

und Kamelweiden verbietet, ist die An-

wendung bei Rindern und Schafen im-

mer noch erlaubt! Der Stacheldraht stellt

dabei nicht nur ein latentes Verletzungs-

risiko für die Weidetiere dar, sondern ver-

sperrt auch Wildwechsel und Fluchtwege

und kann für Wildtiere zur tödlichen Falle

werden.

Schwere Verletzungen und TodesfälleStacheldraht ist für die meisten Tiere

schlecht sichtbar. Beim Überspringen,

Durchschlüpfen oder bei fluchtbedingtem

Dagegenlaufen können sie sich schwer

verletzen – abgetrennte Zitzen bei Milch-

kühen und schwere Hautwunden bei Pfer-

den können die Folgen sein. Wildtiere wie

Rehe, Hirsche oder Gämsen gehen an den

Verletzungen im Hals-, Brust- und Rumpf-

bereich oft qualvoll ein. Die grösste Ge-

fahr stellen dabei Stacheldrahtzäune ent-

lang von Waldrändern dar – bei drohen-

der Gefahr flüchten viele Wildtiere in den

Wald und übersehen dabei den Zaun. Zur

Todesfalle wird Stacheldraht insbesondere

für Greifvögel und Eulen. Diese nehmen

den Stacheldraht im Anflug oft zu spät

wahr und verheddern sich mit den Fe-

dern in den Drahtspitzen. Beim Versuch,

sich zu befreien, verletzen sie sich tödlich,

oder sie verdursten elendiglich.

Gesetzgebung ist inkonsequentGemäss Art. 57 Abs. 6 und Art. 63 der

Tierschutzverordnung ist die Verwendung

von Stacheldraht für die Einzäunung

von Kamelartigen und Pferden verboten.

Für alle anderen Weidetiere besteht aber

keine Einschränkung bezüglich des Ein-

satzes von Stacheldraht. Es gibt keinerlei

logische Begründung dieser Regelung. So

sind Kühe gewiss nicht weniger gefähr-

det, sich an Stacheldraht zu verletzen, als

etwa Kamele! Und selbst die Regelung bei

Pferden ist nicht unumstritten. So unter-

nimmt der Kanton Jura derzeit politische

Anstrengungen, das Verbot von Stachel-

draht bei Pferden zu kippen!

Es geht auch andersObschon es kein schweizweites artüber-

greifendes Stacheldrahtverbot gibt, kön-

nen doch die Kantone eigene Regelun-

gen erlassen. So gilt im Kanton Grau-

bünden schon seit Langem ein allgemei-

nes Stacheldrahtverbot – dessen Durch-

setzung wurde an die Gemeinden dele-

giert und von diesen konsequent durch-

gesetzt. Doch welche Alternativen gibt es

zum Stacheldraht? Was macht einen ide-

alen Weidezaun aus? Auf alle Fälle muss

er für Tiere gut sichtbar und für Wildtiere

durchlässig sein, er darf keine Verletzun-

gen verursachen und sollte leicht zu ent-

fernen sein. Notabene gibt es kein einzi-

ges Zaunsystem, das für Wildtiere gänz-

lich unproblematisch ist, da Zäune immer

ein künstliches Hindernis darstellen, das

sie überwinden müssen. Besonders prob-

lematisch sind Zäune entlang von Wald-

rändern und über bekannte Wildwechsel

hinweg. Zäune mit Drähten, auch Elekt-

rozäune, sind Stacheldrahtzäunen aber in

jedem Fall vorzuziehen! Wichtig ist, dass

der unterste Draht einen Abstand von

mindestens 25 cm zum Boden hat, damit

er nicht für Kleintiere wie Igel und Ha-

sen zum Hindernis wird. Ein Elektrozaun

sollte natürlich nur Strom führen, wenn er

auch tatsächlich gebraucht wird!

STS hilft Gemeinden bei Stacheldraht-ErsatzAuch 2011 stellt die gemeinnützige Jeker-

Stiftung dem Schweizer Tierschutz STS

CHF 15 000 für Projekte zur Verfügung,

die direkt einheimischen Wildtieren zu-

gutekommen. Dieses Jahr werden damit

zwei Gemeinden unterstützt, welche auf

ihrem Gebiet Stacheldraht entfernen und

durch weniger problematische Zaunsys-

teme ersetzen wollen. Der STS hat 2010

sämtliche Gemeinden durch den Ver-

sand eines Merkblatts auf die Problema-

tik aufmerksam gemacht und daraufhin

mehrere interessierte Reaktionen erhal-

ten, aus denen sich schliesslich zwei Pro-

jekte ergaben: In der Gemeinde Flühli im

Biosphärenreservat Entlebuch sollen sage

und schreibe 25 Kilometer Stacheldraht

auf einer 204 Hektar grossen Weide im

Berggebiet durch einen Elektrozaun er-

setzt werden. Der STS unterstützt das

hauptsächlich von den Coop-Patenschaf-

ten für das Berggebiet getragene Projekt

mit einem beachtlichen finanziellen Bei-

trag und erstellt zusätzlich eine Filmdo-

kumentation. In der Solothurner Jurage-

meinde Hofstetten-Flüh wird zudem die

Demontage eines rund 3,5 Kilometer lan-

gen Stacheldrahtes unterstützt. Der STS

hofft, dass sich weitere Gemeinden ein

Vorbild nehmen und endlich die Entfer-

nung des Stacheldrahts von ihren Weiden

in Angriff nehmen!-� Sara Wehrli

STS-Fachstelle Wildtiere

Demontiert: Ausgediente «Todesfalle».

Stacheldraht ist eine heimtückische Barriere für Mensch und Tier. Auf-grund seiner Verwendung in Kriegen steht er als Symbol für Unterdrü-ckung und Unfreiheit. In der Landwirtschaft darf er aber immer noch als Einzäunung für Viehherden verwendet werden. Kühe verletzen sich da-ran das Euter, und Rehe und Greifvögel finden einen elenden Tod. Der STS unterstützt derzeit zwei Gemeinden, die ihr Land vom Stacheldraht befreien wollen.

Todesfalle Stacheldraht

Todesfalle: Greifvögel nehmen den Stacheldraht im Anflug oft zu spät wahr und verheddern sich mit den Federn in den Drahtspitzen.

ReuT

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mAR

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Page 21: Tierreport 3/2011

TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 2120

Während das Tierschutzgesetz die Ver-

wendung von Stacheldraht bei Pferde-

und Kamelweiden verbietet, ist die An-

wendung bei Rindern und Schafen im-

mer noch erlaubt! Der Stacheldraht stellt

dabei nicht nur ein latentes Verletzungs-

risiko für die Weidetiere dar, sondern ver-

sperrt auch Wildwechsel und Fluchtwege

und kann für Wildtiere zur tödlichen Falle

werden.

Schwere Verletzungen und TodesfälleStacheldraht ist für die meisten Tiere

schlecht sichtbar. Beim Überspringen,

Durchschlüpfen oder bei fluchtbedingtem

Dagegenlaufen können sie sich schwer

verletzen – abgetrennte Zitzen bei Milch-

kühen und schwere Hautwunden bei Pfer-

den können die Folgen sein. Wildtiere wie

Rehe, Hirsche oder Gämsen gehen an den

Verletzungen im Hals-, Brust- und Rumpf-

bereich oft qualvoll ein. Die grösste Ge-

fahr stellen dabei Stacheldrahtzäune ent-

lang von Waldrändern dar – bei drohen-

der Gefahr flüchten viele Wildtiere in den

Wald und übersehen dabei den Zaun. Zur

Todesfalle wird Stacheldraht insbesondere

für Greifvögel und Eulen. Diese nehmen

den Stacheldraht im Anflug oft zu spät

wahr und verheddern sich mit den Fe-

dern in den Drahtspitzen. Beim Versuch,

sich zu befreien, verletzen sie sich tödlich,

oder sie verdursten elendiglich.

Gesetzgebung ist inkonsequentGemäss Art. 57 Abs. 6 und Art. 63 der

Tierschutzverordnung ist die Verwendung

von Stacheldraht für die Einzäunung

von Kamelartigen und Pferden verboten.

Für alle anderen Weidetiere besteht aber

keine Einschränkung bezüglich des Ein-

satzes von Stacheldraht. Es gibt keinerlei

logische Begründung dieser Regelung. So

sind Kühe gewiss nicht weniger gefähr-

det, sich an Stacheldraht zu verletzen, als

etwa Kamele! Und selbst die Regelung bei

Pferden ist nicht unumstritten. So unter-

nimmt der Kanton Jura derzeit politische

Anstrengungen, das Verbot von Stachel-

draht bei Pferden zu kippen!

Es geht auch andersObschon es kein schweizweites artüber-

greifendes Stacheldrahtverbot gibt, kön-

nen doch die Kantone eigene Regelun-

gen erlassen. So gilt im Kanton Grau-

bünden schon seit Langem ein allgemei-

nes Stacheldrahtverbot – dessen Durch-

setzung wurde an die Gemeinden dele-

giert und von diesen konsequent durch-

gesetzt. Doch welche Alternativen gibt es

zum Stacheldraht? Was macht einen ide-

alen Weidezaun aus? Auf alle Fälle muss

er für Tiere gut sichtbar und für Wildtiere

durchlässig sein, er darf keine Verletzun-

gen verursachen und sollte leicht zu ent-

fernen sein. Notabene gibt es kein einzi-

ges Zaunsystem, das für Wildtiere gänz-

lich unproblematisch ist, da Zäune immer

ein künstliches Hindernis darstellen, das

sie überwinden müssen. Besonders prob-

lematisch sind Zäune entlang von Wald-

rändern und über bekannte Wildwechsel

hinweg. Zäune mit Drähten, auch Elekt-

rozäune, sind Stacheldrahtzäunen aber in

jedem Fall vorzuziehen! Wichtig ist, dass

der unterste Draht einen Abstand von

mindestens 25 cm zum Boden hat, damit

er nicht für Kleintiere wie Igel und Ha-

sen zum Hindernis wird. Ein Elektrozaun

sollte natürlich nur Strom führen, wenn er

auch tatsächlich gebraucht wird!

STS hilft Gemeinden bei Stacheldraht-ErsatzAuch 2011 stellt die gemeinnützige Jeker-

Stiftung dem Schweizer Tierschutz STS

CHF 15 000 für Projekte zur Verfügung,

die direkt einheimischen Wildtieren zu-

gutekommen. Dieses Jahr werden damit

zwei Gemeinden unterstützt, welche auf

ihrem Gebiet Stacheldraht entfernen und

durch weniger problematische Zaunsys-

teme ersetzen wollen. Der STS hat 2010

sämtliche Gemeinden durch den Ver-

sand eines Merkblatts auf die Problema-

tik aufmerksam gemacht und daraufhin

mehrere interessierte Reaktionen erhal-

ten, aus denen sich schliesslich zwei Pro-

jekte ergaben: In der Gemeinde Flühli im

Biosphärenreservat Entlebuch sollen sage

und schreibe 25 Kilometer Stacheldraht

auf einer 204 Hektar grossen Weide im

Berggebiet durch einen Elektrozaun er-

setzt werden. Der STS unterstützt das

hauptsächlich von den Coop-Patenschaf-

ten für das Berggebiet getragene Projekt

mit einem beachtlichen finanziellen Bei-

trag und erstellt zusätzlich eine Filmdo-

kumentation. In der Solothurner Jurage-

meinde Hofstetten-Flüh wird zudem die

Demontage eines rund 3,5 Kilometer lan-

gen Stacheldrahtes unterstützt. Der STS

hofft, dass sich weitere Gemeinden ein

Vorbild nehmen und endlich die Entfer-

nung des Stacheldrahts von ihren Weiden

in Angriff nehmen!-� Sara Wehrli

STS-Fachstelle Wildtiere

Demontiert: Ausgediente «Todesfalle».

Stacheldraht ist eine heimtückische Barriere für Mensch und Tier. Auf-grund seiner Verwendung in Kriegen steht er als Symbol für Unterdrü-ckung und Unfreiheit. In der Landwirtschaft darf er aber immer noch als Einzäunung für Viehherden verwendet werden. Kühe verletzen sich da-ran das Euter, und Rehe und Greifvögel finden einen elenden Tod. Der STS unterstützt derzeit zwei Gemeinden, die ihr Land vom Stacheldraht befreien wollen.

Todesfalle Stacheldraht

Todesfalle: Greifvögel nehmen den Stacheldraht im Anflug oft zu spät wahr und verheddern sich mit den Federn in den Drahtspitzen.

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Page 22: Tierreport 3/2011

TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 2322

Es ist heiss, als Alpbesitzer Martin Keller

und ich uns an den schweisstreibenden

Aufstieg von S-charl auf die 600 Meter

höher gelegene Alp Plazer machen. Das

steile Weidegebiet ist mit Heidevegeta-

tion überwuchert – ein erstes Zeichen von

Verbuschung. Der Ausblick auf die Ort-

lergruppe, den Nationalpark und das Val

Tamangur mit seinen uralten Arvenwäl-

dern ist spektakulär. Man wähnt sich in

den Rocky Mountains – kein Wunder, dass

auch Braunbären sich hier wohlfühlen!

Ein grausiger AnblickIn einem von Steinschutt übersäten Cou-

loir liegen die Überreste von zwei Scha-

fen, die vom Bären gerissen wurden.

Fliegenlarven haben sich eingenistet, es

stinkt bestialisch. Es ist ein mulmiges Ge-

fühl, hier in der Schweiz auf einer Alp zu

stehen und zu wissen, dass sich ein po-

tenziell gefährliches Raubtier in der Nähe

aufhält …

Die Angriffe im Juli waren nicht die

ersten Schäden, die Martin Kellers Herde

erleiden musste; schon 2007 tötete Braun-

bär «JJ3» einige Schafe auf der Alp Pla-

zer. Damals organisierten die Schafbesit-

zer den Einsatz eines mobilen Herden-

schutzteams des landwirtschaftlichen

Beratungs dienstes Agridea. Als 2011 ein

noch nicht identifizierter Bär die Herde

erneut angriff, wurde Martin Keller und

seinen Weidepächtern klar: Auf einen per-

manenten, zuverlässigen Herdenschutz

kann nicht länger verzichtet werden.

Donja und Terremoto halten WacheAuf der Bergflanke verteilt sehen wir dut-

zende weisse Punkte. Das sind die rund

350 weissen Alpschafe, die den Sommer

weit über der Baumgrenze zusammen mit

180 Rindern und einigen Pferden verbrin-

gen. Als wir die Bergflanke emporstei-

gen, taucht plötzlich etwa 100 Meter ne-

ben uns aus dem Wacholderdickicht eine

weisse Gestalt auf: Es ist Donja, die zwei-

jährige Maremmano-Hündin aus dem

Herdenschutzzentrum in Jeizinen, die seit

Juli zusammen mit dem erfahrenen Terre-

moto in der Schafherde lebt und für deren

Sicherheit sorgt.

Das prächtige Tier verhält sich anders,

als man es sich von Hunden gewohnt ist.

Lautlos, wie sie aufgetaucht ist, lässt sich

Donja im Gestrüpp nieder und beobach-

tet uns unverwandt. Als wir uns wieder

auf den Weg machen, erhebt sich auch

Donja und begleitet uns in gebührendem

Abstand – ohne zu bellen oder sich uns

zu nähern, nicht aber ohne eindeutig Prä-

senz zu markieren. «Würden wir uns nun

der Herde nähern, würde sie uns verbellen

und uns konsequent den Weg abschnei-

den», erklärt Keller.

Ein hartes MetierAuf halber Höhe werden wir vom Vorarl-

berger Schafhirten Beni und seinen zwei

Border Collies begrüsst. Seit fünf Wochen

lebt Beni auf der Alp Plazer ein anstren-

gendes und ziemlich einsames Leben als

Schafhirte. Zusammen mit einem Tiro-

ler Rinderhirten übernachtet er in einer

Alphütte, etwa eine halbe Stunde Fuss-

marsch hinter dem nur im Sommer be-

wohnten Dorf S-charl. Jeden Morgen

steigt er 600 bis 1000 Höhenmeter zur

Schafherde auf, wo er die Tage damit ver-

bringt, die Schafe in verschiedenen Hö-

henlagen zu weiden und zu tränken, wo-

bei er beim Treiben der Tiere von seinen

Hütehunden unterstützt wird.

Ein Container auf einer Anhöhe bie-

tet bei Unwettern Schutz. Die Tage sind

oft monoton. Die Schafe weiden, käuen

wieder, ruhen. Doch der Schein trügt: Im-

mer wieder müssen verirrte Tiere gefun-

den und zur Herde zurückgetrieben, die

rund 350 Schafe auf Gamsblindheit und

Lahmheit untersucht und schwächliche

Lämmer zugefüttert werden – es ist ein

«Knochenjob».

Gegen 8 Uhr abends treibt Beni die

Schafe in den Nachtpferch. Nun gesellen

sich auch die Schutzhunde zu ihm, denn

sie sind hungrig. Ansonsten verbringen

sie den Tag mit den Schafen und verspü-

ren kein Bedürfnis, mit Menschen Kontakt

aufzunehmen.

Elektrozaun gegen den BärenUnser Bär ist im August Richtung Un-

terengadin gezogen. Um ihm die Rück-

kehr zu seinen Schafen zu erschweren,

liess Martin Keller einen solarbetriebe-

nen Elektrozaun von rund vier Kilome-

tern Länge U-förmig um die Weide errich-

ten und mit dem bestehenden, partiellen

Viehzaun verbinden. Sollte Meister Petz

also wieder einmal das Val S-charl herauf

kommen, würde er nun auf breiter Front

auf den Elektrozaun stossen.

Der Schweizer Tierschutz STS hat den

Bau des Zauns mit einem Anerkennungs-

beitrag von CHF 1000 unterstützt, weil er

hofft, dass die Eigeninitiative von Martin

Keller Schule macht. Derzeit erörtert die-

ser mit den Behörden die Aufstockung der

Schafherde auf 500 Tiere, um den Herden-

schutz künftig gewinnbringend betreiben

zu können.

Bald werden die Schafe von der Alp

Plazer zurückkehren. Bis dann wachen

Donja und Terremoto über ihr Wohlerge-

hen. Im kommenden Jahr gedenkt Mar-

tin Keller, zwei eigene Schutzhunde aus-

zubilden. Während wir den steilen Rück-

weg ins Tal unter die Füsse nehmen, krei-

sen über uns zwei majestätische Bartgeier.

Von den Schaf-Skeletten wird bald nichts

mehr übrig sein … -� Sara Wehrli

Fachstelle Wildtiere STS

Knochenjob: Hirte Beni aus dem Vorarlberg hütet 350 Schafe auf der Alp Plazer mit Unter­stützung der Border Collies Fanny und Mira.

FotoS: reUterS

Donja und Terremoto beschützen Schafe vor dem Bären

An einem heissen Augusttag besuchte Sara Wehrli, STS-Wildtierspezialistin, eine Schafherde im abgelegenen «Val S-charl». Nachdem hier ein Bär im Juli elf Schafe gerissen hatte, ergriffen die Eigentümer in kürzester Zeit die notwendigen Herden-schutzmassnahmen – der Schweizer Tier-schutz STS unterstützte den Kauf eines Elektrozauns. Vor Ort konnte sich die Wild-tierexpertin nun von den Massnahmen ein Bild machen.

Immer auf Distanz: Herdenschutzhündin Donja markiert Präsenz und hat alles im Blick.

Überreste im Geröll: Kadaver eines vom Bären gerissenen Schafs.

Solarbetrieben: Der neu errichtete elektro­zaun schützt die Schafe vor dem Bären.

FotoS: SArA WeHrli

Page 23: Tierreport 3/2011

TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 2322

Es ist heiss, als Alpbesitzer Martin Keller

und ich uns an den schweisstreibenden

Aufstieg von S-charl auf die 600 Meter

höher gelegene Alp Plazer machen. Das

steile Weidegebiet ist mit Heidevegeta-

tion überwuchert – ein erstes Zeichen von

Verbuschung. Der Ausblick auf die Ort-

lergruppe, den Nationalpark und das Val

Tamangur mit seinen uralten Arvenwäl-

dern ist spektakulär. Man wähnt sich in

den Rocky Mountains – kein Wunder, dass

auch Braunbären sich hier wohlfühlen!

Ein grausiger AnblickIn einem von Steinschutt übersäten Cou-

loir liegen die Überreste von zwei Scha-

fen, die vom Bären gerissen wurden.

Fliegenlarven haben sich eingenistet, es

stinkt bestialisch. Es ist ein mulmiges Ge-

fühl, hier in der Schweiz auf einer Alp zu

stehen und zu wissen, dass sich ein po-

tenziell gefährliches Raubtier in der Nähe

aufhält …

Die Angriffe im Juli waren nicht die

ersten Schäden, die Martin Kellers Herde

erleiden musste; schon 2007 tötete Braun-

bär «JJ3» einige Schafe auf der Alp Pla-

zer. Damals organisierten die Schafbesit-

zer den Einsatz eines mobilen Herden-

schutzteams des landwirtschaftlichen

Beratungs dienstes Agridea. Als 2011 ein

noch nicht identifizierter Bär die Herde

erneut angriff, wurde Martin Keller und

seinen Weidepächtern klar: Auf einen per-

manenten, zuverlässigen Herdenschutz

kann nicht länger verzichtet werden.

Donja und Terremoto halten WacheAuf der Bergflanke verteilt sehen wir dut-

zende weisse Punkte. Das sind die rund

350 weissen Alpschafe, die den Sommer

weit über der Baumgrenze zusammen mit

180 Rindern und einigen Pferden verbrin-

gen. Als wir die Bergflanke emporstei-

gen, taucht plötzlich etwa 100 Meter ne-

ben uns aus dem Wacholderdickicht eine

weisse Gestalt auf: Es ist Donja, die zwei-

jährige Maremmano-Hündin aus dem

Herdenschutzzentrum in Jeizinen, die seit

Juli zusammen mit dem erfahrenen Terre-

moto in der Schafherde lebt und für deren

Sicherheit sorgt.

Das prächtige Tier verhält sich anders,

als man es sich von Hunden gewohnt ist.

Lautlos, wie sie aufgetaucht ist, lässt sich

Donja im Gestrüpp nieder und beobach-

tet uns unverwandt. Als wir uns wieder

auf den Weg machen, erhebt sich auch

Donja und begleitet uns in gebührendem

Abstand – ohne zu bellen oder sich uns

zu nähern, nicht aber ohne eindeutig Prä-

senz zu markieren. «Würden wir uns nun

der Herde nähern, würde sie uns verbellen

und uns konsequent den Weg abschnei-

den», erklärt Keller.

Ein hartes MetierAuf halber Höhe werden wir vom Vorarl-

berger Schafhirten Beni und seinen zwei

Border Collies begrüsst. Seit fünf Wochen

lebt Beni auf der Alp Plazer ein anstren-

gendes und ziemlich einsames Leben als

Schafhirte. Zusammen mit einem Tiro-

ler Rinderhirten übernachtet er in einer

Alphütte, etwa eine halbe Stunde Fuss-

marsch hinter dem nur im Sommer be-

wohnten Dorf S-charl. Jeden Morgen

steigt er 600 bis 1000 Höhenmeter zur

Schafherde auf, wo er die Tage damit ver-

bringt, die Schafe in verschiedenen Hö-

henlagen zu weiden und zu tränken, wo-

bei er beim Treiben der Tiere von seinen

Hütehunden unterstützt wird.

Ein Container auf einer Anhöhe bie-

tet bei Unwettern Schutz. Die Tage sind

oft monoton. Die Schafe weiden, käuen

wieder, ruhen. Doch der Schein trügt: Im-

mer wieder müssen verirrte Tiere gefun-

den und zur Herde zurückgetrieben, die

rund 350 Schafe auf Gamsblindheit und

Lahmheit untersucht und schwächliche

Lämmer zugefüttert werden – es ist ein

«Knochenjob».

Gegen 8 Uhr abends treibt Beni die

Schafe in den Nachtpferch. Nun gesellen

sich auch die Schutzhunde zu ihm, denn

sie sind hungrig. Ansonsten verbringen

sie den Tag mit den Schafen und verspü-

ren kein Bedürfnis, mit Menschen Kontakt

aufzunehmen.

Elektrozaun gegen den BärenUnser Bär ist im August Richtung Un-

terengadin gezogen. Um ihm die Rück-

kehr zu seinen Schafen zu erschweren,

liess Martin Keller einen solarbetriebe-

nen Elektrozaun von rund vier Kilome-

tern Länge U-förmig um die Weide errich-

ten und mit dem bestehenden, partiellen

Viehzaun verbinden. Sollte Meister Petz

also wieder einmal das Val S-charl herauf

kommen, würde er nun auf breiter Front

auf den Elektrozaun stossen.

Der Schweizer Tierschutz STS hat den

Bau des Zauns mit einem Anerkennungs-

beitrag von CHF 1000 unterstützt, weil er

hofft, dass die Eigeninitiative von Martin

Keller Schule macht. Derzeit erörtert die-

ser mit den Behörden die Aufstockung der

Schafherde auf 500 Tiere, um den Herden-

schutz künftig gewinnbringend betreiben

zu können.

Bald werden die Schafe von der Alp

Plazer zurückkehren. Bis dann wachen

Donja und Terremoto über ihr Wohlerge-

hen. Im kommenden Jahr gedenkt Mar-

tin Keller, zwei eigene Schutzhunde aus-

zubilden. Während wir den steilen Rück-

weg ins Tal unter die Füsse nehmen, krei-

sen über uns zwei majestätische Bartgeier.

Von den Schaf-Skeletten wird bald nichts

mehr übrig sein … -� Sara Wehrli

Fachstelle Wildtiere STS

Knochenjob: Hirte Beni aus dem Vorarlberg hütet 350 Schafe auf der Alp Plazer mit Unter­stützung der Border Collies Fanny und Mira.

FotoS: reUterS

Donja und Terremoto beschützen Schafe vor dem Bären

An einem heissen Augusttag besuchte Sara Wehrli, STS-Wildtierspezialistin, eine Schafherde im abgelegenen «Val S-charl». Nachdem hier ein Bär im Juli elf Schafe gerissen hatte, ergriffen die Eigentümer in kürzester Zeit die notwendigen Herden-schutzmassnahmen – der Schweizer Tier-schutz STS unterstützte den Kauf eines Elektrozauns. Vor Ort konnte sich die Wild-tierexpertin nun von den Massnahmen ein Bild machen.

Immer auf Distanz: Herdenschutzhündin Donja markiert Präsenz und hat alles im Blick.

Überreste im Geröll: Kadaver eines vom Bären gerissenen Schafs.

Solarbetrieben: Der neu errichtete elektro­zaun schützt die Schafe vor dem Bären.

FotoS: SArA WeHrli

Page 24: Tierreport 3/2011

TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 2524

Für etliche Tiere ist das Tierheim die Endstation einer langen Leidensgeschichte. Die folgenden Beispiele vermitteln einen kleinen Eindruck, mit welchen Schicksalen unsere Sektionen fast täglich konfrontiert werden.

Fällt der Name «Bagheera», denkt wohl

manch einer zuerst an den klugen, wenn

auch etwas strengen Panther aus dem be-

kannten «Dschungelbuch». In unserem

Fall geht es aber um eine besonders ei-

genwillige Katzendame.

Im Jahre 2005 kam sie als Findeltier

in das Tierheim Oberbottigen. Am Anfang

war Bagheera äusserst scheu und fauchte,

wenn man sie nur anfassen wollte. All-

mählich jedoch lebte sie sich ein und

wurde zutraulicher. Dennoch schlugen

mehrere Platzierungsversuche fehl: Jedes

Mal wurde sie plötzlich wieder unsau-

ber, ängstlich und fauchte grundlos ihre

neuen Besitzer an.Was vor rund 36 Jahren genau geschah,

ist nicht bekannt. Wahrscheinlich wurde

die Gelbstirnamazone Varo damals von

Vogelhändlern im südamerikanischen Ur-

wald eingefangen und mit zahlreichen

Artgenossen nach Europa verkauft. In der

Schweiz angekommen, gelangte der Pa-

pagei zu einem Ehepaar, wo er allein in

einem viel zu kleinen Käfig vor sich hin

vegetierte.

Vor fünf Jahren kam er schliesslich in

unsere Auffangstation. Endlich konnte er

in der grosszügigen Volière zusammen mit

15 anderen Papageien und Sittichen ein

artgerechtes Leben führen! Sogar eine Vo-

geldame hat der gesetzte Papageienmann

in dieser Zeit als Partnerin gefunden.

Leider ist Varo inzwischen fast voll-

ständig erblindet: Nur auf einem Auge er-

kennt er noch vage Umrisse. Ob dies auf

Ernährungsfehler oder einfach auf sein

hohes Alter zurückzuführen ist, lässt sich

kaum beurteilen. Tatsächlich zeigen sich

bei Papageien etwa ab dem dreissigsten

Lebensjahr gewisse Alterserscheinungen:

Sie sind weniger aktiv, schlafen viel mehr.

Die Gelenke sind etwas «eingerostet», was

das Fliegen anstrengend macht. Doch

trotzdem: Varo kann und wird seinen Le-

bensabend bei uns geniessen!-

Auffangstation für Papageien und

Sittiche APS

Die lange Geschichte von Torros beginnt

in der Türkei. Im Juli 2005 ist er noch ein

kleiner Welpe, als ihn die türkischstäm-

mige Familie als Geschenk für den Gross-

vater in die Schweiz bringt. Dieser jedoch

ist mit seinen 80 Jahren zu gebrechlich

und mit dem jungen Hund völlig über-

fordert.

Eigentlich wäre Torros aufgrund sei-

ner Rasse (Kangal) geradezu zum Herden-

schutzhund prädestiniert gewesen. In der

Schweiz jedoch fehlte ihm eine Aufgabe,

und so wurde Torros das Leben immer

schwieriger, je erwachsener und grösser

er wurde. Schliesslich sahen dies auch die

Angehörigen des alten Mannes ein und

gaben uns Torros im September 2007 als

Verzichtshund in Obhut.

Anfangs waren wir noch optimistisch,

einen neuen Platz für ihn zu finden. Zwar

interessierten sich mehrere Leute für ihn,

kamen aber nicht in Frage, da sie seinen

Bedürfnissen nicht gerecht werden konn-

ten.

Inzwischen fand sich Torros im Tier-

schutzhaus sehr gut zurecht: Von sich aus

wählte er seinen Schlaf- und auch sei-

nen «Stammplatz» draussen in der gros-

sen Anlage. In der Tierpflegerin Nadine

Fratschöl fand er eine gute Freundin. Mit

ihr geniesst er die Spaziergänge, wobei er

derjenige ist, der das Tempo bestimmt. So

haben wir entschieden, dass Torros glück-

lich bei uns alt werden darf.-

Tierschutzhaus Liechtenstein

Wenn das Extreme zum Alltag gehört

Torros, der verwaiste Herdenschutzhund

Aus der freien Wildnis entrissen

Launische alte Katzendame

Fälle wie die hier beschriebenen kommen in unseren Sektionen fast täglich vor – für die mitarbeitenden Tierschützerinnen und Tierschützer mitunter eine nur schwer aushaltbare Situation. Oft ist es schwierig, für solche traumatisierten Tiere ein neues Zuhause zu fin-den – manche verbringen gar den Rest ihres Lebens im

Tierheim. Doch dies bedeutet eine erhebliche finanziel-le Belastung für die STS-Sektionen, die solch schwie-rige Fälle aufnehmen. Bitte helfen Sie uns mit Ihrem Beitrag für den Fonds für alte und schwer vermittel-bare Tiere, damit sich die Tierheime weiterhin auch um solche Tiere kümmern können!

Geben Sie alten und schwer platzierbaren Tiere eine Chance!

Kaum zu glauben: Die Hündin eines Ob-

dachlosen brachte am 28. Juli 2009 di-

rekt vor dem Bahnhof in Basel ihre Wel-

pen zur Welt. Natürlich war der Tierbesit-

zer nicht in der Lage, sich um die Hunde-

babys zu kümmern, weswegen die Hunde-

mutter mitsamt Nachwuchs von den Be-

hörden beschlagnahmt und ins Tierheim

gebracht wurde.

Aus dem Wurf ist einzig noch der

Rüde «Hootch» übriggeblieben, und dies

nicht ohne Grund, denn er ist äusserst leb-

haft und lotet stets sämtliche Grenzen aus.

Weil er von seinem Charakter her recht

nervös ist, muss man ganz ruhig mit ihm

umgehen.

Obwohl er bisher seine ganze Jugend

im Tierheim verbracht hat, besteht noch

immer die Hoffnung, dass Hootch eines

Tages vielleicht doch (s)ein Plätzchen fin-

det – bei jemandem mit Hundeerfahrung

und viel Geduld, der bereit ist, ihn mit

Konsequenz zu führen und zu erziehen.-Tierschutz beider Basel

Am Bahnhof geboren

Kaum war Bagheera

im Tierheim zurück, ver-

schwanden diese Macken

wieder; von den Tierpflege-

rinnen lässt sie sich sogar

streicheln. Allerdings bleibt

sie eine Diva: So hat sie ihren

Stammplatz im Gang zwi-

schen Empfang und Hunde-

haus mit einem eigenen, se-

paraten Katzentürchen.

Lange Zeit war sie eine erfolgrei-

che Jägerin und schleppte jeweils riesige

Schermäuse als Beute an. Mittlerweile je-

doch ist sie etwas ruhiger geworden. Zwar

streift sie manchmal um die Kaninchen-

ställe, doch meistens liegt sie in der Sonne

oder beobachtet das Geschehen von ihrem

Kratzbaum aus. -

Berner Tierschutz

Page 25: Tierreport 3/2011

TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 2524

Für etliche Tiere ist das Tierheim die Endstation einer langen Leidensgeschichte. Die folgenden Beispiele vermitteln einen kleinen Eindruck, mit welchen Schicksalen unsere Sektionen fast täglich konfrontiert werden.

Fällt der Name «Bagheera», denkt wohl

manch einer zuerst an den klugen, wenn

auch etwas strengen Panther aus dem be-

kannten «Dschungelbuch». In unserem

Fall geht es aber um eine besonders ei-

genwillige Katzendame.

Im Jahre 2005 kam sie als Findeltier

in das Tierheim Oberbottigen. Am Anfang

war Bagheera äusserst scheu und fauchte,

wenn man sie nur anfassen wollte. All-

mählich jedoch lebte sie sich ein und

wurde zutraulicher. Dennoch schlugen

mehrere Platzierungsversuche fehl: Jedes

Mal wurde sie plötzlich wieder unsau-

ber, ängstlich und fauchte grundlos ihre

neuen Besitzer an.Was vor rund 36 Jahren genau geschah,

ist nicht bekannt. Wahrscheinlich wurde

die Gelbstirnamazone Varo damals von

Vogelhändlern im südamerikanischen Ur-

wald eingefangen und mit zahlreichen

Artgenossen nach Europa verkauft. In der

Schweiz angekommen, gelangte der Pa-

pagei zu einem Ehepaar, wo er allein in

einem viel zu kleinen Käfig vor sich hin

vegetierte.

Vor fünf Jahren kam er schliesslich in

unsere Auffangstation. Endlich konnte er

in der grosszügigen Volière zusammen mit

15 anderen Papageien und Sittichen ein

artgerechtes Leben führen! Sogar eine Vo-

geldame hat der gesetzte Papageienmann

in dieser Zeit als Partnerin gefunden.

Leider ist Varo inzwischen fast voll-

ständig erblindet: Nur auf einem Auge er-

kennt er noch vage Umrisse. Ob dies auf

Ernährungsfehler oder einfach auf sein

hohes Alter zurückzuführen ist, lässt sich

kaum beurteilen. Tatsächlich zeigen sich

bei Papageien etwa ab dem dreissigsten

Lebensjahr gewisse Alterserscheinungen:

Sie sind weniger aktiv, schlafen viel mehr.

Die Gelenke sind etwas «eingerostet», was

das Fliegen anstrengend macht. Doch

trotzdem: Varo kann und wird seinen Le-

bensabend bei uns geniessen!-

Auffangstation für Papageien und

Sittiche APS

Die lange Geschichte von Torros beginnt

in der Türkei. Im Juli 2005 ist er noch ein

kleiner Welpe, als ihn die türkischstäm-

mige Familie als Geschenk für den Gross-

vater in die Schweiz bringt. Dieser jedoch

ist mit seinen 80 Jahren zu gebrechlich

und mit dem jungen Hund völlig über-

fordert.

Eigentlich wäre Torros aufgrund sei-

ner Rasse (Kangal) geradezu zum Herden-

schutzhund prädestiniert gewesen. In der

Schweiz jedoch fehlte ihm eine Aufgabe,

und so wurde Torros das Leben immer

schwieriger, je erwachsener und grösser

er wurde. Schliesslich sahen dies auch die

Angehörigen des alten Mannes ein und

gaben uns Torros im September 2007 als

Verzichtshund in Obhut.

Anfangs waren wir noch optimistisch,

einen neuen Platz für ihn zu finden. Zwar

interessierten sich mehrere Leute für ihn,

kamen aber nicht in Frage, da sie seinen

Bedürfnissen nicht gerecht werden konn-

ten.

Inzwischen fand sich Torros im Tier-

schutzhaus sehr gut zurecht: Von sich aus

wählte er seinen Schlaf- und auch sei-

nen «Stammplatz» draussen in der gros-

sen Anlage. In der Tierpflegerin Nadine

Fratschöl fand er eine gute Freundin. Mit

ihr geniesst er die Spaziergänge, wobei er

derjenige ist, der das Tempo bestimmt. So

haben wir entschieden, dass Torros glück-

lich bei uns alt werden darf.-

Tierschutzhaus Liechtenstein

Wenn das Extreme zum Alltag gehört

Torros, der verwaiste Herdenschutzhund

Aus der freien Wildnis entrissen

Launische alte Katzendame

Fälle wie die hier beschriebenen kommen in unseren Sektionen fast täglich vor – für die mitarbeitenden Tierschützerinnen und Tierschützer mitunter eine nur schwer aushaltbare Situation. Oft ist es schwierig, für solche traumatisierten Tiere ein neues Zuhause zu fin-den – manche verbringen gar den Rest ihres Lebens im

Tierheim. Doch dies bedeutet eine erhebliche finanziel-le Belastung für die STS-Sektionen, die solch schwie-rige Fälle aufnehmen. Bitte helfen Sie uns mit Ihrem Beitrag für den Fonds für alte und schwer vermittel-bare Tiere, damit sich die Tierheime weiterhin auch um solche Tiere kümmern können!

Geben Sie alten und schwer platzierbaren Tiere eine Chance!

Kaum zu glauben: Die Hündin eines Ob-

dachlosen brachte am 28. Juli 2009 di-

rekt vor dem Bahnhof in Basel ihre Wel-

pen zur Welt. Natürlich war der Tierbesit-

zer nicht in der Lage, sich um die Hunde-

babys zu kümmern, weswegen die Hunde-

mutter mitsamt Nachwuchs von den Be-

hörden beschlagnahmt und ins Tierheim

gebracht wurde.

Aus dem Wurf ist einzig noch der

Rüde «Hootch» übriggeblieben, und dies

nicht ohne Grund, denn er ist äusserst leb-

haft und lotet stets sämtliche Grenzen aus.

Weil er von seinem Charakter her recht

nervös ist, muss man ganz ruhig mit ihm

umgehen.

Obwohl er bisher seine ganze Jugend

im Tierheim verbracht hat, besteht noch

immer die Hoffnung, dass Hootch eines

Tages vielleicht doch (s)ein Plätzchen fin-

det – bei jemandem mit Hundeerfahrung

und viel Geduld, der bereit ist, ihn mit

Konsequenz zu führen und zu erziehen.-Tierschutz beider Basel

Am Bahnhof geboren

Kaum war Bagheera

im Tierheim zurück, ver-

schwanden diese Macken

wieder; von den Tierpflege-

rinnen lässt sie sich sogar

streicheln. Allerdings bleibt

sie eine Diva: So hat sie ihren

Stammplatz im Gang zwi-

schen Empfang und Hunde-

haus mit einem eigenen, se-

paraten Katzentürchen.

Lange Zeit war sie eine erfolgrei-

che Jägerin und schleppte jeweils riesige

Schermäuse als Beute an. Mittlerweile je-

doch ist sie etwas ruhiger geworden. Zwar

streift sie manchmal um die Kaninchen-

ställe, doch meistens liegt sie in der Sonne

oder beobachtet das Geschehen von ihrem

Kratzbaum aus. -

Berner Tierschutz

Page 26: Tierreport 3/2011

A u s A l l e r w e l t + + + A u s A l l e r w e l t + + + A u s A l l e r w e l t + + + A u s A l l e r w e l t + + + A u s A l l e r w e l t + + + A u s A l l e r w e l t

TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 2726

E U

Verzögertes Ende für Batterie-haltung von Legehennen

V i E t n a m

Hundertjährige Schildkröte gerettet

Die legendäre Schildkröte aus dem Hoan-

Kiem-See von Vietnams Hauptstadt Ha-

noi hat es geschafft! Das etwa 100 Jahre

alte Tier war im April unter der Anteil-

nahme von Hunderten Schaulustigen aus

dem See geborgen worden. Die Behörden

fürchteten um das Leben der Schildkröte,

der in Vietnam eine besondere Bedeutung

zukommt: Der Sage nach hat der vom Fi-

scher zum König aufgestiegene Le Loi im

15. Jahrhundert chinesische Invasoren mit

einem heiligen Schwert in die Flucht ge-

schlagen, das er von einer mythischen

Schildkröte bekommen hatte. Als er eines

Tages nach der Schlacht im Boot auf dem

See fuhr, tauchte die Schildkröte erneut auf

und nahm das Schwert wieder an sich.

Für Biologen ist die etwa 170 Kilo-

gramm schwere Schildkröte erst recht et-

was Besonderes: Es handelt sich um eine

Jangtse-Riesenweichschildkröte (Rafetus

reut

ers

keys

ton

e

isto

ckph

oto

In der EU wird ab 2012 die Käfighaltung

von Legehennen verboten. Doch die Um-

stellung auf andere Haltungsformen ist

noch nicht überall weit fortgeschritten. Ge-

mäss Schätzungen der Europäischen Mar-

keting-Agentur (EMA) leben noch 84 Mil-

lionen Hennen in Käfighaltung, das sind

23 Prozent aller Legehennen in der EU.

Vermutlich werden die produktions-

stärksten Länder Frankreich und Spanien

die Umrüstung nicht termingerecht schaf-

fen. In Italien und Polen standen im Ap-

ril noch rund 60 Prozent der Hennen in

Käfigen, in Portugal sogar 80 Prozent. In

den Niederlanden wurden im April noch

38 Prozent der Hühner in Batterien ge-

halten. Die Holländer gehen davon aus,

die Bedingungen fristgerecht zu erfüllen.

Auch in Grossbritannien und Nordirland

wird mit einer Einhaltung der Frist ge-

rechnet. Dort leben noch 17 Prozent der

Hennen in Käfigen.

H o l l a n d

Betäubungs-pflicht vor

Schlachtung Nachdem die Schweiz das Schächten be-

reits 1893 verboten hat, zieht nun das erste

EU-Land nach. Kürzlich hat das holländi-

sche Parlament mit einer starken Mehr-

heit von 116 Ja-Stimmen von total 150

Abgeordneten beschlossen, dass Tiere vor

der Tötung betäubt werden müssen. Re-

ligionsangehörige können zwar Ausnah-

mebewilligungen einreichen. Diesen wird

aber nur stattgegeben, wenn nachgewie-

sen wird, dass die Tötungsart den Tieren

nicht mehr Leid und Schmerz zufügt. Da-

mit schreiben drei Länder in Europa die

Betäubung vor dem Schlachten vor: Hol-

land, Norwegen und die Schweiz.

U S a

Botox-Test ohne TierversucheDer US-amerikanische Konzern Allergan

Inc. erhielt von der amerikanischen Arz-

neimittelbehörde FDA (Food and Drug

Administration) die Zulassung für einen

vollständig zellbasierten In-vitro-Test

für die Sicherheitsprüfungen von Bo-

tox. Derzeit werden für die Sicherheits-

prüfungen von Botulinumtoxin-Produk-

ten (Wirkstoff von Botox) jährlich gegen

600 000 Tierversuche durchgeführt.

Mit dem neu zugelassenen In-vitro-

Test können laut Allergan bereits in den

nächsten drei Jahren 95 Prozent oder

mehr der Tierversuche für Botox und

Botox Cosmetic ersetzt werden. Der Test

wurde in den USA per sofort zugelassen.

Sobald die Zulassungsbehörden in

anderen Ländern den Test ebenfalls ge-

nehmigen, steht dem Ende von Tierver-

suchen für Botulinumtoxin-Produkte

nichts mehr im Weg. Für die Testung von

Botulinumtoxin-Produkten wird gegen-

wärtig der LD-50-Test angewandt. Bei

diesem Test wird verschiedenen Gruppen

von Mäusen eine Dosis des Wirkstoffs ge-

spritzt und dann beobachtet, wie lange es

dauert, bis die Hälfte aller Tiere sterben,

um die tödliche Dosis zu ermitteln.

F r a n k r E i c H

Chip-Pflicht für Katzen

In unserem Nachbarland wird das «Chip-

pen» für alle Katzen, die nach dem 1. Ja-

nuar 2012 auf die Welt kommen, obliga-

torisch. Die Kätzchen müssen innert den

ersten sieben Monaten registriert wer-

den.

E U

Rinder sollen bald

elektronisch identifizierbar

sein

t a i w a n

Verbot für «Finning»

Die Europäische Kommission arbeitet der-

zeit einen Vorschlag für die Einführung

einer elektronischen Identifizierung von

Rindern aus. Denn die Rückverfolgbar-

keit von Tieren und Tierprodukten in ganz

Europa spielt eine wichtige Rolle beim

Schutz der Gesundheit von Verbrauchern

und von Tieren.

Es existieren bereits spezifische Be-

stimmungen für die Nutzung elektroni-

scher Identifizierungsmöglichkeiten in

der EU wie beispielsweise für Haustiere,

Pferde, Schafe und Ziegen. Ein digitales

ID-System für Rinder würde ungefähr 90

Millionen Tiere in einem entsprechenden

Kontrollsystem zusammenführen.

Taiwan hat ein Verbot des sogenannten

«Finnings» angekündigt, bei dem Fischer

Haien die Flossen abschneiden und die

sterbenden Tiere dann zurück ins Meer

werfen. Von 2012 an dürfen Fischerboote

nur noch komplette Haie an Land brin-

gen.

In vielen asiatischen Ländern gilt Hai-

fischflossensuppe als Delikatesse. Die Zahl

der Haie ist deshalb in einigen Regionen

um bis zu 70 Prozent zurückgegangen.

Die Bestände einiger Haiarten sanken in

den vergangenen 20 bis 30 Jahren sogar

um 90 Prozent. Von den rund 380 Haiar-

ten sind nur der Weisse Hai, der Riesenhai

und der Walhai von einem Handelsverbot

im Washingtoner Artenschutzabkommen

(CITES) geschützt.

swinhoei). Die Art war einst von Vietnam

bis China verbreitet, heute bewegen sich

die Bestandszahlen, soweit bekannt, im

einstelligen Bereich.

Möglicherweise ist die Hoan-Kiem-

Schildkröte eine der letzten vier Vertrete-

rinnen ihrer Art. Im April war das Tier von

Wunden schwer gezeichnet, die teilweise

von Angelhaken, teilweise von Schildkrö-

ten einer anderen Spezies stammten, die

sich in den letzten Jahren in dem See aus-

gebreitet hatten.

In den vergangenen Monaten konnte

die alte Riesin jedoch wieder aufgepäppelt

und nun in ihren angestammten See zu-

rückgebracht werden. Während das Tier

von Ärzten gesund gepflegt wurde, mach-

ten sich Hunderte von Freiwilligen da-

ran, den verschmutzten See zu säubern –

auch das eine dringend notwendige Mass-

nahme.

Page 27: Tierreport 3/2011

A u s A l l e r w e l t + + + A u s A l l e r w e l t + + + A u s A l l e r w e l t + + + A u s A l l e r w e l t + + + A u s A l l e r w e l t + + + A u s A l l e r w e l t

TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 2726

E U

Verzögertes Ende für Batterie-haltung von Legehennen

V i E t n a m

Hundertjährige Schildkröte gerettet

Die legendäre Schildkröte aus dem Hoan-

Kiem-See von Vietnams Hauptstadt Ha-

noi hat es geschafft! Das etwa 100 Jahre

alte Tier war im April unter der Anteil-

nahme von Hunderten Schaulustigen aus

dem See geborgen worden. Die Behörden

fürchteten um das Leben der Schildkröte,

der in Vietnam eine besondere Bedeutung

zukommt: Der Sage nach hat der vom Fi-

scher zum König aufgestiegene Le Loi im

15. Jahrhundert chinesische Invasoren mit

einem heiligen Schwert in die Flucht ge-

schlagen, das er von einer mythischen

Schildkröte bekommen hatte. Als er eines

Tages nach der Schlacht im Boot auf dem

See fuhr, tauchte die Schildkröte erneut auf

und nahm das Schwert wieder an sich.

Für Biologen ist die etwa 170 Kilo-

gramm schwere Schildkröte erst recht et-

was Besonderes: Es handelt sich um eine

Jangtse-Riesenweichschildkröte (Rafetus

reut

ers

keys

ton

e

isto

ckph

oto

In der EU wird ab 2012 die Käfighaltung

von Legehennen verboten. Doch die Um-

stellung auf andere Haltungsformen ist

noch nicht überall weit fortgeschritten. Ge-

mäss Schätzungen der Europäischen Mar-

keting-Agentur (EMA) leben noch 84 Mil-

lionen Hennen in Käfighaltung, das sind

23 Prozent aller Legehennen in der EU.

Vermutlich werden die produktions-

stärksten Länder Frankreich und Spanien

die Umrüstung nicht termingerecht schaf-

fen. In Italien und Polen standen im Ap-

ril noch rund 60 Prozent der Hennen in

Käfigen, in Portugal sogar 80 Prozent. In

den Niederlanden wurden im April noch

38 Prozent der Hühner in Batterien ge-

halten. Die Holländer gehen davon aus,

die Bedingungen fristgerecht zu erfüllen.

Auch in Grossbritannien und Nordirland

wird mit einer Einhaltung der Frist ge-

rechnet. Dort leben noch 17 Prozent der

Hennen in Käfigen.

H o l l a n d

Betäubungs-pflicht vor

Schlachtung Nachdem die Schweiz das Schächten be-

reits 1893 verboten hat, zieht nun das erste

EU-Land nach. Kürzlich hat das holländi-

sche Parlament mit einer starken Mehr-

heit von 116 Ja-Stimmen von total 150

Abgeordneten beschlossen, dass Tiere vor

der Tötung betäubt werden müssen. Re-

ligionsangehörige können zwar Ausnah-

mebewilligungen einreichen. Diesen wird

aber nur stattgegeben, wenn nachgewie-

sen wird, dass die Tötungsart den Tieren

nicht mehr Leid und Schmerz zufügt. Da-

mit schreiben drei Länder in Europa die

Betäubung vor dem Schlachten vor: Hol-

land, Norwegen und die Schweiz.

U S a

Botox-Test ohne TierversucheDer US-amerikanische Konzern Allergan

Inc. erhielt von der amerikanischen Arz-

neimittelbehörde FDA (Food and Drug

Administration) die Zulassung für einen

vollständig zellbasierten In-vitro-Test

für die Sicherheitsprüfungen von Bo-

tox. Derzeit werden für die Sicherheits-

prüfungen von Botulinumtoxin-Produk-

ten (Wirkstoff von Botox) jährlich gegen

600 000 Tierversuche durchgeführt.

Mit dem neu zugelassenen In-vitro-

Test können laut Allergan bereits in den

nächsten drei Jahren 95 Prozent oder

mehr der Tierversuche für Botox und

Botox Cosmetic ersetzt werden. Der Test

wurde in den USA per sofort zugelassen.

Sobald die Zulassungsbehörden in

anderen Ländern den Test ebenfalls ge-

nehmigen, steht dem Ende von Tierver-

suchen für Botulinumtoxin-Produkte

nichts mehr im Weg. Für die Testung von

Botulinumtoxin-Produkten wird gegen-

wärtig der LD-50-Test angewandt. Bei

diesem Test wird verschiedenen Gruppen

von Mäusen eine Dosis des Wirkstoffs ge-

spritzt und dann beobachtet, wie lange es

dauert, bis die Hälfte aller Tiere sterben,

um die tödliche Dosis zu ermitteln.

F r a n k r E i c H

Chip-Pflicht für Katzen

In unserem Nachbarland wird das «Chip-

pen» für alle Katzen, die nach dem 1. Ja-

nuar 2012 auf die Welt kommen, obliga-

torisch. Die Kätzchen müssen innert den

ersten sieben Monaten registriert wer-

den.

E U

Rinder sollen bald

elektronisch identifizierbar

sein

t a i w a n

Verbot für «Finning»

Die Europäische Kommission arbeitet der-

zeit einen Vorschlag für die Einführung

einer elektronischen Identifizierung von

Rindern aus. Denn die Rückverfolgbar-

keit von Tieren und Tierprodukten in ganz

Europa spielt eine wichtige Rolle beim

Schutz der Gesundheit von Verbrauchern

und von Tieren.

Es existieren bereits spezifische Be-

stimmungen für die Nutzung elektroni-

scher Identifizierungsmöglichkeiten in

der EU wie beispielsweise für Haustiere,

Pferde, Schafe und Ziegen. Ein digitales

ID-System für Rinder würde ungefähr 90

Millionen Tiere in einem entsprechenden

Kontrollsystem zusammenführen.

Taiwan hat ein Verbot des sogenannten

«Finnings» angekündigt, bei dem Fischer

Haien die Flossen abschneiden und die

sterbenden Tiere dann zurück ins Meer

werfen. Von 2012 an dürfen Fischerboote

nur noch komplette Haie an Land brin-

gen.

In vielen asiatischen Ländern gilt Hai-

fischflossensuppe als Delikatesse. Die Zahl

der Haie ist deshalb in einigen Regionen

um bis zu 70 Prozent zurückgegangen.

Die Bestände einiger Haiarten sanken in

den vergangenen 20 bis 30 Jahren sogar

um 90 Prozent. Von den rund 380 Haiar-

ten sind nur der Weisse Hai, der Riesenhai

und der Walhai von einem Handelsverbot

im Washingtoner Artenschutzabkommen

(CITES) geschützt.

swinhoei). Die Art war einst von Vietnam

bis China verbreitet, heute bewegen sich

die Bestandszahlen, soweit bekannt, im

einstelligen Bereich.

Möglicherweise ist die Hoan-Kiem-

Schildkröte eine der letzten vier Vertrete-

rinnen ihrer Art. Im April war das Tier von

Wunden schwer gezeichnet, die teilweise

von Angelhaken, teilweise von Schildkrö-

ten einer anderen Spezies stammten, die

sich in den letzten Jahren in dem See aus-

gebreitet hatten.

In den vergangenen Monaten konnte

die alte Riesin jedoch wieder aufgepäppelt

und nun in ihren angestammten See zu-

rückgebracht werden. Während das Tier

von Ärzten gesund gepflegt wurde, mach-

ten sich Hunderte von Freiwilligen da-

ran, den verschmutzten See zu säubern –

auch das eine dringend notwendige Mass-

nahme.

Page 28: Tierreport 3/2011

A u s A l l e r w e l t + + + A u s A l l e r w e l t + + + A u s A l l e r w e l t + + + A u s A l l e r w e l t + + + A u s A l l e r w e l t + + + A u s A l l e r w e l t

TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 2726

E U

Verzögertes Ende für Batterie-haltung von Legehennen

V i E t n a m

Hundertjährige Schildkröte gerettet

Die legendäre Schildkröte aus dem Hoan-

Kiem-See von Vietnams Hauptstadt Ha-

noi hat es geschafft! Das etwa 100 Jahre

alte Tier war im April unter der Anteil-

nahme von Hunderten Schaulustigen aus

dem See geborgen worden. Die Behörden

fürchteten um das Leben der Schildkröte,

der in Vietnam eine besondere Bedeutung

zukommt: Der Sage nach hat der vom Fi-

scher zum König aufgestiegene Le Loi im

15. Jahrhundert chinesische Invasoren mit

einem heiligen Schwert in die Flucht ge-

schlagen, das er von einer mythischen

Schildkröte bekommen hatte. Als er eines

Tages nach der Schlacht im Boot auf dem

See fuhr, tauchte die Schildkröte erneut auf

und nahm das Schwert wieder an sich.

Für Biologen ist die etwa 170 Kilo-

gramm schwere Schildkröte erst recht et-

was Besonderes: Es handelt sich um eine

Jangtse-Riesenweichschildkröte (Rafetus

reut

ers

keys

ton

e

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oto

In der EU wird ab 2012 die Käfighaltung

von Legehennen verboten. Doch die Um-

stellung auf andere Haltungsformen ist

noch nicht überall weit fortgeschritten. Ge-

mäss Schätzungen der Europäischen Mar-

keting-Agentur (EMA) leben noch 84 Mil-

lionen Hennen in Käfighaltung, das sind

23 Prozent aller Legehennen in der EU.

Vermutlich werden die produktions-

stärksten Länder Frankreich und Spanien

die Umrüstung nicht termingerecht schaf-

fen. In Italien und Polen standen im Ap-

ril noch rund 60 Prozent der Hennen in

Käfigen, in Portugal sogar 80 Prozent. In

den Niederlanden wurden im April noch

38 Prozent der Hühner in Batterien ge-

halten. Die Holländer gehen davon aus,

die Bedingungen fristgerecht zu erfüllen.

Auch in Grossbritannien und Nordirland

wird mit einer Einhaltung der Frist ge-

rechnet. Dort leben noch 17 Prozent der

Hennen in Käfigen.

H o l l a n d

Betäubungs-pflicht vor

Schlachtung Nachdem die Schweiz das Schächten be-

reits 1893 verboten hat, zieht nun das erste

EU-Land nach. Kürzlich hat das holländi-

sche Parlament mit einer starken Mehr-

heit von 116 Ja-Stimmen von total 150

Abgeordneten beschlossen, dass Tiere vor

der Tötung betäubt werden müssen. Re-

ligionsangehörige können zwar Ausnah-

mebewilligungen einreichen. Diesen wird

aber nur stattgegeben, wenn nachgewie-

sen wird, dass die Tötungsart den Tieren

nicht mehr Leid und Schmerz zufügt. Da-

mit schreiben drei Länder in Europa die

Betäubung vor dem Schlachten vor: Hol-

land, Norwegen und die Schweiz.

U S a

Botox-Test ohne TierversucheDer US-amerikanische Konzern Allergan

Inc. erhielt von der amerikanischen Arz-

neimittelbehörde FDA (Food and Drug

Administration) die Zulassung für einen

vollständig zellbasierten In-vitro-Test

für die Sicherheitsprüfungen von Bo-

tox. Derzeit werden für die Sicherheits-

prüfungen von Botulinumtoxin-Produk-

ten (Wirkstoff von Botox) jährlich gegen

600 000 Tierversuche durchgeführt.

Mit dem neu zugelassenen In-vitro-

Test können laut Allergan bereits in den

nächsten drei Jahren 95 Prozent oder

mehr der Tierversuche für Botox und

Botox Cosmetic ersetzt werden. Der Test

wurde in den USA per sofort zugelassen.

Sobald die Zulassungsbehörden in

anderen Ländern den Test ebenfalls ge-

nehmigen, steht dem Ende von Tierver-

suchen für Botulinumtoxin-Produkte

nichts mehr im Weg. Für die Testung von

Botulinumtoxin-Produkten wird gegen-

wärtig der LD-50-Test angewandt. Bei

diesem Test wird verschiedenen Gruppen

von Mäusen eine Dosis des Wirkstoffs ge-

spritzt und dann beobachtet, wie lange es

dauert, bis die Hälfte aller Tiere sterben,

um die tödliche Dosis zu ermitteln.

F r a n k r E i c H

Chip-Pflicht für Katzen

In unserem Nachbarland wird das «Chip-

pen» für alle Katzen, die nach dem 1. Ja-

nuar 2012 auf die Welt kommen, obliga-

torisch. Die Kätzchen müssen innert den

ersten sieben Monaten registriert wer-

den.

E U

Rinder sollen bald

elektronisch identifizierbar

sein

t a i w a n

Verbot für «Finning»

Die Europäische Kommission arbeitet der-

zeit einen Vorschlag für die Einführung

einer elektronischen Identifizierung von

Rindern aus. Denn die Rückverfolgbar-

keit von Tieren und Tierprodukten in ganz

Europa spielt eine wichtige Rolle beim

Schutz der Gesundheit von Verbrauchern

und von Tieren.

Es existieren bereits spezifische Be-

stimmungen für die Nutzung elektroni-

scher Identifizierungsmöglichkeiten in

der EU wie beispielsweise für Haustiere,

Pferde, Schafe und Ziegen. Ein digitales

ID-System für Rinder würde ungefähr 90

Millionen Tiere in einem entsprechenden

Kontrollsystem zusammenführen.

Taiwan hat ein Verbot des sogenannten

«Finnings» angekündigt, bei dem Fischer

Haien die Flossen abschneiden und die

sterbenden Tiere dann zurück ins Meer

werfen. Von 2012 an dürfen Fischerboote

nur noch komplette Haie an Land brin-

gen.

In vielen asiatischen Ländern gilt Hai-

fischflossensuppe als Delikatesse. Die Zahl

der Haie ist deshalb in einigen Regionen

um bis zu 70 Prozent zurückgegangen.

Die Bestände einiger Haiarten sanken in

den vergangenen 20 bis 30 Jahren sogar

um 90 Prozent. Von den rund 380 Haiar-

ten sind nur der Weisse Hai, der Riesenhai

und der Walhai von einem Handelsverbot

im Washingtoner Artenschutzabkommen

(CITES) geschützt.

swinhoei). Die Art war einst von Vietnam

bis China verbreitet, heute bewegen sich

die Bestandszahlen, soweit bekannt, im

einstelligen Bereich.

Möglicherweise ist die Hoan-Kiem-

Schildkröte eine der letzten vier Vertrete-

rinnen ihrer Art. Im April war das Tier von

Wunden schwer gezeichnet, die teilweise

von Angelhaken, teilweise von Schildkrö-

ten einer anderen Spezies stammten, die

sich in den letzten Jahren in dem See aus-

gebreitet hatten.

In den vergangenen Monaten konnte

die alte Riesin jedoch wieder aufgepäppelt

und nun in ihren angestammten See zu-

rückgebracht werden. Während das Tier

von Ärzten gesund gepflegt wurde, mach-

ten sich Hunderte von Freiwilligen da-

ran, den verschmutzten See zu säubern –

auch das eine dringend notwendige Mass-

nahme.

Page 29: Tierreport 3/2011

TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 2928

An der Universität Zürich hat Psychologin

Beate Ditzen herausgefunden, dass Oxyto-

cin, per Nasenspray verabreicht, zu verbes-

serter Kommunikation und weniger Stress

in Konflikten zwischen Ehepartnern führt.

Ernst Fehr, der empirische Wirtschaftsfor-

scher der Uni Zürich, verabreichte Oxyto-

cin-Nasenspray Kandidaten vor einem In-

vestitionsspiel, bei dem sie einem Partner

Geld anvertrauen mussten. Selbst nach-

dem dieser sie mehrfach betrogen hatte,

vertrauten Kandidaten mit Oxytocin ihrem

Spielpartner weiterhin blauäugig.

Streicheln beruhigt Frauchen und Hund Südafrikanische Forscher untersuchten be-

reits 2003 die Rolle von Oxytocin in der Be-

ziehung zwischen Mensch und Hund. Bei

18 Freiwilligen und ihren Hunden mas-

sen sie die Oxytocinmenge im Blut vor

und nach ihrer Interaktion mit dem Hund.

Die Probanden sassen dabei für eine halbe

Stunde mit dem Hund am Boden, redeten

mit ihm und streichelten ihn.

Blutdruck und Stresshormone nahmen

ab, Oxytocin nahm bei beiden Partnern zu.

Also hatte die Hund-Mensch-Interaktion

für beide Partner eine beruhigende, stress-

mindernde Wirkung. Wird bei den Men-

schen nach Geschlechtern aufgeschlüsselt,

so stieg der Oxytocinspiegel bei Frauen an,

bei Männern aber sank er. Der Hund war in

diesem Fall also keine «Wohlfühlpille» für

den Mann, bloss für die Frau.

Nur mit Weibchen stark: MeerschweinchenböckeVerhaltensforscher aus München und

Wien haben Oxytocin bei Meerschwein-

chen untersucht. Meerschweinchen, die in

Paaren lebten, hatten grundsätzlich hö-

here Oxytocinwerte im Blut als einzeln

gehaltene Meerschweinchen. Männchen

mit sehr enger Beziehung zu einem Weib-

chen, die sie durch körperliche Nähe aus-

drücken, lagen mit ihren Oxytocinwerten

an der Spitze.

Bei Einzelmeerschweinchen dagegen

waren die Stresshormone massiv erhöht

und die Oxytocinwerte sehr niedrig. Wur-

den die Tiere durch ein lautes Geräusch er-

schreckt, so verharrten Männchen mit en-

ger Beziehung am kürzesten in der meer-

schweinchentypischen Schreckstarre von

zwei Minuten. Einzeln gehaltene Meer-

scheinchen erstarrten dagegen bis zu zehn

Minuten bewegungslos.

Eine enge Beziehung zu haben, macht

Meerschweinchen also stressresistenter –

im Gegensatz zu den Menschen profitie-

ren bei Meerschweinchen aber vor allem

die Männchen davon!

Oxytocin beeinflusst offensichtlich

Beziehungen positiv, reduziert Stress und

Angst, macht aber auch etwas blind. Es

braucht wohl Stresshormone als Gegen-

spieler, damit Tier und Mensch den Bezug

zur Realität vor lauter Wohlgefühl nicht

verlieren …-� Eva Waiblinger

STS-Fachstelle Heimtiere is

tock

pho

to

Literatur:Ditzen, B., schaer, M., Gabriel, B., Bodenmann, G., Ehlert, U. & hein-richs, M. (2009) intranasal oxytocin increases positive communication and Reduces cortisol Levels During couple conflict, BioL psYchiAtRY 65, 728–731

Baumgartner, t., heinrichs, M., Vonlanthen, A., Fischbacher, U. & Fehr, E. (2008) oxytocin shapes the Neural circuitry of trust and trust Adaptati-on in humans, Neuron 58, 639–650

kosfeld, M., heinrichs, M., Zak, p.J., Fischbacher, U. & Fehr, E. (2005) oxytocin increases trust in humans, Nature 435 (2), 673-676

odendaal, J.s.J. & Meintjes, R.A. (2003) Neurophysiological correlates of Affiliative Behaviour between humans and Dogs. the Veterinary Jour-nal 165, 296-301

Miller, s.c., kennedy, c., DeVoe, D., hickey, M., Nelson, t. & kogan, L. (2009) An Examination of changes in oxytocin Levels in Men and Wo-men Before and After interaction with a Bonded Dog. Anthrozoos 22 (1), 31-42

Machatschke, i.h., Wallner, B., schams, F.D. & Dittami, J. (2004) social Environment Affects peripheral oxytocin and cortisol during stress Res-ponses in Guinea-pigs. Ethology 110, 161-176

Ein Hormon als Beziehungshelfer?

Es wurde schon «Wohlfühlhormon» und «Flüssiges Vertrauen» genannt: das Hormon Oxytocin. Die bisher be-kannte Funktion von Oxytocin ist, bei der Geburt die Wehen auszulösen und den Milchfluss anzuregen. Doch wurde inzwischen erforscht, dass bei beiden Geschlechtern die Hirnan-hangdrüse dieses Hormon produziert und in den Blutstrom abgibt.

Die geplanten Bauarbeiten drohten zu ei-

ner ernsthaften Gefahr für die Kolonie und

die hilflosen Jungtiere in den Nestern zu

werden! Doch ein Baustopp stand nicht

zur Diskussion – Termine waren einzuhal-

ten, Geld stand auf dem Spiel. Als sich die

Gerüste aber bedrohlich den Vogelnesten

näherten, kontaktierte der besorgte Nach-

bar den Rechtsdienst des STS. Der stellte

klar, dass Mauersegler geschützt sind; ihr

Brutgeschäft darf nicht gestört werden.

Wer Nester zerstört, hat für Ersatz zu sor-

gen. Und: Die Industriellen Werke Basel

IWB, denen die betroffene Liegenschaft

gehört, hatten aufgrund ähnlicher Prob-

leme in früheren Jahren Kenntnis von der

Kolonie im Berufsschulhaus. Der Anwoh-

ner sah sich aufgrund dieser Information

überzeugt, dass ein Baustopp durchzuset-

zen sei, und drohte der Bauherrschaft mit

einer Anzeige, sollte weitergebaut werden.

Diese nahm nun ihrerseits mit dem STS

Kontakt auf und liess sich von der Fach-

stelle Wildtiere bei einer Besichtigung vor

Ort über Brutzeit und Flugverhalten der

Mauersegler aufklären. In der Folge wurde

Am Berufsschulhaus im Steinenbachgässlein, mitten in der verwinkelten Basler Altstadt, soll-ten während der Sommerferien neue Rollläden und Fensterscheiben montiert werden. Schon waren die ersten Gerüste montiert, als ein besorgter Anwohner sich bei der Bauherrschaft mel-dete: In den Rollladenkästen brüten alljährlich rund 20 Mauerseglerpaare.

ein sofortiger Baustopp verfügt. Während

rund vier Wochen im Juli ruhten sämtliche

Bauarbeiten. Erst als Ende Juli die letzten

Mauersegler die Nester verlassen hatten,

wurden die Arbeiten wieder aufgenom-

men – noch rechtzeitig vor Schulbeginn.

Gefangen im SchulzimmerNoch kurz vor dem Baustopp hatten Ar-

beiter begonnen, einzelne Fenster von

innen abzumontieren. Dadurch verirrten

sich mehrere flügge Jungvögel bei ih-

ren ersten Flugversuchen in die Schul-

zimmer. Ist ein Mauersegler einmal am

Boden, kann er wegen seiner kurzen,

schwachen Beinchen nicht mehr aufflie-

gen – Mauersegler sind für ein Leben in

der Luft, nicht am Boden gemacht! Zum

Glück fanden der besorgte Nachbar und

der Hausabwart fünf verlassene Jung-

tiere und konnten sie bei der Vogelauf-

fangstation Muttenz in fachliche Pflege

geben!

Ein neues Zuhause für die MauerseglerAuf Anraten der Fachstelle Wildtiere des

STS wurden im Verlauf der Bauarbeiten

in die neuen Rollladenkästen gleich auch

künstliche Mauersegler-Nisthilfen mit

eingebaut. So werden die Vögel auch im

kommenden Jahr komfortabel am Stei-

nenbachgässlein nisten können – ohne

Gefahr durch rotierende Rollläden. -�

Sara Wehrli

STS-Fachstelle Wildtiere

Baustopp rettet Mauersegler-Nester

Gertettet: Jungvögel der Mauersegler-kolonie in der Basler Altstadt.

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Page 30: Tierreport 3/2011

TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 2928

An der Universität Zürich hat Psychologin

Beate Ditzen herausgefunden, dass Oxyto-

cin, per Nasenspray verabreicht, zu verbes-

serter Kommunikation und weniger Stress

in Konflikten zwischen Ehepartnern führt.

Ernst Fehr, der empirische Wirtschaftsfor-

scher der Uni Zürich, verabreichte Oxyto-

cin-Nasenspray Kandidaten vor einem In-

vestitionsspiel, bei dem sie einem Partner

Geld anvertrauen mussten. Selbst nach-

dem dieser sie mehrfach betrogen hatte,

vertrauten Kandidaten mit Oxytocin ihrem

Spielpartner weiterhin blauäugig.

Streicheln beruhigt Frauchen und Hund Südafrikanische Forscher untersuchten be-

reits 2003 die Rolle von Oxytocin in der Be-

ziehung zwischen Mensch und Hund. Bei

18 Freiwilligen und ihren Hunden mas-

sen sie die Oxytocinmenge im Blut vor

und nach ihrer Interaktion mit dem Hund.

Die Probanden sassen dabei für eine halbe

Stunde mit dem Hund am Boden, redeten

mit ihm und streichelten ihn.

Blutdruck und Stresshormone nahmen

ab, Oxytocin nahm bei beiden Partnern zu.

Also hatte die Hund-Mensch-Interaktion

für beide Partner eine beruhigende, stress-

mindernde Wirkung. Wird bei den Men-

schen nach Geschlechtern aufgeschlüsselt,

so stieg der Oxytocinspiegel bei Frauen an,

bei Männern aber sank er. Der Hund war in

diesem Fall also keine «Wohlfühlpille» für

den Mann, bloss für die Frau.

Nur mit Weibchen stark: MeerschweinchenböckeVerhaltensforscher aus München und

Wien haben Oxytocin bei Meerschwein-

chen untersucht. Meerschweinchen, die in

Paaren lebten, hatten grundsätzlich hö-

here Oxytocinwerte im Blut als einzeln

gehaltene Meerschweinchen. Männchen

mit sehr enger Beziehung zu einem Weib-

chen, die sie durch körperliche Nähe aus-

drücken, lagen mit ihren Oxytocinwerten

an der Spitze.

Bei Einzelmeerschweinchen dagegen

waren die Stresshormone massiv erhöht

und die Oxytocinwerte sehr niedrig. Wur-

den die Tiere durch ein lautes Geräusch er-

schreckt, so verharrten Männchen mit en-

ger Beziehung am kürzesten in der meer-

schweinchentypischen Schreckstarre von

zwei Minuten. Einzeln gehaltene Meer-

scheinchen erstarrten dagegen bis zu zehn

Minuten bewegungslos.

Eine enge Beziehung zu haben, macht

Meerschweinchen also stressresistenter –

im Gegensatz zu den Menschen profitie-

ren bei Meerschweinchen aber vor allem

die Männchen davon!

Oxytocin beeinflusst offensichtlich

Beziehungen positiv, reduziert Stress und

Angst, macht aber auch etwas blind. Es

braucht wohl Stresshormone als Gegen-

spieler, damit Tier und Mensch den Bezug

zur Realität vor lauter Wohlgefühl nicht

verlieren …-� Eva Waiblinger

STS-Fachstelle Heimtiere

isto

ckph

oto

Literatur:Ditzen, B., schaer, M., Gabriel, B., Bodenmann, G., Ehlert, U. & hein-richs, M. (2009) intranasal oxytocin increases positive communication and Reduces cortisol Levels During couple conflict, BioL psYchiAtRY 65, 728–731

Baumgartner, t., heinrichs, M., Vonlanthen, A., Fischbacher, U. & Fehr, E. (2008) oxytocin shapes the Neural circuitry of trust and trust Adaptati-on in humans, Neuron 58, 639–650

kosfeld, M., heinrichs, M., Zak, p.J., Fischbacher, U. & Fehr, E. (2005) oxytocin increases trust in humans, Nature 435 (2), 673-676

odendaal, J.s.J. & Meintjes, R.A. (2003) Neurophysiological correlates of Affiliative Behaviour between humans and Dogs. the Veterinary Jour-nal 165, 296-301

Miller, s.c., kennedy, c., DeVoe, D., hickey, M., Nelson, t. & kogan, L. (2009) An Examination of changes in oxytocin Levels in Men and Wo-men Before and After interaction with a Bonded Dog. Anthrozoos 22 (1), 31-42

Machatschke, i.h., Wallner, B., schams, F.D. & Dittami, J. (2004) social Environment Affects peripheral oxytocin and cortisol during stress Res-ponses in Guinea-pigs. Ethology 110, 161-176

Ein Hormon als Beziehungshelfer?

Es wurde schon «Wohlfühlhormon» und «Flüssiges Vertrauen» genannt: das Hormon Oxytocin. Die bisher be-kannte Funktion von Oxytocin ist, bei der Geburt die Wehen auszulösen und den Milchfluss anzuregen. Doch wurde inzwischen erforscht, dass bei beiden Geschlechtern die Hirnan-hangdrüse dieses Hormon produziert und in den Blutstrom abgibt.

Die geplanten Bauarbeiten drohten zu ei-

ner ernsthaften Gefahr für die Kolonie und

die hilflosen Jungtiere in den Nestern zu

werden! Doch ein Baustopp stand nicht

zur Diskussion – Termine waren einzuhal-

ten, Geld stand auf dem Spiel. Als sich die

Gerüste aber bedrohlich den Vogelnesten

näherten, kontaktierte der besorgte Nach-

bar den Rechtsdienst des STS. Der stellte

klar, dass Mauersegler geschützt sind; ihr

Brutgeschäft darf nicht gestört werden.

Wer Nester zerstört, hat für Ersatz zu sor-

gen. Und: Die Industriellen Werke Basel

IWB, denen die betroffene Liegenschaft

gehört, hatten aufgrund ähnlicher Prob-

leme in früheren Jahren Kenntnis von der

Kolonie im Berufsschulhaus. Der Anwoh-

ner sah sich aufgrund dieser Information

überzeugt, dass ein Baustopp durchzuset-

zen sei, und drohte der Bauherrschaft mit

einer Anzeige, sollte weitergebaut werden.

Diese nahm nun ihrerseits mit dem STS

Kontakt auf und liess sich von der Fach-

stelle Wildtiere bei einer Besichtigung vor

Ort über Brutzeit und Flugverhalten der

Mauersegler aufklären. In der Folge wurde

Am Berufsschulhaus im Steinenbachgässlein, mitten in der verwinkelten Basler Altstadt, soll-ten während der Sommerferien neue Rollläden und Fensterscheiben montiert werden. Schon waren die ersten Gerüste montiert, als ein besorgter Anwohner sich bei der Bauherrschaft mel-dete: In den Rollladenkästen brüten alljährlich rund 20 Mauerseglerpaare.

ein sofortiger Baustopp verfügt. Während

rund vier Wochen im Juli ruhten sämtliche

Bauarbeiten. Erst als Ende Juli die letzten

Mauersegler die Nester verlassen hatten,

wurden die Arbeiten wieder aufgenom-

men – noch rechtzeitig vor Schulbeginn.

Gefangen im SchulzimmerNoch kurz vor dem Baustopp hatten Ar-

beiter begonnen, einzelne Fenster von

innen abzumontieren. Dadurch verirrten

sich mehrere flügge Jungvögel bei ih-

ren ersten Flugversuchen in die Schul-

zimmer. Ist ein Mauersegler einmal am

Boden, kann er wegen seiner kurzen,

schwachen Beinchen nicht mehr aufflie-

gen – Mauersegler sind für ein Leben in

der Luft, nicht am Boden gemacht! Zum

Glück fanden der besorgte Nachbar und

der Hausabwart fünf verlassene Jung-

tiere und konnten sie bei der Vogelauf-

fangstation Muttenz in fachliche Pflege

geben!

Ein neues Zuhause für die MauerseglerAuf Anraten der Fachstelle Wildtiere des

STS wurden im Verlauf der Bauarbeiten

in die neuen Rollladenkästen gleich auch

künstliche Mauersegler-Nisthilfen mit

eingebaut. So werden die Vögel auch im

kommenden Jahr komfortabel am Stei-

nenbachgässlein nisten können – ohne

Gefahr durch rotierende Rollläden. -�

Sara Wehrli

STS-Fachstelle Wildtiere

Baustopp rettet Mauersegler-Nester

Gertettet: Jungvögel der Mauersegler-kolonie in der Basler Altstadt.

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Page 31: Tierreport 3/2011

TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 3130

Leitfaden bei der Wahl seiner Zoobesu-

che helfen.

Hohe Standards erreichtGrundsätzlich hat die Wildtierhaltung in

der Schweiz einen hohen Standard er-

reicht, der in den meisten Ländern sei-

nesgleichen sucht. Die grossen Zoos und

Wildparks haben sich zu Bildungszentren

für Arten- und Naturschutz entwickelt

und präsentieren ganze Tier-Lebensge-

meinschaften in thematisch ausgerichte-

ten, grosszügigen und naturnah gestalte-

ten Lebensräumen. Der Trend «Mehr Platz

für weniger Tiere» hält auch bei den meis-

ten kleineren Unternehmen erfreulicher-

weise an.

Beispiele guter Wildtierhaltung fin-

den sich heute auch in kleinen Zoos. Hier

gibt es aber auch die meisten Problem-

fälle. Dabei handelt es sich zumeist um in

die Jahre gekommene Tierhaltungen mit

nicht mehr zeitgemässen, kleinen und

monotonen Käfigen. Noch immer können

in solchen Gehegen auch Tiere mit ste-

reotypen Verhaltensstörungen (ständiges

Wiederholen eines Bewegungsablaufs)

beobachtet werden.

Problematische Tierschutz-verordnung (TSchV)Die Schweizer Tierschutzverordnung ist

eine der strengsten weltweit. Dennoch

handelt es sich bei den gesetzlichen Vor-

gaben zu Gehegegrössen und -einrichtun-

gen nur um Minimalvorschriften, welche

die Grenze zur Tierquälerei definieren,

nicht aber eine artgerechte Haltung ga-

rantieren. Man kann sich hier leider nicht

auf den Lorbeeren ausruhen! Denn das

Einhalten der Mindestvorschriften ge-

mäss TSchV – die Grundvoraussetzung

für eine Betriebsbewilligung durch den

Kantonstierarzt – bedeutet lediglich, dass

die Tiere keiner akuten Grausamkeit in der

Haltung ausgesetzt sind. Doch die Tiere,

welche in diesen «Minimalheimen» ihr Le-

ben fristen, erfreuen sich keiner artgerech-

ten Existenz! Noch immer gibt es in der

Schweiz beispielsweise viele Grosskatzen,

die in viel zu kleinen Gehegen dahinvege-

tieren, welche ihrem Bewegungs-, Jagd-

und Spieltrieb nicht annähernd gerecht

werden. Auch die Haltung von Greifvö-

geln und Reptilien lässt oft zu wünschen

übrig, und noch immer ist in der Schweiz

die unterdessen weltweit kritisierte Hal-

tung von Delphinen erlaubt. Es ist daher

noch kein Gütesiegel, wenn ein Zoo sich

mit der Einhaltung der Tierschutzvor-

schriften begnügt!

Den meisten Zoos ein gutes ZeugnisDen meisten Zoos und Tierparks der

Schweiz kann der STS ein genügendes bis

gutes Zeugnis ausstellen. Natürlich spie-

len die grossen Unternehmen – die Zoos

Zürich, Basel, Dählhölzli, Rapperswil und

die Wildparks Goldau und Langenberg

– in einer eigenen Liga. Dringende Tier-

schutzprobleme, was die Haltung betrifft,

gibt es bei diesen Zoos nicht mehr. Die

meisten Gehege sind vorbildlich gestaltet,

und ein Besuch kann vorbehaltlos emp-

fohlen werden. Aber auch kleinere Zoos

warten mit einigen sehr guten Tierhaltun-

gen auf, die einen Besuch lohnen, so etwa

der Tierpark Lange Erlen (Basel), Johns

Kleine Farm (Kallnach) oder der Wildpark

Peter und Paul (St. Gallen). Kritisiert wer-

den im Zoobericht das Connyland

für seine Delphinhaltung sowie

einzelne schlechte Tierhaltungen

in verschiedenen Kleinzoos.

Probleme liegen woanders Heute liegen die Tierschutz-Pro-

bleme der Zoos nicht mehr im

Platzangebot. Denn die Gehege

sind grösser geworden, das Wis-

sen um Haltung und Pflege vie-

ler Arten ebenso, und die meisten

Zootiere kennen seit Geburt nichts an-

deres als das Leben im Zoo – und leben

dort ein längeres, stressfreieres Leben als

in freier Wildbahn. Der Erfolg der Zoos

in der Tierhaltung beschwört hingegen

neue Tierschutzprobleme herauf: Wohin

mit überzähligem Nachwuchs? Soll man

bei Wildtieren im Zoo Geburtenkontrolle

betreiben? Welche Aufgaben, welche Da-

seinsberechtigung haben Zoos in unserer

modernen Gesellschaft? Solche und ähnli-

che Fragen sollen an einer Zootier-Tagung

des Schweizer Tierschutz STS im Novem-

ber 2011 mit Experten aus den Fachberei-

chen Zoo, Tierschutz, Forschung und Be-

hörden diskutiert werden.-�Sara Wehrli

STS-Fachstelle Wildtiere

Der auf der Webseite des STS einsehbare

Zoobericht (www.tierschutz.com) stellt

die rund 30 grösseren Zoos und Wildparks

der Schweiz in Wort und Bild vor, präsen-

tiert positive und negative Beispiele der

Tierhaltung und gibt Empfehlungen für

die Verbesserung einzelner Tierhaltungen.

Er erlaubt einen Überblick über den Stand

der Zustände in den Schweizer Zoos und

soll dem interessierten Laien auch als

In der Schweiz gibt es rund 30 grosse und mittlere Zoos und Wildparks. Die Tierhaltung hat sich bedeu-tend verbessert – nicht zu-letzt dank des steten Enga-gements des Schweizer Tierschutz STS, der immer wieder den Finger auf wunde Punkte gelegt, die Zoos aber auch bei der Neu-erstellung tiergerechter Gehege beraten hat. Seit einigen Jahren dokumen-tiert der STS den Stand der Tierhaltung in den Schwei-zer Zoos und Tierparks in seinem laufend aktualisier-ten Zoobericht.

Zootierhaltung in der Schweiz

Erfreuliche Entwicklung

Foto

s: s

ara

weh

rli

Connyland vom STS kritisiert: Delphine können nach ansicht des sts in Gefangenschaft nicht artgerecht gehalten werden. sie werden bloss zur Belustigung des Publikums gehalten und vorgeführt.

Es geht auch so: im Zoo Zürich lebt ein Verband aus zwei Dschelada-Gruppen in einer artgerecht gestalteten Felslandschaft, die zum Klettern, Nahrung suchen und sozialkontakte pflegen einlädt.

Unwürdig: Den ganzen tag liegt er am selben ort – zuwenig Platz für tiger im Zoo Bad ragaz.

Vorbildlicher Zoo Zürich: in der Masoala-halle leben die Vari aus dem madagassischen Urwaldes frei in einem perfekt inszenierten abbild ihres natürlichen lebensraumes.

Uhu im Grimsel-Tierpark: Für eine artgerechte Uhu-haltung wären Felsen, Versteckmöglichkeiten und Badegelegenheiten notwendig. Nichts davon ist in dieser Voliere auf dem Grimselpass vorhanden.

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TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 3130

Leitfaden bei der Wahl seiner Zoobesu-

che helfen.

Hohe Standards erreichtGrundsätzlich hat die Wildtierhaltung in

der Schweiz einen hohen Standard er-

reicht, der in den meisten Ländern sei-

nesgleichen sucht. Die grossen Zoos und

Wildparks haben sich zu Bildungszentren

für Arten- und Naturschutz entwickelt

und präsentieren ganze Tier-Lebensge-

meinschaften in thematisch ausgerichte-

ten, grosszügigen und naturnah gestalte-

ten Lebensräumen. Der Trend «Mehr Platz

für weniger Tiere» hält auch bei den meis-

ten kleineren Unternehmen erfreulicher-

weise an.

Beispiele guter Wildtierhaltung fin-

den sich heute auch in kleinen Zoos. Hier

gibt es aber auch die meisten Problem-

fälle. Dabei handelt es sich zumeist um in

die Jahre gekommene Tierhaltungen mit

nicht mehr zeitgemässen, kleinen und

monotonen Käfigen. Noch immer können

in solchen Gehegen auch Tiere mit ste-

reotypen Verhaltensstörungen (ständiges

Wiederholen eines Bewegungsablaufs)

beobachtet werden.

Problematische Tierschutz-verordnung (TSchV)Die Schweizer Tierschutzverordnung ist

eine der strengsten weltweit. Dennoch

handelt es sich bei den gesetzlichen Vor-

gaben zu Gehegegrössen und -einrichtun-

gen nur um Minimalvorschriften, welche

die Grenze zur Tierquälerei definieren,

nicht aber eine artgerechte Haltung ga-

rantieren. Man kann sich hier leider nicht

auf den Lorbeeren ausruhen! Denn das

Einhalten der Mindestvorschriften ge-

mäss TSchV – die Grundvoraussetzung

für eine Betriebsbewilligung durch den

Kantonstierarzt – bedeutet lediglich, dass

die Tiere keiner akuten Grausamkeit in der

Haltung ausgesetzt sind. Doch die Tiere,

welche in diesen «Minimalheimen» ihr Le-

ben fristen, erfreuen sich keiner artgerech-

ten Existenz! Noch immer gibt es in der

Schweiz beispielsweise viele Grosskatzen,

die in viel zu kleinen Gehegen dahinvege-

tieren, welche ihrem Bewegungs-, Jagd-

und Spieltrieb nicht annähernd gerecht

werden. Auch die Haltung von Greifvö-

geln und Reptilien lässt oft zu wünschen

übrig, und noch immer ist in der Schweiz

die unterdessen weltweit kritisierte Hal-

tung von Delphinen erlaubt. Es ist daher

noch kein Gütesiegel, wenn ein Zoo sich

mit der Einhaltung der Tierschutzvor-

schriften begnügt!

Den meisten Zoos ein gutes ZeugnisDen meisten Zoos und Tierparks der

Schweiz kann der STS ein genügendes bis

gutes Zeugnis ausstellen. Natürlich spie-

len die grossen Unternehmen – die Zoos

Zürich, Basel, Dählhölzli, Rapperswil und

die Wildparks Goldau und Langenberg

– in einer eigenen Liga. Dringende Tier-

schutzprobleme, was die Haltung betrifft,

gibt es bei diesen Zoos nicht mehr. Die

meisten Gehege sind vorbildlich gestaltet,

und ein Besuch kann vorbehaltlos emp-

fohlen werden. Aber auch kleinere Zoos

warten mit einigen sehr guten Tierhaltun-

gen auf, die einen Besuch lohnen, so etwa

der Tierpark Lange Erlen (Basel), Johns

Kleine Farm (Kallnach) oder der Wildpark

Peter und Paul (St. Gallen). Kritisiert wer-

den im Zoobericht das Connyland

für seine Delphinhaltung sowie

einzelne schlechte Tierhaltungen

in verschiedenen Kleinzoos.

Probleme liegen woanders Heute liegen die Tierschutz-Pro-

bleme der Zoos nicht mehr im

Platzangebot. Denn die Gehege

sind grösser geworden, das Wis-

sen um Haltung und Pflege vie-

ler Arten ebenso, und die meisten

Zootiere kennen seit Geburt nichts an-

deres als das Leben im Zoo – und leben

dort ein längeres, stressfreieres Leben als

in freier Wildbahn. Der Erfolg der Zoos

in der Tierhaltung beschwört hingegen

neue Tierschutzprobleme herauf: Wohin

mit überzähligem Nachwuchs? Soll man

bei Wildtieren im Zoo Geburtenkontrolle

betreiben? Welche Aufgaben, welche Da-

seinsberechtigung haben Zoos in unserer

modernen Gesellschaft? Solche und ähnli-

che Fragen sollen an einer Zootier-Tagung

des Schweizer Tierschutz STS im Novem-

ber 2011 mit Experten aus den Fachberei-

chen Zoo, Tierschutz, Forschung und Be-

hörden diskutiert werden.-�Sara Wehrli

STS-Fachstelle Wildtiere

Der auf der Webseite des STS einsehbare

Zoobericht (www.tierschutz.com) stellt

die rund 30 grösseren Zoos und Wildparks

der Schweiz in Wort und Bild vor, präsen-

tiert positive und negative Beispiele der

Tierhaltung und gibt Empfehlungen für

die Verbesserung einzelner Tierhaltungen.

Er erlaubt einen Überblick über den Stand

der Zustände in den Schweizer Zoos und

soll dem interessierten Laien auch als

In der Schweiz gibt es rund 30 grosse und mittlere Zoos und Wildparks. Die Tierhaltung hat sich bedeu-tend verbessert – nicht zu-letzt dank des steten Enga-gements des Schweizer Tierschutz STS, der immer wieder den Finger auf wunde Punkte gelegt, die Zoos aber auch bei der Neu-erstellung tiergerechter Gehege beraten hat. Seit einigen Jahren dokumen-tiert der STS den Stand der Tierhaltung in den Schwei-zer Zoos und Tierparks in seinem laufend aktualisier-ten Zoobericht.

Zootierhaltung in der Schweiz

Erfreuliche Entwicklung

Foto

s: s

ara

weh

rli

Connyland vom STS kritisiert: Delphine können nach ansicht des sts in Gefangenschaft nicht artgerecht gehalten werden. sie werden bloss zur Belustigung des Publikums gehalten und vorgeführt.

Es geht auch so: im Zoo Zürich lebt ein Verband aus zwei Dschelada-Gruppen in einer artgerecht gestalteten Felslandschaft, die zum Klettern, Nahrung suchen und sozialkontakte pflegen einlädt.

Unwürdig: Den ganzen tag liegt er am selben ort – zuwenig Platz für tiger im Zoo Bad ragaz.

Vorbildlicher Zoo Zürich: in der Masoala-halle leben die Vari aus dem madagassischen Urwaldes frei in einem perfekt inszenierten abbild ihres natürlichen lebensraumes.

Uhu im Grimsel-Tierpark: Für eine artgerechte Uhu-haltung wären Felsen, Versteckmöglichkeiten und Badegelegenheiten notwendig. Nichts davon ist in dieser Voliere auf dem Grimselpass vorhanden.

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TIERREPORT 4/2008

Wir suchen ein ZuhauseTierheime der STS-Sektionen suchen für diese Tiere ein neues, richtiges Zuhause.

TIERREPORT 3/2011

Shira, bin eine zweijährige, kastrierte Tervueren-Hündin und sehr bewegungsfreudig. Ich wäre gerne bei bewegungsfreudigen Menschen mit Hundeerfahrung.STS-Sektion Tierschutzverein KreuzlingenTel. 071 695 12 61

Fauchi, bin halbjähriger Kater und entgegen meines Namens sehr verschmust und zutraulich. Ich wäre gerne mit einer anderen Katze zusammen und wünsche mir Freilauf.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22

Gizma (15) und ihr Sohn Tomy (14) wollen den Lebensabend gemeinsam verbringen. Sie suchen ein Zuhause mit Auslauf bei älteren Leuten mit viel Zeit.STS-Sektion Tierschutzverein Winterthur und UmgebungTel. 052 233 16 30

Bunny, Baba und Bluna sind anderthalbjährige, kastrierte Zwergkaninchen. Sie sind neugierig und lebenslustig und wünschen sich, in einer grossen Aussenlage zu leben.STS-Sektion Tierschutzverein Winterthur und UmgebungTel. 052 233 16 30

Sina, bin ca. vierjährige Kätzin, kastriert. Ich bin eigenwillig und sehr freiheitsliebend, lasse mich aber streicheln.STS-Sektion Tierschutzverein Sirnach und UmgebungTel. 079 704 90 12

Nirvanna, ich bin eine ca. fünfjährige Perserkätzin,

kastriert. Ich brauche regelmässige Fellpflege und

täglichen Freilauf. Zu anderen Katzen bin ich freundlich.

STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATs

Tel. 0900 98 00 22

Dyani, bin ein Leonberger-Appenzeller-Weibchen und erst ein halbes Jahr alt. Da ich ziemlich gross werde, wünsche ich mir ein Zuhause mit viel Platz und ich brauche noch Erziehung.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22

vernachlässigtabgegeben

Jecky, Bella, Loulou und Co. Kontaktfreudige Machos, scheue Mädchen und junge Draufgänger suchen neues Zuhause. Möglichst mindestens drei Tiere zusammen oder in bestehendes Rudel.STS-Sektion Club der Ratten-freunde CHTel. 079 624 23 20

beschlagnahmt

Mutzli, ich bin ca. achtjähriger, kastrierter Kater. Ich bin sehr anhänglich und verschmust. Brauche meinen Freigang.STS-Sektion Tierschutz-verein KreuzlingenTel. 071 695 12 61

Lady, bin eine fünfjährige Schäfer-Labrador-Hündin, kastriert. Ich bin gehorsam, anhänglich und liebe sehr das Wasser.STS-Sektion Tierschutzverein KreuzlingenTel. 071 695 12 61

abgegeben

heimatlos

abgegeben

Piccolo, bin ein sechsjähriger Pinscher-Rüde, kastriert und klein aber oho! Am liebsten wäre ich bei aktiven, naturverbundenen Leuten ohne Kinder zu Hause.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22

abgegeben

abgeschoben

zugelaufen

Sunny, bin fünfjährige Katzendame mit langem Fell und brauche Pflege. Ich suche ein ruhiges Zuhause mit Auslauf. Andere Katzen und Hunde mag ich.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22

abgeschoben

abgegeben

Filou, bin ein zehnjähriger English Cocker Spaniel- Rüde und kastriert. Ich bin nicht gerne alleine, mag andere Hunde und möchte meinen Lebensabend bei lieben Menschen verbringen.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22

Sandy, bin ca. vierjährige Katzendame und habe meinen eigenen Charakter. Ich bestimme, wer mich streichelt und brauche meinen Freilauf, dann bin ich dafür ganz lieb.STS-Sektion Tierschutz-verein KreuzlingenTel. 071 695 12 61

aufgefunden

aufgefunden

aufgefunden

Redaktor und Moderator

Beat Berger stellt in der TV-Sendung

«tierisch» weitere heimatlose Tiere

vor: www.tierisch.tierschutz.com