Tierreport 3/2011
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Transcript of Tierreport 3/2011
STS-Petition « M
ehr
Tierschutz
auf der J
agd»Gejagt und bedroht: Tiere in Not
TIERREPORTO F F I Z I E L L E S O R G A N D E S S C H W E I Z E R T I E R S C H U T Z S T S
CHF 5.– / EURO 4.– 3/2011
TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 32
Editorial
den Grundstein zu dem gelegt, was der Schweizer Tierschutz
STS heute ist: ein moderner, leistungsfähiger und von der Be-
völkerung geschätzter Dachverband der Schweizer Tierschutz-
vereine.
Der TIERREPORT berichtet in dieser Ausgabe unter anderem
über das Jubiläumsfest, das wir gemeinsam mit unseren Sekti-
onen, zielverwandten Organisationen und Gästen gefeiert ha-
ben. Den Ort des Festes, ein Zirkuszelt, haben wir bewusst ge-
wählt, denn gerade die Entwicklung in den meisten Schweizer
Zirkussen ist ein Musterbeispiel dafür, was der Tierschutz heute
für die Tiere erreichen kann, wenn er seriös und professionell
den Dialog sucht und Probleme gewissenhaft angeht. Am Fest
hat «Knie» auf eindrückliche Weise gezeigt, was Tiere ohne
Zwang und mit sichtbarer Freude leisten können, wenn man
auf ihre arteigenen Bedürfnisse Rücksicht nimmt und respekt-
voll mit ihnen umgeht. So haben wir den Bogen von einst zu
jetzt geschlossen.
Herzlich, Ihr
Heinz Lienhard, Präsident Schweizer Tierschutz STS
Liebe Leserin, lieber Leser
Am 18. August 1861 wurde der «Schweizerische Centralver-
ein zum Schutz der Thiere» vom Basler Pfarrer Philipp Hein-
rich Wolff und elf unerschrockenen Mitstreitern gegründet. Sie
waren zu diesem Zweck aus sieben Kantonen in Olten zusam-
mengekommen.
Es brauchte grossen Mut, eine gesamtschweizerische Tierschutz-
bewegung in einer Zeit ins Leben zu rufen, als Tierschutz noch
überhaupt kein Thema war. Denn es war eine harte, schwierige
Zeit, in der viele Menschen froh sein mussten, auch nur ihre
Familie durchbringen zu können. Tiere, alle Tiere, waren zu je-
nen Zeiten nur «Sachen». Man nutzte sie, ohne auf ihre Bedürf-
nisse Rücksicht zu nehmen, denn man wusste ja noch kaum,
dass auch sie ihre Bedürfnisse und Empfindungen haben. Und
dass sie einmal gesetzlich geschützt sein würden, konnte man
sich damals wohl ganz und gar nicht vorstellen.
Tierschutz war nie eine einfache Sache, und auch für uns ist
es immer noch ein steiniger Weg. Aber die Steine, die man uns
heute in den Weg legt, sind nichts im Vergleich zu denen, wel-
che Pfarrer Wolff und seine Gefährten damals vor sich hatten.
Das waren keine Steine – das waren ganze Felsbrocken! Ich
bewundere diese Pioniere und was sie im vorletzten Jahrhun-
dert in die Wege geleitet haben. Sie, wie auch die Generatio-
nen von Tierschützern, die in ihren Fussspuren folgten, haben
4 Jagdverordnung Unterstützen bitte auch Sie die STS-Petition «Mehr Tierschutz auf der Jagd».
6 Jagd auf Katzen Streunende Hauskatzen dürfen gemäss Jagdgesetz bejagt werden – ein Skandal.
8 Frau Bundesrätin … Der offene Brief des STS an Bundesrätin Leuthard wegen Tierquälerei auf der Jagd.
9 Tierschutzstatistik Immer mehr Heimtiere «landen» in den Tierheimen der STS-Sektionen.
10 Blutige Waljagd Die Beschlüsse der Internationalen Walfangkommission werden häufig sabotiert.
12 Aktuelles Schweiz Kurzmeldungen zu Tierschutzthemen aus der Schweiz.
14 150 Jahre STS Mit vielen Gästen feierte der STS im Zelt des National-Circus Knie sein Jubiläum.
16–19 Der Kleine Panda Das einzigartige und seltene Tier lebt in den Waldgebieten des Himalayas.
20 Todesfallen Zwei Gemeinden machen Schluss mit Stacheldraht – der STS unterstützt sie dabei.
22 Herdenschutz Im Val S-charl müssen die Schafe vor dem Bären beschützt werden.
24 Tiere in Not Tierheime mit alten und schwer vermittelbaren Tieren brauchen Ihre Unterstützung.
26 Aktuelles Welt Kurzmeldungen zu Tierschutzthemen aus alles Welt.
28 Bravo! Bedrohte Mauersegler-Kolonie dank aufmerksamem Anwohner gerettet.
29 Oxytocin? Welche Rolle spielt das «Wohlfühlhormon» bei Tieren?
30 STS-Zoobericht Die Tierhaltung hat sich in den rund 30 Zoos und Wildparks merklich verbessert.
32 Tiere suchen … Ausgesetzte, verlassene Tiere suchen ein neues, richtiges Zuhause.
150 Jahre!
TIERREPORT (ehemals «du+die Natur») offizielles organ des Schweizer tierschutz StS 138. Jahrgang, Nr. 3, oktober 2011, erscheint viermal jährlich Herausgeber: Schweizer tierschutz StS dornacherstrasse 101, 4008 Basel telefon 061 365 99 99, Fax 061 365 99 90, [email protected]
redaktor: Mark rissi
Mitarbeiter dieser Nummer: Matthias Brunner, Heinz lienhard, Catherine reber, Stefan tschopp, Eva Waiblinger, Sara Wehrli, dani Winter
Gestaltung, Produktion: die zwei, Basel
druck: Birkhäuser+GBC, reinach
abonnementspreise: Jahresabonnement (4 ausgaben) CHF 12.80 inkl. MWSt Einzelnummer CHF 5.–
tierreport-abonnentendienst: General-Wille-Strasse 144, 8706 Meilen telefon 044 925 38 20, Fax 044 925 36 96, [email protected]
abdruck nach Genehmigung durch die redaktion mit Quellenangabe gestattet.
iSSN 1424-9537, Papier 100% recycling
Besuchen Sie uns im internet:
www.tierschutz.com oder www.tierreport.ch
Die Sektionen des Schweizer Tierschutz STS: aargau · appenzell · appenzeller-Vorderland · Bas-Valais · Basel-Stadt · Basel-land · Bern Kanton · Bern Stadt · Biasca · Biel-Seeland · Ceresio/Mendrisiotto · Emmental · Frauenfeld · Fribourg · Frutigen · Glarus · Graubünden · Grenchen · Haut-léman · Horgen · interlaken-oberhasli · Jura/aJPa · Jura/Soubey · Kreuzlingen · la Chaux-de-Fonds · le locle · liechtenstein · linth · locarno · lugano · luzern · Neuchâtel · Nidwalden · Niedersimmental · Nyon · oberaargau · obersimmental · oberwallis · obwalden · olten · rheintal · romanshorn · rorschach · St. Gallen Stadt · Saanenland · Sargans-Werdenberg · Schaffhausen · Schwyz · Sirnach · Solothurn/Wasseramt · Steckborn · thun · toggenburg · Uri · Uster · Valais · Vaud · Winterthur · Zug · Fondation Neuchâteloise d’accueil pour animaux · Gerenau-Stiftung für tierschutz, Wädenswil · Stiftung Mensch+tier, Basel-Stadt · aKUt aktion Kirche und tier · aPS auffangstation für Sittiche und Papageien · Club der rattenfreunde · le refuge de darwyn · Stiftung Wildstation landshut · Prt Protection et récupération des tortues · SoS Chats, Genève · VaZ Verein aquarium Zürich
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tiErrEPort 3/2011
TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 32
Editorial
den Grundstein zu dem gelegt, was der Schweizer Tierschutz
STS heute ist: ein moderner, leistungsfähiger und von der Be-
völkerung geschätzter Dachverband der Schweizer Tierschutz-
vereine.
Der TIERREPORT berichtet in dieser Ausgabe unter anderem
über das Jubiläumsfest, das wir gemeinsam mit unseren Sekti-
onen, zielverwandten Organisationen und Gästen gefeiert ha-
ben. Den Ort des Festes, ein Zirkuszelt, haben wir bewusst ge-
wählt, denn gerade die Entwicklung in den meisten Schweizer
Zirkussen ist ein Musterbeispiel dafür, was der Tierschutz heute
für die Tiere erreichen kann, wenn er seriös und professionell
den Dialog sucht und Probleme gewissenhaft angeht. Am Fest
hat «Knie» auf eindrückliche Weise gezeigt, was Tiere ohne
Zwang und mit sichtbarer Freude leisten können, wenn man
auf ihre arteigenen Bedürfnisse Rücksicht nimmt und respekt-
voll mit ihnen umgeht. So haben wir den Bogen von einst zu
jetzt geschlossen.
Herzlich, Ihr
Heinz Lienhard, Präsident Schweizer Tierschutz STS
Liebe Leserin, lieber Leser
Am 18. August 1861 wurde der «Schweizerische Centralver-
ein zum Schutz der Thiere» vom Basler Pfarrer Philipp Hein-
rich Wolff und elf unerschrockenen Mitstreitern gegründet. Sie
waren zu diesem Zweck aus sieben Kantonen in Olten zusam-
mengekommen.
Es brauchte grossen Mut, eine gesamtschweizerische Tierschutz-
bewegung in einer Zeit ins Leben zu rufen, als Tierschutz noch
überhaupt kein Thema war. Denn es war eine harte, schwierige
Zeit, in der viele Menschen froh sein mussten, auch nur ihre
Familie durchbringen zu können. Tiere, alle Tiere, waren zu je-
nen Zeiten nur «Sachen». Man nutzte sie, ohne auf ihre Bedürf-
nisse Rücksicht zu nehmen, denn man wusste ja noch kaum,
dass auch sie ihre Bedürfnisse und Empfindungen haben. Und
dass sie einmal gesetzlich geschützt sein würden, konnte man
sich damals wohl ganz und gar nicht vorstellen.
Tierschutz war nie eine einfache Sache, und auch für uns ist
es immer noch ein steiniger Weg. Aber die Steine, die man uns
heute in den Weg legt, sind nichts im Vergleich zu denen, wel-
che Pfarrer Wolff und seine Gefährten damals vor sich hatten.
Das waren keine Steine – das waren ganze Felsbrocken! Ich
bewundere diese Pioniere und was sie im vorletzten Jahrhun-
dert in die Wege geleitet haben. Sie, wie auch die Generatio-
nen von Tierschützern, die in ihren Fussspuren folgten, haben
4 Jagdverordnung Unterstützen bitte auch Sie die STS-Petition «Mehr Tierschutz auf der Jagd».
6 Jagd auf Katzen Streunende Hauskatzen dürfen gemäss Jagdgesetz bejagt werden – ein Skandal.
8 Frau Bundesrätin … Der offene Brief des STS an Bundesrätin Leuthard wegen Tierquälerei auf der Jagd.
9 Tierschutzstatistik Immer mehr Heimtiere «landen» in den Tierheimen der STS-Sektionen.
10 Blutige Waljagd Die Beschlüsse der Internationalen Walfangkommission werden häufig sabotiert.
12 Aktuelles Schweiz Kurzmeldungen zu Tierschutzthemen aus der Schweiz.
14 150 Jahre STS Mit vielen Gästen feierte der STS im Zelt des National-Circus Knie sein Jubiläum.
16–19 Der Kleine Panda Das einzigartige und seltene Tier lebt in den Waldgebieten des Himalayas.
20 Todesfallen Zwei Gemeinden machen Schluss mit Stacheldraht – der STS unterstützt sie dabei.
22 Herdenschutz Im Val S-charl müssen die Schafe vor dem Bären beschützt werden.
24 Tiere in Not Tierheime mit alten und schwer vermittelbaren Tieren brauchen Ihre Unterstützung.
26 Aktuelles Welt Kurzmeldungen zu Tierschutzthemen aus alles Welt.
28 Bravo! Bedrohte Mauersegler-Kolonie dank aufmerksamem Anwohner gerettet.
29 Oxytocin? Welche Rolle spielt das «Wohlfühlhormon» bei Tieren?
30 STS-Zoobericht Die Tierhaltung hat sich in den rund 30 Zoos und Wildparks merklich verbessert.
32 Tiere suchen … Ausgesetzte, verlassene Tiere suchen ein neues, richtiges Zuhause.
150 Jahre!
TIERREPORT (ehemals «du+die Natur») offizielles organ des Schweizer tierschutz StS 138. Jahrgang, Nr. 3, oktober 2011, erscheint viermal jährlich Herausgeber: Schweizer tierschutz StS dornacherstrasse 101, 4008 Basel telefon 061 365 99 99, Fax 061 365 99 90, [email protected]
redaktor: Mark rissi
Mitarbeiter dieser Nummer: Matthias Brunner, Heinz lienhard, Catherine reber, Stefan tschopp, Eva Waiblinger, Sara Wehrli, dani Winter
Gestaltung, Produktion: die zwei, Basel
druck: Birkhäuser+GBC, reinach
abonnementspreise: Jahresabonnement (4 ausgaben) CHF 12.80 inkl. MWSt Einzelnummer CHF 5.–
tierreport-abonnentendienst: General-Wille-Strasse 144, 8706 Meilen telefon 044 925 38 20, Fax 044 925 36 96, [email protected]
abdruck nach Genehmigung durch die redaktion mit Quellenangabe gestattet.
iSSN 1424-9537, Papier 100% recycling
Besuchen Sie uns im internet:
www.tierschutz.com oder www.tierreport.ch
Die Sektionen des Schweizer Tierschutz STS: aargau · appenzell · appenzeller-Vorderland · Bas-Valais · Basel-Stadt · Basel-land · Bern Kanton · Bern Stadt · Biasca · Biel-Seeland · Ceresio/Mendrisiotto · Emmental · Frauenfeld · Fribourg · Frutigen · Glarus · Graubünden · Grenchen · Haut-léman · Horgen · interlaken-oberhasli · Jura/aJPa · Jura/Soubey · Kreuzlingen · la Chaux-de-Fonds · le locle · liechtenstein · linth · locarno · lugano · luzern · Neuchâtel · Nidwalden · Niedersimmental · Nyon · oberaargau · obersimmental · oberwallis · obwalden · olten · rheintal · romanshorn · rorschach · St. Gallen Stadt · Saanenland · Sargans-Werdenberg · Schaffhausen · Schwyz · Sirnach · Solothurn/Wasseramt · Steckborn · thun · toggenburg · Uri · Uster · Valais · Vaud · Winterthur · Zug · Fondation Neuchâteloise d’accueil pour animaux · Gerenau-Stiftung für tierschutz, Wädenswil · Stiftung Mensch+tier, Basel-Stadt · aKUt aktion Kirche und tier · aPS auffangstation für Sittiche und Papageien · Club der rattenfreunde · le refuge de darwyn · Stiftung Wildstation landshut · Prt Protection et récupération des tortues · SoS Chats, Genève · VaZ Verein aquarium Zürich
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tiErrEPort 3/2011
TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 54
Ich kenne keinen Jäger, der sich nicht als
Heger und Pfleger bezeichnet; sie alle le-
gen grossen Wert darauf, als «Tierschüt-
zer» zu gelten. Aber weshalb stellt sich
dann die Jägerlobby seit Jahren konse-
quent quer, wenn es darum geht, krass
tierquälerische «Jagdtraditionen» end-
lich abzuschaffen? Weshalb sollen in
einer neuen Jagdverordnung Tierquä-
lereien festgeschrieben werden, anstatt
dass man die Wildtiere vor Anachronis-
men schützt, die nicht mehr in unsere
heutige Zeit gehören?
Wenn eine neue Jagdverordnung
nämlich davon ausgeht, dass man Wild-
tiere auch mit nicht waidgerechten Me-
thoden jagen kann, weil man sie als
Schädlinge betrachtet, dann ist das ein
Skandal. Und dagegen wehren wir uns.
Gnadenlose BaujagdBei der Baujagd werden speziell zu die-
sem Zweck scharf gemachte Hunde ver-
wendet, um die Füchse aus ihren Bauten
hinauszutreiben, damit sie draussen von
den wartenden Jägern abgeschossen wer-
den können. Das ist bequem und macht
den Grünröcken offenbar Spass.
Nun hat aber ein Fuchs keine andere
Wahl als sich zu wehren, wenn er in die
Enge getrieben wird. Deshalb kommt es
häufig zu unterirdischen Kämpfen auf
Leben und Tod, bei denen sich Hund und
Fuchs ineinander verbeissen und schwer
verletzen. Oft müssen die Tiere dann aus-
gegraben werden: der Fuchs zum Töten
(wenn er überhaupt noch lebt), der Hund,
damit seine Verletzungen von einem Tier-
arzt behandelt werden können.
Gesetzlich erlaubte TierquälereiAn Sadismus nicht mehr zu überbieten
ist die Art und Weise, wie die Hunde für
ihre Verwendung zur Baujagd «ausgebil-
det», das heisst scharf gemacht werden.
Das geschieht im sogenannten Kunst-
bau, einem Röhrensystem mit einem da-
rin eingesperrten lebenden (!) Fuchs, auf
den man die Hunde ansetzt.
Dass unser Tierschutzgesetz so etwas
explizit gestattet, ist für normal empfin-
dende Menschen kaum zu glauben. Na-
türlich ist vorgeschrieben, dass Fuchs und
Hund durch Schieber getrennt sind, damit
sie sich nicht verletzen können. Aber das
ist nichts anderes als gesetzliche Schein-
heiligkeit. Übrigens wissen wir nicht, wie
oft und wie lange der Fuchs dieses grau-
same Spiel mitmachen muss und was mit
ihm geschieht, wenn er «ausgedient» hat.
Aus einer Umfrage der GfK aus dem Jahr
2009 wissen wir, dass 67 Prozent der Be-
fragten die Baujagd als unethisch ableh-
nen. Ich behaupte, dass es wohl nahezu
100 Prozent wären, wenn die Bevölke-
rung wüsste, welch unglaubliche Tier-
quälerei hinter dieser «Jagdtradition» ver-
borgen ist.
Übrigens hat es die Dachorganisa-
tion «JagdSchweiz» abgelehnt, uns ein-
mal eine solche Baujagd zu demonstrie-
ren. Auch die Vereinigung, welche Jagd-
hunde am Kunstbau «ausbildet», weigert
sich bis heute, uns «hinter die Kulissen»
schauen zu lassen.
Eine verquerte OptikDer Entwurf zur neuen Jagdverordnung
(JSV), erarbeitet vom Bundesamt für Um-
welt (BAFU), könnte genauso gut von
rückwärtsgewandten Jägerkreisen ver-
fasst worden sein. Wird die «Revision»
wie vorgesehen umgesetzt, wird der tier-
schützerisch problematische Status quo
wieder für Jahrzehnte zementiert und
ein ökologisch sinnvolles und tierethisch
vertretbares Management der jagdbaren
Tierarten verhindert.
Der vorliegende Entwurf beruht auf
einem völlig falschen Naturverständ-
nis. Er teilt Tiere aus einer rein jagdli-
chen und landwirtschaftlichen Optik in
«nützliche» und «schädliche» Arten ein.
Für den Jäger wird implizit ein «Anrecht
auf Beute» bzw. für den Kanton ein An-
recht auf finanzielle Erträge aus der Jagd
postuliert, indem der Begriff des «Wild-
schadens» auf von Raubtieren gejagtes
Wild ausgeweitet wird: Sollten Raubtiere
innerhalb der natürlichen Nahrungskette
die Jagderträge mindern, soll dies künf-
tig als Grund zur Bejagung geschützter
Arten wie des Wolfs ausreichend sein!
Jägerinteressen werden privilegiertOffenbar haben sich die Interessen ein-
zelner Nutzergruppen (Jäger, Bauern)
durchgesetzt – und nicht ökologische
und tierschützerische Fakten oder das
Interesse der Allgemeinheit. So soll die
tierquälerische Baujagd weiterhin er-
laubt sein, und Jäger werden gemäss
dem Entwurf weiterhin gegenüber allen
anderen Nutzergruppen des Waldes pri-
vilegiert bleiben.
Auch die eigentlich selbstverständli-
che Pflicht, dass, wer mit Schusswaffen
umgeht, seine Treffsicherheit jährlich
üben und beweisen muss, wurde den Jä-
gern – ganz im Gegensatz zu Armeean-
gehörigen – im Entwurf zur neuen JSV
nicht zugemutet. -�
�
� Heinz Lienhard, Präsident STS
Wird die neue Jagdverordnung so umgesetzt, wie es der jetzige Entwurf vorsieht, wäre dies ein herber Rückschritt für den Tierschutz. STS-Präsident Heinz Lienhard plädiert für ein neues Natur- und Tierverständnis.
Baujagd gehört endlich verboten!
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der STS ist nicht gewillt, die revidierte JSV in ihrer derzeitigen
Form zu akzeptieren. dem Schutzgedanken muss endlich Priori-
tät über die nutzungsansprüche gegeben werden! unterstützen
Sie deshalb die STS-Petition «Mehr Tierschutz auf der Jagd!».
Mehr Information zur Petition:
www.tierschutz.com/jagdpetition, Video «Baujagd: Tierkämpfe mit tragischem Aus-
gang», Factsheet «Online-Petition zur Revision der Verordnung über die Jagd und den
Schutz wildlebender Säugetiere und Vögel (JSV)»
Unterschreiben Sie bitte die wichtige STS-Petition
Mehr TierschuTz auf der Jagd – JeTzT!
TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 54
Ich kenne keinen Jäger, der sich nicht als
Heger und Pfleger bezeichnet; sie alle le-
gen grossen Wert darauf, als «Tierschüt-
zer» zu gelten. Aber weshalb stellt sich
dann die Jägerlobby seit Jahren konse-
quent quer, wenn es darum geht, krass
tierquälerische «Jagdtraditionen» end-
lich abzuschaffen? Weshalb sollen in
einer neuen Jagdverordnung Tierquä-
lereien festgeschrieben werden, anstatt
dass man die Wildtiere vor Anachronis-
men schützt, die nicht mehr in unsere
heutige Zeit gehören?
Wenn eine neue Jagdverordnung
nämlich davon ausgeht, dass man Wild-
tiere auch mit nicht waidgerechten Me-
thoden jagen kann, weil man sie als
Schädlinge betrachtet, dann ist das ein
Skandal. Und dagegen wehren wir uns.
Gnadenlose BaujagdBei der Baujagd werden speziell zu die-
sem Zweck scharf gemachte Hunde ver-
wendet, um die Füchse aus ihren Bauten
hinauszutreiben, damit sie draussen von
den wartenden Jägern abgeschossen wer-
den können. Das ist bequem und macht
den Grünröcken offenbar Spass.
Nun hat aber ein Fuchs keine andere
Wahl als sich zu wehren, wenn er in die
Enge getrieben wird. Deshalb kommt es
häufig zu unterirdischen Kämpfen auf
Leben und Tod, bei denen sich Hund und
Fuchs ineinander verbeissen und schwer
verletzen. Oft müssen die Tiere dann aus-
gegraben werden: der Fuchs zum Töten
(wenn er überhaupt noch lebt), der Hund,
damit seine Verletzungen von einem Tier-
arzt behandelt werden können.
Gesetzlich erlaubte TierquälereiAn Sadismus nicht mehr zu überbieten
ist die Art und Weise, wie die Hunde für
ihre Verwendung zur Baujagd «ausgebil-
det», das heisst scharf gemacht werden.
Das geschieht im sogenannten Kunst-
bau, einem Röhrensystem mit einem da-
rin eingesperrten lebenden (!) Fuchs, auf
den man die Hunde ansetzt.
Dass unser Tierschutzgesetz so etwas
explizit gestattet, ist für normal empfin-
dende Menschen kaum zu glauben. Na-
türlich ist vorgeschrieben, dass Fuchs und
Hund durch Schieber getrennt sind, damit
sie sich nicht verletzen können. Aber das
ist nichts anderes als gesetzliche Schein-
heiligkeit. Übrigens wissen wir nicht, wie
oft und wie lange der Fuchs dieses grau-
same Spiel mitmachen muss und was mit
ihm geschieht, wenn er «ausgedient» hat.
Aus einer Umfrage der GfK aus dem Jahr
2009 wissen wir, dass 67 Prozent der Be-
fragten die Baujagd als unethisch ableh-
nen. Ich behaupte, dass es wohl nahezu
100 Prozent wären, wenn die Bevölke-
rung wüsste, welch unglaubliche Tier-
quälerei hinter dieser «Jagdtradition» ver-
borgen ist.
Übrigens hat es die Dachorganisa-
tion «JagdSchweiz» abgelehnt, uns ein-
mal eine solche Baujagd zu demonstrie-
ren. Auch die Vereinigung, welche Jagd-
hunde am Kunstbau «ausbildet», weigert
sich bis heute, uns «hinter die Kulissen»
schauen zu lassen.
Eine verquerte OptikDer Entwurf zur neuen Jagdverordnung
(JSV), erarbeitet vom Bundesamt für Um-
welt (BAFU), könnte genauso gut von
rückwärtsgewandten Jägerkreisen ver-
fasst worden sein. Wird die «Revision»
wie vorgesehen umgesetzt, wird der tier-
schützerisch problematische Status quo
wieder für Jahrzehnte zementiert und
ein ökologisch sinnvolles und tierethisch
vertretbares Management der jagdbaren
Tierarten verhindert.
Der vorliegende Entwurf beruht auf
einem völlig falschen Naturverständ-
nis. Er teilt Tiere aus einer rein jagdli-
chen und landwirtschaftlichen Optik in
«nützliche» und «schädliche» Arten ein.
Für den Jäger wird implizit ein «Anrecht
auf Beute» bzw. für den Kanton ein An-
recht auf finanzielle Erträge aus der Jagd
postuliert, indem der Begriff des «Wild-
schadens» auf von Raubtieren gejagtes
Wild ausgeweitet wird: Sollten Raubtiere
innerhalb der natürlichen Nahrungskette
die Jagderträge mindern, soll dies künf-
tig als Grund zur Bejagung geschützter
Arten wie des Wolfs ausreichend sein!
Jägerinteressen werden privilegiertOffenbar haben sich die Interessen ein-
zelner Nutzergruppen (Jäger, Bauern)
durchgesetzt – und nicht ökologische
und tierschützerische Fakten oder das
Interesse der Allgemeinheit. So soll die
tierquälerische Baujagd weiterhin er-
laubt sein, und Jäger werden gemäss
dem Entwurf weiterhin gegenüber allen
anderen Nutzergruppen des Waldes pri-
vilegiert bleiben.
Auch die eigentlich selbstverständli-
che Pflicht, dass, wer mit Schusswaffen
umgeht, seine Treffsicherheit jährlich
üben und beweisen muss, wurde den Jä-
gern – ganz im Gegensatz zu Armeean-
gehörigen – im Entwurf zur neuen JSV
nicht zugemutet. -�
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� Heinz Lienhard, Präsident STS
Wird die neue Jagdverordnung so umgesetzt, wie es der jetzige Entwurf vorsieht, wäre dies ein herber Rückschritt für den Tierschutz. STS-Präsident Heinz Lienhard plädiert für ein neues Natur- und Tierverständnis.
Baujagd gehört endlich verboten!
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der STS ist nicht gewillt, die revidierte JSV in ihrer derzeitigen
Form zu akzeptieren. dem Schutzgedanken muss endlich Priori-
tät über die nutzungsansprüche gegeben werden! unterstützen
Sie deshalb die STS-Petition «Mehr Tierschutz auf der Jagd!».
Mehr Information zur Petition:
www.tierschutz.com/jagdpetition, Video «Baujagd: Tierkämpfe mit tragischem Aus-
gang», Factsheet «Online-Petition zur Revision der Verordnung über die Jagd und den
Schutz wildlebender Säugetiere und Vögel (JSV)»
Unterschreiben Sie bitte die wichtige STS-Petition
Mehr TierschuTz auf der Jagd – JeTzT!
TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/20116
Eine Motion des Nationalrats Luc Barthas-
sat fordert eine Teilrevision der Jagdge-
setzgebung, insbesondere des Artikels 5
Absatz 3 lit. a, welcher die Jagd auf die so-
genannten «Schädlinge» regelt. Kurzum:
Der Abschuss von Hauskatzen soll ver-
boten werden.
Die Hauskatze – ein Schädling?Weil Katzen Vögel jagen und in gros-
ser Zahl vorkommen, wird ihnen vor-
geworfen, sie bedrohten die Vogelwelt.
Aufgrund der über einer Million in der
Schweiz lebenden Hauskatzen (wovon
aber nicht alle Freilauf haben!) und Be-
obachtungen des Jagderfolgs von Ein-
zeltieren werden haarsträubende Hoch-
rechnungen gemacht, wonach die
Schweizer Katzenpopulation alljährlich
für den Tod von Millionen Vögeln ver-
antwortlich sei. Gemäss Dr. D. Turner,
Ethologe und Katzenspezialist, befinden
sich die Bestände von Hauskatzen und
Gartenvögeln aber in einer natürlichen
Raubtier-Beute-Beziehung. Was ist also
dran an der Behauptung, Katzen schade-
ten der übrigen Fauna?
Die Hauskatze ist mit rund 50 Indi-
viduen pro km2 das in der Schweiz häu-
figste Raubtier. Zum Opfer fallen ihr
hauptsächlich Jungvögel von Arten, die
durch den Menschen künstlich gefördert
wurden (Meisen, Sperlinge, Amseln). Ei-
gentlich ist die Katze ein Mäusejäger.
Weil aber der Mensch die Nagetiere in
den Siedlungen bekämpft, weichen Kat-
zen auf die Vogeljagd aus. Hätte sie die
Wahl, würde die Katze weder Waldvö-
gel noch grössere Säugetiere, sondern
hauptsächlich Feldmäuse jagen (kaum
eine Katze nimmt es mit Beutetieren auf,
die grösser sind als eine Ratte). Lokal ja-
gen Katzen auch Reptilien und Amphi-
bien – allerdings ist für die Kriechtiere
die Lebensraumqualität der entschei-
dende Faktor. Da Katzen einen hohen
Jagdaufwand vermeiden und vor allem
die kastrierten Tiere keine weiten Streif-
züge unternehmen, fallen ihnen vor al-
lem häufige Vögel zum Opfer. Wenn ge-
nügend Nahrung, Verstecke und Nist-
möglichkeiten vorhanden sind, kön-
nen Vögel, Blindschleichen und Mäuse
die durch Katzen entstandenen Verluste
ausgleichen.
Abschuss: ungerechtfertigt und problematischAls «streunend» oder «wildernd» gilt jede
Katze, wenn sie sich nur hundert Meter
vom nächsten Haus entfernt hat oder im
Wald angetroffen wird. Weil Hauskatzen
zur Identifikation heute vermehrt «ge-
chipt» sind, statt ein Halsband zu tra-
gen, fällt die Unterscheidung streunender
Hauskatzen von Familie Meiers «Felix»
schwer. Gemäss Jagdgesetzgebung müs-
sen Massnahmen gegen schädliche Tiere
verhältnismässig sein und den Tieren un-
nötiges Leid ersparen. Die Realität sieht
jedoch anders aus!
Der Abschuss freilaufender Katzen ist
ungerechtfertigt, da Katzen als Jäger von
Hasen, Rebhühnern oder Eichhörnchen
nicht ins Gewicht fallen – ganz im Gegen-
satz zur lokalen Bejagung geschützter Ar-
ten durch die Niederjagd! Die zahlreichen
Fälle von mit Schrot oder Luftgewehren
angeschossenen Hauskatzen, die sterbend
im Quartier aufgefunden und von ihren
Menschen betrauert werden, sprechen
eine traurige Sprache: Dass Katzen per
Jagdgesetz als «Schädlinge» gelten, för-
dert eine feindliche Einstellung gegen-
über diesen Haustieren, die dann nicht
nur Jägern, sondern auch schiesswütigen
Katzenhassern zum Opfer fallen.
Haus- und Wildkatze: Verwechslungsgefahr!Im Jurabogen lebt heimlich die Wild-
katze (Felis sylvestris), eine nahe Ver-
wandte unserer Hauskatze. In den letz-
ten Jahrhunderten als «Schädling» ver-
folgt und praktisch ausgerottet, konnte
sie sich dank strengem Schutz seit den
70er-Jahren – aus dem Elsass und Ba-
selland kommend – wieder ausbreiten.
Kaum jemand bekommt sie zu Gesicht.
Molekulargenetische Studien, bei denen
Katzenhaare an Baldrianködern gesam-
melt werden, lassen darauf schliessen,
dass es sich bei der Nordwestschweizer
Population nur um rund 30 Tiere handelt
– und dass diese sich nicht mit den nah
verwandten Hauskatzen kreuzen. Was
kann daraus geschlossen werden?
Zum einen, dass die Bestände frei-
laufender Hauskatzen kaum eine Gefahr
für die genetische Reinheit der Wild-
katzenpopulation darstellen – erst recht
nicht, wenn Freilaufkatzen konsequent
kastriert werden! Zum anderen, dass die
Wildkatze eine sehr seltene Art ist! Auch
deshalb sollte die Jagd auf streunende
Hauskatzen verboten werden – denn auf
Distanz ist die Unterscheidung zwischen
getigerten Haus- und Wildkatzen prak-
tisch unmöglich. Eine sichere Unter-
scheidung kann nur aufgrund des Schä-
delindexes (Verhältnis Schädellänge zu
Gehirnvolumen) vorgenommen werden
– im Feld unmöglich! Die Gefahr, dass
den Katzenjägern auch geschützte Wild-
katzen zum Opfer fallen, ist gross. Daher
unterstützt der Schweizer Tierschutz STS
die «Motion Barthassat». Ein Verbot der
Jagd auf streunende Hauskatzen hatte
der STS übrigens – vergeblich! – schon
im Rahmen der Arbeiten zur Revision
der Jagdverordnung gefordert …-�
Sara Wehrli
STS-Fachstelle Wildtiere
Verwechslungsgefahr: Die geschützte Wildkatze unterscheidet sich äusserlich kaum von den Hauskatzen.
keys
ton
e
isto
ckpH
oto
Jagd auf Hauskatzen ist unverantwortlich
Noch immer gehört die Hauskatze in der Schweiz zum «jagdbaren Wild»; gemäss Jagdgesetz dürfen streunende Hauskatzen ganzjährig bejagt werden. Katzen, die sich weiter als 100 Meter vom nächsten Haus entfernen, begeben sich in Lebensgefahr: Jäger, die auf Katzen schiessen, haben nicht selten einen geliebten Stubentiger auf dem Gewissen.
731
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Ich möchte die Arbeit des SchweizerTierschutz STS unterstützen und werde den Abobetrag um
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• erinformiertSieaktuellüber nationale und internationale tierschutzaktivitäten.
•erdecktHintergründe aufundnenntdieDinge beim namen.
•erstelltTiereausden tierheimen unserer sektionen vor.
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TIERREPORT 4/2008
Wir suchen ein ZuhauseTierheime der STS-Sektionen suchen für diese Tiere ein neues, richtiges Zuhause.
TIERREPORT 3/2011
STS-Petition « M
ehr
Tierschutz auf d
er Jagd»
Gejagt und bedroht: Tiere in Not
shira, bin eine zweijährige, kastrierte tervuerenHündin und sehrbewegungsfreudig.IchwäregernebeibewegungsfreudigenMenschenmitHundeerfahrung.STS-Sektion Tierschutzverein KreuzlingenTel. 071 695 12 61
Fauchi, bin halbjähriger kater und entgegen meines namens sehr verschmust und zutraulich. ich wäre gerne mit einer anderen katze zusammen und wünschemirFreilauf.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22
Gizma (15) und ihr sohn tomy (14) wollen den Lebensabend gemeinsam verbringen. sie suchen
einZuhausemitAuslaufbeiälterenLeuten mit viel Zeit.STS-Sektion Tierschutzverein Winterthur und UmgebungTel. 052 233 16 30
Bunny, Baba und Bluna sind anderthalbjährige, kastrierte Zwergkaninchen. sie sind neugierig und lebenslustig und wünschen sich, in einer grossen Aussenlage zu leben.STS-Sektion Tierschutzverein Winterthur und UmgebungTel. 052 233 16 30
sina, bin ca. vierjährige kätzin, kastriert. ich bin eigenwillig und sehrfreiheitsliebend,lassemichaber streicheln.STS-Sektion Tierschutzverein Sirnach und UmgebungTel. 079 704 90 12
nirvanna, ich bin eine ca. fünfjährigePerserkätzin,kastriert. ich brauche regelmässigeFellpflegeundtäglichenFreilauf.ZuanderenKatzenbinichfreundlich.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22
Dyani, bin ein LeonbergerAppenzeller-Weibchenunderst ein halbes Jahr alt. Da ich ziemlich gross werde, wünsche ich mir ein Zuhause mit viel platz und ich brauche noch erziehung.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22
vernachlässigt
abgegeben
beschlagnahmt
Jecky, Bella, Loulou und co. KontaktfreudigeMachos,scheueMädchenundjungeDraufgängersuchen neues Zuhause. Möglichst mindestens drei tiere zusammen oderinbestehendesRudel.STS-Sektion Club der Ratten-freunde CH
Tel. 079 624 23 20
beschlagnahmt
Mutzli, ich bin ca. achtjähriger, kastrierter kater. ich bin sehr anhänglich und verschmust. Brauche meinen Freigang.STS-Sektion Tierschutz-verein KreuzlingenTel. 071 695 12 61
Lady, bin eine fünfjährigeSchäfer-LabradorHündin, kastriert. ich bin gehorsam, anhänglich und liebe sehr das Wasser.STS-Sektion Tierschutzverein KreuzlingenTel. 071 695 12 61
abgegeben
heimatlos
abgegeben
piccolo, bin ein sechsjähriger Pinscher-Rüde,kastriertundkleinaber oho! Am liebsten wäre ich bei aktiven, naturverbundenen Leuten ohne kinder zu Hause.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22
abgegeben
abgeschoben
abgeschoben
zugelaufen
Sunny,binfünfjährigeKatzendamemitlangemFell
undbrauchePflege.IchsucheeinruhigesZuhause
mitAuslauf.AndereKatzenundHundemagich.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22
abgeschoben
abgegeben
TIERREPORTO F F I Z I E L L E S O R G A N D E S S C H W E I Z E R T I E R S C H U T Z S T S
CHF5.–/EURO4.–3/2011Filou, bin ein zehnjähriger EnglishCockerSpaniel-Rüdeundkastriert.Ichbinnicht gerne alleine, mag andere Hunde und möchte meinen Lebensabend bei lieben Menschen verbringen.
STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22
heimatlos
sandy, bin ca. vierjährige katzendame und habe meinen eigenen charakter. ich bestimme, wer mich streichelt und brauche meinenFreilauf,dannbinichdafürganzlieb.STS-Sektion Tierschutz-verein KreuzlingenTel. 071 695 12 61
aufgefunden
aufgefunden
aufgefunden
Redaktor und Moderator Beat Berger stellt in der TV-Sendung «tierisch» weitere heimatlose Tiere vor: www.tierisch.tierschutz.com
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TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/20116
Eine Motion des Nationalrats Luc Barthas-
sat fordert eine Teilrevision der Jagdge-
setzgebung, insbesondere des Artikels 5
Absatz 3 lit. a, welcher die Jagd auf die so-
genannten «Schädlinge» regelt. Kurzum:
Der Abschuss von Hauskatzen soll ver-
boten werden.
Die Hauskatze – ein Schädling?Weil Katzen Vögel jagen und in gros-
ser Zahl vorkommen, wird ihnen vor-
geworfen, sie bedrohten die Vogelwelt.
Aufgrund der über einer Million in der
Schweiz lebenden Hauskatzen (wovon
aber nicht alle Freilauf haben!) und Be-
obachtungen des Jagderfolgs von Ein-
zeltieren werden haarsträubende Hoch-
rechnungen gemacht, wonach die
Schweizer Katzenpopulation alljährlich
für den Tod von Millionen Vögeln ver-
antwortlich sei. Gemäss Dr. D. Turner,
Ethologe und Katzenspezialist, befinden
sich die Bestände von Hauskatzen und
Gartenvögeln aber in einer natürlichen
Raubtier-Beute-Beziehung. Was ist also
dran an der Behauptung, Katzen schade-
ten der übrigen Fauna?
Die Hauskatze ist mit rund 50 Indi-
viduen pro km2 das in der Schweiz häu-
figste Raubtier. Zum Opfer fallen ihr
hauptsächlich Jungvögel von Arten, die
durch den Menschen künstlich gefördert
wurden (Meisen, Sperlinge, Amseln). Ei-
gentlich ist die Katze ein Mäusejäger.
Weil aber der Mensch die Nagetiere in
den Siedlungen bekämpft, weichen Kat-
zen auf die Vogeljagd aus. Hätte sie die
Wahl, würde die Katze weder Waldvö-
gel noch grössere Säugetiere, sondern
hauptsächlich Feldmäuse jagen (kaum
eine Katze nimmt es mit Beutetieren auf,
die grösser sind als eine Ratte). Lokal ja-
gen Katzen auch Reptilien und Amphi-
bien – allerdings ist für die Kriechtiere
die Lebensraumqualität der entschei-
dende Faktor. Da Katzen einen hohen
Jagdaufwand vermeiden und vor allem
die kastrierten Tiere keine weiten Streif-
züge unternehmen, fallen ihnen vor al-
lem häufige Vögel zum Opfer. Wenn ge-
nügend Nahrung, Verstecke und Nist-
möglichkeiten vorhanden sind, kön-
nen Vögel, Blindschleichen und Mäuse
die durch Katzen entstandenen Verluste
ausgleichen.
Abschuss: ungerechtfertigt und problematischAls «streunend» oder «wildernd» gilt jede
Katze, wenn sie sich nur hundert Meter
vom nächsten Haus entfernt hat oder im
Wald angetroffen wird. Weil Hauskatzen
zur Identifikation heute vermehrt «ge-
chipt» sind, statt ein Halsband zu tra-
gen, fällt die Unterscheidung streunender
Hauskatzen von Familie Meiers «Felix»
schwer. Gemäss Jagdgesetzgebung müs-
sen Massnahmen gegen schädliche Tiere
verhältnismässig sein und den Tieren un-
nötiges Leid ersparen. Die Realität sieht
jedoch anders aus!
Der Abschuss freilaufender Katzen ist
ungerechtfertigt, da Katzen als Jäger von
Hasen, Rebhühnern oder Eichhörnchen
nicht ins Gewicht fallen – ganz im Gegen-
satz zur lokalen Bejagung geschützter Ar-
ten durch die Niederjagd! Die zahlreichen
Fälle von mit Schrot oder Luftgewehren
angeschossenen Hauskatzen, die sterbend
im Quartier aufgefunden und von ihren
Menschen betrauert werden, sprechen
eine traurige Sprache: Dass Katzen per
Jagdgesetz als «Schädlinge» gelten, för-
dert eine feindliche Einstellung gegen-
über diesen Haustieren, die dann nicht
nur Jägern, sondern auch schiesswütigen
Katzenhassern zum Opfer fallen.
Haus- und Wildkatze: Verwechslungsgefahr!Im Jurabogen lebt heimlich die Wild-
katze (Felis sylvestris), eine nahe Ver-
wandte unserer Hauskatze. In den letz-
ten Jahrhunderten als «Schädling» ver-
folgt und praktisch ausgerottet, konnte
sie sich dank strengem Schutz seit den
70er-Jahren – aus dem Elsass und Ba-
selland kommend – wieder ausbreiten.
Kaum jemand bekommt sie zu Gesicht.
Molekulargenetische Studien, bei denen
Katzenhaare an Baldrianködern gesam-
melt werden, lassen darauf schliessen,
dass es sich bei der Nordwestschweizer
Population nur um rund 30 Tiere handelt
– und dass diese sich nicht mit den nah
verwandten Hauskatzen kreuzen. Was
kann daraus geschlossen werden?
Zum einen, dass die Bestände frei-
laufender Hauskatzen kaum eine Gefahr
für die genetische Reinheit der Wild-
katzenpopulation darstellen – erst recht
nicht, wenn Freilaufkatzen konsequent
kastriert werden! Zum anderen, dass die
Wildkatze eine sehr seltene Art ist! Auch
deshalb sollte die Jagd auf streunende
Hauskatzen verboten werden – denn auf
Distanz ist die Unterscheidung zwischen
getigerten Haus- und Wildkatzen prak-
tisch unmöglich. Eine sichere Unter-
scheidung kann nur aufgrund des Schä-
delindexes (Verhältnis Schädellänge zu
Gehirnvolumen) vorgenommen werden
– im Feld unmöglich! Die Gefahr, dass
den Katzenjägern auch geschützte Wild-
katzen zum Opfer fallen, ist gross. Daher
unterstützt der Schweizer Tierschutz STS
die «Motion Barthassat». Ein Verbot der
Jagd auf streunende Hauskatzen hatte
der STS übrigens – vergeblich! – schon
im Rahmen der Arbeiten zur Revision
der Jagdverordnung gefordert …-�
Sara Wehrli
STS-Fachstelle Wildtiere
Verwechslungsgefahr: Die geschützte Wildkatze unterscheidet sich äusserlich kaum von den Hauskatzen.
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e
isto
ckpH
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Jagd auf Hauskatzen ist unverantwortlich
Noch immer gehört die Hauskatze in der Schweiz zum «jagdbaren Wild»; gemäss Jagdgesetz dürfen streunende Hauskatzen ganzjährig bejagt werden. Katzen, die sich weiter als 100 Meter vom nächsten Haus entfernen, begeben sich in Lebensgefahr: Jäger, die auf Katzen schiessen, haben nicht selten einen geliebten Stubentiger auf dem Gewissen.
731
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TIERREPORT 4/2008
Wir suchen ein ZuhauseTierheime der STS-Sektionen suchen für diese Tiere ein neues, richtiges Zuhause.
TIERREPORT 3/2011
STS-Petition « M
ehr
Tierschutz auf d
er Jagd»
Gejagt und bedroht: Tiere in Not
shira, bin eine zweijährige, kastrierte tervuerenHündin und sehrbewegungsfreudig.IchwäregernebeibewegungsfreudigenMenschenmitHundeerfahrung.STS-Sektion Tierschutzverein KreuzlingenTel. 071 695 12 61
Fauchi, bin halbjähriger kater und entgegen meines namens sehr verschmust und zutraulich. ich wäre gerne mit einer anderen katze zusammen und wünschemirFreilauf.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22
Gizma (15) und ihr sohn tomy (14) wollen den Lebensabend gemeinsam verbringen. sie suchen
einZuhausemitAuslaufbeiälterenLeuten mit viel Zeit.STS-Sektion Tierschutzverein Winterthur und UmgebungTel. 052 233 16 30
Bunny, Baba und Bluna sind anderthalbjährige, kastrierte Zwergkaninchen. sie sind neugierig und lebenslustig und wünschen sich, in einer grossen Aussenlage zu leben.STS-Sektion Tierschutzverein Winterthur und UmgebungTel. 052 233 16 30
sina, bin ca. vierjährige kätzin, kastriert. ich bin eigenwillig und sehrfreiheitsliebend,lassemichaber streicheln.STS-Sektion Tierschutzverein Sirnach und UmgebungTel. 079 704 90 12
nirvanna, ich bin eine ca. fünfjährigePerserkätzin,kastriert. ich brauche regelmässigeFellpflegeundtäglichenFreilauf.ZuanderenKatzenbinichfreundlich.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22
Dyani, bin ein LeonbergerAppenzeller-Weibchenunderst ein halbes Jahr alt. Da ich ziemlich gross werde, wünsche ich mir ein Zuhause mit viel platz und ich brauche noch erziehung.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22
vernachlässigt
abgegeben
beschlagnahmt
Jecky, Bella, Loulou und co. KontaktfreudigeMachos,scheueMädchenundjungeDraufgängersuchen neues Zuhause. Möglichst mindestens drei tiere zusammen oderinbestehendesRudel.STS-Sektion Club der Ratten-freunde CH
Tel. 079 624 23 20
beschlagnahmt
Mutzli, ich bin ca. achtjähriger, kastrierter kater. ich bin sehr anhänglich und verschmust. Brauche meinen Freigang.STS-Sektion Tierschutz-verein KreuzlingenTel. 071 695 12 61
Lady, bin eine fünfjährigeSchäfer-LabradorHündin, kastriert. ich bin gehorsam, anhänglich und liebe sehr das Wasser.STS-Sektion Tierschutzverein KreuzlingenTel. 071 695 12 61
abgegeben
heimatlos
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piccolo, bin ein sechsjähriger Pinscher-Rüde,kastriertundkleinaber oho! Am liebsten wäre ich bei aktiven, naturverbundenen Leuten ohne kinder zu Hause.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22
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undbrauchePflege.IchsucheeinruhigesZuhause
mitAuslauf.AndereKatzenundHundemagich.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22
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CHF5.–/EURO4.–3/2011Filou, bin ein zehnjähriger EnglishCockerSpaniel-Rüdeundkastriert.Ichbinnicht gerne alleine, mag andere Hunde und möchte meinen Lebensabend bei lieben Menschen verbringen.
STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22
heimatlos
sandy, bin ca. vierjährige katzendame und habe meinen eigenen charakter. ich bestimme, wer mich streichelt und brauche meinenFreilauf,dannbinichdafürganzlieb.STS-Sektion Tierschutz-verein KreuzlingenTel. 071 695 12 61
aufgefunden
aufgefunden
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Redaktor und Moderator Beat Berger stellt in der TV-Sendung «tierisch» weitere heimatlose Tiere vor: www.tierisch.tierschutz.com
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TIERREPORT 3/2011 98 TIERREPORT 3/2011
Frau Bundesrätin Doris Leuthard
Eidg. Departement für Umwelt,
Verkehr, Energie und Kommunikation
3003 Bern
Basel, im Juli 2011
Sehr geehrte Frau Bundesrätin,
Die schon längst überfällige Revision der eidgenössischen Jagdverordnung soll nach jahrelan-
ger Verzögerung endlich überarbeitet werden. Was das Ihnen unterstellte Bundesamt für Umwelt
(BAFU) nun aber plant, ist ein Skandal!
Diese Behörde schlägt eine neue Jagdverordnung vor, die mit einem zeitgemässen Wild schutz
überhaupt nichts zu tun hat und ebenso gut aus der Feder von ewiggestrigen Jagdkreisen stam-
men könnte. So soll zum Beispiel die völlig unnötige Baujagd auch in Zukunft betrieben werden
dürfen, obwohl sie an Sadismus kaum zu überbieten ist, denn sie führt zu unterirdischen Kämpfen
auf Leben und Tod zwischen Fuchs und Hund. Verschiedene Tierarten sollen weiterhin auch zu
Schonzeiten, während sie ihre Jungen aufziehen, geschossen werden dürfen, nur weil man sie als
«Schädlinge» betrachtet. Nicht einmal die eigentlich selbstverständliche Pflicht, vor der Jagdsaison
die Treffsicherheit unter Beweis zu stellen, will das Bundesamt den Jägern zumuten. Das alles hat
mit der in Jägerkreisen so hochgelobten Hege und Pflege nichts, wirklich rein gar nichts zu tun.
Sehr geehrte Frau Bundesrätin, greifen Sie jetzt ein und korrigieren Sie diese tierschützerische Fehl-
leistung des BAFU. Sorgen Sie dafür, dass eine Jagdverordnung erlassen wird, die hilft, unnötiges
Tierleid bei der Jagd zu verhindern und wildlebende Tiere besser zu schützen. Nicht nur der Tier-
schutz, auch die überwältigende Mehrheit der Schweizer Bevölkerung erwartet das von Ihnen!
Mit freundlichen Grüssen
SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS
Heinz Lienhard, Präsident
SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS
Will der Bundesrat
unnötige Tierquälereien auf der
Jagd weiter erlauben?
Dornacherstrasse 101 · CH-4008 Basel
Tel. 061 365 99 99 · Fax 061 365 99 90
[email protected] · www.tierschutz.com
Der weitaus grösste Teil der Tiere, die im
vergangenen Jahr in den Tierheimen der
STS-Sektionen aufgenommen wurden,
nämlich 95 Prozent, sind Verzichts- und
Findeltiere. Fast die Hälfte davon – rund
12 350 – sind Katzen. Auf Rang zwei der
abgegebenen und ausgesetzten Tiere fol-
gen Hunde. Ferner wurden in den Tierhei-
men 3300 Nager und 8000 Tiere anderer
Arten aufgenommen. Immerhin konnten
die Tierheime fast 18 500 Tiere vermit-
teln, und auch die Anzahl der Tiere, die
an ihre Halterinnen und Halter zurückge-
geben werden konnten, hat sich von 1762
auf 3188 nahezu verdoppelt.
Mangelnde Information und zunehmende MobilitätDie Gründe für den dramatischen Anstieg
von abgegebenen und ausgesetzten Tie-
ren sind vielfältig. Zum einen sind Tiere in
der Anschaffung billiger denn je. Viel zu
viele, vor allem Hunde, werden aus dem
Ausland eingeführt und hier platziert.
Gesetzliche Schwellen wie eine Ausbil-
dungspflicht gibt es ausschliesslich für
Hundehalter. Für andere Tierarten wären
sie politisch nicht durchsetzbar, genauso
wenig wie eine Chip- und Registrierungs-
pflicht oder eine Kastrationspflicht für
Katzen. Zum anderen nimmt die Mobilität
der Menschen stetig zu. Tiere verkommen
dabei oft zum unerwünschten Hindernis
und bleiben auf der Strecke.-
Eva Waiblinger
STS-Fachstelle Heimtiere
Im Jahr 2010 registrierten die Sektionen des STS bei einer Zunahme um 14 Prozent 6 698
Tierschutzfälle. Mit ein Grund für den Anstieg ist das zunehmend zu beobachtende Phäno-
men des «Animal Hoarding», bei dem nicht selten randständige Personen Tiere regelrecht
horten, mit der Versorgung aber überfordert sind. Die Tiere werden dann oft in erbärmli-
chen Zuständen angetroffen und beschlagnahmt, viele müssen eingeschläfert werden. So
importierte eine Frau aus dem Thurgau über sogenannte «Flugpaten» Katzen und verkaufte
sie anschliessend über das Internet. Nach einer Strafanzeige des Tierschutzvereins wurde
der Bestand polizeilich geräumt: 36 Katzen wurden beschlagnahmt. Aber auch Nutztiere,
die 14 Prozent der Tierschutzfälle ausmachen, sind immer wieder von Tierquälerei betrof-
fen. So liess ein psychisch angeschlagener Bauer im Obersimmental 18 Schafe elendig-
lich verenden.
Immer mehr Tierschutzfälle
Im Jahr 2010 mussten die Tierheime der STS-Sektio-nen 27 463 Tiere aufneh-men. Das sind 3579 mehr als im Vorjahr, was einer Zu-nahme um 13 Prozent ent-spricht. Die Hauptgründe für den dramatischen An-stieg liegen in der stark zu-nehmenden Beliebtheit der Heimtiere – aber auch in der immer weiter verbreite-ten Wegwerfmentalität, die leider auch vor Tieren nicht Halt macht.
Tierschutzstatistik
Immer mehr Tiere müssen vom Tierschutz aufgenommen werden
ISTO
cKPH
OTO
TIERREPORT 3/2011 98 TIERREPORT 3/2011
Frau Bundesrätin Doris Leuthard
Eidg. Departement für Umwelt,
Verkehr, Energie und Kommunikation
3003 Bern
Basel, im Juli 2011
Sehr geehrte Frau Bundesrätin,
Die schon längst überfällige Revision der eidgenössischen Jagdverordnung soll nach jahrelan-
ger Verzögerung endlich überarbeitet werden. Was das Ihnen unterstellte Bundesamt für Umwelt
(BAFU) nun aber plant, ist ein Skandal!
Diese Behörde schlägt eine neue Jagdverordnung vor, die mit einem zeitgemässen Wild schutz
überhaupt nichts zu tun hat und ebenso gut aus der Feder von ewiggestrigen Jagdkreisen stam-
men könnte. So soll zum Beispiel die völlig unnötige Baujagd auch in Zukunft betrieben werden
dürfen, obwohl sie an Sadismus kaum zu überbieten ist, denn sie führt zu unterirdischen Kämpfen
auf Leben und Tod zwischen Fuchs und Hund. Verschiedene Tierarten sollen weiterhin auch zu
Schonzeiten, während sie ihre Jungen aufziehen, geschossen werden dürfen, nur weil man sie als
«Schädlinge» betrachtet. Nicht einmal die eigentlich selbstverständliche Pflicht, vor der Jagdsaison
die Treffsicherheit unter Beweis zu stellen, will das Bundesamt den Jägern zumuten. Das alles hat
mit der in Jägerkreisen so hochgelobten Hege und Pflege nichts, wirklich rein gar nichts zu tun.
Sehr geehrte Frau Bundesrätin, greifen Sie jetzt ein und korrigieren Sie diese tierschützerische Fehl-
leistung des BAFU. Sorgen Sie dafür, dass eine Jagdverordnung erlassen wird, die hilft, unnötiges
Tierleid bei der Jagd zu verhindern und wildlebende Tiere besser zu schützen. Nicht nur der Tier-
schutz, auch die überwältigende Mehrheit der Schweizer Bevölkerung erwartet das von Ihnen!
Mit freundlichen Grüssen
SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS
Heinz Lienhard, Präsident
SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS
Will der Bundesrat
unnötige Tierquälereien auf der
Jagd weiter erlauben?
Dornacherstrasse 101 · CH-4008 Basel
Tel. 061 365 99 99 · Fax 061 365 99 90
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Der weitaus grösste Teil der Tiere, die im
vergangenen Jahr in den Tierheimen der
STS-Sektionen aufgenommen wurden,
nämlich 95 Prozent, sind Verzichts- und
Findeltiere. Fast die Hälfte davon – rund
12 350 – sind Katzen. Auf Rang zwei der
abgegebenen und ausgesetzten Tiere fol-
gen Hunde. Ferner wurden in den Tierhei-
men 3300 Nager und 8000 Tiere anderer
Arten aufgenommen. Immerhin konnten
die Tierheime fast 18 500 Tiere vermit-
teln, und auch die Anzahl der Tiere, die
an ihre Halterinnen und Halter zurückge-
geben werden konnten, hat sich von 1762
auf 3188 nahezu verdoppelt.
Mangelnde Information und zunehmende MobilitätDie Gründe für den dramatischen Anstieg
von abgegebenen und ausgesetzten Tie-
ren sind vielfältig. Zum einen sind Tiere in
der Anschaffung billiger denn je. Viel zu
viele, vor allem Hunde, werden aus dem
Ausland eingeführt und hier platziert.
Gesetzliche Schwellen wie eine Ausbil-
dungspflicht gibt es ausschliesslich für
Hundehalter. Für andere Tierarten wären
sie politisch nicht durchsetzbar, genauso
wenig wie eine Chip- und Registrierungs-
pflicht oder eine Kastrationspflicht für
Katzen. Zum anderen nimmt die Mobilität
der Menschen stetig zu. Tiere verkommen
dabei oft zum unerwünschten Hindernis
und bleiben auf der Strecke.-
Eva Waiblinger
STS-Fachstelle Heimtiere
Im Jahr 2010 registrierten die Sektionen des STS bei einer Zunahme um 14 Prozent 6 698
Tierschutzfälle. Mit ein Grund für den Anstieg ist das zunehmend zu beobachtende Phäno-
men des «Animal Hoarding», bei dem nicht selten randständige Personen Tiere regelrecht
horten, mit der Versorgung aber überfordert sind. Die Tiere werden dann oft in erbärmli-
chen Zuständen angetroffen und beschlagnahmt, viele müssen eingeschläfert werden. So
importierte eine Frau aus dem Thurgau über sogenannte «Flugpaten» Katzen und verkaufte
sie anschliessend über das Internet. Nach einer Strafanzeige des Tierschutzvereins wurde
der Bestand polizeilich geräumt: 36 Katzen wurden beschlagnahmt. Aber auch Nutztiere,
die 14 Prozent der Tierschutzfälle ausmachen, sind immer wieder von Tierquälerei betrof-
fen. So liess ein psychisch angeschlagener Bauer im Obersimmental 18 Schafe elendig-
lich verenden.
Immer mehr Tierschutzfälle
Im Jahr 2010 mussten die Tierheime der STS-Sektio-nen 27 463 Tiere aufneh-men. Das sind 3579 mehr als im Vorjahr, was einer Zu-nahme um 13 Prozent ent-spricht. Die Hauptgründe für den dramatischen An-stieg liegen in der stark zu-nehmenden Beliebtheit der Heimtiere – aber auch in der immer weiter verbreite-ten Wegwerfmentalität, die leider auch vor Tieren nicht Halt macht.
Tierschutzstatistik
Immer mehr Tiere müssen vom Tierschutz aufgenommen werden
ISTO
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OTO
TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 1110
Die IWCDie IWC befürwortet die jagdliche Nut-
zung der Walbestände, ist also keine
Walschutzorganisation. 1982 sah sie
sich aber gezwungen, ein Moratorium
für den kommerziellen Walfang auszu-
sprechen – den Grosswalen drohte die
Ausrottung. Seither lobbyierten die Wal-
fangstaaten, allen voran Japan, mit zum
Teil unlauteren Mitteln (Wirtschaftshilfe
an arme IWC-Mitgliedsstaaten) für eine
Wiederaufnahme des kommerziellen
Walfangs.
In der IWC sind ebenso Länder ver-
treten, welche den Walfang ablehnen
oder zumindest stärker regulieren wol-
len. Da die IWC aber weder in den nati-
onalen Hoheitszonen entlang der Küsten
noch in den internationalen Gewässern
ihre Beschlüsse zum Walfang durchset-
zen kann, sondern auf die Kooperation
ihrer Mitglieder angewiesen ist, sind ihre
Schutzbemühungen ein Papiertiger. Stö-
rend ist auch, dass NGOs an den Sitzun-
gen der IWC zwar einen Beobachtersta-
tus haben, aber nicht mitreden dürfen.
Die staatlichen Delegierten hingegen
verschwenden vor allem Zeit bei Dis-
kussionen um interne Prozedere, an-
statt sich den drängenden Problemen
wie Umweltverschmutzung, Walfleisch-
konsum oder Walschutzgebieten anzu-
nehmen.
Fragwürdige Forschung und Walfleisch-VerwertungJapan nutzt ein Schlupfloch des Morato-
riums, das die Jagd aus «wissenschaftli-
chen Gründen» erlaubt. So fängt es jähr-
lich rund 1000 Wale im von den meisten
Nationen anerkannten Walschutzgebiet (!)
Südpolarmeer und einige hundert Gross-
wale im Nordpazifik. Sein Institute of Ce-
tacean Research liefert jedoch keine fun-
dierten Studien, trotz Abertausender ge-
töteter Wale als Rohmaterial. Der staat-
lich subventionierte «wissenschaftliche
Walfang» ist nämlich mit der Walfang-
Industrie verzahnt: Die Forschung wird
von Kyodo Senpaku finanziert, der Firma,
die auch die Walfangflotte zur Verfügung
stellt!
Der Preis des Walfleisches auf
dem nationalen Markt wird nicht
nur durch Angebot und Nachfrage
ermittelt, sondern auch durch die
jährlichen Kosten, die durch den
Walfang entstehen. Aufgrund
der hohen Lagerbestände ist der
Preis stark gesunken – und we-
gen mangelnder Nachfrage und
zunehmender Opposition ist Wal-
fang zum Verlustgeschäft gewor-
den. Walfleisch weist gesund-
heitsschädigende Belastungen
durch Umweltgifte (Quecksilber,
PCB) auf – dennoch lässt die ja-
panische Regierung Walfleisch an
Schulkantinen verteilen!
Blutige Jagd Seit Inkrafttreten des Walfang-
Moratoriums 1986 wurden un-
glaubliche 30 000 Grosswale ge-
tötet! Dabei sind Wale – auch die
noch häufigen Arten – schon an-
derweitig stark bedroht: durch
chemische und akustische Um-
weltverschmutzung, durch Treib-
netze, Kollisionen mit Schiffen,
militärische Tests, Überfischung
und Erwärmung der Weltmeere.
Wale werden durch explosive Harpu-
nen gejagt. Durch die Anwendung von
Sonar und Hubschraubern haben die Tiere
keine Chance, ihren Schlächtern zu ent-
kommen. Nachdem Harpunenschüsse die
Innereien des Wales zerfetzt haben, wird
das sterbende Tier zur Rampe des Fabrik-
schiffs gezogen und gleichzeitig ertränkt.
Gemäss Angaben der IWC sind rund 20%
der von Harpunen getroffenen Wale nicht
sofort tot – einige winden sich noch 20 Mi-
nuten nach dem ersten Schuss im Todes-
kampf! Zudem reisst die Jagd Sozialver-
bände auseinander und verursacht uner-
messliches Leid für die verbliebenen Tiere.
Wer weiss, wie sich Pott- und Grauwale um
einen sterbenden Artgenossen kümmern,
ihn an der Luft halten und gegen Angriffe
verteidigen, gar wenn sie dabei ebenfalls
harpuniert werden, der muss den Walfang
auch aus moralischen Gründen ablehnen!
Auch Delphine sind bedrohtTausende von Kleinwalen und Delphinen
werden in Japan und auf den Färöern in
Buchten getrieben und abgestochen. Da die
IWC aber nur für die Jagd auf Grosswale
zuständig ist, kann sie auf diese Massaker
keinen Einfluss nehmen. Im Sommer 2011
sollte eine Ausweitung der IWC-Kompeten-
zen auf Kleinwale diskutiert werden – doch
fehlte wieder einmal die Zeit. Durch eine
Kompetenzerweiterung könnte – so die
Hoffnung – der Schutz dieser Arten ver-
bessert werden. Dies aber nur unter der Vo-
raussetzung, dass die Schutzbestrebungen
innerhalb der IWC künftig mehr Gewicht
haben als die Nutzungsinteressen der Wal-
fangnationen!
Bescheidene FortschritteDie Schweizer IWC-Delegation ist von
der Notwendigkeit des Walschutzes über-
zeugt. Aber ihre Standpunkte zeugen von
viel Pragmatismus. Sie sieht
sich bloss als Vermittlerin
zwischen den Fronten, und
sie könnte einem begrenzten
kommerziellen Walfang zu-
stimmen, «sofern keine nega-
tiven Auswirkungen auf die
Bestände zu erwarten sind».
Dass der Walfang auch ein
Tierschutzproblem ist, scheint
der offiziellen Schweiz ent-
gangen zu sein – ganz im Ge-
gensatz zur Schweizer Bevöl-
kerung, von der eine überwäl-
tigende Mehrheit den Wal-
fang strikt ablehnt!
Auch die Jahrestagung
2011 der IWC endete ohne
wegweisende Beschlüsse zum
Walschutz. Sämtliche drin-
genden Fragen wurden auf
nächstes Jahr verschoben.
Die Walfangnationen ver-
liessen geschlossen das Ple-
num, als über ein neues Wal-
schutzgebiet im Südatlan-
tik abgestimmt werden sollte
– und verhinderten so einen
Entscheid. Positiv zu vermel-
den ist lediglich, dass die Bei-
tragszahlungen der IWC-Mitglieder künf-
tig transparent sein müssen (eigentlich eine
Selbstverständlichkeit!), was den japani-
schen Stimmenkauf erschweren dürfte. Bis
die IWC sich vom Nutzgedanken ab- und
dem Schutzgedanken zugewandt haben
wird, wird also noch viel Walblut vergos-
sen werden …-
Sara Wehrli
STS-Fachstelle Wildtiere
Schlachtfeld: Grindwale im Hafen von Torshavn auf den Färöer-Inseln.FoTos: reuTers
Umstrittener Walfang
Die International Whaling Commission (IWC) berät über den weltweiten Walfang. Jedoch werden ihre Beschlüsse von den Walfangnationen sabotiert. Dies stellt ihre Autorität und ihr Selbstverständnis als «Schutzorganisation» in Frage.
Zwergwale am Haken: Harpunierte Wale werden an Bord eines japanischen schiffes gezogen.
TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 1110
Die IWCDie IWC befürwortet die jagdliche Nut-
zung der Walbestände, ist also keine
Walschutzorganisation. 1982 sah sie
sich aber gezwungen, ein Moratorium
für den kommerziellen Walfang auszu-
sprechen – den Grosswalen drohte die
Ausrottung. Seither lobbyierten die Wal-
fangstaaten, allen voran Japan, mit zum
Teil unlauteren Mitteln (Wirtschaftshilfe
an arme IWC-Mitgliedsstaaten) für eine
Wiederaufnahme des kommerziellen
Walfangs.
In der IWC sind ebenso Länder ver-
treten, welche den Walfang ablehnen
oder zumindest stärker regulieren wol-
len. Da die IWC aber weder in den nati-
onalen Hoheitszonen entlang der Küsten
noch in den internationalen Gewässern
ihre Beschlüsse zum Walfang durchset-
zen kann, sondern auf die Kooperation
ihrer Mitglieder angewiesen ist, sind ihre
Schutzbemühungen ein Papiertiger. Stö-
rend ist auch, dass NGOs an den Sitzun-
gen der IWC zwar einen Beobachtersta-
tus haben, aber nicht mitreden dürfen.
Die staatlichen Delegierten hingegen
verschwenden vor allem Zeit bei Dis-
kussionen um interne Prozedere, an-
statt sich den drängenden Problemen
wie Umweltverschmutzung, Walfleisch-
konsum oder Walschutzgebieten anzu-
nehmen.
Fragwürdige Forschung und Walfleisch-VerwertungJapan nutzt ein Schlupfloch des Morato-
riums, das die Jagd aus «wissenschaftli-
chen Gründen» erlaubt. So fängt es jähr-
lich rund 1000 Wale im von den meisten
Nationen anerkannten Walschutzgebiet (!)
Südpolarmeer und einige hundert Gross-
wale im Nordpazifik. Sein Institute of Ce-
tacean Research liefert jedoch keine fun-
dierten Studien, trotz Abertausender ge-
töteter Wale als Rohmaterial. Der staat-
lich subventionierte «wissenschaftliche
Walfang» ist nämlich mit der Walfang-
Industrie verzahnt: Die Forschung wird
von Kyodo Senpaku finanziert, der Firma,
die auch die Walfangflotte zur Verfügung
stellt!
Der Preis des Walfleisches auf
dem nationalen Markt wird nicht
nur durch Angebot und Nachfrage
ermittelt, sondern auch durch die
jährlichen Kosten, die durch den
Walfang entstehen. Aufgrund
der hohen Lagerbestände ist der
Preis stark gesunken – und we-
gen mangelnder Nachfrage und
zunehmender Opposition ist Wal-
fang zum Verlustgeschäft gewor-
den. Walfleisch weist gesund-
heitsschädigende Belastungen
durch Umweltgifte (Quecksilber,
PCB) auf – dennoch lässt die ja-
panische Regierung Walfleisch an
Schulkantinen verteilen!
Blutige Jagd Seit Inkrafttreten des Walfang-
Moratoriums 1986 wurden un-
glaubliche 30 000 Grosswale ge-
tötet! Dabei sind Wale – auch die
noch häufigen Arten – schon an-
derweitig stark bedroht: durch
chemische und akustische Um-
weltverschmutzung, durch Treib-
netze, Kollisionen mit Schiffen,
militärische Tests, Überfischung
und Erwärmung der Weltmeere.
Wale werden durch explosive Harpu-
nen gejagt. Durch die Anwendung von
Sonar und Hubschraubern haben die Tiere
keine Chance, ihren Schlächtern zu ent-
kommen. Nachdem Harpunenschüsse die
Innereien des Wales zerfetzt haben, wird
das sterbende Tier zur Rampe des Fabrik-
schiffs gezogen und gleichzeitig ertränkt.
Gemäss Angaben der IWC sind rund 20%
der von Harpunen getroffenen Wale nicht
sofort tot – einige winden sich noch 20 Mi-
nuten nach dem ersten Schuss im Todes-
kampf! Zudem reisst die Jagd Sozialver-
bände auseinander und verursacht uner-
messliches Leid für die verbliebenen Tiere.
Wer weiss, wie sich Pott- und Grauwale um
einen sterbenden Artgenossen kümmern,
ihn an der Luft halten und gegen Angriffe
verteidigen, gar wenn sie dabei ebenfalls
harpuniert werden, der muss den Walfang
auch aus moralischen Gründen ablehnen!
Auch Delphine sind bedrohtTausende von Kleinwalen und Delphinen
werden in Japan und auf den Färöern in
Buchten getrieben und abgestochen. Da die
IWC aber nur für die Jagd auf Grosswale
zuständig ist, kann sie auf diese Massaker
keinen Einfluss nehmen. Im Sommer 2011
sollte eine Ausweitung der IWC-Kompeten-
zen auf Kleinwale diskutiert werden – doch
fehlte wieder einmal die Zeit. Durch eine
Kompetenzerweiterung könnte – so die
Hoffnung – der Schutz dieser Arten ver-
bessert werden. Dies aber nur unter der Vo-
raussetzung, dass die Schutzbestrebungen
innerhalb der IWC künftig mehr Gewicht
haben als die Nutzungsinteressen der Wal-
fangnationen!
Bescheidene FortschritteDie Schweizer IWC-Delegation ist von
der Notwendigkeit des Walschutzes über-
zeugt. Aber ihre Standpunkte zeugen von
viel Pragmatismus. Sie sieht
sich bloss als Vermittlerin
zwischen den Fronten, und
sie könnte einem begrenzten
kommerziellen Walfang zu-
stimmen, «sofern keine nega-
tiven Auswirkungen auf die
Bestände zu erwarten sind».
Dass der Walfang auch ein
Tierschutzproblem ist, scheint
der offiziellen Schweiz ent-
gangen zu sein – ganz im Ge-
gensatz zur Schweizer Bevöl-
kerung, von der eine überwäl-
tigende Mehrheit den Wal-
fang strikt ablehnt!
Auch die Jahrestagung
2011 der IWC endete ohne
wegweisende Beschlüsse zum
Walschutz. Sämtliche drin-
genden Fragen wurden auf
nächstes Jahr verschoben.
Die Walfangnationen ver-
liessen geschlossen das Ple-
num, als über ein neues Wal-
schutzgebiet im Südatlan-
tik abgestimmt werden sollte
– und verhinderten so einen
Entscheid. Positiv zu vermel-
den ist lediglich, dass die Bei-
tragszahlungen der IWC-Mitglieder künf-
tig transparent sein müssen (eigentlich eine
Selbstverständlichkeit!), was den japani-
schen Stimmenkauf erschweren dürfte. Bis
die IWC sich vom Nutzgedanken ab- und
dem Schutzgedanken zugewandt haben
wird, wird also noch viel Walblut vergos-
sen werden …-
Sara Wehrli
STS-Fachstelle Wildtiere
Schlachtfeld: Grindwale im Hafen von Torshavn auf den Färöer-Inseln.FoTos: reuTers
Umstrittener Walfang
Die International Whaling Commission (IWC) berät über den weltweiten Walfang. Jedoch werden ihre Beschlüsse von den Walfangnationen sabotiert. Dies stellt ihre Autorität und ihr Selbstverständnis als «Schutzorganisation» in Frage.
Zwergwale am Haken: Harpunierte Wale werden an Bord eines japanischen schiffes gezogen.
TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 1312
T i e r s c h u T z f a l l i
Happy End nach trauriger Vogelhaltung
T i e r T r a n s p o r T e
Über ein Drittel der Viehtransporter beanstandet
Ende Juni haben Angehörige der Kan-
tonspolizei Solothurn im Raum Oensin-
gen rund 30 Tiertransportfahrzeuge einer
eingehenden Kontrolle unterzogen. Un-
terstützt wurden sie dabei jeweils durch
zwei Mitarbeitende des kantonalen Ve-
terinärdienstes sowie durch Mitglieder
der polizeilichen Sondergruppe «Tier-
zvg
soyl
ent n
etw
ork
Dem STS-Rechtsdienst wurden Bilder
über eine nicht tierschutzkonforme Vo-
gelhaltung in Bellinzona zugestellt. Der
Vogel wurde einzeln gehalten, und die
Käfigmasse sowie die Ausstattung ent-
sprachen bei Weitem nicht den Vorgaben
der Tierschutzverordnung. Zudem waren
die Storen offenbar die meiste Zeit he-
runtergelassen, sodass der Vogel auch
tagsüber im Dunkeln sass. Das zustän-
dige Veterinäramt ging unserem Hinweis
nach und verfügte, dass der Käfig innert
angemessener Frist vergrössert und Tiere
dieser Art mindestens paarweise gehal-
ten werden müssen. Sollte diesen Vor-
gaben nicht nachgekommen werden,
wird das Tier beschlagnahmt und um-
platziert.
G a s T r o n o m i e
Kaum Label-Fleisch in Gour-
met-LokalenWährend die Schweizer Konsumentin-
nen und Konsumenten beim Einkauf im-
mer mehr Wert auf Lebensmittel aus tier-
freundlicher Produktion legen, kommt
selbst in Gourmet-Restaurants noch im-
mer häufig Fleisch aus Massentierhaltung
auf den Teller. Deren Label-Fleisch-Um-
satz liegt laut einer aktuellen Umfrage des
STS je nach Fleischart bloss zwischen 37
und 50 Prozent. Einen besonders schwe-
ren Stand haben tierfreundlich herge-
stellte Produkte im Tessin.
n a c h T r a G
Glück für Tiere aus Konkurs-Kleinzoo
In der letzten Ausgabe des TIERREPORT äusserten wir Befürchtungen, dass die
Tiere des liquidierten Kleinzoos Eichberg in die Hände von Zootierhändlern fal-
len könnten. Doch einige Tiere hatten auch Glück, was wir gerne erwähnen: Der
Zoo «John’s Kleine Farm» in Kallnach, ein vorbildlich geführter Kleinzoo (siehe
auch Zoobericht 2010 des STS), hat die Totenkopfäffchen und die Zwergotter aus
Eichberg übernommen, wo sie nun in artgerechten Gehegen leben, welche die
Mindestvorschriften gemäss Tierschutzverordnung betreffend Grösse und Aus-
stattung deutlich übertreffen.
Der STS ist sehr erfreut über dieses Happy End und möchte sich im Namen
der Tiere bei der «Kleinen Farm» recht herzlich für ihr Engagement bedanken!
Siehe auch: www.johnskleinefarm.ch, www.tierschutz.com
T i e r s c h u T z f a l l i i
Hummer lebendig gekocht
Während der Sommerzeit brachte Tele-
Züri eine Sendung über das Hotel Eden
Roc in Ascona. Unter anderem wurde ge-
zeigt, wie Hummer lebend in kochendes
Wasser geworfen werden. Gemäss gelten-
dem Tierschutzgesetz müssen Hummer
vor der Tötung betäubt werden, und Art.
184 lit. j sieht als zulässige Betäubungs-
methoden nur Elektrizität oder mechani-
sche Zerstörung des Gehirns vor.
Offenbar fehlten den Spitzenkö-
chen wichtige Kenntnisse über die neue
Tierschutzverordnung. Der STS-Rechts-
dienst meldete diesen Tierschutzverstoss
dem kantonalen Veteri-
näramt, das darauf-
hin ein Strafver-
fahren einge-
leitet hat.
r e p T i l i e n l e d e r
STS-Kampagne zeigt Wirkung
Im Februar 2011 startete der STS eine
Kampagne gegen die Verwendung
von exotischen Reptilienledern (Py-
thon, Waran) in der Schweizer Uh-
renindustrie. Sämtliche Mitglieder des
Verbands der Schweizer Uhrenindust-
rie FH wurden aufgefordert, eine vom
STS aufgesetzte Verzichtserklärung
zu unterschreiben und sich somit von
der Verwendung tierquälerischer Pro-
dukte für menschliche Extravaganz
zu distanzieren.
Auf der Homepage des STS kön-
nen sich am Kauf einer Uhr Interes-
sierte jetzt vorab informieren, welche
Firmen ihre Verantwortung gegen-
über dem Wohl der Tiere und der Ar-
tenvielfalt ernst nehmen.
Bis heute haben rund 60 Uhren-
firmen (unter ihnen die Swatch Group
mit so bekannten Marken wie Swatch,
Omega, Longines oder Breguet so-
wie weitere bekannte Marken wie
Chopard, Hugo Boss, Tag Heuer und
Tommy Hilfiger) die Verzichtserklä-
rung des STS unterschrieben. Diese
Firmen haben grösstenteils noch nie
problematische Leder verwendet und
werden dies auch künftig nicht tun,
obschon damit viel Geld zu machen
wäre.
Ebenso erfreulich ist die Tatsache,
dass einige Firmen, die bisher proble-
matische Leder in grösserem Umfang
verwendeten, die Produktion von Uh-
ren mit Schlangenarmbändern nun
aufgrund der STS-Kampagne ein-
stellen und dafür sogar einen wirt-
schaftlichen Schaden und den Verlust
von Stammkunden zu riskieren bereit
sind. Hier geht die Bucherer Montres
S.A. mit gutem Beispiel voran.
schutz und Umwelt». Von den kontrol-
lierten Fahrzeugführern mussten 13 ver-
zeigt werden. Dies wegen undichter La-
deflächen, ungenügender Einstreu, Un-
terschreiten der erforderlichen Mindest-
transportfläche, Überlast, fehlendem Ab-
schlussgitter am Heck oder mangelhaften
Reifen.
Ein mehrfach wegen Tierquälerei verur-
teilter Thurgauer Bauer hatte unter ande-
rem ein Pferd beim Beschlagen derart hart
angefasst, dass es in der Folge verstarb.
Trotzdem erhält er weiterhin zehntau-
sende Franken an Direktzahlungen, nota-
bene Steuergeld-finanziert.
Das Bundesgericht entschied damit
für den Tierquäler und gegen die Thur-
gauer Behörden, welche dem Bauern für
das fragliche Jahr die Direktzahlungen
gestrichen hatten. Das Urteil mag juris-
tisch korrekt sein, in seiner Konsequenz
ist es verheerend. Die Steuerzahler, wel-
B u n d e s G e r i c h T
Unverständliches Urteil
che für die jährlich 2,5 Milliarden Franken
Direktzahlungen aufkommen und die der
Meinung sind, die Tiere würden auf den
Bauernbetrieben gehegt und tierfreund-
lich gehalten, werden so vor den Kopf
gestossen.
Die Direktzahlungen sowie die Bauern
mit korrekter Tierhaltung geraten in ein
schiefes Licht, und die Thurgauer Behör-
den werden für ihren Einsatz abgestraft.
Frohlocken über die bundesgerichtlich
angeordnete Verschleuderung von Steu-
ergeldern können dafür uneinsichtige
Bauern mit gesetzeswidriger Tierhaltung!
+ + + c h n e w s + + + c h n e w s + + + c h n e w s + + + c h n e w s + + + c h n e w s + + + c h n e w s + + + c h n e w s + + + c h n e w s + + + c h n e w s
TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 1312
T i e r s c h u T z f a l l i
Happy End nach trauriger Vogelhaltung
T i e r T r a n s p o r T e
Über ein Drittel der Viehtransporter beanstandet
Ende Juni haben Angehörige der Kan-
tonspolizei Solothurn im Raum Oensin-
gen rund 30 Tiertransportfahrzeuge einer
eingehenden Kontrolle unterzogen. Un-
terstützt wurden sie dabei jeweils durch
zwei Mitarbeitende des kantonalen Ve-
terinärdienstes sowie durch Mitglieder
der polizeilichen Sondergruppe «Tier-
zvg
soyl
ent n
etw
ork
Dem STS-Rechtsdienst wurden Bilder
über eine nicht tierschutzkonforme Vo-
gelhaltung in Bellinzona zugestellt. Der
Vogel wurde einzeln gehalten, und die
Käfigmasse sowie die Ausstattung ent-
sprachen bei Weitem nicht den Vorgaben
der Tierschutzverordnung. Zudem waren
die Storen offenbar die meiste Zeit he-
runtergelassen, sodass der Vogel auch
tagsüber im Dunkeln sass. Das zustän-
dige Veterinäramt ging unserem Hinweis
nach und verfügte, dass der Käfig innert
angemessener Frist vergrössert und Tiere
dieser Art mindestens paarweise gehal-
ten werden müssen. Sollte diesen Vor-
gaben nicht nachgekommen werden,
wird das Tier beschlagnahmt und um-
platziert.
G a s T r o n o m i e
Kaum Label-Fleisch in Gour-
met-LokalenWährend die Schweizer Konsumentin-
nen und Konsumenten beim Einkauf im-
mer mehr Wert auf Lebensmittel aus tier-
freundlicher Produktion legen, kommt
selbst in Gourmet-Restaurants noch im-
mer häufig Fleisch aus Massentierhaltung
auf den Teller. Deren Label-Fleisch-Um-
satz liegt laut einer aktuellen Umfrage des
STS je nach Fleischart bloss zwischen 37
und 50 Prozent. Einen besonders schwe-
ren Stand haben tierfreundlich herge-
stellte Produkte im Tessin.
n a c h T r a G
Glück für Tiere aus Konkurs-Kleinzoo
In der letzten Ausgabe des TIERREPORT äusserten wir Befürchtungen, dass die
Tiere des liquidierten Kleinzoos Eichberg in die Hände von Zootierhändlern fal-
len könnten. Doch einige Tiere hatten auch Glück, was wir gerne erwähnen: Der
Zoo «John’s Kleine Farm» in Kallnach, ein vorbildlich geführter Kleinzoo (siehe
auch Zoobericht 2010 des STS), hat die Totenkopfäffchen und die Zwergotter aus
Eichberg übernommen, wo sie nun in artgerechten Gehegen leben, welche die
Mindestvorschriften gemäss Tierschutzverordnung betreffend Grösse und Aus-
stattung deutlich übertreffen.
Der STS ist sehr erfreut über dieses Happy End und möchte sich im Namen
der Tiere bei der «Kleinen Farm» recht herzlich für ihr Engagement bedanken!
Siehe auch: www.johnskleinefarm.ch, www.tierschutz.com
T i e r s c h u T z f a l l i i
Hummer lebendig gekocht
Während der Sommerzeit brachte Tele-
Züri eine Sendung über das Hotel Eden
Roc in Ascona. Unter anderem wurde ge-
zeigt, wie Hummer lebend in kochendes
Wasser geworfen werden. Gemäss gelten-
dem Tierschutzgesetz müssen Hummer
vor der Tötung betäubt werden, und Art.
184 lit. j sieht als zulässige Betäubungs-
methoden nur Elektrizität oder mechani-
sche Zerstörung des Gehirns vor.
Offenbar fehlten den Spitzenkö-
chen wichtige Kenntnisse über die neue
Tierschutzverordnung. Der STS-Rechts-
dienst meldete diesen Tierschutzverstoss
dem kantonalen Veteri-
näramt, das darauf-
hin ein Strafver-
fahren einge-
leitet hat.
r e p T i l i e n l e d e r
STS-Kampagne zeigt Wirkung
Im Februar 2011 startete der STS eine
Kampagne gegen die Verwendung
von exotischen Reptilienledern (Py-
thon, Waran) in der Schweizer Uh-
renindustrie. Sämtliche Mitglieder des
Verbands der Schweizer Uhrenindust-
rie FH wurden aufgefordert, eine vom
STS aufgesetzte Verzichtserklärung
zu unterschreiben und sich somit von
der Verwendung tierquälerischer Pro-
dukte für menschliche Extravaganz
zu distanzieren.
Auf der Homepage des STS kön-
nen sich am Kauf einer Uhr Interes-
sierte jetzt vorab informieren, welche
Firmen ihre Verantwortung gegen-
über dem Wohl der Tiere und der Ar-
tenvielfalt ernst nehmen.
Bis heute haben rund 60 Uhren-
firmen (unter ihnen die Swatch Group
mit so bekannten Marken wie Swatch,
Omega, Longines oder Breguet so-
wie weitere bekannte Marken wie
Chopard, Hugo Boss, Tag Heuer und
Tommy Hilfiger) die Verzichtserklä-
rung des STS unterschrieben. Diese
Firmen haben grösstenteils noch nie
problematische Leder verwendet und
werden dies auch künftig nicht tun,
obschon damit viel Geld zu machen
wäre.
Ebenso erfreulich ist die Tatsache,
dass einige Firmen, die bisher proble-
matische Leder in grösserem Umfang
verwendeten, die Produktion von Uh-
ren mit Schlangenarmbändern nun
aufgrund der STS-Kampagne ein-
stellen und dafür sogar einen wirt-
schaftlichen Schaden und den Verlust
von Stammkunden zu riskieren bereit
sind. Hier geht die Bucherer Montres
S.A. mit gutem Beispiel voran.
schutz und Umwelt». Von den kontrol-
lierten Fahrzeugführern mussten 13 ver-
zeigt werden. Dies wegen undichter La-
deflächen, ungenügender Einstreu, Un-
terschreiten der erforderlichen Mindest-
transportfläche, Überlast, fehlendem Ab-
schlussgitter am Heck oder mangelhaften
Reifen.
Ein mehrfach wegen Tierquälerei verur-
teilter Thurgauer Bauer hatte unter ande-
rem ein Pferd beim Beschlagen derart hart
angefasst, dass es in der Folge verstarb.
Trotzdem erhält er weiterhin zehntau-
sende Franken an Direktzahlungen, nota-
bene Steuergeld-finanziert.
Das Bundesgericht entschied damit
für den Tierquäler und gegen die Thur-
gauer Behörden, welche dem Bauern für
das fragliche Jahr die Direktzahlungen
gestrichen hatten. Das Urteil mag juris-
tisch korrekt sein, in seiner Konsequenz
ist es verheerend. Die Steuerzahler, wel-
B u n d e s G e r i c h T
Unverständliches Urteil
che für die jährlich 2,5 Milliarden Franken
Direktzahlungen aufkommen und die der
Meinung sind, die Tiere würden auf den
Bauernbetrieben gehegt und tierfreund-
lich gehalten, werden so vor den Kopf
gestossen.
Die Direktzahlungen sowie die Bauern
mit korrekter Tierhaltung geraten in ein
schiefes Licht, und die Thurgauer Behör-
den werden für ihren Einsatz abgestraft.
Frohlocken über die bundesgerichtlich
angeordnete Verschleuderung von Steu-
ergeldern können dafür uneinsichtige
Bauern mit gesetzeswidriger Tierhaltung!
+ + + c h n e w s + + + c h n e w s + + + c h n e w s + + + c h n e w s + + + c h n e w s + + + c h n e w s + + + c h n e w s + + + c h n e w s + + + c h n e w s
TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 15
Es kommt nicht allzu häufig vor, dass
eine Non-Profit-Organisation ihren 150.
Geburtstag feiern kann; schon allein das
reichte, um die Jubiläumsveranstaltung
zu einem historischen Anlass zu machen.
Die grosse Zahl der Delegierten, die STS-
Präsident Heinz Lienhard in Bern begrüs-
sen durfte, belegte gleichsam, dass der
STS trotz seines stattlichen Alters noch
immer voll im Leben steht.
Fit und munter mit 150Auch Bundesrat Johann Schneider-Am-
mann, der sich selbst als «obersten Tier-
schützer des Landes» versteht, attestierte
dem STS in seiner Festansprache, durch-
aus noch über den nötigen Biss zu ver-
fügen, um dem Tierwohl auf allen Ebe-
nen ein Fürsprecher zu sein. Trotz aller
Konflikte, die zwangsläufig immer wie-
der aufträten, stünde der Tierschutz ohne
den STS heute bei Weitem nicht da, wo er
heute steht. Der Volkswirtschaftsminister
betonte auch, dass Tierschutz und Wirt-
schaftlichkeit durchaus kein Widerspruch
sein müssen: Die Schweizer Konsumen-
tinnen und Konsumenten legten gros-
sen Wert auf artgerechte Tierhaltung, die
überdies zu qualitativ besseren Produk-
ten führe.
Im Wandel der ZeitFür den unterhaltenden Teil des Pro-
gramms sorgten die Schauspielerin Birgit
Steinegger und David Ruosch, einer der
begnadetsten Jazz-Pianisten der Schweiz.
Steinegger liess die Geschichte des Tier-
schutzes in der Schweiz mit Texten und
Anekdoten aus den «Thierschutzblät-
tern», wie die Verbandszeitschrift bis 1887
hiess, Revue passieren.
Franco und Fredy
Knie zeigten mit «Tie-
ren in der Schule» in
mehreren Nummern,
wie artgerechte Zir-
kusarbeit mit Tieren
heutzutage auszuse-
hen hat. -�
Dani Winter
Im August feierte der Schweizer Tierschutz STS im Zelt des National-Circus Knie in Bern sein 150-jähriges Bestehen. Unter den prominen-ten Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft waren Bundesrat Johann Schneider-Ammann, der Direktor des Bundesamts für Veteri-närwesen sowie die Gastgeber Fredy und Franco Knie.
150 Jahre fit und aktiv
bababalbba: blablab balbalba bala-ba ablablablab ablaalaalabla abaa lblbalblblbl ablblababalablabalb
Ort für Gespräche: Der Jubiläumsan-lass bot Gelegenheit für viele gute Ge-spräche – nicht nur über Tierschutz.
Bundesrat in der Manege: BR Schneider-Ammann bezeichnete sich als «oberster Tierschützer».
In der ersten Reihe: STS- und Polit-Prominenz am Jubiläums-anlass im Knie-Zelt.
Zaungast: Komiker René Rindlis-bacher vom Duo Edelmais ist mit dem National-Circus auf Tournee.
Konzentrierter ZV: Vor der Jubiläums-feier fand die jährliche Delegierten-versammlung des STS statt.
Am Harmonium: David Ruosch sorgte für die musikalische Untermalung des historischen Bilderbogens.
Elefantenrunde: STS-Präsident Heinz Lienhard und Bundesrat Johann Schneider-Ammann mit Franco und Fredy Knie (v.l.n.r.).
Im Interview: Lolita Morena vor der Kamera von «Glanz & Gloria» des Schweizer Fernsehens.
Entspannt unter den Apéro-Gästen: Bundesrat Johann Schneider-Ammann und STS-Präsident Heinz Lienhard.
Danke: Für sein Kommen erhält BR Schneider-Ammann einen Korb – mit Leckereien für seine Hunde!
So kann Zirkus sein: Der Circus Knie zeigt vor, wie man artgerecht mit Tieren arbeiten kann.
Zeitreise: Birgit Steinegger zitierte aus den alten «Thier-schutzblättern».
FoTo
S: C
LAUD
E G
iGER
14
TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 15
Es kommt nicht allzu häufig vor, dass
eine Non-Profit-Organisation ihren 150.
Geburtstag feiern kann; schon allein das
reichte, um die Jubiläumsveranstaltung
zu einem historischen Anlass zu machen.
Die grosse Zahl der Delegierten, die STS-
Präsident Heinz Lienhard in Bern begrüs-
sen durfte, belegte gleichsam, dass der
STS trotz seines stattlichen Alters noch
immer voll im Leben steht.
Fit und munter mit 150Auch Bundesrat Johann Schneider-Am-
mann, der sich selbst als «obersten Tier-
schützer des Landes» versteht, attestierte
dem STS in seiner Festansprache, durch-
aus noch über den nötigen Biss zu ver-
fügen, um dem Tierwohl auf allen Ebe-
nen ein Fürsprecher zu sein. Trotz aller
Konflikte, die zwangsläufig immer wie-
der aufträten, stünde der Tierschutz ohne
den STS heute bei Weitem nicht da, wo er
heute steht. Der Volkswirtschaftsminister
betonte auch, dass Tierschutz und Wirt-
schaftlichkeit durchaus kein Widerspruch
sein müssen: Die Schweizer Konsumen-
tinnen und Konsumenten legten gros-
sen Wert auf artgerechte Tierhaltung, die
überdies zu qualitativ besseren Produk-
ten führe.
Im Wandel der ZeitFür den unterhaltenden Teil des Pro-
gramms sorgten die Schauspielerin Birgit
Steinegger und David Ruosch, einer der
begnadetsten Jazz-Pianisten der Schweiz.
Steinegger liess die Geschichte des Tier-
schutzes in der Schweiz mit Texten und
Anekdoten aus den «Thierschutzblät-
tern», wie die Verbandszeitschrift bis 1887
hiess, Revue passieren.
Franco und Fredy
Knie zeigten mit «Tie-
ren in der Schule» in
mehreren Nummern,
wie artgerechte Zir-
kusarbeit mit Tieren
heutzutage auszuse-
hen hat. -�
Dani Winter
Im August feierte der Schweizer Tierschutz STS im Zelt des National-Circus Knie in Bern sein 150-jähriges Bestehen. Unter den prominen-ten Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft waren Bundesrat Johann Schneider-Ammann, der Direktor des Bundesamts für Veteri-närwesen sowie die Gastgeber Fredy und Franco Knie.
150 Jahre fit und aktiv
bababalbba: blablab balbalba bala-ba ablablablab ablaalaalabla abaa lblbalblblbl ablblababalablabalb
Ort für Gespräche: Der Jubiläumsan-lass bot Gelegenheit für viele gute Ge-spräche – nicht nur über Tierschutz.
Bundesrat in der Manege: BR Schneider-Ammann bezeichnete sich als «oberster Tierschützer».
In der ersten Reihe: STS- und Polit-Prominenz am Jubiläums-anlass im Knie-Zelt.
Zaungast: Komiker René Rindlis-bacher vom Duo Edelmais ist mit dem National-Circus auf Tournee.
Konzentrierter ZV: Vor der Jubiläums-feier fand die jährliche Delegierten-versammlung des STS statt.
Am Harmonium: David Ruosch sorgte für die musikalische Untermalung des historischen Bilderbogens.
Elefantenrunde: STS-Präsident Heinz Lienhard und Bundesrat Johann Schneider-Ammann mit Franco und Fredy Knie (v.l.n.r.).
Im Interview: Lolita Morena vor der Kamera von «Glanz & Gloria» des Schweizer Fernsehens.
Entspannt unter den Apéro-Gästen: Bundesrat Johann Schneider-Ammann und STS-Präsident Heinz Lienhard.
Danke: Für sein Kommen erhält BR Schneider-Ammann einen Korb – mit Leckereien für seine Hunde!
So kann Zirkus sein: Der Circus Knie zeigt vor, wie man artgerecht mit Tieren arbeiten kann.
Zeitreise: Birgit Steinegger zitierte aus den alten «Thier-schutzblättern».
FoTo
S: C
LAUD
E G
iGER
14
17
Dampfende Nebelschwaden steigen aus
dem feuchten Dickicht zum Himmel em-
por. Kurz zuvor hat es noch kräftig gereg-
net. Es ist die Zeit des Monsuns, wo wol-
kenbruchartige Niederschläge in Sikkim,
dem kleinen indischen Bundesstaat im
Nordosten dieses wirtschaftlich und be-
völkerungsmässig explosionsartig wach-
senden Landes, an der Tagesordnung sind.
Schlagartig ist die Temperatur um etliche
Grad gesunken. Hier, auf über 3000 Me-
tern Höhe an den Hängen des Himalaya-
Gebirges, sind solche raschen Wetter-
wechsel häufig.
Gut getarntDas ganze Waldgebiet ist in unterschied-
liche Grautöne getaucht, sodass die Land-
schaft bloss schemenhaft erkennbar ist.
Erst langsam reisst die Nebeldecke auf
und gibt da und dort einen Blick auf die
Umgebung frei.
Lebensraum: In den schwer zugänglichen Waldgebieten am Fuss des Himalayas lebt der Kleine Panda.
Gut getarnt durch sein rötlich-schwar-
zes Fell, hängt ein Kleiner Panda regungs-
los auf einem Ast und lässt entspannt
seine vier Pfoten hängen. Selbst für seine
natürlichen Feinde, den Nebelparder und
Marder, dürfte es schwierig sein, das vor
sich hin dösende Tier zu entdecken.
Gefahr droht dem Kleinen Panda
auch weniger von diesen Raubtieren als
von dem Verhalten der Menschen. Doch
davor schützt ihn nicht einmal seine zu-
rückgezogene Lebensweise in den schwer
zugänglichen Bergwäldern am Fusse des
Himalayas.
Einzigartiger KatzenbärDer französische Zoologe Frédéric Cuvier
veröffentlichte 1825 erstmals eine Be-
schreibung dieses seltenen Tieres und be-
zeichnete es angeblich voller Bewunde-
rung als «schönstes Säugetier auf Erden».
Er gab ihm den Namen Panda, was vom
nepalesischen Wort «ponya» abgeleitet ist
und übersetzt «Bambusesser» bedeutet.
Auf Chinesisch heisst er dagegen
«Hun-ho» (Feuerfuchs), woher wahr-
scheinlich die Bezeichnung «Roter Panda»
stammt. Manchmal wird er auch aufgrund
seiner Gestalt und gewisser Verhaltens-
weisen «Katzenbär» genannt.
Nach langem Streit einigten sich
schliesslich die Zoologen vor einigen
Jahren darauf, dass der Kleine Panda eine
eigene Familie bildet und somit als ein
Überlebender aus den Eiszeiten einzigar-
tig auf der Erde ist.
Der Bär, der keiner istDer Kleine Panda steht etwas im Schatten seines berühmten schwarzweissen Namensgenossen. Dabei ist er ein ebenso ein-zigartiges und seltenes Tier. Einzig im Himalaya-Gebirge konn-ten bis heute einige wenige tausend Exemplare überleben.
TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2001116
Foto
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Dampfende Nebelschwaden steigen aus
dem feuchten Dickicht zum Himmel em-
por. Kurz zuvor hat es noch kräftig gereg-
net. Es ist die Zeit des Monsuns, wo wol-
kenbruchartige Niederschläge in Sikkim,
dem kleinen indischen Bundesstaat im
Nordosten dieses wirtschaftlich und be-
völkerungsmässig explosionsartig wach-
senden Landes, an der Tagesordnung sind.
Schlagartig ist die Temperatur um etliche
Grad gesunken. Hier, auf über 3000 Me-
tern Höhe an den Hängen des Himalaya-
Gebirges, sind solche raschen Wetter-
wechsel häufig.
Gut getarntDas ganze Waldgebiet ist in unterschied-
liche Grautöne getaucht, sodass die Land-
schaft bloss schemenhaft erkennbar ist.
Erst langsam reisst die Nebeldecke auf
und gibt da und dort einen Blick auf die
Umgebung frei.
Lebensraum: In den schwer zugänglichen Waldgebieten am Fuss des Himalayas lebt der Kleine Panda.
Gut getarnt durch sein rötlich-schwar-
zes Fell, hängt ein Kleiner Panda regungs-
los auf einem Ast und lässt entspannt
seine vier Pfoten hängen. Selbst für seine
natürlichen Feinde, den Nebelparder und
Marder, dürfte es schwierig sein, das vor
sich hin dösende Tier zu entdecken.
Gefahr droht dem Kleinen Panda
auch weniger von diesen Raubtieren als
von dem Verhalten der Menschen. Doch
davor schützt ihn nicht einmal seine zu-
rückgezogene Lebensweise in den schwer
zugänglichen Bergwäldern am Fusse des
Himalayas.
Einzigartiger KatzenbärDer französische Zoologe Frédéric Cuvier
veröffentlichte 1825 erstmals eine Be-
schreibung dieses seltenen Tieres und be-
zeichnete es angeblich voller Bewunde-
rung als «schönstes Säugetier auf Erden».
Er gab ihm den Namen Panda, was vom
nepalesischen Wort «ponya» abgeleitet ist
und übersetzt «Bambusesser» bedeutet.
Auf Chinesisch heisst er dagegen
«Hun-ho» (Feuerfuchs), woher wahr-
scheinlich die Bezeichnung «Roter Panda»
stammt. Manchmal wird er auch aufgrund
seiner Gestalt und gewisser Verhaltens-
weisen «Katzenbär» genannt.
Nach langem Streit einigten sich
schliesslich die Zoologen vor einigen
Jahren darauf, dass der Kleine Panda eine
eigene Familie bildet und somit als ein
Überlebender aus den Eiszeiten einzigar-
tig auf der Erde ist.
Der Bär, der keiner istDer Kleine Panda steht etwas im Schatten seines berühmten schwarzweissen Namensgenossen. Dabei ist er ein ebenso ein-zigartiges und seltenes Tier. Einzig im Himalaya-Gebirge konn-ten bis heute einige wenige tausend Exemplare überleben.
TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2001116
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TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 19
Putzig: Das sympathische tier lebt bis auf 4200 m.ü.M. Einzelgänger: Der Kleine Panda wird erst gegen abend aktiv.
Rendezvous: Die einzelgänger treffen sich nur kurz zur Paarung, die Mutter macht dann alles alleine.
Putzige ErscheinungAusser seiner Vorliebe für Bambus und
den Pseudodaumen an den Vorderpfo-
ten hat er übrigens nichts gemeinsam mit
dem Grossen Panda. Vom Aussehen her
erinnert kaum etwas an einen Bären: Be-
sonders sympathisch wirkt er durch sein
weiss gefärbtes Gesicht, die schwarze
Stupsnase und die spitzen, flauschigen
Öhrchen. Beinahe macht es den Anschein,
als würde das putzige Tier lachen. Sein
rötliches Fell ist dicht und weich, der di-
cke, buschige Schwanz ist fast so lang wie
der gesamte Rumpf.
Zurückgezogene LebensweiseKleine Pandas leben als Einzelgänger im
dichten Bergwald und werden erst mit Ein-
bruch der Dämmerung aktiv. Wohl auch
deswegen ist über diese scheuen Tiere nur
wenig bekannt. Einiges Licht ins Dunkle
konnte der Zoologe Axel Gebauer brin-
gen. Als ehemaliger Direktor des deut-
schen Naturschutz-Tierparks Görlitz er-
forschte er die Katzenbären nicht nur in
der Gefangenschaft aus nächster Nähe,
sondern er beobachtete sie im Rahmen
eines Schutzprojektes unter der Ägide des
WWF auch in freier Wildbahn in Sikkim.
Schwere KostZwar verfügt der Kleine Panda nach wie
vor über das Gebiss eines Raubtieres, doch
frisst er nur selten kleine Säuger, Jungvö-
gel oder Vogeleier. Hauptsächlich besteht
seine Nahrung aus Bambus. Doch dieser ist
18
Der Kleine oder rote Panda ist der einzige Vertreter der Familie der Katzenbären (Ailuridae).
als unterarten sind der westliche ailurus fulgens fulgens und der etwas grössere ailurus
fulgens styani bekannt, wobei letzterer nur in China vorkommt. Das Verbreitungsgebiet des
Kleinen Pandas erstreckt sich auf 1500 bis 4200 Metern Höhe über die bergregionen von
Nepal, bhutan, burma, Nordindien und tibet bis in die chinesischen Provinzen sichuan und
Yunnan. Die lebenserwartung beträgt bis zu 15 Jahre.
Zoologischer Steckbrief
schwer verdaulich, und so verschläft der
Katzenbär meist den ganzen Tag auf einem
Ast. Dabei balanciert der ausgezeichnete
Kletterer sich gekonnt in den Baumkronen,
wobei der lange Schwanz hilft, das Gleich-
gewicht zu halten. Erst am Abend begibt
sich das Pelztier auf den Boden zur Futter-
suche. Die Pfoten mit dem Daumenersatz
kann er wie Hände einsetzen und damit
zum Fressen die Nahrung festhalten.
Vom Aussterben bedrohtEinzig zur Paarung trifft der Rote Panda
seine Artgenossen – was für das katzen-
grosse Tier bei einer Reviergrösse von bis
zu zehn Quadratkilometern keine einfa-
che Angelegenheit ist. Gleich nach dem
Geschlechtsakt trennt sich das Pärchen
wieder. Nach einer Tragzeit zwischen
vier und fünf Monaten bringt das Weib-
chen in einer Baumhöhle oder Felsspalte
maximal vier Junge zur Welt. Die win-
zigen Nesthocker sind zu Beginn noch
blind, aber bereits behaart und werden
im Alter von rund neun Monaten selb-
ständig.
Doch nicht das Einzelgängertum ist
die grösste Bedrohung für das Überleben
dieser hübschen Tiere. Vielmehr stellen
der wachsende Bevölkerungsdruck, Wil-
derei, die radikale Abholzung der Pri-
märwälder und damit der Verlust des
natürlichen Lebensraumes das Panda-
Überleben in Frage.
Schon lange steht der Kleine Panda
auf der internationalen Roten Liste der
vom Aussterben bedrohten Tierarten des
IUCN. Genaue Zahlen sind nicht bekannt,
doch schätzt der WWF den Bestand des
Kleinen Pandas auf insgesamt weniger
als 10 000 Tiere. Ob da die verschiedenen
Schutzprojekte eine Trendwende einleiten
können?-� Matthias Brunner
Vielschläfer: Der Katzenbär verschläft meist den ganzen tag auf einem ast.
TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 19
Putzig: Das sympathische tier lebt bis auf 4200 m.ü.M. Einzelgänger: Der Kleine Panda wird erst gegen abend aktiv.
Rendezvous: Die einzelgänger treffen sich nur kurz zur Paarung, die Mutter macht dann alles alleine.
Putzige ErscheinungAusser seiner Vorliebe für Bambus und
den Pseudodaumen an den Vorderpfo-
ten hat er übrigens nichts gemeinsam mit
dem Grossen Panda. Vom Aussehen her
erinnert kaum etwas an einen Bären: Be-
sonders sympathisch wirkt er durch sein
weiss gefärbtes Gesicht, die schwarze
Stupsnase und die spitzen, flauschigen
Öhrchen. Beinahe macht es den Anschein,
als würde das putzige Tier lachen. Sein
rötliches Fell ist dicht und weich, der di-
cke, buschige Schwanz ist fast so lang wie
der gesamte Rumpf.
Zurückgezogene LebensweiseKleine Pandas leben als Einzelgänger im
dichten Bergwald und werden erst mit Ein-
bruch der Dämmerung aktiv. Wohl auch
deswegen ist über diese scheuen Tiere nur
wenig bekannt. Einiges Licht ins Dunkle
konnte der Zoologe Axel Gebauer brin-
gen. Als ehemaliger Direktor des deut-
schen Naturschutz-Tierparks Görlitz er-
forschte er die Katzenbären nicht nur in
der Gefangenschaft aus nächster Nähe,
sondern er beobachtete sie im Rahmen
eines Schutzprojektes unter der Ägide des
WWF auch in freier Wildbahn in Sikkim.
Schwere KostZwar verfügt der Kleine Panda nach wie
vor über das Gebiss eines Raubtieres, doch
frisst er nur selten kleine Säuger, Jungvö-
gel oder Vogeleier. Hauptsächlich besteht
seine Nahrung aus Bambus. Doch dieser ist
18
Der Kleine oder rote Panda ist der einzige Vertreter der Familie der Katzenbären (Ailuridae).
als unterarten sind der westliche ailurus fulgens fulgens und der etwas grössere ailurus
fulgens styani bekannt, wobei letzterer nur in China vorkommt. Das Verbreitungsgebiet des
Kleinen Pandas erstreckt sich auf 1500 bis 4200 Metern Höhe über die bergregionen von
Nepal, bhutan, burma, Nordindien und tibet bis in die chinesischen Provinzen sichuan und
Yunnan. Die lebenserwartung beträgt bis zu 15 Jahre.
Zoologischer Steckbrief
schwer verdaulich, und so verschläft der
Katzenbär meist den ganzen Tag auf einem
Ast. Dabei balanciert der ausgezeichnete
Kletterer sich gekonnt in den Baumkronen,
wobei der lange Schwanz hilft, das Gleich-
gewicht zu halten. Erst am Abend begibt
sich das Pelztier auf den Boden zur Futter-
suche. Die Pfoten mit dem Daumenersatz
kann er wie Hände einsetzen und damit
zum Fressen die Nahrung festhalten.
Vom Aussterben bedrohtEinzig zur Paarung trifft der Rote Panda
seine Artgenossen – was für das katzen-
grosse Tier bei einer Reviergrösse von bis
zu zehn Quadratkilometern keine einfa-
che Angelegenheit ist. Gleich nach dem
Geschlechtsakt trennt sich das Pärchen
wieder. Nach einer Tragzeit zwischen
vier und fünf Monaten bringt das Weib-
chen in einer Baumhöhle oder Felsspalte
maximal vier Junge zur Welt. Die win-
zigen Nesthocker sind zu Beginn noch
blind, aber bereits behaart und werden
im Alter von rund neun Monaten selb-
ständig.
Doch nicht das Einzelgängertum ist
die grösste Bedrohung für das Überleben
dieser hübschen Tiere. Vielmehr stellen
der wachsende Bevölkerungsdruck, Wil-
derei, die radikale Abholzung der Pri-
märwälder und damit der Verlust des
natürlichen Lebensraumes das Panda-
Überleben in Frage.
Schon lange steht der Kleine Panda
auf der internationalen Roten Liste der
vom Aussterben bedrohten Tierarten des
IUCN. Genaue Zahlen sind nicht bekannt,
doch schätzt der WWF den Bestand des
Kleinen Pandas auf insgesamt weniger
als 10 000 Tiere. Ob da die verschiedenen
Schutzprojekte eine Trendwende einleiten
können?-� Matthias Brunner
Vielschläfer: Der Katzenbär verschläft meist den ganzen tag auf einem ast.
TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 2120
Während das Tierschutzgesetz die Ver-
wendung von Stacheldraht bei Pferde-
und Kamelweiden verbietet, ist die An-
wendung bei Rindern und Schafen im-
mer noch erlaubt! Der Stacheldraht stellt
dabei nicht nur ein latentes Verletzungs-
risiko für die Weidetiere dar, sondern ver-
sperrt auch Wildwechsel und Fluchtwege
und kann für Wildtiere zur tödlichen Falle
werden.
Schwere Verletzungen und TodesfälleStacheldraht ist für die meisten Tiere
schlecht sichtbar. Beim Überspringen,
Durchschlüpfen oder bei fluchtbedingtem
Dagegenlaufen können sie sich schwer
verletzen – abgetrennte Zitzen bei Milch-
kühen und schwere Hautwunden bei Pfer-
den können die Folgen sein. Wildtiere wie
Rehe, Hirsche oder Gämsen gehen an den
Verletzungen im Hals-, Brust- und Rumpf-
bereich oft qualvoll ein. Die grösste Ge-
fahr stellen dabei Stacheldrahtzäune ent-
lang von Waldrändern dar – bei drohen-
der Gefahr flüchten viele Wildtiere in den
Wald und übersehen dabei den Zaun. Zur
Todesfalle wird Stacheldraht insbesondere
für Greifvögel und Eulen. Diese nehmen
den Stacheldraht im Anflug oft zu spät
wahr und verheddern sich mit den Fe-
dern in den Drahtspitzen. Beim Versuch,
sich zu befreien, verletzen sie sich tödlich,
oder sie verdursten elendiglich.
Gesetzgebung ist inkonsequentGemäss Art. 57 Abs. 6 und Art. 63 der
Tierschutzverordnung ist die Verwendung
von Stacheldraht für die Einzäunung
von Kamelartigen und Pferden verboten.
Für alle anderen Weidetiere besteht aber
keine Einschränkung bezüglich des Ein-
satzes von Stacheldraht. Es gibt keinerlei
logische Begründung dieser Regelung. So
sind Kühe gewiss nicht weniger gefähr-
det, sich an Stacheldraht zu verletzen, als
etwa Kamele! Und selbst die Regelung bei
Pferden ist nicht unumstritten. So unter-
nimmt der Kanton Jura derzeit politische
Anstrengungen, das Verbot von Stachel-
draht bei Pferden zu kippen!
Es geht auch andersObschon es kein schweizweites artüber-
greifendes Stacheldrahtverbot gibt, kön-
nen doch die Kantone eigene Regelun-
gen erlassen. So gilt im Kanton Grau-
bünden schon seit Langem ein allgemei-
nes Stacheldrahtverbot – dessen Durch-
setzung wurde an die Gemeinden dele-
giert und von diesen konsequent durch-
gesetzt. Doch welche Alternativen gibt es
zum Stacheldraht? Was macht einen ide-
alen Weidezaun aus? Auf alle Fälle muss
er für Tiere gut sichtbar und für Wildtiere
durchlässig sein, er darf keine Verletzun-
gen verursachen und sollte leicht zu ent-
fernen sein. Notabene gibt es kein einzi-
ges Zaunsystem, das für Wildtiere gänz-
lich unproblematisch ist, da Zäune immer
ein künstliches Hindernis darstellen, das
sie überwinden müssen. Besonders prob-
lematisch sind Zäune entlang von Wald-
rändern und über bekannte Wildwechsel
hinweg. Zäune mit Drähten, auch Elekt-
rozäune, sind Stacheldrahtzäunen aber in
jedem Fall vorzuziehen! Wichtig ist, dass
der unterste Draht einen Abstand von
mindestens 25 cm zum Boden hat, damit
er nicht für Kleintiere wie Igel und Ha-
sen zum Hindernis wird. Ein Elektrozaun
sollte natürlich nur Strom führen, wenn er
auch tatsächlich gebraucht wird!
STS hilft Gemeinden bei Stacheldraht-ErsatzAuch 2011 stellt die gemeinnützige Jeker-
Stiftung dem Schweizer Tierschutz STS
CHF 15 000 für Projekte zur Verfügung,
die direkt einheimischen Wildtieren zu-
gutekommen. Dieses Jahr werden damit
zwei Gemeinden unterstützt, welche auf
ihrem Gebiet Stacheldraht entfernen und
durch weniger problematische Zaunsys-
teme ersetzen wollen. Der STS hat 2010
sämtliche Gemeinden durch den Ver-
sand eines Merkblatts auf die Problema-
tik aufmerksam gemacht und daraufhin
mehrere interessierte Reaktionen erhal-
ten, aus denen sich schliesslich zwei Pro-
jekte ergaben: In der Gemeinde Flühli im
Biosphärenreservat Entlebuch sollen sage
und schreibe 25 Kilometer Stacheldraht
auf einer 204 Hektar grossen Weide im
Berggebiet durch einen Elektrozaun er-
setzt werden. Der STS unterstützt das
hauptsächlich von den Coop-Patenschaf-
ten für das Berggebiet getragene Projekt
mit einem beachtlichen finanziellen Bei-
trag und erstellt zusätzlich eine Filmdo-
kumentation. In der Solothurner Jurage-
meinde Hofstetten-Flüh wird zudem die
Demontage eines rund 3,5 Kilometer lan-
gen Stacheldrahtes unterstützt. Der STS
hofft, dass sich weitere Gemeinden ein
Vorbild nehmen und endlich die Entfer-
nung des Stacheldrahts von ihren Weiden
in Angriff nehmen!-� Sara Wehrli
STS-Fachstelle Wildtiere
Demontiert: Ausgediente «Todesfalle».
Stacheldraht ist eine heimtückische Barriere für Mensch und Tier. Auf-grund seiner Verwendung in Kriegen steht er als Symbol für Unterdrü-ckung und Unfreiheit. In der Landwirtschaft darf er aber immer noch als Einzäunung für Viehherden verwendet werden. Kühe verletzen sich da-ran das Euter, und Rehe und Greifvögel finden einen elenden Tod. Der STS unterstützt derzeit zwei Gemeinden, die ihr Land vom Stacheldraht befreien wollen.
Todesfalle Stacheldraht
Todesfalle: Greifvögel nehmen den Stacheldraht im Anflug oft zu spät wahr und verheddern sich mit den Federn in den Drahtspitzen.
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TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 2120
Während das Tierschutzgesetz die Ver-
wendung von Stacheldraht bei Pferde-
und Kamelweiden verbietet, ist die An-
wendung bei Rindern und Schafen im-
mer noch erlaubt! Der Stacheldraht stellt
dabei nicht nur ein latentes Verletzungs-
risiko für die Weidetiere dar, sondern ver-
sperrt auch Wildwechsel und Fluchtwege
und kann für Wildtiere zur tödlichen Falle
werden.
Schwere Verletzungen und TodesfälleStacheldraht ist für die meisten Tiere
schlecht sichtbar. Beim Überspringen,
Durchschlüpfen oder bei fluchtbedingtem
Dagegenlaufen können sie sich schwer
verletzen – abgetrennte Zitzen bei Milch-
kühen und schwere Hautwunden bei Pfer-
den können die Folgen sein. Wildtiere wie
Rehe, Hirsche oder Gämsen gehen an den
Verletzungen im Hals-, Brust- und Rumpf-
bereich oft qualvoll ein. Die grösste Ge-
fahr stellen dabei Stacheldrahtzäune ent-
lang von Waldrändern dar – bei drohen-
der Gefahr flüchten viele Wildtiere in den
Wald und übersehen dabei den Zaun. Zur
Todesfalle wird Stacheldraht insbesondere
für Greifvögel und Eulen. Diese nehmen
den Stacheldraht im Anflug oft zu spät
wahr und verheddern sich mit den Fe-
dern in den Drahtspitzen. Beim Versuch,
sich zu befreien, verletzen sie sich tödlich,
oder sie verdursten elendiglich.
Gesetzgebung ist inkonsequentGemäss Art. 57 Abs. 6 und Art. 63 der
Tierschutzverordnung ist die Verwendung
von Stacheldraht für die Einzäunung
von Kamelartigen und Pferden verboten.
Für alle anderen Weidetiere besteht aber
keine Einschränkung bezüglich des Ein-
satzes von Stacheldraht. Es gibt keinerlei
logische Begründung dieser Regelung. So
sind Kühe gewiss nicht weniger gefähr-
det, sich an Stacheldraht zu verletzen, als
etwa Kamele! Und selbst die Regelung bei
Pferden ist nicht unumstritten. So unter-
nimmt der Kanton Jura derzeit politische
Anstrengungen, das Verbot von Stachel-
draht bei Pferden zu kippen!
Es geht auch andersObschon es kein schweizweites artüber-
greifendes Stacheldrahtverbot gibt, kön-
nen doch die Kantone eigene Regelun-
gen erlassen. So gilt im Kanton Grau-
bünden schon seit Langem ein allgemei-
nes Stacheldrahtverbot – dessen Durch-
setzung wurde an die Gemeinden dele-
giert und von diesen konsequent durch-
gesetzt. Doch welche Alternativen gibt es
zum Stacheldraht? Was macht einen ide-
alen Weidezaun aus? Auf alle Fälle muss
er für Tiere gut sichtbar und für Wildtiere
durchlässig sein, er darf keine Verletzun-
gen verursachen und sollte leicht zu ent-
fernen sein. Notabene gibt es kein einzi-
ges Zaunsystem, das für Wildtiere gänz-
lich unproblematisch ist, da Zäune immer
ein künstliches Hindernis darstellen, das
sie überwinden müssen. Besonders prob-
lematisch sind Zäune entlang von Wald-
rändern und über bekannte Wildwechsel
hinweg. Zäune mit Drähten, auch Elekt-
rozäune, sind Stacheldrahtzäunen aber in
jedem Fall vorzuziehen! Wichtig ist, dass
der unterste Draht einen Abstand von
mindestens 25 cm zum Boden hat, damit
er nicht für Kleintiere wie Igel und Ha-
sen zum Hindernis wird. Ein Elektrozaun
sollte natürlich nur Strom führen, wenn er
auch tatsächlich gebraucht wird!
STS hilft Gemeinden bei Stacheldraht-ErsatzAuch 2011 stellt die gemeinnützige Jeker-
Stiftung dem Schweizer Tierschutz STS
CHF 15 000 für Projekte zur Verfügung,
die direkt einheimischen Wildtieren zu-
gutekommen. Dieses Jahr werden damit
zwei Gemeinden unterstützt, welche auf
ihrem Gebiet Stacheldraht entfernen und
durch weniger problematische Zaunsys-
teme ersetzen wollen. Der STS hat 2010
sämtliche Gemeinden durch den Ver-
sand eines Merkblatts auf die Problema-
tik aufmerksam gemacht und daraufhin
mehrere interessierte Reaktionen erhal-
ten, aus denen sich schliesslich zwei Pro-
jekte ergaben: In der Gemeinde Flühli im
Biosphärenreservat Entlebuch sollen sage
und schreibe 25 Kilometer Stacheldraht
auf einer 204 Hektar grossen Weide im
Berggebiet durch einen Elektrozaun er-
setzt werden. Der STS unterstützt das
hauptsächlich von den Coop-Patenschaf-
ten für das Berggebiet getragene Projekt
mit einem beachtlichen finanziellen Bei-
trag und erstellt zusätzlich eine Filmdo-
kumentation. In der Solothurner Jurage-
meinde Hofstetten-Flüh wird zudem die
Demontage eines rund 3,5 Kilometer lan-
gen Stacheldrahtes unterstützt. Der STS
hofft, dass sich weitere Gemeinden ein
Vorbild nehmen und endlich die Entfer-
nung des Stacheldrahts von ihren Weiden
in Angriff nehmen!-� Sara Wehrli
STS-Fachstelle Wildtiere
Demontiert: Ausgediente «Todesfalle».
Stacheldraht ist eine heimtückische Barriere für Mensch und Tier. Auf-grund seiner Verwendung in Kriegen steht er als Symbol für Unterdrü-ckung und Unfreiheit. In der Landwirtschaft darf er aber immer noch als Einzäunung für Viehherden verwendet werden. Kühe verletzen sich da-ran das Euter, und Rehe und Greifvögel finden einen elenden Tod. Der STS unterstützt derzeit zwei Gemeinden, die ihr Land vom Stacheldraht befreien wollen.
Todesfalle Stacheldraht
Todesfalle: Greifvögel nehmen den Stacheldraht im Anflug oft zu spät wahr und verheddern sich mit den Federn in den Drahtspitzen.
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TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 2322
Es ist heiss, als Alpbesitzer Martin Keller
und ich uns an den schweisstreibenden
Aufstieg von S-charl auf die 600 Meter
höher gelegene Alp Plazer machen. Das
steile Weidegebiet ist mit Heidevegeta-
tion überwuchert – ein erstes Zeichen von
Verbuschung. Der Ausblick auf die Ort-
lergruppe, den Nationalpark und das Val
Tamangur mit seinen uralten Arvenwäl-
dern ist spektakulär. Man wähnt sich in
den Rocky Mountains – kein Wunder, dass
auch Braunbären sich hier wohlfühlen!
Ein grausiger AnblickIn einem von Steinschutt übersäten Cou-
loir liegen die Überreste von zwei Scha-
fen, die vom Bären gerissen wurden.
Fliegenlarven haben sich eingenistet, es
stinkt bestialisch. Es ist ein mulmiges Ge-
fühl, hier in der Schweiz auf einer Alp zu
stehen und zu wissen, dass sich ein po-
tenziell gefährliches Raubtier in der Nähe
aufhält …
Die Angriffe im Juli waren nicht die
ersten Schäden, die Martin Kellers Herde
erleiden musste; schon 2007 tötete Braun-
bär «JJ3» einige Schafe auf der Alp Pla-
zer. Damals organisierten die Schafbesit-
zer den Einsatz eines mobilen Herden-
schutzteams des landwirtschaftlichen
Beratungs dienstes Agridea. Als 2011 ein
noch nicht identifizierter Bär die Herde
erneut angriff, wurde Martin Keller und
seinen Weidepächtern klar: Auf einen per-
manenten, zuverlässigen Herdenschutz
kann nicht länger verzichtet werden.
Donja und Terremoto halten WacheAuf der Bergflanke verteilt sehen wir dut-
zende weisse Punkte. Das sind die rund
350 weissen Alpschafe, die den Sommer
weit über der Baumgrenze zusammen mit
180 Rindern und einigen Pferden verbrin-
gen. Als wir die Bergflanke emporstei-
gen, taucht plötzlich etwa 100 Meter ne-
ben uns aus dem Wacholderdickicht eine
weisse Gestalt auf: Es ist Donja, die zwei-
jährige Maremmano-Hündin aus dem
Herdenschutzzentrum in Jeizinen, die seit
Juli zusammen mit dem erfahrenen Terre-
moto in der Schafherde lebt und für deren
Sicherheit sorgt.
Das prächtige Tier verhält sich anders,
als man es sich von Hunden gewohnt ist.
Lautlos, wie sie aufgetaucht ist, lässt sich
Donja im Gestrüpp nieder und beobach-
tet uns unverwandt. Als wir uns wieder
auf den Weg machen, erhebt sich auch
Donja und begleitet uns in gebührendem
Abstand – ohne zu bellen oder sich uns
zu nähern, nicht aber ohne eindeutig Prä-
senz zu markieren. «Würden wir uns nun
der Herde nähern, würde sie uns verbellen
und uns konsequent den Weg abschnei-
den», erklärt Keller.
Ein hartes MetierAuf halber Höhe werden wir vom Vorarl-
berger Schafhirten Beni und seinen zwei
Border Collies begrüsst. Seit fünf Wochen
lebt Beni auf der Alp Plazer ein anstren-
gendes und ziemlich einsames Leben als
Schafhirte. Zusammen mit einem Tiro-
ler Rinderhirten übernachtet er in einer
Alphütte, etwa eine halbe Stunde Fuss-
marsch hinter dem nur im Sommer be-
wohnten Dorf S-charl. Jeden Morgen
steigt er 600 bis 1000 Höhenmeter zur
Schafherde auf, wo er die Tage damit ver-
bringt, die Schafe in verschiedenen Hö-
henlagen zu weiden und zu tränken, wo-
bei er beim Treiben der Tiere von seinen
Hütehunden unterstützt wird.
Ein Container auf einer Anhöhe bie-
tet bei Unwettern Schutz. Die Tage sind
oft monoton. Die Schafe weiden, käuen
wieder, ruhen. Doch der Schein trügt: Im-
mer wieder müssen verirrte Tiere gefun-
den und zur Herde zurückgetrieben, die
rund 350 Schafe auf Gamsblindheit und
Lahmheit untersucht und schwächliche
Lämmer zugefüttert werden – es ist ein
«Knochenjob».
Gegen 8 Uhr abends treibt Beni die
Schafe in den Nachtpferch. Nun gesellen
sich auch die Schutzhunde zu ihm, denn
sie sind hungrig. Ansonsten verbringen
sie den Tag mit den Schafen und verspü-
ren kein Bedürfnis, mit Menschen Kontakt
aufzunehmen.
Elektrozaun gegen den BärenUnser Bär ist im August Richtung Un-
terengadin gezogen. Um ihm die Rück-
kehr zu seinen Schafen zu erschweren,
liess Martin Keller einen solarbetriebe-
nen Elektrozaun von rund vier Kilome-
tern Länge U-förmig um die Weide errich-
ten und mit dem bestehenden, partiellen
Viehzaun verbinden. Sollte Meister Petz
also wieder einmal das Val S-charl herauf
kommen, würde er nun auf breiter Front
auf den Elektrozaun stossen.
Der Schweizer Tierschutz STS hat den
Bau des Zauns mit einem Anerkennungs-
beitrag von CHF 1000 unterstützt, weil er
hofft, dass die Eigeninitiative von Martin
Keller Schule macht. Derzeit erörtert die-
ser mit den Behörden die Aufstockung der
Schafherde auf 500 Tiere, um den Herden-
schutz künftig gewinnbringend betreiben
zu können.
Bald werden die Schafe von der Alp
Plazer zurückkehren. Bis dann wachen
Donja und Terremoto über ihr Wohlerge-
hen. Im kommenden Jahr gedenkt Mar-
tin Keller, zwei eigene Schutzhunde aus-
zubilden. Während wir den steilen Rück-
weg ins Tal unter die Füsse nehmen, krei-
sen über uns zwei majestätische Bartgeier.
Von den Schaf-Skeletten wird bald nichts
mehr übrig sein … -� Sara Wehrli
Fachstelle Wildtiere STS
Knochenjob: Hirte Beni aus dem Vorarlberg hütet 350 Schafe auf der Alp Plazer mit Unterstützung der Border Collies Fanny und Mira.
FotoS: reUterS
Donja und Terremoto beschützen Schafe vor dem Bären
An einem heissen Augusttag besuchte Sara Wehrli, STS-Wildtierspezialistin, eine Schafherde im abgelegenen «Val S-charl». Nachdem hier ein Bär im Juli elf Schafe gerissen hatte, ergriffen die Eigentümer in kürzester Zeit die notwendigen Herden-schutzmassnahmen – der Schweizer Tier-schutz STS unterstützte den Kauf eines Elektrozauns. Vor Ort konnte sich die Wild-tierexpertin nun von den Massnahmen ein Bild machen.
Immer auf Distanz: Herdenschutzhündin Donja markiert Präsenz und hat alles im Blick.
Überreste im Geröll: Kadaver eines vom Bären gerissenen Schafs.
Solarbetrieben: Der neu errichtete elektrozaun schützt die Schafe vor dem Bären.
FotoS: SArA WeHrli
TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 2322
Es ist heiss, als Alpbesitzer Martin Keller
und ich uns an den schweisstreibenden
Aufstieg von S-charl auf die 600 Meter
höher gelegene Alp Plazer machen. Das
steile Weidegebiet ist mit Heidevegeta-
tion überwuchert – ein erstes Zeichen von
Verbuschung. Der Ausblick auf die Ort-
lergruppe, den Nationalpark und das Val
Tamangur mit seinen uralten Arvenwäl-
dern ist spektakulär. Man wähnt sich in
den Rocky Mountains – kein Wunder, dass
auch Braunbären sich hier wohlfühlen!
Ein grausiger AnblickIn einem von Steinschutt übersäten Cou-
loir liegen die Überreste von zwei Scha-
fen, die vom Bären gerissen wurden.
Fliegenlarven haben sich eingenistet, es
stinkt bestialisch. Es ist ein mulmiges Ge-
fühl, hier in der Schweiz auf einer Alp zu
stehen und zu wissen, dass sich ein po-
tenziell gefährliches Raubtier in der Nähe
aufhält …
Die Angriffe im Juli waren nicht die
ersten Schäden, die Martin Kellers Herde
erleiden musste; schon 2007 tötete Braun-
bär «JJ3» einige Schafe auf der Alp Pla-
zer. Damals organisierten die Schafbesit-
zer den Einsatz eines mobilen Herden-
schutzteams des landwirtschaftlichen
Beratungs dienstes Agridea. Als 2011 ein
noch nicht identifizierter Bär die Herde
erneut angriff, wurde Martin Keller und
seinen Weidepächtern klar: Auf einen per-
manenten, zuverlässigen Herdenschutz
kann nicht länger verzichtet werden.
Donja und Terremoto halten WacheAuf der Bergflanke verteilt sehen wir dut-
zende weisse Punkte. Das sind die rund
350 weissen Alpschafe, die den Sommer
weit über der Baumgrenze zusammen mit
180 Rindern und einigen Pferden verbrin-
gen. Als wir die Bergflanke emporstei-
gen, taucht plötzlich etwa 100 Meter ne-
ben uns aus dem Wacholderdickicht eine
weisse Gestalt auf: Es ist Donja, die zwei-
jährige Maremmano-Hündin aus dem
Herdenschutzzentrum in Jeizinen, die seit
Juli zusammen mit dem erfahrenen Terre-
moto in der Schafherde lebt und für deren
Sicherheit sorgt.
Das prächtige Tier verhält sich anders,
als man es sich von Hunden gewohnt ist.
Lautlos, wie sie aufgetaucht ist, lässt sich
Donja im Gestrüpp nieder und beobach-
tet uns unverwandt. Als wir uns wieder
auf den Weg machen, erhebt sich auch
Donja und begleitet uns in gebührendem
Abstand – ohne zu bellen oder sich uns
zu nähern, nicht aber ohne eindeutig Prä-
senz zu markieren. «Würden wir uns nun
der Herde nähern, würde sie uns verbellen
und uns konsequent den Weg abschnei-
den», erklärt Keller.
Ein hartes MetierAuf halber Höhe werden wir vom Vorarl-
berger Schafhirten Beni und seinen zwei
Border Collies begrüsst. Seit fünf Wochen
lebt Beni auf der Alp Plazer ein anstren-
gendes und ziemlich einsames Leben als
Schafhirte. Zusammen mit einem Tiro-
ler Rinderhirten übernachtet er in einer
Alphütte, etwa eine halbe Stunde Fuss-
marsch hinter dem nur im Sommer be-
wohnten Dorf S-charl. Jeden Morgen
steigt er 600 bis 1000 Höhenmeter zur
Schafherde auf, wo er die Tage damit ver-
bringt, die Schafe in verschiedenen Hö-
henlagen zu weiden und zu tränken, wo-
bei er beim Treiben der Tiere von seinen
Hütehunden unterstützt wird.
Ein Container auf einer Anhöhe bie-
tet bei Unwettern Schutz. Die Tage sind
oft monoton. Die Schafe weiden, käuen
wieder, ruhen. Doch der Schein trügt: Im-
mer wieder müssen verirrte Tiere gefun-
den und zur Herde zurückgetrieben, die
rund 350 Schafe auf Gamsblindheit und
Lahmheit untersucht und schwächliche
Lämmer zugefüttert werden – es ist ein
«Knochenjob».
Gegen 8 Uhr abends treibt Beni die
Schafe in den Nachtpferch. Nun gesellen
sich auch die Schutzhunde zu ihm, denn
sie sind hungrig. Ansonsten verbringen
sie den Tag mit den Schafen und verspü-
ren kein Bedürfnis, mit Menschen Kontakt
aufzunehmen.
Elektrozaun gegen den BärenUnser Bär ist im August Richtung Un-
terengadin gezogen. Um ihm die Rück-
kehr zu seinen Schafen zu erschweren,
liess Martin Keller einen solarbetriebe-
nen Elektrozaun von rund vier Kilome-
tern Länge U-förmig um die Weide errich-
ten und mit dem bestehenden, partiellen
Viehzaun verbinden. Sollte Meister Petz
also wieder einmal das Val S-charl herauf
kommen, würde er nun auf breiter Front
auf den Elektrozaun stossen.
Der Schweizer Tierschutz STS hat den
Bau des Zauns mit einem Anerkennungs-
beitrag von CHF 1000 unterstützt, weil er
hofft, dass die Eigeninitiative von Martin
Keller Schule macht. Derzeit erörtert die-
ser mit den Behörden die Aufstockung der
Schafherde auf 500 Tiere, um den Herden-
schutz künftig gewinnbringend betreiben
zu können.
Bald werden die Schafe von der Alp
Plazer zurückkehren. Bis dann wachen
Donja und Terremoto über ihr Wohlerge-
hen. Im kommenden Jahr gedenkt Mar-
tin Keller, zwei eigene Schutzhunde aus-
zubilden. Während wir den steilen Rück-
weg ins Tal unter die Füsse nehmen, krei-
sen über uns zwei majestätische Bartgeier.
Von den Schaf-Skeletten wird bald nichts
mehr übrig sein … -� Sara Wehrli
Fachstelle Wildtiere STS
Knochenjob: Hirte Beni aus dem Vorarlberg hütet 350 Schafe auf der Alp Plazer mit Unterstützung der Border Collies Fanny und Mira.
FotoS: reUterS
Donja und Terremoto beschützen Schafe vor dem Bären
An einem heissen Augusttag besuchte Sara Wehrli, STS-Wildtierspezialistin, eine Schafherde im abgelegenen «Val S-charl». Nachdem hier ein Bär im Juli elf Schafe gerissen hatte, ergriffen die Eigentümer in kürzester Zeit die notwendigen Herden-schutzmassnahmen – der Schweizer Tier-schutz STS unterstützte den Kauf eines Elektrozauns. Vor Ort konnte sich die Wild-tierexpertin nun von den Massnahmen ein Bild machen.
Immer auf Distanz: Herdenschutzhündin Donja markiert Präsenz und hat alles im Blick.
Überreste im Geröll: Kadaver eines vom Bären gerissenen Schafs.
Solarbetrieben: Der neu errichtete elektrozaun schützt die Schafe vor dem Bären.
FotoS: SArA WeHrli
TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 2524
Für etliche Tiere ist das Tierheim die Endstation einer langen Leidensgeschichte. Die folgenden Beispiele vermitteln einen kleinen Eindruck, mit welchen Schicksalen unsere Sektionen fast täglich konfrontiert werden.
Fällt der Name «Bagheera», denkt wohl
manch einer zuerst an den klugen, wenn
auch etwas strengen Panther aus dem be-
kannten «Dschungelbuch». In unserem
Fall geht es aber um eine besonders ei-
genwillige Katzendame.
Im Jahre 2005 kam sie als Findeltier
in das Tierheim Oberbottigen. Am Anfang
war Bagheera äusserst scheu und fauchte,
wenn man sie nur anfassen wollte. All-
mählich jedoch lebte sie sich ein und
wurde zutraulicher. Dennoch schlugen
mehrere Platzierungsversuche fehl: Jedes
Mal wurde sie plötzlich wieder unsau-
ber, ängstlich und fauchte grundlos ihre
neuen Besitzer an.Was vor rund 36 Jahren genau geschah,
ist nicht bekannt. Wahrscheinlich wurde
die Gelbstirnamazone Varo damals von
Vogelhändlern im südamerikanischen Ur-
wald eingefangen und mit zahlreichen
Artgenossen nach Europa verkauft. In der
Schweiz angekommen, gelangte der Pa-
pagei zu einem Ehepaar, wo er allein in
einem viel zu kleinen Käfig vor sich hin
vegetierte.
Vor fünf Jahren kam er schliesslich in
unsere Auffangstation. Endlich konnte er
in der grosszügigen Volière zusammen mit
15 anderen Papageien und Sittichen ein
artgerechtes Leben führen! Sogar eine Vo-
geldame hat der gesetzte Papageienmann
in dieser Zeit als Partnerin gefunden.
Leider ist Varo inzwischen fast voll-
ständig erblindet: Nur auf einem Auge er-
kennt er noch vage Umrisse. Ob dies auf
Ernährungsfehler oder einfach auf sein
hohes Alter zurückzuführen ist, lässt sich
kaum beurteilen. Tatsächlich zeigen sich
bei Papageien etwa ab dem dreissigsten
Lebensjahr gewisse Alterserscheinungen:
Sie sind weniger aktiv, schlafen viel mehr.
Die Gelenke sind etwas «eingerostet», was
das Fliegen anstrengend macht. Doch
trotzdem: Varo kann und wird seinen Le-
bensabend bei uns geniessen!-
Auffangstation für Papageien und
Sittiche APS
Die lange Geschichte von Torros beginnt
in der Türkei. Im Juli 2005 ist er noch ein
kleiner Welpe, als ihn die türkischstäm-
mige Familie als Geschenk für den Gross-
vater in die Schweiz bringt. Dieser jedoch
ist mit seinen 80 Jahren zu gebrechlich
und mit dem jungen Hund völlig über-
fordert.
Eigentlich wäre Torros aufgrund sei-
ner Rasse (Kangal) geradezu zum Herden-
schutzhund prädestiniert gewesen. In der
Schweiz jedoch fehlte ihm eine Aufgabe,
und so wurde Torros das Leben immer
schwieriger, je erwachsener und grösser
er wurde. Schliesslich sahen dies auch die
Angehörigen des alten Mannes ein und
gaben uns Torros im September 2007 als
Verzichtshund in Obhut.
Anfangs waren wir noch optimistisch,
einen neuen Platz für ihn zu finden. Zwar
interessierten sich mehrere Leute für ihn,
kamen aber nicht in Frage, da sie seinen
Bedürfnissen nicht gerecht werden konn-
ten.
Inzwischen fand sich Torros im Tier-
schutzhaus sehr gut zurecht: Von sich aus
wählte er seinen Schlaf- und auch sei-
nen «Stammplatz» draussen in der gros-
sen Anlage. In der Tierpflegerin Nadine
Fratschöl fand er eine gute Freundin. Mit
ihr geniesst er die Spaziergänge, wobei er
derjenige ist, der das Tempo bestimmt. So
haben wir entschieden, dass Torros glück-
lich bei uns alt werden darf.-
Tierschutzhaus Liechtenstein
Wenn das Extreme zum Alltag gehört
Torros, der verwaiste Herdenschutzhund
Aus der freien Wildnis entrissen
Launische alte Katzendame
Fälle wie die hier beschriebenen kommen in unseren Sektionen fast täglich vor – für die mitarbeitenden Tierschützerinnen und Tierschützer mitunter eine nur schwer aushaltbare Situation. Oft ist es schwierig, für solche traumatisierten Tiere ein neues Zuhause zu fin-den – manche verbringen gar den Rest ihres Lebens im
Tierheim. Doch dies bedeutet eine erhebliche finanziel-le Belastung für die STS-Sektionen, die solch schwie-rige Fälle aufnehmen. Bitte helfen Sie uns mit Ihrem Beitrag für den Fonds für alte und schwer vermittel-bare Tiere, damit sich die Tierheime weiterhin auch um solche Tiere kümmern können!
Geben Sie alten und schwer platzierbaren Tiere eine Chance!
Kaum zu glauben: Die Hündin eines Ob-
dachlosen brachte am 28. Juli 2009 di-
rekt vor dem Bahnhof in Basel ihre Wel-
pen zur Welt. Natürlich war der Tierbesit-
zer nicht in der Lage, sich um die Hunde-
babys zu kümmern, weswegen die Hunde-
mutter mitsamt Nachwuchs von den Be-
hörden beschlagnahmt und ins Tierheim
gebracht wurde.
Aus dem Wurf ist einzig noch der
Rüde «Hootch» übriggeblieben, und dies
nicht ohne Grund, denn er ist äusserst leb-
haft und lotet stets sämtliche Grenzen aus.
Weil er von seinem Charakter her recht
nervös ist, muss man ganz ruhig mit ihm
umgehen.
Obwohl er bisher seine ganze Jugend
im Tierheim verbracht hat, besteht noch
immer die Hoffnung, dass Hootch eines
Tages vielleicht doch (s)ein Plätzchen fin-
det – bei jemandem mit Hundeerfahrung
und viel Geduld, der bereit ist, ihn mit
Konsequenz zu führen und zu erziehen.-Tierschutz beider Basel
Am Bahnhof geboren
Kaum war Bagheera
im Tierheim zurück, ver-
schwanden diese Macken
wieder; von den Tierpflege-
rinnen lässt sie sich sogar
streicheln. Allerdings bleibt
sie eine Diva: So hat sie ihren
Stammplatz im Gang zwi-
schen Empfang und Hunde-
haus mit einem eigenen, se-
paraten Katzentürchen.
Lange Zeit war sie eine erfolgrei-
che Jägerin und schleppte jeweils riesige
Schermäuse als Beute an. Mittlerweile je-
doch ist sie etwas ruhiger geworden. Zwar
streift sie manchmal um die Kaninchen-
ställe, doch meistens liegt sie in der Sonne
oder beobachtet das Geschehen von ihrem
Kratzbaum aus. -
Berner Tierschutz
TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 2524
Für etliche Tiere ist das Tierheim die Endstation einer langen Leidensgeschichte. Die folgenden Beispiele vermitteln einen kleinen Eindruck, mit welchen Schicksalen unsere Sektionen fast täglich konfrontiert werden.
Fällt der Name «Bagheera», denkt wohl
manch einer zuerst an den klugen, wenn
auch etwas strengen Panther aus dem be-
kannten «Dschungelbuch». In unserem
Fall geht es aber um eine besonders ei-
genwillige Katzendame.
Im Jahre 2005 kam sie als Findeltier
in das Tierheim Oberbottigen. Am Anfang
war Bagheera äusserst scheu und fauchte,
wenn man sie nur anfassen wollte. All-
mählich jedoch lebte sie sich ein und
wurde zutraulicher. Dennoch schlugen
mehrere Platzierungsversuche fehl: Jedes
Mal wurde sie plötzlich wieder unsau-
ber, ängstlich und fauchte grundlos ihre
neuen Besitzer an.Was vor rund 36 Jahren genau geschah,
ist nicht bekannt. Wahrscheinlich wurde
die Gelbstirnamazone Varo damals von
Vogelhändlern im südamerikanischen Ur-
wald eingefangen und mit zahlreichen
Artgenossen nach Europa verkauft. In der
Schweiz angekommen, gelangte der Pa-
pagei zu einem Ehepaar, wo er allein in
einem viel zu kleinen Käfig vor sich hin
vegetierte.
Vor fünf Jahren kam er schliesslich in
unsere Auffangstation. Endlich konnte er
in der grosszügigen Volière zusammen mit
15 anderen Papageien und Sittichen ein
artgerechtes Leben führen! Sogar eine Vo-
geldame hat der gesetzte Papageienmann
in dieser Zeit als Partnerin gefunden.
Leider ist Varo inzwischen fast voll-
ständig erblindet: Nur auf einem Auge er-
kennt er noch vage Umrisse. Ob dies auf
Ernährungsfehler oder einfach auf sein
hohes Alter zurückzuführen ist, lässt sich
kaum beurteilen. Tatsächlich zeigen sich
bei Papageien etwa ab dem dreissigsten
Lebensjahr gewisse Alterserscheinungen:
Sie sind weniger aktiv, schlafen viel mehr.
Die Gelenke sind etwas «eingerostet», was
das Fliegen anstrengend macht. Doch
trotzdem: Varo kann und wird seinen Le-
bensabend bei uns geniessen!-
Auffangstation für Papageien und
Sittiche APS
Die lange Geschichte von Torros beginnt
in der Türkei. Im Juli 2005 ist er noch ein
kleiner Welpe, als ihn die türkischstäm-
mige Familie als Geschenk für den Gross-
vater in die Schweiz bringt. Dieser jedoch
ist mit seinen 80 Jahren zu gebrechlich
und mit dem jungen Hund völlig über-
fordert.
Eigentlich wäre Torros aufgrund sei-
ner Rasse (Kangal) geradezu zum Herden-
schutzhund prädestiniert gewesen. In der
Schweiz jedoch fehlte ihm eine Aufgabe,
und so wurde Torros das Leben immer
schwieriger, je erwachsener und grösser
er wurde. Schliesslich sahen dies auch die
Angehörigen des alten Mannes ein und
gaben uns Torros im September 2007 als
Verzichtshund in Obhut.
Anfangs waren wir noch optimistisch,
einen neuen Platz für ihn zu finden. Zwar
interessierten sich mehrere Leute für ihn,
kamen aber nicht in Frage, da sie seinen
Bedürfnissen nicht gerecht werden konn-
ten.
Inzwischen fand sich Torros im Tier-
schutzhaus sehr gut zurecht: Von sich aus
wählte er seinen Schlaf- und auch sei-
nen «Stammplatz» draussen in der gros-
sen Anlage. In der Tierpflegerin Nadine
Fratschöl fand er eine gute Freundin. Mit
ihr geniesst er die Spaziergänge, wobei er
derjenige ist, der das Tempo bestimmt. So
haben wir entschieden, dass Torros glück-
lich bei uns alt werden darf.-
Tierschutzhaus Liechtenstein
Wenn das Extreme zum Alltag gehört
Torros, der verwaiste Herdenschutzhund
Aus der freien Wildnis entrissen
Launische alte Katzendame
Fälle wie die hier beschriebenen kommen in unseren Sektionen fast täglich vor – für die mitarbeitenden Tierschützerinnen und Tierschützer mitunter eine nur schwer aushaltbare Situation. Oft ist es schwierig, für solche traumatisierten Tiere ein neues Zuhause zu fin-den – manche verbringen gar den Rest ihres Lebens im
Tierheim. Doch dies bedeutet eine erhebliche finanziel-le Belastung für die STS-Sektionen, die solch schwie-rige Fälle aufnehmen. Bitte helfen Sie uns mit Ihrem Beitrag für den Fonds für alte und schwer vermittel-bare Tiere, damit sich die Tierheime weiterhin auch um solche Tiere kümmern können!
Geben Sie alten und schwer platzierbaren Tiere eine Chance!
Kaum zu glauben: Die Hündin eines Ob-
dachlosen brachte am 28. Juli 2009 di-
rekt vor dem Bahnhof in Basel ihre Wel-
pen zur Welt. Natürlich war der Tierbesit-
zer nicht in der Lage, sich um die Hunde-
babys zu kümmern, weswegen die Hunde-
mutter mitsamt Nachwuchs von den Be-
hörden beschlagnahmt und ins Tierheim
gebracht wurde.
Aus dem Wurf ist einzig noch der
Rüde «Hootch» übriggeblieben, und dies
nicht ohne Grund, denn er ist äusserst leb-
haft und lotet stets sämtliche Grenzen aus.
Weil er von seinem Charakter her recht
nervös ist, muss man ganz ruhig mit ihm
umgehen.
Obwohl er bisher seine ganze Jugend
im Tierheim verbracht hat, besteht noch
immer die Hoffnung, dass Hootch eines
Tages vielleicht doch (s)ein Plätzchen fin-
det – bei jemandem mit Hundeerfahrung
und viel Geduld, der bereit ist, ihn mit
Konsequenz zu führen und zu erziehen.-Tierschutz beider Basel
Am Bahnhof geboren
Kaum war Bagheera
im Tierheim zurück, ver-
schwanden diese Macken
wieder; von den Tierpflege-
rinnen lässt sie sich sogar
streicheln. Allerdings bleibt
sie eine Diva: So hat sie ihren
Stammplatz im Gang zwi-
schen Empfang und Hunde-
haus mit einem eigenen, se-
paraten Katzentürchen.
Lange Zeit war sie eine erfolgrei-
che Jägerin und schleppte jeweils riesige
Schermäuse als Beute an. Mittlerweile je-
doch ist sie etwas ruhiger geworden. Zwar
streift sie manchmal um die Kaninchen-
ställe, doch meistens liegt sie in der Sonne
oder beobachtet das Geschehen von ihrem
Kratzbaum aus. -
Berner Tierschutz
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TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 2726
E U
Verzögertes Ende für Batterie-haltung von Legehennen
V i E t n a m
Hundertjährige Schildkröte gerettet
Die legendäre Schildkröte aus dem Hoan-
Kiem-See von Vietnams Hauptstadt Ha-
noi hat es geschafft! Das etwa 100 Jahre
alte Tier war im April unter der Anteil-
nahme von Hunderten Schaulustigen aus
dem See geborgen worden. Die Behörden
fürchteten um das Leben der Schildkröte,
der in Vietnam eine besondere Bedeutung
zukommt: Der Sage nach hat der vom Fi-
scher zum König aufgestiegene Le Loi im
15. Jahrhundert chinesische Invasoren mit
einem heiligen Schwert in die Flucht ge-
schlagen, das er von einer mythischen
Schildkröte bekommen hatte. Als er eines
Tages nach der Schlacht im Boot auf dem
See fuhr, tauchte die Schildkröte erneut auf
und nahm das Schwert wieder an sich.
Für Biologen ist die etwa 170 Kilo-
gramm schwere Schildkröte erst recht et-
was Besonderes: Es handelt sich um eine
Jangtse-Riesenweichschildkröte (Rafetus
reut
ers
keys
ton
e
isto
ckph
oto
In der EU wird ab 2012 die Käfighaltung
von Legehennen verboten. Doch die Um-
stellung auf andere Haltungsformen ist
noch nicht überall weit fortgeschritten. Ge-
mäss Schätzungen der Europäischen Mar-
keting-Agentur (EMA) leben noch 84 Mil-
lionen Hennen in Käfighaltung, das sind
23 Prozent aller Legehennen in der EU.
Vermutlich werden die produktions-
stärksten Länder Frankreich und Spanien
die Umrüstung nicht termingerecht schaf-
fen. In Italien und Polen standen im Ap-
ril noch rund 60 Prozent der Hennen in
Käfigen, in Portugal sogar 80 Prozent. In
den Niederlanden wurden im April noch
38 Prozent der Hühner in Batterien ge-
halten. Die Holländer gehen davon aus,
die Bedingungen fristgerecht zu erfüllen.
Auch in Grossbritannien und Nordirland
wird mit einer Einhaltung der Frist ge-
rechnet. Dort leben noch 17 Prozent der
Hennen in Käfigen.
H o l l a n d
Betäubungs-pflicht vor
Schlachtung Nachdem die Schweiz das Schächten be-
reits 1893 verboten hat, zieht nun das erste
EU-Land nach. Kürzlich hat das holländi-
sche Parlament mit einer starken Mehr-
heit von 116 Ja-Stimmen von total 150
Abgeordneten beschlossen, dass Tiere vor
der Tötung betäubt werden müssen. Re-
ligionsangehörige können zwar Ausnah-
mebewilligungen einreichen. Diesen wird
aber nur stattgegeben, wenn nachgewie-
sen wird, dass die Tötungsart den Tieren
nicht mehr Leid und Schmerz zufügt. Da-
mit schreiben drei Länder in Europa die
Betäubung vor dem Schlachten vor: Hol-
land, Norwegen und die Schweiz.
U S a
Botox-Test ohne TierversucheDer US-amerikanische Konzern Allergan
Inc. erhielt von der amerikanischen Arz-
neimittelbehörde FDA (Food and Drug
Administration) die Zulassung für einen
vollständig zellbasierten In-vitro-Test
für die Sicherheitsprüfungen von Bo-
tox. Derzeit werden für die Sicherheits-
prüfungen von Botulinumtoxin-Produk-
ten (Wirkstoff von Botox) jährlich gegen
600 000 Tierversuche durchgeführt.
Mit dem neu zugelassenen In-vitro-
Test können laut Allergan bereits in den
nächsten drei Jahren 95 Prozent oder
mehr der Tierversuche für Botox und
Botox Cosmetic ersetzt werden. Der Test
wurde in den USA per sofort zugelassen.
Sobald die Zulassungsbehörden in
anderen Ländern den Test ebenfalls ge-
nehmigen, steht dem Ende von Tierver-
suchen für Botulinumtoxin-Produkte
nichts mehr im Weg. Für die Testung von
Botulinumtoxin-Produkten wird gegen-
wärtig der LD-50-Test angewandt. Bei
diesem Test wird verschiedenen Gruppen
von Mäusen eine Dosis des Wirkstoffs ge-
spritzt und dann beobachtet, wie lange es
dauert, bis die Hälfte aller Tiere sterben,
um die tödliche Dosis zu ermitteln.
F r a n k r E i c H
Chip-Pflicht für Katzen
In unserem Nachbarland wird das «Chip-
pen» für alle Katzen, die nach dem 1. Ja-
nuar 2012 auf die Welt kommen, obliga-
torisch. Die Kätzchen müssen innert den
ersten sieben Monaten registriert wer-
den.
E U
Rinder sollen bald
elektronisch identifizierbar
sein
t a i w a n
Verbot für «Finning»
Die Europäische Kommission arbeitet der-
zeit einen Vorschlag für die Einführung
einer elektronischen Identifizierung von
Rindern aus. Denn die Rückverfolgbar-
keit von Tieren und Tierprodukten in ganz
Europa spielt eine wichtige Rolle beim
Schutz der Gesundheit von Verbrauchern
und von Tieren.
Es existieren bereits spezifische Be-
stimmungen für die Nutzung elektroni-
scher Identifizierungsmöglichkeiten in
der EU wie beispielsweise für Haustiere,
Pferde, Schafe und Ziegen. Ein digitales
ID-System für Rinder würde ungefähr 90
Millionen Tiere in einem entsprechenden
Kontrollsystem zusammenführen.
Taiwan hat ein Verbot des sogenannten
«Finnings» angekündigt, bei dem Fischer
Haien die Flossen abschneiden und die
sterbenden Tiere dann zurück ins Meer
werfen. Von 2012 an dürfen Fischerboote
nur noch komplette Haie an Land brin-
gen.
In vielen asiatischen Ländern gilt Hai-
fischflossensuppe als Delikatesse. Die Zahl
der Haie ist deshalb in einigen Regionen
um bis zu 70 Prozent zurückgegangen.
Die Bestände einiger Haiarten sanken in
den vergangenen 20 bis 30 Jahren sogar
um 90 Prozent. Von den rund 380 Haiar-
ten sind nur der Weisse Hai, der Riesenhai
und der Walhai von einem Handelsverbot
im Washingtoner Artenschutzabkommen
(CITES) geschützt.
swinhoei). Die Art war einst von Vietnam
bis China verbreitet, heute bewegen sich
die Bestandszahlen, soweit bekannt, im
einstelligen Bereich.
Möglicherweise ist die Hoan-Kiem-
Schildkröte eine der letzten vier Vertrete-
rinnen ihrer Art. Im April war das Tier von
Wunden schwer gezeichnet, die teilweise
von Angelhaken, teilweise von Schildkrö-
ten einer anderen Spezies stammten, die
sich in den letzten Jahren in dem See aus-
gebreitet hatten.
In den vergangenen Monaten konnte
die alte Riesin jedoch wieder aufgepäppelt
und nun in ihren angestammten See zu-
rückgebracht werden. Während das Tier
von Ärzten gesund gepflegt wurde, mach-
ten sich Hunderte von Freiwilligen da-
ran, den verschmutzten See zu säubern –
auch das eine dringend notwendige Mass-
nahme.
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TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 2726
E U
Verzögertes Ende für Batterie-haltung von Legehennen
V i E t n a m
Hundertjährige Schildkröte gerettet
Die legendäre Schildkröte aus dem Hoan-
Kiem-See von Vietnams Hauptstadt Ha-
noi hat es geschafft! Das etwa 100 Jahre
alte Tier war im April unter der Anteil-
nahme von Hunderten Schaulustigen aus
dem See geborgen worden. Die Behörden
fürchteten um das Leben der Schildkröte,
der in Vietnam eine besondere Bedeutung
zukommt: Der Sage nach hat der vom Fi-
scher zum König aufgestiegene Le Loi im
15. Jahrhundert chinesische Invasoren mit
einem heiligen Schwert in die Flucht ge-
schlagen, das er von einer mythischen
Schildkröte bekommen hatte. Als er eines
Tages nach der Schlacht im Boot auf dem
See fuhr, tauchte die Schildkröte erneut auf
und nahm das Schwert wieder an sich.
Für Biologen ist die etwa 170 Kilo-
gramm schwere Schildkröte erst recht et-
was Besonderes: Es handelt sich um eine
Jangtse-Riesenweichschildkröte (Rafetus
reut
ers
keys
ton
e
isto
ckph
oto
In der EU wird ab 2012 die Käfighaltung
von Legehennen verboten. Doch die Um-
stellung auf andere Haltungsformen ist
noch nicht überall weit fortgeschritten. Ge-
mäss Schätzungen der Europäischen Mar-
keting-Agentur (EMA) leben noch 84 Mil-
lionen Hennen in Käfighaltung, das sind
23 Prozent aller Legehennen in der EU.
Vermutlich werden die produktions-
stärksten Länder Frankreich und Spanien
die Umrüstung nicht termingerecht schaf-
fen. In Italien und Polen standen im Ap-
ril noch rund 60 Prozent der Hennen in
Käfigen, in Portugal sogar 80 Prozent. In
den Niederlanden wurden im April noch
38 Prozent der Hühner in Batterien ge-
halten. Die Holländer gehen davon aus,
die Bedingungen fristgerecht zu erfüllen.
Auch in Grossbritannien und Nordirland
wird mit einer Einhaltung der Frist ge-
rechnet. Dort leben noch 17 Prozent der
Hennen in Käfigen.
H o l l a n d
Betäubungs-pflicht vor
Schlachtung Nachdem die Schweiz das Schächten be-
reits 1893 verboten hat, zieht nun das erste
EU-Land nach. Kürzlich hat das holländi-
sche Parlament mit einer starken Mehr-
heit von 116 Ja-Stimmen von total 150
Abgeordneten beschlossen, dass Tiere vor
der Tötung betäubt werden müssen. Re-
ligionsangehörige können zwar Ausnah-
mebewilligungen einreichen. Diesen wird
aber nur stattgegeben, wenn nachgewie-
sen wird, dass die Tötungsart den Tieren
nicht mehr Leid und Schmerz zufügt. Da-
mit schreiben drei Länder in Europa die
Betäubung vor dem Schlachten vor: Hol-
land, Norwegen und die Schweiz.
U S a
Botox-Test ohne TierversucheDer US-amerikanische Konzern Allergan
Inc. erhielt von der amerikanischen Arz-
neimittelbehörde FDA (Food and Drug
Administration) die Zulassung für einen
vollständig zellbasierten In-vitro-Test
für die Sicherheitsprüfungen von Bo-
tox. Derzeit werden für die Sicherheits-
prüfungen von Botulinumtoxin-Produk-
ten (Wirkstoff von Botox) jährlich gegen
600 000 Tierversuche durchgeführt.
Mit dem neu zugelassenen In-vitro-
Test können laut Allergan bereits in den
nächsten drei Jahren 95 Prozent oder
mehr der Tierversuche für Botox und
Botox Cosmetic ersetzt werden. Der Test
wurde in den USA per sofort zugelassen.
Sobald die Zulassungsbehörden in
anderen Ländern den Test ebenfalls ge-
nehmigen, steht dem Ende von Tierver-
suchen für Botulinumtoxin-Produkte
nichts mehr im Weg. Für die Testung von
Botulinumtoxin-Produkten wird gegen-
wärtig der LD-50-Test angewandt. Bei
diesem Test wird verschiedenen Gruppen
von Mäusen eine Dosis des Wirkstoffs ge-
spritzt und dann beobachtet, wie lange es
dauert, bis die Hälfte aller Tiere sterben,
um die tödliche Dosis zu ermitteln.
F r a n k r E i c H
Chip-Pflicht für Katzen
In unserem Nachbarland wird das «Chip-
pen» für alle Katzen, die nach dem 1. Ja-
nuar 2012 auf die Welt kommen, obliga-
torisch. Die Kätzchen müssen innert den
ersten sieben Monaten registriert wer-
den.
E U
Rinder sollen bald
elektronisch identifizierbar
sein
t a i w a n
Verbot für «Finning»
Die Europäische Kommission arbeitet der-
zeit einen Vorschlag für die Einführung
einer elektronischen Identifizierung von
Rindern aus. Denn die Rückverfolgbar-
keit von Tieren und Tierprodukten in ganz
Europa spielt eine wichtige Rolle beim
Schutz der Gesundheit von Verbrauchern
und von Tieren.
Es existieren bereits spezifische Be-
stimmungen für die Nutzung elektroni-
scher Identifizierungsmöglichkeiten in
der EU wie beispielsweise für Haustiere,
Pferde, Schafe und Ziegen. Ein digitales
ID-System für Rinder würde ungefähr 90
Millionen Tiere in einem entsprechenden
Kontrollsystem zusammenführen.
Taiwan hat ein Verbot des sogenannten
«Finnings» angekündigt, bei dem Fischer
Haien die Flossen abschneiden und die
sterbenden Tiere dann zurück ins Meer
werfen. Von 2012 an dürfen Fischerboote
nur noch komplette Haie an Land brin-
gen.
In vielen asiatischen Ländern gilt Hai-
fischflossensuppe als Delikatesse. Die Zahl
der Haie ist deshalb in einigen Regionen
um bis zu 70 Prozent zurückgegangen.
Die Bestände einiger Haiarten sanken in
den vergangenen 20 bis 30 Jahren sogar
um 90 Prozent. Von den rund 380 Haiar-
ten sind nur der Weisse Hai, der Riesenhai
und der Walhai von einem Handelsverbot
im Washingtoner Artenschutzabkommen
(CITES) geschützt.
swinhoei). Die Art war einst von Vietnam
bis China verbreitet, heute bewegen sich
die Bestandszahlen, soweit bekannt, im
einstelligen Bereich.
Möglicherweise ist die Hoan-Kiem-
Schildkröte eine der letzten vier Vertrete-
rinnen ihrer Art. Im April war das Tier von
Wunden schwer gezeichnet, die teilweise
von Angelhaken, teilweise von Schildkrö-
ten einer anderen Spezies stammten, die
sich in den letzten Jahren in dem See aus-
gebreitet hatten.
In den vergangenen Monaten konnte
die alte Riesin jedoch wieder aufgepäppelt
und nun in ihren angestammten See zu-
rückgebracht werden. Während das Tier
von Ärzten gesund gepflegt wurde, mach-
ten sich Hunderte von Freiwilligen da-
ran, den verschmutzten See zu säubern –
auch das eine dringend notwendige Mass-
nahme.
A u s A l l e r w e l t + + + A u s A l l e r w e l t + + + A u s A l l e r w e l t + + + A u s A l l e r w e l t + + + A u s A l l e r w e l t + + + A u s A l l e r w e l t
TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 2726
E U
Verzögertes Ende für Batterie-haltung von Legehennen
V i E t n a m
Hundertjährige Schildkröte gerettet
Die legendäre Schildkröte aus dem Hoan-
Kiem-See von Vietnams Hauptstadt Ha-
noi hat es geschafft! Das etwa 100 Jahre
alte Tier war im April unter der Anteil-
nahme von Hunderten Schaulustigen aus
dem See geborgen worden. Die Behörden
fürchteten um das Leben der Schildkröte,
der in Vietnam eine besondere Bedeutung
zukommt: Der Sage nach hat der vom Fi-
scher zum König aufgestiegene Le Loi im
15. Jahrhundert chinesische Invasoren mit
einem heiligen Schwert in die Flucht ge-
schlagen, das er von einer mythischen
Schildkröte bekommen hatte. Als er eines
Tages nach der Schlacht im Boot auf dem
See fuhr, tauchte die Schildkröte erneut auf
und nahm das Schwert wieder an sich.
Für Biologen ist die etwa 170 Kilo-
gramm schwere Schildkröte erst recht et-
was Besonderes: Es handelt sich um eine
Jangtse-Riesenweichschildkröte (Rafetus
reut
ers
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ton
e
isto
ckph
oto
In der EU wird ab 2012 die Käfighaltung
von Legehennen verboten. Doch die Um-
stellung auf andere Haltungsformen ist
noch nicht überall weit fortgeschritten. Ge-
mäss Schätzungen der Europäischen Mar-
keting-Agentur (EMA) leben noch 84 Mil-
lionen Hennen in Käfighaltung, das sind
23 Prozent aller Legehennen in der EU.
Vermutlich werden die produktions-
stärksten Länder Frankreich und Spanien
die Umrüstung nicht termingerecht schaf-
fen. In Italien und Polen standen im Ap-
ril noch rund 60 Prozent der Hennen in
Käfigen, in Portugal sogar 80 Prozent. In
den Niederlanden wurden im April noch
38 Prozent der Hühner in Batterien ge-
halten. Die Holländer gehen davon aus,
die Bedingungen fristgerecht zu erfüllen.
Auch in Grossbritannien und Nordirland
wird mit einer Einhaltung der Frist ge-
rechnet. Dort leben noch 17 Prozent der
Hennen in Käfigen.
H o l l a n d
Betäubungs-pflicht vor
Schlachtung Nachdem die Schweiz das Schächten be-
reits 1893 verboten hat, zieht nun das erste
EU-Land nach. Kürzlich hat das holländi-
sche Parlament mit einer starken Mehr-
heit von 116 Ja-Stimmen von total 150
Abgeordneten beschlossen, dass Tiere vor
der Tötung betäubt werden müssen. Re-
ligionsangehörige können zwar Ausnah-
mebewilligungen einreichen. Diesen wird
aber nur stattgegeben, wenn nachgewie-
sen wird, dass die Tötungsart den Tieren
nicht mehr Leid und Schmerz zufügt. Da-
mit schreiben drei Länder in Europa die
Betäubung vor dem Schlachten vor: Hol-
land, Norwegen und die Schweiz.
U S a
Botox-Test ohne TierversucheDer US-amerikanische Konzern Allergan
Inc. erhielt von der amerikanischen Arz-
neimittelbehörde FDA (Food and Drug
Administration) die Zulassung für einen
vollständig zellbasierten In-vitro-Test
für die Sicherheitsprüfungen von Bo-
tox. Derzeit werden für die Sicherheits-
prüfungen von Botulinumtoxin-Produk-
ten (Wirkstoff von Botox) jährlich gegen
600 000 Tierversuche durchgeführt.
Mit dem neu zugelassenen In-vitro-
Test können laut Allergan bereits in den
nächsten drei Jahren 95 Prozent oder
mehr der Tierversuche für Botox und
Botox Cosmetic ersetzt werden. Der Test
wurde in den USA per sofort zugelassen.
Sobald die Zulassungsbehörden in
anderen Ländern den Test ebenfalls ge-
nehmigen, steht dem Ende von Tierver-
suchen für Botulinumtoxin-Produkte
nichts mehr im Weg. Für die Testung von
Botulinumtoxin-Produkten wird gegen-
wärtig der LD-50-Test angewandt. Bei
diesem Test wird verschiedenen Gruppen
von Mäusen eine Dosis des Wirkstoffs ge-
spritzt und dann beobachtet, wie lange es
dauert, bis die Hälfte aller Tiere sterben,
um die tödliche Dosis zu ermitteln.
F r a n k r E i c H
Chip-Pflicht für Katzen
In unserem Nachbarland wird das «Chip-
pen» für alle Katzen, die nach dem 1. Ja-
nuar 2012 auf die Welt kommen, obliga-
torisch. Die Kätzchen müssen innert den
ersten sieben Monaten registriert wer-
den.
E U
Rinder sollen bald
elektronisch identifizierbar
sein
t a i w a n
Verbot für «Finning»
Die Europäische Kommission arbeitet der-
zeit einen Vorschlag für die Einführung
einer elektronischen Identifizierung von
Rindern aus. Denn die Rückverfolgbar-
keit von Tieren und Tierprodukten in ganz
Europa spielt eine wichtige Rolle beim
Schutz der Gesundheit von Verbrauchern
und von Tieren.
Es existieren bereits spezifische Be-
stimmungen für die Nutzung elektroni-
scher Identifizierungsmöglichkeiten in
der EU wie beispielsweise für Haustiere,
Pferde, Schafe und Ziegen. Ein digitales
ID-System für Rinder würde ungefähr 90
Millionen Tiere in einem entsprechenden
Kontrollsystem zusammenführen.
Taiwan hat ein Verbot des sogenannten
«Finnings» angekündigt, bei dem Fischer
Haien die Flossen abschneiden und die
sterbenden Tiere dann zurück ins Meer
werfen. Von 2012 an dürfen Fischerboote
nur noch komplette Haie an Land brin-
gen.
In vielen asiatischen Ländern gilt Hai-
fischflossensuppe als Delikatesse. Die Zahl
der Haie ist deshalb in einigen Regionen
um bis zu 70 Prozent zurückgegangen.
Die Bestände einiger Haiarten sanken in
den vergangenen 20 bis 30 Jahren sogar
um 90 Prozent. Von den rund 380 Haiar-
ten sind nur der Weisse Hai, der Riesenhai
und der Walhai von einem Handelsverbot
im Washingtoner Artenschutzabkommen
(CITES) geschützt.
swinhoei). Die Art war einst von Vietnam
bis China verbreitet, heute bewegen sich
die Bestandszahlen, soweit bekannt, im
einstelligen Bereich.
Möglicherweise ist die Hoan-Kiem-
Schildkröte eine der letzten vier Vertrete-
rinnen ihrer Art. Im April war das Tier von
Wunden schwer gezeichnet, die teilweise
von Angelhaken, teilweise von Schildkrö-
ten einer anderen Spezies stammten, die
sich in den letzten Jahren in dem See aus-
gebreitet hatten.
In den vergangenen Monaten konnte
die alte Riesin jedoch wieder aufgepäppelt
und nun in ihren angestammten See zu-
rückgebracht werden. Während das Tier
von Ärzten gesund gepflegt wurde, mach-
ten sich Hunderte von Freiwilligen da-
ran, den verschmutzten See zu säubern –
auch das eine dringend notwendige Mass-
nahme.
TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 2928
An der Universität Zürich hat Psychologin
Beate Ditzen herausgefunden, dass Oxyto-
cin, per Nasenspray verabreicht, zu verbes-
serter Kommunikation und weniger Stress
in Konflikten zwischen Ehepartnern führt.
Ernst Fehr, der empirische Wirtschaftsfor-
scher der Uni Zürich, verabreichte Oxyto-
cin-Nasenspray Kandidaten vor einem In-
vestitionsspiel, bei dem sie einem Partner
Geld anvertrauen mussten. Selbst nach-
dem dieser sie mehrfach betrogen hatte,
vertrauten Kandidaten mit Oxytocin ihrem
Spielpartner weiterhin blauäugig.
Streicheln beruhigt Frauchen und Hund Südafrikanische Forscher untersuchten be-
reits 2003 die Rolle von Oxytocin in der Be-
ziehung zwischen Mensch und Hund. Bei
18 Freiwilligen und ihren Hunden mas-
sen sie die Oxytocinmenge im Blut vor
und nach ihrer Interaktion mit dem Hund.
Die Probanden sassen dabei für eine halbe
Stunde mit dem Hund am Boden, redeten
mit ihm und streichelten ihn.
Blutdruck und Stresshormone nahmen
ab, Oxytocin nahm bei beiden Partnern zu.
Also hatte die Hund-Mensch-Interaktion
für beide Partner eine beruhigende, stress-
mindernde Wirkung. Wird bei den Men-
schen nach Geschlechtern aufgeschlüsselt,
so stieg der Oxytocinspiegel bei Frauen an,
bei Männern aber sank er. Der Hund war in
diesem Fall also keine «Wohlfühlpille» für
den Mann, bloss für die Frau.
Nur mit Weibchen stark: MeerschweinchenböckeVerhaltensforscher aus München und
Wien haben Oxytocin bei Meerschwein-
chen untersucht. Meerschweinchen, die in
Paaren lebten, hatten grundsätzlich hö-
here Oxytocinwerte im Blut als einzeln
gehaltene Meerschweinchen. Männchen
mit sehr enger Beziehung zu einem Weib-
chen, die sie durch körperliche Nähe aus-
drücken, lagen mit ihren Oxytocinwerten
an der Spitze.
Bei Einzelmeerschweinchen dagegen
waren die Stresshormone massiv erhöht
und die Oxytocinwerte sehr niedrig. Wur-
den die Tiere durch ein lautes Geräusch er-
schreckt, so verharrten Männchen mit en-
ger Beziehung am kürzesten in der meer-
schweinchentypischen Schreckstarre von
zwei Minuten. Einzeln gehaltene Meer-
scheinchen erstarrten dagegen bis zu zehn
Minuten bewegungslos.
Eine enge Beziehung zu haben, macht
Meerschweinchen also stressresistenter –
im Gegensatz zu den Menschen profitie-
ren bei Meerschweinchen aber vor allem
die Männchen davon!
Oxytocin beeinflusst offensichtlich
Beziehungen positiv, reduziert Stress und
Angst, macht aber auch etwas blind. Es
braucht wohl Stresshormone als Gegen-
spieler, damit Tier und Mensch den Bezug
zur Realität vor lauter Wohlgefühl nicht
verlieren …-� Eva Waiblinger
STS-Fachstelle Heimtiere is
tock
pho
to
Literatur:Ditzen, B., schaer, M., Gabriel, B., Bodenmann, G., Ehlert, U. & hein-richs, M. (2009) intranasal oxytocin increases positive communication and Reduces cortisol Levels During couple conflict, BioL psYchiAtRY 65, 728–731
Baumgartner, t., heinrichs, M., Vonlanthen, A., Fischbacher, U. & Fehr, E. (2008) oxytocin shapes the Neural circuitry of trust and trust Adaptati-on in humans, Neuron 58, 639–650
kosfeld, M., heinrichs, M., Zak, p.J., Fischbacher, U. & Fehr, E. (2005) oxytocin increases trust in humans, Nature 435 (2), 673-676
odendaal, J.s.J. & Meintjes, R.A. (2003) Neurophysiological correlates of Affiliative Behaviour between humans and Dogs. the Veterinary Jour-nal 165, 296-301
Miller, s.c., kennedy, c., DeVoe, D., hickey, M., Nelson, t. & kogan, L. (2009) An Examination of changes in oxytocin Levels in Men and Wo-men Before and After interaction with a Bonded Dog. Anthrozoos 22 (1), 31-42
Machatschke, i.h., Wallner, B., schams, F.D. & Dittami, J. (2004) social Environment Affects peripheral oxytocin and cortisol during stress Res-ponses in Guinea-pigs. Ethology 110, 161-176
Ein Hormon als Beziehungshelfer?
Es wurde schon «Wohlfühlhormon» und «Flüssiges Vertrauen» genannt: das Hormon Oxytocin. Die bisher be-kannte Funktion von Oxytocin ist, bei der Geburt die Wehen auszulösen und den Milchfluss anzuregen. Doch wurde inzwischen erforscht, dass bei beiden Geschlechtern die Hirnan-hangdrüse dieses Hormon produziert und in den Blutstrom abgibt.
Die geplanten Bauarbeiten drohten zu ei-
ner ernsthaften Gefahr für die Kolonie und
die hilflosen Jungtiere in den Nestern zu
werden! Doch ein Baustopp stand nicht
zur Diskussion – Termine waren einzuhal-
ten, Geld stand auf dem Spiel. Als sich die
Gerüste aber bedrohlich den Vogelnesten
näherten, kontaktierte der besorgte Nach-
bar den Rechtsdienst des STS. Der stellte
klar, dass Mauersegler geschützt sind; ihr
Brutgeschäft darf nicht gestört werden.
Wer Nester zerstört, hat für Ersatz zu sor-
gen. Und: Die Industriellen Werke Basel
IWB, denen die betroffene Liegenschaft
gehört, hatten aufgrund ähnlicher Prob-
leme in früheren Jahren Kenntnis von der
Kolonie im Berufsschulhaus. Der Anwoh-
ner sah sich aufgrund dieser Information
überzeugt, dass ein Baustopp durchzuset-
zen sei, und drohte der Bauherrschaft mit
einer Anzeige, sollte weitergebaut werden.
Diese nahm nun ihrerseits mit dem STS
Kontakt auf und liess sich von der Fach-
stelle Wildtiere bei einer Besichtigung vor
Ort über Brutzeit und Flugverhalten der
Mauersegler aufklären. In der Folge wurde
Am Berufsschulhaus im Steinenbachgässlein, mitten in der verwinkelten Basler Altstadt, soll-ten während der Sommerferien neue Rollläden und Fensterscheiben montiert werden. Schon waren die ersten Gerüste montiert, als ein besorgter Anwohner sich bei der Bauherrschaft mel-dete: In den Rollladenkästen brüten alljährlich rund 20 Mauerseglerpaare.
ein sofortiger Baustopp verfügt. Während
rund vier Wochen im Juli ruhten sämtliche
Bauarbeiten. Erst als Ende Juli die letzten
Mauersegler die Nester verlassen hatten,
wurden die Arbeiten wieder aufgenom-
men – noch rechtzeitig vor Schulbeginn.
Gefangen im SchulzimmerNoch kurz vor dem Baustopp hatten Ar-
beiter begonnen, einzelne Fenster von
innen abzumontieren. Dadurch verirrten
sich mehrere flügge Jungvögel bei ih-
ren ersten Flugversuchen in die Schul-
zimmer. Ist ein Mauersegler einmal am
Boden, kann er wegen seiner kurzen,
schwachen Beinchen nicht mehr aufflie-
gen – Mauersegler sind für ein Leben in
der Luft, nicht am Boden gemacht! Zum
Glück fanden der besorgte Nachbar und
der Hausabwart fünf verlassene Jung-
tiere und konnten sie bei der Vogelauf-
fangstation Muttenz in fachliche Pflege
geben!
Ein neues Zuhause für die MauerseglerAuf Anraten der Fachstelle Wildtiere des
STS wurden im Verlauf der Bauarbeiten
in die neuen Rollladenkästen gleich auch
künstliche Mauersegler-Nisthilfen mit
eingebaut. So werden die Vögel auch im
kommenden Jahr komfortabel am Stei-
nenbachgässlein nisten können – ohne
Gefahr durch rotierende Rollläden. -�
Sara Wehrli
STS-Fachstelle Wildtiere
Baustopp rettet Mauersegler-Nester
Gertettet: Jungvögel der Mauersegler-kolonie in der Basler Altstadt.
kEYs
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TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 2928
An der Universität Zürich hat Psychologin
Beate Ditzen herausgefunden, dass Oxyto-
cin, per Nasenspray verabreicht, zu verbes-
serter Kommunikation und weniger Stress
in Konflikten zwischen Ehepartnern führt.
Ernst Fehr, der empirische Wirtschaftsfor-
scher der Uni Zürich, verabreichte Oxyto-
cin-Nasenspray Kandidaten vor einem In-
vestitionsspiel, bei dem sie einem Partner
Geld anvertrauen mussten. Selbst nach-
dem dieser sie mehrfach betrogen hatte,
vertrauten Kandidaten mit Oxytocin ihrem
Spielpartner weiterhin blauäugig.
Streicheln beruhigt Frauchen und Hund Südafrikanische Forscher untersuchten be-
reits 2003 die Rolle von Oxytocin in der Be-
ziehung zwischen Mensch und Hund. Bei
18 Freiwilligen und ihren Hunden mas-
sen sie die Oxytocinmenge im Blut vor
und nach ihrer Interaktion mit dem Hund.
Die Probanden sassen dabei für eine halbe
Stunde mit dem Hund am Boden, redeten
mit ihm und streichelten ihn.
Blutdruck und Stresshormone nahmen
ab, Oxytocin nahm bei beiden Partnern zu.
Also hatte die Hund-Mensch-Interaktion
für beide Partner eine beruhigende, stress-
mindernde Wirkung. Wird bei den Men-
schen nach Geschlechtern aufgeschlüsselt,
so stieg der Oxytocinspiegel bei Frauen an,
bei Männern aber sank er. Der Hund war in
diesem Fall also keine «Wohlfühlpille» für
den Mann, bloss für die Frau.
Nur mit Weibchen stark: MeerschweinchenböckeVerhaltensforscher aus München und
Wien haben Oxytocin bei Meerschwein-
chen untersucht. Meerschweinchen, die in
Paaren lebten, hatten grundsätzlich hö-
here Oxytocinwerte im Blut als einzeln
gehaltene Meerschweinchen. Männchen
mit sehr enger Beziehung zu einem Weib-
chen, die sie durch körperliche Nähe aus-
drücken, lagen mit ihren Oxytocinwerten
an der Spitze.
Bei Einzelmeerschweinchen dagegen
waren die Stresshormone massiv erhöht
und die Oxytocinwerte sehr niedrig. Wur-
den die Tiere durch ein lautes Geräusch er-
schreckt, so verharrten Männchen mit en-
ger Beziehung am kürzesten in der meer-
schweinchentypischen Schreckstarre von
zwei Minuten. Einzeln gehaltene Meer-
scheinchen erstarrten dagegen bis zu zehn
Minuten bewegungslos.
Eine enge Beziehung zu haben, macht
Meerschweinchen also stressresistenter –
im Gegensatz zu den Menschen profitie-
ren bei Meerschweinchen aber vor allem
die Männchen davon!
Oxytocin beeinflusst offensichtlich
Beziehungen positiv, reduziert Stress und
Angst, macht aber auch etwas blind. Es
braucht wohl Stresshormone als Gegen-
spieler, damit Tier und Mensch den Bezug
zur Realität vor lauter Wohlgefühl nicht
verlieren …-� Eva Waiblinger
STS-Fachstelle Heimtiere
isto
ckph
oto
Literatur:Ditzen, B., schaer, M., Gabriel, B., Bodenmann, G., Ehlert, U. & hein-richs, M. (2009) intranasal oxytocin increases positive communication and Reduces cortisol Levels During couple conflict, BioL psYchiAtRY 65, 728–731
Baumgartner, t., heinrichs, M., Vonlanthen, A., Fischbacher, U. & Fehr, E. (2008) oxytocin shapes the Neural circuitry of trust and trust Adaptati-on in humans, Neuron 58, 639–650
kosfeld, M., heinrichs, M., Zak, p.J., Fischbacher, U. & Fehr, E. (2005) oxytocin increases trust in humans, Nature 435 (2), 673-676
odendaal, J.s.J. & Meintjes, R.A. (2003) Neurophysiological correlates of Affiliative Behaviour between humans and Dogs. the Veterinary Jour-nal 165, 296-301
Miller, s.c., kennedy, c., DeVoe, D., hickey, M., Nelson, t. & kogan, L. (2009) An Examination of changes in oxytocin Levels in Men and Wo-men Before and After interaction with a Bonded Dog. Anthrozoos 22 (1), 31-42
Machatschke, i.h., Wallner, B., schams, F.D. & Dittami, J. (2004) social Environment Affects peripheral oxytocin and cortisol during stress Res-ponses in Guinea-pigs. Ethology 110, 161-176
Ein Hormon als Beziehungshelfer?
Es wurde schon «Wohlfühlhormon» und «Flüssiges Vertrauen» genannt: das Hormon Oxytocin. Die bisher be-kannte Funktion von Oxytocin ist, bei der Geburt die Wehen auszulösen und den Milchfluss anzuregen. Doch wurde inzwischen erforscht, dass bei beiden Geschlechtern die Hirnan-hangdrüse dieses Hormon produziert und in den Blutstrom abgibt.
Die geplanten Bauarbeiten drohten zu ei-
ner ernsthaften Gefahr für die Kolonie und
die hilflosen Jungtiere in den Nestern zu
werden! Doch ein Baustopp stand nicht
zur Diskussion – Termine waren einzuhal-
ten, Geld stand auf dem Spiel. Als sich die
Gerüste aber bedrohlich den Vogelnesten
näherten, kontaktierte der besorgte Nach-
bar den Rechtsdienst des STS. Der stellte
klar, dass Mauersegler geschützt sind; ihr
Brutgeschäft darf nicht gestört werden.
Wer Nester zerstört, hat für Ersatz zu sor-
gen. Und: Die Industriellen Werke Basel
IWB, denen die betroffene Liegenschaft
gehört, hatten aufgrund ähnlicher Prob-
leme in früheren Jahren Kenntnis von der
Kolonie im Berufsschulhaus. Der Anwoh-
ner sah sich aufgrund dieser Information
überzeugt, dass ein Baustopp durchzuset-
zen sei, und drohte der Bauherrschaft mit
einer Anzeige, sollte weitergebaut werden.
Diese nahm nun ihrerseits mit dem STS
Kontakt auf und liess sich von der Fach-
stelle Wildtiere bei einer Besichtigung vor
Ort über Brutzeit und Flugverhalten der
Mauersegler aufklären. In der Folge wurde
Am Berufsschulhaus im Steinenbachgässlein, mitten in der verwinkelten Basler Altstadt, soll-ten während der Sommerferien neue Rollläden und Fensterscheiben montiert werden. Schon waren die ersten Gerüste montiert, als ein besorgter Anwohner sich bei der Bauherrschaft mel-dete: In den Rollladenkästen brüten alljährlich rund 20 Mauerseglerpaare.
ein sofortiger Baustopp verfügt. Während
rund vier Wochen im Juli ruhten sämtliche
Bauarbeiten. Erst als Ende Juli die letzten
Mauersegler die Nester verlassen hatten,
wurden die Arbeiten wieder aufgenom-
men – noch rechtzeitig vor Schulbeginn.
Gefangen im SchulzimmerNoch kurz vor dem Baustopp hatten Ar-
beiter begonnen, einzelne Fenster von
innen abzumontieren. Dadurch verirrten
sich mehrere flügge Jungvögel bei ih-
ren ersten Flugversuchen in die Schul-
zimmer. Ist ein Mauersegler einmal am
Boden, kann er wegen seiner kurzen,
schwachen Beinchen nicht mehr aufflie-
gen – Mauersegler sind für ein Leben in
der Luft, nicht am Boden gemacht! Zum
Glück fanden der besorgte Nachbar und
der Hausabwart fünf verlassene Jung-
tiere und konnten sie bei der Vogelauf-
fangstation Muttenz in fachliche Pflege
geben!
Ein neues Zuhause für die MauerseglerAuf Anraten der Fachstelle Wildtiere des
STS wurden im Verlauf der Bauarbeiten
in die neuen Rollladenkästen gleich auch
künstliche Mauersegler-Nisthilfen mit
eingebaut. So werden die Vögel auch im
kommenden Jahr komfortabel am Stei-
nenbachgässlein nisten können – ohne
Gefahr durch rotierende Rollläden. -�
Sara Wehrli
STS-Fachstelle Wildtiere
Baustopp rettet Mauersegler-Nester
Gertettet: Jungvögel der Mauersegler-kolonie in der Basler Altstadt.
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TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 3130
Leitfaden bei der Wahl seiner Zoobesu-
che helfen.
Hohe Standards erreichtGrundsätzlich hat die Wildtierhaltung in
der Schweiz einen hohen Standard er-
reicht, der in den meisten Ländern sei-
nesgleichen sucht. Die grossen Zoos und
Wildparks haben sich zu Bildungszentren
für Arten- und Naturschutz entwickelt
und präsentieren ganze Tier-Lebensge-
meinschaften in thematisch ausgerichte-
ten, grosszügigen und naturnah gestalte-
ten Lebensräumen. Der Trend «Mehr Platz
für weniger Tiere» hält auch bei den meis-
ten kleineren Unternehmen erfreulicher-
weise an.
Beispiele guter Wildtierhaltung fin-
den sich heute auch in kleinen Zoos. Hier
gibt es aber auch die meisten Problem-
fälle. Dabei handelt es sich zumeist um in
die Jahre gekommene Tierhaltungen mit
nicht mehr zeitgemässen, kleinen und
monotonen Käfigen. Noch immer können
in solchen Gehegen auch Tiere mit ste-
reotypen Verhaltensstörungen (ständiges
Wiederholen eines Bewegungsablaufs)
beobachtet werden.
Problematische Tierschutz-verordnung (TSchV)Die Schweizer Tierschutzverordnung ist
eine der strengsten weltweit. Dennoch
handelt es sich bei den gesetzlichen Vor-
gaben zu Gehegegrössen und -einrichtun-
gen nur um Minimalvorschriften, welche
die Grenze zur Tierquälerei definieren,
nicht aber eine artgerechte Haltung ga-
rantieren. Man kann sich hier leider nicht
auf den Lorbeeren ausruhen! Denn das
Einhalten der Mindestvorschriften ge-
mäss TSchV – die Grundvoraussetzung
für eine Betriebsbewilligung durch den
Kantonstierarzt – bedeutet lediglich, dass
die Tiere keiner akuten Grausamkeit in der
Haltung ausgesetzt sind. Doch die Tiere,
welche in diesen «Minimalheimen» ihr Le-
ben fristen, erfreuen sich keiner artgerech-
ten Existenz! Noch immer gibt es in der
Schweiz beispielsweise viele Grosskatzen,
die in viel zu kleinen Gehegen dahinvege-
tieren, welche ihrem Bewegungs-, Jagd-
und Spieltrieb nicht annähernd gerecht
werden. Auch die Haltung von Greifvö-
geln und Reptilien lässt oft zu wünschen
übrig, und noch immer ist in der Schweiz
die unterdessen weltweit kritisierte Hal-
tung von Delphinen erlaubt. Es ist daher
noch kein Gütesiegel, wenn ein Zoo sich
mit der Einhaltung der Tierschutzvor-
schriften begnügt!
Den meisten Zoos ein gutes ZeugnisDen meisten Zoos und Tierparks der
Schweiz kann der STS ein genügendes bis
gutes Zeugnis ausstellen. Natürlich spie-
len die grossen Unternehmen – die Zoos
Zürich, Basel, Dählhölzli, Rapperswil und
die Wildparks Goldau und Langenberg
– in einer eigenen Liga. Dringende Tier-
schutzprobleme, was die Haltung betrifft,
gibt es bei diesen Zoos nicht mehr. Die
meisten Gehege sind vorbildlich gestaltet,
und ein Besuch kann vorbehaltlos emp-
fohlen werden. Aber auch kleinere Zoos
warten mit einigen sehr guten Tierhaltun-
gen auf, die einen Besuch lohnen, so etwa
der Tierpark Lange Erlen (Basel), Johns
Kleine Farm (Kallnach) oder der Wildpark
Peter und Paul (St. Gallen). Kritisiert wer-
den im Zoobericht das Connyland
für seine Delphinhaltung sowie
einzelne schlechte Tierhaltungen
in verschiedenen Kleinzoos.
Probleme liegen woanders Heute liegen die Tierschutz-Pro-
bleme der Zoos nicht mehr im
Platzangebot. Denn die Gehege
sind grösser geworden, das Wis-
sen um Haltung und Pflege vie-
ler Arten ebenso, und die meisten
Zootiere kennen seit Geburt nichts an-
deres als das Leben im Zoo – und leben
dort ein längeres, stressfreieres Leben als
in freier Wildbahn. Der Erfolg der Zoos
in der Tierhaltung beschwört hingegen
neue Tierschutzprobleme herauf: Wohin
mit überzähligem Nachwuchs? Soll man
bei Wildtieren im Zoo Geburtenkontrolle
betreiben? Welche Aufgaben, welche Da-
seinsberechtigung haben Zoos in unserer
modernen Gesellschaft? Solche und ähnli-
che Fragen sollen an einer Zootier-Tagung
des Schweizer Tierschutz STS im Novem-
ber 2011 mit Experten aus den Fachberei-
chen Zoo, Tierschutz, Forschung und Be-
hörden diskutiert werden.-�Sara Wehrli
STS-Fachstelle Wildtiere
Der auf der Webseite des STS einsehbare
Zoobericht (www.tierschutz.com) stellt
die rund 30 grösseren Zoos und Wildparks
der Schweiz in Wort und Bild vor, präsen-
tiert positive und negative Beispiele der
Tierhaltung und gibt Empfehlungen für
die Verbesserung einzelner Tierhaltungen.
Er erlaubt einen Überblick über den Stand
der Zustände in den Schweizer Zoos und
soll dem interessierten Laien auch als
In der Schweiz gibt es rund 30 grosse und mittlere Zoos und Wildparks. Die Tierhaltung hat sich bedeu-tend verbessert – nicht zu-letzt dank des steten Enga-gements des Schweizer Tierschutz STS, der immer wieder den Finger auf wunde Punkte gelegt, die Zoos aber auch bei der Neu-erstellung tiergerechter Gehege beraten hat. Seit einigen Jahren dokumen-tiert der STS den Stand der Tierhaltung in den Schwei-zer Zoos und Tierparks in seinem laufend aktualisier-ten Zoobericht.
Zootierhaltung in der Schweiz
Erfreuliche Entwicklung
Foto
s: s
ara
weh
rli
Connyland vom STS kritisiert: Delphine können nach ansicht des sts in Gefangenschaft nicht artgerecht gehalten werden. sie werden bloss zur Belustigung des Publikums gehalten und vorgeführt.
Es geht auch so: im Zoo Zürich lebt ein Verband aus zwei Dschelada-Gruppen in einer artgerecht gestalteten Felslandschaft, die zum Klettern, Nahrung suchen und sozialkontakte pflegen einlädt.
Unwürdig: Den ganzen tag liegt er am selben ort – zuwenig Platz für tiger im Zoo Bad ragaz.
Vorbildlicher Zoo Zürich: in der Masoala-halle leben die Vari aus dem madagassischen Urwaldes frei in einem perfekt inszenierten abbild ihres natürlichen lebensraumes.
Uhu im Grimsel-Tierpark: Für eine artgerechte Uhu-haltung wären Felsen, Versteckmöglichkeiten und Badegelegenheiten notwendig. Nichts davon ist in dieser Voliere auf dem Grimselpass vorhanden.
TIERREPORT 3/2011TIERREPORT 3/2011 3130
Leitfaden bei der Wahl seiner Zoobesu-
che helfen.
Hohe Standards erreichtGrundsätzlich hat die Wildtierhaltung in
der Schweiz einen hohen Standard er-
reicht, der in den meisten Ländern sei-
nesgleichen sucht. Die grossen Zoos und
Wildparks haben sich zu Bildungszentren
für Arten- und Naturschutz entwickelt
und präsentieren ganze Tier-Lebensge-
meinschaften in thematisch ausgerichte-
ten, grosszügigen und naturnah gestalte-
ten Lebensräumen. Der Trend «Mehr Platz
für weniger Tiere» hält auch bei den meis-
ten kleineren Unternehmen erfreulicher-
weise an.
Beispiele guter Wildtierhaltung fin-
den sich heute auch in kleinen Zoos. Hier
gibt es aber auch die meisten Problem-
fälle. Dabei handelt es sich zumeist um in
die Jahre gekommene Tierhaltungen mit
nicht mehr zeitgemässen, kleinen und
monotonen Käfigen. Noch immer können
in solchen Gehegen auch Tiere mit ste-
reotypen Verhaltensstörungen (ständiges
Wiederholen eines Bewegungsablaufs)
beobachtet werden.
Problematische Tierschutz-verordnung (TSchV)Die Schweizer Tierschutzverordnung ist
eine der strengsten weltweit. Dennoch
handelt es sich bei den gesetzlichen Vor-
gaben zu Gehegegrössen und -einrichtun-
gen nur um Minimalvorschriften, welche
die Grenze zur Tierquälerei definieren,
nicht aber eine artgerechte Haltung ga-
rantieren. Man kann sich hier leider nicht
auf den Lorbeeren ausruhen! Denn das
Einhalten der Mindestvorschriften ge-
mäss TSchV – die Grundvoraussetzung
für eine Betriebsbewilligung durch den
Kantonstierarzt – bedeutet lediglich, dass
die Tiere keiner akuten Grausamkeit in der
Haltung ausgesetzt sind. Doch die Tiere,
welche in diesen «Minimalheimen» ihr Le-
ben fristen, erfreuen sich keiner artgerech-
ten Existenz! Noch immer gibt es in der
Schweiz beispielsweise viele Grosskatzen,
die in viel zu kleinen Gehegen dahinvege-
tieren, welche ihrem Bewegungs-, Jagd-
und Spieltrieb nicht annähernd gerecht
werden. Auch die Haltung von Greifvö-
geln und Reptilien lässt oft zu wünschen
übrig, und noch immer ist in der Schweiz
die unterdessen weltweit kritisierte Hal-
tung von Delphinen erlaubt. Es ist daher
noch kein Gütesiegel, wenn ein Zoo sich
mit der Einhaltung der Tierschutzvor-
schriften begnügt!
Den meisten Zoos ein gutes ZeugnisDen meisten Zoos und Tierparks der
Schweiz kann der STS ein genügendes bis
gutes Zeugnis ausstellen. Natürlich spie-
len die grossen Unternehmen – die Zoos
Zürich, Basel, Dählhölzli, Rapperswil und
die Wildparks Goldau und Langenberg
– in einer eigenen Liga. Dringende Tier-
schutzprobleme, was die Haltung betrifft,
gibt es bei diesen Zoos nicht mehr. Die
meisten Gehege sind vorbildlich gestaltet,
und ein Besuch kann vorbehaltlos emp-
fohlen werden. Aber auch kleinere Zoos
warten mit einigen sehr guten Tierhaltun-
gen auf, die einen Besuch lohnen, so etwa
der Tierpark Lange Erlen (Basel), Johns
Kleine Farm (Kallnach) oder der Wildpark
Peter und Paul (St. Gallen). Kritisiert wer-
den im Zoobericht das Connyland
für seine Delphinhaltung sowie
einzelne schlechte Tierhaltungen
in verschiedenen Kleinzoos.
Probleme liegen woanders Heute liegen die Tierschutz-Pro-
bleme der Zoos nicht mehr im
Platzangebot. Denn die Gehege
sind grösser geworden, das Wis-
sen um Haltung und Pflege vie-
ler Arten ebenso, und die meisten
Zootiere kennen seit Geburt nichts an-
deres als das Leben im Zoo – und leben
dort ein längeres, stressfreieres Leben als
in freier Wildbahn. Der Erfolg der Zoos
in der Tierhaltung beschwört hingegen
neue Tierschutzprobleme herauf: Wohin
mit überzähligem Nachwuchs? Soll man
bei Wildtieren im Zoo Geburtenkontrolle
betreiben? Welche Aufgaben, welche Da-
seinsberechtigung haben Zoos in unserer
modernen Gesellschaft? Solche und ähnli-
che Fragen sollen an einer Zootier-Tagung
des Schweizer Tierschutz STS im Novem-
ber 2011 mit Experten aus den Fachberei-
chen Zoo, Tierschutz, Forschung und Be-
hörden diskutiert werden.-�Sara Wehrli
STS-Fachstelle Wildtiere
Der auf der Webseite des STS einsehbare
Zoobericht (www.tierschutz.com) stellt
die rund 30 grösseren Zoos und Wildparks
der Schweiz in Wort und Bild vor, präsen-
tiert positive und negative Beispiele der
Tierhaltung und gibt Empfehlungen für
die Verbesserung einzelner Tierhaltungen.
Er erlaubt einen Überblick über den Stand
der Zustände in den Schweizer Zoos und
soll dem interessierten Laien auch als
In der Schweiz gibt es rund 30 grosse und mittlere Zoos und Wildparks. Die Tierhaltung hat sich bedeu-tend verbessert – nicht zu-letzt dank des steten Enga-gements des Schweizer Tierschutz STS, der immer wieder den Finger auf wunde Punkte gelegt, die Zoos aber auch bei der Neu-erstellung tiergerechter Gehege beraten hat. Seit einigen Jahren dokumen-tiert der STS den Stand der Tierhaltung in den Schwei-zer Zoos und Tierparks in seinem laufend aktualisier-ten Zoobericht.
Zootierhaltung in der Schweiz
Erfreuliche Entwicklung
Foto
s: s
ara
weh
rli
Connyland vom STS kritisiert: Delphine können nach ansicht des sts in Gefangenschaft nicht artgerecht gehalten werden. sie werden bloss zur Belustigung des Publikums gehalten und vorgeführt.
Es geht auch so: im Zoo Zürich lebt ein Verband aus zwei Dschelada-Gruppen in einer artgerecht gestalteten Felslandschaft, die zum Klettern, Nahrung suchen und sozialkontakte pflegen einlädt.
Unwürdig: Den ganzen tag liegt er am selben ort – zuwenig Platz für tiger im Zoo Bad ragaz.
Vorbildlicher Zoo Zürich: in der Masoala-halle leben die Vari aus dem madagassischen Urwaldes frei in einem perfekt inszenierten abbild ihres natürlichen lebensraumes.
Uhu im Grimsel-Tierpark: Für eine artgerechte Uhu-haltung wären Felsen, Versteckmöglichkeiten und Badegelegenheiten notwendig. Nichts davon ist in dieser Voliere auf dem Grimselpass vorhanden.
TIERREPORT 4/2008
Wir suchen ein ZuhauseTierheime der STS-Sektionen suchen für diese Tiere ein neues, richtiges Zuhause.
TIERREPORT 3/2011
Shira, bin eine zweijährige, kastrierte Tervueren-Hündin und sehr bewegungsfreudig. Ich wäre gerne bei bewegungsfreudigen Menschen mit Hundeerfahrung.STS-Sektion Tierschutzverein KreuzlingenTel. 071 695 12 61
Fauchi, bin halbjähriger Kater und entgegen meines Namens sehr verschmust und zutraulich. Ich wäre gerne mit einer anderen Katze zusammen und wünsche mir Freilauf.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22
Gizma (15) und ihr Sohn Tomy (14) wollen den Lebensabend gemeinsam verbringen. Sie suchen ein Zuhause mit Auslauf bei älteren Leuten mit viel Zeit.STS-Sektion Tierschutzverein Winterthur und UmgebungTel. 052 233 16 30
Bunny, Baba und Bluna sind anderthalbjährige, kastrierte Zwergkaninchen. Sie sind neugierig und lebenslustig und wünschen sich, in einer grossen Aussenlage zu leben.STS-Sektion Tierschutzverein Winterthur und UmgebungTel. 052 233 16 30
Sina, bin ca. vierjährige Kätzin, kastriert. Ich bin eigenwillig und sehr freiheitsliebend, lasse mich aber streicheln.STS-Sektion Tierschutzverein Sirnach und UmgebungTel. 079 704 90 12
Nirvanna, ich bin eine ca. fünfjährige Perserkätzin,
kastriert. Ich brauche regelmässige Fellpflege und
täglichen Freilauf. Zu anderen Katzen bin ich freundlich.
STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATs
Tel. 0900 98 00 22
Dyani, bin ein Leonberger-Appenzeller-Weibchen und erst ein halbes Jahr alt. Da ich ziemlich gross werde, wünsche ich mir ein Zuhause mit viel Platz und ich brauche noch Erziehung.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22
vernachlässigtabgegeben
Jecky, Bella, Loulou und Co. Kontaktfreudige Machos, scheue Mädchen und junge Draufgänger suchen neues Zuhause. Möglichst mindestens drei Tiere zusammen oder in bestehendes Rudel.STS-Sektion Club der Ratten-freunde CHTel. 079 624 23 20
beschlagnahmt
Mutzli, ich bin ca. achtjähriger, kastrierter Kater. Ich bin sehr anhänglich und verschmust. Brauche meinen Freigang.STS-Sektion Tierschutz-verein KreuzlingenTel. 071 695 12 61
Lady, bin eine fünfjährige Schäfer-Labrador-Hündin, kastriert. Ich bin gehorsam, anhänglich und liebe sehr das Wasser.STS-Sektion Tierschutzverein KreuzlingenTel. 071 695 12 61
abgegeben
heimatlos
abgegeben
Piccolo, bin ein sechsjähriger Pinscher-Rüde, kastriert und klein aber oho! Am liebsten wäre ich bei aktiven, naturverbundenen Leuten ohne Kinder zu Hause.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22
abgegeben
abgeschoben
zugelaufen
Sunny, bin fünfjährige Katzendame mit langem Fell und brauche Pflege. Ich suche ein ruhiges Zuhause mit Auslauf. Andere Katzen und Hunde mag ich.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22
abgeschoben
abgegeben
Filou, bin ein zehnjähriger English Cocker Spaniel- Rüde und kastriert. Ich bin nicht gerne alleine, mag andere Hunde und möchte meinen Lebensabend bei lieben Menschen verbringen.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein ATsTel. 0900 98 00 22
Sandy, bin ca. vierjährige Katzendame und habe meinen eigenen Charakter. Ich bestimme, wer mich streichelt und brauche meinen Freilauf, dann bin ich dafür ganz lieb.STS-Sektion Tierschutz-verein KreuzlingenTel. 071 695 12 61
aufgefunden
aufgefunden
aufgefunden
Redaktor und Moderator
Beat Berger stellt in der TV-Sendung
«tierisch» weitere heimatlose Tiere
vor: www.tierisch.tierschutz.com