Stuttgarter Nachrichten E

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Office for Newspaper Design Norbert Küpper Gutenbergstr. 4 D-40670 Meerbusch Phone ++49 (21 59) 91 16 15 [email protected] www.editorial-design.com Redesign of the Stuttgarter Nachrichten: Mastery of the Visual Spürnasen gegen Steuersünder ¿17 · Stuttgart und Region Ein wenig Hoffnung für Kachelmann ¿8 · Panorama . Von wegen sozialer Kahlschlag: Die Bundesregierung beginnt erst mit dem Sparen. Richtig heftig wird es vom kom- menden Jahr an. Die jetzige Sparrunde von Schwarz-Gelb bietet darauf nur einen kleinen Vorgeschmack. . ¿19 · KürzeninderNot Die Einschnitte der Bundesregierung sind nötig, aber sozial unausgewogen . Mittags 25˚ Nachts 16˚ Wir zählen täglich unsere Sorgen Der Platz an der Sonne kann teuer werden Stadt räumt Missverhältnis bei Gebühr für Freiluft-Gastronomie ein Geld regiert die Welt – und der Rotstift ab sofort Deutschland Regierung beschließt 80-Milliarden-Sparpaket und bittet Arbeitslose, Familien und Banken zur Kasse Comic über Verlust und Tod gescheiterte Geldübergabe Zu jung zur Altersvorsorge? Neuer Eigentümer für Karstadt Schneller Erfolg der Polizei: Bankräuber mit Beute gefasst Löws WM-Puzzle und der Wackelkandidat Klose Inhalt Ein Stier sieht rot Tagesthema Ihre Meinung bitte! ¿18 · S-Presso ¿6 · Landesnachrichten ¿28 · Verbraucher ¿15 · Stuttgart und Region ¿23 · Sport ¿10 · Börse ¿18 · Wetter Vor 20 Jahren ging man zum Hautarzt, um Warzen loszuwerden oder einen Aus- schlag. Das ist immer noch so – doch inzwischen verhelfen Dermatologen dank High-Tech-Methoden zu einem perfekten Teint und einer ästhetischen Gesamterscheinung. Vorausgesetzt, man kann und will sich das leisten. Hintergrund Zwiebelsaft und Quarkwickel machen gesund Bei einer Erkältung und kleinen Wehwehchen helfen Heilmittel aus der Küche – Bei längeren Beschwerden zum Arzt gehen Homöopathie immer beliebter Fettes Essen schwächt Ausdauer und Gedächtnis Hoher Fettgehalt wirkt sich bei Ratten nach wenigen Tagen negativ aus Wunsch nach dem makellosen Teint Das Leistungsspektrum bei Hautärzten ist riesengroß geworden: Falten glätten, Haare, Altersflecken oder Besenreiser entfernen Bluttest gibt Arthrose-Risiko an Spezielles Cholesterin gilt als gefährlich Medizin im TV Mein Bypass aus Bangkok Tipps für eine Pfirsichhaut 32 Nummer 196 • Mittwoch, 26. August 2009 Medizin Ein Arzt in der Notfallpraxis ist kein Scheinselbstständiger. Das hat jetzt die Rentenversicherung festgestellt und damit ihren Bescheid aus 2008 korrigiert. Der Streit zwischen Arzt und Praxis geht trotzdem weiter. Göppinger Polizei vermutet Beziehungstat Surftipp am Montag Bilder vom Frühlingsfest Schokolade zum Frühstück ¿22 · Region Auszeichnung für Harald Schmidt Hans-Peter-Stihl-Preis für Verdienste um das Image der Region Stuttgart 700 000 Euro für Pflegeheim Notfallpraxis beschäftigt Ärzte nicht illegal Rentenversicherung verneint Scheinselbstständigkeit – Kritischer Mediziner will Notdienst trotzdem in eigener Praxis anbieten Kleinkrieg Massiver Polizeieinsatz verhindert Ausschreitungen 500 Beamte bescheren Schaustellern, Festwirten und Besuchern auf dem Wasen trotz VfB-Spiels gegen Frankfurt ruhiges Wochenende Stadt zieht Lehren aus Streit um marodes Hallenbad Die gute Nachricht Info Kommentar StN online ¿18 · Stuttgart Gemeinnütziger Verein 17 Nummer 96 • Montag, 27. April 2009 Stuttgart und die Region Die griechische Regierung hat vorgezo- gene Wahlen ausgerufen. Angesichts der Wirtschaftskrise im Land müsse in der politischen Landschaft aufgeräumt wer- den, erklärte Ministerpräsident Kostas Karamanlis. Moskauer Justiz lenkt ein Neue Ermittlungen im Mordfall Anna Politkowskaja Karamanlis tritt die Flucht nach vorne an Griechen sollen am 4. Oktober das Parlament neu wählen „Wir hätten vielleicht mutiger handeln sollen“ Neue Proteste in Chinas Unruheregion Iran: Parlament stärkt Präsident den Rücken Nummer 204 5 Zeitgeschehen Diese Frauen stehen in der Region Stuttgart an der Verwaltungsspitze In der Region erobern Frauen die Rat- hausspitze. Bis zur Gleichstellung ist es aber ein weiter Weg: Von den 179 Städ- ten und Gemeinden werden zehn von Frauen regiert. Der Politikwissenschaft- ler Oscar Gabriel sieht die Mehrfachbe- lastung der Frauen als Ursache: Sie kandidieren nur selten. Räuber im Hausflur Explosion beim Schweißen Anschlag mit Eisbrocken Auf frischer Tat ertappt Unbekannte Tote Polizeinotizen Vorfahrt für Frauen: Immer mehr Bürgermeisterinnen In Baden-Württemberg wurden seit 1990 insgesamt 48 Rathaus-Chefinnen gewählt Frontaler Zusammenstoß 30 Menschen nach Brand ohne Zuhause Mehrfamilienhaus in Weil der Stadt durch Feuer in Tiefgarage beschädigt „Frauen legen mehr Wert auf ein gutes Klima und eine gute Gesprächsatmosphäre“ „Auch Boris Palmer wird nicht abstinent vom Rathaus bleiben und nur noch das Baby wickeln“ 23 Nummer 9 Mittwoch, 13. Januar 2010 Stuttgart und die Region Front pages 16 Cut-outs 22 Picture editing 26 Visualisation 20 Pages with ads 28 Local news 34 Die SPD wechselt ihre komplette Füh- rung aus – der bisherige Bundesumwelt- minister Sigmar Gabriel soll heute als Parteichef nominiert werden. In Demut will er die SPD führen, nicht im Allein- gang. Seine Gegner beruhigt das nicht. Bodyguards für den Bankchef am Bosporus Sarrazin nervt die Bundesbank – Präsident Weber legt früheren Berliner SPD-Finanzsenator Konsequenzen nahe „Es ist vollkommen klargeworden, dass Sarrazin sich distanziert hat von seinen Bemerkungen“ Jetzt, mit 50 Jahren, begreift Sigmar Gabriel, dass es tatsächlich ernst wird Seine Mutter war alleinerziehend, arbeitete hart und vor allem dafür, dass Sigmar seine wenigen Chancen nutzen konnte Das ewige Talent will durchstarten Sigmar Gabriel soll die SPD aus dem Tief führen – Parteilinker Scheer kritisiert das undurchsichtige Krisenmanagement der Genossen Die SPD-Vorsitzenden Hintergrund Entlassung von Vorständen 3 Nummer 229 • Montag, 5. Oktober 2009 Die Seite Drei Page Three 18 Nach dem TV-Duell hofft er auf die Wende im Wahlkampf: SPD-Kanzlerkan- didat Frank-Walter Steinmeier über Machtperspektiven, Mitleidsbonus und Mobilisierungskampagnen und welche Exportschlager künftig Arbeitsplätze in Deutschland schaffen. Sierau droht Verzicht Dehm klagt Koalitionsvertrag in Sachsen ist so gut wie perfekt Republikaner werben mit Horst Schlämmer Kerkeling will Ausstrahlung von Wahlspot verhindern „Ich will Kanzler werden und meine Politik umsetzen“ Geht da noch was? SPD-Herausforderer Frank-Walter Steinmeier jedenfalls glaubt an den Wahlsieg Leute Zur Person Frank-Walter Steinmeier 6 Nummer 213 • Dienstag, 15. September 2009 Zeitgeschehen Mannheim Heidelberg Heilbronn Stuttgart Tübingen Bad Cannstatt Marbach Hoheneck Villingen-Schwenningen Eberbach Neckarsulm Heinsheim Untertürkheim n e c ka r Nürtingen Plochingen Esslingen Lauffen Ludwigsburg Der Neckar – er ist 367 Kilometer lang und bietet von der Quelle im Natur- schutzgebiet Schwenninger Moos bei Vil- lingen-Schwenningen bis zur Mündung in den Rhein bei Mannheim für viele Wassersportler ideale Bedingungen. Sportparadies Neckar Rudern, Kanu, Wasserski – der Fluss bietet von der Quelle bis zur Mündung viele Möglichkeiten Rudern Segeln Kanu Wakeboarding Nummer 202 · Mittwoch, 2. September 2009 27 2 Bouncing Boat 2 2 Info 4 2 2 2 2 1 3 Stocherkahn 1 1 Adressen auf einen Blick 2 3 Sport plus: Wassersport 1 2 3 4 5 1 1 5 1 1 3 4 1 1 4 Infographics 30 Kalt war es lange genug. Viele Wasserrat- ten fiebern der Freibadsaison entgegen und freuen sich aufs Schwimmen an der frischen Luft. Der große Vorteil: Die Be- wegung im Wasser zählt zu den gesün- desten Sportarten überhaupt. HV Stuttgarter Kickers Sportvg Feuerbach SG und TSV Weilimdorf DJK Sportbund Stuttgart SG Stuttgart Info Schwimmen entspannt und hält fit Start frei für die Freibadsaison: Sport im Wasser ist gelenkschonend, trainiert fast alle Muskelgruppen und fördert die Ausdauer Info Triumvirat aus Übersee für die Scorpions Football-Club aus Stuttgart strebt in die Erstliga-Play-offs Club-Service Service Drei Neue auf der Matte des KSV Esslingen Judo-Bundesligist startet am kommenden Samstag in die Saison Der Spielplan Stuttgarter Freibäder bieten mehr als nur Schwimmen an 32 Nummer 98 Donnerstag, 29. April 2010 Sport vor Ort Tod, Fluch, Liebe, Verzweiflung – und viel schöner Gesang Die internationale Erfolgsgeschichte der Band Tokio Hotel geht weiter. Heute erscheint das dritte Album „Humanoid“ – erstmals weltweit in englischer und deutscher Sprache. Ein Gespräch mit Sänger Bill Kaulitz. ¿31 · Veranstaltungen Bernius reist Schmidt juriert Holten lenkt Emmert lädt ein Die Songs von Air klingen nach Musik für Liebende, Fantasten und Träumer Warten auf Grüße aus Brasilien Richard Cragun, ehemaliger Star des Stuttgarter Balletts, wird am Montag 65 Die Theaterwelt schaut auf Stuttgart Junges Ensemble will um das Festival Schöne Aussicht kämpfen Info Zur Person „Wer Erfolg hat, hat Neider“ Tokio Hotel: Umjubelt in L. A., ausgebuht in München Tagträumerei, später Liebe liegt in der Luft: Mit „Love 2“ geht das französische Popduo Air zurück zu seinen Wurzeln Szene Die neue CD „Humanoid“ Bill Kaulitz 21 Nummer 228 • Freitag, 2. Oktober 2009 Kulturmagazin Culture 36 Sport 39 Bei dieser Bundestagswahl haben sich zwei Trends bestätigt: Die kleinen Par- teien werden immer größer. Und die Partei der Nichtwähler wächst. So viele wie diesmal gab’s noch nie. Merkel rettet die Union Bundestagswahl 2009 Der Verlierer will Oppositionsführer werden Sieger Nach dem gestrigen Wahlabend gibt es eigentlich nur Gewinner Merkel kann mit FDP regieren SPD stürzt auf Rekordtief Vor allem das gute Ergebnis der Liberalen macht schwarz-gelbe Bundesregierung möglich Tagesthema Stuttgart wird schwarz Grünen-Chef Özdemir zieht nicht in den Bundestag ein Nach der Wahl ist vor der Wahl FDP schließt im Land zur SPD auf Starke Verluste für Sozialdemokraten und die CDU – Oettinger dennoch zufrieden Was nach der Wahl kommt Trauerstimmung im Landtag Was Stuttgarts Promis meinen Ihre Meinung bitte! ¿2 ¿3 ¿12 ¿4 ¿16 Deutschland hat gewählt. Auf den ersten 20 Seiten informie- ren wir Sie über die Bundes- tagswahl: alle Ergebnisse aus Stuttgart und der Region, aus Baden-Württemberg und aus den anderen Ländern. Was sonst passiert ist – ab Seite 21 und mit eigener Titelseite. Montag, 28. September 2009 Nummer 224 · 40. Woche · 64. Jahrgang · S · E 4063 € 1,20 www.stuttgarter-nachrichten.de · Alternative Storyforms 42 Special: elections 45 Zeit ist Geld beim Ausbau der A 81: Die Sanierung des maroden Fahrbahnbelags zwischen dem Engelbergtunnel und der Auffahrt Zuffenhausen soll in rekord- verdächtigem Tempo über die Bühne gehen. Gerade mal vier Monate haben die Baufirmen für die landesweit größte Erhaltungsmaßnahme im Straßenbau. 546 16 38 79 ,20 457 Abschied von der Holperpiste: Die A 81 wird höhergelegt Für 20 Millionen Euro tauschen Bauarbeiter den Fahrbahnbelag nach dem Leonberger Dreieck aus Die vier Autobahn-Baustellen in der Region Stuttgart 21 Nummer 100 Montag, 3. Mai 2010 Stuttgart und die Region

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StadträumtMissverhältnisbeiGebührfürFreiluft-Gastronomieein 2529,97Pkt. –33,93Pkt. ¿18·Stuttgart ¿15·StuttgartundRegion ¿17·StuttgartundRegion ZujungzurAltersvorsorge? HoherFettgehaltwirktsichbeiRatten nachwenigenTagennegativaus ¿8·Panorama 1,1973Dollar –23,62Pkt. DiegriechischeRegierunghatvorgezo- geneWahlenausgerufen.Angesichtsder WirtschaftskriseimLandmüsseinder politischenLandschaftaufgeräumtwer- den,erklärteMinisterpräsidentKostas Karamanlis. ¿6·Landesnachrichten Pol 04 – 05

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  • Office for Newspaper Design

    Norbert KpperGutenbergstr. 4

    D-40670 MeerbuschPhone ++49 (21 59) 91 16 15

    [email protected]

    Redesign of the Stuttgarter Nachrichten: Mastery of the Visual

    SprnasengegenSteuersnder

    17 Stuttgart und Region

    Ein wenigHoffnung frKachelmann

    8 Panorama

    Landesnachrichten 5 6TV/Medien 7Panorama 8Kultur/-magazin 13/14Impressum 16

    Notdienste 20Roman 20Familienseite 21Veranstaltungen 22Gewinnquoten 24

    1,93 Cent1,1973 Dollar

    23,62 Pkt.2529,97 Pkt.

    33,93 Pkt.5904,95 Pkt.

    Foto:dpa

    EuroEuro Stoxx 50

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    Von Wolfgang Molitor

    Sparen ist die richtige Mitte zwischenGeiz und Verschwendung. Das hatTheodor Heuss, der erste Bundesprsi-dent, gesagt. Vor einem halben Jahr-hundert. Sein Worthat Bestand. Die Bun-desregierung ver-sucht verzweifelt,danach zu handeln.Wobei man genauerformulieren sollte:Denn die Kanzlerinspart ja nicht vomberfluss sie krztin der Not.

    Natrlich melden sich jetzt all diejeni-gen laut jammernd zu Wort, denen vondem genommen wird, an das sie sich ge-whnt haben und dabei allzu leicht vondem Gewohnten einen Anspruch ablei-ten. Doch auch politische Plattitdensind wirtschaftliche Notwendigkeiten.Wenn die Kanzlerin jetzt schmallippigdarauf verweist, dass man sich in ernstenZeiten eben nicht alles leisten knne,was man sich wnsche, wird man ihrnicht widersprechen knnen.

    Auch die Frage, ob wir in den vergan-genen Jahren ber unsere Verhltnisse ge-lebt haben, ist mig. Man sollte auch sieprzisieren. Hat uns die Politik dennnicht vorgegaukelt, fr alles und immermehr sei Geld genug da? Hat die FDPnicht bis vor wenigen Wochen noch so ge-tan, als sei Raum fr Steuersenkungen inzweistelliger Milliardenhhe? Muss sichdie Politik nicht ber alle Parteigrenzenhinweg heute zu Recht vorwerfen lassen,den Ausgabenwnschen von hier unddort (denn die und nicht die Einnahmensind ja das Problem) allzu schnell und oftvorauseilend nachgegeben zu haben?Nein, es ist vor allem der Staat, der berseine Verhltnisse gelebt hat die Brgerhaben es, wen wunderts, gern mitgenom-men. Es geht nicht darum, ob der Staat,hoch verschuldet, sparen muss odernicht. Ob der einmalige Kraftakt, wieMerkel ihn nennt, ntig oder unntig ist.Wir alle wissen, dass der brutale Trittauf die Sparbremse unausweichlich war.Und dass es lngst nicht mehr darumgehen darf, den Rotstift immer nur beiden anderen anzusetzen.

    Das Problem der Bundesregierung istein anderes, eines, das letztlich ber ihrepolitische Zukunft entscheiden wird. Esist die Frage, ob die Krzungen und Be-lastungen gerecht verteilt sind. Darberlsst sich dann trefflich streiten. Es istklar, dass sich die Opposition emprt,wenn nun krftig Sozialausgaben gestri-chen werden. Doch wo, wenn nicht hier,hat der Staat demonstrativ ber seineVerhltnisse gelebt? Gewiss: Die Krzun-gen fr Geringverdiener, Wohngeld emp-fangende Rentner und Langzeitarbeits-lose treffen Menschen, die jeden Eurozweimal umdrehen mssen. Und sie sindpolitisch anrchig weil Steuererleichte-rungen fr Hoteliers unangetastet blei-ben. Soziale Einschnitte sind immer an-greifbar, solange es viele gibt, denen es zum Glck bessergeht. Aber dieser Sozi-alstaat gert nicht in Schieflage, wennZuwendungen nicht erhht, der Sinnund Zweck von Ausgaben berprft undnicht Arbeitslosigkeit, sondern Anreizzur Arbeit gefrdert wird.

    Ja, es trifft auch Banken, Fluglinien,Atomkraftbetreiber, Energiekonzerneund Staatsbedienstete. Ein einmaligerKraftakt braucht eben auch eine einma-lige Solidaritt. Ebenso wenig wieHartz-IV-Empfnger aber ins Bodenlosefallen werden, htte Schwarz-Gelb denWohlstand in diesem Land nicht gefhr-det, wren auch jene zur Kasse gebetenworden, die im berfluss leben.

    81,6 Milliarden Euro bis 2014: Das istein Wort. Warten wir ab, ob Schwarz-Gelb genug Zeit bekommt, es zu halten.

    Von wegen sozialer Kahlschlag: DieBundesregierung beginnt erst mit demSparen. Richtig heftig wird es vom kom-menden Jahr an. Die jetzige Sparrundevon Schwarz-Gelb bietet darauf nureinen kleinen Vorgeschmack.

    Von Claudia Lepping

    Berliner Redaktion

    BERLIN/STUTTGART. Die Bundesregierunghat das grte Sparpaket in der bundesdeut-schen Geschichte beschlossen. Bis 2014 sol-len ungefhr 80 Milliarden Euro eingespartwerden deutlich mehr als erwartet. Diegrten Einschnitte kommen auf Arbeits-lose und den ffentlichen Dienst zu. Auchauf die Wirtschaft kommen Belastungen zu.

    Es sind ernste Zeiten, es sind schwierigeZeiten, sagte Bundeskanzlerin Angela Mer-kel (CDU) am Montag in Berlin. Sie bezeich-nete das Sparpaket als einmaligen Kraft-akt. Von den drastischen Einschnitten istder Sozialbereich besonders betroffen. Einehhere Mehrwert- und Einkommensteuerschlossen Union und FDP aus.

    Die Koalition will die Bundeswehr im gro-en Stil umstrukturieren. Merkel kndigteeine groangelegte Streitkrftereforman. Verteidigungsminister Karl-Theodor zuGuttenberg (CSU) wurde beauftragt, bis An-fang September zu prfen, wie die Bundes-wehr von derzeit 250 000 Soldaten um40 000 Soldaten verkleinert werden kann.

    Bei den Sozialleistungen will die Regie-rung besonders krftig sparen. Zuschlge frArbeitslose werden gestrichen. Bei Hartz-IV-Empfngern will der Staat die Beitrge zurRentenversicherung einsparen. Dies solletwa zwei Milliarden Euro im Jahr bringen.Die Rentenhhe will Schwarz-Gelb abernicht ndern.

    Das Elterngeld wird insgesamt moderatgekrzt, fr Hartz-IV-Empfnger komplettgestrichen. Der Hchstbetrag von maximal1800 Euro im Monat wird nicht angetastet.

    Allerdings werden knftig nur 65 statt 67Prozent des Nettoeinkommens als Berech-nungsgrundlage genommen.

    Beim Bund sollen bis einschlielich 2014bis zu 15 000 Stellen dauerhaft abgebautwerden. Zudem sollen die Bundesbeamten2011 auf die geplante Erhhung des Weih-nachtsgeldes verzichten. Dies bedeute eineKrzung der Bezge um 2,5 Prozent.

    Die Koalition will auch die Wirtschaft zurKasse bitten. Die Atomkonzerne Eon, RWE,Vattenfall und EnBW mssen knftig eineneue Brennelementesteuer von jhrlich 2,3Milliarden Euro zahlen. Damit soll ein Teilder Zusatzgewinne der Konzerne bei lnge-ren Atomlaufzeiten abgeschpft werden.

    Im Luftverkehr plant die Bundesregie-rung eine neue Abgabe. Sie soll fr alle Pas-sagiere erhoben werden, die von einem deut-schen Flughafen starten. Die Koalition willauch die Banken weiter belasten. Sptes-tens 2012 soll eine neue Abgabe kommen,falls es zuvor in Europa und weltweit keineLsung gibt.

    Merkel hlt den Sparkurs fr alternativ-los. FDP-Chef Guido Westerwelle sagte, vorDeutschland liege eine groe Kraftanstren-gung. Wir haben in den letzten Jahrenauch ber unsere Verhltnisse gelebt. Errumte ein: 80 Milliarden Euro sparen Sieauch nicht mit der Nagelschere.

    SPD, Linke und Gewerkschaften kndig-ten Widerstand an. An diesem Samstag seiin Stuttgart der Auftakt zu bundesweitenDemonstrationen geplant, kndigte die ba-den-wrttembergische Verdi-LandeschefinLeni Breymaier am Montag in Stuttgart an.

    Tagesthema

    Seite 2 und 3

    Kultur Seite 13

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    19

    Krzen in der NotDie Einschnitte der Bundesregierungsind ntig, aber sozial unausgewogen

    Vormittags freundlich,spter Schauer

    Sie sorgen sich um die Zukunft, um die Ent-wicklung am Arbeitsmarkt, die wirtschaft-liche Stabilitt im Land, die Kaufkraft desEuro? Dann sorgen Sie sich bitte weiter.Lassen Sie sich von keinem Menschen ein-reden, dass alles gut wird. Denn das, waswir Deutsche unseren europischen Nach-barn voraushaben, ist unsere Fhigkeit, unszu sorgen. Beim Sorgenmachen macht unskeiner was vor, hat die Gesellschaft fr Kon-sumforschung in Nrn-berg herausgefunden.Es kommt auf jedenan, deshalb: TragenSie dafr Sorge,dass wir auch mor-gen noch sorgenvollin die Zukunft bli-cken knnen. (hr)

    Von Andrea Jenewein

    STUTTGART. Obwohl die Gebhren gestie-gen sind, beantragen weiterhin viele WirteFreiluft-Konzessionen. Die Gebhren sindje nach Lage der Lokalitt gestaffelt einSystem, das Fragen aufwirft.

    Fr viele Wirte ist es mittlerweile berle-benswichtig, Pltze an der Sonne bieten zuknnen. Die Sondernutzungsgebhren sindje nach Lage der Lokalitt gestaffelt, siehngen von der Wertigkeit des Straen-raums ab. Die Gebhren wurden zum Ja-nuar angehoben. Bereits in den 1960er Jah-ren wurde Stuttgart in vier Klassen katego-risiert: 1, 2, 3 und S wobei 1 die billigste, Sdie teuerste ist. Zwischen 2,10 und 4,80Euro pro Quadratmeter beanspruchter Stra-enflche muss der Wirt monatlich zahlen.

    Zur Kategorie 1 zhlen etwa Anliegerstra-en, zu S Fugngerzonen.

    Diese Kategorisierungen werfen mitun-ter Fragen auf: Warum etwa zhlt derRupert-Mayer-Platz unter der Paulinen-brcke zur Kategorie S? Was macht densterreichischen Platz so attraktiv, dass erin die zweitteuerste Kategorie fllt?Matthias Oberdorfer vom Stuttgarter Tief-bauamt rumt ein, dass die Straen nurstichprobenartig berprft und gegebenen-falls angepasst wrden. Da kann schonmal was verrutschen, sagt er.

    Eine neue Entwicklung ist, dass immermehr Wirte beantragen, sogar im Winter-halbjahr Tische und Sthle rausstellen zudrfen. Die Gebhren fr die Winterkonzes-sionen sind die gleichen wie im Sommer.

    Stuttgart und Region Seite 15

    In einem keineswegs kuscheligen Mr-chenland spielt das Bilderbuch Jakob.Zwei Filmstudenten haben einen Comicber den Tod geschrieben, ber dieSuche nach dem Allerwichtigsten.

    Die Entfhrung und Ermordung derHeidenheimer Bankiersfrau MariaBgerl sorgt fr Rtsel: Wieso scheitertedie bergabe des Lsegelds?

    Dass die Rente mglicherweise nichtreicht, hat sich bei den meisten jungenLeuten herumgesprochen. Was siedagegen tun knnen, wissen sieallerdings nicht. Wir geben Tipps.

    ESSEN (ddp). Das Ringen um eine Zukunftder insolventen Kaufhauskette Karstadt istbeendet. Der Finanzinvestor Nicolas Berg-gruen wird neuer Eigentmer. Der Glubi-gerausschuss habe mit deutlicher Mehr-heit beschlossen, dass umgehend ein Kauf-vertrag mit zwei Berggruen-Gesellschaftengeschlossen werden soll, sagte Insolvenz-verwalter Klaus Hubert Grg am Montag.Damit erhielt der Favorit von Verdi denZuschlag. Die Dienstleistungsgewerkschaftsprach von einer vernnftigen Entschei-dung.

    Damit ist auch eine Zerschlagung desKonzerns vom Tisch. Vor fast genau einemJahr war der Insolvenzantrag gestellt wor-den. Berggruen kndigte an, er wolle Kar-stadt wieder auf Kursbringen.

    Wirtschaft Seite 9

    Knapp drei Stunden nach dem berfallauf die Volksbank in Filderstadt-Bonlan-den haben am Montagnachmittag aufeinem Parkplatz in Tbingen die Hand-schellen geklickt. Der mutmaliche Tterhatte Beute und Tatwaffe noch bei sich.

    Vor dem WM-Auftaktspiel der deutschenNationalmannschaft gegen Australienam Sonntag forciert Bundestrainer Joa-chim Lw den Kampf um die elf Pltzein der Startformation. Einer der Wackel-kandidaten ist Miroslav Klose (Foto).

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    Er ist erst zwlf Jahre alt und ttet miteinem Hieb schon einen 400 Kilo schwe-ren Stier. Michel Lagravere aus Mexikoist damit der weltweit jngste Torero.

    Deutschland muss sparen was haltenSie von den schwarz-gelben Plnen?www.stuttgarter-nachrichten.de/meinung

    Mittags 25Nachts 16

    Wir zhlen tglichunsere Sorgen

    Der Platz an der Sonnekann teuer werdenStadt rumt Missverhltnis bei Gebhr fr Freiluft-Gastronomie ein

    Geld regiert die Welt und derRotstift ab sofort DeutschlandRegierung beschliet 80-Milliarden-Sparpaket und bittet Arbeitslose, Familien und Banken zur Kasse

    Foto:A

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    Comic ber Verlust und Tod

    Fall Bgerl: Rtsel um

    gescheiterte Geldbergabe

    Zu jung zur Altersvorsorge?

    Neuer Eigentmerfr Karstadt

    Schneller Erfolg der Polizei:

    Bankruber mit Beute gefasst

    LwsWM-Puzzle und

    der Wackelkandidat Klose

    Dax

    Inhalt

    Ein Stier sieht rot

    Tagesthema

    Ihre Meinung bitte!

    18 S-Presso

    6 Landesnachrichten

    28 Verbraucher

    Foto:Fotolia

    15 Stuttgart und Region

    23 Sport

    10 Brse

    18 Wetter

    Vor 20 Jahren ging man zum Hautarzt,um Warzen loszuwerden oder einen Aus-schlag. Das ist immer noch so dochinzwischen verhelfen Dermatologendank High-Tech-Methoden zu einemperfekten Teint und einer sthetischenGesamterscheinung. Vorausgesetzt, mankann und will sich das leisten.

    Von Andrea Weller

    Die Fotos von Stars und Sternchen in deneinschlgigen Hochglanzmagazinen ma-chen oft ein bisschen neidisch: Wie kannman nur einen solchen Schneewittchenteinthaben? Das flchenmig grte, schwersteund von seinen Funktionen her vielseitigstemenschliche Organ ist einerseits zwar un-glaublich strapazierfhig. Andererseits istdas Wunderwerk Haut mit einer Gesamtfl-che von bis zu zwei Quadratmetern aberauch stranfllig durch den normalen Alte-rungsprozess, durch Erkrankungen oder u-ere Einflsse und kann dann sehr unan-sehnlich werden. Der Wunsch nach makello-ser Pfirsichhaut ist indessen gro wie nie.

    Viele Hautarztpraxen und Hautklinikenhaben schon lange diesen Trend erkanntund kurieren nicht nur, sondern versch-nern auch ihre Patienten. Der StuttgarterHautarzt Dr. Heiko Grimme, Mitglied im Be-rufsverband Deutscher Dermatologen,schtzt, dass die Leistungen im Bereich dersthetischen Dermatologie in den Praxenmittlerweile bis zu 40 Prozent ausmachenknnen. Begonnen hat diese Entwicklungmit dem Siegeszug des Lasers, erlutertGrimme, man hat immer neue Anwendun-gen gefunden. Dr. Ralf Merkert, ErsterOberarzt an der Klinik fr sthetische Chi-rurgie, Phlebologie und Dermatologie ander Hautklinik Bad Cannstatt, besttigt,dass die Nachfrage der Patienten vor allemnach nichtinvasiven Mglichkeiten zur Ver-schnerung massiv zugenommen habe.Auch wenn diese sanften Therapiemetho-den ohne Skalpell auskommen, sollte mansich aber nur in die Hnde von rzten mitentsprechender Zusatzausbildung begeben.

    Mittlerweile gibt es fr (fast) jedes Haut-problem mindestens eine Lsung. Beson-ders nachgefragt, so Grimme, seien Haar-oder Altersfleckenentfernung, die Behand-lung strender derchen im Gesicht (Coupe-rose) oder an den Beinen (Besenreiser) unddas Faltengltten. Wermutstropfen: Werschn sein will, muss alles selbst bezahlen und da knnen schnell einige Hundert Eurozusammenkommen. Das Ergebnis hlt nichtewig, die Behandlungen mssen nach einergewissen Zeit wiederholt werden. Hier ei-nige Beispiele mit Durchschnittswerten (dievariieren knnen) zu den Kosten:

    Haarentfernung: Strende Hrchen in derBikinizone mittels Laser entfernen zu las-sen kostet ca. 100 Euro pro Sitzung. Notwen-dig sind fnf bis acht Behandlungen.

    Faltengltten: Fr die Faltenunterspritzungeines Gesichtsbereichs (mit Hyaloronsure)muss man rund 400 Euro rechnen; ein biszwei Behandlungen pro Jahr sind fr eingleichbleibendes Ergebnis ntig. Mglichist auch eine Behandlung mit Botoxsprit-zen. Pro Gesichtsregion kostet das rund 300Euro, nach sechs Monaten muss erneut ge-

    spritzt werden. Soll ein Laser die Fltchenverschwinden lassen, ist fr das ganze Ge-sicht eine Behandlung fr 2500 Euro fllig(Skin-Resurfacing); die Behandlung mit ei-nem fraktionierten CO2-Laser kostet ca. 500Euro, zwei bis drei Sitzungen sind ntig.

    Altersflecken: Gegen kleine Pigmentfleckenoder Muttermale sowie Blutschwmmchenim Gesicht wird ein Laser eingesetzt. Kos-tenpunkt fr das Entfernen ca. 100 Euro proFleck, eine Sitzung reicht dafr aus.

    Ttowierungen: Wer ein missglcktes Tat-too wieder loswerden mchte, muss tief indie Tasche greifen. Fr eine Entfernung mitdem Laser werden mehrere Sitzungen veran-schlagt, eine Behandlung kostet je nachGre und Beschaffenheit des Tattoos rund 75 bis 200 Euro.

    Wer angesichts dieser Preise denkt, derBoom in der sthetischen Dermatologie seinicht mehr als eine (Werbe-)Behauptungund nur von einem kleinen Bevlkerungs-kreis ausgelst, der irrt. Ralf Merkert: Wirhaben hier an der Hautklinik Bad Cannstattrund 3000 bis 5000 Patienten pro Jahr in die-sem Bereich, die auch aus der Schweiz, ausSpanien oder Italien zu uns kommen. Aller-dings bietet die Hautklinik auch blutigeEingriffe wie Fettabsaugen oder das Absau-gen von Schweidrsen an. Die meisten Pa-tienten in der sthetischen Dermatologiesind Frauen, doch die Mnner, deren Anteillaut Dr. Grimme bei mittlerweile rund 20Prozent liegt und die sich vor allem fr Bo-tox-Behandlungen interessieren, holen auf.

    Auch die Altersstruktur der Schnheits-hungrigen ist breit gefchert manchmal zubreit. Eine 18-Jhrige, die nach Botox ge-gen ihre Falten gefragt hat, haben wir wie-der weggeschickt, sagt Heiko Grimme.Doch er berichtet auch von einer 91-jhri-gen Frau, die sich unlngst in seiner Praxiseiner groen Laser-Gesichtsbehandlung un-terzogen hat. Diese beiden Beispiele markie-ren Extreme. Dass aber jemand mit Ende 20damit beginne, etwas gegen die ersten Fal-ten zu unternehmen, sei inzwischen keineSeltenheit, sagt Ralf Merkert.

    Kann man also nicht einfach in Wrde al-tern ohne Laser und Co? Doch, man kann.Ohnehin sind Hautbeschaffenheit, Ge-schwindigkeit und Ausma der Hautalte-rung vorwiegend eine Sache der Gene, soGrimme. Ob man einen Vorzeigeteint hatoder nicht, wird einem also in die Wiege ge-legt. Darber hinaus kann man seiner Hautaber selbst und kostengnstig! dabei hel-fen, schn, gesund und glatt zu bleiben.

    Ganz wichtig ist ein sinnvoller Umgangmit der Sonne, sagt Hautarzt HeikoGrimme also nicht zu lange und nichtbei intensiver UV-Strahlung sonnenbaden

    Aufs Rauchen verzichten hemmt dieDurchblutung und macht vorzeitig faltig!

    Regelmig die Haut mit geeigneten Ge-sichtspflegeprodukten verwhnen

    Ein gesunder Lebenswandel hlt nicht nurdie Haut jung viel trinken, ausreichendschlafen, sich vernnftig ernhren (we)

    Von Nina C. Zimmermann

    Leichter Husten, etwas erhhte Temperaturoder ein Anflug von Kratzen im Hals: Nichtjedes kleine Wehwehchen muss gleich vomArzt behandelt werden. Viele Menschenschwren in solchen Fllen auf Heilmittelaus der Kche. Groer Vorteil: Quark undZwiebeln finden sich in fast jedem Haus-halt. Sie sind einfach, preiswert und in derRegel vllig nebenwirkungsfrei, sagt Hel-mut Haala, praktischer Arzt in Stockelsdorfin Schleswig-Holstein. Richtig angewendet,wirkten diese altbekannten Hausmittel alsWickel oder Sfte zuverlssig. Verbessertsich der Zustand dadurch nicht oder ver-schlechtert er sich gar, sollten Betroffeneaber unbedingt einen Arzt aufsuchen.

    Kalte Auflagen: Frher hat man bei einerBeule einen Lffel aus der Schublade geholtund draufgedrckt schon war sie weg,sagt Franz Dieter Schmidt vom Fachver-band Deutscher Heilpraktiker (FDH) inBonn. Heute leisten sogenannte Coolpacksoder in Stoff geschlagene Eiswrfel hnli-che Dienste. Oft reichen dem FDH-Vizepr-sidenten zufolge aber auch schon kalte,feuchte Tcher, um Schwellungen und Stau-chungen zu behandeln. Der Stoff sollte beiWickeln auch bei warmen immer aus Lei-nen sein, damit die Wirkung direkt auf dieHaut geht. Bei Baumwolle bleibt sie im Ma-terial hngen. Zum Abdecken kann einMolton- oder Wolltuch verwendet werden.Bei leichtem Fieber verschafft ein feucht-kalter Lappen auf der Stirn Linderung.Auch kalte Wadenwickel sofern die Fewarm sind gelten als Hausmittel bei erhh-ter Temperatur. Dafr werden Tcher mitkhlem (Essig-)Wasser getrnkt und umWade und Oberschenkel gelegt, rt die Stif-

    tung Warentest in Berlin. Nach 20 bis 30 Mi-nuten werden sie wieder abgenommen.Haala weist allerdings darauf hin, dass Me-diziner mittlerweile grundstzlich davon ab-raten, Wadenwickel bei Fieber zu verwen-den. Ab einer Temperatur von 38,5 Grad Cel-sius knnten sie mehr schaden als nutzen.Denn durch das Herunterkhlen msse sichder Krper noch mehr anstrengen, um seineKerntemperatur zu erhalten mit der Folge,dass die Temperatur noch weiter steigt, er-lutert das Vorstandsmitglied des Zentral-verbandes der rzte fr Naturheilverfahren(ZAEN). Auch Quark ist ein bewhrtes Mit-tel fr kalte Umschlge bei entzndeten

    Nebenhhlen oder Gelenken. Als Eiwei-trger zieht er Wrme zum Beispiel aus ei-nem geschwollenen Knie, erlutert Haala.Das Milchprodukt kommt direkt auf dieHaut und wird gut auf der erkrankten Stelleverteilt. Umwickelt etwa mit Frischhaltefo-lie, bleibt der Quark dort, bis er trocken undkrmelig ist. Heilpraktiker Schmidt rt,den Quark vorher zu salzen, um auch Was-ser aus dem Gewebe zu ziehen. Stiftung Wa-rentest empfiehlt Quarkumschlge darberhinaus bei Halsschmerzen.

    Warme Umschlge: Die einfachste Variantesind Krnerkissen. Bei Verspannungen

    oder Sehnenzerrungen nach dem Joggenwrmt man sie einfach in der Mikrowelleund legt sie auf die betreffende Stelle, sagtSchmidt. Feuchtwarme Tcher dagegen las-sen sich bei Erkltungen nutzen, zum Bei-spiel als Wickel um den schmerzenden Hals.Bei Mandelentzndungen oder einem Hus-ten helfen warme Kartoffelauflagen: Umden Kartoffelumschlag herzustellen, wirdein halbes Pfund Knollen geschlt, gekochtund zu einem heien Brei gestampft, rt dasOnline-Portal Naturheilmagazin.de mitSitz in Hemmingen bei Stuttgart. Der Breikommt dick auf ein trockenes Leinentuchund bleibt auf Brust oder Hals, bis er abge-khlt ist. Dabei sollte man nur aufpassen,dass man sich nicht verbrennt.

    Heier Trank: Bei einer Erkltung empfiehltder Allgemeinmediziner Haala zur Str-kung der Abwehrkrfte heien Holunder-saft. Heier Zitronensaft reinigt dieSchleimstraen, heie Milch mit Honig be-ruhigt trockenen Husten. Bei Halsschmer-zen haben sich laut Stiftung Warentest Sal-bei-, Kamillen- und Lindenbltentee be-whrt, zum Gurgeln bieten sich Salz- oderZitronenwasser sowie Salbei- und Kamillen-tee an. Das Wasser fr Kopfdampfbder mitKamille, Heublumen, Salbei oder Thymiansollte nicht heier als 50 Grad Celsius sein.

    Kalter Saft: Die therischen le der Zwiebelwirken laut Naturheilmagazin.de antibakte-riell und desinfizierend. Bei Erkltungen istzum Beispiel die mehrmals tgliche Ein-nahme von einem Esslffel Zwiebelsiruphilfreich. Dazu werden zwei groe Zwiebelnin dnne Scheiben geschnitten und mit dreiEsslffeln Honig vermischt. Diese Kombina-tion muss 24 Stunden ziehen, mehrfach um-gerhrt und gekhlt aufbewahrt werden.

    Hintergrund

    Zwiebelsaft und Quarkwickel machen gesundBei einer Erkltung und kleinen Wehwehchen helfen Heilmittel aus der Kche Bei lngeren Beschwerden zum Arzt gehen

    Bei Erkltungen, Magenbeschwerdenoder Kopfschmerzen greifen laut einerStudie immer mehr Deutsche zu homopa-thischen Arzneimitteln. Das geht aus ei-ner reprsentativen Befragung des Insti-tuts fr Demoskopie Allensbach hervor.In der vom Bundesverband der Arzneimit-telhersteller in Auftrag gegebenen Unter-suchung wurden die Bekanntheit, die Ver-wendung und das Image von Homopa-thika untersucht. Fast alle Deutschen (92Prozent) kennen die auf pflanzlicher Her-kunft basierenden Arzneimittel. Noch vorrund 30 Jahren htten nur 76 Prozent denBegriff zuordnen knnen. (dpa)

    Die langfristigen Folgen einer fettreichenErnhrung sind ein erhhtes Risiko vonFettleibigkeit, Diabetes und Herzkrank-heiten. Fettes Essen knnte sich aberauch kurzfristig bereits schdlich auf dieGesundheit auswirken, schlieen briti-sche Forscher aus Tierversuchen. Nah-rung mit hohem Fettgehalt schwchte diekrperliche Ausdauer von Ratten schonnach fnf Tagen und beeintrchtigtegleichzeitig ihre Gedchtnisleistung. Wei-tere Untersuchungen sollen nun zeigen,inwieweit diese Resultate auf den Men-schen bertragbar sind, schreiben dieWissenschaftler im FASEB Journal.

    Unsere Ergebnisse zeigen, dass be-reits eine kurzzeitige fettreiche Ernh-rung Genaktivitten, Stoffwechsel undkrperliche Leistung stark beeinflussenkann, sagt Kieran Clarke, Leiter der For-schergruppe an der Oxford University.Die Wissenschaftler fhrten Versuche mitRatten durch, die zunchst eine Standard-nahrung mit einem sehr geringen Fettge-halt von 7,5 Prozent erhielten. DurchTests im Laufrad ermittelten sie die Aus-dauer der Nager, mit Labyrinthversuchenderen Gedchtnisleistung. Die Hlfte derRatten wurde dann auf eine Ernhrungs-weise umgestellt, bei der 55 Prozent derKalorien als Fett vorlagen. Auf den Men-schen bertragen, entsprche das etwader Umstellung eines Msli-Essers aufFast-Food-Kost.

    Schon am fnften Tag nach der Umstel-lung sank die Ausdauer der Tiere im Lauf-rad verglichen mit der Kontrollgruppeum rund 30 Prozent und nahm bis zumneunten Tag noch weiter ab. Auch das Ge-dchtnis verschlechterte sich durch diefettreiche Nahrung in diesem Zeitraum,wie die hheren Fehlerquoten im Laby-rinth zeigten. Weitere Untersuchungen er-gaben, dass der Ernhrungswechsel dieEffizienz der Energieerzeugung in denMuskeln verringerte. Als Reaktion daraufvergrerte sich bei den Tieren das Herz,um den erhhten Sauerstoffbedarfdecken zu knnen. (wsa)

    Mit einem einfachen Bluttest kann knf-tig das Risiko einer Hft- und Kniege-lenkarthrose vorausgesagt werden. DerSchlssel liegt in einem bestimmtenEiwei, das mit der Gefverkalkung imZusammenhang steht, wie Forscher desUniversittsklinikums Erlangen und derMedizinischen Universitt Innsbruck er-lutern. Bei einer Studie erkrankten Pa-tienten mit einem hohen Spiegel des Ei-weies VCAM1 unabhngig von Alter undKrpergewicht vier- bis fnfmal hufigeran einer Knie- und Hftgelenkarthroseals Patienten mit einem niedrigenVCAM1-Spiegel. (AP)

    Dass ein hoher Cholesterinspiegel dasRisiko fr Herzinfarkt oder Schlaganfallsteigert, ist allgemein bekannt. In schlech-tem Ruf steht vor allem das LDL-Choles-terin. Chinesische Forscher haben nuneine Variante des Blutfetts ausgemacht,die offenbar noch gefhrlicher ist. DiesesOxycholesterin tritt vor allem in gebrate-nen und industriell gefertigten Lebensmit-teln wie etwa Fast-Food-Produkten auf.Es treibt die Blutfettwerte strker in dieHhe als nicht oxidiertes Cholesterin. Zu-dem lagert sich die Substanz in den Blut-gefen strker ab und beeintrchtigt dieElastizitt von Venen und Arterien. (AP)

    Immer mehr Patienten aus Europa undAmerika fliegen fr Schnppchenbehand-lungen nach Fernost. Besonders gefragtsind Bypsse und knstliche Hftgelenke. Dienstag, 1. 9., Arte, 21.50 Uhr

    Homopathieimmer beliebter

    Fettes Essenschwcht Ausdauerund GedchtnisHoher Fettgehalt wirkt sich bei Rattennach wenigen Tagen negativ aus

    Wunsch nach dem makellosen TeintDas Leistungsspektrum bei Hautrzten ist riesengro geworden: Falten gltten, Haare, Altersflecken oder Besenreiser entfernen

    Bluttest gibtArthrose-Risiko an

    Spezielles Cholesteringilt als gefhrlich

    Medizin im TV

    Mein Bypass aus Bangkok

    Ein ebenmiger Teint ist inerster Linie Vererbungssache durch richtige Pflege und einegesunde Lebensweise kann manaber viel fr seine Haut tun Foto: Fotolia/Giorgio Gruizza

    Tipps fr eine Pfirsichhaut

    Quark ist ein bewhrtes Mittel gegen entzndete Gelenke Foto: Fotolia/Philipp Meyer

    32 Nummer 196 Mittwoch, 26. August 2009 Medizin

    Im Fall einer erstochen aufgefundenenFrau in Gppingen vermutet die Polizeieine Beziehungstat. Zwischen dem Opferund seinem Partner soll es hufigerStreit gegeben haben.

    Ein Arzt in der Notfallpraxis ist keinScheinselbststndiger. Das hat jetzt dieRentenversicherung festgestellt unddamit ihren Bescheid aus 2008korrigiert. Der Streit zwischen Arzt undPraxis geht trotzdem weiter.

    Von unserem ReporterMichael Isenberg

    Werden die rzte in der Notfallpraxis wieScheinselbststndige illegal beschftigt?Die Frage ist heikel und hat die Praxis seitMonaten belastet. Jetzt haben wir die er-wartete Besttigung, dass bei uns alles kor-rekt luft, sagt Hans-Michael Oertel.

    Oertel ist Vorsitzender des gemeinntzi-gen Vereins Notfallpraxis. Sein schrfsterKritiker ist zurzeit ein Orthopde aus Stutt-gart. Er hatte der Notfallpraxis im Herbst2008 die gewerbsmige Hinterziehungvon Sozialabgaben vorgeworfen und da-mit den Stein ins Rollen gebracht.

    Die Diagnose des Orthopden grndeteauf einen Bescheid in eigener Sache: Am22. September 2008 wurde ihm von derDeutschen Rentenversicherung (DRV) best-tigt, dass er sich bei seinen Diensten in derNotfallpraxis in einem abhngigen Be-schftigungsverhltnis befunden habe.Die Praxis beschftigte ihn aber wie einenSelbststndigen, zu 40 Euro pro Stunde.

    Die DRV hatte nur den Orthopden ber-prft. Zu Ende gedacht htte ihr Bescheidaber bedeuten knnen, dass die Notfallpra-xis die komplette zum Notdienst verpflich-tete Stuttgarter rzteschaft systematischillegal beschftigt. Die Nachzahlung an dieSozialkassen wre in die HunderttausendeEuro gegangen und htte vermutlich dasEnde der Praxis bedeutet.

    Die Notfallpraxis legte im Herbst 2008Widerspruch ein mit Erfolg: Im aktuellenBescheid der DRV mit Datum vom 2. April2009 heit es, dass gar kein Beschftigungs-verhltnis zwischen Arzt und Notfallpraxisvorliege, weshalb man auch keine Beurtei-lung zum sozialversicherungsrechtlichenStatus des Arztes abgeben knne. Sprich:Die DRV erklrt sich fr unzustndig.

    Die Rentenversicherung ist unserer zen-tralen Begrndung gefolgt, freut sichRechtsanwalt Jrg Fecker von der KanzleiBRP, welche die Notfallpraxis in dem Fallvertritt. Der Orthopde sei nmlich alleinaufgrund der Notfalldienstordnung der Kas-senrztlichen Vereinigung Baden-Wrttem-berg verpflichtet gewesen, in der Notfallpra-xis anzutreten. Dies, so Fecker, sei kein An-gestelltenverhltnis im blichen Sinne.

    Feckers Kanzlei hat den DRV-Prferneine Reihe weiterer Grnde genannt, die ge-gen Scheinselbststndigkeit sprechen sol-

    len. Auerdem haben sie die groe Bedeu-tung des Verfahrens betont: Das Stuttgar-ter Modell, den Notdienst der niedergelasse-nen rzte an einer Adresse zu konzentrie-ren, gilt als besonders patientenfreundlichund ist bundesweit zum Vorbild geworden.Am Fortbestand der Notfallpraxen bestehedeshalb auch ein herausragendes ffentli-ches Interesse, heit es in einem Anwalts-schreiben an die DRV.

    Doch da widerspricht der Orthopde: Inanderen Stdten sei der Notdienst nmlichdezentral organisiert und funktioniereauch, sogar auf weitgehend freiwilliger Ba-sis. Die Notfallpraxis Stuttgart kann ihreExistenz nicht begrnden, sie ist schlichtnicht notwendig, sagt der Orthopde. Erwill sich zwar weiterhin am vorgeschriebe-nen Notdienst beteiligen allerdings nichtlnger in den Rumen der Notfallpraxis imMarienhospital, sondern in seiner eigenenPraxis. Auerdem werde er gegen den neuenDRV-Bescheid Widerspruch einlegen.

    Bis die Sache abschlieend geklrt ist,schwebt ein Damoklesschwert ber uns,rumt Oertel ein. Sollte sich der Orthopdewider Erwarten durchsetzen, wre dieStruktur der Notfallpraxis kaum haltbar.Deshalb hat Oertel sein Projekt, auch dieHausbesuche des rztlichen Bereitschafts-dienstes komplett in die Notfallpraxis zu in-tegrieren, vorsichtshalber gestoppt. Das Pro-jekt wrde fr Patienten nichts ndern istaber unter rzten umstritten: Beim altenHausbesuchsdienst rechne ich selbst ab undverdiene rund 1000 Euro pro Schicht, rech-net ein skeptischer Mediziner vor. Die Not-fallpraxis wrde nur noch die Hlfte zahlen.Das ist fr mich nicht akzeptabel.

    Gppinger Polizeivermutet Beziehungstat

    Die Notfallpraxis in Stuttgart gibt es seit1996. Sie ist als gemeinntziger Verein orga-nisiert, wirtschaftet wie eine regulre Praxis,schreibt aber keine Gewinne.

    Die Praxisrume fr gehfhige Patientenbefinden sich im Marienhospital; die psychi-atrische Notfallpraxis ist im Furtbachkranken-haus, die kinderrztliche Notfallpraxis imOlgahospital. Den Dienst teilen sich rund700 Haus- und Fachrzte.

    Die Notfallpraxis ist an Wochenendenund Feiertagen rund um die Uhr und unterder Woche von 19 Uhr bis 7 Uhr besetzt. Zudiesen Zeiten ist auch der Hausbesuchs-dienst aktiv, den weitere 500 Haus- undFachrzte bernehmen. Die Vermittlungerfolgt ber den rztlichen Bereitschafts-dienst unter Telefon 07 11 / 2 62 80 12.

    Surftipp am MontagAuf der Suche nach unterhaltsamem Stoffsind wir durch das World Wide Web ge-surft und haben witzige Filmchen und Bei-trge entdeckt. Diese wollen wir Ihnen inunseren Surftipps vorstellen. Heute: DieLangsamkeit schlgt zurck.

    www.stuttgarter-nachrichten.de/links

    Bilder vom FrhlingsfestDie ersten beiden Wochen des Frhlings-fests auf dem Cannstatter Wasen sind be-reits vorber, doch von Feiermdigkeitkeine Spur: Die Besucher, die schon amfrhen Abend in die Bierzelte strmen,bringen gute Laune mit. Unser Cityfoto-graf Markus war mit der Kamera dabei!

    www.stuttgarter-nachrichten.de/bildergalerien

    Schokolade zum FrhstckAls Bridget Jones war sie die Jederfrau,das moppelige Entchen, fr das es letzt-lich doch ein Happy End nebst Traumprinz

    gibt. Jetzt wird Rene Zellweger 40 vonuns gibt's eine Bildergalerie!

    www.stuttgarter-nachrichten.de/promialbum

    Der Fernseh-Moderator Harald Schmidterhlt in diesem Jahr den Hans-Peter-Stihl-Preis des Forums Region Stuttgart.Gewrdigt werden sollen mit der Aus-zeichnung Menschen,die sich fr die Frde-rung der Region Stutt-gart eingesetzt unddazu beigetragen ha-ben, das Image desStandorts zu steigern.

    In den vielen Jah-ren seiner Fernseh-Karriere habe HaraldSchmidt seine schw-bischen Wurzeln im-mer hochgehalten,teilte das Forum Region Stuttgart mit. Sieseien zu einer Art Markenzeichen in derArbeit des 51-Jhrigen geworden. Auflustige, kreative und zum Teil auch kri-tisch-polemische Art prsentiert er Lan-deshauptstadt und Region Stuttgart,heit es in der Begrndung. Eine beson-dere Bedeutung komme dabei Nrtingen,dem Ort seiner Kinder- und Jugendzeit,zu. Mit seinen Auftritten als Ensemblemit-glied im Stuttgarter Schauspielhaus trageHarald Schmidt zudem dazu bei, demHaus in der ffentlichkeit Aufmerksam-keit zu verleihen.

    Der Termin fr die Preisverleihungsteht noch nicht fest. (rom)

    22 Region

    Von Michael Isenberg

    Die Notfallpraxis hat einen Arzt korrektbeschftigt; der im Raum stehende Ver-dacht auf systematische illegale Beschfti-gung ist vorerst vom Tisch.

    Doch so eindeutig, wie es die Notfall-praxis gerne htte, liegt der Fall auchnach dem aktuellen Bescheid der Deut-schen Rentenversicherung (DRV) nicht:Die DRV hat nmlich keineswegs ihre imHerbst 2008 formulierten Zweifel an derSelbststndigkeit eines Arztes whrenddessen Notdiensten korrigiert. Die DRVhat sich nur fr nicht zustndig erklrt,wenn auch aus nachvollziehbaren Grn-den. Vor Gericht wrde man das einenFreispruch zweiter Klasse nennen.

    Der Fall wirft also weiterhin Fragenauf. Dabei geht es nicht um ein paar Euro

    fr die Rentenkasse. In Wahrheit geht esum die Zukunft der Notversorgung:Macht man weiter so wie bisher, also mitder Notfallpraxis? Oder sucht man nachAlternativen, die es ja durchaus gibt?Weil es um alles oder nichts geht, stehensich die Konfliktparteien unvershnlichgegenber. So ist absehbar, dass jetzt derArzt den Bescheid anficht und die Sacheeines Tages vor Gericht landet.

    Die Stuttgarter Brger haben einen An-spruch darauf, dass sich ihre Notfallpra-xis an Recht und Gesetz hlt, keine Mau-scheleien duldet und ihre Honorarpraxisim Zweifel berprfen lsst. Die Brgerhaben aber auch Anspruch darauf, dasssie nachts, an Wochenenden und Feierta-gen medizinisch gut versorgt werden.Dazu braucht es engagierte rzte, diegerne Notdienst machen. Es ist also imSinne aller Patienten, wenn der Klein-krieg um die illegale Beschftigung raschein Ende findet ehe er das Betriebsklimain der Notfallpraxis vergiftet.

    Rene Zellweger, hier bei der Berlinale2009, feiert ihren 40. Geburtstag

    Auszeichnung frHarald SchmidtHans-Peter-Stihl-Preis fr Verdiensteum das Image der Region Stuttgart

    Von Stefan Klinger

    Groe Erleichterung bei den Verantwortli-chen des Frhlingsfests auf dem Wasen: Diebefrchteten Ausschreitungen rund um dasHeimspiel des VfB Stuttgart gegen Ein-tracht Frankfurt sind dank eines massivenPolizeieinsatzes ausgeblieben. Die Polizeihat hervorragend gearbeitet, resmierteMax-Rudi Weeber, Festwirt des Zelts ZumWasenwirt. Und Marcus Christen, Abtei-lungsleiter von der Veranstaltungsgesell-schaft in.Stuttgart, ergnzte: Der Polizeiist es zu verdanken, dass alles so friedlichverlaufen ist.

    Mit 500 Einsatzkrften hat die Polizei auf-kommende Aggressionen bereits im Keim er-stickt. Schon vor Spielbeginn begleitetenund trennten die Beamten die beiden Fan-Lager und verhinderten dadurch Konfronta-tionen. Knapp 100 als gewaltbereit einge-stufte Eintracht-Fans wollten die strikteTrennung der Fans jedoch umgehen, stiegenauf der Anreise schon in Ludwigsburg ausdem Fernzug aus und setzten ihre Fahrt inder S-Bahn fort. Ihr Pech: Die Polizei be-kam das mit und empfing die Gruppe beideren Ankunft am Hauptbahnhof.

    Und so blieb es bei lediglich einem Zwi-schenfall: Gegen 17.50 Uhr schlugen und tra-

    ten etwa zehn Personen auf dem Wasen-Parkplatz auf Eintracht-Fans ein und raub-ten ihnen eine Fahne und ein Banner.

    Die erfreuliche Bilanz des Wochenendes:Der Samstag avancierte mit ber 100 000Feiernden zum besucherstrksten Tag, amSonntag wurde die Marke von einer MillionBesucher insgesamt erreicht. Auch abseitsstreitlustiger Fuballfans hatte die Polizeikrftig zu tun: Wir haben am Freitag 17und am Samstag 28 Krperverletzungen re-gistriert. Am Freitag kam es zu 55 Festnah-men, am Samstag zu 163. Das entsprichtdem blichen an derartigen Tagen, bilan-ziert Polizei-Sprecherin Viola Dierenbach.

    Die einzige Ausnahme: Gegen 23 Uhr nah-men die Beamten der Wasenwache am Sams-tag gleich 40 Frhlingsfestbesucher im Al-ter zwischen 14 und 21 Jahren vorlufig festund verhinderten damit eine Massenschlge-rei. Die Jugendlichen hatten sich zu einergroen Gruppe zusammengerottet, andereFestbesucher angepbelt und Streit ge-sucht. Die jungen Mnner erhielten einenbis zum Ende des Fests geltenden Platzver-weis und wurden ihren Eltern bergeben.Ein 18-Jhriger muss mit einer Anzeigerechnen, da er verbotswidrig ein Pfeffer-spray und einen gehrteten Motorradhand-schuh mit sich getragen hatte.

    Nach der Aufregung um das einsturzge-fhrdete Cannstatter Schul- und Vereins-schwimmbad will das stdtische Hoch-bauamt seine Praxis bei der berpr-fung von Flachdchern verbessern.

    700 000 Euro fr PflegeheimWer pflegebedrftig wird und in einHeim umziehen muss, mchte gerne imangestammten Stadtteil bleiben. FrMenschen aus dem Stuttgarter Sdenwird es knftig mehr Heimpltze geben,denn das Sozialministerium hat demWichernhaus in Kaltental Frdermittelin Hhe von 700 000 Euro zugesagt. Da-mit kann das Haus umgebaut und um 28Pltze samt Kche erweitert werden.

    Notfallpraxisbeschftigt rztenicht illegalRentenversicherung verneint Scheinselbststndigkeit KritischerMediziner will Notdienst trotzdem in eigener Praxis anbieten

    Kleinkrieg

    Massiver Polizeieinsatz verhindert Ausschreitungen500 Beamte bescheren Schaustellern, Festwirten und Besuchern auf dem Wasen trotz VfB-Spiels gegen Frankfurt ruhiges Wochenende

    Stadt zieht Lehren aus Streitum marodes Hallenbad

    Die gute Nachricht

    Info

    Kommentar StN online

    18 Stuttgart

    Rund 700 Haus- und Fachrzte aus ganz Stuttgart teilen sich den Dienst in der zentralen Notfallpraxisim Marienhospital Foto: Thomas Hrner

    Gemeinntziger Verein

    Schmidt dpa

    17Nummer 96 Montag, 27. April 2009Stuttgart und die Region

    Die griechische Regierung hat vorgezo-gene Wahlen ausgerufen. Angesichts derWirtschaftskrise im Land msse in derpolitischen Landschaft aufgerumt wer-den, erklrte Ministerprsident KostasKaramanlis.

    Von Takis Tsafos

    ATHEN. Versprochen hatte Karamanlis denGriechen viel. Mit seiner brgerlichen Par-tei Nea Dimokratia (ND) wolle der Minister-prsident den Staat von Grund auf erneu-ern. Er werde der Korruption ein Ende berei-ten und die Vetternwirtschaft ausmerzen,hatte er im Mrz 2004 erklrt und damit dieWahlen gewonnen. Auch im September2007 stimmten die Griechen wieder fr denkonservativen Politiker.

    Doch nach dem klaren Mandat der Br-ger fr Karamanlis folgten wenige Aktio-nen. Reformen kamen nicht voran, und derKampf gegen die Schattenwirtschaft zeigtekaum Erfolge. Wir htten vielleicht muti-ger handeln sollen, sagt Karamanlis heute.

    Alle Umfragen zeigen, dass es dafr viel-leicht zu spt ist. Immer mehr Whler wan-dern demnach zu der Panhellenischen Sozia-listischen Bewegung (Pasok) un-ter Giorgos Papandreou ab.Grund dafr sind eine Reihe vonSkandalen, ein Einkommens-rckgang, den viele Griechen hin-nehmen mussten, und mehreregroe Waldbrnde, denen die Re-gierung hilflos begegnete.

    Am Mittwochabend sah sichder Regierungschef dann gezwun-gen, vorgezogene Wahlen zu verknden.Sollte er diese gewinnen, werde er derSchattenwirtschaft den Krieg erklren,versprach er. Die linksliberale Athener Zei-tung Eleftherotypia titelte zur Verkn-dung der Neuwahlen: Karamanlis flchtetnach dem Schiffbruch.

    So wird es in Griechenland am 4. Oktoberabermals zum klassischen Duell zwischeneinem Karamanlis und einem Papandreoukommen. Schon in den 60er Jahren kmpf-ten Konstantinos Karamanlis, ein Onkel desheutigen Regierungschefs, und Giorgos Pa-pandreou, der Grovater des heutigen Sozia-listenfhrers, um die Gunst der grie-chischen Whler. Die Politfehde Karaman-lis/Papandreou setzte Papandreous VaterAndreas in den 70er und 80er Jahren gegenKonstantinos Karamanlis fort.

    Die Liste der Skandale whrend der Re-gierungszeit von Kostas Karamanlis istlang. Mnche nutzten ihre Verbindungenzur Regierung, um einen angeblich ihnen ge-hrenden See gegen Lndereien bei Athenund andere touristisch entwickelte Regio-nen zu tauschen. Ein Sozialminister beschf-tigte ein aus Indien stammendes Ehepaar inseinem Ferienhaus, ohne sie zu versichern.Das Haus war zudem illegal gebaut. Erwurde gefeuert. Im September 2008 warfSchifffahrtsminister Giorgos Vougarakisdas Handtuch. Ihm war vorgeworfen wor-den, zusammen mit seiner Frau im AuslandImmobilienfirmen eingerichtet zu haben,um die Zahlung von Grundsteuern in Grie-chenland zu umgehen. Im Dezember 2008kam es zu Ausschreitungen, nachdem ein15-Jhriger durch einen Schuss aus derWaffe eines Polizisten gettet wurde.

    Neue Terrororganisationen attackierenimmer wieder Polizisten und Polizeistatio-nen und drohen mit einer Stadt-Guerilla dieStaatsordnung aus dem Gleichgewicht zubringen. Wenige Stunden vor der Proklama-tion der vorgezogenen Wahlen hatte einegewaltige Explosion die Athener Brseschwer beschdigt. Und obendrauf kommtnoch die Wirtschaftskrise, sthnt NikosWroussis, ein Prokurist aus Athen.

    Dem Land drohen Strafmanahmen derEU aus Brssel, weil Griechenland mit fastsieben Prozent Defizit den Stabilittspaktmassiv verletzt. Ob der Sozialist Papan-dreou das Land aus dieser Krise fhrenkann, bleibt abzuwarten. Der nchste Mi-nisterprsident wird wohl einen Zauber-stab brauchen, um Griechenland aus derKrise zu fhren, hie es in einem Kommen-tar im griechischen Rundfunk.

    Trotz der dramatischen Situation bei denKonservativen ist es aber nicht klar, ob dieSozialisten die ntige Mehrheit von 151 Ab-geordneten im Parlament bekommen. Undda in Griechenland Koalitionsregierungenselten vorkommen, und die Parteien auchnicht dazu bereit sind, knnte dem Landeine lange Phase der politischen Unsicher-heit bevorstehen.

    Von Ulf Mauder

    MOSKAU. Drei Jahre nach dem Mord an derkremlkritischen Journalistin Anna Polit-kowskaja hat ihre Familie einen Etappen-sieg bei der Aufklrung der internationalbeachteten Bluttat errungen.

    Russlands Oberstes Gericht ordnete nununerwartet eine neue Beweisaufnahme an.Das hatten auch Deutschland sowie Men-schenrechtler gefordert. Sogar die zustn-dige Staatsanwltin Anna Paschkowskajahatte die bisherigen Ermittlungen alslckenhaft kritisiert im Widerspruch zuroffiziellen Linie der Behrden, die den Mordschon im August 2007 fr aufgeklrt hiel-ten. Die Wende im Verfahren zeigt einmalmehr auch die Zerrissenheit des russischenJustizapparats.

    Angehrige Politkowskajas und ihre Kol-legen von der regierungskritischen ZeitungNowaja Gaseta schpfen wieder Hoff-nung. Sie hatten Staat und Justiz vorgewor-fen, an einer echten Aufklrung kein Inte-resse zu haben. Ich vermute, dass es Leutegibt, die die Namen aller Schuldigen ken-nen und die aber alle keine kleinen Posteninnehaben, hatte der VizechefredakteurSergej Sokolow noch im August erklrt.

    Der Chef des Blatts, Dmitri Muratow,warnte wegen mglicher politischer Hinter-grnde bei dem Mord vor berzogenen

    Erwartungen. Wir uern eine zurckhal-tende Genugtuung, sagte Muratow amDonnerstag. Die Ermittler htten es seitdrei Jahren nicht geschafft, den Auftragge-ber des politischen Mordes zu nennen. DieAnwltin der Politkowskaja-Familie, Ka-rina Moskalenko, kritisierte, dass schon zuviel Zeit verstrichen sei. Doch auch siemeinte: Die jetzige Entscheidung ist einSchritt hin zu einer vlligen Aufklrung desFalls. Ein Schritt. Moskalenko hatte im ers-ten Prozess gegen vier mutmaliche Mord-komplizen beklagt, dass die Beweise gegendie Mnner fr eine Verurteilung bishernicht ausreichten.

    Russlands Oberstes Gericht verlangtjetzt, dass auch der mutmaliche MrderRustam Machmudow in einen neuen Pro-zess einbezogen werden msse selbst beiAbwesenheit.

    Der Tschetschene wird mit internationa-lem Haftbefehl gesucht, hatte aber bereitsseine Unschuld ber einen Anwalt beteuert.Auch der Auftraggeber, der zwei MillionenUS-Dollar fr den Mord bezahlt haben soll,msse gesucht werden. Vor Gericht standenzuletzt zwei Brder Machmudows, die denAuftragsmord mit organisiert haben sollen.Sie waren jedoch aus Mangel an Beweisenim Februar gemeinsam mit einem ehemali-gen Polizisten und einem frheren Geheim-dienstler freigesprochen worden.

    Kostas Karamanlisgriechischer Ministerprsident

    PEKING (dpa). Zwei Monate nach den bluti-gen Ausschreitungen in der UnruheregionXinjiang in Nordwestchina ist es in derHauptstadt rmqi zu neuen Protesten ge-kommen. Einige Tausend Menschen forder-ten einen besseren Schutz durch Ordnungs-krfte. Anlass ist eine Serie von Angriffenmit Injektionsnadeln auf Passanten, bei de-nen nach Presseberichten rund 400 Men-schen verletzt worden sein sollen. Ein Gro-aufgebot von Tausenden Sicherheitskrftensollte am Donnerstag sicherstellen, dass esbei den Protesten nicht zu neuen Zusammen-sten zwischen den Volksgruppen kommt.

    Niemand sei bisher durch die Nadelsticheinfiziert oder vergiftet worden, berichtetendie Gesundheitsbehrden. 15 Angreiferseien festgenommen worden.

    Moskauer Justiz lenkt einNeue Ermittlungen im Mordfall Anna Politkowskaja

    Karamanlis tritt dieFlucht nach vorne anGriechen sollen am 4. Oktober das Parlament neu whlen

    TEHERAN (rtr). Im innenpolitischen Macht-kampf hat das iranische Parlament Prsi-dent Mahmud Ahmadinedschad den R-cken gestrkt: Die Abgeordneten besttig-ten fast alle von Ahmadinedschad vorge-schlagenen Ministerkandidaten, darunterauch die erste Frau fr ein Regierungsamtin der Geschichte der Islamischen Republik.Das Parlament winkte zudem Ahmad Wa-hidi als Verteidigungsminister durch, demvon Argentinien die Beteiligung an einemAnschlag auf eine jdische Einrichtung inBuenos Aires 1994 vorgeworfen wird. Dabeiwaren 85 Menschen ums Leben gekommen.

    Insgesamt wurden 18 Minister angenom-men und drei Anwrter fr das Kabinett ab-gelehnt. Der Prsident hat nun drei MonateZeit, alternative Bewerber vorzuschlagen.

    Wir htten

    vielleicht mutiger

    handeln sollen

    Neue Proteste inChinas Unruheregion

    Iran: Parlament strktPrsident den Rcken

    Nummer 204 5

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    Zeitgeschehen

    Angelika Matt-Heidecker (56)Seit 2004 Oberbrgermeisterin inder Groen Kreisstadt Kirchheimunter Teck mit 39 800 Einwoh-nern. Matt-Heidecker gehrt derSPD an und sitzt im Regionalpar-lament. Sie ist Juristin/Rechtsan-wltin von Beruf, ist verheiratetund hat zwei Kinder.

    Ursula Kreutel (44)Seit 2006 Brgermeisterin in derGemeinde Weissach mit 7700 Ein-wohnern im Landkreis Bblingen.Die erfolgreiche Diskuswerferin(Teilnehmerin an der EM undWM) ist Diplom-Verwaltungswir-tin. Sie ist parteilos und ledig.Kreutel hat eine Tochter.

    Ursula Keck (46)Seit 2007 Oberbrgermeisterinder Groen Kreisstadt Kornwest-heim mit 31 061 Einwohnern imLandkreis Ludwigsburg. UrsulaKeck gehrt keiner Partei an. Sieist von Beruf Diplom-Verwal-tungswirtin. Keck ist verheiratet.Sie hat keine Kinder.

    Gabriele Dnig-Poppensieker (50)Seit 2007 Oberbrgermeisterinder Groen Kreisstadt Filderstadtmit 43 840 Einwohnern in denStadtteilen Bernhausen, Bonlan-den, Plattenhardt, Sielmingenund Harthausen. Dnig-Poppen-sieker gehrt der SPD an. Sie istStadtplanerin und verheiratet.

    Diese Frauen stehen in der Region Stuttgart an der Verwaltungsspitze

    Verena Grtzinger (31)Seit 2008 Brgermeisterin in derGemeinde Owen mit 3487 Einwoh-nern im Landkreis Esslingen. DieJngste aller Brgermeisterinnenin der Region ist parteilos undvon Beruf Diplom-Verwaltungs-wirtin. Verena Grtzinger hatbisher keine Kinder. (mo)

    Lucia-Maria Herrmann (47)Seit 1995 Brgermeisterin in Lich-tenwald mit 2500 Einwohnern imKreis Esslingen. Zu Lichtenwaldzhlen die Ortsteile Thomashardtund Hegenlohe. Lucia Herrmanngehrt der CDU an. Sie istDiplom-Verwaltungswirtin,Betriebswirtin und verheiratet.

    In der Region erobern Frauen die Rat-hausspitze. Bis zur Gleichstellung ist esaber ein weiter Weg: Von den 179 Std-ten und Gemeinden werden zehn vonFrauen regiert. Der Politikwissenschaft-ler Oscar Gabriel sieht die Mehrfachbe-lastung der Frauen als Ursache: Siekandidieren nur selten.

    Von Annette Mohl

    STUTTGART. Statistisch wird der Anteil derFrauen in Brgermeistersesseln beim Ge-meindetag erst seit der Gemeindereform1975 erhoben. Damals gab es im ganzenLand aber noch keine einzige Frau in die-sem Amt. Das nderte sich erst 1990, alsBeate Weber in Heidelberg an die Rathaus-spitze gewhlt wurde. Die Sozialdemokra-tin wirkte 16 Jahre in der Unistadt, trat freine dritte Amtszeit aber nicht mehr an.

    Seit 1990 wurden in Baden-Wrttem-berg 48 Oberbrgermeisterinnen und Br-germeisterinnen gewhlt, 40 von ihnen sindnoch im Amt, wei Gemeindetag-SprecherHarald Burkhart. Dennoch stellen dieFrauen bei 1101 selbststndigen Stdtenund Gemeinden im Land einen nur kleinenProzentsatz der Stadt- und Gemeindeober-hupter.

    Als erste Rathauschefin einer kleinerenGemeinde im Land wurde 1992 Birgit Krie-gel in Lwenstein (Kreis Heilbronn) ge-whlt. Sie schlug bei der Wahl einen kommu-nalpolitischen Platzhirsch, berstand abernur eine Amtszeit und wurde nicht wieder-gewhlt. Auch in Tbingen konnte sich1998 eine Frau durchsetzen, 2006 musstesich Brigitte Russ-Scherer aber Boris Pal-mer geschlagen geben. Dienstlteste Brger-meisterin im Land ist damit Isolde Schferin Sthlingen im Sdschwarzwald. Siewurde im Oktober 2009 mit 53 Prozent indie dritte Amtszeit gewhlt.

    Das wnscht sich nun auch Monika Chef,die dienstlteste Brgermeisterin in der Re-gion. Die FDP-Frau steht seit 16 Jahren ander Spitze der 4000-Einwohner-GemeindeGemmrigheim im Kreis Ludwigsburg. Am28. Februar ist Wahltag. Bis zum 1. Februarum 18 Uhr luft die Bewerbungsfrist, erstdann ist geklrt, wer es mit der 51-Jhrigenaufnehmen will.

    Lucia Herrmanns zweite Amtszeit luftim nchsten Jahr ab. Sie managt seit 1995die Gemeinde Lichtenwald im Schurwaldmit 2500 Einwohnern. Die erste Amtszeitwar fr sie kein Zuckerschlecken: Es gibtLeute, die nur darauf warten, dass ich Feh-ler mache, sagte sie fnf Jahre nach ihrerersten Wahl. Damals war sie noch ber-zeugt: Frauen haben es in diesem Amt be-sonders schwer. Nun hat sich das Blatt ge-wendet: Seit meiner Wiederwahl 2003 sitzeich deutlich fester im Sattel. Sie kann sichzurcklehnen: Frauenspezifisch gibt esjetzt keine Probleme mehr.

    Eines wei sie aber genau: Frauen ms-sen im Wahlkampf klar etwas zu ihrem Kin-

    derwunsch sagen. Die Leute htten vielzu viel Respekt selbst zu fragen, wolltenaber wissen, wer die Geschfte fhrt, wenndie Brgermeisterin schwanger wird. Sieselbst habe deshalb alle wissen lassen: Wirwnschen uns Kinder, knnen aber keine be-kommen. Diese Offenheit hat ihr nach ih-rer eigenen Einschtzung zum Wahlsieg ver-holfen.

    So hat Lucia Herrmann in diesem Sinnauch Verena Grtzinger beraten, die sich2008 in Owen, ebenfalls Kreis Esslingen, be-warb. Und Grtzinger, die damals noch Ve-rena Wiedmann hie, hatte von einemwohlwollenden Owener gehrt: Siehaben zwei Probleme Sie sind eineFrau und Sie sind nicht verheira-tet. Tatschlich sei sie dannauf offener Bhne gefragtworden, was passiert,wenn sie schwangerwerde. Bei mirwurde, anders alsbei den mnnli-chen Bewerbern,aber auch ge-fragt, warum ichglaube, fr die-ses Amt qualifi-ziert zu sein.

    Ihre Antwortenkonnten die Oweneraber offensichtlich ber-zeugen: Verena Grtzingerwurde gegen zwei mnnlicheKonkurenten mit 64 Prozent ge-whlt. Ein Grund war sicher ihr kla-res Bekenntnis zur ihrem Amt trotzKinderwunsch. Ich habe klargestellt,dass dann mein Mann zu Hause bleibt. Siesieht an der Spitze einer kleinen Verwal-tung selbst auch keine Mglichkeit zu pau-sieren. Das sei in den greren Stdten mitWahlbeamten an der Seite der Oberbrger-meisterin anders. In einem groen Rathaushat man viel fachliche Qualitt und einHauptamt hinter sich. Sie sei in Owen aberGeneralistin. Im gesamten Rathaus sindnur sechs Vollzeitkrfte ttig.

    Jetzt, 13 Monate im Amt, sieht sich Grt-zinger mit sehr positiven Rckmeldungenkonfrontiert. Oft werde ihre Sachkompe-tenz gerhmt, freut sich die 31-Jhrige. EinLied davon singen, wie Bewerberinnen frsBrgermeisteramt am Kinderwunschbeurteilt werden, kann auch IrmtraudWiedersatz aus Burgstetten (Rems-Murr-Kreis). Als das zweite Kind unterwegs war,habe der Stellvertreter der Brgermeisterinschon gelauert, sagt Verena Grtzinger.Monika Chef (damals noch Monika Tumme-scheit) erntete offene Kritik aus demGemeinderat, als sie 14 Wochen in den Mut-terschutz ging. Ulrike Binninger (damals Ul-rike Mau) aus Nufringen (Kreis Bblingen)nahm den Kritikern dagegen frh den Windfr weitere Fragen aus den Segeln: Ich binkonfessionslos und will keine Kinder.

    Dass das Amt keine Auszeit erlaubt, fin-det wie Verena Grtzinger auch Lucia Herr-mann. ber den Tbinger OB, der angekn-digt hat, im Herbst einige Monate Elternzeitzu nehmen, sagt sie: Auch Boris Palmer

    wirdnichtabs-tinent vomRathaus blei-ben und nurnoch das Baby wi-ckeln. Es werdeauch ihm in einer gre-ren Stadt nicht mglichsein, die Drhte komplett zukappen. Als Brgermeisterhat man nie frei.

    Das klassische Dilemma derMehrfachbelastung sieht Oscar Ga-briel (62), Professor fr Politikwissen-schaft an der Universitt Stuttgart, alsHauptursache, dass sich Frauen selten frSpitzenpositionen bewerben. WennFrauen kandidieren, haben sie gute Chan-cen, gewhlt zu werden, wei Gabriel.Doch viele schreckten zurck vor dem Spa-gat zwischen Kindererziehung, Haushalt,Rathauschefin und Daueransprechpartne-rin fr jeden in der Gemeinde. Frauen seienin den Parlamenten und Parteivorstndendurchaus auf dem Vormarsch, so Gabriel.Auf dem Weg in Spitzenpositionen gebe esaber ein Nadelhr. Auch weltweit seienFrauen deshalb als Regierungschefin, Parla-mentsprsidentin oder Parteivorsitzendenoch die Ausnahme. Dies liege nach wie voreinfach an der Verfgbarkeit der Zeit.

    Um sich das Brgermeisterinnen-Lebenleichter zu machen, treffen sich die Amtsin-haberinnen einmal im Jahr im Septemberfr ein Wochenende an wechselnden Orten.2009 war es in Laupheim (Kreis Biberach).Dort wurde Brgermeisterin Monika Sitterim Dezember aber abgewhlt. Gut 20Kolleginnen waren da, sagt Lucia Herr-

    mann.Die Haus-herrin stelltdann jeweils in-teressante Einrich-tungen oder Firmen ihrer Stadt vor, im ge-mtlichen Teil wird dann schon einmal dieZusammenarbeit mit (mnnlichen) Kolle-gen oder dem Gemeinderat diskutiert.

    Ganz offensichtlich haben es Oberbrger-meisterinnen zumindest in der Anfangs-phase leichter. Ursula Keck aus Kornwest-heim fhlt sich nicht anders behandelt alsmnnliche Kollegen. Wenn es berhaupt Un-terschiede gebe, dann durch eine andersar-tige Kommunikation der Frauen: Wir le-gen einfach mehr Wert auf ein gutes Klimaeine gute Gesprchsatmosphre. Gute Er-gebnisse seien oft auch das Produkt von Sen-sibilitt.

    StN-Grafik:Lange

    Ruber im HausflurSTUTTGART. Ein Unbekannter hat eine64-Jhrige im Hausflur eines Wohnge-budes an der Kronenstrae in der Innen-stadt berfallen und deren Handtascheerbeutet. Der Ruber hatte die Frau amMontag gegen 17 Uhr offenbar auf ihremHeimweg verfolgt. Der Tter ist etwa 20Jahre alt und mit 1,55 Metern auffallendklein. Hinweise an 07 11 / 89 90 - 55 44.

    Explosion beim SchweienKORNWESTHEIM. Ein 38-Jhriger ist beiArbeiten mit einem Schneidbrenner le-bensgefhrlich verletzt worden. Offen-bar hatte sich unter einer 2,5 Tonnenschweren Eisenplatte Gas gesammelt,das beim Einsatz des Schweigerts ex-plodierte. Der Arbeiter wurde von Teilendes Metalls am Kopf getroffen.

    Anschlag mit EisbrockenSCHORNDORF. Ein Unbekannter hat amMontagabend einen groen Eisbrockenvon einer Brcke bei Schorndorf-Hau-bersbronn auf einen Zug der Wieslauftal-bahn geworfen. Der Brocken verfehltedie Scheibe der Fahrgastkabine knapp.Schaden: rund 2000 Euro.

    Auf frischer Tat ertapptURBACH. Polizisten haben am Montag aneiner Tankstelle in Urbach (Rems-Murr-Kreis) zwei Automatenaufbrecher er-tappt. Ein Beschftigter hatte bemerkt,dass die Tr eines Kassenautomaten derWaschstrae offen stand. Er rief die Poli-zei. Einer der beiden 25-Jhrigen ist ein-schlgig vorbestraft.

    Unbekannte ToteREMSHALDEN. Nach wie vor ein Rtselist der Polizei die Identitt der Frau, diesich am vergangenen Donnerstag amBahnhof Remshalden-Grunbach (Rems-Murr-Kreis) vor einen Zug geworfenhatte und dabei gestorben ist. Die 30- bis50-Jhrige hatte keine Papiere bei sich.Sie war von krftiger Statur, trug diedunkelbraunen Haare lang und war mitmehreren T-Shirts und Jacken der Gr-en 44 bis 46 oder XL bis XXL bekleidet.Hinweise unter Telefon 0 71 51 / 950 - 0.

    Polizeinotizen

    Monika Chef (51)Seit 1994 Brgermeisterin in derGemeinde Gemmrigheim mit3972 Einwohnern im Kreis Lud-wigsburg. Sie gehrt der FDP anund sitzt fr ihre Partei im Land-tag. Von Beruf ist sie Diplom-Ver-waltungswirtin. Monika Chef istgeschieden und hat einen Sohn.

    WALDREMS (anj). Am Dienstagabend um20.47 Uhr ist es auf der B 14 auf HheWaldrems in Richtung Nellmersbach zueinem schweren Verkehrsunfall gekom-men. Eine 38-jhrige BMW-Fahrerin, dieaus Richtung Stuttgart kam, geriet ausbisher ungeklrter Ursache auf die Gegen-fahrbahn. Sie stie frontal mit einem In-veco-Transporter zusammen, der von ei-nem 57-Jhrigen gelenkt wurde. BeideFahrer wurden eingeklemmt und musstenvon Rettungskrften befreit werden. Die38-Jhrige schwebt in Lebensgefahr, der57-Jhrige wurde schwer verletzt. DerSachschaden beluft sich auf rund 65 000Euro. Der Streckenabschnitt wurde vollgesperrt, eine Umleitung wurde eingerich-tet. Es kam zu einem Rckstau.

    Von Ulrich Hanselmann

    WEIL DER STADT. Ein Brand in einer Tief-garage in der Kellereigasse in Weil derStadt hat mehrere Hunderttausend EuroSchaden verursacht. Das darber lie-gende 18-Parteien-Wohnhaus ist vorerstunbewohnbar. Rund 30 Menschen sindvon dem Unglck betroffen.

    Kriminaltechniker haben sich amDienstag auf Spurensuche in der ausge-brannten Tiefgarage gemacht. Mglicher-weise, so laut einem Polizeisprecher daserste Ergebnis, hat ein defektes Heizgertin einem Kellerraum, ein sogenannterFrostwchter, das Feuer verursacht. VierAutos, zwei Motorrder und ein Rollersind am Montagabend ein Raub der Flam-men geworden. Mehrere Kellerrume wur-den zerstrt. 105 Feuerwehrleute warenim Einsatz. Sie schtzten das Wohnhausvor dem Feuer, doch Rauchschden konn-ten sie nicht verhindern. Sachverstndigemssen jetzt untersuchen, ob durch dieHitze die Statik gelitten hat.

    Vier Erwachsene und drei Kinder wur-den mit Verdacht auf Rauchvergiftung ineine Klinik gebracht. Neun Hausbewoh-ner verbrachten die Nacht in einem Hotel,die anderen bei Verwandten. Wann sie inihre Wohnungen in der Altstadt zurck-kehren knnen, ist noch offen. Ein Spre-cher der Stadt sagte am Dienstag, dassalle Betroffenen vorerst bei Verwandtenoder Freunden unterkommen knnen.

    Vorfahrt fr Frauen: Immermehr BrgermeisterinnenIn Baden-Wrttemberg wurden seit 1990 insgesamt 48 Rathaus-Chefinnen gewhlt

    Dorothea Bachmann (43)Seit dem Jahr 2000 Brgermeiste-rin in der Gemeinde Freudentalmit 2468 Einwohnern im Land-kreis Ludwigsburg. DorotheaBachmann ist parteilos. Sie istDiplom-Verwaltungswirtin. Bach-mann ist verheiratet und hat dreiKinder.

    FrontalerZusammensto

    30 Menschennach Brandohne ZuhauseMehrfamilienhaus inWeil der Stadtdurch Feuer in Tiefgarage beschdigt

    Freie Fahrt fr Frauen: Wersich aufstellen lsst, hatgute Chance auf einenChefsessel, sagenPolitikwissen-schaftler.

    Frauen legen mehr Wert auf

    ein gutes Klima und eine

    gute Gesprchsatmosphre

    Ursula KeckOberbrgermeisterin in Kornwestheim

    IrmtraudWiedersatz (48)Seit 1995 Brgermeisterin in derGemeinde Burgstetten mit 3429Einwohnern im Rems-Murr-Kreis. Irmtraud Wiedersatz ge-hrt keiner Partei an. Sie ist vonBeruf Diplom-Verwaltungwirtin.Wiedersatz ist verheiratet und hatzwei Kinder.

    Lucia-Maria HerrmannBrgermeisterin in Lichtenwald

    Fotos:StN(9)/GabiRidder

    Ulrike Binninger (41)Seit 2002 Brgermeisterin in derGemeinde Nufringen mit 5322Einwohnern im Landkreis Bblin-gen. Ulrike Binninger gehrtkeiner Partei an. Sie ist Diplom-Verwaltungswirtin von Beruf.Binninger ist verheiratet. Sie hatkeine Kinder.

    Auch Boris Palmer wird nicht

    abstinent vom Rathaus

    bleiben und nur noch

    das Baby wickeln

    23Nummer 9 Mittwoch, 13. Januar 2010Stuttgart und die Region

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    Von Andre Stahl

    ISTANBUL/BERLIN. Bundesbank-PrsidentAxel Weber ist eigentlich ein Mann leiserTne, der sich im Kreis der Weltfinanzexper-ten wohl fhlt. Der angesehene konomie-Professor ist eher kein Fall fr erhhten Per-sonenschutz und besondere Sicherheitsvor-kehrungen. In Istanbul sah man aber an derSeite von Deutschlands oberstem Notenban-ker Bodyguards Leibwchter.

    Nicht ohne Grund: Hatte doch Webersneuester Kollege im Bundesbank-Vorstand,Berlins sozialdemokratischer Ex-Finanzse-nator Thilo Sarrazin, mit seinen abflligenBemerkungen ber Auslnder nicht nur beitrkischen Verbnden in Deutschland frEntrstung gesorgt, sondern auch fr Wir-bel in der trkischen Presse.

    Am Bosporus drohten die Wogen beson-ders hoch zu schlagen. Holte Sarrazin dochausgerechnet unmittelbar vor dem Jahres-treffen von Internationalem Whrungs-fonds (IWF) und Weltbank in Istanbul zu sei-nem neuesten Rundumschlag aus diesmalgegen Trken, Araber, Unterschichten,Arme und andere Berliner.

    Der Emprung und einem Rffel durchdie Bundesbank folgte zwar die schnelleEntschuldigung Sarrazins wie dies auchnach frheren Entgleisungen der Fall war.Die Bundesbank aber, zu der Sarrazin aufBeschluss der Politik nach strengen Proporz-regeln erst im Mai gestoen ist, kommt nichtaus den fr sie ungewohnten Negativschlag-zeilen heraus.

    Weber ist daher sichtlich genervt. Auchin Istanbul eigentlich sollte es dort um glo-bale Finanzmrkte, die Weltwirtschaft unddie knftige Rolle des IWF gehen kommtder Bundesbank-Chef nicht an Sarrazinsumstrittenem Interview in der ZeitschriftLettre International vorbei. Weberkmpft um den Ruf der Bundesbank, einerber die Landesgrenzen hinaus angesehe-nen serisen Institution.

    Die hatte sich bereits in ungewhnlichdeutlicher Form distanziert von Sarrazinsdiskriminierenden uerungen. In der trki-schen Millionen-Metropole wollte Weber da-her zunchst nicht noch mehr l ins Feuergieen. Es gehe nicht um Personen, sondernum die Glaubwrdigkeit der Bundesbank,meinte er zurckhaltend. Es ist vollkom-

    men klargeworden, dass Dr. Sarrazin sichdistanziert hat von seinen Bemerkungen.Die Entschuldigung sei notwendig und ange-messen gewesen, bemhte sich Weber wei-ter um Schadenbegrenzung.

    Die Entwicklung sei dennoch bedenklich,Sarrazins Verhalten entspreche nicht demKodex der Bundesbank und schade der Re-putation, legte er dann schrfer nach. DerVerantwortung msse sich jeder vom ein-fachen Bargeldbearbeiter und Chauffeurbis hin in die Spitze der Bank bewusstsein. Auf erneutes Nachfragen wurde Weberdann noch deutlicher: Jeder msse mit sichselbst ins Gericht gehen, ob die Beitrge, dieer liefert, der Bundesbank dienen.

    Die diplomatisch verpackte, aber wenigverklausulierte Botschaft: Thilo Sarrazinsollte doch noch einmal in sich gehen. DerBundesbank-Chef legte dem 64-JhrigenKonsequenzen nahe. Auch wenn in der Bun-

    desbank-Delegation in Istanbulniemand besttigen wollte, dassdamit ein Rcktritt gemeint war.Gemessen aber an den sonst eherzurckhaltenden und uerst be-hutsamen Formulierungen vonNotenbankern war die AnsageWebers doch ziemlich klar.

    Mehr machen kann der Bun-desbank-Prsident nicht. Weberkann Sarrazin nicht einfach aus

    der Bundesbank schmeien, der dort fr Ri-sikocontrolling und Bargeldumlauf zustn-dig ist. ber die Besetzung der Institutsfh-rung entscheidet nmlich die Politik, Vor-stnde knnen nicht mal eben abberufenwerden.

    Die Bundesbank-Spitze kann beim Bun-desprsidenten die Entlassung eines Vor-standes beantragen, wenn dieser die Voraus-setzung fr das Amt nicht mehr erfllt oderbei schwerwiegenden Verfehlungen.

    Die SPD wechselt ihre komplette Fh-rung aus der bisherige Bundesumwelt-minister Sigmar Gabriel soll heute alsParteichef nominiert werden. In Demutwill er die SPD fhren, nicht im Allein-gang. Seine Gegner beruhigt das nicht.

    Von Claudia LeppingBerliner Redaktion

    BERLIN. Als der Brief im Willy-Brandt-Haus eingeht, ist der alte Parteichef nochnicht raus, geschweige denn sein Nachfol-ger eingezogen. Noch bevor also die Namens-schilder von Franz Mntefering auf SigmarGabriel auf den Fluren umgeschrieben sind,fordert dieser Briefeschreiber volle Auf-merksamkeit: Hermann Scheer, erklrterLinker und Mitglied des Parteivorstands jenes Gremiums also, das der Basis an die-sem Montag Sigmar Gabriel als neuen SPD-Chef empfehlen will. Er lsst kein gutesHaar am Krisenmanagement seiner Genos-sen: zu schnell und zu heimlich.

    Nicht schon wieder: Nicht schon wiederder, sollen die einen in der Parteizentraleaufgesthnt haben, die ihre Hoffnung aufGabriel setzen und darauf, dass der ewigeNrgler Scheer den Neuanfang nun bittenicht wieder bekrittelt. Nicht schon wiederdie, sollen die anderen geschimpft haben,die sich bergangen und berrumpelt fh-len davon. So wie Beck aus dem Amt ge-mobbt worden sei und der WahlverliererSteinmeier sich am Wahlsonntag binnenMinuten selbst zum Fraktionsfhrer ernann-ten, so krumm sei nun die Tour, durch dieGabriel aufsteige.

    Es ist doch immer dasselbe, schnauftHermann Scheer ins Telefon, wir steckenin der grten Krise unserer Geschichte,und Parteivorstand und Parteibasis sollenwieder nur abnicken, was ein sich selbst no-minierendes Gremium namens SPD-Spitzeausgeklgelt hat. Denen fehlt fr ihre Ent-scheidung jede Legitimation. Parteivor-stndler Scheer fhlt sich jedenfalls nicht inder Pflicht, anonym getroffenen Abspra-chen zur Neuordnung der Parteifhrungnachzukommen. Wie kme ich dazu?

    Schon wieder also. Schon wieder keineRuhe, kein ungetrbter Aufbruch der deut-schen Sozialdemokratie Seit an Seit in eineneue Zeit nach dem historisch schlechtenBundestagswahlergebnis von 23 Prozent.Wir bekommen den zehnten Parteivorsit-zenden seit 1993, den fnften seit 2005,tobt Scheer: Unsere Probleme aber blei-ben. Das ist doch keine Fhrungsstrke.Auch Ottmar Schreiner, Scheers Wegge-fhrte von der Saar, und Schleswig-Hol-steins Landeschef Ralf Stegner mahnen dieSPD, mehr Demokratie zu wagen undzwar innerparteilich. Stegner bemhtBrandt ein zweites Mal: Der nmlich sei mitdem seinerzeitigen Fraktionschef HerbertWehner und Minister Helmut Schmidt auchnicht immer einer Meinung gewesen. Trotz-dem haben sie zusammengearbeitet.

    Schon wieder: Die neue Garde. Nach demWillen von Prsidium und Vorstand soll Ga-briel fhren, Andrea Nahles seine Generalse-kretrin werden und Olaf Scholz, KlausWowereit, Hannelore Kraft und ManuelaSchwesig zu Gabriels Stellvertretern ge-whlt werden. Letzte Instanz ist der Partei-tag Mitte November in Dresden.

    Was haben die Parteilinken gegen SigmarGabriel? Werfen sie dem Pragmatiker vor,dass er nicht richtig links und nicht richtigrechts ist? Frchten die Parteilinken, dassGabriel diese Parteigrenzen fr berwind-

    bar erklrt, sie gar aufhebt? Das Zeug dazuhat der Niedersache allemal, frohlockenviele Genossen.

    Das ewige politische Talent will durch-starten. Jetzt, mit 50 Jahren, begreift er,dass es tatschlich ernst wird. Er war schonmehrfach auf dem falschen Dampfer, fr-her, als jngster Ministerprsident aller Zei-ten (Niedersachsen 1999), als jngster Ex-Ministerprsident aller Zeiten (2003) undals erster Beauftragter fr Popkultur(Siggi-Pop) einer rot-grnen Bundesregie-rung. Trotz allen Aufs und Abs whnte er

    sich auf der richtigen Spur, ausgestattet mitdem notwendigen Instinkt und program-matischen Rstzeug, um ein ganz Groer zuwerden in der Sozialdemokratie. Immerdann schieden sich an ihm aber die Geister,weil er bei allem Ehrgeiz auf manche egois-tisch und wankelmtig wirkte, erzhlt Pe-ter Struck, der Gabriel gut kennt. Immerdann aber zog er sich erst beleidigt zurckund brachte sich selbst mit einem neuen ei-genen Konzept, mit neuen eigenen Ideenwieder ins Spiel. Wie zuletzt im Bundes-tagswahlkampf. Als Bundesumweltminis-ter, zu den ihn Mntefering 2005 machte, be-herrschte Gabriel ber Wochen die Schlag-zeilen mit einem profunden und scharfenAnti-Atomkraft-Kurs, prangerte als amtie-render Bundesumweltminister die Pannenim AKW Krmmel an und das als untaug-lich verdchtige Atommllendlager Asse.Was kompliziert ist, was Laien nicht durch-schauen, machte er einfach.

    Denn der Mann kann reden, kann schrei-ben in einer Nacht bei einem guten Rot-wein ein stringentes Konzept ber die Aus-richtung der SPD und an guten Tagen mitseiner Schlagfertigkeit begeistern. In die-sem fortdauernd glcklosen Wahlkampf derSPD war es Gabriel, der Themen setzte, dieMenschen berzeugte und immer dann rhe-torisch draufhaute, wenn er den Eindruckhatte, es werde eine Rampensau vom For-mat eines Gerhard Schrder gebraucht.

    Schrder. Gabriel. Der jngere der bei-den Niedersachsen ist ohne den alten nichtzu verstehen. Gabriel trifft den Sprachduk-tus des Ex-Kanzlers prziser, als es dessendickstem Kompagnon Frank-Walter Stein-meier je unterstellt werden durfte.

    An schlechten Tagen tritt Gabriel allenauf den Schlips, selbst denen, die sich ihmwohlwollend nhern. Dann ist der so rot-zig, dass er die besten Ideen haben kann,aber niemand mit ihm mehr zu tun habenwill, erinnert sich ein frherer enger Mitar-beiter aus der Hannoverschen Staatskanz-lei. An solchen Tagen, vermutet der Ver-traute, hadert er damit, sein Ziel noch nichterreicht zu haben: seinen Aufstieg zu ebeneinem der ganz Groen.

    Es sind kleine Verhltnisse, aus denen erkommt. Seine Mutter war alleinerziehend,arbeitete hart und vor allem dafr, dass Sig-mar seine wenigen Chancen nutzen konnte.Das prgt ihn, das macht ihn so glaubwr-dig wie schon Schrder, Mntefering undSteinmeier, die sich hocharbeiteten und frsich beanspruchen, den klassischen Weg ei-nes Sozialdemokraten genommen zu haben.

    Es war eine rhetorische parlamentarischeSternstunde, als sich Gabriel mit der damali-gen CDU-Bildungsexpertin Annette Scha-van stritt. Wenn es nach ihren Vorstellun-gen und Vorurteilen gegangen wre, wreaus ihm nie etwas geworden. Das war seineBotschaft, nur wortreicher und besserformuliert.

    Gabriel rttelt nicht am Zaun des Kanz-leramts wie sein bewunderter LandsmannSchrder. Aber hinein wrde er schon gern.Doch jetzt soll er erst einmal ins Willy-Brandt-Haus. Allerdings ohne zu rtteln.Gabriel will sich bitten lassen, gewhlt wer-den. Er traut sich den Job zu, wenngleich erlieber Fraktionschef geworden wre mitSteinmeier als SPD-Chef zur Seite.

    Im Parlament agitieren kann Gabriel den-noch, schlielich gewann er seinen Wahl-kreis mit fast 45 Prozent. Wenn er das gutmacht und die nach links gerckte Fraktionbeeindruckt, fllt deren nchster Brief insWilly-Brandt-Haus vermutlich freundli-cher aus. Schon wieder.

    Bodyguards fr den Bankchef am BosporusSarrazin nervt die Bundesbank Prsident Weber legt frheren Berliner SPD-Finanzsenator Konsequenzen nahe

    Es ist vollkommenklargeworden, dassSarrazin sich distanziert hatvon seinen Bemerkungen

    Die Bundesregierung schlgt Kandidatenfr das Amt des Bundesbank-Prsidenten,des Vizeprsidenten sowie eines weiterenVorstandsmitglieds vor. Die Vorschlge frdie brigen drei Mitglieder kommen vomBundesrat im Einvernehmen mit der Regie-rung. Ernannt werden alle Vorstandsmit-glieder vom Bundesprsidenten. Ihre Ver-trge haben in der Regel eine Laufzeit vonacht, mindestens aber von fnf Jahren.Thilo Sarrazins Amtszeit endet 2014.

    Bundesbank-Vorstandsmitglieder knnennur vom Bundesprsidenten entlassenwerden. Den Antrag dazu muss der Bun-desbank-Vorstand stellen. Allerdings gel-ten dafr strikte Regeln: Einerseits knnenVorstnde entlassen werden, wenn dieVoraussetzungen fr die Ausbung ihresAmtes nicht mehr erfllt sind. Der zweiteGrund sind schwere Verfehlungen.

    Daneben knnen Vorstandsmitgliederauch zurcktreten. Dies ist erst zweimal ge-schehen: vor fnf Jahren bei Bundesbank-Prsident Ernst Welteke nach einer Affreum Reise- und Hoteleinladungen. KarlOtto Phl hatte 1991 im Streit ber diedeutsch-deutsche Whrungsunion seinAmt aufgegeben. (rtr)

    Axel WeberBundesbank-Prsident

    Jetzt, mit 50 Jahren,begreift Sigmar Gabriel,dass es tatschlich ernst wird

    Seine Mutter war alleinerziehend,arbeitete hart und vor allem dafr,dass Sigmar seine wenigenChancen nutzen konnte

    Das ewige Talent will durchstartenSigmar Gabriel soll die SPD aus dem Tief fhren Parteilinker Scheer kritisiert das undurchsichtige Krisenmanagement der Genossen

    Die SPD-Vorsitzenden

    dpa

    / StN

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    Kurt Schumacher19461952

    Erich Ollenhauer19521963

    Willy Brandt19641987

    Hans-Jochen Vogel19871991

    Bjrn Engholm(Rcktritt)

    19911993

    Johannes Rau(kommissarisch)19931993

    Oskar Lafontaine(Rcktritt)19951999

    Gerhard Schrder(zunchst kommissarisch)

    19992004

    Frank-Walter Steinmeier

    (kommissarisch)

    Franz Mntefering20042005

    Franz Mnteferingseit 2008

    Matthias Platzeck(Rcktritt)

    20052006

    Kurt Beck(Rcktritt)20062008

    Rudolf Scharping19931995

    Hintergrund

    Die Hoffnung der Genossen: Der bisherige Umweltminister und neue Parteichef sitzt Ende Septemberin der SPD-Parteizentrale in Berlin auf einem Tisch in der Eingangshalle Foto: dpa

    Foto

    :dpa

    Entlassung von Vorstnden

    3Nummer 229 Montag, 5. Oktober 2009Die Seite Drei

    Page Three 18

    Nach dem TV-Duell hofft er auf dieWende im Wahlkampf: SPD-Kanzlerkan-didat Frank-Walter Steinmeier berMachtperspektiven, Mitleidsbonus undMobilisierungskampagnen und welcheExportschlager knftig Arbeitspltze inDeutschland schaffen.Von Claudia LeppingBerliner Redaktion

    Herr Steinmeier, mit Ihrer kontrolliertenAttacke gegen die Kanzlerin haben Sie lautUmfragen bei den bislang unentschlossenenWhlern gepunktet, insgesamt ging das Duelloffenbar eher remis aus: Alles wie erwartet indem Duell zwischen Chefin und Stell-vertreter?Ich wei nicht, welche Umfragen Sie mei-nen. Die Umfragen, die ich kenne, besagenganz berwiegend, dass ich vorne gelegenhabe. Besonders freue ich mich, dass unent-schlossene Whler mich klar besser fanden.Das spornt ungeheuer an. Ich bin mit demVerlauf des TV-Duells sehr zufrieden. Obdas Duell auch den Erwartungen von FrauMerkel entsprochen hat, kann nur sie selbstbeantworten.

    Es gibt in diesem Jahr viele Mobilisierungs-kampagnen, um die Menschen zur Wahl zumotivieren. Denn jetzt zhlts wie kommtDeutschland aus der Krise? Motiviert Sie daswiederum, nur das zu versprechen, was Sietatschlich auch halten knnen?Es ist seit jeher meine feste berzeugung:Politik sollte generell nur das versprechen,was sie auch halten kann. Deshalb habe ichmeinen Deutschlandplan vorgelegt. Er be-schreibt, wie nach der Krise neue Arbeits-pltze entstehen knnen. Wir mssen unserLand umstellen auf effizienteren Energie-verbrauch. In Industrie und kleinen Betrie-ben, Auto und Bahn, ffentlichen Gebudenund zu Hause. So schaffen wir neue Arbeit,schtzen das Klima und sparen Energie undGeld. Unser Exportschlager mssen neueProdukte und Maschinen werden, die weni-ger Energie verbrauchen und aus neuen Ma-terialien hergestellt sind statt aus kostbarenRohstoffen. Zweitens: Wenn die Menschenlter werden, gibt es mehr Arbeit in Gesund-heit und Pflege. Drittens: Wir brauchen eineBildungsoffensive. Mehr Menschen gehen inRente, als junge Leute aus der Schule nach-rcken. Fachkrftemangel droht. Darum sa-gen wir: Wir brauchen jedes Talent, jede Be-gabung. Alle Kinder mssen optimal gefr-dert werden.

    Ihr Deutschlandplan wurde wegen derBundesdienstwagenministerin Ulla Schmidtvermutlich weniger stark diskutiert, als Sie essich erhofften halten Sie das Versprechenvon vier Millionen neuen Jobs aufrecht,oder wre es nicht ehrlicher, sie mit denArbeitspltzen zu verrechnen, die der Krisezum Opfer fallen?Der Bundesrechnungshof hat zu UllaSchmidt ein eindeutiges Urteil abgegeben.Es hat keine Unregelmigkeiten gegeben,der Bundesrepublik Deutschland ist keinSchaden entstanden. Das, was da stattfand,sollte von einer inhaltlichen Debatte ablen-ken. Ulla Schmidt hat zu allen Fragen Stel-lung genommen, eigene Fehler eingerumtund bedauert. Wir sollten jetzt wirklich zuden wichtigen Dingen zurckkehren. Ichsage, dass wir mit einer langfristigen Poli-tik und einer gezielten Initiative mehr Be-schftigung entstehen lassen knnen. Von2005 bis 2008 sind in Deutschland 1,6 Mil-lionen neue Jobs entstanden. Bis 2020 kn-nen wir weitere vier Millionen schaffen,wenn wir jetzt die Weichen richtig stellen.Aber Politik kann nur Anreize bieten, dassUnternehmen in Zukunftsbranchen inves-tieren und so Arbeitspltze schaffen. DieMrkte von morgen sind grn. Klima-schutz, Energie und Ressourcen sparen, damssen wir investieren. So bleiben wir Ex-portweltmeister.

    Bestehen mit der Union wegen desaktuellen gemeinsamen Managements derWirtschafts- und Finanzmarktkrise nichtgeradezu zwangslufig die grten ber-einstimmungen in den drngendsten Auf-gaben der nchsten Jahre? Was sind hier diegrten Unterschiede, weshalb Sierauswollen aus dem Bndnis?Gerade wir Sozialdemokraten haben in derGroen Koalition fr eine soziale Politikgesorgt. Ohne uns she es in Deutschlandnach Einbruch der Wirtschaftskrise bereitsheute ganz anders aus. Diese Erfolge, icherinnere an verlngertes Kurzarbeitergeld,Umweltprmie und kommunales Investi-tionsprogramm, die ja im Wesentlichen aufDrngen der SPD zustande kamen, ver-stecke ich ja auch nicht. Anderes ging mitder Union nicht etwa ein gesetzlicherMindestlohn oder ein modernes Umwelt-gesetzbuch. Und dann hat Herr zu Gutten-berg mit seinem Geheimpapier versehent-lich Einblick in den schwarz-gelben Gift-schrank gegeben: weniger Arbeitnehmer-rechte, hhere Mehrwertsteuer fr alle,Steuersenkungen fr Unternehmer.Schwarz-Gelb bedeutet eine Politik gegendie Interessen von Arbeitnehmern und ihrenFamilien. Wer nach der Krise eine Politikwill, die sozial gerecht ist und die Finanz-mrkte wirklich reguliert, der muss SPDwhlen.

    Und wenn eine Neuauflage der Groen Koali-tion nur zwei Jahre hielte, um nach dem Endeder Krise die Karten neu zu mischen?Ich will Kanzler werden und die komplettenchste Legislaturperiode regieren. Denndas Land braucht fr seinen inneren Zusam-menhalt eine soziale Politik mit Augenma.Gerade zeigt sich, dass Wahlkampf sichlohnt, denn im Wahlkampf kann man Men-schen berzeugen und noch immer sindganz viele unentschlossen. Die vor allemwill ich berzeugen und gewinnen. Ich binsicher, am 27. September haben wir einestarke SPD.

    Was wrde eine rot-grne oder SPD-gefhrteGroe oder Ampelkoalition anders machenals die jetzige Regierung?Noch mehr sozialdemokratische Inhalte.Ich habe ein klares Konzept fr neue Jobs,mit mir bleibt es beim Atomausstieg, ichstehe fr soziale Sicherheit und Arbeitneh-merrechte. Im brigen gilt: Ich fhre keinenWahlkampf fr eine Koalition. Die SPDwill so stark wie mglich werden. Schwarz-Gelb dagegen hiee Steuerentlastungen frhchste Einkommen, eine hhere Mehrwert-steuer, die Einschrnkung des Kndigungs-schutzes. Mit Schwarz-Gelb gbe es weni-ger Mindestlhne. Schwarz-Gelb wrde dieArbeitnehmerrechte schleifen.

    An welchen Top-5-Themen entscheidet sicheigentlich, ob Sie mit einer Partei eine Koali-tion bilden wollen?Wer bereit ist, mit uns eine zukunftsgerich-tete, soziale Politik zu machen, kommt alsPartner in Betracht. Ich mache Politik im In-teresse der Menschen. Es ist doch die Frage:Wie geht es weiter nach der Krise? Wie kn-nen die Lasten der Krise gerecht verteiltwerden? Es kann nicht sein, dass Normalver-diener und Arbeitnehmer die Zeche bezah-len. Es geht um Arbeit und Bildung fr knf-tige Generationen, es geht darum, in den Zu-kunftsbranchen Weltmarktfhrer zu wer-den. Deutschland braucht eine soziale Poli-tik. Das ist entscheidend fr den innerenFrieden.

    Die Grnen ziehen ihren eigenen Wahlkampfdurch und haben keinen Mitleidsbonus zuverschenken. In welchen Punkten erwartenSie von den Grnen/von der FDP in mgli-chen Ampel-Verhandlungen Entgegenkom-men?(Lacht) Lassen wir doch die Whler selbstentscheiden, wem sie ihre Stimme geben.Mir geht es jetzt um die Wahlen vom 27. Sep-tember und eine starke SPD. Jetzt ist nichtder Zeitpunkt fr Verhandlungen und auchnicht fr Forderungen und Erwartungen.Das macht man schon gar nicht in Inter-views, da redet man miteinander, wenn es soweit ist.

    Bleibt es dabei, dass Opposition Mist istund Sie in der Groen Koalition weiterma-chen, sofern das mglich ist?Opposition ist Mist, und niemand strebteine Groe Koalition an. Ich will Kanzlerwerden und meine Politik umsetzten: besse-rer Kndigungsschutz, mehr Arbeitnehmer-rechte, hhere Bildungsinvestitionen. Esdarf auch keine Steuerentlastungen aufPump geben. Die SPD steht fr eine sozialePolitik bei kologischer und wirtschaftli-cher Vernunft.

    Welche Bedingungen msste die Linkspartei

    erfllen, damit es irgendwann wieder zur Wie-dervereinigung kommt? Denn erst dann kannja die SPD von einer mglicherweise linkenStrmung in der Gesellschaft wieder mch-tig profitieren.Die Linkspartei ist populistisch, nationalis-tisch und antieuropisch. Sie ist nicht regie-rungsfhig. Mit der Linkspartei wird es inder nchsten Wahlperiode auf Bundesebenekeine Zusammenarbeit geben. Und was mei-nen Sie mit Wiedervereinigung? Das istdoch ein ganz falscher Begriff. Die Linkspar-tei ist unser politischer Gegner, und jedeStimme fr die Linkspartei ist eine ver-schenkte Stimme.

    Wie wichtig ist fr die Ausshnung von SPDund Linken der politische Abgang von OskarLafontaine?Sie sind auf dem falschen Dampfer. DieLinkspartei vertritt im Bund ganz unverant-wortliche Positionen. Mit denen geht garnichts. Und, eine herzliche Bitte habe ich,nehmen wir doch Oskar Lafontaine nicht sowichtig.

    Wird Franz Mntefering noch ein paar JahreParteichef bleiben?Es ist uns gelungen, in der SPD wieder Ge-schlossenheit herzustellen. Franz Mntefe-ring ist ein guter Parteivorsitzender. Ichhabe ihn vor einem Jahr vorgeschlagen. Esist uns gelungen, der SPD wieder Geschlos-senheit zu geben. Das ist ein groer Erfolg.Es wrde mich freuen, wenn er nach demParteitag Mitte November in Dresden wei-termacht.

    Was ist die schnste, was die bldeste Erfah-rung, die Sie in Ihrer Kanzlerkandidatur ge-macht haben?Wahlkampf ist tatschlich etwas ganz Be-sonderes. Unsere Veranstaltungen im Wahl-kampf sind voller als vor vier Jahren. DieStimmung ist ausgezeichnet, der Zuspruchist gro. Es ist fr mich eine Ehre und esmacht Freude, Kanzlerkandidat meinerSPD zu sein. Fr eine Bilanz ist es noch zufrh, aber es ist schon toll, vielen Menschenzu begegnen, mit ihnen zu sprechen und vonso vielen Menschen Untersttzung zu erfah-ren. Und: Wir sind ein starkes Land. Mit Un-ternehmen, die kreativ sind. Mit Menschen,die anpacken und was bewegen wollen. Dahabe ich ermutigende Beispiele erlebt, wiewir die Krise berwinden.

    Sie haben eine Abzugsperspektive fr Afgha-nistan entwickelt: Mssen nicht auch wir unsdarauf vorbereiten, die Truppen zunchst auf-zustocken und effizienter vorzugehen, bevorsich die Bundeswehr ruhigen Gewissens ausder internationalen Mission zurckziehenkann?Richtig ist: Sobald die neue afghanische Re-gierung steht, mssen wir uns mit ihr zusam-mensetzen und einen konkreten und ver-bindlichen Fahrplan vereinbaren, wie esweitergeht, wie wir das internationale Enga-gement gemeinsam so schnell wie mglichzum Erfolg fhren. Dazu gehren insbeson-dere der Ausbau und die Ausbildung fr dieSicherheitskrfte. In beiden Bereichen wol-len wir, ja mssen wir noch mehr tun. Wenndie afghanische Armee und Polizei endlichwieder selbst fr Sicherheit sorgen knnen,haben die internationalen Truppen ihrenAuftrag erfllt. Wir sind im Einsatz, um un-sere Anwesenheit dort berflssig zu ma-chen.

    1956 wird Steinmeier als Sohn eines Tisch-lers und einer Fabrikarbeiterin geboren. Erwchst in Brakelsiek auf.

    Ab 1976 studiert er Rechtswissenschaft undab 1980 Politikwissenschaft an der Justus-Liebig-Universitt in Gieen. 1986 bestehter das zweite juristische Staatsexamen. An-schlieend ist er als wissenschaftlicher Mit-arbeiter am Lehrstuhl fr ffentliches Rechtund Politikwissenschaft an der Uni Gieenttig. 1991 Promotion als Jurist.

    1991 tritt er als Referent fr Medienrechtund Medienpolitik in die niederschsischeStaatskanzlei ein. 1993 bernimmt er die

    Leitung des Bros von MinisterprsidentGerhard Schrder und wird 1994 Leiter derAbteilung fr Richtlinien der Politik, Ressort-koordinierung und -planung.

    Am 22. November 2005 wird SteinmeierBundesauenminister.

    Am 21. November 2007 bernimmt Stein-meier nach dem Rcktritt Franz Mntefe-rings die Funktion des Vizekanzlers undwird SPD-Kanzlerkandidat.

    Steinmeier ist seit 1995 mit der Verwal-tungsrichterin Elke Bdenbender verheira-tet. Sie haben eine Tochter. Er gehrt derevangelisch-reformierten Kirche an. (StN)

    Steinmeier 2002 als Kanzleramtsminister imGesprch mit Bundeskanzler Gerhard Schrder

    Steinmeier und seine Frau Elke Bdenbenderam Sonntagabend vor dem TV-Duell

    DRESDEN (dpa). Der ersten schwarz-gel-ben Regierung in Sachsen steht de factonichts mehr im Weg. CDU und FDP habensich grundstzlich auf eine Koalition ver-stndigt und am Wochenende alle stritti-gen Themen wie die Schulpolitik geklrt.Verhandlungskreise besttigten am Mon-tag einen entsprechenden Bericht des Ra-diosenders MDR Info. Am Mittwochnach-mittag soll der Koalitionsvertrag vorge-stellt werden. Bis dahin geht es noch umStrukturen und Personal.

    Am Montag waren die Verhandlungsde-legationen erneut zusammengekommen.Laut FDP-Chef Holger Zastrow wurdenzu jedem Thema Kompromisse gefunden.Er sprach im MDR von harten Auseinan-dersetzungen, bei denen auch die FDPhabe einstecken mssen. Mit einem Stim-menanteil von zehn Prozent habe mannicht 100 Prozent des Wahlprogrammsumsetzen knnen. CDU und FDP hattenschon zu Beginn der Koalitionsverhand-lungen vor rund zwei Wochen einen zgi-gen Abschluss angekndigt, um so einschwarz-gelbes Signal fr die Bundestags-wahl nach Berlin zu senden.

    Die Union hatte sich bei der Landtags-wahl am 30. August mit 40,2 Prozent derStimmen als strkste Kraft behauptet. Al-lerdings ist sie wieder auf einen Koaliti-onspartner angewiesen. 2004 waren dasdie Sozialdemokraten gewesen.

    STUTTGART (AP). TV-Entertainer HapeKerkeling will mit einer einstweiligen Ver-fgung die Ausstrahlung eines Wahlwer-bespots der rechtsgerichteten Republika-ner verhindern. In ihrem Spot nimmt diePartei Bezug auf Kerkelings FilmfigurHorst Schlmmer, dagegen gehen wir nunjuristisch vor, sagte Kerkelings AnwaltHarro von Have am Montag. Eine Ent-scheidung ber die bereits beantragteeinstweilige Verfgung werde noch imLaufe der Woche erwartet. Die Republika-ner seien am Freitag bereits abgemahntworden, doch eine Reaktion ihrerseitshabe es nicht gegeben. Mit der einstweili-gen Verfgung gehe man nun einenSchritt weiter, erklrte der Jurist.

    In dem knapp zweimintigen Wahlwer-bespot der Republikaner erklrt dierechte Kandidatin Uschi Winkelsett:Nein, mein Name ist nicht Schlmmer.Und ich kandidiere auch nicht fr eineSpapartei. Politik ist nicht lustig. Aberseine 18 Prozent wrden auch uns gut ste-hen . . . Am Schluss des Films, der lautBild bereits dreimal im Fernsehen ge-laufen ist, heit es zudem: Whlen Siedie Republikaner. Frei nach HorstSchlmmer: Schlechter als die anderensind wir auch nicht.

    Die Republikaner erklrten am Mon-tag, an ihrem Wahlspot festhalten zu wol-len. Es muss in der von Kerkeling selbstausgelsten Debatte mglich sein, aucheinmal deutlich zu machen, dass Politikeine ernste Angelegenheit ist und nichtblo Rohmaterial fr Jux und Ulk, so ihrStuttgarter Bundesvorsitzender RolfSchlierer. Der Klamauk-Film HorstSchlmmer Isch kandidiere! luft seitEnde August bundesweit in den Kinos.

    Sierau droht VerzichtZwei Wochen nach der Kommunalwahlin Nordrhein-Westfalen drohen in Dort-mund die Wiederholung des Urnengangsund ein Amtsverzicht des gewhltenOberbrgermeisters Ullrich Sierau (SPD).Nach CDU, FDP und Linken sprachensich am Montag auch die DortmunderGrnen, die derzeit mit der SPD bereine Fortsetzung der Koalition im Rat-haus verhandeln, fr eine Neuwahl aus.Hintergrund ist der Streit um das angeb-lich rund 100 Millionen Euro schwereHaushaltsloch, das nur einen Tag nachder Kommunalwahl bekanntgewordenwar. Die CDU hatte der SPD und ihremdesignierten OB Sierau Wahlbetrug vor-geworfen. Der am 30. August gewhlteRathauschef Sierau betont seit der Wahl,er habe von einer dramatischen Etatlageder Kommune nichts gewusst. (ddp)

    Dehm