Studium des aphasischen Komas

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. , ,,,- N 13/ 14 '. I ~ Er gebnisse und Pers pe kt iven ~.~. . r . 1 j 1 85 1 6 6 tur die moderne re volu ti onare Bewegung ~ ; 5 OM' Es kommt n i cht darauf an~ fest-· . z u s t e t l e n J d t{f1 d i e L e u t e ' . mehr ad er V I e n i 9 e r Q rm l i c h t e b e n - . sondern immer auf eine A r t u n d W e i se, die' ihnen entgeh t.

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- N 13/ 14 '. I ~ Ergebnisse und Perspektiven

~. .r . 1 j185 16 6 tur die moderne revolutionare Bewegung 5 O M '

Es kommt nich t d arauf a n~ fest-·.

z us t e t len J d t{f1 d ie L e u t e ' .me h r

ad e r V Ie n i 9 e r Q r m li c h t e b e n -.

sondern imm er auf e ine A r t und

W e i se, d ie ' ihnen en tgeh t.

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Publikation der~--~:<:C"

~ ~ - - - - - - - - - - - - - - - - - -

Agentur fUr die Selbstaufhebung 'des Proletariats

Redaktion: RAASA N S AM U ELL O EW E

Erscheint unregetm aOig im SelbstverLag

Korrespondenz und Beste llungen CllB3Chlertichan: PLK 00 23 63 B1 000 B er tin 12

I N O I E S E R A U S G A B E L E S E N S I E :

Wa s d ie b urg er l i che Han del sz iv il i sa t i on a us d en Me nsch en m acht . .. . .. . . .. . .. . .. . . .. . •• 4Gesprach t iber Konrad Lorenz , Ve rha l ten sfo rscher . . . . . . . • . . . . . . . . ; 7Bei t rag zum Studium des aphas ischen Komas •• . . t ••••• ••••• ••••• ••••• .••••••••• ••••• ••• 18B au s te i ne d er mode r ne n r ev o l u t i .o n are n T h eo r ie • •• • .. • .. • .• .. . .. • •. . .• . •• . .. • •. .. . •. . . 2 5Ter r or , Te rr o ri smu s u n d K l as s en g ew a lt . .. . .. . .• . .. .. . .. • .. . .• • .. . .• .. • .• . .. . .. . .. . .. . 2 6Die Vcr.auasef Z]]DgeI} i e de r p ro l et a ri s ch - re vo l ut i on a re n B ewe gu n g . • .. •• . .• • .• • •• • •. • •• • 3 4

.~- ...._ ,'~. - 35Was "nun? ••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••D er R en eg at K au ts ky u nd s ei n S ch ul er L en in . .. .. .• .. .. .• .. .. .. .. .• .. .. .. .• .. .. .. .. .. . 3 9Nachruf. 44A fr ik a - e in K on ti ne nt i m Umb ru ch • •• .• .• •• .• • ~ . .. .. .. .• •• •. •• •• •• •• •• •• •• .. •• •. .• •. . 4 5Ei ne Au swah l aus lan disc her Grup pen un d P ubl ika t ion ende r mod erne n re volu tio nar en

Bewegung . . . .5 0Die Frauenf rage ••••••••••••• "•••• _•••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• < 51\Be ri c ht e in e s Obe r pf a lz e rs • . •. •. • •. . .. . .. . .• • .. .. . •• • .• . .. . •• • .• . .. .. . .. . .. . •. . .• . •. 6 4'K a pi t al ak k umu la t io n u nd w i ss e ns c ha ft l ic h -t e ch n is c he R ev o lu t io n . .. . .. . .. . .. .. . .. . •. . . 6 9Chronik ••• _••••••••••••• $ ••••••• e .•••••••••••••••••••••••••••••••••• _•••••••••••••••••• 79R eg is te r d er b is he ri ge n N umme rn v on S ub ve rs io n . •• •• •• .• .. •• .• •• •. .• •• .. •• .. .. .. •• .. . 8 3

V E R S A UM E N S I E E S N I C H T S I C H D I E V E R G A N G E N E N

U N O F O L G E N D E N N U M v t E R N V O NSUBVERSION A N Z U E I G N E N

® K ein Copyright

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]•

kei t seIber. Die v on boehster Stelleausgesproehene Mahnung, d o.ch die"gute al te Tugend der sparsamkei twieder zu Ehren zu bringen", wirdebenso stark oder ebenso wenigbeaehtet wie der spraehlieh schonal tmiitterliche Appell, einer "Aktion

anzusehlieBen.lange nieht

will leben,

Gemeinsinn" siehDer Proletarier hataufgemuekt. Aber ergut leben, konsumieren. "Wer weiBdenn, was die Zukunft bringt.

n

War ehedem im Feudalismus dasaussehweifende Leben eines Furstenmehr Signum seiner Macht als Stein

bezeiehnet diedes AnstoBes, soAbdankung eines Konigs wegen einerTanzerin den Anfang der Demokrati-sierung des staatswesens, das heiBtdas Maebtigwerdendes Bourgeoisiiber die einst Macbtigen auch mitHilfe eben jener Moral, die ursprung-

lich zu seiner eigenen Unterdriickunggedaeht war. Heute vollends scheintsieb das Verhaltnis umzukehren;das staatsvolk und seine Meinungs-macher sehen den Regierenden indie Sehlafzimmer: wer eine Matressebat oder sebwul ist, der muB z uz ii c k+treten. Wer siehtbar Verantwortungtraqt fur das ganze, hat jedenfallsnieht mehr "personliehe Freiheit",als die, die er regiert. Moralals Instrument der Macbt, auchheute nocb? Der brave Staatsbiirger

darfte sich glucklich schatzen,~enn es keine Macht gabe auBerder, die ihn reprasentiert. DieRankiine des .p.:r-0~~.3iers g.ege~,"

'-Leute;- dYe es zu .Amt;_und wiirdenncln_geI)-I'macl1'f···lfiri.-l~}:~i!id--fiir die~~ig reale Ma<;;htd'esK~pital~

-,.~. Mancher war" gem Mliiionar iii Ohio.

denn er Hebt die Madchen und den WlU.sky

so.Der leiehte Schlagertext sprichtunmittelbar aus, worauf die revo-lutionare Kritik mubsam reflektiert.

Denn solche Unmittelbarkeit isteines mituntersuchen.

dem Phanomen, das wirAllzuviel darf einer

nicht denken, ihn noch an-wennsprechenSchlagerhat, der

solI,sichhat

was .in so einem~tisdruckt: Wer GeldMaden-en und Schaps

genug. Man muB unreflektiert daranglauben wie an die Beschreibungdes Paradieses in der 78. Suredes Koran, die gar nichts anderesverbeiBt: "sehonbusige Gespiele"tind "Becber vall Weines" als

Lohn fur irdische Bntsagung.Entsagen muB freilicb auch der,der aIle seine Kraft fiir den Gelder-werb einsetzt. Er iibt innerwel tlieheAskese. Die Seligkeit, nach dieer sieh sehnt, erhofft er abernoch fur dieses Leben. Das Proiit-und Erwerbsstreben wird ihm zurTugend, die

Die Fahigkei tan die Stelleder dem

ihm vorberei t e t,

Geld zu machen, tr;j.ttdes bloBen Verzichts,

alteren Glauben gemaB diedes

sie

Freuden Jenseits verburgt.im anderen FaIle aberder moralische Wert

rm einen wiebemiBt sicheines Menschen nach dem Gluck,das er so oder so "verdient".Wir klammern damit nicht nur zu-sammen, was etwa gar nicht z uaamme rrq e-'-

horte. Es gibt ein Obergangsphanomen:den Pur i tanismus, der glauben macht,Gatt belahne die Tugendhaften schon

hier in dieser Welt. Ein Puritanerdurfte garnicht sehockiert sein I

Izu horen, es gebe nur ein einziges '~Laster, daB die Moral der burger-

lichen weltgesellsebaft unter keinenUmstinden verzeibe: daB einer keinGeld hat.Der Glaube an die Macht des GeldeshataltenselseinsoIl,

das

sein Paradies inmitten derWeI t. Das Geld ist der Schlus-

d az u, Doch /irgendwie glaubigmuB ein jeder, der hot fendaB ein Gluck ihm nocb wartet,

die biirgerliche Gesellschaft;mit ihrer Moral ihm hier und heuteversag1:,,;,.iMacht des

Ein Ketzer. Iller anGeldes zweifel t wie

derjener"Menr

derliegt'

Landstreicher, der

wie essen undMensch nicht. It

mir sagte:trinken kann

Der Verdachtzwar nahe, daB d~!:" .. ~~~§ l" ,_VC? JJ L . ..Ge,ld,d_~.~ !:.urS9rgel'). ,)Jringe, vondene,n~..:!_~t.*~1:.aIl!mt,. ,,9.i.eGe+d.. _gl)d" ~ec!:t.!::.~h,~}.!e!:. .~91Ie~. Aber es ist wohlzu unterscheiden zwischen den listi-gen Klagen iiber die s t eue rn j , mit

denen der Wohlsituierte sich aus-weist, und den Klagen uber Termin-druck, Naehlassen der Spannkraft,Oberarbeitung und Schlaf19sigkeit,die ihm nicht so leicht von denLippen :::en. Man .laBt .__ I 3_ i _C :~__.2 ' : . .gerne biBchen beIDi!::}~~den;a~~r ein Mitleid, da~ so an denS'ihn --·(rer'~·'e.lgeiten······Ex'1'st~ni .gehf·.~deprimiert. Zu b~hau~t'en', daB- '~ancherWirtschaftsfuhrer in der Sorgeurn die Bilanz sich aufreibt, daB5der Moloch des e Lq enen BetriebeA

!

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so1che ketzerischen

uldet am wenigsten der=a~sc e Sozialist, der mit demIdeo1ogen der Freiheit den Glaubenan die Allmacht des Geides gemein

at. Er hat ihn nur umgekippt inden stiIvollen HaB auf jene, diees sich nehmen. Solange er mitibnen im selben s taa t Tebt-, teilt

er so -spie~I.?_~,I,cilichauch ihreUberze-ugung I' daB alies Gluck nuram Gerd _ hancjt. Biwt er sich s eI'bs t

seinen Staat, so geht es ihm gleich-

falls darum, eine Stellung sich

zu erringen, die unangefochtenes

"GenieBen" verburgt. Auf seinemLandsitz. der vorgeblich dem ganzen

Volke gehert, lebt er wohlabgesondertvon diesem. Sein Reitpferd, wennman es fragte, konn t e ihn von einem

Gro6filrsten. von einem GroBindustri-ellen nicht unterscheiden. Gerittenwird nach wie vor. Hatte ehedemdas einfache Yolk das Zusehen,

wenn die

praBten, sotatigen den

Besitzenden prunkten und

trinken jetzt die Werk-Sekt durch die Kehlen

ihrer "berufenen Vertreter".

Die allgemeine spektakuHireAlltags konnte

und

"Feudalisierung" desbereits e i n e Erklarungdafiir, daB die

volution immerAuch die russische Oktoberrevolution

sein

kommunistische Re-

noch auspleibt.

war ja keine kommunistische Erhebung,die zuEnde gebrachte ver-

b~gerliche RevolutiontRevolutionen sind nicht

Umsetzung einer fixenWirklichkeit; sie haben

sonderna pa t e t e _

der Russen.

einfach dieIdee in dieihre historischen Bedingungen,die a r f ii Ll t; sind, wenn, wie man

sagt, die Zeit gekommen ist. Die

revolutionaren Ideen selbst sind

zunachst nur das jeweils volle

BewuBtsein einer be s t.Lmmt.en histo-

rischen Situation; dann dr_angen.

sie _daral!:£."_dieser Wirklichkei_tihr Gesetz zu geben. Revolutionist nicht Absturz .i ns Chaos, sondern

Aufstieg ins "Recht" filr alles,

was anders nur in Illegalitat undmit Heuchelei sich behauptet. Die

revolutionare Idee der Gleichheit

Ialler Menschen vor dem Gesetz war1789 auch nicht der. Affrorit gegen

~ die al te feudale Ordnung, die damalskaum noch bestand, sondern dieradikale Tendepz, die faktische

Gieichheit aller Burger vor dem

absolutistischen Konig zu legali-sieren. Konig selbst wurdeDer

nur dabei nicht mehr gebraucht.

Die Forderung "Gleiches Recht filr

alle", konrite uberhaupt erst a u f kom-:men, seitdem die absolutistischeHerrsehaft damit begonnen hatte,alle ihre Untertanen gleich schlecht

zu ~ehandeln ohne Rueksicht auf

die alten Privilegien des Adels

und der Geistlichkeit. Aus diesem

historischen Grunde ist Frankreichdie Wiege des Gleichheitsgedankens :hier war der Absolutismus am reinsten

verkorpert. Aus genau dem entgegenge-

setzten Grunde gibt es heute in

den Handelsmetropolen noch keine

entwickelte revolutionare Bewegung- ~die Menschen in der spektakularen

Klassengesellschaft sind viel atomi-sierter als die Menschen unter

dem ancien regime. Der Wind konntefreilich umschlagen, wenn proletari-

sierende Entfremdung sich zunehmend

generalisiert.Die ~usgabe von Volksaktien w~rein erster, wenn auch problematisch~r

Versuch, die Macht des Kapital~

vor jeden Umsturz zu bewahren~I

"Konsequente Verteilung des Eigen~

tums", sofern sie jemals du.r cb f iih.r bar

ware, liefe nur darauf hinaus,

die "Macht der ,Wirtsehaftslenkung"vom unmittelbaren Eigentum ah Kapital

zu trennen. Eine "Revolution derKybernetik" konnte dann in der

Tat das Herrschaftssystem ilbernehmen,in dem immer noch unten und cbenuniiberbruckbar geschieden waren.Die paradoxe Konsequenz radikalerVermogensstreuungzeigt den uberwie-

gend propagandistischen Wert desGedankens: eine hierarchische Ordnungschut~t.vor r evo Lu t Lon dren Bestrebun-gen sich am besten, indem sie aufbreiter Basis "Aufstiegschancen"

anlegt, oder doch solche Moglichkei-ten vorspiegelt. Dann verpulvert

sich die Kraft der Kritik, die

n ach oben d ranq t; , im Kampfe derkleinen Konkurrenten gegeneipander.Gerade damit aber stabilisiert

sich die Herrschaft der Klasseder Macht. Die Sachwal ter des Kapi-tals sehen vom Gipfel der Akkumu-lation zu, wie ein Yolk von sozialen

Bergsteigern auf halber Hohe sieh

gegenseitig behindert oder "fallen

laBt". Die Klasse der Macht nahrtnur beim niedren Yolk den Glauben

an die freie Konkurrenz und ihreMitglieder verflechten dabei sich

gegenseitig in einer Weise, daBkaum ein neuer in ihren Kreis eindrin-

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::~e Zeite :# in denen einm~~.,~,ki"e:isende, Konkur'renz aLl e Ln

'~ f~)~~:~a~~~~¥K~X~';:~:r~"'d~r"G;;n~'i nsoha f . :~: : '.,ers'c,hiitte.r,t.,','und "nicl1t die Macht

. . .· · · · ' I ~~~ !~ i tder Larige,weile und ,,verfiHschtenVerg'n ugungen,;, s te i'gt, ste igt bei

einem jeden aueh noeh das Vertrauen,g'erade er s e i, z u einem, Fursten

der herrschenden Ordnung erkbren.D~r kleineMann ~uB sieh auch weiter-

hi n den kblle'ktiven Traumvom Reich-

werdenselbstfinanzieren.

var. si nd vorbei. Kein::.n den USA br~n9t;' ",:

~- onig l kein mi f:tel,~Qs,er:;in westde'iltsehland

So Lch e La~~,baij,ge,n

zu 'jed!3X"Zeitdie/~]_neri ,"set zen si.e. ",dOch

.od'er pcilifi:s.Chem

fi-e11ichEinzelnen, ,

aueh

dievoraus,

Geschick dest; der Stunde

10g1e dest· dar au s abet"

unzufried.enen

z u.freien

nutzen. 'Die

Aufstiegs

cue Regel,

Merischen

die

furedie herrschendez: u kc3dern hat.Vir sehen nur, daB hi e r undgeg'enwar- '

tig das gelingt~ Wurde,die £erde_ - ~':'~~~lS.; _ .- \S ~ \_ ".. _ . ," - \ ~ ._ .

der Konkurrenten erst dar auf atffriierk-sa~-~o;c:'c""d~}t si;·"'·t~ "~'it;rer Gesamthei t

}ni1':. "',J\~iti~~:~~:I;nKr~ i 's 1 a uft; ,i ' '' 'w ei 1

jeder bloB auf seinersozialen

Stufe '.'~'~,t;.~,\,.~pderen konkuriierth die Posi_tion "der heut~e~"" ~:Jiachtigen

, ~ , . • - ,_ c. '/: ", __"-

ware 'et~~s : ;~~S,~~-~(~~~~'Da.~~,~/~.~,/~~!,'~

soziale Ordnung -------~.-~.,;;-:-~---..;,----.;.----------"-------~--------~ ,DaB revelutionar yestimmte Jugendliche

im westen wie im Ostien - bisweilen'den

"Aufstand" proben, list olme wirkliChe Bedeu-tung, so.lanqe aus den jungen HeiBspornen

ncx::h allernal\'!OhlangepaBte ,Staatsbiirger

werden.., Urn ernsthaft von revolutipriiirenBestrebungen reden zu k6nnen, ist notig,daB diejenigen unnachgiebig revolutioniir

siGh verhalten, die am Prodtfktionspr~zeB

beteiligt sind.

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lfnttrnationalt j1ltbattt

Beit rag Studium desz u m

aphas i s chen K amos

von 'll £ S F I L S DE Mr . H Y0 E ";%t1k-*--'f.ur. fr~fo~~~~.~ ~~A~~.&;.itiJg f""~~~~~ ~_

~,p-/'A~4._z:~~~· ~--r/~~~~ ~.~«,~ &1SA.l

~kff/,-;;L-/).·~ ~/~#~~~.rcL, ~~-~; t : : J : _ : ; ; : - ~~ ; ; r : : • . ~~~ .~ ; ,In del' Nummer 30 der "Faden des Mr. Hyde" schrieb ich, wobei ich an michund an einige nahe Kameraden dachte:liEs ist nicht die Frage, sich zu rechtfertigen oder sich ein gutes Gewissen zuverschaffen. Unser Uberteben - besonders meines - hat nlcnts :exemplarisches.Es besteht aus Kompromissen und Verztchten, die die einfachen matertetlenNotwendigkeiten unvermeidlich unter den gegenwartigen Bedingungen etnbrtnqen.Diejenigen unter uns, die sie zurOckgewiesen' haben, die, die sich gewetgerthaben, auch urn ein Haar breit zum Feind zu weichen, haoen diese Unnachgiebigkeitmit dem Leben oder mit der Freiheit bezahlt. Der MH3erfoig wird. nun unser

. Schicksal auf diesem Gebiet gewesen sein, .aber nichts isf verspielt, solangewir karnpten, solange wir unsere IrrtOmer und Schwachen analysieren konnen,Dies, und auch das BewuBtsein, das wir von unserer "Menschlichkeit" haben,berechtigt uns, Ober diese Welt ohne Menschlichkeit zu reden und zu urteilen

" ~Dieser Absatz hatte defr Verdienst, die Reaktion rnehrerer Leser hervorzurufen.Einer von Ihnen (Yves Ie Manach) hat einen Text von 40 Seiten geschrieben:"Kri-tischer Beitrag zu Nr.29 und Nr.30 der Faden des Mr. Hyde", der, von einertreffenden Kritik dieses Satzes ausgehend, einen umfassenderen Standpunkt Oberdas Thema der sozialen Beziehung entwickelt.Der vorliegende Text ist zugleich ein Versuch der Erlauterunq meines eigenenStandpunkts und eine Antwort an die Leser, die reagiert haben. ._-

1935 erklarte-,l\ncl(8 Gide auf einer otfentllcnen Versammlung: "Nein, )die'materiellen Fragen sind gerade nieht die wichtigsten, sondern sie sind die ersten,die wiehtigsten in der Zeit, das heiBt, daB sie bestimmend siQ2:~.TDureh dieseErklarunq rechtfertigte dieser autstandische Bourgeois in der Tat viele Dinge:Seine moralische Zustimmung zur P.C., der Politik von Stalin und sehlieBlichden Stillstand, in den die Revolution gefallen war. Zweifellos tat er dies mitUnsehuld, einfach, wei I er feststellen wollte, daB sieh die materiellen Fragenden Einwohnern der UdSSR auf eine grausame Weise aufdrangten. Wie viele

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ernationale ~tbattei m taunt. Gide einfas~_an, die von, ger Okoflpmie getr~nlJt_~V'{i[kl ich-

- _ .. salj], daB die aktuellen Bedingungen zu Entsagungen und Kompromis-ste"~ ich fest, was heute geschieht. Diese Feststellung impliziertkeif' Einverstandnis mit diesen Bedingungen und keine Oberzeugung

objek;.ven Wirklichkeit der Okonornie, Dennoch kann man' dem Satzelne gewisse Richtigkeit nichtabsprechen. Die materiellen Notwendig-

_ we!1rl sie nicht anderweitig bestimmt sind - dranqen sich trotzdem- - derul ;1 den aktueuen sozialen Bedingungen haben wir nicht die Mittel,

ihrer. wirklichen Platz zuruckzustellen, der untergeordnet ist.auf • zeniqe Ausnanmen karin ein Mensch uberleben, selbst wenn er nichtt (dfvon haben wir jeden Tag Beispiele), aber er wird nicht lange denken

- nen wenn er nicht iBt. (Man weiB sogar, daB die Oualitat der Nahrung dieualit~~~des Denkens beeinfluBt.). Die materiellen NotwendigkeitEm sind tatsachlicn

die zrsten, in der Zeit, dies gilt ebenso gegenwartig: primum vivere, deindephil:sophare•••Oi:' elementaren Notwendigkeiten sind gleichwohl einfach und ihre Befriedigung&,:11eintleicht zu verwirklichen: essen, trinken, sich kleiden, schlafen.s, Die, Tiereversoroen sich in der Tat ohne Probleme, aber dennoch verzichten gewisse auf

ihre Freiheit ( Der Hund und der Wolf). Wenn uns die einfachen Notwendigkeitendazu tuhren, wie' Hunde zu leben, ist dies so, weil manches in der Gesellschaftder Menschen nicht gel1t•.Man muB klar erkennen, daB sich uns die Gesetze der Wirtschaft deshalb autdran-

,gen, weil sie von Qewissen akzeptierr und anderen~.9!J,LcJ:L Zwanqvund Gewalt,auferlegt sind.

In einer Welt, in der man sogar furs Pissen bezahlen muB, kann man saqen,daB die Gesetze der Wirtschaft allgegenwartig sind ••• <

Angesichts der Maeht und der Gegenwartigkeit der materiellen Notwendigkeitenbestenen diel elementaren KOmpromisse dar in, zu arbeiten und zu bezahlen,um etwas zum Essen, Trinken, Kleiden, Schlaten, etc. zu erhalten. Das schlieBt

\} jedoch nicht ein, daB man diese Situation als "normal" und unverrnetdllcf be"frach-

~~~i:

ist o~n: Zweifel ein~ach, von der Hone seiner' th:or,etischen Oberzeugungen. . \\~ aus diejenigen zu kritisieren, die diese Kompromisse akzeptieren - obwohl sie

\

'<If Idas nicht mit der Frohlichkeit des Herzens tun - aber wer kann behaupten,niemals einem solchen Vergleich nachgegebenzu haben?

\

' Zu akzeptieren, -sich in die Gemeinschaftsregel zu fugen, ist nioht glanzvoll.aber jeder ..hat auf Grund seiner Einsamkeit keine andere unmittelbare Losunq,Solange 'das, fundamentale Problem, gas der sozialen Beziehungen, nicht auf

~

enSChU:CRe ..' Weise gel6st worden ist, (also solange das Reich der. Trennung und

~

\~. d.i~ .bko.n.omie .d. ie.. Mensehen beherr.sent, sind es gena.u di.e materiellen Notwendig-keiten, die uns zwmgen. j1AIl"..brigens sei ruerbei bernerkt, daB diese Welt zu kritisieren und riehten niehtheiBt,· die Indi'V'Tduenzu kritisieren und zu richten,· die nichts gefordert haben,sondern von einem menschliehen Standpunkt aus (und ieh komme auf diesen

\ Punkt zuruck) die Bedingungen zu kritisieren und zu richten, die ihrerseits un-menschlich sind.~ Den.kenist dje erste Waffe,qb€!r cdi€L),9P_v~r.fqg~n kann, u rn mich als Mensch

]e-gendie Angriffe der Okonom"iE~'Zu. verteidigen.' .~ ~E shandelr'sieh beim scrirelbeii" n,cht ~aa'tum, zu entweichen oder sich hervorzutun\.~ oder auch, sich eine hohere Rolle Zuzuschr.eiben (die des Denkers oder des Revolu-~ tionars), sondern es geht darurn, zu verstehen und zu suchen: Verstehen, warum\ ~ wir einen Unterschied empfinden zwischen unseren Sehnsuchten und dieser "Wirk-

(~ \ lichkeit"; suchen, wie man diese Wirkliehkeit umwandeln kann, um sie dem ent-" sprechend zu erreichen, was wir als unsere Menschlichkeit begreifen. Es ist

~

ieht die Frage, zu einem Vorwand, den wirOber den Augenblick hinaus zuruck-

\. weisen, .ein.en ~erm,eintliehen I:?et.e~minismus der Wirkli~hkeit. zu akzePt.ieren, ~ ."" dieser Wlrkllchk~lt, die nur Mater ial isierunq der getrennten Okonornie ist.

') Aber sieh da, wir haben nur unseren Willen (der wenig und viel zugleich ist), "

c=s=: . /~d1~2~~ ~,,~. l~C~/· ~~?"7r'VC/J~

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ernationate 1lgebatt t- el an jedem Ort des Planeten organisch in gleicher Weise zur

stenen. Und eben deshalb ist die menschtiche Okonomie eine Notwendig-ObertluB besteht tatsacnucn im MaBstab des Planeten, im MaBstab

.......... ""'hlichkeit - aber er besteht nicht im MaBstab der Okonomie, Tatsachttchuns die materiellen Notwendigkeiten als zwingend und zwingen uns

all:5iiililCtll" weH wir durch die getrennte Okonomie enttrerndet sind. l,..etztendlichdas eine Banalltat, die wir aile mehr oder wenioer bewuBt begreifen.

aterieUen Fakten sind leider beredt: Jeden Tag sterben Menschen ausr.l1..: :JBI.s' aus Kalte, aus Einsamkeit in den sogenannten zivilisierten und entwlckelteniI....CI .......... n, Gabe es nicht wirkliche materielle Notwendiqkeiten, anders als diese,

reh oas Nichtfunktionieren unserer soz+alen Beziehungen aufrechterhaltenden, anoerte sich daran nichts. Oefinitiv , die Menschen sterben als Opfer

ieser falschen Beziehungen, direkt oder indirekt.Yankann natorlcih feststellen, daB, wenn "unsere physischen BedOrfnisse als

wendigkeiten erscheinen, die die Verwirklichung unserer Humanitat verhindern,dies so ist, weil wir trotz dieser Hurnanitat weiterhin in der Sphare der Ani-matitat leoen," Aller das lost gar nichts. Man kann sich nicht damit begnOgen,das'Individuu'm auf sich setost, auf. seine eigene Isolierung zu verweisen, "du ubst deineMp.nschlichkeit n'ichtaus, dubist also der erste Verantwortliche fOr dein UnglOckJ"Wenn dem so ist. bliebe nichts alsaufzuhoren.len habe wirklich rucnt gewanlt, in der Sphare der Anirna+itat zu leoen, ManmuB daher auf die ursprOnglichen Ursachen dieser Situation verweisen. ~ Manrnuf ebenso die Zogel identifizieren, die uns daran hindern, der Gefangenschaftdieser Anlmalitat zu entweichen. SchlieBlich kann die Kritik nur noch beginnen.

lAber die Befriedigungder rnater iellen BedOrfnisse darf nicht jeder Handlung.vorausgehen, sie muB die Konsequenz der Realisierung der Humanitat sein, NochAugenscheinlichkeit? kann seln, aber wovon die prakttsche . Realisierung nochnicht begonnen hat.Oer Ursprung unserer Entfremdung verweist auf die Zeiten, wo die Mensohheitmiteiner feindlichenund unverstandlichen Welt konfrontiert war, . Die unkontrol-lierten natOrlichen Phanomene,die Abwesenheit der Vorratshaltung tuhrten zuKatastrophen, gegen die die Menschen sich gemeinschaftlich zu schOtzen sucnten,namlich durch eine soziale Organisation. Seit dem Sesshaftwerden und dem Auf-treten des Ackerbaus materialisierte sich dieser kollektive Schutz durch eineRollenteilung und eine Schichtenbildung. In den primitiven Geseuscnatten teiltesich die Macht linter den Kriegern (verantwortlich fOr den Schutz vor tierischenooer menschlichen Feinden) und den Priestern (verantwortlich fOt die Kommuni-kation mit den unsichtbaren Kratten), Bauern und Handwerker fanden sich derMacht der Priester und Krieger unterstellt. Es muB bemerkt werden, daB in

t,dieser ersten Phase keine Klasse dafOr verantwortlich war, den Austausch zu,sichern. Oieser praktizierte sich frei und die soziale Organisation bewahrte einenmenschlichen Charakter.Man sagt, die Krieger, sind der Ursprung des Schwertadels. Mit der Ausdehnungdes Handelssystems bildete sich spater ein . II Robben"adel, bestehend aus juristischenBewachern der sozialen Ordnung. Priester und Krieger stritten sich um die Macht,aber die stabile Form der soz ialerr Ordnung war pyramidal: Gott, sein zeitweiligerVertreter (Konig. Kaiser, Pabst, •••) der Adel (belehnt durch den Vertreter Gottes)und das "Volk", .Die freien Produzenten wurden Sklaven, als sie sich unter den Schutz der Waffenoder Gottes begaben.In ihrer ersten Phase bewahrte diese Struktur Austauschbeziehungen, die aufdas Zusammentreffen von Individuen gegrOndet waren. rOie Produkte zirkulierten

Ials Funktion lhres ·G.ebrauchs,. folgend dem Netz der .ve.rwandtSChaft, der Verbunden-heit oder der Unterordnung (davon tinden sich noch Spuren in Praktiken einigerDorfer), Der Wert des Produktes existierte nicht auBerhalb vom ihm, er warnicht MaB und n.i.cht .'fT\_eBbar..!J Diese Art des sozialen Funktionierens scheintirn pharaoischen Agypten bis zur Ankunft der Griechen Oberkommen zu seinund .auch in zahlreichen auaereurooaiscnen Regionen der Welt bis zur Ankunftder Kolonialrnachte,

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Der Handelsaustausch existierte wahrenddessen schon zwischen frernderGruppen,Vt !U - Die Nicht-Zuqehor iqkeit zur'Gemeinschaf-t war die notwendige Bedingung zurI/.;k.p_ .. ~ Errichtung cureh den Tauschwert vermittelter Beziehungen. 1m Inneren der Gemein-f~rN sehaft geschah die Zirkulation der Produkte ohne Verm ittlung, denn es existierten17f"~ Branche und feste mensehliche Beziehungen.

Die Trennung ist gerade die Grundlage der Institution der Handelsbeziehunge:'Urn oas innere Gleichgewicht der Gemeinschaft zu bewahren und das flOssigeSystem der Produktzirkulation zu erhalten war der Handelsaustauseh zuerstausschliel3lich zwischen Chefs verschiedener .Gemeinschaften praktiziert. DieseSituation hat sich nach den Beobachtungen der Ethnologen in Afrika bis zumBeginn dieses Jahrhunderts Oberliefert. ~.Die Handelsbeziehungbildete eine Drohung (die von Anfangklar erkannt wurde)der Zerstorunq der Gemeinschaft. Die Geschaftspraxis wurde daher GruppenOberlassen, die nicht zur Gemeinschaft gehorten. Man veraehtete und hassteden Handler, Trager eines Keirns der Verniehtung der mensehliehen Orgnisation.Dieser HaB und diese Verachtung haben unter verschiedenen Forrnen im Laufder Zeit Oberlebt. So weigerten sich die Araber zum Zeitpunkt der Ausdehnungdes Islam? den Handelzu praktizieren und sogar Kontakt mit den kostbaren

Metallen zu haben, die zum Handel dienten. In der muselmanischen Welt warenes die Christen (Grieehen, Armenier, •••) und die Juden, die lange Zeit dleseniedrige Arbeit und die unreinen Gewerbe (Juwelier, Schmied, •••) sicherten. Ebensoblieb im Abendland, trotz der Entwicklung einer : Handelsbourgeoisie dieselangeZeit veraehtet (Der Adelige Bourgeois •••) • Der Jude, der den Wueher praktizierenkonnte (den die Kirche verbot) wurde sogar zum Symbol der Handelbeziehungen.Der reiche Handler und der jOdische Bankeir wurden gehal3te Personllchkelten,die man regelmaBig und zu jedem Anla13 massakrierte (Pest, soziale Schwierig-keiten, sehlechte Ernte ••••). Man konnte ihn Obrigensohne GewissensbiB rnassa-krieren; das Evangelium hat in dem Verrat des Judas tur 30 Denare schon seineSchande aufgedeckt. . "

Man stimmt darin uberein, daB es die Griechen waren, dieim 8.Jahrhundertvor unserer Zeitrechnung den Handel im Detail und das Geld erfanden. Sie instituti-

onalisierten damit die Handelsbeziehung und die Zerstorung iff.der . mensehlichenGemeinschaft. . ~Die griechische Welt, als sie sich nach Mittelasien und nach A,gypten ausdehnte,leitete die Konstruktion einer vereinigten Handelswelt ein. ,'.In der Foige wurde die Handelsbeziehung das universelle Gesetz der abendlandischenWelt. Die Handler beuteten den Raum aus, bevor sie davon Besiti ergriffen.Sie sind die ersten Ausbeuter, die Motoren der groBen Expeditionen, der KreuzzOge,und der Kolonisation.Yom Mittelalter an bildeten sich die ersten Handetsstadte: Genua, Venedig,Florenz wurden tatsachlich von Handlern beherrscht, die sich der Macht desPabstes und der Kaiser widersetzen konnten, Die Krieger waren nicht mehrdie herrschende Klasse, sondern im Sold der Handler, urn den Schutz des Handelszu gewahren.ln Genua war vom 11.Jahrhundert an die Regierung in den Handen

'der Handelsbourgeoisie. die iahr ltch einen Rat wahlte,In Florenz wurde 1138 die Regierung gewahlten Konsuln anvertraut und seit1207 war der Staatschef ein qewahlter Podestat. Ende des 13.Jahrhunderts.hattedas politische florentinische System aile Macht '110m Adel gezogen und konntesogar die Teilung der exekutiven, legislativen und judikativen Machte vollbringen.Der Podestat war nur ein zierender Strohmann der Handler, die allein Stimmrechthatten.So war es auch in Florenz, wahrend dieser Periode wurde die doppelte BuchfOhrung,der Handelsbrief und das Postsystem erfunden.In Nordeuropa stellte die altdeutsche Hanse die Macht der Handler dar. DieseVerbindung unabhanqlqer Stadte hatte keinen Staat, keine Armee aber eine Struktur,die eine betrachttiche verborgene Macht bildete, die bis ins 17.Jahrhundert dauerte,Die ersten Lockungen der Handelsgesellsehaft wurden fortschreitend aufgesaugt,

aber wahrenddessen setzte die Handelsbourqeoiaie ihren Aufstieg zur Machtfort. 1m 17. Jahrhundert in England, dann im 18.Jahrhundert in Nordamerika

1l\tbatte

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d J a t t e

I,

an reich bemachtigte sich die Bourgeoisie der polltiscnen Macht.-rgeriiche -Klasse gab sieh nun zunehmend als reprasentativ fOr die Mensch-

i eit setbst aus. Die allgemeine Erktarunq der Mensehenreehte bezeugen gleieh-zeitigdieses Streben und den Willen die Gesamtheit der mensehliehen Beziehungenin juristisehen Vertraqen gerinnen zu lassen. .Die Bourgeoisie indentifizierte sieh das ganze 19.Jahrhundert Ober mit dem

"Volk" und der "Nation" gegen die nationalen Revolutionen; obwohl sie jedenproletarisehen Versueh im Blut erstiekte.Das Ergebnis dieser Entwieklung ist die spektakulare Handelswelt, die wir kennen.Es ware anmaBend, sie in einigen Zeilen eharakterisieren zu wollen, eine soleheArbeit ist in der Bewegung der sozialen Kritik "im Werden".Die Erfindung des Handels dureh die Grieehen hat die Mensehliehkeit in eineVerwicklung gestorzt. Die Handelsbeziehung, entfremdete Form der Beziehungzwischen den Mensehen ist zunehmend die allqerneine und quasi ausschlieBlicheBeziehung geworden, die danach traehtet, sieh mit i der Lebensweise der Mensthenzu identifizieren.Die liberale Rede 'sagt niehts anderes als dies: die einzig moqltche menschlicheBeziehung ist die Handelsbeziehung. Aber die sozialdemokratische Ideologie,der Marxismus-Leninismus sagen auch nichts anderes. Die Handelsbeziehung

impliziert tatsachltch eine gewisse Menge Konsequenzen, die den Menschen indie Sphare der Animal+tat einschlieBen.

Mit der Handelsbeziehung sucht der Produzent nicht mehr die Gesamtheit seinereigenen BedOrfiiisse zu befriedigen. Er produziert fOr ein gemeinsames BedOrfnisfOr andere Produzenten, die ihrerseits ihm Produkte ihrer Spezialisierung liefern.Die Arbeitsteilung hat auf die menschlichen Beziehungen, die auBer dem Handels-austausch noch bestehen konnten, eine auf losenden Wirkl,mg, denn die Produzentensind getrennt einer vom anderen abhangig und nieht mehr gemeinschaftlieh.Die Gemeinsehaft atomisiert sich also in getrennte Individuen.Die Handelsbeziehung, die die Trennung mit sieh bringt, ist gleiehzeitig derBeginn der Lohnarbeitersehaft. Der Wert, der den Austauseh vermittelt, beherrsehtaueh die produzierende Aktlvitat, Die neuen Produktionsbeziehurg wird von ihremAuftreten an dureh ausdrOekliehe oder nicht juristisehe Vertraqe konkretisiert,die sieh an die Stelle alterer Regeln der zwischenmensehliehen Beziehungensetzten.Ebenso war es die Handelsbeziehung, die "das Recht des Eigentums" entstehenlieB. Der EigentOmer kann [eden Augenbliek Ober sein Gut verfOgen, das alsFunktion seines "Werts" austauscnbar ist. Das Recht des Eigentums ist alsoso wie ieh gesagt habe ein Recht des Nicht-Gebrauehs, denn das Eigentum muBfOr den Austauseh verfOgbar bleiben.Die Entwicklung dieser Weise des sozialen Funktionierens ist dasReieh derTrennung und die Entfremdung des Menschen. Wir sind heute noch in einem"unvollendetem" Stadium dieser Gesellsehaft, aber die in Frankreieh dureh diesogenannte Linke angebahnten Anderungen dienen ihrer Vervollkommnung. DieVerwalter der Ware haben noeh einige schwarze Punkte zu losen, wie das Nutz-barmachen der Unproduktiven (Arbeitslosen, Alten, Behinderten), die Restaurierungder Ideate, die Sehaffung eines "sozialen Kitts". Sie bemOhen sich dureh dieROckkehr zur FamiHe (trotz zunahme der Scheidungsfalle) und zum "asso.ziiertenLeben", dieses Pseudo-Leben der Neo-Dorter , die von falschen mensehlichen Bezie-hungen beherrscht sind.Die sogenannte liberale Gesellsehaft, die wir im Westen kennen, toleriert vieles,sie kann zunehrnenu die Formen der gewaltsamen Auseinandersetzung wie diemarginalisierte Verweigerung verdauen. Sie kbnnte aber den generalisierten bffent-lichen Widerstand nieht verdauen. Aile Sehwierigkeit besteht darin, ein maehtigesNetz bffentliehen Widerstands zu erriehten •

...Der Mythos von der mensehliChen Natur, den das liberale Denken seit dern 19.Jahr-hundert schuf (~nd den ieh meinerseits von der wirkliehen menschliehen Na!yr,die ieh unsere MenselJliel)k~it.=rumoe, yO!;~~§rjleiQ.e),ist eine der haltbarsten Festun-gen der Handelsgesellschaft. Naeh dieser wirklieh tierisehen Sieht des Menschen

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"/

J)tbat teware dieser von Natur aus an das Eigentum gebunden (Besitzinstinkt),· an dieHierarchie, an die Sicherhert, ja sogar an die Ordnung und tande Geschmackan derMacht. Aber dieses Bild weisen wir vom ersten Augenblick zuruck, es ist da~des durch .die Okonomie entfr~ll]de~~n .J\t!~QSS:.~E2[k.....,Q~" , .~..Q~., .bl.[I~~l~r.Ich glaube sogar nich~ daB einfach vo . ",-"aIJ~.ru..Q~

solche ~~~hll9J1e ,Ngt.Y..r.......llU1~~~~gg~~.--1tg~j£h,~i.~""J:ll!:r':s.vertragllcn 1S t;,. _ .

Seit seines Auftretens unter ·gOnstigen okoloqischen Bedinqunqen, an die er slch'anpasste, unterscheidet sich der Mensch (Homo habilis, Homo erectus, Homo'sapiens) von den Tieren im Wesentlichen durchein reflektierendes BewuBtseihund ein sozrates Leben. Diese neuen Fahigkeiten hatten dennoch nicht augenblick-lich die Schrittfolge seiner vormaligen tierischen Situation aufgehoben. DieseSchrittfolge ist das bildende Element des Handelsdenkens.Der Mensch ubt seine Hurnanltat nicht aus, ~eJJ~~_ fljcht .sein . ganze~ Gehirn

)( g,eJJl!.t~t~nd.. da_her nicht vo~ seine. speziflscne -:-Natu~v~ir~h'OberTe6t im'-1:)'se1ffil1ge1(1eI'-bkonomle, wei er sich nicht In die Position setzt,ein Mensch zu sein.Die Verwalter der Welt und der Ware sind keine Menschen sondeen Tiere mitMenschengesicht, wie eine Werbung fur radio . pertpherique vor einigen Jahrenzeigte (der junge Wolf und der alte Lowe sind durch ein menschliches Gesichtversteckte Realitaten). Die gegenwartigen materiellen ~n, Folqen des ,'Reichs der getrennten Ok6'omie, ha en _ enau zum Ziel uns dazu zu bringen,auf einen Teil unserer Menschlic kelt zu vert· en und unter Kompromissendie ausschlieBliche Realitat der Handelswelt zu akzeptieren.Die Handelsbeziehung bildet so den Gordischen Knoten, den man, zweifellosauf Alexanders Weise, rosen muB, um fortzuschreiten.Aber sobald man versucht, die Handelsbeziehung zu ver Iassen, um andere Typenvon Beziehungen funktionieren zu lassen, stoat man scnnell : an zwei Schwierig-keiten:- Die Schwierigkeit Praxis werden zu lassen, was die Erfahrungen der 70er .Jahreans Licht gebracht haben. Die Versuche der Selbstverwaltung sind zumeist aufnur okonornisches Gebiet oescnrankt und gingen deshalb schnell im NOtzlichkeits-

" 7 denken unter: Die heutige Verwaltung einer Produktion, die nicht wirk lich gerecht-/.; fertigt ist.

Diese Versuche sind nicht von einer Selbstverwaltunq des taqtichen Lebens beglei-tet .und dementsprechend zogen die Erfahrungen des Gemeinschaftslebens keineSchlOsse aus den auBeren okonornischen Zwanqen, In beiden Fallen war der MiBer-folg bedeutsam, wobei er dennoch nicht bestimmt ist, da das Ziel bleibt, diese.beiden getrennten Gebiete zusammenzubinden. Die Okonomie zu verlassen, heiBttatsachlich, sie in anderen Worten zu "tunren", Wenn die Handelsgesellschaftaus jeder menschlichen Beziehung eine okonomiscne Beziehung machen will,wollen wir die okcnornischen Beziehung ihre menschliche Funktion wieder findenlassen, indem wir sie vom Wert befreien.-theoretische Schwierigkeit: Di-e Definition ex-nlhllo des anderen sozial-okonorni-schen Funktionierens stobt an einen allgemeioen Skeptizismus, der durch dieUberzeugung von der Realttat der liberalen menschlichen Natur unterstotzt wird.Das Wort von der Utopie (gesetzt in einer deformierten Zustirnmunq) ist diesystematische Antwort... Gewisse Kammertheoretiker, die die Tradition der "uto-pischen Sozialisten" des 19.Jahrhunderts wieder aufnehmen, zoqern wahrenddessennicht, sich eine Welt vorzustellen, die nach anderen Regeln harmonsich funktio-niert. Unter den zeitlich Letzten versucht Serge Kristofer Kolm in "Die guteOkonornie" eine Theor ie der "allgemeinen Geqense ittqkeit" zu basteln. Dazubedarf es den Anruf zahlreicher "wissenschattlicher'' Begriffe. Aber trotz seinesVersuchs, genau lind glaubwOrdig zu sein, gelingt es ihm nur, eine zumeist toteTheorie zu schaffen... Die Grundidee ist dennoch richtig und bestechend; dennsie grOndet sich auf die AusObung der Menschlichkeit, aber dem Autor gelingtes keinen Moment, den "Drehl! zu entschlejero, .. der die Wechselseitig1seitzlJ.11II

/I I Laufen bringt.

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REGISTER DER BISHERIGENNUMMERN VON SUBVERSION

Nummer 1 (Sommer 81)

Proletarische Aktion in Polen / Der soziale

Aufstand in Nikaragua und die Notbremsedes Sandinismus / Der Militantismus - Vexier-spiegel staatlicher Normalitat / Berlinbei Nacht / Konturen der Gegenwart / Destruiertd ie Grundlagen - arbeitet n ie

Nummer 2 (Winter 81/82)

Die Schlagbaume der Politik brennenschon / Es liegen genug Leichen herum /Irland einSchrottplatz nationalistischerMythen / Kritik der Si tuationistischen Inter-

nationale - v. J. Barrot / Kritik der Rate-

ideologie / wir scheuen das Licht der Offent-lichkeit u.a.

Nummer 3 (Sommer 82)

Neuer Faust, altes Trauerspiel / Schlul3mit dem psychologischen Trockenschwim-men / Wir sind nicht das Gewissen der Ge-schichte aber wir rnachen sie / Konver-sationslexikon fUr die aufsal3ige Jugend/ Der Mensch als Ausschul3ware / Informationundo Offentlichkeit Luge /. tiber die Be-dingungen

u.a.

der revolutionaren Kollektivitat

Nummer 4 (Winter 82/83)

Rt~psodie in rouge / Auf der Seite des sozialenlen· / Pazifismus und Gewalt / Vorschlagf iir die Bildung einer intemationalen Koordi-nation der Revolutionare u.a.

Nummer 5 (Sommer 83)

Das Projekt der generalisierten Kornmunikation

/ Was uns von W. Reich bleibt / Liebe im

Wandel der Zeit ein historischer Abril3/ Eine kurriose Karriere/ Amok und Potlatsch u.a.

v. W. Semer

Nummer 6/7 (Winter 83/84)

Getarnte Netze / Die Haltungen in einerEpoche in der die Rollen ihre Bedeutungverloren haben / Die Entwieklung der Poesie

in der bUrgerlichen Gesellschaft / Die Wissen-schaft der Liebe / Auf Erfahrung gegriindeterBeitrag zur Kritik der marxistischen Ideologieu.a.

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Kosteniibernahme nnr bei nieht

-aussiehtslosen Heilverfahren

KASSEL, 28. Januar (AP). Das Bun-dessozialgericht in Kassel hat entschie-den, daB die Rentenversicherung bei Er-werbsunfii.higkeit kein Heilverfahren zugewahren braueht, wenn damit zu rech-neri ist, daB die RehabilitationsmaBnah-men erfolglos bleiben .werden. Davonsei dann auszugehen, wenn die Er-werbsfii.higkeit voraussichtlich nichtwiederhergestellt oder zumindest nichtwesentlich verbessert werden konne.Yom Bundessozialgericht wurde deswe-gen die Klage auf Kosteni.ibernahniefiir den Klinikaufenthalt und die an-schlieBende Heimunterbringung eines51 Jahre alten Mannes aus Baden-Wtirtternberg abgewiesen, der anSchwachsinn und fortschreitender Schi-zophrenie leidet "und auBerdem erheb-lich zur Trunksucht neigt, Die Landes-versicherungsanstalt von Baden zahltdem Mann Rente wegen vorzeitiger Er-werbsunfii.hlgkeit, weigerte slch aber,zusii.tzlich die Kosten des Heilverfa,h-rens zu iibernehmen, das zur Anpas-

kung und Gewohnung des Mannes annormale Verhaltnisse dienen soll. DieOrtskrankenkasse. verweigerte ebenfallsdie Kostentibez:nahme,. wei! es sich beidem Mann iiberwiegend urn einen Pfle-gefall handelt. (Aktenzeichen: 4 RJ 9/84.)

Nummer 8 (Sommer 84)

Neueste Schlagzeilen / Die Zukunft des Hurrors

und die Bewegung des Kommunismus i Puffkesehnt sich nach dem Mi ttelalter / Die Gesell-schaftdes Situationismus / Der Mythos der

Krise - Krise des Mythos u.a.

Nummer 9/10 (Winter 84/85)

Die Modemisierung der Anpassung / Worterbuch

fUr Frenrle / Bye, bye Karneval / Geschichteund Gesetzmal3igkeit / Grundrisse einer Kritikder spektakularen Handelsokonomie u.a.

Nummer 11/12 (Sommer 85)

Demontage der HeLden / Wer hat Probleme

mit dem Welthu~ger? / Wider die englische

Krankheit / Zurn 300 Geburtstag von JohannSebastian Bach / Die Krise der Schranken

und der Mythos der Krise / Die Mechanismender Vertierung eines Menschen von HeuteKarl I1arx:Van Selbstmord / Chronik / Korrespondenz mit einem Schwachkopf

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GESSEN SIE ~NICHT DAS GELDIN BRIEFMARKEN ODER SCHEINENBEIZULEGEN (EinfacheNr. DM 3, Doppelnummer OM 5).

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